Eine Radtour durch Österreich
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Eine Radtour durch Österreich Rundtour entlang von Donau, Enns, Mur und durch das Burgenland Erfahrungen und Tips von einer Urlaubsreise im Spätsommer 2004 Österreich - das klingt zu- nächst mal nach Hochge- birge, also eher nach höchsten sportlichen An- forderungen an jeden Far- radfahrer. Folgt man aber - wie wir es gemacht haben - vor allem den Flussläu- fen, so kann man sich eine Tour zusammenstellen, die auch für den Normalradler problemlos zu fahren ist. Wir haben Österreich als Karte: Verlauf der Radtour (rote Linie). Gestrichelte Strecken wur- ein überaus gast- und den mit der Bahn zurückgelegt. fahrradfreundliches Land erlebt und die landschaftliche Schönheit auf unserer Tour sehr genossen. Der allergrößte Teil ging über asphaltierte Wege (Radwege, Feldwege, gelegentlich auf wenig befahrenen und sehr selten auf vielbefahrenen Straßen). Das Radeln stand bei uns im Vordergrund - in gut zwei Wo- chen sind wir rund 1000 km gefahren, davon ca. 800 km Rundtour und zweimal die Strecke Passau-Enns. Wer nur zwei Wochen Zeit hat und es etwas gemütlicher angehen will, mit mehr Pausen und Sightseeing, der sollte sich auf die Rundtour beschränken (macht durchschnittlich knapp 60 km pro Tag) und statt der Campingausrüstung ein paar Euro mehr für eine feste Un- terkunft einpacken (die Dichte der Zeltplätze entlang der Strecke ist ohnehin recht gering). Au- ßerdem kann man viele Abschnitte relativ spontan mit Bahntransfers überbrücken. Fazit: eine sehr empfehlenswerte Tour, die man flexibel nach den eigenen Wünschen variieren kann. Der allergrößte Teil ging über asphaltierte Wege (Radwege, Feldwege, gelegentlich auf wenig befah- renen und sehr selten auf vielbefahrenen Straßen). Die Route könnte prinzipiell auch mit Radanhänger gefahren werden (wenngleich das eine große sportliche Herausforderung wäre...). Sie ist größtenteils rennradtauglich, aber breitere Bereifung ist empfehlenswert wegen oftmaliger Schäden auf Radwegen und gelegentlichen nichtasphaltierten Abschnitten, die aber von relativ guter Beschaffenheit sind (wir sind nie über "Wiesen- und Schlammwege" gekommen). Es folgt eine kurze Beschreibung der Hauptabschnitte. Ein detailliertes Reisetagebuch findet sich weiter unten.
Passau => Linz / Enns (ca. 90 km): Donau-Radweg Diesen Abschnitt sind wir auf der Rückfahrt noch einmal gefahren, die Beschreibung findet sich daher dort (siehe "Wien => Passau"). Linz / Enns => Selzthal (ca. 160 km): Enns-Radweg • Beschilderung: Sehr gut - man kann sich kaum verfahren • Landschaftlich außerordentlich schön • Relativ wenige Radfahrer unterwegs • Mit einigen Steigungen, aber viel weniger als wir dachten - definitiv keine "Hochgebirgsverhält- nisse". Trotz über 20 kg Gepäck pro Rad mussten wir nur zweimal schieben (einmal ein paar Mi- nuten, einmal ca. eineinhalb Stunden) • Varianten: • Zwischen Reichraming und Altenmarkt empfiehlt es sich, vom Ennstalradweg abzuweichen und die (verkehrsmäßig ruhigere und landschaftlich viel schönere) Route durch das Reichra- minger Hintergebirge zu fahren (hier mussten wir wegen starker Steigung ca. eineinhalb Stun- den schieben) • Zwischen Altenmarkt und Weng kann man über St. Gallen abkürzen - aber wohl nur für sehr sportliche Fahrer geeignet (vermutlich mit viel Gepäck weniger zu empfehlen) • Fahrtrichtung: Praktisch ausnahmslos alle Rad- fahrer (abgesehen von Tagesausflüglern) ma- chen die Tour in Richtung Mündung, also von Süden nach Norden, da es dann leicht bergab geht (ca. 350 m auf der ca. 160 km langen Teilstrecke von Selzthal nach Enns, was zwar etwa viermal so viel Gefälle bedeutet wie auf dem Donauradweg von Passau nach Wien, aber angesichts der vielen dazwischenliegenden Steigungen fallen diese 350 m netto, verteilt auf die lange Gesamtstrecke, wohl kaum ins Gewicht - wir hatten bei der Fahrt von Enns nach Selzthal jedenfalls diesen Eindruck). Will man jedoch den kompletten Ennsradweg fahren (von Gasthof Alm bis Enns, 263 km), so wird die Frage der Fahrtrichtung schon wichtiger, da es von Gasthof Alm bis Schladming (ca. 45 km) deutlich steiler bergab geht als im weiteren Verlauf. Reichraminger Hintergebirge Selzthal => Leoben (ca. 70 km) • Wir sind die Strecke mit der Bahn gefahren, da wir dachten, hier könne man nur schlecht fahren • Anschließend bekamen wir den Hinweis, die Strecke könne man sehr gut mit dem Rad fahren, es gebe auch fast keine schwierigen Steigungen -2 -
Leoben => Bad Radkersburg (ca. 170 km): Murtalradweg • Beschilderung: Sehr gut - man kann sich kaum verfahren • Weitgehend durch schöne Landschaften, gelegentlich etwas langweiligere Gegen- den mit monotoner Ackerlandschaft (v.a. Maisfelder) • Etwas mehr Steigungen als der Donau- radweg, aber (zumindest ab Leoben, d.h. auf der von uns befahrenen Teilstrecke) deutlich weniger als Ennstalradweg und Burgenland • Relativ wenige Radfahrer unterwegs • Höhenunterschied: von Leoben bis Bad Radkersburg geht es sehr schwach bergab (netto ca. 300 m), somit gilt für die Frage der idealen Fahrtrichtung ähnliches wie schon oben für den Enns-Radweg be- schrieben • Wir haben von Graz aus einen Abstecher Kürbis- und Maisfelder prägen einige Land- nach Stainz gemacht (Verwandtenbe- schaften entlang des Murtalradwegs such) Bad Radkersburg => Neusiedler See / Wien (ca. 270 km): u.a. Jubiläumsradweg • Dieser Abschnitt war insgesamt der hügeligste, enthält etwas mehr Steigungen als der Ennstalrad- weg • Der Jubiläumsradweg deckt nicht die Teilabschnitte von Bad Radkersburg zum Burgenland und vom Neusiedler See nach Wien ab (hier muss man sich selbst eine Route wählen) • Varianten: Dem Jubiläumsradweg strikt zu folgen ist streckenmäßig länger und führt über deutlich mehr Steigungen als wenn man sich selbst eine Route zusammenstellt, die teilweise über diesen Radweg und teilweise über wenig befahrene Straßen führt. Es mag aber auch einiges dafür spre- chen, nicht vom Radweg abzuweichen: - er ist sehr gut ausgeschildert - er führt im Zweifelsfall über die land- schaftlich und kulturell interessantere Route, incl. Gastronomie und Einkaufsmöglich- keiten für lokale Produkte • Landschaftlich sehr schön und abwechs- lungsreich, vor Wien dann aber etwas lang- weiliger • Wir sind dem Jubiläumsradweg nicht bis zum Nordrand des Neusiedler Sees gefolgt, sondern in Rust (etwa auf halber Höhe des Sees) nach Westen abgebogen, da wir in Felixdorf (südlich von Wien) noch Ver- Fahrradfähre auf dem Neusiedler See wandte besuchen wollten. -3 -
Wien => Passau (ca. 320 km): Donauradweg • Beschilderung: Sehr gut - man kann sich kaum verfahren • Man sollte sich gut informieren, an welchen Stellen sich das Wechseln auf das andere Ufer emp- fiehlt, um die landschaftlich schöneren und verkehrsmäßig ruhigeren Abschnitte "mitzunehmen" (siehe Reisetagebuch unten). • Fast keine Steigungen - lediglich ein paar kleinere Passagen zwischen Passau und Engelhartszell und in der Wachau, dazwischen nur an sehr wenigen Stellen. Die wenigen Steigungen sind alle ohne großen Aufwand zu meistern. • Sehr viele Radfahrer unterwegs, dementsprechend sind viele Quartiere oft ausgebucht - evtl. sollte man also vorher reservieren. • Fahrtrichtung: Praktisch ausnahmslos alle Radfahrer (abgesehen von Tagesausflüg- lern) machen die Tour von Westen nach Osten (Passau => Wien), da man dann tendenziell eher Rückenwind hat. Wir hatten in den drei Tagen von Wien nach Passau aber keinen nennenswerten Ge- genwind. Außerdem geht es von Passau nach Wien leicht bergab (ca. 150 m auf der Gesamtstrecke von 320 km, also ähn- lich wie beim Enns-Radweg letztlich kaum spürbar und eher von psychologischer Be- deutung). Wir können also auch den Weg von Osten nach Westen sehr empfehlen. Ein Altarm der Donau Mögliche Variationen Wie man auf der Übersichtskarte sieht, sind wir einmal im Kreis gefahren sowie auf der Hin-und Rückfahrt je einmal die Strecke Passau-Linz. Lässt man letztere Weg, ergibt sich also eine Rundroute, die man an jeder beliebigen Stelle starten und sowohl im als auch gegen den Uhrzeigersinn fahren könnte. Die "Idealroute" beginnt und endet vielleicht in Wien, da man dann zum einen in den ersten beiden Tagen eine relativ einfache Wegstrecke zum "Warmfahren" hat, zum anderen hat man ein Ziel, an dem man am Ende problemlos auch etwas mehr Zeit verbringen kann, falls man die Runde doch schneller geschafft hat als geplant. Zeitplanung Wir sind an den meisten Tagen zwischen fünf und sieben Stunden gefahren, jeweils in recht zügigem Tempo. Wer es weniger sportlich angehen und etwas mehr Zeit für Sightseeing oder andere Aktivitä- ten einplanen möchte, sollte sicher ein paar Tage mehr für die Tour einplanen. Wer sich bei der Zeit- planung nicht so sicher ist, hat natürlich immer noch die Möglichkeit in der Hinterhand, den einen oder anderen Abschnitt mit der Bahn zu überbrücken - dies wäre in vielen Fällen möglich. Was uns andererseits aber deutlich gebremst hat, war die große Menge Gepäck, die wir für das Zelten mitgenommen hatten. Beim nächsten Mal würden wir darauf sicher verzichten, was die Fahrtdauer etwas verkürzen würde. Wetter und Jahreszeit • Wir sind Ende August / Anfang September gefahren, was wir als sehr günstig empfanden. Es ist zu der Zeit relativ wenig los, somit sind für die Quartiere keine Vorreservierungen notwendig, was die Planung sehr flexibel macht (in der Hauptsaison ist das vermutlich anders). -4 -
• Das Zeltvergnügen wurde allerdings wegen der späten Jahreszeit etwas eingeschränkt, weil es abends schon relativ früh dunkel wurde (ca. 20 h) und nachts schon etwas kühl und feucht war - den eingefleischten Zelturlauber wird das aber nicht abschrecken. • Von 16 Tagen waren ca. fünf, an denen es tagsüber geregnet hat. Die "Nicht-Regentage" warn weitgehend Sonnentage, d.h. Bewölkung (ohne Regen) hatten wir kaum (hat viel Sonnencreme gekostet). • Tagsüber war es meistens 25-30 °C, praktisch immer über 20°C (=> Fahrrad-Sandalen waren zum Fahren gut geeignet, gelegentlich mit Wollsocken und/oder Regengamaschen kombiniert). Zelten und Campingplätze • Am Donauradweg gibt es ausreichend Zeltplätze, im Rest von Österreich fanden wir entlang unse- rer Route aber relativ wenige. Will man unserer Route also folgen und weitgehend im Zelt über- nachten, dann wird die Tourenplanung relativ unflexibel. "Wildes Zelten" ist in Österreich nicht erlaubt. • Die von uns besuchten Zeltplätze waren meist OK, aber oft direkt an stark befahrenen Straßen. • Wir würden beim nächsten Mal wohl keine Zeltausrüstung mehr mitnehmen, nicht zuletzt um nicht so viel Gepäck auf den Rädern transportieren zu müssen (Zelt, Matten, Schlafsäcke, Kocher, Geschirr, Lebensmittel etc.). Ausrüstung Hier soll keine allgemeine Einführung gegeben werden, was man auf langen Radtouren so alles dabei (und auch vorher getestet) haben sollte, daher nur ein paar spezifische Punkte: • Ausrüstung für Regentage: Da es in Österreich doch ab und zu mal regnen kann, ist eine gute Re- genausrüstung für den Fahrspaß unverzichtbar. Neben absolut regendichten Packtaschen (z.B. von Ortlieb) gehören Regengamaschen ebenso dazu wie Ersatzbremsklötze, da die Abnutzung in hü- geligem Gebiet vor allem bei Regen extrem hoch ist. Ein Regencape hat zwar mehr Luftwider- stand als Regenhose + Regenjacke, aber man schwitzt deutlich weniger darunter und wird folglich bei längeren Regenfahrten von innen nicht so naß. • Helm: unsere Tour führte uns zwar nur einen kleinen Teil weit über stark befahre- ne Straßen, aber dort und bei den vielen ra- santen Abfahrten fühlten wir uns schon wohler mit einem Fahrradhelm. • Ansonsten gibt es unterwegs viele Werk- stätten und Radgeschäfte (die natürlich nicht unbedingt immer alles vorrätig ha- ben, was man so braucht - die spezielleren Dinge sollte man also besser vorher orga- nisieren). Literatur + Internetquellen Wir hatten u.a. mitgenommen: • Grobe Übersichtskarte von Österreich • Radtourenbuch mit Karte "Enns-Radweg" (Reihe "Bikeline" vom Verlag Esterbauer) • ADFC-Infos über Österreich von http://www.adfc.de (sehr empfehlenswert) -5 -
• Ausdrucke der Internetseite http://www.bikeburgenland.at für den Jubiläumsradweg (Burgenland). Diese Website ist zwar schick gemacht, aber schlecht zum Ausdrucken. Das dort gezeigte Höhen- profil ist zudem irreführend, da es nur die Höhen der Ortschaften zeigt. • ADAC-Urlaubskarte 1 : 100 000 (Blatt 1 und 4) Zu den ADAC-Karten: Wir kamen damit zwar einigermaßen klar, aber wir können sie nicht wirklich empfehlen - wir hatten dem von uns aufgesuchten Bonner Buchladen halt nichts besseres gefunden und waren zu faul, z.B. bei der Kölner Fachbuchhandlung Gleumes (http://www.landkartenhaus- gleumes.de) nachzufragen oder in Österreich noch einmal in Buchläden zu gehen. Auf den ADAC- Karten sind zwar Radwege eingezeichnet, aber weder ihre Bezeichnungen, so wie sie auch auf den Radwegschildern stehen (was wirklich hilfreich gewesen wäre) noch Steigungsangaben. Auch die Höhenangaben sind zu spärlich. Vor allem im Burgenland, wo es keinen für unsere Zwecke brauchba- ren Fernwanderweg gab, wäre besseres Kartenmaterial hilfreich gewesen. Donauradweg: dafür hatten wir keinen Führer gekauft, da man sich hier kaum verfahren kann. Hilf- reich wäre er aber schon gewesen. Eine einfache Version lag (wie wir erst auf der Rückfahrt feststell- ten) im Passauer Bahnhof kostenlos aus und kann vermutlich auch kostenlos bestellt werden, Infos siehe http://www.danube.at. Reisetagebuch Donnerstag, 19.8.04 Zug Bonn-Passau. Wir haben noch - weitgehend zu unseren Wunschtagen und -uhrzeiten - eine Re- servierung für die Fahrräder bekommen, obwohl wir erst eine Woche vor Abfahrt gebucht haben. Ankunft in Passau ca. 19 h. Dort leider weder Aufzug noch Rolltreppe noch ebenerdige Gleisüberque- rungsmöglichkeit. Angesichts der Tatsache, dass Passau einer der meistbenutzten Bahnhöfe in Deutschland für Fahrradtouristen ist und hier Jahr für Jahr Tausende von Radfahrern mit dem Zug ankommen (von Gehbehinderten einmal ganz zu schweigen), ist es völlig unverständlich, warum die Bahn hier noch keine Abhilfe geschaffen hat. Die Räder samt Gepäcktaschen müssen also entweder einmal runter und einmal wieder rauf getragen werden, oder man montiert alle Packtaschen ab und schiebt die Räder über die viel zu nah am Treppenrand montierten Fahrradschienen. Wir entscheiden uns für's Tragen. Der Radweg ist innerhalb von Passau z.T. recht steil und eng - zum Glück haben wir keinen Fahrrad- anhänger dabei, damit hätte man einen anderen Weg aus Passau heraus nehmen müssen. Ca. 15 km hinter Passau schlagen wir in Pyrawang unser Zelt auf einem kleinen Campingplatz auf (9,60 Euro für 2 Personen und Zelt, inklusive Duschen). Er liegt zwar direkt an der Straße, so dass man den Verkehr recht laut hört, aber wir schlafen trotzdem gut. Freitag, 20.8.04 Wir fahren heute bis Leonding (bei Linz), um dort Verwandte zu besuchen. Wir machen den Fehler, immer auf der südlichen Donauseite zu fahren, was viele Steigungen und lange Strecken direkt auf der Straße bedeutet. Wie wir später lernen, wäre es deutlich angenehmer gewesen, in Engelhartszell mit der Fähre auf die Nordseite überzusetzen und erst an der "Schlögener Schlinge" wieder zurück zum Südufer überzusetzen. Ab Schlögen ist der Radweg wunderschön. Da wir kurz vor Linz rechts nach Leonding abbiegen müssen, bleiben wir auf der Südseite und wechseln nicht, wie ansonsten empfoh- len, vor Linz zur Nordseite. Samstag, 21.8.04 Von Leonding fahren wir zurück an den Donauradweg. Bei Enns geht rechts der Enns-Radweg ab, der ebenso gut ausgeschildert ist wie der Donauradweg, aber deutlich hügeliger, wie wir dann aber erst im späteren Verlauf der Tour feststellen werden. In Enns machen wir im Turmcafé Rast - sehr verraucht und jede Menge "coole Typen" dort - scheint hier das Szene-Café zu sein. Wir bleiben trotzdem da -6 -
und essen eine Pizza (das einzige warme Essen, das sie anbieten). Kakao aus Milch - nein, das haben sie nicht, den machen sie mit Wasser. Aber heiße Milch mit Honig gibt's, und die tut jetzt gut, da ich nach stundenlangem Regen etwas ausgekühlt bin. Laura wärmt sich mit einem Kaffee auf. Wir folgen dem Ennstalradweg weiter. In Steyr verfahren wir uns kurz - hier stimmt unsere Karte nicht. Aber der Weg ist richtig ausgeschildert - wir hatten lediglich unter der Ennstalbrücke ein Schild übersehen. Da es heute - wie gestern - den ganzen Tag geregnet hat, entscheiden wir uns gegen das Zelten und für ein Zimmer im Gasthof Blasl in Losenstein (auch den Gasthof Eisentor im gleichen Ort hatte ich mir kurz von innen angeschaut, aber der Gasthof Blasl machte den deutlich sympathischeren Eindruck). Wir bereuen die Wahl nicht - sehr nett eingerichtete Zimmer, ein Fahrradabstellraum, ausgezeichnetes Essen in der Gaststätte und ein sehr freundlicher Wirt, der uns Tips für die Radtour geben kann. Die Übernachtung kostet 27,- pro Person im Doppelzimmer inklusive Frühstücksbuffet (im Gasthof Ei- sentor wären es 29,- gewesen). Sonntag, 22.8.04 Wir fahren weiter und müssen kurz vor Reichraming zum ersten Mal wegen starker Steigung kurz schieben. In Reichraming finden wir einen Fahrradladen, der sogar Sonntags geöffnet hat (etwas au- ßerhalb des Ortskerns gelegen). Denn ich brauche dringend neue Bremsbeläge - offenbar war der Ab- rieb durch den Regen deutlich stärker als bei Trockenheit und wir hatten vergessen, Ersatz- Bremsbeläge mitzunehmen (werden wir das nächste Mal sicher tun!). Wir fahren in der gleichen Richtung weiter und folgen damit nicht dem Ennsradweg, da dieser im weiteren Verlauf einige Kilometer auf einer Hauptverkehrsstraße lang führt und uns als die weniger schöne Variante beschrieben wurde. Wir wählen also die Alternativ-Route durch das Reichraminger Hintergebirge. Sie führt durch ein landschaftlich sehr schönes Gebiet und ist ausgesprochen ruhig, da für den PKW-Verkehr gesperrt (lediglich Forstfahrzeuge etc. kommen selten vorbei). Der Weg ist zwar nicht asphaltiert, aber der Belag ist trotzdem sehr gut. Einziger Nachteil: es geht ca. 20 km nur bergauf, bevor dann nach der Mooshöhe eine rasante Abfahrt folgt. Der größte Teil des Anstiegs ist allerdings relativ leicht, so dass man ihn im kleinen Gang gemütlich fahren kann. Erst ca. 3 km vor der Mooshöhe wird es sehr steil und ca. 2 km haben wir dann schieben müssen. Auf der Mooshöhe erwartete uns ein Gasthaus, das wir allerdings links liegen ließen, da dort gerade laute Schlagermusik aus dem Radio dröhnte, was uns nicht zum Verweilen einlud. Vielmehr gönnten wir uns (nach rasanter Abfahrt) in Altenmarkt in einem zentral gelegenen Gasthaus mit Biergarten ein leckeres Abendessen. Anschließend ging's noch ein paar Kilometer weiter bis nach Hieflau, wo wir nach einer Unterkunft suchten. Kurz davor, in Mooslandl, hätte es auch einen Campingplatz gegeben, aber wir hatten gerade keine Lust auf Zelten. In Hieflau scheint es neben diversen Privatquartieren nur einen einzigen Gasthof zu geben, in der Hauptstraße 23. Dort machen wir Quartier. Das Zimmer ist eher schlicht und nicht besonders liebevoll eingerichtet, aber OK und kostet auch nur 20 Euro p.P. inklusive einem auch nur mäßig guten Frühs- tück. Die Fahrräder können wir in einem - allerdings nicht abgeschlossenen - Blechschuppen an der Hauptstraße abstellen. Montag, 23.8.04 Die Fahrt beginnt mit der Strecke durch das "Gesäuse" - landschaftlich ausgesprochen schön und zum Glück ist auch zu diesem Zeitpunkt relativ wenig Verkehr, ansonsten wäre es auf der schmalen Straße sicherlich etwas ungemütlicher. In dem sehr netten Städtchen Admont machen wir kurz Rast. Wir kehren danach zurück auf den Radweg R7, dem wir aber nur bis zur Abzweigung nach Frauen- berg/Ardning/Liezen folgen, wo wir dann weiter geradeaus nach Selzthal fahren. -7 -
Da wir aus unserem (für das Gebiet zwischen Enns und Mur extrem schlechten) Kartenmaterial den Eindruck gewonnen hatten, dass man zwischen Enns und Mur nur sehr mühselig mit dem Fahrrad durchkommt, hatten wir uns dafür entschieden, die ca. 70 km von Selzthal nach Leoben mit der Bahn zu fahren. Offenbar ein falscher Eindruck, wie wir später erfahren werden. Im Bahnhof Selzthal gibt es lobenswerterweise sehr große Aufzüge, in die unsere Fahrräder mit Ge- päck locker reinpassen. Der Zug nach Leoben geht tagsüber alle 2 Stunden und besteht aus zwei Zug- teilen, die in Selzthal zusammengekoppelt werden. Einer kommt aus Salzburg und einer aus Linz, wobei der aus Linz kommende Teil meist ein leeres Fahrradabteil hat, wie man uns sagte. So war es dann auch. Eigentlich wird einem die Reservierung von Fahrradstellplätzen empfohlen, aber bei uns ging es dann ja auch so. Die Fahrt kostet 18,80 Euro für 2 Personen inklusive Fahrrädern. Im Bahnhof Leoben gibt's am mittleren Gleis leider (noch) keine Aufzüge und auch keine Rolltreppen, noch nicht einmal Fahrradschienen an den Treppen, so dass wir Gepäck und Räder runtertragen müs- sen. Rauf zum Hauptausgang gibt's dann einen geräumigen Aufzug. In Leoben suchen wir als erstes ein Fahrradgeschäft, da das Tretlager meines noch nicht einmal 2000 km jungen Gudereit-Trekkingrads klappert und außerdem mein Hinterrad leicht eiert. In der Waa- senstr. 22 finden wir einen sehr netten und kompetenten Fahrradmechaniker. Die Diagnose: Das klap- pernde Tretlager lässt sich nicht reparieren, sondern höchstens austauschen. Ich entscheide mich dafür, dies nach der Fahrradtour bei meinem Händler in Bonn zu reklamieren, schließlich ist noch Garantie drauf. Das Hinterrad wird schnell zentriert und eine gebrochene Speiche ausgetauscht, dann kann's weitergehen. Den nächsten Campingplatz kurz vor Bruck erreichen wir sehr früh, so dass wir uns entschließen, noch einen Campingplatz weiterzufahren (kurz vor Graz, in Ungersdorf). Der liegt (mal wieder) direkt an der Hauptverkehrsstraße und ist daher recht laut, aber trotzdem schlafen wir (mal wieder) sehr gut nach einer doch recht langen Tagesetappe. Dienstag, 24.8.04 Bis Graz sind es nur noch knapp 2 Stunden gemütliche Fahrt. Dort machen wir bis zum nächsten Tag Station bei einem Freund. Mittwoch, 25.8.04 Heute machen wir einen Abstecher nach Stainz, um dort Verwandte zu besuchen. Der "Erzherzog- Johann-Radweg" bringt uns dorthin - eine sehr schöne und abwechslungsreiche, aber auch hügelige Tour von knapp 30 km. Donnerstag, 26.8.04 Am frühen Nachmittag brechen wir auf und sind schon bald wieder auf dem Murtalradweg, den wir bis Mureck fahren. Die Strecke ist relativ flach, so dass wir flott vorankommen. In Mureck übernach- ten wir im Gästehaus Bettina ("Zum Radler-Planeten", auch bekannt als "Café Venus"), das am östli- chen Ortsausgang liegt. Sehr empfehlenswert: freundliche Wirtin, nett eingerichtete, geräumige Zim- mer, unseres hatte sogar Kühlschrank, Kochnische und Fernseher. 27 Euro p.P. inklusive einem lecke- ren Frühstück. Freitag, 27.8.04 Von Mureck nach Bad Radkersburg kann man entweder auf der österreichischen oder auf der sloweni- schen Seite der Mur fahren. Da die Wirtin meint, auf der slowenischen Seite müsse man entlang einer vielbefahrenen Straße radeln, bleiben wir auf der österreichischen Seite. Der Weg ist zwar nicht durchgehend asphaltiert, aber immer von guter Beschaffenheit. Größtenteils ist die Strecke für den PKW-Verkehr gesperrt, so dass es eine sehr geruhsame und nette Fahrt wird, z.T. durch Waldgebiete. -8 -
In Bad Radkersburg machen wir mittags Rast und fahren dann zum Grenzübergang Zelting, wo wir unsere Personalausweise vorzeigen und dann über slowenische, wenig befahrene Straßen nach Norden weiterra- deln. Nach knapp 20 km erreichen wir das Burgenland und sind damit wieder in Österreich. Hier beginnt auch schon der mit blauen Schildern markierte "Jubiläumsradweg R1", dem wir bis Jennersdorf folgen, wo wir am Campingplatz (am nördlichen Ortsausgang, beim Sportplatz) unser Zelt aufschlagen. Die Übernachtung kostet für 2 Personen mit Zelt rund 15 Euro, was vergleichsweise viel ist, aber der Campingplatz ist auch überdurchschnittlich gut ausgestattet (sehr gute sanitäre Einrichtun- gen, Wäscheständer, Spielplatz, TV-Zimmer etc.) und er liegt relativ ruhig. Samstag, 28.8.04 Bad Radkersburg Wir folgen weiter dem Radweg R1. Von der Internetseite www.bikeburgenland.at haben wir uns ein Höhenprofil dieses Radwegs ausgedruckt, merken aber bald, dass dieses noch nicht einmal zur groben Charakterisierung des Höhenverlaufs taugt, da nur die Höhenangaben von wenigen Zwischenstationen eingezeichnet und (irreführenderweise) mit geraden Linien verbunden sind. Dass es zwischen zwei gleich hoch liegenden Orten zum Teil noch einmal erhebliche Steigungen zu überwinden gilt, geht daraus also nicht hervor. Wir merken sehr schnell, dass der Radweg R1 deutlich mehr Steigungen bietet als Alternativrouten und weichen daher bald davon ab. Da kaum Verkehr ist, fahren wir dann auch recht viel über Hauptverkehrsstraßen. In Willersdorf (in der Nähe von Oberwart) endet die heuti- ge Tour - dort übernachten wir bei einem Freund. Sonntag, 29.8.04 Gegen 13 h brechen wir in Willersdorf auf. Wenn hier nicht unser besagter Freund wohnen würde, wären wir diesen Abstecher sicher nicht gefahren, da er einige sehr steile Steigungen beinhaltet, vor allem auf dem Weg zurück von Willersdorf auf unsere "eigentliche" Route (die in dieser Gegend aber insgesamt recht hügelig ist). Wir landen relativ bald wieder auf dem Radweg R1, weichen von diesem aber in der Gegend von Oberpullendorf wieder ab. Oberpullendorf lädt nicht gerade zum Verweilen ein - der Ort macht einen eher heruntergekommenen Eindruck, die Straßen werden von laut röhrenden, tiefergelegten Sportwagen dominiert. Wir fahren noch ein paar Kilometer weiter, über Großwarasdorf bis Deutschkreutz, wo wir ein Quartier im Gasthof "Zur Krone" finden. Sehr nett eingerichtete Zim- mer für 27 Euro p.P. inkl. Frühstück, und einen Fahrradabstellraum gibt's auch. Zum Abendessen (und v.a. -trinken) gehen wir noch zu einem "Buschenschank" nebenan - sehr zu empfehlen. Montag, 30.8.04 Wir fahren weiter Richtung Norden und kommen sehr bald an die ungarische Grenze, wo wir unsere Personalausweise vorzeigen müssen. Nach ein paar Kilometern erblicken wir, nachdem wir durch ein kleines Stück Wald gefahren sind, zum ersten Mal den Neusiedler See. Der Blick auf den See und die unendlich wirkende Weite der Ebene ist atemberaubend. Wir haben die Wahl, den Neusiedler-See-Radweg entweder links herum bis Rust zu fahren, oder rechts herum bis Illmitz, um von dort die Fähre nach Mörbisch zu nehmen, dann weiter nach Rust zu radeln und dort nach Westen Richtung Wien abzubiegen. Wir entscheiden uns für letzteres, was die heutige Tagesetappe zwar um einige Kilometer länger macht, uns aber einen größeren Teil der Landschaft am Neusiedler See genießen lässt. Leider ist der Radweg (zumindest im ungarischen Teil) an vielen Stellen in ei- Der Zustand der Radwege in Ungarn nem so katastrophalen Zustand, dass man maximal Schritttempo ließ zum Teil zu Wünschen übrig... -9 -
fahren kann (und dort auch keine Gelegenheit zum Genießen der Landschaft bietet, da man stets auf die nächste Stelle achten muss, wo der Radweg-Asphalt durch Wurzeln gesprengt wurde). Warum der Weg nicht besser in Stand gehalten wird, erscheint angesichts der besonderen Bedeutung, die der Radtourismus am Neusiedler See hat (und angesichts der vielen Millionen Euro, welche die Radtou- risten Jahr für Jahr dort lassen) völlig unverständlich, ja geradezu dumm. Gleiches gilt - und zwar in dem Fall noch stärker für den österreichischen Teil des Gebiets rund um den See - für die katastrophal schlechte Beschilderung, so dass wir trotz relativ brauchbarem Kartenmaterial oft grübeln müssen, wo es denn jetzt lang geht. Auf ungarischem Gebiet halten wir noch zwei Mal, um Lebensmittel für die Mittagspause und Schnaps als Mitbringsel zu kaufen (zum Glück nehmen sie auch Euro zu einem guten Kurs - wir hat- ten für den kurzen Abstecher nach Ungarn kein Geld umgetauscht). Bei Pamhagen überqueren wir dann wieder die Grenze, biegen nach links Richtung Illmitz ab, wo wir die (noch ein paar Kilometer hinter Illmitz gelegene) Fähre nach Mörbisch nehmen (kostet 5 Euro pro Nase inklusive Fahrrad). In Mörbisch angekommen verpassen wir (dank der schlechten Beschilderung) die Abzweigung des Radwegs nach Rust und fahren dann auf der Straße dorthin, was angesichts des geringen Verkehrs aber keine schlechte Wahl ist. In Rust - ein sehr schöner Ort, der definitiv einen Besuch wert ist - biegen wir nach Westen ab. Da wir es ein wenig eilig haben, fahren wir im weiteren Verlauf mehr auf der Straße und weniger auf den Radwegrouten, bei denen wir (ohne es aber wirklich zu wissen) im Zweifelsfall etwas mehr Steigun- gen und schlechteren Fahrbahnbelag vermuten. Verglichen mit dem Burgenland ist die Gegend zwi- schen Wien und Neusiedler See aber in jedem Fall ziemlich flach, wenngleich auch hier ein paar klei- nere Steigungen zu überwinden sind. In Felixdorf (südlich von Wien), wo wir Verwandte besuchen, endet unsere heutige Tagesetappe um halb sechs. Dienstag, 31.8.04 Dienstag und Mittwoch steht Wien auf dem Programm. Wir bevorzugen die Fahrt mit der Bahn, um in die Stadt zu kommen, und kaufen in Felixdorf (pro Person) drei Tickets: eine Fahrradkarte, eine Fahr- karte von Felixdorf bis Liesing und ein 24-h-Wien-Ticket, das erst ab Liesing gilt (letzteres kostet 5 Euro, sehr zu empfehlen). Um eine Unterkunft hatten wir uns vorab nicht gekümmert - wir beschlie- ßen, mit dem Zug bis in den Nordteil von Wien zu fahren, da wir dann für die Weiterfahrt nach Passau einfacher mit dem Fahrrad aus Wien rauskommen. Im Stadtteil Floridsdorf angekommen, finden wir leider keinerlei Unterkunft in der direkten Nähe des Bahnhofs, aber in der Jedleseerstraße 75 kommen wir dann im Hotel Karolinenhof unter. Das DZ kostet 42 Euro p.P. inkl. Frühstück und ist in Ordnung, wenngleich auch nicht ganz so komfortabel und nett wie einige der bisherigen Unter- künfte. Das Hotel bietet aber auch bessere Zimmer (für 49 Euro p.P. im DZ) an. Ein abschließbarer Fahrradraum ist vorhanden. Mit Bus und U-Bahn ist es ca. eine halbe Stunde bis zur Innenstadt, aber ein zentraleres Hotel wäre vermutlich deutlich teurer gewesen. Heißer Tip für alle, die Wien noch kaum kennen: mit der Straßenbahnringlinie 1 einmal im Kreis fahren, dabei sieht man schon einen großen Teil der beeindruckenden Bauten der Stadt. Wir bekommen ein hervorragendes Abendessen im Restaurant Suppe + Co (Neubaugasse 5), dessen allge- meiner Eindruck von außen zunächst nicht den Eindruck eines Feinschmecker-Restaurants macht, das uns aber mit Straßenbahn in Wien seiner Speisekarte angelockt hat. -10 -
Mittwoch, 1.9.04 Am späten Nachmittag radeln wir in Wien los und folgen dem Donauradweg auf der südlichen Seite bis Tulln, wo wir übernachten. Wir haben - wie immer - kein Quartier vorbestellt und begeben uns auf die Suche. Drei Pensionen bzw. Hotels sind entweder ausgebucht oder für unseren Geschmack zu teuer. An einer Infotafel im Zentrum finden wir eine Liste von Quartieren und eine Telefonzelle. Im "Haus Erika" ist ein DZ für 25 Euro p.P. inkl. Frühstück zu haben. Es ist zwar nicht im allerbesten Zustand und mit der Wirtin gibt es leichte Verständigungsprobleme, bedingt u.a. durch eine Kombina- tion aus starkem Dialekt und Schwerhörigkeit, aber wir geben uns damit zufrieden. Donnerstag, 2.9.04 Wir fahren weiter und bleiben auf der südlichen Seite, der wir seit Wien treu geblieben sind, was in jedem Fall keine schlechte Wahl war. Hinter Zwentendorf wechseln wir an einer Kraftwerksstaumauer auf das nördliche Ufer, da uns dies von anderen Radlern empfohlen wurde - mal wieder bereuen wir unsere Wahl nicht. In Krems - eine überaus schöne Stadt - machen wir für eine Stunde Halt. Hinter Krems beginnt die Wachau, eine reizvolle Landschaft, die nach der zwar ganz netten, aber nicht allzu spannenden Land- schaft davor eine willkommene Abwechslung ist, allerdings auch mit ein paar (moderaten) Steigungen des Radwegs einhergeht. Im "Selbstbedienungs-Straßenverkauf" erstehen wir eine große Tüte Zwetschken für einen Euro - ein Schild weist darauf hin, dass man das Geld in den Briefkasten werfen soll. Bei Ybbs wechseln wir auf das südliche Ufer, da wir in diesem Ort ein Quartier suchen wollen. Prak- tisch alles ist ausgebucht, aber im "Lindenhof" finden wir noch ein sehr nett eingerichtetes und saube- res Doppelzimmer für 28,- p.P. inkl. Frühstück. Da die Gaststätte im Haus gerade urlaubsbedingt ge- schlossen hat, empfiehlt uns die Wirtin das "La Strada" am Kaiser-Josef-Platz. Nachdem wir durch Ybbs flaniert sind und einen Blick auf die Alternativen geworfen haben, nehmen wir den Tip an und werden nicht enttäuscht. Freitag, 3.9.04 Die Wirtin empfiehlt uns, auf der südlichen Seite zu bleiben, da entlang der nördlichen Seite viel mehr Auto- und vor allem Lastwagenverkehr herrsche. Genau dies können wir dann auch beobachten - auf den folgenden ca. 20 km fahren nur fünf Autos an uns vorbei. Dann kommen wir an eine Brücke und beobachten, dass die uns entgegenkommenden Radler alle von der Brücke kommen und kein einziger von "unserer Seite". Wir schließen daraus, dass ab hier das Nordufer besser zu sein scheint, folgen dem Herdentrieb in umgekehrter Richtung und radeln am Nordufer weiter - keine schlechte Entschei- dung, wie wir dann feststellen, denn der Radweg ist sehr gut. Erst in Ottensheim (hinter Linz) wechseln wir (für 2,40 Euro p.P. inkl. Fahrrad) mit der Radfähre auf das südliche Ufer, da wir von der Hinfahrt in Erinnerung haben, dass das südliche Ufer zwischen Ot- tensheim und Schlögener Schlinge sehr schön zu fahren ist. In Aschach finden wir ein Zimmer ("Zum Goldenen Hirschen"), für 25,- p.P. inkl. Frühstück. Das Zimmer ist etwas klein und nicht ganz so komfortabel, aber ansonsten sauber und in Ordnung. Zum Abendessen gehen wir in die Pizzeria "La Mamma" an der Brücke. Das Essen ist nur halbwegs OK, der Wein schmeckt billig und der Service der beiden Kellner ist der miserabelste, den wir je erlebt haben - zum ersten Mal auf unserer Tour geben wir keinen Cent Trinkgeld. Wir lassen uns davon aber nicht den Abend vermiesen und flanieren zum Gasthof zurück. Um sechs Uhr morgens werden wir durch ein gewaltiges Gewitter geweckt. Samstag, 4.9.04 Zum ersten Mal seit ca. 10 Tagen müssen wir wieder im Regen fahren - der hört aber nach ca. 2 Stun- den wieder auf. In Engelhartszell wechseln wir per Radfähre (2,- p.P. inkl. Fahrrad) zurück auf das -11 -
Südufer - wieder geleitet von unseren Erfahrungen der Hinfahrt. Im Café Wallner in Engelhartszell hatten wir vor ca. 2 Wochen bereits einen so göttlich guten Apfelkuchen gegessen, dass wir uns dies noch einmal gönnen, bevor wir dann bald wieder in das von Bäckereiketten beherrschte Bonn zurück- kehren werden, wo man von bezahlbarem Kuchen in dieser Qualität nur träumen kann - es sei denn, man backt halt selber. Wir fahren anschließend gemütlich weiter nach Passau, wo wir kurz nach drei eintreffen. Da bis zur Abfahrt des Zugs, für den wir Fahrradstellplätze reserviert haben, noch über vier Stunden Zeit sind, fragen wir am Schalter, ob eine frühere Abfahrt möglich sei. Nein - alles sei reserviert und spontan kämen wir auch sicher nicht rein. Wir radeln also wieder ein Stück zurück, setzen uns zunächst am Rathenauplatz auf eine Bank, essen dann noch am selbigen Platz im "Passauer Ratskeller" zu Abend (durchaus zu empfehlen) und nehmen anschließend den Zug zurück nach Bonn. -12 -
Sie können auch lesen