Rücken aktiv Bewegen statt schonen - Barmer
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Impressum Herausgeber BARMER, Axel-Springer-Str. 44, 10969 Berlin Konzeption Klaus Möhlendick, Prävention und Gesundheitsinformation Text Bertelsmann Stiftung, Projekt „Prävention von Rückenschmerzen“ Projektleitung Eckhard Volbracht Redaktion (verantwortlich i. S. d. Pr.) Claudia Tobis, Prävention und Gesundheitsinformation claudia.tobis@barmer.de Bilder Fotos Seite 22 - 35, Zentrum für Gesundheit der DSHS Köln Gestaltung BARMER, Marketing Druck Zimmermann Druck + Verlag GmbH 58802 Balve Stand 12. Auflage, Januar 2019 Alle Internetlinks wurden zuletzt am 18.01.2019 abgerufen. Alle Angaben wurden sorgfältig zusammengestellt und geprüft. Dennoch ist es möglich, dass Inhalte nicht mehr aktuell sind. Bitte haben Sie deshalb Verständnis, dass wir für die Vollständigkeit und Richtigkeit des Inhalts keine Gewähr überneh- men können. Für Anregungen und Hinweise sind wir stets dankbar. Diese Broschüre kann auch im Internet unter www.barmer.de/127007 heruntergeladen werden. © BARMER 2019 Alle Rechte vorbehalten. 2
Inhaltsverzeichnis Vorwort // 5 Neue Erkenntnisse // 6 Umgang mit Beschwerden // 14 Rückengesundheit kompakt // 19 Online-Kurs Rückengesundheit // 21 Ihr Übungskatalog // 22 Für zwischendurch // 36 Angebote der BARMER // 37 Service // 38 3
Tun Sie etwas für Ihre Gesundheit. Es wird Ihnen guttun. Bewegen statt schonen. Wirbelsäule und Bandscheiben sind stark und hoch belastbar. 4
Vorwort Irgendwann erwischt es jeden – insgesamt leiden 80 Prozent der deutschen Bevölkerung mindestens einmal im Leben an Rückenschmerzen. Sie können aber lernen, mit den Beschwerden besser umzugehen und sich vorbeugend zu verhalten. Mit der Broschüre „Rücken aktiv – Bewegen Die Zufriedenheit bei der Arbeit und mit statt schonen“ gibt Ihnen die BARMER der Arbeit ist ebenfalls bedeutender als einen Leitfaden an die Hand. Er hilft Ihnen der Grad der Belastung. Für Ihre Rücken dabei, Ihre körperliche Belastbarkeit durch gesundheit sind häufige Haltungs- und eigene Aktivität und Training zu erhöhen – Belastungswechsel am Arbeitsplatz das macht Spaß, und von mehr Fitness pro- wichtig. Nutzen Sie jede Chance, um Ihre fitieren Sie nicht nur am Arbeitsplatz. Wenn Körperhaltung zu verändern, vermeiden Sie Sie zudem Ihre persönlichen Stressfaktoren starre Sitzpositionen, einseitige Belastun- erkennen und vermindern, schützen Sie gen und bleiben Sie bei allem so gut wie sich ebenfalls. möglich in Bewegung. Die Broschüre räumt außerdem einige Also, tun Sie etwas für Ihren Rücken. bestehende Vorurteile aus. Sie kennen Es wird Ihnen guttun! sicher Theorien, wie „Durch falsches Bücken springt die Bandscheibe heraus“ Ihre oder „Belastungen schaden dem Rücken, BARMER Schonung ist besser“. Neuere Studien belegen vielmehr, dass „richtiges“ und „falsches“ Heben und Tragen viel weniger Einfluss haben als früher angenommen wurde und dass die Wirbelsäule stark und hoch belastbar ist. 5
Neue Erkenntnisse Jeder kennt und fast jeder hat Rückenbeschwerden: Das Kreuz schmerzt. Der Nacken tut weh. Der ganze Rücken fühlt sich an, als wäre er aus Beton. Jede Bewegung wird zur Qual. Kaum ein Leiden scheint in den letzten Jahren so zugenommen zu haben wie Rücken- schmerzen. Die „Volkskrankheit Nr. 1“ ist ein Thema in der Arztpraxis, am Arbeitsplatz, in der Familie und in der Freizeit. und Stärke der Beschwerden zu verringern. Sie haben viel mehr Einfluss auf Ihren Rücken, als Sie denken. Verschleiß an Bandscheiben und Wirbelsäule bereitet Schmerzen – oder etwa nicht? Aussagen wie „meine Bandscheiben sind kaputt“ oder „meine Lendenwirbelsäule ist verschlissen“ bieten nur eine scheinbare Erklärung für die Schmerzen. Denn die meisten dieser Aussagen entstehen durch die Betrachtung von Röntgenbildern oder Kernspintomografien. Sichtbare Verände- rungen an der Wirbelsäule kommen jedoch gleichermaßen bei Menschen mit und ohne Rückenschmerzen vor: • Praktisch jeder 40-Jährige hat Einrisse in Tun Sie etwas für Ihre Gesund- mindestens einem äußeren Bandschei- heit. Es wird Ihnen guttun. benring. • Bei jedem zweiten 50-Jährigen zeigt die Kernspintomografie eine größere Band- Der Rücken als Dauerproblem – muss scheibenvorwölbung oder einen Band- das wirklich sein? scheibenvorfall. Was tun, wenn der Rücken schmerzt? Neue • 70 Prozent der 50-Jährigen haben sicht- Erkenntnisse zeigen, dass der Umgang mit bare Abnutzungen auf dem Röntgenbild. Rückenbeschwerden für den Krankheits- verlauf wichtiger ist als sogenannte Diese Veränderungen hält man natürlich Verschleißerscheinungen, die auf einem zunächst für die Ursache der Rücken- Röntgenbild zu sehen sind. Ganz vermeiden schmerzen. Wissenschaftliche Untersu- lassen sich die Beschwerden oft nicht – chungen der letzten Jahre zeigen aber, aber durch vorbeugende Maßnahmen und dass dieser „Verschleiß“ nur ganz selten den richtigen Umgang mit den Schmerzen die Beschwerden erklärt. Daher ist eine können Sie viel dazu beitragen, Häufigkeit Röntgenuntersuchung bei Rückenschmer- 6 Neue Erkenntnisse
zen meist nicht erforderlich, noch seltener Sind Wirbelsäule und Bandscheiben wird eine Kernspintomografie benötigt. zu schwach für unsere Ansprüche? Beide Untersuchungen helfen bei Rücken- Selbstverständlich nicht – die Natur hat schmerzen nur in besonderen Fällen wei- mit langen Versuchsreihen auch hier ein ter, wenn der Arzt gezielt nach einer äußerst belastbares System geschaffen: speziellen Ursache fahndet. Bandscheiben und Wirbelsäule vereinen Qualitäten wie Beweglichkeit, Stabilität, Verschleiß und Veränderungen im Stoßdämpfung und Schutz für lebenswich- Röntgenbild erklären die Beschwerden tige Leitungsbahnen. Sie erfüllen damit nur selten. ständig ein Bündel von zum Teil gegensätz- lichen Anforderungen, die einem Ingenieur Schadet Fehlbelastung den Band- die Schweißperlen auf die Stirn treiben scheiben und der Wirbelsäule? würden. Die Wirbelsäule ist extrem stabil, An Theorien über die Wirbelsäule und ihre sie kann eine tonnenschwere Last aushal- Bewegungsabläufe herrscht kein Mangel: ten. Sie gehört mit zu den stärksten Kör- „Durch falsches Bücken springt die Band- perteilen. Es ist schon recht schwierig, sie scheibe hinten heraus.“ „Durch Sitzen zu schädigen. Haben Sie also keine Angst, werden die Bandscheiben nicht richtig Ihren Rücken im Alltag zu belasten. Im ernährt und nützen sich verstärkt ab.“ Gegenteil: Belastung bedeutet Training und „Belastungen schaden dem Rücken, Scho- durch Training steigt wiederum die Belast- nung ist besser.“ Keine dieser Annahmen barkeit. Schonung bewirkt genau das ist bewiesen – und viele davon sind wahr- Gegenteil. scheinlich schlichtweg falsch. Denn wir wissen heute, dass die sichtbare Abnut- zung an der Lendenwirbelsäule zum über- wiegenden Teil genetisch bedingt ist, nämlich zu ca. 70 Prozent. Die körperliche Belastung in Alltag und Beruf hat erstaun- licherweise nur einen Einfluss von weni- ger als 5 Prozent auf die Abnutzungs- erscheinungen. Also: Auch wenn Sie sich am Arbeitsplatz mal falsch bücken oder zu Hause im Sessel lümmeln – die Wirbel- säule werden Sie sich dabei sicher nicht ruinieren. Und wie schon oben dargestellt, haben die Abnutzungserscheinungen nur begrenzt mit den Beschwerden zu tun. Bewegen Sie sich also lieber „falsch“ als gar nicht. Keine Sorge, so leicht geht nichts kaputt am Rücken. Wirbelsäule und Bandscheiben Bewegen Sie sich lieber „falsch“ sind stark und hoch belastbar. als gar nicht. 7
Wodurch entstehen Rücken- Häufig genannt werden zum Beispiel: schmerzen überhaupt? • Alter, Gewicht, Körpergröße Verschleiß allein ist es sicher nicht, soviel • zu wenig Bewegung, schwache Musku wissen wir inzwischen. Was aber verur- latur sacht dann die Beschwerden? Ganz gewiss • einseitige Tätigkeit, ständige Erschütte- ist nur eins: Keiner weiß es wirklich. Für rungen bei der Arbeit, zu schweres Heben Rückenschmerzen gibt es vielfältige und Tragen Gründe, aber die genaue Ursache der • ungeeignete Sitzmöbel, ungünstige Beschwerden bleibt meist im Dunkeln – Matratzen übrigens ebenso die genaue Lokalisation • Stress, Depressionen der Beschwerden. Man kann zwar ungefähr • und vieles mehr angeben, wo es wehtut, aber welche ana- tomische Struktur betroffen ist, findet auch Sie alle mögen Mosaiksteine sein, aber die der Arzt oft nicht heraus. Diskussion über die Bedeutung vieler dieser Faktoren ist keineswegs abgeschlossen. Zu den Auslösern von Rückenschmerzen gehören jedoch sicherlich körperliche Die Ursachen für Rückenschmerzen Faktoren, denn die Beschwerden sind meis- sind meistens unklar. Fast immer spielen tens belastungsabhängig. Häufig treffen mehrere Faktoren zusammen. wohl mehrere ungünstige Faktoren zusam- men, wenn Rückenschmerzen entstehen. 8 Neue Erkenntnisse
Die Bedeutung einzelner Faktoren als Ursache für Rückenschmerzen wird häufig überschätzt. Wie kann ich den entscheidenden Faktor für Welche Rolle spielt die meine Rückenschmerzen herausfinden? Psyche? Da die Ursache der Beschwerden oft unklar bleibt, wer- Gerade bei Rückenbeschwer- den Sie wahrscheinlich nicht einen einzelnen entschei- den hängen körperliche und denden Faktor finden, von dem Ihre Schmerzen psychische Faktoren eng abhängen. Statt endlos danach zu suchen, finden Sie zusammen. Geistig-seelische besser heraus, was bei Beschwerden eine rasche Rück- Prozesse sind zwar selten die kehr zum normalen Alltag verhindert. Dann gilt es zu alleinige Ursache der erkennen, was davon veränderbar ist. Beschwerden. Sind diese aber erst einmal aufgetreten, Ein in der Vergangenheit kaum beachteter Aspekt ist die beeinflussen diese sogenann- Einstellung zu Rückenschmerzen und der Umgang mit ten psychosozialen Faktoren ihnen in unserer Gesellschaft. Beides ist jedoch den Verlauf der Rücken- entscheidend für das Verhalten und das „Krankheitsge- schmerzen vermutlich sogar fühl“ bei Rückenbeschwerden. Aufgrund einer anderen stärker als körperliche Fakto- Einstellung zu Rückenschmerzen sind diese in anderen, ren. Denn sie sind an der weniger entwickelten Ländern nicht so ein herausragen- Weiterverarbeitung des des Problem – obwohl die Lebensumstände für die Schmerzes im Gehirn beteiligt Menschen dort erheblich belastender sind. und können dabei verstärkend oder lindernd wirken. Psychische Faktoren können Rückenschmerzen verstärken oder lindern. 9
Welchen Einfluss hat meine Einstel- Rückenschmerzen gehören anscheinend lung zum Rückenschmerz? irgendwann zum Leben wie Falten und Einen riesigen! Beobachten Sie sich einmal graue Haare. selbst: Wenn Sie gerade einer interessan- ten Tätigkeit nachgehen, werden Sie Schützt Zufriedenheit vor Beschwer- Beschwerden weniger oder gar nicht den? bemerken. Umgekehrt können Stress oder Das Lebensumfeld, vor allem Familie und Unzufriedenheit im persönlichen oder Arbeitswelt, hat erheblichen Einfluss auf beruflichen Umfeld Schmerzen verstärken. Rückenschmerzen. Wenn Sie mit sich Natürlich können wir nicht immer nur die selbst, Ihrer Familie und Ihren Freunden Dinge tun, die uns Spaß machen. Wir sind und Ihrer Arbeit zufrieden sind und in Ein- im gesamten Leben, im Alltag und im Beruf klang stehen, werden Rückenschmerzen vorgegebenen Belastungen ausgesetzt, die Sie weniger beeinträchtigen, als wenn Sie wir nur selten beeinflussen können. Glückli- privat oder beruflich Misserfolge zu ver- cherweise sind wir jedoch so anpassungs- kraften haben. Das Risiko, dass Rücken fähig, dass wir – und damit auch unser beschwerden chronisch werden, ist im Rücken – mit vielen Gegebenheiten zweiten Fall deutlich höher. Vergleiche mit zurechtkommen können. Auf diese Flexibili- anderen Ländern haben außerdem gezeigt, tät können und sollten Sie bauen. Eine dass auch Faktoren wie soziale Absiche- positive Grundeinstellung und die Überzeu- rung im Krankheitsfall oder Frühberen- gung, den Schmerz selbst beeinflussen zu tungsmöglichkeiten den Verlauf von können, unterstützen die rasche Bewälti- Rückenschmerzen erheblich beeinflussen gung von Beschwerden. können. Entscheidend für den Umgang mit Schmerzen ist die Überzeugung, dass man sie selbst beeinflussen kann. Kann man Rückenschmerz völlig ver- meiden? Bisher ist leider keine Methode bekannt, die das Auftreten von Rückenbeschwerden sicher verhindern kann. Vermutlich gehö- ren Rückenbeschwerden ebenso zum Leben und Älterwerden wie graue Haare und Falten. Durch vorbeugende Maßnah- men und den richtigen Umgang mit Rückenschmerzen können Sie aber dazu beitragen, die Häufigkeit und die Stärke Hohe Lebens- und Arbeits- von Rückenschmerzen zu verringern. zufriedenheit senken das Risiko, dass Rückenschmerzen chronisch werden. 10 Neue Erkenntnisse
Die Zufriedenheit mit der Arbeit ist wichtiger, als die körperliche Belastung dabei. Welche Rolle spielt der Arbeitsplatz? Dass wir unsere körperliche Rückenbeschwerden treten häufig bei der Arbeit auf. Belastung oft höher einschät- Daraus könnte man den Schluss ziehen, dass die Arbeit zen als sie tatsächlich ist, zei- die Beschwerden verursacht. Dieser Schluss ist jedoch gen Daten aus den Vereinigten voreilig, denn viele wissenschaftliche Studien sind sich Staaten. In den letzten 30 Jah- einig: In den allermeisten Fällen gibt es keine Anhalts- ren haben sich dort – wie auch punkte, dass Arbeit dem Rücken schadet – mit einer in Europa – die Arbeitszeiten Ausnahme: Sehr schwere körperliche Arbeit kann ein und die zu hebenden Lasten gewisses Risiko für Rückenbeschwerden darstellen. deutlich verringert; viel weni- Doch glücklicherweise müssen die meisten Menschen ger Menschen müssen heute heute körperlich nicht mehr so hart arbeiten. Zudem ist in Zwangshaltungen und unter dies nur ein Faktor von vielen, und in den meisten Fällen ungünstigen Klimabedingun- nicht der entscheidende. gen arbeiten. Trotzdem sind in diesem Zeitraum die Mel- Viele Studien hingegen zeigen, dass die Zufriedenheit bei dungen über Rückenbe- der Arbeit und mit dem Arbeitsplatz eng mit dem Auftre- schwerden bei der Arbeit um ten oder Wahrnehmen von Rückenbeschwerden zusam- mehr als das Zwanzigfache menhängen. Dabei scheint die objektive körperliche gestiegen. Belastung durch die Arbeit nicht so bedeutend zu sein wie die eigene Einschätzung, ob die Tätigkeit als zu schwer empfunden wird. Wer eine gute körperliche Kon- stitution und die entsprechende Motivation hat, kann schwere körperliche Arbeit oft bis zum regulären Ren- tenalter durchführen. 11
Weniger Schmerzen bei einem Wie wichtig ist die Ausstattung des guten Chef? Arbeitsplatzes? Alle Faktoren, die Ihre Arbeitszufriedenheit Erstaunlicherweise haben Umgebung und beeinflussen, spielen eine wesentliche Ausstattung des Arbeitsplatzes z. B. im Rolle. Unsicherheit, Zukunftsängste, unge- Hinblick auf Sitzmöbel einen vergleichs- löste Probleme und Konflikte am Arbeits- weise geringen Einfluss auf die Häufigkeit platz fördern die Entwicklung chronischer von Rückenbeschwerden. Natürlich sollte Rückenschmerzen. Dagegen schützen aus- man sich nicht durch eine ungünstige reichende Entscheidungs- und Gestal- Arbeitsplatzeinrichtung zusätzliche Prob- tungsspielräume bei der Arbeit, ein gutes leme schaffen, sondern sich das Umfeld so Betriebsklima, eine durchdachte Arbeitsor- angenehm wie möglich gestalten. Die Aus- ganisation sowie die Anerkennung durch stattung Ihres Arbeitsplatzes sollte auf Ihre Kollegen und Vorgesetzte vor chronischen Körpergröße abgestimmt sein und unnötige Beschwerden. Für die Arbeitszufriedenheit Belastungen vermeiden. Eine möglichst sind also alle Beteiligten mit verantwortlich: wenig zwanghafte Körperhaltung und Sie selbst und Ihre Kollegen ebenso wie die natürliche Bewegungsabläufe erleichtern Führungskräfte. Letztere tragen eine die Arbeit und machen sie effektiver. besondere Verantwortung. Führungskräfte sollten sich daher bewusst machen, wie Wichtiger für Ihre Rückengesundheit sind wichtig sie und ihr Verhalten für Arbeits- jedoch häufige Haltungs- und Belastungs- klima, Arbeitsbedingungen und Arbeitszu- wechsel am Arbeitsplatz. Wenn Sie zudem friedenheit sind. Sie können damit nicht unnötige Stressfaktoren abzubauen versu- „nur“ Motivation, Ergebnis und Erfolg ihrer chen, schützen Sie sich ebenfalls. Mitarbeiter und ihrer gesamten Abteilung maßgeblich beeinflussen, sondern auch die Gesundheit aller Mitarbeiter. Vielleicht gelingt es ja, einige Probleme selbst oder in Gesundheits- und Qualitätszirkeln gemein- sam anzupacken – das Erfolgserlebnis, Schwierigkeiten im Team gemeistert zu haben, trägt ebenfalls zum positiven Befin- den bei. Lieber keine Arbeit als schwere Arbeit? Dies ist wohl in den meisten Fällen ein Trugschluss. Gesünder als arbeitende Men- schen sind Arbeitslose nicht: Aus Untersu- chungen ist bekannt, dass Menschen, die keine Arbeit haben, über mehr Beschwer- Wechseln Sie Ihre Sitzposition den klagen und häufiger zum Arzt gehen häufig. Stehen Sie öfter einmal als Beschäftigte. auf, wenn möglich. 12 Neue Erkenntnisse
Wechseln Sie häufig Körperhal- Das Verhalten der Führungs- tung und Belastung. Sorgen Sie kräfte ist entscheidend für für Ausgleich in der Freizeit. Arbeitsklima und Arbeitszu- friedenheit. Wie sitze ich „richtig“? krampfen und Beschwerden verursachen. Durch „falsches Sitzen“ schädigt man Das gilt besonders für die Schulter-Nacken- angeblich die Wirbelsäule und nutzt die Partie. Andere Muskeln verkürzen sich oder Bandscheiben verstärkt ab. Glauben Sie das werden mit der Zeit immer schwächer. auch? Tun Sie‘s nicht, denn es ist vermutlich Deshalb muss ein solcher Muskel jedoch falsch. Es gibt in der wissenschaftlichen nicht dauerhaft geschädigt sein. Schmerz Literatur keine gesicherten Beweise über bedeutet jedoch nicht gleich Schädigung einen solchen Zusammenhang. Wenn es des Rückens, das sollten Sie immer im Kopf aber kein „falsches“ Sitzen gibt, dann gibt behalten. Nutzen Sie jede Chance, um Ihre es auch kein „richtiges“ Sitzen, mit dem Körperhaltung zu verändern. Vermeiden Sie Sie Schäden an der Wirbelsäule vermeiden einseitige Belastungen und bleiben Sie bei könnten. allem, was Sie tun, so gut wie möglich in Bewegung. Das bedeutet nicht, dass durch langes Sitzen nicht auch Beschwerden entstehen können. Wenn man den ganzen Tag sitzt und dabei lange in derselben Position verharrt, können sich manche Muskeln ver- 13
Umgang mit Beschwerden Was mache ich bei akuten Wann kann ich nach einem Hexen- Beschwerden? schuss wieder richtig loslegen? Das hängt in erster Linie von der Stärke der Natürlich ist bei einem Hexenschuss Beschwerden ab. Sind die Schmerzen sehr etwas Anpassung gefragt. Man kann sich heftig, müssen Sie vielleicht für kurze Zeit nichtgut bewegen, alles dauert länger einige Aktivitäten verändern oder reduzie- und die Haltung verdient keine Glanz- ren. Was tut Ihnen jetzt gut? Was hat Ihnen note… Bestimmte Dinge wie Gartenar- früher schon mal geholfen? Wärme, Ent- beit, schweres Heben oder Sport sind spannung, bestimmte Lagerungen, gezielte vielleicht für ein paar Tage gar nicht mög- Bewegungen – fast jeder, der schon einmal lich. Aber eins ist sicher: Je eher Sie „die Rückenschmerzen hatte, kennt „seine“ Kurve kriegen“, umso früher Sie normale Tricks für eine rasche Linderung. Wenn Alltagstätigkeiten wieder verrichten, diese nicht wirken und Sie unter starken desto schneller lassen Ihre Beschwerden Schmerzen leiden, sollten Sie einen Arzt nach und werden Sie wieder fit. Das gilt aufsuchen. Er wird mit Ihnen besprechen, auch für den Beruf. Wann kann ich was ob Schmerzmittel eine schnelle Heilung wieder tun? Bei der Antwort ist Augen- unterstützen können. Bleiben Sie so aktiv maß gefragt. Gehen Sie vernünftig mit wie möglich – das ist entscheidend für eine Ihrem Körper um und hören Sie auf rasche Genesung. Früher wurden Men- seine Signale. Übermäßige Ängstlichkeit schen mit Rückenschmerzen für krank ist ebenso fehl am Platze wie ein „Kopf- erklärt und ins Bett gepackt. Heute wissen durch-die-Wand-Verhalten“, das die wir: Längere Bettruhe hindert daran, schnell Beschwerden ignoriert. wieder fit zu werden. Beim Auskurieren akuter Rückenbeschwer- den kommt es auf die richtige Mischung zwischen Schonung und Belastung an. Denn sich überfordern und immer durch- halten wollen, ist auch nicht gut für den Rücken. Nehmen Sie bei Rücken schmerzen möglichst schnell Ihre gewohnten Tätigkeiten wieder auf. 14 Umgang mit Beschwerden
Schonungskreislauf Überforderungskreislauf Schmerzen Schmerzen Schonung, Durchhalten, Passivität nicht wahrnehmen wollen nachlassende Muskelkraft, sich nichts Beweglichkeit, anmerken lassen Stimmung Überaktivität, verringerte Überforderung Leistungsfähigkeit, Belastbarkeit mehr Schmerzen mehr Schmerzen Schonen Sie sich so viel wie nötig und so wenig wie möglich! 15
Sind Rückenschmerzen Wie behandelt die Ärztin oder der gefährlich? Arzt Rückenschmerzen? In der Regel sind Rückenschmerzen harm- Die meisten Menschen werden mit ihren los. Meistens steckt keine ernsthafte oder Rückenschmerzen selbst fertig: Nur etwa gefährliche Krankheit dahinter. Die jeder Zehnte geht damit überhaupt zum Beschwerden vergehen oft sehr schnell, Arzt oder zur Ärztin. Aber natürlich hat auch ob mit oder ohne Behandlung. 80 bis 90 die medizinische Behandlung ihren Stellen- Prozent aller Rückenschmerzen gelten als wert. Die Zusammenarbeit mit dem Arzt unkomplizierte Beschwerden. oder der Ärztin fällt Ihnen leichter, wenn Sie die Grundzüge der Behandlung kennen. Nur wenn Sie zusätzlich zu den Rückenbe- schwerden eines oder mehrere der folgen- Zuerst wird ärztlicherseits abgeklärt, ob den Symptome bemerken, sollten Sie eine schwerwiegende Erkrankung in Erwä- unbedingt einen Arzt aufsuchen: gung gezogen werden muss. Hinweise für • deutlicher Gewichtsverlust eine solche Erkrankung sind die in der vori- • Fieber gen Frage beschriebenen Symptome. Hell- • starkes Schwitzen in der Nacht hörig wird der Arzt oder die Ärztin auch, • nachts heftige Schmerzen wenn Sie in den letzten Monaten vermehrt • keine vollständige Kontrolle mehr über Infektionen hatten oder früher wegen eines Blase und Darm Tumors behandelt worden sind. Mit einer • Gefühlsstörungen in den Armen, den körperlichen Untersuchung und einigen Beinen oder im Genitalbereich, meist Fragen kann meist geklärt werden, ob eine halbseitig ernsthafte Erkrankung vorliegen könnte. • mit starken Schmerzen verbundene Schwäche in den Beinen Diese Symptome können auf eine ernst- hafte Erkrankung hindeuten, die Ihr Arzt oder Ihre Ärztin in der Regel schnell heraus- findet. Gravierende Krankheiten kommen jedoch in weniger als zwei Prozent der Fälle vor, also bei nur zwei von hundert Men- schen mit Rückenschmerzen. Bei etwa jedem zweiten Betroffenen keh- ren Rückenschmerzen nach einiger Zeit zurück. Auch dies bedeutet jedoch nicht, dass es sich um etwas Ernsthaftes handelt. Rückenschmerzen sind meistens nicht gefährlich, sie verschwin- den oft auch ohne aufwendige Behandlung. 16 Umgang mit Beschwerden
Auch wenn sich innerhalb der ersten zwei bis vier Wochen keine entscheidende Besserung einstellt, bleiben diese Behand- lungsprinzipien erhalten. Erst wenn sich der Verlauf über vier bis sechs Wochen hin- zieht, sind weitere Untersuchungen nötig. Wie kann ich fit werden, wenn ich immer wieder Rückenbeschwerden habe? Bei Rückenbeschwerden kann man nicht aktiv sein – denken Sie das etwa auch? Das ist zwar falsch, aber Sie waren mit dieser Meinung lange in guter Gesellschaft. Auch Ärzte haben früher diese Meinung vertreten und Bettruhe verordnet. Heute weiß man, dass in den meisten Fällen die Beschwerden eher zunehmen, wenn man sich zu lange schont. Der Körper baut Muskeln und Knochenmasse ab, man wird steifer, schwächer und weniger belastbar. Auch die Stimmung leidet, man fühlt sich leichter entmutigt und bedrückt. Daher wird inzwischen empfohlen, sich auch mit Schmerzen so normal wie möglich zu Am besten kommt man zurecht, bewegen und zu belasten. Chronische oder wenn man trotz Schmerzen ständig wiederkehrende Schmerzen sind aktiv bleibt. wirklich so überflüssig wie der berühmte Kropf. Sie „nerven“ nur, und eine Warn funktion haben sie höchstens noch als Werden Rückenschmerzen erstmals behan- dringender Aufruf des Rückens zu mehr delt, so gelten dafür folgende Prinzipien: körperlicher Aktivität. • Zuerst – wie beschrieben – erfolgt die Abklärung, ob eine ernsthafte Erkrankung Wenn Rückenschmerzen also immer wie- vorliegt. derkehren, wird es höchste Zeit, mehr für • Wenn die Rückenschmerzen keine sich zu tun – und zwar aktiv, nicht etwa in gravierende Ursache haben, sollten Sie so Schonhaltung auf dem Sofa. bald wie möglich Ihre normalen Alltagsak- tivitäten wieder aufnehmen. Training ist besser als Schonung. • Bei Bedarf können Sie ein einfaches Bleiben oder werden Sie aktiv. schmerz- oder entzündungshemmendes Medikament einnehmen. 17
Brauche ich eine Rückenschule? Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, denn Rückenschule ist nicht gleich Rücken- schule. Der herkömmliche Rückenschulan- satz ist offenbar nicht so hilfreich wie gedacht – das legen jedenfalls neuere Untersuchungen nahe. Dort gab es viele Warnungen vor bestimmten Bewegungen und alltäglichen Verhaltensweisen. So wurde z. B. ein „Richtig“ oder „Falsch“ beim Bücken, Heben, Sitzen oder Liegen vermittelt. Das ist aber offenbar sehr viel weniger wichtig, als wir das früher dachten. Bestimmte Dinge können Sie nur in der einen oder anderen Weise tun – und es ist gar nicht so einfach, Wirbelsäule und Band- scheibe dauerhaft zu ärgern. Der Rücken ist weitaus stabiler als vermutet – darüber haben Sie ja im ersten Teil dieser Broschüre schon gelesen. Also keine Sorge, so leicht passiert schon nichts. Das Einzige, worauf Sie aufpassen sollten, sind Ihre körperlichen Grenzen. Wenn Sie nicht gut trainiert sind und einen schweren Gegenstand von schräg hinten ruckartig aus dem Koffer- raum wuchten oder stundenlang Gartenar- beit verrichten, tut Ihnen möglicherweise (oder wahrscheinlich) danach das Kreuz weh. Das ist zwar unangenehm, aber in der Regel geht dabei nichts kaputt. Moderne Rückenschulen sollten daher auf keinen Fall Bewegungsangst fördern, sondern im Gegenteil zur Aktivität ermuntern und praktikable Wege zu mehr Bewegung aufzeigen. Bleiben Sie locker. Denken Sie nicht immerzu an Ihren Rücken. 18 Umgang mit Beschwerden
Rückengesundheit kompakt Entscheidend für den langfristigen Erfolg – also weniger Schmerzen und Erhalt der Lebensfreude trotz Beschwerden – ist der Umgang mit den Rückenschmerzen. Verändern Sie Ihre Einstellung zu nennen ist das Herz-Kreislauf-System, aber Rückenschmerzen auch der Stoffwechsel mit dem Schutz vor Egal, ob Sie selbst betroffen sind oder Diabetes und vieles mehr. Neue Erkennt- anderweitig mit dem Thema befasst: Alle nisse deuten darauf hin, dass körperliche sollten hier ein wenig umdenken. Rücken- Aktivität sogar vor manchen Krebserkran- schmerzen gehören für die Mehrzahl aller kungen schützen kann. Sie müssen ja nicht Menschen zum Leben – sie sind quasi Teil gleich Leistungssport betreiben – es ist unseres Alltags, wenn auch ein eher lästiger. überhaupt nicht schwierig, ein wenig Bewe- gung in den Alltag zu bringen. Nutzen Sie Entwickeln oder behalten Sie eine positive bewusst alle Bewegungschancen: Nehmen Einstellung zu Ihrem Rücken. Er leistet viel Sie die Treppe, statt Aufzug zu fahren (das und hat Beachtung verdient – aber werden geht auch am Arbeitsplatz!) und gehen Sie Sie seinetwegen nicht zum Stubenhocker. kürzere Entfernungen zu Fuß oder fahren Geben Sie keine Dinge auf, die Ihnen Spaß Sie mit dem Fahrrad, statt das Auto zu machen. Beachten Sie Warnsignale und benutzen. Optimal wäre natürlich, Sie wür- nutzen Sie alle Selbsthilfemöglichkeiten, den mit Gesundheitssport beginnen. Die aber vor allem: Nehmen Sie bei Beschwer- Auswahl an Sportarten ist groß, und jeder den schnellstmöglich Ihre Alltagsgewohn- kann für sich selbst entscheiden, was ihm heiten wieder auf. liegt und Spaß machen könnte. Viele Men- schen, die sich lange nicht mehr sportlich Damit nützen Sie Ihrem Rücken am meisten betätigt haben, profitieren von Sportgrup- und senken gleichzeitig das Risiko, nach pen, in denen Gleichgesinnte wieder behut- kurzer Zeit den nächsten Beschwerdeschub sam an körperliche Aktivität herangeführt zu bekommen. werden. Wer Gruppen nicht mag, kann natürlich auch allein aktiv werden. Walken, Bleiben oder werden Sie aktiv Laufen, Schwimmen, Radfahren, Rückenschmerzen treten meist auf, wenn Inline-Skaten und viele andere Sportarten die körperliche und psychische Belastung eignen sich auch für Individualisten oder zu hoch ist. Natürlich ist das abhängig von Menschen, in deren Terminplan Sport nur Konstitution, Alter, Zustand der Wirbelsäule zu ungewöhnlichen Zeiten passt. Vielleicht und vielen anderen Faktoren. Aber Sie ist für Sie auch das Training in einem können Ihre Belastbarkeit deutlich steigern, Fitnessstudio der richtige Kompromiss wenn Sie sich fit halten. Körperliche Fitness zwischen Gruppe und Individualsport. und Beweglichkeit schützen nicht nur vor Rückenschmerzen, sondern wirken sich Falls Sie mehrere Jahre keinen Sport getrie- auch positiv auf praktisch alle Prozesse und ben haben und über 35 Jahre alt sind oder Organe des Körpers aus. An erster Stelle zu an einer chronischen Krankheit leiden, soll- 19
ten Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin aufsu- Finden Sie Ihre persönlichen chen, bevor Sie mit Ihrem Sportprogramm „Knackpunkte“ heraus beginnen. Er bzw. sie kann Ihre Belastbar- Oft haben die Beschwerden bei genauerer keit prüfen und oft auch gezielt im Hinblick Betrachtung nichts mit der Arbeit zu tun – auf die geplanten Aktivitäten beraten. und schon gar nicht mit dem Schreibtisch oder dem Stuhl, sondern mit Verhaltens- Wechseln Sie Belastungen so häufig weisen in der Freizeit. In anderen Fällen wie möglich kann ein Konflikt mit dem Vorgesetzten Bewegung und das Vermeiden von oder die Angst um den Arbeitsplatz beste- Zwangshaltungen sind auch am Arbeits- hende Beschwerden verstärken. Versuchen platz möglich. Wechseln Sie häufiger mal Sie herauszufinden, welche Faktoren bei die Arbeitshaltung oder die Sitzposition, Ihren Beschwerden mit eine Rolle spielen. stehen Sie von Zeit zu Zeit auf und dehnen Falls Sie diese „Knackpunkte“ reduzieren und strecken Sie sich. Sitzen Sie so „aktiv“ oder ganz ausschalten können, herzlichen wie möglich – überall, am Arbeitsplatz Glückwunsch! Das ist die beste Voraus ebenso wie zu Hause oder beim Mittag setzung, um die Beschwerden in den Griff essen. zu bekommen. Falls nicht, prüfen Sie alle realistischen Möglichkeiten, um Ihr Arbeits- Achten Sie auf körperlichen Ausgleich umfeld zu beeinflussen oder Ihre persönli- in Ihrer Freizeit che Belastung zu reduzieren. Gönnen Sie sich in Ihrer Freizeit einen kör- perlichen Ausgleich zu Ihrer sitzenden oder einseitig belastenden Tätigkeit. Tun Sie etwas für sich. Ihr Rücken wird es Ihnen danken. • Dehnen und kräftigen Sie Ihre Muskeln, damit Schwächen gar nicht erst ent stehen und ungleichmäßige Belastung ausgeglichen wird. • Ausgleichsgymnastik oder ein Trainings- programm reichen meist schon aus, um Beschwerden vorzubeugen bzw. deutlich zu verringern. Tun Sie etwas für Ihre Gesundheit. Es wird Ihnen guttun. 20 Rückengesundheit kompakt
Der Weg zum Ziel Mitunter ist es nicht leicht, die gewonnenen 3. Erkennen Sie Hindernisse. Erkenntnisse zur Rückengesundheit auch Erkennen Sie den eigenen „Schweine- dauerhaft in den Alltag zu integrieren. hund“ („Es ist schlechtes Wetter.“, Eine Hilfestellung kann folgende Aufstel- „Ich komme nicht vom Sofa runter.“ lung sein: oder „Ich habe keine Sportpartner.“ 1. Beobachten Sie sich selbst. etc.) Wie häufig bewege ich mich? 4. Überwinden Sie die Hindernisse. Was macht mir Spaß, was macht mir („Ich kaufe mir Regenbekleidung.“, keinen Spaß? „Ich trainiere direkt nach der Arbeit.“ 2. Planen Sie! oder „Ich finde einen Sportpartner.“ Was? Wann? Wo und wie? etc.) (am besten für einen Monat im Voraus 5. Erinnern Sie sich daran, was Ihnen planen und schriftlich festhalten). gut tut. Speichern Sie Wohlgefühle und planen Sie Belohnungen ein. Online-Kurs Rückengesundheit Im BARMER Online-Kurs Rückengesund- auch konkrete Methoden und Techniken heit lernen Sie, was Ihrem Rücken gut tut. vermittelt. Spielerische Elemente und Videogestützte Übungs- und theoretische Quizze lockern den Online-Kurs zwischen- Lerneinheiten helfen Ihnen dabei. Schritt durch auf. für Schritt erlangen Sie Kompetenzen zu Ihrer eigenen Rückengesundheit. Mit Hilfe Über den Webcode www.barmer.de/ der videogestützten Übungen können Sie g100035 gelangen Sie direkt zum Online- z. B. Verspannungen lösen. Um regelmä- Kurs Rückengesundheit. ßige Bewegungseinheiten einfach in Ihren Alltag einzubauen, können Sie die Erinne- rungsfunktion nutzen. Eine Bedarfsana- lyse via Online-Fragebogen ermittelt den passenden Fokus für Ihre persönlichen Bedürfnisse. Die Bedarfsanalyse ist jedoch kein Muss. Sie können auch direkt in den Online-Kurs einsteigen, der Ihr Interesse geweckt hat. In den ersten Wochen steht die Vermittlung von Grund- lagen auf dem Programm, später werden 21
Ihr Übungskatalog Bewegung ist der Schlüssel für alle Rückenprobleme – das haben wir gelernt. Deshalb sollten Sie jede Gelegenheit nutzen, sich zu bewegen. Achten Sie stets bei der Durchführung • Korrekte Ausführung: z. B. eine Linie von der Übungen auf Folgendes: Fuß, Knie, Hüfte über die Wirbelsäule zum • Regelmäßig und ruhig atmen! Kopf bilden. • Konstante Bewegungsgeschwindigkeit: • Stabilisation der Lendenwirbelsäule: Nicht zu schnell, nicht zu langsam! „Bauch einziehen“, • Keine ruckartigen Ausführungen. „Po zusammenkneifen“. 22 Ihr Übungskatalog
1. Für den Rückenstrecker Funktion: D er lange Rückenstrecker stärkt den Rumpf, richtet ihn auf und neigt ihn bei ein- seitiger Kontraktion zur Seite. Bridging – einfache Übung Bridging Variation Ausgangsstellung: Ausgangsstellung: • Rückenlage, Füße sind in 90° Beugung • Rückenlage, Füße sind in 90°Beugung angestellt. angestellt. • Arme liegen neben dem Körper. • Strecken der Arme in Richtung Decke, • Becken anheben bis der Körper eine Handflächen zeigen zueinander. gerade Linie bildet. Übungsdurchführung: Übungsdurchführung: • Gestreckte Arme führen schnelle kleine • Leichtes Absenken des Becken von Hackbewegungen durch. ca. 5 cm und wieder Anheben zur • 5 x 10–15 Sekunden halten und • geraden Linie – 3 x 15 Wiederholun- „hacken“. gen. Wichtig: Achten Sie auf eine Stabilität der Lenden-Becken-Hüftregion. 23
Vierfüßler Vierfüßler für Fortgeschrittene Ausgangsstellung: Ausgangsstellung: • V ierfüßlerstand. • V ierfüßlerstand. • Kopf in Verlängerung des Rückens • Kopf in Verlängerung der Wirbelsäule, halten, Rücken bildet eine Gerade. Rücken bildet eine Gerade. Übungsdurchführung: Übungsdurchführung: • Ein Bein nach hinten anheben und • Ein Bein nach hinten anheben und ausstrecken, Fußspitze anziehen. ausstrecken, Fußspitze anziehen. • Blickrichtung nach unten. • Gegengleichen Arm nach vorne • Wechselseitig durchführen, jede Seite strecken, Blick ist weiter nach unten 5 x 10–15 Sekunden halten. gerichtet. • Blickrichtung nach unten. • Wechselseitig durchführen, jede Seite 5 x 10–15 Sekunden halten. 24 Ihr Übungskatalog
2. Für die Bauchmuskulatur Funktion: D ie Bauchmuskeln richten den Oberkörper aus der Rückenlage auf und arbeiten beim Stehen im Alltag gegen die Schwerkraft, um eine aufrechte Haltung zu gewährleisten. Sit-ups rückwärts – einfache Übung Ausgangsstellung: • Sitz auf den Boden, Füße sind bei 90° Kniebeugung mit der ganzen Fußsohle auf dem Boden aufgestellt, Oberkörper ist aufrecht; Hände liegen auf den Oberschenkeln. Übungsdurchführung: • Langsames Zurückneigen des Oberkörpers, bis ein (leichtes) Ziehen im Bauch zu spüren ist. • Rücken gerade halten. • 10–15 Sekunden Position halten und zurück in die Ausgangsposition. • 3 x 8–12 Wiederholungen. Wichtig: Nur so weit zurückneigen, wie die Übung kontrollierbar ist, gleichmäßig weiteratmen! 25
Crunches – Für die seitliche für Fortgeschrittene Bauchmuskulatur Ausgangsstellung: • Rückenlage, Beine sind im rechten Winkel angehoben. • Beide Hände ziehen an einer Seite der Oberschenkel vorbei. • Lendenwirbelsäule drückt fest auf den Boden. Ausgangsstellung: Übungsdurchführung: • Rückenlage, Füße sind in 90°Beugung • Langsames Aufrollen des Oberkörpers angestellt. bis zum Abheben der Schulterblätter • Arme sind parallel zum Rumpf und langsames Absenken. gestreckt, Handflächen angestellt. • Jede Seite, 3 x 10–15 Wiederholungen. • Lendenwirbelsäule wird durch die Bauchmuskulatur fest auf den Boden gedrückt. Übungsdurchführung: • Langsames Aufrollen des Oberkörpers bis zum Abheben der Schulterblätter und langsames Absenken. • Hände schieben Richtung Füße. • 3 x 10–15 Wiederholungen. Vorsicht: Bei Beschwerden im Schulter-Nacken- Bereich können die Hände den Hinter- kopf leicht abstützen, Ellenbogen zeigen hierbei nach außen! 26 Ihr Übungskatalog
3. Rotation Funktion: R otations- und Hackübungen trainieren die tiefe Rückenmuskulatur, die für die Stabilisierung der Wirbelsäule und der einzelnen Wirbelsegmente hauptverant- wortlich ist. Diagonale im Sitz – einfache Übung Ausgangsstellung: • Sitz auf einem Stuhl. • Rumpfvorbeuge, der linke Arm geht zum rechten Fuß. Übungsdurchführung: • Rumpfaufrichtung und der linken, nun nach oben gestreckten Hand, hinterherschauen. • Jede Seite, 3 x 10–15 Wiederholungen. 27
Hacken im Stehen – Hacken im Squat – Variante einfache Übung Ausgangsstellung: Ausgangsstellung: • Schulterbreiter Stand. • Schulterbreiter Stand, Fußspitzen • Arme sind rechtwinklig gebeugt, leicht nach außen drehen. Ellenbogen bleiben fest in der Taille, • Knie leicht beugen und Po nach hinten Handflächen zeigen zueinander. schieben. • Schultern bleiben entspannt. • Oberkörper leicht nach vorne neigen und die Arme in Verlängerung der Übungsdurchführung: Wirbelsäule strecken, Handflächen • Unterarme führen schnelle kleine zeigen zueinander. Hackbewegungen aus, Unterarme sind straff. Übungsdurchführung: • 3 x 10–15 Sekunden „hacken“. • Arme führen nun kleine, schnelle Hackbewegungen aus, Arme sind straff. • 3 x 10–15 Sekunden „hacken“. Wichtig: Atmen Sie während der Übung gleichmäßig weiter! 28 Ihr Übungskatalog
4. Seitneigung Funktion: K räftigungsübungen für die seitlichen Bauch- und Rückenmuskeln dienen einer allgemeinen Stabilisierung und Kräftigung der Wirbelsäule und sorgen für eine feste Taille. Seitstütz – einfache Übung Seitstütz – Variation für Fortgeschrittene Ausgangsstellung: Ausgangsstellung: • Seitlage, beide Knie sind 90°gebeugt. • Seitlage, beide Beine sind gestreckt. • Aufstützen auf dem unteren Ellen • Aufstützen auf dem unteren Ellen bogen. bogen. Übungsdurchführung: Übungsdurchführung: • Anheben des Beckens, sodass der • Anheben des Beckens, sodass der Körper eine gerade Linie bildet und Körper eine gerade Linie bildet und die diese Position halten. Position halten. • Jede Seite 3 x 10–15 Sekunden halten. • Jede Seite 3 x 10-15 Sekunden halten. Wichtig: Wichtig: Gleichmäßig weiteratmen! Gleichmäßig weiteratmen! 29
Taillenmacher – für Fortgeschrittene Ausgangsstellung: • Stabile Seitlage. • Kopf liegt auf dem unteren Arm. Übungsdurchführung: • Anheben und Senken beider Beine, die Beine während der Wiederholungen nicht ganz ablegen. • Ganzkörperspannung. • 3 x 10–15 Wiederholungen. 30 Ihr Übungskatalog
5. Stabilisation Funktion: S tabilisationsübungen dienen dazu, mehrere Muskelbereiche v. a. im Rumpfbereich gleichzeitig zu trainieren. Vierfüßlerstütz – einfache Übung Ausgangsstellung: • V ierfüßlerstand. • Hände stützen unter den Schultern, Arme leicht gebeugt. Fingerspitzen einander zugewandt. Übungsdurchführung: • Leichtes Abheben der Knie. • Position 3 x 10–15 Sekunden halten. 31
Vierfüßlerstütz – Vierfüßlerstütz – effektive Variante Variation für Fortgeschrittene Ausgangsstellung: Ausgangsstellung: • Die Unterarme stützen unter den • Die Unterarme stützen unter den Schultern. Schultern. Übungsdurchführung: Übungsdurchführung: • Körper bis zu den Fußspitzen leicht • Körper bis zu den Fußspitzen leicht anheben bis er eine Linie bildet. anheben bis er eine Linie bildet. • Ganzkörperspannung. • Ganzkörperspannung. • Position 3 x 10–15 Sekunden halten. • Position 3 x 10–15 Sekunden halten. • Zusätzliches Anheben eines Beines. 32 Ihr Übungskatalog
6. Entspannung Funktion: M obilisationsübungen dehnen die Wirbelsäulenmuskulatur und mobilisieren die verschiedenen Bereiche der Wirbelsäule. Dies dient der Beweglichkeit für alle Richtungen. Päckchen Katzenbuckel Ausgangsstellung: Ausgangsstellung: • Rückenlage. • V ierfüßlerstand. • Anziehen der Beine unterhalb der Kniegelenke bis zur Brust. Übungsdurchführung: • Auf- und Abrollen der Wirbelsäule. Übungsdurchführung: • Kopf aktiv mitbewegen. • „Runder Rücken“. • 20–30 Sekunden die Position halten. 33
Schulterheben Kutscher Ausgangsstellung: Ausgangsstellung: • Sitz oder schulterbreiter Stand. • Schulterbreiter Sitz. • Ablegen der Unterarme auf die Übungsdurchführung: Oberschenkel. • Schultern zu den Ohren ziehen, • Hände hängen zwischen den Beinen, • 5 Sekunden Spannung halten. Blick nach unten richten. • Schultern fallen lassen und Entspan- nung in der Schulter-Nacken-Musku Übungsdurchführung: latur spüren. • T ief ein- und ausatmen, bewusste • Übung 3 x wiederholen. • Atmung in den Bauch. • Entspannen für 20–30 Sekunden und dann wieder langsam aufrichten. 34 Ihr Übungskatalog
Kirschen pflücken Ausgangsstellung: • Schulterbreiter Sitz. Übungsdurchführung: • Arme nacheinander nach oben strecken und „Kirschen pflücken“. • 15–20 Wiederholungen. 35
Für zwischendurch Es kommt schon einmal vor, dass der Alltag unserem Rücken ganz schön viel abverlangt: lange im Büro sitzen, wenig Abwechslung und somit wenig Bewegung. An solchen Tagen ist es Es gibt viele Möglichkeiten, den Alltag besonders wichtig, dass die etwas aktiver zu gestalten, manchmal Möglichkeiten, die sich einem reicht auch schon eine positive Einstellung. während des Tages bieten, aktiv Gehen Sie beim Hochtragen der Einkäufe als kleines Bewegungstraining z. B. einfach einmal mehr. Sie haben für zwischendurch genutzt dadurch nicht allzu viel Last, die Sie tragen werden: müssen, und nutzen es als kleines „Zwischendurchtraining“ für Ihren Körper. • Benutzen Sie die Treppen und kurbeln Integrieren Sie kleine Bewegungspausen Sie Ihr Herz-Kreislauf-System öfter zwischendurch, es genügen schon an. 60 Sekunden, die mehrmals in den Tag • Gehen Sie so viele Wege wie möglich eingebaut werden. Ihr Rücken wird es Ihnen zu Fuß oder fahren Sie so häufig wie danken. es geht mit dem Fahrrad. Hierbei kann man viel besser abschalten und den Arbeitsstress am Arbeitsplatz zurück- lassen. Ihre Familie wird es Ihnen danken. • Nutzen Sie den Toilettengang als aktive Bewegungspause und benut- zen Sie das WC einfach ein Stockwerk über oder unter Ihnen. • Nutzen Sie Telefongespräche für kleine Lockerungsübungen v. a. der Schulter-Nacken-Region. 36 Für zwischendurch
Angebote der BARMER Sie interessieren sich für eine Rücken- schule, ein Rückentraining oder Entspan- nungskurse in Ihrer Nähe? Mit unserer Gesundheitskurssuche Online finden Sie ein passendes Angebot: www.barmer.de/gesundheitskurse • Ratgeber „Rücken“ unter www.barmer.de/ruecken • „Forum Rücken“ unter www.barmer.de/rueckenforum • Kostenlose telefonische Beratung durch medizinische Experten beim BARMER Teledoktor 0800 33 33 500* – rund um die Uhr an 7 Tagen in der Woche. Sie erreichen uns auch aus dem Ausland: Wählen Sie dafür den Barmer Teledoktor unter der Rufnummer 0049 202 568 3333 500** an. • Online-Kurs Rückengesundheit www.barmer.de/g100035 * Anrufe aus dem deutschen Fest- und Mobilfunknetz sind für Sie kostenfrei. Näheres zum Teledoktor und unseren Serviceangeboten siehe www.barmer.de. ** Die Telefonkosten für Anrufe aus dem deutschen Mobilfunknetz richten sich nach dem Tarif des von Ihnen gewählten Telefonanbieters. 37
Service Literaturtipps Quellenverzeichnis • Ärztliches Zentrum für Qualität in der • Europäische Leitlinien zur Prävention von Medizin (ÄZQ): Patienteninformationen Rückenschmerzen, November 2004 „Kreuzschmerz – akut“ „Kreuzschmerz – chronisch“ • Kendall, Nicholas, Acute Low Back Pain Expert Panel, Neuseeland Waddell, • Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit Gordon, Back Pain Revolution,1998 im Gesundheitswesen (IQWiG) „Rücken- und Kreuzschmerz“ • Bertelsmann Stiftung: Projekt „Prävention www.gesundheitsinformation.de von Rückenschmerzen“, Projektleitung: Eckhard Volbracht, Abschlussbericht Das neue Rückentraining: „Informationsmaterial und -medien zur Mit 5-Minuten-Programm. Froböse, I. Prävention von Rückenschmerzen“, Gräfe und Unzer 2012 12/2003; www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/ files/BSt/Presse/imported/downloads/ xcms_bst_dms_15339__2.pdf 38 Service
Man müsste seinen Arzt immer dabeihaben können. Gedacht, gemacht: die Teledoktor-App. Mit der BARMER Teledoktor-App kann man sich jetzt immer und überall medizinischen Rat holen. Mehr Infos unter: barmer.de/teledoktor-app
Rückenschmerzen gelten als die „Volkskrankheit Nr. 1“. Die Beschwerden müssen nicht zwangsläufig zum Dauerproblem werden. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass für den Beschwerdeverlauf der Umgang mit ihnen wichtiger ist als die Verschleiß erscheinungen, die auf dem Röntgenbild zu sehen sind. Sicherlich, ganz vermeiden lassen sich Rückenschmer- zen nicht. Durch vorbeugende Maßnahmen und eine positive Einstellung kann jedoch jeder selbst dazu beitragen, Häufigkeit und Stärken zu verringern. „Rücken aktiv – Bewegen statt schonen“ gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen: • Wodurch entstehen Rückenschmerzen überhaupt? • Welchen Einfluss hat der Arbeitsplatz? • Wie kann ich fit werden, wenn ich immer wieder Rückenbeschwerden habe? • Was kann man vorbeugend tun? 6028N 0219 www.barmer.de
Sie können auch lesen