Hessische Blätter für Volksbildung - Gesundheit und Bildung hvv
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Zeitschrift für Erwachsenenbildung in Deutschland Hessische Blätter für Volksbildung Gesundheit und Bildung 112012 hvv Institut Hessischer Volkshochschulverband
Inhalt Hessisehe BItter für Volksbildung 112012 Thema I Gesundheit und Bildung Editorial Günter BOhme, Dieter Nittel Gesundheit und Erwachsenenbildung 3 Erziehungswissenschaftliche und medizinische Grundlagen GüntlierBOhme Mens sana in corpore sano sit Bildungsphilosophische Reflexionen — 6 Klaus lark Padaogische Dimensionen der SaIutoenese 15 Empirische Vertiefungen AstridSeltrec/it Lehrmeister Krankheit: Was lehrt uns der Ausnahmefall für den Normaltall des Lernens? 25 Dieter IVittel Die Konstruktion des Patienten als Lernprozess Erziehungswissenschaffhiche Notizen zu einem medizinischen Begriff 38 Gesundheitspadagogische Handlungsfelder Sylvane Diete/ Eniwicklung der Gesundheitsbildung an Volkshochschulen unter wirkungsanalytischen Gesichtspunkten 53 BerndKàoplinger Entwicklung der Gesundheitsbildung an Volkshochschulen unter statistischen Oesichtspunkten 58 FalkArians Fort- und Weiterbildung in der Altenptlege Bestandsaufnahme der — aktuell wesentlichen Rahmenbedingungen und Perspektiven 64 Christin Hoppe Zwischen Routine und Todesangst Pädagogikstudierende entwickeln — em E-Learningangebot für Medizinstudierende 73 Service Berichte 80 Nachrichten 89 Personalia 94 Rezensionen 96 Mitarbeiter/innen dieser Ausgabe 100
Hessische Blätter für Volksbildung —62. Jg. 2012— Nr. 1 Zeitschrift für Erwachsenenbildung in Deutschland (Die Jahrgange 1—7 erschienen unter dem Titel ,,Volksbildung in Hessen”) Herausgeber: Hessischer Volkshochschulverband hvv-Institut gGmbH, Winterbachstrafle 38, — 60320 Frankfurt am Main (Verbandsvorsitzender: Baldur Schmitt, Mörfelden-Walldorf; Verbandsdirektor/Geschäftsfuhrer: Bernhard S. T. Wolf, Frankfurt am Main) Gesehäftsführender Redakteur und Vorsitzender der Redaktionskonferenz: Prof. Dr. Peter Faulstich, Hann. Münden Mitglieder der Redaktionskonterenz: Prof. Dr. Dr. h. c. Gunther Böhme, Wiesbaden; Dr. Birte Egloff, Frankfurt a. M.; Dr. Christoph Köck, Frankfurt a. M.; Dr. Susanne May, München; Edeltraud Moos-Czech, Hofheim; Prof. Dr. Dieter Nittel, Frankfurt a. M.; Prof. Dr. Steffi Robak, Berlin; Dr. Ingrid Schöll, Bonn; Prof. Dr. Wolfgang Seitter, Marburg. Redaktion des Schwerpunktthemas: Prof. Dr. Dr. h. c. Gunther Böhme, Prof. Dr. Dieter Nittel Redaktion des Serviceteils: Prof. Dr. Peter Faulstich Anschritt: Hessischer Volkshochschulverband hvv-Institut gGmbH, Redaktion HBV, — Winterbachstr. 38, 60320 Frankfurt am Main, Tel.: (0 69) 56 00 08-27 Die mit Namen oder Signum gezeichneten Beiträge geben die Meinung der Verfasser/innen und nicht unbedingt die der Redaktion oder des Herausgebers wieder. Keine Gewähr für unverlangt eingesandte Manuskripte. Satz und Layout: Andrea Vath Erscheinunqsweise: jährlich vier Hefte (Marz, Juni, September, Dezember Herstellung VerIa, Vertrieb und Anzeigen: W. Bertelsmann Verlqg GmbH & Co. KG, Postfach lO 06 33, 33506 Bielefeld, lelefon: (05 21) 9 11 01-0, felefax: (05 21) 9 11 01-79 E-Mail: service@wbv.de, Internet: www.wbv.de Anzeigen: sales friendly, Betdna Roos, Siegburger Str. 123, 53229 Bonn, Tel. (02 28) 9 78 98-10, Fax (02 28) 9 78 98-20, E-Mail: roos@sales-friendly.de Aboservice, Bestellungen: Telefon: (05 21) 9 11 01-12, Telefax: (05 21) 9 11 01-19 E-Mail: service@wbv.de, Internet: www.wbv.de Bezugsbedingungen: Jahresabonnement ,,Hessische Blätter für Volksbildung”: 42,— €, ermä Bigtes Abonnement für Studierende mit Nachweis 36,— € (jewels zzgl. Versandkosten), Best.-Nr. hbv. Das Abonnement verlangert sich um em weiteres Jahr, wenn es nicht his sechs Wochen zumJahresende gekündigt wird. Themenhefte im Einzelbezug: Einzelheftpreis: 15,90 € zzgL Versandkosten) hbv 1/2012 Gesundheit und Bildung hbv 2/2012 Wissenschafthche Weiterbildung hbv 3/2012 Kooperation mit Unternehmen hbv 4/2012 Medien Information uber die Themen, Bezugsmoglichkeiten und Preise von Einzelheften der Jahrgange 1958 bis 2001: Hessjscher Volkshochschulverband, hvv-Institut gGmbH, WinterbachstraBe 38, 60320 Frankfurt am Main, Tel.: (0 69)56 00 08-27 Printed in Germany © 2012 Hessischer Volkshochschulverband, hvv-Institut gGmbH (Anschrift s. o.) International Standard Serial Numbers: GW ISSN 001 8-103 X Best.-Nr. dieser Ausgabe: hbv 1/2012
Thema I Gesundheitspadagogische Handlungsfelder F EntwickIung der Gesundheitsbildung an Volkshochschulen unter wirkungsanalytischen Gesichtspunkten Sy/vana Diem! Zsammenfassung In dem Artikel wird die gesellschafrhiche und individuelle Bedeutung der Gesundheitsbzl ung verantwortungs- und anforderungsbezogen nachgezeichnet. Wirkungsanalytische Be tracht’ungen geben hieruber Aufichiuss AbschlieJi’end wird unter der programmatisehen Forderung Von evaluativen Zufriedenheitsabfragen zu qualitativen Wirkungsanalysen eineforschungsinduzierte Anregung für die Praxis vorgesteilt Ii Interesse an Gesundheit — qesellschaftlich und individuell lickt man m die Gescchte des 18 19 und 20 Jahrhunderts zuruck gab es immer eder em politisch aufflackerndes Interesse an Gesundheit und Gesunderhaltung :der Bevolkerung als Garant des Staatskorpers, das mit gesellschaftlichen, morahsie Liend-einordnenden Fragen und Arbeitsfahigkeit verbunden war. Es veränderten sich über die Zeit jedoch die Vorstellungen, was Gesundheit sei ebenso wie die Ansprü che an deren Herstellung bzw. Verantwortungszuschreibung. Argumentationen für etzteres unterlagen stets machtbezogenen Auslegungen (vgl. Göckenjan 1987). In der heutigen Verschiebung der Krankheitsbilder ermehrt Ion zu chronischen bzw essbezogenen Erkrankungen spiegein sich die aktuellen Dimensionen, die arbeits ktpolitjsch und volkswirtschafthch relevant sind. ,,Unzufriedenheit am Arbeits latz macht MjlJjonen Menschen rückenkrank, was die Wirtschaft teuer zu stehen Otnmt: Auf 50 Milliarden Euro jährlich werden die Kosten geschatzt.” (El 2011, S. 56) Es liegt eine grol3ere Stress- und Burnout-Literatur vor (vgl. Erhart/Meyer 1997), die bestimmte Berufsfelder besonders fokussiert. Auch auf fl bisher weniger beachteten Zusammenhang von Arbeitslosigkeit und Krankheit r besonders zu verweisen (Hollederer/Brand 2006), da Arbeitslosigkeit in zahi len Berufsbiographien eine einschneidende und gesundheitiich beeintrachtigende e spielt. Die Verantwortung für Gesundheit erfuhr in der historischen Entwick ng elne Verschiebung kin zu einem individuellen Gestaltungserfordernis, das sich 53
Hessische Blätter 1 I 2012 aus dern Bedeurungsverlust der Arbeitskraft für den Staat speiste und sich in einer zunehmenden Verantwortungsteilrucknahme zeigt. So rückt Gesundheit als von den Teilnehrner/innen freiwillig aufgesuchter Angebotsbereich der Volkshochschule als grofiter Erwachsenenbildungsinsritution für unrerschiedlich Betroffene und Interes sierte seit den 70cr Jahren und versrárkr den 90er Jahren in den individuellen Fokus neben Angeboten von Selbsthilfegruppen oder freien Tragern (Venth 2001, Hess 2002, Hoh/Barz 2011). Angebote werden von den Teilnehmer/innen primär- oder sekundärpraventiv, d. It prophylakrisch bzw. zur Verhinderung des beispielsweise be reits beobachteten Risikoverhairens genutzt, urn Gesundheit und Krankheitsentwick lung selbstbestirnmt mirgestalten zu konnen. Gesundheit ist somit dutch Krankheit bedroht, abet auch em Zustand, der aktiv gestaltet werden muss/kann. Die VHS rea- giert gleichzeitig auf den Bedarf mit ihrer Angebotsentwicklung. Es kann eine anforderungsbezogen sich darstellende wesentliche nicht-monetäre Ressourcenabhangigkeir von Fitness, Wohibefinden und ernotionaler Srabilitft diag nostiziert werden, die Gesundheit auch als zentralen Bezugspunkt für Employability ausweist Diete1, 2012). Ressourcen meinen hier nicht ausschlielllich Kennrnisse, Fä- higkeiten, Fertigkeiten im Rückgriff auf genutzte Fold des Human Ressource Mana gernents, sondern eine grundlegende bzw. verbindende ,,Akriva”. Ressourcen verbrauchen sich. Komperenzen sind ressourcenabhangig. Beispiell-taft sei auf emori onale Srabilitar verwiesen, die sich in Diensrleistungsberufen als eine überfachliche Kompetenz eigentlich ebenso als fachliche Kompetenz ausweist (Dierel 2012). — — Dieser Bezug zur Employability kann auch vereinzelt anhand der regional- und ziel gruppenspezifisch ausdifferenzierren Angeborsbereiche an Volkshochschulen fest strUt werden, hat sich jedoch noch nichr ins allgemeine Bewusstsein eingeprägt. Ne- ben Kursen zur ,,Gesunden Ernährung” oder zu ,,Asiatischen Gesundheitsrraditio nen” treten zunehmend jerzt auch Angebote ,,Betrieblicher Gesundheitsforderung” hinzu. Lerzrere umfassen u. a. Srressbewältigung und Entspannung, Rückengesund beit sowie Ernährung und Suchtprãvention. Der Zusammenhang von Bewegung und korperlicher Akrivitär mit geistiger Produkdvität ist in gesundheitspsychologischen ‘ und medizinischen Studien nachgewiesen ebenso wie die positiven Whkungen im Hinblick auf korperliche Gesundheir wie z. B. den Blurdruck etc. (Kaluza 2003). Es zeigt sich jedoch em gerade geschlechrsspezifisch sich ausdifferenzierendes Akrivi tars- und Parrizipationsverhalren, das sich in Volkshochschulbesuchen vermehrr Frauen) oder im Breiren- und Freizeirsport (vermehrt Manner) zeigt. S 2. Spezitik des Gesundheitshildungsangebots an Volkshochschulen Das besondere der Angebote der VHS zeigt sich im Gegensatz zu Einzelakrivitäten wie jogging, Radfahren oder Kursen in Firnessstudios in einer besonderen Atmo sphäre, die vom Bildungskonzept der Gesundheirsbildung (start Erziehungi geprägv 1st und gmppenbczogene, intcrakrive Lernformen sowie norwendiges Wissen in un rerschiedlichen Dimensionen inregriert. Intcrakrive leistungs- und werrkampffreie Lernmoglichkeircn sind für bcstimmre gerade stressfreie Bildungsprozesse notwen dig. Sic sind verrrauensbasierr und entwicklungsfordernd. Der Fokus liegt neben ci- I 54
Thema I Gesundheitspädagogische Handlungsfelder on .n Auspowern auf der Entwicklung von Wahrnehmungsfahigkeit, Seibstreflexi Ressourcena ufbaus auch für die Folgezeit. Die und der Kompetenz des individuellen semesterweisen Kursangebote stärken eine Entwicklung, die Zeit benötigt, aufgrund Kursange von Kontinuität. Hiervon gegensatzlich wären vereinzelte Teilnahmen an boten in Fitnessstudios zu betrachten, die lose erscheinen und für einige Teilneh vertrauensba sierter Tiefe mangein. Das Bil mer/innen an atmospharischer und dungserlebnis in den Gesundheitsbildungskurse n an den VHS wird vielfach ermög licht: durch den Erwerb von Wissen, durch Aneignung von Fertigkeiten und Techniken (z. B. Stressabbau, Ausgleich) Selbsterkenntnis und Wiederbelebung von Empfindungsfahigkeit, kognitive und körperlich-leibliche Reflexion, . Orientierung und Handlungskompetenz durch Ressourcenstarkung, a Grenzerfahrung bzw. Neuerfahrung (vgl. Dietel 2012). Das Angebot an der VHS reagiert somit auf eine vielfaltige und starke Nachfrage. Letztere ist eng verwoben mit gesellschaftlichen Entwicldungen und Zeitgeist. ,,Er wachsenenbildung gewinnt immer dann an Bedeutung, wenn der Wandel der Le bensverhältnisse und das Aufkommen neuer Auslegungen dieser Verhältnisse Men schen in ihren eingewohnten Vorstellungen und in ihren Deutungen der Lebensan forderungen verunsicherten.” (Tietgens 1987, S. 7) Verunsicherung aufgrund diskon tinuierlicher Erwerbsbiographien, wegen einer zunehmend schwieriger werdenden fi nanziellen und erwerbsbezogenen Planbarkeit und daraus resultierender Unsacherheit, dem natürlichen Wunsch nach Gestaltungsfahigkeit und Handlungsspielraumen (die oft beschrankt werden) können zu gesundheitsbezogenem Risikoverhalten als Kom pensation, zu diffusem Unwohisein oder zu Angsten fuhren. Gesundheitsbildung kann stabilisieren, subjektive Aufklärung und Entscheidungsuntersttitzung bieten. Der Programmbereich Gesundheit an den VHS erreicht des Weiteren Zielgrup pen, die und das zeigen Barz/Tippelt (2007) in direr Milieusrudie auf Gesundheit — — als integralen Bestandteil ihrer Gestaltungsaufgaben ansehen und hiermit gleichzeitig den Mehrwert der Partizipation neben beispielsweise körperlicher Funktionsfähigkeit weiter in Form von Wohibefinden, Auspowern, Glucksgefühlen sucht. Das Gefühl von gesundheitsbezogener Gestaltungsfahigkeit, von — nach Antonovsky (1987) — ,,Widerstandsressourcen” kann sich als positive Erfahrung auf andere Felder ubertra gen und wichtige Kompetenzte ilbereiche in Familie und Beruf freilegen bzw. sicher £ stellen. Entsprechend positive Lernerfabrun gen sind emotional-ko rperlich gespei chert und prasent (Gieseke/Die tel 2011). 3. Von evaluativen Zutriedenheitsabfragen zu qualitativen Wirkunqsanalysen Die Bedeutung qualitativer Wirkungsanalysen der Tei]nahine an Gesundheitsbildung 4 besal3 bisher em geringeres Gewicht als quantitative Kursevaluationen zur Zufrieden heft bzw. Kursbeurteilung. Daten der statistischen Teilnehmer/innen-Struktur jedoch keinen Aufschluss über Wirkungen der Partizipation . Erfoig wird und geben wurde 55
Hessische Blätter ii 2012 vordergrundig über Teilnahmezahlen/-quoten und nicht uber Arten des Wissens I ildung und Reflexionserwerbs gemessen. Der Qualitatsdiskurs in der Gesundheitsb der 9Oer Jahre bezog sich auf die Kursleiter/innenfortbildung, auf die gesamte Em richtung sowie am Rande auf Wirksamkeitsnachweise von konkreten Ubungsverfah ren (Blättner 1998). Letztere wurden aufgrund der Schwierigkeit der Erfassung mdi vidueller gesundheitsbezogener Wirkungen stiefkindlich behandelt. Dies lag den Ar gumentationen der 9Oer Jahre zufolge darin, dass es unterschiedliche Gesundheits J vorstellungen gäbe, die sich einer Vereinheitlichung entzogen. Die Bedeutungshofe erstrecken sich von Gesundheit als Grundlage von Aktivität und Freiheit bis rut Ge sundheit als Abwesenheit von Krankheit (vgl. auch Hoh/Barz 2011). Angebote der Gesundheitsbildung sind problem- und gestaltungsorientiert ausge richtet und unterliegen keiner vereinheithchungsfähigen Endprodukten bzw. Out puts. Zwar lassen sich Ergebnisse in körperlicher Stabiiität oder Kenntnis von Tech niken ausmachen, aber ,,[d]ie Frage nach dem Lernerfoig ist nicht nut die nach Da ten, sondern auch die nach Deutungen.” (Jietgens 1993, S. 220) Wirkungsanalysen bedürfen einer Langsschnittperspektive. In der padagogischen Forschung sind die Begriffe Effekte und Wirkungen oft nicht trennscharf und eindeutig definiert (vgl. Kiipplinger 2011). In einer abgeschlos- senen Promotion zur Analyse von Wirkungen der Gesundheitsbildung werden diese dort inhaitlich thematisch gefullt und unterschieden (Dietel 2012). In der Weiterbil am dungspraxis kann sich der Einsatz von leitfadenorientierten Gruppendiskussionen Ende von Kursen als em Instrument der reflexiven Erhohung der teilnehmerbe zoge nen Wirkungen lohnen. Beispielhaft wurden von Dietel (2012) biographisch-narrative Interviews gekoppelt an nachgangige Gruppendiskussionen komparativ verschränkt. Diese (Forschungs-)Methodik kann neben einer subjektiven Reflexivitätserweiterung der Wirkungsbreite, die über die Kursankundigung hinausgehen kann, gleichzeitig als Instrument der Qualitätsentwicklung in den Kursen selbst eine praktische Anwen dung finden. Em Einsatz einer Gruppendiskussion könnte in den letzten Kurstagen eines Semesters durch die Kursleiter/innen erfolgen. Exemplarisch sei auf den diffe renziert ersteilten Leitfaden bei Dietel (2012) verwiesen, der aufgrund der in der For schungsarbeit diagnostizierten und theoriegeleiteten Wirkmoglichkeiten stimulierende Fragen integriert, die eine Wirkungsbreite rut Diskussion geben und em Ressourcen bewusstsein, entsprechendes Bildungsbewusstsein und Entwicldungsbewusstsein der Teilnehmer/innen schärfen. Gleichzeitig spiegelt sich die Breite der Verwendungs kontexte und des Zugewinns an Kenntnissen, Fertigkeiten, Fahigkeiten und Lerner fahrungen, die für die Dozent/innen Rückschliisse auf ihre Arbeit, Lehrplanung und —Konzeption erlauben. Eine Anwendung in der Praxis wird empfohlen. Konkret ge plant sind bei der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft im Fort bildungsprogramm für Mitarbeiter/innen der Berliner Erwachserienbildung im Be- reich ,,Evaluation” spezifische Fortbildungen für u. a. Volkshochschuldozent/innen problem- und gestaltungsorientierter Erwachsenenbildungsangebote. Auf die weite ten praxisbezogenen Empfehlungen betreffend den Ausbau der Verbindungen be trieblicher Gesundheitsforderung mit gesundheitsbezogener sowie kultureller Wei terbildung am Beispiel emotionaler Stabulität/Vielfalt wird in der Arbeit von Dietel 56 I
Thema I Gesundh&tspädagogische Handlungsfelder (2012) verwiesen. Bin entsprechend entwickeltes verbindendes Seminarkonrept ,,Ge fuhltes Wissen als emotionale Ressource” wird don ebenfalls vorgesteilt. Projekt. uberlegungen zur forschungsbegleiteten Anwendung skid in Planung. 4. Fazit Perspektiverweiterungen in Bezug auf Zusamtnenhtinge von Gesundheit und Krank heit in Richtung Wohibefinden, emotionale Stabilität, Ressourcenaufbau werden zu nehmend volkswirtschaftlich wichtig. Die VHS reagiert mit intern breiten Angebot bereits seit langem seismographisch auf diese Entwicklungen. Untersuchungen von Wirkungen der Partizipation an gesundheitsbezogenen, auch kreativen Weiterbil dungsangeboten befmden sich erst am Anfang und sind lit Hinbllck auf moderne Anforderungen an das Individuum wie Entscheidungsfdhigkeit, Offenheit, Flexibilitllt und Kreativitat zu spezifizieren. Lila ratur Antonovsky, A. (1987): Unraveling rhe mystery of health: how people manage stress and sray well. 1. Aufi., San Francisco Barz, H./Tippel, R. (2007): Weirerbildung und soziale Milieu in Deurschland. Praxishandbuch Milleumarkering. 2. Aufi., Bielefeld Blärrner, B. (1998): Gesundheir hair sich nichr lehren. Bad Heilbrunn Dierel, 5. (2012): Gefühlres Wissen als emorional-korperbezogene Ressource. Eine qualitative Wirkungsanalyse in der Gesundheirsbildung. Zugl. Dissertation an der Humboldt Universirär Berlin. (erscheinr Febr. 2012, VS-Verlag, Wiesbaden) Elger, K./Girscbier, L. (2011): GAU für den Sozialsraar. In: Der Spiegel Wissen, 4/2011, S. 56-59 Erhart, F/Meyer, U. (1997): Burnout eine mnderne Karriere. In: Zech, R. (Hrsg.). Padagogi — sche Anrworren auf geselischafrliche Modernisierungsanforderungen. Opladen, 5. 114-139 Gieseke, W./Dietel, 5. (2011): (Jlier die Unlusr über Emorionen lieim Lernen nachzudenken. In: Faulsrich, P./Bayer, M. (Hrsg.): Lernlusr. Hunger naeli Wissen, lusrvolle Weirerbil dung. Hamliurg. Qm Druck) Gokenjan, G. (1987): Gesundlieir, Ante, Sraar Bin liberbllck. In: Ventli, A. (Hrsg.). Ge — sundheir und Krankheir als Bildungsproblem. Bad Heillirunn, 5. 19-29 Hess, 5. (2002): Bnrkörperungen Suchbewegungen zur (Wieder-)Aneignung von Korperlich — keir. Eine biografssehe Analyse. Opladen Hoh, R./Barz, H. (Hrsg.) (2011): Weirerliildung und Gesundheir. In: Tippelt, R./von Hippel, A.: Handbucli Erwaclisenenbildung, Weirerbildung. 5. Aufl., Wiesbaden, 5. 729-746 Holleder, A./Brand, H. (Hrsg.) (2006): Arlieirslosigkeir, Gesundheit und Krankheir. Bern u. a. Kalyza, G. (2003): Stress. In: Jerusalem, M./Weber, H. (Hrsg.). Psyehologische Gesundheirs förderung. Diagnosrik und Prävenrion. Gtirringen u. a., 5. 339-362 Kapplinger, B. (2011): Krirerienrasrer für eine vergleichende Bffekre- und Nurzenforschung in der lieruflichen Weirerbildung für Berrielie und Besclillftigte. Dortmund. www.effekre projekr.de/Bffekre-Arbeirsbericlir%2ONo_%201.pdf [Abrufdarum: 13.11.20111 Tiergens, H. (1987): Vorworr. In: Venrh, A. (Hrsg.): Gesundheir und Krankheir als Bildungs problem. Bad Heilbrunn, 5. 7-9 Tiergens, H. (1993): Was sind Mallsrabe für Bildungswirkung? In: Grundlagen der Weiterbil dung. Jg. 4, Nt. 4, 5. 219-220 Venrh, A. (2001): Gesundlieirshildung für Frauen. In: Gieseke, W. (Hrsg.): Handliucli zur Frauenbildung, 5. 513-519 57
Hesssche Biãtter ii 2012 schulen Entwicklung der Gesundheilsbildung an Volkshoch unter statistischen Gesichtspunkten BedK4op/h7ger Zusammentassung schen und gesellschafihichen Bedeu Nach kurzen einfuhrenden Anmerkungen zur histori die quantitative Entwicklung tier Ge tung der Gesundheitsbildung wird in dem Artikel von Statistiken und Programmanalysen sundheitsbildung an Volkshochschulen anhand von einem deutlichen Wachstum ge nachgezeichnet. Insgesamt 1st die Gesundheitsbildung kennzeichnet. ttendasein” ins Rampenhicht 1. Gesundheitsbildung: Vom ,,unbeachteten Scha ngen zu Gesundheit und Krankheit Die gesellschaftlichen und individuellen Vorstellu etzt und aufs engste mit politischen sind historisch groflen Veranderungen ausges /Barz 2010). Allein schon deswegen Prozessen verwoben (vgl. Foucault 2001, Hoh Bildungsbewegungen im Bereich Ge- soilte man vorsichtig damit scm, individuelle einzustufen. In des Erwachsenenbil sundheitsbildung als seine Privatinteressen Gesundheitsbildung in den letaten dung/Weiterbildung hat sich die Bedeutung der (2001, S. 513) darauf hin, dass dieser Jahrzehnten stark gewandelt. So weist Venth in Ersc heinung trat” und mit histori Prograrnmbereich lange Zeit ,,statistisch nicht Körb er u. a. (1995, S. 155) karnen zu schem Blick erst seit relativ kurzem prãsent 1st. die Entw icklu ng der Gesundheitsbildung vor gar zu der Schlussfolgerung, ,,dass sich r der gesamten Weiterbildung zu besonders eignet, urn Veranderungen in des Struktu begr unden, dass dieser Bereich ge kennzeichnen”, was die Autoren letztlich damit — nreichs ten Innovationen” des acht- meinsam mit dern EDV-Bereich zu den ,,folge — ntier t geplan t” worden sei (ebenda, ziger Jahre zähle und ,,von vornherein marktorie sion reizen und weiter geprüft werden S. 156). Bewertungen, die sicherlich zur Diskus er wieder Kritike n ausgesetzt. Ganz müssten. Die Gesundheitsbildung sieht sich imm zahler (2011) medien wirksam fordert, aktuell zum Beispiel, wenn des Bund des Steuer angebot von Volkshochschulen ,,aus dass Yoga- und Bauchtanz-Kurse aus dem Kurs Bildungsauftrag nicht entsprechen sortlert” werden müssten, da sie dern gesetzlichen 58
Thema I Gesundheitspädagogische I-landlungsfelder k an Gesundheits- und Frauenbildung oft würden. Auffallig ist dabei, dass die Kriti un ierten und speziell frauendiskriminierenden Halt ma1s implizit mit relativ uninform ndheitsbildung selbst und der Buck auf die Ge en verbunden ist (vgl. ebenda). Gesu hlechterverhältnisses offen (vgl. Giese sundheitsbildung legen Strukturen des Gesc quantitative Bedeutungszuwachs der Ge ke/Opelt 2003, S. 312). Insgesamt weist der Forschungsfeld hin, was allerdings bislang sundheitsbildung auf em interessantes Weiterbildungsforschung gefuhrt hat. nicht zu umfangreichen Aktivitäten der hschulen unter 2. Entwicklung der Gesundheitsbildung an Volkshoc statistischen Gesichtspunkten für die GesundheitsbiIdun - 2.1 Gesamtüberblick zu statistischen Daten r statistischen Gesichtspunkten befasst, Wet sich mit der Gesundheitsbildung unte llen und Studien stützen. Allerdings soilten kann sich auf eine Reihe von Datenque Blick auf die Erfassungsmethodik ver verschiedene Datenquellen nur mit genauem rschiedlich erhoben wird. So konnte glichen werden, da der Gesundheitsbereich unte ystem Weiterbildung (BSW) entnehnien, man in der Vergangenheit dem Berichtss ent an der ailgemeinen Weiterbildung dass 2003 von der Teilnahmequote von 26 Proz ndheit und der gesundheitsgerechten 4 Prozent auf den Bereich ,,Fragen der Gesu se für die Ausubung von Sportarten” Lebensfuhrung” sowie 2 Prozent auf ,,Kenntnis achkenntnisse” (6 Prozent) und ,,Com entfielen (BMBF 2005, S. 17). Lediglich ,,Spr eten gröl3ere Teilnahmezahlen (ebenda). puter/EDV/Internet” (5 Prozent) verzeichn entfielen dann 2010 16 Prozent aller Gemãll dem Adult Education Survey (AES), hen Weiterbildung auf den Themenbe Kurse in der beruflichen und nicht-beruflic nbladt 2011, S. 15), was diesen wie reich ,,Gesundheit und Sport” (Bilger/von Rose recht grof3en Sammelkategorien denim zum drittgroBten Bereich nach den doch ,,Natur, Technik, Computer” (26 ,,Wirtschaft, Arbeit, Recht” (31 Prozent) sowie ndheitsbildung von AES und BSW Prozent) macht \3Qenngleich die Zahien zur Gesu Erhebung nut schwer vergleichbar aufgrund konzeptioneller Unterschiede in der ailgemeinen Weiterbildung bzw. im 1 und der AES zu einer Untererfassung der sind erbildung” führen dürfte (vgl. Seiverth - AES-Duktus der ,,nicht-benifsbezogenen Weit g der Gesundheitsbildung fur die 2008) so bestatigt sich doch die groBe Bedeutun Weiterbildung insgesarnt. efragungen ist es wichtig, die Entwick Neben diesen statistischen Bevolkerungsb von vertiefenden Regional- und lung des Programmangebotes mimer wieder anhand sschnitt- und Querschnittanalysen urn Institutionaistudien nachzuzeichnen, die Lang tige Grundinformationen über fassen. Bevolkerungsbefragungen liefern einige wich die Informationen, die BSW und die Weiterbildungsteilnahme, aber insgesamt sind recht oberflichlich und wenig detail- AES zur Gesundheitsbildung parat halten, doch en der Kurse Multivanate Analy reich insbesondere mit Bhck auf Inhalte und Them ndheits Sen der BSW- und AES-Daten zu den Teilnahmemustern im Bereich Gesu re Aufs chlü sse zur sozia len Lage bildung fehlen jedoch und könnten wichtige nähe Von Teilnehmerlnnen bieten. 59
Hessische Bätter ii 2012 I ationen zur I Programmanalysen liefern dahingegen wesenthch detailiiertere Inform struktu r, die bei Bevolk erungs befrag ungen eher unterb elichtet Programm- und Trager zeigen Körber u. a. (1995, S. 156 ff.), Giesek e/Opel t sind (vgl. Gieseke 2011). So Schrad er (2010, S. 290 f.) auf wie sich die Gesun dheitsb il (2003, S. 309 ff.) sowie ertypen verteilt. Demnach dung untergliedert und wie sie sich auf verschiedene Anbiet n die Volksh ochsch ule mit 30 Prozen t des Gesamtangebo war zum Beispiel in Breme d vor der Ange tes der grol3te Anbieter von Gesundheitsbildung mit weitem Abstan r u. a. 1995, S. 160). Der Dresdn er Studie kann man für 1997 steiltenkammer (Körbe annung /Media tion” mit 68 Prozen t der groIlte Teilbereich entnehmen, dass ,,Entsp lmetho den” mit 20 Prozen t ist (Giese ke/Ope lt 2003, S. 310), vor ,,Erkrankungen/Hei tive vor kurativen was den Schiuss nahelegt, dass in der Gesundheitsbildung präven gungen und Trägerda Funktionen Vorrang haben. Insofern soilten Statistiken (Befra . ten) sowie Programmanalysen komplementär analysiert werden wird sich ailein auf die Volksh ochsch ul-Stat istik des Deutschen In Tm Folgenden sche Queue die mitt stituts für Erwachsenenbildung (DIE) gestützt, da diese statisti kontin uierlic hste Zeitrei he anbiete t und der Fokus auf der Ge lerweile langste und sundheitsbildung an den Volkshochschulen liegen soil. Entwicklung im Lãngss 2 chrntt 22 Gesundheitsliilclung an VoIkshochschuen — Vergleich zu ande Die Entwicklung und der Steilenwert der Gesundheitsbildung im ulen kann man vor allem anhand von drei I ten Programmbereichen an Volkshochsch ann/WejL3 Indikatoren einschätzen. Die Tabeile 9 der 2009, S. 29 ff.) bietet an: VHS-S tatistik (s. z. B. Huntem I • Absolute Zahi und Anteil der Kurse (in Prozent aller Kurse) Unterrichts Absolute Zahi und Anteil der Unterrichtsstunden (in Prozent ailer stunden) ngen) • Absolute Zahi und Anteil der Belegungen (in Prozent aller Belegu en 1991 (erster ge Vergleicht man die Entwicklung dieser drei Indikatoren zwisch man folgende samtdeutscher Datensatz) und 2010 (aktueilste Zahien) dann kann Entwicklungen nachzeichnen: unden in der Gesundheitsbildung Tabelle: Prozentuale Anteile der Kurse, Belegungen und Unterrichtsst hen Votkshochsc hulen (Queue: VHS-Statistik 1991 und 2010) gegenOber dem Gesamtangebot an deutsc . Belegungen in Prozent Unterrichtsstunden in Kurse in Prozent aller Prozent aller Ust. Kurse aller Belegungen J Andenmg Anderung 1991 2010 Anderung 1991 2010 1991 2010 2010 zu 1991 2010 zu 1991 2010 zu 1991, 21 % 32% +52% 24% 34% +42% [ 13% 19% f +46% ildung im Ver Die Entwicklung zeigt em deutliches Wachstum der Gesundheitsb Indikatoren. gleich zu anderen VHS-Programmbereichen auf. Dies gilt für aile drei 60
Thema I Gesundh&tspädagogische Handlungsfelder Bezogen auf die angebotenen Kurse war 2010 der Gesundheitsbereich mit 32 Pro zent knapp der gröl3te Bereich vor den Sprachen (30 Prozent). Ahnliches gilt für die Belegungen. Dort ist der Gesundheitsbereich bereits seit 1994 zumeist der groflte Programmbereich. Lediglich bei den Unterrichtsstunden liegt der Sprachenbereich mit einem Anteil von 41 Prozent deutlich vor dem zweitgrollten Bereich Gesundheit mit 19 Prozent. 1991 waren auf3erdem die Bereiche ,,Kulmr-Gestalten” sowie ,,Ar beit-Beruf” je nach Indikator auch gröBer als der Gesundheitsbereich. Da das gesam— te Programmangebot der Volkshochschulen sowohi für die Kurse, Belegungen als auch Unterrichtsstunden zwischen 1991 und 2010 em Wachstum von 5 his 28 Pro zent je nach Indikator zu verzeichnen hat, ist der Gesundheitsbereich sowohi relativ im Vergleich zu den anderen Programmbereichen als auch in absoluten Zahien deut lich bedeutsamer geworden. So verzeichneten 2010 rund 182.500 Gesundheitskurse knapp 2,2 Mio. Belegungen (VHS-Statistik 2010). Leider bietet die VHS-Statistik kei ne direkten Informationen daruber, weiche Einnahmen die Volkshochschulen im Gesundheitsbereich generieren können. Insgesamt ist der Gesundheitsbereich zu einem der bedeutendsten wenn nicht — sogar dem quantitativ bedeutsamsten Programmbereich der Volkshochschulen in — den letaten 20 Jahren geworden. Diese Entwicklung hat komplexe Hintergrunde und individuelle Bildungsbedurfnisse zeigen sich in der Verwobenheit mit gesellschaftli chen Entwicldungen (vgl. Dietel 2012). Gieseke/Heuer (1995) verweisen auf em ge— schlechtsrollenspezifisches Unwohisein bei Frauen, die an beruffiche Beschränkun gen geraten oder korperbezogene Abwertungen erleben. Diese Erfahrungen wirken sich in diffusem Unwohisein und somatisch über Umwege aus. Auch besteht em zu nehmendes Interesse an östhchen Entspannungstechniken aufgrund des ,,Zeitgeistes Stress”. Die Vereinseitigung von Bewegungsformen in Ailtag und Beruf fuhrt dazu, dass Körperlichkeit von alltaglichen in institutionalisierte Lernsettings auswandert, was aber nicht die uberwiegend Teilnahme von Frauen an der Gesundheitsbildung erklart. 2.3 Gesundheitsbildung an Volkshochschulen — Stand im Querschnitt Die Analyse der VHS-Statistik im Querschnitt zeigt wie bereits erwkhnt auf dass die Gesandheitskurse mehrheitlich von Frauen (84,6 Prozent, Huntemann/WeiB 2010, S. 36) besucht werden und dir dortiger Anteil noch einmal deutlich über ihrem Ge samtanteil an Volkshochschulen von 74,8 Prozent liegt. Zweitens ist zu beobachten, dass die Bedeutung des Gesundheitsbereichs stark regional schwankt (vgl. ebenda, S. 29 if.). So hat Gesundheitsbildung in den Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg bei allen drei Indikatoren die geringste, während sie in den süddeutschen Flächenlän dern Baden-Wurttemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz sowie Thuringen gemeinsam mit Schleswig-Holstein eine sehr groBe Bedeurung hat. Es entfallen beispielsweise nur 14,7 Prozent ailer Belegungen in Hamburg auf den Gesundheitsbereich, wkhrend es in Bayern sehr hohe 41,4 Prozent sind. Bezogen auf die regionale Bedeutung der Ge sundheitsbildung kann man anhand der deskriptiven Daten vor allem einen Stadt Land-Unterschied betonen, der wahrscheinlich u. a. in dem gegenüber Volkshoch 61
Hesssche Blätter ii 2012 tädten begrundet ist, schulen grofleren alternativen Weiterbildungsangebot in GroI3s e Bedeutung in der während in den Flächenländern Volkshochschulen eine zentral der Ebene von Grundversorgung haben. Nut kurz sei darauf hingewiesen, dass auf esne Nord-S üd-Dif ferenz (mit Ausnahme von Schleswig. Bundesländern eher h. an süddeut Holstein) und weniger eine Ost-West-Differenz zu beobachten ist, d. Norden angebo. schen Volkshochschulen tendenziell mehr Gesundheitskurse als im pothese ware, dass ge ten werden. Eine provokante Interpretation und Forschungshy vielfaitigen be rade in katholisch-konservativ geprägten Regionen, Frauen besonders dheitsbildung ruflichen und körperlichen Abwertungen ausgesetzt sind, sodass Gesun dheitsbereich hier auf eine besonders groBe Nachfrage stöllt. Innerhaib des Gesun rpererfahrung” mit (vgl. ebenda, S. 31) ist tier Teilbereich ,,Gymnastik/Bewegung/Ko a/Entspannung” knapp 50 Prozent am deutlich gröBten. ,,Autogenes Training/Yog rung”, die von folgt mit rund einem Viertel aller Belegungen vor Kursen zu ,,Ernah en (vgl. ebenda, S. jeder zehnten Person belegt werden. Auftrags-/Vertragsmallnahm mmbereichen 33) haben viertens im Gesundheitsbereich gegenuber anderen Progra Kurse im Gesund eine eher geringe Bedeutung. 94,9 Prozent aller Kurse sind offene ich kleinere Pro heitsbereich (ebenda, S. 57). Hier weist zum Beispiel der eigentl ngen als die grammbereich ,,Arbeit-Beruf” zum Beispiel fast zehnmal mehr Belegu dheitsk urse an Gesundheit auf. Dies dürfte em Anhaltspunkt dafür sein, dass Gesun te stützen und Volkshochschulen sich primar auf die Bildungsbewegungen der Subjek nkasse n in ihrer nicht durch Auftragsvergaben/Kooperationen z. B. mit den Kranke dheitsbildung an grollen und wachsenden Bedeutung erklärt werden können. Gesun Volkshochschulen wird nicht verordnet, sondern aufgesucht. 3. Fazit dheitsbildung Die statistisch leicht nachweisbare wachsende Bedeutung der Gesun soilte Anlass sein, die Bemuhungen der Forsch ungen und der Praxis für diesen in der unterre prasen tierten und auch oft eher kritisch ge öffenthchen Wahrnehmung eher vieren. In dem Artike l wurde skizzie rt, dass sehenen Weiterbildungsbereich zu intensi che Hinter gründe hat und sich in individ uellen Lern dieses Wachstum gesellschaftli ngen der Gesun dheitsb ildung weill man bislang wegen niederschlagt. t)ber die Wirku aktuelle For allerdings auch noch viel zu wenig, wenngleich es hier interessante, schungsbefunde gibt (Dietel 2012). Anmerkungen er Bruch” I Es gilt: ,,Der Ubergang vom BSW zum AES bleibt dennoch em konzeptionell (von Rosenb ladt 2007, S. 30). die Zusam- 7: 2 An dieser Stelle möchte ich Hella Huntemann vom DIE herzlich danken für menstellung von Zeitreihen. 62
Thema I Gesundheitspadagogische Handlungstelder 1st, Literatur let on Bilger, F./von Rosenbladt, B. (2011): Weiterbildungsverhalten in Deutschland — AES 2010 ig Trendbericht. Bonn/Berlin BMBF (2005): Berichtssystem Weiterbildung IX. Bonn/Berlin 2005 Lit Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen: Volkshochschulen zu teuer? Pressernitteil ung vom 1509.2011, www.steuerzahler-nrw.de/Volkshochschulen-zu-teuer/3821 5c46235 i1p137/index.html [Abrufdatum: 29.12.20111 Dietel, S. (2012): Gefühltes Wissen als emotional-korperbezogene Ressource. Eine qualitative ng Wirkungsanalyse in der Gesundheitsbildung. Zugi. Dissertation an der Humboldt ch Universität Berlin. Wiesbaden. Im Erscheinen Foucault, M. (2001): Wahnsjnn und Gesellschaft. Frankfurt/Main alt Gieseke, W./Heuer, U. (1995): Weiterbildung für Frauen. Expertise BE 3. In: Strukturkorn mis g” sion Weiterbildung des Senats der Freien Hansestadt Bternen (Hrsg.): Untersuchungen Do zur bremischen Weiterbildung Expertisen. Bremen, S. 79—126 — S. Gieseke, W./Opelt, K. (2003): Erwachsenenbildung in politischen Umbrüchen — Das Pro en gramm der Volkshochschule Dresden 1945-1997. Opladen Gieseke, W. (2011): Programme und Programmforschung als spezifisches Steuerungswissen d für Weiterbildungsorganisationen? In: Hessische Blätter für Volksbildung, H. 4, S. 314- 0- 322 lie Hoh, R./Barz, H. (2009): Weiterbildung und Gesundheit. In: Tippelt, R./von Hippel, Aiga an (Hrsg.): Handbuch Erwachsenenbildung, Weiterbildung. 3. Aufi., Wiesbaden, S. 729-746. Huntemann, H./WeiB, C. (2010): Volkshochschul-Statistik 2009. Bonn: www.die-bon n.de/ er doks/huntemannl 001 .pdf [Abrufdatum: 13.11.2011] KOrber, K. u. a. (1995): Das Weiterbildungsangebot im Lande Bremen Strukturen und in — Ent wicklungen in esner städtischen Region. Bremen von Rosenbladt, B. (2007): Unterscheidung von beruflicher und ailgemeiner Weiterbildung in empirischen Erhebungen zur Weiterbildungsteilnahme. In: REPORT, H. 4, 5. 21-31 Schrader, J. (2011): Struktur und Wandel der Weiterbildung. Bielefeld Seiverth, A. (2008): Die Auflosung der Aligemeinen Erwachsenenbildung im Zeichen europai scher Bildungs- und Machtpolitik. In: Gnahs, D./Kuwan, H./Seidel, S. (Hrsg.): Weiter ig bildungsverhalten in Deutschland Berichtskonzepte auf dem Prüfstand, Bielefeld, S. — ci 89-96 Venth, A. (2001): Gesundheitsbildung für Frauen. In: Gieseke, W. (Hrsg.): Handbuch zur ss Frauenbildung, S. 513-519 El ig r 63
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