Endlich hält die Informatik Einzug in die Lehrpläne - SVIA
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1 Editorial Ausgabe 2021 !NTERFACE Martina Vazquez, Präsidentin Gabriel Parriaux, Vizepräsident Endlich hält die Informatik Es gibt viel zu tun! Einzug in die Lehrpläne Erneut blicken wir auf ein, wenn auch pandemiegeprägtes, Die Überarbeitung des Westschweizer Lehrplans im Bereich aktives Geschäftsjahr zurück. In fast allen Kantonen wurde digitale Bildung wurde am 18. März 2021 durch die CIIP die Informatik als obligatorisches Fach eingeführt, nun veröffentlicht (https://www.ciip.ch/News/Le-Plan-detudes- steht die grosse Lehrplanreform vor der Tür. Drei unserer romand-PER-senrichit-de-lEducation-numerique). Sie zeigt SVIA-Vorstandsmitglieder konnten an der Gestaltung eine Aufteilung in drei Bereiche: Medien, Informatik und des Rahmenlehrplans aktiv teilnehmen, in der nächsten Anwendungsmöglichkeiten. Phase sind die Rückmeldungen an die EDK vorgesehen. Dargestellt werden diese als unabhängige Bereiche Die angestrebte Weiterentwicklung der gymnasialen im Dienste der Entwicklung einer Kultur der digitalen Maturität wird grosse Veränderungen bringen. Das obli- Bürgerschaft. gatorische Fach Informatik soll zu einem Grundlagenfach Der SVIA freut sich, dass der Informatikunterricht werden und somit an Bedeutung gewinnen. Auch neue es in der Romandie endlich auf den Lehrplan der Volks- Kombinationen von Schwerpunktfächern sollen ermöglicht schule geschafft hat. Damit zieht die Romandie mit der werden. Von der Aufwertung der Informatik werden alle Deutschschweiz gleich, die im Lehrplan 21 bereits seit Akteurinnen und Akteure an den Gymnasien betroffen einigen Jahren über einen Informatikunterricht verfügt. sein und profitieren können. Das ist eine gute Nachricht für die jungen Generationen. 2021 feiert die Schweiz 50 Jahre Frauenstimmrecht. Inhaltlich ist der Bereich Informatik in vier Teilbereiche Seitdem ist viel passiert. Auch in Bezug auf die Rolle der unterteilt: Informatik und Gesellschaft, Algorithmen und Frau in der Informatik. Es bleibt aber noch immer viel zu Programmierung, Information und Daten sowie schliesslich tun, denn: Informatikerinnen sind sowohl in der Ausbildung Geräte, Systeme und Netzwerke. auf gymnasialer Stufe als auch auf Hochschulebene nach Um einige Beispiele aus dem Lehrplan zu nennen: In wie vor stark untervertreten, ein ähnliches Bild finden wir Zyklus 1 erhalten die Schüler die Gelegenheit, sich mithilfe in der Wirtschaft. Angesichts des Anteils der Studentinnen von Offline-Aktivitäten und Robotik erste Einblicke in den an den FH und Universitäten im Bereich Informatik und Unterricht und das Programm zu verschaffen. In Zyklus 2 der Schülerinnenzahl in den Schwerpunkt- und Ergän- beschäftigen sie sich insbesondere mit dem Betrieb eines zungsfächern ist dies nicht wirklich erstaunlich. Umso Netzwerks, einigen Ver- und Entschlüsselungsmethoden erfreulicher ist es, dass PH-Professorinnen wie Dorit Assaf, sowie der visuellen Programmierung. In Zyklus 3 vertiefen Mareen Przybylla oder Bernadette Spieler für frischen Wind sie ihre Kenntnisse und lernen des Weiteren eine tex sorgen. Auch bezüglich der Informatikbildung erkennen tuelle Programmiersprache. In allen drei Zyklen werden wir immer mehr, dass Frauen speziell gefördert werden schrittweise Fragen rund um die Herausforderungen der müssen. Im Rahmen der Informatik-Olympiade gibt es Informatik in der Gesellschaft angesprochen, beispiels seit diesem Jahr einen rein weiblichen Wettbewerb: die weise die Sicherheit und die massenweise Datenerhebung. European Girls’ Olympiad in Informatics (EGOI). Auch viele Der Lehrplan gibt in Bezug auf die Informatik vor, Hochschulen wirken mit spezifischen Programmen dem dass «der Bereich als fachspezifischer Unterricht zur Mangel an Studentinnen entgegen. digitalen Bildung beiträgt». Es ist zu begrüssen, dass ein Unterrichtsmaterialien oder spannende Biber-Aufgaben solcher Unterricht als eigenständige Disziplin statt nur zu finden, die beide Geschlechter gleich ansprechen, ist als transversales Element betrachtet wird. nach wie vor eine Herausforderung. Doch mit grosser Mehrere Fragen bleiben indes weiterhin offen und Freude stellen wir uns dieser Aufgabe. So haben wir es wecken unsere Aufmerksamkeit.
2 !NTERFACE Editorial (Fortsetzung) Es gibt viel zu tun! Endlich hält die Informatik Einzug in die Lehrpläne geschafft, beim Biber-Wettbewerb im letzten Jahr einen Während die Vermittlung digitaler Bildung im weiteren Teilnehmendenrekord zu erreichen. Und siehe da – auch Sinn in Zyklus 1 als «grösstenteils in die Disziplinen inte für Schülerinnen gab es Erstplatzierungen! griert» dargestellt wird, schreibt der neue Lehrplan vor, Für einen aktiven Verein wie den SVIA sind der Aus- dass «ab Zyklus 2 und in Zyklus 3 ein fachspezifischer tausch zwischen seinen Mitgliedern sowie die Vernetzung Unterricht in digitaler Bildung nach und nach notwendig unabdingbar. So hat der SVIA dieses Jahr verschiedene wird». Im Hinblick auf die fachlichen Inhalte des Unterrichts Webinare lanciert, und es ist uns ein wichtiges Anliegen, ist jedoch unklar, ob er spezifisch die Informatik betreffen ständig neue Projekte zu evaluieren, die für Euch von In- oder alle drei Bereiche Medien, Anwendungsmöglichkeiten teresse sein könnten. und Informatik abdecken wird. Es scheint, dass die Stand- Liebes SVIA-Mitglied, wir wünschen Dir viel Freude beim punkte in den Westschweizer Kantonen sich in diesem Lesen des neuen «Interface» und ermuntern Dich, mit uns Punkt stark unterscheiden. in Kontakt zu treten, falls Du Ideen oder Anregungen für Die Forderung nach Formalisierung der neuen Disziplin neue Projekte hast – sie sind jederzeit sehr willkommen. muss der EDK vorgelegt werden, damit die Bildungs institutionen Abschlüsse für die Lehrtätigkeit in der neuen Martina Vazquez Disziplin ausstellen können. Schliesslich ist die Ausbildung der Lehrpersonen einmal mehr von entscheidender Bedeutung, damit die Reform an den Schulen durchführbar wird. Bei der CIIP arbeitet man derzeit an der Erstellung eines Bezugsrahmens für die digitalen Kompetenzen der Lehrpersonen. Gabriel Parriaux Oktober 2021 Impressum Herausgeber: SVIA / SSIE / SSII 1–2 Editorial Geschäftsstelle 3–4 Fokus Klosbachstrasse 107 Drei Informatik-Professorinnen – drei Fragen 8032 Zürich Gemeinsam für mehr Frauen in der IT www.svia-ssie-ssii.ch 5–6 Der SVIA informiert E-Mail: svia@svia-ssie-ssii.ch Redaktion: Maggie Winter In memoriam Martin Guggisberg Übersetzung: Elsa Pellet Kantonale Lehrpläne Lektorat: Martin Schellenberg Mitglieder kommen zu Wort Druck: K-Production AG, Zürich Giacinto Provenzano, UBS Layout: picnic-terminal.ch 7 Live aus den Projekten Nummer: 2021 Informatik-Biber Auflage: D 500 / F 200 SVIA-Angebote 8 Mitgliedschaft / Ziel und Zweck des SVIA
3 Fokus Drei Informatik-Professorinnen – drei Fragen Im Jahr 2021, in dem die Schweiz den 50. Geburtstag des Frauenstimmrechts feiert, sind auf vielen Ebenen positive Auswirkungen zu mehr Gendergleichberechtigung erkennbar. Der Bildungsbereich hat dabei eine Schlüsselrolle. Dies gilt insbesondere für die Pädagogischen Hochschulen, denn sie prägen die zukünftigen Lehrpersonen und somit die zukünftigen Generationen von Schülerinnen und Schülern. Darum ist es von grosser Bedeutung, dass an Pädagogischen Hochschulen in der Informatik und anderen technisch-naturwissenschaftlichen Fächern Frauen unterrichten. Die Bilanz bezüglich Informatikdidaktik an Schweizer Pädagogischen Hochschulen ist 2021 ausgezeichnet. Wir nutzen die Gelegenheit, mit Dorit Assaf (PH FHNW), Mareen Grillenberger (PH Schwyz) und Bernadette Spieler (PH Zürich) gleich drei Informatikdidaktik-Professorinnen an Schweizer PH vorzustellen, indem wir ihnen anhand von drei Fragen das Wort geben. Dr. Dorit Assaf hat an der Universität Prof. Dr. Mareen Grillenberger leitet die Prof. Dr. Bernadette Spieler ist seit 2021 Zürich Wirtschaftsinformatik studiert und Stiftungsprofessur Informatikdidaktik S1, Professorin für Informatische Bildung an im Gebiet Educational Robotics doktoriert. die gemeinsam von der PH Schwyz, der der PH Zürich. Zuvor leitete sie die Abtei- Nach einem Postdoc an der Tufts University PH Luzern und der Hochschule Luzern – lung Informatikdidaktik an der Universität in Boston war sie an verschiedenen Päd Informatik getragen wird. Sie forscht mit Hildesheim und promovierte 2018 an der agogischen Hochschulen in der Forschung ihrer Arbeitsgruppe unter anderem zu Technischen Universität Graz im Bereich sowie der Lehrer:innenbildung tätig. Ab Physical Computing und zu Informatik Softwareentwicklung. Ihre aktuelle November 2021 leitet sie die Professur kompetenzen in Educational Escape Forschung umfasst E-Learning, Maker- Informatikdidaktik und Medienbildung Games. Education, Game Design, Computational Sek I/II der PH FHNW. Thinking sowie Gender & MINT. 1 Warum haben Sie sich für den Bereich der Informatikdidaktik entschieden? Dorit Assaf: Ich bin von der Informatik Mareen Grillenberger: Ich habe ein starkes Bernadette Spieler: Den wissenschaft zur Robotik und schliesslich über mein Interesse an den fachlichen Inhalten und lichen Ansatz zur Entwicklung neuer Tech- Dissertationsthema Educational Robotics möchte meine Begeisterung an Schülerin- nologien und Konzepte für die Informatik- zur Bildung gekommen. Während meiner nen und Schüler weitergeben. Ich bin davon didaktik finde ich besonders spannend. Forschungszeit lag der Fokus im Bereich überzeugt, dass dies am besten gelingt, Durch meine Erfahrungen in der Informati- Engineering Education, der neben der wenn man flächendeckend guten Infor- schen Bildung, Digitalisierung, Software- Informatik auch Design und Konstruktion matikunterricht anbietet. Die Forschung entwicklung und Genderdiversität möchte umfasst. In der Informatikdidaktik verwen- in der Informatikdidaktik leistet hier einen ich (zukünftige) Lehrpersonen für die Infor- de ich sehr viele Ansätze daraus, wie etwa entscheidenden Beitrag, denn sie macht Er- matik begeistern. Making. Ich liebe die Herausforderung, kenntnisse der Fachwissenschaft Informa- komplexe Sachverhalte zielstufengerecht tik auf vielfältige Weise für Bildungszwecke zu vermitteln und Lernende bei der Umset- zugänglich. zung ihrer Projektideen zu unterstützen.
4 !NTERFACE Welche Visionen/Ziele verfolgen Sie in der Informatikdidaktik, und welche Methoden, Tools, 2 Strategien usw. favorisieren Sie für deren Umsetzung? Dorit Assaf: Primär sollen die Informa- Schulen zu stärken und die Lernenden für Lehr-/Lernmedien, Unterrichtskonzepten tikkompetenzen gemäss den Lehrplänen eine zukünftige Tätigkeit in der Informatik oder -werkzeugen verfügbar zu machen. vermittelt werden. Es gibt in der Informa- zu begeistern. Bernadette Spieler: Mit einem kreativen tikdidaktik sehr unterschiedliche Ansätze Mareen Grillenberger: Ich möchte Infor- und spielerischen Ansatz kann allen der und Sichtweisen auf die Disziplin. Mir ist matik als Schulfach voranbringen, damit Zugang zur Informatik eröffnet und können ein projektorientierter Ansatz wichtig, in Kinder und Jugendliche künftig selbst- Inhalte motivierend vermittelt werden. dem die Lernenden einen interaktiven verständlich informatische Denkweisen, Dabei setze ich auf einen projekt- und Problemlösungsprozess durchlaufen. Die Methoden und Gestaltungsmöglichkeiten schüler:innen zentrierten Unterricht im Sin- Projekte, an denen die Lernenden mög- in ihren Alltag integrieren. Ich halte es für ne des Konstruktionismus. Dies geschieht lichst in Teams zusammenarbeiten, sollen zentral, praxisnahe Forschung im Feld zu zum Beispiel unter Einsatz von analogen interdisziplinär und ergebnisoffen sein verorten und Erkenntnisse sowohl im wis- Informatikaktivitäten mit einem Fokus auf sowie einen Lebensweltbezug haben. Ich senschaftlichen Kontext als auch für Lehr- Computational Thinking (CT) Skills und hoffe, dadurch das Fach Informatik an den personen in Form von empirisch validierten einem fachübergreifenden Ansatz. Ab August 2022 wird Informatik als obligatorisches Fach am Gymnasium eingeführt. Viele 3 Gymnasien respektive Kantone haben diese Einführung schon in die Wege geleitet. Denken Sie, dies könnte bezüglich des niedrigen Frauenanteils in der Informatik eine Trendwende einläuten? Dorit Assaf: Der Vorteil eines obligato- obligatorisches Fach am Gymnasium ist rufe der Zukunft werden weitreichend digital rischen Fachs ist, dass man diejenigen wichtig und richtig, denn es trägt unter und vernetzt sein, und Wissen in Informatik erreicht, die aufgrund von Vorurteilen nie anderem zur Stärkung der Interessen von wird in vielen Bereichen eine fundamentale auf die Idee gekommen wären, Informatik Mädchen und jungen Frauen in diesem Rolle spielen. Eine entsprechende Schulbil- als Fach zu wählen. Wichtig ist jedoch, Bereich bei, die häufig durchaus vorhan- dung als integrierter Bestandteil eines jeden dass die Informatik als eine vielseitige, den sind. Allerdings sollte man zusätzlich Bildungsprogramms ist daher essenziell. interdisziplinäre und kreative Disziplin ver- die Gründe für den Frauenmangel in infor- Wird Informatik zum Beispiel ausschliess- mittelt wird. Im Gymnasium bietet sich die matiknahen Berufen berücksichtigen und lich als Wahlfach angeboten, könnte eine Möglichkeit, Einblicke auf spätere Studien- eine Verbesserung der Arbeitsbedingun- Vorselektion durch die Schüler:innen selbst richtungen und Berufe zu geben, die Infor- gen herbeiführen – wie die Vereinbarkeit oder die Eltern stattfinden, zudem könnten matik mit anderen Disziplinen verbinden, von Familie und Beruf – und das Image Vorurteile verstärkt werden. Informatik als wie zum Beispiel Wirtschaftsinformatik, der Informatik als kreatives, innovatives Pflichtfach gibt allen die Chance, die Kern Neuroinformatik, Robotik, Geoinformatik Forschungs- und Tätigkeitsfeld stärker ideen der Informatik zu erleben. Auf diese usw. Vielleicht können durch diese Verbin- betonen. Weise können auch mehr Frauen motiviert dungen vermehrt Frauen für die Informatik Bernadette Spieler: Der Erwerb von infor- werden, eine tragende Rolle in der Entwick- begeistert werden. matischen Kompetenzen, insbesondere im lung und Forschung neuer Technologien Mareen Grillenberger: Informatik als Programmieren, ist äusserst wichtig. Die Be- einzunehmen. Gemeinsam für mehr Frauen in der IT Im Frühling 2021 wurde das IT-Feuer entfacht! Das IT-Feuer ist Gemeinsam konnten vom 10. Mai bis 11. Juni rund 80 Angebote eine Initiative von 25 Trägerorganisationen und zwei Partner für Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler sowie Schulklassen unternehmen, die im Vorlauf der European Girls' Olympiad in auf der Website platziert werden. 15 beeindruckende Porträts von Informatics (EGOI) die Themen Nachwuchsförderung und Frauen Frauen aus der IT-Branche beweisen, wie vielseitig und spannend in der Informatik ins Zentrum gerückt hat. die Berufsmöglichkeiten sind. Der tiefe Frauenanteil in der ICT ist eine viel diskutierte Tatsache, Neben dem Schulmarketing wurde die Botschaft auch der breiten die es zu ändern gilt. Dafür müssen jedoch die vorhandenen Frauen Öffentlichkeit kommuniziert: sichtbar werden. Wenn Mädchen und junge Frauen sehen, dass an- «Mit Informatik kann ich die Welt von morgen gestalten, und dere Frauen diesen Weg selbstverständlich gegangen sind und ihren diese Welt sollte von allen gleichermassen geprägt werden, Beruf begeistert ausüben, stellt sich die Geschlechterfrage hoffentlich unabhängig von Alter und Geschlecht.» bald nicht mehr. Genau dieses Ziel hat das IT-Feuer schweizweit. Ausserdem bringt es die zahlreichen grossartigen Angebote der IT- Instagram- und LinkedIn-Aktivitäten begleiteten die Initiative, die sich Nachwuchsförderung an einem Punkt zusammen und vernetzt die voraussichtlich aufgrund des positiven Echos von einem einmaligen Akteurinnen und Akteure. Feuer zu einer dauerhaft lodernden Flamme für die Informatik ent- wickeln wird.
5 Der SVIA informiert In memoriam Martin Guggisberg Am 29. Mai 2021 ist unser langjähriges Vorstandsmitglied Jugendlichen jedes Jahr fördern. Martin hat liebend gerne diese Martin Guggisberg von uns gegangen. Mein erster Gedanke war bunte Biberwelt mitgestaltet. Im echten Leben hat es Martin die Erinnerung an ein Gespräch, das Martin und ich vor vielen jedoch immer bevorzugt, keine Dämme, sondern Brücken zu Jahren am Rande einer Vorstandssitzung geführt haben. In jenem bauen. Mit der Kraft seiner Kompetenz, seines Handelns und der Gespräch habe ich Martin erzählt, dass ich bald zum ersten Mal natürlichen Glaubwürdigkeit seiner Person konnte Martin stets, Vater werde – Martin hat damals voller Begeisterung von der wun- auch in kontroversen Diskussionen, Menschen und Positionen derbaren Zeit mit seinen Kindern erzählt. Ich frage mich, warum konstruktiv zusammenführen. genau diese Erinnerung so präsent ist. Wäre es nicht logischer, wenn ich mich zum Beispiel an einen besonderen Austausch über Seit Beginn der Pandemie finden unsere Vorstandssitzungen online Informatik, Schule oder Bildungspolitik erinnern würde? Die Ant- statt. Wir hoffen alle, uns bald wieder im gewohnten Rahmen in wort ist vermutlich, dass zwar die Themen Informatik und Schule Bern zu treffen. Es wird dann auch das erste Mal sein, dass wir unsere Wege zusammengeführt haben, aber die Menschlichkeit, ohne Martin wieder alle zusammenkommen. Und das wird genau die grundlegenden Werte und Prinzipien, die seine Persönlichkeit in dem Raum sein, in welchem Martin und ich uns damals so ausmachten, unsere gemeinsame Zeit viel mehr geprägt haben. begeistert über die Freuden des Vaterseins ausgetauscht haben. Ich werde an ihn denken, auch wenn Martins Stuhl von nun an Martin war eine von seinen Studierenden, Kolleginnen und Kollegen leer sein wird. Seine Grundhaltung und seine Ausstrahlung werden geschätzte und geliebte Lehrperson. Eines seiner Steckenpferde uns immer begleiten. waren wissenschaftliche Simulationen – diese Thematik wäre auch einer seiner Beiträge für die laufende GymInf-Weiterbildung In Erinnerung an Martin, im Namen des Vorstands und der gewesen. Martins grosse Leidenschaft, zumindest im Kontext Geschäftsstelle, des SVIA, galt unbestritten dem Informatik-Biber. Die kleinen Biber in unserem Wettbewerb bauen virtuelle und konzeptionelle Staudämme, die die Kreativität und das Talent von Kindern und Giovanni Serafini Michelle Schär Anna Flurina Kälin «Ich finde, Frauen «Ich möchte braucht es in jedem die Welt von morgen Beruf.» prägen.» Georgette Weingärtner Yasmine Antille «Mir hat nie jemand «Alle, die viel Zeit in ihr gesagt, wie kreativ Fachgebiet investieren die Informatik ist.» und sich gut auskennen, sind doch Nerds ihrer Gebiete, oder?» www.it-feuer.ch
6 !NTERFACE Samuel Vannay, Lehrer am Lycée-Collège des Creusets Kantonale Die Westschweizer Kantone führen derzeit das Pflichtfach Informatik ein, indem sie in vollem Umfang von ihrer Autonomie Lehrpläne Gebrauch machen. Am Interkantonalen Gymnasium der • Zeitplan: in drei oder vier Unterrichts gen und Informatik unterrichten möchten, Region Broye soll es bereits seit 2005 einheiten verteilt auf zwei oder sogar wurde der Kurs GymInf eingeführt. Die einen derartigen Kurs geben, und es gab drei Jahre, mit Bestandteilen in Form Teilnahmebedingungen variieren je nach keinerlei Probleme, diesen an die neuen einer «offenen» (fächer- und klassenüber- Kanton. Der Überblick wäre jedoch nicht Anforderungen anzupassen. Die Kantone greifenden) Woche in Genf oder von vollständig, ohne an eine Besonderheit Freiburg und Bern haben bereits ihre Fernunterricht in der Waadt; unserer Disziplin zu erinnern: Unser Zeit- beiden Schuljahre ausgearbeitet und das • Aufteilung der Theorie- und Laborstun- plan wird bestimmt durch den des Projekts Wallis sein erstes. Jura, Neuenburg und den: halb/halb im Wallis, zwei Drittel/ein «Weiterentwicklung der gymnasialen Genf beginnen im August mit der Ausbil- Drittel in Freiburg, vollständig im Labor Maturität» der EDK (https://matu2023.ch). dung ihrer ersten Schülerinnen und Schüler. in Genf; Die neuen Reglemente und Rahmenlehr- Der Kanton Waadt lancierte im August ein • Teilnehmerzahlen im Labor: am GYB pläne werden veröffentlicht, obwohl das Pilotprojekt, das ab August 2022 auf sämtli- in Vollbesetzung, höchstens 16 Teilneh- Pflichtfach Informatik noch kaum einge- che Klassen ausgeweitet wird. mende in Genf, anderswo in geteilter führt sein wird. Im Grunde bedeutet dies Lehrpläne finden Sie auf unserer Klasse, jedoch nicht zwingend das ganze die Überarbeitung der kantonalen Lehr- Website. Daraus ergibt sich ein Konsens Jahr über; pläne und die Anpassung der Lehrmittel. hinsichtlich der Grundlagen: Algorithmen, • Laborausstattung: alles im Computer- Mögen Sie in interessanten Zeiten leben Programmierung, Informationskodierung, zimmer, alles BYOD oder ein Mix aus und Ihr Lächeln nicht verlieren! Information und Gesellschaft, Architektur beidem. usw. Es ist bedauerlich, dass einige Kantone Lehrpläne CAS die Anwendung und die Wissenschaft der Was die für die Lehrpersonen erforderliche Informatik immer noch verwechseln und Ausbildung betrifft, bestehen erhebliche den bereits dichten Programmen noch Unterschiede. Manche Kantone akzeptieren Administratives beifügen. ein einfaches CAS, während von der EDK Die interkantonalen Unterschiede ein Masterabschluss verlangt wird. Für die treten insbesondere bei der Umsetzung Lehrpersonen anderer Disziplinen, die ihre der kantonalen Lehrpläne zutage: Studienleistungen (ECTS) vervollständi- Mitglieder kommen zu Wort Wieso sind Informatikerinnen wichtig für die Wirtschaft, oder was verändert sich durch mehr Frauen in der Informatik? «Bei UBS setzen wir uns stark für Gleichstellung, Vielfalt und Integration ein, da dies für den Einbezug von unterschiedlichen Perspektiven entscheidend ist. Eine strate- gische Priorität besteht darin, ein für Frauen förderndes Umfeld zu schaffen, in dem sie in unseren Teams Erfolg haben. Damit positionieren wir uns nicht nur als Arbeit- geber der Wahl für Toptalente, sondern es verschafft uns auch führendes technologi- sches Know-how. In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass rund ein Viertel unserer globalen IT-Belegschaft Frauen sind und dass im vergangenen Jahr ein Drittel unserer Neuanstellungen sowie Beförderungen weiblich waren. Indem wir Geschlechtervielfalt Giacinto Provenzano in unseren Teams fördern, schaffen wir ein Umfeld, in dem Engineering, Diversität, Managing Director, Leiter Entwicklung Zusammenarbeit und Gemeinschaft im Vordergrund stehen. Und wir sind überzeugt, für die schweizerische und internationale dass uns eine solche integrative Kultur bei der Entwicklung innovativer Technologie Vermögensverwaltung von UBS und für lösungen für unsere Kunden und Kundinnen unterstützt.» UBS Schweiz.
7 Live aus den Projekten Alle Jahre Biber! Teilnehmende 35 000 Dr. Nora Escherle, SVIA-Geschäftsstelle 30 000 Bereits zum zwölften Mal findet diesen 25 000 November der Informatik-Biber-Wettbe- werb statt. Seit seiner ersten Durchfüh- 20 000 rung 2010 stiegen die Teilnehmerzahlen 15 000 stetig und erreichten 2020 einen ein- drücklichen Höhepunkt mit fast 31 000 10 000 teilnehmenden Schülerinnen und Schülern 5 000 schweizweit. 0 Ein spezielles Highlight im Biber-Jahr 2021 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 war die Durchführung des Wettbewerbs «The Mystery of BEBRA» vom 31. Mai bis universitaria professionale della Svizzera dafür, dass sich Personen über die Grenzen zum 16. Juni im Rahmen der IT-Feuer- italiana (SUPSI) mit ihren Vertreterinnen verschiedener Bildungsinstitutionen, Initiative. Über 400 Schüler:innen im Alter und Vertretern zentral an der Projekt Regionen und Landessprachen hinweg zwischen 10 und 12 Jahren rätselten in koordination im Leitungsgremium. Ab erfolgreich für ein gemeinsames Ziel ein- der ganzen Schweiz über Aufgaben mit Herbst 2021 wird neu auch die PH Zürich setzen können: das Interesse an Informatik Informatikpionierinnen. Die Teilnehmen- durch Prof. Bernadette Spieler im Leitungs- in möglichst viele Schweizer Klassen den erhielten nicht nur einen kleinen, aber gremium vertreten sein. zimmer zu bringen. feinen Einblick in die magische Welt der Der Biber ist eine gesamtschweizerische Informatik, sondern erfuhren auch, welch Erfolgsgeschichte im Bereich Informati- Vom 8. bis 19. November 2021 heisst es wichtige Rolle Frauen in der Informatik seit sche Bildung und eines der wichtigsten wieder «mitbibern»! Seien auch Sie dabei, Beginn innehatten. Projekte des SVIA. Der Erfolg des Bibers wenn wir zur Förderung der Informati- Die 2020 erfolgte Umstrukturierung beweist, dass Lehrpersonen, Kinder und schen Bildung gemeinsam um die Wette verlief erfolgreich. Weiterhin beteiligen Jugendliche, egal, welchen Alters, quer knobeln! sich die ETH Zürich, die Haute École durch alle Schulstufen sich für die Infor- Pédagogique Vaud (HEP) sowie die Scuola matik begeistern lassen. Und er ist Beleg www.informatik-biber.ch SVIA-Angebote Projekte und Events Aus- und Weiterbildung Der SVIA unterstützt und organisiert diverse Der SVIA versteht sich als Angebotsplattform für Projekte und Events. interessierte Lehrpersonen. Unterrichtsmaterialien Kantonale Lehrpläne Der SVIA fördert Informatikprojekte für den Kantonale Lehrpläne der Schweizer Kantons- und Unterricht. Mittelschulen. Weitere Informationen Angebote Mitglied werden
8 !NTERFACE Mitgliedschaft Eine Kollektivmitgliedschaft beim SVIA ist für Schulen attraktiv! • Wir vertreten Ihre Interessen und Anliegen auf bildungspolitischer Ebene und fördern das öffentliche Bewusstsein für die Bedeutung der Informatik in der Allgemeinbildung. • Ihre Lehrpersonen profitieren persönlich und fachlich von unserem Netzwerk. • Sie werden über unsere Veranstaltungen informiert und können gratis daran teilnehmen: Informatik-Biber, Niklaus Wirth Young Talent Computer Science Award und edu-i-day. • Wir informieren Sie auf unserer Website (https://svia-ssie-ssii.ch) über Angebote, Unterrichtsmaterialien, Weiterbildungen und Entwicklungen im Bereich Informatik in der Schule. svia-ssie-ssii.ch/de/mitglieder/ Ziel und Zweck Dienstleistungen des SVIA Der SVIA für Informatik Der SVIA für Öffentlichkeit, lehrpersonen Bildungspolitik und Wirtschaft Der SVIA ... • engagiert sich für den stufen gerechten Informatikunterricht auf allen Schulstufen (Primar- Ihr Interessenverband. schule, Sek I, Sek II); • Wir vertreten Ihre Interessen und • unterstützt die Umsetzung Anliegen auf bildungspolitischer Ebene. Wir fördern ein breites öffentliches des obligatorischen Fachs Bewusstsein zur Bedeutung der Informatik in der Allgemeinbildung. Informatik; Ihr Ansprechpartner. • fordert eine zeitgemässe Ihr Netzwerk. • Wir mischen uns in den bildungs politischen Dialog ein, um Informatik- und fundierte Ausbildung • Wir bieten Ihnen ein persönliches und unterricht auf allen Schulstufen für Lehrpersonen an den fachliches Netzwerk. umzusetzen. • Wir organisieren Veranstaltungen, an • Wir beziehen Position für die Aus- Pädagogischen Hochschulen; denen Sie Ihr fachliches Wissen und und Weiterbildung von Informatik- Ihre pädagogischen Kompetenzen lehrpersonen. • sensibilisiert Politik und erweitern können. Allgemeinheit für die Bedeutung • Wir integrieren alle relevanten Akteure aus Lehre, Wissenschaft und Praxis. Ihr Nachwuchsförderer. der Informatik und der Digital • Wir engagieren uns für einen fundierten Literacy in der Gesellschaft. Ihr Projektträger. und nachhaltigen Informatikunterricht. • Wir erhöhen Ihre Sichtbarkeit in den • Wir organisieren den Wettbewerb Schulen. Informatik-Biber. • Wir unterstützen den Niklaus Wirth Im Fokus des SVIA liegt in erster Young Talent Computer Science Award. Ihre Plattform. • Wir fördern die Finanzierung innovati- Linie die Informatik als Wissen- ver Informatikprojekte für die Schule. • Wir fördern die Kooperation mit Akteuren im Umfeld von MINT. schaft und in zweiter Linie die • Wir pflegen Kontakte zu ICT und ICT-Anwendungskompetenz als Ihr Informationsportal. Medienbildung. • Wir informieren unsere Mitglieder über • Plattform «Informatik entdecken». vierte Kulturtechnik. Die Medien- die vielfältigen Angebote, Unterrichts- • Vereinszeitschrift «Interface». bildung ist kein Tätigkeitsfeld des materialien und Entwicklungen im Bereich Informatik in der Schule auf SVIA. verschiedenen Kanälen. • Newsletter «Fit in IT». • Plattform «Informatik entdecken». • Vereinszeitschrift «Interface».
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