Einblicke 2022 Almanach des Archivs der deutschen Frauenbewegung
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e 2 0 2 2 Einblick 3 Editorial 4 Das Herzstück – unsere Sammlungen 8 Forschen in der Stiftung – Themen und Kooperationen 12 Das geschriebene Wort – die Publikationen 14 Wortgewandt – erkunden, entdecken, erfahren 16 Die Freundinnen – Notizen aus dem Förderverein 18 Die Stiftung – mehr als eine Organisationsform
Editorial War es 2021 noch schwierig und ungewohnt, begrüßen: zwei Mitarbeiterinnen verstärken die neuen Regelungen rund um die Pandemie das DDF-Projekt und eine Mitarbeiterin hat im umzusetzen und uns mit dem hybriden Arbei- Bereich Vermittlung und Öffentlichkeitsarbeit ten zu arrangieren, nehmen wir seitdem immer begonnen. Auch die vakanten Stellen in unse- selbstverständlicher die Vorteile dieses Arbeits- rem Stiftungskomitee konnten wir erfolgreich stils in unseren Arbeitsalltag auf. Aber trotzdem wiederbesetzen. Wir begrüßen alle neuen haben wir uns sehr gefreut, dass das Jahr 2022 Gesichter noch einmal herzlich und freuen uns ein Jahr zurück in die Normalität war, in dem auf die Zusammenarbeit. wir uns wieder mehr in Präsenz, mehr im direk- Ein Event, das wir mit großer Freude organi- ten Austausch und mehr in gemeinschaftlicher sieren und durchführen konnten, war die nur Arbeit begegnen konnten. alle fünf Jahre stattfindende Stifter:innenver- So konnten wir wieder verstärkt (überregio- sammlung. Bei bestem Wetter haben wir alte nale) Kooperationen eingehen und uns mit und neue Stifter:innen in unserem Lesesaal verschiedensten Projekten – unter anderem begrüßt und uns über den konstruktiven und mit einer Reihe von Kasseler Institutionen, der aufschlussreichen Austausch gefreut. Gedenkstätte Breitenau und mit der Monacen- Im Oktober stand dann ein besonderes Ereignis sia im Hildebrandhaus München – vernetzen. an: die Freundinnen, der Förderverein des AddF, Beispielsweise die erneute Zusammenarbeit mit feierten ihr 30-jähriges Jubiläum – und wagten der Monacensia zu #FrauenDerBoheme wird sich mit der Social-Media-Aktion #30Jahre- uns bis ins Jahr 2023 begleiten. Freundinnen auf ein ganz neues Terrain. Wir Ein Highlight des Jahres war nach intensiver Arbeit gratulieren noch einmal von ganzem Herzen zum der Relaunch unserer Website – und sie ist so Jubiläum und sagen Danke für drei Jahrzehnte schön geworden, dass wir gar nicht anders kön- ehrenamtliches Engagement für das AddF! nen, als über sie zu sprechen. Bestückt mit neu- Und auch 2023 wartet schon mit dem nächsten em Design, neuen Fotos, neuen Inhalten, neuen wichtigen Jubiläum auf uns, denn es jährt sich Informationen zu Projekten und Kooperationen ist zum 175. Mal die Revolution von 1848. Wir die neue Website ein gelungenes Aushängeschild befinden uns schon lange in der Vorplanung für die Arbeit des AddF. Schauen Sie unbedingt diverser Formate, die wir anlässlich des Jubi- unter addf-kassel.de vorbei und machen Sie sich läums in die Welt tragen werden. Wie uns dies selbst ein Bild von unserem Auftritt. gelungen ist, lesen Sie dann in den nächsten Aber nicht nur die Website ist neu, auch neue Einblicken. Nun aber erst einmal viel Spaß Mitarbeiterinnen durften wir zum Jahresbeginn beim Nachlesen des Jahres 2022. 3
H e r z s t ü c k– Das gen lun mm unsere Sa NEUE SICHTBARKEIT AUF- UND AUSBAU DES BILDARCHIVS Die Freude war groß als uns in der zweiten Jahres- Von Anbeginn an war es dem AddF wichtig, hälfte die Nachricht erreichte, dass die Bestände neben schriftlichen auch bildliche Quellen zu und Digitalisate des AddF nun auch in der Deut- sammeln, um im Rahmen des historischen Bild- schen Digitalen Bibliothek (DDB) und im Archiv gedächtnisses Frauenbewegungsgeschichte zu portal D nachgewiesen und recherchierbar sind. visualisieren. Dies erhöht die Sichtbarkeit des Sammlungsbe- Es wurde ein Bildarchiv aufgebaut, für das standes an zentraler Stelle immens. Derzeit finden gerade in den Anfangsjahren viele Repro- sich darin über 56.000 Datensätze, davon ca. duktionen aus zeitgenössischen Publikationen sieben Prozent mit Digitalisat. Das enthaltene angefertigt wurden. Denn vor allem durch Archivgut wird gleichzeitig im Archivportal D zur Zerstörung und Krieg, aber leider auch durch Verfügung gestellt und in über 13.000 Nachwei- mangelndes Bewusstsein mancher Protagonis- sen angezeigt, wovon bereits ca. 18 Prozent mit tinnen der Frauenbewegung und ihrer Nach- Digitalisat angeboten werden können. Möglich komm:innen sind in den letzten Jahrzehnten wurde dies mit Hilfe der Servicestelle des Digi- nicht nur wichtige Schriftzeugnisse, sondern talen Deutschen Frauenarchivs (DDF), die einen auch visuelle Quellen der Frauenbewegungs- Export aus dem Verbundkatalog META heraus geschichte verlorengegangen. entwickeln konnte. Neben den Periodika, die Inzwischen umfasst das Fotoarchiv ca. 10.000 schon seit vielen Jahren in der Zentralen Zeit- Abbildungen aus der Geschichte von Frauen schriften Datenbank (ZDB) nachgewiesen sind, und Frauenbewegung in Deutschland von 1848 ist damit ein weiterer wichtiger und erfolgreicher bis heute. Es handelt sich dabei sowohl um Ein- Schritt in überregionale Verbundkataloge des zelfotos, Dias, Zeitungsausschnitte, Postkarten Archiv- und Bibliothekswesens gelungen. und Drucke als auch um Fotosammlungen aus Nachlässen und Aktenbeständen, die Einblicke ins Private sowie auch in die Netzwerke der Die Bestände des AddF werden seit 2022 auch in der Deutschen Digitalen Bibliothek präsentiert
links: Ausschnitt einer Foto- grafie, die vermutlich von Alice Matzdorff stammt und Schweißerinnen im Ersten Weltkrieg zeigt rechts: Die Frauen- und Mädchen-Abteilung des Deutschen Turn-Vereins Berlin, 1902 Bewegung erlauben. Die meisten Abbildungen tiken aufwirft. Denn in den seltensten Fällen stammen aus dem 20. Jahrhundert, ein kleinerer sind Angaben zur Provenienz durch die Ver- Teil aus dem 19., was auf die Entwicklung der käufer:innen möglich, da die Artikel häufig aus Fotografie als Alltagsmedium zurückzuführen Haushaltsauflösungen oder Flohmarktkäufen ist. Neben den Reproduktionen umfasst der stammen. Bei Fotografien ist die Kontextin- Bestand heute vor allem Originale – u. a. Litho- formation wie Ort, Zeit oder Anlass jedoch grafien, Presse- und Atelierfotografien aber auch von entscheidender Bedeutung, um eine his- Privataufnahmen, etwa ein Drittel des Bestandes torisch akkurate Weiternutzung der Fotografie sind zur Zeit erschlossen und digitalisiert. zu ermöglichen. Ein Foto oder Album mag Der Ausbau erfolgt vor allem über Bildquel- zwar ästhetisch ansprechend oder interessant len, die durch Übernahmen von Beständen erscheinen, ohne die Möglichkeit der Zuord- ins Haus kommen. Lücken werden gezielt nung sehen wir von einem Kauf ab. Trotz dieser über Ankäufe geschlossen. So sind wir z. B. Schwierigkeiten gelingt es dennoch immer wie- auf der Suche nach Fotografien von: Verei- der interessante Bildquellen zu übernehmen. nen, in denen F rauen wirkten, wie etwa Turn-, Sing- oder Handarbeitsgruppen; interessanten EIN GELUNGENER ANK AUF Berufsvereinigungen wie z.B. dem Schaustel- Im letzten Jahr konnten wir ein Fotoalbum erwer- lerinnenverein; Frauen in männlich dominier- ben, in dem zahlreiche Originaldokumente der ten Berufen wie dem der Schweißerin oder ehemaligen Besitzerin beigefügt waren, sodass Druckerin; Frauen bei öffentlichen Veranstal- eine zeitliche und räumliche Einordnung mög- tungen wie Demonstrationen, Kundgebungen, lich ist. Die ursprüngliche Eigentümerin Gertrud Tagungen – um einige Schwerpunkte unse- Knecht hatte es zudem mit aufschlussreichen rer Ankäufe zu nennen. Durch antiquarische Beschriftungen versehen. Sie war ausgebildete Onlineverkaufsportale steht ein breiter Markt Säuglings- und Kleinkinderkrankenschwester, zur Verfügung, der allerdings neue Problema- Geburtsjahrgang 1914. Ihre Ausbildung erhielt Das gut beschriftete Fotoalbum mit Original dokumenten der Säug lings- und Kinderkranken schwester Gertrud Knecht 5
links: Johannes Ackner übergibt die hand- schriftlich festgehaltenen Lebenserinnerungen der Frauenrechtlerin Marie Stritt (1855–1928) an Mirjam Sachse. unten: Diverse Zeit- schriften, Objekte und Fotos des Erschlie- ßungsprojekts 2022 sie Anfang der 1930er Jahre in der Säuglings- lieferungen zu bereits bestehenden Beständen, pflegerinnen- und -schwesternschule Cecilien kamen auch interessante Schenkungen ins Haus. heim des Vaterländischen Frauenvereins, Zweig- So wurden uns von Johannes Ackner als Fami- verein Hannover. 90 Fotografien dokumentieren liennachfahre das unvollendete handschriftliche den Privat- und Berufsalltag Gertud Knechts Manuskript der Lebenserinnerungen der Frauen- von ca. 1931–1933. Sie zeigen Mitschülerinnen, rechtlerin Marie Stritt (1855–1928) sowie zahlrei- Lehrerinnen und Unterkunft in der Schwestern- che Fotos übergeben. Das Manuskript und die schule, Urlaube und Sportveranstaltungen, Sil- Fotos konnten im Rahmen des DDF-Projektes vester- und Geburtstagsfeiern. Beigefügt sind zugleich erschlossen und digitalisiert werden, Unterlagen wie Führungs- und Arbeitszeugnisse sodass sie zeitnah online zur Verfügung gestellt sowie Lehrgangsbescheinigungen. Die Prove werden können. Neu ins Haus kam auch ein nienzfrage war eindeutig und so erhält das Foto regionales Konvolut von Unterlagen der am einer Frau in Schwesterntracht eine Geschichte 1. Mai 1869 mit 226 Schülerinnen, 8 Lehrern und einen konkreten Lebensbezug, die es in den und 4 Lehrerinnen eröffneten Höheren Töchter historischen Gesamtzusammenhang einord- schule, der „Standesschule für Töchter des geho- net. Die persönlichen Dokumente von Gertrud benen Bürgertums“, der späteren Kasseler Jacob- Knecht machten einen gelungen Ankauf aus Grimm-Schule. Ergänzend zu diesen Unterlagen Privathand möglich. erhielten wir zudem durch den Sohn einer ehe- maligen Schülerin eine als „Klassen-Rundbrief“ NEUZUGÄNGE IM ARCHIV gekennzeichnete Kladde mit handschriftlichen Die Archivbestände sind erneut um 40 laufende Erlebnisbeschreibungen der Schulzeit aus der Meter gewachsen. Neben zahlreichen Nach- Nachkriegszeit bis in die 1960er Jahre. NEUZU GÄNG E 2022 IN ZAHLE N BIBLIOTHEK A R C H IV 120 Arc hivalien 204 Bücher s 6 Audio 289 Zeitschrifteneinzelhefte estand 40 Zeitschriftenjahrgänge 2 Aktenb sse 3 Nachlä g 4 Sammlun ständen ru n g e n zu 14 Be Nachliefe hivkarton s m t 346 Arc 6 Ins g e s a
links: Historische Aufnahme aus dem Konvolut der Jacob-Grimm-Schule rechts: „Klassen-Rundbrief“ der Kasseler Jacob-Grimm-Schule aus der Nachkrie gszeit UNSER DDF-PROJEKT weiterhin nur eine begrenzte Anzahl von Plät- Die Erschließung des Bestandes der Evange zen zur Verfügung stand. Recherchiert wurde lischen Frauenarbeit in Deutschland (EFD) wur- zu Protagonistinnen der Frauenbewegung und de erfolgreich abgeschlossen und neben dem verschiedensten Themen, wie z. B. „Frauen Onlinefindbuch kann der Bestand über den arbeit im Hotel“, „Sinti- und Roma-Frauen in META-Katalog recherchiert werden. Darüber der NS-Zeit“, „Jüdischen Protagonistinnen in hinaus wurde weiter digitalisiert, so dass nun der Sozialarbeit“ oder „Rezeptionsgeschichte auch das „Centralblatt des Bundes Deutscher der Frauenfriedensbewegung“. Dabei ging es Frauenvereine“ ebenso wie die Nachfolgezeit- sowohl um Referate und Seminararbeiten als schrift „Die Frauenfrage“ und die Zeitschrift auch Masterarbeiten oder Dissertationen. Die „Die Frauenbewegung“ online zur Verfügung Nutzer:innen kamen zu 60 % aus Deutschland, stehen. Mit einer endgültigen Freischaltung 34 % aus Kassel und etwa 6 % waren internati- u. a. über den META-Katalog ist ab April 2023 onale Gäste. Besonders intensiv wurde zudem zu rechnen. im Rahmen des von Dr. Kerstin Wolff an der Universität Kassel angebotenen Seminars „Wie NUTZUNG die Gleichberechtigung ins Grundgesetz kam“ Auch 2022 war es uns ein großes Anliegen den mit dem Nachlass von Elisabeth Selbert gear- Lesesaal trotz der Corona-Pandemie geöffnet beitet. Die Seminarteilnehmer:innen verbrach- zu halten und weiterhin eine Nutzung vor Ort ten viel Zeit jenseits des Seminars in Eigenre- zu ermöglichen. Die Nachfrage war hoch und cherche im Lesesaal, und beschäftigten sich so bedurfte es einer guten Raumplanung, da anhand unterschiedlicher Fragestellungen mit den Originalquellen. N U TZ U N G EN IN ZA H LE N hriftl.) en (vor Ort, tel., sc 368 Einzelnutzung Nutzer:innen 70 Da ten ba nk zu griffe von 11.512 66.4 tzer:innen 3 Ho m ep ag ez ug riffe von 50.584 Nu 818.06
S t i f t u n g – e r Fors chen in d o p eratio nen en u n d Ko Them „TRÜMMERFR AUEN“ IN K ASSEL wird Ende 2023 mit einer Publikation abge- 2022 startete im Forschungsteam des AddF das schlossen, die im Frühjahr 2024 erscheinen wird. Projekt „Trümmerfrauen in Kassel“. Finanziert Die Geschichte der Trümmerräumung in Kas- wird es für zwei Jahre von der Stadt Kassel. Ziel sel soll am Beispiel von drei thematischen dieses Projektes ist es, die konkrete Arbeit des Schwerpunkten erzählt werden. Während Trümmerns in Kassel von den ersten Luftangriffen des Krieges sind es die Kriegsgefangenen 1942 bis zur Bundesgartenschau 1955 nachzu- und Zwangsarbeiter:innen, die in den Fokus zeichnen. Untersucht werden die Organisation der Untersuchung rücken. In der unmittelba- der Trümmerbeseitigung und der Beitrag, den ren Nachkriegszeit geht es um die Kasseler die sogenannten Trümmerfrauen und andere Bürger:innen, die im Rahmen der Ehrennot- Personengruppen wie Zwangsarbeiter:innen, dienstverordnung ihren „Trümmerbeitrag“ Kriegsgefangene, ehemalige NSDAP-Mitglieder, leisten mussten. Und wenig später gewinnen Schüler:innen oder Firmenbelegschaften für den die Trümmerbeseitigungsanlage und das Bau- Wiederaufbau der Stadt leisteten. Das Projekt steinwerk der Stadt Kassel an Bedeutung. f an der Zerstörung durch den Bombenangrif 8 Kass eler Scho mbu s rg traße mit Ukra inischen Trümmerfrauen
Helke Dreier berichtet dem Forschungsteam von ihren Recherche ergebnissen Unsere Kollegin Helke Dreier übernahm die „Wem gehören die Trümmer, wer darf welche Bearbeitung des so wichtigen Themas und Trümmer verwenden und wer hat Anspruch auf stürzte sich sogleich in die Quellenarbeit. Die Entschädigung?“, welche die Gemüter erhitz- Bestände des Stadtarchivs Kassel erwiesen ten, denn Baumaterial war vor allem in der sich als wahre Fundgrube. Neben den Proto Nachkriegszeit Mangelware und die noch zu kollen der Stadtverordnetenversammlung für verwendenden Trümmer ein wertvolles Gut. die Jahre 1946 bis 1952 sind es vor allem die noch unverzeichneten Akten des Amtes für ERLEBTE GESCHICHTE – Wiederaufbau, die viele Facetten des Themas I NTERVIEWS MIT ZEITZEUG:INNEN aufzeigen. So geben bspw. die Unterlagen Durch einen Artikel in der örtlichen Tages- der Kasseler Trümmerverwertungsgesellschaft zeitung HNA und die zeitgleiche Suche über Auskunft über die Beschaffung, Wiederver- die Website und die Social-Media-Kanäle des wertung und Aufbereitung der Trümmer. In Archivs gelang es, Zeitzeug:innen zu finden, die anderen Akten finden sich Listen der bei der einmalige Einblicke in die Zeit liefern konnten. Trümmerbeseitigung eingesetzten Kasseler Bür- Bis Ende des Jahres führte Helke Dreier 13 Inter- ger:innen und Diskussionen darüber, wer in views mit Menschen im Alter zwischen 91 und welchem Umfang bei der Trümmerbeseitigung, 97 Jahren, die selbst noch aktiv bei der Trümmer- dem sogenannten Ehrennotdienst, eingesetzt beseitigung geholfen hatten, in der Regel die laut werden sollte und wie dies zu organisieren sei. Ehrennotdienst vorgeschriebenen sechs Tage. Auch über Streitfälle zwischen einzelnen Bür- Die meisten der Interviewten wurden als Kinder ger:innen oder ortsansässigen Firmen und der oder Jugendliche entweder von der S chule oder Stadt Kassel wird berichtet. Es sind Fragen wie vom Arbeitgeber zum Helfen entsandt. In den Gesprächen mit den Zeitzeug:innen wurden verschiedene Einstellungen zur Trüm- merarbeit deutlich. Einige sahen es als Pflicht Aufruf für Zeitzeug:innen auf Social Media 9
Filmstill, Vortrag von Kerstin Wolff im Hessi- schen Landtag Karoline Balser, Gabriele Strecker und an, die erfüllt werden musste; andere verstan- VERSCHOBENE VORTR ÄGE UND den es als ‚Strafe‘, die sie kritisch hinterfrag- INTERNATIONALE KONTAKTE ten, da sie sich für die Trümmer nicht zuständig 2022 war für die Forschung wieder ein sehr fühlten – weder für ihre Entstehung noch für vortragsreiches Jahr – 23 Vorträge wurden wie ihre Beseitigung. geplant gehalten. Der Rückgang der Pandemie Und ein weiterer wichtiger Punkt zeigte sich in war zu spüren und so wurden dieses Jahr zu den Interviews: Die in den letzten Jahren geführ- unserer aller Freude wieder mehr Vorträge in ten erinnerungspolitischen Debatten, die das Präsenz als im digitalen Raum gehalten. Bild der Trümmerfrau als einen für bestimmte Trotz allem blieb aber auch dieses Jahr nicht politische Zwecke inszenierten Mythos interpre- verschont von den Ausläufern coronabedingt tieren, der mit der Wirklichkeit des Nachkriegs verschobener Vorträge. So wurde eine für den alltags nicht übereinstimme, konnte vor allem November 2021 geplante Tagung des Hes- von den Zeitzeuginnen nicht nachvollzogen sischen Landtags auf den Juni 2022 verlegt. werden. In ihrer Erinnerung ist die Trümmer- Auf diesem Symposium der Kommission für beseitigung ebenso wie ihr geleisteter Beitrag politische und parlamentarische Geschichte eine gelebte Realität: „Selbstverständlich haben des Landes Hessen mit dem Titel „‚Gefühlte wir Trümmer weggeräumt, wer sollte es denn Demokratie‘ – Die Weimarer Erfahrung im 20. sonst tun? Es war ja niemand da.“ So oder so und 21. Jahrhundert“, das unter der Schirmher- ähnlich klangen die Aussagen der interviewten rinnenschaft der hessischen Landtagspräsiden- Frauen. Durch die Debatte um die Wirklichkeit tin Astrid Wallmann stand, präsentierte Kerstin der „Trümmerfrauen“ fühlen sie sich und ihre Wolff für das AddF drei hessische Politikerin- Arbeit nachträglich an den Rand der Geschichte nen: Karoline Balser, Gabriele Strecker und gedrängt und unsichtbar gemacht. So stehen Vera Rüdiger. Am Beispiel dieser drei Frauen die individuellen Erfahrungen den allgemeine- ging sie der Frage nach, wie sich die Landtags- ren Debattenergebnissen entgegen. politik von Frauen zwischen Weimarer Republik 10
Vortragssaal im Palais du Rhin in Straßburg Vera Rüdiger – drei hessische Parlamentarierinnen und den 1980er Jahren verändert hat. Es war Zeit im und ihre Arbeit für das AddF bedanken. schön, dass dem AddF und der Frauenbewe- In dieser Zeit hat sie das AddF mit vielen Vor- gung eine Bühne wie der Hessische Landtag trägen und Workshops nach außen vertreten gegeben wurde und dass wir ein so wichtiges, und zahlreiche Artikel, Dossiers und Essays zur regionales Thema und faszinierende Frauen Frauenbewegung, ihren Akteurinnen und anver- beleuchten konnten. wandten Themen geschrieben. 2022 übernahm Im November wurde es dann noch internatio sie gemeinsam mit Elisa Heinrich die Redaktion nal: Unsere Kollegin Mirjam Höfner konnte auf von Heft 78 der Ariadne zum Thema „Politi- der deutsch-französischen Tagung: „Renou- sche Freund:innenschaft“. Mirjam Höfner hat veler l’histoire du Kaiserreich? Perspectives den Relaunch des Newsletters des Arbeitskreises critiques sur l’empire allemand (1871–1918)“ Historische Frauen- und Geschlechterforschung im Palais du Rhin in Strasbourg einen Vortrag (AKHFG) erfolgreich umgesetzt und ihre Sou- mit dem Titel: „Neue Perspektiven auf alte veränität beim Gespräch mit dem Bundespräsi- Frauenbewegung/en“ halten und Frauen denten im September 2021 wird uns Kolleginnen bewegungsperspektiven in die internationale stets in allerbester Erinnerung bleiben. Forschungsgemeinschaft tragen. Wir wünschen Mirjam auf ihrem weiteren Weg viel Freude und Erfolg und beim anstehenden ZUM JAHRESENDE (K)EIN ABSCHIED Endspurt mit ihrer Doktorarbeit über D orothee Das ausgehende Jahr endete mit dem Abschied von Velsen viel Kraft und alles Gute! Wie unserer Kollegin Mirjam Höfner. Wir freuen Mirjam Höfner es an ihrem letzten Tag im Büro uns, dass wir ab 2023 Mette Bartels in unserem gesagt hat, möchten wir ihr nun auch noch ein Forschungsteam begrüßen dürfen. letztes Mal sagen: Wir winken mit lachenden Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal Augen und einer Träne im Knopfloch. Dies ist von ganzem Herzen bei Mirjam Höfner für ihre kein Abschied. Nur ein längeres Tschüss. links: Akten zur Trümmer beseitigung aus dem Stadtarchiv Kassel rechts: Mirjam Höfner im Magazin des AddF 11
n e Wo r t – be Da s geschrie ationen die Publik „Wenn du ein Buch lesen willst, das noch nicht Sophie Goudstikker verfasst. Einhergehend geschrieben wurde, musst du derjenige sein, mit der Digitalisierung und Erschließung des der es schreibt.“ Dieses Zitat von Toni Morrison Bestandes der Evangelischen Frauenarbeit haben wir 2022 sehr ernst genommen – auch, wurden außerdem Essays zur EFD und dem wenn es nicht um Bücher, sondern um Artikel, Weltgebetstag der Frauen für das Portal erstellt. Blogbeiträge, Dossiers und Essays ging. Wir Um weibliche Akteurinnen und Themen im haben uns an die Arbeit gemacht, um durch Wort Zusammenhang mit der Münchner Boheme ging und Schrift einige mehr der weißen Flecke inner- es ab Mitte des Jahres in unseren Blogbeiträgen halb der Frauen(bewegungs)geschichte zu füllen. und Dossiers für das Kooperationsprojekt „Frei Dabei waren wir thematisch in diesem Jahr Leben! Die Frauen der Boheme 1890–1920“ etwas breiter aufgestellt als im vorangegan- der Monacensia im Hildebrandhaus, München. genen. Wir befassten uns mit der Münchner Zunächst haben wir im Blog einige Fragen darü- Boheme, politischen Freund:innenschaften, ber beantwortet, wo überhaupt Schnittpunkte betrunkenen Männern und natürlich einigen zwischen Frauenbewegung und Boheme existie- Akteur:innen und Organisationen der bürger- ren und fanden diese in den Themen, mit denen lichen Frauenbewegung. sich die jeweils zugehörigen Frauen beschäftigten So wurden im Rahmen unseres geförderten wie der Ehe, der Prostitution und dem selbst- Erschließungsprojekts im Digitalen Deutschen bestimmten Leben. Daher #bloggten wir im Frauenarchiv erneut zahlreiche Essays und Online-Magazin „mon_boheme“ über G abriele Artikel mit Projektbezug veröffentlicht. Biogra- Reuter, „Die ‚fast allumfassende‘ Frauenfrage fische Portraits wurden unter anderem zu Käthe um 1900“ und die „Die Ehe als Streitfall“. Auch Schirmacher, Marie Stritt, Ika Freudenberg und 2023 werden wir das Magazin und unsere Web- site mit ergänzenden Artikeln bestücken. Neue Essays schrieben wir unter anderem zu Käthe Schirmacher, Ika Freudenberg und Marie Stritt 12
Erwähnung verdient außerdem die Festtags- welchen Formen wurden Freund:innenschaften schrift zu Eva Labouvies 65. Geburtstag. Hier- politisch? Wie waren sie mit Frauenbewegungs- für verfassten wir einen Artikel über „Betrunke- geschichte/n, (feministischen) Bündnispolitiken ne Männlichkeit im Wahlbüro“ und verblüfften und alternativen Lebensmodellen im 19. und mit Wendungen rund um eine angefochtene 20. Jahrhundert verbunden?“ Bürgermeisterwahl in Hessen 1925. Die Beiträge der diesjährigen Ariadne erzählten Im Sommer erschien das Heft 78 der Ariadne von verschiedenen Frauenfreundschaften im zum Thema „Politische Freund:innenschaft“ – Verlauf von knapp 100 Jahren. In diesem Heft und auch mit dieser Ausgabe schafften wir es ging es um feministische oder frauenpolitische wieder, einen sehr aktuellen Bezug herzustellen. Bewegungspolitik, um Bündnis- und Netzwerk- Denn angeregt durch das breitere Reflektieren praxis und wie diese auf Beruf, Karriere und über Solidarisierungen und unterstützendes gesellschaftliche Position einwirkte sowie um Netzwerken angesichts der Pandemie und ihren intime Lebenspraktiken – mit ermutigenden sozialen Auswirkungen, beschäftigten wir uns wie entmutigenden Aspekten für die Beteilig- dezidiert mit ‚Frauenfreundschaften‘ als politi- ten. Fazit dieses Heftes: Frauenfreundschaften schem Konzept. Als Co-Redakteurin der Ausga- waren und sind „lebenswichtig“. be konnten wir Dr.in Elisa Heinrich, Historikerin Abschließend gab es einen Einblick in die am Institut für Zeitgeschichte der Universität Arbeit des Centre des Archives du Féminisme Wien, für eine Zusammenarbeit gewinnen. (CAF) in Angers, das die Mitarbeiterin France Schon früh hat die Frauen- und Geschlechter- Chabod für die Ariadne verfasste und in die forschung freundschaftliche Beziehungen unter Spezifika und Herausforderungen eines fran- Frauen* beleuchtet: als Teil einer widerständigen zösischen Frauenarchivs einführte. Gegenöffentlichkeit, als besondere Beziehungs- form innerhalb von Frauenbewegungen oder als Schauplatz von Liebe, Intimität, Romantik und Begehren. So fragten wir uns und vor allem die Autor:innen unserer Ausgabe: „An welchen Orten, in welchen Zusammenhängen und in oben v. li. n. re.: Instagram-Posts zur „allumfassenden Frauenfrage“, zu Gabriele Reuter und zu „Die Ehe als Streitfall“ rechts: Titelbild der Ariadne 78 13
o r t g e w a ndt – fahren W entdecken , er erkunden, Unser Jahr 2023 stand unter dem Motto der verhalten hatten und daher in das KZ-Ravens- Kooperationen und Veranstaltungen – und wir brück deportiert wurden. Die Ausstellung wur- hatten jede Menge Freude, wieder unterwegs de von diversen Vorträgen und Diskussionen zu sein. begleitet. In einer Exkursion in die Gedenkstätte Eine letzte Ausgabe der queer-feministischen Breitenau, die von der Leiterin Dr. Ann Katrin Talk-Reihe „Butler, Butch, Beyoncé“ mit uns Düben und Laura Schibbe organisiert wurde, als Kooperationspartnerin fand gut besucht konnten die Verfolgungswege der Christinnen im März statt. Unter dem Titel „My Body, Tona Baur und Katharina S taritz nach Ravens- My Choice“ begrüßte Laura N. Junghanns brück näher beleuchtet werden. die Gynäkologin Nora Szász, die Ärztin und Widerständige Frauen beschäftigten uns auch Medizinhistorikerin Dr. Marion Hulverscheidt in unserem nächsten Projekt: Die Ausstellung und Melanie Lyn vom Kinokas-Filmkollektiv, um „Deutsche und Französische Frauen im Wider- über die umkämpfte Geschichte und Auswir- stand 1933–1945“ war seit 2021 geplant, kungen des Paragrafen 218 zu reden. musste aber aufgrund des Pandemiegesche- In Zusammenarbeit mit einem Kasseler Bündnis hens immer wieder verschoben werden. Im Mai konnten wir im Mai die Wanderausstellung „Reli- 2022 konnte die Ausstellung dann anlässlich gion, Widerstand und Verfolgung. (Christliche) des 77. Jahrestages der Befreiung endlich im Frauen in der Zeit des Nationalsozialismus“ der Kasseler Rathaus Eröffnung feiern. Einem gro- Gedenkstätte Ravensbrück in Kassel eröffnen. In ßen Publikum wurden dort zehn Frauen aus dieser Ausstellung wurden 13 Frauen porträtiert, dem deutschen und französischen Widerstand die sich aufgrund ihrer Geisteshaltung kritisch vorgestellt – darunter z. B. die Kasseler Politike- oder oppositionell gegenüber dem NS-Regime rin Nora Platiel und die französische Ethnologin Germaine Tillion. Begleitet wurde die Ausstel- lung von einem breiten Rahmenprogramm,
links: Logo der Ausstellung „Frei Leben! Die Frauen der Boheme 1890-1920“ der Monacensia im Hildebrandhaus rechts: Jahresserie #100JahreCauer unter anderem mit Vorträgen von Dr. Frauke Boheme 1890–1920“ beleuchtet die Akteu- Geyken zu Frauen im Widerstand und einem rinnen der Münchner Boheme wie Fanny zu Gespräch über das Leben von Nora Platiel. Reventlow, Emmy Hennings und Margarete Im Digitalen schlossen wir an unsere Erfol- Beutler sowie Themen wie Ehe, freie Mut- ge der letzten zwei Jahre an. So konnten wir terschaft oder Schwangerschaftsabbrüche sowohl die Anzahl unserer Follower:innen als stehen im Fokus. Als Kooperationspartnerin auch unsere Reichweite weiter ausbauen – begleiten wir die Ausstellung während der im September knackten wir auf Twitter die Laufzeit bis Juli 2023 mit Blog- und Social- 1.500 Follower:innen. Aufgrund der Reso- Media-Beiträgen und werfen anhand unse- nanz unserer ersten Social-Media-Jahresserie rer Expertisen einen eigenen Blick auf die #125JahreSelbert – aufmerksame Leser:innen Themen der Ausstellung unter dem Hashtag der Einblicke erinnern sich – entschlossen wir #FrauenDerBoheme. uns, das Format der Jahresserie beizubehalten. Für alle diejenigen, die keine Social-Media- 2022 widmeten wir uns anlässlich ihres Accounts haben, lassen sich eine Vielzahl der Bei- 100. Todestages im August der Frauenrechtlerin träge in der „Leseecke“ unserer Website finden. und Publizistin Minna Cauer. #100JahreCauer Im Dezember wurde es dann erneut unge- beleuchtete in 14 Beiträgen unterschiedliche halten. Die Stiftung Brückner-Kühner und Aspekte aus dem Leben der radikalen Frauen- der S. Fischer-Theater-Medien-Verlag wollten rechtlerin – von ihren Anfängen in der Frauen mit uns gemeinsam an den Erfolg der ersten bewegung über ihre Tätigkeit als Autorin und Ausgabe anknüpfen. Die Jury – in der für uns Publizistin bis hin zu ihren Korrespondenzen Gilla Dölle aktiv war – wählte sechs Frauen und ihren Tagebüchern. aus, die am 10. Dezember im Kasseler Rat- Im Juli begann unsere Kooperation mit der haus ihre ungehaltene Rede vor Publikum hiel- Monacensia im Hildebrandhaus, München. ten. Ein fulminanter Abend im vollbesetzten Die Ausstellung „Frei Leben! Die Frauen der Stadtverordnetensaal. links: Plakat der Ausstel lung „Religion, Widerstand 28 Vorträge und Verfolgung. (Christ ltungen 18 Veransta 9 Personen liche) Frauen in der Zeit 9 Archivfüh rungen mit 7 des Nationalsozialismus“ Personen ngen mit 44 Mitte: Büchertisch zur 4 Stadtführu Ausstellung „Deutsche und Französische Frauen im Widerstand 1933–1945“ rechts: Ann Katrin Düben und Laura Schibbe 15 während der Exkursion
e u n d i n n e n– Die Fr Förderver ein dem us Notizen a DIE JAHRESVERSA MMLUNG: und als das AddF 2003 die gleichnamige Stif- R ÜCKSCHAU AUF 30 JAHRE tung gründete, kamen von den Gründungsstif- 30 Jahre Freundinnen des Archivs der deut- terinnen fast die Hälfte aus dem Förderverein. schen Frauenbewegung – das war bei der In diesem Jahr fanden turnusmäßige Vor- Jahresversammlung der Freundinnen im August standswahlen statt: Brigitte Vogler, Gilla D ölle, willkommener Anlass, zurückzuschauen: Angela Wickert und Rita Malek wurden in ihren Am 13. Oktober 1992 haben sieben „Grün- Ämtern bestätigt. Konstanze Liebelt wurde aus dungsfrauen“ den Förderverein aus der Taufe ihrem Amt als Schriftführerin nach über 20 Jah- gehoben: Sabine Schott-Tannich, Ruth Neuner, ren engagierter Mitarbeit im Vorstand des För- Sabine Hering, Maili Hochhuth, Rita Malek, dervereins mit großem Dank von Brigitte Vogler Astrid Otto und Brigitte Vogler. verabschiedet. Als Nachfolgerin wurde Elke Der öffentlichkeitswirksame Start erfolgte 1993 Bockhorst gewählt, die dem Förderverein schon mit einer Lesung der Karikaturistin Marie Macks viele Jahre angehört. aus ihrem Buch „Marie es brennt“. 400 begeis- terte Frauen füllten damals die Aula der Kasse- DIE VER ANSTALTUNGEN ler Ingenieurschule. Seitdem wurden 62 Lesun- Als Auftakt unserer Veranstaltungsreihe zeigten gen von Autorinnen veranstaltet, seit 2003 in wir im Mai den wunderbaren Dokumentarfilm Kooperation mit den Kasseler Bali-Kinos. Auto- „Bettina“ von Lutz Pehnert, der das spannen- rinnen und Publikum schätzen die besondere de Leben der Liedermacherin Bettina Wegner Atmosphäre des Filmtheaters gleichermaßen. nachzeichnet. Eine halbe Million Euro haben die Freundinnen Mit Helga Schubert, Sonia Mikich und Kathe- in den 30 Jahren an Spenden für das AddF rina Poladjan konnten wir im Herbst drei Auto- aufgebracht und mittlerweile liegt das jährliche rinnen nach Kassel einladen, die auf unserer Spendenaufkommen bei ca. 20.000 Euro. Wunschliste für die Lesereihe ganz oben standen. Viele Freundinnen sind schon seit Jahren dabei Das Publikumsinteresse war groß: zur Lesung ZA HL EN , ZA HL EN , ZA HL EN derzeit 172 Freundinnen Einnahmen 2022: 22.238,36 € davon Freundinnenspenden: 19.538,36 € Einnahmen seit Gründung: 600.591,25 € davon Freundinnenspenden: 503.700,26 €
Die eingeladenen Autorinnen mit den Moderatorinnen aus dem Förder- verein. V. li. n. re.: Elke Bockhorst mit Sonia Mikich; Helga Schubert mit Petra Koellreutter-Strothmann und Angela Wickert mit Katerina Poladjan von Helga Schubert aus ihren Erzählungen „Vom Menschenvertrauen und (fast) keine Angst“ Aufstehen“ kamen über 130 Interessierte. Die nahm ihr das zahlreiche Publikum sofort ab. Mitarbeiter:innen der Bali-Kinos kamen aus dem Staunen nicht heraus, als die Schlange an SOCIAL-MEDIA-AKTION der Kinokasse kein Ende nehmen wollte. Helga ZUM JUBIL ÄUM Schubert genoss den großen Zuspruch, der den Im Jubiläumsjahr wagten sich die Freundin- Start der Lesung verzögerte – sie setzte spontan nen erstmals auf Social-Media-Kanäle und die Zugabe an den Anfang: „Man kann doch die nutzten die jeweiligen Auftritte des AddF. Die Pünktlichen nicht bestrafen.“ Das Publikum erleb- Idee einer Social-Media-Aktion war auf der te eine wunderbare Lesung einer gut aufgelegten Jahresversammlung vorgestellt worden und Autorin, die sichtlich Freude am Erzählen hatte. abschließend stand der Entschluss fest: wir Katerina Poladjan war bereits 2020 zu Gast wollen neue, auch jüngere Zielgruppen für mit ihrem Buch „Hier sind Löwen“, dieses Mal den Förderverein gewinnen und wollen neben fesselte sie das Publikum mit einer Lesung aus den Veranstaltungen auch den Verein selbst ihrem vielfach preisgekrönten neuen Buch präsentieren. Es erfolgte ein Aufruf an alle „Zukunftsmusik“. Der Roman wurde von der Freundinnen, sich anlässlich des Jubiläums Literaturkritik als einer der interessantesten des einmal zu ihrer Motivation, Freundin zu sein, zu Frühjahrs 2022 beschrieben und angesichts äußern und warum es sich lohnt, dabei zu sein. des Russland-Ukraine-Kriegs auch fast ein Was für schöne Statements uns zugeschickt „Buch der Stunde“ ist. wurden, darüber können Sie sich auch auf der Auf Sonia Mikich waren alle Anwesenden Homepage selbst ein Bild machen: https://addf- gespannt, denn als Fernseh-Journalistin kann- kassel.de/foerderverein/30jahrefreundinnen. ten sie viele und wollten sie nun einmal live An dieser Stelle bedanken wir uns noch einmal erleben. Sie las aus ihren Lebenserinnerungen sehr herzlich bei allen, die sich beteiligt haben! „Aufs Ganze. Die Geschichte einer Tochter aus scheckigem Haus“, erzählte aus den Kindheits- Kontoverbindung: und Jugendjahren, von Widerständen, die ihr Freundinnen des Arch als Frau in der Medienwelt begegneten und ivs der deutschen Frauenbewegung e. von abenteuerlichen Erlebnissen als Kriegs- V. IBAN: DE72 5205 0353 00 reporterin. Ihre Selbstbeschreibung „großes 01 0060 87 BIC: HELADEF1KAS Kontakt: Die Jahresversammlung der Freundinnen, August 2022 Gottschalkstr. 57 | D – 34127 Kassel Tel.: +49 (0)561-9893670 E-Mail: foerderverein@addf-kassel.de Website: www.foerderverein-addf.de
S t i f t u n g – Di e Or g a n i s a t i o nsform ine mehr als e NEUE GESICHTER UND EIN ABSCHIED öfner aus dem Bereich Forschung hat das H Das Jahr 2022 begann für uns mit vielen neuen AddF im Dezember verlassen. Wir wünschen Gesichtern. So konnten wir im Januar unsere ihr für die Zukunft alles Gute. Ab 2023 wird neuen Kolleginnen Dr. Barbara Krautwald und Mette Bartels das Forschungsteam verstärken. Michaela Wilhelm als neue Projektmitarbei- terinnen im DDF-Projekt „Erschließung und RUND UM DIE GREMIEN Digitalisierung von Sammlungsgut“ begrüßen. Turnusmäßig fand in diesem Jahr die Stif- Christina Soose startete im Bereich Vermittlung ter:innenversammlung des AddF statt. Alle und Öffentlichkeitsarbeit als neue Mitarbeiterin. fünf Jahre kommen dabei Stifter:innen und Wir wagten uns aber auch personell an etwas Stiftungsvorstand zusammen, um allgemeine Neues und dürfen freudig verkünden, dass Ida Informationen zu teilen und sich zu beraten. Krugmann von der Offenen Schule Waldau Wir bedanken uns bei allen Stifter:innen für die unsere erste FSSJlerin ist! Im Rahmen ihres Teilnahme und den konstruktiven Austausch. Freiwilligen Sozialen Schuljahres steht sie dem Wer die Einblicke von 2021 aufmerksam gele- AddF seit Oktober 2022 ein Schuljahr lang sen hat, weiß, dass es im Stiftungskomitee zwei zwei Stunden wöchentlich für ehrenamtliche vakante Positionen im Bereich Kommunikation Arbeit zur Verfügung. und Archiv/Bibliothek zu besetzen gab. Wir Trotz der immer noch geltenden Auflagen sind nun froh mitzuteilen, dass wir Claudia zur Pandemiebekämpfung hatte sich das Lei- Martin-Konle (Bibliotheksdirektorin der UB tungsteam dafür entschieden, ab Herbst wie- Kassel) für den Bereich Archiv/Bibliothek und der studentische Praktikantinnen anzunehmen. Anke Buettner (Leiterin der Monacensia im Wir sind sehr froh, dass wir damit weiter in die Hildebrandhaus, München) für die Kommuni- Normalität zurückkehren, auch wenn wir den kation als neue Mitglieder gewinnen konnten. zahlreichen Anfragen für Praktikumsplätze nicht Sprecherin des Stiftungskomitees ist seit die- in Gänze nachkommen können. sem Jahr Prof. Dr. Susanne Schötz (Professo- Das Jahr 2022 endete für uns dann noch rin für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, TU mit einem Abschied. Unsere Kollegin Mirjam Dresden). Frau Prof. Dr. Susanne Kinnebrock links: Unsere neuen Mit en v. li. – Ch rist ina arbeiterinn ut Soose, Dr. Barbara Kra wald, Michaela Wilhelm rechts: Logo FSSJ Kassel
links: Der Platzmangel im Depot wird immer dramatischer sichtbar rechts: Die neue Website des AddF ist online! (Professorin für Öffentliche Kommunikation, Zum Abschluss des Jahres gab es dann ein Universität Augsburg) wurde dieses Jahr in den Ereignis, auf das wir alle im AddF mit großer Stiftungsvorstand wiedergewählt und gleich- Freude und Erwartung geschaut haben: unsere zeitig als Vorsitzende benannt. Wir gratulieren neue Homepage ging online. Unzählige Stun- allen neuen Mitgliedsfrauen und freuen uns auf den Arbeit flossen in den Transfer von Daten, die gemeinsame Arbeit. das Einstellen von Dossiers, die Überarbeitung von Texten, die Bildredaktion, Gespräche mit ALTE THEMEN UND NEUE SEITEN dem Dienstleister und und und … Unser ständiger Begleiter 2022 war erneut Neben dem neuen Äußeren der Seite finden das Thema Raumfindung. Auch dieses Jahr sich nun auch die Social-Media Reihen des dominierte die Suche nach geeigneten Räumen AddF auf der Homepage sowie Querverweise unseren Alltag. Besonders in den Depots wird zu allen Blogs und anderen Kooperationspro- der Platzmangel immer dramatischer sichtbar. jekten. Wir sind glücklich, zufrieden und stolz Trotz unseres großen Einsatzes in Gesprächen darüber, dass sich die ganze Arbeit gelohnt hat mit Angehörigen des Landtags und der Rathaus- und das Ergebnis so großartig geworden ist. fraktionen in Kassel, aber auch mit dem größten Die neue Homepage ist unter der alten Adresse Zuschussgeber, dem HMWK und einiger vielver- addf-kassel.de abrufbar. sprechender Termine und Besichtigungen mit Immobilienmakler:innen haben wir auch dieses EN Jahr kein passendes Objekt gefunden. DIE STI FTU NG IN ZA HL Durch die Regression der Pandemie hat sich die Situation in den Büroräumen zunächst wieder 41 Stifter:innen etwas entspannt, allerdings muss auch hier wei- terhin eine langfristige Raum-Lösung gefunden Stiftungskapital: 194.744,22 € werden. Daher suchen wir auch 2023 weiterhin Archiv- und dringlich nach passenden Räumlichkeiten zur Bibliotheksbeständ e: 6.694.001,00 Sachwerte: € Unterbringung von Depot- und Büroräumen. 265.900,00 € 22: 774.022,75 € Einnahmen 20 davon ft: 19.287,27 € Stiftungsgeschä 479.069,18 € Institut: 275.666,30 € Drittmittel:
IMPRESSUM AddF – Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung Gottschalkstraße 57 D – 34127 Kassel Tel.: +49 (0)561-989 36 70 Fax: +49 (0)561-989 36 72 E-Mail: info@addf-kassel.de Website: www.addf-kassel.de facebook.com/Archiv.der.deutschen.Frauenbewegung instagram.com/addf_kassel twitter.com/addf_kassel IBAN: DE65 5205 0353 0002 1092 00 BIC: HELADEF1KAS Bildnachweise: Soweit nicht anders angegeben AddF – Archiv der deutschen Frauenbewegung, Kassel. S. 4 unten: Screenshot Website Deutsche Digitale Bibliothek ■ S. 8 unten: Foto: Stadtarchiv Kassel, Bild-0.005.497, Dr. Karl Paetow ■ S. 9 oben: Foto: Sonja Rode/AddF Kassel ■ S. 10 oben: Filmstill aus: Hessischer Landtag, Tagung, 9.-10.6.2022, „Gefühlte Demokratie - Sektion 1 - Erwartungen: Hoffnung, Träume, Visionen“, abrufbar auf YouTube unter https://youtu.be/cHDYZWQfyHY; Foto: Karoline Balser, Stadtarchiv Darmstadt; Foto: Vera Rüdiger, beschnitten, Bundesarchiv, B 145 Bild-F083176-0020/Wegmann, Ludwig/CC-BY-SA3.0, via Wikimedia Commons ■ S. 10 unten: Aktenkonvolut, Stadtarchiv Kassel ■ S. 11 unten: Sonja Rode/AddF Kassel ■ S. 14/15 oben: Logo: Frei Leben!, Monacensia im Hildebrandhaus, München ■ S. 19 unten: Logo FSSJ-H. Layoutkonzept: Anett Krumbein, Kassel; Gestaltung: DeinSatz Marburg | lf
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