Der Hamburger Bothe - Pirckheimer-Gesellschaft

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Der Hamburger Bothe - Pirckheimer-Gesellschaft
Der Hamburger Bothe
                                   Post für die Pirckheimer Gruppe Nord
                                      Nummer 2, Februar 2021
Editorial                                                  Inhalt dieser Ausgabe Nummer 2:

                                                              • Editorial
Liebe Mitglieder der Pirckheimer-Gesellschaft, liebe
Freunde des schönen Buches,                                   • Adressaten
                                                              • Aktuelles
die erste Ausgabe unseres „Hamburger Bothen“ vom
Dezember 2020 hat ein starkes Echo in der nord-               • Pirckheimer Freunde/innen:
deutschen Regionalgruppe der „Pirckheimer“ gefun-               -Elke Rehder Schleswig-Holstein
den, aber auch von anderen Bücherfreunden erreichte             -Frank Künneke -Bremen
uns viel Zustimmung. Dafür danken wir und ent-                • Tilman Schroeder: Wie sich‘s so
nehmen daraus die Verpflichtung, auch in künftigen
                                                                liest in Thailand
Nummern des Rundbriefes lesenswerte Beiträge zu
veröffentlichen.                                              • Cornelia Manikowsky
                                                                -Hamburg, liest aus ihrem neuen
Ein Schwerpunkt dieser zweiten Ausgabe gilt der
Hamburger Schriftstellerin Cornelia Manikowsky,                 Buch
die sich selbst vorstellt und auf ihr neues Buch hin-         • Giulia Angeli: Der Wandel mei-
weist, das in bibliophiler Ausstattung im Museum                nes Lesegeschmacks
der Arbeit gedruckt wird. Außerdem ist sie in einer           • Antiquare und ihre Kataloge
digitalen Lesung zu hören und zu sehen, wenn man
dem entsprechenden Link folgt. Künftig soll in jeder          • Booklet-Reihe von CW Kottnik
Nummer des „Hamburger Bothen“ auf einen hiesi-                • Abschied und Impressum
gen Schriftsteller oder Künstler besonders aufmerk-           • Sonderbeilage: The Hill We Climb
sam gemacht werden. Ferner planen wir Porträts
wichtiger Kleinverlage und herausragender Hand-
pressen aus Norddeutschland.
                                                                  Adressaten des
Auch diesmal ergeht wieder die Bitte um Mitarbeit
                                                                       „Hamburger Bothen“
an diesem Rundbrief. Wir wünschen uns, dass sich
die norddeutschen „Pirckheimer“ nach und nach              Diese neue Feuilleton-Post wird via E-Mail
selbst vorstellen, über ihre bibliophilen Interessen und   an die Pirckheimer-Freunde in Hamburg,
über ihre Sammlungen berichten. Darüber hinaus             Bremen und Schleswig-Holstein verteilt.
sind wir für Anregungen und für Kritik dankbar,            Auch die Vorstandsmitglieder der Pirckhei-
damit wir den „Hamburger Bothen“ so mit Texten             mer-Gesellschaft sind im Empfängerkreis.
füllen und gut gestalten können, dass wir zufriedene       Zusätzlich geht die Post an alle bibliophilen
Leser haben.                                               Leser, die sich für ein „Gast-Abo“ interes-
                                                           sieren. Den Personen, die keine E-Mail-
                                                           Adresse besitzen, senden wir den Bothen mit
Mit herzlichen Grüßen                                      der guten alten Gelben Post nach Hause.
                                                           Leser, die keine weitere Zusendung möch-
                                                           ten, bitten wir um einfache Nachricht. (Leo)
Ihr Peter Engel
Der Hamburger Bothe - Pirckheimer-Gesellschaft
Der Hamburger Bothe                 Nummer 2, Februar 2021

                Aktuelles                                          Elke Rehder
Für die Freunde des Regalstöberns gibt es           Es ist mir eine besondere Freude, dass es gelun-
neue Schaufenster: Gastleserin F.T. sandte          gen ist, Elke Rehder für diese Vorstellungsrunde
ein weiteres Foto, Gastleser HM.R. bietet           in unserem Bothen zu gewinnen. Sie wird den
                                                    meisten Pirckheimer-Freunden bekannt sein,
einen kleinen Blick in seine Bibliothek.
                                                    gehört sie doch seit 30 Jahren der Gesellschaft
Ich habe zwei „Schaufenster“ gestaltet mit          an, jahrelang gar in aktiver Funktion.
„Autoren-Geburtstagen“ im Januar und                 (Leo)
Dezember. Und wir gedenken des Autors               Elke Rehder wurde 1953 in Hamburg ge-
John Le Carré, der im Dezember 2020
verstorben ist. Einer der bekanntesten und
beliebtesten Spionageschriftsteller.
Besondere Geburtstage im Januar Friedrich
Dürrenmatt (100) und Patricia Highs-
mith (100).
Wie immer: wer Interesse an den Büchern
hat, bitte einfach Mail-Anfrage an mich.
(Leo)

 Pirckheimer-Freunde/innen der
  Gruppe Nord stellen sich vor:
 Ihre Interessen, ihre Sammellei-                   boren. Sie studierte Freie Kunst in London
  denschaften und ihre eigenen                      und war Mitglied der Paddington Art Society
    künstlerischen Aktivitäten                      und der Free Painters and Sculptors in Lon-
                                                    don. Sie lebt und arbeitet in Barsbüttel bei
Zum zweiten Teil der Vorstellungsrunde:             Hamburg als freiberufliche Malerin, Gra-
Sie erscheint uns von zentraler Bedeutung,          phikerin und Buchkünstlerin.
und ihr soll gebührender Raum im „Hambur-           Lyrik und gute Literatur von Hölderlin,
ger Bothen“ zukommen. Die Pirckheimer-              Rilke, Brecht, Kafka u. a. inspirieren mich.
Freunde haben hier Gelegenheit, eine kleine         Besondere Beachtung schenke ich Literatur,
Tür zu ihrer Sammlerseele zu öffnen und             die das Schachspiel thematisiert. Bei Tex-
über ihren Interessenkosmos zu berichten.           ten, die mich beeindrucken, halte ich beim
Dies schlägt Brücken zu Gleichgesinnten,            Lesen meine Gedanken und Reflexionen in
weitet den Blick und die Kenntnisse und             einem Skizzenbuch fest. Später werden aus
erzeugt beim „Mit-Teilen“ diese spezifische,        diesen spontanen Empfindungen Zeichnun-
verbindende Freude, die den Sammlern zu             gen, Gemälde, Holzschnitte, Radierungen
eigen ist. Wir freuen uns auf eure Zuschrif-        oder Lithografien als Einzelblätter, Gra-
ten und Beiträge.                                   phikmappen, Pressendrucke mit Original-
(Leo)                                               Graphiken oder Künstler-/Malerbücher. So

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Der Hamburger Bothe - Pirckheimer-Gesellschaft
Der Hamburger Bothe                   Nummer 2, Februar 2021

erschließe und deute ich Texte auf meine              glied der Pirckheimer-Gesellschaft. So-
Art.                                                  gleich beim ersten Jahrestreffen, an dem ich
Das Schachspiel und dessen Geschichte                 teilnahm, wurde ich offen und freundlich in
interessiert mich. Ich arbeite zum Schach-            die Gesellschaft aufgenommen. In den
spiel künstlerisch und veröffentlichte Fach-          Folgejahren nahm ich an zahlreichen weite-
bücher zum Schach in Zeitungen des 19.                ren, stets informativen, interessanten und
Jahrhunderts, zu Gottfried Wilhelm Leib-              geselligen Jahrestreffen teil.
niz, über die Schachfiguren des Künstlers             Auf der Jahrestagung 1998 in Lübeck und
Ludwig Foltz.                                         Hamburg wurde ich − für mich überra-
Zur Stefan Zweig Forschung habe ich mit               schend − vorgeschlagen und in den neuen
meinem Buch über sein letztes Adressbuch              Vorstand gewählt. Da die elektronischen
beigetragen, mit Veröffentlichungen meiner            Medien damals kaum genutzt werden konn-
Forschungen im Internet sowie mit zwei                ten, bedeutete dies: einmal monatlich zur
ausführlichen Beiträgen in der Zeitschrift            Vorstandssitzung nach Berlin zu fahren und
Aus dem Antiquariat (AdA). Meine ersten               das Protokoll zu schreiben.
Holzschnitte zur Schachnovelle erschienen             In einer der Vorstandssitzungen regte ich an,
vor 25 Jahren, der vorerst neueste Holz-              die viele Jahre zurückliegende Tradition,
schnitt entstand 2019. In einer Einzelausstel-        nämlich die Graphische Beilage in den Mar-
lung 2017 anlässlich 75 Jahre Schachnovel-            ginalien, wieder aufleben zu lassen. Mein
le – Bilder zum Jubiläum von Elke Rehder              Anliegen war, dadurch die Attraktivität einer
stellte ich u.a. meine großformatigen Lein-           Mitgliedschaft in der Pirckheimer-Gesell-
wandbilder zur Schachnovelle erstmalig                schaft zu erhöhen. Im Vorstand wurde da-
aus.                                                  mals bezweifelt, dass es gelingen könnte,
Mein Atelier und meine Werkstatt für                  Künstler dafür zu gewinnen. Ich erklärte
Druckgraphik mit einer Korrex Andruck-                mich bereit, Sorge für die Graphischen Bei-
presse, Typ Berlin für Hochdruck und einer            lagen zu tragen. Für die erste Beilage 1999
Gerstäcker Tiefdruckpresse in Barsbüttel              gewann ich meinen Kollegen Klaus Raasch.
habe ich mir - finanziert durch einige                Auf der Hamburger Tagung 1998 besuchten
Kunstpreise - nach und nach aufgebaut.                die Pirckheimer Peter Rühmkorf für eine
Viele Jahre war ich auf den Buchmessen in             Lesung. Die zweite Beilage 1999 war daher
Frankfurt und Leipzig, auf der MMPM in                ein Einblattdruck mit einer Erstveröffentli-
Mainz und den ersten Buchkunstmessen im               chung des Gedichtes Megalomanischer
Museum der Arbeit in Hamburg mit einem                Tag von Peter Rühmkorf und meinem
eigenen Stand vertreten.                              Farbholzschnitt. Klaus Raasch und ich
Anfang 1999 gründete ich neben meiner                 haben ihn damals in seiner Werkstatt ge-
freiberuflichen künstlerischen Tätigkeit das          druckt. Bald kamen dann doch Vorschläge
Versandantiquariat Elke Rehder mit ei-                für die Graphischen Beilagen aus den Regi-
nem Schwerpunkt auf Kunst und Kultur.                 onalgruppen. Nach fast 20 Jahren, im Jahr
Meine Sammlung von Zeitschriften und                  2018, habe ich eine weitere Graphische Bei-
Zeitungen vor 1900, wie beispielsweise Il-            lage (zu Bert Brechts An die Nachgebo-
lustrirte Zeitung, Die Gartenlaube, Über              renen) für die Marginalien beigesteuert,
Land und Meer oder Payne‘s Familien-                  gedruckt in meiner Werkstatt. Es freut mich
journale enthält historisch interessante Arti-        sehr, dass es die Graphischen Beilagen in
kel, Holzstiche, Lithografien sowie Karikatu-         den Marginalien weiterhin gibt.
ren aus den Satirezeitschriften Lustige Blät-         Aktuelles: Eine im Dezemberheft 2020 er-
ter, Fliegende Blätter, Kladderadatsch                schienene Rezension in der Schachzeitschrift
und Le Charivari.                                     Die Schwalbe über meine Arbeiten lautete:
Seit Anfang der 1990er Jahre bin ich Mit-

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Der Hamburger Bothe - Pirckheimer-Gesellschaft
Der Hamburger Bothe                         Nummer 2, Februar 2021

„… Über dies und viele weitere ihrer Aktivitäten                           Frank Künneke
und Sammlungen um das weite Thema „Schach“
                                                               Nach dem „Jubiläums“-Mitglied Elke Rehder
informiert die Seite www.schach-chess.com/.
                                                               stellt sich ein „neuer“ Pirckheimer aus Bremen
Beim Aufruf wirkt sie als quasi Inhaltsverzeichnis             vor.
der Site spröde und nicht besonders einladend; das
ändert sich aber sofort, wenn man zu den Untersei-             Frank A. Künneke, geboren 1973, verheira-
ten springt, die einen hervorragenden Einblick in                                     tet, drei Kinder, zwei
Elke Rehders schachliche Arbeiten, Sammlungen                                         Großpudel, lebt in
und Aktivitäten liefern. Viele Abbildungen, auch                                      Bremen. Nach einer
ihrer eigenen Bücher und Kunstwerke, erklärende                                       Ausbildung        zum
Texte und weitere Verweise erläutern und vertiefen                                    Bankkaufmann       und
die einzelnen Themen.                                                                 anschließender Tätig-
Nehmen Sie sich, so meine Empfehlung, ein wenig                                       keit in der Produkt-
Zeit für den ersten Besuch dieser Site – vielleicht mit                               entwicklung     Grün-
einem Glas Wein neben Rechner oder Tablet – und                                       dung der attentus
tauchen Sie ein in diese ganz besondere Schachwelt:            Gesellschaft für Marketing und Kommuni-
Nicht unbedingt systematisch, sondern nach Interesse           kation, die sich mit einem gut 20-köpfigen
und Neigung. Ich bin mir sicher, es wird Ihnen wie             Team für Kreditinstitute, Immobilienunter-
mir beim ersten Erforschen der Site ergehen: Ich               nehmen und mittelständische Firmen um die
habe total die Zeit vergessen! Ein besseres Kompli-            Lösung von komplexen Kommunikations-
ment kann man einer Seite, finde ich, kaum ma-                 aufgaben und die Optimierung von Kom-
chen. Und wenn Sie sich über die nicht-schachliche             munikationsprozessen kümmert.
Kunst von Elke Rehder informieren möchten, emp-                Zu den Pirckheimern kam ich im Laufe des
fehle ich Ihnen www.elke-rehder.de mit ähnli-                  Jahres 2020, nachdem ich einige Zeit das
chem Aufbau.“(TB)                                              Treiben still und heimlich bei Facebook
Wenn Sie mehr über meine „schachliche“                         beobachtete und mich an Beiträgen erfreute.
oder meine „nicht-schachliche“ Seite erfah-                    Nun möchte ich in der Hansestadt an der
ren möchten, wünsche ich Ihnen Vergnügen                       Weser die Pirckheimer-Fahne hochhalten
beim Stöbern auf meinen Internetseiten und                     und hoffe auf weitere Mitstreiterinnen und
vielleicht auch die eine oder andere interes-                  Mitstreiter. Begeistert und erfreut war ich
sante Entdeckung!                                              von der herzlichen Aufnahme durch die
Ich freue mich auf ein Wiedersehen bzw.                        Herren Angeli und Haberzettl und die
persönliches Kennenlernen beim Regional-                       Übersendung des großen Willkommenspa-
treffen und beim Jahrestreffen in Hamburg                      kets, dessen Inhalte ich mit großer Freude
2021! (Elke Rehder)                                            verschlang.
                                                               Mit Büchern habe ich beruflich nichts am
                                                               Hut, bin aber mütterlicherseits in eine alte
                                                               Buchdruckerfamilie hereingeboren. So habe
                                                               ich im Kindesalter mit Bleilettern gespielt,
                                                               gesetzt, gestempelt und den Geruch von
                                                               Farbe und Lack im Drucksaal schon damals
                                                               geliebt. Noch heute fasziniert mich das Hap-
                                                               tische, das Olfaktorische und der Klang des
                                                               Mediums Buch. Wenn das neu erworbene
                                                               Werk mit Vorfreude ausgepackt wird, der
                                                               Leim im Bund beim ersten Aufschlagen
                                                               langsam knistert und mir dieser wunderbare
               Schachnovelle -3 Elke Rehder
                                                               Geruch entgegenströmt, das Papier die Sin-

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Der Hamburger Bothe - Pirckheimer-Gesellschaft
Der Hamburger Bothe                   Nummer 2, Februar 2021

ne erwärmt und – zwar immer seltener, aber            Sollten Sie hierzu etwas entbehren können,
immer noch – der Abdruck der Bleilettern              freue ich mich über einen entsprechenden
leicht zu fühlen ist… Was gibt es neben               Hinweis.
kulinarischen Genüssen noch Schöneres?                Den umfassendsten zusammenhängenden
Neben dem Produkt „Buch“ an sich und der              Teil meiner Bibliothek nimmt das
damit im Zusammenhang stehenden Litera-               Werk Walter Kempowskis (viele Ausgaben
tur über Herstellung/Buchproduktion inte-             noch mit Signatur ...) nebst Sekundärliteratur
ressieren mich insbesondere folgende The-             ein. Hier ist mein Anspruch Vollständigkeit,
menbereiche: Typographie und Typo-                    so dass ich entgegen meiner sonstigen Ge-
graphen – und zwar insbesondere von An-               wohnheit fast ausschließlich antiquarisch
fang des 20. Jahrhunderts bis heute. So kann          vorankomme. Besonders gerne denke ich an
ich mich nicht sattsehen und -lesen an den            eine persönliche Begegnung mit seiner mitt-
Regeln und Ausführungen von Tschichold,               lerweile ebenfalls verstorbenen Witwe Hil-
der Fachkenntnis und dem Humor von                    degard, die ich in Nartum besuchte, um zu
Weidemann und Eleganz von Forssman                    erfragen, ob sie mir eine Ausgabe des damals
(Die Typografie von Arno Schmidt - zum                nahezu unmöglich zu bekommendem
Niederknien). Mit Weidemann hatte ich                 Echolot verkaufen könne. Ich hatte Glück,
einen kleinen Schriftwechsel und ich erinne-          sie ging ins Archiv und kam mit dem Echo-
re mich mit (mittlerweile, nachdem der erste          lot im Arm zurück, was mir gegen eine
Schreck überwunden war) mit einem                     Spende für den Verein herzlich gerne über-
Schmunzeln daran, als ich ihm einen großen            lassen wurde. Während des anschließenden
Karton mit seinen Werken mit der Bitte um             Kaffeetrinkens erfuhr ich von ihr, dass Hil-
eine Widmung schickte und dann lange Zeit             degard Kempowski es schmeichelt, wenn
nichts mehr hörte. Auf telefonischem Nach-            sie während der häufig stattfindenden Gäste-
fragen gestand mir Weidemann, dass sein               führungen durch das eindrucksvolle Heim
Assistent mit diesem Bücherstapel nichts              der Kempowskis beklaut wird. Schließlich,
anzufangen wusste und diesen nicht mehr               so ihre durchaus nachvollziehbare und wohl-
zuordnen konnte, so dass die Werke an Stu-            tuende Theorie, klaut hier keiner um des
denten verschenkt wurden. Es war ihm pein-            materiellen Wertes, sondern um ein Anden-
lich und er versprach mir, „alles zu schicken,        ken an ihren Mann zu besitzen.
was ich selber erübrigen kann“ - das war              Für alle, die nicht nur antiquarisch unter-
nicht deckungsgleich mit dem, was ich ge-             wegs sind, sondern sich gerne völlig frei
schickt hatte, aber es barg die eine oder an-         inspirieren lassen, haben wir in Bremen ein
dere liebevolle Überraschung.                         paar durchaus erwähnenswerte Buchhand-
Verleger-Autor-Beziehungen von Goethe                 lungen wie Bettina Wassmann, Leuwer
bis in die Neuzeit: Hier faszinieren mich             und den Buchladen im Ostertor. Meine
insbesondere Briefwechsel und vor allem               liebste Anlaufstelle befindet sich allerdings in
Aspekte, die über das Schriftstellerische hin-        Köln, wo ich beruflich häufiger anzutreffen
ausgehen, wie persönliche und wirtschaftli-           bin und stets bei der Buchhandlung Klaus
che Themen. Ergänzend sind weitere Inte-              Bittner hereinschauen muss.
ressengebiete     Verlagsgeschichte       von          Abgerundet wird meine Bibliothek durch
Göschen bis Suhrkamp und Autoren--                    einen Querschnitt durch Lyrik, Belletristik
sowie Verleger-Biografien.                            und Sachbuch, wie es wohl jeder von uns
Nicht meiner bibliophilen Leidenschaft ge-            kennt. Und ich gestehe an dieser Stelle still
schuldet, sondern einem anderen Interes-              und leise, dass sich in diesem Bereich meiner
sengebiet findet sich eine kleine Sammlung            Bibliothek auch das eine oder andere Werk
zu antiken und alten persischen Flach-                findet, welches mich thematisch nicht inte-
geweben (Kelims) in meinem Bücherregal.               ressiert, an dem ich aber nicht vorbeigehen

                                                 5
Der Hamburger Bothe - Pirckheimer-Gesellschaft
Der Hamburger Bothe                     Nummer 2, Februar 2021

konnte, weil es einfach wunderschön ge-                      Wie sich‘s so liest in Thailand
macht ist. Und da sind wir wieder am An-
fang meines bibliophilen Werdeganges.                     Spannende Lektüre. Alle Stammtischfreunde
        (Frank A. Künneke) in Firma                       sind schon weg.
attentus Gesellschaft für Marketing und Kom-
                                                                                           Kurt* ist tot.
munikation mbH
Hermann-Hollerith-Straße 9 · 28355 Bremen
                                                                                           (*Name von
Telefon (0421) 2 04 68-11        ·                                                         der Redaktion
kuenneke@attentus.com; attentus.com                                                        geändert,
                                                                                           eigentlich
Fortsetzung der Vorstellungen der Pirckheimer-
                                                                                           hieß er Paul).
Freunde Gruppe Nord folgt. Die Redaktion bittet
um Ihre Beiträge.                                                                          Huch,      so
                                                          plötzlich? Dabei war Kurt doch vor zwei
                                                          Wochen noch gern gesehener Gast bei unse-
                                                          rem deutschsprachigen Stammtisch in einer
                                                          nordöstlichen Kleinstadt in Thailand, der
                                                          nur für Männer zugelassen ist. Nun er-
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~                           scheint seine Thai-Witwe beim Stammtisch
Hamburg ist das Tor zur Welt, auch für uns. Die           mit einem Stapel Lesehefte und Büchern
Botschaft des Bothen Nr.1 reiste bis ins ferne
                                                          unter dem Arm. Weil sie wie alle anderen
Thailand und motivierte dort Tilman Schroeder,
einen seit vielen Jahren in Asien lebenden biblio-        Thai-Frauen hier kein Deutsch lesen kann,
philen Deutschen, zum Gast-Abonnement unse-               sagt sie, will sie auch die Jerry Cottons und
res Bothen. Er sandte uns einen heiteren Beitrag          andere Groschen-Romane nicht behalten,
zum Thema Lesen in der Ferne. (Leo)                       auch die Bücher nicht. Wer will, kann sich
                                                          bedienen. Jerry Cotton war als erstes vergrif-
Tilman Schroeder                                          fen. Ein dickes Buch mit 211 Seiten wollte
                          1948er      Jahrgang            keiner, zu viel Leserei! Gib mal her, sage ich
                          aus Berlin. Ihn hat             noch und tatsächlich, 211 Seiten. Wie heißt
                          es nach Abitur und              es denn? Huch, „Weltgeschichte der Pros-
                          Ausbildung        bei           titution“*. Ich wusste gar nicht, dass Kurt
                          Siemens nach Grie-              eine Vorliebe für Geschichtsbücher hatte
                          chenland gezogen,               und habe es dann mitgenommen. Sind Bil-
                          von dem er heute                der drin? Beim ersten schnellen Durchblät-
                          noch      schwärmt.             tern nichts gefunden. Von den alten Grie-
                          Weitere zehn Jahre              chen wird erzählt und den Römern. Der
                          Berlin, dann zwan-              Autor teilt sehr wissenschaftlich akzentuiert
                          zig Jahre München,              die Kapitel auf in die gastfreundschaftliche
                          und von dort ging               Prostitution, in die religiöse und die kom-
es in die weite Welt. Ein Jahr China, 18 Jahre            merzielle. Wenn ein Ehemann Besuch eines
Malaysia, nun seit vier Jahren Thailand.                  Freundes nach dessen langer Reise bekam,
Nach der Pensionierung wollte er noch mal                 wurde selbigem nicht nur seine Ehefrau zur
was anderes machen, nämlich unter anderem                 Verfügung gestellt, sondern gleichzeitig auch
ein Buch schreiben über seine Erlebnisse als              sein Schlafzimmer mit dem bequemen Ehe-
Auswanderer. Stattdessen folgte er zunächst               bett. Macht man ja heute nicht mehr! Am
einem Ruf als selbständiger Reiseleiter für               Morgen erhielt die Ehefrau eine fürstliche
Südostasien, und das Buch musste warten.                  Morgengabe, auf die sie schon die ganze
Jetzt ist es aber kurz vor der Fertigstellung,            Nacht gewartet hatte.
und evtl. wird er auch noch Auslandskorres-               Dann fiel mir aus meinem Lateinunterricht
pondent für den Hamburger Bothen.                         aus der Zeit des dekadenten Roms der Be-

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Der Hamburger Bothe - Pirckheimer-Gesellschaft
Der Hamburger Bothe                         Nummer 2, Februar 2021

griff „Cena Trimalchionis“ wieder ein. Ich                        Erste exklusive Autorenlesung
dachte, da musst Du doch mal sehen, ob das                          beim Hamburger Bothen
in dem Buch erwähnt wird. Cena heißt auf
deutsch Gastmahl, und Trimalchio war so                                 Cornelia Manikowsky
ein Lebemann, der außer Geld nicht viel
                                                               Peter Engel ist es gelungen, die Hamburger
Grips im Hirn hatte, aber flotte ausschwei-                    Schriftstellerin Cornelia Manikowsky für einen
fende Partys zu geben gewöhnt war. Sein                        Exklusiv-Beitrag zu gewinnen.
überlieferter Spruch war: „Lasst hübsche
Knaben um mich sein“! Ist ja schon lange                       Cornelia Manikowsky, *1961,
her, mein Lateinunterricht, aber tatsächlich,
der Trimalchio kommt in dem Buch vor,
und er wird genau so beschrieben, wie ich
ihn in Erinnerung habe. Das ist ja auch kein
Wunder, weil doch der Autor dieses Buches
ein Professor aus Frankreich war, und der
hat sehr wissenschaftlich akkurat recher-
chiert. Einige Textstellen sind auf lateinisch
und sogar griechisch eingebettet. Lateinisch
kann ich heute nicht mehr übersetzen, aber
die griechischen Textstellen kann ich lesen,
und die Worte Eros und Libido haben sich
bis in den deutschen Sprachraum erhalten.
Wenn der Professor so gute Arbeit geleistet
hat und den Trimalchio so exzellent ausge-                     schreibt Erzählungen und Kurzprosa für
buddelt hat, dann muss ich davon ausgehen,                     Erwachsene und Kinder. Zuletzt erschienen
dass auch die anderen wissenschaftlichen                       die Kurzprosasammlung „und an die Liebe
Darstellungen alle eine gewisse Richtigkeit                    denke ich“ (Hammer +Veilchen 2017) und
enthalten. Weil er ja Franzose ist, widmet er                  das BuchDruckKunstWerk „ALLES“
einen großen Teil seiner Arbeit der Prostitu-                  (Stiftungsverlag der Hamburgischen Muse-
tion in Frankreich. Er berichtet von ganzen                    en), ebenfalls 2017.
Vierteln in Paris, die von den einschlägigen
                                                               Das Kurzprosastück „von einem Esel
Damen bevölkert waren inklusive der Stra-
                                                               träumen“ erscheint im Frühjahr 2021 in
ßennamen. Interessierte Besucher von Paris
                                                               „Kleine Dinge“, einem BuchDruck-
werden sich aber heute schwertun, sie zu
                                                               KunstWerk mit Lithografien von Muriel
finden, weil inzwischen die Straßennamen
                                                               Zoe. Es geht um Erinnerungsmomente,
geändert worden sind.
                                                               Empfindungen, Wahrnehmungen oder Wünsche,
Nun ist Kurt ja mausetot und liegt im Tem-                     die in verdichteten Texten eingefangen werden. Wie
pel. Liebe Stammtischfreunde, lasst uns die                    „Alles“ wird auch „Kleine Dinge“ in der Grafi-
Gläser erheben auf den edlen Spender seiner                    schen Abteilung des Museums der Arbeit hergestellt
literarischen Hinterlassenschaft. „Hoch                        und auf den Historischen Druckmaschinen des
sollst Du leben, hoch sollst Du leben, liiiie-                 Museums gedruckt.
berrr Kurt“.                                                   (Cornelia Manikowsky)
(Tilman Schroeder)
*Wer sich für das Buch interessiert:
                                                               Ihre Website: www.manikowsky.de
 es handelt sich um den Band 2 der zweibändigen Ausgabe        auf Wikipedia: https://bit.ly/2XqHxAT
„Weltgeschichte der Prostitution. Von den Anfängen bis
zum Beginn des 20. Jahrhunderts.“ Autor: Paul Dufour           Was wäre bibliophile Beschäftigung ohne den
Eichborn, Frankfurt, 1995.                                     Genuss von Lesungen? In diesen Corona-Zeiten
                                                               sind sie rar gesät. Der Hamburger Bothe bringt

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Der Hamburger Bothe - Pirckheimer-Gesellschaft
Der Hamburger Bothe                   Nummer 2, Februar 2021
eine Lesung zu Ihnen nach Hause. Cornelia             Der Wandel meines Lesegeschmacks
Manikowsky liest exklusiv für Sie aus dem für         Bücher gemütlich abends auf der Couch
das Frühjahr geplanten Buch „von einem Esel
träumen“:
                                                      oder im Urlaub am Strand zu lesen gehört
                                                      nun schon seit vielen Jahren zu meiner Lieb-
                                                      lingsbeschäftigung. Doch seit meiner Schul-
                                                      zeit hat sich mein Büchergeschmack stark
                                                      verändert von den typischen Jugendbüchern
                                                      zu mehr New Adult Literatur sowie histori-
                                                      schen Romanen und den Klassikern.
                                                      Als Inspiration für den Wechsel meines Le-
                                                      segeschmacks waren unter anderem die Ver-
                                                      filmungen von Büchern verantwortlich. So
https://youtu.be/H5SFd8XO8q0                          kam ich zum Beispiel auf André Acimans
Frau Manikowski hatte diese Lesung im April           Call me by your name und Diana Gabal-
2020 für den PEN aufgenommen, um aktiv der            dons Outlander-Reihe. Ich denke, dass
ersten Corona-Welle als Autorin „zu begegnen“.
Vielen Dank für die Zurverfügungstellung!
                                                      viele junge Leute in meinem Alter durch
                                                      Serien oder Buchverfilmungen einen neuen
                                                      Lieblingsautor dazugewinnen. Man möchte,
                                                      wie in meinem Fall, tiefer in die Geschichte
                                                      eintauchen als es eine Verfilmung erreichen
                                                      könnte. Auch auf Margaret Atwood bin ich
Der Hamburger Bothe will nicht nur über die           durch den Trailer eines ihrer Bücher auf-
Region hinaus nach Gleichgesinnten Ausschau           merksam geworden. Nun stehen auf meiner
halten, sondern sucht auch die Brücken zur Ju-        Wunschliste The Handmaid‘s Tale und
gend, um zu erfahren, welche Rolle spielt das         Alias Grace. Weitere Lieblingsautoren von
Sammeln, das Lesen und die Liebe zum Buch             mir sind Ursula Poznanski, Anne Jakobs
und zur Grafik bei ihr. Diesmal gibt uns eine
junge Studentin einen kleinen Einblick:               und F. Scott Fitzgerald.
                                                      Plattformen wie Lovelybooks und Wattpad
              Giulia Angeli                           zählen seit Jahren zu meiner weiteren Quelle
                                                      der Inspiration. Auf Lovelybooks erstelle
Hallo, ich bin Giulia Angeli und 21 Jahre             ich Wunschlisten, informiere mich über
                                                      Neuerscheinungen und folge meinen Lieb-
                                                      lingsautoren. Wattpad dagegen ist eine
                                                      Plattform, in der jeder seine selbstgeschrie-
                                                      benen Bücher kostenlos hochladen kann
                                                      und sich mit anderen Autoren oder Lesern
                                                      austauschen kann. Anfangs gab es mehr
                                                      Fanfiction doch mittlerweile auch viele Ori-
                                                      ginalwerke. Vor einigen Monaten habe ich
                                                      selbst mein Buch dort hochgeladen und be-
                                                      komme stetig Feedback zu meiner Ge-
                                                      schichte von fleißigen Lesern.
alt. Geboren bin ich in Augsburg und habe             Gerade für junge Leser sind diese Plattfor-
dort mein Abitur gemacht. Mittlerweile stu-           men ein wunderbarer Weg, seinen eigenen
diere ich an der Friedrich-Alexander-                 Stil zu finden und sich mit Gleichgesinnten
Universität in Erlangen Wirtschaftsingeni-            auszutauschen. Dennoch bleibt das Stöbern
eurwesen mit dem Schwerpunkt Maschinen-               in einer Buchhandlung für mich unersetzbar.
bau.                                                  (Giulia Angeli)

                                                 8
Der Hamburger Bothe - Pirckheimer-Gesellschaft
Der Hamburger Bothe                   Nummer 2, Februar 2021

    Antiquare und ihre Kataloge                        chen und Buchobduktionen werden nicht in
                                                       Tagen, sondern eher in Wochen ja Monaten
Vor wenigen Tagen erhielt ich von Mein-                zu messen sein. Die aufgewendeten Mühen
hard Knigge, der auch „Gastleser“ des                  und eingebrachten Erfahrungen haben sich
Hamburger Bothen geworden ist, seinen aktuel-          gelohnt, denn derart aufbereitete Kataloge
len Katalog zugesandt. Vielen unserer Leser            sind nicht für den raschen „Verbrauch“ ge-
ist Meinhard Knigge wahrscheinlich kein                macht. Sie sind Teil einer Geschichtsschrei-
Unbekannter. Ist er doch einer der renom-              bung des Buchwesens, oft ausgeweitet zu
miertesten Antiquare in Hamburg. Aktiv in              kompletten Bibliografien von Spezialgebie-
vielen berufsspezifischen Verbänden und als            ten, und werden so zu gesuchten Unikaten,
hanseatische Antiquariats-Leitfigur stemmt             ja zu beliebten eigenen Sammelgebieten.
er sich unerschütterlich gegen den bedauerli-          Auch dokumentieren sie die Wertentwick-
chen Trend der Antiquariatsrückgänge. Seine            lung rarer und schöner Editionen, selektiert
hohe Kompetenz und große, langjährige                  aus der Millionenfülle der Bucherscheinun-
Erfahrungsbreite in allen Fragen zum Anti-             gen. Die Angebotswerte der 178 Titel des
quariats- und Buchwesen machten ihn auch               Kataloges von Meinhard Knigge summieren
für mich stets zum ersten Ansprechpartner              sich auf stolze 150.000 €. Auch dies macht
bei allen Fragen ums Buch und Antiquariat,             deutlich, in welcher „Liga“ Meinhard Knigge
die bei mir als Quereinsteiger aufkamen.               sein Antiquariat betreibt und zeigt den Un-
                                                       terschied zwischen Gebrauchtbuchhandlun-
                         Bei Durchsicht des            gen und Antiquariaten.
                         Kataloges wurde mir           Allen Bibliophilen sei nochmals ans Herz
                         bewusst, dass ich             gelegt: schätzt bitte die Antiquariatskataloge,
                         eine Lanze brechen            ja ergänzt damit eure Sammlungen, denn sie
                         muss für die oft ver-         sind Buchgeschichte par excellence!
                         nachlässigten Buch-
                         kataloge von Anti-            Teile der Angebote von Meinhard Knigge
                         quaren. In Meinhard           bei
                         Knigges, äußerlich            antiquariat.de
schlicht gefasster Broschur beschreibt er 178          Interesse an der Mühlenbaukunst?
Titel, vielfach illustriert, eines Teilgebietes        Kontakt:
seiner Spezialgebiete Technik - Handwerk -             knigge.antiquariat@t-online.de
Naturwissenschaften -
Architektur–Eisenbahn:                                 (Leo)
Mechanik-
Hydrotechnik-
Mühlenbaukunst.
Die meisten Nicht-
fachleute zu dieser
Thematik - wie ich -
lesen sich staunend
durch die Editionen
über die Mühlenbaukunst. Der Bogen ist
weitgespannt und reicht vom Beginn des 17.
Jahrhunderts bis in die Neuzeit. An den tief-
gehenden und kompetenten Buchbeschrei-
bungen wird die Antiquarsexpertise deutlich.
Die vorgeschalteten, notwendigen Recher-

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Der Hamburger Bothe - Pirckheimer-Gesellschaft
Der Hamburger Bothe                      Nummer 2, Februar 2021

  Eine ungewöhnliche bibliophile                          also der Verfasser und der Titel des Bänd-
           Buchreihe                                      chens genannt, dazu ferner, dass es sich
                                                          eben um ein von Carl-Walter Kottnik her-
In den Kreisen der Hamburger Schriftsteller               ausgebrachtes Bändchen handelt, das von
ist der frühere Kunsterzieher und Maler                   Ajete Elezaj gestaltet wurde und das in ei-
Carl-Walter Kottnik durch seine Booklet-                  ner Auflage von 100 nummerierten Exemp-
Reihe legendär. Wer von ihnen das Glück                   laren erschienen ist.
hatte oder hat, mit seinen Texten in diese                Was noch ungewöhnlicher ist als das Er-
Reihe aufgenommen zu werden, darf sicher                  scheinungsbild seiner Booklets, ist der Um-
sein, ein ungewöhnlich gestaltetes und dazu               stand, dass Kottnik diese Bände verschenkt.
illustriertes Bändchen vorweisen zu können.               Die Autoren und Künstler erhalten, völlig
Kottnik, der jahrelang Lesungen im Zei-                   kostenlos, jeweils eine stattliche Anzahl an
chensaal seines Gymnasiums organisierte,                  Belegexemplaren, der Rest der Auflage geht
hat ein besonderes Interesse an zeitgenössi-              an Freunde und Bekannte des Herausgebers,
scher Literatur und fördert sie ganz gezielt,             der für sein Archiv nur zehn Exemplare
indem er die ihm wichtig erscheinenden                    zurückhält. Ein derartiges Mäzenatentum
Autoren mit Künstlern zusammenbringt und                  dürfte hierzulande einzigartig sein.
aus dieser Verbindung zweier Sparten neue                 (pe)
Bücher entwickeln lässt. Auf diese Weise
sind inzwischen mehr als 70 Booklets in den               Zum Abschied:
unterschiedlichsten Formaten entstanden,                                                  Selbstporträt von
                                                                                          Paul Wunderlich
jedes in ganz eigener Weise so gestaltet, dass                                            aus der Sammlung
Text und Bild sich gegenseitig beleuchten                                                 von Peter Engel.
und im Idealfall eine überzeugende Einheit                                                Der Maler ist 2010
bilden.                                                                                   gestorben,    hatte
                                                                                          also im letzten
                                                                                          seinen 10. Todes-
                                                                                          tag. Die Lithogra-
                                                                                          fie ist insofern
                                                                                          etwas Besonderes,
                                                                                          weil auf dem Blatt
                                                                                          Anleitungen Wun-
                                                          derlichs für den Drucker notiert sind, so etwas ist
                                                          eine Rarität.
(Mit freundlicher Genehmigung von   Ajete Elezaj)
Jüngstes Beispiel ist ein Bändchen des Ham-               Impressum
burger Schriftstellers Wolfgang Denkel mit                Redaktion:
dem Titel „Beschriftungen“, das der Autor                 Rudolf Angeli, (Leo) Saselbekstraße 113,
mit eigenen Zeichnungen illustriert hat. Es               22393 Hamburg, Tel.: 040-60566773.
handelt sich dabei um eine Sammlung sehr                  Mail: Rudolf_Angeli@web.de
knapper und auf den Punkt gebrachter                      Peter Engel. (pe) Jungfrauenthal 26,
Aphorismen, also einer traditionsreichen                  20149Hamburg, Tel.: 040-486897.
literarischen Gattung, aber die Ausstattung               Mail: Peter_Engel@gmx.de
dieser schmalen Broschur ist geradezu revo-
                                                          Die Kolumnentrennungen stammen wie
lutionär. Nicht nur sind Vorder- und Rück-
                                                          unser Logo von Prof. Klaus Waschk.
seite mit Texten, also Aphorismen bedruckt,
also im eigentlichen Sinne gar nicht vorhan-
den, sondern reguläre Druckseiten, und die                Wie immer freuen wir uns riesig über Zuschriften
gesamte Titelei ist dem Booklet in Form                   und Beiträge an die Redaktion des
eines Lesezeichens beigefügt. Nur dort sind                       „HAMBURGER BOTHEN“.

                                                    10
Der Hamburger Bothe
                                       Post für die Pirckheimer Gruppe Nord
                                          Nummer 2, Februar 2021
Am 20. Januar 2021 wurde Joe Biden als neuer amerikanischer Präsident vereidigt. Bei seiner Inauguration trug die
blutjunge Amanda GORMAN ein außergewöhnliches Gedicht vor. Poesie weist in die Zukunft und gibt dem Land und
der Welt Hoffnung. Es lohnt, dem tiefen Sinn nachzuspüren. Der Hamburger Bothe bietet seinen Lesern Gelegenheit:

The Hill We Climb
When day comes, we ask ourselves, where can we
find light in this never-ending shade?
The loss we carry a sea we must wade.
We've braved the belly of the beast.
We've learned that quiet isn't always peace.

And the norms and notions of what just is isn't always justice.
And yet, the dawn is ours before we knew it.
Somehow we do it. Somehow we've weathered and witnessed a nation that isn't broken, but simply unfinished.
We, the successors of a country and a time where a skinny Black girl descended from slaves and raised by a single mother can
dream of becoming president only to find herself reciting for one.

And yes, we are far from polished, far from pristine, but that doesn't mean we are striving to form a union that is perfect.
We are striving to forge our union with purpose.
To compose a country committed to all cultures, colors, characters, and conditions of man.
And so we lift our gazes not to what stands between us, but what stands before us.

We close the divide because we know to put our future first, we must first put our differences aside.
We lay down our arms so we can reach out our arms to one another.
We seek harm to none and harmony for all.
Let the globe, if nothing else, say this is true.
That even as we grieved, we grew.
That even as we hurt, we hoped.
That even as we tired, we tried, that will forever be tied together victorious.
Not because we will never again know defeat, but because we will never again sow division.

Scripture tells us to envision that everyone shall sit under their own vine and fig tree and no one shall make them afraid.
If we're to live up to our own time, then victory won't lie in the blade, but in all the bridges we've made.
That is the promise to glade, the hill we climb if only we dare.
It's because being American is more than a pride we inherit. It's the past we step into and how we repair it.

We've seen a force that would shatter our nation rather than share it. It would destroy our country if it meant delaying democracy.
And this effort very nearly succeeded.
But while democracy can be periodically delayed, it can never be permanently defeated.
In this truth, in this faith we trust for while we have our eyes on the future, history has its eyes on us.
This is the era of just redemption. We feared it at its inception.
We did not feel prepared to be the heirs of such a terrifying hour.
But within it, we found the power to author a new chapter, to offer hope and laughter to ourselves so while once we asked, how
could we possibly prevail over catastrophe?

Now we assert, how could catastrophe possibly prevail over us?
We will not march back to what was, but move to what shall be, a country that is bruised, but whole, benevolent, but bold, fierce,
and free.
We will not be turned around or interrupted by intimidation because we know our inaction and inertia will be the inheritance of
the next generation.
Our blunders become their burdens, but one thing is certain.
If we merge mercy with might and might with right, then love becomes our legacy and change our children's birthright.
So let us leave behind a country better than one we were left with.

Every breath from my bronze-pounded chest we will raise this wounded world into a wondrous one.
We will rise from the gold-limbed hills of the West.
We will rise from the wind-swept Northeast where our forefathers first realized revolution.
We will rise from the lake-rimmed cities of the Midwestern states.
We will rise from the sun-baked South.
We will rebuild, reconcile, and recover in every known nook of our nation, in every corner called our country, our people diverse
and beautiful, will emerge battered and beautiful.
When day comes, we step out of the shade aflame and unafraid. The new dawn blooms as we free it. For there is always light.
If only we're brave enough to see it. If only we're brave enough to be it.
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