EINZELHANDEL EUROPA 2016 - GFK STUDIE ZU RELEVANTEN EINZELHANDELSINDIKATOREN FÜR 2015 UND PROGNOSE FÜR 2016 - ISCM

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EINZELHANDEL EUROPA 2016 - GFK STUDIE ZU RELEVANTEN EINZELHANDELSINDIKATOREN FÜR 2015 UND PROGNOSE FÜR 2016 - ISCM
Geomarketing

      EINZELHANDEL
      EUROPA 2016
       GfK Studie zu relevanten Einzelhandelsindikatoren
       für 2015 und Prognose für 2016
EINZELHANDEL EUROPA 2016 - GFK STUDIE ZU RELEVANTEN EINZELHANDELSINDIKATOREN FÜR 2015 UND PROGNOSE FÜR 2016 - ISCM
Geomarketing

EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser,

2015 war ein gutes Jahr für die Verbraucher           wie sich die Flüchtlingskrise, die Terrorgefahr
Europas. Die Wirtschaftsleistung in der Euro-         in Europa sowie die anhaltende wirtschaftliche
päischen Union wuchs nominal um 4,7% und die          Schwächephase in aufstrebenden Volkswirtschaf-
Arbeitslosigkeit ging in den meisten Ländern          ten wie Brasilien, Russland und vor allem China auf
zurück. Wachstumsimpulse setzte vor allem der         die Investitionsfreude der Unternehmen und der
private Konsum: Wegen des Zinstiefs lohnt sich        Verbraucher in Europa auswirken.
traditionelles Sparen kaum noch, viele Menschen
geben ihr Geld daher lieber aus.                      Die vorliegende Studie soll Ihnen Überblick zu den
                                                      wichtigsten Rahmendaten für den europäischen
Davon profitiert auch der Einzelhandel. Nachdem       Einzelhandel in 2016 geben. Sie zeigt die Ent-
in den vergangenen Jahren überwiegend der             wicklung der Kaufkraft, der Ladenumsätze, deren
eCommerce gewachsen war, änderte sich dies in         Anteil am privaten Konsum, der Verkaufsflächen
2015: Auch der Offline-Handel konnte stark zule-      sowie der Inflation. Wir hoffen, damit zum Erfolg
gen und hatte am Jahresende 3,0% mehr Umsatz          Ihrer strategischen Entscheidungen im Einzel-
in den Ladenkassen. Das zeigt, Wettbewerb belebt      handel – gleich ob als Investor, Händler oder
das Geschäft und regt Innovationen an. Für den        Projektentwickler – beizutragen.
Einzelhandel erwarten wir in 2016 in Summe eben-
falls ein – wenn auch entschleunigtes – Wachstum.     Mit besten Grüßen

Allerdings gibt es zwischen den einzelnen Regionen
Europas große Unterschiede. Und den positiven
Entwicklungen stehen politische und ökonomische       Dr. Gerold Doplbauer
Unsicherheiten gegenüber. Es bleibt abzuwarten,       Geomarketing, GfK

                                                      Inhalt
                                                  4   Kaufkraft 2015

                                                  6   Stationärer Einzelhandelsumsatz 2015

                                                  8   Prognose stationärer Einzelhandelsumsatz 2016

                                              10      Einzelhandelsanteil privater Konsum 2015

                                              12      Entwicklung Verbraucherpreise 2015 l 2016

                                              14      Verkaufsflächenausstattung 2015

                                              16      Flächenproduktivität 2015

                                               18 Fokusland Niederlande: Belebung nach Konsolidierung

                                              22      Über GfK

2 | EINZELHANDEL EUROPA 2016
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Geomarketing

KAUFKRAFT 2015
Mehr Kaufkraft für die Verbraucher in Europa –                                     Unbestritten existiert ein großes Kaufkraftgefälle
                                                                                   zwischen Nord- und Westeuropa sowie den Ost-
Aufschwung in den ehemaligen Krisenländern                                         und Südeuropäern. Allerdings holen die ärmeren
                                                                                   Volkswirtschaften kontinuierlich auf. Die Pro-

3,7%
                                                                                   Kopf-Kaufkraft in Luxemburg liegt allerdings mit
                                         2015 war ein insgesamt gutes Jahr         28.775 Euro immer noch neunmal höher als in
                                         für die Verbraucher in Europa. In den     Bulgarien mit 3.143 Euro.
                                         meisten Ländern wuchs die Wirtschaft-
                                         sleistung bei zugleich rückläufiger       Das Kaufkraftgefälle innerhalb der Länder ist
                                         Arbeitslosigkeit. Diese Entwicklung       ebenfalls stark ausgeprägt. Beispielhaft hierfür sei
mehr Kaufkraft                           spiegelt sich in der Kaufkraft wider,     der Kaufkraftvergleich zwischen dem wirtschafts-
                                         die in der Europäischen Union um          starken Norden Italiens mit 19.389 Euro in der
                                         durchschnittlich 3,7% zum Vorjahr         Lombardei zum strukturschwächeren Süden mit
                                         anstieg.*So standen einem EU-Bürger       11.446 Euro je Einwohner in Sizilien genannt.
                                         im Schnitt 15.948 Euro für Konsum,
                                         Miete, Sparen oder die Altersvorsorge
                                         zur Verfügung.

                               Die niedrigen Rohöl- und Energiepreise sowie die
                               kaum vorhandene Inflation sorgen dafür, dass den
                               Verbrauchern mehr Geld im Portemonnaie bleibt,
                               das sie für andere Dinge ausgeben können.           Kaufkraft pro Kopf (EU-28)

                                                                                   16.000€
                               Die gesunkene Arbeitslosigkeit wirkt sich jedoch
                               nicht überall positiv auf die Anschaffungsneigung
                               der europäischen Verbraucher aus. Vor allem in      15.500€
                               Osteuropa, also in Ländern mit vergleichsweise
                               geringer Kaufkraft, ist die Anschaffungsneigung     15.000€
                               im Verlauf des letzten Jahres gesunken. Betra-                       2013            2014           2015
                               chtet man die absoluten Konsumklimawerte am
                               Ende des Jahres 2015, sind die Sorgenkinder
                               Europas nach wie vor Portugal und Griechenland.
                               Damit die Anschaffungsneigung wieder in den
                                                                                   * Unter Kaufkraft versteht man das verfügbare Nettoeinkom-
                               positiven Bereich steigt, müssen die Menschen       men der Bevölkerung inklusive staatlicher Transferzahlungen
                               das Gefühl haben, mehr als ihren Grundbedarf        wie Renten, Arbeitslosen- und Kindergeld. Von diesem verfüg-
                               zuverlässig abdecken zu können. Eine steigende      baren Einkommen bestreiten die Menschen alle ihre Ausgaben
                               Anschaffungsneigung verzeichnen vor allem die       für Essen, Wohnen, Dienstleistungen, Urlaub, Versicherun-
                                                                                   gen, private Altersvorsorge, sowie ihre Konsumwünsche. Die
                               skandinavischen und westeuropäischen Länder         Kaufkraft ist eine Prognose und wird in nominalen Eurowerten
                               – also kaufkräftige Regionen, wo der Lebens-        ausgewiesen.
                               unterhalt gesichert ist und das zusätzliche Geld
                               für Kauflaune sorgt.

4 | EINZELHANDEL EUROPA 2016
EINZELHANDEL EUROPA 2016 - GFK STUDIE ZU RELEVANTEN EINZELHANDELSINDIKATOREN FÜR 2015 UND PROGNOSE FÜR 2016 - ISCM
GfK Kaufkraft Europa 2015

                     © GfK | Karte erstellt mit RegioGraph | www.gfk.com/geomarketing-de

                     Quelle: GfK

                                                                                           EINZELHANDEL EUROPA 2016 | 5
EINZELHANDEL EUROPA 2016 - GFK STUDIE ZU RELEVANTEN EINZELHANDELSINDIKATOREN FÜR 2015 UND PROGNOSE FÜR 2016 - ISCM
Wachstumsrate des stationären Einzelhandelsumsatzes 2015 in % (EU-28)

                                    in €                                                                         in Landeswährung
                                                                               EU-28

                  0,6%                                                          Belgien                               0,6%
                    1,0%                                                       Bulgarien                                 1,0%
                 0,2%                                                         Dänemark                              0,3%
                      1,4%                                                   Deutschland                                   1,4%
                                           5,2%                                 Estland                                                                          5,2%
-1,5%                                                                           Finnland     -1,5%
                   0,4%                                                       Frankreich                             0,4%
 -1,2%                                                                       Griechenland     -1,2%
                                                               11,6%        Großbritannien                           0,5%
                        2,0%                                                      Irland                                           2,0%
                    0,9%                                                         Italien                                   0,9%
                        2,1%                                                    Kroatien                                          1,8%
                                   3,7%                                         Lettland                                                          3,7%
                                   3,8%                                         Litauen                                                            3,8%
                          1,7%                                                Luxemburg                                           1,7%
                                  3,2%                                            Malta                                                        3,2%
                     1,2%                                                    Niederlande                                    1,2%
                      1,6%                                                    Österreich                                       1,6%
                                   3,6%                                           Polen                                                          3,4%
                   0,5%                                                         Portugal                             0,5%
                                          4,9%                                 Rumänien                                                                   4,7%
                     1,2%                                                      Schweden                                                               4,0%
                            2,6%                                                Slowakei                                                  2,6%
                   0,5%                                                        Slowenien                             0,5%
                           2,1%                                                 Spanien                                             2,1%
                                       4,4%                                   Tschechien                                                         3,5%
                                        4,7%                                    Ungarn                                                                       5,0%
      -0,2%                                                                      Zypern                -0,2%

    -2%       0%      2%          4%       6%         8%      10%    12%                     -2%      -1%      0%     1%          2%      3%      4%        5%      6%

                                 -4,8%                                        Norwegen                              1,8%
       -18,7%                                                                 Russland                                                 8,6%
                                                                    11,1%      Schweiz         -2,2%
                                                       3,8%                     Türkei                                                    9,4%
        -24,2%                                                                 Ukraine                                                                    15,7%

  -25% -20% -15% -10% -5%                        0%   5%      10% 15%                        -5%            0%         5%                10%          15%         20%

Quelle: GfK

6 | EINZELHANDEL EUROPA 2016
EINZELHANDEL EUROPA 2016 - GFK STUDIE ZU RELEVANTEN EINZELHANDELSINDIKATOREN FÜR 2015 UND PROGNOSE FÜR 2016 - ISCM
Geomarketing

STATIONÄRER EINZEL-
HANDELSUMSATZ 2015
Kaufkraftanstieg kommt zu großen Teilen im stationären Handel an
– Abflüsse an eCommerce durch Zuwächse überkompensiert

                                                                                                                  3,0%
Für den stationären Einzelhandel in den EU-28                                Weiterhin rückläufig entwi-
bedeutete das in Summe ein erfolgreiches Jahr                                ckelt sich dagegen der Ein-
2015, in dem nominal 3,0% mehr Umsatz in den                                 zelhandel in Finnland (-1,5%)
Läden erwirtschaften wurde.*                                                 und Norwegen (-4,8%). Da-
                                                                             bei lässt sich die Rezession
Mit Blick auf die gesamte Einzelhandelsentwick-                              im Falle von Norwegen mit             Wachstum des Laden-
lung in 2015 zählten einmal mehr die osteuro-                                der Abwertung der Norwe-
päischen Länder, darunter Rumänien, zu den                                   gischen Krone begründen
                                                                                                                   einzelhandels in EU-28
Gewinnern. Dort setzte der Ladeneinzelhandel                                 (+1,8% in Landeswährung),
sein Wachstum ebenso fort (+4,9%) wie in den                                 in Finnland handelt es sich
baltischen Staaten (Estland +5,2%, Litauen +3,8%                             um strukturelle Probleme.
und Lettland +3,7%) und in Ungarn (+4,7%).
Ebenso positiv entwickelte sich Tschechien                                   Die Krise in Russland und der Ukraine sowie die
(+4,4%). Dort nahm der Einzelhandel nach                                     damit verbundenen wirtschaftliche Verwerfungen
schwächeren Jahren wieder Fahrt auf.                                         setzten in 2015 auch dem Einzelhandel nega-
                                                                             tiv zu. Der Rückschlag in dieser Region fällt in
Die Zahlen für den britischen Ladeneinzelhandel                              Euro aufgrund der Wechselkurseinbrüche beider
sind auf den ersten Blick überraschend positiv.                              Währungen zwar drastischer aus als in Landes-
Allerdings ist das sehr starke Umsatzplus von 11,6%                          währung, die politischen und wirtschaftlichen
in Euro aufgrund der Aufwertung des Britischen                               Unsicherheiten dürften aber nachhaltig auf die
Pfunds zu relativieren (+0,5% Umsatzplus in Lan-                             Konsumstimmung der Verbraucher drücken.
deswährung). Ebenso darf der Aufwärtstrend im
Vereinigten Königreich insgesamt nicht darüber                               In der Schweiz hatten die Wechselkursschwankun-
hinwegtäuschen, dass die Finanzkrise auch eine                               gen durch die Aufhebung der Frankenkoppelung
Polarisierung der Konsumgewohnheiten (mehr                                   an den Euro den genau gegenteiligen Effekt: Das
Luxus und zugleich mehr Discount) mit sich                                   Umsatzplus von 11,1% in Euro konterkarierte die
brachte. Ein Beispiel für die Discountisierung der                           schwierige Situation im Schweizer Ladeneinzel-
britischen Handelslandschaft liefert der Vor-                                handel (-2,2% in Landeswährung). Insbesondere
marsch von Aldi und Lidl, die den Marktführer                                in den Grenzregionen mussten die Einzelhändler
Tesco stark unter Druck setzen.                                              durch Shoppingtourismus in die Nachbarländer-
                                                                             herbe Umsatzverluste hinnehmen.
Nachdem Spanien schon in 2014 den Turnaround
schaffte (+0,8%) und sich die Erholung in 2015 wei-
ter beschleunigt hat (+2,1%), konnte auch der italie-                        Stationärer Einzelhandelsumsatz (EU-28)
nische Einzelhandel in 2015 auf den Wachstumspfad                            2,50 Mrd. €
zurückkehren (-0,4% in 2014, +0,9% in 2015).
                                                                             2,45 Mrd. €

                                                                             2,40 Mrd. €

                                                                             2,35 Mrd. €
* Alle Veränderungsraten beziehen sich auf nominale Werte, d.h. sind nicht
  inflationsbereinigt.                                                                         2013            2014     2015

                                                                                                                                EINZELHANDEL EUROPA 2016 | 7
EINZELHANDEL EUROPA 2016 - GFK STUDIE ZU RELEVANTEN EINZELHANDELSINDIKATOREN FÜR 2015 UND PROGNOSE FÜR 2016 - ISCM
Geomarketing

PROGNOSE STATIONÄRER
EINZELHANDELSUMSATZ 2016
Positiver Trend in den meisten Euroländern –                                                                Rumänien zieht Bulgarien davon
                                                                                                            Für den Einzelhandel in Rumänien wird 2016 ein
weitere Herausforderungen in Nicht-EU-Ländern                                                               spannendes Jahr, da der Umsatzsteuersatz von
                                                                                                            24% auf 20% gesenkt wurde. Wir gehen davon

1,1%
                                                                                                            aus, dass die Konsumentenpreise überwiegend
                       Die solide Konjunktur im Ladenein-                                                   stabil bleiben und der Handel den gewonnenen
                       zelhandel aus dem letzten Jahr wird                                                  Margenspielraum für absatzfördernde Maßnah-
                       sich auch in 2016 fortsetzen. Für die                                                men nutzt. Deshalb rechnen wir mit einer
                       Länder der EU-28 prognostizieren                                                     Beschleunigung der ohnehin schon sehr positiven
                       wir ein anhaltendes, jedoch insgesamt                                                Handelskonjunktur von +7,2% im Ladeneinzelhan-
Wachstum in            etwas gebremstes nominales Wachstum                                                  del. Bulgarien dürfte im Vergleich zu Rumänien
                       von 1,1%.* Besonders positive Ent-                                                   ein vergleichsweise langsames Wachstum auf-
EU-28 in 2015          wicklungen erwarten wir in Rumänien                                                  weisen (+2,0% in 2016). Bremsend wirkt, dass
                       (+7,2%) sowie weiterhin in den bal-                                                  in touristisch geprägten Regionen russische
                       tischen Staaten (+3,8% bis +4,9%), die                                               Urlauber ausbleiben, für die Bulgarien durch die
                       sukzessive zu den reiferen Märkten                                                   Rubelschwäche zu teuer geworden ist.
            aufschließen. Mit einer starken Dynamik rech-
            nen wir im schwedischen (+4,8%) und spanischen                                                  Italien: Aufschwung trotz anhaltender Risiken
            (+3,7%) Ladeneinzelhandel. In beiden Ländern                                                    Die Kauflaune italienischer Konsumenten er-
            wird der Einzelhandel von den Zuwächsen beim                                                    reichte im vierten Quartal 2015 den höchsten
            privaten Konsum profitieren. Für Ungarn (+4,2%)                                                 Wert seit über 15 Jahren. Das Vertrauen der
            und Tschechien (+4,5%) erwarten wir aufgrund                                                    Verbraucher kehrt langsam zurück. Wir erwarten
            der ansteigenden Einkommenserwartung eine                                                       damit für 2016 eine Fortsetzung des moderaten
            Fortsetzung des Positivtrends von 2015.                                                         Aufschwungs aus dem vergangenen Jahr, das den
                                                                                                            Wendepunkt der mehrjährigen Rezession mark-
                               Ukraine: Ruhigere Wetterlage nach Gewitter                                   ierte. Dennoch: Die italienische Volkswirtschaft
                               Zum ersten Mal haben wir die Ukraine in die                                  kämpft mit strukturellen Problemen wie die zu-
                               Betrachtung aufgenommen – allerdings ohne                                    letzt wieder stärker in den Vordergrund rückende
                               die Krimregion, zu der keine zuverlässigen Daten                             Bankenkrise. Auch innenpolitische Kontroversen,
                               vorliegen. Die politischen Auseinandersetzungen                              die bremsend auf notwendige Reformen wirken,
                               haben in der von Russland abhängigen Wirtschaft                              sowie eine Rekordverschuldung des Haushalts,
                               des Landes tiefe Spuren hinterlassen. Nach einem                             bergen Risiken für das Land.
                               sowohl strukturell als auch wechselkursbedingten
                               Einbruch der stationären Einzelhandelsumsätze in                             Deutschland: Stationärer Handel schlägt sich wacker
                               2015 (-24,2%), prognostizieren wir für 2016 ein-                             Der stationäre Einzelhandel bleibt durch das an-
                               en gebremsten Rückgang von -1,2%. Der Konflikt                               haltende Wachstum des eCommerce weiter unter
                               mit Russland stellt jedoch einen großen Unsicher-                            Druck, der auch 2016 Anteile hinzugewinnen wird.
                               heitsfaktor dar.                                                             Die Einzelhandelskaufkraft dürfte aber stärker
                                                                                                            wachsen und aus Sicht des stationären Einzelhan-
                                                                                                            dels das eCommerce-Wachstum überkompensier-
                                                                                                            en. Per Saldo rechnen wir mit einem moderaten
                                                                                                            Wachstum im deutschen Ladeneinzelhandel von
                               * Alle Veränderungsraten beziehen sich auf nominale Werte, d.h. sind nicht
                                                                                                            0,8% in 2016.
                                 inflationsbereinigt.

8 | EINZELHANDEL EUROPA 2016
EINZELHANDEL EUROPA 2016 - GFK STUDIE ZU RELEVANTEN EINZELHANDELSINDIKATOREN FÜR 2015 UND PROGNOSE FÜR 2016 - ISCM
Prognose stationärer Einzelhandelsumsatz 2016

                        © GfK | Karte erstellt mit RegioGraph | www.gfk.com/geomarketing-de

                        Quelle: Berechnungen von GfK auf Basis von Veröffentlichungen von Eurostat und der Europäischen Kommission, Angaben von statistischen
                        Ämtern und unserer Einzelhandelsdatenbank. Den Werten liegt die Wechselkursprognose von Eurostat zum 05.11.2015 zugrunde.

                                                                                                                                         EINZELHANDEL EUROPA 2016 | 9
Einzelhandelsanteil privater Konsum 2015

                                © GfK | Karte erstellt mit RegioGraph | www.gfk.com/geomarketing-de

                                Quelle: Berechnungen von GfK auf Basis von Veröffentlichungen von Eurostat und der Europäischen Kommission, Angaben von statistischen
                                Ämtern und unserer Einzelhandelsdatenbank.

10 | EINZELHANDEL EUROPA 2016
Geomarketing

EINZELHANDELSANTEIL
PRIVATER KONSUM 2015
Sinkender Einzelhandelsanteil trotz niedriger Energiepreise
– Reisen und Freizeitaktivitäten sind die Profiteure

                                                                                           30,4%
Themen wie die Flüchtlingskrise, die Terror-        Die Unterschiede in der
anschlägen von Paris, oder die schwelende           Kaufkraft spiegeln sich in
Schuldenkrise konnten die Konsumstimmung            der Konsumstruktur der
unter den Verbrauchern in 2015 insgesamt nicht      Länder wider. So variier-
nachhaltig trüben. So stieg der GfK Konsumklima-    en die Anteile von Essen,
index für die Europäische Union zwischen Sep-       Wohnen und Bekleidung am         Einzelhandelsanteil                        am
tember und Dezember 2015 um 1,9 Punkte auf          privaten Konsum von Land
12,2. Ausschlaggebend dafür waren die niedrigen     zu Land erheblich. Je höher
                                                                                     privaten Konsum
Energie- und Benzinkosten, die guten wirtschaft-    die Pro-Kopf-Kaufkraft,
lichen Rahmendaten vieler europäischer Länder       desto höher der Ausgaben-
sowie ein Anstieg der privaten Vermögen.            anteil für Freizeitaktivitäten,
                                                    Unterhaltung und Kultur und desto geringer der
Die Profiteure dieser positiven Rahmenbedin-        Anteil für den Einzelhandel – und Grundbedürf-
gungen waren allerdings in erster Linie andere      nisse wie Ernährung.
Bereiche als der Einzelhandel. Die Tendenz, dass
sich der Anteil des Einzelhandels am privaten
Konsum reduziert, setzte sich also auch in 2015     Einzelhandelsanteil privater Konsum in % (EU-28)
fort. Die Quote liegt nun im Durchschnitt der       31,5%
EU-28 bei 30,4%.
                                                    31,0%
Obwohl die Verbraucher über mehr Geld für
                                                    30,5%
Konsumausgaben verfügen, geben sie dieses
vorwiegend nicht im Einzelhandel aus, sondern für   30,0%
Dienstleistungen, Reisen und Freizeitaktivitäten.                  2013             2014               2015
Diese Mehrausgaben sind entsprechend weniger
für den Konsum im Einzelhandel vorhanden.

                                                                                                              EINZELHANDEL EUROPA 2016 | 11
Geomarketing

ENTWICKLUNG VERBRAUCHER-
PREISE 2015-2016
Nullinflation in 2015 und nur marginal                                        in 2016 ein Preisanstieg von +0,6% erwartet. Den
                                                                              Talboden bei der Preisentwicklung dürften auch
steigende Verbraucherpreise in 2016                                           Ungarn (2015: +0,1%, 2016: +1,7%) und Griech-
                                                                              enland (2015: -1,1%%, 2016: +0,5%) verlassen.

                                     Die europäischen Verbraucher ha-         In Südeuropa blickt Portugal mit einer prognosti-
                                     ben sich über viele Jahre an eine        zierten Inflationsrate von +0,7%, auf die höchste
                                     schleichende Teuerung gewöhnt. Oft       Teuerungsrate. Wesentlich weniger wird Spanien
                                     wird einem diese erst im mittel- oder    (+0,1%) und Italien (+0,3%) erwartet.
                                     langfristigen Vergleich bewusst: Zum
                                     Beispiel kostete Dosenobst in 2015 im    Für den Einzelhandel oft das Zünglein an der
                                     Schnitt 25% mehr als in 2010.            Waage, wie viel Zuwachs real gelingt: Aufgrund
                                                                              gleichbleibender Preise konnte der Ladeneinzel-
                                     Im vergangenen Jahr 2015 blieben die     handel der EU-28 in 2015 ein reales Plus erziel-
                                     Verbraucherpreise allerdings kon-        en. In 2016 kann der Einzelhandel zwar nominal

0,0%
                                     stant (+0,0%).* Eine seltene Situation   ein Plus von 1,1% erzielen. Durch die erwartete
                                     sowohl für Industrie und Handel wie      höhere Inflation von 0,5% könnte der Einzel-
                                     auch Verbraucher. Für 2016 prognos-      handel immerhin einen leichten realen Zuwachs
                                     tizierte die Europäische Kommission      erwirtschaften.
                                     in ihrem Herbstgutachten 2015 eine
                                     Teuerungsrate von 0,5% – getrieben
Inflation in 2015                    von einer weiter expansiven Noten-       * Um die Vergleichbarkeit für alle Länder zu gewährleisten, wird hier die allgemeine
                                                                                Inflation (d.h. inklusive Dienstleistungen, Transport, etc.) abgebildet.
                                     bankpolitik und einer konjunkturellen
(EU-28)                              Belebung. Die Inflationserwartungen
                                     werden allerdings durch niedrige
                                     Rohstoffpreise gedämpft.

                           In vielen Ländern Europas fand in 2015 sogar       Inflationsrate in % (EU-28)
                           eine Deflation statt. Allerdings prognostiziert    1,5%
                           die Europäische Kommission für 2016 nur noch
                                                                              1,0%
                           in Slowenien (-0,3%), Rumänien (-0,2%), Litauen
                           (-0,1%) und Bulgarien (-0,1%) sinkende Ver-        0,5%
                           braucherpreise. Nachdem Polen sich in 2015 mit
                           -0,7% noch in einer Deflationsphase befand, wird   0,0%
                                                                                                 2013                   2014                    2015

12 | EINZELHANDEL EUROPA 2016
Inflationsrate in %                                                                                                                                 2015
                                                                                                                                                    2016

EU-28

Belgien                                                                          -0,1%
                                                                                                                                           1,4%
Bulgarien
Dänemark                                                                                                                    0,9%
Deutschland                                                                                                 0,5%
Estland                                                                                                                       1,0%
Finnland                                                                                      0,1%
Frankreich                                                                                                     0,6%
Griechenland                                                                                                0,5%
Großbritannien                                                                                                         0,8%
Irland                                                                                                         0,6%
Italien                                                                                              0,3%
Kroatien                                                                                             0,3%
Lettland                                                                         -0,1%
                                                                                                        0,4%
Litauen
Luxemburg                                                                                               0,4%
Malta                                                                                                                                                1,7%
Niederlande                                                                                                                 0,9%
Österreich                                                                                                                  0,9%
Polen                                                                                                          0,6%
Portugal                                                                    -0,2%
                                                                                                                  0,7%
Rumänien
Schweden                                                                                                                           1,1%
Slowakei                                                                                             0,3%
                                                                         -0,3%
Slowenien
Spanien                                                                                       0,1%
Tschechien                                                                                              0,4%
Ungarn                                                                                                                                               1,7%
Zypern                                                                                           0,2%

                             -1.5%                -1.0%                 -0.5%            0%             0.5%             1.0%              1.5%             2.0%

Norwegen                                                         2,6%
                                                                                8,6%
Russland
Schweiz                                                     0,5%
Türkei                                                                          9,0%
                                                                                         14,2%
Ukraine

                             -10%                      0%                   10%                  20%                  30%                 40%               50%

Quelle: Europäische Kommission und International Monetary Fund

                                                                                                                                                  EINZELHANDEL EUROPA 2016 | 13
Verkaufsflächenausstattung 2015

                                © GfK | Karte erstellt mit RegioGraph | www.gfk.com/geomarketing-de

                                Quelle: GfK

14 | EINZELHANDEL EUROPA 2016
Geomarketing

VERKAUFSFLÄCHEN-
AUSSTATTUNG 2015
Stabile Verkaufsflächenausstattung in Europa – Schließung von
kleineren Läden wird durch wenige große kompensiert

Die Ladenanzahl sinkt, die Verkaufsfläche bleibt
stabil. Häufig werden zwei kleinere Läden durch
einen großen ersetzt sowie schwächere Lagen
durch Projektentwicklungen an starken Standorten
                                                      Grundsätzlich gibt es einen
                                                      positiven Zusammenhang
                                                      zwischen Einwohner- und
                                                      Flächenentwicklung, da typ-
                                                                                    0,3%
verdrängt. Per Saldo ist die Verkaufsfläche in den    ischerweise das Angebot der mehr Verkaufsfläche
EU-28 im vergangen Jahr um 0,3% gestiegen.            Nachfrage folgt. Dass dies
                                                      in der Praxis nicht immer
                                                                                      in den EU-28
Die Verkaufsfläche pro Kopf ist ein wichtiger Grad-   1:1 synchron verläuft, zeigt
messer für die Reife eines Markts und die dortige     ein Blick in die Türkei. Dort
Wettbewerbssituation. Mit 1,17 m2 Verkaufs-           führte der Bevölkerungszuwachs (+1,3%) zwar
fläche pro Kopf stagnierte die Flächenausstattung     auch insgesamt zu mehr Verkaufsfläche (+1,0%).
in den Ländern der EU-28 im Vergleich zu 2014,        Da die Fläche aber langsamer wuchs als die Ein-
da auch die Einwohnerzahl leicht anstieg.             wohnerzahl, blieb im Ergebnis ein Rückgang der
                                                      Verkaufsfläche je Einwohner (-0,4%) übrig.
Portugal baute sein Ladenflächenangebot trotz
schwieriger Handelskonjunktur auf 0,98 m² je          In anderen Ländern führen Einwohnerverluste
Einwohner aus. Im Vergleich zu saturierten Ein-       dazu, dass der Ausstattungsgrad trotz Flächen-
zelhandelsmärkten wie Österreich (1,74 m²), den       rückgängen nur unterproportional abnahm. So
Niederlanden (1,62 m²) oder der Schweiz (1,49m²)      zum Beispiel in Griechenland, wo insgesamt
bieten Märkte wie Tschechien (1,03 m²), Polen         -1,2% der Ladenfläche vom Markt ging, die
(0,93 m²) oder die Türkei (0,66 m²) starke Ent-       Verkaufsfläche je Einwohner aber nur um -0,6%
wicklungspotenziale für Einzelhandelsimmobilien.      zurückging.

Ebenso bieten jene Länder, die von der Schulden-
krise getroffen wurden und nun Erholungsten-
denzen zeigen, ein attraktives Profil für expan-
sionsfreudige Einzelhändler (vorausgesetzt die
Erholung hält an). Beispiele sind Spanien, die
Niederlande und Italien.

                                                                                                       EINZELHANDEL EUROPA 2016 | 15
Geomarketing

FLÄCHENPRODUKTIVITÄT 2015
Trendwende: Flächenleistung steigt wieder

                           Die Flächenproduktivität (Bruttoumsatz je m²         Die höchsten Flächenproduktivitäten werden
                           Verkaufsfläche) ist ein wichtiger Anhaltspunkt, um   traditionell in Nordeuropa sowie der Schweiz und
                           die Leistungsfähigkeit eines Handelsstandorts zu     Luxemburg erzielt, die geringsten in Ost- und
                           bewerten. Grundsätzlich ist die Flächenproduktiv-    Südosteuropa. Allerdings holen letztere Länder
                           ität neben der originären Stärke des Handels-        sukzessive auf.
                           konzepts abhängig von externen Standortfaktor-
                           en wie dem Kaufkraftvolumen im Einzugsgebiet         In einem Omnichannel-geprägten Marktumfeld
                           oder der Intensität des Wettbewerbs.                 ersetzt die Analyse der Flächenproduktivität al-

2,7%
                                                                                lerdings nicht mehr die Gesamtkanalbetrachtung
                                         Die Flächenproduktivität erhöhte       eines zu bewertenden Retailers. Denn erst der
                                         sich im vergangenen Jahr in den        Blick über alle Vertriebskanäle hinweg bildet die
                                         EU-28 um insgesamt 2,7% auf            Customer Journey ab und zeigt Abstrahleffekte
                                         knapp €4.200 je m2 Verkaufsfläche.     von Webshops wie stationären Outlets auf das
                                         Das sind gute Nachrichten für den      Image und die Marke.
höhere Flächen-                          stationären Einzelhandel, der nach
                                         Jahren rückläufiger Performancew-
leistung in den EU-28                    erte damit das zweite Jahr in Folge
                                         zulegen konnte. Zum einen verlor
                                         die Online-Dynamik in reiferen
                                         Märkten an Geschwindigkeit, zum
                                         anderen passt sich der Ladenein-
                                         zelhandel – langsam, aber doch
                                         – an die neuen Gegebenheiten
                                         an. Neben der Digitalisierung des
                                         Angebots im Zusammenhang mit
                                         Omnichannel-Lösungen wurden
                                         unprofitable Läden geschlossen.

16 | EINZELHANDEL EUROPA 2016
Flächenproduktivität 2015

                      © GfK | Karte erstellt mit RegioGraph | www.gfk.com/geomarketing-de

                      Quelle: GfK

                                                                                            EINZELHANDEL EUROPA 2016 | 17
Geomarketing

FOKUSLAND NIEDERLANDE:
BELEBUNG NACH KONSOLIDIERUNG
Interesse von Händlern kehrt zurück – Ausdifferen-
zierung der Handelslandschaft weg von der Mitte

                                                                                     1,2%
Die Niederlande litten im europäischen Vergleich      Der zunehmende Wett-
stark unter den Folgen der Eurokrise. Insbesondere    bewerb und die daraus
die Arbeitslosenquote stieg deutlich und erreichte    resultierenden Insolvenzen
Anfang 2014 ein Maximum. Seit 2015 zeigen sich        haben zu vielen Leerständen
die Wirtschaftsindikatoren verbessert: Die Arbeits-   insbesondere in Klein- und
losenquote sank und das Bruttoinlandsprodukt          Mittelstädtegeführt. Dort      Einzelhandelswachstum
legte um 2,9% zu. Die Anschaffungsneigung der         nimmt die Bedeutung der
niederländischen Verbraucher notierte zum Ende        Nahversorgung zu. Die über-
2015 auf dem höchsten Niveau seit 2001.               wiegend kleinflächigen Leb-
                                                      ensmittelläden werden tendenziell großflächiger.
Einzelhandel im Aufwind                               Formate wie Albert Heijn XXL versuchen, eine
Der Umsatz im niederländischen Einzelhandel war       breitere Kundschaft anzusprechen. Bislang sind
in 2013 eingebrochen und verzeichnete ein Minus       aber nur wenige Hypermärkte auf dem niederlän-
von 3,8% zum Vorjahr. Doch bereits in 2014 waren      dischen Markt existent.
erste Erholungstendenzen spürbar (+0,6%) und
2015 setzte sich die Belebung des Gesamtmarkts        In den letzten Jahren haben mehrere interna-
mit erhöhtem Tempo fort. Der Ladenumsatz stieg        tionale Einzelhändler den niederländischen Markt
trotz mehrerer Standortschließungen und Unter-        geentert und nationale Einzelhändler verdrängt.
nehmenspleiten um 1,2%. Der Zeitversatz               Im Fashionsegment belegen Global Player wie
zwischen Krise und Schließung ist typisch: Die        H&M, Inditex oder Primark die freigewordenen
Schwierigkeiten von schwach positionierten            Flächen. Allerdings profitieren überwiegend
Händlern werden erst spät, wenn auch die Rück-        Großstädte wie Amsterdam, Utrecht oder Rotter-
lagen aufgebraucht sind, in Form von Insolvenzen      dam von der Expansion internationaler Händler.
sichtbar.
                                                      Retailer auf der Suche nach Positionierung
Ladenleerstand in Klein- und Mittelstädten            Die Wirtschaftskrise hat auch eine Veränderung
Ein Großteil der Händler ist im mittleren             im Einkaufsverhalten der Niederländer mit sich
Angebots- und Preissegment positioniert.              gebracht, das selektiver und preisbewusster
Dieses Segment, die ‚ungeliebte‘ Mitte, wird von      geworden ist. Die Einkommensschere spreizt sich.
allen Seiten von klar positionierten Konzepten        Einzelhändler aus dem mittleren Preissegment
attackiert. So übt etwa Primark Druck auf die         verloren preissensible Kunden an die Discounter.
Preise aus, Zalando auf die Angebotsvielfalt.         Auf der anderen Seite wanderten wohlhabende
                                                      Verbraucher in das Premium- und Luxussegment
                                                      ab, das in den letzten Jahren starke Zuwächse
                                                      verzeichnen konnte. In der Mitte blieben Händler
                                                      übrig, die von ihrer ehemaligen Kundschaft ver-
                                                      lassen wurden.

18 | EINZELHANDEL EUROPA 2016
Player im niederländischen Fashionmarkt

          pure offline                                Positive Wahrnehmung
          pure online                                          PREIS
          omni-channel
          insolvent

     Negative                                                                                                      Positive
   Wahrnehmung                                                                                                  Wahrnehmung
    SORTIMENT                                                                                                    SORTIMENT

                                                      Negative Wahrnehmung
Quelle: GfK Verbraucherpanel Netherlands
                                                              PREIS

Die Folge
Nachdem Mexx Ende 2014 Insolvenz anmeldete,             Um die Positionierungsproblematik zu verdeut-
folgten in 2015 und zu Beginn 2016 mehrere              lichen, hat GfK Niederlande im Juni 2015 eine
Einzelhändler vorwiegend aus dem mittelpreisi-          Verbraucherumfrage zur Einschätzung relevanter
gen Fashionsegment. Neben der Warenhauskette            Bekleidungseinzelhändlern durchgeführt. Zum
Vroom & Dreesmann (V&D) zählen dazu der Dro-            einen wurden die Kunden gefragt, wie sie das Preis-
geriefachhändler DA, die Macintosh Gruppe mit           niveau der einzelnen Händler einstufen, zum an-
ihren Schuhvertriebslinien Dolcis, Invito, Manfield     deren wie gut sie das jeweilige Sortiment finden.
und PRO Sportsowie der Schuh- und Bekleidung-
sanbieter Schoenenreus. Auffällig ist, dass ins-        Die Probleme von V&D werden in diesem Position-
besondere der Schuheinzelhandel gelitten hatte.         ierungsmodell deutlich: Weder bei Preis noch bei
Verstärkt wurden die Probleme fehlender Posi-           Sortiment konnte die Warenhauskette punkten. In
tionierung durch die Erweiterung des Sortiments         der Wahrnehmung der Verbraucher gibt es damit
bei vielen Bekleidungsfilialisten um Schuhe.            keinen besonderen Mehrwert für einen Einkauf bei
                                                        V&D. Eine Neupositionierung könnte auf ein be-
Der Prozess der Marktbereinigung und Reposi-            sonders hochwertiges oder besonders modisches
tionierung ist als richtungsweisendes Signal für        Sortiment oder eben günstigere Preise zielen.
die Zukunft zu interpretieren: Im Gegensatz zur
Warenhauskette V&D wurde De Bijenkorf nach
Übernahme durch Selfridges bereits repositioniert
und konzentriert sich im Zuge dessen nur noch
auf wenige Metropolenstandorte, wo Premium-
Sortimente gefragt sind.

                                                                                                          EINZELHANDEL EUROPA 2016 | 19
Geomarketing

Nur wenige große Shoppingcenter                                 Der leicht überdurchschnittliche Kaufkraftindex
In den Niederlanden sind nur acht Center größer                 für Bekleidung signalisiert zudem, dass zusätz-
als 50.000 m² Mietfläche. Eine Besonderheit ist                 liche Kaufpotenziale vorhanden sind.
der hohe Anteil kleinteiliger Flächen mit ver-
gleichsweise hohem Textilanteil. Viele dieser klei-             Fazit
nen Flächen sind an Einzelhändler aus dem Mittel-               Die niederländische Konjunktur hat sich wieder
segment vermietet. Dies birgt Risiken, da bei                   spürbar aufgehellt. Die Wirtschaft ist zurück auf
weiteren Pleiten in diesem Segment Mietausfälle                 dem Wachstumspfad. Die zunehmende Beschäf-
und Leerstand drohen. Hinzu kommt, dass viele                   tigung, eine Inflationsrate um den Nullpunkt und
Shoppingcenter ein Refurbishment benötigen.                     höhere Reallöhne wirken sich positiv auf das Ver-
                                                                brauchervertrauen und die Kauflaune der Nieder-
In den Niederlanden gibt es durchaus noch Ex-                   länder aus. Die Insolvenzwelle der letzten Monate
pansionspotenziale. Hohes Potenzial versprechen                 kann als unvermeidliche Bereinigung einer in die
die Regionen Utrecht, Noord- und Zuid-Holland                   Krise geratenen Handelslandschaft interpretiert
aufgrund der hohen Bekleidungskaufkraft bei                     werden. Während die Rahmenbedingungen in
vergleichsweise niedriger Wettbewerbsintensität                 einigen Klein- und Mittelstädten schwierig blei-
(geringer Verkaufsfläche pro Einwohner). Der                    ben, sind vor allem in den Ballungsräumen
Kampf je Euro Bekleidungskaufkraft scheint in                   Utrecht, Amsterdam oder Rotterdam Potenziale
der Provinz Utrecht angesichts der niedrigen                    frei geworden, die es bei anhaltende Wirtschafts-
Flächenausstattung am leichtesten gewonnen.                     wachstum zu finden und zu heben gilt.

Ausgewählte Retailer der Niederlande
 Name                           Formate (Anzahl Stores)                                   Onlineshops

 Aldi Holding B.V.              Aldi (497)                                                   –

 A.S. Watson Group              Kruidvat (869); Trekpleister (144); ICI Paris XL (167);   Kruidvat.nl; Trekpleister.nl;
                                PrijsMepperOutlet (17)                                    Iciparisxl.nl; Prijsmepper.nl
 Blokker Holding B.V.           Blokker (597); MARSKRAMER (205); Intertoys (265);         Blokker.nl; Intertoys.nl; Bartsmit.com;
                                bart smit (189); Xenos (190); other (276)                 Xenos.nl
 Euretco B.V.                   HUBO (154); Libris (107);                                 Intersport.nl; Shoprunnersworld.nl
                                Sport Point (160), other (2479)
 GrandVision B.V.               Pearle (311); EYE WISH OPTICIENS (234)                    Pearle.nl; Eyewish.nl

 Ikea B.V.                      Ikea (13)                                                 Ikea.com/nl

 Jumbo Group Holding B.V.       Jumbo (499)                                               Jumbo.com

 Lidl                           Lidl (400)                                                   –

 Macintosh Retail Group N.V.    Scapino (204); Kwantum (98); Dolcis (89); Invito (40);    Scapino.nl; Invito.com; Dolcis.nl;
                                Manfield (69); other (34)                                 Intreza.nl; Manfield.com; Kwantum.nl
 Royal Ahold                    Albert Heijn (969); Etos (539); Gall & Gall (600)         AH.nl; Gall.nl; Bol.com

 Sligro Food Group N.V.         Sligro (47); Emté (130)                                      –

 Vroom & Dreesmann (V&D)        V&D (63); La Place (123)                                  Vd.nl; Laplace.nl

20 | EINZELHANDEL EUROPA 2016
Expansionspotenziale für den stationären Bekleidungseinzelhandel
im Provinzvergleich

  © GfK | Karten erstellt mit RegioGraph | www.gfk.com/geomarketing-de

                                                                         EINZELHANDEL EUROPA 2016 | 21
Geomarketing

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den Risiken und Chancen von Einzelhandelsimmo-                                             T +49 7251 9295 100
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                                                                                           Hans-Peter Klotzbücher

                                                                                           Studienleiter: Dr. Gerold Doplbauer
                                                                                           Mitwirkung: Dr. Robert Orlowski,
                                                                                           Wilfried Reinhardt, Dominique Thiel

                                                                                           V.i.S.d.P.:
                                                                                           Cornelia Lichtner, Public Relations

                                                                                           Layout: Nathalie Adlung
                                                                                           Übersetzung: Dr. Christopher Guider

                                                                                           Hinweis:
                                                                                           Redaktionsschluss: März 2016
                                                                                           Datenstand: Februar 2016
                                                                                           Daten der EU-Kommision aus November 2015;
                                                                                           Trendanalysen von Eurostat werden u.U. im
                                                                                           Nachhinein angepasst.

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22 | EINZELHANDEL EUROPA 2016                                                                                                          © GfK 2016
GfK STANDORT &
MARKT-GUTACHTEN
Standortinvestments sind chancen- und risikoreich zugleich. Mit unseren Gutachten zu Standorten und Immo-
bilien trennen Sie die Spreu vom Weizen. Wir evaluieren die Handelsimmobilie und ihr Marktumfeld umfassend.
Damit bieten wir Ihnen klare und objektive Antworten auf Fragen wie:

••   Ist die Miethöhe dem Umsatzpotenzial angemessen?
••   Wie viel Potenzial liegt im Einzugsgebiet und gelingt es der Immobilie, langfristig genug Kunden anzuziehen?
••   Welche Refurbishment-Maßnahmen sind notwendig, um den Mietermix und Cash-Flow der Immobilie zu optimieren?

Wir bieten Klarheit über die Chancen und Risiken von Standorten und ihrem Umfeld. Und wir stützen unsere
Empfehlungen auf objektive Analysen aller relevanten Faktoren.

                                                         Kontaktieren Sie uns gerne unter T +49 40 5701 325 20
Growth from Knowledge                                   Mehr unter www.gfk-geomarketing.de/handelsimmobilien

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