Endbericht "Organisation und Management der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzeptes (REK) Thüringer Meer"

Die Seite wird erstellt Henrik Herzog
 
WEITER LESEN
Endbericht "Organisation und Management der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzeptes (REK) Thüringer Meer"
Endbericht
  „Organisation und Management der Erstel-
  lung des Regionalen Entwicklungskonzep-
         tes (REK) Thüringer Meer“

Auftraggeber:
KAG Thüringer Meer
c/o Landratsamt Saale-Orla-Kreis
Fachdienst Wirtschaft, Kultur, Tourismus
Oschitzer Straße 4
07907 Schleiz

Auftragnehmer:
abraxas. Tourismus- & Regionalberatung GmbH
Geschäftsführer Prof. Dr. Harald Kunze
Weimarische Straße 3
99425 Weimar

Weimar, im Juni 2014
Endbericht "Organisation und Management der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzeptes (REK) Thüringer Meer"
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer                                          2

Inhalt
1         Einleitung                                                                   3
2         Die Gebietskulisse des REK Thüringer Meer                                    6
2.1       Naturräumliche Gliederung                                                    6
2.2       Administrative Gliederung                                                    7
2.3       Einbindung in Strukturen der Raumplanung und Regionalentwicklung             7
2.4       Einbindung in tourismuspolitische Konzepte und Zielstellungen                9
3         Stärken-Schwächen-Analyse                                                  10
3.1       Methodik                                                                   10
3.2       Skalierte Darstellung des touristischen Stärken-Schwächen-Profils          13
3.3       Qualitatives touristisches Stärken-Schwächen-Profil                        14
3.3.1     Allgemeine Charakteristika                                                 14
3.3.2     Touristische Mobilität                                                     18
3.3.2.1   Generelle Situation                                                        18
3.3.2.2   Schifffahrt und andere Formen der Personenbeförderung auf dem Wasser        21
3.3.3     Beherbergung und Gastronomie                                               22
3.3.3.1   Hotellerie/Parahotellerie                                                  25
3.3.3.2   Camping                                                                    27
3.3.3.3   Gastronomie                                                                29
3.3.4     Freizeitangebote                                                           31
3.3.4.1   Wandern                                                                    31
3.3.4.2   Radtourismus                                                               35
3.3.4.3   Wassertourismus                                                            39
3.3.4.4   Kulturelle Einrichtungen und Veranstaltungen                               42
3.3.5     Touristische Informationssysteme                                           46
3.3.6     Management und Marketing                                                   48
4         Touristisches Leitbild für das Thüringer Meer                              50
4.1       Strategischer Ansatz                                                       50
4.2       Hauptelemente zur Umsetzung der Strategie                                  54
4.2.1     Vision                                                                     54
4.2.2     Alleinstellungsmerkmale                                                    55
4.2.3     Image                                                                      56
4.2.4     Positionierung                                                             57
4.2.5     Zielgruppen                                                                57
5         Handlungsschwerpunkte für die touristische Entwicklung der Naturparkregion
          Thüringer Meer zur Umsetzung der Strategie „Qualitäts-Erholungsregion“     60
5.1       Mobilität und Besucherlenkung                                              60
5.2       Aktiv in der Natur                                                         64
5.3       Angebotsentwicklung und Servicequalität                                    68
5.4       Management und Marketing                                                   72
6         Schlüsselprojekte und Maßnahmen für die touristische Entwicklung der
          Naturparkregion Thüringer Meer bis 2025                                    75

Anlagen
Endbericht "Organisation und Management der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzeptes (REK) Thüringer Meer"
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer                                             3

1     Einleitung
      „Für immer mehr Menschen lautet der neue Reisetrend: Natur entdecken und er-
      leben. Eine intakte Natur, reizvolle Landschaften, zufriedene Mitarbeiter und ein
      starkes Tourismusbewusstsein der ansässigen Bevölkerung, gehören zur Grund-
      ausstattung touristisch attraktiver Regionen. Um das eigene Kapital, die Natur und
      die Umwelt zu bewahren, sind Angebote und Strategien gefragt, die die Nachhal-
      tigkeit in die Praxis umsetzen und erlebbar machen.“
                         Reinhard Meyer, Präsident des Deutschen Tourismusverbandes e.V.

Das Thüringer Meer verfügt über gewaltige touristische Potentiale. Mit ihren Besucher-
und Übernachtungszahlen bleibt die Region – trotz Steigerungen in den letzten Jahren –
weit unter den Möglichkeiten, die dieser einzigartige Landschaftsraum bietet. Um die
unbefriedigende Situation zu verändern, wurde von der Kommunalen Arbeitsgemein-
schaft Thüringer Meer (KAG) dieses Regionale Entwicklungskonzept (REK) in Auftrag ge-
geben. Im Ergebnis eines intensiven Planungs- und Erörterungsprozesses mit Kommunen,
Leistungsträgern und Vereinen basiert das REK auf einem breiten Konsens zwischen allen
beteiligten Interessengruppen.

Auftragsgemäß trägt dieses REK strategischen Charakter mit dem weitreichenden Zielho-
rizont 2025. Zugleich versteht es sich als Praktikerhandbuch, das für alle Akteure unmit-
telbare Handlungsorientierungen liefert. Basierend auf einer gründlichen Situationsanaly-
se, die im Herbst 2012 in ein öffentlich erörtertes Stärken-Schwächen-Profil mündete,
wurde unter aktiver Mitwirkung einer großen Zahl von Akteuren aus allen touristischen
Bereichen der touristische Strategieansatz für das Thüringer Meer entwickelt. Nach Erör-
terung verschiedener Szenarien wurde in der Strategiegruppe, in welcher sämtliche
Akteursgruppen vertreten waren, folgendes Entwicklungsziel formuliert:
         Die Naturparkregion Thüringer Meer entwickelt sich bis zum Jahr 2025 zur
                               Qualitäts-Erholungsregion.

Nachdem dieses Ziel von der KAG ohne Gegenstimme beschlossen worden war, wurde
begonnen, diese mit den Vertretern der verschiedenen Leistungsbereiche sowie den
Kommunen in Workshops und Einzelgesprächen zu erörtern und inhaltlich zu unterset-
zen. Dieser Prozess gestaltete sich nicht einfach, da ein erheblicher Teil der Leistungsträ-
ger recht einseitig dem Tagesgeschäft verhaftet und für strategisch orientierte Verände-
rungsansätze wenig aufgeschlossen ist. Auf kommunaler Ebene bilden die engen Haus-
haltsspielräume der meist kleinen Gemeinden nicht selten Grund für Zurückhaltung oder
sogar Resignation. Ungeachtet dessen gelang es, ca. 200 Personen der Region in den
Erarbeitungs- und Erörterungsprozess einzubeziehen.

Insbesondere kann festgestellt werden, dass der Strategieansatz „Qualitäts-Erholungs-
region“ und die darauf basierenden vier Handlungsschwerpunkte
    Mobilität und Besucherlenkung
    Aktiv in der Natur
    Angebotsentwicklung und Servicequalität
    Management und Marketing
Endbericht "Organisation und Management der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzeptes (REK) Thüringer Meer"
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer                                         4

sowohl auf privater wie auf kommunaler Ebene aufgenommen und bereits mit relevanten
Umsetzungsvorschlägen untersetzt wurden.

Wirksamste Instrumente zur Umsetzung des REK sind konkrete Maßnahmen, die auf die
Erreichung der Ziele ausgerichtet sind und sich den vier Handlungsschwerpunkten zuord-
nen lassen. Bisher wurden zum REK 58 Projekte sowie 6 Projektideen eingereicht. Davon
wurden 12 Vorhaben zu Schüsselprojekten erklärt, da diesen eine besondere Bedeutung
für die touristische Entwicklung der Naturparkregion Thüringer Meer zukommt. Den
Schlüsselprojekten kommt die höchste Priorität im Umsetzungsprozess zu. Die Liste der
Maßnahmen ist jedoch nicht als abschließend anzusehen. Durch Beschluss der KAG kön-
nen auch künftig Projekte in das REK aufgenommen werden, sofern sie dessen Zielen und
Handlungsschwerpunkten gerecht werden.

Die Umsetzung des REK wird für den Zeitraum 2014 – 2016 durch ein Planungsbüro beglei-
tet. Schwerpunkte dieses Prozesses werden sein:
   Fortführung der bereits in der Umsetzung befindlichen Maßnahmen (siehe unten);
   Inangriffnahme weiterer sachlich und zeitlich prioritärer Maßnahmen in Abstimmung
   mit der KAG, dem jeweiligen Träger und weiteren beteiligten Partnern;
   Fortschreibung und Anpassung des REK entsprechend den Erfordernissen.

Dieser Prozess wird – wie bisher – durch den Lenkungsausschuss der KAG begleitet wer-
den.

Die KAG wird den Umsetzungsstand des REK in regelmäßigen Beratungen kontrollieren
und gegebenenfalls erforderliche Korrekturen vornehmen. In jährlich durchzuführenden
Regionalkonferenzen – die bereits im Erarbeitungsprozess eine positive Resonanz durch
die Akteure der Region erfahren haben – erfolgt die Evaluierung des erreichten Realisie-
rungsstandes des REK und die Rückkopplung des Umsetzungsprozesses zu den Kommunen,
Leistungsträgern, Vereinen und Bürgern der Region.

Als Kriterien für das Erreichen des Entwicklungszieles „Qualitätserholungsregion“ dienen
insbesondere die vier Handlungsschwerpunkte, die mit den dort formulierten Aufgaben-
stellungen zu jedem Zeitpunkt klare Aussagen zum jeweiligen Stand der Zielerreichung
ermöglichen.

Eine Besonderheit des REK-Prozesses am Thüringer Meer besteht darin, dass bereits wäh-
rend des Planungsprozesses seitens unterschiedlichster Interessenvertreter und Akteure
mit der Umsetzung von 12 konsensualen Projekten begonnen wurde. Dies betrifft die
Vorhaben
   Tore zum Thüringer Meer (auch als Projekt für die Internationale Bauausstellung
   „Wandel schafft Kulturlandschaft“ eingereicht),
   Neuausrichtung der Schifffahrt auf dem Thüringer Meer (Hauptziel: Förderung touris-
   tischer Mobilität),
   Radrundwege um Bleiloch- und Hohenwarte-Stausee (mit Fortführung der ufernahen
   Verlegung des Saaleradweges),
Endbericht "Organisation und Management der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzeptes (REK) Thüringer Meer"
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer                                            5

   Sanierung bzw. Wiederherstellung von Zufahrtsstraßen und Stauseequerungen am
   Thüringer Meer,
   Schaffung öffentlicher Einlass- und Anlegestellen für Boote,
   Folgezertifizierung Hohenwarte Stausee Weg,
   Bedürfnisgerechte Qualitäts-Erholungsorte am Thüringer Meer (Modellprojekt, Um-
   setzung in Saalburg-Ebersdorf und Leutenberg hat begonnen),
   Schaffung bzw. gezielte Aufwertung von Ruheinseln als Erholungsbausteine in den Or-
   ten des Thüringer Meeres (erste Ruheinseln sind in Leutenberg und Pottiga in Vorbe-
   reitung),
   Wiederbelebung der Nutzung des Kulturhauses Kleingeschwenda,
   Umnutzung der Alten Schule in Reitzengeschwenda als Museum (Preßwitzausstellung),
   Schaffung einer einheitlichen touristischen Organisationsstruktur für das Thüringer
   Meer,
   Permanente Gästebefragung (Testlauf 2013).

Im Erarbeitungsprozess des REK wurde darauf geachtet, die Entwicklung des Thüringer
Meeres in übergreifende Konzepte und Prozesse einzubinden. Dabei sind insbesondere
zu nennen:
   enger Bezug zur Landestourismuskonzeption Thüringen 2011-2015 und dem Prozess
   ihrer Umsetzung (insbesondere zu den Themensäulen „Aktiv und Natur“ sowie „Well-
   ness und Gesundheit“,
   Internationale Bauausstellung Thüringen (Projektvorschlag „Tore zum Thüringer
   Meer“),
   Einbindung des Thüringer Meeres in die Dachmarke „Nationale Naturlandschaften“ der
   deutschen Nationalparks, Biosphärenreservate und Naturparks durch die Präsentation
   als Naturparkregion,
   Einbindung in das Themenmarketing des Regionalverbundes Thüringer Wald e.V.
   (Wandern, Radfahren, Waldwellness …),
   Thematische Kooperation entlang der Saale (Saaleradweg, Wasserwandern),
   Einbindung der Ausgestaltung des Radrundweges um den Bleilochstausee in das Mo-
   dellprojekt des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) für die zukünftige rad-
   touristische Kategorie „Fahrrad-Trekkingrouten“,
   Erstellung und begonnene Umsetzung des Schlüsselprojekts „Radrundwege um Blei-
   loch- und Hohenwarte-Stausee“ auf der Basis des Radverkehrskonzeptes für den Frei-
   staat Thüringen sowie des landesweiten Konzeptes Forsten und Tourismus von Thü-
   ringenForst.

Das abraxas-Team bedankt sich herzlich bei allen Mitstreitern, die sich aktiv und streitbar
in den REK-Prozess eingebracht, diesen produktiv mitgestaltet und dadurch zum vorlie-
genden Ergebnis beigetragen haben. Möge die Dynamik des Erarbeitungs- und begonne-
nen Umsetzungsprozesses in Zukunft unvermindert anhalten und die Naturparkregion
Thüringer Meer auf dem Weg zur Qualitäts-Erholungsregion konsequent voranbringen.
Endbericht "Organisation und Management der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzeptes (REK) Thüringer Meer"
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer                                    6

2        Die Gebietskulisse des REK Thüringer Meer

2.1 Naturräumliche Gliederung

Das Obere Saaletal zwischen Blankenstein und Hohenwarte bildet den natürlichen Rah-
men des REK Thüringer Meer. Somit ist die gesamte Saalekaskade mit ihren 5 Stauseen
(Bleiloch, Burgkhammer, Walsburg, Hohenwarte, Eichicht) räumlicher Bestandteil der
Gebietskulisse.

Die Gliederung des Naturraums wird wesentlich durch die Naturraumeinheit 1.3.5 Oberes
Saaletal bestimmt. Im Osten und Südwesten werden Teile der Raumeinheit 1.3.6 Ostthü-
ringer Schiefergebirge-Vogtland tangiert. Nordöstlich von Ziegenrück gehören Teile der
Einheit 1.3.7 Plothener Teichplatte zur Gebietskulisse. Die westliche und nördliche Be-
grenzung erfolgt durch die Raumeinheiten 1.3.4 Schwarza-Sormitz-Gebiet und 7.3 Orla-
senke (Abb. 1).1

Das tief eingeschnittene Tal der Saale, deren Seitentäler und die angrenzenden Hochflä-
chen prägen das Landschaftsbild der Gebietskulisse des REK Thüringer Meer.

Abb. 1: Naturräume Thüringens2

1
    Vgl. www.tlug-jena.de/imperia/md/content/tlug/umwelt_und_raum/nat_raum.pdf
2
    Ebenda
Endbericht "Organisation und Management der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzeptes (REK) Thüringer Meer"
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer                                         7

Das Gebiet des REK liegt annähernd vollständig im Großschutzgebiet Naturpark Thüringer
Schiefergebirge/Obere Saale und gehört damit zum Verbund der Nationalen Naturland-
schaften Deutschlands (NNL).

2.2 Administrative Gliederung

Die Region des Thüringer Meeres berührt die beiden Landkreise Saalfeld-Rudolstadt und
Saale-Orla-Kreis. Die Anzahl der angrenzenden und in der Kommunalen Arbeitsgemein-
schaft KAG Thüringer Meer zusammengeschlossenen Kommunen beläuft sich derzeit auf
20. Weiterhin sind die beiden Landkreise ebenfalls Mitglieder der KAG Thüringer Meer.

Mitglieder der KAG Thüringer Meer:

1. Gemeinde Blankenberg
2. Gemeinde Blankenstein
3. Gemeinde Harra
4. Gemeinde Pottiga
5. Stadt Bad Lobenstein
6. Stadt Saalburg-Ebersdorf
7. Stadt Schleiz (OT Gräfenwarth)
8. Gemeinde Remptendorf
9. Gemeinde Burgk
10. Gemeinde Crispendorf
11. Gemeinde Eßbach
12. Stadt Ziegenrück
13. Gemeinde Paska
14. Gemeinde Gössitz
15. Gemeinde Wilhelmsdorf
16. Gemeinde Krölpa
17. Gemeinde Altenbeuthen
18. Gemeinde Hohenwarte
19. Stadt Leutenberg
20. Gemeinde Unterwellenborn

21. Landkreis Saalfeld-Rudolstadt
22. Landkreis Saale-Orla-Kreis

2.3 Einbindung in Strukturen der Raumplanung und Regionalentwicklung

Der Landesentwicklungsplan (LEP) 2004 des Freistaates Thüringen erläutert unter Grund-
satz 5.4.1 die besondere Stärkung des Tourismus und der Erholung in den Teilräumen, die
über die naturräumlichen und raumstrukturellen Voraussetzungen verfügen, um den Tou-
rismus als Wirtschaftsfaktor nachhaltig zu entwickeln.3

3
    Vgl. TMBLV (Hrsg.): Landesentwicklungsplan 2004, Erfurt 2004, S. 79
Endbericht "Organisation und Management der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzeptes (REK) Thüringer Meer"
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer                                                            8

Im Grundsatz 5.4.2 des LEP 2004 heißt es: „Als Räume mit besonderer Bedeutung für
Tourismus und Erholung werden der Thüringer Wald, das Thüringer Schiefergebirge ein-
schließlich der Saaletalsperren … ausgewiesen.“4
„Das Thüringer Schiefergebirge mit den Saaletalsperren (Hohenwarte und Bleiloch) als
das größte nutzbare Gebiet für wassersportliche Betätigungen in Thüringen ist von lan-
desweiter touristischer Bedeutung.“5 Das Ziel der Ausweisung von Vorbehaltsgebieten
„Tourismus und Erholung“ des LEP 2004 in Räumen mit besonderer Bedeutung für Tou-
rismus und Erholung wurde mit dem Regionalplan Ostthüringen umgesetzt. Die Region
des REK Thüringer Meer befindet sich im Vorbehaltsgebiet „Tourismus und Erholung“
(Abb. 2).6

Abb. 2: Regionalplan Ostthüringen, Karte 4-1 Tourismus7

Bestehende Regionale Entwicklungskonzepte (REK „Stausee Hohenwarte“, REK „Saale
Rennsteig“, REK „Obere Saale“, etc.) bildeten nie die gesamte Gebietskulisse des Thürin-
ger Meeres in ihren Inhalten ab. Somit stellt das REK Thüringer Meer in dieser Region ein
absolutes Novum dar und leistet einen entscheidenden Beitrag zu einer abgestimmten
touristischen Entwicklungsstrategie. Ungeachtet dessen werden selbstverständlich die
Inhalte und Ergebnisse dieser REK in die Arbeit einbezogen. Desgleichen bildet der
Teilplan II des Naturparkplanes Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale eine wichtige Ar-
beitsgrundlage.

4
  TMBV (Hrsg.): Landesentwicklungsplan 2004, Erfurt 2004, S. 80
5
  Ebenda S. 81
6
  Regionale Planungsgemeinschaft Ostthüringen (Hrsg.): Regionalplan Ostthüringen, Karte 4-1, Gera 2012
7
  Ebenda
Endbericht "Organisation und Management der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzeptes (REK) Thüringer Meer"
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer                                                        9

2.4 Einbindung in tourismuspolitische Konzepte und Zielstellungen

Die Landestourismuskonzeption 2011 - 2015 des Freistaates Thüringen definiert die touris-
muspolitischen Rahmenbedingungen und Zielstellungen der zukünftigen touristischen
Entwicklung des Freistaates Thüringen und seiner Regionen.
Die Hauptthemen der touristischen Entwicklung werden durch die Themensäulen Kultur
und Städte, Natur und Aktiv sowie Wellness und Gesundheit bestimmt (Abb. 3).8 Hierbei
ist insbesondere die Themensäule Natur und Aktiv für die Region des REK von herausge-
hobener Bedeutung.

Abb. 3: Hauptthemensäulen für den Thüringen-Tourismus9

Ein besonderer Fokus gilt der Vernetzung der
Angebote beider Hauptsäulen (Kultur und
Städte mit Natur und Aktiv).

Die Themensäule Natur und Aktiv wird wesent-
lich durch die beiden Topthemen Wandern und
Radfahren bestimmt. Für die Region des Thü-
ringer Meeres ist neben den beiden Topthe-
men das Aufbauthema Wasserwandern/Was-
sersport von großer Relevanz. Hinzu kommt
das Wachstumsthema Naturerlebnis.10 Aus der
Themensäule Wellness und Gesundheit orien-
tiert sich das Thüringer Meer insbesondere an
der neuen Profillinie „Waldwellness“.
                                                            Abb. 4: Profilierungsthemen der Themensäule
                                                                    Natur und Aktiv11

8
   TMWAT (Hrsg.): Landestourismuskonzeption Thüringen 2011 - 2015, Erfurt 2011, S. 36
9
   Ebenda
10
   Vgl. ebenda S. 38f
11
   Ebenda S. 39
Endbericht "Organisation und Management der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzeptes (REK) Thüringer Meer"
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer                                           10

3     Stärken-Schwächen-Analyse

3.1 Methodik

Der erste Schritt bei der Erarbeitung eines Tourismuskonzeptes besteht in der Situations-
analyse. Hierzu wurden vorliegende Konzepte gesichtet und auf Relevanz bzw. Verwert-
barkeit geprüft (sog. „Konzeptrecycling“), Expertengespräche mit Leistungs- und Ent-
scheidungsträgern aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung sowie Vereinen und Verbänden
geführt sowie Vor-Ort-Besichtigungen vorgenommen. Die Ergebnisse für die Region Thü-
ringer Meer werden nachfolgend in Form eines Stärken-Schwächen-Profils (SSP) darge-
stellt. Vorab sind einige Bemerkungen zu Funktion und Methodik erforderlich:

Einerseits hilft das SSP den Akteuren durch seine komprimierte Darstellungsweise der
aktuellen Situation, sich die Potentiale und Defizite stärker bewusst zu machen bzw. aus
dem Spannungsfeld von Eigen- und Fremdbewertungen neue Erkenntnisse zu gewinnen.

Andererseits formuliert das SSP in konzentrierter Form die Ausgangsbedingungen für
anzustrebende Veränderungen und dient somit als Grundlage für die nachfolgende Erar-
beitung von Zielen, Strategien und Maßnahmen. Das Stärken-Schwächen-Profil hilft, die
richtigen Ansatzpunkte für das künftige Handeln der Akteure am Thüringer Meer zu fin-
den.

Als weitere Aspekte sind noch zu erwähnen:
    Relativität in sachlicher und zeitlicher Hinsicht:
       sachliche Relativität: Aussagen zu Stärken und Schwächen einer Region lassen sich
       nicht in absoluter Form treffen, da es dafür keine allgemeingültigen Maßstäbe
       gibt. Die Bewertungen sind immer relativ, d. h. sie werden im Vergleich zu einem
       anderen Objekt getroffen, welches als Maßstab sinnvoll auszuwählen ist. Wird das
       Vergleichsobjekt gewechselt, so werden sich auch die Bewertungen ändern.
       zeitliche Relativität: Ein Stärken-Schwächen-Profil ist stets die Momentaufnahme
       laufender Prozesse und somit zwangsläufig in jenem Moment schon wieder über-
       holt, in dem es zu Papier gebracht wird. Es stellt somit keinen dauerhaften Wert
       dar, sondern ist zum kurzfristigen „Gebrauch“ bestimmt.
    Subjektivität: Stärken-Schwächen-Profile von Tourismusdestinationen werden von
    Menschen erstellt, die ihre Fachkenntnisse und Erfahrungen, d. h. auch jeweils eine
    ganz spezifische Sichtweise in den Prozess einbringen. Zwar ist der Planer angehalten,
    seine Aussagen so weit wie möglich zu objektivieren (wobei er sich z. B. nachvollzieh-
    barer Kriterien und Indikatoren bedient), doch wird die Gesamtaussage letztlich im-
    mer eine subjektive Sicht auf den Gegenstand darstellen.
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer                                          11

Bei der Erstellung des touristischen Stärken-Schwächen-Profils für das Thüringer Meer hat
sich das abraxas-Team von folgenden Prämissen leiten lassen:
   Überschaubarkeit
   Anhand einer begrenzten Zahl von Kriterien muss das Profil der Region zu erkennen
   sein. Diese Anzahl muss groß genug sein, um alle relevanten Prozesse und Erschei-
   nungen der Region berücksichtigen zu können. Sie sollte aber nur so groß sein, dass
   sich die Gesamtaussage „auf einen Blick” erschließt.
   Klarheit
   Die Bewertungen müssen prägnant und deutlich erkennbar sein. Insbesondere muss
   sofort sichtbar werden, ob es sich beim jeweiligen Untersuchungsgegenstand um eine
   Stärke oder um eine Schwäche der Region handelt. Deshalb arbeitet abraxas mit qua-
   litativen Bewertungen im Rahmen einer speziellen Skala. Diese Skala bietet je drei
   Bewertungsmöglichkeiten zu beiden Seiten des Nullpunktes, nicht jedoch die Null
   selbst. Letzteres soll für Akteure und Planer den Zwang erzeugen, sich in erster Linie
   darüber klar zu werden, ob es sich bei dem jeweiligen Gegenstand zunächst um eine
   Stärke oder um eine Schwäche der Region handelt, bevor eine differenziertere Be-
   wertung anhand einzelner Details vorgenommen wird.
   Nachvollziehbarkeit
   Die Akzeptanz eines Stärken-Schwächen-Profils bei den Akteuren hängt entscheidend
   von der Nachvollziehbarkeit der getroffenen Bewertungen ab. Deshalb untersetzt das
   abraxas-Team die numerische Bewertung auf der Ebene der Kriterien durch verbale
   Aussagen.

Was aber sind eigentlich „Stärken” und „Schwächen” im Rahmen einer solchen Analyse?
   Stärken sind Ressourcen, die beim Analyseobjekt besser ausgeprägt sind als beim
   Vergleichsobjekt. Sie können bei ihrer Nutzung zu Wettbewerbsvorteilen führen.
   Schwächen sind Ressourcen, die beim Analyseobjekt schwächer ausgeprägt sind als
   beim Vergleichsobjekt. Sie können bei Fortbestehen Wettbewerbsnachteile erbrin-
   gen.

Der Vergleichsmaßstab bei der Erstellung des touristischen Stärken-Schwächen-Profils für
das Thüringer Meer war vom Auftraggeber vorgegeben: Im Sinne einer Konkurrenzanaly-
se bilden
   das Leipziger Neuseenland,
   das Lausitzer Seengebiet,
   das Erfurter Naherholungsgebiet „La Mer“ und
   die Talsperrenregion Zeulenroda
den Vergleichsmaßstab für das SSP. Das abraxas-Team kennt alle diese Gebiete aus eige-
ner Anschauung und hat in den meisten davon selbst Planungs-/Beratungsprojekte reali-
siert. Eine detaillierte Beschreibung dieser als Vergleichsmaßstab dienenden Regionen in
diesem REK wird als wenig sinnvoll angesehen, zumal diese in einschlägigen Studien hin-
reichend beschrieben und bewertet wurden. Dem REK ist die Aufgabe gestellt, auf Basis
der Besonderheiten der Region Alleinstellungsmerkmale zu entwickeln, die zu einem ei-
genständigen Profil als touristische (Teil-) Destination führen. Wird bei dessen Erarbei-
tung der Blick zu stark auf die Wettbewerber gerichtet, besteht die Gefahr, mehr deren
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer                                          12

Spuren zu folgen als jene innovative Eigenständigkeit zu entwickeln, die zu Wettbe-
werbsvorteilen führen kann.

In der Bewertungsskala bedeutet bei der Bewertung eines Merkmals als Stärke, dass das
betreffende Merkmal besser/stärker, und bei der Bewertung als Schwäche, dass es
schlechter/schwächer ausgeprägt ist als beim Vergleichsobjekt, mit folgender Differenzie-
rung:
+ 1 Stärke geringer Ausprägung
+ 2 Stärke mittlerer Ausprägung
+ 3 Stärke großer Ausprägung

- 1 Schwäche geringer Ausprägung
- 2 Schwäche mittlerer Ausprägung
- 3 gravierende Schwäche (entscheidender Wettbewerbsnachteil)
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer                                                           13

3.2 Skalierte Darstellung des touristischen Stärken-Schwächen-Profils

Die Ergebnisse der durchgeführten Analyse der Ist-Situation des Thüringer Meeres wur-
den im Stärken-Schwächen-Profil (SSP) zusammengefasst (Abb. 5). Dabei konzentriert
sich das SSP auf relevante Schwerpunkte, die vorab im Lenkungsausschuss abgestimmt
worden waren. Die skalierte Darstellung zielt darauf ab, in konzentrierter Form qualitative
Aussagen zu gewinnen, die nachfolgend durch verbale Darstellungen untersetzt werden.

                                                                Schwächen                Stärken
Merkmale
                                                              -3      -2     -1     +1     +2      +3
1. Allgemeine Charakteristika
    Natur und Landschaft                                                                    
    Ortsbilder                                                                      
    Wirkungen der demografischen Situation                           
2. Touristische Mobilität
    Überregionale Verkehrsanbindung                                          
    Öffentliche Verkehrsmittel in der Region                         
    Individualverkehr in der Region                                          
3. Beherbergung und Gastronomie
    Hotellerie                                                               
    Camping                                                                         
    Gastronomie                                                              
4. Freizeitangebote
    Touristische Kultur- und Bildungsangebote                                
    Naturraumbezogene Aktivangebote                                                 
    Touristisch bedeutsame Veranstaltungen                           
5. Touristische Organisation und Kooperation
    Touristische Informationssysteme                                         
    Regionale Kooperation                                            
    Überregionale Kooperation                                        
6. Marketing
    Bekanntheitsgrad/Image der Region                                
    Werbung/Presse- und Öffentlichkeitsarbeit                                
    Innenmarketing                                                   
Abb. 5: Skalierte Darstellung der touristisch relevanten Stärken und Schwächen der Region Thüringer Meer
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer                                                                                                  14

3.3 Qualitatives touristisches Stärken-Schwächen-Profil

3.3.1 Allgemeine Charakteristika12

Das Untersuchungsgebiet des REK Thüringer Meer wird nicht nur namentlich, sondern auch geografisch und ebenso in der Wahrnehmung
der Menschen durch die größte zusammenhängende Talsperrenregion Europas mit dem größten Stausee Deutschlands geprägt. Formeller
und inhaltlicher Rahmen der Region ist der Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale. Mit diesem Instrument wird eine nachhaltige
touristische Erschließung des reichen Naturraumpotentials gewährleistet. Der hohe Wert des Gutes Naturraum ist Leitlinie und tragende Säu-
le der touristischen Entwicklung und künftigen Ausrichtung der Region. Dem gegenüber ist die touristische Infrastruktur vielfach unzurei-
chend. Deren Bedeutung für eine Akzeptanz des Thüringer Meeres auf den touristischen Märkten ist noch nicht überall erkannt worden.

Neben den allgemein bekannten demografischen Entwicklungen in ländlich-peripheren Räumen wurde und wird die touristische Entwicklung
in den Städten und Gemeinden des Thüringer Meeres durch kleinteilige Kommunalstrukturen behindert. Mit durchschnittlich 1.925 Einwoh-
nern je Kommune, darunter 13 Kommunen mit weniger als 1.000 und 8 Kommunen mit weniger als 400 Einwohnern, ist die erforderliche Fi-
nanzkraft zur Aufrechterhaltung und erst recht zur Entwicklung der Infrastruktur meist nicht vorhanden. Zudem findet das touristische Leben
in kleineren Orten meist nicht in deren Ortskernen statt, sondern an besonderen Punkten direkt an den Stauseen (z. B. Altenbeuthen, Bucha,
Eßbach, Gössitz, Paska, Wilhelmsdorf), insbesondere auf Campingplätzen, an Badestellen, Bootseinlassstellen und Angelplätzen.

Die vorwiegend dörflich geprägten Siedlungsstrukturen bieten wenig Anlass zum Aufenthalt (kaum Gastronomie und Einkaufsmöglichkeiten,
fehlende Anziehungspunkte und Informationsmöglichkeiten). Im Uferbereich der Stauseen ist teilweise ein wenig ansprechendes Erschei-
nungsbild infolge der Bebauung durch Wochenendhäuser und weitere ungeordnete Siedlungsstrukturen anzutreffen (z. B. Saalthal-Alter).

Das enorme Potential, das der Naturraum des Naturparks Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale bietet, wird touristisch nur unzureichend
genutzt. Dies zeigt sich u. a. auch darin, dass der Naturparkgedanke und die Identifikation mit dem Naturpark als solchem kaum aktiv, insbe-
sondere von den Kommunen, gelebt wird.

Die Situation der Breitbandversorgung am Thüringer Meer stellt sich differenziert dar. Zehn Gemeinden sind komplett mit DSL versorgt (die
Kommunen Ebersdorf und Gräfenwarth werden zeitnah mit DSL versorgt werden). Schwachstellen bestehen in Blankenstein, Saaldorf,

12
     Neben eigenen Recherchen vgl.: Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale: Naturparkplan, Teilraum Thüringer Meer, Leutenberg 2012
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer                                                                                                                                                                                                              15

Mühlberg, Saalburg-Ebersdorf, Altenroth, in der Alterbucht, in Kalte Schenke und an der Staumauer Hohenwarte/Preßwitzer Schleife. DSL ist
nicht verfügbar in Isabellengrün und in der Gemeinde Gössitz.

                                     Bad Lobenstein
                      Altenbeuthen

                                                                                                                                                                                                                                            Wilhelmsdorf
                                                                                                                                                                                         Remptendorf

                                                                                                                                                                                                                             Unterwellen-
                                                                    Blankenstein
                                                      Blankenberg

                                                                                                                                    Hohenwarte
                                                                                           Crispendorf

                                                                                                                                                          Leutenberg

                                                                                                                                                                                                                                                                Ziegenrück
                                                                                                                                                                                                       Ebersdorf
                                                                                                                                                                                                       Saalburg-
          Ort/Jahr

                                                                                                                                                                               Pottiga
                                                                                                         Eßbach

                                                                                                                  Gössitz

                                                                                                                                                                                                                   Schleiz
                                                                                                                                                 Krölpa
                                                                                   Burgk

                                                                                                                                                                       Paska
                                                                                                                            Harra

                                                                                                                                                                                                                                born
         2003         263            7.042            1.178         1.007          110     455           265      370       994     162          3.195    2.574        138     485       4.225          4.092      9.100      3.007         248                 806
         2004         263            6.948            1.157         1.001          107     454           259      358       966     157          3.165    2.552        136     485       4.187          4.062 9.069 2.983                   244                 791
         2005         257            6.905            1.136         1.006          102     452           253      354       945     144          3.152    2.509        131     478       4.135         4.008       8.941      2.974         243                 785
         2006         250            6.820            1.118         966            102     445           258      349       930     137          3.104    2.486        126     467       4.069 3.967               8.932       6.611        243                 758
         2007         239            6.653            1.074         894            98      436           257      351       921      141         3.056    2.464        124     468       4.004          3.921      8.868 6.540              234                 738
         2008         230            6.570            1.044         887            99      424           257      345       916     137          3.037    2.437        122     466       3.934          3.873      8.824      6.467         223                 722
         2009         236            6.466            1.024         870             91     419           260      340       916     148          3.003    2.414        118     448       3.888 3.806               8.717      6.414         232                 731
         2010         227            6.444            1.013         852            92      406           245      334       895     160          2.955    2.371        115     439       3.828          3.750      8.698      6.371         232                 731
         2011         220            6.365            986           838             91     388           244      327       869     153          2.941    2.348        109     436       3.767          3.713      8.579      6.336         218                 722
         2012         219            6.164            955           772             91     385           251      317       870     172          2.745    2.239        107     412       3.675          3.585      8.466      6.123         225                 717
     Veränderung
     seit 2003 in %    -17             -12             -19           -23           -17      -15           -5      -14       -12        6          -14      -13         -22      -15       -13             -12        -7         -713           -9                 -11

Abb. 6: Entwicklung der Einwohnerzahlen der Mitgliedskommunen der KAG Thüringer Meer 14

Bevölkerungszahl der KAG-Mitgliedsgemeinden insgesamt: 2006: 42.138, 2012: 38.265, Veränderung 2006 - 2012: - 9 % (zum Vergleich: LK Saa-
le-Orla -8 %; LK Saalfeld-Rudolstadt -9 %)

13
     Zeitraum 2003 - 2012
14
     Vgl. Thüringer Landesamt für Statistik (Hrsg.) (2013): Bevölkerungsstand und -struktur. Online: http://www.statistik.thueringen.de
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer                                                                                           16

                               Positiv                                                            Negativ

   größte zusammenhängende Talsperrenregion mit dem größten            Grundsätzlicher Mangel qualitativ hochwertiger touristischer
   Stausee Deutschlands (Bleilochtalsperre)                            Infrastruktur (Mobilität, Basisangebote usw.)
                                                                       Uferbebauungen beeinträchtigen teilweise das Landschaftsbild
   Naturraum von hoher Attraktivität – vielgestaltig und abwechs-
                                                                       (z. B. Saalthal-Alter, Campingplatz Droschkau, Biere bei
   lungsreich
                                                                       Zoppoten)
   faszinierende Ausblicke entlang des rund 80 km langen Stausee-      in einigen Orten Leerstand ortsbildprägender bzw. zentral lie-
   gebietes                                                            gender Gebäude (u. a. ehemalige Gaststätten)
   der Naturraum kann mittels vielfältiger Aktivitäten erlebt werden   Ortseingänge zum Teil von geringer Attraktivität
   Naturpark als rechtlicher und inhaltlicher Rahmen zur Bewah-        demografische Entwicklung der Region auch für den Tourismus
   rung und Erschließung des Naturraumpotentials                       sehr problematisch, insbesondere in Gastronomie und Hotellerie
                                                                       (Überalterung der Betreiber bzw. fehlender Nachwuchs)
   Ortsbilder überwiegend attraktiv: Straßen und Wege meist in
   gutem Zustand, Sanierungs- bzw. Erneuerungsmaßnahmen an             zunehmende Resignation in vielen Gemeinden angesichts immer
   vielen Gebäuden                                                     knapper werdender finanzieller Mittel
                                                                       bei der Bevölkerung einiger Orte überwiegt Desinteresse bzw.
   Verbindung zum Rennsteig (Blankenstein) und zum Thüringer
                                                                       sogar Abneigung gegenüber touristischer Entwicklung
   Wald als Marke und Imageträger
                                                                       verschiedene Konfliktfelder zwischen Tourismus und Natur-
   Das Thüringer Meer ist Teil der erfolgreichen LEADER-Regionen       schutz (z. B. bei Wegeführungen und Stauseenutzung)
   Saale-Orla und Saalfeld-Rudolstadt und konnte in diesem Rah-
   men wesentliche Entwicklungen realisieren                           Widerspruch zwischen Neuerrichtung von Infrastrukturen und
                                                                       Pflege vorhandener Anlagen
                                                                       mangelnde Kooperation auf allen Ebenen (Kommunen, Leis-
                                                                       tungsträger, teilweise Vereine)
                                                                       zu wenige Ruhe- bzw. Erholungspunkte, insbesondere in kleine-
                                                                       ren Orten
                                                                       Naturparkgedanke wird in der Region kaum aktiv gelebt
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer                                                                                                                         17

                                 Positivbeispiel                                                                      Negativbeispiel

            Kommunale Gebietsstruktur der Gemeinde Südharz                                        Kommunale Gebietsstruktur am Thüringer Meer

 Zum 1. Januar 2010 haben sich 15 ehemals selbständige Gemeinden                      Die Kleinteiligkeit der kommunalen Landschaft am Thüringer Meer
 mit durchschnittlich 714 Einwohnern zur Gemeinde Südharz mit                         setzt den Handlungsspielräumen der Gemeinden sehr enge Gren-
 10.375 Einwohnern zusammengeschlossen.15 Durch die Fusion konn-                      zen. Freiwillige Fusionen nach dem Beispiel der Gemeinde Südharz
 te neue Entwicklungspotentiale erschlossen werden.                                   könnten der touristischen Entwicklung deutliche Impulse verleihen.
 Ortschaft                                Einwohner*                                  Die Fakten sprechen eine deutliche Sprache:
 Bennungen                                936
                                                                                        Einwohnerdurchschnitt gesamt         1.925 EW/Kommune
 Breitenstein                             505                                                                            16
                                                                                        Einwohnerdurchschnitt der Städte    4.234 EW/Kommune
 Breitungen (Südharz)                     470
 Dietersdorf                              425                                           Einwohnerdurchschnitt der Land-      1.155 EW/Kommune
 Drebsdorf                                106                                           gemeinden:
 Hainrode (Südharz)                       339                                           größte Kommune: Schleiz             8.466 EW
 Hayn (Harz)                              557                                           kleinste Kommune: Burgk                   91 EW
 Kleinleinungen                           136                                           Entwicklung der Einwohnerzahl der
 Questenberg                              267                                           KAG-Gemeinden im Durchschnitt           -9 % 2006 - 2012
 Roßla                                    2244                                          stärkster Rückgang: Blankenstein      -23 % 2003 - 2012
 Rottleberode                             1502                                          einziger Zuwachs: Hohenwarte           +6 % 2003 - 2012
 Schwenda                                 589                                         Abb. 7: Daten zur Einwohnersituation der Mitglieder der KAG Thüringer Meer im
 Stolberg (Harz)                          1286                                        Jahre 201217
 Uftrungen                                1070
 Wickerode                                273
 *
     Stand: 31. Dezember 2008

15
   http://www.gemeinde-suedharz.de/verzeichnis/objekt.php?mandat=18055
16
   Bad Lobenstein, Leutenberg, Saalburg-Ebersdorf, Schleiz, Ziegenrück
17
   Vgl. Thüringer Landesamt für Statistik (Hrsg.) (2013): Bevölkerungsstand und -struktur. Online: http://www.statistik.thueringen.de
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer                                                                                                  18

3.3.2 Touristische Mobilität

3.3.2.1 Generelle Situation

Die unkomplizierte und schnelle Erreichbarkeit ist – insbesondere bei Naherholern und Kurzreisenden – ein wesentliches Kriterium bei der
Auswahl des Zielgebietes. Sowohl beim Individualverkehr als auch bei öffentlichen Verkehrsmitteln weist das Thüringer Meer – trotz erhebli-
cher Anstrengungen in den vergangenen beiden Jahrzehnten – erhebliche Defizite auf. Ein in sich schlüssiges und vollständiges Besucherlen-
kungssystem unter Einbindung aller Kommunikationsmittel existiert nicht. Die Beschilderung von den Zufahrtstraßen zu den relevanten tou-
ristischen Angeboten am Thüringer Meer ist unvollständig, uneinheitlich und teilweise irreführend (siehe auch unter Punkt 3.3.5).

Generell ist das Thüringer Meer für den Individualverkehr durch ein dichtes Verkehrsnetz erreichbar. Neben der BAB 9 (deren dreistreifiger
Ausbau 2014 abgeschlossen werden soll) sind als überregionale Zugangsstraßen vor allem die B 281 (von Norden), die B 85 und die B 90 (von
Süden und Westen) sowie die B 2, die B 94 und die B 282 (von Osten) zu nennen. Die Bundesstraßen befinden sich überwiegend in einem gu-
ten Zustand bzw. werden planmäßig in den nächsten Jahren saniert (z. B. B 90 im Bereich Saaldorf). Die weitergehende Erreichbarkeit der
einzelnen Teile der Region ist jedoch sehr differenziert. Problematisch ist insbesondere der linksseitige Zugang zum Hohenwarte-Stausee (z.
B. L 2385). Hingegen ist die Erreichbarkeit der meisten touristisch relevanten Punkte am Bleilochstausee über die BAB 9 (4 Anschlussstellen)
und 4 Bundesstraßen sowie weiterführend über nachgeordnete Straßen als gut zu bezeichnen. Sanierungs- bzw. Erneuerungsbedarf besteht
bei nahezu allen Stauseequerungen (Saaldorf, Saalburg, Ziegenrück, Linkenmühle sowie beiden Staumauern) bzw. in deren Umfeld. Die um-
fangreiche Herabstufung von Straßen wird insbesondere für kleine Gemeinden erhebliche Probleme mit sich bringen, wobei auch negative
Auswirkungen auf den Tourismus zu befürchten sind (z. B. Nutzungseinschränkungen infolge Nichtgewährleistung des Winterdienstes).

Die Erreichbarkeit der meisten Orte am Thüringer Meer mit öffentlichen Verkehrsmitteln trägt den touristischen Bedürfnissen ungenügend
Rechnung. Nur vier Orte des REK-Gebietes (Leutenberg, Bad Lobenstein, Harra und Blankenstein) sind mit der Bahn erreichbar. Die Sormitz-
talbahn verkehrt auf der Strecke Saalfeld – Blankenstein tagsüber im meist zweistündlichen Rhythmus. Der letzte Zug fährt jedoch bereits
19.40 Uhr ab Blankenstein bzw. 21.06 Uhr ab Saalfeld (bis Bad Lobenstein), sodass die Bahn für die Rückfahrt von Abendveranstaltungen
nicht zur Verfügung steht. Die Reisezeiten liegen beispielsweise aus Erfurt und Leipzig bei 2,5 - 3 Stunden, aus Halle bei 3,5 - 4 Stunden (mit in
der Regel 1 - 2 Umstiegen, wobei die Umsteigezeiten teilweise ungünstig sind). Da derzeit kein regelmäßiger Linienverkehr der Schifffahrt
existiert, ist der Bus für die meisten Orte das einzige öffentliche Verkehrsmittel, das sich jedoch auf vielen Strecken insbesondere an den Er-
fordernissen des Schülerverkehrs orientiert und damit für Touristen häufig uninteressant ist. Positiv hervorzuheben ist die Fahrradmitnahme
auf vielen Strecken sowie der Fahrrad-Shuttlebus an der Mühlenfähre. Busverkehr zwischen den Stauseen findet kaum statt.
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer                                                                                                       19

                                Positiv                                                                 Negativ

   5 Autobahnabfahrten zur Region, 3-streifiger Ausbau der BAB 9 in Ar-   Erreichbarkeit der einzelnen Teile der Region sehr differenziert; prob-
   beit,                                                                  lematisch insbesondere der linksseitige Zugang zum Hohenwarte-
                                                                          Stausee (z. B. L 2385); Sanierungsbedarf bei Stauseequerungen
   Bundesstraßen meist in gutem Zustand und mit flüssigem Verkehr
                                                                          Straßenzustand innerhalb der Region und an deren Tangenten teil-
   (teilweise Ortsumgehungen)
                                                                          weise sehr kritisch, insbesondere im nördlichen Bereich (wird auch von
   meist gute Erreichbarkeit der Städte mit Gymnasialstandorten mit dem   Besuchern stark kritisiert)
   ÖPNV von Montag bis Freitag in der Schulzeit                           Herabstufung von Straßen lässt in einigen Bereichen Nachteile für die
   Radtransfer mit dem Wander- und FahrradBus in der Sommersaison         Mobilität von Touristen befürchten
   sowie                                                                  Erreichbarkeit der Region aus den Thüringer Großstädten bzw. aus
                                                                          anderen Bundesländern mit öffentlichen Verkehrsmitteln problema-
   Radtransport von der Mühlenfähre auf die umliegenden Höhen bzw.
                                                                          tisch (insbesondere am Wochenende)
   nach Hohenwarte und Ziegenrück
                                                                          teilweise Defizite und Mängel bei Parkplätzen an touristisch relevanten
   gute Vernetzung der Wisentatalbahn (Schönberg/Vogtland – Schleiz)      Punkten (quantitativ und qualitativ), insbesondere in Wassernähe
   mit anderen Verkehrsträgern zu Sonderfahrtagen
                                                                          Zugänge zum Wasser z. T. problematisch (teilweise schlechte Straßen-
                                                                          qualität, fehlende Parkplätze, mangelnde Erreichbarkeit mit öffentli-
                                                                          chen Verkehrsmitteln)
                                                                          ungenügende Vernetzung von Radtourismus, Schifffahrt und ÖPNV
                                                                          fehlender Schiffs-Linienverkehr auf den Stauseen (Ausnahme: Testver-
                                                                          kehr Fa. Pretzsch zwischen Saalburg und Harra)
                                                                          nur geringe Anzahl von Orten der Region mit der Bahn erreichbar
                                                                          (Leutenberg, Bad Lobenstein, Harra, Blankenstein)
                                                                          fehlende Verbindung der Bahnstrecke Saalfeld – Blankenstein sowie
                                                                          des Busverkehrs zwischen Thüringen und Bayern
                                                                          Busanbindung kleinerer Orte an die nächstgelegenen Bahnhöfe meist
                                                                          ungenügend bzw. zeitlich ungünstig für Touristen
                                                                          meist ungenügende Erreichbarkeit der Campingplätze und Badestellen
                                                                          mit öffentlichen Verkehrsmitteln
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer                                                                               20

                            Positivbeispiel                                             Negativbeispiel

            Wander- und FahrradBus der KomBus GmbH              Entwicklung der Schifffahrt auf dem Hohenwarte-Stausee

   verschiedene Angebote zur Fahrradmitnahme im Linienverkehr   steigende Fahrpreise aufgrund einer Monopolstellung des An-
   und auf besonderen touristischen Strecken                    bieters führen zu sinkenden Fahrgastzahlen am Stausee
   Rufbus bzw. Zubringer zur Fähre Linkenmühle                  Hohenwarte und zur Verärgerung bei vielen Besuchern

                                                                Abb. 9: Fahrgäste der Fahrgastschifffahrt Hohenwarte GmbH
   Abb. 8: Flyer Wander- und FahrradBus der KomBus GmbH
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer                                                                                            21

3.3.2.2 Schifffahrt und andere Formen der Personenbeförderung auf dem Wasser

                               Positiv                                                           Negativ

   breites Spektrum an Booten und Schiffen zur Personenbeförde-       fehlender Linienverkehr schränkt die Mobilität der Touristen an
   rung – vom Elektroboot über Wikinger- und Kabinenschiff bis zu     den beiden Stauseen ein
   Salonschiffen
                                                                      Anbieter scheuen zum Teil den Wettbewerb und streben statt-
   einige Betreiber bereits langjährig aktiv und mit viel Erfahrung   dessen Monopolstellungen an
   Zunahme des Angebotes im Verlauf der letzten Jahre                 unterschiedliche Standortbedingungen für die Anbieter durch
                                                                      entsprechende Regelungen in den Pachtverträgen (Wettbewerb
   einige Betreiber arbeiten mit ausgewählten Beherbergungsein-
                                                                      wird mehr über die Lage der Anlegestellen als über Leistung und
   richtungen zusammen
                                                                      Qualität ausgetragen)
   erste Anfänge sowie weiterführende Pläne zur Wiederaufnahme
                                                                      zum Teil willkürliche, nicht an den Interessen der Gäste ausge-
   des Linienverkehrs am Bleiloch-Stausee
                                                                      richtete Angebotsgestaltung
   Bestrebungen zur Aufwertung vorhandener, Erschließung weite-
                                                                      teilweise überzogene Preisforderungen, die einen Gästerück-
   rer bzw. Wiederherstellung früherer Anlegemöglichkeiten am
                                                                      gang zur Folge haben
   Bleiloch- und Hohenwarte-Stausee (u. a. Harra, Saalburg, Gräfen-
   warth, Alterbucht, Hohenwarte) und deren Nutzung durch meh-        kaum Zusammenarbeit zwischen den Anbietern; Ergänzungspo-
   rere Anbieter (Beseitigung von Monopolstellungen)                  tentiale zwischen den unterschiedlichen Angeboten werden
                                                                      nicht genutzt; Gäste werden eher abgewiesen (z. B. bei zu gerin-
                                                                      ger Fahrgastzahl) als an ein anderes Unternehmen verwiesen
                                                                      keine Kooperation zwischen den Anbietern in der Vermarktung
                                                                      keine professionelle Vermarktung des Shuttle-/Charterverkehrs
                                                                      keine Abstimmung zwischen Schifffahrtsbetrieben und anderen
                                                                      Verkehrsunternehmen, insbesondere mit dem Bus-Linienverkehr
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer                                                                                                                     22

3.3.3 Beherbergung und Gastronomie

Die Beherbergungsstruktur am Thüringer Meer ist insgesamt sehr kleinteilig. Große Hotels sind nicht vorhanden. Neben wenigen Mittelklas-
sehotels und Pensionen dominieren Ferienhäuser, Ferienwohnungen und Privatzimmer. Jeweils ca. 200.000 Übernachtungen finden in Be-
herbergungsstätten ab 10 Betten sowie auf Campingplätzen statt.18

     Campingplätze

Die attraktive landschaftliche Einbettung der Stauseen in die Mittelgebirgslandschaft des Thüringer Waldes führte zu einer beachtlichen An-
siedlung von Campingplätzen. Sie prägen maßgeblich das touristische Gesicht der Region. Von den 31 Campingplätzen des Thüringer Waldes
befinden sich allein 11 Campingplätze in der Region Thüringer Meer. Diese Campingplätze präsentieren sich mit einem differenzierten Ange-
bot. Die Größe der Plätze liegt zwischen 2,5 ha und 13 ha und die Anzahl der Standplätze je Campingplatz variiert zwischen 125 und 350.

Mit Blick auf die dauerhaft angespannte Wettbewerbssituation des Touristik-Campings in Deutschland und in Europa erscheinen bislang nur
die Campingplätze Neumannshof und Saalthal-Alter in vollem Umfang wettbewerbsfähig. Der Platz Neumannshof ist einer von zwei 5-Sterne-
Campingplätzen in Thüringen und kann auf erfolgreiche Teilnahmen an Landes- und Bundeswettbewerben verweisen. Der Naturcamping-
platz Plothental hat seit der Übernahme durch einen neuen Betreiber ebenfalls eine gute Entwicklung genommen (siehe unten). Im Rahmen
eines Modellprojektes des Naturparks Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale und des Verbandes der Campingwirtschaft in Thüringen e.V.
(VCT) tragen 6 Campingplätze das Prädikat ECOCAMPING.

Im deutschlandweiten Vergleich liegen die Campingplätze in der Region Thüringer Meer im Niedrigpreisbereich. Die Preise liegen bis zu 50
Prozent unter den Preisen in anderen Bundesländern. Dies betrifft sowohl die Preise für Touristik als auch für Dauercamping. Die Hauptziel-
gruppen der Campingplätze in der Region Thüringer Meer sind Familien mit Kindern und die Generation 50plus. Die meisten Camper der Re-
gion kommen aus den Bundesländern Thüringen, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Nordrhein-Westfalen.

Fazit: Mit 935 Touristik- und 1.522 im Dauercampingstandplätzen dominieren die Campingplätze das Beherbergungsangebot. Mit Blick auf die
Situation des Campingmarktes besteht bei einigen Plätzen beträchtlicher Verbesserungsbedarf in der Angebots- und Servicequalität.

18
  Thüringer Landesamt für Statistik bzw. Schätzung des Verbandes der Campingwirtschaft in Thüringen e.V. ; Übernachtungszahlen für Einrichtungen bis 10 Betten sind
nur für einzelne Orte bekannt, nicht jedoch für den Gesamtraum.
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer                                                                                             23

      Hotellerie und Gastronomie

Die 38 Hotelbetriebe, Pensionen und Gasthöfe verfügen meist über 10 bis 20 Zimmer, lediglich zwei Betriebe über die Kapazität für Busgrup-
pen. Die durchschnittliche Auslastung der angebotenen Betten lag im Thüringer Wald im Jahr 2011 bei 33,6 % 19 und für das Thüringer Meer ver-
mutlich ebenfalls in diesem Bereich. Dies ist für viele Betriebe existenzgefährdend – wie auch Betriebsaufgaben in den letzten Jahren zeigen.
Die erfassten Übernachtungen20 überschritten im Jahr 2012 erstmals (seit dem Vorliegen vergleichbarer Angaben) die Zahl 200.000. Dies ent-
spricht einem Viertel der Übernachtungen beider Landkreise und bedeutet eine Steigerung um 29,8 % seit 200621, wobei sich der Zuwachs in
den letzten Jahren deutlich abgeschwächt hat und in den letzten beiden Jahren wesentlich von Bad Lobenstein getragen wird.

Nur 7 Hotelbetriebe sind vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) klassifiziert. Auch im Bereich der Ferienwohnungen/
-häuser ist die Anzahl der Unterkünfte mit der Sterne-Zertifizierung des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) zu gering. Die Potentiale Rad-
und Wandertourismus nutzen die Beherbergungsbetriebe nur unzureichend. Lediglich 6 Unternehmen tragen die ADFC-Zertifizierung
„Bett+Bike“ (siehe auch unter Punkt 3.3.1). Unter den 79 als „Qualitätsgastgeber Wanderbares Deutschland“ zertifizierten Unternehmen
Thüringens befinden sich in der Region nur das Hotel „Am Schlossberg“ in Ziegenrück und das „Waldhotel am Stausee“ in Bucha. Im Rahmen
der Initiative ServiceQualität Deutschland in Thüringen wurden bisher 158 Unternehmen mit dem Qualitätssiegel ServiceQualität ausgezeich-
net, davon jedoch nur 2 Beherbergungs-/Gastronomiebetriebe aus der Region (Hotel „Am Schloßberg“, „Zur Fernmühle“).22

     Nr.   Unternehmen mit DEHOGA-Hotelklassifizierung                         Ort                                    Sterne
     1     Hotel „Am Schloßberg“                                               Ziegenrück                             ***
     2     Hotel „Oberland“                                                    Bad Lobenstein                         ***
     3     Hotel Luginsland                                                    Schleiz                                ***
     4     „Zur Fernmühle“                                                     Ziegenrück                             ***
     5     „Waldhotel am Stausee“                                              Unterwellenborn OT Bucha               ***
     6     Hotel-Restaurant „Güldene Gabel“                                    Unterwellenborn OT Bucha               **
     7     Hotel und Gasthof Garküche                                          Leutenberg                             ***
Abb. 10: Unternehmen mit DEHOGA-Hotellklassifizierung in den Mitgliedsgemeinden der KAG Thüringer Meer23

19
   Thüringer Landesamt für Statistik (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch Thüringen, Ausgabe 2012, S. 256, ohne Camping
20
   Davon entfällt mehr als die Hälfte des Zuwachses von 46.066 Übernachtungen auf Bad Lobenstein (+ 24.603 Übernachtungen).
21
   zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum LK Saalfeld-Rudolstadt -7 %, LK Saale Orla +5 %, Thüringen +11 %
22
   außerdem die Ardesia Therme in Bad Lobenstein
23
   HOGA Förderverein Thüringen e.V. , ServiceQualität Deutschland in Thüringen, E-Mail vom 16. Januar 2014
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer                                                                                                                            24

Das gastronomische Angebot ist zumeist durch eine gutbürgerliche Küche geprägt, welche nur selten eine kulinarische Überraschung berei-
thält. Das Angebot ist in vielen Betrieben vor allem auf die Bedürfnisse der überwiegend einkommensschwachen Bevölkerung ausgerichtet.
Die mitunter stark eingeschränkten Öffnungszeiten zahlreicher Gaststätten (bzw. die Öffnung „nach Bedarf“) führen insbesondere bei durch-
reisenden Wander- und Radtouristen zu Verärgerungen. Der hohe Altersdurchschnitt der Inhaber sowie der fehlende Betreibernachwuchs
prägen die Situation und führen zu Betriebsschließungen bzw. einem sichtbaren Investitionsstau. Darüber hinaus mindert das Fehlen moti-
vierten Fachpersonals die Angebots- und Servicequalität der gastronomischen Betriebe. Insbesondere im Imbissbereich ist die Unfreundlich-
keit mancher Betreiber schon fast sprichwörtlich. Lediglich ein Betrieb der Region („Hotel und Gasthof Garküche“) trägt die G-Klassifizierung
der DEHOGA.
Fazit: Sowohl das qualitative als auch das quantitative Angebot in Hotellerie und Gastronomie am Thüringer Meer ist unzureichend. Kurz- bis
mittelfristige Investitionen in bestehende wie in neue Hotelbetriebe sind erforderlich. Neuinvestitionen werden jedoch nur dann erfolgreich
sein, wenn das Konzept weitgehend unabhängig vom Gesamtangebot des Reisegebietes funktioniert, dem Betreiber ein überdurchschnitt-
liches Marketingbudget zur Verfügung steht und lediglich von einer mittel- bis langfristigen Kapitalrendite ausgegangen wird.

 Stadt/Gemeinde                        2006              2007             2008             2009              2010             2011              2012              2013
 Bad Lobenstein                           63.279           70.730           68.437            73.873           75.491            78.617          87.882           80. 953
 Krölpa                                    9.270            6.854             6.356            7.277             7.022            6.386            7.077           6.383
 Leutenberg                                11.472           11.602           13.399            12.117           11.807            11.821          12.747           10.633
 Saalburg-Ebersdorf                      30.869            31.462            33.199           35.865            48.171           52.567           42.891          40.180
 Schleiz                                   4.386             5.787           5.466             5.663            6.422             7.475            8.034           6.889
 Unterwellenborn                          15.528            15.345           15.874            15.713          15.387            15.562           15.978           14.585
 Ziegenrück                               19.809            21.156           21.082           23.835           25.937            24.087          26.070            25.121
 Summe                                   154.613          162.936           163.813          174.343          190.237           196.515         200.679           184.744
Abb. 11: Übernachtungen in den Mitgliedsgemeinden der KAG Thüringer Meer 24

24
     Thüringer Landesamt für Statistik (Hrsg.): Statistischer Bericht, Gäste und Übernachtungen in Thüringen, Erfurt 2003-2012 (ausgewiesen werden nur Orte mit
     mindestens 3 geöffneten Beherbergungsbetrieben ab 10 Betten im betreffenden Zeitraum, ohne Berücksichtigung der Campingplätze)
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer                                                                                                        25

3.3.3.1 Hotellerie/Parahotellerie

                                       Positiv                                                            Negativ

       Steigerung der Übernachtungszahlen zwischen 2006 und 2012              Übernachtungszahlen stagnieren insgesamt auf niedrigem Ni-
       um 29,8 %25                                                            veau – kein angemessenes Verhältnis zur Attraktivität des Natur-
                                                                              raumes
       vereinzelt Beherbergungsbetriebe mit zeitgemäßem und markt-
                                                                              geringe durchschnittliche Auslastung der Beherbergungsbetrie-
       orientiertem Angebot (u. a. hohe Weiterempfehlungsquote)
                                                                              be, mehrere Betriebsschließungen in den letzten Jahren; weitere
       stabiles Wachstum der Zahl der Kurgäste in Bad Lobenstein              sind zu befürchten;
       (Steigerung der Übernachtungen im Ort zwischen 2007 und 2012           insgesamt zu geringe Qualitätsorientierung der Beherbergungs-
       um 24 %)                                                               betriebe in der Region (u. a. sichtbar in der Anzahl der Zertifizie-
       beachtliche Teilhabe an der Interessensvertretung durch Mit-           rungen)
       gliedschaft der Beherbergungsbetriebe in Tourismusvereinen             geringe Zielgruppenorientierung vieler Betriebe, kaum Vernet-
       relativ hohe Beteiligung an der Bonuscard des Fördervereins            zung im Marketing
       Stausee Bleichloch-Hohenwarte e.V. und an der „Thüringer Wald          zu schmales Angebotsspektrum, insbesondere Defizite in
       Card“                                                                  höherpreisigen Marktsegmenten
                                                                              keine Online-Buchbarkeit der meisten Beherbergungsbetriebe
                                                                              meist geringer Standard der Ferienwohnungen und Privatzim-
                                                                              mer
                                                                              hoher Altersdurchschnitt der Inhaber, kaum Betreibernach-
                                                                              wuchs, fehlendes Fachpersonal
                                                                              räumliche Lücken im Angebot (wenige Betriebe am Wasser so-
                                                                              wie an wichtigen Rad- und Wanderwegen)
                                                                              Investitionsstau bei vielen Unternehmen

25
     in den statistisch erfassten Mitgliedsgemeinden der KAG Thüringer Meer
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer                                                                                                                 26

                                 Positivbeispiel                                                             Negativbeispiel

                        Waldhotel am Stausee***                                                geringe Anzahl an Beherbergungsbetrieben
             „Qualitätsgastgeber Wanderbares Deutschland“                                             mit dem Zertifikat Bett+Bike

     CRS-Portal HolidayCheck weist für das familiär geführte Haus                      nur 6 Beherbergungsbetriebe mit dem Qualitätszertifikat
     folgende Bewertungen aus:26                                                       Bett+Bike des ADFC in der Gesamtregion Thüringer Meer trotz
        Weiterempfehlungsquote 100%                                                    der Lage am Saale-Radwanderweg und der D-Route 11
        Gesamtbewertung 5,7 Punkte (von max. 6 Punkten)                                positiv hervorzuheben sind folgende Bett+Bike Unternehmen:
     „Es waren 4 Tage vom feinsten, ein toller Services, sehr freundliches Personal,     Flair-Hotel „Luginsland“ (Schleiz)
     Super Küche, sehr sauberes Zimmer, wir haben uns lange nicht mehr so wohl
     gefühlt und kommen gern wieder, vielen Dank für die schönen Tage.“27                Cafe und Pension Rennsteig
                                                                                         (Blankenstein)
                                                                                         SEZ Kloster (Saalburg-Ebersdorf)
                                                                                         Kabinenschiff MS Bad Loben-
                                                                                         stein (Saalburg-Ebersdorf)
                                                                                         Naturcamping Plothental (Zie-
                                                                                         genrück)
                                                                                         Hotel-Gasthof-Rüdiger (Pottiga)

                                                                                                                  Abb. 13: Gesamtverzeichnis Bett+Bike 2013
     Abb. 12: Waldhotel am Stausee in Bucha

26
   http://www.holidaycheck.de/hotel-Reiseinformationen_Waldhotel+am+Stausee-
   hid_159831.html?agent=hc.aw.11.99&s_kwid=dsa&hc_cid=HCDE_OM_GPPCS_19425408013&tsource=OM_GPPCS&gclid=CKns1NSbwroCFU6N3god93IARw 31.10.2013
27
   Ebenda
Sie können auch lesen