Einzelhandels- und Zentrenkonzept für die Stadt Annaberg-Buchholz
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München Stuttgart Forchheim Einzelhandels- und Zentrenkonzept Köln Leipzig Lübeck Ried(A) für die Stadt Annaberg-Buchholz Walter-Heinze-Str. 27 04229 Leipzig T 0341-696030 F 0341-6960315 cima.leipzig@cima.de www.cima.de Stadtentwicklung Marketing Regionalwirtschaft Einzelhandel Wirtschaftsförderung Projektbearbeitung: Dipl.-Geogr. Katharina Groß Citymanagement B.Sc. Michael Steubing Immobilien Projektverantwortung: Dr. Manfred Bauer Organisationsberatung Kultur Leipzig, im Januar 2016 Tourismus CIMA Beratung + Management GmbH Diese Ausarbeitung fällt unter § 2, Abs. 2 sowie § 31, Abs. 2 des Gesetzes zum Schutze der Urheberrechte. Sämtliche Rechte, vor allem Nutzungs- und Urheberrechte, verbleiben bei der CIMA Beratung + Management GmbH.
Einzelhandels- und Zentrenkonzept Annaberg-Buchholz 2016 Inhaltsverzeichnis Vorwort ..................................................................................................................... 5 5 Einzelhandel in Annaberg-Buchholz .................................................... 28 1 Einzelhandelsentwicklung und Verbraucherverhalten in 5.1 Bestandsanalyse des Annaberg-Buchholzer Einzelhandels ....28 Deutschland.......................................................................................................... 7 5.2 Kaufkraftbindungen und Umsatzleistungen des Annaberg- Buchholzer Einzelhandels ............................................................................31 1.1 Demographische und konjunkturelle Rahmenbedingungen des Einzelhandels ...............................................................................................7 5.3 Umsatzprognose für den Annaberg-Buchholzer Einzelhandel bis 2025 ...................................................................................34 1.2 Umsatz- und Verkaufsflächenentwicklung des stationären Einzelhandels .........................................................................................................9 5.4 Einflüsse des Online-Handels auf den stationären Einzelhandel in Annaberg-Buchholz ......................................................36 1.3 Effekte des Online-Handels ....................................................................... 11 1.4 Ausblick .................................................................................................................. 13 6 Online-Befragung zum Einkaufsverhalten und zum Image des Einkaufsortes Annaberg-Buchholz............................................... 38 2 Gesetze zur Standortsteuerung des Einzelhandels ....................14 6.1 Befragungsmethodik / Zusammensetzung der Stichprobe ....38 2.1 Baugesetzbuch und Baunutzungsverordnung ................................. 14 6.2 Ergebnisse der Online-Befragung zum Einkaufsverhalten 2.2 Landesentwicklungsplan Sachsen / Regionalplan in Annaberg-Buchholz....................................................................................39 Chemnitz-Erzgebirge ....................................................................................... 16 2.3 Handlungsanleitung großflächige 7 Zentren- und Sortimentskonzept für den Annaberg- Einzelhandelseinrichtungen im Freistaat Sachsen ....................... 17 Buchholzer Einzelhandel............................................................................. 48 7.1 Zentraler Versorgungsbereich „Innenstadt“......................................52 3 Einzelhandelsstandort Annaberg-Buchholz.......................................18 7.2 Zentraler Versorgungsbereich „Nahversorgung Karlsbader 4 Einzugsgebiet und Kaufkraft ....................................................................23 Straße“ ....................................................................................................................63 4.1 Einzugsgebiet des Annaberg-Buchholzer Einzelhandels ........... 23 7.3 Liste zentrenrelevanter Sortimente in Annaberg-Buchholz ....64 4.2 Kaufkraft im Einzugsgebiet des Annaberg-Buchholzer 7.4 Umsetzung des Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes Einzelhandels ...................................................................................................... 24 Annaberg-Buchholz / Beschlussvorschlag ........................................65 4.2.1 Kaufkraft im Einzugsgebiet des Annaberg-Buchholzer Anlage ................................................................................................................... 67 Einzelhandels ..................................................................................................... 25 4.2.2 Kaufkraftprognose für das Einzugsgebiet des Annaberg- Buchholzer Einzelhandels bis 2025 ................................................... 25 Seite 2
Einzelhandels- und Zentrenkonzept Annaberg-Buchholz 2016 Abb. 22: Bekanntheitsgrad von Sonderöffnungszeiten ............................................... 46 Abbildungen Abb. 23: Inanspruchnahme von Sonderöffnungszeiten............................................... 46 Abb. 1: Abb. 2: Bevölkerungsentwicklung in Ostdeutschland 1991 - 2013 .................... 7 Anteil des Einzelhandels am privaten Verbrauch zwischen 2000 Fotos und 2013 in % ................................................................................................................... 8 Foto 1: Zugeparkte Große Kirchgasse / kaum Platz für Fußgänger und Abb. 3: Entwicklung des stationären Einzelhandelsumsatzes ................................. 9 touristischen Außenverkauf ...................................................................................... 55 Abb. 4: Verkaufsflächenentwicklung der Lebensmitteldiscounter 2006 - Foto 2: Holprige und zu schmale Fußgängerwege in der Wolkensteiner 2014 ........................................................................................................................................ 10 Straße .................................................................................................................................... 55 Abb. 5: Gewinner und Verlierer im Einzelhandel ......................................................... 10 Foto 3: Dominanz der Verkehrsflächen in der Wolkensteiner Straße / Abb. 6: Umsatzentwicklung des Online-Handels .......................................................... 11 fehlendes innerstädtisches Ambiente................................................................ 56 Abb. 7: Umsatz des Online-Handels nach Branchen ............................................... 12 Foto 4: Unattraktiver Übergangsbereich zwischen dem neugebauten Altstadt-Parkhaus und der Fußgängerzone Buchholzer Straße ....... 56 Abb. 8: Veränderung der Altersstrukturen in Annaberg-Buchholz 2004 - 2014 ...................................................................................................................... 19 Foto 5: Ungestalteter Eingangsbereich in die Fußgängerzone Buchholzer Straße ......................................................................................................... 56 Abb. 9: Übernachtungszahl und Bettenkapazität in Annaberg-Buchholz 2005 – 2014 ...................................................................................................................... 20 Foto 6: Erzgebirgisch gestalteter Eingangsbereich in der Museumsgasse ... 56 Abb. 10: Annaberg-Buchholzer Einzelhandel nach Betriebsgrößenklassen .... 29 Foto 7: Unattraktiver Übergangsbereich vom Markt in die Wolkensteiner Straße ................................................................................................... 57 Abb. 11: Verteilung der Befragten nach Geschlecht in % ...................................... 38 Foto 8: Ungepflegte Seitengasse an der Buchholzer Straße.............................. 57 Abb. 12: Verteilung der Befragten auf Altersklassen in % ..................................... 39 Foto 9: Beschädigte Hausfront im Südteil der Buchholzer Straße ................. 57 Abb. 13: Einkaufshäufigkeit in Annaberg-Buchholz........................................................ 40 Foto 10: Altstadttypische Auslegerwerbung am Markt ............................................... 57 Abb. 14: Bevorzugte Erledigungen in Annaberg-Buchholz ........................................ 40 Foto 11: Ungeeignete und zu dicht platzierte Warenträger im Abb. 15: Gründe für einen Einkauf in Annaberg-Buchholz ...................................... 41 Außenbereich eines Geschäftes in der Buchholzer Straße ................ 58 Abb. 16: Gründe gegen einen Einkauf in Annaberg-Buchholz ............................... 42 Foto 12: Treppenstufen im Abgang zu einem Geschäft in der Abb. 17: Einkaufshäufigkeit in anderen Einkaufsorten als Annaberg- Buchholzer Straße / fehlende Berollbarkeit ................................................ 58 Buchholz ............................................................................................................................... 42 Foto 13: Fehlende Abstimmung von Kernöffnungszeiten in den Abb. 18: Bevorzugte Einkaufsorte von Waren des kurzfristigen Bedarfs ....... 43 Hauptgeschäftslagen der Innenstadt ................................................................. 58 Abb. 19: Bevorzugte Einkaufsorte von Waren des mittel- und Foto 14: Unprofessionelle Vermarktung eines Geschäftsleerstandes in langfristigen Bedarfs ..................................................................................................... 44 der Großen Kirchgasse............................................................................................... 58 Abb. 20: Vermisste Angebote in Annaberg-Buchholz .................................................. 44 Abb. 21: Beurteilung der Einkaufsmöglichkeiten in Annaberg-Buchholz ......... 45 Seite 3
Einzelhandels- und Zentrenkonzept Annaberg-Buchholz 2016 Tab. 11: Modellrechnung zum möglichen Verkaufsflächenverlust des Karten stationären Einzelhandels durch den Online-Handel in Annaberg-Buchholz (worst-case) .......................................................................... 36 Karte 1: Einzelhandelsagglomerationen und wichtige Einzelbetriebe in Tab. 12: Vorschläge der Befragten zur Optimierung der Annaberg-Buchholz ........................................................................................................ 21 Einkaufssituation in Annaberg-Buchholz ......................................................... 47 Karte 2: Einzugsgebiet des Annaberg-Buchholzer Einzelhandels ......................... 24 Tab. 13: Kriterien zur Identifikation und Abgrenzung Zentraler Karte 3: Zentrale Versorgungsbereiche im Annaberg-Buchholzer Versorgungsbereiche in Annaberg-Buchholz ................................................ 49 Stadtgebiet .......................................................................................................................... 51 Tab. 14: Maßnahmen zur Aufwertung des Zentralen Karte 4: Zentraler Versorgungsbereich „Innenstadt“ ................................................... 53 Versorgungsbereiches „Innenstadt“ in Annaberg-Buchholz ................ 60 Karte 5: Zentraler Versorgungsbereich „Nahversorgung Karlsbader Tab. 15: Liste der zentrenrelevanten Sortimente in Annaberg-Buchholz ...... 65 Straße“ ................................................................................................................................... 63 Tabellen Tab. 1: Einwohnerentwicklung in Annaberg-Buchholz 2004 - 2014 ............... 19 Tab. 2: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Annaberg-Buchholz 2009 - 2014 ......................................................................... 20 Tab. 3: Einwohner im Einzugsgebiet des Annaberg-Buchholzer Einzelhandels ..................................................................................................................... 23 Tab. 4: Kaufkraft im Einzugsgebiet ....................................................................................... 25 Tab. 5: Einwohnerentwicklung im Annaberg-Buchholzer Einzugsgebiet bis 2025 ............................................................................................................................... 26 Tab. 6: Kaufkraftprognose für das Einzugsgebiet des Annaberg- Buchholzer Einzelhandels bis zum Jahr 2025 ............................................ 26 Tab. 7: Betriebe und Verkaufsflächen des Einzelhandels...................................... 28 Tab. 8: Einzelhandel der Stadt Annaberg-Buchholz im kommunalen Vergleich ............................................................................................................................... 31 Tab. 9: Marktbedeutung und Umsatzleistung des stationären Einzelhandels in Annaberg-Buchholz ................................................................. 32 Tab. 10: Umsatzprognose für den Annaberg-Buchholzer Einzelhandel bis 2025 ........................................................................................................................................ 35 Seite 4
Einzelhandels- und Zentrenkonzept Annaberg-Buchholz 2016 Vorwort Die CIMA Beratung + Management GmbH Leipzig wurde im April Vergleichende Beurteilung des Einzelhandelsangebotes in Anna- 2015 von der Stadt Annaberg-Buchholz beauftragt, eine Fortschrei- berg-Buchholz, auf Basis kommunaler Ausstattungs- und Leis- bung des Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes aus dem Jahre tungskennziffern. 2008 zu erstellen. Die Untersuchung soll die Entwicklungspotenziale Branchenspezifische Analyse des Versorgungsangebotes im des stationären Einzelhandels bestimmen und realistische Strate- Stadtgebiet / Ableitung einer „Annaberg-Buchholzer Liste zen- gien für eine städtebaulich nachhaltige Entwicklung der Wirtschafts- trenrelevanter Sortimente“. gruppe erarbeiten. Eine herausragende Bedeutung kommt in diesem Kundenakzeptanz des Annaberg-Buchholzer Einzelhandels, ermit- Zusammenhang der Definition und Sicherung „Zentraler Versor- telt auf empirischer Basis durch eine Online-Befragung. gungsbereiche“ im Sinne des Paragraphen 34 Absatz 3 Baugesetz- buch (BauGB) und des Paragraphen 11 Absatz 3 Baunutzungsver- Hochrechnung der Umsatzleistungen und Bestimmung der Markt- ordnung (BauNVO) zu. bedeutung des Annaberg-Buchholzer Einzelhandels / Prognose bis zum Jahr 2025. Effekte des Internethandels auf das stationäre Einzelhandelsan- Die Analysen und Prognosen in der Untersuchung gehen u.a. auf gebot in Annaberg-Buchholz. folgende wesentliche Punkte ein: Ausarbeitung von Empfehlungen zur Standort- und Sortiments- entwicklung bis 2025 innerhalb Zentraler Versorgungsbereiche. Einschätzung der übergeordneten Rahmenbedingungen des Ein- Empfehlungen zum Beschluss und zur Umsetzung des Einzel- zelhandels und ihrer Relevanz für die Stadt Annaberg-Buchholz. handels- und Zentrenkonzeptes in Annaberg-Buchholz. Demographische, siedlungsstrukturelle und ökonomische Parame- ter des einzelhandelsrelevanten Einzugsgebietes von Annaberg- Buchholz, vor dem Hintergrund der zentralörtlichen Bedeutung Als wesentliche Datengrundlage für die gutachterlichen Analysen und der damit einhergehenden Ansprüche an die Qualität und und Prognosen diente eine Kompletterfassung des Einzelhandels im Quantität der Einzelhandelsangebotes sowie der Grenzlage zu Stadtgebiet, die von qualifizierten Erhebern vor Ort durchgeführt Tschechien. wurde. Darüber hinaus wurden in der Untersuchung empirische Da- ten des Statistischen Landesamtes des Freistaates Sachsen, des Evaluierung ausgewählter Einkaufslagen im Stadtgebiet / Ermitt- Statistischen Bundesamtes sowie diverser Fachpublikationen ver- lung von Versorgungsdefiziten (qualitativ und quantitativ). wendet. Einen Einblick in das aktuelle Einkaufsverhalten der Bürge- rinnen und Bürger im Einzugsgebiet gewährte eine von der Stadt durchgeführte Online-Befragung. Seite 5
Einzelhandels- und Zentrenkonzept Annaberg-Buchholz 2016 Alle gutachterlichen Erkenntnisse und Schlussfolgerungen wurden mit Vertretern der Stadt Annaberg-Buchholz, der Lokalpolitik, der örtlichen Einzelhändler sowie mit einzelhandelsaffinen Institutionen (IHK, Handelsverband) erörtert. Hierzu wurden zwei projektbeglei- tende Arbeitskreise durchgeführt und die Erkenntnisse zusätzlich mit dem Annaberg-Buchholzer Werbering diskutiert. Darüber hinaus erfolgte eine Vorstellung der Untersuchung im Technischen Aus- schuss und im Stadtrat. In den Veranstaltungen konnte ein weitreichender Konsens über projektrelevante stadtentwicklungspolitische Ziele und Maßnahmen erzielt werden. Allen Disputanden sei an dieser Stelle herzlich für ihr Engagement und ihre Unterstützung gedankt. CIMA Beratung + Management GmbH Büro Leipzig Leipzig, im Januar 2016 Seite 6
Einzelhandels Einzelhandels- und Zentrenkonzept Annaberg Annaberg-Buchholz Buchholz 2016 1 Einzelhandelsentwicklung und Verbraucherverhalten in Deutschland Abb. 1: Bevölkerungsentwicklung in Ostdeutschland 1991 - 2013 1.1 Demographische und konjunkturelle Rahmenbedingungen des Einzelha Einzelhan- dels Der Einzelhandel ist als überwiegend konsumptive Wirtschaftsform in hohem Maße abhängig von den demographischen und sozioök sozioöko- nomischen Entwicklungen in unserem Land. In diesem Zusamme Zusammen- hang ist es als erfreulich anzusehen, dass sich die Einwohnerzahl Deutsch Deutschlands – trotz aller Unkenrufe – nach der Wiedervereinigung als weitgehend stabil erwiesen hat. Seit 2011 ist die Bevölkerung sogar um etwa 500.000 angestiegen und liegt heute bei ca. 80,8 Millionen. Quelle: Statistisches Bundesamt Bundesamt 2015; Stand jeweils 31.12.; ab 2011: Ergebnisse auf Grundlage des Zensus 2011 In der regionalen Betrachtung sind allerdings erhebliche Unter- schiede festzustellen. So hat Mittel Mittel- und Ostdeutschland seit 1991 etwa 12 % oder ca. 2,1 Millionen seiner Einwohner verloren (vgl. Nur wenige Regionen in Ostdeutschland konnten sich dem demo- dem Abb. 1). Bei Verwendung der aktuellen Pro Pro-Kopf-Kaufkraft Kaufkraft entspricht graphischen Abwärtstrend entziehen. Dazu gehören unter anderem dieser Bevölkerungsverlust einem Nachfragerückgang Nachfrage von etwa 12 die verdichteten Siedlungsbereiche um die Städte Potsdam, Potsdam, Leipzig, Milliarden €. In der Folge hat sich die ökonomische Tragfähigkeit Dresden oder Chemnitz. Demgegenüber waren ländliche Regionen der hier ansässigen Einzelhandelsgeschäfte verschlechtert. in hohem Maße von Abwanderungen und Prozessen der Überalte- Überalt rung betroffen. Die allgemeine Konjunktur hat sich in Deutschland seit 2005 positiv entwickelt. So stiegen die privaten Verbrauchsausgaben Verbrauchsausgaben im genann- genan ten Zeitraum um etwa 17 % an. Dieser hohe Wert ist auch des- de Seite 7
Einzelhandels- und Zentrenkonzept Annaberg-Buchholz 2016 halb bemerkenswert, weil die Sparquote in der Bevölkerung gleich- Für die absehbare Zukunft gehen alle demographischen Prognosen zeitig mit etwa 9-10 % auf einem – im europäischen Vergleich – davon aus, dass Deutschland – und hier in besonderem Maße Mit- ungewöhnlich hohen Niveau verharrte. tel- und Ostdeutschland – weitere Bevölkerungsverluste zu verkraf- ten hat. Dadurch verkleinert sich die ökonomische Basis für Einzel- Leider haben die Konsumausgaben im Einzelhandel mit der positi- handelsbetriebe nochmals. Gleichzeitig wird ein sich beschleunigen- ven Konjunkturentwicklung nicht Schritt gehalten. Vielmehr ging der der „Demographischer Wandel“ vorhergesagt, der die neuen Bun- Anteil der Wirtschaftsgruppe an den privaten Verbrauchsausgaben desländer aufgrund niedriger Geburtenraten und der starken Emi- sogar deutlich zurück. Während dem Einzelhandel im Jahr 2000 gration von Menschen im erwerbsfähigen Alter besonders hart tref- noch ca. 36 % der privaten Verbrauchsausgaben zuflossen, sank fen wird. der Wert bis zum Jahr 2013 auf nur noch ca. 29 % ab (vgl. Abb. 2). Ausschlaggebend für diese unerfreuliche Entwicklung waren vor Für Gesamtdeutschland ist bis zum Jahr 2025 ein Bevölkerungsan- allem Kostenerhöhungen in anderen Lebensbereichen, zum Beispiel teil der über 65-jährigen von ca. 24 % prognostiziert. Dieser Wert in den Segmenten Energie, Mobilität, Versicherungswesen, Mieten, wird allerdings in zahlreichen Regionen Mittel- und Ostdeutschlands Lokalabgaben oder private Altersvorsorge. bereits heute erreicht oder überschritten. Dies bedeutet auch, dass sich der Einzelhandel hier in besonderem Maße auf die speziellen Abb. 2: Anteil des Einzelhandels am privaten Verbrauch zwischen 2000 Bedürfnisse einer älter werdenden Kundschaft einstellen muss. Als und 2013 in % wesentliche Anforderungen der Senioren an den stationären Einzel- handel sind folgende Punkte anzuführen: Problemlose Erreichbarkeit der Geschäfte. 36,4 35,6 34,7 Barrierefreie Ladengestaltung / Rolltreppen / Aufzüge. 33,6 33,8 33,4 32,7 Altengerechte Warenplatzierung / übersichtliche Warenpräsenta- 31,9 31,6 30,5 30,2 tion. 29,7 29,5 29,1 Einrichtung von „Ruhezonen“ / Installation von Sitzmöglichkeiten. Kleine Verpackungseinheiten. Geduldige Beratung. Altersaffine Serviceleistungen (z.B. Gepäckaufbewahrung, Waren- 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 zustellung). Quelle: de.statista.com 2015 Im Zuge des demographischen Wandels ergeben sich für den Ein- zelhandel also große Herausforderungen in den Bereichen Sorti- Seite 8
Einzelhandels Einzelhandels- und Zentrenkonzept Annaberg Annaberg-Buchholz Buchholz 2016 mentspolitik, Verkaufspersonal, Service, Ladenb Ladenbau au und Standortg Standortge- Bei der Interpretation dieser Umsatzzahlen gilt es zu beachten, staltung. dass es sich um Angaben handelt, in denen inflationäre Einflüsse noch nicht berücksichtigt sind. Der Geldwertverlust lag im im Betrach- Betrac tungszeitraum jedoch jährlich bei etwa 1 %. Rechnet man diesedie In- flation mit ein, ergibt sich eine negative Real-Umsatz-Entwicklung. Real Entwicklung. 1.2 Umsatz- und Verkaufsflächenentwic Verkaufsflächenentwick- lung des stationären Einzelhandels Ungeachtet des insgesamt unbefriedigenden Umsatztrends hat sich die Verkaufsflächenausstattung der Ladengeschäfte seit 2006 von Die Umsatzleistungen des stationären Einzelhandels 1 in Deutsch- ca. 117 Millionen m² auf ca. 123 Millionen m² erhöht. Im Ergebnis land haben sich in den vergangenen Jahren stagnativ bis rezessiv dieser disparaten Entwicklung verschlechterte sich die ökonomische entwickelt. Seit 2010 betrug die Erhöhung lediglich 1,7 %. Im Ve Ver- Auslastung der Betriebe (= Umsatz je m² VK/Geschäftsjahr): Die gleich mit der Umsatzleistung des Jahres 2006 ist sogar ein Rüc Rück- Produktivität sank zwischen 2006 und 2013 von ca. 3.560 €/m² VK gang von 1,4 % zu konstatieren (vgl. Abb. 3). auf ca. 3.330 €/m² VK ab. Für die Flächenexpansion des Einzelhandels – trotz der unbefriedi- unbefried Abb. 3: Entwicklung des stationären Einzelhandelsumsatzes genden Umsatzdaten – gibt es zahlreiche Gründe. Zu den wichtigs- wichtig 430 416,4 413,8 415,9 411,8 410,5 ten zählen die gewachsenen Ansprüche der Konsumenten an die 409,3 412,3 403,5 Breite und Tiefe des Warenangebotes (Stichwort: „One-Stopp- „One 410 397,0 390 Shopping“). Sie bevorteilen großflächige Betriebe, Betriebe wie z.B. Einkaufs- Einkauf zentren oder Fachmärkte. Entsprechend positiv verlief die Entwick- Entwic in Milliarden € 370 350 lung dieser Betriebstypen in den vergangenen Jahren. 330 Der rückläufige Anteil des Einzelhandels Einzelhandels an den privaten Ver- Ve 310 brauchsausgaben legt den Konsumenten zudem gewisse Sparzwän- Sparzwä 290 ge auf, die sich besonders wachstumsfördernd auf discountorien- discountorie 270 tierte Betriebe auswirken. Als Beleg kann exemplarisch die dynami- dynam 250 sche Entwicklung der Lebensmitteldiscounter Lebensmitteldiscounter angeführt werden: Ihre 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Verkaufsfläche stieg zwischen 2006 und 2014 um etwa 14 % an Quelle: de.statista.com 2015, Angaben ohne Kfz--Handel, Handel, Tankstellen, Brennstoffha Brennstoffhan- (vgl. Abb. 4). del und Apotheken 1 Umsatzleistung der Ladengeschäfte, ohne Online-Handel, Online ca.-Werte Werte gerundet. Seite 9
Einzelhandels Einzelhandels- und Zentrenkonzept Annaberg Annaberg-Buchholz Buchholz 2016 Abb. 4:: Verkaufsflächenentwicklung der Lebensmitteldiscounter 2006 - Abb. 5: Gewinner und Verlierer im Einzelhandel 2014 Sonstige (Versender, 100% 12,5 Online-, Convenience, 12,2 9,4 12,1 12,1 10,0 Ambulanter-Handel, etc.) 11,9 90% 12,0 11,7 Supermärkte / trad. LEH Mio. m² Verkaufsfläche 9,4 9,6 11,5 11,4 11,5 80% 11,1 12,6 15,6 Discounter 11,0 70% 10,7 10,5 12,4 60% 12,5 Umsatzanteil SB-Warenhäuser 3,9 10,0 2,7 50% 14,2 9,5 Kauf- und Warenhäuser 40% 15,9 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 12,1 30% Fachmärkte Quelle: EHI Retail Institute 2015 14,4 20% Die an dieser Stell Stelle e nur verkürzt wiedergegebenen Trends im deudeut- 26,0 Filialisten des Fachhandels 10% 19,3 schen Einzelhandel haben sich ganz generell auf die Betriebstype Betriebstypen- entwicklung ausgewirkt. Es kristallisierten sich Gewinner und Verli Verlie- 0% Fachhandel (nicht-filialisiert) rer heraus. Zu den Profiteuren gehörten vor allem Discounter, 2003 2013 Fachmärkte und d der er filialisierte Fachhandel. An Bedeutung eing einge- büßt haben hingegen Kauf Kauf- und Warenhäuser und der klassische Quelle: HDE Zahlenspiegel 2014, Bearbeitung durch CIMA Beratung + Management inhabergeführte Fachhandel. Ihre Umsatzbedeutung und KundenaKundenak- GmbH 2015 zeptanz hat sich in den vergangenen zehn Jahren markant verri verrin- gert (vgl. Abb. 5). Die abnehmende Bedeutung von Kauf- Kauf und Warenhäusern und des unternehmergeführten Fachhandels wirkte sich besonders negativ Es ist im geschilderten Zusammenhang ganz offensichtlich, dass auf den Einzelhandelsbesatz innerstädtischer Einkaufslagen Einkaufslage aus. die erläuterten Mechanismen auch Effekte auf die unterschiedlichen Andererseits stärkte die dynamische Entwicklung der Discounter Standortkategorien des Einzelhandels hatten. und Fachmärkte vor allem Standortagglomerationen in den Außen- Auße bereichen der Städte. Seite 10
Einzelhandels Einzelhandels- und Zentrenkonzept Annaberg Annaberg-Buchholz Buchholz 2016 Aktuell sind im Durchschnitt bereits etwa 60 - 70 % aller Verkauf Verkaufs- Abb. 6: Umsatzentwicklung des Online-Handels Online flächen außerhalb der Innenstädte e etabliert. tabliert. In der Folge ist es im 60 Zuge von Umsatzumlenkungsprozessen in vielen Hauptgeschäftsl Hauptgeschäftsla- gen sogar zu Leerstandsbildungen gekommen. In Ostdeutschland sind nach Berechnungen der CIMA aktuell etwa 13 % aller Lade Laden- 48,8 50 lokale brachgefallen brachgefallen.. Überdurchschnittl Überdurchschnittlich ich betroffen sind davon Klein- und Mittelstädte, und hier insbesonder insbesondere e Geschäftsflächen in 1b- und Streulagen, mit ungünstiger verkehrlicher Anbindung, u un- 39,1 40 geeignetem Zuschnitt oder unzeitgemäßer Flächenausstattung. Ein Umsatz in Mrd. € Ende dieser unerfreulichen Entwicklu Entwicklung ng ist momentan nicht abseabseh- bar. 29,5 30 26,1 23,7 21,9 20,0 1.3 Effekte des Online Online--Handels 20 16,3 18,3 14,5 13,0 Kaum ein Thema wird in de der aktuellen fachlichen Diskussion häuf häufi- 11,0 ger und kontroverser angesprochen, als die Auswirkungen des O On- 10 8,0 line-Handels Handels auf den stationären Einzelhandel. Dies hängt vor allem 5,0 2,5 mitt der rasanten Umsatzentwicklung des E E-Commerce Commerce zusammen (vgl. Abb. 6). Aktuell generiert der Online Online-Handel Handel etwa. 49 Milliarden 0 € Umsatz, was in etwa einem Anteil von 11 % am Gesamtumsatz 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 des deutschen Einzelhandels2 entspricht. Quelle: HDE Zahlenspiegel 2014 Angst mach macht dem stationären Einzelhandel vor allem die sich von Jahr zu Jahr vergrößernde Amplitude der Umsatzsteigerung. Sie e er- Die Marktbedeutung des Online-Handels Online Handels stellt sich branchenbezo- branchenbez reichte zwischen 2012 und 2013 eine Größenordnung von ca. 32 32- genen allerdings sehr unterschiedlich dar. Wichtigste Umsatzträger 33 % und zwischen 2013 und 2014 nochmals von ca. 25 %. sind die Sortimentsbereiche „Bekleidung“, „Bekleidung“, „Bücher“, „Unterhaltungs- „Unterhaltung elektronik/Elektroartikel“, „Schuhe“, „Bild- „Bild und Tonträger“ sowie „Haushaltsgeräte“. Alle anderen Branchen spielen eine nachgeord- nachgeor nete Rolle (vgl. Abb. 7). 2 Der Gesamtumsatz des deutschen Einzelhandels lag im Jahr 2014 bei ca. 458,6 Milliarden € (Quelle: de.statista.com 2015). Seite 11
Einzelhandels Einzelhandels- und Zentrenkonzept Annaberg Annaberg-Buchholz Buchholz 2016 Abb. 7: Umsatz des Online Online-Handels Handels nach Branchen Bra Ob E-Commerce Commerce auch in der absehbaren Zukunft seine Entwicklung in diesem atemberaubenden Tempo fortsetzen kann, ist nach Ein- Ei Bekleidung 11.582 Bücher 5.316 schätzung der CIMA jedoch fraglich, auch weil das Wachstum der Unterhaltungselektronik / E-Artikel 3.916 Branche im wesentlichen „fremdfinanziert“ ist und der E-Commerce Commerce Schuhe 3.443 in den vergangenen Jahren Renditeprobleme hatte. Selbst Firmen Bild- und Tonträger 2.939 Haushaltswaren / -geräte wie Amazon oder Zalando wiesen trotz Milliarden-Umsätzen Milliarden Umsätzen regel- rege 2.704 Hobby / Freizeitartikel 2.078 mäßig Verluste im dreistelligen Millionenbereich Millionenbereich aus. Möbel /Dekoration 1.619 Drogerie / Kosmetik 1.545 Computer / Zubehör Umsatz in Mio. € Die unbefriedigenden Geschäftsergebnisse sind vor allem auf die 1.538 Spielwaren 1.279 hohen Personal-, Personal Logistik- und Distributionskosten des Online- Online Telekommunikation, Handy und… 1.211 Handels zurückzuführen. Eine Sonderproblematik stellen dabei die Bürobedarf 1.196 „Retouren“ dar. dar. So werden beispielsweise im Textilbereich mehr als Haus- und Heimtextilien 1.140 DIY / Blumen 1.137 60 % aller Waren von den potentiellen Kunden einfach wieder zu- z Lebensmittel, Delikatessen 971 rückgesandt. Sie müssen dann in den Logistikzentren mit hohem Auto und Motorrad (Zubehör) 931 personellem Aufwand ausgepackt, gewaschen/gebügelt und wieder Schmuck / Uhren 902 Tierbedarf 834 versandfertig gemacht gemacht werden. Medikamente 773 0 5.000 10.000 15.000 Der er logistische Aufwand des Internet-Handels Internet Handels ist generell enorm hoch.. So rühmt sich z.B. Amazon, Amazon bis zu 5 Millionen Einzelartikel Quelle: iBusiness iBusiness:: www.ibusiness/rankings/2547084935html 2013 zu offerieren. Selbst unter Berücksichtigung der dezentralisierten dezentrali Unternehmensstrukturen liegen dadurch die Kosten Kosten für Beschaffung Aus städtebaulicher Sicht bedenklich ist die Tatsache, dass die und Distribution unverhältnismäßig hoch. sechs umsatzstärksten Branchen des OnlineOnline-Handels Handels allesamt als „zentrenrelevant“ zu klassifizieren sind, d. d.h. h. es handelt ssich dabei Der vorstehende Exkurs über die aktuellen Probleme des Online- Online um attraktivitätsbestimmende Sortimente unserer Einkaufsinnenstä Einkaufsinnenstäd- Handels soll jedoch nicht den Eindruck erwecken, dass diese Wirt- Wir te. Ein weiteres Anwachsen der Umsatzleistungen in diesen Bra Bran- schaftsform keine Zukunft hat. Vielmehr ist auch nach Einschätzung chen ginge somit unmittelbar zulasten des Innenstadthandels und der CIMA Beratung + Management GmbH davon auszugehen, auszugehen, dass könnte in diesen sensiblen Standortbereichen zu einer B Beschleuni- sich der Markt bereinigt und die besonders internetaffinen Bran- Bra gung der Leerstandsentwicklung oder zumindest zu trading trading-down- chen weiter überdurchschnittlich wachsen. Dies hätte dann selbst- selbs Prozessen führen. verständlich negative Auswirkungen auf den stationären Einzelhan- Einzelha del in unseren Städten. Sie können modellhaft für den Zielhorizont 2020 folgendermaßen beschrieben werden: Seite 12
Einzelhandels- und Zentrenkonzept Annaberg-Buchholz 2016 Modellannahme: Der Umsatz des stationären Einzelhandels steigt Die Verkaufsflächen entwickeln sich stagnativ bis rezessiv. Aller- zwischen 2014 und 2020 um ca. 1 % p.a. und beträgt dann ca. dings treten große Disparitäten zwischen größeren und kleinen 435 Milliarden €. Städten sowie ländlichen und verdichteten Räumen auf. Städte Modellannahme: Der Umsatz des Online-Handels steigt zwischen unter 10.000 Einwohner werden im Einzelhandel oft nur noch 2014 und 2020 um ca. 5 % p.a. und beträgt dann ca. 64 Milli- eine Grundversorgung anbieten können. arden €. Segmentäre Wachstumschancen ergeben sich weiterhin speziell Modellannahme: Die Verkaufsflächenproduktivität des stationären für Shopping-Center, Fachmärkte, Biomärkte, den vertikal inte- Handels sinkt zwischen 2014 (3.330 €/m² VK) und 2020 um ca. grierten Einzelhandel und Spezialanbieter. 2 % p.a. und beträgt dann ca. 2.930 €/m² VK). Modellannahme: Die Steigerung des Online-Umsatzes um ca. 15 Der Umsatzanteil unternehmergeführter Fachgeschäfte fällt auf Milliarden € bis zum Jahr 2020 geht voll zulasten des stationä- etwa 15 %. In Klein- und Mittelstädten wird es dadurch schwie- ren Handels. Bei Ansetzung der prognostizierten Verkaufsflä- riger, brachgefallene Ladeneinheiten zu revitalisieren, zumal hier chenproduktivität von ca. 2.930 €/m² VK entspräche der Wert viele Geschäftsflächen für eine Ansiedlung filialisierter Betriebe einem maximalen Verkaufsflächenverlust von ca. 4 % oder ca. zu klein sind. 5,1 Millionen m² des heutigen Verkaufsflächenbestandes3. Im Gefolge des Wegfalls unternehmergeführter Fachgeschäfte werden Einkaufslagen homogener bzw. „austauschbarer“. Aufgrund prognostischer Unwägbarkeiten könnten die Auswirkungen des Online-Handels in der Realität selbstverständlich kleiner oder Der Internethandel wächst weiter. In einzelnen Branchen werden größer ausfallen. bis 2025 Marktanteile von mehr als 20 % erreicht. Der stationä- re Handel versucht verstärkt ebenfalls am Online-Geschäft zu partizipieren. 1.4 Ausblick Auf Basis und unter Berücksichtigung aller Trends der vergangenen Jahre geht die CIMA bis 2025 von folgenden Entwicklungen im deutschen Einzelhandel aus: 3 Der reale Verkaufsflächenverlust im stationären Einzelhandel dürfte nach Ein- schätzung der CIMA geringer ausfallen, weil Umsatzeinbußen sicher nicht bei al- len Betrieben sofort zur Geschäftsaufgabe führen. Seite 13
Einzelhandels- und Zentrenkonzept Annaberg-Buchholz 2016 2 Gesetze zur Standortsteuerung des Einzelhandels Die Qualität von Einzelhandelsstandorten wird von Investoren, Pro- 2.1 Baugesetzbuch und Baunutzungsver- jektentwicklern und Betreibern häufig anders eingeschätzt, als von Vertretern der Kommunen. Grund für die disparaten Vorstellungen ordnung beider Seiten sind unterschiedliche Zielsetzungen: während die Pri- vatwirtschaft Standorte präferiert, an denen dauerhaft eine aus- Mit den Festlegungen im Baugesetzbuch (BauGB) und in der kömmliche Umsatzleistung möglich ist, bewerten Städte und Ge- Baunutzungsverordnung (BauNVO) kann die Standortentwicklung meinden sowohl die Planareale als auch die Nutzungskonzepte vor des Einzelhandels in einzelnen Gebietskategorien beeinflusst wer- allem unter dem Aspekt einer Vereinbarkeit mit lokalen stadtent- den. Folgende Gesetze sind hier von besonderer Relevanz5: wicklungspolitischen Vorstellungen. § 30 BauGB Den rechtlichen Rahmen zur Beurteilung der städtebaulichen Ver- In städtischen Bereichen, für die Bebauungspläne aufgestellt träglichkeit von Einzelhandelsplanungen stecken in diesem Zusam- wurden, sind innerhalb der Baugebiete gemäß § 2-9 BauNVO menhang vor allem das Baugesetzbuch (BauGB) und die Baunut- Einzelhandelsbetriebe zulässig. Dies gilt insbesondere für allge- zungsverordnung (BauNVO) ab. Allerdings darf eine Anwendung meine und besondere Wohngebiete sowie Dorf-, Misch-, Gewer- dieser Gesetze durch die Kommune nicht willkürlich erfolgen, son- be- und Industriegebiete. In Kleinsiedlungsgebieten und reinen dern muss durch eine qualifizierte Planung (= Einzelhandelskonzept) Wohngebieten können Einzelhandelsbetriebe nur ausnahmsweise untersetzt bzw. begründet sein. zugelassen werden (vgl. § 2-3 BauNVO). Nachfolgend werden die wesentlichen Rechtsnormen zur städtebau- § 34 BauGB und § 9 Abs. 2a BauGB lichen Bewertung und zur Standortsteuerung des Einzelhandels im Überblick vorgestellt. Die Präsentation erfolgt in verkürzter Form Gemäß § 34 Abs. 1 BauGB sind Einzelhandelsprojekte grundsätz- und dient ausschließlich einer Darlegung des Rechtsrahmens, ohne lich genehmigungsfähig, wenn sie sich in die bauliche Eigenart den Anspruch auf eine juristische Interpretation4. der näheren Umgebung einfügen und die Erschließung gesichert ist. Der Absatz 3 des Gesetzes führt in diesem Zusammenhang aber ergänzend aus, dass keine schädlichen Auswirkungen auf Zentrale Versorgungsbereiche in der eigenen Gemeinde oder 5 Die Darstellung des Rechtsrahmens erfolgt an dieser Stelle in verkürzter Form. 4 Die CIMA ist zur Durchführung von Rechtsberatungen nicht legitimiert. Es werden nur die wichtigsten Gesetze behandelt. Seite 14
Einzelhandels- und Zentrenkonzept Annaberg-Buchholz 2016 anderen Gemeinden von dem Einzelhandelsprojekt ausgehen Im nicht-beplanten Innenbereich gemäß § 34 BauGB ermöglicht dürfen6. Die entsprechende Textpassage wird aufgrund ihrer Be- der § 9 Absatz 2a BauGB die Aufstellung eines einfachen Be- deutung nachfolgend im Wortlaut wiedergegeben: bauungsplans auch für größere Gebiete. In ihm kann u.a. festge- legt werden, dass nur bestimmte Typen der nach § 34 gestatte- ten baulichen Nutzungen genehmigungsfähig, ausnahmsweise „(3) Von Vorhaben nach Absatz 1 (...) dürfen keine schädli- genehmigungsfähig oder nicht genehmigungsfähig sind. Die Be- chen Auswirkungen auf zentrale Versorgungsbereiche in gründung der Festlegungen eines einfachen Bebauungsplanes der Gemeinde oder in anderen Gemeinden zu erwarten soll gemäß § 1 Abs. 6, Nr. 11 durch ein städtebauliches Ent- sein. wicklungskonzept bzw. Einzelhandelskonzept erfolgen. (3a) Vom Erfordernis des Einfügens in die Eigenart der nä- heren Umgebung nach Absatz 1 Satz 1 kann im Einzel- § 11 Abs. 3 BauNVO fall abgewichen werden, wenn die Abweichung Gemäß § 11 Abs. 3 BauNVO sind Einkaufszentren und großflä- 1. der Erweiterung, Änderung, Nutzungsänderung oder Er- chige Einzelhandelsbetriebe, die möglicherweise negative städte- neuerung eines zulässigerweise errichteten Gewerbe- bauliche oder raumordnerische Auswirkungen haben könnten, oder Handwerksbetriebs dient, außer in Kerngebieten nur in speziell ausgewiesenen Sonderge- 2. städtebaulich vertretbar ist und bieten zulässig. 3. auch unter Würdigung nachbarlicher Interessen mit den öffentlichen Belangen vereinbar ist. § 35 BauGB Der Paragraf 35 BauGB definiert den sogenannten „Außenbe- Satz 1 findet keine Anwendung auf Einzelhandelsbetrie- reich“. Hier ist die Ansiedlung von Einzelhandelsbetrieben nicht be, die die verbrauchernahe Versorgung der Bevölke- vorgesehen bzw. nur dann möglich, wenn ein Bebauungsplan rung beeinträchtigen oder schädliche Auswirkungen auf aufgestellt wird. zentrale Versorgungsbereiche in der Gemeinde oder in anderen Gemeinden haben können.“ 6 Als Orientierungswert für die Einschätzung schädlicher Auswirkungen gelten in der Regel 10 % Umsatzumverteilung gegenüber Bestandsbetrieben in Zentralen Versorgungsbereichen. Verschiedene Verwaltungsgerichte haben in diesem Kon- text jedoch darauf hingewiesen, dass es jeweils auf den Einzelfall ankommt, in dem höhere Umlenkungen noch unschädlich, oder aber kleinere Umlenkungen bereits schädlich sein können – insbesondere, wenn die betroffenen Einkaufsla- gen „vorgeschädigt“ sind. Seite 15
Einzelhandels- und Zentrenkonzept Annaberg-Buchholz 2016 Einzelhandelseinrichtungen vergleichbar sind, ist nur in 2.2 Landesentwicklungsplan Sachsen / Ober- und Mittelzentren zulässig (Z 2.3.2.1).“ Regionalplan Chemnitz-Erzgebirge „Die Ansiedlung, Erweiterung oder wesentliche Änderung von Den rechtlichen Rahmen zur landes- und regionalplanerischen Be- großflächigen Einzelhandelseinrichtungen darf weder durch wertung von Einzelhandelsprojekten in Sachsen bzw. im Untersu- Lage, Größe des Vorhabens oder Folgewirkungen das städ- chungsraum Annaberg-Buchholz definiert der Landesentwicklungs- tebauliche Gefüge, die Funktionsfähigkeit des zentralörtli- plan (LEP) des Freistaates 2013 und der Regionalplan Chemnitz- chen Versorgungszentrums oder die verbrauchernahe Ver- Erzgebirge 2008. Relevanz besitzt darüber hinaus die „Handlungs- sorgung des zentralen Ortes sowie der benachbarten zent- anleitung des sächsischen Staatsministeriums des Inneren über die ralen Orte substantiell beeinträchtigen (Z 2.3.2.5).“ Zulässigkeit von großflächigen Einzelhandelseinrichtungen im Frei- staat Sachsen“ (2008). „Die Ziele 2.3.2.1 bis Z 2.3.2.5 (…) gelten entsprechend für die Ansiedlung, Erweiterung oder wesentliche Änderung von Der Landesentwicklungsplan Sachsen (2013) trifft im Abschnitt Z nicht großflächigen Einzelhandelseinrichtungen in enger 6.1.3 zunächst folgende Aussagen: Nachbarschaft zu einer oder mehreren bereits bestehenden Einzelhandelseinrichtungen, wenn sie in ihrer Gesamtheit wie „Es ist darauf hinzuwirken, dass die Versorgung der Bevöl- großflächige Einzelhandelseinrichtungen wirken (Z 2.3.2.7).“ kerung mit Waren und Dienstleistungen des kurzfristigen Bedarfs in allen Gemeinden verbrauchernah gesichert wird. Der Regionalplan Chemnitz-Erzgebirge (2008)7 macht im Kapitel 5.2 Dazu sollen auch neue, am örtlichen Bedarf orientierte Ver- zur Handelsentwicklung u.a. folgende Aussagen: sorgungsmodelle umgesetzt werden.“ „G 5.2.1 Die Handelstätigkeit soll eine ausreichende, be- Im Abschnitt Z 2.3.2 des LEP wird diese generelle Zielsetzung im darfsgerechte und verbrauchernahe Versorgung der Bevölke- Hinblick auf Ansiedlungsvorhaben großflächiger Betriebe konkreti- rung gewährleisten. Dazu sollen die Betriebstypenvielfalt der siert: Warenanbieter und neue Versorgungsmodelle im Kontext mit der demographischen Entwicklung genutzt werden.“ „Die Ansiedlung, Erweiterung oder wesentliche Änderung von Einkaufszentren und großflächigen Einzelhandelsbetrieben sowie sonstigen großflächigen Handelsbetrieben, die im Hin- blick auf den Verkauf an letzte Endverbraucher und auf die Auswirkungen den vorstehend bezeichneten großflächigen 7 Quelle: Regionalplan Chemnitz-Erzgebirge vom 31.07.2008. Seite 16
Einzelhandels- und Zentrenkonzept Annaberg-Buchholz 2016 Ansonsten nimmt er auf die bereits dargestellten Ziele und Zuläs- wicklung zu erwarten (sind), wenn sie überdimensioniert an nicht sigkeitsvoraussetzungen des großflächigen Einzelhandels im Lan- integrierten Standorten angesiedelt werden“8. desentwicklungsplan Bezug. 2.3 Handlungsanleitung großflächige Ein- zelhandelseinrichtungen im Freistaat Sachsen Die Handlungsanleitung verweist im Wesentlichen nochmals auf die bereits dargestellten Instrumente zur Steuerung des großflächigen Einzelhandels. Sie definiert darüber hinaus die sog. „zentrenrele- vanten“ und „nicht-zentrenrelevanten Sortimente“, welche für die Funktionsfähigkeit Zentraler Versorgungsbereiche in Städten und Gemeinden zumeist besondere Bedeutung haben. Zentrenrelevante Sortimente weisen gemäß Handlungsanleitung ins- besondere folgende Eigenschaften auf: Sie ziehen vorrangig Innenstadtbesucher an und werden häufig im Zusammenhang mit anderen Innenstadtnutzungen nachge- fragt. Sie können überwiegend ohne PKW transportiert werden und weisen einen geringen Flächenanspruch im Verhältnis zu Wert- schätzung auf. Die Handlungsanleitung legt im Zusammenhang mit den zentrenre- levanten Sortimenten zudem explizit dar, dass „negative Auswirkun- gen auf die Zentrenstruktur, insbesondere auf die Innenstadtent- 8 HA großflächige Einzelhandelseinrichtungen im Freistaat Sachsen, 2008, S. 6. Seite 17
Einzelhandels- und Zentrenkonzept Annaberg-Buchholz 2016 3 Einzelhandelsstandort Annaberg-Buchholz Annaberg-Buchholz fungiert als Große Kreisstadt im Erzgebirgskreis, Im Bahnverkehr ist vor allem auf die „Erzgebirgsbahn“ zu verwei- welcher mit einer Bevölkerungsdichte von 191 Einwohnern pro km² sen, die wochentags stündlich die Strecke Chemnitz – Annaberg- relativ dünn besiedelt ist. Die Gebietseinheit zeichnet sich durch ei- Buchholz bedient. ne Vielzahl kleiner Städte und Gemeinden aus. Die Siedlungsstruktur von Annaberg-Buchholz ist vor allem durch Landesplanerisch ist Annaberg-Buchholz als „Mittelzentrum“ einge- eine bewegte Topographie und die beiden größten Teilorte Anna- stuft. Dies beinhaltet, dass die Stadt im Einzelhandelsbereich um- berg und Buchholz geprägt. Nach 1996 erfolgten darüber hinaus fängliche Versorgungsaufgaben sowohl für die eigene Bevölkerung, mehrere Eingemeindungen, sodass die Stadt heute folgende sechs als auch für die Bewohner des Umlandes zu erfüllen hat. In die- Ortsteile aufweist: sem Zusammenhang ist von Bedeutung, dass das nächstgelegene Oberzentrum – die Stadt Chemnitz – bereits etwa 50 Fahrminuten Annaberg entfernt ist (ca. 35 km). Buchholz Cunersdorf Die Erreichbarkeit von Annaberg-Buchholz für den Individualverkehr kann aufgrund der Lage an den Bundesstraßen 95 (Chemnitz – Frohnau Annaberg-Buchholz – Tschechien) und 101 (Aue – Schwarzenberg – Geyersdorf Annaberg-Buchholz – Freiberg/Sachsen) als befriedigend eingestuft Kleinrückerswalde. werden. Die nächstgelegene Autobahnanschlussstelle an der A 72 ist allerdings bereits ca. 31 Fahrkilometer (Stollberg) entfernt. Ein Die Einwohnerzahl hat in Annaberg-Buchholz seit 2004 kontinuier- System von Land- und Kreisstraßen ergänzt das von den beiden lich abgenommen. Dabei lagen die Jahresamplituden zwischen 0,5 Bundesstraßen gebildete Netz der Hauptverkehrstrassen in der Flä- % und 1,6 %. Ende 2014 lebten im Stadtgebiet ca. 20.900 Men- che. schen9 (vgl. Tab. 1). Im ÖPNV-Bereich existieren zahlreiche Regionalbuslinien, unter an- derem nach Chemnitz, Schwarzenberg und Aue sowie in einige kleinere Städte und Gemeinden der Umgebung. Innerhalb des Stadtgebietes verkehren zudem Stadtbuslinien. 9 Angabe der Stadtverwaltung Annaberg-Buchholz (Bürgercenter) 2015. Seite 18
Einzelhandels- und Zentrenkonzept Annaberg-Buchholz 2016 Tab. 1: Einwohnerentwicklung in Annaberg-Buchholz 2004 - 2014 Abb. 8: Veränderung der Altersstrukturen in Annaberg-Buchholz 2004 - 2014 Jahr Einwohner Veränderung in % 2004 23.011 --- 100% 2005 22.889 -0,5 90% 22,2 24,9 27,0 Altersklassen in 2006 22.668 -1,0 80% Jahren 2007 22.347 -1,4 70% 65 und älter 2008 22.079 -1,2 60% 37,0 40 bis unter 65 2009 21.870 -0,9 37,2 37,6 50% 25 bis unter 40 2010 21.662 -1,0 40% 15 bis unter 25 2011 21.435 -1,0 30% 17,2 6 bis unter 15 2012 21.335 -0,5 17,0 16,7 2013 21.004 -1,6 20% unter 6 13,0 9,4 6,5 2014 20.904 -0,5 10% 6,4 7,5 5,8 Quelle: Stadtverwaltung Annaberg-Buchholz (Bürgercenter) 2015, ca.-Werte gerundet 4,7 5,1 4,7 0% 2004 2009 2014 Im Zuge des Einwohnerrückgangs veränderte sich auch die Struktur Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen 2015, Stand: 31.12.2014 der Bevölkerung im Hinblick auf die Altersklassengliederung. Stark zugenommen hat im vergangenen Jahrzehnt der Anteil der über 65-jährigen (+ 4,8 %). Abgenommen hat hingegen der Anteil der Seit 2009 ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 15- bis unter 25-jährigen (- 5,5 %). Weitgehend stabil geblieben ist in Annaberg-Buchholz erfreulicher Weise von 12.294 auf 12.632 die Altersgruppe zwischen 25 und 65 Jahren. Dies gilt erfreulicher- Personen angestiegen. Insgesamt lag das Wachstum somit bei ca. weise auch für die Bevölkerungsgruppe der unter 6- bis 15- 3 %. Die deutlichsten Steigerungsraten hatten das Produzierende jährigen. Letztere hat sogar geringfügig zugenommen 10 (vgl. Abb. Gewerbe und der private und öffentliche Dienstleistungssektor auf- 8). zuweisen, wohingegen der Anteil von Handel/Verkehr/Gastgewerbe leicht abgenommen hat (vgl. Tab. 2). 10 Die Altersstruktur in Annaberg-Buchholz unterscheidet sich nicht wesentlich von den Altersstrukturen im Erzgebirgskreis und in Sachsen. Seite 19
Einzelhandels- und Zentrenkonzept Annaberg-Buchholz 2016 Tab. 2: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in An- Abb. 9: Übernachtungszahl und Bettenkapazität in Annaberg-Buchholz naberg-Buchholz 2009 - 2014 2005 – 2014 Wirtschafts- Land- u. Prod. Handel, Ver- Unterneh- Öffentliche- Insge- zweige Forstwirt- Gewerbe kehr u. Gast- mensdienst- und private samt 50.000 380 schaft, gewerbe leister Dienstleister 45.000 370 Fischerei 40.000 360 35.000 Bettenkapazität An- An- Übernachtungen Jahr % Anzahl % % Anzahl % Anzahl % Anzahl 350 zahl zahl 30.000 2009 10 0,1 2.674 21,8 1.919 15,6 1.307 10,6 6.384 51,9 12.294 25.000 340 2010 12 0,1 2.782 22,3 1.926 15,4 1.656 13,3 6.107 48,9 12.483 20.000 330 15.000 2011 14 0,1 2.827 22,5 2.005 16,0 1.629 13,0 6.063 48,2 12.570 320 10.000 2013 14 0,1 2.736 21,5 1.925 15,1 1.427 11,2 6.645 52,1 12.747 310 5.000 2014 18 0,1 2.738 21,7 1.903 15,1 1.432 11,3 6.541 51,8 12.632 0 300 Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen 2015, ca.-Werte gerundet 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Übernachtungen Betten (im Juli) Der Pendlersaldo kann in diesem Kontext als Indikator für die Ar- beitsplatzzentralität von Annaberg-Buchholz herangezogen werden. Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen 2015 Demnach standen im Jahr 2014 8.557 Einpendler nur 3.308 Aus- pendler gegenüber. Der positive Saldo von 5.249 Personen belegt, Genaue Angaben zur Zahl der Tagestouristen liegen nicht vor. Ein- dass Annaberg-Buchholz in der Region eine große Bedeutung als zelne Veranstaltungen erreichen zur Weihnachtszeit jedoch beacht- Wirtschaftsstandort besitzt11. liche Besucherzahlen von etwa 60.000, sodass in solchen Fällen etwa das Dreifache der aktuellen Einwohnerzahl erreicht wird. Im touristischen Sektor scheint die Stadt – gemessen an den Übernachtungszahlen – seit 2010 hingegen mehr oder weniger zu Die Einzelhandelsstrukturen sind im Stadtgebiet von Annaberg- stagnieren. Die Zahl der Übernachtungsgäste liegt seither regelmä- Buchholz polyzentrisch ausgebildet. Eine herausragende Bedeutung ßig bei etwa 40.000/Jahr. Andererseits ist die Bettenkapazität im besitzt in diesem Zusammenhang die Fachmarkt-Agglomeration Betrachtungszeitraum stark ausgeweitet worden und liegt heute bei „Erzgebirgs-Center“ im nördlichen Stadtgebiet an der Bundesstraße etwa 365 (vgl. Abb. 9). 101. Hier sind unter anderem das SB-Warenhaus Kaufland, Möbel Roller, MediMax und AWG ansässig. 11 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen 2015. Seite 20
Einzelhandels Einzelhandels- und Zentrenkonzept Annaberg Annaberg-Buchholz Buchholz 2016 Annaberg-Buchholz12 Karte 1:: Einzelhandelsagglomerationen und wichtige Einzelbetriebe in Annaberg Quelle: CIMA Beratung + Management GmbH 2015 12 Nach Angaben der Stadt Annaberg Annaberg-Buchholz Buchholz wird der in Karte 1 verzei verzeichnete OBI-Baumarkt Baumarkt seinen Standort im 1. Quartal 2016 räumen und in das Erzgebirgs-Center Erzgebirgs Center um- u ziehen. Die Stadt beabsichtigt, auf der Altfläche einen städtischen Betriebshof einzurichten. Seite 21
Einzelhandels- und Zentrenkonzept Annaberg-Buchholz 2016 Die Einkaufslagen der Innenstadt erstrecken sich entlang der Buch- holzer Straße, am und im Umfeld des Marktes, in der Großen Kirchgasse und in der Wolkensteiner Straße. Die Geschäfte sind durchweg kleinflächig ausgebildet. Zudem dominieren unternehmer- geführte Fachgeschäfte, während Filialbetriebe nur vereinzelt ansäs- sig sind. Nachgeordnete Bedeutung besitzen zwei kleinere Fachmarktzentren: Die „Adam Ries Passage“ (u.a. mit Pfennig-Insel und Reno) sowie das „FMZ Oberwiesenthaler Weg“ (u.a. mit Aldi, ATU und Hammer Heimtex). Die ansonsten etablierten Lebensmittelmärkte sind über das Stadt- gebiet relativ gut verteilt, sodass trotz der unruhigen Topographie eine wohnungsnahe Versorgung weitgehend sichergestellt ist (vgl. Karte 1). Seite 22
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