Ein Kreuz mit dem Kreuz? - Rückenschmerzen erfolgreich bekämpfen.
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ikk-classic.de Ein Kreuz mit dem Kreuz? Rückenschmerzen erfolgreich bekämpfen. 100 10703_IKK classic_Rücken_0115.indd 1 23.01.15 12:36
2 | Inhalt Inhaltsverzeichnis Rückenschmerzen 5 Die Ursachen sind vielfältig 5 Was wirklich hilft 7 Bewerten Sie Ihr persönliches Verhalten 9 Ich gehe auf Erfolgskurs 10 Meine Ziele 10 Mehr Bewegung 13 Ausdauernd fit. 13 Diese Sportarten sind für Ihren Rücken gut 14 Den Rücken stärken 16 Erfolgreichen gegen Rückenschmerzen 16 Gut für den ganzen Körper 16 Übungen für Hals, Nacken, Schultern, Brust, Bauch, Rücken und Gesäß 18 Öfter entspannen 23 Entspannung nach Jacobson 23 Rückengerecht leben 26 Dynamisch sitzen 27 Richtig bücken, heben und tragen 28 Die Wirbelsäule 29 100 10703_IKK classic_Rücken_0115.indd 2 23.01.15 12:36
Vorwort | 3 Ein schmerzfreier Rücken. Es lohnt sich Liebe Leserin, lieber Leser, können Sie ganz nebenbei in Ihrem Ihr Rücken schmerzt und die Beweg- Tagesablauf verwirklichen. lichkeit ist eingeschränkt? Sie lesen diese Broschüre und machen damit Der Rücken wird zu Recht als die einen ersten wichtigen Schritt: Wenn Achse des Körpers bezeichnet, ist er Sie Beschwerden und Schmerzen doch unbestritten Dreh- und Angel- nicht als etwas Schicksalhaftes oder punkt für eine aufrechte Haltung Unabänderliches ansehen, sondern und alle Bewegungen. Durch eine als Chance begreifen, dann sind Sie aktive(re) Lebensweise können Sie auch auf dem richtigen Weg. Ihren Rücken stärken und sogar künftigen Beschwerden zuvorkom- Beschwerden sind ein Signal des men. So bewahren Sie sich Ihre Körpers, zum Beispiel Ihrem Rücken Lebensqualität nach dem Motto „Ist mehr Aufmerksamkeit zu widmen, der Rücken gesund, fühlt sich der bevor größere Schäden vorliegen. Mensch wohl.“ Dabei helfen Ihnen zahlreiche Ratschläge, Übungen und Tipps Viel Erfolg wünscht Ihnen in dieser Broschüre. Viele davon Ihre IKK Classic 100 10703_IKK classic_Rücken_0115.indd 3 23.01.15 12:36
Rückenschmerzen | 5 Rückenschmerzen. Die Ursachen sind vielfältig Rückenschmerzen – weit verbreitet des Arbeitsplatzes, aber auch Stress, Rund zwei Drittel der Deutschen lei- Hektik, Über- oder Unterforderung. den mehr oder weniger häufig unter Diese Liste sogenannter seelischer Rückenschmerzen. Werden die davon Ursachen ließe sich beliebig fortset- Betroffenen nach dem Auslöser zen. Der Volksmund kennt dazu viele befragt, dann führen berufsbedingtes treffende Beispiele: Wenn nämlich (schweres) Heben und Tragen, gefolgt Probleme wie eine „zentnerschwere von ungünstiger Körperhaltung, zu Last auf den Schultern liegen“ und viel Sitzen und einer allgemeinen den Menschen fast „erdrücken“ Überbelastung die Reihenfolge an. oder ihn vor „Gram beugen“ oder Verschleißerscheinungen, Bandschei- er den „Kopf hängen lässt“. Vielfach benvorfall sowie zu wenig Bewegung führen auch angespannte geistige und Sport werden seltener als Ursa- Tätigkeiten im Sitzen, während die chen genannt. Muskulatur zusehends erschlafft, zu Beschwerden. Statt beweglich Diese Selbsteinschätzung entspricht zu bleiben, werden Schultern und insbesondere mit Blick auf Ver- Rücken zunehmend verspannter. schleißerscheinungen und Band- scheibenvorfall (nicht jedoch wegen Der Schein trügt zu wenig Bewegung und Sport) im Bildgebende Verfahren (z. B. Rönt- Wesentlichen auch der ärztlichen gen) können deshalb die Ursachen Meinung und der wissenschaftlichen oft nicht aufspüren. Umgekehrt sind Literatur: Rückenschmerzen haben auf Röntgenaufnahmen häufig Ver- häufig keine organische Ursache, änderungen zu erkennen, die aber vielfach werden sie von psychi- nicht Ursache der Schmerzen sind. schen Belastungen hervorgerufen. Bei vielen Aufnahmen sind zwar Dazu zählen persönliche Schicksals- mehr oder weniger starke Abnut- schläge, Trauer, Wut, Ärger, Angst, zungserscheinungen zu erkennen, Lebenseinschränkungen, der Verlust aber das sagt nichts darüber aus, 100 10703_IKK classic_Rücken_0115.indd 5 23.01.15 12:36
6 | Rückenschmerzen ob tatsächlich Beschwerden vorlie- „Befinden und Befund“ oder „Befund gen. So hat zum Beispiel fast die und Befinden“ vorliegen wie bei Hälfte der 50-Jährigen einen Band- den Rückenbeschwerden. Deshalb scheibenvorfall, merkt aber nichts können Röntgenaufnahmen sogar davon. Umgekehrt gelten rund 90 % (!) schaden, wenn sie zum Beispiel bei aller Rückenschmerzen als „unspezi- harmlosen Befunden eher zu einer fisch“, d. h. es ist bei Röntgenaufnah- Schonhaltung verleiten, statt durch men kein Auslöser zu finden. Es gibt eigene Aktivitäten die Selbstheilung kaum einen anderen Bereich, in dem zu fördern. so große Unterschiede zwischen Mögliche Ursachen meiner Rückenbeschwerden Körperlicher Bereich Seelischer Bereich Ein Teufelskreis umso weniger können sich die Mus- Was landläufig mit „Rückenschmer- keln entspannen, was den Schmerz zen“ bezeichnet wird, betrifft neben immer mehr verstärkt. Dabei spielt der Wirbelsäule insbesondere den auch die körperliche Fitness eine Nacken, die Schultern und den entscheidende Rolle. Je weniger die gesamten Rückenbereich. Das ist ein gesamte Rückenmuskulatur trainiert, komplexes, miteinander verflochte- also gestärkt und beweglich ist, nes, durch und durch bewegliches umso sicherer tritt folgendes ein: System von Muskeln, Sehnen, Bän- Der Körper spannt in dem betroffe- dern und Gelenken. Verspannt sich nen Gebiet alle Muskeln noch mehr die Muskulatur, dann verhärtet sie an, um sie ruhig zu stellen und sich und wird zunehmend schlechter damit zu schonen. Zunehmende durchblutet. Ein Teufelskreis beginnt: Verspannungen und auch Schmerzen Je mehr die Verspannung zunimmt, sind die Folge. 100 10703_IKK classic_Rücken_0115.indd 6 23.01.15 12:36
Rückenschmerzen | 7 Meine Rückenbeschwerden Verspannungen habe ich: nein ja Wo? Wann/bei welchen Gelegenheiten? Schmerzen verspüre ich: nein ja Wo? Was ich dagegen tue: Was wirklich hilft fördern die Durchblutung, verbes- „Bei streng wissenschaftlicher Unter- sern nicht nur die Beweglichkeit, suchung haben sich die meisten Ver- die Koordination und Gelenkfunk- fahren zur Behandlung akuter oder tionen, sondern steigern auch die chronischer Rückenschmerzen als Muskelkraft sowie die Ausdauer des nicht besonders wirksam erwiesen“, Herz-Kreislauf-Systems. Schmerzen meint die Bundesärztekammer. Dazu werden wirksam bekämpft! zählen Injektionen, Bettruhe, Kor- setts, Bandagen, auch Wärme- und Schmerz ist nicht gleich Schmerz Kälteanwendungen, Elektrotherapie, Schmerzen, vor allem Rückenschmer- Bäder, Akupunktur usw. Auch Massa- zen, werden ganz unterschiedlich gen seien ebenso wie Chirotherapie wahrgenommen. Unser Nervensys- nur in Kombination mit anderen tem leitet „Empfindungen“ an das Maßnahmen wirksam. Gehirn weiter, wo sie entsprechend „verarbeitet“ werden. Deshalb lassen Dagegen stehen frühzeitige Akti- sich Schmerzen auch willentlich be- vität und körperliche Belastung im einflussen: Durch positive Gedanken Vordergrund. Gleichzeitig gilt es, und Aktivitäten! Wichtig ist es, akute sich Ursachen und Auslöser für die Schmerzen rechtzeitig wirksam zu Rückenbeschwerden (insbesondere bekämpfen, bevor sie chronisch im psychisch-seelischen Bereich) werden und sich in ein sogenanntes bewusst zu machen und dagegen „Schmerzgedächtnis“ einprägen. Da- vorzugehen. Die Erkenntnis daraus? bei ist es viel leichter, akute Schmer- Bewegung und angepasste Belastun- zen zu beheben, als später das gen schaden nicht – im Gegenteil: sie Schmerzgedächtnis zu beeinflussen. 100 10703_IKK classic_Rücken_0115.indd 7 23.01.15 12:36
8 | Rückenschmerzen Bei sehr starken Rückenschmerzen, zu schonen. Das Gegenteil ist der insbesondere bei Taubheits- oder gar Fall. Eine sogenannte „Dekonditionie- Lähmungserscheinungen, ist auf alle rung“ tritt ein, d. h. die Muskulatur Fälle eine sofortige ärztliche Behand- wird (noch) schwächer, Bandscheiben lung angezeigt. Dann können auch und Gelenke werden schlechter mit Medikamente und spezielle Anwen- Nährsubstanzen versorgt. Bleiben Sie dungen die Schmerzen lindern: Wär- also möglichst aktiv! Bewegung ist me, Rotlichtbestrahlungen, Fango, das Beste für Bandscheiben und Ge- Massagen und (passive) Kranken- lenke. Schmerzbedingte Verspannun- gymnastik können vorübergehend gen lösen sich. Versuchen Sie, Stress sehr hilfreich sein. Auf Dauer gese- auslösende Faktoren, insbesondere hen haben Menschen dann nachhal- für Verspannungsschmerzen, sowohl tigere Chancen auf Schmerzfreiheit, im beruflichen als auch im privaten die aktiv etwas dagegen tun. Bereich zu reduzieren. Wohlbefinden in der Arbeit und im sozialen Umfeld Aktiv bleiben sind von allergrößter Wichtigkeit. Schmerzen sind zwar normale Be- Ziehen Sie sich mit Ihren Schmerzen gleiterscheinungen des Lebens, aber auf keinen Fall zurück. Nehmen Sie kein unabänderliches Schicksal. Zur selbstbewusst und aktiv am sozialen Schmerzbewältigung ist das Akzep- Leben teil. Nutzen Sie auch Entspan- tieren dieser negativen Gefühle ganz nungsübungen und Möglichkeiten wichtig. Sie haben das Recht, diese für positive Veränderungen am auch zu zeigen. Schmerzen führen Arbeitsplatz, wie sie beispielhaft in oft zu Passivität in der Meinung, dem dieser Broschüre beschrieben sind. Körper etwas Gutes zu tun, also ihn 100 10703_IKK classic_Rücken_0115.indd 8 23.01.15 12:36
Rückenschmerzen | 9 Bewerten Sie Ihr persönliches Verhalten Zutreffendes ankreuzen (jeden Punkt!). Alles tut mir weh, ich weiß nicht, was ❐ Ich überlege, wo die Schmerzen genau ❐ ich noch machen soll. sitzen und was sie ausgelöst haben könnte. ❐ Bei Schmerzen nehme ich immer Tab- Tabletten nehme ich nur zu Beginn ❐ letten, dann wird es etwas besser. (sehr) starker Schmerzen. ❐ Ich bleibe den ganzen Tag liegen. ❐ Ich lege mich nur kurz hin, gehe spazieren. Ich bin in letzter Zeit an der Schulter ❐ Ich überlege, woher diese Verspannun- ❐ so verspannt, da kann man wenig gen kommen und beginne mit leichten machen. Übungen. ❐ Ich bewege mich weniger, dann sind Schmerzen sind für mich eine Auffor- ❐ die Schmerzen bestimmt erträglicher. derung, dagegen anzugehen und zu üben. ❐ Immer wieder trifft es mich, Rücken- Rückenschmerzen sind weit verbreitet, ❐ beschwerden haben viele Menschen, ich nutze aber aktiv meine Chancen vermutlich kann man nicht viel dage- und lasse mich nicht unterkriegen. gen tun. ❐ Ich muss immer an diese Rücken- Ich lese, höre Musik und meine Hob- ❐ schmerzen denken, sie beherrschen bys lenken mich ab. So kann ich mich mich den ganzen Tag. prima entspannen. ❐ Bei einer Bekannten sind im Röntgen- Positive Röntgenbefunde sind vielfach ❐ bild Veränderungen an der Wirbelsäule nicht die Ursache von Beschwerden. entdeckt worden. Ich lasse mich end- lich auch röntgen. B estimmt schaffe ich mein Arbeitspen- ❐ Ich trete etwas kürzer, ich werde die ❐ sum nicht, ich falle den anderen zur Arbeit nachholen bzw. habe hilfs- Last. bereite Kolleg(inn)en, die mir etwas abnehmen. Kontakte zu anderen Menschen meide ❐ Kontakte zu anderen Menschen nehme ❐ ich besser, sie sollen meinen „Zustand“ ich trotz meiner Beschwerden wahr. nicht mitbekommen. Zum einen lenkt es ab, zum anderen höre ich manchen hilfreichen Tipp. Auswertung Sie haben in der Summe mehr Punkte Bei Ihnen überwiegen diese Punkte? Sie in der linken Spalte angekreuzt? Sie haben erkannt, dass Schmerzen etwas sollten Ihre Einstellung überdenken: Von Natürliches in Ihrem Leben sind und Sie Einzelfällen abgesehen, können Sie Ihre frühzeitig etwas dagegen unternehmen Schmerzen aktiv angehen. Dazu finden können. Sie lassen sich nicht unterkrie- Sie auf den folgenden Seiten viele Tipps, gen und setzen sich auf den folgenden die Sie Schritt für Schritt verwirklichen Seiten individuelle Ziele, die Sie nach können. und nach steigern. 100 10703_IKK classic_Rücken_0115.indd 9 23.01.15 12:36
10 | Auf Erfolgskurs Ich gehe auf Erfolgskurs. Ein Gesundheitswegweiser Ich setze mir realistische Ziele, um Beschwerden aktiv anzugehen. Ich bringe mehr Bewegung in meinen Alltag. (Tipps auf Seite 13) Lust habe ich auf: Geschafft habe ich: Erfolgreich: ja nein, weil Ich werde ausdauernder. (Vorschläge für sportliche Aktivitäten ab Seite 13) Lust habe ich auf: Geschafft habe ich: Erfolgreich: ❐ ja ❐ nein, weil Ich stärke den gesamten Oberkörper, auch Nacken, Schultern, Brust- und Rückenbereich. Die Übungen ab Seite 16 helfen konkret. Für die erste Woche nehme ich mir vor: Ab der zweiten Woche: 100 10703_IKK classic_Rücken_0115.indd 10 23.01.15 12:36
Auf Erfolgskurs | 11 Gezielte Übungen helfen mir – ich mache mit Erfolg weiter. (Seite 16) Ab der dritten Woche usw.: Ich möchte mich mit Spaß entspannen. (Vorschläge ab Seite 23) Ich nehme mir vor: Bei Arbeitsplatz, Freizeit & Co. schaffe ich Voraussetzungen für weniger Schmerzen und Beschwerden. (Tipps ab Seite 26) Welche und wie? Risikofaktoren für meine Rückengesundheit verringere ich. (Tipps auf Seite 28) Welche und wie? 100 10703_IKK classic_Rücken_0115.indd 11 23.01.15 12:36
12 | Mehr Bewegung 100 10703_IKK classic_Rücken_0115.indd 12 23.01.15 12:36
Mehr Bewegung | 13 Mehr Bewegung. Das hilft sofort Bewegung – wie von selbst hilft zum Beispiel, Ihr Gewicht zu re- Oftmals bedarf es keiner großen duzieren, wodurch Blutdruck, Blutzu- Anstrengung für mehr Bewegung in cker und Blutfette günstig beeinflusst Ihrem Alltag. Benutzen Sie die Trep- werden. Der ganze Körper (Organe pe, nicht den Aufzug. Gehen Sie zu und Skelettmuskulatur) wird intensi- Fuß zum Einkaufen, zum Bäcker oder ver durchblutet, das Immunsystem Briefkasten und steigen Sie auf das wird gestärkt und schließlich bauen Rad, anstatt sich ins Auto zu setzen. sportliche Aktivitäten Stress ab. Fahren Sie mit Bus, S-Bahn oder Auto Die vermehrte Ausschüttung von zur Arbeit? Steigen Sie eine Station Endorphinen, sogenannte Glückshor- früher aus oder parken Sie schon mone, führen zu einem Stimmungs- vorher und gehen den Rest zu Fuß. hoch. Trainierte Menschen sehen aus Eine Runde im Wohnviertel, den diesem Grunde nicht nur gesünder Urlaub aktiv gestalten, Betätigung aus als untrainierte, sie sind auch in der Freizeit (z. B. Gartenarbeiten) vitaler, weniger anfällig gegen sind weitere Beispiele für ein rücken- Krankheiten und besser gewappnet gesünderes Leben. „Der beste Weg gegen den Alltagstress und gegen zur Gesundheit ist der Fußweg” – ein Rückenbeschwerden. Erfolge werden Leitspruch von Pfarrer Kneipp. sich zwar nicht sofort, aber doch bald einstellen. Deshalb sollten Sie Ausdauernd fit zwei- bis dreimal in der Woche trai- Ihre (Rücken-)Gesundheit und Leis- nieren und Ihr Bewegungsprogramm tungsfähigkeit sind in hohem Maße ein Leben lang beibehalten. Bereits abhängig von Ihrer Fitness, d. h. wie 20-30 Minuten Bewegung haben po- belastungsfähig sind Muskulatur und sitive gesundheitliche Auswirkungen. Herz-Kreislauf-System. Regelmäßiges Damit Sie sich nicht überfordern, körperliches Training stärkt nicht nur achten Sie auf Ihr subjektives Belas- Ihren Rücken und beugt Verspannun- tungsempfinden („nicht aus der Puste gen vor oder baut sie ab, sondern kommen“) und Ihre Pulsfrequenz. 100 10703_IKK classic_Rücken_0115.indd 13 23.01.15 12:36
14 | Mehr Bewegung Den Trainingspuls errechnen Sie nach Diese Sportarten sind (auch) der einfachen Formel: für Ihren Rücken gut 180 – Lebensalter (+/– 10). Für Ihren Rücken sind Bewegungsab- läufe ideal, die rhythmisch und ohne So starten Sie: abrupte Stöße und Drehungen ablau- Finden Sie zuerst heraus, welche fen. Eine Aufzählung besonders ge- Sportart Ihnen am meisten Spaß eigneter Sportarten finden Sie gleich bereitet, nehmen Sie mehrere anschließend. Tipp: Gut dämpfendes Sportarten in Ihr Bewegungspro- Schuhwerk oder weicher Boden gramm auf. schonen zusätzlich Ihre Hüft-, Knie- Gegebenenfalls von Fachkräften und Fußgelenke. Nach dem Motto „Es (z. B. Sportlehrer, Physiotherapeut) gibt kein unpassendes Wetter, nur beraten lassen. eine ungeeignete Bekleidung“ kön- Schließen Sie sich einer Gruppe nen die meisten Sportarten zu jeder Gleichgesinnter an (z. B. Bekannte, Jahreszeit ausgeübt werden. Freunde, Sportverein, Volkshoch- schule, Lauftreff), weil es mehr Walken heißt rhythmisch-dynami- Spaß macht. sches Gehen mit aktivem Armein- Anfangs nicht überfordern und das satz. Achten Sie darauf, dass Sie Programm langsam steigern. zuerst mit der Ferse aufsetzen und 100 10703_IKK classic_Rücken_0115.indd 14 23.01.15 12:36
Mehr Bewegung | 15 über den ganzen Fuß zum Ballen lastung verbunden sein. Beobachten hin abrollen. Sie, ob Ihnen Brustschwimmen mehr Vor- oder Nachteile bringt. Beim Nordic Walking werden Schultergürtel-, Arm- und Rumpf- Auqafitness ist vielseitig: Ob Aqua- muskulatur durch den zusätzlichen Power (Konditionsgymnastik mit Einsatz von Stöcken noch mehr Hanteln, Poolnudeln), Aqua-Gym/ gefordert als beim Walken. Dadurch -Step/-Cycling (mit speziellen Gerä- können Verspannungen im gesamten ten) oder -Jogging (Laufen im Wasser Schulter-Nackenbereich gelöst und mit Auftriebsgürtel) – diese gezielten der Energieumsatz erhöht werden. Bewegungen im warmen Wasser Zur richtigen Technik sollten Sie sich lösen Verspannungen sowie Ver- fachkundig beraten lassen. krampfungen und stärken nicht nur den Rücken, sondern die gesamte Joggen bringt als Steigerung zum Beweglichkeit. Walken eine noch bessere Stabilisie- rung für Ihre Wirbelsäulen- und Rad fahren ist durch gleichförmige Rumpfmuskulatur. Die Anforderun- Bewegungsabläufe besonders gut gen an das Herz-Kreislauf-System für die Gelenke. Durch die sitzende sind relativ hoch. Fortbewegung werden Rücken und Gelenke entlastet. Mit dem Fahrrad Tipp: Mit zunehmend längeren Lauf- lassen sich weite Strecken in frischer strecken beim Joggen, abwechselnd Luft bei tollem Naturerlebnis zurück- mit intensivem Nordic Walking errei- legen. Ob auf der Ebene oder in den chen Sie das ideale Ausdauertraining. Bergen, ob schnell oder langsam, die Möglichkeiten, Ihre Fitness zu stei- Beim Schwimmen entlastet der Auf- gern, sind beinahe unbegrenzt. trieb des Wassers Ihre Wirbelsäule fast völlig und Ihre Muskeln werden Skilanglauf ist eine empfehlens- sanft trainiert. Besonders rücken- werte Sportart für den Winter. Der freundlich sind Rücken- und Kraul- ruhige, gleichförmige Bewegungsab- schwimmen. Brustschwimmen kann lauf erfolgt in einer jederzeit für Sie mit einer Nacken- und Hohlkreuzbe- günstigen Wirbelsäuleneinstellung. 100 10703_IKK classic_Rücken_0115.indd 15 23.01.15 12:36
16 | Den Rücken stärken Den Rücken stärken. Mit Spaß aktiv Erfolgreich gegen Rücken- Nicht überfordern schmerzen Trainieren Sie anfangs zweimal wö- Durch gezielte Übungen können Sie chentlich, später jeden zweiten Tag und zwar etwa 20–30 Minuten lang. eine kräftige Muskulatur erreichen. Dann sind Sie mit Spaß aktiv und Diese stabilisiert die Wirbelsäule, überfordern sich nicht. mildert Beschwerden und Schmerzen und schützt vor (weiteren) Verschleiß- erscheinungen. Auch die Beweglich- Gut für den ganzen Körper keit bleibt bis ins hohe Alter erhalten. Die nebenstehende Abbildung gibt Gleichzeitig wird das gesamte Herz- eine erste Orientierung zu den rü- Kreislauf-System gestärkt. ckengerechten Übungen. Sie können diese allerdings auch zusammen Beginnen Sie die Übungen mit einer mit Ihrem Therapeuten, Arzt oder Aufwärmphase von 5–10 Minuten. Krankengymnasten festlegen. Im So bekommt Ihr Körper die Möglich- Normalfall beginnen Sie mit der keit, sich von Ruhe auf Bewegung „starken Körpermitte” (Seite 18) und umzustellen. Sie können dazu anschließend mit den Bereichen, beispielsweise einen Heimtrainer be- die verspannt sind oder Schmerzen nutzen, die Schultern lockern (nach bereiten, zum Beispiel Nr. 4 bis 8 vorne und hinten kreisen), leichte bei Verspannungen im Nacken- und Kniebeugen machen oder ganz Schulterbereich. Später stärken Sie einfach auf der Stelle gehen und mit durch weitere Übungen die Rücken-, den Armen schwingen. Brust- und Bauchmuskulatur. Üben Sie nicht ruckartig und nie in den Schmerz hinein! Reduzieren Sie lieber die Belastung oder stellen Sie die Übung vorübergehend zurück. Notfalls befragen Sie Ihren Arzt oder 100 10703_IKK classic_Rücken_0115.indd 16 23.01.15 12:36
Den Rücken stärken | 17 Therapeuten. Alle Übungen, die nur für eine Körperseite beschrieben Gut für den ganzen Körper: sind, sollten Sie auch auf der ande- Nr. 1–3 und Nr. 18–20 ren Seite ausführen. { Übungen für Hals, Orientieren Sie sich an Ihrem Nacken, Schultern: Anstrengungsempfinden. Bei den Nr. 4 bis Nr. 8 statischen Übungen halten Sie die Spannung für ca. 10 Sekunden mit „mäßig schwer“, zum Muskelwachs- { für Brust und Bauch: Nr. 9 bis Nr. 12 tum üben Sie im Bereich „etwas schwer“. Damit schaffen Sie zwölf { für Rücken und Ge- säß: Nr. 13 bis Nr. 17 Wiederholungen (= ein Satz). Als Anfänger reichen ein bis zwei Sätze, die Sie allmählich auf drei bis fünf Sätze steigern; dazwischen immer eine Minute Pause einlegen. Zur Verbesserung Ihrer Muskelausdauer wählen Sie die Intensität so hoch, dass Sie jede Übung 20-mal wieder- Trainingsstärke wählen holen können. 1 = sehr leicht 2 = leicht 3 = mäßig schwer Tipp: Bei Anstrengung immer 4 = etwas schwer gleichmäßig atmen, nicht die 5 = schwer Luft anhalten. 6 7 = sehr schwer 8 9= s ehr, sehr schwer (fast maximal) 10 = maximale Anstrengung 100 10703_IKK classic_Rücken_0115.indd 17 23.01.15 12:36
18 | Den Rücken stärken Die Körpermitte stärken Mit dem sogenannten „Bärenstand“, auch „Core“- (engl. „core” = Kern) Übung genannt, aktivieren Sie ganz be- wusst die tiefliegenden Haltemuskeln an Rücken, Bauch und Beckenboden. 1 Stehen Sie dazu etwa schulterbreit, die Fußspitzen und Knie zeigen nach vorn. Die Knie sind ganz leicht gebeugt, der Rücken ist aufrecht. Spannen Sie die Bein- und Gesäßmuskulatur an und heben die Unterarme bis zur Waagerechten (die Handflächen zeigen zueinan- der). Ziehen Sie dann die Bauchwand leicht nach innen (Nabel in Richtung Wirbelsäule), den Beckenboden nach oben und machen den Rücken stark. Halten Sie diese Spannung ca. fünf Sekunden und wiederholen Sie diese Übung drei- bis fünfmal. 2 Sie können den Bärenstand variieren, indem Sie auf einem Bein stehen und weiter steigern, wenn Sie sich auf eine labile Unterlage stellen. 3 Im „Bärenstand“ (auf einem Bein) bewegen Sie das Bein in Einfach- oder Achterkreisen; bei Laufbewegun- gen mit dynamischem Arm- und Beineinsatz legen Sie zwischendurch einen abrupten Stopp ein und halten den Einbeinstand (ohne Abb.). Halsmuskulatur 4 Halten Sie Ihren Kopf in Verlängerung der Wirbelsäule und geben Sie sich dann selbst Widerstände von rechts oder links und mit beiden Händen, von vorne und von hinten. Der Kopf muss dabei unbedingt in seiner Positi- on verbleiben. Tipp: Anfangs vor einem Spiegel üben. 100 10703_IKK classic_Rücken_0115.indd 18 23.01.15 12:36
Den Rücken stärken | 19 5 Bei um den Kopf gelegtem, leicht vorgespanntem Band drehen Sie den Kopf abwechselnd nach links und rechts und trainieren so die Drehmuskeln. Seitliche und hintere Halsmuskulatur 6 Sie stehen oder sitzen mit aufrechtem Oberkörper und neigen den Kopf nach vorne und rechts und dre- hen ihn etwas nach rechts. Die rechte Hand hält den Kopf in dieser Stellung (nicht weiter ziehen). Die Deh- nung erfolgt, indem Sie mit der linken Hand nach links unten (an der Hüfte vorbei) schieben, bis Sie an der linken Halsseite ein angenehmes Ziehen in der Mus- kulatur spüren (Abb.). Für die rückwärtige Halsmus- kulatur neigen Sie den Kopf ebenfalls nach vorne und zur rechten Seite und drehen ihn jetzt aber etwas nach links. Die rechte Hand hält den Kopf in dieser Stellung, mit der linken Hand schieben Sie seitlich neben dem Körper nach unten. Tipp: Üben Sie äußerst behutsam! Schulterbereich 7 Sie sitzen mit nach vorn geneigtem Oberkörper, stre- cken beide Arme nach vorn und führen gegenschwin- gende Pendelbewegungen aus, evtl. sogar mit einer Hantel in der Hand. 8 Einfach, aber wirkungsvoll gegen Verspannungen: Mit den Schultern rückwärts kreisen (ohne Abb.). Brustmuskulatur 9 Sie stehen mit der rechten Körperseite in leichter Schritt- stellung zu einer Wand (o. ä.). Platzieren Sie den Arm so an der Wand, dass der Oberarm schräg nach oben zeigt. Drehen Sie dann den gesamten Körper so weit nach links, bis die Dehnung im Brustmuskel spürbar wird. 100 10703_IKK classic_Rücken_0115.indd 19 23.01.15 12:36
20 | Den Rücken stärken Bauchmuskulatur 10 Die Beine leicht anstellen, die Zehen hochziehen und die Fersen fest in die Unterlage drücken. Dann zuerst den Kopf und anschließend den Oberkörper so weit anheben, bis die Schulterblätter frei sind. Die Arme halten Sie seitlich am Körper. Sie steigern diese Übung, wenn Sie die Hände auf die gegenseitige Schul- ter legen oder die Finger an die gleichseitigen Schläfen halten (der Nacken ist stets gestreckt). Wichtig: Das Kreuz muss fest auf dem Boden liegen bleiben. 11 Sie halten die Beine angewinkelt frei in der Luft und drücken mit beiden Händen fest gegen die Knie. Zur Betonung der schrägen Bauchmuskeln führen Sie diese Übung auch diagonal aus, d.h. die rechte Hand drückt gegen das linke Knie und anschließend die linke Hand gegen das rechte Knie. Wichtig: Die Lendenwirbelsäule darf den Bodenkontakt nicht verlieren! 12 In Rückenlage die leicht abgespreizten Arme und die Handrücken auf die Unterlage drücken, die Beine sind angewinkelt, der Rücken hat Bodenkontakt. Jetzt schieben Sie abwechselnd jeweils ein Bein nach vorne heraus, je flacher, desto anstrengender wird es. Wichtig: Die Lendenwirbelsäule darf den Bodenkontakt nicht verlieren! Speziell für Rücken und Gesäß 13 In Bauchlage Beine und Gesäß fest anspannen, die Körpermitte stark machen. Jetzt die Arme angewin- kelt abheben und mit den Ellbogen Richtung Fersen spannen. Kopf und Brustbein ein wenig vom Boden abheben und abwechselnd den linken und rechten 100 10703_IKK classic_Rücken_0115.indd 20 23.01.15 12:36
Den Rücken stärken | 21 Arm zur Seite oder nach vorn außstrecken und wieder zurückholen. Alternativ die gestreckten Arme auf und ab bewegen. Tipp: Den Nacken gerade halten, d.h. der Blick ist immer zum Boden gerichtet! 14 Im „Vierfüßlerstand“ spannen Sie die Bauchmuskeln an, indem Sie den Bauchnabel leicht Richtung Wirbelsäu- le ziehen. Strecken Sie zuerst den linken, dann den rech- ten Arm waagerecht nach vorn, anschließend abwech- selnd das linke und rechte Bein nach hinten; Geübtere versuchen es auch gleichzeitig mit dem Arm und dem gegenseitigen Bein (Abb.). Tipp: Kein Hohlkreuz machen, das Kinn bleibt angezogen! 15 In Rückenlage zuerst beide Beine anstellen und die Arme leicht abgespreizt mit den Handflächen auf den Boden drücken. Die Bauchmuskeln sind angespannt. Nun das Gesäß so weit anheben, dass der Körper von den Schultern bis zu den Knien eine gerade Linie bil- det, kurz halten und dann wieder absenken. Geübtere strecken ein Bein in die Luft. 16 In Rückenlage die Arme seitlich auf den Boden und die Beine auf einen Therapieball legen. Heben Sie nun das Gesäß soweit an, bis der ganze Körper gestreckt ist. Geübtere können abwechselnd ein Bein etwas ab- heben. Tipp: Der Ball darf nicht zur Seite ausweichen! 17 Sie knien (die Knie können auch etwas in der Luft sein) vor einem Therapieball und legen sich bäuchlings mit rundem Rücken darauf, die Stirn ist auf den Hän- den abgelegt. Nun rollen Sie den Oberkörper Rippe für Rippe auf, bis er eine gerade Linie mit den Oberschen- 100 10703_IKK classic_Rücken_0115.indd 21 23.01.15 12:36
22 | Den Rücken stärken keln bildet (Abb.). Fortgeschrittene halten die Arme nach oben gestreckt oder/und üben zusätzlich mit einer Hantel. Tipp: Der Bauchnabel bleibt immer leicht nach innen und das Kinn angezogen, die Schulterblät- ter spannen nach hinten unten! Gut für den ganzen Körper 18 Sie stehen im leichten Ausfallschritt, das ganze Kör- pergewicht ruht auf dem vorderen Bein. Den leicht nach vorn geneigten Rumpf machen Sie in der Mitte ganz stark und pendeln mit den Armen gegengleich kräftig vor und zurück. Geübte verwenden Zusatzge- wichte bei stärker gebeugtem Standbein. 19 Stützen Sie sich auf den Unterarmen und den Knien ab (diese sind ca. 15 cm hinter den Hüftgelenken). Die Zehen sind aufgestellt, der Rücken ist gerade. Heben Sie nun die Knie einige Zentimeter vom Boden ab und halten Sie diese Stellung (Abb.). Zusätzlich können Sie abwechselnd die Füße etwas abheben, ohne den Rumpf zu drehen. Geübtere vergrößern den Abstand zwischen Unterarmen und Knien. Tipp: Der Rücken darf nicht durchhängen und der Nacken bleibt immer gestreckt! 20 Stützen Sie sich seitlich auf dem Unterarm ab. Die Beine liegen mit gebeugten Knien übereinander. Heben Sie jetzt das Becken so weit an, bis es mit der Schulter und den Knien in einer geraden Linie liegt. Geübtere können noch den oberen Arm zur Decke strecken und das obere Bein abspreizen oder sogar die Übung mit fest durchgestreckten Beinen ausführen. 100 10703_IKK classic_Rücken_0115.indd 22 23.01.15 12:36
Entspannen | 23 Öfter entspannen. Gut für Körper und Psyche Die richtige Balance Anspannen und Entspannen gehö- Verspannt? Entspannen! ren zum Leben wie die Luft zum Es gibt viele wirksame Methoden, Atmen. Die richtige Balance ist die die Sie zur systematischen Entspan- Grundlage für körperliches und nung nutzen können. Dabei helfen seelisches Wohlbefinden. Dysbalan- Ihnen Broschüren und Bücher mit cen können die Gesundheit negativ ausführlichen Anleitungen. Besser beeinträchtigen, besonders in Form ist es allerdings, diese Methoden von Kopfschmerzen, muskulären unter professioneller Anleitung zu Verspannungen, Nacken-, Schulter- erlernen. Neben der nachstehend und Rückenschmerzen. Wenn Sie beschriebenen muskulären Entspan- also Ihren Körper entspannen, wirkt nung sind insbesondere die richtige sich dies günstig auch auf die Psyche Atmung, Autogenes Training und aus und umgekehrt. fernöstliche Methoden wie Yoga, Qi Gong und Tai-Chi empfehlenswert. Es gibt viele Möglichkeiten zur Ent- spannung. Ausprobieren! Beispiele: Entspannung nach Jacobson Hobbys, Kino-/Theaterbesuch, sin- Eine innere psychische Anspannung gen, lesen, musizieren, Rätsel lösen, ist immer verbunden mit körperlicher ein entspannendes Bad, mit Freun- muskulärer Verspannung. Ein leicht den ausgehen, ein Saunabesuch. erlernbares Entspannungsverfahren ist die Progressive Muskelentspan- Bewegung ist ein sehr gutes Ventil, nung nach Jacobson. Dabei wirkt die um angestaute Spannungen, auch Kraft der Gedanken zusammen mit Frust, Ärger, Angst und Aggressio- der körperlichen Übung insbesonde- nen abzubauen. Die Stresshormone re auf verspannte Muskeln. Nehmen werden so als Energie genutzt, bevor Sie sich dafür eine Viertelstunde sie sich in Form von Beschwerden Zeit. Am besten üben Sie an einem und Schmerzen bemerkbar machen. ruhigen Ort, bei leiser angenehmer 100 10703_IKK classic_Rücken_0115.indd 23 23.01.15 12:36
24 | Entspannen Musik und zwar im Liegen; mit leich- Progressive Muskelentspan- ten Abänderungen auch im Sitzen nung mit sieben Gruppen: oder Stehen. 1. und 2. Muskelgruppe „Hände, Unter- und Oberarme“: Sie spannen jeweils eine bestimm- Faust ballen, Arme beugen und te Muskelgruppe für fünf bis acht Bizeps anspannen. Sekunden an, achten dabei auf die 3. Muskelgruppe „Gesicht“: Die Stirn Empfindung der Anspannung, lassen runzeln, die Augen zusammen- dann wieder locker und machen kneifen, die Nase rümpfen, die sich anschließend 20–30 Sekunden Zähne zusammenbeißen und die bewusst, wie sich die Muskelgruppe Mundwinkel zur Seite ziehen („Sie entspannt anfühlt. So lernen Sie den machen ein spitzes Gesicht, als Unterschied zwischen Anspannung würden Sie in eine Zitrone beißen"). und Entspannung wahrzunehmen, 4. Muskelgruppe „Hals, Nacken“: um im Alltag gezielt Verspannungen Das Kinn Richtung Brust ziehen durch Loslassen zu verhindern und und den Hinterkopf leicht gegen abzubauen. Atmen Sie ruhig und die Unterlage drücken, Schultern gleichmäßig durch die Nase ein und hochziehen und Nacken anspannen. den Mund aus. 5. Muskelgruppe „Schultern, Rumpf“: Die Schultern nach hinten unten Das Ganze wiederholen Sie noch ein ziehen, den oberen Rücken, zweites Mal, bevor Sie sich dann der den Brustkorb und den Bauch nächsten Muskelgruppe zuwenden. anspannen. Das Grundverfahren umfasst 16 6. und 7. Muskelgruppe „Beine“: Po Muskelgruppen, die fortschreitend und Oberschenkel anspannen, die auf sieben und dann auf vier Muskel- Zehen anziehen, das gestreckte gruppen reduziert werden können. Bein gegen die Unterlage drücken. Fortgeschrittene Beim Verfahren mit vier Muskelgrup- pen bauen Sie die Muskelspannung wie folgt auf: 1./2. – 3./4. – 5. – 6./7. Muskelgruppe. 100 10703_IKK classic_Rücken_0115.indd 24 23.01.15 12:36
Entspannen | 25 100 10703_IKK classic_Rücken_0115.indd 25 23.01.15 12:36
26 | Rückengerecht leben Rückengerecht leben. Immer und überall Nach dem Motto „Immer und überall werden? Bei Zeitdruck gilt: Termi- rückengerecht“ können Sie am ne steuern, Zeitpuffer einplanen, Arbeitsplatz, zu Hause und bei Ihrer realistische Ziele setzen – weniger ist Freizeitgestaltung Ihrem Rücken oft mehr! Auch einmal „nein” sagen Gutes tun. können. Achten Sie auf ein gutes Raumklima: Pflanzen wirken ent- Wohlbefinden am Arbeitsplatz spannend, sie sind gute Stresskiller. Sorgen Sie für Abwechslung bei Pflanzen nehmen Kohlendioxid auf der Arbeit. Gestalten Sie Arbeits- und geben Sauerstoff ab, sie reduzie- abläufe so, dass keine Monotonie ren Schadstoffe und verbessern die eintritt. Wechseln Sie so oft es Ihre Luftfeuchtigkeit. Arbeit erlaubt zwischen Tätigkeiten im Sitzen, Stehen und Gehen. Allge- Beschwerden im Rücken-, Nacken- mein gilt: Suchen Sie das Gespräch und Schulterbereich sowie Kopf- mit Vorgesetzten über mögliche schmerzen sind insbesondere bei Veränderungen und Verbesserungs- sitzenden Berufen weit verbreitet. vorschläge. Bei Überlastung: Welche Mit der richtigen Ergonomie kön- Erwartungen habe ich an mich selbst nen Sie Abhilfe schaffen. Wie sitzen und an andere? Sind sie realistisch? Sie richtig? Ideal ist es, wenn Ihr Wie können die an die eigene Person Schreibtisch höhenverstellbar ist. gestellten Erwartungen reduziert Stellen Sie Ihren Arbeitsstuhl so ein, und damit der Druck wesentlich dass bei horizontalen Oberschen- minimiert werden? keln die Fußsohlen auf dem Boden aufsetzen (Kniewinkel etwa 90°, ggf. Nutzen Sie Pausen zur Entspannung; Fußstütze verwenden). Bei richtiger leichte Zwischenmahlzeiten und Sitztiefe besteht ein fester Kontakt Getränke heben die Leistungskurve zur Rückenlehne, die Kniekehlen sind auf natürliche Weise an. Können mindestens zwei Finger breit von der Aufgaben vereinfacht oder delegiert Vorderkante entfernt. Verwenden Sie 100 10703_IKK classic_Rücken_0115.indd 26 23.01.15 12:36
Rückengerecht leben | 27 ein labiles Sitzkissen. Schaukeln Sie Dynamisch sitzen darauf mit dem Becken ein wenig hin Dynamisch sitzen bedeutet zwischen und her und beugen damit Verspan- aufrecht, vorgebeugt und zurückge- nungen vor. Die Oberarme sollten lehnt abzuwechseln. Richtiges Sitzen locker herabhängen, die Unterarme beginnt mit der Stellung der Beine: eine waagerechte Linie zum Ar- Die Oberschenkel v-förmig öffnen beitstisch und zur Tastatur bilden. und die Füße etwas vor Ihre Knie Zwischen Tastatur und Tischkante stellen. Nun Ihr Becken nach vorn soll so viel Platz sein, dass Sie die rollen und – wie beim Stehen – den Handgelenke auflegen können. Brustkorb etwas heben und das Kinn ranziehen. Die Wirbelsäule hat nun Ideal wäre ein zusätzlicher Stehar- ihre natürliche Form eingenommen beitstisch, an den Sie zum Beispiel und der Schultergürtel liegt locker zum Lesen und Telefonieren gehen. und ausbalanciert auf dem Brust- Er sollte ebenfalls in der Höhe ver- korb. Bei diesem „aktiven“ Sitzen stellbar sein. Wenn Sie einen Fuß- werden Sie bald spüren, dass Ihre schemel verwenden und abwech- Rückenmuskulatur ermüdet, insbe- selnd einen Fuß daraufstellen (auch sondere dann, wenn Sie nicht ent- z. B. beim Bügeln), entlasten Sie sprechend gekräftigt ist. Versuchen Ihre Lendenwirbelsäule und sorgen Sie deshalb, Ihren Muskeln möglichst für Dynamik. häufig eine Erholungspause zu gön- nen, indem Sie aufstehen oder Ihre Ihr Bildschirm steht richtig, wenn Sitzposition verändern – dynamisch die obere Bildschirmzeile auf sitzen! Selbst gelegentliches „Rum- Augenhöhe ist. Sie erreichen eine lümmeln” ist zwischendurch erlaubt! entspannte Augenposition dann, Zur rückengerechten Entlastung wenn Sie dabei leicht nach vorne setzen Sie sich zum Beispiel auf Ihrem und unten blicken, wie zum Beispiel Stuhl ganz nach hinten und lehnen beim Lesen. sich an die Rückenlehne an. Oder nei- gen Sie Ihren Oberkörper nach vorne und stützen sich mit den Ellbogen auf den Oberschenkeln ab. 100 10703_IKK classic_Rücken_0115.indd 27 23.01.15 12:36
28 | Rückengerecht leben Richtig Bücken, Heben und möglichst an oder stützen den Ober- Tragen körper ab. Vorteilhaft ist es, abwech- Nach leichten, kleinen Gegenständen selnd ein Bein zu entlasten (z. B. auf bücken Sie sich mit einem weiten einen Schemel stellen). Ausfallschritt. Den Oberkörper stüt- zen Sie zusätzlich über den freien Risikofaktoren vermeiden. Arm am Oberschenkel ab. Beim Auf- Es hilft Ihrem Rücken, wenn Sie einen heben schwerer Gegenstände treten oder mehrere dieser Risikofaktoren Sie ganz nahe an den zu hebenden vermeiden oder reduzieren können: Gegenstand heran, falls möglich Übergewicht belastet nicht nur nehmen Sie ihn zwischen die Füße. zahlreiche Organe, sondern auch Beugen Sie bei geradem Rücken die Rücken und Gelenke. Abnehmen Knie- und Hüftgelenke etwa recht- hilft Ihrer Gesundheit. winklig ab – ruhig, nicht ruckartig Wussten Sie, dass Raucher we- aufheben. Beim Gehen halten Sie die sentlich häufiger Rückenprobleme Last immer dicht am Körper. Tipp: haben als Nichtraucher? Das hängt Seit- und Drehbewegungen vermei- einerseits mit der geringeren den, wenn der Rumpf gebeugt ist. Durchblutung in diesem Bereich Die Last nach Möglichkeit gleichmä- zusammen, andererseits kann ßig auf beide Seiten verteilen. die Ursache auch in einem Man- gel an Vitaminen und Mineral- So stehen Sie richtig! stoffen liegen. Schmerzt Ihr Rücken bei längerem Mit einer vollwertigen Ernährung Stehen? Stehen Sie doch aktiv: Sie mit vielen pflanzlichen Nahrungs- verteilen das Gewicht gleichmäßig mitteln, mit reichlich Gemüse auf beide Füße, richten das Becken und Obst helfen Sie auch Ihrem auf, bringen das Brustbein nach vorn Rücken, wieder gesund zu werden. und oben und ziehen das Kinn etwas Weniger Phosphat (z. B. Fleisch heran. Die Kniegelenke sind gerade, und Wurstwaren) und mehr Kalzi- aber nicht durchgedrückt! Von der um (z. B. Milch und Milchprodukte) Seite gesehen bilden Kopf, Schulter, sorgen nicht nur für feste Zähne Hüft-, Knie- und Fußgelenke eine und Knochen, sondern auch für Linie! Wenn es geht, lehnen Sie sich einen starken Rücken. 100 10703_IKK classic_Rücken_0115.indd 28 23.01.15 12:36
Die Wirbelsäule | 29 Die Wirbelsäule. Die zentrale Achse Die Wirbelsäule erfüllt eine Vielzahl von Aufgaben Einerseits stabilisiert sie die auf- Halswirbelsäule rechte Haltung, andererseits muss sie alle Bewegungen des Rumpfes zulassen und den Kopf beim Gehen und Laufen vor ständigen Erschüt- Brustwirbelsäule terungen bewahren. Aus diesem Grund besteht sie, gleich einer Kette, aus einer Vielzahl von einzelnen Bandscheiben „Gliedern”, den Wirbeln. Von der Seite gesehen ist sie doppelt s-förmig geschwungen: Im Hals- Lendenwirbelsäule bereich wölbt sie sich nach vorn, im Brustbereich etwas nach hinten und im Lendenbereich wiederum bauch- wärts. Im Zusammenwirken mit den elastischen Bandscheiben Kreuzbein ergibt dies ausgezeichnete Dämp- Steißbein fungseigenschaften. 100 10703_IKK classic_Rücken_0115.indd 29 23.01.15 12:36
30 | Die Wirbelsäule Von hinten betrachtet sieht die Wirbelsäule wie ein gerader Stab aus. Sie ist aber nicht etwas Star- res. Die einzelnen Glieder werden durch eine Vielzahl von Gelenken, Bandscheiben, Bändern und Muskeln verbunden und aufrecht gehalten. Die oberen 24 Wirbel bilden den beweglichen Teil. Sie werden als Hals- (sieben Wirbel), Brust- (zwölf Wirbel) und Lendenwirbelsäule (fünf Wirbel) bezeichnet. Im Anschluss daran folgt mit dem Kreuz- und Steißbein der unbewegliche Teil. Hier sind weitere acht bis neun Wirbel fest zusammen- gewachsen. Jeder Wirbel besteht aus einem kompakten Knochenblock, dem Wir- 1 belkörper und einem angelagerten 6 5 knöchernen Bogen, dem Wirbelbo- 6 3 gen. Daraus formen sich Wirbellö- 2 4 cher, die zusammen den Wirbel- oder 5 Spinalkanal bilden, in dem knöchern Wirbelkörper (1), Wirbelbogen (2), geschützt das Rückenmark verläuft. Wirbelloch (3), Dornfortsatz (4), Am Wirbelbogen sind die Dorn- und Querfortsatz (5), Gelenkfortsatz (6) Querfortsätze Ansatzpunkte für Muskeln und Bänder. Die Gelenk- fortsätze sind mit ihren oberen und unteren Nachbarn durch die jeweils paarig angelegten Wirbelgelenke miteinander verbunden. 100 10703_IKK classic_Rücken_0115.indd 30 23.01.15 12:36
Die Wirbelsäule | 31 Was sind Bandscheiben? Die Bandscheiben sind – erster und 1 2 zweiter Halswirbel ausgenommen – mit jeweils zwei benachbarten Wirbelkörpern fest verwachsen, um diese auf Abstand zu halten. Sie wirken als Puffer. Die äußere Begren- zung bildet ein Faserring, der aus Aufbau der Bandscheibe mit zwiebelschalenartig angeordneten Faserknorpelring (1), Gallertkern (2) Knorpelschichten besteht. Dieser umgibt den zentral gelegenen, wei- chen und wasserhaltigen Gallertkern, der den senkrechten Druck auffängt und ihn horizontal über die Knorpel- schichten abfedert. So ernähren sich die Bandscheiben Die Bandscheiben sind nicht durch- Bei hohem Druck blutet. Über Be- bzw. Entlastung wird Flüssigkeit werden sie „ernährt“. Insbesondere ausgepresst in der Nacht wird die Wirbelsäule durch die Horizontallage entlastet, die Bandscheiben gehen wie ein Schwamm im Wasser auseinander Bei niedrigem Druck und saugen sich wieder voll. Des- wird Wasser halb sind Menschen morgens um ein (Nährsubstanzen) bis zwei cm größer als am Abend! aufgesogen 100 10703_IKK classic_Rücken_0115.indd 31 23.01.15 12:37
© 2015 KKF-Verlag, 84503 Altötting. Bestell-Nr. 100 10703. Die Ausführungen stellen eine Kurzfassung dar, ersetzen keinesfalls die ärztliche bzw. therapeutische Anleitung. Bildnachweis: KKF-Bildarchiv, Fotolia. 01/2015. 100 10703_IKK classic_Rücken_0115.indd 32 Rund um die Uhr für Sie da: Kostenlose IKK-Servicehotline 0800 455 1111 ikk-classic.de 23.01.15 12:37
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