4 TAGE 3 TAGE - Kontrast.at

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4 TAGE 3 TAGE - Kontrast.at
SONDERHEFT SOMMER 2021    WARUM KÜRZERE      KONTRAST.AT
                         ARBEITSZEITEN GUT
                           FÜR ALLE SIND.

                    4 TAGE 3 TAGE
                   ARBEIT FREI
4 TAGE 3 TAGE - Kontrast.at
„THE TIMES THEY ARE
                           A-CHANGIN’“
                                      BOB DYLAN
                    SINGER -SONGWRITER, LITERATUR-NOBELPREISTRÄGER

2 – 4 TAGE ARBEIT
4 TAGE 3 TAGE - Kontrast.at
DIE ZEITEN ÄNDERN SICH.
                 AUCH BEI DER ARBEIT.
 Ein Ende der Corona-Krise ist in Sicht. Plan-
                                                      aber von den Menschen geschultert. Früher
  ten die Politiker und die Experten im letzten       hat er in acht Stunden acht Aufzüge warten
Jahr von Tag zu Tag, wird es nun Zeit, über die       müssen, heute müssen es 16 sein, erzählt der
weitere Zukunft nachzudenken. Die große Fra-          Aufzugswart Ossi. In der Reportage „Stress“
ge ist: Baut man die Wirtschaft einfach wieder        (→ Seite 6) sehen wir uns an, wie das Arbeiten
                                                      dichter geworden ist - und ob alle Branchen
auf, wie sie war, oder nutzen wir die Chance auf      davon gleichermaßen betroffen sind.
Neues. Versuchen wir, besser zu werden? Platz
 für mehr Gerechtigkeit, für fairere Verteilung,      BEI VOLLEM LOHN
   für mehr Umwelt- und Klimaschutz war im            Wegen der Verdichtung der Arbeit in den letz-
                                                      ten Jahrzehnten und der Massenarbeitslosig-
            „alten System“ genug da.                  keit durch die Corona-Krise ist jetzt der ideale
                                                      Zeitpunkt für die Verkürzung der Arbeitszeit,
                                                      erklärt Gewerkschaftspräsident Wolfgang
    Der EU-Recovery Plan sieht für Österreich 3,3     Katzian. Das Interview auf → Seite 38. Dass
    Mrd. Euro vor. Hier zu Lande wird er weitge-      man kürzere Arbeitszeiten nicht unbedingt
    hend für die Finanzierung bereits beschlos-       mit der Wochenarbeitszeit erreichen muss,
    sener Projekte hergenommen. Besondere             zeigen uns die Kollektivverträge in der priva-
    Weitsicht oder gar Kreativität zeigt die Regie-   ten Branche. → Seite 42.
    rung damit nicht. Dass das auch anders geht,
    sieht man in anderen europäischen Ländern.        Warum kürzere Arbeitszeiten zu mehr Ge-
                                                      schlechtergerechtigkeit führen, erzählt uns die
    SPANIEN TESTET DIE 4-TAGE-WOCHE                   Volkswirtin Katharina Mader. → Seite 42.
    Beispielsweise in Spanien, wo die Regierung       In welchem Verhältnis Arbeitszeiten und Kli-
    damit unter anderem ein Projekt, in dem man       ma stehen, hat die Soziologin am Boston Col-
    die 4-Tage-Woche testet, finanziert Landes-       lege, Juliet Shor, erforscht und uns ein Inter-
    weit werden Unternehmen unterstützt, die          view gegeben. → Seite 60
    ihren Mitarbeitern mehr Freizeit geben - bei
    gleichem Einkommen. Die sozialistische Re-        ALTE LÜGEN
    gierung unter Sanchez folgt damit vielver-        Die Argumente der Gegner einer Arbeitszeit-
    sprechenden Versuchen rund um die Welt.           verkürzung haben sich allerdings in den letz-
    Selbst viele Unternehmer berichten von ihren      ten hundert Jahren kaum geändert. Obwohl
    Erfolgen mit kürzeren Arbeitszeiten. Wir ha-      ihre Argumente jedes Mal wieder von der Ge-
    ben vier von ihnen interviewt. → Seite 50.        schichte Lügen gestraft wurden, bleiben ÖVP
                                                      Politiker bei ihrer Erzählung. Welche das ist
    WIR LEISTEN MEHR                                  und warum sie einfach nicht stimmt, erfährst
    Die Produktivität steigt seit Jahrzehnten. Ein    du ab → Seite 24.
    Teil davon ist neuen Technologien geschul-
    det. Während ein Briefverkehr früher Tage         Wir wünschen Dir viel Spaß beim Lesen!
    gebraucht hat, können dieselben Informatio-
    nen heute in Minuten, zumindest in Stunden,             Deine Kontrast.at-Redaktion
    ausgetauscht werden. Der andere Teil wird

                                                                                                         3 TAGE FREI – 3
4 TAGE 3 TAGE - Kontrast.at
INHALT

                      4 TAGE ARBEIT - 3 TAGE FREI
„ALLEINE DAS WORT MILLIARDÄR
FINDE ICH PERVERS“
Der Schauspieler Manuel Rubey ist neuerdings auch Autor. Uns erzählt er über
sein Buch, seine Vorstellung von Gerechtigkeit und wie sich 20 Stunden Ar-
beit die Woche und trotzdem genug Geld für ein gutes Leben für alle ausgehen
könnte. Seite 30
                                                                                  IN DIESEN BRANCHEN
                                                                                  WIRD KÜRZER
                                                                                  GEARBEITET
                                                                                  Die wöchentliche Arbeitszeit ist seit
                                                                                  jeher stark umkämpft. Doch viele Ar-
                                                                                  beitgeber kennen die Symbolkraft der
                                                                                  Arbeitszeit und blockieren die Ver-
                                                                                  kürzung mit allen Mitteln. Doch es
                                                                                  gibt auch andere Möglichkeiten, die
                                                                                  Arbeitszeit zu verkürzen. Seite 42

                                                                                  SEIT 100 JAHREN DIE
                                                                                  GLEICHEN LÜGEN
                                                                                  Die ÖVP wehrt sich gegen die Arbeits-
                                                                                  zeitverkürzung – seit über 100 Jahren.
                                                                                  Geht es nach den Christlichsozialen
WANN WENN NICHT                                                                   und den Industriellen-Vertretern,

JETZT?                                                                            wäre es nie zu kürzeren Arbeitstagen
                                                                                  gekommen. Hätten sich Gewerkschaf-
 Die Gewerkschaft hat ein Konzept                                                 ten und Arbeitnehmer nicht gegen sie
vorgelegt, wie wir mit kürzeren Ar-                                               durchgesetzt, würden die Menschen in
beitszeiten der Massenarbeitslosig-                                               Österreich noch immer 12, 14 oder gar
keit entgegenwirken können. Der                                                   16 Stunden am Tag arbeiten – und das
Gewerkschaftspräsident       Wolfgang                                             an sechs Tagen die Woche. Seite 22
Katzian erklärt im Interview, wieso die
Debatte gerade in der Krise wichtig ist.
Seite 38

ARBEITSZEITEN                              DER BLAUE
WELTWEIT                                   MONTAG
Wo wird wie viel gearbeitet? Welches       Drei Tage Wochenende? Keine Erfin-
Land arbeitet am Meisten, welches am       dung der Neuzeit. Bereits im Mittel-
Wenigsten. Seite 20                        alter machten ganze Gilden Montags
                                           blau. Seite 18

4 – 4 TAGE ARBEIT
4 TAGE 3 TAGE - Kontrast.at
INHALT

                                                                                   „WENN FRAUEN MEHR
                                                                                   VERDIENEN SOLLEN,
                                                                                   BRAUCHEN WIR DIE
                                                                                   30-STUNDEN-WOCHE“
                                                                                   Frauen verdienen in Österreich fast 20
                                                                                   Prozent weniger als Männer, erhalten
                                                                                   um 41 Prozent weniger Pension und
                                                                                   übernehmen einen Großteil der un-
                                                                                   bezahlten Arbeit im Care-Bereich. Seit
                                                                                   der Corona-Krise hat sich diese Mehr-
                                                                                   fachbelastung weiter verstärkt. Wie
                                                                                   die Chance auf eine gerechtere Gesell-
                                                                                   schaft mit einer Arbeitszeitverkür-

STRESS                                                                             zung zusammenhängt, erklärt Öko-
                                                                                   nomin Katharina Mader. Seite 42

Arbeiten trotz Krankheit, die Mittagspause durcharbeiten und am Abend
noch das Kursbuch für die berufliche Weiterbildung aufschlagen. Die
Arbeitswelt scheint so hoch getaktet zu sein wie noch nie. Die Kon-
trast-Reportage zeigt einen Einblick in verschiedene Arbeitswelten.
Von der Pflegerin bist zur Bankerin: Die Anforderungen an die Mitarbeiter stie-
gen quer durch alle Branchen. Den Stress ertragen die Menschen dabei meist auf
eigene Kosten. Seite 6

DIESE UNTERNEHMEN                         WENIGER ARBEIT.
PROFITIEREN                               WENIGER CO2
VON KÜRZEREN                              Der Klimawandel bleibt eine der größ-
ARBEITSZEITEN                             ten Bedrohungen für unser Zusam-
                                          menleben, trotz Corona. Die Ökonomin
Natürlich wollen alle Arbeitnehmer        und Soziologin Juliet Schor beschäf-
kürzere Arbeitszeiten, aber ist das für   tigt sich damit, wie die Klimakrise
die Unternehmen leistbar? Die Ant-        mit der Arbeitszeit zusammenhängt.
wort ist eindeutig: Ja. Nicht nur Stu-    Das Ergebnis: Wenn wir klimaneut-
dien zeigen, dass die Produktivität bei   ral leben wollen, müssen wir die Pro-
kürzeren Arbeitszeiten steigt. Auch       duktivitätsgewinne in Freizeit für die   IMPRESSUM: medieninhaber, herausgeber und
Unternehmer berichten ihren Erfolgen      ArbeitnehmerInnen umwandeln.             verleger: Kontrast.at, SPÖ Parlamentsklub, 1017

mit der Arbeitszeitverkürzung. Seite 50    Seite 60                                Wien; Redaktion: Jakob Zerbes, Alina Bachmayr-
                                                                                   Heyda, Gerald Demmel, Patricia Huber, Lena
                                                                                   Krainz, Marco Pühringer. Redaktionsassistenz
                                                                                   und Korrektorat: Claudia Binder, Tanja Reisinger,
                                                                                   Ute Schellner.
                                                                                   Konzept und Gestaltung: Jakob Zerbes.
                                                                                   Cover-Gestaltung: Jakob Zerbes.
                                                                                   Druck: Druckerei Hans Jentzsch & Co GmbH
                                                                                   Scheydgasse 31, 1210 Wien

                                                                                   Ein besonderer Dank gilt all unseren Interview-
                                                                                   partnern, ohne die dieses Heft nicht möglich ge-
                                                                                   wesen wäre. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!

                                                                                                                     3 TAGE FREI – 5
4 TAGE 3 TAGE - Kontrast.at
23
                                             24 2 6   27   1 2                      S
                                                                  3
                                  21 22

                                                                      4 5
                               20

                                                                          6 7
                         8 1 9

                                                                              8
                    17 1

                                                                 10             9
                                             11 12 13 14 15 16

6 – 4 TAGE ARBEIT
4 TAGE 3 TAGE - Kontrast.at
STRESS                   Arbeiten trotz Krankheit, die Mittagspause durcharbeiten und am
                       Abend noch das Kursbuch für die berufliche Weiterbildung aufschlagen.
                       Der Arbeitswelt scheint so hoch getaktet zu sein wie noch nie. Die Kont-
                         rast-Reportage zeigt einen Einblick in verschiedene Arbeitswelten.
                        Von der Pflegerin bist zur Bankerin: Die Anforderungen an die Mit-
                         arbeiter stiegen quer durch alle Branchen. Den Stress ertragen die
                                      Menschen dabei meist auf eigene Kosten.

Irgendetwas läuft schief in Österreichs   Alltag ist in vielen Branchen auf die   Pflege, dem Finanzwesen, dem Mar-
Arbeitswelt. Letztes Jahr mussten 14      Minute getaktet. 15 Minuten hat eine    keting und der Aufzugs-Montage. Alle
Prozent der Beschäftigten Schlaf- und     mobile Pflegerin, um sich um einen      sind sich einig: Der Zeitdruck führt
Beruhigungsmittel nehmen, 6 Pro-          Diabetes-Patienten zu kümmern. 30       dazu, dass sie ihren Beruf nicht mehr
zent leistungssteigernde Substanzen,      Minuten darf ein Monteur brauchen,      so machen können, wie sie das gerne
um mit ihrem Job klarzukommen. Je-        um einen Aufzug zu warten und ein       würden.
der kennt jemanden, der schon mal ein     Essenslieferant, der 10 Minuten zu
Burnout hatte. Die Menschen schlafen      spät kommt, kriegt schlechte Bewer-
schlechter und werden öfter krank –       tungen.                                 HEUTE MACHT EIN MONTEUR IN
trotzdem gehen sie zur Arbeit: Drei                                               8 STUNDEN NICHT MEHR 8 WAR-
Viertel aller Arbeitnehmer nehmen         Wir suchen nach der Antwort darauf,     TUNGEN, SONDERN 16.
Schmerzmittel, um trotz gesundheit-       warum die Arbeitswelt so stressig
licher Beeinträchtigungen in die Ar-      sein muss und ob das einmal anders      Die Suche beginnt im Cafe Groiss-
beit gehen zu können. Trotzdem oder       war. Wir haben Menschen getroffen,      böck in Wien Favoriten. Der Aufzugs-
gerade deswegen sind die Österreicher     die ihren Beruf lieben und dennoch      techniker Ossi Rosenitz sitzt an einem
so produktiv wie nie. Der berufliche      an den Anforderungen leiden - in der    Ecktisch und trinkt einen Verlänger-

                                                                                                           3 TAGE FREI – 7
4 TAGE 3 TAGE - Kontrast.at
VERDICHTUNG

ten. Die Konditorei scheint aus der
Zeit gefallen. Hier stapeln sich Krap-
fen und Mehlspeisen in einem Flair
wie vor 30 Jahren - verspiegelt, ver-
goldet und freundlich. Alles erinnert
an eine andere Zeit, von der Rosenitz
zu berichten weiß. Was sich seitdem
geändert hat? „Der Kunde war König,
jetzt ist er eher Mittel zum Zweck -
und der Zweck ist der maximale Pro-
fit“, erzählt Rosenitz. Ossi, wie er sich
selbst nennt, ist nicht auf den Mund
gefallen. Er ist „goschert“, wie man
in Wien sagt und legt sich auch gern
mit dem Management an, wenn es nö-
tig ist. Diese Vorliebe hat er zu seinem
Beruf gemacht: Er ist mittlerweile Be-
triebsrat bei ThyssenKrupp Elevators.
Auf die Frage, was sich die Arbeiter        „Vor fünf Jahren durfte eine Wartung noch eine Stunde dauern, vor zwei Jahren dann nur mehr eine drei-
                                            viertel Stunde und heute müssen wir in einer halben Stunde fertig sein“, sagt der Aufzugstechniker Ossi
wünschen, bekommt man ausnahms-
                                            Rosenitz. (Symbolbild)
weise eine knappe Antwort: „Wert-
schätzung“. Das klingt kitschig, aber
Rosenitz sagt es ehrlich. Er und seine
Kollegen sind Profis, sie können schon
an den Geräuschen eines Lifts erah-         PFLEGEN IM AKKORD
nen, wo ein Fehler liegen könnte. Bei                                                             „Ich denke da an meinen Vater. Der
der Beschreibung seiner Arbeit ver-         Doch es ist nicht nur die Pflege von                  hatte 100 Kilo und hat sehr gerne ge-
wendet er Fachbegriffe wie ein Medi-        Aufzügen, bei der gespart und be-                     badet. Das wäre sich mit ihm nie aus-
ziner und ist verwundert, wenn man          schleunigt wird. Sie trifft auch die                  gegangen“, erzählt Eva Scherz, die
ihm nicht mehr folgen kann. Doch das        Pflege von Menschen. In manchen                       Chefverhandlerin der Gewerkschaft
Management scheint von der Arbeit           Bundesländern sind Tätigkeiten in der                 für die Kollektivverträge der Pflege-
am Feld, wie Rosenitz die Aufzugs-          mobilen Pflege bis auf die Minute ge-                 und Sozialberufe.
wartungen nennt, wenig zu verstehen.        nau festgelegt. 15 Minuten stehen für
Sie sehen Zahlen und sie sehen Opti-        den Besuch bei einem Patienten mit                    Eine Pflegeassistentin in der mobi-
mierungsbedarf. „Das Management             Diabetes, der eine Spritze braucht,                   len Pflege hat ein Einstiegsgehalt von
hat einfach die Zeit verkürzt, die eine     zur Verfügung. Einmal in der Woche                    2.100 Euro brutto. Die meisten arbei-
Aufzugswartung dauern darf. Heute           darf ein Patient ein Vollbad nehmen.                  ten aber nur 25 Stunden und kommen
macht ein Monteur in 8 Stunden nicht        11 Minuten hat die Pflegerin dafür – 11               nicht einmal auf 1.300 Euro netto im
mehr 8 Wartungen, sondern 16. „Das          Minuten, um einen alten Menschen in                   Monat. Den Beruf macht man nicht des
geht sich kaum aus. Die haben ja keine      die Wanne zu heben, seine Haare zu                    Geldes wegen. Pfleger oder Pflegerin
Ahnung“, sagt Rosenitz.                     waschen, ihn wieder rauszuheben und                   wird, wer gerne für Menschen da ist,
                                            abzutrocknen.                                         wer ihnen helfen will, wenn sie nicht
Die Taktung, die Verdichtung ihrer
Arbeit, dass keine Zeit mehr für einen
Scherz mit dem Kunden ist, das macht
Rosenitz und seinen Kollegen zu                                 „Eine Pflegerin war so lange bei ihren Patienten,
schaffen - und schadet auch der Be-                                   wie sie von ihnen gebraucht wurde.“
ziehung zu den Kunden.

8 – 4 TAGE ARBEIT
4 TAGE 3 TAGE - Kontrast.at
NACHGEFRAGT

3 von 4 Arbeitnehmern nehmen
Schmerzmittel, um in die Arbeit   „OHNE LEBENSNOT WÄREN DIE
                                  MEISTEN LEUTE AUCH NICHT
gehen zu können.

                                  UNTÄTIG.“

                                  Robert Pfaller ist ein österreichischer Phi-
                                  losoph und lehrt an der Kunstuniversität
                                  Linz. In seinem Buch „Wofür es sich
6 Prozent nehmen leistungs-       zu leben lohnt“ von 2011 geht er der
steigernde Substanzen, um mit
                                  Frage nach, warum in unserer Kultur
ihrem Job klarzukommen.
                                  der Zugang zu Glamour und Genuss
                                  so oft versperrt ist und was sich
                                  hinter den vielen Verboten bezüg-
                                  lich Rauchen, Alkohol, Essen oder
                                  schwarzem Humor verbirgt.

                                    Wollen die Menschen überhaupt
                                    weniger arbeiten?

14 Prozent der Beschäftigten      Das hängt davon ab, ob sie in ihrer
nehmen Schlaf- und Beruhigungs-   Existenz bedroht sind oder nicht.
mittel.                           Wer derzeit nicht wie ein Verrückter
                                  arbeitet, ist seinen Job meist schnell
                                  los. Ohne Lebensnot wären die meis-         Was fehlt uns in der Arbeit mitt-
                                  ten Leute auch nicht untätig. Aber sie      lerweile? Wie bekommen wir das
                                  würden dann eher Dinge tun, die sie         zurück?
                                  selbst als sinnvoll erleben und die für
                                  die Allgemeinheit nützlicher – oder       Ruhe. Muße. Die Möglichkeit, die
                                  zumindest weniger schädlich – sind        Dinge ordentlich zu machen. Die
                                  als viele der aktuell von ihnen gefor-    Leute leiden ja nicht, weil sie faul
                                  derten Tätigkeiten.                       wären und nicht arbeiten wollten.
                                                                            Nein. Sie leiden, weil sie bei all der
                                    Was macht der steigende Arbeits-        Hetzerei ihre Arbeit nicht mehr so
                                    druck mit den Menschen?                 machen können, wie sie gemacht
                                                                            gehört. Viele erstklassige Ärzte zum
                                  Ohne die kleinen „Riten der Unter-        Beispiel kündigen ihre Jobs, weil sie
                                  brechung“ wie zum Beispiel die Kaf-       sagen, unter diesem gewaltigen öko-
                                  fee- oder Rauchpausen oder die Feste      nomischen Zeitdruck können sie
                                  in der Firma werden die Menschen          nicht abeiten; da muss es zu Fehlern
                                  verrückt. Sie brennen aus. Wenn sie       kommen.
                                  nicht mehr unterbrechen können,
                                  dann arbeiten sie auch viel schlech-
                                  ter. Denn dann können sie sich auf
                                  nichts mehr richtig konzentrieren.

                                                                                                      3 TAGE FREI – 9
4 TAGE 3 TAGE - Kontrast.at
VERDICHTUNG

                            Bei Unilever werden jetzt „Resilienztrainings“ für Mitarbeiter angeboten,
                     die unter dem steigenden Arbeitsdruck und der permanenten Umstrukturierung leiden.

mehr alleine für sich sorgen können.          mehr so machen, wie man das richtig       man gut geliefert hat und die Zahlen
„Die Pflegerinnen leiden enorm unter          findet: „Niemand wird Pflegerin, um       stimmen, heißt das nicht, dass es gut
dem Zeitdruck, sie wollen mehr auf die        einen Rekord im Bettenüberziehen          genug war. Man muss sich ständig
Menschen eingehen als sie dürfen. Die         oder Windelwechseln aufzustellen -        fürchten, vor der Übernahme an der
machen den Beruf ja, weil ihnen der           das macht man wegen der Beziehung         Börse, vor Stellenabbau und so wei-
Kontakt zum Menschen wichtig ist“,            und den sozialen Rückmeldungen.           ter.“ Trotz guter Ergebnisse schrumpft
erzählt Scherz. Natürlich merken die          Die reine Ausrichtung aller Arbeit an     in Wiesingers Betrieb das Personal.
Pflegerinnen, wie schlecht die knappe         betriebswirtschaftlichen   Kennzah-       Jedes Jahr um 10 Prozent, die Arbeit
Zeit für ihre Klienten ist: Für viele älte-   len hat enorme Auswirkungen auf die       bleibt aber gleich - die Umsätze stei-
re Menschen sind sie der einzige Kon-         Arbeitsidentität der Leute“, schildert    gen sogar. Weltweit hat Unilever in den
takt zur Außenwelt. Sie gut zu pflegen        der Ökonom Georg Hubmann, der sich        letzten 10 Jahren seine Mitarbeiter um
und zu betreuen, heißt mehr, als Men-         am Linzer Jahoda Bauer Institut mit       rund 20.000 Personen reduziert. Die
schen möglichst effizient zu waschen          Arbeitsverdichtung und beruflichen        Umsätze sind um 7 Milliarden (!) ge-
und zu füttern. Früher habe es oft gar        Identitäten beschäftigt.                  stiegen. Die österreichische Nieder-
keine zeitlichen Vorgaben gegeben,                                                      lassung ist nur ein kleines Rädchen
erzählt Scherz. „Eine Pflegerin war so        „Bezifferte Welt“ nennt das der So-       im Gesamtkonzern, der alleine letztes
lange bei ihren Patienten, wie sie von        ziologe Colin Crouch, wenn die Arbeit     Jahr 51,9 Milliarden Umsatz mach-
ihnen gebraucht wurde.“ Da hatte man          so überwacht wird, dass jede Leistung     te. Von der Zentrale werden Vorgaben
auch manchmal Zeit, gemeinsam alte            messbar und vergleichbar sein muss.       gemacht, damit die Wachstumsziele
Fotos anzuschauen oder Karten zu              Zeit- und Mengenvorgaben bei Kun-         erreicht werden. Die Vorgaben setzen
spielen, „Das kann man sich heute gar         denkontakten, Vertragsabschlüssen,        Menschen, die die meisten Mitarbei-
nicht mehr vorstellen“, sagt Scherz.          Aufzugswartungen und Patienten.           ter nie zu sehen bekommen - trotzdem
                                              Grundsätzlich ist nichts schlecht da-     bestimmen sie über 8 Stunden ihres
NEGATIVE FOLGEN FÜR DIE                       ran, die Leistung zu messen, aber die     Tages bis ins kleinste Detail.
BERUFSIDENTITÄT                               Frage ist: Wer legt die Leistungspara-
                                              meter fest? Letztlich sind es weder die   Fragt man Roswitha Wiesinger da-
Der Philosoph Robert Pfaller sieht            Beschäftigten, noch die Kunden, son-      nach, was sie von Arbeitszeitverkür-
darin ein allgemeines Phänomen in             dern die Aktionäre und das Manage-        zung hält, ist sie grundsätzlich dafür,
einer Arbeitswelt, die maximal auf Ef-        ment. Die Qualität der Dienstleistung     erklärt aber gleich: „Es wäre alleine
fizienz getrimmt ist: „Nicht weil die         leidet dann unter dem Druck mög-          schon eine massive Arbeitszeitverkür-
Leute faul sind oder nicht arbeiten           lichst hoher Profite und Dividenden.      zung, wenn es bei uns keine Überstun-
wollen. Nein, sie leiden, weil sie bei all                                              den mehr geben würde.“ 50 Stunden
der Hetzerei ihre Arbeit nicht mehr so        KRISENSTIMMUNG, AUCH WENN                 und mehr sind bei den Kundenbetreu-
machen können, wie sie gemacht ge-            DIE UMSÄTZE STIMMEN                       ern und Marketing-Fachleuten bei
hört,“ sagt er im Interview.                                                            Unilever in Österreich keine Selten-
                                              „Bei uns ist permanent Krisenstim-        heit. Die jungen Mitarbeiter, die noch
Wenn die eigene Arbeit in knapp be-           mung, auch wenn die Umsätze stim-         Kraft haben, geben viel, um aufzustei-
messene    Zeitabschnitte   zerhackt          men“, sagt Roswitha Wiesinger vom         gen. Sind sie oben, haben sie sich für
wird, kann man seinen Beruf nicht             Lebensmittelkonzern Unilever. „Wenn       den Betrieb oft verausgabt.

10 – 4 TAGE ARBEIT
NACHGEFRAGT

„RESILIENZTRAININGS“ FÜR
MITARBEITER

Bei Unilever werden jetzt „Resilienz-
trainings“ für Mitarbeiter angeboten,
die unter dem steigenden Arbeits-
druck und der permanenten Umstruk-
turierung leiden. Ein Coaching, um
besser mit den Effizienzanforderun-
gen umgehen zu können. „Das kann
schon helfen, damit ich mich nicht

                                             „IN WIRKLICHKEIT ARBEITEN IMMER
zu sehr reinsteigere“, sagt Wiesin-
ger. „Aber gegen zu viel Arbeit hilft
das nicht“. Auf eine Anfrage bei Uni-
lever zu den Resilienztrainings wurde       WENIGER MITARBEITER IMMER MEHR“
so reagiert: „Leider müssen wir Ihnen
eine Beantwortung Ihrer Fragen aus                       Ilse Fetik ist Betriebsrätin bei der Erste Bank.
Kapazitätsgründen absagen“ - die                                  Sie erzählt aus ihrer Branche.
Personalknappheit scheint auch die
Presseabteilung zu treffen.                 Wie haben sich die Mitarbeiterzahlen     Wie spürt man diesen wachsenden
                                            in der Bankbranche in den letzten 10     Druck konkret?
Die Unilever-Mitarbeiter in Österreich      Jahren verändert?
betreuen unter anderem Großkunden,                                                 Ich bin 1976 eingetreten. Ich habe auf
doch einen Vertreter bekommen die         Vor 10 Jahren arbeiteten rund 80.000     einer Schreibmaschine einen Brief
Kunden nur mehr selten zu Gesicht.        Menschen im Banksektor – heute           verfasst und bis darauf eine Ant-
„Früher sind wir zum Kunden gefah-        sind es um 5.000 weniger. Doch das       wort gekommen ist, ist meist eine
ren, haben dort beraten und Lösungen      ist nur ein Teil der Wahrheit: Vie-      Woche vergangen. Ich konnte mich
gesucht, haben eine Beziehung auf-        le arbeiten in Teilzeit oder befinden    einer Tätigkeit nach der andren wid-
gebaut. Heute muss ich dem Kunden         sich in Vorpensionslösungen – in         men. Heute schreibt man Mails an
den Webshop näher bringen und so          Vollzeitäquivalenten sind es also        hunderte von Leuten, alle erwarten
Zeit sparen“. Oft ist der einzige di-     deutlich weniger.                        sich binnen Sekunden Antworten.
rekte Kontakt von Unilever-Mitarbei-      Gleichzeitig hat sich in der Erste       Man erlebt einen permanenten Auf-
tern mit Käufern erst, wenn es Prob-      Bank Österreich die Zahl der Kunden      gabenwechsel, man erledigt Dinge
leme oder Unzufriedenheit gibt, sonst     wesentlich erhöht, bei einer nahezu      gleichzeitig, man ist ständig Reizen
läuft fast alles elektronisch. „Das ist   gleichbleibenden Anzahl an Kunden-       ausgesetzt, die du entweder bewusst
natürlich belastend und frustrierend.     beratern. Das verdichtet natürlich die   wegdrücken oder verarbeiten musst.
Eigentlich will jeder Außendienst-        Arbeit enorm.                            Das setzt einen massiv unter Druck.
mitarbeiter eine gute Beziehung zum       Kurz gesagt: Immer weniger Mitar-        Da ist es verständlich, dass die Leute
Kunden, aber diese Anerkennung fällt      beiter arbeiten immer mehr.              mehr Freizeit als Ausgleich brauchen.
weg“. Überlastung und gesundheitli-                                                Manche flüchten in eine Auszeit, an-
che Probleme nehmen auch bei Unile-         Was macht das mit den Menschen?        dere werden krank oder wechseln den
ver zu, wie Wiesinger berichtet.                                                   Beruf. Bei uns gibt es einige Modelle
                                          Immer mehr Menschen möchten              zur Arbeitszeitverkürzung, die sehr
Wer viel mehr Arbeit in weniger Zeit      über Umfang, Lage und Verteilung         gut genützt werden. Die Leute kön-
unterbringen muss, will zumindest         ihrer Arbeitszeit selbst bestimmen.      nen ein Baby- oder Pflegesabbatical
selbst entscheiden, wann genau er         Auch weil sie sich durch den massi-      machen, können ihre Gehälter un-
diese Arbeit erledigt. Das hat die Be-    ven Druck immer fremdbestimmter          term Jahr reduzieren und sich damit
triebsrätin der Erste Bank, Ilse Fetik    fühlen.                                  selbst längere Pausen ermöglichen
beobachtet. Der massive Druck und                                                  und so über ihre eigene Arbeitszeit
das hohe Arbeitspensum machen die                                                  freier bestimmen.

                                                                                                            3 TAGE FREI – 11
VERDICHTUNG

                                            © Erste Bank / Daniel Hinterramskogler

              „DER KONKURRENZKAMPF UND PREISKAMPF HABEN
                           VIELES RUINIERT.“
  Wie hat sich die Arbeit in den letzten   ständig nur um Gewinnmaximie-
  10 Jahren verändert?                     rung. Früher konnte man als Mon-
                                           teur freier arbeiten und hatte mehr
Das Management hat einfach die Zeit        Zeit die Kunden zu betreuen. Heute
verkürzt, die eine Aufzugswartung          ist alles sehr knapp und die Bezie-
dauern darf. Vor fünf Jahren durfte        hung zum Kunden mehr eine Zweck-
eine Wartung noch eine Stunde dau-         beziehung.
ern, vor zwei Jahren dann nur mehr
eine dreiviertel Stunde und heute           Was hat sich genau geändert?
müssen wir in einer halben Stun-
de fertig sein. Jetzt macht ein Mon-       Die Hausmeister haben mich früher
teur in 8 Stunden eben nicht mehr 8        vor den Wartungen angerufen, was
Wartungen, sondern 16. Es gibt aber        ich mitnehmen soll zur Wartung:
Konkurrenzfirmen, da haben Mon-            Einen Türgummi oder ein Drahtglas.
teure nur mehr 15 Minuten für eine         Heute fährt man hin, muss für alles
                                                                                     Aufzugstechniker Ossi Rosenitz
Wartung.                                   einen Bericht schreiben, ein Angebot
                                           stellen und einen neuen Termin aus-
  Warum ist das so?                        machen. Alles muss am Handy ein-
                                           getragen und dokumentiert werden.
Der Konkurrenzkampf und Preis-             Da war das Arbeiten früher schon be-
kampf haben vieles ruiniert. Es geht       friedigender.

12 – 4 TAGE ARBEIT
Aber solange das nicht kommt, muss         Früher wurde die Aufzugswartung,
                                          sie als Betriebsrätin durch flexible       Montage und Herstellung in Öster-
                                          Modelle mehr Auszeiten ermöglichen.        reich gemeinsam bilanziert. Es war ein
                                                                                     profitables Geschäft. Doch die Zentra-
                                          Diese Auszeiten sind dringend nötig,       le setzte sich höhere Ziele, trennte die
                                          denn obwohl die Anzahl der Kunden          Produktion von der Montage und War-
                                          bei der Ersten Bank ebenso gestiegen       tung. Am Papier war das Werk plötzlich
                                          ist wie der Umsatz, sind die Mitarbei-     nicht mehr gewinnbringend, 300 Mit-
                                          ter immer weniger geworden. „Das ist       arbeiter verloren ihren Arbeitsplatz.
                                          ganz einfach: Immer weniger Leute          ThyssenKrupp Elevators kümmerte
                                          haben immer mehr Arbeit“, sagt Fe-         sich in Österreich fortan nur noch um
                                          tik. Das bestätigt auch ein Blick in die   die Montage und auch hier wurden
                                          Bilanzen des Konzerns: 2013 baute der      die Gewinnziele erhöht und damit das
                                          Konzern 3.711 Stellen ab. Der Umsatz       Tempo von Rosenitz und seinen Kol-
                                          hat sich seitdem um über zwei Milliar-     legen. Solche Entscheidungen werden
                                          den Euro erhöht, der Gewinn hat sich       heute kaum noch hinterfragt. Es reicht
                                          auf das 24-Fache gesteigert.               nicht gewinnbringend zu arbeiten -
                                                                                     man muss gewinnbringender arbei-
                                          Ossi Rosenitz, Eva Scherz, Roswitha        ten als anderswo. Alles muss schnel-
                                          Wiesinger und Ilse Fetik berichten         ler und effizienter passieren. Dieser
                                          alle Ähnliches. Sie arbeiten in bei-       ständige Optimierungsdruck hat sich
                                          spielhaften Betrieben für ihre Bran-       mittlerweile auch abseits der großen
                                          che. Die Arbeitsverhältnisse sind bei      börsennotierten Konzerne durchge-
Arbeit sehr fremdbestimmt. Um das         ihnen nicht schlechter als in anderen      setzt. Selbst der österreichische So-
auszugleichen, flüchten viele in die      Firmen. Überall gibt es immer weni-        zialstaat blieb nicht verschont. Anders
individuelle   Arbeitszeitverkürzung      ger Zeit, um immer mehr Arbeit zu          lässt es sich nicht erklären, dass eine
- etwa ins Sabbatical, in die Pflege-     erledigen. Wer in Österreich arbeitet,     Pflegerin nur 11 Minuten Zeit hat, um
                                                                                     eine Menschen zu baden.

                 Das ist ganz einfach: Immer weniger Leute
                          haben immer mehr Arbeit.

karenz oder in die Teilzeit. Die Erste    ist heute um rund 30 Prozent produk-
Bank bietet ihren Mitarbeitern vie-       tiver als noch vor 20 Jahren. In einer
le flexible Arbeitszeitmodelle, die       Arbeitsstunde wird also um fast ein
auch gerne in Anspruch genommen           Drittel mehr erledigt als früher - oft
werden, erzählt Fetik. Etwa auch ein      von überarbeiteten, ausgelaugten Be-
Rechtsanspruch auf die 4-Tage Wo-         schäftigten. Trotzdem bleibt die Ar-
che. Über 30 Prozent der Erste Bank-      beitzeit gleich. Das Tempo geben Ma-
Mitarbeiter sind in Teilzeit, Tendenz     nagement und Aktionäre vor. Am Ende
steigend. Allerdings sind all diese Mo-   des Tages wird über das Arbeitsleben
delle mit Gehaltseinbußen verbunden.      vieler anhand von Kennzahlen für we-
Manche können ihre Gehälter wäh-          nige entschieden. Das ThyssenKrupp
rend des Jahres reduzieren und sich       Werk in Gratkorn in der Steiermark
damit selbst längere Pausen ermög-        musste beispielsweise 2009 schlie-
lichen. Fetik wünscht sich „natürlich“    ßen. Dort wurden die Aufzüge gebaut,
eine generelle Arbeitszeitverkürzung      die Rosenitz und seine Kollegen mon-
anstelle von individuellen Lösungen.      tierten. Der Grund für die Schließung:

                                                                                                               3 TAGE FREI – 13
EINE KURZE
    GESCHICHTE DER ARBEIT
                                      2,6 MIO. — 5.000 V. CHR.
    Mit dem Fortschritt mussten
   die Menschen immer weniger
     arbeiten? Das stimmt nicht.
                                           NUR 4 STUNDEN AM TAG
      Erst mit der Industrialisie-   Forscher gehen davon aus, dass in der Alt- und
      rung begann das stete und      Jungsteinzeit die Menschen im Schnitt nur etwa
                                     vier Stunden pro Tag gearbeitet haben. Je nach
   lange Arbeiten. Erst im           klimatischen und saisonalen Bedingungen variierte
    letzten Jahrhundert konnten      der zeitliche Aufwand für die Nahrungsbeschaffung
      die Arbeitszeiten reguliert    zwischen 2 und 6 Stunden täglich.
        und langsam verkürzt
                werden.
                                                      40.000 V. CHR.

                                                       © Griffith University/ Maxime Aubert

                                                     Archäologen haben in einer Höhle in Indonesien antike Gemälde mit Jagdsze-
                                                     nen gefunden. Mit über 40.000 Jahren gelten sie als älteste Höhlenkunst der
                                                     Menschheit und sind vermutlich noch vor den berühmten Höhlenmalereien in
                                                     Spanien und Frankreich entstanden.

                                     STEINZEIT                                                                               1000
                                                                                                                             V. CHR

14 – 4 TAGE ARBEIT
500 V. CHR. — 500 N. CHR.

                                          MUSSE FÜR DIE EINEN
          In der griechischen Antike galt Muße        Muße wird damals nicht als arbeitsfreie
          und Ruhe als erstrebenswertes Ideal,        Zeit verstanden -, Muße ist vielmehr
          im Gegensatz zu körperlicher Arbeit.        erfüllte, mit wichtigen Aufgaben erfüllte
          Letzteres mussten rechtslose Sklaven        Freizeit. Die Muße ist eine Art schöp-
          und als minderwertig betrachtete Hand-      ferischen Aktivität. Das Nichtstun wird
          werker übernehmen. Der Philosoph            nicht verteidigt.
          Aristoteles schrieb dazu:

           „Darum nennen wir alle Handwerke ba-
          nausisch, die den Körper in eine schlech-
          te Verfassung bringen, und ebenso die
          Lohnarbeit. Denn sie machen das Denken
          unruhig und niedrig.“                                             ARBEITSETHIK FÜR
                                                                              DIE ANDEREN
                                                               Im antiken Rom und Griechenland wurde allerdings ge-
                                                               nauso eine hohe Arbeitsmoral gepredigt: Bei den Bauern,
                                                               Tagelöhnern, Sklaven, aber auch bei den kleinbürgerlichen
                                                               Handwerkern und Händlern.

700 V. CHR.                                                                       Die Schule von Athen ist ein Fresko des Malers Raffael,
                                                                                          das dieser allerdings erst 1510 bis 1511 schuf.
»Arbeit macht ja reich die Männer an Herden und Habe.
                                                                                   Im Zentrum des Bildes stehen Platon und Aristoteles.
Fleißige Arbeit macht dich auch den Ewigen werter
Und den Menschen dazu, sie hassen ja müßige Leute.
Arbeit bringt keine Schande, die Faulheit aber bringt
Schande.« Hesiod

ANTIKE
                                0                                                                                           500

                                                                                                                       3 TAGE FREI – 15
„Die Uhr, nicht die
   200 N. CHR. ­— 700 N. CHR.
                                            Dampfmaschine
          ARBEIT IST
        SÜHNELEISTUNG
                                            ist das entscheidende
   Mit der Ausbreitung des christlich-
                                            Gerät der Moderne“
   jüdischen Glaubens wurde ab dem          Historiker Lewis Mumford.
   5. Jahrhundert Arbeit neu bewertet:
   als Sühneleistung für den Sünden-
   fall, weshalb geistige und körperliche
   Arbeit positiv belegt wurden.              500 N. CHR. —
                                                          ­ 1.500 N. CHR.

                                                           ARBEITEN NACH DER SONNE
                                             Bevor es in Europa zur Industriel-     Stunden pro Jahr gelegen sein
                                             len Revolution kam, gab es meist       könnte, gleich oder gar weniger
                                             keine exakte Trennung zwischen         als heute. Das Arbeitstempo war
                                             Arbeits- und Freizeit, denn es         ebenso langsam.
                                             wurde weder nach Arbeitszeit
                                             entlohnt, noch war eine räumli-        Zwar wurden in Benediktiner
                                             che Trennung von Wohn- und Ar-         Klöstern nach dem Leitspruch
                                             beitsort weit verbreitet. Es ging in   „Ora et labora“, Bete und arbeite
                                             erster Linie um den Lebenserhalt       zunehmend Sand-, Sonnen- oder
                                             und nicht um Profitmaximierung.        Wasseruhren verwendet, das
                                             Sekunden und Minuten waren             neue Zeitgefühl und mechanische
                                             nicht messbar, vielmehr orien-         Uhren sollten in den kommenden
                                             tierte man sich an „natürliche         Jahrzehnten jedoch den Alltag
                                             Uhrzeiten“, wie den Sonnenauf-         breiter Bevölkerungsschichten
                                             gang und -untergang. Im Winter         neu bestimmen.
                                             8, im Sommer bis zu 16 Stunden,
                                             wobei aufgrund von Pausen und
                                             vielen Feier- und Festtagen die
                                             Jahresarbeitszeit bei 1.400–2.000

  SPÄT- MITTEL-
  ANTIKE ALTER
                                600                                                                        1500

16 – 4 TAGE ARBEIT
EINE GESCHICHTE DER ARBEIT

 1750 — 1900

                          16 STUNDEN AM TAG
                      85 STUNDEN IN DER WOCHE
 Mit der Ausbreitung großer Fabriksan-      Profit umwandeln. Mitte des 19. Jahr-
 lagen, elektrischem Licht und mecha-       hunderts wurden bis zu 16 Stunden
 nischer Uhren kam die kapitalistische      täglich gearbeitet, bis zu 85 Stunden pro
 Arbeitsweise. Anfang des 19. Jahrhun-      Woche. Die Subsistenzwirtschaft wurde
 derts dehnte sich der Arbeitstag zu-       zunehmend zurückgedrängt. Auch in der
 nehmend aus. Damit wollten die Unter-      Landwirtschaft nahm durch Agrarrefor-
 nehmer das in Maschinen und Fabriken       men und Mechanisierung Produktions-
 investierte Kapital möglichst schnell in   und Nutzenmaximierung zu.

                                                                                        Coalbrookdale by Night. Coalbrookdale
                                                                                        gilt als eine der Geburtsstätten der
                                                                                        industriellen Revolution, da hier der erste
                                                                                        mit Koks gefeuerte Hochofen betrieben wurde.
                                                                                        Ölgemälde von Philipp Jakob Loutherbourg.

INDU-
                                                    1900 BIS HEUTE

                                                                     DIE 40 STUNDEN WOCHE

STRIAL-
                                                    Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurden von den ArbeiterInnen
                                                    schrittweise Arbeitszeitverkürzungen erkämpft:

ISIER-
                                                                 1885 der 11-Stundenarbeitstag
                                                                 1919 der 8-Stundenarbeitstag
                                                                 1959 die 45-Stundenwoche
                                                                 1975 die 40-Stundenwoche.

UNG
                                                    Seitdem gilt in Österreich eine gesetzliche Normalarbeitszeit von 8
                                                    Stunden täglich bzw. 40 Stunden pro Woche. In vielen Fachgewerk-
                                                    schaften konnten seitdem Arbeitszeitverkürzungen auf 38 oder 38,5
                                                    Stunden erzielt werden.

               1800                                                                                 1950

                                                                                                                3 TAGE FREI – 17
DER BLAUE MONTAG

                                               DER
                                              BLAUE
                                             MONTAG
                     Seit dem 14. Jahrhunderts war es im          den, hielten sich viele nicht daran. Erst
                     Handwerk üblich, montags nicht zu ar-        mit der Industriellen Revolution kam es
                     beiten. Nachdem es aufgrund der Pest         endgültig zu einem Ende dieser Tradition.
                     zu einem Arbeitskräftemangel kam, er-        Heute erinnert noch der freie Montag in
                     kämpften die Handwerker statt einer          Museen, bei Friseuren und Gasthäusern
                     Lohnerhöhung eine Arbeitszeitverkür-         daran.
                     zung. Der freie Montag setzte sich in
                     Breslau 1392, 1410 in Prag und neun Jahre    Woher die Redewendung „blauer Mon-
                     später schließlich in Wien durch. Immer      tag“ kommt, ist nicht gesichert. Es exis-
                     wieder wurde er verboten und von Re-         tieren unterschiedliche Hypothesen. Eine
                     gierenden kritisiert. Friedrich der Große    weitverbreitete These ist, dass der Be-
                     schrieb 1783 dazu, „diesen Unfug [abzu-      griff aus dem Färberwesen vom „blau-
                     stellen]“, da dies „Armuth bringet“. Ge-     machen“ entstanden sei. Bei der Blau-
                     sellen hätten „an allen Montagen eben-       färbung werden die Stoffe in einer letzten
                     so fleißig und lange, als in den übrigen     Phase an der Luft getrocknet. Dabei ent-
                     Werktagen zu arbeiten.“ An das kaiserli-     steht durch Oxidation letztlich das Blau.
                     che Verbot hielt sich jedoch nur eine Min-   Weil die Blaufärber in dieser Phase mit
                     derheit.                                     der Arbeit pausieren mussten, wäre aus
                                                                  dem technischen Vorgang des Blauma-
                     In Österreich gab es zeitweise auch einen    chens ein allgemeinsprachlicher Aus-
                     blauen Dienstag, gegen den im auslau-        druck für „Nichtstun“ entstanden. Zu-
                     fenden 18. Jahrhundert ein Verbot erlas-     dem solle Montag der typische Tag für
                     sen wurde. Obwohl den Gesellen Strafen       dieses Blaumachen gewesen sein.
                     drohten und Denunzianten belohnt wur-

18 – 4 TAGE ARBEIT
INTERVIEW

              „ES SOLLTE KEIN CEO DAS 50-FACHE
         EINES NORMALEN ANGESTELLTEN VERDIENEN.“
                                            INTERVIEW MIT ALFONS HAIDER

  Wie wichtig ist Freizeit für Ihren       Arbeiten wir zu viel oder zu wenig?     Bescheid weiß. Aber sicherlich sind
  Erfolg?                                                                          Menschen, in Pflegeberufen, medizi-
                                          Zu viel ist es meistens, wenn die Ar-    nisches Personal, oder auch Kinder-
Natürlich ist ein gesundes Verhältnis     beit keine Freude macht, oder einen      gartenpädagogen für das, was sie leis-
von Arbeit und Freizeit wichtig. Bei      körperlich überanstrengt. Ich habe       ten müssen, unterbezahlt.
mir als Schauspieler und Moderator        das Glück, einen Beruf zu haben, den
habe ich selten eine tägliche Routine -   ich als Berufung und als Geschenk         Welcher Beruf ist Ihrer Meinung nach
meistens wechseln Tage oder Wochen        sehe. Trotzdem sind manche Tage nur       am stärksten überbezahlt?
mit höchster Belastung mit Zeiten         stressig - vom Fototermin zur Pres-
ohne Job. Zeiten, in denen ich meine      sekonferenz, weiter zu eine Theater-     Es wird in verschiedenen Berufen
Batterien wieder aufladen kann und        probe und dazwischen Autogramme          Spitzenverdiener geben, die ein ho-
muss. Ein fixer Bestandteil ist dann      geben. Also bei mir gibt es definitiv    hes Gehalt wirklich verdienen - aber
Sport: während des Lockdown im            beides: zu viel und zu wenig!            es sollte in einem halbwegs gerechten
Frühjahr bin ich täglich meine 8-10 km                                             Verhältnis stehen. Es sollte ein CEO
in Wien durch die Bezirke gegangen.        Welcher Beruf ist Ihrer Meinung nach    eines Unternehmens nicht das 50-fa-
Sonst brauche ich das Fitness Center       am stärksten unterbezahlt?              che eines normalen Angestellten ver-
so notwendig wie Luft zum Atmen. Die                                               dienen.
Bewegung macht meine Kopf frei und        Ich traue mich kein Urteil zu geben,
meinen Körper fit für die Arbeit.         weil ich sicher nicht über alle Berufe
                                          und deren Umstände und Bezahlung

                                                                                                           3 TAGE FREI – 19
2500 Stunden

   2350 Stunden

   2200 Stunden

   2050 Stunden

   1900 Stunden

                       WO WIE VIEL
   1750 Stunden

                       GEARBEITET
   1600 Stunden

                       WIRD.
   1450 Stunden

   1300 Stunden
                       1950

                              1951

                                     1952

                                             1953

                                                    1954

                                                           1955

                                                                  1956

                                                                         1957

                                                                                1958

                                                                                        1959

                                                                                               1960

                                                                                                      1961

                                                                                                              1962

                                                                                                                     1963

                                                                                                                            1964

                                                                                                                                   1965

                                                                                                                                          1966

                                                                                                                                                 1967

                                                                                                                                                         1968

                                                                                                                                                                1969

                                                                                                                                                                       1970

                                                                                                                                                                               1971

                                                                                                                                                                                      1972

                                                                                                                                                                                             1973

                                                                                                                                                                                                    1974

                                                                                                                                                                                                           1975

                                                                                                                                                                                                                  1976

                                                                                                                                                                                                                         1977

                                                                                                                                                                                                                                1978

                                                                                                                                                                                                                                       1979

                                                                                                                                                                                                                                              1980

                                                                                                                                                                                                                                                     1981
ARBEITSSTUNDEN                              Costa Rica                            2212,38                    Irland                                1745,68                    Malaysia                              2238,27
IM JAHR                                     Dänemark                             1400,38                     Island                                1493,37                    Malta                                2040,03
2017                                        Deutschland                           1353,89                    Israel                                1920,61                    Mexico                                     2255
                                            Ecuador                               1701,36                    Italien                               1722,61                    Myanmar                              2437,86
 Argentinien         1691,54                Estland                              1856,68                     Japan                                 1738,36                    Neuseeland                                  1752
 Australien          1731,49                Finnland                             1659,28                     Kambodscha                           2455,55                     Niederlande                           1430,02
 Bangladesch         2232,35                Frankreich                             1514,14                   Kanada                               1696,46                     Nigeria                               1827,24
 Belgien             1544,27                Griechenland                               2016,9                Kolumbien                             1997,75                    Norwegen                               1417,47
 Brasilien           1709,49                Großbritannien                        1670,27                    Kroatien                              1834,93                    Österreich                             1613,05
 Bulgarien           1643,55                Hongkong                              2185,58                    Lettland                                   1874,6                Pakistan                             2096,14
 Chile                 1974                 Indien                                 2117,01                   Litauen                              1844,02                     Peru                                  1932,46
 China               2174,35                Indonesien                           2024,29                     Luxemburg                             1518,86                    Philippinen                           2148,56

20 – 4 TAGE ARBEIT
1982

       1983

              1984

                     1985

                            1986

                                   1987

                                          1988

                                                 1989

                                                        1990

                                                               1991

                                                                      1992

                                                                             1993

                                                                                    1994

                                                                                           1995

                                                                                                  1996

                                                                                                         1997

                                                                                                                1998

                                                                                                                       1999

                                                                                                                              2000

                                                                                                                                     2001

                                                                                                                                            2002

                                                                                                                                                   2003

                                                                                                                                                          2004

                                                                                                                                                                 2005

                                                                                                                                                                        2006

                                                                                                                                                                               2007

                                                                                                                                                                                      2008

                                                                                                                                                                                             2009

                                                                                                                                                                                                    2010

                                                                                                                                                                                                           2011

                                                                                                                                                                                                                  2012

                                                                                                                                                                                                                         2013

                                                                                                                                                                                                                                2014

                                                                                                                                                                                                                                       2015

                                                                                                                                                                                                                                              2016

                                                                                                                                                                                                                                                      2017
                        Polen                                    2028,5               Südkorea                                2063,33              WER AM KÜRZESTEN                                               WER AM LÄNGSTEN
                        Portugal                                1863,17               Taiwan                                  1990,32              ARBEITET TOP 10                                                ARBEITET TOP 10
                        Rumänien                                      1806            Thailand                                2185,45                Deutschland                             1353,89                Kambodscha                               2455,55
                        Russland                                      1974            Tschechien                              1776,16                Dänemark                                1400,38                Myanmar                                  2437,86
                        Schweden                               1609,29                Türkei                                         1832            Norwegen                                1417,47                Mexiko                                   2255,00
                        Schweiz                                1589,68                Ungarn                                  1937,33                Niederlande                             1430,02                Malaysien                                2238,27
                        Singapur                               2237,73                Uruguay                                 1552,35                Island                                  1493,37                Singapur                                 2237,73
                        Slowakei                                1745,23               USA                                     1757,23                Frankreich                              1514,14                Bangladesch                              2232,35
                        Slowenien                              1655,09                Vietnam                                 2169,59                Luxemburg                               1518,86                Costa Rica                               2212,38
                        Spanien                                  1686,5               Zypern                                  1783,52                Belgien                                 1544,27                Südafrika                                2209,09
                        Sri Lanka                              1923,94                                                                               Uruguay                                 1552,35                Hongkong                                 2185,58
                        Südafrika                              2209,09                                                                               Schweiz                                 1589,68                Thailand                                 2185,45

                                                                                                                                                                                                                                                     3 TAGE FREI – 21
SEIT
                   100 JAHREN
                  DIE GLEICHEN
                      LÜGEN
                        ------
                   WIE DIE ÖVP
                    SEIT 1919
                    KÜRZERE
                 ARBEITSZEITEN
22 – 4 TAGE ARBEIT
                  VERHINDERT
Die ÖVP wehrt sich gegen die Arbeitszeitver-
      kürzung – seit über 100 Jahren. Geht es nach den
        Christlichsozialen und den Industriellen-Ver-
        tretern, wäre es nie zu kürzeren Arbeitstagen
        gekommen. Hätten sich Gewerkschaften und
         Arbeitnehmer nicht gegen sie durchgesetzt,
      würden die Menschen in Österreich noch immer
      12, 14 oder gar 16 Stunden am Tag arbeiten – und
                das an sechs Tagen die Woche.

1885 trat der 11-Stunden-Tag      wirken. Trotzdem: Heute wird
mit einer 60-Stunden-Woche        in Österreich soviel gearbei-
an maximal sechs Arbeitsta-       tet, wie kaum in einem ande-
gen in Kraft. In den nächsten     ren Land in Europa – nur in
Jahrzehnten wurde die Nor-        Malta und Zypern wird noch
malarbeitszeit auf 8 Stunden      mehr gearbeitet. 2018 erließ
an fünf Tagen die Woche ge-       die schwarz-blaue Bundesre-
senkt.                            gierung unter Sebastian Kurz
                                  sogar noch eine Arbeitszeit-
Seit 1885 hat sich die Welt       verlängerung: Sie ermöglicht
verändert, auch bei der Arbeit.   eine      60-Stunden-Woche
Die Gegenargumente sind           - die sonst nur in Ausnah-
auch im Jahr 2020 die glei-       men erlaubt war. Hierzulande
chen wie damals.                  werden etwa 260 Millionen
                                  Überstunden geleistet. Pro
IN ÖSTERREICHH WIRD ÜBER-         Jahr. 15 Prozent oder 40 Mio.
DURCHSCHNITTLICH VIEL             Stunden werden davon nicht
GEARBEITET                        bezahlt. Gute Gründe, um
                                  über die Arbeitszeit zu reden.
Seit 45 Jahren ist die gesetz-    Doch es scheitert an der ÖVP.
liche Arbeitszeit in Österreich   Sie ist – wie die letzten hun-
nicht mehr gesenkt wor-           dert Jahren – dagegen - und
den. Trotz stark gestiegener      das mit immer den gleichen
wirtschaftlicher Leistung. In     Argumenten.
manchen Branchen konnten
sich die Arbeitnehmer durch-      Wir haben uns diese Argu-
setzen und in den Kollektiv-      mente angesehen, und einem
verträgen verbesserungen er-      Realitätscheck unterworfen:

                                                                   3 TAGE FREI – 23
LÜGE 1:

           „Es ist nicht der richtige Zeitpunkt!“

Das häufigste Argument der ÖVP gegen eine 4-Tage
Woche ist der Zeitpunkt. Gerade jetzt, in Zeiten der Co-
rona-Krise, könne man wirklich nicht über eine Ver-
kürzung der Arbeitszeit nachdenken, sagen sie. Doch                   „Jetzt ist nicht das richtige Timing,
ein Blick in Parlamentsreden und Wortmeldungen von                    um eine Arbeitszeitverkürzung zu
ÖVP-Politikern aus den letzten 100 Jahren zeigt: Hätten               diskutieren.“
Österreichs Arbeitnehmer auf den Zeitpunkt gewartet,
der für die ÖVP und Unternehmervertreter der richtige                          ÖV P -A R B E I T S M I N I S T E R I N
                                                                               C H R I S T I N E A S C H B AC H E R
für kürzere Arbeitszeiten gewesen wäre, hätten sie heu-
                                                                                          14. Juli 2020
te wohl noch den 12-Stunden-Tag und die 6-Tage-Wo-
che.

ÖVP und Industrielle haben in einem Punkt Recht: Es
gibt keinen naturgegeben Zeitpunkt für eine gesetzliche
Reduktion der Arbeitszeit.

                      Arbeitszeitverkürzungen kündigen sich nicht
                     magisch an, fallen nicht vom Himmel. Fast alle   „Sie wissen selbst, wie schwer uns diese Arbeits-
                     Reduktionen mussten der ÖVP und den Wirt-        zeitverkürzung zumindest in der heutigen
                      schaftsvertretern schwer abgerungen werden      Situation treffen würde.“
                     – mit Demonstrationen, Streiks, Protesten und      ÖVP-ABGEORDNETER KARL MARBERGER
                                  Volksabstimmungen.                            12. Dezember 1968
                                                                               Zur 40-Stundenwoche

24 – 4 TAGE ARBEIT
LÜGE 2:

        Kein Unternehmen bleibt in Österreich
Auch die Drohung, dass Unternehmen                            land nicht mehr die Konkurrenz des
vor kürzeren Arbeitszeiten und „teu-                          Auslandes vertragen, so tritt mit der
reren Arbeitnehmern“ ins Ausland                              Schädigung der Industrie auch eine
fliehen würden, gibt es schon länger                          Schädigung im Verdienst der Arbeiter
als die Globalisierung. Die Abwande-                          ein.“
rungs-Angst ist seit über hundert Jah-                        Dass Unternehmen Österreich nicht
ren ein beliebtes Argument gegen fast                         den Rücken kehren, ist für viele Ex-
jede Verbesserung für Arbeitnehmer.                           perten und Expertinnen klar: Die hohe
Das ist bei der Arbeitszeitverkürzung                         Qualifikation, die gute Infrastruktur
nicht anders.                                                 und hohe Lebensqualität ziehen Fir-
                                                              men seit Jahrzehnten an und bleiben
Dieser Meinung waren nicht nur die                            ein wesentlicher Standortfaktor:                                                     Einer Verkürzung der Arbeitszeit
Vertreter der Wirtschaft, sondern so-                                                                                                              steht der neue Arbeitsminister Martin
gar der Deutsche Kaiser. 1890 war
sich Wilhelm II. sicher, dass besse-
                                                              „In Österreich liegt die Arbeitszeit für
                                                              Vollzeitbeschäftigte im europäischen
                                                                                                                                                   Kocher negativ gegenüber und lehnt
re Arbeitsbedingungen die deutsche                            Spitzenfeld. Im europäischen Ausland                                                 sie mit altbekannten Argumenten ab.
Industrie ruinieren und nicht mehr                            wird fast überall kürzer gearbeitet. Die                                             Eine Arbeitszeitverkürzung „erhöht
konkurrenzfähig mit dem Ausland                               ewige Drohung einer Standortverlage-                                                 die Lohnkosten“ und „wäre schlecht
machen würden: „In wirtschaftlicher
Beziehung ist zu erwägen, dass durch
                                                              rung gehört übrigens zu den übelsten
                                                              Methoden, um die eigenen Interessen
                                                                                                                                                   für den Standort“.
eine zu weitgehende Arbeiter-Schutz-                          auf Kosten der arbeitenden Bevölke-                                                  ÖV P -A R B E I T S M I N I S T E R M A RT I N K O C H E R
gesetzgebung eine unverhältnismäßi-                           rung durchzusetzen“, sagt AK-Wirt-                                                                       14. Jänner 2021
ge Belastung der deutschen Industrie                          schaftsexperte Matthias Schnetzer zu
gegenüber der ausländischen herbei-                           der Diskussion.
geführt und die erstere in dem Wett-
bewerb im Weltverkehr beeinträchtigt                          Die Konkurrenz aus dem Ausland kann
wird. (…) Wird auf dieser Bahn weiter                         man als Argument gegen eine Arbeits-
fortgeschritten, und kann Deutsch-                            zeitverkürzung nicht gelten lassen.

                                                                                                                                                   „Alle weiteren Schritte zur Verkürzung der
                    EXPORTQUOTE                                                                                                                    Arbeitszeit oder die Einführung der Fünftage-
                                                    Einführung der
                                                                                                                                                   woche und so weiter wären – ich bitte das zu
                                                    40-Stunde-Woche                                                                                bedenken! – ein tödlicher Schlag gegen unse-
                    2,5%
                                                                                                                                                   re Fremdenverkehrswirtschaft, die ja – und
                                                                                                                                                   das muß man immer bedenken – in immer
                    2,0%
                                                                                                                                                   schärfer werdendem Konkurrenzkampf mit
                                                                                                                                                   dem Ausland steht.“
                                                                                                                                                      ÖVP-ABGEORDNETER FRANZ DWORAK
                    1,5%                                                                                                                                          14.12.1959
                           60   62   64   66   68   70   72   74   76   78   80   82   84   86   88   90   92   94   96   98   00   02   04   06
                                                                                                                                                             Zur 45-Stundenwoche

                    In Österreich wurde auch nach der Einführung der letzen
                    Arbeitszeitverkürzung mehr exportiert. Die Konkurrenz aus
                    dem Ausland kann als Argument also nicht herhalten.

                                                                                                                                                                                        3 TAGE FREI – 25
LÜGE 3:

                       Woher die Fachkräfte für
                     die offenen Stellen nehmen?

Obwohl Konservative gerne behaupten, eine Arbeitszeit-
reduktion würde „Arbeitsplätze vernichten“, bringen sie
gerne auch das gegenteilige Argument: Dass es nicht genü-
gend qualifizierte Personen gibt, um die neu geschaffenen
Stellen zu besetzen.

Es stimmt: Es gibt in gewissen Sparten in Österreich zu
wenige Fachkräfte – etwa in der Pflege. Daran ändern al-
lerdings lange Arbeitszeiten nichts. Im Gegenteil: Firmen,
die Probleme haben, gut ausgebildete Fachkräfte anzuwer-                      „Das Thema der fehlenden Fachkräfte
ben, setzen seit Jahren auf besser Arbeitsbedingungen um
Fachkräfte zu bekommen und zu halten – auch auf kürzere
                                                                              ist etwas aus dem Fokus gerückt, aber
Arbeitszeiten. Etwa die hochtechnologisierte Chemie- und                      es wird uns wieder einholen.
Stahlindustrie, die zum Teil eine 32-Stunden-Woche hat.                       Worüber ich gar nicht reden will,
Auch der Osttiroler Seifenhersteller „Brüder Unterweger“                      ist eine Arbeitszeitverkürzung.“
tut das:
                                                                                           HARALD MAHRER
                                                                                              4. Juli 2020
                           „Mittlerweile stellt sich heraus, dass nicht nur
                          das Geld allein der ausschlaggebende Punkt ist,
                          um sich irgendwo zu bewerben, sondern durch-
                           aus auch die verfügbare Freizeit“, ist sich Chef
                           Michael Unterweger sicher. „Durch dieses An-
                         gebot finden wir eine ausreichende Zahl an guten
                          Mitarbeitern, vor allem auch höhe qualifizierte
                                            Mitarbeiter.“                     „Wenn man die Arbeitsmarktvorausschauen
                                                                              kennt, so weiß man, daß in Zukunft in erheb-
                                                                              lichem Ausmaß mehr Facharbeiter gebraucht
Auch in der Arbeiterkammer weiß man um solche Bemü-                           werden – und das auch ohne Arbeitszeitver-
hungen: „Branchen wie Tourismus oder Pflege könnten für                       kürzung und ohne Volksbegehren über die
viele an Attraktivität gewinnen, wenn die Arbeitszeit ver-                    Arbeitszeitverkürzung“
kürzt werden würde. Manche Unternehmen werben bei-
                                                                                 ÖVP-ABGEORDNETER ARTHUR MUSSIL
spielsweise schon jetzt mit einer 6. Urlaubswoche nach
                                                                                           26. MÄRZ 1969
einem Jahr Betriebszugehörigkeit, um qualifizierte Fach-
                                                                                        Zur 40-Stundenwoche
kräfte in das Unternehmen zu werben“, erklärt Ökonom
Schnetzer. „Auch wenn zur Lösung des Fachkräftemangels
andere Maßnahmen deutlich wichtiger sind, etwa Investi-
tionen in berufliche Aus- und Weiterbildung.“

26 – 4 TAGE ARBEIT
LÜGE 4:

                      Wer soll das bezahlen?

Für Unternehmen würde es eine un-
leistbare Mehrbelastung darstellen,         Das angekündigten Unternehmer-
wenn für die gleichen Löhne weniger         sterben oder ein Produktionsein-
gearbeitet würde. Eine Kostenexplo-
sion und ein Rückgang der Produktion
                                            bruch lassen sich historisch nicht
wären die Folge – der Untergang aller            belegen – im Gegenteil.
Unternehmen, sind sich ÖVP und In-
                                                                                    „Würde die Arbeitszeitreduktion ab
dustrielle sicher.                         In den vergangenen Jahrzehnten ha-       2020 eingeführt werden, gingen über
                                           ben sich die Unternehmer allerdings      3 Jahre rund 81,3 Mrd. Euro an Wert-
Auch hier zeigt die Geschichte, dass die   einen immer größeren Anteil aus den      schöpfung verloren. Das können wir
Befürchtungen in der Vergangenheit
umsonst waren. Die österreichische
                                           steigenden Erträgen der Firmen ge-
                                           nommen. Die Arbeitnehmer haben
                                                                                    uns nicht leisten.“
Textilindustrie, die sich vehement         immer weniger von dem gesehen, was                    HARALD MAHRER
gegen die Einführung des 11-Stunden-       sie erwirtschaftet haben. Das zeigt                      4. Juli 2020
Tages eingesetzt hat, verarbeitete 1913    sich in der Lohnquote, die langfristig
24 Mal mehr Baumwolle als noch 1841.       gesunken ist und der Gewinnquote,
Von einem Produktionseinbruch auf-         die gleichzeitig gestiegen ist. Wäh-
grund der Arbeitszeitverkürzung 1885       renddessen mussten wir uns anhö-
kann keine Rede sein.                      ren, dass sich Unternehmen arbeit-
                                           nehmerfreundliche Maßnahmen nicht
Noch auffälliger hat sich die ökono-       leisten können.
mische Lage nach der etappenweisen
Einführung der 40-Stunden-Woche            Die Lohnquote ist langfristig gesun-     „Eine Verkürzung der Arbeitszeit um nur eine
1969 entwickelt. Das Wirtschafts-          ken und die Gewinnquote gestiegen.       Stunde bedeutet einen Produktionsausfall von
wachstum der 1970er Jahre mit jähr-        Dabei weiß man, dass kürzere Arbeits-    etwa 7 Mrd. Ein wesentlich verringertes Sozial-
lichen Wachstumsraten von fünf bis         zeiten die Konzentration und Produk-     produkt oder eine verminderte Zuwachsrate
sieben Prozent konnte Österreich bis       tivität der Mitarbeiter fördern. Sie     wären die unausbleiblichen Folgen.“
heute nie wieder erreichen.                reduzieren Arbeitsunfälle und auch
                                           Krankenstände, weil Mitarbeiter sel-            INDUSTRIELLENVEREINIGUNG
                                                                                          1968 gegen die 40-Stunden-Woche
Darüber hinaus wurde ab den 1960er         tener psychisch und körperliche über-
Jahren nicht nur mehr produziert,          lastet sind. Das betont auch AK-Wirt-
auch die Lohnstückkosten haben sich        schaftsexperte Schnetzer, gibt aber zu
in der österreichischen Industrie au-      bedenken:                                „Es ist früher gezeigt worden, daß durch die
ßerordentlich günstig entwickelt. Im                                                Abkürzung der Arbeitszeit von 12 auf 11 Stunden
                                                                                    eine Verminderung der Production um 6 bis
Vergleich zu den anderen Ländern, die
damals schon in der EU waren, ver-
                                             „Eigentlich ist die zentrale Frage     7 Percent eintreten muß. […] Auf eine mittel-
zeichnete Österreich zwischen 1964         weniger, was der Wirtschaft schadet,     große Spinnerei-Unternehmung mit jährlichen
und 1997 jährlich einen Lohnkosten-         sondern was gut für die Menschen        Erzeugungskosten von 200.000 fl. bedeutet
vorsprung von 0,8%.                          ist. Dabei spielen wirtschaftliche     dies eine jährliche Mehrbelastung um vier- bis
                                           Interessen natürlich eine Rolle, aber    sechstausend Gulden.“
                                                 eben nicht ausschließlich“.          VEREIN D. ÖSTERR. BAUMWOLLSPINNER
                                                                                                     1888

                                                                                                                   3 TAGE FREI – 27
LÜGE 5:

               Arbeitszeitverkürzung nicht
                  während einer Krise!
Auch die wirtschaftliche Gesamtlage muss immer wieder als Argument
herhalten, wenn ÖVP und Industrielle Arbeitszeitverkürzungen verhin-
dern wollen. Denn diese sei nur in Zeiten starker Konjunktur möglich.
                                                                            „Als Wirtschaftsministerin spreche ich
Tatsächlich findet in der jetzigen Wirtschaftskrise eine massive Arbeits-
zeitreduktion statt, um Arbeitsplätze zu retten: In Form von Kurzarbeit.
                                                                            mich ganz klar gegen Arbeitszeitver-
„Natürlich ist eine Arbeitszeitverkürzung in Zeiten hohen Produktivi-       kürzung aus, denn die Unternehmen
tätswachstums einfacher, aber gerade die aktuell hohe Arbeitslosigkeit      jetzt zu belasten, wo sie in einer so
verlangt nach innovativen Modellen für eine bessere Verteilung der Er-      schwierigen Phase sind, wäre nur kon-
werbsarbeit zwischen Arbeitsuchenden und Überlasteten“, erläutert
Schnetzer. Und er fügt hinzu: „Genauso wichtig wäre auch eine bessere
                                                                            traproduktiv und würde weder den
Aufteilung der unbezahlten Haus- und Betreuungsarbeit zuhause, die in       Arbeitsplätzen helfen noch den Mit-
der aktuellen Krise deutlich zugenommen hat.“                               arbeiterinnen und Mitarbeitern.“
                                                                                  ÖV P - W I RT S C H A F T S M I N I S T E R I N
                                                                                   M A RG A R E T E S C H R A M B Ö C K
                                                                                               1 4. Juli 2020

                                                                            „Weder eine Arbeitszeitverkürzung noch eine
                                                                            Erhöhung des Mindesturlaubs auf fünf Wochen
                                                                            ist bei anhaltend schwacher Konjunktur den
                                                                            österreichischen Unternehmen zuzumuten.“
                                                                                             FRANZ BURKERT
                                                                                              2. August 1978

                                                                            „Mehr Urlaub, kürzere Arbeitszeit, höherer
                                                                            Lohn werden aus einer Wirtschaft nur heraus-
                                                                            zuholen sein, sei sie privat oder verstaatlicht,
                                                                            wenn diese Wirtschaft blüht. Im letzten aber
                                                                            heißt es doch, zu existieren, konkurrenzfähig zu
                                                                            bleiben, zu leben, und das kann man nur, wenn
                                                                            man arbeitet.“
                                                                                   ÖVP-BUNDESRAT HANS BÜRKLE
                                                                                           15. Mai 1964
                                                                                    Gegen die 40-Stunden-Woche

28 – 4 TAGE ARBEIT
Schreckgespenst Arbeitszeitverkürzung
Die Geschichte zeigt, dass die Argu-      Die Frage ist, wer von diesem Fort-
mente vor allem dazu dienen, Angst zu     schritt profitiert. Spätestens seit den
schüren und jede Verbesserung für Ar-     1990er Jahren hinken die Löhne der
beitnehmer als unmöglich darzustel-       steigenden Produktivität hinterher.
len. Doch der befürchtete Untergang       Es wird zwar schneller, besser und
hat sich nicht bewahrheitet. Die öster-   mehr produziert, aber die Löhne stei-
reichische Volkswirtschaft hat sich in    gen nicht entsprechend mit. Auf der
jedem Fall gut entwickelt, trotz – oder   anderen Seite sieht man, dass sich die
gerade wegen – der historischen Ar-       Eigentümer in den vergangenen Jahr-
beitszeitverkürzungen: Wirtschafts-       zehnten immer mehr aus den Gewin-
wachstum, Exporte und Produktivität       nen sicherten. Es wäre höchste Zeit,
sind über die Jahre stetig gestiegen.     mit einer Arbeitszeitverkürzung eine
Bei der Arbeitsproduktivität liegt Ös-    faire Aufteilung dieses gemeinsam er-
terreich im EU-Schnitt im Spitzenfeld     wirtschafteten Fortschritts zu errei-
vor Industrienationen wie Frankreich,     chen.
Deutschland, Italien oder Großbritan-
nien. Ausschlaggebend dafür sind vor
allem die qualifizierten und motivier-
ten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

                                                                   3 TAGE FREI – 29
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