Wege, Herzen zu öffnen - Gastfreundschaft als Stärke der Pfarren - Erzdiözese Salzburg
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87 März 2020 Die Zeitschrift des Seelsorgeamtes für engagierte Christinnen und Christen AdobeStock: roostler Wege, Herzen zu öffnen Gastfreundschaft als Stärke der Pfarren Sabine Hörl und Bahri Güney: Ehrlich zu den Menschen sein Johanna Gögele: Wir heißen gern willkommen
Editorial LUCIA GREINER Leiterin des Seelsorgeamtes der Erzdiözese Salzburg Inhalt 7 ALS KIRCHE ZU GAST IM KRANKENHAUS „ Krankenhausseelsorge als Auswärtsspiel HERZLICH WILLKOMMEN D’Leit musst mögen, sonst brauchst gar nicht anfangen!“, sagt Annemarie Windhager, eine erst 8 DIALOG BRAUCHT GLEICH- WERTIGKEIT kürzlich für ihre Gastlichkeit ausgezeichnete Pri- Interreligiöser Stammtisch vatzimmervermieterin, die bei ihrem Haus auch in Saalfelden eine gediegene, moderne Kapelle gebaut hat. WANN FÜHLEN SIE SICH WILLKOMMEN? 10 ES IST GENUG FÜR ALLE DA Gastfreundschaft leben in Nur ein kurzer Moment steht zur Verfügung, um der Pfarre Niederalm in einem Menschen das Gefühl zu wecken, will- kommen zu sein. Doch in diesem Augenblick geschieht viel. Manchmal ein freundlicher Au- genkontakt, eine Tasse Kaffee, die angeboten wird. Die Umgebung ist wichtig, dass mich der Raum und die Gestaltung anspricht. Noch tiefer liegt die Frage, ob wirklich ich ge- 11 „WILLKOMMEN HEISSEN“ ERWEITERT DEN HORIZONT meint bin, die willkommen ist als ganze Person, Johanna Gögele setzt darauf, mit aller Lebenserfahrung, mit den Fragen und Brücken zu bauen der Bedürftigkeit. Wenn dieses „Willkommen“ glaubwürdig ist, dann ist die Grundlage gelegt für eine echte Be- gegnung – an der Kirchentür, bei einer Veran- staltung, bei einem seelsorglichen Gespräch. Nagelprobe für die Willkommenskultur einer Gemeinde sind die Armen. Sind sie willkom- Së bashku me lexuar Zzajedno čitati 14 EINLADUNG ZUM LESEN Reading Bibliotheken together bieten men? Haben Sie es gut bei uns und einen Platz Bücher für alle in der Mitte? Das ehrliche „Herzlich willkommen“ braucht Kraft, die aus dem Glauben kommt. Auf Gottes Lire Bi hev re Cititul Willkommen ist Verlass. Medieninhaber, ensemble Herausgeber, bixwîninVerleger und Sitz der Redaktion: împreună Seelsorgeamt der Erzdiözese Salzburg, Gaisbergstraße 7, 5020 Salzburg. kontakt dient der Darauf können wir bauen, Information und dem Austausch zwischen Christinnen und Christen über die pastorale Praxis. Redaktion: Klaudia Achleitner, Maria Herbst, Christina Repolust, Sebastian Ihre Lucia Greiner Schneider, Irene Unterkofler. Kontakt: christina.repolust@seelsorge.kirchen.net. Samson Читаем Wax wada Druck, St. Margarethen. Beraberce вместе aqrin okuma KOMM REIN, DIE TÜR IST OFFEN! Miteinander lesen Wenn ich das Bildungszentrum in Saalfelden betrete, surrt die Kaffeemaschine los. Das wird mein Espresso! Das ist Gastfreundschaft. Johanna Gögele, Pfarrgemeinderatsob- frau in Saalfelden sowie Sabine Hörl, Obfrau in Zell am See und Thumersbach, haben mir Zeit für tiefer gehende Gespräche geschenkt.Lesen mit Wer die Oberfläche verlässt, gelangt zur inneren Gastfreundschaft. Gerhard HundsdorferKindernveranschaulicht im Fußball- Vergleich die Situation der KrankenhausseelsorgerInnen. „Willkommen“ hat viele Ge- sichter: Hedwig Granigg schafft die passende Atmosphäre bei Festen der Pfarre Nieder- alm, Sabine Aschauer-Smolik zeigt Haltung gegenüber muslimischen MitbürgerInnen. Diese Ausgabe soll Lust machen, Menschen immer wieder willkommen zu heißen. Es grüßt Sie im Namen des Redaktionsteams Ihre Christina Repolust, Chefredakteurin 2 kontakt 87 | März 2020
Galerie AdobeStock: mihail39 GALERIE MÄRZ 2020 Den richtigen Schlüssel finden Es gibt sie, die Schlüsselwörter und -erlebnisse. Da geht einem der Knopf auf, da öffnen sich Türen und Schlösser. Eine der Schlüsselkompetenzen von Pfarren ist es, Gastfreundschaft zu leben: täglich, bei jeder Begegnung und das ganz unaufgeregt. Diese Fotos machen Lust darauf, ein „Sesam öffne dich“ zu suchen, den richtigen Schlüssel zu nehmen und Türen zu öffnen. „Wir heißen Sie willkommen“, ist ein solcher Schlüssel. kontakt 87 | März 2020 3
Gastfreundschaft Zur Person SABINE HÖRL Unsere Gäste erzählen von ihren aktuellen Urlaubserlebnissen hier in Zell, sie erzählen manchmal aber auch von ihren Freuden und Sorgen. Dafür nehme ich mir Zeit: Reden und Zuhören ist ein Geben und ein Nehmen. Gastfreund- schaft in einer Pfarre lebt wie im Gastgewerbe von den Menschen: Man hat die Menschen im Blick, ist achtsam und öffnet das Haus auch für die Neuen, noch nicht Bekannten. Viele kleine Gesten und klare Haltung machen eine offene Gemeinschaft aus. Ehrlich zu den Menschen sein Sabine Hörl, Hotelchefin in Zell am See sowie Pfarrgemein- deratsobfrau von Zell am See und Thumersbach, und Bahri Güney arbeiten schon jahrzehntelang im Hotel zusammen. Sie können sich aufeinander verlassen. „Man muss ehrlich zu den Menschen sein. Jeder erkennt, ob etwas ernst gemeint oder nur so dahergesagt ist“, sind sich die beiden einig. Das gilt im Gastgewerbe wie im Zusammenleben der Pfarre. 4 kontakt 87 | März 2020
> Zur Person BAHRI GÜNEY Meine Mutter hat als Stubenmäd- chen in Tirol und dann hier in Zell am See gearbeitet. Wir kommen aus Ankara, dort verbringen wir etwa drei Wochen im Jahr. Gast- freundschaft in der Türkei und hier in Österreich ist schon unterschiedlich, Freundlichkeit gehört aber hier wie da dazu. Mit Freundlichkeit kommt man weit, das haben mich meine Eltern und auch das Leben gelehrt. Die Gäste schätzen eine aufmerksame Bedienung, die ebenso diskret wie aufmerksam handelt. Fotos: Christina Repolust Danke für Ihre Zeit, die Sie sich jetzt mitten kommen, sie hat als Stubenmädchen im Pinzgau, während sie bei mir das in der Saison nehmen. Was macht Gast- zuerst in Tirol gearbeitet, dann hier Essen bestellen. Ich höre zu, merke freundschaft aus Ihrer Sicht aus? beim Metzgerwirt. Mit Freundlichkeit mir manche Geschichten und Vorlie- und Respekt kommt man weiter, das ben der Gäste. SABINE HÖRL: In beiden Bereichen geht habe ich hier in der Familie und im es um ein ehrliches Miteinander. Sie kommen aus Ankara: Worin unter- Betrieb gesehen und erfahren. Unser Stadtpfarrer ist ein herzlicher, scheidet sich die Gastfreundschaft hier im offener Mensch, der allen Gastfreund- Sie leben im Gastgewerbe davon, dass Pinzgau von der Gastfreundschaft in Ihrem schaft vorlebt. Gerade in der Arbeit Gäste kommen. Wovon lebt eine Pfarre? Heimatort. mit Geflüchteten haben wir hier in HÖRL: Wenn sich die Menschen in ei- GÜNEY: Ich verbringe etwa drei Wo- Zell am See sehr viel von ihm gelernt. ner Pfarre angenommen fühlen, kom- chen im Jahr in Ankara, daheim sind Derzeit fehlen uns hier im Hotel zwei men sie gern. Man muss auf die Leute meine Familie und ich hier in Zell am Mitarbeiter, wir haben also alle Hän- hören! Im Gastgewerbe und in der See. Wenn wir in Ankara essen gehen, de voll zu tun: Unsere Gäste bekom- Seelsorge auch. bestellen wir immer gemeinsame men den Engpass mit und sehen gleichzeitig, dass wir alle unser Bestes Wir sind hier ein Familienbetrieb, die Platten, der Älteste der Gruppe be- geben. Man muss auch in der Pfarre, Urli-Oma begrüßt mit ihren 99 Jahren zahlt dann. Das erlebe ich in Öster in der Kirche zu dem stehen, was ge- noch Tag für Tag die Gäste, jeder und reich sehr selten. Freundlichkeit sehe rade nicht so optimal ist bzw. rund jede, die will, findet bei uns Anspra- ich hier wie dort. läuft. Nur gemeinsam kommt man che, ein offenes Ohr. Das braucht es Frau Hörl, Sie arbeiten schon lange im weiter. auch in den Pfarren. Pfarrgemeinderat. Was erwarten Sie sich BAHRI GÜNEY: Meine Mutter ist 1976 GÜNEY: Die Gäste erzählen von ihren vom Pfarrgemeinderatskongress „mitten- aus der Türkei nach Österreich ge- Ausflügen, von ihren Eindrücken hier drin“ im Mai in Saalfelden? > kontakt 87 | März 2020 5
> Gastfreundschaft SABINE HÖRL: Sowohl im Hotel wie auch in der Pfarre geht es um ehrliche Begegnungen. HÖRL: Ich bin jetzt die dritte Periode HÖRL: Ich glaube, dass Gastfreund- im Pfarrgemeinderat, die zweite Peri- schaft vielleicht sogar noch wichtiger ode bin ich die Obfrau. Auf einem werden wird. Menschen suchen An- Kongress der Pfarrgemeinderäte war sprache und ein Gegenüber. Egal, ob ich noch nie, daher freue ich mich da- es beim Einkaufen im Geschäft, beim Fotos: Christina Repolust rauf: Wo stehen die KollegInnen, wel- Essengehen oder beim Zusammen- che Visionen haben wir gemeinsam, treffen in der Pfarre ist. Eine Pfarre in wohin geht die Reise? Genau an die- die Zukunft zu führen, braucht ge- sem Wochenende haben wir eine Fa- meinsame Visionen, besonders für milienfeier, eine Hochzeitsfeier, in und mit den jungen Menschen. Wenn Linz, aber ein Tag geht sich aus. wir unsere Arbeit mit Begeisterung er- ledigen, dann merken uns das die schen wollen nicht nur satt werden, Wie viel Seelsorge steckt in Ihrer Arbeit Menschen an. Natürlich gelingt das sie genießen auch die freundliche Be- hier im Hotel? nicht jeden Tag, aber es gelingt. Es dienung. Man bringt gern ein Glas HÖRL: Die Gäste erzählen mir bzw. uns braucht die Kernbotschaft, es braucht Wasser, holt einen Kinderstuhl oder viel aus ihrem Leben. Eine Frau die Begeisterung. packt Speisen für zu Hause ein, wenn schreibt mir beinahe täglich, wie es der Gast seinen Appetit überschätzt GÜNEY: Ich freue mich immer, wenn ihr geht. Das Hin- und Zuhören fällt hat. die Gäste zufrieden gehen. Die Men- mir leicht, doch manchmal muss ich HÖRL: Wichtig ist auch noch, wie man mich auch abgrenzen. Das ist auch im mit Kritik umgeht. Wer kritisiert, hat Pfarrleben so: Wenn genügend Men- sich Gedanken gemacht, auch in und schen da sind, teilt sich die Sorge für über die Kirche. Das sollte man ernst andere auch gut auf. Es ist hier wie nehmen, das Gespräch mit den Kriti- dort ein Geben und Nehmen. Durchs kerInnen suchen, denn von ihnen Zuhören bekomme ich sehr viel Ener- kann man doch lernen. Das wünsche gie zurück. Auf die Balance zu achten, ich mir von der Diözesanleitung, dass ist ein stetiger Vorsatz. sie offen für Kritik ist, sie nicht als An- GÜNEY: Es sind oft Kleinigkeiten, bei griff, sondern als Angebot zum weite- denen ich behilflich sein kann. Vor ren Miteinander begreift. Wir spielen kurzem war ein Gast im Restaurant im selben Team! sehr betrunken, da helfen wir, schau- Wo tanken Sie, Frau Hörl, Energie? en, dass ihm nichts passiert und er gut nach Hause kommt. Das kann passie- HÖRL: In unserer Pfarre ist es Traditi- ren. Wenn Gäste aus dem arabischen on, dass die PGR-Obfrau am 31. De- Raum hier beginnen, die Tische zu- zember in der Messe einen Jahres- sammenzuschieben, erkläre ich ih- rückblick gibt. Das ist genau die Zeit, nen unsere Regeln. Ich mache das wo hier bei uns im Hotel Hochbetrieb sehr sehr freundlich, da gab es noch ist. Ich setze mich dann hin, recher- nie Probleme. Man muss klar sagen, chiere und gebe mein Bestes. Das gibt was geht und was nicht. mir Energie, natürlich auch, dass zahlreiche Gottesdienstbesucher sich Wenn Sie beide an die Zukunft denken, danach bei mir bedankten. Diese Re- wird Gastfreundschaft weiter eine Rolle BAHRI GÜNEY: sonanz braucht es in der Pfarre, im spielen? Ziehen sich die Menschen stärker Mit Freundlichkeit kam ich weit in Gastgewerbe, eigentlich überall. zurück, kaufen im Internet ein und bleiben meinem Leben. Grenzen zu setzen gehört lieber zuhause, als ins Gasthaus zu gehen? dazu. Interview: Christina Repolust 6 kontakt 87 | März 2020
Auswärtsspiel Als Kirche zu Gast im Krankenhaus Sieben (z.T. in Teilzeit tätige) haupt- und neun ehrenamtliche SeelsorgerInnen arbeiten am LKH Salzburg und erleben ihr Gastsein immer wieder neu und unterschiedlich. Krankenhaus- seelsorger Gerhard Hundsdorfer erzählt von prägenden Begegnungen. dingungen dort auch besser, wenn Wir reden über Gastfreundschaft, ich dieses Beispiel hernehme. doch sind nicht auch die PatientInnen im Krankenhaus Fremde? Dann brauchen Sie aber auch Fans, die Sie, die KrankenhausseelsorgerInnen, HUNDSDORFER: Da sehe ich zwei Pers anfeuern? Wer sind die? pektiven. Das Patientenzimmer ist das Zimmer des Patienten und ich HUNDSDORFER: Ja, unser Publikum ist bin bei ihm/bei ihr zu Gast. Es ent- durchaus gemischt. Wie bei einem scheiden die PatientInnen in der Auswärtsspiel gibt es die Menschen, Situation, ob sie mich hereinbitten die uns anfeuern „Super, dass ihr da oder nicht. Die ersten Sekunden ent- seid!“ und die, die uns erst einmal scheiden oft schon darüber, ob das GERHARD HUNDSDORFER, eher skeptisch anschauen und sich Gespräch stattfindet, wie tief es geht. KRANKENHAUSSEELSORGER wohl fragen: Wer sind die? Was zeich- Die PatientInnen müssen ja von 0 auf net die aus? Wo sind die uns nützlich? 100 wenn ich bei ihnen anklopfe. Ich D anke für Ihre Zeit. Welche Bekommen Sie hier auch einen weiß ja, dass ich auf Besuch kommen Gedanken kommen Ihnen als Vertrauensvorschuss? möchte. Krankenhausseelsorger zum HUNDSDORFER: Das Vertrauen müssen Sie haben schöne Sprachbilder! Thema Seelsorge und Gastfreund- Erzählen Sie unseren LeserInnen bitte wir uns erarbeiten. Wir zeigen unsere schaft? auch von negativen Erfahrungen. Professionalität, stellen sie unter Be- GERHARD HUNDSDORFER: Im Bild ge- weis. Wir arbeiten hier immer in der HUNDSDORFER: „Sie sind eine ungebe- sprochen sind wir als SeelsorgerInnen Öffentlichkeit, ohne den Schutz- tene Überraschung“ – so begegnete im Krankenhaus in einem Auswärts- raum, den Kirche oder Pfarrkanzlei vor kurzem ein Patient einem der spiel. Es ist ein fremdes Stadion, wir bieten. Hier im öffentlichen Raum Seel sorger. Nein, diese Zurückwei- müssen uns auf die Lebenswelten der des Krankenhauses wird genau ge- sung hat nicht zu einem Gespräch ge- Institution und deren Mitarbeiter schaut, wie wir arbeiten. führt. Wenn PatientInnen nicht wol- Innen einstellen. len, dann akzeptieren wir das. Wir Besuchen/Betreuen Sie alle Stationen verabschieden uns dann – vielleicht Spielen Sie Fußball? des LKH? auf ein anderes Mal. Das passiert in HUNDSDORFER: Ja, ich bin durchaus HUNDSDORFER: Wir decken 70 – 80 % dieser Deutlichkeit sehr selten. Wir Fußball affin. Daher verstehe ich der Stationen regelmäßig mit un- machen weiter, klopfen an die nächs meinen Arbeitsort und die Arbeitsbe- seren Angeboten ab. te Tür. kontakt 87 | März 2020 7
Religionen Fotos: Bildungszentrum Saalfelden Dialog braucht Gleichwertigkeit Der „Interreligiöse Stammtisch“ in Saalfelden bringt Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, Religionen und Lebenswelten zusammen. Mag. Sabine Aschauer- Smolik, Leiterin des Bildungszentrums sowie der Öffentlichen Bücherei Saalfelden ist von Anfang an mit dabei und hat das Konzept miterstellt. Bildung sei ein Schlüssel zu Veränderungen – da ist die Bildungs- expertin einer Meinung mit Kardinal Schönborn. 8 kontakt 87 | März 2020
Wie kam es zum interreligiösen Dialog, ASCHAUER-SMOLIK: In den ersten zwei wer hat wen angesprochen? Jahren der sogenannten „Flüchtlings- welle“ kam es öfter zu Begegnungen SABINE ASCHAUER-SMOLIK: Wir haben und gegenseitigen Einladungen, weil in Saalfelden eine längere Tradition sehr viele Menschen mit islamischem von Ansätzen zum Dialog. So gab es Hintergrund bei uns im Haus an vor vielen Jahren – angeregt von den Deutschkursen teilnahmen. Vor allem Bahai – einen Dialog auf Ebene der auch in den Kursen haben sich die offiziellen VertreterInnen der ver- Menschen kulturell ausgetauscht und schiedenen Religionsgemeinschaf- im Fall von kulinarischen Ausflügen ten in Saalfelden. in die verschiedenen Kulturen auch 2011 hatten wir dann die sehr berei- uns als Team öfter eingeladen. chernde Veranstaltung „Kommt zu- sammen!“. Ausgehend von den Foto- Was mir von diesen oft sehr inten- grafien von Jochen Gewecke kam es siven Stunden in Erinnerung geblie- zu vielfältigen Dialogformen: Jochen ben ist, sind die Schilderungen der Gewecke hat Gottes- und Gebetshäu- syrischen Menschen, wie selbstver- ser von innen und außen fotografiert. ständlich es war, auch mit Christ Ziel der Ausstellung war es, die Bilder Innen befreundet zu sein und ge- jeweils im Haus einer anderen Religi- meinsam sozusagen alle Feiertage, on zu zeigen: z.B. die Bilder von Mo- die sich in der Summe aller Religi- Sabine Aschauer-Smolik Foto: Kühnl scheen in der Katholischen Kirche, onen angeboten haben, gemeinsam die Bilder von Synagogen in der Mo- zu feiern. Diese Menschen hätten schee usw. Die Veranstaltung war sehr viel in unsere Gesellschaft ein- MuslimInnen wieder mehr in ihre sehr, sehr erfolgreich. In der Folge zubringen, gerade vor dem Hinter- communities zurückziehen. Sie füh- haben immer wieder Glaubensver grund dieser feinen und zukunfts- len sich – verständlicherweise – nicht treterInnen mit Blick darauf ange- weisenden – wenn auch eigentlich willkommen, nicht gleichwertig. Da- merkt, dass es schade sei, dass es kei- sehr natürlichen – Erfahrungen. Lei- her laufen auch unsere vielen Ver- ne Fortsetzung, keinen Treffpunkt der werden auch sie, weil Muslim suche, sie einzubinden, ins Leere! religiösen Austausches mehr gäbe. Innen, an den Rand gedrängt. Hier wurde vieles durch dieses Ge- Das hat Uschi Hamza (Salzburger Bil- setz zerstört und wir täten als Gesell- Wie viel bewegt sich im interreligiösen dungswerk und Bahai), Andrea Folie schaft gut daran, anders mit dieser Kontext, zumal aktuell ja die „Kopftuch- (querbeet) und mich in der Diskus nicht unbedeutenden (auch von der Debatte“ – eigentlich immer wieder – sion mit GlaubensvertreterInnen zu Größe her) Glaubensgemeinschaft aufregt oder bewegt. dem Konzept der „Interreligiösen umzugehen. Stammtische“ inspiriert: Dialog auf ASCHAUER-SMOLIK: Auch wenn wir mit Zur Kopftuch-Debatte: Ich bin als Fe- Augenhöhe, in gemütlicher Atmos dem „Interreligiösen Stammtisch“ in ministin klar der Ansicht, dass jedes phäre und der Verbindung von Saalfelden eine Einrichtung pflegen, Mädchen und jede Frau so leben und Alltagsthemen, die die Menschen be- die nicht viele Orte vorzuweisen ha- sich so kleiden dürfen muss, wie sie wegen (z.B. war das Startthema ben, so schmerzt, dass sich die Mo- möchte. Hier finde ich allerdings Be- „Zusammenleben“, der kommende, schee daran nicht (mehr) beteiligt. schränkungen seitens einer Glau- 7. Stammtisch steht unter dem Titel Einschneidend war hier das Islamge- bensgemeinschaft oder familiärer „Vergeben und Verzeihen“) und Ant- setz: Unsere Moschee gehört zu ATIB, Tra ditionen genauso schlimm wie worten, die die Religionen darauf ge- d.h., sie hatten immer Vorbeter aus die Verbote, die in Österreich bereits ben. Die VertreterInnen der Religi- der Türkei. Das geht nun nicht mehr in Kraft sind und erweitert werden onen haben jeweils 5–7 Minuten Zeit, und die Moschee ist ohne Vorbeter. sollen! Beides zielt auf die Bevor- das Thema aus der jeweiligen Pers Der Stammtisch ist so aufgebaut, mundung von Frauen ab und macht pektive zu betrachten, die Teilneh- dass GlaubensvertreterInnen das für mich daher in der Bewertung kei- merInnen können rückfragen und Thema aus Sicht ihrer Religion auf- nen Unterschied! ihre Sichtweisen einbringen. Alle sit- bereiten – das würde auch bei den Die Kopftuch-Debatte, wie sie ge- zen auf gleicher Höhe in einem er- christlichen Religionen nicht leicht führt wird, bringt niemandem etwas weiterten Kreis – es gibt Getränke ein/e Laie/in übernehmen, sondern mit Ausnahme jenen, die das Leben und Knabbereien und dazwischen das machen die Pfarrer. Klar, dass das von Frauen reglementieren wollen. auch die Möglichkeit zu Gesprächen auch bei den MuslimInnen nur der Ich halte es hier mit Kardinal Schön- in kleinen Gruppen. Vorbeter machen könnte. Da sie den born, der sich klar gegen ein Verbot nicht haben, nehmen sie nicht teil. Schildern Sie uns doch bitte, wie ein Nach- ausgesprochen hat und im Gegenzug mittag etwa abläuft, etwa der Besuch bei Das Islamgesetz hat aber ganz grund- für mehr Möglichkeiten und Zugän- den muslimischen MitbürgerInnen. sätzlich dazu geführt, dass sich die ge zu Bildung plädiert! kontakt 87 | März 2020 9
Arbeiten im Hintergrund Es ist genug für alle da! Hedwig Granigg begeistert sich für verschiedene Feste im Jahreskreis der Pfarre. Das Organisieren, dekorie- ren, sowie die Arbeit in der I hnen ist die Pfarre Niederalm sehr vertraut. Wie lange leben und arbeiten Sie hier schon mit? HEDWIG GRANIGG: Ich bin in Taxach/ Rif aufgewachsen und lebe noch im- für den Freitag konkret mit etwa 70 Gästen, darin haben wir schon viel Übung. Wer ist eigentlich eingeladen? GRANIGG: Unsere Einladungen rich- Küche zählen dabei zu mer mit meiner Familie hier. In Nie- ten sich an alle. Das ist ja gerade die ihren Aufgaben. „Die Leute deralm war ich 20 Jahre im Pfarrge- Gastfreundschaft, den eigenen Kreis genießen die Atmosphäre meinderat aktiv. zu öffnen. Man muss nicht am Sonn- bei unseren Festen und Sie waren etwas überrascht über tag in die Kirche gehen, um am Frei- Feiern hier in Niederalm meine Anfrage, Sie über Ihre Hinter- tag hier im Pfarrheim tanzen und fei- und staunen immer wieder grundtätigkeit bei Festen und Feiern ern zu dürfen. Wenn wir zum darüber, wie gerne die zu interviewen. Aber das sind doch Jahreswechsel das Lichterlabyrinth Menschen Selbstgemach- wichtige Arbeiten, viele kleine gestalten, kommen auch viele Per- tes miteinander teilen.” Handgriffe, die Sie hier erledigen? sonen, die weniger mit der Pfarre ver- bunden sind. Darüber freuen wir uns GRANIGG: Wenn die Organisation im übrigens sehr: Wir erreichen die Foto: Repolust Hintergrund gut läuft, die Dekora Menschen! tion stimmig und für das leibliche Wohl gesorgt ist, dann trägt das zum Auch das Schmücken der Kirche gehört zu Gelingen von Festen bei. Ihren Aufgaben. Wie und wo bewahren Sie die Dekoration auf? Welches Fest steht aktuell an? Womit sind Sie aktuell beschäftigt? GRANIGG: Das habe ich alles in be- schrifteten Schachteln geordnet. GRANIGG: Derzeit organisieren wir Man soll es auf einen Griff haben. das Kaffeekranzl mit Musik und Tanz. Der Blumenschmuck muss wirken, Es entstand aus dem Wunsch einiger darf aber nicht überladen sein. Damen nach einer weiterführenden Faschingsveranstaltung, anstelle des Worüber freuen Sie sich in Ihrer Hinter- früheren Pfarrballs. grundarbeit am meisten? Die heurige Dekoration wird dem GRANIGG: Wenn sich unsere Freude Motto „Karibik und Piraterie“ ent- an der Arbeit auf die Gäste überträgt. sprechen. Freiwillige bringen ver- Bei der Feier mit den Erstkommuni- schiedene Speisen, zwei Musiker onkindern sind beispielsweise Eltern spielen auf. zu uns in die Küche gekommen um Sie sind in der Kirchenbeitragsstelle sich zu bedanken. Sie hätten ge- beschäftigt, haben Familie und sind staunt, wie viel Zeit und Arbeit die eine der Organisatorinnen des Festes Leute in das Fest investieren. Für uns am Freitagnachmittag. Wie viel Balance in Niederalm ist es selbstverständ- HEDWIG GRANIGG SORGT FÜR von Haupt- und Ehrenamt braucht es lich, die christliche Gastfreundschaft STIMMUNGSVOLLE ATMOSPHÄRE dafür? so zu leben. Doch für Menschen, die das zum ersten Mal erleben, ist es GRANIGG: Wir schauen hier aufeinan- eine schöne Überraschung. der, jede/r macht und bringt so viel ein, wie es eben passt. Wir rechnen Interview: Christina Repolust 10 kontakt 87 | März 2020
MENSCHENBILDER JOHANNA GÖGELE Religionslehrerin und Pfarrgemeinderats-Obfrau „Willkommen heißen“ erweitert den Horizont Johanna Gögele weiß zu begeistern. Als Religions lehrerin bringt sie ihre SchülerInnen zum Staunen darüber, was eine Pfarre alles macht und als Obfrau des Pfarrgemeinderates Saalfelden erzählt sie voller Begeisterung über die Vielfalt des Pfarrlebens. „Menschen willkommen zu heißen, ist für mich Erweiterung des eigenen Horizonts und Lebensbe reiches!“, freut sich die Saalfeldnerin. Johanna Gögele, Saalfelden. Foto: Christina Repolust „GASTFREUNDSCHAFT ZU LEBEN, IST EINE rung und Bereicherung ihres eigenen ist. Es ist für mich guter jesuanischer SELBSTVERSTÄNDLICHKEIT. Natürlich Seins. „Das Willkommenheißen er- Lebensstil, Fähigkeiten und Zeit zu fällt es nicht immer nur leicht, auf weitert meinen eigenen Horizont. Ich teilen, die Charismen für die Ge- Unbekannte zuzugehen und Türen muss zuerst einmal innehalten, fest- meinschaft einzubringen.“ und sich selbst für sie zu öffnen“, stellen, wo ich gerade stehe und von Sie erzählt strahlend von den Mitar- überlegt die Pfarrgemeinderatsob- dort aus auf andere zugehen. Men- beiterInnen, die 100 Strohsterne bas frau von Saalfelden. „Ich denke posi- schen kommen so in meinen Lebens- teln, die gemeinsam die Kirche put- tiv und gehe offen auf andere zu. Wir bereich und ich in den ihren.“ zen oder regelmäßig SeniorInnen als Pfarre versuchen, alle unsere eh- Wie viele Stunden sie als PGR-Obfrau besuchen u.v.m. Wenn sie ihren renamtlichen MitarbeiterInnen gut arbeite? „Wenn man beginnt, Stun- SchülerInnen in der NMS in Saal- im Blick zu haben, ihnen Danke zu den zu zählen, verliert man die Freu- felden vom Pfarrleben erzählt, stau- sagen und ihr Engagement wahrzu- de an einer ehrenamtlichen Tätigkeit. nen sie: „Hier baue ich Brücken: Jun- nehmen und zu würdigen. Die Rolle Deshalb habe ich das gleich wieder ge Menschen haben viele Fragen, von uns Laien wird in Zukunft noch bleiben lassen. Es ist mir wichtig, gemeinsam suchen wir nach Antwor- wichtiger, nicht jede Pfarre wird mehr dass wir mit unserem hauptamt- ten. Und wenn ich einmal zu theolo- „ihren“ Pfarrer haben: Was verbindet lichen Pfarrteam und im PGR in Saal- gisch denke, öffnen mir die Jugend- uns als ChristInnen? Welche Charis- felden Gemeinschaft leben, dass die lichen immer wieder die Augen und men bringen wir mit? Das sind Fra- Einzelnen ihre Charismen einbrin- holen mich in den Alltag zurück. gen, die mich beschäftigen.“ Men- gen, das ist ein großer Schatz, der uns Auch kirchlich Fernstehende haben schen willkommen zu heißen, – wie allen Pfarren – durch die zahl- Sehnsüchte und Fragen: Heißen wir versteht Johanna Gögele als Erweite- reichen Ehrenamtlichen geschenkt sie willkommen!“ kontakt 87 | März 2020 11
Galerie Gastfreundschaft als Schlüssel- kompetenz
Kreativität und Empathie öffnen Türen und Herzen, halten Türen offen und bringen Menschen zusammen. AdobeStock: Rawf8
Bibliotheken Së bashku Zzajedno Reading me lexuar čitati together Lire Bi hev re Cititul Grafik: Land Salzburg ensemble bixwînin împreună Einladung zum Lesen Читаем вместе Wax wada aqrin Beraberce okuma Hier liegt das Pappbilderbuch, dort Das Referat für Bibliotheken und Le- Öffentlichen Bibliotheken ist vielfäl- erzählt der Grüffelo auf der Tonie-Box seförderung der Erzdiözese Salzburg tig und steht allen zur Verfügung. Ein seine Abenteuer, morgen geht es in ist Kooperationspartner, hier weiß Besuch zeigt die Breite des Angebots, die Öffentliche Bücherei. So verläuft man: Vorlesen ist Liebe und die gibt willkommen sind alle. Wer einmal da Miteinander lesen die Begegnung mit Literatur, mit Zu- es in allen Kulturen und Sprachen! war, kommt wieder! hören und Vorgelesenbekommen im Idealfall. Andere Kulturen haben an- Informationen Tipps zum Vorlesen dere Zugänge. Jede Studie zur Lese- kompetenz von Kindern stellt fest: weiterzugeben ist Wann ist es am besten? Im Idealfall beginnt Lesen im Eltern- Gastfreundschaft Richten Sie sich nach den Bedürf- haus. Krabbelgruppe, Kindergarten nissen der Kinder und Ihrem und Öffentliche Bibliotheken können Die Broschüre orientiert sich an häu- eigenen Tagesablauf. hier aber Defizite ausgleichen. Häu- fig ist aber nicht klar, dass die Biblio- Lesen mit fig gestellten Fragen zum Vorlesen. „Wann lese ich am besten vor?“ oder Welche Bücher sind die besten? thek wirklich allen Menschen offen „Was mache ich, wenn die Kinder im- Die, die Ihre Kinder mögen, steht, dass das Vorlesen in der Mut- tersprache diese festigt und die Zu- mer dazwischenfragen, wenn ich vorlese?“ Wer in seiner Nachbar- Kindern immer wieder anschauen wollen. Muss ich auf Deutsch lesen? hörenden im Gesamten stärkt. „Viele schaft, in der Pfarre, im Bekannten- Nur dann, wenn das Ihre Mutter- Sprachen, viele Welten!“ Das ist das kreis Eltern kennt, die sich sorgen, ob bzw. Erstsprache ist. Seien Sie Motto des interkulturellen Dialogs, sie, die Zugewanderten, wohl alles stolz auf Ihre Mehrsprachigkeit, der Sprachenförderung: Freude am richtig machen, hat nun einen pro- lesen Sie in Ihrer Erstsprache vor. Miteinander entsteht, wenn alle fessionellen Behelf zur Hand: „Hor- Viele Bilderbücher gibt es in Sprachen gewürdigt werden. chen Sie auf sich und auf die Kinder! mehreren Sprachen. Es ist wunderbar, wenn die Kinder ein Buch fünf Wochen lang jeden Tag Ist das Ausleihen von Büchern Miteinander lesen anschauen wollen, hier entsteht Be- teuer? Das Projekt ist ein gelungenes Mitei- ziehung!“ Je nach Bibliothek ist das Aus nander von Stadt und Land Salzburg, leihen für Sie kostenlos oder der Stadtbücherei und allen Öffentli- gegen eine geringe Gebühr chen Bibliotheken im Bundesland. Bücher für alle möglich. Testen Sie die Bibliothek Übersetzt in elf Sprachen erzählt der Vom Pappbilderbuch bis zu Graphic an Ihrem Wohnort. Es zahlt sich Folder davon, wie lustvoll das Vorle- Novels, von der Zeitschrift bis zur aus! sen auch für die Erwachsenen ist. Tonie-Figur: Der Medienbestand der 14 kontakt 87 | März 2020
Kontext DER TRAUM VON EINER HERBERGE MOBILITÄT SCHEINT DAS UM UND AUF ZU SEIN. DA KANN KIRCHE ALS HERBERGE EIN ORT FÜR GOTT UM DES MENSCHEN WILLEN SEIN. Ein Traum. Ich bin unterwegs, Kongress für fast getrieben, viele Events sind wichtig für mich, mein Geschäft, meine Beziehungen. Pfarrgemeinderäte Da kommt mir eine Kirchen- gemeinde in die Quere. Ich werde eingeladen, das Leben, die Verbindung zu Gott und zwischen den Menschen zu MITTENDRIN in der Pfarrgemeinde- glaubende Menschen einfach JA ge- feiern. Hier spüre ich einen ratsperiode ist für 21. bis 23. Mai sagt haben. Ihnen gebührt höchste Spielraum, Fremde werden 2020, Christi Himmelfahrt bis Sams- Anerkennung und Wertschätzung mit Respekt begrüßt. Die Gäs tag, der österreichweite Pfarrgemein- und sie haben ein Recht darauf, te sind im Mittelpunkt, sie er- deratskongress in Saalfelden geplant. MITTENDRIN zu sein, wenn es darum zählen einander. Die Gastge- Die österreichische Bischofskonfe- geht, gemeinsam Perspektiven zu ber haben einen gemeinsamen renz lädt ein. Die diözesanen Pfarr entwickeln, wie inmitten der Verän- Bezugspunkt, ihre Beziehung gemeinderatsreferentInnen planen derungen der Pfarrstrukturen das zu Jesus. Sie gestalten für an- mit dem Ohr an den Themen der christliche Leben so gestaltet werden dere ihre Herberge. Hier er- PfarrgemeinderätInnen. kann, dass Menschen in der Kirche hole ich mich, das stärkt mich, Mit den Themen „Beteiligung“, „Ent- für ihr Leben Halt und Orientierung das ist ein heilsamer Ort. Es scheidungskompetenz“, „Dialog von finden. Es geht auch darum, die Rolle erscheint mir ein runder Kirche und Gesellschaft“ sind wir der Pfarrgemeinderäte/innen in den Tisch, alle Gäste sind gleich- MITTENDRIN in den Fragen, auf die wir aktuellen Gegebenheiten der diöze- rangig, ich sehe da zwei Bur- in nächster Zukunft Antworten brau- sanen Entwicklungen zu bestimmen schen aus Afghanistan, die ne- chen. Der Satz „Der Glaube trägt/ und sicherzustellen, dass sich auch ben dem Domkapitular sitzen, prägt mein Leben“ wird von Vielen in Zukunft möglichst viele Menschen den man als solchen nicht er- unterschrieben, das hat auch die ak- verantwortungsvoll in der Kirche ein- kennt. Sie tauschen aus, re- tivierende Pfarrbefragung im Deka- bringen können. den, lachen, erzählen. Es will nat Tamsweg gezeigt. Allerdings wird keiner den anderen bekehren, der Kirche von Vielen immer weniger Mehr Infos zum Thema: sie sind aber berührt von der die Kompetenz zugeschrieben, die- Geschichte des anderen. sen Satz relevant für die Menschen zu Der geplante Ablauf und die Ruhe strahlt die Herberge aus, übersetzen, wie die Kirchenaustritte ReferentInnen finden sich auf obwohl die Gastgeber*innen zeigen. In Österreich haben wir www.pfarrgemeinderat.at aktiv sind. Ihre Aufmerksam- 30.000 gewählte Pfarrgemeinderät keit steckt an. Soll ich auch Innen, die JA gesagt haben zum eh- Weitere Infos gerne bei einmal Gastgeber sein? Jetzt renamtlichen Engagement in der Kir- Klaudia Achleitner bin ich dankbar für die Frei- che, die JA gesagt haben zum 0676-8746 6668 heit und die Zeit, Gast zu sein. sozialen, liturgischen, verkündi- klaudia.achleitner@seelsorge. genden und gemeinschaftsbilden- kirchen.net Sebastian Schneider, den Dienst in ihren Pfarren, die als stv. Seelsorgeamtsleiter kontakt 87 | März 2020 15
Bibel Kommt und seht! Gastfreundschaft im Kontext von Bibel und Alltag schwangere Frau Maria unterwegs Gastfreundschaft braucht keinen Platz in einem Herbergsquar- tier bekommt und ihr Kind in erbärm- Vertrauen und Mut lichen Verhältnissen zur Welt bringen Ein Beispiel unglaublichen Mutes er- muss. Auch der Evangelist Johannes zählt uns das 1. Buch der Könige. In benennt ausdrücklich die Erfahrung, einer Zeit der Trockenheit und des MAG.A MARGARITA dass selbst Gott in unserer Welt nicht Hungers kommt der Prophet Elija als PAULUS, unbedingt Aufnahme findet, in der Fremder zu einer verwitweten Frau PASTORALE PROJEKTE Ouvertüre seines Evangeliums, im so und bittet sie um Wasser und Brot. G genannten „Prolog“: „Er (Gott) kam in Obwohl diese Frau für sich und ihren astfreundschaft ist in ein zen- sein Eigentum, aber die Seinen nah- Sohn nur mehr „eine Handvoll Mehl trales Thema der biblischen Bü- men ihn nicht auf.“ (Joh 1, 11) und ein paar Tropfen Öl“ hat und für cher. Hier finden wir Beispiele Mich beeindrucken Menschen, die sich mit dem Schlimmsten rechnet, für gelingende, beglückende selber nicht viel zum Leben haben, ist sie doch – nach kurzem Wider- Gastfreundschaft, die allen Beteilig und trotzdem bereit sind jemanden, spruch – bereit, das Wenige auch mit ten zum Segen wird und Freude be- Fremde, bei sich aufzunehmen und dem Fremden zu teilen. Ihr Mut ist reitet. Auch gegenteilige Erfahrungen das Wenige, das es gibt, zu teilen. größer als ihre Verzweiflung. kommen zur Sprache, in denen Gast- Wenn mein Mann und ich bei un- Tatsächlich wird das Wenige geteilt freundschaft und Begegnung keine seren kurdischen Freunden, die aus und reicht für alle. Elija, der uner Chance bekommen, Türen und Her- dem syrischen Bürgerkrieg flohen, wartete, unerwünschte Fremde, der zen verschlossen bleiben. eingeladen sind, dann erleben wir seiner Gastgeberin das Äußerste ab Gleich am Anfang des Lukas-Evange- dort reiche, großzügige und auch verlangt, wird ihr später die Zukunft liums lesen wir, dass die junge herzlichste Gastfreundschaft. retten (vgl. 1 Kön 17, 17–24). 16 kontakt 87 | März 2020
PFARR-MEDIEN GUIDE 95 SEITEN TIPPS FÜR DIE ÖFFENT- LICHKEITSARBEIT IN DEN PFARREN „Der Glaube lebt davon, dass er verkündet wird - auch mit Hilfe der Medien“, schreibt Kardinal Christoph Schön- born im Vorwort des Pfarrme- dien-Guides, der von den Ver- Fotos: Christina Repolust antwortlichen der pfarrlichen Öffentlichkeitsarbeit aller Di- özesen herausgegeben wurde. Sieben Kapitel lang geht es da- rum, die Werkzeuge überzeu- gender Öffentlichkeitsarbeit kennen und anwenden zu ler- nen. Es geht darum, die Ein besonderes Beispiel großzügig Jesus als Gast eigenen Möglichkeiten auszu- orientalischer Gastfreundschaft, die loten, neue Kooperationen zu Aus dem Neuen Testament kennen wir mit dem Segen neuen Lebens be- knüpfen und so manche Tra- u. a. die kurze Szene, in der Jesus als lohnt wird, finden wir im 1. Buch der dition vielleicht auch zu hin- Gast bei den beiden Schwestern Marta Bibel, im Buch Genesis (vgl. Gen 18). terfragen. Liegen wir richtig? und Maria eingeladen ist. Die beiden Was bzw. wen braucht es, da- Frauen verkörpern je unterschiedliche Die sehnsüchtige Hoffnung des alten mit die Außenwerbung noch Aspekte, die Gastfreundschaft erst er- Paares Abraham und Sarah, die Ver- besser gelingt? Tipps zum möglichen: das praktische Tun, all die heißung eines Kindes, hat sich nicht Schreiben, Tipps zum Foto- konkret notwendigen Vorbereitungen, erfüllt. Als drei Fremde sich in der grafieren, Tipps für die Social- Tätigkeiten und Handgriffe UND das Hitze der Mittagszeit ihrem Zelt nä- Media Auftritte der Pfarren Zuhören, das Maria verkörpert, die hern, eilt Abraham ihnen zuvorkom- geben Impulse, regen zum aufmerksam hört und ihrem Gegen- mend-höflich entgegen. Er lädt die Ausprobieren an. Der Medien- über Raum gibt und Zeit schenkt. Fremden zu sich ein, wo er sie ge- Guide ist für Sie in der Erzdiö- meinsam mit seiner Frau aufs groß- zese Salzburg kostenlos zu er- zügigste bewirtet. Bevor die drei Einladende Menschen halten im Fremden, die Gäste geworden sind, Menschen, die Orientierung, Kraft Referat für pfarrliche Öffent- wieder aufbrechen, sprechen sie ih- und Licht für ihr Leben suchen, be- lichkeitsarbeit ren Gastgebern Glück und Freude zu. ginnen Jesus (nach-)zu folgen. Sie Und wirklich: die Verheißung wird er- fragen: „Meister, wo wohnst du?“ Gaisbergstraße 7, füllt, die Hoffnung bekommt Hand „Kommt und seht“ antwortet Jesus 5020 Salzburg und Fuß, ein Kind wird ihnen gebo- (Joh 1, 39). Seine Antwort und Einla- christina.repolust@seelsorge. ren. dung gilt auch für uns! kirchen.net kontakt 87 | März 2020 17
Veranstaltungen UMWELTBEAUFTRAGTE DER KATHOLISCHEN UND REFERAT FÜR WELTKIRCHE EVANGELISCHEN KIRCHE ÖSTERREICHS Weltkirche-Seminar Die Schöfpung – Geschenk und Auftrag Referent: Dr. Franz Helm SVD WorkshopleiterInnen: Dr. Ursula Kowanda-Yassin, Kurt Kramer, Dr. Mihály Riszovannij, Christoph Kandlbinder, Kathrin Muttenthaler, Kristina Sommerauer Aktion „Autofasten – Heilsam in Samstag, 14. März 2020 • 10.00 – 17.00 Uhr Bewegung kommen“ Veranstaltungsort: St. Virgil, Ernst-Grein-Str. 14, Salzburg Anmeldung: St. Virgil, anmeldung@virgil.at Für ChristInnen ist die Schöpfung ein Geschenk Gottes, Veranstaltungsnummer: 20-0223 das es zu bewahren gilt. Die Fastenzeit bietet sich an, über den eigenen Lebensstil nachzudenken und ihn neu Mehr Infos: markus.rosskopf@seelsorge.kirchen.net zu gestalten. „Autofasten“ verbindet diese Aspekte und ist ein wirksames Mittel zur Reduktion des CO2-Aussto- ßes. Anmelden & gewinnen! Info-Abend zu Volontariats- Leitung: Referat für Umwelt und Nachhaltigkeit der einsätzen im Ausland Erzdiözese Salzburg Donnerstag, 26. März 2020 • 18.30 – 21.00 Uhr Mittwoch, 26. Februar bis Samstag, 11. April 2020 Veranstaltungsort: Caritas-Zentrale, Friedensstraße 7, Veranstaltungsort: österreichweit Salzburg Anmeldung zum „Autofasten“ unter www.autofasten.at Mehr Infos: markus.rosskopf@seelsorge.kirchen.net Galerie AdobeStock: Luka BILDUNG IST DER SCHLÜSSEL Als Kinder lernen wir mit Begeisterung, wir stehen auf, rennen los, fallen hin und laufen weiter. Unermüdlich. Als Erwachsene öffnen uns Fortbildungsangebote neue Wege, zeigen uns Türen aus dem Alltag, vielleicht aus dem Alltagsfrust. Wir erkennen, was wir eigentlich wollen, woran wir arbeiten möchten, wohin unsere Reise im Leben gehen könnte. Wir stehen auf, fallen hin, gehen weiter. 18 kontakt 87 | März 2020
Veranstaltungen Service SEELSORGEAMT/PFARRGEMEINDERATSREFERAT, TELEFONSEELSORGE KATHOLISCHE AKTION, CARITAS Es gibt so Tage, da würde ich gerne mit jemandem reden! Lernatelier Vertraulich – Kostenlos – Rund um die Uhr Ich bin da:für – Weiterbildung für Ehrenamtliche Eine Einladung für Ehrenamtliche im PONGAU: NOTRUF 142 www.ts142.at Atelier 1: Sozialcaritatives Handeln in Pfarre und Ge- meinde – Schwerpunkt älter werden. Atelier 2: „Ganz nah NOTRUF 142 · www.telefonseelsorge.at vertraulich · kostenlos · rund um die Uhr ist dein Wort …“ – Fortbildung für LektorInnen. Atelier 3: KIDS-LINE Pray with you(th) – Gebetsformen für Jugendliche. Rat für junge Leute. Kostenlos vom ReferentInnen: Anita Hofmann, Elisabeth Huber, Andrea Festnetz und vom Handy. Kreuzberger; Birgit Esterbauer, Margarita Paulus; Täglich 13:00 bis 21:00 Uhr Michael Strohriegl, Veronika Beier Freitag, 20. März 2020 • 15.00 – 21.00 Uhr, 0800 - 234 123 ca. 17.30 Uhr Einladung zur Jause www.kids-line.at Ort: Pfarre Radstadt, Prehauserplatz 1, 5550 Radstadt Anmeldung erforderlich bis 10. März 2020 bei PARTNER- UND FAMILIENBERATUNG maria.herbst@seelsorge.kirchen.net, 0662-8047-2074 • Psychologische Beratung • Information bei sozialen Eine Einladung für Ehrenamtliche im PINZGAU: und juristischen Fragen Atelier 1: Diakonie und Soziales Handeln. Atelier 2: • Geförderte Familien-Mediation „Brennen ohne Auszubrennen“. Atelier 3: Pray with Salzburg, Zell am See, St. Johann i. P., Tamsweg, 0662 - 8047 6700 you(th). St. Michael, Wörgl www.kirchen.net/beratung ReferentInnen: Sylvia Kroisleitner, Barbara Schubert; Angelika Gassner; Florian Huber KATHOLISCHE JUNGSCHAR Freitag, 24. April 2020 • 15.00 – 21.00 Uhr, ca. 17.30 Uhr Einladung zur Jause E NER Ort: Pfarre Mittersill, Kirchgasse 16, 5730 Mittersill F F O - 8047 EL Anmeldung erforderlich bis 14. April 2020 bei Wir stellen die Kinder in die Mitte maria.herbst@seelsorge.kirchen.net, 0662-8047-2074 0662 I M M H ENEeRn.at 7580 OFtF-kM www.kirchen.net/jungschar BIBELWELT n irchEL Sieben.Tage fopoi PRÄVENTIONSSTELLE in HIM .at irchenrichtet sich an oint-k Karl Weisers Schöpfungszyklus in der Salzburger Plainstraße Unser Angebot Beschreibung: Die 8. Sonderausstellung der Bibelwelt infopErwachsene und Jugendliche, die OFFENER HIMMEL mit Kindern arbeiten – zum Schutz wird am Sa, 18.4.20, 18:15 Uhr eröffnet und kann bis vor sexueller Gewalt an Kindern. 6.9.20 in der St. Elisabethkirche kostenlos besichtigt Servicestelle für werden. Altersgerechte Führungen (SchülerInnen€Euro 2, Präventions- und Bildungsarbeit OFFENER HIMMEL infopoint-kirchen.at 0662 - 8047 7585 Erwachsene Euro 3,10) können unter Tel. 0676 8746 7080, infopoint-kirchen.at www.kirchen.net/NaeheundDistanz bzw. bibelwelt.at@gmail.com gebucht werden. Wenige Texte der Weltliteratur haben so viele KünstlerIn- INFOPOINT KIRCHEN nen inspiriert, wie die Erzählung von den sieben Tagen Reden über den Glauben? Auf der infopoint-kirchen.at der Erschaffung der Welt, mit der die Bibel beginnt. Der infopoint-kirchen.at Suche nach spirituellen Angeboten? Salzburger Künstler Karl Weiser (1911–1988) übersetzte den Text 1958 in sieben farbkräftige Medaillons, die 0662 - 8047 Ein E2087 en en e ine OFFENER OFFENER Franziskanergasse 3, Salzburg Ei en Kirch Ei en Kirch er über den sieben Eingängen der Häuserzeile der nrichtung HIMMEL nrichtung Plainstraße 46–58 aufmalte. HIMMEL www.infopoint-kirchen.at ich l der ist ich clhr Sein Ringen um Komposition und Farbverteilung wird der christ besonders in seinen dafür angefertigten Entwürfen SCHWANGER UND IN NOT sichtbar. Diese werden nun erstmals der Öffentlichkeit in einer Sonderausstellung der Bibelwelt präsentiert und Beratung, Begleitung zwar in der Kirche von St. Elisabeth als vergrößerte und Hilfe. Anonym, kostenlos, Kopien der von Karl Weiser angefertigten, A4-großen rund um die Uhr. Vorstudien und Skizzen. Referent/Leitung: Pfarrer Heirich Wagner 0800 - 300 370 www.schwangerwastun.at Bis 6. September 2020 • 8.00 – 18.00 Uhr Ort: St. Elisabethkirche, Plainstraße 42, 5020 Salzburg Infos zur Veranstaltung: Andrea Ruttnig, 0676 8746 7080, bibelwelt.at@gmail.com 19
Gastfreundschaft Wir bitten zu Tisch! Sie kommen immer hungrig, manchmal müde und manch- mal auch grantig: Die Gäste, für die Köche und Köchinnen arbeiten, Nährendes zubereiten und mit Liebe würzen. Und das Tag für Tag. Es soll den Gästen schmecken, sie zufrieden, wenn nicht sogar glücklich machen, das Essen, das bekann- termaßen Leib und Seele zusammenbringt bzw. -hält. Essen ist eine sehr emotionale Geschichte OLIVER ESCHMANN, KÜCHENCHEF ST. VIRGIL FÜR MICH IST ES EINE SCHÖNE DASEINSFORM, hier in St. Virgil gemeinsam mit dem Team Gastfreundschaft zu schenken. Ich habe früher gern gekellnert: Dabei bekam ich viel von der Freude der Menschen an gutem Essen mit. Ich mag es, für Menschen zu kochen und freue mich, dass unsere Gäste sich wohlfühlen: Sie sind satt geworden, sie haben das Essen genossen, miteinander geredet und gelacht. Das beobachte ich rund um unser Buffet: Menschen betrachten versunken das Angebot, wählen mit Bedacht aus und vergessen die Umgebung. Ich habe kein Lieblingsgericht, viele Foto: Repolust Speisen sind mit Erinnerungen an die Kindheit verbunden. Das Schönste an meinem Beruf: Über das Essen können wir Menschen ein gutes Gefühl schenken! Suppen für die Zukunft TANJA ZAWADIL, kfb-REFERENTIN IN DER KATHOLISCHEN FRAUENBEWEGUNG (kfb) gestalten wir aktiv Gegenwart und Zukunft von Frauen. Zum Beispiel mit unserer Gastfreundschaft. Alljährlich laden wir landauf und landab Menschen ein, gemeinsam mit uns unsere Suppen mit Mehrwert zu essen. Sie machen unsere christlichen Wurzeln sichtbar und das schon seit mehr als 60 Jahren. Wie das Amen zum Gebet gehören diese kfb Fastensuppen zur Fastenzeit. Jahr für Jahr unterstützen sie als Gäste die Aktion Familienfasttag, wir freuen uns, dass unser Angebot der Gastfreundschaft so zahlreich angenommen Foto: privat wird. 2020 lautet das Motto der Aktion Familienfasttag „Gemeinsam für eine Zukunft in eigener Hand“. Schwerpunktland ist heuer Indien. Es ist schön, wenn das Essen schmeckt ROCHUS LANNER, CHEFKOCH IM BORROMÄUM SEIT 14 JAHREN KOCHE ICH NUNMEHR SCHON IM BORROMÄUM, hier sind wir zu acht in der Küche. 240 bis 260 Essen gehen täglich raus, an die Schüler und an die Mit arbeiterInnen der Erzdiözese. Für mich bedeutet Gastfreundschaft, freundlich zu sein und auf die Qualität des Essens zu achten. Wir arbeiten mit guten Produkten und versuchen die Zutaten wirklich aufzuarbeiten, die schönen und die weniger schönen Teile gut weiter zu verarbeiten. Wir wollen möglichst wenig wegschmeißen. Fisch kommt einmal in der Woche auf den Tisch, Gemüsebeilagen und Salate Foto: Repolust kommen bei unseren Gästen gut an. Klar gibt es auf Wunsch auch Nachschlag: Es ist für uns auch schön zu beobachten, wenn das Essen schmeckt! 20 kontakt 87 | März 2020
Impuls Porta patet, cor magis! … das habe ich über manchen alten Türen, vornehmlich in Klöstern, gelesen: „Weit offen die Tür, noch weiter das Herz!“ HERZLICH Die Gastfreundschaft ist eine soziale Tugend, die weit in die vorchrist- WILLKOMMEN! liche Zeit reicht, als die menschlichen Sippenverbände noch vielfach als „HERZLICH WILLKOMMEN!“, Nomaden in z.T. unwirtlichen Gegenden unterwegs waren (vgl. Jos 20, 4). „BIENVENIDO!“, „WELCOME!“ – Reisende sind vielen Gefahren ausgesetzt; Nahrungsknappheit, Schutz- der Willkommensgruß, den es losigkeit vor der Witterung und vor Feinden … in jeder Sprache gibt und der auf vielen Schildern zu lesen Es mag aus heutiger Sicht seltsam anmuten, dass es in den europäischen ist – als Lippenbekenntnis Spitälern vor dem 16. Jh. faktisch keine Ärzte gab. Spitäler-Herbergen oder Verheißung oder tatsäch- (vgl. Hospital, Hotel) waren ursprünglich geistlich geführte Häuser/ lich ernstgemeint? Sie merken Klöster, die Kranken und Pilgern Gastfreundschaft gewährten und meist sofort, wenn Sie in eine Ge- dem Hl. Geist geweiht waren. Noch heute gibt es viele Hl. Geist Spitäler. meinde kommen, ein Ge- schäft oder einen Pfarrsaal be- Dort wo die innere und äußere Not groß ist, dort ist die Gastfreundschaft treten, wie das mit dem besonders wichtig. Wenn ich unterwegs bin oder mein Heim verloren „Herzlich Willkommen!“ ge- habe, brauche ich Obdach und Aufnahme. Wenn ich verzweifelt bin und meint ist. nicht mehr weiter weiß, brauche ich neben einer stets offenen Tür auch Stellen Sie sich vor, Sie möch- ein offenes Herz, das mir Herberge und Schutz ist. Wo Menschen ihres ten zu einer Veranstaltung in und das Leben ihrer Lieben aus Kriegstrümmern und Verfolgung in den Pfarrsaal gehen. Wie ha- Sicherheit zu bringen suchen, können wir nicht planen, Flüchtlings ben Sie von der Veranstaltung routen zu schließen oder ihnen beim Ertrinken zuzuschauen! erfahren? Wurden Sie persön- lich eingeladen? Finden Sie Erst wenn das Herz weit mehr offen ist, als die Tür, dann entsteht Gast- den Pfarrsaal auf Anhieb? Wer- freundschaft jenseits aller Duldung. Und vielleicht hilft der Gedanke, den Sie am Eingang begrüßt? dass selbst unser Erlöser nach seiner Geburt sein Leben als Flüchtling in Weist Sie jemand auf die Gar- Ägypten begonnen hat. derobe hin? Werden Sie von den anwesenden Personen Schwarz Detlef wahrgenommen? Geht je- mand auf Sie zu oder haben Sie den Eindruck zu stören? Ich gehe nicht davon aus, dass Sie jemand bei der Hand neh- Ein Sinnbild der ganzen Kirche men muss, um Ihnen für den Rest des Abends nicht mehr „Der Diakon [...] ist Ratgeber des ganzen Klerus und so etwas wie das Sinnbild von der Seite zu weichen. Die der ganzen Kirche. Er pflegt die Kranken, kümmert sich um die Fremden, ist Haltung, in der Ihnen die der Helfer der Witwen. Väterlich nimmt er sich der Waisen an, und er geht in Menschen begegnen, wird den Häusern der Armen aus und ein, um festzustellen, ob es niemanden gibt, entscheidend sein, ob Sie an der in Angst, Krankheit oder Not geraten ist... Er macht der Gemeinde die weiteren Veranstaltungen der Namen derer bekannt, die der Hilfe bedürfen... Wenn der Diakon in einer Pfarre teilnehmen werden. Stadt tätig ist, die am Meer liegt, soll er sorgsam das Ufer absuchen, ob nicht die Leiche eines Schiffbrüchigen angeschwemmt worden ist. Er soll sie Klaudia Achleitner, Referentin bekleiden und bestatten. In der Unterkunft der Fremden soll er sich erkundi- für Pfarrgemeinderäte gen, ob es dort nicht Kranke, Arme oder Verstorbene gibt, und er wird es der klaudia.achleitner@seelsorge. Gemeinde mitteilen, dass sie für jeden tut, was nötig ist.“ kirchen.net Syrische Kirchenordnung aus dem 5. Jhdt. +43(0)676 8746 6668 kontakt 87 | März 2020 21
Best Practice Tiere zu Gast im Kirchturm Er hat Klein und Groß erschaffen und trägt gleiche Sorge für alle. (Weish 6,7) Gebäudebewohnende Tiere, insbesondere Vögel und Fledermäuse, aber Daten & Fakten auch viele andere Tierarten, finden immer schwierigere Lebensbedingun- gen vor. Der Kirche als „Lebens-Raum“ für „Kulturfolger“, wie Turmfalke, Das Projekt „Kirchturmtiere“ ist Mauersegler, Dohle und Co., kommt vielerorts eine bedeutende Rolle zu. eine Kooperation des Vereins zur Was man wahrnimmt und kennt, schützt man eher. Förderung kirchlicher Umwelt Was lebt rund um Ihren/deinen Kirchturm? arbeit, in dem die Umweltbeauf- tragten der katholischen und evangelischen Kirche vertreten Im Fokus stehen 11 Tierarten, es sind, gemeinsam mit BirdLife Ös- kann aber jede andere Tiersichtung terreich und dem Naturschutz- an und um Kirchen gemeldet bund Österreich. werden. Die Beobachtung wird Wie „gastfreundlich“ ist anschließend von ExpertInnen Ihre/deine Kirche? bestimmt/geprüft. Durch die So geht’s: gewonnenen Daten kann 1. App „naturbeobachtung.at“ Wissen über vorkommende installieren & anmelden Tiere in und um Kirchen 2. Projekt „Kirchturmtiere“ vernetzt genutzt werden. So wählen können gegebenenfalls 3. Kirche wählen Maßnahmen zum Schutz 4. Tier beobachten und Art für gefährdete Tierarten auswählen ausgearbeitet werden. 5. (gern) Foto der beobachteten Dem Artensterben Tierart machen & hochladen kann man entgegen- oder aus Galerie hinzufügen treten. Durch 6. Absenden – Fertig! Wahrnehmen von Informationen zu diesem Citizen „Klein und Groß“ Science Projekt (teilhabende und Gastfreund- Wissenschaft) gibt es hier schaft auf dem www.kirchturmtiere.at „heiligen Kontakt: Boden“. Kathrin Muttenthaler MSc. Referat für Umwelt & Nachhaltig- keit, 0662/80472063 kathrin.muttenthaler@seelsorge. kirchen.net Tierbeobachtungen rund um den Kirchturm (Radius: 100 m) können über die kosten- lose App naturbeobachtung.at gemeldet werden. Fotos verbessern die Datenqualität! 22 kontakt 87 | März 2020
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