Endbericht "Organisation und Management der Erstellung des Regionalen Entwicklungskonzeptes (REK) Thüringer Meer"
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Endbericht „Organisation und Management der Erstel- lung des Regionalen Entwicklungskonzep- tes (REK) Thüringer Meer“ Auftraggeber: KAG Thüringer Meer c/o Landratsamt Saale-Orla-Kreis Fachdienst Wirtschaft, Kultur, Tourismus Oschitzer Straße 4 07907 Schleiz Auftragnehmer: abraxas. Tourismus- & Regionalberatung GmbH Geschäftsführer Prof. Dr. Harald Kunze Weimarische Straße 3 99425 Weimar Weimar, im Juni 2014
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer 2 Inhalt 1 Einleitung 3 2 Die Gebietskulisse des REK Thüringer Meer 6 2.1 Naturräumliche Gliederung 6 2.2 Administrative Gliederung 7 2.3 Einbindung in Strukturen der Raumplanung und Regionalentwicklung 7 2.4 Einbindung in tourismuspolitische Konzepte und Zielstellungen 9 3 Stärken-Schwächen-Analyse 10 3.1 Methodik 10 3.2 Skalierte Darstellung des touristischen Stärken-Schwächen-Profils 13 3.3 Qualitatives touristisches Stärken-Schwächen-Profil 14 3.3.1 Allgemeine Charakteristika 14 3.3.2 Touristische Mobilität 18 3.3.2.1 Generelle Situation 18 3.3.2.2 Schifffahrt und andere Formen der Personenbeförderung auf dem Wasser 21 3.3.3 Beherbergung und Gastronomie 22 3.3.3.1 Hotellerie/Parahotellerie 25 3.3.3.2 Camping 27 3.3.3.3 Gastronomie 29 3.3.4 Freizeitangebote 31 3.3.4.1 Wandern 31 3.3.4.2 Radtourismus 35 3.3.4.3 Wassertourismus 39 3.3.4.4 Kulturelle Einrichtungen und Veranstaltungen 42 3.3.5 Touristische Informationssysteme 46 3.3.6 Management und Marketing 48 4 Touristisches Leitbild für das Thüringer Meer 50 4.1 Strategischer Ansatz 50 4.2 Hauptelemente zur Umsetzung der Strategie 54 4.2.1 Vision 54 4.2.2 Alleinstellungsmerkmale 55 4.2.3 Image 56 4.2.4 Positionierung 57 4.2.5 Zielgruppen 57 5 Handlungsschwerpunkte für die touristische Entwicklung der Naturparkregion Thüringer Meer zur Umsetzung der Strategie „Qualitäts-Erholungsregion“ 60 5.1 Mobilität und Besucherlenkung 60 5.2 Aktiv in der Natur 64 5.3 Angebotsentwicklung und Servicequalität 68 5.4 Management und Marketing 72 6 Schlüsselprojekte und Maßnahmen für die touristische Entwicklung der Naturparkregion Thüringer Meer bis 2025 75 Anlagen
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer 3 1 Einleitung „Für immer mehr Menschen lautet der neue Reisetrend: Natur entdecken und er- leben. Eine intakte Natur, reizvolle Landschaften, zufriedene Mitarbeiter und ein starkes Tourismusbewusstsein der ansässigen Bevölkerung, gehören zur Grund- ausstattung touristisch attraktiver Regionen. Um das eigene Kapital, die Natur und die Umwelt zu bewahren, sind Angebote und Strategien gefragt, die die Nachhal- tigkeit in die Praxis umsetzen und erlebbar machen.“ Reinhard Meyer, Präsident des Deutschen Tourismusverbandes e.V. Das Thüringer Meer verfügt über gewaltige touristische Potentiale. Mit ihren Besucher- und Übernachtungszahlen bleibt die Region – trotz Steigerungen in den letzten Jahren – weit unter den Möglichkeiten, die dieser einzigartige Landschaftsraum bietet. Um die unbefriedigende Situation zu verändern, wurde von der Kommunalen Arbeitsgemein- schaft Thüringer Meer (KAG) dieses Regionale Entwicklungskonzept (REK) in Auftrag ge- geben. Im Ergebnis eines intensiven Planungs- und Erörterungsprozesses mit Kommunen, Leistungsträgern und Vereinen basiert das REK auf einem breiten Konsens zwischen allen beteiligten Interessengruppen. Auftragsgemäß trägt dieses REK strategischen Charakter mit dem weitreichenden Zielho- rizont 2025. Zugleich versteht es sich als Praktikerhandbuch, das für alle Akteure unmit- telbare Handlungsorientierungen liefert. Basierend auf einer gründlichen Situationsanaly- se, die im Herbst 2012 in ein öffentlich erörtertes Stärken-Schwächen-Profil mündete, wurde unter aktiver Mitwirkung einer großen Zahl von Akteuren aus allen touristischen Bereichen der touristische Strategieansatz für das Thüringer Meer entwickelt. Nach Erör- terung verschiedener Szenarien wurde in der Strategiegruppe, in welcher sämtliche Akteursgruppen vertreten waren, folgendes Entwicklungsziel formuliert: Die Naturparkregion Thüringer Meer entwickelt sich bis zum Jahr 2025 zur Qualitäts-Erholungsregion. Nachdem dieses Ziel von der KAG ohne Gegenstimme beschlossen worden war, wurde begonnen, diese mit den Vertretern der verschiedenen Leistungsbereiche sowie den Kommunen in Workshops und Einzelgesprächen zu erörtern und inhaltlich zu unterset- zen. Dieser Prozess gestaltete sich nicht einfach, da ein erheblicher Teil der Leistungsträ- ger recht einseitig dem Tagesgeschäft verhaftet und für strategisch orientierte Verände- rungsansätze wenig aufgeschlossen ist. Auf kommunaler Ebene bilden die engen Haus- haltsspielräume der meist kleinen Gemeinden nicht selten Grund für Zurückhaltung oder sogar Resignation. Ungeachtet dessen gelang es, ca. 200 Personen der Region in den Erarbeitungs- und Erörterungsprozess einzubeziehen. Insbesondere kann festgestellt werden, dass der Strategieansatz „Qualitäts-Erholungs- region“ und die darauf basierenden vier Handlungsschwerpunkte Mobilität und Besucherlenkung Aktiv in der Natur Angebotsentwicklung und Servicequalität Management und Marketing
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer 4 sowohl auf privater wie auf kommunaler Ebene aufgenommen und bereits mit relevanten Umsetzungsvorschlägen untersetzt wurden. Wirksamste Instrumente zur Umsetzung des REK sind konkrete Maßnahmen, die auf die Erreichung der Ziele ausgerichtet sind und sich den vier Handlungsschwerpunkten zuord- nen lassen. Bisher wurden zum REK 58 Projekte sowie 6 Projektideen eingereicht. Davon wurden 12 Vorhaben zu Schüsselprojekten erklärt, da diesen eine besondere Bedeutung für die touristische Entwicklung der Naturparkregion Thüringer Meer zukommt. Den Schlüsselprojekten kommt die höchste Priorität im Umsetzungsprozess zu. Die Liste der Maßnahmen ist jedoch nicht als abschließend anzusehen. Durch Beschluss der KAG kön- nen auch künftig Projekte in das REK aufgenommen werden, sofern sie dessen Zielen und Handlungsschwerpunkten gerecht werden. Die Umsetzung des REK wird für den Zeitraum 2014 – 2016 durch ein Planungsbüro beglei- tet. Schwerpunkte dieses Prozesses werden sein: Fortführung der bereits in der Umsetzung befindlichen Maßnahmen (siehe unten); Inangriffnahme weiterer sachlich und zeitlich prioritärer Maßnahmen in Abstimmung mit der KAG, dem jeweiligen Träger und weiteren beteiligten Partnern; Fortschreibung und Anpassung des REK entsprechend den Erfordernissen. Dieser Prozess wird – wie bisher – durch den Lenkungsausschuss der KAG begleitet wer- den. Die KAG wird den Umsetzungsstand des REK in regelmäßigen Beratungen kontrollieren und gegebenenfalls erforderliche Korrekturen vornehmen. In jährlich durchzuführenden Regionalkonferenzen – die bereits im Erarbeitungsprozess eine positive Resonanz durch die Akteure der Region erfahren haben – erfolgt die Evaluierung des erreichten Realisie- rungsstandes des REK und die Rückkopplung des Umsetzungsprozesses zu den Kommunen, Leistungsträgern, Vereinen und Bürgern der Region. Als Kriterien für das Erreichen des Entwicklungszieles „Qualitätserholungsregion“ dienen insbesondere die vier Handlungsschwerpunkte, die mit den dort formulierten Aufgaben- stellungen zu jedem Zeitpunkt klare Aussagen zum jeweiligen Stand der Zielerreichung ermöglichen. Eine Besonderheit des REK-Prozesses am Thüringer Meer besteht darin, dass bereits wäh- rend des Planungsprozesses seitens unterschiedlichster Interessenvertreter und Akteure mit der Umsetzung von 12 konsensualen Projekten begonnen wurde. Dies betrifft die Vorhaben Tore zum Thüringer Meer (auch als Projekt für die Internationale Bauausstellung „Wandel schafft Kulturlandschaft“ eingereicht), Neuausrichtung der Schifffahrt auf dem Thüringer Meer (Hauptziel: Förderung touris- tischer Mobilität), Radrundwege um Bleiloch- und Hohenwarte-Stausee (mit Fortführung der ufernahen Verlegung des Saaleradweges),
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer 5 Sanierung bzw. Wiederherstellung von Zufahrtsstraßen und Stauseequerungen am Thüringer Meer, Schaffung öffentlicher Einlass- und Anlegestellen für Boote, Folgezertifizierung Hohenwarte Stausee Weg, Bedürfnisgerechte Qualitäts-Erholungsorte am Thüringer Meer (Modellprojekt, Um- setzung in Saalburg-Ebersdorf und Leutenberg hat begonnen), Schaffung bzw. gezielte Aufwertung von Ruheinseln als Erholungsbausteine in den Or- ten des Thüringer Meeres (erste Ruheinseln sind in Leutenberg und Pottiga in Vorbe- reitung), Wiederbelebung der Nutzung des Kulturhauses Kleingeschwenda, Umnutzung der Alten Schule in Reitzengeschwenda als Museum (Preßwitzausstellung), Schaffung einer einheitlichen touristischen Organisationsstruktur für das Thüringer Meer, Permanente Gästebefragung (Testlauf 2013). Im Erarbeitungsprozess des REK wurde darauf geachtet, die Entwicklung des Thüringer Meeres in übergreifende Konzepte und Prozesse einzubinden. Dabei sind insbesondere zu nennen: enger Bezug zur Landestourismuskonzeption Thüringen 2011-2015 und dem Prozess ihrer Umsetzung (insbesondere zu den Themensäulen „Aktiv und Natur“ sowie „Well- ness und Gesundheit“, Internationale Bauausstellung Thüringen (Projektvorschlag „Tore zum Thüringer Meer“), Einbindung des Thüringer Meeres in die Dachmarke „Nationale Naturlandschaften“ der deutschen Nationalparks, Biosphärenreservate und Naturparks durch die Präsentation als Naturparkregion, Einbindung in das Themenmarketing des Regionalverbundes Thüringer Wald e.V. (Wandern, Radfahren, Waldwellness …), Thematische Kooperation entlang der Saale (Saaleradweg, Wasserwandern), Einbindung der Ausgestaltung des Radrundweges um den Bleilochstausee in das Mo- dellprojekt des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) für die zukünftige rad- touristische Kategorie „Fahrrad-Trekkingrouten“, Erstellung und begonnene Umsetzung des Schlüsselprojekts „Radrundwege um Blei- loch- und Hohenwarte-Stausee“ auf der Basis des Radverkehrskonzeptes für den Frei- staat Thüringen sowie des landesweiten Konzeptes Forsten und Tourismus von Thü- ringenForst. Das abraxas-Team bedankt sich herzlich bei allen Mitstreitern, die sich aktiv und streitbar in den REK-Prozess eingebracht, diesen produktiv mitgestaltet und dadurch zum vorlie- genden Ergebnis beigetragen haben. Möge die Dynamik des Erarbeitungs- und begonne- nen Umsetzungsprozesses in Zukunft unvermindert anhalten und die Naturparkregion Thüringer Meer auf dem Weg zur Qualitäts-Erholungsregion konsequent voranbringen.
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer 6 2 Die Gebietskulisse des REK Thüringer Meer 2.1 Naturräumliche Gliederung Das Obere Saaletal zwischen Blankenstein und Hohenwarte bildet den natürlichen Rah- men des REK Thüringer Meer. Somit ist die gesamte Saalekaskade mit ihren 5 Stauseen (Bleiloch, Burgkhammer, Walsburg, Hohenwarte, Eichicht) räumlicher Bestandteil der Gebietskulisse. Die Gliederung des Naturraums wird wesentlich durch die Naturraumeinheit 1.3.5 Oberes Saaletal bestimmt. Im Osten und Südwesten werden Teile der Raumeinheit 1.3.6 Ostthü- ringer Schiefergebirge-Vogtland tangiert. Nordöstlich von Ziegenrück gehören Teile der Einheit 1.3.7 Plothener Teichplatte zur Gebietskulisse. Die westliche und nördliche Be- grenzung erfolgt durch die Raumeinheiten 1.3.4 Schwarza-Sormitz-Gebiet und 7.3 Orla- senke (Abb. 1).1 Das tief eingeschnittene Tal der Saale, deren Seitentäler und die angrenzenden Hochflä- chen prägen das Landschaftsbild der Gebietskulisse des REK Thüringer Meer. Abb. 1: Naturräume Thüringens2 1 Vgl. www.tlug-jena.de/imperia/md/content/tlug/umwelt_und_raum/nat_raum.pdf 2 Ebenda
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer 7 Das Gebiet des REK liegt annähernd vollständig im Großschutzgebiet Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale und gehört damit zum Verbund der Nationalen Naturland- schaften Deutschlands (NNL). 2.2 Administrative Gliederung Die Region des Thüringer Meeres berührt die beiden Landkreise Saalfeld-Rudolstadt und Saale-Orla-Kreis. Die Anzahl der angrenzenden und in der Kommunalen Arbeitsgemein- schaft KAG Thüringer Meer zusammengeschlossenen Kommunen beläuft sich derzeit auf 20. Weiterhin sind die beiden Landkreise ebenfalls Mitglieder der KAG Thüringer Meer. Mitglieder der KAG Thüringer Meer: 1. Gemeinde Blankenberg 2. Gemeinde Blankenstein 3. Gemeinde Harra 4. Gemeinde Pottiga 5. Stadt Bad Lobenstein 6. Stadt Saalburg-Ebersdorf 7. Stadt Schleiz (OT Gräfenwarth) 8. Gemeinde Remptendorf 9. Gemeinde Burgk 10. Gemeinde Crispendorf 11. Gemeinde Eßbach 12. Stadt Ziegenrück 13. Gemeinde Paska 14. Gemeinde Gössitz 15. Gemeinde Wilhelmsdorf 16. Gemeinde Krölpa 17. Gemeinde Altenbeuthen 18. Gemeinde Hohenwarte 19. Stadt Leutenberg 20. Gemeinde Unterwellenborn 21. Landkreis Saalfeld-Rudolstadt 22. Landkreis Saale-Orla-Kreis 2.3 Einbindung in Strukturen der Raumplanung und Regionalentwicklung Der Landesentwicklungsplan (LEP) 2004 des Freistaates Thüringen erläutert unter Grund- satz 5.4.1 die besondere Stärkung des Tourismus und der Erholung in den Teilräumen, die über die naturräumlichen und raumstrukturellen Voraussetzungen verfügen, um den Tou- rismus als Wirtschaftsfaktor nachhaltig zu entwickeln.3 3 Vgl. TMBLV (Hrsg.): Landesentwicklungsplan 2004, Erfurt 2004, S. 79
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer 8 Im Grundsatz 5.4.2 des LEP 2004 heißt es: „Als Räume mit besonderer Bedeutung für Tourismus und Erholung werden der Thüringer Wald, das Thüringer Schiefergebirge ein- schließlich der Saaletalsperren … ausgewiesen.“4 „Das Thüringer Schiefergebirge mit den Saaletalsperren (Hohenwarte und Bleiloch) als das größte nutzbare Gebiet für wassersportliche Betätigungen in Thüringen ist von lan- desweiter touristischer Bedeutung.“5 Das Ziel der Ausweisung von Vorbehaltsgebieten „Tourismus und Erholung“ des LEP 2004 in Räumen mit besonderer Bedeutung für Tou- rismus und Erholung wurde mit dem Regionalplan Ostthüringen umgesetzt. Die Region des REK Thüringer Meer befindet sich im Vorbehaltsgebiet „Tourismus und Erholung“ (Abb. 2).6 Abb. 2: Regionalplan Ostthüringen, Karte 4-1 Tourismus7 Bestehende Regionale Entwicklungskonzepte (REK „Stausee Hohenwarte“, REK „Saale Rennsteig“, REK „Obere Saale“, etc.) bildeten nie die gesamte Gebietskulisse des Thürin- ger Meeres in ihren Inhalten ab. Somit stellt das REK Thüringer Meer in dieser Region ein absolutes Novum dar und leistet einen entscheidenden Beitrag zu einer abgestimmten touristischen Entwicklungsstrategie. Ungeachtet dessen werden selbstverständlich die Inhalte und Ergebnisse dieser REK in die Arbeit einbezogen. Desgleichen bildet der Teilplan II des Naturparkplanes Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale eine wichtige Ar- beitsgrundlage. 4 TMBV (Hrsg.): Landesentwicklungsplan 2004, Erfurt 2004, S. 80 5 Ebenda S. 81 6 Regionale Planungsgemeinschaft Ostthüringen (Hrsg.): Regionalplan Ostthüringen, Karte 4-1, Gera 2012 7 Ebenda
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer 9 2.4 Einbindung in tourismuspolitische Konzepte und Zielstellungen Die Landestourismuskonzeption 2011 - 2015 des Freistaates Thüringen definiert die touris- muspolitischen Rahmenbedingungen und Zielstellungen der zukünftigen touristischen Entwicklung des Freistaates Thüringen und seiner Regionen. Die Hauptthemen der touristischen Entwicklung werden durch die Themensäulen Kultur und Städte, Natur und Aktiv sowie Wellness und Gesundheit bestimmt (Abb. 3).8 Hierbei ist insbesondere die Themensäule Natur und Aktiv für die Region des REK von herausge- hobener Bedeutung. Abb. 3: Hauptthemensäulen für den Thüringen-Tourismus9 Ein besonderer Fokus gilt der Vernetzung der Angebote beider Hauptsäulen (Kultur und Städte mit Natur und Aktiv). Die Themensäule Natur und Aktiv wird wesent- lich durch die beiden Topthemen Wandern und Radfahren bestimmt. Für die Region des Thü- ringer Meeres ist neben den beiden Topthe- men das Aufbauthema Wasserwandern/Was- sersport von großer Relevanz. Hinzu kommt das Wachstumsthema Naturerlebnis.10 Aus der Themensäule Wellness und Gesundheit orien- tiert sich das Thüringer Meer insbesondere an der neuen Profillinie „Waldwellness“. Abb. 4: Profilierungsthemen der Themensäule Natur und Aktiv11 8 TMWAT (Hrsg.): Landestourismuskonzeption Thüringen 2011 - 2015, Erfurt 2011, S. 36 9 Ebenda 10 Vgl. ebenda S. 38f 11 Ebenda S. 39
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer 10 3 Stärken-Schwächen-Analyse 3.1 Methodik Der erste Schritt bei der Erarbeitung eines Tourismuskonzeptes besteht in der Situations- analyse. Hierzu wurden vorliegende Konzepte gesichtet und auf Relevanz bzw. Verwert- barkeit geprüft (sog. „Konzeptrecycling“), Expertengespräche mit Leistungs- und Ent- scheidungsträgern aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung sowie Vereinen und Verbänden geführt sowie Vor-Ort-Besichtigungen vorgenommen. Die Ergebnisse für die Region Thü- ringer Meer werden nachfolgend in Form eines Stärken-Schwächen-Profils (SSP) darge- stellt. Vorab sind einige Bemerkungen zu Funktion und Methodik erforderlich: Einerseits hilft das SSP den Akteuren durch seine komprimierte Darstellungsweise der aktuellen Situation, sich die Potentiale und Defizite stärker bewusst zu machen bzw. aus dem Spannungsfeld von Eigen- und Fremdbewertungen neue Erkenntnisse zu gewinnen. Andererseits formuliert das SSP in konzentrierter Form die Ausgangsbedingungen für anzustrebende Veränderungen und dient somit als Grundlage für die nachfolgende Erar- beitung von Zielen, Strategien und Maßnahmen. Das Stärken-Schwächen-Profil hilft, die richtigen Ansatzpunkte für das künftige Handeln der Akteure am Thüringer Meer zu fin- den. Als weitere Aspekte sind noch zu erwähnen: Relativität in sachlicher und zeitlicher Hinsicht: sachliche Relativität: Aussagen zu Stärken und Schwächen einer Region lassen sich nicht in absoluter Form treffen, da es dafür keine allgemeingültigen Maßstäbe gibt. Die Bewertungen sind immer relativ, d. h. sie werden im Vergleich zu einem anderen Objekt getroffen, welches als Maßstab sinnvoll auszuwählen ist. Wird das Vergleichsobjekt gewechselt, so werden sich auch die Bewertungen ändern. zeitliche Relativität: Ein Stärken-Schwächen-Profil ist stets die Momentaufnahme laufender Prozesse und somit zwangsläufig in jenem Moment schon wieder über- holt, in dem es zu Papier gebracht wird. Es stellt somit keinen dauerhaften Wert dar, sondern ist zum kurzfristigen „Gebrauch“ bestimmt. Subjektivität: Stärken-Schwächen-Profile von Tourismusdestinationen werden von Menschen erstellt, die ihre Fachkenntnisse und Erfahrungen, d. h. auch jeweils eine ganz spezifische Sichtweise in den Prozess einbringen. Zwar ist der Planer angehalten, seine Aussagen so weit wie möglich zu objektivieren (wobei er sich z. B. nachvollzieh- barer Kriterien und Indikatoren bedient), doch wird die Gesamtaussage letztlich im- mer eine subjektive Sicht auf den Gegenstand darstellen.
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer 11 Bei der Erstellung des touristischen Stärken-Schwächen-Profils für das Thüringer Meer hat sich das abraxas-Team von folgenden Prämissen leiten lassen: Überschaubarkeit Anhand einer begrenzten Zahl von Kriterien muss das Profil der Region zu erkennen sein. Diese Anzahl muss groß genug sein, um alle relevanten Prozesse und Erschei- nungen der Region berücksichtigen zu können. Sie sollte aber nur so groß sein, dass sich die Gesamtaussage „auf einen Blick” erschließt. Klarheit Die Bewertungen müssen prägnant und deutlich erkennbar sein. Insbesondere muss sofort sichtbar werden, ob es sich beim jeweiligen Untersuchungsgegenstand um eine Stärke oder um eine Schwäche der Region handelt. Deshalb arbeitet abraxas mit qua- litativen Bewertungen im Rahmen einer speziellen Skala. Diese Skala bietet je drei Bewertungsmöglichkeiten zu beiden Seiten des Nullpunktes, nicht jedoch die Null selbst. Letzteres soll für Akteure und Planer den Zwang erzeugen, sich in erster Linie darüber klar zu werden, ob es sich bei dem jeweiligen Gegenstand zunächst um eine Stärke oder um eine Schwäche der Region handelt, bevor eine differenziertere Be- wertung anhand einzelner Details vorgenommen wird. Nachvollziehbarkeit Die Akzeptanz eines Stärken-Schwächen-Profils bei den Akteuren hängt entscheidend von der Nachvollziehbarkeit der getroffenen Bewertungen ab. Deshalb untersetzt das abraxas-Team die numerische Bewertung auf der Ebene der Kriterien durch verbale Aussagen. Was aber sind eigentlich „Stärken” und „Schwächen” im Rahmen einer solchen Analyse? Stärken sind Ressourcen, die beim Analyseobjekt besser ausgeprägt sind als beim Vergleichsobjekt. Sie können bei ihrer Nutzung zu Wettbewerbsvorteilen führen. Schwächen sind Ressourcen, die beim Analyseobjekt schwächer ausgeprägt sind als beim Vergleichsobjekt. Sie können bei Fortbestehen Wettbewerbsnachteile erbrin- gen. Der Vergleichsmaßstab bei der Erstellung des touristischen Stärken-Schwächen-Profils für das Thüringer Meer war vom Auftraggeber vorgegeben: Im Sinne einer Konkurrenzanaly- se bilden das Leipziger Neuseenland, das Lausitzer Seengebiet, das Erfurter Naherholungsgebiet „La Mer“ und die Talsperrenregion Zeulenroda den Vergleichsmaßstab für das SSP. Das abraxas-Team kennt alle diese Gebiete aus eige- ner Anschauung und hat in den meisten davon selbst Planungs-/Beratungsprojekte reali- siert. Eine detaillierte Beschreibung dieser als Vergleichsmaßstab dienenden Regionen in diesem REK wird als wenig sinnvoll angesehen, zumal diese in einschlägigen Studien hin- reichend beschrieben und bewertet wurden. Dem REK ist die Aufgabe gestellt, auf Basis der Besonderheiten der Region Alleinstellungsmerkmale zu entwickeln, die zu einem ei- genständigen Profil als touristische (Teil-) Destination führen. Wird bei dessen Erarbei- tung der Blick zu stark auf die Wettbewerber gerichtet, besteht die Gefahr, mehr deren
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer 12 Spuren zu folgen als jene innovative Eigenständigkeit zu entwickeln, die zu Wettbe- werbsvorteilen führen kann. In der Bewertungsskala bedeutet bei der Bewertung eines Merkmals als Stärke, dass das betreffende Merkmal besser/stärker, und bei der Bewertung als Schwäche, dass es schlechter/schwächer ausgeprägt ist als beim Vergleichsobjekt, mit folgender Differenzie- rung: + 1 Stärke geringer Ausprägung + 2 Stärke mittlerer Ausprägung + 3 Stärke großer Ausprägung - 1 Schwäche geringer Ausprägung - 2 Schwäche mittlerer Ausprägung - 3 gravierende Schwäche (entscheidender Wettbewerbsnachteil)
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer 13 3.2 Skalierte Darstellung des touristischen Stärken-Schwächen-Profils Die Ergebnisse der durchgeführten Analyse der Ist-Situation des Thüringer Meeres wur- den im Stärken-Schwächen-Profil (SSP) zusammengefasst (Abb. 5). Dabei konzentriert sich das SSP auf relevante Schwerpunkte, die vorab im Lenkungsausschuss abgestimmt worden waren. Die skalierte Darstellung zielt darauf ab, in konzentrierter Form qualitative Aussagen zu gewinnen, die nachfolgend durch verbale Darstellungen untersetzt werden. Schwächen Stärken Merkmale -3 -2 -1 +1 +2 +3 1. Allgemeine Charakteristika Natur und Landschaft Ortsbilder Wirkungen der demografischen Situation 2. Touristische Mobilität Überregionale Verkehrsanbindung Öffentliche Verkehrsmittel in der Region Individualverkehr in der Region 3. Beherbergung und Gastronomie Hotellerie Camping Gastronomie 4. Freizeitangebote Touristische Kultur- und Bildungsangebote Naturraumbezogene Aktivangebote Touristisch bedeutsame Veranstaltungen 5. Touristische Organisation und Kooperation Touristische Informationssysteme Regionale Kooperation Überregionale Kooperation 6. Marketing Bekanntheitsgrad/Image der Region Werbung/Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Innenmarketing Abb. 5: Skalierte Darstellung der touristisch relevanten Stärken und Schwächen der Region Thüringer Meer
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer 14 3.3 Qualitatives touristisches Stärken-Schwächen-Profil 3.3.1 Allgemeine Charakteristika12 Das Untersuchungsgebiet des REK Thüringer Meer wird nicht nur namentlich, sondern auch geografisch und ebenso in der Wahrnehmung der Menschen durch die größte zusammenhängende Talsperrenregion Europas mit dem größten Stausee Deutschlands geprägt. Formeller und inhaltlicher Rahmen der Region ist der Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale. Mit diesem Instrument wird eine nachhaltige touristische Erschließung des reichen Naturraumpotentials gewährleistet. Der hohe Wert des Gutes Naturraum ist Leitlinie und tragende Säu- le der touristischen Entwicklung und künftigen Ausrichtung der Region. Dem gegenüber ist die touristische Infrastruktur vielfach unzurei- chend. Deren Bedeutung für eine Akzeptanz des Thüringer Meeres auf den touristischen Märkten ist noch nicht überall erkannt worden. Neben den allgemein bekannten demografischen Entwicklungen in ländlich-peripheren Räumen wurde und wird die touristische Entwicklung in den Städten und Gemeinden des Thüringer Meeres durch kleinteilige Kommunalstrukturen behindert. Mit durchschnittlich 1.925 Einwoh- nern je Kommune, darunter 13 Kommunen mit weniger als 1.000 und 8 Kommunen mit weniger als 400 Einwohnern, ist die erforderliche Fi- nanzkraft zur Aufrechterhaltung und erst recht zur Entwicklung der Infrastruktur meist nicht vorhanden. Zudem findet das touristische Leben in kleineren Orten meist nicht in deren Ortskernen statt, sondern an besonderen Punkten direkt an den Stauseen (z. B. Altenbeuthen, Bucha, Eßbach, Gössitz, Paska, Wilhelmsdorf), insbesondere auf Campingplätzen, an Badestellen, Bootseinlassstellen und Angelplätzen. Die vorwiegend dörflich geprägten Siedlungsstrukturen bieten wenig Anlass zum Aufenthalt (kaum Gastronomie und Einkaufsmöglichkeiten, fehlende Anziehungspunkte und Informationsmöglichkeiten). Im Uferbereich der Stauseen ist teilweise ein wenig ansprechendes Erschei- nungsbild infolge der Bebauung durch Wochenendhäuser und weitere ungeordnete Siedlungsstrukturen anzutreffen (z. B. Saalthal-Alter). Das enorme Potential, das der Naturraum des Naturparks Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale bietet, wird touristisch nur unzureichend genutzt. Dies zeigt sich u. a. auch darin, dass der Naturparkgedanke und die Identifikation mit dem Naturpark als solchem kaum aktiv, insbe- sondere von den Kommunen, gelebt wird. Die Situation der Breitbandversorgung am Thüringer Meer stellt sich differenziert dar. Zehn Gemeinden sind komplett mit DSL versorgt (die Kommunen Ebersdorf und Gräfenwarth werden zeitnah mit DSL versorgt werden). Schwachstellen bestehen in Blankenstein, Saaldorf, 12 Neben eigenen Recherchen vgl.: Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale: Naturparkplan, Teilraum Thüringer Meer, Leutenberg 2012
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer 15 Mühlberg, Saalburg-Ebersdorf, Altenroth, in der Alterbucht, in Kalte Schenke und an der Staumauer Hohenwarte/Preßwitzer Schleife. DSL ist nicht verfügbar in Isabellengrün und in der Gemeinde Gössitz. Bad Lobenstein Altenbeuthen Wilhelmsdorf Remptendorf Unterwellen- Blankenstein Blankenberg Hohenwarte Crispendorf Leutenberg Ziegenrück Ebersdorf Saalburg- Ort/Jahr Pottiga Eßbach Gössitz Schleiz Krölpa Burgk Paska Harra born 2003 263 7.042 1.178 1.007 110 455 265 370 994 162 3.195 2.574 138 485 4.225 4.092 9.100 3.007 248 806 2004 263 6.948 1.157 1.001 107 454 259 358 966 157 3.165 2.552 136 485 4.187 4.062 9.069 2.983 244 791 2005 257 6.905 1.136 1.006 102 452 253 354 945 144 3.152 2.509 131 478 4.135 4.008 8.941 2.974 243 785 2006 250 6.820 1.118 966 102 445 258 349 930 137 3.104 2.486 126 467 4.069 3.967 8.932 6.611 243 758 2007 239 6.653 1.074 894 98 436 257 351 921 141 3.056 2.464 124 468 4.004 3.921 8.868 6.540 234 738 2008 230 6.570 1.044 887 99 424 257 345 916 137 3.037 2.437 122 466 3.934 3.873 8.824 6.467 223 722 2009 236 6.466 1.024 870 91 419 260 340 916 148 3.003 2.414 118 448 3.888 3.806 8.717 6.414 232 731 2010 227 6.444 1.013 852 92 406 245 334 895 160 2.955 2.371 115 439 3.828 3.750 8.698 6.371 232 731 2011 220 6.365 986 838 91 388 244 327 869 153 2.941 2.348 109 436 3.767 3.713 8.579 6.336 218 722 2012 219 6.164 955 772 91 385 251 317 870 172 2.745 2.239 107 412 3.675 3.585 8.466 6.123 225 717 Veränderung seit 2003 in % -17 -12 -19 -23 -17 -15 -5 -14 -12 6 -14 -13 -22 -15 -13 -12 -7 -713 -9 -11 Abb. 6: Entwicklung der Einwohnerzahlen der Mitgliedskommunen der KAG Thüringer Meer 14 Bevölkerungszahl der KAG-Mitgliedsgemeinden insgesamt: 2006: 42.138, 2012: 38.265, Veränderung 2006 - 2012: - 9 % (zum Vergleich: LK Saa- le-Orla -8 %; LK Saalfeld-Rudolstadt -9 %) 13 Zeitraum 2003 - 2012 14 Vgl. Thüringer Landesamt für Statistik (Hrsg.) (2013): Bevölkerungsstand und -struktur. Online: http://www.statistik.thueringen.de
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer 16 Positiv Negativ größte zusammenhängende Talsperrenregion mit dem größten Grundsätzlicher Mangel qualitativ hochwertiger touristischer Stausee Deutschlands (Bleilochtalsperre) Infrastruktur (Mobilität, Basisangebote usw.) Uferbebauungen beeinträchtigen teilweise das Landschaftsbild Naturraum von hoher Attraktivität – vielgestaltig und abwechs- (z. B. Saalthal-Alter, Campingplatz Droschkau, Biere bei lungsreich Zoppoten) faszinierende Ausblicke entlang des rund 80 km langen Stausee- in einigen Orten Leerstand ortsbildprägender bzw. zentral lie- gebietes gender Gebäude (u. a. ehemalige Gaststätten) der Naturraum kann mittels vielfältiger Aktivitäten erlebt werden Ortseingänge zum Teil von geringer Attraktivität Naturpark als rechtlicher und inhaltlicher Rahmen zur Bewah- demografische Entwicklung der Region auch für den Tourismus rung und Erschließung des Naturraumpotentials sehr problematisch, insbesondere in Gastronomie und Hotellerie (Überalterung der Betreiber bzw. fehlender Nachwuchs) Ortsbilder überwiegend attraktiv: Straßen und Wege meist in gutem Zustand, Sanierungs- bzw. Erneuerungsmaßnahmen an zunehmende Resignation in vielen Gemeinden angesichts immer vielen Gebäuden knapper werdender finanzieller Mittel bei der Bevölkerung einiger Orte überwiegt Desinteresse bzw. Verbindung zum Rennsteig (Blankenstein) und zum Thüringer sogar Abneigung gegenüber touristischer Entwicklung Wald als Marke und Imageträger verschiedene Konfliktfelder zwischen Tourismus und Natur- Das Thüringer Meer ist Teil der erfolgreichen LEADER-Regionen schutz (z. B. bei Wegeführungen und Stauseenutzung) Saale-Orla und Saalfeld-Rudolstadt und konnte in diesem Rah- men wesentliche Entwicklungen realisieren Widerspruch zwischen Neuerrichtung von Infrastrukturen und Pflege vorhandener Anlagen mangelnde Kooperation auf allen Ebenen (Kommunen, Leis- tungsträger, teilweise Vereine) zu wenige Ruhe- bzw. Erholungspunkte, insbesondere in kleine- ren Orten Naturparkgedanke wird in der Region kaum aktiv gelebt
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer 17 Positivbeispiel Negativbeispiel Kommunale Gebietsstruktur der Gemeinde Südharz Kommunale Gebietsstruktur am Thüringer Meer Zum 1. Januar 2010 haben sich 15 ehemals selbständige Gemeinden Die Kleinteiligkeit der kommunalen Landschaft am Thüringer Meer mit durchschnittlich 714 Einwohnern zur Gemeinde Südharz mit setzt den Handlungsspielräumen der Gemeinden sehr enge Gren- 10.375 Einwohnern zusammengeschlossen.15 Durch die Fusion konn- zen. Freiwillige Fusionen nach dem Beispiel der Gemeinde Südharz te neue Entwicklungspotentiale erschlossen werden. könnten der touristischen Entwicklung deutliche Impulse verleihen. Ortschaft Einwohner* Die Fakten sprechen eine deutliche Sprache: Bennungen 936 Einwohnerdurchschnitt gesamt 1.925 EW/Kommune Breitenstein 505 16 Einwohnerdurchschnitt der Städte 4.234 EW/Kommune Breitungen (Südharz) 470 Dietersdorf 425 Einwohnerdurchschnitt der Land- 1.155 EW/Kommune Drebsdorf 106 gemeinden: Hainrode (Südharz) 339 größte Kommune: Schleiz 8.466 EW Hayn (Harz) 557 kleinste Kommune: Burgk 91 EW Kleinleinungen 136 Entwicklung der Einwohnerzahl der Questenberg 267 KAG-Gemeinden im Durchschnitt -9 % 2006 - 2012 Roßla 2244 stärkster Rückgang: Blankenstein -23 % 2003 - 2012 Rottleberode 1502 einziger Zuwachs: Hohenwarte +6 % 2003 - 2012 Schwenda 589 Abb. 7: Daten zur Einwohnersituation der Mitglieder der KAG Thüringer Meer im Stolberg (Harz) 1286 Jahre 201217 Uftrungen 1070 Wickerode 273 * Stand: 31. Dezember 2008 15 http://www.gemeinde-suedharz.de/verzeichnis/objekt.php?mandat=18055 16 Bad Lobenstein, Leutenberg, Saalburg-Ebersdorf, Schleiz, Ziegenrück 17 Vgl. Thüringer Landesamt für Statistik (Hrsg.) (2013): Bevölkerungsstand und -struktur. Online: http://www.statistik.thueringen.de
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer 18 3.3.2 Touristische Mobilität 3.3.2.1 Generelle Situation Die unkomplizierte und schnelle Erreichbarkeit ist – insbesondere bei Naherholern und Kurzreisenden – ein wesentliches Kriterium bei der Auswahl des Zielgebietes. Sowohl beim Individualverkehr als auch bei öffentlichen Verkehrsmitteln weist das Thüringer Meer – trotz erhebli- cher Anstrengungen in den vergangenen beiden Jahrzehnten – erhebliche Defizite auf. Ein in sich schlüssiges und vollständiges Besucherlen- kungssystem unter Einbindung aller Kommunikationsmittel existiert nicht. Die Beschilderung von den Zufahrtstraßen zu den relevanten tou- ristischen Angeboten am Thüringer Meer ist unvollständig, uneinheitlich und teilweise irreführend (siehe auch unter Punkt 3.3.5). Generell ist das Thüringer Meer für den Individualverkehr durch ein dichtes Verkehrsnetz erreichbar. Neben der BAB 9 (deren dreistreifiger Ausbau 2014 abgeschlossen werden soll) sind als überregionale Zugangsstraßen vor allem die B 281 (von Norden), die B 85 und die B 90 (von Süden und Westen) sowie die B 2, die B 94 und die B 282 (von Osten) zu nennen. Die Bundesstraßen befinden sich überwiegend in einem gu- ten Zustand bzw. werden planmäßig in den nächsten Jahren saniert (z. B. B 90 im Bereich Saaldorf). Die weitergehende Erreichbarkeit der einzelnen Teile der Region ist jedoch sehr differenziert. Problematisch ist insbesondere der linksseitige Zugang zum Hohenwarte-Stausee (z. B. L 2385). Hingegen ist die Erreichbarkeit der meisten touristisch relevanten Punkte am Bleilochstausee über die BAB 9 (4 Anschlussstellen) und 4 Bundesstraßen sowie weiterführend über nachgeordnete Straßen als gut zu bezeichnen. Sanierungs- bzw. Erneuerungsbedarf besteht bei nahezu allen Stauseequerungen (Saaldorf, Saalburg, Ziegenrück, Linkenmühle sowie beiden Staumauern) bzw. in deren Umfeld. Die um- fangreiche Herabstufung von Straßen wird insbesondere für kleine Gemeinden erhebliche Probleme mit sich bringen, wobei auch negative Auswirkungen auf den Tourismus zu befürchten sind (z. B. Nutzungseinschränkungen infolge Nichtgewährleistung des Winterdienstes). Die Erreichbarkeit der meisten Orte am Thüringer Meer mit öffentlichen Verkehrsmitteln trägt den touristischen Bedürfnissen ungenügend Rechnung. Nur vier Orte des REK-Gebietes (Leutenberg, Bad Lobenstein, Harra und Blankenstein) sind mit der Bahn erreichbar. Die Sormitz- talbahn verkehrt auf der Strecke Saalfeld – Blankenstein tagsüber im meist zweistündlichen Rhythmus. Der letzte Zug fährt jedoch bereits 19.40 Uhr ab Blankenstein bzw. 21.06 Uhr ab Saalfeld (bis Bad Lobenstein), sodass die Bahn für die Rückfahrt von Abendveranstaltungen nicht zur Verfügung steht. Die Reisezeiten liegen beispielsweise aus Erfurt und Leipzig bei 2,5 - 3 Stunden, aus Halle bei 3,5 - 4 Stunden (mit in der Regel 1 - 2 Umstiegen, wobei die Umsteigezeiten teilweise ungünstig sind). Da derzeit kein regelmäßiger Linienverkehr der Schifffahrt existiert, ist der Bus für die meisten Orte das einzige öffentliche Verkehrsmittel, das sich jedoch auf vielen Strecken insbesondere an den Er- fordernissen des Schülerverkehrs orientiert und damit für Touristen häufig uninteressant ist. Positiv hervorzuheben ist die Fahrradmitnahme auf vielen Strecken sowie der Fahrrad-Shuttlebus an der Mühlenfähre. Busverkehr zwischen den Stauseen findet kaum statt.
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer 19 Positiv Negativ 5 Autobahnabfahrten zur Region, 3-streifiger Ausbau der BAB 9 in Ar- Erreichbarkeit der einzelnen Teile der Region sehr differenziert; prob- beit, lematisch insbesondere der linksseitige Zugang zum Hohenwarte- Stausee (z. B. L 2385); Sanierungsbedarf bei Stauseequerungen Bundesstraßen meist in gutem Zustand und mit flüssigem Verkehr Straßenzustand innerhalb der Region und an deren Tangenten teil- (teilweise Ortsumgehungen) weise sehr kritisch, insbesondere im nördlichen Bereich (wird auch von meist gute Erreichbarkeit der Städte mit Gymnasialstandorten mit dem Besuchern stark kritisiert) ÖPNV von Montag bis Freitag in der Schulzeit Herabstufung von Straßen lässt in einigen Bereichen Nachteile für die Radtransfer mit dem Wander- und FahrradBus in der Sommersaison Mobilität von Touristen befürchten sowie Erreichbarkeit der Region aus den Thüringer Großstädten bzw. aus anderen Bundesländern mit öffentlichen Verkehrsmitteln problema- Radtransport von der Mühlenfähre auf die umliegenden Höhen bzw. tisch (insbesondere am Wochenende) nach Hohenwarte und Ziegenrück teilweise Defizite und Mängel bei Parkplätzen an touristisch relevanten gute Vernetzung der Wisentatalbahn (Schönberg/Vogtland – Schleiz) Punkten (quantitativ und qualitativ), insbesondere in Wassernähe mit anderen Verkehrsträgern zu Sonderfahrtagen Zugänge zum Wasser z. T. problematisch (teilweise schlechte Straßen- qualität, fehlende Parkplätze, mangelnde Erreichbarkeit mit öffentli- chen Verkehrsmitteln) ungenügende Vernetzung von Radtourismus, Schifffahrt und ÖPNV fehlender Schiffs-Linienverkehr auf den Stauseen (Ausnahme: Testver- kehr Fa. Pretzsch zwischen Saalburg und Harra) nur geringe Anzahl von Orten der Region mit der Bahn erreichbar (Leutenberg, Bad Lobenstein, Harra, Blankenstein) fehlende Verbindung der Bahnstrecke Saalfeld – Blankenstein sowie des Busverkehrs zwischen Thüringen und Bayern Busanbindung kleinerer Orte an die nächstgelegenen Bahnhöfe meist ungenügend bzw. zeitlich ungünstig für Touristen meist ungenügende Erreichbarkeit der Campingplätze und Badestellen mit öffentlichen Verkehrsmitteln
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer 20 Positivbeispiel Negativbeispiel Wander- und FahrradBus der KomBus GmbH Entwicklung der Schifffahrt auf dem Hohenwarte-Stausee verschiedene Angebote zur Fahrradmitnahme im Linienverkehr steigende Fahrpreise aufgrund einer Monopolstellung des An- und auf besonderen touristischen Strecken bieters führen zu sinkenden Fahrgastzahlen am Stausee Rufbus bzw. Zubringer zur Fähre Linkenmühle Hohenwarte und zur Verärgerung bei vielen Besuchern Abb. 9: Fahrgäste der Fahrgastschifffahrt Hohenwarte GmbH Abb. 8: Flyer Wander- und FahrradBus der KomBus GmbH
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer 21 3.3.2.2 Schifffahrt und andere Formen der Personenbeförderung auf dem Wasser Positiv Negativ breites Spektrum an Booten und Schiffen zur Personenbeförde- fehlender Linienverkehr schränkt die Mobilität der Touristen an rung – vom Elektroboot über Wikinger- und Kabinenschiff bis zu den beiden Stauseen ein Salonschiffen Anbieter scheuen zum Teil den Wettbewerb und streben statt- einige Betreiber bereits langjährig aktiv und mit viel Erfahrung dessen Monopolstellungen an Zunahme des Angebotes im Verlauf der letzten Jahre unterschiedliche Standortbedingungen für die Anbieter durch entsprechende Regelungen in den Pachtverträgen (Wettbewerb einige Betreiber arbeiten mit ausgewählten Beherbergungsein- wird mehr über die Lage der Anlegestellen als über Leistung und richtungen zusammen Qualität ausgetragen) erste Anfänge sowie weiterführende Pläne zur Wiederaufnahme zum Teil willkürliche, nicht an den Interessen der Gäste ausge- des Linienverkehrs am Bleiloch-Stausee richtete Angebotsgestaltung Bestrebungen zur Aufwertung vorhandener, Erschließung weite- teilweise überzogene Preisforderungen, die einen Gästerück- rer bzw. Wiederherstellung früherer Anlegemöglichkeiten am gang zur Folge haben Bleiloch- und Hohenwarte-Stausee (u. a. Harra, Saalburg, Gräfen- warth, Alterbucht, Hohenwarte) und deren Nutzung durch meh- kaum Zusammenarbeit zwischen den Anbietern; Ergänzungspo- rere Anbieter (Beseitigung von Monopolstellungen) tentiale zwischen den unterschiedlichen Angeboten werden nicht genutzt; Gäste werden eher abgewiesen (z. B. bei zu gerin- ger Fahrgastzahl) als an ein anderes Unternehmen verwiesen keine Kooperation zwischen den Anbietern in der Vermarktung keine professionelle Vermarktung des Shuttle-/Charterverkehrs keine Abstimmung zwischen Schifffahrtsbetrieben und anderen Verkehrsunternehmen, insbesondere mit dem Bus-Linienverkehr
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer 22 3.3.3 Beherbergung und Gastronomie Die Beherbergungsstruktur am Thüringer Meer ist insgesamt sehr kleinteilig. Große Hotels sind nicht vorhanden. Neben wenigen Mittelklas- sehotels und Pensionen dominieren Ferienhäuser, Ferienwohnungen und Privatzimmer. Jeweils ca. 200.000 Übernachtungen finden in Be- herbergungsstätten ab 10 Betten sowie auf Campingplätzen statt.18 Campingplätze Die attraktive landschaftliche Einbettung der Stauseen in die Mittelgebirgslandschaft des Thüringer Waldes führte zu einer beachtlichen An- siedlung von Campingplätzen. Sie prägen maßgeblich das touristische Gesicht der Region. Von den 31 Campingplätzen des Thüringer Waldes befinden sich allein 11 Campingplätze in der Region Thüringer Meer. Diese Campingplätze präsentieren sich mit einem differenzierten Ange- bot. Die Größe der Plätze liegt zwischen 2,5 ha und 13 ha und die Anzahl der Standplätze je Campingplatz variiert zwischen 125 und 350. Mit Blick auf die dauerhaft angespannte Wettbewerbssituation des Touristik-Campings in Deutschland und in Europa erscheinen bislang nur die Campingplätze Neumannshof und Saalthal-Alter in vollem Umfang wettbewerbsfähig. Der Platz Neumannshof ist einer von zwei 5-Sterne- Campingplätzen in Thüringen und kann auf erfolgreiche Teilnahmen an Landes- und Bundeswettbewerben verweisen. Der Naturcamping- platz Plothental hat seit der Übernahme durch einen neuen Betreiber ebenfalls eine gute Entwicklung genommen (siehe unten). Im Rahmen eines Modellprojektes des Naturparks Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale und des Verbandes der Campingwirtschaft in Thüringen e.V. (VCT) tragen 6 Campingplätze das Prädikat ECOCAMPING. Im deutschlandweiten Vergleich liegen die Campingplätze in der Region Thüringer Meer im Niedrigpreisbereich. Die Preise liegen bis zu 50 Prozent unter den Preisen in anderen Bundesländern. Dies betrifft sowohl die Preise für Touristik als auch für Dauercamping. Die Hauptziel- gruppen der Campingplätze in der Region Thüringer Meer sind Familien mit Kindern und die Generation 50plus. Die meisten Camper der Re- gion kommen aus den Bundesländern Thüringen, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Nordrhein-Westfalen. Fazit: Mit 935 Touristik- und 1.522 im Dauercampingstandplätzen dominieren die Campingplätze das Beherbergungsangebot. Mit Blick auf die Situation des Campingmarktes besteht bei einigen Plätzen beträchtlicher Verbesserungsbedarf in der Angebots- und Servicequalität. 18 Thüringer Landesamt für Statistik bzw. Schätzung des Verbandes der Campingwirtschaft in Thüringen e.V. ; Übernachtungszahlen für Einrichtungen bis 10 Betten sind nur für einzelne Orte bekannt, nicht jedoch für den Gesamtraum.
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer 23 Hotellerie und Gastronomie Die 38 Hotelbetriebe, Pensionen und Gasthöfe verfügen meist über 10 bis 20 Zimmer, lediglich zwei Betriebe über die Kapazität für Busgrup- pen. Die durchschnittliche Auslastung der angebotenen Betten lag im Thüringer Wald im Jahr 2011 bei 33,6 % 19 und für das Thüringer Meer ver- mutlich ebenfalls in diesem Bereich. Dies ist für viele Betriebe existenzgefährdend – wie auch Betriebsaufgaben in den letzten Jahren zeigen. Die erfassten Übernachtungen20 überschritten im Jahr 2012 erstmals (seit dem Vorliegen vergleichbarer Angaben) die Zahl 200.000. Dies ent- spricht einem Viertel der Übernachtungen beider Landkreise und bedeutet eine Steigerung um 29,8 % seit 200621, wobei sich der Zuwachs in den letzten Jahren deutlich abgeschwächt hat und in den letzten beiden Jahren wesentlich von Bad Lobenstein getragen wird. Nur 7 Hotelbetriebe sind vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) klassifiziert. Auch im Bereich der Ferienwohnungen/ -häuser ist die Anzahl der Unterkünfte mit der Sterne-Zertifizierung des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) zu gering. Die Potentiale Rad- und Wandertourismus nutzen die Beherbergungsbetriebe nur unzureichend. Lediglich 6 Unternehmen tragen die ADFC-Zertifizierung „Bett+Bike“ (siehe auch unter Punkt 3.3.1). Unter den 79 als „Qualitätsgastgeber Wanderbares Deutschland“ zertifizierten Unternehmen Thüringens befinden sich in der Region nur das Hotel „Am Schlossberg“ in Ziegenrück und das „Waldhotel am Stausee“ in Bucha. Im Rahmen der Initiative ServiceQualität Deutschland in Thüringen wurden bisher 158 Unternehmen mit dem Qualitätssiegel ServiceQualität ausgezeich- net, davon jedoch nur 2 Beherbergungs-/Gastronomiebetriebe aus der Region (Hotel „Am Schloßberg“, „Zur Fernmühle“).22 Nr. Unternehmen mit DEHOGA-Hotelklassifizierung Ort Sterne 1 Hotel „Am Schloßberg“ Ziegenrück *** 2 Hotel „Oberland“ Bad Lobenstein *** 3 Hotel Luginsland Schleiz *** 4 „Zur Fernmühle“ Ziegenrück *** 5 „Waldhotel am Stausee“ Unterwellenborn OT Bucha *** 6 Hotel-Restaurant „Güldene Gabel“ Unterwellenborn OT Bucha ** 7 Hotel und Gasthof Garküche Leutenberg *** Abb. 10: Unternehmen mit DEHOGA-Hotellklassifizierung in den Mitgliedsgemeinden der KAG Thüringer Meer23 19 Thüringer Landesamt für Statistik (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch Thüringen, Ausgabe 2012, S. 256, ohne Camping 20 Davon entfällt mehr als die Hälfte des Zuwachses von 46.066 Übernachtungen auf Bad Lobenstein (+ 24.603 Übernachtungen). 21 zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum LK Saalfeld-Rudolstadt -7 %, LK Saale Orla +5 %, Thüringen +11 % 22 außerdem die Ardesia Therme in Bad Lobenstein 23 HOGA Förderverein Thüringen e.V. , ServiceQualität Deutschland in Thüringen, E-Mail vom 16. Januar 2014
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer 24 Das gastronomische Angebot ist zumeist durch eine gutbürgerliche Küche geprägt, welche nur selten eine kulinarische Überraschung berei- thält. Das Angebot ist in vielen Betrieben vor allem auf die Bedürfnisse der überwiegend einkommensschwachen Bevölkerung ausgerichtet. Die mitunter stark eingeschränkten Öffnungszeiten zahlreicher Gaststätten (bzw. die Öffnung „nach Bedarf“) führen insbesondere bei durch- reisenden Wander- und Radtouristen zu Verärgerungen. Der hohe Altersdurchschnitt der Inhaber sowie der fehlende Betreibernachwuchs prägen die Situation und führen zu Betriebsschließungen bzw. einem sichtbaren Investitionsstau. Darüber hinaus mindert das Fehlen moti- vierten Fachpersonals die Angebots- und Servicequalität der gastronomischen Betriebe. Insbesondere im Imbissbereich ist die Unfreundlich- keit mancher Betreiber schon fast sprichwörtlich. Lediglich ein Betrieb der Region („Hotel und Gasthof Garküche“) trägt die G-Klassifizierung der DEHOGA. Fazit: Sowohl das qualitative als auch das quantitative Angebot in Hotellerie und Gastronomie am Thüringer Meer ist unzureichend. Kurz- bis mittelfristige Investitionen in bestehende wie in neue Hotelbetriebe sind erforderlich. Neuinvestitionen werden jedoch nur dann erfolgreich sein, wenn das Konzept weitgehend unabhängig vom Gesamtangebot des Reisegebietes funktioniert, dem Betreiber ein überdurchschnitt- liches Marketingbudget zur Verfügung steht und lediglich von einer mittel- bis langfristigen Kapitalrendite ausgegangen wird. Stadt/Gemeinde 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Bad Lobenstein 63.279 70.730 68.437 73.873 75.491 78.617 87.882 80. 953 Krölpa 9.270 6.854 6.356 7.277 7.022 6.386 7.077 6.383 Leutenberg 11.472 11.602 13.399 12.117 11.807 11.821 12.747 10.633 Saalburg-Ebersdorf 30.869 31.462 33.199 35.865 48.171 52.567 42.891 40.180 Schleiz 4.386 5.787 5.466 5.663 6.422 7.475 8.034 6.889 Unterwellenborn 15.528 15.345 15.874 15.713 15.387 15.562 15.978 14.585 Ziegenrück 19.809 21.156 21.082 23.835 25.937 24.087 26.070 25.121 Summe 154.613 162.936 163.813 174.343 190.237 196.515 200.679 184.744 Abb. 11: Übernachtungen in den Mitgliedsgemeinden der KAG Thüringer Meer 24 24 Thüringer Landesamt für Statistik (Hrsg.): Statistischer Bericht, Gäste und Übernachtungen in Thüringen, Erfurt 2003-2012 (ausgewiesen werden nur Orte mit mindestens 3 geöffneten Beherbergungsbetrieben ab 10 Betten im betreffenden Zeitraum, ohne Berücksichtigung der Campingplätze)
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer 25 3.3.3.1 Hotellerie/Parahotellerie Positiv Negativ Steigerung der Übernachtungszahlen zwischen 2006 und 2012 Übernachtungszahlen stagnieren insgesamt auf niedrigem Ni- um 29,8 %25 veau – kein angemessenes Verhältnis zur Attraktivität des Natur- raumes vereinzelt Beherbergungsbetriebe mit zeitgemäßem und markt- geringe durchschnittliche Auslastung der Beherbergungsbetrie- orientiertem Angebot (u. a. hohe Weiterempfehlungsquote) be, mehrere Betriebsschließungen in den letzten Jahren; weitere stabiles Wachstum der Zahl der Kurgäste in Bad Lobenstein sind zu befürchten; (Steigerung der Übernachtungen im Ort zwischen 2007 und 2012 insgesamt zu geringe Qualitätsorientierung der Beherbergungs- um 24 %) betriebe in der Region (u. a. sichtbar in der Anzahl der Zertifizie- beachtliche Teilhabe an der Interessensvertretung durch Mit- rungen) gliedschaft der Beherbergungsbetriebe in Tourismusvereinen geringe Zielgruppenorientierung vieler Betriebe, kaum Vernet- relativ hohe Beteiligung an der Bonuscard des Fördervereins zung im Marketing Stausee Bleichloch-Hohenwarte e.V. und an der „Thüringer Wald zu schmales Angebotsspektrum, insbesondere Defizite in Card“ höherpreisigen Marktsegmenten keine Online-Buchbarkeit der meisten Beherbergungsbetriebe meist geringer Standard der Ferienwohnungen und Privatzim- mer hoher Altersdurchschnitt der Inhaber, kaum Betreibernach- wuchs, fehlendes Fachpersonal räumliche Lücken im Angebot (wenige Betriebe am Wasser so- wie an wichtigen Rad- und Wanderwegen) Investitionsstau bei vielen Unternehmen 25 in den statistisch erfassten Mitgliedsgemeinden der KAG Thüringer Meer
Regionales Entwicklungskonzept Thüringer Meer 26 Positivbeispiel Negativbeispiel Waldhotel am Stausee*** geringe Anzahl an Beherbergungsbetrieben „Qualitätsgastgeber Wanderbares Deutschland“ mit dem Zertifikat Bett+Bike CRS-Portal HolidayCheck weist für das familiär geführte Haus nur 6 Beherbergungsbetriebe mit dem Qualitätszertifikat folgende Bewertungen aus:26 Bett+Bike des ADFC in der Gesamtregion Thüringer Meer trotz Weiterempfehlungsquote 100% der Lage am Saale-Radwanderweg und der D-Route 11 Gesamtbewertung 5,7 Punkte (von max. 6 Punkten) positiv hervorzuheben sind folgende Bett+Bike Unternehmen: „Es waren 4 Tage vom feinsten, ein toller Services, sehr freundliches Personal, Flair-Hotel „Luginsland“ (Schleiz) Super Küche, sehr sauberes Zimmer, wir haben uns lange nicht mehr so wohl gefühlt und kommen gern wieder, vielen Dank für die schönen Tage.“27 Cafe und Pension Rennsteig (Blankenstein) SEZ Kloster (Saalburg-Ebersdorf) Kabinenschiff MS Bad Loben- stein (Saalburg-Ebersdorf) Naturcamping Plothental (Zie- genrück) Hotel-Gasthof-Rüdiger (Pottiga) Abb. 13: Gesamtverzeichnis Bett+Bike 2013 Abb. 12: Waldhotel am Stausee in Bucha 26 http://www.holidaycheck.de/hotel-Reiseinformationen_Waldhotel+am+Stausee- hid_159831.html?agent=hc.aw.11.99&s_kwid=dsa&hc_cid=HCDE_OM_GPPCS_19425408013&tsource=OM_GPPCS&gclid=CKns1NSbwroCFU6N3god93IARw 31.10.2013 27 Ebenda
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