Epidemiologisches Bulletin 3 2022 - RKI

 
WEITER LESEN
AKTUELLE DATEN UND INFORMATIONEN
                  ZU INFEKTIONSKRANKHEITEN UND PUBLIC HEALTH

   3 Epidemiologisches
2022 Bulletin
20. Januar 2022

                  Weltlepratag | STIKO: 17. Aktualisierung
                  der COVID-19-Impfempfehlung |
                  SARS-CoV-2-Ausbrüche in Kitas
Epidemiologisches Bulletin           3 | 2022       20. Januar 2022                                                       2

  Inhalt

  Lepra 2022 – Vereint für die Würde von Leprabetroffenen eintreten                                                           3
  Der diesjährige internationale Weltlepratag steht unter dem Motto „United for Dignity“ und ruft dazu auf,
  ­gemeinsam die Würde Leprabetroffener, von denen viele nach wie vor unter krankheitsbedingter Stigmatisie-
   rung und Diskriminierung leiden, zu achten.

  Beschluss der STIKO zur 17. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung                                                      7
  Die STIKO empfiehlt in der 17. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung die Auffrischimpfung für
  12 – 17-Jährige mit dem mRNA-Impfstoff Comirnaty sowie die Optimierung der Grund­immunisierung mit
  einem mRNA-Impfstoff nach vorausgegangener Impfung mit der COVID-19 Vaccine Janssen.

  Wissenschaftliche Begründung der STIKO zur Empfehlung der COVID-19-Auffrischimpfung von
  12 – 17-Jährigen mit einem mRNA-Impfstoff                                                                                   21
  Die STIKO entscheidet sich in Anbetracht stark ansteigender Fallzahlen durch Omikron-Infektionen und be-
  fürchteter Konsequenzen für das Gesundheitssystem dazu, ihre Impfempfehlung für 12 – 17-Jährige anzupassen.

  Wissenschaftliche Begründung der STIKO zur Empfehlung der Optimierung der Grundimmunisierung
  nach 1-maliger Gabe von COVID-19 Vaccine Janssen und zur Auffrischung mit einer 3. Impfstoffdosis 32
  Die STIKO empfiehlt allen 1-malig mit der COVID-19 Vaccine Janssen geimpften Personen zur Optimierung
  ihrer Grundimmunisierung eine zusätzliche Impfung mit einem mRNA-Impfstoff sowie eine Auffrischimp-
  fung, wiederum mit einem mRNA-Impfstoff.

  Meldedaten und KiTa-Register ergänzen sich in der Bewertung von SARS-CoV-2-Ausbrüchen                                       42
  Im vorliegenden Beitrag wurden SARS-CoV-2-Ausbrüche in Kitas anhand der Daten aus zwei verschiedenen
  Systemen (IfSG-Meldedaten und KiTa-Register) untersucht.

  Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten: 2. Woche 2022                                                    52

  Impressum
  Herausgeber                                                      Allgemeine Hinweise/Nachdruck
  Robert Koch-Institut                                             Die Ausgaben ab 1996 stehen im Internet zur Verfügung:
  Nordufer 20, 13353 Berlin                                        www.rki.de/epidbull
  Telefon: 030 18754 – 0
  E-Mail: EpiBull@rki.de                                           Inhalte externer Beiträge spiegeln nicht notwendigerweise
                                                                   die Meinung des Robert Koch-Instituts wider.
  Redaktion
  Dr. med. Jamela Seedat                                           Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons
  Dr. med. Maren Winkler, Heide Monning (Vertretung)               Namensnennung 4.0 International Lizenz.

  Redaktionsassistenz
  Nadja Harendt
  Claudia Paape, Judith Petschelt (Vertretung)
                                                                   ISSN 2569-5266

         Das Robert Koch-Institut ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit.
Epidemiologisches Bulletin      3 | 2022      20. Januar 2022                                               3

  Lepra 2022 –
  Vereint für die Würde von Leprabetroffenen eintreten

  Der diesjährige internationale Weltlepratag am            Die globale Leprastrategie 2021 – 2030
  30.  Januar steht unter dem Motto United for Dignity      der WHO – Towards Zero Leprosy
  (Vereint für Würde). Er ruft dazu auf, die Würde          Trotz einiger Erfolge der globalen Triple Zero-
  Lepra­betroffener gemeinsam zu achten und ver-            Leprastrategie 2016 – 2020 der Weltgesundheits­
  deutlicht, dass Leprabetroffene nach wie vor unter        organisation (WHO),4 ist vor allem das dritte Ziel
  krankheitsbedingter Stigmatisierung und Diskrimi-         (In keinem Land sollen Lepraerkrankte durch Gesetze
  nierung leiden.                                           diskriminiert werden) durch die fortbestehende Exis-
                                                            tenz von mehr als 120 diskriminierenden Gesetzen
                                                            in über 20 Ländern deutlich verfehlt worden. Die
  Lepraassoziierte Stigmatisierung und                      neue globale Leprastrategie 2021 – 2030 der WHO5
  Diskriminierung – historisch verwurzelt                   nimmt sich unter anderem diesem Problem an, in-
  und dennoch aktuell                                       dem die Grundsätze und Leitlinien zur Beseitigung
  Für Jahrtausende hielt man Lepra für einen Fluch          der Diskriminierung angepasst wurden. Neben der
  der Götter, eine Bestrafung der Sünden oder eine          intensiveren Einbindung von Organisationen und
  Erbkrankheit. Seit dem Zeitalter des alten Ägypten        Netzwerken von Leprabetroffenen, wurden auch
  wird Lepra mit verstörenden Bildern von kranken           Maßnahmen sowie Prozesse zur Verringerung und
  und entstellten Körpern verbunden. Der Begriff            Überwachung der leprabedingten Stigmatisierung
  ­Lepra wurde so sehr stigmatisiert, dass er zum Sy­       in den Gemeinden weiterentwickelt.
   nonym für Ausgrenzung, soziale Isolation und die
   Verdammung zu einem Leben am Rande der Ge-               Der Abbau von Stigmatisierung und Vorurteilen ist
   sellschaft wurde. Aus diesem Grund wird vielerorts       wichtig, um die Früherkennung von Lepra in den
   bevorzugt von Hansen-Krankheit (nach dem Ent­            Gemeinden sowie die Akzeptanz der Diagnosestel-
   decker Armauer Hansen)1 anstelle von Lepra ge-           lung und Einhaltung des Behandlungsprogramms
   sprochen.                                                zu fördern. Dies sind zentrale Voraussetzungen, um
                                                            das übergeordnete Ziel der Leprastrategie, die Elimi­
  Betroffene in vielen Ländern erleben heutzutage           nierung der Lepra im Sinne der Übertragungsunter­
  weiterhin soziale Ausgrenzung, Einkommensver-             brechung, zu erreichen. Hierzu werden die folgen-
  luste, eingeschränkten Zugang zu medizinischer            den vier spezifischen Ziele angestrebt:
  Versorgung und Bildung sowie ein vermindertes             1. 120 Länder ohne neue Leprafälle
  psychisches Wohlbefinden.2 Auch den Betroffenen,          2. 70 % Reduktion der jährlich neu detektierten
  die keine sichtbaren Leprabeeinträchtigungen auf-              Leprafallzahlen
  weisen, widerfährt gesellschaftliche Stigmatisie-         3. 90 % Verringerung der Rate der neuen Fälle mit
  rung und Diskriminierung.                                      Grad-2-Behinderung pro Million Einwohner
                                                            4. 90 % Verringerung der Zahl der neu an Lepra
  Entsprechend stellen die sozialen, emotionalen und             erkrankten Kinder pro Million Kinder
  wirtschaftlichen Auswirkungen der Lepra häufig
  eine größere Belastung dar als die Krankheit selbst.      Im Fokus der Strategie stehen sowohl hoch- als
  Laut der Internationalen Vereinigung der Lepra-           auch niedrigendemische Länder für die Lepra. Mit-
  Hilfswerke (ILEP) leiden heute bis zu fünf Millio­        tels verbesserter lokal-disaggregierter Datenauswer-
  nen Menschen unter den Folgen der Stigmatisie-            tungen sollen Infektionsherde identifiziert und die
  rung und Diskriminierung, die bis in den Selbst-          Lepraübertragung mit gezielten Interventionen effi-
  mord führen können.3                                      zienter und effektiver reduziert werden. Maßnah-
Epidemiologisches Bulletin       3 | 2022        20. Januar 2022                                               4

  men wie die Postexpositionsprophylaxe (PEP)6,7 so-           Die Pandemie hat folglich zu noch mehr versteck­
  wie die aktive Fallfindung werden in den Vorder-             ten Leprafällen in den Gemeinden geführt. Lepra­
  grund gerückt und innovative Ansätze zur Errei-              erkrankte, die nicht aufgefunden, diagnostiziert
  chung von Zero Leprosy gefördert. Entscheidend               und behandelt werden, weisen ein deutlich höheres
  baut die globale Leprastrategie auf der Teilhabe und         Risiko für schwere Krankheitsverläufe und die Ent-
  Verantwortung durch die nationalen Lepraprogram-             stehung von bleibenden Behinderungen auf und
  me auf (Country Ownership), um die globalen Ziel-            übertragen die Infektion in ihrem Umfeld – ein er-
  setzungen durch kontext-spezifische Maßnahmen-               hebliches Risiko auch für Kinder sowie besonders
  kataloge zu realisieren.                                     vulnerable Populationen. Hinzu kommen die dras-
                                                               tischen sozio-ökonomischen Auswirkungen durch
                                                               eine schwere Erkrankung, insbesondere für die be-
  Wie steht es um Lepra in Anbetracht                          reits in ärmlichen Verhältnissen lebenden Familien.
  der weltweiten COVID-19-Pandemie?
  Der WHO-Leprabericht für das Jahr 20208 hat ver-             Aufgrund der langen Übertragungszeit und der
  deutlicht, was aufgrund der Coronavirus Disease              langsamen Krankheitsentwicklung werden die tat-
  2019-(COVID-19-)Pandemie bereits befürchtet wur-             sächlichen Konsequenzen der COVID-19-Pandemie
  de: Im Jahr 2020 wurden im Vergleich zum Vorjahr             auf die globale Leprasituation und das Schicksal der
  mit 127.396 Fällen deutlich weniger neue Lepraer-            von Lepra Betroffenen erst in einigen Jahren erfass-
  krankte (–37.1 %) diagnostiziert; auch die registrierte      bar sein (wie z. B. ein deutlicher Anstieg von
  Prävalenz sank um 27,7 % im Vergleich zu 2019.               Grad-2-Behinderungen).

  Einen besonders starken Rückgang von 43,1 % hat              Auch die Weiterentwicklung des Lepra-Impfstoffes
  Indien verzeichnet – das Land mit den global höchs-          (LepVaX)10 musste aufgrund von Prioritäten zur Be-
  ten absoluten Leprafallzahlen. Weltweit wurden im            kämpfung des Severe Acute Respiratory Syndrome
  Jahr 2020 8.629 Kinder neu mit Lepra diagnosti-              Coronavirus Type 2 (SARS-CoV-2) in den Hinter-
  ziert (= 6,8 % aller neuen Fälle), ein Rückgang im           grund rücken, denn die für 2021 geplanten medizi-
  Vergleich zum Vorjahr (7,4 % aller neuen Fälle). Be-         nischen Standorte zur Lepra-Impfstoffforschung
  stehende Grad-2-Behinderungen zum Zeitpunkt                  wurden zur COVID-19-Impfstoffforschung genutzt.
  der Diagnose wurden 2020 7.198-mal detektiert, ein           Nachdem somit in kürzester Zeit mehrere wirksa-
  Rückgang von 33,5 % im Vergleich zu 2019.                    me und essenziell wichtige Impfstoffe gegen
                                                               ­COVID-19 existieren, wird bis heute weiterhin auf
  Diese Daten sind jedoch nicht auf epidemiologische            einen wirksamen Impfstoff gegen eine der ältesten
  Entwicklungen, sondern auf operationelle Negativ­             Krankheiten der Menschheit gewartet.
  einflüsse durch die Pandemie zurückzuführen. Es
  ist alarmierend, wie die Lepradienste durch die Pan­
  demie in den Hintergrund gerückt sind – von der              Positive Entwicklungen im Jahr 2021
  Einstellung gemeindebasierter Aktivitäten wie der            Trotz oder u. a. auch wegen der COVID-19-Pande-
  aktiven Fallsuche und Kontaktverfolgung, bis hin zu          mie gibt es aber auch Positives zu verzeichnen. So
  drastischen Multi-Drug-Therapie-(MDT-)9 Versor-              wurden viele Fortschritte im Bereich der Digitalisie­
  gungsengpässen in vielen Ländern, Umwidmungen                rung erzielt. Diese reichen von digitalen Gesund-
  von Gesundheitspersonal oder gar gesamten Klini-             heitsinitiativen für die Diagnose und Überweisung
  ken zum Zwecke der COVID-19-Versorgung und                   von Patientinnen und Patienten (z. B. Apps),11 über
  verminderter Lepra-Aufmerksamkeit durch die lo-              Schulungen von Personal (E-Learning)12,13 bis hin zu
  kalen Gesundheitsbehörden. Dies zeigt sich auch              neu angewandten Tools zur breiteren Gesundheits-
  darin, dass 2020 im Vergleich zu 2019 deutlich we-           aufklärung und Reduktion von Stigmatisierung
  niger Länder überhaupt Lepradaten an die WHO ge-             (Audiopedia).14,15
  meldet haben (n = 127 vs. n = 160).
                                                               Auch die verbesserten Wasser-, Sanitärversorgung
                                                               und Hygiene-(WASH-)Praktiken zur Eindämmung
Epidemiologisches Bulletin      3 | 2022       20. Januar 2022                                            5

  von SARS-CoV-2 werden sich positiv auf Lepra aus-          form zur Vernetzung und des voneinander Lernens.
  wirken. Denn einfache Hygienemaßnahmen wie                 Eine wichtige Möglichkeit, um durch gemeinsame
  die verbesserte Selbstpflege gelten als effizient und      und intensive Anstrengungen die Zielsetzungen
  effektiv, um das Risiko für die Entstehung von Be-         der Leprastrategie und somit ein würdevolles Leben
  hinderungen zu reduzieren.16,17                            ohne Ausgrenzung und Diskriminierung für Lepra-
                                                             betroffene zu erreichen.
  Die offengelegte Fragilität der Gesundheitssysteme
  in vielen Ländern, besonders im Hinblick auf die
  Basisgesundheitsversorgung, fordert eine ganzheit-
  liche und krisenresilientere Stärkung der Gesund-
  heitssysteme. Auch wenn dies vielerorts mit massi-
  ven und langfristigen Bemühungen einhergehen
  muss, wird es ebenfalls einer verbesserten Lepra­
  versorgung zugutekommen.

  Die seit 2018 von der WHO empfohlene PEP18 wird
  von einer zunehmenden Anzahl von Ländern neu
  initiiert oder implementiert. In vielen länderspezi-
  fischen Strategien findet sich PEP als wichtiges In-
  strument, welches auf eine zunehmende Akzep-
  tanz und Umsetzung als zukünftige Routinemaß-
  nahme schließen lässt.

  Die ambitionierten Ziele der globalen Leprastrate-
  gie sind nur mit vereinten Kräften zu schaffen. Ein
  wegweisender Schritt zur Koordination und Be-
  schleunigung der globalen Leprabemühungen ist
  die 2018 gegründete Global Partnership for Zero
  ­Leprosy (GPZL),19 die aus Vertreterinnen und Ver-
   tretern von Nichtregierungsorganisationen, Lepra-
   Nationalprogrammen, Geberinnen und Gebern,
   Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Orga-
   nisationen von Leprabetroffenen, des Privatsektors
   sowie des Globalen Lepraprogramms der WHO (als
   Beobachtende) besteht. Die GPZL fördert und un-
   terstützt die Umsetzung der globalen Leprastrategie
   der WHO, hat bislang sieben Länder (Nepal, Marok-
   ko, Ghana, Elfenbeinküste, Uganda, Tanzania und
   Mozambique) evaluiert und entwickelt auf dieser
   Basis einen Maßnahmenkatalog zur Erreichung von
   Zero Leprosy. Bis 2025 sollen 30 Länder evaluiert
   und in den Jahren 2025 – 2030 auf dem Weg zu Zero
   Leprosy durch die GPZL unterstützt werden.

  Ausblick
  Im November 2022 findet in Indien der 21. Interna-
  tionale Leprakongress statt. Dieser Kongress vereint
  die weltweiten Lepraakteure und bietet eine Platt-
Epidemiologisches Bulletin          3 | 2022        20. Januar 2022                                                  6

  Literatur                                                       Autorinnen und Autoren
  1   https://www.nature.com/articles/148110e0                    Dr. Saskia Kreibich | Anil Fastenau | Dr. Christa Kasang

  2 The Lancet. Abandoning the stigma of leprosy. Lan-            DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V.
      cet. 2019 Feb 2;393(10170):378. doi: 10.1016/S0140-         Korrespondenz: Saskia.Kreibich@DAHW.de
      6736(19)30164-3.

  3 ILEP: Zero Discrimination. https://ilepfederation.            Vorgeschlagene Zitierweise
      org/zero-leprosy/zero-discrimination/#overview              Kreibich S, Fastenau A, Kasang C: Lepra 2022 –
                                                                  Vereint für die Würde von Leprabetroffenen eintreten
  4 https://apps.who.int/iris/bitstream/hand-
                                                                  Epid Bull 2022;3:3-6 | DOI 10.25646/9536
      le/10665/208824/9789290225096_en.pdf

  5 Towards Zero Leprosy. Global Leprosy (Hansen’s                Interessenkonflikt
      disease) Strategy 2021–2030. New Delhi: World               Die Autorinnen und Autoren erklären, dass keine
      Health Organization, Regional Office for South-             Interessen­konflikte vorliegen.
      East Asia; 2017

  6 https://www.who.int/docs/default-source/ntds/lep-
      rosy/global-consultation-on-global-leprosy-strategy-
      2021-2030/10-contact-trace-pep-who-guidance.pdf

  7 https://www.thelancet.com/journals/langlo/article/
      PIIS2214-109X(20)30396-X/fulltext

  8 https://reliefweb.int/sites/reliefweb.int/files/re-
      sources/WER9636-eng-fre.pdf

  9 https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/
      274127/9789290226383-eng.pdf

  10 https://doi.org/10.1016/j.vaccine.2019.12.050

  11 https://nlrinternational.org/news/nlrs-skinapp-em-
      braced-by-world-health-organization/

  12 https://reliefweb.int/sites/reliefweb.int/files/re-
      sources/WER9636-eng-fre.pdf

  13 https://searo.labs.enablingdimensions.com/login/
      index.php

  14 https://www.audiopedia.org/

  15 https://www.dahw.de/unsere-arbeit/mediz-
      inische-soziale-arbeit/digital-ways-to-health.html

  16 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/
      PMC7504265/pdf/ijerph-17-06061.pdf

  17 https://www.who.int/publications/i/
      item/9789240022782

  18 https://apps.who.int/iris/handle/10665/274127

  19 https://zeroleprosy.org/
Epidemiologisches Bulletin      3 | 2022       20. Januar 2022                                                7

  Mitteilung der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut
  Beschluss der STIKO zur 17. Aktualisierung
  der COVID-19-Impfempfehlung

  STIKO-Empfehlung zur COVID-19-Impfung
  Aktualisierung vom 20. Januar 2022

  Bei der Coronavirus Disease 2019-(COVID-19-)
  Impf­empfehlung der Ständigen Impfkommission                      frischimpfung bekommen. Dadurch können
  (STIKO) handelt es sich um eine Indikationsimpf­                  während der derzeit laufenden Infektions-
  empfehlung im Rahmen einer Pandemie. Die                          welle symptomatische SARS-CoV-2-Infektio-
  ­STIKO nimmt kontinuierlich eine Bewertung des                    nen und Erkrankungen soweit wie möglich
   Nutzens und des Risikos der COVID-19-Impfung                     reduziert werden.
   auf Basis der verfügbaren Daten sowohl für die All-           ▶▶ Bei Kindern und Jugendlichen ohne Vorer-
   gemeinbevölkerung als auch für spezielle Zielgrup-               krankungen empfiehlt die STIKO einen eher
   pen vor. Sobald neue Impfstoffe zugelassen und                   längeren Impfabstand von bis zu 6 Monaten,
   verfügbar sind oder neue Erkenntnisse mit Einfluss               da dadurch aus immunologischen Gründen
   auf diese Empfehlung bekannt werden, wird die                    ein besserer Langzeitschutz erzielt werden
   STIKO ihre COVID-19-Impfempfehlung aktualisie-                   kann.
   ren. Die Publikation jeder Aktualisierung erfolgt im
   Epidemiologischen Bulletin (Epid Bull) und wird auf           Optimierung der Grundimmunisierung
   der Webseite des Robert Koch-Instituts (RKI) be-              mit einem mRNA-Impfstoff nach voraus­
   kannt gegeben. Ob es in Zukunft eine Standard­                gegangener Impfung mit der COVID-19
   impfempfehlung oder eine Indikationsimpfemp-                  Vaccine Janssen
   fehlung gegen COVID-19 geben wird, kann zum                   Von der Europäischen Arzneimittelbehörde ist
   jetzigen Zeitpunkt noch nicht beurteilt werden.               seit dem 15.12.2021 eine 2. Impfstoffdosis der
                                                                 COVID-19 Vaccine Janssen für Erwachsene
                                                                 zugelassen. Nach Einschätzung der STIKO ist
   Empfehlung zur COVID-19-Auffrischimpfung                      dieses homologe Impfschema jedoch dem
   für 12 – 17-jährige Kinder und Jugendliche                    bereits empfohlenen heterologen Impfschema
   Mit dem Ziel einer Reduktion der Transmission                 mit einem mRNA-Impfstoff als 2. Impfstoffdo-
   und der Verhinderung von COVID-19-Erkran-                     sis unterlegen. Daher empfiehlt die STIKO
   kungen in der Bevölkerung empfiehlt die STIKO                 weiterhin zur Optimierung der Grundimmuni-
   die Auffrischimpfung für Kinder und Jugend­                   sierung mit der COVID-19 Vaccine Janssen
   liche im Alter von 12 – 17 Jahren mit dem                     die Verwendung eines mRNA-Impfstoffs als
   mRNA-Impfstoff Comirnaty (30µg) in einem                      2. Impfstoffdosis. Darüber hinaus wird auch
   Zeitfenster von 3 – 6 Monaten nach der abge­                  weiterhin eine 3. Impf­stoffdosis (Auffrischimp-
   schlossenen Grundimmunisierung.                               fung) im Abstand von mindestens 3 Monaten
   ▶▶ Kinder und Jugendliche mit Vorerkrankun-                   zur 2. Impfstoffdosis mit einem mRNA-Impf-
      gen sollen möglichst frühzeitig ihre Auf­                  stoff empfohlen.
Epidemiologisches Bulletin     3 | 2022      20. Januar 2022                                                8

  Impfziele                                                Impfstoffe
  Das übergeordnete Ziel der COVID-19-Impfemp-             Für die Impfung gegen COVID-19 sind aktuell in
  fehlung der STIKO ist es, schwere Verläufe, Hospi-       der Europäischen Union (EU) fünf Impfstoffe zuge-
  talisierungen und Tod sowie Langzeitfolgen durch         lassen. Es handelt sich dabei um zwei mRNA-Impf-
  COVID-19 in der Bevölkerung Deutschlands so weit         stoffe (Comirnaty der Firma BioNTech/Pfizer und
  wie möglich zu reduzieren.                               Spikevax der Firma Moderna; Comirnaty ist für die
                                                           Grundimmunisierung ab 5  Jahren, Spikevax ab
  ▶▶ Die COVID-19-Impfung soll insbesondere                12  Jahren zugelassen) sowie zwei Vektor-basierte
     Menschen schützen, die infolge von Alter oder         Impfstoffe (Vaxzevria der Firma AstraZeneca und
     Vorerkrankungen ein hohes Risiko haben, an            COVID-19 Vaccine Janssen der Firma Janssen Cilag
     COVID-19 schwer zu erkranken oder zu ver-             International; beide zugelassen ab 18 Jahren). Au-
     sterben.                                              ßerdem ist Nuvaxovid, ein Protein-basierter Impf-
  ▶▶ Ziel der Impfung von Schwangeren und Stillen-         stoff der Firma Novavax, seit dem 20.12.2021 in der
     den ist die Verhinderung schwerer COVID-19-           EU für die Grundimmunisierung zugelassen; die-
     Verläufe und von Todesfällen in dieser Gruppe         ser Impfstoff ist jedoch aktuell noch nicht verfügbar.
     sowie die Verhinderung von mütterlichen und           Bei keinem dieser Impfstoffe handelt es sich um ei-
     fetalen/neonatalen Schwangerschaftskomplika-          nen Lebendimpfstoff.
     tionen durch eine Infektion mit dem Severe
     Acute Respiratory Syndrome Coronavirus                ▶▶ Unter Berücksichtigung der Empfehlung der
     Type 2 (SARS-CoV-2).                                     STIKO soll Comirnaty ab 5 Jahren, Spikevax ab
  ▶▶ Durch die Impfung von Kindern und Jugend­                30 Jahren und Vaxzevria und COVID-19 Vaccine
     lichen sollen COVID-19-Erkrankungen und                  Janssen ab 60 Jahren verwendet werden (jeweils
     Hospitalisierungen in dieser Altersgruppe so-            ohne obere Altersbegrenzung). Comirnaty ist in
     wie Komplikationen der SARS-CoV-2-Infektion              zwei Dosierungen zugelassen; die 10 µg-Dosis
     (wie z. B. Pediatric Inflammatory Multisystem            für die Anwendung im Alter von 5 – 11 Jahren
     Syndrome; PIMS) verhindert werden. Zusätz-               und die 30 µg-Dosis für die Anwendung im
     liches Ziel ist es, auch indirekte Folgen von            ­Alter ≥ 12 Jahre. Spikevax ist ebenfalls in zwei
     SARS-CoV-2-Infek­tionen zu reduzieren, wie                Dosierungen zugelassen; die 100 µg-Dosis für
     z. B. Isolations- und Quarantänephasen. Die               die Anwendung zur Grundimmunisierung
     STIKO spricht sich jedoch explizit dagegen                und die 50 µg-Dosis für die Anwendung zur
     aus, dass der Zugang von Kindern und Jugend-              Auf­frischimpfung.
     lichen zur Teilhabe an Bildung, Kultur und an-        ▶▶ Für eine vollständige Grundimmunisierung
     deren Aktivitäten des so­zialen Lebens vom Vor-           sind bei den beiden mRNA-Impfstoffen jeweils
     liegen einer Impfung abhängig gemacht wird.               2 Impfstoffdosen notwendig.
  ▶▶ Personen mit erhöhtem arbeitsbedingtem                ▶▶ Die Grundimmunisierung mit 2 Impfstoffdo-
     SARS-CoV-2-Expositionsrisiko (berufliche Indi-            sen Vaxzevria empfiehlt die STIKO nicht mehr.
     kation) sollen prioritär geschützt werden.                Es wird empfohlen, nach 1 Impfstoffdosis Vax­
  ▶▶ Die COVID-19-Impfung dient auch dem Ziel,                 zevria 1 Impfstoffdosis eines mRNA-Impfstoffs
     die Transmission von SARS-CoV-2 in der ge-                zu verabreichen (heterologes Impfschema).
     samten Bevölkerung zu reduzieren. Insbeson-           ▶▶ Bei der COVID-19 Vaccine Janssen ist laut Zu-
     dere in Umgebungen mit einem hohen Anteil                 lassung für die Grundimmunisierung 1 Impf-
     vulnerabler Personen und/oder einem hohem                 stoffdosis ausreichend. Allerdings empfiehlt die
     Ausbruchspotenzial soll durch die Impfung die             ­STIKO hier eine Optimierung des Impfschutzes
     Virustransmission minimiert werden, um so ei-              durch eine zusätzliche mRNA-Impfstoffdosis.
     nen zusätzlichen Schutz zu bewirken.                  ▶▶ Die STIKO empfiehlt für die Durchführung
  ▶▶ Durch die Impfung eines möglichst großen An-               von Auffrischimpfungen einen mRNA-Impf-
     teils der Bevölkerung soll die Aufrechterhaltung           stoff zu verwenden, auch wenn für die Grund­
     staatlicher Funktionen und des öffentlichen Le-            immunisierungen nicht oder nicht mehr von
     bens gesichert werden.
Epidemiologisches Bulletin                3 | 2022             20. Januar 2022                                                               9

                                                 Grundimmunisierung (GI)                                            Auffrischimpfung
   Personengruppe     1. Impfstoffdosis    2. Impfstoffdosis        Impfstofftyp, bzw.   Impfabstand2   3. Impfstoffdosis     Mindestabstand zur
                                                                    Impfschema           (Wochen)                             2. Impfstoffdosis
   5 – 11-Jährige1    Comirnaty (10 µg)    Comirnaty (10 µg)                                                    Aktuell keine Empfehlung
   12 – 17-Jährige                                                                                      Comirnaty (30 µg)     3 – 6 Monate
                                                                                         3–6
   18 – 29-Jährige    Comirnaty (30 µg)    Comirnaty (30 µg)                                            Comirnaty (30 µg)
                                                                    mRNA                                Comirnaty (30 µg)3
   30 – 59-Jährige
                      Spikevax (100 µg)    Spikevax (100 µg)                             4–6            Spikevax (50 µg)3,5
                      Comirnaty (30 µg)    Comirnaty (30 µg)                             3–6            Comirnaty (30 µg)
                      Spikevax (100 µg)    Spikevax (100 µg)                             4–6            Spikevax (50 µg)3,5
                                           Comirnaty (30 µg)                                            Comirnaty (30 µg)3
                      Vaxzevria
   ≥ 60-Jährige                            Spikevax (100 µg)                                            Spikevax (50 µg)3,5
                                           Comirnaty (30 µg)        Heterologes
                                                                                         ab 4           Comirnaty (30 µg)3    3 Monate
                                           (Optimierung der GI)     Impfschema4
                      COVID-19
                      Vaccine Janssen4     Spikevax (100 µg)
                                                                                                        Spikevax (50 µg)3,5
                                           (Optimierung der GI)
   Schwangere
                      Comirnaty (30 µg)    Comirnaty (30 µg)        mRNA                 3–6            Comirnaty (30 µg)
   jeden Alters
   Personen, die
                                                                                                        Comirnaty (30 µg)
   einen in der EU
                                                                                                        (≥ 12-Jährige) oder
   nicht zugelasse-   Erneute Impfserie mit einem in der EU zugelassenen Impfstoff       ab 4
                                                                                                        Spikevax (50 µg)
   nen Impfstoff
                                                                                                        (≥ 30-Jährige)5
   erhalten haben

  Tab. 1 | Von der STIKO empfohlene Impfstoffe und Impfabstände zur Grundimmunisierung und Auffrischimpfung von Immun-
  gesunden gegen COVID-19 (Stand: 20.01.2022)
  1 Kinder mit Vorerkrankungen oder mit Kontakt zu vulnerablen Personen im Umfeld (siehe unten).
  2 Sollte der empfohlene Abstand zwischen der 1. und 2. Impfstoffdosis überschritten worden sein, kann die Impfserie dennoch
    fortgesetzt werden und muss nicht neu begonnen werden.
  3 Für die Auffrischimpfung soll möglichst der mRNA-Impfstoff verwendet werden, der bei der Grundimmunisierung zur
    Anwendung kam. Wenn dieser nicht verfügbar ist, kann bei ≥ 30-Jährigen der jeweils andere mRNA-Impfstoff verwendet
    werden. Die STIKO betrachtet in der Altersgruppe ≥ 30 Jahre die beiden mRNA-Impfstoffe als gleichwertig.
  4 Für eine ausführliche Darstellung der Immunogenität, Sicherheit und Wirksamkeit dieses heterologen Impfregimes siehe
    8. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung der STIKO und die wissenschaftliche Begründung zur COVID-19 Vaccine
    Janssen.
  5 Für die Auffrischimpfung von Personen mit Immundefizienz soll Spikevax in einer Dosierung von 100 µg verwendet werden
    (siehe 11. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung der STIKO).

       der STIKO empfohlene Impfschemata zur An-                              Empfehlung für Personen ab 18 Jahren
       wendung gekommen sind (s. Tab. 2).                                     Die STIKO empfiehlt die Impfung gegen COVID-19
                                                                              allen Personen ab 18 Jahren. Bei eingeschränkten
  Zu weiteren Details zu den COVID-19-Impfstoffen                             Impfkapazitäten sollen einzelne Personengruppen
  wird auf die jeweiligen wissenschaftlichen Begrün-                          aufgrund von Vorerkrankungen oder anderen
  dungen der STIKO verwiesen.                                                 Risiko­konstellationen bevorzugt geimpft werden (s.
                                                                              Tab. 3).
  Das von der STIKO empfohlene Vorgehen zur
  Grundimmunisierung und zur Auffrischimpfung                                  Für die Impfung soll bei unter 30-Jährigen nur
  ist in Tabelle 1 und Tabelle 2 abgebildet. Zu Impfun-                       ­Comirnaty eingesetzt werden, da in dieser Alters-
  gen von Personen mit Immundefizienz (ID) siehe                               gruppe das Risiko des Auftretens einer Myo-/Peri­
  „Empfehlung zur COVID-19-Impfung von Perso-                                  karditis nach Impfung mit Spikevax höher ist als
  nen mit Immundefizienz“ weiter unten.                                        nach Comirnaty (siehe wissenschaftliche Begrün-
                                                                               dung hierzu). Bei Personen ab 30 Jahren kann einer
                                                                               der beiden zugelassenen mRNA-Impfstoffe (Comir-
Epidemiologisches Bulletin                 3 | 2022          20. Januar 2022                                                              10

                       Schema der durchgeführten Grundimmunisierung                                         Auffrischimpfung ≥ 18 Jahre
                                                                           Komplettierung der
   Personengruppe                                                                                                           Mindestabstand zur
                       1. Impfstoffdosis      2. Impfstoffdosis            Grundimmunisierung       3. Impfstoffdosis
                                                                                                                            2. Impfstoffdosis
                       Vaxzevria              Vaxzevria
                       mRNA-Impfstoff         Vektor-basierter Impfstoff

                       COVID-19 Vaccine       Vaxzevria                                             Comirnaty (30 µg)
                       Janssen                                                                      (≥ 18-Jährige) oder
   ≥ 18-Jährige                               COVID-19 Vaccine Janssen     keine
                                                                                                    Spikevax (50 µg)
                       Vaxzevria              COVID-19 Vaccine Janssen                              (≥ 30-Jährige)1,2,3

                       Spikevax (100 µg)      Spikevax (100 µg)                                                             3 Monate

                       Vaxzevria              Comirnaty (30 µg)
                                                                           Comirnaty (30 µg) im
   ≥ 18 – 29-Jährige                          –                                                     Comirnaty (30 µg)
                                                                           Abstand von ≥ 4 Wochen
                       COVID-19 Vaccine
                       Janssen                                             Comirnaty (30 µg) oder
                                                                                                    Comirnaty (30 µg)
   ≥ 30 – 59-Jährige                          –                            Spikevax (100 µg) im
                                                                                                    oder Spikevax (50 µg)
                                                                           Abstand von ≥ 4 Wochen

  Tab. 2 | Vorgehen zur Auffrischimpfung gegen COVID-19 bei Impfschemata, die von den aktuellen STIKO-Empfehlungen zur
  Grundimmunisierung abweichen (Stand: 20.01.2022)
  1 Im Alter von 18 – 29 Jahren soll nur Comirnaty eingesetzt werden.
  2 In der Altersgruppe ≥ 30 Jahre betrachtet die STIKO die beiden mRNA-Impfstoffe als gleichwertig.
  3 Für die Auffrischimpfung von Personen mit Immundefizienz soll Spikevax in einer Dosierung von 100 µg verwendet werden
    (siehe 11. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung der STIKO).

  naty, Spikevax) verwendet werden, die die STIKO als                         ▶▶ Die 2. Impfstoffdosis soll mit einem der beiden
  gleichwertig betrachtet. Wenn der für die 1. Impf-                             zugelassenen mRNA-Impfstoffe (heterologes
  stoffdosis verwendete mRNA-Impfstoff nicht ver-                                Impfschema) ab 4 Wochen nach der 1. Impf-
  fügbar ist, kann unter Berücksichtigung der Alters­                            stoffdosis der COVID-19 Vaccine Janssen erfol-
  einschränkung und bei Nichtschwangeren auch der                                gen, wobei Spikevax erst ab dem Alter von ≥ 30
  jeweils andere mRNA-Impfstoff eingesetzt werden.                               Jahren und nicht bei Schwangeren (jeden Al-
  Die Grundimmunisierung kann bei ≥ 60-Jährigen                                  ters) eingesetzt werden soll.
  auch mit einem der beiden zugelassenen Vektor-                              ▶▶ Von der Europäischen Arzneimittelbehörde
  basierten Impfstoffe (Vaxzevria, COVID-19 Vaccine                              (EMA) ist die COVID-19 Vaccine Janssen seit
  Janssen) begonnen werden.                                                      dem 15.12.2021 für eine 2. Impfstoffdosis zur
                                                                                 Auffrischimpfung in einem Mindestabstand
  Die STIKO empfiehlt allen Personen, die bisher nur                             von 2 Monaten zur 1. Impfstoffdosis zugelassen.
  eine Dosis eines Vektor-basierten Impfstoffes erhal-                           Aufgrund der vorliegenden immunolo­gischen
  ten haben, ein heterologes Impfschema (d. h.                                   Daten ist dieses homologen Zwei-­Dosis-Impf-
  1.  Impfstoffdosis mit Vaxzevria oder der COVID-19                             schema nach Einschätzung der S    ­ TIKO jedoch
  Vaccine Janssen, gefolgt von 1 Dosis eines mRNA-                               dem bereits empfohlenen heterologen Impf-
  Impfstoffs in einem Abstand von mindestens 4 Wo-                               schema mit einem mRNA-Impfstoff als 2.  Impf-
  chen). Die Altersbeschränkung für die Vektor-                                  stoffdosis unterlegen. Daher empfiehlt die
  basierten Impfstoffe erfolgte aufgrund der beobach-                            STIKO weiterhin zur Optimierung der 1-mali-
  teten thromboembolischen Ereignisse (s. Tab. 1) (sie-                          gen Impfung mit der COVID-19 Vaccine Jans-
  he wissenschaftliche Begründung zum heterologen                                sen die Verwendung eines mRNA-Impfstoffes
  Impfschema).                                                                   als 2. Impfstoffdosis.
                                                                              ▶▶ Bei Vorliegen einer Kontraindikation gegen
  Personen, die mit 1 Impfstoffdosis COVID-19 Vac­                               mRNA-Impfstoffe oder bei individuellem
  cine Janssen grundimmunisiert worden sind, sollen                              Wunsch ist es nach ärztlicher Aufklärung grund-
  zur Optimierung ihres Impfschutzes eine weitere                                sätzlich möglich, bei Erwachsenen unabhängig
  Impfstoffdosis erhalten:                                                       vom Alter für die Optimierung der Grundim-
Epidemiologisches Bulletin      3 | 2022      20. Januar 2022                                                              11

       munisierung (2. Impfstoffdosis) oder für die         A) Personen im Alter ≥ 60 Jahren
       Auffrischimpfung (3. Impfstoffdosis) auch die        B) Personen im Alter ab 18 Jahren mit Grunderkrankungen,
       COVID-19 Vaccine Janssen zu verwenden.               die ein erhöhtes Risiko für schwere COVID-19-Verläufe haben, z. B.
                                                            ▶▶ Angeborene oder erworbene Immundefizienz bzw. Immunsup-

                                                               pression (z. B. HIV-Infektion, Z. n. Organtransplantation mit
  Weitere Details zur Optimierung der Grundimmu-               immunsuppressiver Therapie)
                                                            ▶▶ Autoimmunerkrankungen, inkl. rheumatologische Erkrankungen

  nisierung mit der COVID-19 Vaccine Janssen finden         ▶▶ Chronische Herz-Kreislauf-Erkrankungen

                                                            ▶▶ Chronische Krankheiten der Atmungsorgane
  sich in der zugehörigen wissenschaftlichen Begrün-        ▶▶ Chronische Lebererkrankungen, inkl. Leberzirrhose

  dung.                                                     ▶▶ Chronische Nierenerkrankungen

                                                            ▶▶ Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

                                                            ▶▶ Chronische neurologische Erkrankungen

  Zur Grundimmunisierung von Personen, die eine             ▶▶ Demenz oder geistige Behinderung

                                                            ▶▶ Psychiatrische Erkrankungen
  SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht haben siehe             ▶▶ Stoffwechselerkrankungen, inkl. Adipositas mit Body Mass Index

  Tabelle 5.                                                   (BMI) > 30 kg/m2 und Diabetes mellitus
                                                            ▶▶ Trisomie 21

                                                            ▶▶ Krebserkrankungen unter immunsuppressiver, antineoplastischer

                                                               Therapie

  Empfehlung für Kinder und Jugendliche                     C) Frauen im gebärfähigen Alter, noch ungeimpfte Schwangere ab
                                                            dem 2. Trimenon sowie noch ungeimpfte Stillende
  im Alter von 5 – 11 Jahren                                D) Kinder und Jugendliche im Alter von 5 – 17 Jahren mit
  Nach sorgfältiger Analyse der verfügbaren Daten be-       Grunderkrankungen, die ein erhöhtes Risiko für schwere
                                                            COVID-19-Verläufe haben
  steht derzeit für Kinder ohne Vorerkrankungen in          ▶▶ Adipositas (> 97. Perzentile des BMI)

  dieser Altersgruppe nur ein geringes Risiko für eine      ▶▶ Angeborene oder erworbene Immundefizienz oder relevante

                                                               Immunsuppression
  schwere COVID-19-Erkrankung, Hospitalisierung             ▶▶ Angeborene zyanotische Herzfehler (O -Ruhesättigung < 80 %)
                                                                                                        2
  und Intensivbehandlung. So sind in Deutschland               und Einkammerherzen nach Fontan-Operation
                                                            ▶▶ Chronische Lungenerkrankungen mit einer anhaltenden
  während der gesamten bisherigen Pandemie bei                 Einschränkung der Lungenfunktion unterhalb der 5. Perzentile,
  gesunden Kindern im Alter von 5 – 11 Jahren keine            definiert als z-Score-Wert < –1,64 für die forcierte Einsekunden­
                                                               kapazität (FEV1) oder Vitalkapazität (FVC).
  COVID-19-bedingten Todesfälle aufgetreten.                ▶▶ Schweres oder unkontrolliertes Asthma bronchiale

                                                            ▶▶ Chronische Nierenerkrankungen

                                                            ▶▶ Chronische neurologische oder neuromuskuläre Erkrankungen

  Auch wenn in den Zulassungsstudien keine schwer-          ▶▶ Diabetes mellitus, wenn nicht gut eingestellt bzw. mit HbA1c-

                                                               Wert > 9,0 %
  wiegenden Nebenwirkungen berichtet wurden, be-            ▶▶ Schwere Herzinsuffizienz

  steht hinsichtlich der Sicherheit des Impfstoffs in       ▶▶ Schwere pulmonale Hypertonie

                                                            ▶▶ Syndromale Erkrankungen mit schwerer Beeinträchtigung
  dieser Altersgruppe noch keine ausreichende Da-           ▶▶ Trisomie 21

  tenlage zu seltenen oder gar sehr seltenen uner-          ▶▶ Tumorerkrankungen und maligne hämatologische Erkrankungen

  wünschten Wirkungen. Dies liegt daran, dass auf-          E) BewohnerInnen von SeniorInnen- und Altenpflegeheimen sowie
                                                            BewohnerInnen in Gemeinschaftsunterkünften (Alter: ≥ 12 Jahre)
  grund der Gruppengröße des Impfarms der Zulas-
                                                            F) Enge Kontaktpersonen von Schwangeren oder Personen mit
  sungsstudie verlässliche Aussagen zu Nebenwir-            einem Risiko für schwere COVID-19-Verläufe (Alter: ≥ 5 Jahre)
  kungen, die seltener als 1 in 100 bis 200 auftreten,      G) Personen, die arbeitsbedingt besonders exponiert sind, engen
                                                            Kontakt zu vulnerablen Personengruppen haben, oder Personen
  nicht möglich sind. Des Weiteren ist die Nachbeob-        in Schlüsselpositionen, z. B.
  achtungszeit in den Ländern, die bereits 5 – 11-Jäh­      ▶▶ Personal mit erhöhtem Expositionsrisiko in medizinischen

                                                               Einrichtungen
  rige mit mRNA-Impfstoffen gegen COVID-19 imp-             ▶▶ Personal mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen in

  fen, noch vergleichsweise kurz.                              medizinischen Einrichtungen
                                                            ▶▶ Pflegepersonal und andere Tätige in der ambulanten und

                                                               stationären Altenpflege oder Versorgung von Personen mit
  Modellierungsanalysen deuten darauf hin, dass die            Demenz oder geistiger Behinderung
                                                            ▶▶ Tätige in Gemeinschaftsunterkünften

  COVID-19-Impfung von 5 – 11-jährigen Kindern              ▶▶ Medizinisches Personal im Öffentlichen Gesundheitsdienst

  (5,2  Mio.; etwa 6 % der Bevölkerung in Deutsch-             (ÖGD)
                                                            ▶▶ LehrerInnen und ErzieherInnen

  land) auf die Infektionsübertragung in der Gesell-        ▶▶ Beschäftigte im Einzelhandel

                                                            ▶▶ Beschäftigte zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit
  schaft sowie den weiteren Verlauf der Pandemie in         ▶▶ Personal in Schlüsselpositionen der Landes- und Bundesregie-

  Deutschland und insbesondere die gegenwärtige In-            rungen
                                                            ▶▶ Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur
  fektionswelle einen geringen Effekt hat und dieser
  vielmehr entscheidend von der Impfquote unter             Tab. 3 | Personen mit besonderer Indikation für eine
  den Erwachsenen abhängt.                                  COVID-19-Impfung (Die Gruppen und Vorerkrankungen sind
                                                            nicht nach Relevanz geordnet.) Stand: 20.01.2022
Epidemiologisches Bulletin      3 | 2022       20. Januar 2022                                              12

  Daher spricht die STIKO für 5 – 11-jährige Kinder          Bei individuellem Wunsch von Kindern und Eltern
  ohne Vorerkrankungen derzeit keine generelle Impf­         bzw. Sorgeberechtigten kann die COVID-19-Imp-
  empfehlung aus. Sie empfiehlt jedoch Kindern die­          fung auch bei 5 – 11-jährigen Kindern ohne Vorer-
  ser Altersgruppe mit verschiedenen Vorerkrankun­           krankungen nach ärztlicher Aufklärung erfolgen.
  gen (s. Tab. 3) aufgrund des erhöhten Risikos für ei­
  nen schweren COVID-19-Verlauf eine Grundimmu-              Für weitere Details siehe Wissenschaftliche Begrün-
  nisierung mit 2 Impfstoffdosen des mRNA-Impfstoffs         dung der STIKO zur Empfehlung der Impfung ge-
  Comirnaty in altersgemäß zugelassener Formulie­            gen COVID-19 bei Kindern im Alter von 5 – 11 Jahren.
  rung (10 µg) im Abstand von 3 – 6 Wochen.

  Zusätzlich wird die Impfung 5 – 11-jährigen Kindern        Empfehlung für Kinder und Jugendliche
  empfohlen, in deren Umfeld sich Angehörige oder            im Alter von 12 – 17 Jahren
  andere Kontaktpersonen mit hohem Risiko für ei­            Die STIKO empfiehlt für alle 12 – 17-Jährigen die
  nen schweren COVID-19-Verlauf befinden, die                COVID-19-Impfung mit 2 Dosen des mRNA-Impf-
  selbst nicht geimpft werden können oder bei denen          stoffs Comirnaty (30 µg) im Abstand von 3 – 6 Wo-
  der begründete Verdacht besteht, dass die Impfung          chen (s. Tab. 1). Für die Impfung soll nur Comirnaty
  nicht zu einem ausreichenden Schutz führt (z. B.           eingesetzt werden, da in dieser Altersgruppe das Ri-
  Menschen unter immunsuppressiver Therapie).                siko des Auftretens einer Myo-/Perikarditis nach
                                                             Impfung mit Spikevax höher ist als nach Comirnaty.
  5 – 11-jährige Kinder mit einer der oben genannten         Die Impfung erfordert eine ärztliche Aufklärung
  Vorerkrankungen, die bereits eine labordiagnos-            unter Berücksichtigung des Nutzens und des Risi-
  tisch gesicherte SARS-CoV-2-Infektion durchge­             kos, die auch für die betroffenen Kinder und Ju-
  macht haben, sollen eine Impfstoffdosis im Abstand         gendlichen verständlich sein muss.
  von mindestens 3 Monaten zur SARS-CoV-2-Infek-
  tion erhalten.                                             Kinder und Jugendliche, die aufgrund einer Vorer­
                                                             krankung ein erhöhtes Risiko für einen schweren
  Bei Kindern mit ID, die eine SARS-CoV-2-Infektion          COVID-19-Verlauf (s. Tab. 3) haben, sollen bevorzugt
  durchgemacht haben, muss im Einzelfall entschie-           berücksichtigt werden. Gleiches gilt für Kinder und
  den werden, ob 1 Impfstoffdosis zur Grundimmuni-           Jugendliche ab 12 Jahren, in deren Umfeld sich An­
  sierung ausreicht oder eine vollständige Impfserie         gehörige oder andere Kontaktpersonen mit hoher
  verabreicht werden sollte. Dies hängt maßgeblich           Gefährdung für einen schweren COVID-19-Verlauf
  von Art und Ausprägung der ID ab.                          befinden, die selbst nicht geimpft werden können
                                                             oder bei denen anzunehmen ist, dass auch nach
  Impfungen, die trotz bestehender Immunität verab-          Impfung kein ausreichender Schutz besteht (z. B.
  reicht werden, sind gut verträglich und unschädlich.       Menschen unter immunsuppressiver Therapie).
  Es ist grundsätzlich nicht erforderlich vor Verabrei-
  chung einer COVID-19-Impfung das Vorliegen ei-             Für Jugendliche, die tätigkeits- bzw. arbeitsbedingt
  ner (unerkannt) durchgemachten SARS-CoV-2-                 entweder ein erhöhtes Expositionsrisiko aufweisen
  Infektion labordiagnostisch auszuschließen. Der            oder engen Kontakt zu vulnerablen Personengrup-
  serologische Nachweis kann jedoch im Einzelfall            pen haben, besteht eine berufliche Impfindikation
  hilfreich sein, um über eine Impfindikation zu ent-        (s. Tab. 3, Abschnitt G).
  scheiden.
                                                             Um Viruseinträge in Gemeinschaftseinrichtungen
  5 – 11-jährige Kinder ohne Vorerkrankungen, die be-        (Schulen und andere Einrichtungen für Kinder und
  reits eine labordiagnostisch gesicherte SARS-CoV-2-        Jugendliche) zu minimieren und den Betrieb dieser
  Infektion durchgemacht haben, sollen vorerst nicht         Einrichtungen so lange wie möglich aufrecht zu er-
  geimpft werden.                                            halten, sollten Eltern, LehrerInnen, ErzieherInnen
                                                             sowie andere Betreuungspersonen von Kindern
Epidemiologisches Bulletin        3 | 2022        20. Januar 2022                                              13

  und Jugendlichen das Impfangebot dringend wahr-               Empfehlungen zur Auffrischimpfung
  nehmen.                                                       Die STIKO empfiehlt allen Personen im Alter ≥ 12
                                                                Jahren eine COVID-19-Auffrischimpfung mit einem
  Zur Grundimmunisierung und Auffrischimpfung                   mRNA-Impfstoff. Bei 12 – 17-Jährigen soll die Auf­
  von Jugendlichen, die eine SARS-CoV-2-Infektion               frischimpfung in einem Zeitfenster von 3 – 6 Mona-
  durchgemacht haben siehe Tabelle 5.                           ten nach der abgeschlossenen Grundimmunisie-
                                                                rung erfolgen. Kinder und Jugendliche mit Vorer-
  Für weitere Details siehe Wissenschaftliche Begrün-           krankungen sollen möglichst frühzeitig ihre Auf­
  dung der STIKO für die Empfehlung zur Impfung                 frischimpfung bekommen und für 12 – 17-Jährige
  gegen COVID-19 bei Kindern und Jugendlichen von               ohne Vorerkrankungen wird ein eher längerer Ab-
  12 – 17 Jahren.                                               stand von bis zu 6 Monaten empfohlen.

                                                                Bei ≥ 18-Jährigen ist die Auffrischimpfung in einem
  Empfehlung für Schwangere und Stillende                       Mindestabstand von 3 Monaten empfohlen. Ziel ist
  Die STIKO empfiehlt allen ungeimpften Personen                es, durch diese forcierte Auffrischimpfkampagne
  im gebärfähigen Alter dringend die Impfung gegen              und den verkürzten Impfabstand schwere Verläufe
  COVID-19, sodass ein optimaler Schutz vor dieser              von C
                                                                    ­ OVID-19 zu verhindern und die Transmission
  Erkrankung bereits vor Eintritt einer Schwanger-              insbesondere der sich ausbreitenden Omikron-Vari-
  schaft besteht (s. Tab. 3).                                   ante zu vermindern.

  Noch ungeimpften Schwangeren wird die Impfung                 Ziel der Auffrischimpfung ist die Aufrechterhaltung
  mit 2 Dosen des mRNA-Impfstoffs Comirnaty ab                  des Individualschutzes sowie die Reduktion der
  dem 2. Trimenon empfohlen. Wenn die Schwanger-                Transmission von SARS-CoV-2 in der Bevölkerung.
  schaft nach bereits verabreichter 1. Impfstoffdosis           Beides trägt zu einer Verhinderung schwerer Er-
  festgestellt wurde, sollte die 2. Impfstoffdosis erst ab      krankungs- und Todesfälle und somit zu einer Ent-
  dem 2. Trimenon verabreicht werden.                           lastung des Gesundheitssystems in Deutschland
                                                                während der aktuellen wie auch möglichen nachfol-
  Bereits mit 2 Impfstoffdosen geimpften Schwange­              genden Infektionswellen bei. Dieser zuletzt ge-
  ren soll unabhängig vom Alter ab dem 2. Trimenon              nannte epidemiologische Effekt ist nicht kurzfristig
  eine Auffrischimpfung mit dem mRNA-Impfstoff                  zu erreichen.
  Comirnaty in einem Abstand von 3 Monaten zur
  Grundimmunisierung angeboten werden, auch                     Unabhängig davon, welcher Impfstoff bei der
  wenn für diese Gruppe bisher keine Daten zu einer             Grundimmunisierung verwendet wurde, soll für
  Auffrischimpfung vorliegen.                                   die Auffrischimpfung ein mRNA-Impfstoff einge-
                                                                setzt werden:
  Darüber hinaus empfiehlt die STIKO ungeimpften                ▶▶ Für Personen < 30 Jahren wird ausschließlich
  Stillenden die Impfung mit 2 Dosen eines mRNA-                    der Einsatz von Comirnaty empfohlen.
  Impfstoffs, wobei bei unter 30-Jährigen nur Comir­            ▶▶ Für Personen im Alter ≥ 30 Jahren sind beide
  naty eingesetzt werden soll, da in dieser Altersgrup-             derzeit verfügbaren mRNA-Impfstoffe (Comir-
  pe das Risiko des Auftretens einer Myo-/Perikarditis              naty und Spikevax) gleichermaßen für die Auf-
  nach Impfung mit Spikevax höher ist als nach Co-                  frischimpfung geeignet.
  mirnaty.                                                      ▶▶ Comirnaty ist ab dem Alter von 18 Jahren für die
                                                                    Auffrischimpfung in derselben Dosierung wie
  Weitere Details finden sich in der Wissenschaftli-                für die Grundimmunisierung zugelassen.
  chen Begründung der STIKO zur Impfung gegen                       Spike­vax ist ab dem Alter von 18 Jahren für die
  COVID-19 von Schwangeren und Stillenden.                          Auffrischimpfung von Immungesunden in der
                                                                    halben Dosierung (50 µg) zugelassen.
                                                                ▶▶ Für die Auffrischimpfung soll möglichst der
                                                                    mRNA-Impfstoff verabreicht werden, der bei
Epidemiologisches Bulletin      3 | 2022       20. Januar 2022                                                14

       der Grundimmunisierung zur Anwendung ge-              kann auch Spikevax in einer Dosierung von 100 μg
       kommen ist. Wenn dieser nicht verfügbar ist,          im Abstand von 4 – 6 Wochen verwendet werden.
       kann auch der jeweils andere mRNA-Impfstoff
       eingesetzt werden.                                    Bei Personen mit ID, die eine gesicherte SARS-
                                                             CoV-2-Infektion durchgemacht haben, muss im
  Bisher Ungeimpfte sollen vordringlich geimpft              Einzelfall entschieden werden, ob 1 Impfstoffdosis
  werden.                                                    ausreicht oder eine vollständige Impfserie verab-
                                                             reicht werden sollte. Dies hängt maßgeblich von Art
  Zur Auffrischimpfung für Personen, die eine SARS-          und Ausprägung der ID ab.
  CoV-2-Infektion durchgemacht siehe Tabelle 5.
                                                             Personen mit einer ID, die bisher als 1. Impfstoff­
  Weitere Details finden sich in den Wissenschaftli-         dosis einen Vektor-basierten Impfstoff (Vaxzevria
  chen Begründungen der STIKO zur Aktualisierung             oder COVID-19 Vaccine Janssen) erhalten haben,
  der Empfehlung der COVID-19-Auffrischimpfung               sollen eine weitere Impfstoffdosis mit einem
  mit einem mRNA-Impfstoff und zur Empfehlung                mRNA-Impfstoff (im Alter < 30 Jahre nur Comir­
  der COVID-19-Auffrischimpfung von 12 –17-Jährigen.         naty) im Abstand von ≥ 4 Wochen erhalten.

  Wann und für wen ggf. in Zukunft nach der ersten           Allen Personen ab 12 Jahren mit ID soll frühestens
  Auffrischimpfung weitere Auffrischimpfungen                3 Monate nach einer COVID-19-Grundimmunisie­
  empfohlen werden, kann derzeit noch nicht gesagt           rung (homologes oder heterologes Impfschema)
  werden.                                                    eine Auffrischimpfung mit einem mRNA-Impfstoff
                                                             angeboten werden. Für die Auffrischimpfung soll in
                                                             der Regel der mRNA-Impfstoff verabreicht werden,
  Empfehlung zur COVID-19-Impfung                            der bei der Grundimmunisierung zur Anwendung
  von Personen mit Immundefizienz (ID)                       gekommen ist. Wenn dieser nicht verfügbar ist,
  Immunsupprimierende oder immunmodulierende                 kann auch der jeweils andere mRNA-Impfstoff ein-
  Therapien können prinzipiell auch bei einer anste-         gesetzt werden. Für Personen ab 12 Jahren mit ID
  henden Impfstoffgabe weitergeführt werden. Emp-            ist Comirnaty als 3. Impfstoffdosis zugelassen. Die
  fehlenswert für den bestmöglichen Impferfolg ist           Dosierung (30 μg) für die Auffrischimpfung ist die-
  eine möglichst geringe Immunsuppression zum                selbe wie für die Grundimmunisierung. Spikevax ist
  Zeitpunkt der Impfung. So sollte z. B. der Impfzeit-       für die 3.  Impfstoffdosis von PatientInnen mit ID
  punkt in die Mitte der Verabreichungsintervalle der        mit der für die Grundimmunisierung verwendeten
  immunsupprimierenden oder immunmodulieren-                 Dosierung (100 μg) ab einem Alter von 12 Jahren zu-
  den Medikation gelegt werden. Bei geplanter anti-          gelassen; die STIKO empfiehlt den Einsatz des
  neoplastischer Therapie („Chemotherapie“) soll die         Impfstoffs jedoch erst ab dem Alter von 30 Jahren
  Impfung mindestens 2 Wochen vor deren Beginn               (siehe oben).
  erfolgen, um eine suffiziente Immunantwort zu er-
  möglichen. Eine Handreichung findet sich in den            Bei schwer immundefizienten Personen ab dem Al-
  Anwendungshinweisen der STIKO zum Impfen bei               ter 5 Jahren mit einer erwartbar stark verminderten
  verschiedenen Erkrankungen mit ID und unter im-            Impfantwort (s. Tab. 4) kann die 3.  Impfstoffdosis
  munsuppressiver Therapie.                                  bereits 4 Wochen nach der 2.  Impfstoffdosis als
                                                             ­Optimierung der primären Impfserie verabreicht
  Bisher ungeimpfte immundefiziente Personen sol-             werden. Über den Zeitpunkt einer Auffrischimp-
  len zunächst eine Impfserie eines mRNA-Impf-                fung nach der primären Impfserie (bestehend aus
  stoffs erhalten. Ab dem Alter von 5 Jahren sind             3  Impfstoffdosen) muss bei diesen Personen im Ein-
  2  Impfstoffdosen Comirnaty (10 µg für 5 – 11-jährige       zelfall entschieden werden (siehe auch 11. Aktualisie-
  Kinder; 30 µg für ≥ 12-Jährige) im Abstand von 3 – 6        rung der COVID-19-Impfempfehlung der ­STIKO).
  Wochen empfohlen und ab dem Alter von 30 Jahren
Epidemiologisches Bulletin                3 | 2022            20. Januar 2022                                                            15

                                                                                                                              Überprüfung
                                                                                                          Weiteres
                                                                                 COVID-19-mRNA-                              der Impfantwort
                                                                                                       Vorgehen bezgl.
   Therapie bzw. Grunderkrankung                                                Grundimmunisierung                         vor und ≥ 4 Wochen
                                                                                                       der COVID-19-
                                                                                 (2 Impfstoffdosen)                              nach der
                                                                                                       Immunisierung
                                                                                                                            3. Impfstoffdosis
   Therapien ohne relevante Einschränkung der Impfantwort (Beispiele)
   Apremilast, Dimethylfumarat, Glatirameracetat, Typ I Interferon (IFN-β)1

   Systemische, kurzzeitige (< 2 Wochen) Glukokortikoidtherapie mit
   niedriger Dosierung (Erwachsene: < 10 mg Prednisolonäquivalent/Tag,
   Kinder: < 0,2mg Prednisolonäquivalent/kg KG/Tag)
   Niedrig-potente Immunsuppressiva:
   Methotrexat (MTX): (Erwachsene: ≤ 20 mg/Wo; Kinder: ≤ 15 mg/m2 KOF/
   Woche), Ciclosporin (Kinder und Erwachsene: ≤ 2,5 mg/kg KG/Tag),
                                                                                                       Auffrischimpfung
   Leflunomid (Erwachsene: ≤ 20 mg/Tag, Kinder: ≤ 0,5 mg/kg KG/Tag),                    Ja                                        Nein
                                                                                                         ≥ 3 Monate2
   Azathioprin (< 3 mg/kg KG/Tag)
   JAK-Inhibitoren, z. B. Tofacitinib (Erwachsene: ≤ 5 –10 mg/Tag)
   Einige niedrig-potente Biologika (z.B. Anti-TNF [Infliximab] bei niedriger
   Dosierung [≤ 3 mg/kg KG alle 8 Wochen]; Antikörper gegen IL-1
   [z.B. Canakinumab], IL-6R [z.B. Toculizumab], IL-17A [z.B. Secukinumab],
   IL-23 [z.B. Risankizumab]; Anti-B-Lymphozyten-Stimulator [anti-BLyS/
   BAFF; Belimumab]
   Erkrankungen, die von sich aus zu keiner relevanten Einschränkung der Impfantwort führen (Beispiele)
   Autoimmunkrankheiten (unbehandelt): z. B. rheumatoide Arthritis,
   Systemischer Lupus Erythematodes, Multiple Sklerose
                                                                                                       Auffrischimpfung
                                                                                        Ja                                        Nein
   Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen                                                               ≥ 3 Monate2
   HIV-Infektion mit > 200 CD4-Zellen und ohne nachweisbare Viruslast
   Therapien mit relevanter Einschränkung der Impfantwort (Beispiele)
   Systemische Glukokortikoidtherapie mit intermediärer Dosierung
   (10 – 20 mg Prednisolonäquivalent/Tag, > 2 Wochen) oder hoher
   Dosierung (> 1 mg Prednisolonäquivalent/kg KG/Tag, > 2 Wochen) oder
   i. v. Stoßtherapie mit sehr hohen Dosen (z. B. 10 – 20 mg/kg KG/Tag
   Prednisolon-Äquivalent über 3 – 5 Tage in monatlicher Wiederholung)
                                                                                                        Optimierung der
   MTX: Erwachsene: > 20 mg/Woche; Kinder: > 15 mg/m2 KOF/Woche                                       primären Impfserie
                                                                                                       durch zusätzliche
   Azathioprin (≥ 3 mg/kg KG/Tag)                                                       Ja                                         Ja
                                                                                                       Impfstoffdosis im
   Cyclophosphamid                                                                                          Abstand
                                                                                                          ≥ 4 Wochen
   Mycophenolat-Mofetil
   Biologika mit schwerer immunsuppressiver Wirkung
   (z. B. Biologika mit B-Zell-depletierender Wirkung wie anti-CD20-
   Antikörper [Ocrelizumab, Rituximab]; CTLA4-Ig [Abatacept] Fingolimod)
   Erkrankungen, die direkt oder infolge der notwendigen Therapie mit einer relevanten Einschränkung der Impfantwort einhergehen (Beispiele)
   Schwere primäre (angeborene) Immundefekte
   Z. n. Transplantation eines soliden Organs
                                                                                                        Optimierung der
   Z. n. Stammzelltransplantation (mit noch unvollständiger Rekonstitution)                           primären Impfserie
                                                                                        Ja             durch zusätzliche           Ja
   HämodialysepatientInnen                                                                             Impfstoffdosis im
                                                                                                      Abstand ≥ 4 Wochen
   Krebserkrankungen unter immunsuppressiver, antineoplastischer Therapie
   HIV-Infektion mit ≤ 200 CD4-Zellen und/oder nachweisbarer Viruslast

  Tab. 4 | COVID-19-mRNA-Impfung und Kontrolle der SARS-CoV-2-Spikeprotein-Antikörper bei PatientInnen mit Immundefizienz
  in Abhängigkeit des erwarteten Impfansprechens. Orientierende Einordnung der erwarteten Impfantwort infolge häufiger
  Erkrankungen bzw. häufig verwendeter Therapeutika mit unterschiedlich starker immunsuppressiver Wirkung (der Grad der
  Immundefizienz ist nicht nur vom Arzneimittel, sondern auch von patientInneneigenen Faktoren abhängig). Die Aufzählung in
  der Tabelle ist nicht abschließend, sondern hat beispielhaften Charakter. (Stand: 20.01.2022)
  kg = Kilogramm; KG = Körpergewicht; KOF = Körperoberfläche
  1 Die suppressive Wirkung dieser Substanzen auf die Immun­antwort nach anderen Impfungen ist nach gegenwärtiger Studien­
  lage variabel oder – wie im Falle der COVID-19-mRNA-Impfung – noch nicht untersucht,1,2 weswegen hier eine Auffrischimpfung
  nach frühestens 3 Monaten empfohlen wird.
  2 Comirnaty (30 µg) (≥ 12-Jährige) oder Spikevax (100 µg) (≥ 30-Jährige)
Epidemiologisches Bulletin      3 | 2022       20. Januar 2022                                               16

  Eine serologische Antikörpertestung wird nicht             Hinweise zur praktischen Umsetzung
  grundsätzlich empfohlen. Der Wert, der einen
  siche­ren Schutz bedeutet und damit eine oder meh-         Durchführung der Impfung
  rere Impfstoffdosen unnötig machen würde, ist              ▶▶ Eine COVID-19-Impfung setzt eine sorgfältige
  nicht bekannt.                                                Aufklärung der zu impfenden Person bzw. des
                                                                Vorsorgebevollmächtigten oder Sorgeberechtig-
  Lediglich bei schwer immundefizienten Personen                ten voraus. Bei Minderjährigen, die aufgrund
  mit einer erwartbar stark verminderten Impfant-               ihres Alters und ihrer Entwicklung die erforder-
  wort (s. Tab. 4) soll frühestens 4 Wochen nach der            liche Einsichts- und Entscheidungsfähigkeit be-
  2.  Impfstoffdosis UND frühestens 4 Wochen nach               sitzen, ist auch ihr Wille zu berücksichtigen, so-
  der 3. Impfstoffdosis eine serologische Untersu­              dass ein Konsens zwischen den Minderjährigen
  chung auf spezifische Antikörper gegen das SARS-              sowie den zur Einwilligung Berechtigten vorlie-
  CoV-2-Spikeprotein erfolgen (Gesamtprotein, S1-               gen sollte. In Fällen von widersprüchlichen Ein-
  Untereinheit oder Rezeptorbindungsdomäne). Die                stellungen der gemeinsam Sorgeberechtigten
  Blutentnahme für die erste Antikörpermessung                  ist bei gerichtlichen Auseinandersetzungen in
  kann am selben Termin durchgeführt werden, an                 der Regel davon auszugehen, dass dem/der
  dem die 3. Impfstoffdosis verabreicht wird; das Anti­         Sorgeberechtigten die Entscheidungsbefugnis
  körperergebnis muss aus den o. g. Gründen für die             übertragen wird, der/die die Impfung befür-
  Gabe der 3. Impfstoffdosis nicht abgewartet werden.           wortet (s. hierzu auch OLG Frankfurt a.M., Be-
  Eine 2- oder mehrmalige Messung ermöglicht bei                schluss v. 17.08.2021, Az. 6 UF 120/21).
  initial fehlender oder niedriger Antikörperantwort         ▶▶ Bei der Impfung sind die Anwendungshinwei-
  die Beobachtung eines ggf. einsetzenden Impf­                 se in den Fachinformationen zum jeweiligen
  erfolgs (Antikörperdynamik). Sollten nach der                 Impfstoff sowie die veröffentlichten Rote-Hand-
  3.  Impfstoffdosis unverändert sehr niedrige oder             Briefe zu beachten.
  keine spezifischen Antikörper messbar sein, sind           ▶▶ Auch bei sehr alten Menschen oder Menschen
  die betroffenen PatientInnen über den möglicher-              mit progredienten Krankheiten, die sich in ei-
  weise fehlenden Immunschutz aufzuklären.                      nem schlechten Allgemeinzustand befinden,
                                                                muss die Impffähigkeit gegeben sein. Bei die-
  Für Personen ohne ausreichenden Immunschutz                   sen Gruppen sollte ärztlich geprüft werden, ob
  ist die Einhaltung von Abstands- und Hygiene­                 ihnen die Impfung empfohlen werden kann.
  regeln besonders wichtig. Es gilt in besonderer Wei-       ▶▶ Die Impfung ist strikt intramuskulär (i. m.) und
  se auf eine umfassende Impfung aller Kontaktper-              keinesfalls intradermal, subkutan oder intravas-
  sonen hinzuwirken. Über das weitere Vorgehen bei              kulär (i. v.) zu verabreichen. Bei PatientInnen
  diesen PatientInnen muss individuell entschieden              unter Antikoagulation soll die Impfung eben-
  werden.                                                       falls i. m. mit einer sehr feinen Injektionskanüle
                                                                und einer anschließenden festen Kompression
  Kontaktpersonen von Personen mit ID sollten voll-             der Einstichstelle über mindestens 2 Minuten
  ständig geimpft sein (COVID-19-Grundimmunisie-                erfolgen.
  rung und ab 12 Jahren auch eine Auffrischimpfung).         ▶▶ Zwischen COVID-19-Impfungen und der Ver­
  Dies gilt auch für andere Impfungen, z. B. gegen In-          abreichung anderer Totimpfstoffe muss kein
  fluenza. Zudem sollten Kontaktpersonen im Um-                 Impfabstand eingehalten werden. Sie können
  gang mit einer schwer immundefizienten Person –               auch zeitgleich gegeben werden. Zu Impfun-
  insbesondere, wenn diese nicht oder nicht ausrei-             gen mit Lebendimpfstoffen soll hingegen ein
  chend auf die COVID-19-Impfung angesprochen                   Mindestabstand von 14 Tagen vor und nach je-
  hat – auf konsequentes Tragen eines medizinischen             der COVID-19-Impfung eingehalten werden
  Mund-Nasen-Schutz achten.                                     (siehe auch STIKO-Empfehlung zur Koadmi-
                                                                nistration von COVID-19-Impfstoffen und an-
                                                                deren Totimpfstoffen und die dazugehörige
                                                                wissenschaftliche Begründung).
Sie können auch lesen