Einzeldienstreise 23 - 26.10.2011 nach Chelyabinsk/Russland auf Einladung der NGO "Association of Lawyers of Russia" zu einem internationalen ...
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Einzeldienstreise 23. – 26.10.2011 nach Chelyabinsk/Russland auf Einladung der NGO „Association of Lawyers of Russia“ zu einem internationalen Workshop „Modernizing Regions with Nuclear Power: Consideration of Environmental Issues in the Changing Legal Framework“ Sylvia Kotting-Uhl, Bündnis 90/Die Grünen 23.10.: 7:45h Abfahrt zum Flughafen Schönefeld Flug Berlin – Moskau, Moskau – Chelyabinsk mit Aeroflot, Ankunft Ortszeit 19:55 Empfang durch Frau Natalia Mironova, der Präsidentin von „Movement for Nuclear Safety“, Mitinitiatorin und Leiterin der Konferenz. Sie machte in den 90er Jahren die nukleare Katastrophe von Mayak öffentlich und war 1997 – 2006 Mitglied der Duma. Mayak ist die größte Atomanlage Russland und gehört zur Stadt Ozersk in der Region Chelyabinsk, einer der früheren „geschlossenen Städte“ Russlands. In die geschlossenen Städten mit atomaren Anlagen und atomarer Forschung durften keine Fremden, den Bewohnern wurden restriktive Verhaltensweisen inklusive strenger Limitierung von Besuchern auferlegt, auf Landkarten existierten diese Städte nicht. Ozersk ist heute „frei“, es gibt aber immer noch neun geschlossene Städte in Russland. In Mayak wurde Plutonium für sowjetische Atomwaffen produziert. Nach jahrelanger Entsorgung radioaktiver Abfälle aus den verschiedenen atomaren Anlagen in natürliche Gewässer und 1957 dem nach Tschernobyl und Fukushima größten atomaren Unfall ist Mayak vermutlich der verstrahlteste immer noch produzierende Industriekomplex der Welt. Deshalb findet die Konferenz in Chelyabinsk statt. Fahrt zum Hotel Malachit, in dem die Konferenz stattfinden wird. Die Konferenz wird mit einer Ausnahme von NGOs finanziert. Die Ausnahme ist das Außenministerium von Norwegen, da Norwegen ein Eigeninteresse am Rückbau oder wenigstens strenger Überwachung der Atomanlagen in den Anrainerstaaten der Ostsee hat. 24.10.: 8:30h Beginn der Konferenz Natalia Miranova (Association of Lawyers of Russia) begrüßt. Sie sieht nach Fukushima einen Durchbruch in der atompolitischen Diskussion. Politiker verlören an Glaubwürdigkeit. Investitionen gingen in neue Technologien. Dann stellt sie die Region Chelyabinsk/Mayak vor. Die meisten kerntechnischen Anlagen Russlands stehen in dieser Region. 300.000 Menschen - 10% der Bevölkerung – sind in diesem Bereich tätig. 23.000 qkm sind verseucht, 500.000 Menschen gesundheitlich betroffen. Die Konferenz findet mit Experten aus sechs Ländern hier statt. Es soll aufgezeigt werden, welche Rahmenbedingungen notwendig sind um eine Veränderung der Energiepolitik zu erreichen. Die Vorträge werden in 30 bis 60 Minuten gehalten mit anschließend 15 bis 30 Minuten für Rückfragen und Diskussion. Konferenzsprachen sind Russisch und Englisch
Sylvia Kotting-Uhl, Bündnis 90/Die Grünen Einzeldienstreise nach Chelyabinsk/Russland Oleg Bodrov (Int. Decommission NGO Network) hält den ersten Vortrag: innerhalb der Anrainer-Staaten der Ostsee sieht Bodrov einen klaren Schnitt: Während die westlichen Länder nach Fukushima den Ausstieg aus der Atomkraft vorbereiten, planen die östlichen Länder den Ausbau. Sie rechnen mit dem Export von Atomstrom in die Länder die ihre AKW abschalten. Es ist geplant die russischen AKW noch lange laufen zu lassen, die Laufzeiten sollen gerade wieder verlängert werden. Die Belastungen durch den Atomstrom werden nach Sibirien und in den Ural verschoben. 20.000 Tonnen radioaktiven Schrotts werden hier bereits verarbeitet, sie kommen zum großen Teil aus dem europäischen Teil Russlands. Die Ostsee ist ein stark verschmutztes Meer, auch mit radioaktivem Material. Der Fisch ist belastet, Mutationen nehmen zu. Die radioaktive Belastung von Mayak reicht bis zu 100 km weit (also bis zur Stadt Chelyabinsk). Die Krebsrate in dieser Region ist in den letzten 20 Jahren auf das Doppelte gestiegen, auch im Vergleich zur EU (440 von 100.000 Einwohnern zu 250 von 100.000). Der russische Atomkonzern Rosatom hat dagegen eine Studie erstellen lassen, derzufolge die Atomanlagen keinerlei Einfluss auf die Umwelt und die Erkrankungen haben. Oleg Bodrov spricht das Problem der Importe von Uranhexafluorid an, die auch aus Deutschland von der Firma Urenco kommen. Das Uranhexafluorid ist ein Reststoff aus der Urananreicherung, in russischen Anlagen wird es weiterverarbeitet, 90% der Stoffe bleiben jedoch endgültig als Abfall übrig. Dieser Abfall lagert hier in der Region teilweise unter freiem Himmel. In der Diskussion merke ich an, dass es in Deutschland keine rechtliche Möglichkeit des Eingreifens gibt, solange Uranhexafluorid gemäß der IAEO als Wertstoff deklariert und damit handelbar ist. Damit gibt es für Deutschland auch keine Verpflichtung die Reste zurückzunehmen. Anders wäre es, wenn Uranhexafluorid als Atommüll anerkannt und rechtlich behandelt würde. Abschließend stellt Bodrov die Forderungen seiner NGO vor. Darunter einen technologisch- ökologisch-sozialen Fonds für den Rückbau der Atomanlagen (ähnlich der grünen Forderung in Deutschland des öffentlich-rechtlichen Fonds in den die Rückstellungen der Betreiber eingehen sollen) und eine Strategie für die Zukunft der Atom-Standorte. In der Diskussion mahnt ein Teilnehmer Emotionen zurückzuhalten und rechtliche Möglichkeiten zu erörtern. Das schien ihm nach einem Beitrag über die Lebenserwartung der Menschen hier nötig – der kleine Disput macht klar wie schwer es in der Region Cheljabinsk/Mayak logischerweise ist eine nüchterne Diskussion über Atomwirtschaft und Atomrecht zu führen. Die beiden nächsten Vorträge befassen sich beispielhaft mit dem US-Rechtssystem: „The role of state (regional) public utility commissions in the regulations of nuclear energy“ Roman Sidortsov (Vermont Law School, USA): „Vermont experience“ Peter Badford (Vermont Law School, USA): „Key points“ Sidortsov stellt dar, dass der Wunsch die Atomwirtschaft zu regulieren in USA zu Beginn nicht übermäßig groß war, da die Atomwirtschaft auch für militärische Zwecke gebraucht wurde. Das Recht wurde entwickelt aus Präzedenzurteilen des obersten Gerichts. Er stellt die wichtigsten Rechtsakte vor: 1954 Atomgesetz 1957 Price-Anderson-Act (regelt auch die Haftung) 1974 Energy Reorganisation Act 1977 Nuclear Nonproliferation Act 1982 Nuclear Waste Policy Act (Verpflichtung zur Entsorgung) 2
Sylvia Kotting-Uhl, Bündnis 90/Die Grünen Einzeldienstreise nach Chelyabinsk/Russland 2005 Energy Policy Act (Sodortsov nennt das die versuchte Atom-Renaissance: Kredit- Garantien für AKW-Neubau) Dieses Gesetz führte zu 18 Anträgen für den Bau neuer AKW, wegen Planungsproblemen wurden die Projekte jedoch nicht realisiert. Die Laufzeiten für US-AKW sind auf 60 Jahre verlängert. Bradford spricht in seinem Vortrag vor allem über Regularien und Finanzierung beim Neubau von Atomkraftwerken. (Wird später nochmal referieren.) Den nächsten Vortrag hält Johanna Voss, meine Kollegin aus dem Deutschen Bundestag von der Fraktion Die Linke. Dieser Vortrag befasst sich hauptsächlich mit den aus Sicht der Linken Fehlern und falschen Versprechungen des rot-grünen Atomausstiegs von 2002 und hält auch den jetzigen Atomausstieg für unambitioniert und reversibel. Das linke Konzept des Atomausstiegs bis 2014 wird dagegen gestellt. Immerhin anerkennt Johanna Voss das EEG – obwohl ebenfalls von rot-grün installiert – als ein sehr erfolgreiches Gesetz. - Eine Stunde Mittagspause - 15:00 Fortsetzung der Konferenz (leider geht immer wieder viel Zeit verloren mit dem Anpassen der unterschiedlichen Techniken ...) Junko Abe (Matsuyama, Japan): „Environmental, economic and social effects oft the Fukushima Daichi nuclear power plant desaster and Japan's phase out of nuclear energy“ Frau Abe ist Dolmetscherin und Aktivistin, keine Energie- oder Rechtsexpertin. Sie berichtet, dass sie am 11. März 2011 auf einer Landkarte Japan auf die Ukraine und Russland legte und feststellte, welch großer Teil Japans sich mit den stark betroffenen Regionen nach dem GAU von Tschernobyl flächenmäßig deckt. Sie beschreibt die Havarien der drei AKW von Fukushima Daichi, die Temperatur in den Reaktoren müsse über 1000 Grad Celsius betragen haben. Sie geißelt die Haltung Tepcos und der Regierung und die wider besseres Wissen viel zu späten Evakuierungen, die zuerst nur im Umkreis von 3 km durchgeführt wurden. Japan hat ein engmaschiges System computergestützter Messungen ionisierender Strahlung. Die Ergebnisse seien tagelang nicht bekannt gemacht worden. Kinder seien aus den Standort-Kommunen in nord-westlicher Richtung evakuiert worden und damit im Bereich hoher Strahlung geblieben, die vom Wind in genau diese Richtung getragen wurde. Die Regierung versuche die Bevölkerung in Japan mit einer Unterstützungs-Kampagne dazu zu bringen landwirtschaftliche Produkte aus der Präfektur Fukushima zu kaufen; wer das nicht wolle, gelte in den Worten der Regierung als unsolidarisch. Frau Abe kritisiert auch, dass immer noch versucht werde, den Tsunami als Auslöser des Unfalls zu identifizieren, obwohl es das Erdbeben gewesen sei. Angeregte Diskussion in der es um technische und politische Fragen geht. Ich bringe meine These ein, dass die von der japanischen Regierung betriebene Desinformationspolitik nicht das Problem Japans war, sondern das Problem der Atomkraft, der ein solches Zerstörungspotential innewohnt, dass jede Regierung – zumindest jedes dicht bevölkerten Landes - mit einem GAU überfordert wäre. Zweiter Vortrag von Peter Bradford (Professor Vermont Law School): „Economic foundations of new atomic power plants“ Heute sind weltweit 430 Reaktoren mit 363 GW installierter Leistung am Netz. Die Abschaltungen übertreffen seit den 90er Jahren den Zubau, dieser Trend wird sich nach Fukushima verstärken. Die größten Atomstrom-Nutzer unter den Ländern führt US-Amerika an, es verbraucht genauso viel 3
Sylvia Kotting-Uhl, Bündnis 90/Die Grünen Einzeldienstreise nach Chelyabinsk/Russland Atomstrom wie die drei folgenden Länder Frankreich, Japan und Russland zusammen. Prozentual gerechnet verbraucht Frankreich den meisten Atomstrom, gefolgt von Belgien, der Ukraine, Schweden, Süd-Korea. Wie sieht es aber tatsächlich aus mit der Atomkraft-Renaissance? Wer baut? „Reactors under construction“: China 27, Russland 11, Indien / Korea je 5, …, Finnland / Frankreich / USA je 1. Bradford führt aus, dass die vier „Spitzen“staaten nicht unter energiewirtschaftlichen Wettbewerbsbedingungen bauen, d.h. die Kosten werden entweder von den Verbrauchern oder vom Staat getragen. Bradford legt dar, dass in Ländern mit competitive markets, also reinen Kapitalmärkten, Investoren das Risiko tragen und nicht Stromkunden oder Steuerzahler. Allerdings wurde noch nirgendwo ein AKW unter Wettbewerbsbedingungen gebaut. Atomkraftwerke seien zwar billig zu betreiben, aber teuer zu bauen. Überdies hätten sie mit der Proliferationsgefahr, dem Risiko und dem Atommüll Begleit-Probleme, die die schnelleren und billigeren Lösungen nicht hätten. Dann rechnet Bradford anhand von Skalen vor, dass Strom aus einem neuen AKW inklusive der Baukosten 12 bis 20 Cent/kwh kosten würde. Atomkraftwerke hätten eine negative Lernkurve – sie würden immer teurer. im Gegensatz dazu würden Erneuerbare Energien immer billiger. Die „Atom- Renaissance“ die der US-Senat 2005 starten wollte sei gescheitert! 19:30h Natalia Mironova lädt zum russischen Dinner. 25.10.: 8:30h Der zweite Kongress-Tag beginnt mit einem Vortrag von Andrey Talevlin (Chelyabinsk). Er gehört wie Natalia Mironova zur „Association of Lawyers in Russia“ und hat die Konferenz mitorganisiert. Er hat schon viele Prozesse für Opfer atomarer Strahlung geführt. Andrey Talevin spricht zum russischen Recht „Opportunities for regulation of nuclear safety in Russia at the regional and state level“: In Belangen nuklearer Sicherheit scheint das Recht der Russischen Föderation nach den Ausführungen des Anwalts Talevin nicht sehr effizient. In Russland ist das Referendum, der Volksentscheid, als höchste gesetzgebende Kraft im Recht verankert. Bei Fragen von Wassernutzung und Bodengesetzgebung wurden solche Referenden abgehalten. Ein Referendum zur Einrichtung eines Endlagers für hochradioaktive Stoffe wurde allerdings gestoppt. Nuklide unterliegen offiziell der Beobachtung. Das Monitoring bezieht sich aber nur auf Strontium 90, Cäsium und Tritium. Alle anderen Nuklide, inklusive Plutonium und Uran, werden offenbar nicht überwacht. Auch das Monitoring nuklearer Anlagen hält weniger als es verspricht. So unterliegen zum Beispiel die Anlagen von Mayak nur der Beobachtung des eigenen Betreibers. Es führt also zu nicht mehr als einer Selbstbewertung. Es gibt keine Strafen für radioaktive Verseuchung. Greenpeace hat gegen die russische Regierung deshalb geklagt und gefordert, dass sie Normen für Strafen erlässt. Die Regierung prüft jetzt ohne vorgelegten Zeitplan. Das Gericht hat die Klage eingestellt mit der Begründung: „Die Regierung arbeitet daran.“ Schadensersatzklagen sind in der Russischen Föderation möglich, allerdings mit Nachweispflicht – wie das in den meisten Ländern, auch in Deutschland, rechtlich verankert ist. Für Opfer der Strahlenbelastung zum Beispiel aus Mayak ist diesen Nachweis zu führen extrem schwierig. 4
Sylvia Kotting-Uhl, Bündnis 90/Die Grünen Einzeldienstreise nach Chelyabinsk/Russland Danach ist mein Vortrag (Sylvia Kotting-Uhl, Bündnis 90/Die Grünen) an der Reihe: „The Green roadmap for a switchover to a lifefriendly energy supply and a fast nuclear power phaseout“ (angefügt) Längere interessierte Diskussion über das deutsche Beispiel Energiewende, die Frage Ressourcenverfügbarkeit, ökonomische Aspekte und die Perspektiven einer „Green Economy“. Kaisha Atakhanova (NGO Ecoforum Kazakhstan) stellt die Situation in Kasachstan dar: Sowjetische Atomtests wurden in Zentralasien durchgeführt. Mit mehr als 746 nuklearen Explosionen ist Kasachstan das atomar verseuchteste Land der Welt. Ganz Zentralasien ist stark verseucht, vor allem auch Usbekistan. In Kasachstan gab es einen Schnellen Brüter zur Entsalzung des Meereswassers, der aber auch militärische Bedeutung hatte. In Kasachstan wird ein russisches Endlager in Gestalt offener Lagerung unter freiem Himmel betrieben. Die russische Regierung versichere alles sei sicher. Lange hätten die Menschen diesen Worten blindlings geglaubt, jetzt begännen sie sich Gedanken zu machen. Plutonium für 700 Atombomben lagert in diesem Endlager. Kasachstan hat insgesamt mehr als 1500 Anlagen mit radioaktivem Material. Als russisches Erbe lagern hier 450.000 Tonnen HAW, 6532.000 Tonnen MAW und 230663.000 Tonnen LAW. Ein weiteres großes Problem stellen die Uran-Minen dar. Seit den 50er Jahren wird in Kasachstan Uran abgebaut. Bis in die 80er ohne Schutzstandards. Im Wasser werden Isotope gefunden. Das Wasser schmeckt anders als früher. Die geschlossenen Minen werden renaturalisiert, aber das Programm ist defizitär. Es wird versäumt die Menschen aufzuklären, zum Beispiel darüber, ob sich das Gelände anschließend für Ackerbau und Weideland eignet oder nicht. Armut ist ein akutes Problem in Kasachstan. Viele Menschen sammeln Schrott um ihn für Recycling zu verkaufen, sie tun das auch in den alten Uran-Minen. Dabei gelangen sie oft an verstrahltes Material. All diese Missstände führen zu hohen Gesundheitsgefährdungen der Einwohner Kasachstans. An Orten größerer Menschenansammlungen, z.B. Straßenbahnhaltestellen, werden manchmal Messungen durchgeführt – die Werte sind immer zu hoch für solche Orte. Labore für Untersuchungen von Pflanzen, Mineralien usw. auf radioaktive Belastungen sind vorhanden und gut eingerichtet, aber Frau Atakhanova bezweifelt, dass alle Daten der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Kasachstan ist zu schwach sich alleine zu wehren und angewiesen auf internationale Abkommen. Kaisha Atakhanova stellt die Forderungen ihrer NGO vor. Sehr wichtig ist ihr dabei Art. 4 der „NGO Declarations on Rio+202: „Nuclear and uranium lifecycle control“. In der anschließenden Diskussion wird deutlich, dass der Weg des Urans nicht zu verfolgen ist. Kasachstan hat sich zum weltweit größten Versorger mit Uran entwickelt, aber wohin die mit ihrem Uran produzierten Brennstäbe gehen, weiß in Kasachstan offenbar niemand. Außerhalb der NGOs scheint es auch niemanden zu interessieren. Ich schließe den Kreis mit dem Hinweis, dass ich als deutsche Abgeordnete auf meine Kleine Anfrage an die Bundesregierung, aus welchen Minen das Uran der Brennstäbe in deutschen AKW kommt, auch keine Antwort bekam. Der Weg lässt sich nur bis zu den Brennstofffabriken zurück verfolgen, diese geben keine Auskunft. Die Geheimniskrämerei wird ihren Grund haben. Zur Verbesserung der Schutzstandards der Minenarbeiter wäre Transparenz notwendig. Kaisha Atakhanova fordert mit ihrer NGO auch einen „globalen finanziellen Mechanismus“ um die Sanierung kontaminierter Regionen durchführen zu können. Auf meine Frage, ob das Verursacherprinzip beachtet werden solle, antwortet sie Ja, die Betreiber sollten Stiftungen einrichten. 5
Sylvia Kotting-Uhl, Bündnis 90/Die Grünen Einzeldienstreise nach Chelyabinsk/Russland In einem zweiten Vortrag zur kasachischen Problematik führt Gulsum Kakimnova (Semey Kazakhstan) anhand des konkreten Beispiels Semipalatinsk aus, welch schwer wiegende Folgen die Einrichtung eines sowjetischen Testgeländes für die Einwohner hatte und hat. Alexandr Mysin (Ural Interregional Agency for Supervision of Nuclear and Radiation Safety, Yekaterinburg, Russia), Stellvertretender Leiter der staatlichen Aufsichtsbehörde, hält den nächsten Vortrag: „Russia: decommissioning, stress (safety) tests and trends in nuclear and radiological oversight after Fukushima“ Einem Blick auf die Homepage der Duma vor dieser Konferenz hat Alexandr Mysin entnommen, dass diese unter dem Eindruck von Fukushima derzeit das Gesetz von 2005 zur kerntechnischen Sicherheit zu novellieren gedenke. Mysin spricht jetzt aber zum bestehenden Gesetz von 1995 zum Umgang mit kerntechnischen Anlagen. Dieses Gesetz sei nicht gut! Es regelt Inbetriebnahme, Betrieb und Stilllegung. Insbesondere die Stilllegung sei nicht gut geregelt, denn Stilllegung sei eine teure Maßnahme und es bleibe in diesem Gesetz unklar, woher das Geld für diese Maßnahmen kommen solle. Auch Russland führt derzeit „Stress-Tests“ an allen AKW durch, die in der russischen Föderation in Betrieb sind. Mysin berichtet, dass auch die Anlagen von Mayak im Zug der Stress-Tests überprüft worden seien. Ergebnis: die Situation sei ganz zufrieden stellend, man solle aber weitere Prüfungen vornehmen. Mysin berichtet dann von eingeleiteten Stilllegungen von Atomanlagen in Mayak. Er beschreibt die technischen Schritte des Rückbaus. Für die Finanzierung werde das eigens dafür neu geschaffene „Zweckprogramm“ heran gezogen. Nachdem sich 20 Jahre nichts bewegt habe, versuche man jetzt etwas in Gang zu bringen. Auf meine Frage wie das Zweckprogramm finanziert werde, höre ich: einen Teil finanzierten die Betreiber und der Löwenanteil komme aus dem Staatshaushalt. Jahrelang wurden die Abfälle aus Mayak in den Fluss Tetscha geleitet. Deshalb und aufgrund eines schweren Unfalls 1957 ist Mayak nach Tschernobyl und Fukushima Daichi nach meiner Einschätzung der wohl verstrahlteste Ort der Welt, an dem aber weiter normal gearbeitet wird. Auf meine Frage wie das sein kann, antwortet Mysin, die Verseuchung sei nicht überall gleich, es gebe bessere und schlechtere Bereiche, die Menschen lebten dort nicht, sondern arbeiten dort lediglich, sie hätten verkürzte Arbeitszeiten und würden monatlich überprüft. Ich bin etwas verwundert, dass trotz der Anwesenheit vieler NGO-Vertreter sich die kritischen Fragen an den Vertreter der Aufsichtsbehörde in Grenzen halten. Eine Frage geht zu den Stresstests und warum die Auslegung gegen Flugzeugabstürze nicht geprüft worden sei. Die Antwort ist kurz: in die Bereiche von Atomkraftwerken kämen keine Flugzeuge. Yuri Ivanov (Murmansk, Russland) referiert zu dem Begehr des russischen AKW-Betreibers Rosatom die Laufzeiten verlängert zu bekommen. Sein Vortrag: „Issues related to the extension of the Kola Nuclear Power Plant service term“ zeigt in aller Kürze: Laufzeiten-Verlängerung sind in Russland ein Thema! Es gibt für die Bevölkerung keine Möglichkeit dagegen Einspruch zu erheben außer durch Klagen vor Gericht – solche Verfahren sind aber üblicherweise zu teuer für Einzelpersonen. Auch regionale Behörden haben keine Möglichkeit einzuwirken. (Keine unübliche rechtliche Struktur, der Unwille von Herrn Ivanov ist gerade im Licht des vorherigen Vortrags aber nachvollziehbar.) - Mittagspause - 6
Sylvia Kotting-Uhl, Bündnis 90/Die Grünen Einzeldienstreise nach Chelyabinsk/Russland Peter Bradfords dritter Vortrag während dieser Konferenz (Vermont Law School, USA) „Some Major Safety Implications of Fukushima“ Bradford zieht die gleichen Konsequenzen aus dem Ereignis Fukushima Daichi, die auch in Deutschland gezogen wurden. Nadeshda Kutepowa (Ombudsman adviser, Ozersk) ist Soziologin, Rechtsanwältin und Umweltaktivistin, die in der geschlossenen Stadt Odersk aufgewachsen ist. Sie ist Gründerin und Leiterin der Organisation Planeta Nadezhd (Planet of Hopes). 2011 erhielt sie den Nuclear-Free Future Award. Sie kritisiert die Transporte von 27.300 Tonnen abgereichertem Uran von Deutschland nach Mayak in den Jahren 1996 bis 2009, von denen 10% wieder angereichert und verkauft wurden und 90% als Müll zurück blieben. Ihr Vortrag: „Mayak in Context of Human Rights“ Frau Kutepowa vertritt gegenwärtig 105 Bürger der Russischen Föderation vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Sie ist überzeugt, dass nach der EU-Menschenrechtskonvention die Rechte dieser Bürgerinnen und Bürgerin aus der Umgebung von Mayak verletzt wurden. Russland hat diese Konvention unterschrieben. Menschen seien infolge Strahlung zu Invaliden geworden und würden nicht als Strahlenopfer anerkannt. Auch müsse Eigentum in verseuchten Gebieten finanziell entschädigt werden. Die Rechtsanwältin beruft sich auf Artikel 1 „Right to live“, auf Artikel 3 „Prohibition of Torture“ und auf Artikel 8 „Right for fair trial“. Sie sieht die Klage allerdings „unter keinem guten Stern“. Der Verfassungsauftrag „Verantwortung zu übernehmen“ werde auf die Bürger selbst abgeschoben. Ein Vergleichsurteil zu einem türkischen wegen Einleitung von Abfällen chemisch verseuchten Fluss werde für den Fluss Tetscha nicht akzeptiert. In diesen Fluss wurden zwischen 1949 und 1956 rund 76 Millionen Kubikmeter flüssiger Atommüll eingeleitet, später gab es in der Anlage Mayak einen schweren Atomunfall mit hoher Verstrahlung der Umgebung. Der Fluss Tetscha sehe heute gut aus, sagt Frau Kupenowa, zwischen grünen Wiesen und blühenden Blumen, aber es gebe keine Aufklärung über die radioaktive Belastung. Sie traue der grünen Wiese nicht, Mayak und Umweltgesetzgebung passten einfach nicht zusammen – wo zum Beispiel ein Rohr sein solle, sei oft nur ein offener Graben. Es gebe expansive Viehwirtschaft, die Tiere seien überall, auch im Sperrgebiet. Sie fordert Information, Warnschilder, Schutzzonen. Roman Sidotsov (Vermont Law School, USA) hält seinen zweiten Vortrag und den letzten dieser Konferenz „Alternatives to nuclear power from investment perspective“ Seine Kernthese, die er mit vielen Skalen und Argumenten untermauert: In Atomwirtschaft wird ohne staatliche Unterstützung irgendeiner Art nirgendwo Geld investiert. Die wichtigsten Faktoren bei der Entscheidung für Investment seien Ökonomie, Verlässlichkeit, Umwelt/Klima, Sicherheit (sowohl im Sinn von safety wie security), Gesundheit. Der ökonomische Faktor dominiere alle anderen. Aber Atomkraft habe auch hier genauso wenig zu bieten wie bei den anderen Faktoren - Atomkraft sei ohne Subventionen einfach zu teuer. Der Trend scheint Sidotsov Recht zu geben: im Jahr 2010 wurden 211 Milliarden Dollar in Erneuerbare Energien investiert, aber nur 15 Milliarden in Atomkraft. 19.30h Ende der mit Vorträgen und Diskussionen dicht gedrängten Konferenz. - Abendessen – 21:00h – 21:30h Video-Interview durch die Veranstalter, in dem ich zur deutschen Energiewende und der Rolle der Grünen befragt werde. 7
Sylvia Kotting-Uhl, Bündnis 90/Die Grünen Einzeldienstreise nach Chelyabinsk/Russland 26.11.: 11h Gespräch im Ministerium für ökologische und radiologische Sicherheit des Obost (=Gebiet/Region) Chelyabinsk. Teilnehmer: Vizeminister Sergej Merzakow, seine Pressesprecherin, zwei Abteilungsleiter des Ministeriums, Natalia Miranova, Andrey Talevin, Johanna Voss, ich und ein russisch-deutscher Dolmetscher. Kurzfristig erfahren wir, dass eine Präsentation erwartet wird. Ich bereinige meine Präsentation um die für diese Begegnung unwichtigen Aspekte und führe sie, diesmal auf Deutsch, vor. Entsprechend der vorherigen Bitte Natalia Miranovas führe ich besonders die ökonomischen Aspekte, den Mechanismus der degressiven Einspeise-Vergütungen und das Wachstum der Erneuerbaren Energien aufgrund des EEG aus. Johanna Voss und ich haben den Eindruck, dass die Haltung unserer ministerialen Gesprächspartner eher ablehnend ist, aber Frau Miranova und Herr Talevin sind zufrieden mit der Präsentation und dem anschließenden Gespräch. Es drehte sich von Seiten des Vizeministers vor allem um deutsche Biomasse-Kapazitäten und ob Russland Importeur von Biomasse sein könnte, es werden aber auch Fragen zur Endlagerung gestellt. - Mittagessen zusammen mit den US-amerikanischen und der japanischen Teilnehmerin, die inzwischen Termine an der Universität wahrgenommen haben. 16:00h Pressekonferenz Anwesend sind Vertreter des Regierungssenders und verschiedener Zeitungen. Andrey Televin begrüßt und stellt die Fragestellungen und personelle Zusammensetzung der Konferenz vor. Wir geben unsere Statements ab, die dann diskutiert werden: Neubau von Atomkraftwerken rechnet sich ökonomisch nicht, nirgendwo auf der Welt, die Alternativen sind billiger (Peter Bradford, Roman Sidortsov, USA). Die Energiewende ist möglich – Beispiel Deutschland (Sylvia Kotting-Uhl, Johanna Voss, Deutschland). Das Risiko von Atomkraft ist zu hoch (Junko Abe, Japan). 20:45h Abflug Chelyabinsk – Moskau, Moskau – Berlin Schönefeld Ankunft nach sieben Stunden Flug und Aufenthalt in Moskau 23:40 in Schönefeld Mein persönliches Fazit: Eine von russischen AtomkraftgegnerInnen organisierte Konferenz - gleichzeitig Aufklärung, Informationsaustausch, Weiterbildung und Strategie-Workshop. Tschernobyl und Fukushima haben in Regierungskreisen kein Umdenken bewirkt. Das Risiko scheint sich in den Augen der Verantwortlichen in den Weiten Russlands zu verlieren. Deshalb lag die Betonung dieser Konferenz auf den ökonomischen Kosten der Atomkraft und den wirtschaftlichen Möglichkeiten einer Energiewende. Wieder einmal wurde klar, wie wichtig das deutsche Beispiel ist. Deutschland hat mit dem Parteien übergreifend beschlossenen Atomausstieg eine nicht zu unterschätzende Aufgabe übernommen: zu zeigen, dass Wirtschaftsstärke, Klimaschutz und Atomausstieg keine Gegensätze darstellen – was in anderen Ländern der Welt, wie Russland und Japan, immer noch als staatliche Kampagne gefahren wird. Die Anti-Atomkraft-Bewegung in diesen Ländern wächst – Deutschland kann dazu beitragen, dass sie ihr Ziel erreichen. Oktober 2011 8
English Version 1
Following the nuclear reactor disaster at Fukushima Germany took the decision finally to phase out nuclear power. Eight out of 17 nuclear power stations were immediately and irrevocably shut down. A timetable has been determined for the remaining power stations with fixed decommissioning dates. The Nuclear Power Phase-out Act was passed by an overwhelming majority of 513 votes to 79. All the major parties voted in favour. The sequence in which the power stations will be closed down has been determined according to the age of the stations and their regional distribution. One power station will be closed down in each of the years 2015, 17 and 19 and three each in 2021 and 2022. By the end of 2022 Germany will be nuclear-free – a great victory for the anti-nuclear movement after a decade of struggle against nuclear power! My parliamentary group Alliance 90/The Greens in the Bundestag and myself did agree with the phase-out by the end of 2022. Even if after Fukushima our own motion was to put an end to nuclear power use by the end of 2017. If action would have been taken immediately, this shortening would have been possible without risking a lack of available energy. Although it would have been possible to short the phase-out-process we did agree to this cross-party motion in order to give an even more powerful signal. Specially to other countries, who are struggling on the question of nuclear phase-out. 2
Germany is not alone in this respect. Despite the building of new nuclear power stations in China, Russia and India, the number of nuclear power stations worldwide has been declining for years. Switzerland has just voted to close its 5 nuclear power stations by 2034. And in Italy 93% of people voted in a referendum against the plans of Prime Minister Berlusconi’s government to build nuclear power stations. – Yet no country has drawn such drastic conclusions from the Fukushima disaster as Germany. How was it possible? 3
I want to consider three questions in my presentation: 1. How did the German anti- nuclear movement manage to bring about the phasing out of nuclear power? 2. Which are the key energy policy steps which will ensure the success of the nuclear phase-out? And 3. What does the vision of a nuclear-free society look like? Let’s begin with the anti-nuclear movement in Germany and the reasons for its success. There are three identifiable reasons: firstly, a strong resistance to nuclear power among the population. Secondly, the existence of a political party, the Green Party, which seized on this resistance and made it a question of power politics. And thirdly, an intelligent energy policy which started early on to establish a credible alternative to nuclear energy. 4
A few words on the history of the Greens: The Green Party was founded in 1980. It brought together representatives of the different "new social movements" which had formed in the 1960s: the environmental movement, peace movement, women’s movement, anti-nuclear movement, etc. The membership of the new party was highly diverse, ranging from conservative nature conservationists to radical anti-capitalists. 5
The issue of nuclear power always featured in election campaigns (below you can see green election posters from three decades). Because there was the Green Party, voters could always vote against nuclear energy at the ballot box. This effect was clearly evident in the elections to the Landtag (state parliament) after Fukushima. In the state of Baden-Württemberg the Greens made sensational gains, while all the other parties lost (graphic: voter migration) The graphic top right shows the shifts of votes between the parties. The Greens have been running the state government since spring 2011. The high-tech, business-friendly federal state is now governed by a green state premier. 6
It took a long time to arrive at this point: in 1983 the Greens entered the Bundestag for the first time. The Green Party assumed governmental responsibility firstly at Land (state) level and then, with effect from 1998, at federal level. The SPD-Green Federal Government lasted until 2005 and achieved energy policy successes such as the first Nuclear Phase-out Act, the introduction of eco-taxes and the Renewable Energy Sources Act (so called “EEG – Erneuerbare Enebergien-Gesetz”). Since 2011 there has been a green state premier. In the Federal Republic the state governments have the right, via the Bundesrat (the second chamber of parliament representing the states) to be involved in decision-making and have possibilities of exerting influence. This helped to increase the pressure on the pro-nuclear conservative parties. How did this happen? 7
In April 2010 150,000 people took part in a human chain. They did it, because the federal government of CDU and FDP that had started in 2009 intended to extend the operating times of the nuclear power plants. After Fukushima 200,000 people throughout Germany demonstrated in favour of an end to nuclear power. Why have so many people in Germany in particular turned against nuclear power? Two possible explanations: No. 1. During the Cold War the conflict between two opposing systems cut right through the divided Germany; two power blocs with nuclear weapons faced off against each other in Germany. The fear of atomic war made people think critically about nuclear power, too, because of the difficulty of separating military and civil use. No. 2. Chernobyl. The radioactive cloud reached Germany and made the dangers of nuclear power tangible to everybody. 8
The controversy surrounding the shipment of nuclear waste proved one effective focus for the protests against nuclear power. When a shipment was planned, thousands attended demonstrations and non-violent rail and road blockades. This repeatedly brought the conflict to the public’s attention, the media reported on it and politicians had to explain why they wanted to stick with nuclear power despite public resistance. 9
The fight to win the hearts of electricity consumers played out on a different level. Environmental, consumer and anti-nuclear organisations joined together to campaign. They lobbied consumers to change over to green electricity providers in their own personal nuclear phase-out action. “Do the nuclear phase-out yourself". Hundreds of thousands answered the call. While the economic loss to the nuclear power companies was limited, the damage to their image was substantial. 10
The Renewable Energy Sources Act of 2000 counts as one of the greatest achievements of the SPD-Green coalition era. The act introduced a fixed feed-in tariff for electricity generated from renewable energies, triggering a boom which is illustrated in this graphic. The introduction of eco-taxes and the Renewable Energy Sources Act went along with the negiciations for first Nuclear Phase-out Act, which was finally implemented in 2001. There was rapid growth in electricity produced from wind power, biomass and, in recent years, solar power. 11
This was very important because it showed the Germans that there is an alternative to nuclear power for the generation of electricity. While electricity generated by nuclear power accounted for 30% of the electricity supply in 1999 but had fallen to only an estimated 17% by this year, renewables grew from just 5% to 20%. In 2011 renewable energy sources will for the first time produce more electricity than nuclear power. The big companies which claimed that there was no alternative to the use of nuclear power to generate electricity therefore became increasingly less credible. And the resistance to nuclear power grew. If the current trend continues, renewables will easily be able to replace nuclear power. The Federal Government would like to increase the share of renewables to 35% by 2020; the Greens and environmental groups believe that more than 40% is feasible. So far actual developments have always exceeded such forecasts. 12
This brings us to the question: what will Germany’s new electricity supply look like without nuclear power? 13
Slide 14: The phasing out of nuclear power means that over the next 11 years around 20% of Germany’s electricity supply will have to be replaced 14
Slide 15: There has been a steady growth in land-based wind energy in Germany. Installed wind power capacity currently stands at 27,000 megawatts; there will be no problem reaching the target of 36,000 MW by 2020. 15
Photovoltaics are expanding at a breakneck rate. Thanks to the Renewable Energy Sources Act, cloud-covered Germany has become the world’s largest producer of solar power. In the first half of 2011 electricity from solar power accounted for 3.5% of the electricity supply, more than the figure for water power. An increase to 10% of the electricity supply by 2020 is realistic. 16
Slide 17: Along with renewable energies, energy saving and energy efficiency are central to the switch to sustainable energy structures. So far Germany has not been able to replicate the success of renewable energies in the area of energy saving and efficiency. Germany can learn much here from Japan: e.g. the Top Runner programme, which commits manufacturers of electrical appliances to make increasingly efficient products. Other important measures are: ambitious efficiency targets. A public fund to promote energy-saving measures. A statutory obligation on energy providers to introduce energy-saving measures with respect to their customers. In addition we want to and must invest in researching and establishing smart energy networks and new storage technologies. 17
A vision for a different, nuclear-free society 18
Slide 19: An energy supply based on renewable energies will be decentralised. It will rely not on a handful of large power stations in the hands of powerful electricity companies but on hundreds of thousands of generating facilities in the hands of normal citizens and small companies. Today four major companies dominate the electricity market in Germany. Their monopoly generates billions in profits for them at the expense of consumers. The green vision is to take the power from these companies – and phasing out nuclear power is a step in this direction. 19
Slide 20: Today some 370,000 people in Germany work in the renewable energy sector alone. Only 30,000, by contrast, work in the nuclear industry. This shows how switching to ecological structures can be a motor for new and good jobs! 20
Slide 21: And it is about more than just renewable energies alone. The envrionmental industry as a whole promises high growth rates for the German economy. The green economy we envisage is a market economy which follows ecological laws and has a clear, government-controlled framework. High-risk technologies such as nuclear power will be banned. Emissions trading and statutory caps will limit climate change emissions. Environmental taxes will steer consumers and industry in the direction of sustainable consumption – that is how we Greens envisage an ecological economic order. 21
For me as nuclear policy spokesperson for the Alliance 90/The Greens parliamentary group in the Bundestag, the main focus after the phasing out of nuclear power will be on the problem of final storage. We want to find the most suitable final storage site for nuclear waste in Germany. We emphatically reject efforts to find a final storage site for German nuclear waste abroad. Just last winter my parliamentary group was able, by applying public pressure on the ministry responsible, to thwart an attempt to ship spent nuclear fuel to Russia, to Mayak. From the point of view of national responsibility and international solidarity, I believe that every country which has opted to produce electricity generated by nuclear power and hence nuclear waste must solve the problem of disposal here and now! 22
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