Einsatzmöglichkeiten von Web 2.0 Tools im Marketing: Virales Marketing

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Einsatzmöglichkeiten von Web 2.0 Tools im Marketing: Virales Marketing
Young information Professionals Day 2009
Einsatzmöglichkeiten von Web 2.0 Tools im Marketing:
Virales Marketing
Merle Stuckmann, Düsseldorf

Das soziale Netz, welches Menschen            1 Virales Marketing                         es Internetnutzern, das World Wide Web
                                                                                          nicht mehr nur als reine Informations-
durch Freundschafts-, Bekannt-
                                           Heutzutage begegnet uns Werbung fast           quelle zu nutzen, sondern selber aktiv
schafts- und Verwandtschaftsbezie-
                                           überall: Seien es Werbespots im Fernse-        tätig zu werden und Inhalte zu erstel-
hungen verbindet, wird inzwischen
                                           hen oder im Radio, Anzeigen in Zeitun-         len, zu bearbeiten und zu kommentie-
immer intensiver über das Medium           gen, Zeitschriften und Magazinen oder          ren (O’Reilly, 2005). Die Nutzer sind also
Internet gepflegt. Das liegt nicht zu-     Werbebanner im Internet; es ist nahezu         nicht nur Konsumenten des Informations-
letzt an den Möglichkeiten, die die        unmöglich, sich der Flut von Werbung           angebots, sondern wirken auch als Pro-
Technologien des Web 2.0 bieten.           zu entziehen. Studien belegen, dass            duzenten mit (Schiele, Hähner & Becker,
Diesen Umstand kann sich das virale        jeder Konsument täglich zwischen 2500          2007, S. 6). Man spricht hierbei auch von
Marketing zu Nutzen machen. Bei            und 5000 Werbebotschaften ausgesetzt           „Prosumerism“, ein Begriff, der bereits
dieser Marketingstrategie wird über        ist (Langner, 2009, S. 13). Da viele Kon-      1980 von Alvin Toffler verwendet wurde
bei soziale Netzwerke und Mundpro-         sumenten diese Unmengen an Kauf-               (Toffler, 1980).
paganda Aufmerksamkeit auf Mar-            empfehlungen und Kaufanreizen weder            Über die Jahre entstanden zahlreiche in-
ken und Produkte gelenkt. Der Term         wahrnehmen möchten noch das in vollem          novative Web 2.0-Plattformen und Tools,
„viral“ wurde aus der Medizin ent-         Umfang können sowie Werbung meist              die von Millionen von Internetnutzern
lehnt, da die Werbebotschaft wie ein       unbewusst so gut wie möglich auszu-            verwendet werden. Studien zeigen, dass
Virus von Mensch zu Mensch weiter-         blenden versuchen, ist es für Werbeagen-       inzwischen zwei Drittel aller Internetnut-
getragen werden soll. Die Werbebot-        turen eine immer größere Herausforde-          zer weltweit regelmäßig Social Networ-
schaft kann dabei auf unterschied-         rung, mit Werbemaßnahmen Konsumen-             king-Plattformen und Blogs benutzen
lichste Weise präsentiert werden,          ten zu erreichen und zu begeistern.            und 10 Prozent der im Internet verbrach-
etwa in der Form von Videoclips, in-       Virales Marketing umgeht diese Proble-         ten Zeit auf diesen Sektor entfällt (Niel-
teraktiven Spielen, Software, Bildern      matik, indem zu Vermarktungszwecken            sen, 2009, S. 1). Nicht allein diese Tatsa-
                                           gezielt Mundpropaganda ausgelöst wird          che macht besonders Social Networking-
oder sogar Textnachrichten. Das Web
                                           und dabei für das beworbene Unterneh-          Plattformen und Blogs interessant für die
2.0 bietet für die Verbreitung effek-
                                           men und für den Kunden eine Win-Win-           Nutzung im viralen Marketing, sondern
tive Anwendungen und Kanäle, die
                                           Situation geschaffen wird: Die Werbe-          natürlich hauptsächlich der Kontakt und
zudem noch kostengünstig sind.             botschaft oder das Produkt werden vom          rege Meinungsaustausch zwischen den
                                           Kunden entdeckt und für so interessant         Nutzern, der hier ermöglicht wird.
Use of Web 2.0 tools in marketing: Viral   empfunden, dass er Anderen davon be-
Marketing                                  richten möchte und die Entdeckung wei-
The social network that connects           terleitet (Langner, 2009, S. 29). Die so er-      2.1 Blogs
people with friends, acquaintances         reichten Konsumenten nehmen die Bot-
and relatives is more and more             schaft wohlwollend auf, da sie sie nicht       Blog ist die Abkürzung für „Weblog“,
maintained via the internet. This is       über triviale Kanäle wie das Fernsehen         was soviel bedeutet wie Internet-Tage-
partly owed to the possibilities pro-      oder das Radio erreicht, sondern aus dem       buch. Jeder Nutzer kann ein persönliches
vided by the technologies of the Web       Freundes- oder Bekanntenkreis kommt.           Blog erstellen und dort eigene Beiträge
                                           Das Unternehmen profitiert davon enorm,        veröffentlichen. In die Beiträge können
2.0. Viral marketing can profit from
                                           da dieser Weg erstens kostengünstig ist        Hyperlinks zu anderen Seiten, Video-
this, because it uses social networks
                                           und zweitens die Konsumenten die Wer-          oder Sounddateien von anderen Platt-
and word-of-mouth to draw atten-
                                           bung bewusst aufnehmen und ihr offen           formen eingebunden werden, außerdem
tion to brands and products. The
                                           begegnen (Leskovec, Adamic, Huberman,          haben die meisten Blogs eine Kommen-
term „viral“ is borrowed from the          2007, S.1).                                    tar-Funktion, mit deren Hilfe Leser zu
field of medicine: The advertising         Das Web 2.0 bietet für diese Art des Mar-      den einzelnen Beiträgen ihre Meinung
message is supposed to spread from         ketings hervorragend geeignete Anwen-          ausdrücken können.
person to person like a virus. The ad-     dungen und Kanäle.                             Mit Hilfe von RSS lässt sich ein Blog
vertising message can take on many                                                        quasi abonnieren; wird ein neuer Ein-
different forms like videoclips, inter-                                                   trag veröffentlicht, erhält man eine Be-
active games, software, pictures or           2 Web 2.0 Tools                             nachrichtigung in Form einer RSS-Datei
even text messages. The Web 2.0 pro-                                                      (Groß & Hülsbusch, 2004, S.45f.). Neben
vides effective and low cost applica-      Der Begriff Web 2.0 gewann ab 2004 an          RSS müssen auch Permalinks als Be-
tions and channels for this.               Popularität und wurde hauptsächlich von        sonderheit von Blogs erwähnt werden.
                                           Tim O’Reilly, dem Gründer von O’Reilly         Diese ermöglichen es, nicht nur auf eine
                                           Media, geprägt. Das Web 2.0 ermöglicht         Seite zu verlinken, sondern direkt auf

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Virales Marketing

     einen speziellen Beitrag. So lassen sich       sich ganz einfach per Email weiterleiten     nerell lässt sich jedoch festhalten, dass
     innerhalb der Blogosphäre Diskussionen         oder in eigene Webseiten oder Blogs ein-     die bestehenden Kommunikationsnetze
     führen und Verbindungen zwischen ver-          betten (Cheng et al., 2007, S. 1).           und die Verhaltensmuster der anvisierten
     schiedenen Blogs schaffen. Mit Hilfe der       Besonders Video-Communities erfreuen         Zielgruppe effizient genutzt werden müs-
     „Trackback“-Methode lässt sich sogar           sich wachsender Beliebtheit, allein You-     sen, um eine möglichst weite Verbrei-
     nachvollziehen, wer welche Einträge ver-       Tube, die 2005 gestartete und inzwi-         tung des Kampagnenguts zu gewährleis-
     linkt und wie auf diese Verlinkungen mit       schen führende Plattform für Online-Vi-      ten. Es sollten also Kommunikationswege
     Kommentaren oder weiteren Links re-            deos, war 2007 für fast 10 Prozent des       gewählt werden, die von den Personen,
     agiert wird (O’Reilly, 2005).                  gesamten Internet-Traffics verantwort-       auf die die Werbung abzielt, ohnehin ver-
                                                    lich (Cheng et al., 2007, S. 1). Die wei-    wendet werden, denn je bequemer sich
                                                    tere Verbreitung der auf YouTube an-         das Weiterleiten einer Botschaft gestal-
        2.2 Social Networking-Plattformen           gebotenen Videos wird zusätzlich durch       tet, desto schneller wird sie sich verbrei-
                                                    die Möglichkeit gefördert, ein Video mit     ten (Langner, 2009, S. 47).
     Social Networking-Plattformen sind             wenigen Mausklicks auf seinem persön-
     webbasierte Angebote, die es Nutzern           lichen Account bei Social Networking-        Ebenfalls bei der Planung einer viralen
     ermöglichen, Teil eines virtuellen Freun-      Plattformen wie MySpace oder Facebook        Kampagne nicht zu vernachlässigen ist
     deskreises zu werden. Die Kernelemente         oder in einem Blog-Eintrag einzubetten       die Verfügbarkeit des Kampagnenguts.
     dieser Plattformen sind immer gleich:          beziehungsweise zu verlinken.                Diese ist gerade im Internet zu berück-
     Zum einen lassen sich persönliche Profile                                                   sichtigen, eventuelle Besucheranstürme
     erstellen, um die eigene Person und die                                                     auf zur Verfügung gestellte Downloads
     eigenen Interessen darzustellen. Über            3 Planung einer viralen Kampagne           müssen problemlos bewältigt werden
     sein Profil kann ein Nutzer dann mit an-                                                    können (Langner, 2009, S. 47).
     deren Nutzern der Plattform in Kontakt         Eine virale Marketingkampagne setzt
     treten.                                        sich aus vier Hauptteilen zusammen,
                                                    dem Kampagnengut, den Rahmenbedin-              3.3 Weiterempfehlungsanreize
     Es gibt inzwischen zahlreiche verschie-        gungen, Weiterempfehlungsanreizen und
     dene Social Networking-Plattformen wie         dem zielgruppenspezifischen Streuen          Neben der Besonderheit des Kampag-
     etwa MySpace oder Facebook, die sich           (Langner, 2009, S.37).                       nengutes an sich bieten sich noch andere
     in ihren Grundfunktionen ähneln, sich                                                       Möglichkeiten an, um Mundpropaganda
     aber jeweils durch kleine Besonderhei-                                                      auszulösen. Bei vielen viralen Kampag-
     ten auszeichnen. Bei Facebook ist es zum         3.1 Kampagnengut                           nen geschieht das in Form von Prämien,
     Beispiel möglich, als Institution ein Profil                                                die die Nutzer erhalten, wenn sie ein
     zu erstellen. So sind etwa Universitäten       Oft steht bei viralen Marketingkampag-       Kampagnengut weiterempfehlen. Diese
     wie Harvard oder Firmen wie Starbucks          nen nicht das eigentlich zu bewerbende       Prämien können zum Beispiel die Form
     auf Facebook vertreten und andere Nut-         Produkt im Mittelpunkt, sondern die vi-      von Gewinnspielen oder Einkaufsgut-
     zer können „Fans“ dieser Profile werden        rale Werbung selbst. Diese wird auch als     scheinen haben und müssen auf die Ziel-
     (Boyd & Ellison, 2007, S. 2f.).                Kampagnengut bezeichnet. Ein solches         gruppe abgestimmt sein, um für diese als
                                                    Kampagnengut soll im Idealfall nicht als     wertvoll zu gelten (Langner, 2009, S. 49).
     Die Zeit, die Nutzer heutzutage auf Social     Werbung wahrgenommen werden, son-            Beim Anbieten von Prämien ist jedoch
     Networking-Plattformen verbringen, hat         dern in erster Linie Aufmerksamkeit er-      Vorsicht geboten: Viele Konsumenten
     zwischen Dezember 2007 und Dezember            zeugen und das Werbeanliegen indirekt        erwarten bei solchen Geschenken einen
     2008 dreimal so stark zugenommen wie           vermitteln. Außerdem muss es so interes-     „Haken“ und verzichten aus Unsicher-
     die Zeit, die generell im Internet ver-        sant, innovativ oder besonders sein, dass    heit lieber auf die Prämie und damit auf
     bracht wird. Ein Großteil der Kommuni-         Menschen, die damit in Kontakt kommen,       ein Weiterreichen des Kampagnenguts
     kation im Internet läuft über diese Platt-     die Botschaft weiterreichen oder weiter-     (Langner, 2009, S. 52).
     formen, und das in allen Altersgruppen         empfehlen (Langner, 2009, S. 38).
     (Nielsen, 2009, S. 3). Allein diese Tatsa-
     chen machen Social Networking-Plattfor-        Um die Verbreitung von Kampagnengü-             3.4 Zielgruppenspezifisches Streuen
     men für klassisches und virales Marke-         tern möglichst nicht zu blockieren, sind
     ting interessant.                              zwei Aspekte unabdingbar: Zum einen          Bevor mit der Verbreitung eines Kampag-
                                                    muss das Kampagnengut kostenlos zu-          nenguts begonnen werden kann, stellen
                                                    gänglich sein. Kostenpflichtige Ange-        sich zwei Fragen: Welche Ziele verfolgt
        2.3 File Sharing Communities                bote unterdrücken impulsives Handeln         die Kampagne und welche Zielgruppe
                                                    und schrecken Konsumenten womöglich          soll erreicht werden?
     Ebenfalls attraktiv für das virale Marke-      von einer Weiterleitung ab. Zusätzlich       Meist dient eine virale Kampagne dazu,
     ting sind File Sharing Communities. Sol-       spielt die einfache Übertragbarkeit eine     die Markenbekanntheit zu steigern, aber
     che Portale bieten nützliche Features, um      große Rolle. Der Inhalt des Kampagnen-       auch die Gewinnung von Kundeninforma-
     das Bereitstellen, Teilen und Nutzen von       guts darf nicht zu kompliziert sein, damit   tionen durch Abfrage bestimmter Daten
     Audio-, Video- oder Bilddateien beque-         er leicht wiedergegeben werden kann,         wie E-Mail-Adressen oder die Steigerung
     mer zu machen (Cheng, Dale & Liu, 2007,        außerdem muss bei Online-Kampagnen           der Verkaufszahlen eines Produkts kön-
     S. 1).                                         darauf geachtet werden, dass etwa das        nen Zielsetzungen sein (Langner, 2009,
     Neben dem breiten Angebot von Medien,          Laden einer Webseite oder ein Download       S. 59). Wichtig bei der Zielsetzung ist
     das File Sharing Communities bieten,           möglichst wenig Zeit in Anspruch nimmt       die klare Definition und Messbarkeit der
     zeichnen sie sich besonders durch den          (Langner, 2009, S. 44f.).                    Zielaussagen, wie etwa eine bestimmte
     Community-Gedanken aus. Nachdem                                                             Anzahl neuer Newsletter-Abonnenten
     man einen Account erstellt hat, kann                                                        oder Views eines viralen Videoclips. Dies
     man nicht nur eigene Inhalte hinzufügen          3.2 Rahmenbedingungen                      ist unbedingt notwendig, um später eine
     und diese mit Keywords versehen, son-                                                       sinnvolle Analyse und Erfolgsmessung
     dern auch Beiträge anderer Nutzer kom-         Die Rahmenbedingungen hängen stark           der Kampagne durchführen zu können
     mentieren und bewerten. Inhalte lassen         von der Art der viralen Kampagne ab. Ge-     (Langner, 2009, S. 60).

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Virales Marketing

Ebenso klar definiert sollte die Ziel-       zur Community aufbauen muss (Langner,         Auch hier stehen an erster Stelle Blogs,
gruppe einer viralen Kampagne sein.          2009, S. 79).                                 die nicht nur zur Verbreitung eines Kam-
Spricht das Kampagnengut die Konsu-                                                        pagnenguts beitragen können, sondern
menten nicht an, werden sie es nicht ver-    Da, wie bereits angesprochen, ein immer       an denen sich ebenfalls ablesen lässt,
breiten, empfinden sie es hingegen als       größer werdender Teil der sozialen In-        wie die Nutzer die virale Werbung auf-
interessant, erfolgt nicht nur eine Wei-     teraktion zwischen Menschen auf Social        nehmen und wie sie sie einschätzen und
terempfehlung, diese ist außerdem von        Networking-Plattformen stattfindet, sind      erleben. Da Nennungen in Blogs meist
ganz alleine zielgenau, da die Konsumen-     diese für erweitertes Seeding unverzicht-     mit Links versehen werden, ist es recht
ten selber Freunde oder Bekannte aus-        bar. Möglich sind bezahlte Kooperationen      simpel, diese herauszusuchen, in den
suchen, denen das Kampagnengut ihrer         mit den Plattformen, bei denen Werbung        bereits erwähnten Logfiles finden sich
Meinung nach gefallen könnte (Langner,       gezielt bei „passenden“ Nutzern ge-           Listen von externen Webseiten, die auf
2009, S. 61). Um die richtige Zielgruppe     schaltet wird, ein günstigerer Weg führt      das Kampagnengut verlinken. Da viele
zu finden ist es neben der Auswertung        jedoch auch hier über die Community           Blogger downloadbare Kampagnengüter
und Analyse von Studien über die anvi-       selbst. Hierfür gibt es bei einigen Social    wie zum Beispiel Videos auch direkt in
sierte Zielgruppe ebenfalls ratsam, Test-    Networking-Plattformen die Möglichkeit,       ihre Blogs einbetten, ist es ratsam, auch
läufe mit unterschiedlichen Ideen durch-     kleine Anwendungen zu entwerfen, die          Internet-Suchmaschinen oder spezielle
zuführen (Langner, 2009, S. 62).             die Nutzer in ihre Profile einbauen kön-      Blog-Verzeichnisse und -Suchmaschinen
                                             nen, sogenannte Widgets. Das Kampa-           wie Technorati zur weiteren Recherche
Hat man Zielsetzung und Zielgruppe           gnengut kann in diesem Fall zum Beispiel      zu verwenden (Langner, 2009, S. 97f.).
festgelegt, kann mit dem zielgruppen-        ein kleines Spiel oder ein Quiz sein (Lang-
spezifischen Streuen des Kampagnen-          ner, 2009, S. 81).                            Die einfachste Methode, qualitative Ur-
guts begonnen werden, auch „Seeding“                                                       teile der Nutzer zu erhalten, sind direkte
genannt. Hierbei gibt es zwei verschie-                                                    Bewertungen. So ist es zum Beispiel bei
dene Varianten. Zum einen das einfache          4 Erfolgsmessung viraler Kampagnen         YouTube möglich, neben dem Hinterlas-
Seeding, bei dem das Kampagnengut Be-                                                      sen von Kommentaren ein Video mit Hilfe
standskunden, Freunden oder Bekannten        Geht man von viralen Marketingkam-            einer Skala von einem bis fünf Sternen zu
präsentiert wird, etwa auf der eigenen       pagnen aus, die nicht über das Medium         beurteilen. Auf der Social Networking-
Webseite oder als Erwähnung in News-         Internet laufen, ist eine Erfolgsmessung      Plattform Facebook lassen sich gepostete
lettern. Diese passive Art der Streuung      denkbar schwierig. Mundpropaganda             Links, Widgets oder angekündigte Ereig-
ist leicht umzusetzen und zudem kosten-      lässt sich kaum messen oder kontrollie-       nisse mit einem „gefällt mir“ versehen.
günstig, allerdings ist hier die Qualität    ren, so lange sie nicht über Kommunikati-     An solchen Bewertungen lassen sich
des Kampagnenguts besonders wichtig,         onskanäle läuft, die sich beobachten und      zwar keine differenzierten Meinungen
um den Empfehlungsprozess in Gang zu         analysieren lassen. Im Internet gestaltet     ablesen, jedoch kann man repräsentative
bringen (Langner, 2009, S. 72).              sich die Erfolgsmessung einfacher. Es         Trends erkennen (Langner, 2009, S. 99f.).
                                             bieten sich zudem sowohl quantitative
Die zweite Variante ist das erweiterte       als auch qualitative Mittel an, um eine
Seeding, bei dem das Kampagnengut so         Kampagne auszuwerten.                            5 Beispiel einer viralen Kampagne:
schnell wie möglich verbreitet werden
soll und dabei über viele verschiedene                                                        Horst Schlämmer und Volkswagen
Plattformen und Kanäle, wie sie etwa das        4.1 Quantitative Methoden zur Er­
Web 2.0 bietet, in Umlauf gebracht wird.        folgsmessung                               Die Werbeagentur Tribal DDB startete
Da hierbei unter Umständen hohe Kosten                                                     Ende 2007 im Auftrag der Volkswagen
entstehen können, ist eine genaue vor-       Zur quantitativen Analyse viraler Kam-        AG eine Kampagne zur Vermarktung des
herige Planung unabdingbar. Die Veröf-       pagnen werden die standardisierten            neuen VW Golf (Nolte, 2008). Volkswa-
fentlichung eines Videoclips auf YouTube     Aufzeichnungen von Anfragen an einen          gen war der Meinung, dass die Konsu-
alleine wird so zum Beispiel nicht aus-      Server ausgewertet, die sogenannten           menten ihre Produkte zwar als hochwer-
reichen, um eine virale Verbreitung an-      Logfiles. Diese lassen mit Hilfe spezieller   tig einschätzen, das aber zu Lasten der
zuregen. Zwar werden auf der Plattform       Software nicht nur erkennen, wie viele        Preiswahrnehmung geht. Die Kampagne
täglich über 200 Millionen Videoabrufe       Zugriffe in Form von Seitenaufrufen oder      sollte den VW Golf daher als „Auto für
getätigt, jedoch auch zwischen 100.000       Downloads zustande gekommen sind,             Menschen wie uns“ (Volkswagen AG,
und 200.000 neue Videos hochgeladen.         sondern speichern außerdem Informati-         2008, S. 29) propagieren. Weitere ange-
Um aus dieser Masse heraus zu stechen,       onen zum anfragenden Computer, etwa           strebte Ziele waren mindestens 1 Million
müssen die YouTube-Nutzer durch Dis-         Betriebssystem, IP-Adresse und genaues        Views des geplanten Werbevideos in den
kussionen oder gute Bewertungen auf          Datum und Uhrzeit des Zugriffs (Langner,      ersten sechs Wochen der Kampagne und
einen Clip aufmerksam werden, es ist         2009, S. 93).                                 die Gewinnung von mindestens 15.000
also eine möglicherweise zeitintensive                                                     neuen Interessenten zu Kosten, die deut-
Auseinandersetzung mit der Community                                                       lich unter dem bisherigen Volkswagen-
notwendig (Langner, 2009, S. 77).               4.2 Qualitative Methoden zur Erfolgs­      Richtwert für Online-Kommunikation von
                                                messung                                    190 € pro neu gewonnenem Interessen-
Wichtige Instrumente beim erweiterten                                                      ten liegen sollten (Volkswagen AG, 2008,
Seeding sind Foren und Blogs. Oft ist hier   Auch die qualitative Evaluation einer vi-     S. 29). Angestrebte Zielgruppe waren 18-
zwar nur eine kleine Zahl an Nutzern an      ralen Kampagne ist von enormer Wich-          bis 40-jährige mit gehobenem Bildungs-
einer Diskussion beteiligt, beziehungs-      tigkeit. Aussagen und Meinungen zum           standard (Nolte, 2008).
weise schreibt aktiv Artikel oder Kom-       Kampagnengut sollten beobachtet wer-
mentare, die Zahl der Leser ist hingegen     den, um die Kampagne anzupassen oder          Zugpferd der Kampagne war der Komi-
um ein vielfaches höher. Auch hier ist der   Verbesserungen für zukünftige Kampag-         ker Hape Kerkeling, der in seiner Rolle als
Aufwand sehr hoch, da man die passen-        nen zu finden.                                verschrobener Reporter Horst Schlämmer
den Foren oder Blogs selektieren, das        Qualitätsurteile von Nutzern findet man       über seine Erlebnisse beim Erwerb des
Kampagnengut aktiv und sinnvoll ins Ge-      im Internet dort, wo miteinander disku-       Führerscheins berichten sollte. Interes-
spräch bringen und eine gute Beziehung       tiert und Meinungen kundgetan werden.         sierte Internet-Nutzer sollten ihn dabei

                61(2010)2, 97-101                                                                                                 99
Virales Marketing

                                                                                                  Internets ohne weitere Kosten für Volks-
                                                                                                  wagen bekannt gemacht und die ohnehin
                                                                                                  schon große Effizienz konnte noch um ein
                                                                                                  Vielfaches gesteigert werden (Volkswa-
                                                                                                  gen AG, 2008, S. 34).

                                                                                                    6 Fazit
                                                                                                  Virales Marketing bedeutet viel mehr,
                                                                                                  als einfach nur ein Video auf YouTube
                                                                                                  hochzuladen. Richtig umgesetzt kann es
                                                                                                  für Unternehmen eine einfache, kosten-
                                                                                                  günstige und gewinnbringende Form des
                                                                                                  Marketings sein.

                                                                                                  Ausschlaggebend für die Wirkung einer
                                                                                                  Kampagne ist hauptsächlich das richtige
                                                                                                  Kampagnengut. Häufig kommt dieses in
                                                                                                  Form von Videoclips daher, jedoch bietet
                                                                                                  das Web 2.0 unzählige weitere Möglich-
                                                                                                  keiten. Letztendlich kann jedes Kampa-
                                                                                                  gnengut zum Erfolg führen, wenn es die
                                                                                                  richtigen Kriterien erfüllt: Es muss die
     Abbildung 1: Screenshot VW-Schlämmerblog vom 27.07.2007 (Nolte, 2008).                       Konsumenten der Zielgruppe dort errei-
                                                                                                  chen, wo sie sich im Internet bewegen,
                                                                                                  und innovativ, nützlich oder besonders
     über ein eigenes Blog und Videoclips be-        zugespielt wurden. Später erfolgte ein       sein. Doch auch wenn Mundpropaganda
     gleiten können (siehe Abbildung 1).             zusätzliches Seeding auf den Videopor-       nicht von alleine entsteht, kann über
     Tribal DDB ließ innerhalb von sieben            talen YouTube, Sevenload und Clipfish        zielgenaues Seeding Aufmerksamkeit er-
     Tagen eine Reihe von Videos produzie-           sowie auf der Internetseite der Tageszei-    zeugt werden. So sollte mit der richtigen
     ren, die im Blog nach und nach veröffent-       tung Bild (Volkswagen AG, 2008, S. 32).      Strategie und einem abgestimmten Kam-
     licht wurden und recht häufig die Marke                                                      pagnengut jede Zielgruppe erreichbar
     VW und das Produkt Golf einfließen lie-         Der Erfolg der Kampagne war enorm.           sein, denn wie Studien zeigen, verbrin-
     ßen. Die Figur des Horst Schlämmer er-          Die gesteckten Ziele wurden bei weitem       gen immer mehr Menschen aller Alters-
     freute sich zu diesem Zeitpunkt bereits         übertroffen, zum Ende der Kampagne           gruppen viel Zeit im Internet (Nielsen,
     durch Auftritte im TV großer Beliebtheit,       waren die viralen Videoclips von 611.817     2009, S.3). Um wirklich sagen zu kön-
     das Blog sollte diese Fans ansprechen           Usern über 7,11 Millionen Mal angesehen      nen, welche Web 2.0 Tools bei welchen
     und über virale Verbreitung nach kurzer         worden, so dass also jeder der User im       Zielgruppen den größten Erfolg haben,
     Zeit eine eigene Fan-Community errei-           Schnitt 11,5 Videoclips schaute (Volkswa-    sollten bei der Planung viraler Kampag-
     chen (Volkswagen AG, 2008, S. 31).              gen AG, 2008, S. 32). Neben hervorragen-     nen genauere Analysen herangezogen
                                                     den Bewertungen der Videoclips auf den       werden, die das Alter der Nutzer und die
     Die Kampagne wurde in drei Phasen ge-           Videoportalen und hohen Platzierungen        Dauer und Intensität der Nutzung der
     gliedert. Die erste war dadurch gekenn-         des Horst Schlämmer-Blogs in diversen        verschiedenen Tools beleuchten.
     zeichnet, dass die virale Werbung für           Blog-Charts gewann auch das Produkt
     sich stand, ohne explizit als Werbemaß-         VW Golf an Popularität (Volkswagen           Virales Marketing birgt auch Risiken: Ein-
     nahme von VW gekennzeichnet zu sein             AG, 2008, S. 33). Die anvisierte Zahl von    mal in Gang gesetzt kann Mundpropa­
     (Nolte, 2008). Knapp eine Woche nach            15.000 neuen Interessenten wurde nicht       ganda kaum noch gestoppt werden,
     dem Start der Kampagne wurde dies je-           nur erreicht, sondern mit 90.000 generier-   deshalb besteht die Gefahr, dass ein
     doch von Bloggern aufgedeckt, worauf-           ten Interessenten um 500 Prozent über-       Kampagnengut schlecht aufgenommen
     hin der Blog mit dem Disclaimer „Sponso-        troffen, wobei die Akquisitionskosten        wird und sich negative Reaktionen wie
     red by Volkswagen“ versehen wurde und           pro Interessent bei nur 16,63€ lagen, ein    ein Lauffeuer im Internet verbreiten. Ein
     so die zweite Phase begann. Trotz Kritik        deutlicher Unterschied zum bisherigen        solches Szenario sollte natürlich mög-
     vieler Blogger an dieser Art der Vermark-       Richtwert von 190€ (Volkswagen AG,           lichst schon im Vorfeld mit einer genauen
     tung blieben die Fans loyal, außerdem           2008, S. 34f.).                              Planung der viralen Kampagne ausge-
     steigerte dieser kleine „Skandal“ die Po-                                                    schlossen werden. Tritt es trotzdem ein,
     pularität der Kampagne noch zusätzlich          Ausschlaggebend für den Erfolg waren         hilft guter Kontakt und eine positive Be-
     (Nolte, 2008). In der letzten Phase der         neben der Sympathie für Protagonist          ziehung zur angesprochenen Community,
     Kampagne wurde VW noch präsenter                Horst Schlämmer das zielgenaue See-          um negativen Meinungen entgegen zu
     und verwies vom Blog auf eine zusätzli-         ding, dass die Verbreitung der Kampagne      wirken. So kann zum Beispiel in Blogs
     che Internetpräsenz ( www. schlaemmer-          in genau der richtigen Zielgruppe ermög-     der Dialog mit den Konsumenten gesucht
     hatgolf.de/, nicht mehr verfügbar), auf         lichte und die dementsprechend großen        werden, etwa um Schadensbegrenzung
     der weitere von Horst Schlämmer prä-            Wellen, die die Kampagne durch ihre Po-      zu betreiben oder Verbesserungsvor-
     sentierte Informationen zum neuen Golf          pularität schlug: Andere Internetpräsen-     schläge und Anregungen für neue Kam-
     zu finden waren (Volkswagen AG, 2008,           zen und Medien außerhalb des Internets,      pagnen zu erhalten.
     S. 32).                                         wie zum Beispiel Tageszeitungen und
                                                     Boulevardmagazine im TV griffen das
     Das Seeding der Kampagne erfolgte zu-           Thema auf und berichteten über Horst
     nächst über sehr aktive Blogger, denen          Schlämmer und Volkswagen. So wurde
     Hinweise auf das Horst Schlämmer-Blog           die Kampagne auch über die Grenzen des

     100                                                                                                 61(2010)2, 97-101
Virales Marketing

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vw_golf_2008.pdf [27.8.2009].

   Marketing, Reklame, Politik, Wirtschaft,
   ­Informationsnetz, Benutzerverhalten, Social Web

  Die Autorin
 Merle Stuckmann, B.A.
                       (geb. 1986) Absolventin des Bachelor-
                       studiengangs „Informationswissen-
                       schaft und Sprachtechnologie“ an der
                       Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
                       Nun Studentin des anschließenden
                       Masterstudiengangs. Dieser Artikel ist
                       die gekürzte und überarbeitete Ver-
                       sion ihrer Bachelorarbeit.

 merle@stuckmann.com

                    61(2010)2, 97-101                                               101
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