Einsamkeit Themenschwerpunkt - connexia

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Einsamkeit Themenschwerpunkt - connexia
Zeitschrift
für Betreuung
und Pflege

                                  Themenschwerpunkt

                Einsamkeit

                2 | 2020 21. Jahrgang
Einsamkeit Themenschwerpunkt - connexia
Inhaltsverzeichnis

Editorial | 3
Alleine oder einsam? | 4
Betreuung und Pflege als Herausforderung in der Coronakrise | 5
Einsame Menschen verstehen und begleiten | 6
Interview mit Sepp Gröfler zum Thema „Einsamkeit“ | 10
Veranstaltungen | 12
Wandern in der Gruppe – ein Weg aus der Einsamkeit? | 14
Bewusst bewegt – statt ziemlich einsam | 16
Auf gute Nachbarschaft bauen | 17
Erfolgreiches Mittel gegen Einsamkeit – der betreute Mittagstisch | 18
SENIORENTANZ plus – zum ersten Mal in Vorarlberg | 20
Ich suche nicht – ich finde. | 21
„Bewusst gemacht“ – Unterschiedliche Sichtweisen | 22
Impressum und Vorschau | 23
Einsamkeit Themenschwerpunkt - connexia
Liebe Leserin,
lieber Leser!
Als wir uns im Herbst 2019 dazu entschlossen,
in dieser Ausgabe das Thema Einsamkeit genauer
zu beleuchten, hatten wir nicht die geringste Ah-
nung, dass wir uns knapp ein halbes Jahr später
in einer Situation sozialer Isolation befinden wer-
den. Diese Pandemie zwingt uns, möglichst da-
heim zu bleiben, soziale Kontakte zu meiden und
schon sind wir alle mit dem Thema „allein sein
und Einsamkeit“ konfrontiert.

Nicht erst seit März wird Einsamkeit als neue
Volkskrankheit gehandelt. In den USA hat sich der
Anteil der Menschen, die unter Einsamkeit leiden,
in den letzten 50 Jahren verdoppelt. Erhebungen
in Österreich zeigen ähnliche Zahlen. In Großbri-
tannien wurde bereits ein Ministerium für Einsam-
keit ins Leben gerufen, das versucht, Menschen
aus der Isolation und Anonymität zu holen.

Somit haben wir gute Gründe, uns eingehend mit
Fragen wie diesen auseinanderzusetzen: Wo liegt
der Unterschied zwischen Einsamkeit und Allein-
sein? Kann ein gewisses Maß an Einsamkeit auch
gesund sein? Empfindet jeder Mensch das Gefühl
des Alleinseins anders? Zur Erklärung: die Texte
stammen alle aus der Zeit vor Corona und somit
ist der eine oder andere Tipp gegen das Alleinsein
im Moment nicht durchführbar – aber wir wissen,
dass irgendwann wieder Normalität eintreten wird
und wir können jetzt schon Pläne schmieden, was
wir in der Zeit danach alles tun werden.

Wir wünschen Ihnen eine gute Zeit und hoffen,
dass Ihnen die Lektüre Spaß macht.

Herzlichst,
Ihr „daSein“ Redaktionsteam

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Einsamkeit Themenschwerpunkt - connexia
Alleine oder einsam?

                                                          so für wichtige Impulse für Gedächtnis, Sprache
                                                          und Gefühlswelt. Natürlich ist es immer schwer
                                                          zu beurteilen, was in einem anderen Menschen
                                                          vorgeht, so gesehen gehört die Einsamkeit bis
                                                          zu einem gewissen Grad zum Leben jedes
                                                          Menschen. Gerade bei Menschen, die sich nicht
                                                          oder nur eingeschränkt äußern können, ist die
                                                          Validation ein Weg, diese Hürde zu umschiffen.
                                                          Es ist eine Kommunikationsmethode, die auf
                                                          der einfühlsamen Grundhaltung gegenüber
                                                          desorientierten Menschen basiert. In der Vali-
                                                          dation akzeptiert man die Wirklichkeit des
                                                          Gegenübers – ein Zugang, der einer Einsamkeit
                                                          entgegenwirken kann.

                                                          Sehr gefährdet, sich alleingelassen und überfor-
                                                          dert zu fühlen, sind allerdings pflegende Ange-
       Einsamkeit gilt als Risikofaktor für die Ent-      hörige – je nachdem, wie sich ihr soziales Umfeld
       wicklung einer demenziellen Erkrankung.            gestaltet und wie sehr sie auch bereit sind, Hilfe
       Das Empfinden von Einsamkeit ist nicht              anzunehmen. Es könnte sogar sein, dass jemand,
       unbedingt von der Menge sozialer Kontakte          der in einer demenziell veränderten Wirklich-
       abhängig. Viele Paare berichten von großer         keit lebt, gar keine Einsamkeit (mehr) empfindet,
       Einsamkeit, etwa wenn sie sich nicht mehr          während seine oder ihre Angehörigen, durch den
       viel zu sagen haben. Im Gegensatz dazu             Pflegealltag isoliert, sich sehr einsam fühlen.
       erzeugt das selbstgewählte Alleinsein              Nicht zufällig sind Burn-out und Depressionen
       keineswegs das Gefühl von Einsamkeit –             sehr häufig im pflegenden Umfeld anzutreffen.
       zumindest nicht dauerhaft.                         Demenz ist eine Erkrankung, für die es ein gut
                                                          funktionierendes soziales Netzwerk braucht, wie
    US-Forscher vom Rush University Medical Center        auch das Bewusstsein, sich Erschöpfung und
    in Chicago belegen in einer im Jahr 2007              Isolation früh genug einzugestehen, und dem
    erschienenen Studie*, dass sich die Häufigkeit        entgegenzuwirken. Einsamkeit ist also ein durch-
    einer demenziellen Erkrankung bei Personen,           aus ernstzunehmendes Thema für die Gesundheit
    die an Einsamkeit leiden, verdoppelt. Eben-           und sollte nicht einfach hingenommen werden.
    so erwiesen ist die schnellere Entwicklung der
    Krankheit bei fehlenden sozialen Kontakten. Das       * Loneliness and Risk of Alzheimer Disease, Robert S. Wilson,
    ist nachvollziehbar, denn menschlicher Kontakt        PhD; Kristin R. Krueger, PhD; Steven E. Arnold, MD; et al
    ist auch eine gesunde Art der Herausforderung,        https://jamanetwork.com/journals/jamapsychiatry/
    aktiviert verschiedene Gehirnareale, und sorgt        fullarticle/482179

                                 Daniela Egger, Aktion Demenz, Projektmanagement
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Einsamkeit Themenschwerpunkt - connexia
Betreuung und Pflege
                               als Herausforderung in der Coronakrise

   Seit Beginn der Coronakrise haben sich            Die Vereine der Hauskrankenpflege sind nach
   die Herausforderungen im Pflege- und               wie vor in vollem Umfang einsatzfähig. Es
   Betreuungsnetz fast täglich verändert.            werden aber aufgrund der nötigen Schutz-
   Die Betreuung zu Hause durch die                  maßnahmen nur die nötigsten Pflegedienste
   24-Stunden-Hilfe ist nach den Grenz-              verrichtet.
   schließungen in manchen Fällen schwierig
   geworden, die ambulanten Dienste mussten          Bei allen Schwierigkeiten bin ich beeindruckt,
   sich an die neuen Schutzvorschriften an-          mit wie viel Anstrengung und Zusammenhalt
   passen und in den Pflegeheimen entstanden          alle daran mitarbeiten, diese Krise zu meistern.
   besonders herausfordernde Situationen.            Auch wenn wir noch länger die Auswirkungen
   Alle Pflegekräfte, aber auch die pflegenden         dieser Pandemie spüren werden, bin ich opti-
   Angehörigen, gehen an die Grenzen ihrer           mistisch, dass wir Stück für Stück wieder in
   Belastbarkeit und leisten Großartiges.            ein „normales“ Leben zurückfinden werden.
   Dafür möchte ich mich an dieser Stelle            Bis dahin heißt es durchhalten, sich gegensei-
   ausdrücklich bedanken.                            tig unterstützen und zusammenzuhalten.

Sehr bewährt hat sich das sogenannte Case-           Herzlichen Dank an Sie alle, dass Sie so
Management. Diese Servicestelle ist mitt-            engagiert mitmachen.
lerweile flächendeckend für alle Gemeinden
des Landes eingerichtet. Hier bekommen die
betroffenen Familien eine umfassende Infor-
mation über das passende Leistungsangebot.
Dabei wird die Unterstützung ganz individuell
organisiert.

Viel Engagement und Motivation haben wir
auch bei den Mobilen Hilfsdiensten erlebt,
auch dafür ein wirklich großes Dankeschön.
Für die Dauer der Krise können die Dienste
auch für mehrere Stunden bei gesenkten Ta-
rifen in Anspruch genommen werden. Das ist
vor allem eine Entlastung, wenn nun Angehö-
rige vermehrt selbst pflegen oder Ausfälle bei
der 24-Stunden-Betreuung kompensiert werden
müssen. Aber auch bei personellen Engpässen
in den Pflegeheimen sind Mitarbeitende der
Mobilen Hilfsdienste ganz unkompliziert ein-
gesprungen und tun das weiterhin.

                                Landesrätin Katharina Wiesflecker
                                                                                                        5
Einsamkeit Themenschwerpunkt - connexia
Einsame Menschen verstehen und begleiten

    Einsamkeit kann sich in vielen                          Armen gehalten, an der Haut gewärmt wird. Man
    Schattierungen zeigen.                                  kann sagen, mit der Geburt zeichnet sich etwas
       Zum einen - Einsamkeit, die einfach zur              ab, von dem das Leben auch weiter durchzogen
       Existenz des menschlichen Lebens gehört.             wird. Ein Wechsel von Verbundenheit und auch
       Zum anderen - Einsamkeit, die das Maß                notwendiger Einsamkeit.
       des Erträglichen übersteigen kann.
       Oder - gesuchte Formen von Einsamkeit,               Damit wir Menschen uns mit Vertrauen und
       besser, gesuchtes „Alleinsein“.                      Liebesfähigkeit entwickeln können, brauchen wir
                                                            Verbundenheit, Kontakt. Es ist wohl der Rhyth-
    Natürlich gibt es noch viele Formen von ver-            mus des Lebens – Verbundenheit oder Bindung –
    deckter Einsamkeit. Z.B. zu lange abhängig in           aber auch Trennung und notwendige Einsamkeit.
    einer unerträglichen Beziehung zu bleiben, weil         Phasen von Einsamkeit sind oft auch schöpferi-
    das Trennen oder Loslassen Angst macht, oder            sche Phasen. Ich gehe in unbekanntes Land, mit
    in einer Sucht hängen zu bleiben, um die Ein-           mehr Autonomie. Man könnte sagen – Geburts-
    samkeit nicht zu spüren. Auf all das einzugehen         prozesse gibt es mehrere im Leben. Geburtsphasen
    wäre jetzt zu viel, aber bei manchen Aspekten           des Lebens verbunden mit Erfahrung von Ein-
    möchte ich mich vertiefen.                              samkeit und womöglich mit Entwicklung von
                                                            ganz Neuem. Ich denke dabei auch an natürliche
    • Einsamkeit, die zur menschlichen                      Krisen des Lebens, in denen das Vertraute nicht
       Existenz gehört,                                     mehr trägt und ich „hinaus“ muss. Das sind
    • Einsamkeit, die das Maß des Erträglichen              Lebensübergänge, die wir alle durchmachen.
       übersteigen kann, und
    • Einsamkeit in Verbindung mit spiritueller             Einsamkeitsunfähigkeit
       Erfahrung.                                           Der Philosoph Odo Marquardt beklagt die zu-
    Um einsame Menschen zu verstehen, ist eines             nehmende Einsamkeitsunfähigkeit unserer Ge-
    hilfreich – eigene Erfahrungen von Einsamkeit           sellschaft und hat sogar ein Einsamkeitsplädoyer
    zu kennen. Sie trifft ja nicht nur die anderen,         verfasst. Natürlich − Kontakt und Verbundenheit
    sondern ist tief verwoben mit der menschlichen          ist ein Herzensanliegen im Leben, aber es braucht
    Existenz überhaupt. Das heißt – jeder und jede          auch Einsamkeit, um zu wachsen, loszulassen
    erlebt Einsamkeit, nur das Ausmaß und die Tiefe         und die Vergänglichkeit des Lebens zu begreifen.
    solcher Erfahrungen sind unterschiedlich.               Was in der Erfahrung von Einsamkeit dazu kom-
                                                            men kann – ich suche sie mir nicht, eher werde
    Gleich mit der Geburt beginnt es. Aus dem war-          ich hineingeworfen. Die sog. Existenzphilosophen
    men, angenehmen Mutterschoß über die Wehen              bezeichneten das als „Geworfenheit“.
    hinausgetrieben zu werden, in eine grelle und
    haltlose Weite fallen, von ein paar Händen auf-         Es braucht diese „Geworfenheit“ in Neues,
    gefangen. Für das Baby ist die erste körperliche        Fremdes, Unbekanntes.
    Erfahrung auf der Welt – Trennung! Leiblich             Ein Loslösen aus Bindungen, aus Anpassung,
    erfahrene erste Einsamkeit – bis das Baby in den        hinaus aus dem Komfort, hinein in ein neues

                                 Mag.a Barbara Knittel, Psychotherapeutin, Feldkirch
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Einsamkeit Themenschwerpunkt - connexia
Erkennen und Denken, vielleicht hinein in einen    bei Kurt Marti gefunden. Er war lange Jahre Pfar-
Lebensentwurf, der nicht mehr so gemütlich, aber   rer in Bern. Er ist als Dichter bekannt geworden.
stimmig ist. Verbunden ist das oft mit Schmer-     Im Februar 2017 ist er als 96-Jähriger gestorben
zen, mit Widerstand, Zorn oder Trauer. Krank-      und schreibt in seinem letzten Gedichtband:
heit, Trennung und Scheidung, Verlust von Hei-
mat, Erfahrung von Sterben, − womöglich schon      „Heilige Vergänglichkeit, Spätsätze“
begleitet von geliebten Menschen und doch ganz   • „Was ist schlimmer: abends allein ins Bett zu
allein auf dem letzten Weg.                        kriechen oder morgens einsam zu erwachen?“
                                                 • „Still nagt Verzweiflung am Gemüt.“
Deshalb ist es so wichtig, Erfahrungen von Ein-  • „Gewünscht wäre im Alter wahrscheinlich:
samkeit nicht zu scheuen, sondern hineinzugehen,   Heitere Resignation. Noch besser ist allerdings −
wenn möglich hindurchzugehen. Ein Beispiel da-     womöglich dankbare - Bejahung unserer
für, dass in der Erfahrung von Einsamkeit auch     Vergänglichkeit. Sie ist vom Schöpfer gewollt
wesentliche Botschaften liegen können, habe ich    und deshalb: heilige Vergänglichkeit.“

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Einsamkeit Themenschwerpunkt - connexia
In der Begleitung von einsamen Menschen ist          Verletzungen unerträglich werden, also Trauma-
    es wichtig, unterscheiden zu lernen: Vermögen        tisierungen geschehen, dann kann es schwierig
    sie es, den Weg zu gehen, bei dem – im Bild          werden, sich mit Neugierde neue Lebensräume
    gesprochen – das Ende des Tunnels noch nicht         zu erschließen.
    zu sehen ist, oder reichen die Kräfte nicht aus.
    Fragen helfen mir dabei: Keimt Neugierde auf?        Menschen, die an den Folgen von schweren
    Ist trotz Erschöpfung eine Sammlung der Kräfte       Traumatisierungen leiden, erleben oft diese quä-
    möglich? Im Bild der alten Schellackplatte, wo       lende, schwer erträgliche Einsamkeit. In der Be-
    die Nadel an derselben Stelle hängen bleiben         gleitung dieser Menschen ist es wirklich hilfreich,
    kann – bleiben diese einsamen Menschen im            das zu erkennen und sie nicht zu beschwichtigen.
    Selben stecken, oder ist ein Ansatz von innerer      Viel habe ich da von meinen Klientinnen und
    Beweglichkeit zu merken?                             Klienten gelernt, die oft verstummen, wenn es
                                                         um ihre Einsamkeit geht. Die sich oft wie ein-
    Eine andere Seite von Einsamkeit: wenn zu            gemauert in ihre Einsamkeit erleben. Manche
    viele Säulen der eigenen Existenz zerbrechen.        bringen Erzählungen oder Gedichte mit, weil sich
    Um Ihnen dafür ein Beispiel zu bringen:              in diesen Worten auch ihre eigenen Erfahrungen
    Die Philosophin Hannah Arendt, die als Jüdin im      widerspiegeln, sie sich verstanden fühlen. Für
    3. Reich in die USA flüchten musste, schreibt in     sie – geliehene Worte.
    ihrem Essay „Wir Flüchtlinge“:
    Wir haben unser Zuhause und dann die Vertraut-       Zum Beispiel bekam ich einmal ein Gedicht von
    heit des Alltags verloren. Wir haben unseren Beruf   Ingeborg Bachmann in die Hand gedrückt, eben
    verloren und damit das Vertrauen eingebüßt, in       von einer Dichterin, die von Krieg und Nachkriegs-
    dieser Welt irgendwie von Nutzen zu sein. Wir        zeit gezeichnet, rastlos und einsam geworden war.
    haben unsere Sprache verloren und mit ihr die
    Natürlichkeit unserer Reaktionen, die Einfachheit         Meine Zweifel, bitter und ungestillt,
    unserer Gebärden und den ungezwungenen Aus-               versickern in den Abendtiefen.
    druck unserer Gefühle. Unsere Identität wechselt          Müdigkeit singt an meinem Ohr,
    so häufig, dass keiner herausfinden kann, wer             ich lausche ...
    wir eigentlich sind. [...] und das bedeutet den           Das war doch gestern schon!
    Zusammenbruch unserer privaten Welt.                      Das kommt und geht doch wieder!
    (Hannah Arendt)
                                                              Die Schlafwege kenn ich bis ins
    Sie findet Worte für etwas, das damals und jetzt          süßeste Gefild.
    z.B. Flüchtlinge erleben. Sie drückt zugleich sehr        Ich will dort nimmer gehen.
    eindrücklich aus, was passiert, wenn zu viele             Noch weiß ich nicht, wo mir der
    Säulen menschlicher Existenz zusammenbre-                 dunkle See
    chen. Hannah Arendt selbst ist ihren Weg sehr             die Qual vollendet.
    beeindruckend weitergegangen und doch hat die             Ein Spiegel soll dort liegen,
    Einsamkeit für sie ein kaum erträgliches Ausmaß           klar und dicht,
    angenommen.                                               und will uns,
                                                              funkelnd vor Schmerz,
    Wenn zu viele Säulen der menschlichen Existenz            die Gründe zeigen.
    zugleich brechen oder körperliche und seelische           (Ingeborg Bachmann, „Dem Abend gesagt“)

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Einsamkeit Themenschwerpunkt - connexia
Dass Schmerzen funkeln können und dass so die         „Kurz nach Martins Tod hatte ich Angst vor
Lebensgründe gezeigt werden! Ein Spiegel soll         Palm gehabt, die anders war, als die Angst, die
dort liegen klar und dicht. Das klingt fast so, als   ich früher vor ihm gehabt hatte. Nach Martins
ob die Verfasserin aus einer Erstarrung aufge-        Tod hatte ich Angst vor seinem Schmerz ...
taucht ist und fast Unerträgliches spürt und in       Der Schmerz hatte alles in ihm herausgewühlt,
Worte bringt. So ein mitgebrachtes Gedicht kann       was er nicht brauchen konnte, und das war so
helfen Spuren zu suchen. Die Einsamkeit hat           gut wie alles in Palm.
nicht alles verschluckt, sondern auch da lassen
sich Botschaften finden.                              Palm hatte über die Jahre einen Glauben in
                                                      sich installiert, aber keiner konnte sicher sein,
Was in meiner Arbeit mit Menschen wichtig             ob dieser Glaube solide genug war für ununter-
geworden ist, das ist - ihre Erfahrungen zu           brochene Stunden in Palms stillem Haus,
würdigen.                                             und athletisch genug, um alles zu stemmen,
Und zugleich mit ihnen unterscheiden zu ler-          was nicht mehr da war.“ Mariana Leky
nen. Ist diese Erfahrung „jetzt“, oder gehört
sie in frühere Jahre? Das braucht viel Geduld,        Die Menschen im Ort merken das und gehen
zu orten – wo gehört die Einsamkeit hin? Erst         sehr sorgfältig mit Palm und seiner Art zu
dann wird es möglich, sich aus manchen Erstar-        glauben um, aber klar ist ihnen auch, dass er
rungen zu lösen und zu merken – nicht jedes           mit dieser Art seine Einsamkeit stillt – „ist
Alleinsein ist so schrecklich wie diese früheren      dieser Glaube solide genug für ununterbrochene
Erfahrungen. Das Alleinsein z.B. in der Natur,        Stunden in Palms stillem Haus?“
mit Musik, in Stille – auszuprobieren, richtig zu
üben. Wir nennen das im psychotherapeutischen         Was gibt mir Halt? Wie schöpfe ich Vertrauen?
Bereich: allein sein kann zum Trigger werden          Wenn ich Menschen in einer therapeutischen
für frühere schreckliche Erfahrungen. Deshalb         Arbeit begleite, kommt das Thema – was gibt
diese neue Übung. Zum anderen wird körper-            mir Halt? Wie schöpfe ich Vertrauen? Ihr
liche Bewegung wichtig. Nach einem Spazier-           spiritueller Bereich klingt damit an. Meine
gang anders gestimmt heimzukommen. Oder               Aufgabe dabei ist – ihnen nichts ein- und
Ausschau zu halten nach möglichen sozialen            nichts auszureden – sondern zu horchen – wie
Netzwerken. Aber das allein wäre jetzt ein            große Defizite werden über den Glauben gestillt,
eigenes Thema.                                        wieweit ist das hilfreich, wieweit verhindert es
                                                      Erfahrungen von Einsamkeit, in der sich auch
Bei meinem Nachdenken zu Einsamkeit in Ver-           eine innere Weite anbahnen kann.
bindung mit spiritueller Erfahrung bin ich auf
eine seltsame Geschichte gestoßen: Mariana Leky       Wieder habe ich dabei Kurt Marti im Ohr –
hat in ihrem Buch „Was man von hier aus sehen         „Gott ist nie Ersatz, erst recht nicht für die
kann“ (Dumont 2017) von Palm erzählt, der in          lebenslange Geliebte“. Und danach spricht er
einem Dorf wohnt, mit eigenartigen Mitbewoh-          von der „Heiligen Vergänglichkeit“.
nern, die aber untereinander gut in Verbindung
sind. Palm ist Witwer, war ein gewalttätiger          Da wird der Schmerz der Einsamkeit nicht
Mann, alkoholabhängig. Als sein Sohn Martin           bagatellisiert, aber ein „und““ wird für möglich
bei einem schrecklichen Unfall sein Leben ver-        gehalten. Einsamkeit „und“ Verbundenheit.
liert, wird bei Palm vieles anders.

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Einsamkeit Themenschwerpunkt - connexia
Interview
            mit Sepp Gröfler zum Thema „Einsamkeit“

     einsamkeit                                        200 Stunden pro Jahr und sind im Schnitt 10
     wennst nit kommst                                 Jahre lang bei der Telefonseelsorge. Zwei Kolle-
     hüft koa zwinga                                   gen sind seit Beginn dabei, also 38 Jahre lang!
     hüft nua s´wortn
                                                       Welches sind die häufigsten Themen
     a schritt auf die zua                             eurer Anrufenden?
     und du verkriachst di                             Häufig rufen Menschen mit psychischen Belas-
     bist oft nit da                                   tungen, mit Beziehungsthemen oder mit Themen
                                                       aus dem sozialen Umfeld an.
     wenn i di brauch
     und nit zum loswerden                             Wie oft beschäftigt „Einsamkeit“
     wennst oam übrig bist                             die Anrufenden?
                                                       Einsamkeit wird kaum als vorrangiges Thema
     Quelle: Gedichtband Sepp Gröfler                   angegeben, wird aber in zweiter Linie bei ca.
     „sich aufmachen…“ Jänner 2020                     20 Prozent der Anrufenden genannt. Häufig
                                                       melden sich Leute wegen körperlicher Beschwer-
 Sepp Gröfler, Leiter der Telefonseelsorge Vorarl-     den, als Kernproblem stellt sich aber die Einsamkeit
 berg, ist Jahrgang 1961, Sozial- und Sexualpä-        heraus. Sie ist nicht sichtbar und oft schambesetzt,
 dagoge, Familien- und Gruppenarbeiter. Er ist         man fühlt sich unwichtig oder nicht wertvoll.
 verheiratet, hat drei Kinder und ein Enkelkind.       Ältere Menschen entschuldigen sich teilweise,
                                                       wegen so einer Lappalie wie Einsamkeit anzuru-
 Du leitest seit genau 20 Jahren die Telefon-          fen. Es ist ein Tabu, das niemand gerne zugibt.
 seelsorge, was sind deine Aufgaben?
 Ich führe die Geschäfte und leite zusammen mit        Welche Personen- und welche Altersgruppen
 meiner Stellvertreterin, Barbara Moser-Natter,        betrifft das Thema?
 ein Team von 93 ehrenamtlichen Mitarbeitenden.        Einsamkeit zieht sich durch alle Altersgruppen,
 Meine Aufgaben sind abwechslungsreich und             häuft sich aber im Alter. Es reduziert sich die
 vielseitig. Ich organisiere Aus- und Fortbildungen,   Mobilität, Kinder gründen eigene Familien,
 sowie Feste und Feiern, bin Ansprechpartner für       Freunde versterben, das fehlende Umfeld isoliert.
 die Mitarbeitenden, kümmere mich um Öffent-           Häufig betroffen sind Männer nach Trennungen
 lichkeits- und Vernetzungsarbeit. Zusammen sind       und junge Menschen, die sich im Trubel mit
 wir sozusagen Mädchen für alles (vom Krisenge-        Problemen allein gelassen fühlen.
 spräch bis zum Einkauf von Obst und Schokolade).
 Ich vertrete die Telefonseelsorge nach außen, die     Erkennt ihr die Ursache der Einsamkeit?
 Mitarbeitenden bleiben anonym.                        Es gibt sehr unterschiedliche Ursachen und Fak-
                                                       toren, die Einsamkeit fördern. Es gibt persönliche
 Was magst du an deiner Arbeit?                        Faktoren: es fällt Menschen schwer, auf andere
 Die Zusammenarbeit mit unserem Team von               zuzugehen, sie können nicht zuhören oder haben
 Ehrenamtlichen. Sie sind hoch motiviert, bringen      nicht gelernt, über ihre Angelegenheiten zu
 eine gute Form der Selbstorganisation ein, sie        sprechen oder Wünsche und Gefühle zu formu-
 denken und helfen mit, damit die gemeinsame           lieren. Auch aus einer Depression heraus kann
 Aufgabe gelingt. Ich erfahre sehr viel Wertschät-     man in die Einsamkeit rutschen und seine
 zung durch meine Mitarbeitenden, aber auch von        Kontakte verlieren. Unser Perfektionsanspruch
 außen. Diese gebührt aber eigentlich dem Team.        steht uns im Weg, teils sehr erfolgreiche Men-
 Die Mitarbeitenden arbeiten durchschnittlich          schen sprechen nicht über sich oder ihre Pro-

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bleme und fühlen sich unter vielen Menschen         benennen was jemand gut macht, loben …,
einsam und alleine gelassen. Andere Faktoren        dann kommt auch viel zurück! Immer hilfreich
wie z.B. ungünstige Architektur (fehlende           im Kontakt ist eine gesunde Portion Humor.
Gemeinschafts- oder Begegnungsräume ...),
finanzielle Faktoren: jemand kann es sich nicht     Was können pflegende Angehörige tun,
leisten, an Theater, Ausflügen, Urlaubsfahrten      um nicht zu vereinsamen?
teilzunehmen, oder kann nicht ins Kaffeehaus        Als Angehöriger sollte man sich nicht selbst auf-
gehen. Manche Lebensumstände fördern Ein-           geben. Wichtig ist zu spüren, was brauche ich,
samkeit, wie z.B. Single-Dasein, Kinderlosigkeit,   was gibt mir Kraft, was macht mir Spaß – diese
oder beruflich sehr eingespannte Menschen, die      Dinge beibehalten, nicht aufgeben! Es gibt viele
versäumen, Freundschaften zu pflegen. In den        Angebote der Entlastung, diese sollen genutzt
Bereichen des Wohnbaues, oder der wirtschaft-       werden. Das ist eine Holschuld der Angehörigen,
lichen und sozialen Sicherheit, … ist auch die      sie sollen aktiv bleiben und Angebote, am besten
Politik gefordert, Lebenssituationen für einsame    themenfremde, in Anspruch nehmen. Selbstauf-
Menschen zu verbessern.                             gabe nützt niemandem etwas. Man hat nicht
                                                    für alles Verantwortung, man darf etwas davon
Was ist die Folge von Einsamkeit?                   abgeben. Hilfe annehmen ist nicht leicht, aber
Einsamkeit macht krank und kann schlussendlich      man darf sich auch um sich selbst kümmern,
sogar der Grund für einen Suizid sein. Wichtig      nicht nur um die Patientin, den Patienten in der
wäre, dass das Problem enttabuisiert wird. Ein-     Familie. Und es ist gut, sich beschenken zu lassen.
samkeit darf sein, es sollte eine Normalisierung
stattfinden. Fast jeder Mensch kennt das Gefühl.    Darf ich eine persönliche Frage stellen?
Einsamkeit kann auch frei gewählt werden und        Kennst du das Gefühl der Einsamkeit?
als positiv empfunden werden, man darf sich         Ja, ich kenne das Gefühl gut. Ich suche häufig
manchmal auch zurückziehen.                         das Alleinesein, das ist für mich eine Kraftquelle,
                                                    ich kann dann Kreativität entwickeln. Auch Lan-
Was ratet ihr euren Anrufenden,                     geweile kann ich auskosten und dann zur Kraft
wenn sie über Einsamkeit klagen?                    für Aktivität werden lassen. In der Einsamkeit
Der erste Schritt ist, sich bewusstwerden und       komme ich gut in Kontakt zu mir selbst. Aber
sich eingestehen, dass man sich einsam fühlt.       es darf nicht zu lange andauern, dann wird es
Daraus entsteht ein Veränderungswunsch. Wir         bedrohlich, wird es schwierig, aus mir heraus zu
regen die Menschen zum Nachdenken an, in dem        können. Dann ist es auch keine selbstbestimmte
wir Fragen stellen: Wofür „brennen“ sie? Ist es     Einsamkeit mehr. Ich kenne den depressiven
ihr Garten, Briefmarken oder Sport … wo finden      Anteil der Einsamkeit, von Phasen, in denen
sie Gleichgesinnte? Was sind ihre Stärken, was      ich mitten unter Menschen bin und mich nicht
kann ihr Beitrag sein, um in Kontakt zu kom-        mitteilen kann. Man schneidet sich selbst ab,
men, was mögen sie an sich selbst?                  kann sich nicht anvertrauen. Manchmal schaffe
                                                    ich selbst den Weg zurück, manchmal holt mich
Mich selbst zu mögen ist Voraussetzung, dass        meine Familie heraus. Aus dem Alleinesein her-
auch andere Menschen mich mögen. Man kann           aus kann ich gut Menschen kennenlernen, da ich
den Kontakt zu Menschen üben, neugierig sein,       dann offen bin für andere. Finde deinen eigenen
Smalltalk ist hilfreich, um in Beziehung zu         Weg und achte auf eine gute Balance.
kommen. Man kann sich einfach bedanken, ein
Kompliment machen – im Sinne einer wert-            Danke für das Gespräch.
schätzenden Rückmeldung, aufmerksam sein,           Das Gespräch führte Luise Hämmerle.

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Veranstaltungen

 Mo 14. September 2020                             Mo 5. Oktober 2020
 Finanzierung von häuslicher Pflege                 Innehalten - vom Wert der Langsamkeit
 und Heimaufenthalt                                und der Pausen
 Manfred Lackner | 19 Uhr | Seniorenheim           Dr. Franz Josef Köb | 19 Uhr | Sozialsprengel
 Wolfurt, Gartenstraße 1 | freiwillige Spende |    Rheindelta, Franz-Reiter-Straße 12, Höchst |
 Veranstalter: connexia                            Eintritt: € 5 | Veranstalter: connexia

 Mo 14. September 2020                             Mi 7. Oktober 2020
 Heimische Blütenessenzen - liebevolle Hilfe       Die heilende Kraft der Gedanken
 aus der Natur                                     Clemens Maria Mohr | 19.45 Uhr | Pfarrsaal
 Bertram Sonderegger | 19 Uhr | Rathaus            Thüringen, Sägawinkl 14 | Eintritt: € 5 |
 Lauterach, Hofsteigstraße 2a | Eintritt: € 5 |    Veranstalter: connexia
 Veranstalter: connexia
                                                   Do 8. Oktober 2020
 Di 22. September 2020                             Mit Resilienz erfolgreicher durchs Leben gehen
 Gehör als Integrationsfaktor                      Christian Singer | 19.30 Uhr | Betreutes
 Prim. Dr. Wolfgang Elsäßer | 18 bis 19.30 Uhr |   Wohnen Mäder, Bühl 3 | Freier Eintritt |
 Ort und Anmeldung: Lebensraum Bregenz,            Veranstalter: connexia
 Clemens-Holzmeister-Gasse 2, Bregenz,
 T 05574-52700 | Freier Eintritt | Veranstalter:   Di 13. Oktober 2020
 Bildungshaus Batschuns                            Wir brauchen ein neues Bild des Alterns
                                                   Dr. Franz Josef Köb | 18.30 bis 20.30 Uhr |
 Di 29. September 2020                             Anmeldung: Amt der Stadt Dornbirn, Soziales,
 So viel Unterstützung wie notwendig - von         Pflege und Senioren: E isabel.benzer@dornbirn.at |
 der Kunst, das richtige Maß zu finden              Ort: Treffpunkt an der Ach | Freier Eintritt |
 Barbara Bischof-Gantner | 18.30 Uhr | Im          Veranstalter: Bildungshaus Batschuns
 Schützengarten, Lustenaus Treffpunkt für
 Gesundheit und Soziales, Schützengartenstr. 8 |
 Freier Eintritt | Veranstalter: connexia

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Do 15. Oktober 2020                                 Di 3. November 2020
Finanzierung von Betreuung und Pflege                Nutzen von Krebsvorsorge und Nutzen und
Peter Hämmerle, Amt der Vorarlberger Landes-        Schaden von Krebsfrüherkennung
regierung | Martin Mähr, BH Feldkirch |             Dr. Hans Concin | 19 Uhr | Sozialzentrum Bürs,
19 bis 20.30 Uhr | Information und Ort:             Judavollastraße 3a | Eintritt: € 5 | Veranstalter:
Feldkirch, Haus Nofels, Senioren-Betreuung          connexia
Feldkirch: T +43 (0)5522 3422-6882 | Freier
Eintritt | Veranstalter: Bildungshaus Batschuns     Do 5. November 2020
                                                    Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung und
Do 15. Oktober 2020                                 Grundzüge der Erwachsenenvertretung
„Futter fürs Hirn“ - Gedächtnistraining             Dr. Bertram Metzler | 20 Uhr | Vereinehaus An-
und Bewegung                                        delsbuch, Hof 720 | Eintritt: € 5 | Veranstalter:
Isabelle Naumann | 20 Uhr | Kulturraum              connexia
Lingenau, Hof 15 | Eintritt: € 5 | Veranstalter:
connexia                                            Mo 9. November 2020
                                                    Menschen mit Demenz betreuen/pflegen –
Mo 19. Oktober 2020                                 als Angehörige selbst im Lot bleiben
Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung            Sonja Schiff, MA | 18.30 bis 20 Uhr | Anmel-
Sylvia Rickmann | 19 Uhr | SeneCura Sozialzen-      dung: Amt der Stadt Dornbirn, Soziales, Pflege
trum Hohenems, Angelika-Kauffmann-Straße 6 |        und Senioren, E isabel.benzer@dornbirn.at |
Freier Eintritt | Veranstalter: connexia            Ort: Treffpunkt an der Ach | Freier Eintritt |
                                                    Veranstalter: Bildungshaus Batschuns
Mi 21. Oktober 2020
Gesunde Grenzen einfordern – ein freies Nein!       Di 17. November 2020
Mag.a Sabine Fleisch | 18 bis 19.30 Uhr | An-       Braucht es Vertretung?
meldung: Stelle Mitanand, T +43 (0)5 1755 547 |     Vorsorgevollmacht, gewählte, gerichtliche und
Ort: Sozialzentrum Rankweil, Haus Klosterreben,     gesetzliche Erwachsenenvertretung
Klosterreben 4 | Freier Eintritt | Veranstalter:    Mag. Günther Nägele | 18.30 Uhr | Im Schützen-
Bildungshaus Batschuns                              garten, Lustenaus Treffpunkt für Gesundheit
                                                    und Soziales, Schützengartenstraße 8 |
Do 22. Oktober 2020                                 Freier Eintritt | Veranstalter: connexia
Futter fürs Hirn
Isabelle Naumann | 18 bis 19.30 Uhr | Freier        Di 17. November 2020
Eintritt | in Kooperation mit: Rund um die Pflege   Die leisen Kräfte, die uns tragen
daheim | Anmeldung, Ort und Veranstalter:           Elmar Simma | 19.30 Uhr | Sozialzentrum
Bildungshaus Batschuns                              St. Vinerius, Sonnenbergstraße 1, Nüziders |
                                                    Eintritt: € 5 | Veranstalter: connexia
Mi 28. Oktober 2020
Demenz verstehen                                    Do 19. November 2020
Dipl.-Theol., BPhil Christian Müller-Hergl |        Demenz - jeder kann etwas tun
19 bis 20.30 Uhr | Information und Ort:             Dr. Josef Bachmann | 19.30 Uhr | Haus der
Feldkirch, Haus Nofels, Senioren-Betreuung          Generationen, Schulgasse 5, Götzis |
Feldkirch: T +43 (0)5522 3422-6882 | Freier         Freier Eintritt | Veranstalter: connexia
Eintritt | Veranstalter: Bildungshaus Batschuns

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Wandern in der               ein Weg aus der
                                                         Gruppe –                     Einsamkeit?

 Do 19. November 2020
 Gehst du noch oder rennst du schon?
 Christiane Huber-Hackspiel | 19 Uhr | Casino
 Kleinwalsertal, Walserstraße 131, Riezlern |
 Freiwillige Spenden | Veranstalter: connexia

 Di 24. November 2020
 Umgang mit herausfordernden Situationen für
 pflegende Angehörige | Vortrag und Workshop
 Antje Schindler | 14 bis 21 Uhr | Freier Eintritt |
 in Kooperation mit: Rund um die Pflege daheim,
 Plattform gegen Gewalt und Bundeskanzleramt
 Abt. Kinder- und Jugendhilfe | Anmeldung, Ort
 und Veranstalter: Bildungshaus Batschuns

 Regelmäßige Veranstaltungen
                                                          Ein düsterer Tag - graue Stimmung! Du
 Gesprächsgruppen für betreuende                          schaust aus dem Fenster und überlegst, was
 und pflegende Angehörige                                 du tun kannst. Es gäbe genug kleine Din-
 Die Gesprächsgruppen finden an mehreren Orten            ge, die eigentlich erledigt werden müssten,
 Vorarlbergs statt. Nähere Informationen finden           aber irgendwie hast du keine rechte Lust
 Sie auf der Homepage: www.bildungshaus-                  dazu. Es ruft auch niemand an; die Kinder
 batschuns.at oder unter T +43 (0)5522 44290-23           sind berufstätig, die Nachbarin ist verreist.
                                                          Du bist allein. Alles ist so öde ... Fängt so
 TANDEM                                                   die Einsamkeit an?
 Begleitung von Kleingruppen, Familien,
 Einzelberatungen für Angehörige von Menschen          Der Mensch ist ein soziales Wesen. Hast du schon
 mit Demenz. Information: Christiane Massimo,          einmal bemerkt, wie schon kleine Kinder im Wä-
 DGKPin | M +43 (0)664 3813047 | E christiane.         gelchen aufeinander zustreben? Falls wir nicht
 massimo@bhba.at | Veranstalter: Bildungshaus          zum Einsiedler geboren sind, brauchen wir die
 Batschuns                                             menschliche Gesellschaft. Psyche und Bewegung
                                                       hängen eng zusammen. Wir brauchen beides:
 Trauercafés                                           körperlichen Einsatz und Gemeinschaft.
 Hospiz Vorarlberg berät und begleitet Trauernde.
 Trauercafés finden regelmäßig in Lochau, Dorn-        Einsamkeit lässt sich mit einem Trichter ver-
 birn, Rankweil, Krumbach, Bludenz und Riezlern        gleichen. Je tiefer man hinein gerät, desto
 statt. Zusätzlich bieten unsere Hospizteams           schwieriger wird es, wieder herauszukommen.
 in den Regionen individuelle Beratung und
 Begleitung für Trauernde an. Information und
 Veranstalter: Hospiz Vorarlberg

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schief angeschaut, wenn ich zu langsam gehe?
                                                        Habe ich die richtige Ausrüstung? Nur Mut! Su-
                                                        che deine Bergschuhe hervor, packe Regenschutz
                                                        und ein wenig Proviant zusammen und komm
                                                        zum angegebenen Treffpunkt! Umkehren kannst
                                                        du immer noch.

                                                        Am Bahnhof trifft sich eine muntere Gruppe.
                                                        Man macht sich bekannt, und – siehe da! – es
                                                        gibt sogar zwei oder drei bekannte Gesichter.
                                                        Beim Losgehen merkst du rasch: Das Gehtempo
                                                        ist gar nicht so schnell wie befürchtet. An
                                                        flacheren Wegstücken bleibt sogar Zeit für
                                                        einen kleinen Gedankenaustausch und Späße.
                                                        Aber dann wird es steil, der Atem wird kurz,
                                                        du bleibst zurück. Rümpft dann jemand die
                                                        Nase wegen deines Gehtempos? Nein, es finden
                                                        sich sogar ein paar, die auch ganz gerne lang-
                                                        samer gehen.
Gibt es Auswege? – Viele Vereine bieten Akti-
vitäten an: Vorträge, Gymnastik, auch Tanzen.           Bald kommt die Teepause. Das allererste Fremd-
Man käme unter Leute, kann Kontakte knüp-               sein und die Startängste sind schon überwunden.
fen. In Alpenvereinen und manchen Gemeinden             Es geht ja! Am Wegrand liegt welkes Laub in
gibt es Wandergruppen. Die Bewegung in Ge-              bunten Farben; der gezackte Nadelwald hebt sich
sellschaft und in der Natur ist eine der besten         von einem grauen Horizont ab; es gibt sogar ein
Möglichkeiten, aus der Sackgasse der Isolation          paar Sonnenstrahlen und einen Fernblick auf die
herauszukommen. Frische Luft und Naturerleb-            Schweizer Berge. Alltagssorgen werden klein. Du
nisse schaffen Abwechslung und Anregung. Viele          genießt die frische, würzige Luft und die muntere
Freundschaften sind auf gemeinsamen Wegen               Gesellschaft. Man lacht und neckt sich kamerad-
schon entstanden.                                       schaftlich, weist auf kleine Besonderheiten des
                                                        Weges hin.
Zurück zum grauen Nachmittag. Du bist also al-
lein und überlegst. Plötzlich fallen dir Freunde        Schließlich ist das Ziel erreicht, es gibt einen
ein, die dich schon vor längerer Zeit eingeladen        fröhlichen Ausklang im Gasthaus. Nun gestehst
haben, bei ihrer Wandergruppe mitzugehen. Oder          du dir ein, dass du ganz froh bist, ausruhen
du bist beim Vereinsschaukasten vorbeigekom-            zu können. Das Essen schmeckt, eine wohlige
men, hast Bilder und Wanderausschreibungen ge-          Müdigkeit und Zufriedenheit erfüllt dich. Bist
sehen. Aber dann kamen die Bedenken, Stolper-           du nächste Woche wieder dabei? – Selbstver-
steine, die du dir selbst in den Weg legst. Bin ich     ständlich, gerne! Freude zu teilen ist eines vom
genügend fit, passt das Wetter, werde ich nicht         Schönsten, was uns das Leben schenkt.

                                  Dora Klapper, Alpenverein Bregenz
                                                                                                            15
Bewusst bewegt –     statt ziemlich einsam

     Ein Plädoyer für Tanz- und Bewegungs-               traurige: Besonders für ältere Menschen ist es
     gruppen (im Kampf gegen die Einsamkeit)             in unserer schnelllebigen Zeit meist schwierig,
                                                         Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Trotzdem
     Wir in Vorarlberg sind in der glücklichen           hat jeder eine Eigenverantwortung, man muss
     Lage, dass es von den verschiedensten               auch einmal seine Komfortzone verlassen, über
     Vereinen und Institutionen (meist durch             den eigenen Schatten springen, den Kontakt zu
     Ehrenamtliche) ein breitgefächertes                 Mitmenschen suchen. Manchmal braucht es auch
     Bewegungsangebot für Seniorinnen                    Menschen, die, wenn sie eine drohende Verein-
     und Senioren gibt, sei es Tanz, Pilates,            samung bemerken, der betroffenen Person gut
     Sitzgymnastik, Turngruppen, Osteo-                  zureden und sie auf die verschiedenen Möglich-
     poroseturnen, u.v.m.                                keiten des Entgegenwirkens aufmerksam machen.

 Gerade diese Bewegung stellt eine der drei von          Wie wirken die Bewegungsgruppen nun der
 Sicheres Vorarlberg empfohlenen Säulen zur              Einsamkeit entgegen?
 Sturzprävention dar. Sie fördert Kraft, Mobilität       Wie erwähnt ist es äußerst wichtig, sich selbst
 und Beweglichkeit und ermöglicht vielfach ein           etwas Gutes zu tun, aus dem Haus zu gehen, mit
 selbstbestimmtes Leben. Was aber haben jetzt            Menschen mit denselben Interessen Kontakte zu
 diese Bewegungsangebote mit der Einsamkeit              knüpfen. Genau das findet alles in den Tanz-
 zu tun? Jede, jeder von uns hat sicher im Le-           und Bewegungsgruppen statt: Einerseits tut man
 ben schon Einsamkeit erfahren, sei es als Kind,         etwas für das körperliche, andererseits aber auch
 wenn Mitschülerinnen oder Mitschüler uns ge-            für das psychische Wohlergehen. Man verbringt
 hänselt haben, als Erwachsene im Berufsleben,           Zeit mit Gleichgesinnten, hält ein Schwätzchen,
 vielleicht in einer Beziehung, in der wir uns           sitzt gemütlich nach dem Turnen beisammen und
 nichts mehr zu sagen hatten, oder aber wenn             kann sich wohlfühlen.
 die geliebte Partnerin, der geliebte Partner stirbt
 und man plötzlich alleine zurückbleibt.                 Solche Fixpunkte im Alltag, der kleine Tapeten-
                                                         wechsel zwischendurch stellen oftmals den
 Dabei muss man zwischen Einsamkeit und                  Höhepunkt der Woche für ältere Menschen dar.
 Alleinsein unterscheiden.                               Bewusst Zeit mit Menschen auf derselben
 • Alleinsein wird nicht unbedingt als drückend          Wellenlänge zu verbringen und sich dabei noch
   empfunden, im Gegenteil, man genießt Ruhe             körperlich zu betätigen ist Balsam für unsere
   und Stille sogar manchmal bewusst.                    Seele. Machen Sie sich auf, werden Sie aktiv und
 • Einsamkeitt hingegen bedrückt, sie lässt sich         informieren Sie sich, welche Gruppe für Sie oder
   oft kaum ertragen, man erlebt sie unfreiwillig        Ihre Angehörigen die passende ist und wirken Sie
   und allgegenwärtig.                                   der Einsamkeit frühzeitig entgegen!

 Richtig glücklich und zufrieden ist der Mensch          Mehr Informationen erhalten Sie bei:
 als „Rudeltier“ im Normalfall in Gesellschaft           Sicheres Vorarlberg, T +43 (0)5572 54343,
 anderer. Hier ist die Realität aber leider oft eine     E info@sicheresvorarlberg.at

                               Mario Amann, MBA, Geschäftsführer Sicheres Vorarlberg
16
Auf gute Nachbarschaft bauen

   Einsamkeit wird zunehmend zu einem                 Herausforderung Einsamkeit
   großen Thema in unserer Gesellschaft.              „Einsamkeit ist eine der großen Herausforde-
   Um dieser Herausforderung wirksam zu               rungen unserer Gesellschaft, sie steigt in vielen
   begegnen, gewinnt eine aktive und                  Ländern. Einsamkeit ist keine Krankheit, aber
   sorgetragende Nachbarschaft an Bedeu-              sie macht krank“, sagt Ingrid Böhler, Fachbe-
   tung. Das Projekt LE.NA – Lebendige                reichsleiterin der PfarrCaritas. Im Gegensatz
   Nachbarschaft – der Caritas Vorarlberg             zum Alleinsein leidet man unter der Einsam-
   will eine gute Basis schaffen, um den ge-          keit. „Man sucht sich diesen Zustand nicht aus
   sellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern.          – eher im Gegenteil: Man wünscht sich mehr
                                                      soziale Kontakte und Bindungen als man hat.“
Es ist still geworden in der großen Wohnung.
Karls Kinder sind schon lange ausgezogen, seine       Aufmerksam sein
Frau vor drei Jahren verstorben. Die seltenen         Doch zurück zu Karl. Für ihn hat sich eine gu-
Besuche der Kinder und Enkelkinder bringen            te Lösung gefunden. Karl und seine Nachbarin
immer wieder Leben in den ansonsten ruhig             haben eine Vereinbarung getroffen: Wenn bis
gewordenen Alltag Karls. Doch er möchte sich          9 Uhr die Rollläden nicht hochgezogen sind,
nicht beklagen. „Ich komme gut alleine zu-            kommt sie vorbei und schaut, ob bei Karl alles
recht“, so der Pensionist, „nur manchmal sind         in Ordnung ist. „Das gibt mir die Sicherheit,
die Tage sehr lang und mir fehlt der Kontakt zu       die ich brauche“, freut sich Karl über diese
anderen Menschen.“                                    Nachbarschaftshilfe. Inzwischen hat sich eine

                                Kathrin Galehr-Nadler, Caritas Vorarlberg
                                                                                                          17
Erfolgreiches Mittel
                                                                     – der betreute Mittagstisch

 Freundschaft zwischen Karl und seiner Nach-            Einsamkeit – ein Thema, das viele ältere
 barin entwickelt. Die regelmäßigen Besuche             Menschen ganz „schleichend“ betrifft.
 und die guten Gespräche sind für Karl zu einer         Oft unbemerkt von den Angehörigen,
 großen Bereicherung geworden.                          so Angehörige noch vorhanden sind.
                                                        Aufgrund der zunehmend eingeschränkten
 Kleine Gesten im Alltag                                Mobilität sind doch viele ältere Menschen
 „Oft reicht es schon, aufmerksam zu sein und           geneigt, sich immer mehr vom „öffent-
 mit wachen Augen der Nachbarschaft zu be-              lichen Leben“ – aus der Gesellschaft -
 gegnen“, schildert Ingrid Böhler. „Nicht jeder         zurückzuziehen.
 Mensch hat das Glück, auf ein gut funktionie-
 rendes soziales Netz zurückgreifen zu können“,      Ein probates Mittel dagegen ist der „Mittags-
 gibt sie zu bedenken.                               tisch“, der mittlerweile in den meisten Ge-
                                                     meinden des Landes Einzug gehalten hat. In
 „Mit dem Projekt LE.NA versuchen wir, sorge-        geselliger Runde Mittag zu essen, dabei Haus-
 tragende Nachbarschaft zu stärken und               mannskost zu genießen, macht Spaß und bietet
 Initiativen umzusetzen, die die Gemeinschaft im     Gelegenheit für so manches Schwätzchen, viel-
 Fokus haben.“ So nennt die Fachbereichsleiterin     leicht auch für einen zünftigen Jass oder eine
 beispielsweise Begegnungstreffs wie das Café        Schafkopfpartie. Jedenfalls eine willkommene
 LE.NA in Bludenz und in Rankweil-Paspels            Abwechslung im Alltag. Viele Mittagstische
 oder den Treff für Alleinerziehende in Feldkirch-   werden vom MOHI, dem Mobilen Hilfsdienst,
 Gisingen, mit denen Orte geschaffen wurden,         organisiert, mit Abhol- und Bring-Service und
 die ein nachbarschaftliches Miteinander             vor allem mit Betreuung. Eine MOHI-Helferin
 ermöglichen. Regelmäßig gibt es dort die            kümmert sich um das Wohl der Gäste beim
 Möglichkeit zum gemütlichen Austausch.              Mittagstisch.

 Zudem erhalten die Besucherinnen und Besu-          Betreuter Mittagstisch in Thal bei Sulzberg:
 cher bei Bedarf auch einen niederschwelligen        30 Besucher bei 300 Einwohnern
 Zugang zu professionellen Hilfsangeboten.           Thal gehört zur Gemeinde Sulzberg, liegt am
 „Uns ist außerdem wichtig, aus den LE.NA            Fuße des „Sulzberges“, direkt an der Grenze zu
 Besucherinnen und Besuchern Teams aufzu-            Deutschland und hat rund 300 Einwohner. Das
 bauen, die mit alleinstehenden Menschen ins         alte Dorfgasthaus „Krone“, gleich neben der
 Gespräch kommen“, erläutert Ingrid Böhler.          Kirche, wurde vom Selbsthilfeverein Thal vor
 „Denn in fast jeder Nachbarschaft gibt es           30 Jahren mit viel Eigeninitiative geschmack-
 Menschen wie Karl.“                                 voll renoviert und behutsam restauriert. Es
                                                     ist der zentrale Treffpunkt des Dorfes und des
 Das Projekt LE.NA ist Teil der Initiative „Auf      alle 14 Tage stattfindenden Mittagstisches.
 gesunde Nachbarschaft!“ des Fonds Gesundes          Die „Krone“ – ein altehrwürdiges Dorfgasthaus
 Österreich. Mehr Informationen gibt es unter        mit Charme und Ambiente, gepaart mit einer
 www.caritas-vorarlberg.at/lena                      exzellenten Küche.

18
gegen Einsamkeit

  Seit 9 Jahren ein Fixpunkt: alle 14 Tage               Gesellschaft wider, so wie früher – als es eine
  der betreute Mittagstisch im Gasthaus Krone            Selbstverständlichkeit war, dass mehrere Genera-
  in Thal                                                tionen zusammen in einem Haus wohnten.

  Ungefähr 30 Personen besuchen den Mittags-             Dass auch Seniorinnen und Senioren aus dem
  tisch. Somit nutzen 10 Prozent der Einwohner           Nachbardorf jenseits der Grenze den Mittagstisch
  dieses Angebot, eine unglaublich hohe Akzep-           besuchen, wird sehr geschätzt. Sie bringen Neu-
  tanz. Der Mittagstisch ist offen: Es ist jeder         igkeiten „über die Grenze“ mit und beleben die
  herzlichst willkommen, egal ob alt ob jung,            Gespräche. Es werden Erinnerungen aufgefrischt,
  ob Familie oder alleinstehend. Also nicht nur          wie es mal war, als man zu Fuß unterwegs und
  Senioren! Es herrscht eine quirlige Atmosphäre,        der Kontakt zum Nachbardorf über der Grenze
  gefüllt mit regem Gedankenaustausch und                ganz natürlich war. Die Besucherinnen und
  spannenden Diskussionen. Gerade die Durchmi-           Besucher des Mittagstisches sind an diesem
  schung der Generationen ist von unschätzbarem          Donnerstag wieder mittendrin im gesellschaft-
  Wert und bereichernd: spiegelt sie doch unsere         lichen Leben des Dorfes.

                                   Kitty Hertnagel, Einsatzleitung MOHI Sulzberg,
                                   Landesvorsitzende ARGE MOHI
                                                                                                            19
Seniorentanz plus

     Der Bundesverband Seniorentanz Österreich          SENIORENTANZ plus ist ein ganzheitliches
     hat zum ersten Mal die Ausbildung zur              Aktivierungskonzept, t das vor allem in betreuten
     Tanzleiterin „SENIORENTANZ plus“ in                Einrichtungen wie Alten- und Pflegeheimen,
     Vorarlberg angeboten.                              Tagesheimstätten, in Seniorenclubs, in Selbsthilfe-
                                                        gruppen, usw. Anwendung findet. Seniorentanz
 Vom 17. bis 23. November 2019 haben sich 13            „plus“ belebt alle Sinne. Tänze im Sitzen fördern
 Teilnehmerinnen im Pflegeheim Birkenwiese in           die Beweglichkeit, regen zur Kommunikation
 Dornbirn getroffen, um an der ersten Woche             an und rufen Erinnerungen wach. Sie beinhalten
 dieses Lehrgangs teilzunehmen. Zwei weitere            gezielte Gedächtnisübungen und fördern die
 Lehrgangswochen folgen innerhalb von einein-           Koordination. Sie heben das Wohlbefinden von
 halb Jahren (jeweils Sonntag bis Freitag). Der         Körper, Geist und Seele.
 Lehrgang beinhaltet zusätzlich Praktika bei
 ausgebildeten Seniorentanzleiterinnen „plus“,          „In dieser Woche erlernten wir Hintergrund-
 eine schriftliche Praxis- bzw. Hausarbeit, sowie       wissen über Rhythmik und Musik. Wir bekamen
 eine Lehrprobe.                                        Einblick in die Methodik und den Aufbau eines
                                                        Stundenbildes und erforschten den Tanzschlüssel.
 Die Referentin Ursula Palfy und Co-Referentin          Einen interessanten Nachmittag durften wir
 Pia Schlosser erarbeiteten mit Einfühlungsver-         mit Dorit Wilhelm erleben. Unter dem Motto
 mögen, enormer Geduld und viel Humor haupt-            »Sprachtraining« übermittelte sie speziell
 sächlich Tänze im Sitzen und Tänze am Sessel.          Wissenswertes für uns als künftige Tanzleiter-
 Der Inhalt spannte sich von Thementänzen über          innen über die Stimme und das Auftreten.
 Bewegungstänze mit Gesang bis zu Kommuni-              Vieles durften wir in kleinen Gruppen erarbeiten
 kationstänzen und mehr.                                und in der großen Gruppe vortragen.

                             Gabriele Wießner, Vorsitzende des Bundesverbandes Seniorentanz Österreich
                             (Foto: Karl Hömstreit)
20
Ich suche nicht –
                                                    ich finde.
Die Aufgaben waren spannend, sie forderten
uns und sie machten Freude. Dabei lernten
wir einander näher kennen. Wir erlebten eine
spannende und arbeitsreiche Woche mit viel
Spaß und Humor. Jetzt gilt es Mittanzstunden
zu erwerben, zu üben und uns der Praxisarbeit
zu widmen. Ich freue mich jetzt schon auf die
folgende Lehrgangseinheit im kommenden
März.“ So schreibt Ulrike Rigo, eine Teilnehmerin
dieser 1. Lehrgangswoche.

In der zweiten Woche werden die Auszubil-
denden das Gedächtnistraining kennenlernen.
Es beinhaltet zahlreiche Anregungen, Rätsel,
Übungen, Liedtexte …, um den Tänzerinnen und
Tänzern diese Einheit SENIORENTANZ plus zu
einem Erlebnis zu machen. Für bereits ausge-        Suchen – das ist Ausgehen von alten Beständen
bildete Tanzleiterinnen/Tanzleiter STÖ besteht      und ein Finden-Wollen von bereits Bekanntem
die Möglichkeit, in die 2. Lehrgangswoche           in Neuem. Finden – das ist das völlig Neue!
einzusteigen.                                       Das Neue auch in der Bewegung. Alle Wege sind
                                                    offen und was gefunden wird, ist unbekannt.
Die zweite Ausbildungsrichtung des Bundesver-       Es ist ein Wagnis, ein heiliges Abenteuer!
bandes Seniorentanz Österreich ist „Tanzen ab
der Lebensmitte“. Hier wird nach unserer ganz       Die Ungewissheit solcher Wagnisse können
speziellen Methode auszubildenden Tanzleite-        eigentlich nur jene auf sich nehmen, die sich
rinnen und Tanzleitern das Anleiten von Tänzen      im Ungeborgenen geborgen wissen, die in die
der verschiedensten Tanzarten gelehrt. Tänze-       Ungewissheit, in die Führerlosigkeit geführt
rinnen und Tänzer kommen damit rasch und            werden, die sich im Dunkeln einem unsichtbaren
motiviert zu Tanzvergnügen. Spaß und Freude         Stern überlassen, die sich vom Ziele ziehen
im geselligen Miteinander stehen dabei im Mit-      lassen und nicht – menschlich beschränkt und
telpunkt der Tanzeinheit, ganz nach dem Motto:      eingeengt – das Ziel bestimmen.
Bleib in Schwung, Tanz hält jung.
                                                    Dieses Offensein für jede neue Erkenntnis im
Wir freuen uns auf Sie! Bei Fragen stehen die       Außen und Innen: Das ist das Wesenhafte des
Geschäftsstellenleiterin Monika Ratzenberger,       modernen Menschen, der in aller Angst des
und ich, Gabriele Wießner, die Vorsitzende des
                                                    Loslassens doch die Gnade des Gehaltenseins
Bundesverbandes STÖ, gerne zur Verfügung.
                                                    im Offenwerden neuer Möglichkeiten erfährt.
Ein Blick auf unsere Homepage lohnt sich:
www.tanzenabderlebensmitte.at
                                                    Pablo Picasso

                                                                                                     21
„Bewusst gemacht“
            Unterschiedliche Sichtweisen

     Kürzlich war ich in einem Konzert.               Beruf wir ausüben, welcher Religion oder welcher
     Nach dem Konzert sagte ein Bekannter:            Partei wir angehören, welche Zeitungen und
     „Das Stück XY war das langweiligste.“            Bücher wir lesen und, und, und. Manchmal
     Am nächsten Tag stand ein Bericht über           hängt die Tönung unserer „Brille“ von ganz
     dieses Konzert in der Zeitung. Und der           banalen Dingen ab, etwa ob wir ausgeschlafen
     Kritiker schrieb: „Das Stück XY war der          und satt oder müde und hungrig sind, ob wir
     Höhepunkt des Konzertes!“                        ein Gläschen zu viel getrunken haben, ob Föhn,
                                                      Nebel oder Vollmond ist usw.
 Diese kleine Begebenheit hat mir wieder einmal
 bewusst gemacht, wie unterschiedlich wir Ein-        Deshalb sollten wir uns immer wieder bewusst
 und-dasselbe wahrnehmen, erleben und bewerten.       machen: Wir leben nicht in derselben Welt, son-
 Beide – mein Bekannter und der Kritiker – haben      dern in höchst unterschiedlichen Welten! Wir
 ein und dasselbe Konzert gehört, haben es            nehmen Ein-und-dasselbe nicht nur graduell
 aber ganz unterschiedlich wahrgenommen und           unterschiedlich, sondern oft völlig gegenteilig
 bewertet.                                            wahr. Das hilft uns zu erkennen, wie sinnlos und
                                                      unproduktiv es ist, darüber zu streiten, wer Recht
 Und das passiert laufend, jeden Tag ein paar Mal,    hat mit seiner Sichtweise, mit seiner Meinung.
 nicht nur im Konzert, sondern gerade auch in         Wie viele Konflikte, Streitereien und Kriege – im
 den großen Lebensbereichen Partnerschaft, Fa-        Großen wie im Kleinen – kommen daher, weil
 milie und Beruf. Das ist uns meist aber nicht be-    eine oder einer meint, alle anderen müssten die
 wusst. Im Gegenteil: Wir nehmen an, wir gehen        Welt so sehen und das Leben so leben, wie sie
 davon aus, ja wir sind fest überzeugt: Jeder sieht   oder er. Gerade im familiären Bereich – zwischen
 die Welt so, wie ich sie sehe. Auf jeden Fall die    Partnern, zwischen Eltern und Kindern, zwi-
 Menschen, die mir nahe sind, müssen die Welt         schen Eltern und Schwiegerkindern, zwischen
 doch genau so sehen wie ich! Welch ein Irrtum!       Geschwistern – entstehen zahlreiche Konflikte,
 Denn wir können „die Welt“, „das Leben“, „die        weil unterschiedliche Sichtweisen nicht aner-
 Wirklichkeit“ an sich gar nicht wahrnehmen,          kannt, sondern bekämpft werden.
 sondern wir können sie nur wahrnehmen durch
 unsere höchst persönlich gefärbte „Brille“. Eine     Das führt bis zum Beziehungsabbruch und dar-
 alte Weisheit sagt: „Wir sehen die Welt nicht so     aus resultierender Einsamkeit. Die Ärztin, Se-
 wie sie ist, sondern so wie wir sind.“ Was und       xualmedizinerin und Psychotherapeutin Dr.in
 wie wir mit unserer „Brille“ wahrnehmen kön-         Elia Bragagna schreibt: „Vielen Paaren fällt es
 nen, das hängt von vielen Faktoren ab: ganz          schwer, einander zuzuhören, andere Meinungen,
 stark von unseren Kindheitserfahrungen, ob wir       Gefühle oder Bedürfnisse zu akzeptieren, den
 eine sichere, eine unsichere oder eine ambiva-       anderen ausreden zu lassen, ihn nicht ständig
 lente Bindung erlebt haben, dann wie wir auf-        zu unterbrechen oder ihm zu widersprechen, ihn
 gewachsen sind, ob wir traumatische Erlebnisse       zu verurteilen und zu entwürdigen. Es wird ein
 hatten, ob wir arm oder reich sind, wo wir woh-      ständiger Kampf, den anderen zu der eigenen
 nen, welche Schulen wir besucht haben, welchen       Meinung zu bekehren.

                              Dr. Franz Josef Köb
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Um wie viel leichter wäre der Beziehungsalltag,
wenn wir akzeptieren könnten, dass wir unter-
schiedliche Individuen mit verschiedenen Bedürf-
nissen, Sichtweisen und Biografien sind.“

Zumindest dreierlei tut not:
1. Statt Rechthaberei und Sturheit sollten wir
   uns in der Haltung der Toleranz üben und
   uns immer wieder sagen: Es ist normal und
   erlaubt, den Lauf der Welt anders zu sehen
   und in der Folge anders zu sein. Wer anders
   denkt und anders lebt, ist nicht bösartig oder
   krank, sondern einfach anders.
2. Empathie lernen, das heißt nicht die Bezie-
   hung abbrechen, sondern in Verbindung blei-
   ben, dem andern zuhören, sich hineindenken
   und hineinfühlen in den andern.
3. Wir müssten die Kunst üben, gute Kompro-
   misse zu schließen, das heißt lernen, wie man
   konstruktiv und wertschätzend miteinander
   umgeht, wie man eine Lösung finden kann,
   auch wenn man eine andere, ja eine gegen-
   sätzliche Sichtweise und Meinung hat.

    Impressum                                                                       Vorschau
                                                                                    Herzinsuffizienz
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    Pflege gem. GmbH, Bildungshaus Batschuns, mit Unterstützung der Vbg.
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