Magazin für Rhein und Siebengebirge
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01.2022 | Januar | 26. Jahrgang Magazin für Rhein und Siebengebirge 01 www.rheinkiesel.de Zum Jahreswechsel | Bild: Dieter Mechlinski einen guten Rutsch ins neue Jahr! Natur Königswinter Unkel Possierliche Pelztiere Rückblick auf die Historischer in der Rheinaue „gute alte Zeit“ Aufruhr am Bahnhof Magazin für Rhein und Siebengebirge Januar 2022 1
Editorial Liebe Leserin Alles und lieber Leser, für Gute was für ein wunderschöner An- eigenmächtig an fremdem Hab 2022 blick, wenn es im Siebengebirge und Gut bedienten. Das aller- schneit! Im vergangenen Jahr dings war auch seinerzeit schon gab es ja reichlich Möglichkeiten, Kein Kavaliersdelikt (Seite 6-8) tagen regt sich in vielen Men- Mieter fristlos gekündigt werden auf Löwenburg & Co. rodeln zu und kam die Unkeler teuer zu schen das Bedürfnis, sich an der dürfen. Seinen Beitrag So nicht! gehen. In dieser Zeit entstand stehen. In früheren Zeiten gab es frischen Luft „die Beine zu ver- lesen Sie auf Seite 18. auch unser ansprechendes, stim- eben auch nichts geschenkt. treten“. Wie wäre es mit einem Was mag das neue Jahr wohl brin- mungsvolles Titelbild. Leider sind Ja, früher gab es noch mehr kalte Spaziergang mit der ganzen Fa- gen? Welche Veranstaltungen, solche Winter-Wonnen für heu- Winter mit Eis und Schnee. Die milie in der Rheinaue? Mit etwas Feste und Konzerte können statt- tige Kinder selten geworden. Der Folgen des Klimawandels sind Glück können Sie dort Einen finden, welche müssen ausfal- Klimawandel hinterlässt also auch in unserer Region spür- und kapitalen Neubürger kennen- len? Schaffen wir es endlich, mit auch seine Spuren in der Kind- sichtbar. Ist sie wirklich für immer lernen, der sich in unserer Region einem solidarischen Schulter- heit. Aber wenn Schnee und Eis vorbei, Die gute alte Zeit? Aber im wahren Wortsinn breit macht: schluss zwischen Alt und Jung, doch einmal ein Gastspiel geben, wie gut waren die Zeiten früher Nutria. Das Leben dieses südame- Arm und Reich, Nord und Süd, haben heutige Kinder sicherlich wirklich? Unser Autor Karl Schu- rikanischen Einwanderers bringt das uns seit zwei Jahren be- genauso viel Spaß wie einst wir. macher lässt die Probleme unserer Ihnen Diplom-Biologe Ulrich San- drohende Coronavirus in seine Was trotzdem damals anders war, Region vor 100 Jahren Revue pas- der auf Seite 12-14 näher. Schranken zu weisen? Das hof- erklärt Ihnen Margitta Blinde in sieren. Wenn Sie die Wahl hätten Wer hat unsere Rätsel aus der fen wir alle. ihrem Zeitsprung auf Seite 4/5: zwischen täglicher Plackerei mit Dezemberausgabe richtig gelöst In jedem Fall wünschen Ihnen Immer, wenn es schneit… einer garantierten Staublunge, und darf sich auf ein Flugerleb- Verlag und Redaktion vor allem Über problematische Zeiten in Arbeitslosigkeit ohne soziale Ab- nis der besonderen Art freuen? frohe Feiertage, einen „guten der Vergangenheit hat auch Ru- sicherung oder dem Kriegsdienst Schlagen Sie gleich in unserem Rutsch“ und ein möglichst ge- dolf Vollmer für Sie recherchiert. an der Front mit ungewissem Aus- Kaleidoskop auf Seite 15 nach! sundes, virenfreies neues Jahr Sicher kennen Sie den Begriff gang – wie würden Sie sich ent- Und last but not least gewährt – mit dem rheinkiesel an Ihrer „Fringsen“ aus der Nachkriegs- scheiden? Mehr dazu lesen Sie auf Ihnen Rechtsanwalt Christof An- Seite! zeit. Doch in Unkel gab es schon Seite 9 bis 11. kele wieder Einblicke in interes- ein Vierteljahrhundert zuvor ei- Nach den oft kulinarisch beson- sante Rechtsfragen – dieses Mal nen Aufruhr, bei dem Bürger sich ders genussreichen Weihnachts- in die Frage, wann zum Beispiel Angehörige und Freunde kümmern sich mit großem Enga- gement darum, dass Senioren mit Pflege- und Betreuungs- bedarf zuhause leben können. Damit dies dauerhaft gelingen kann, bietet die „Tagespflege im Siebengebirge“ Unterstützung und ermöglicht den Angehörigen eine Aus- zeit. Senioren erleben abwechslungsreiche Tage in unseren modern und gemütlich ausgestatteten Räumlichkeiten in der Bergstraße 114, Bad Honnef. Wir bieten: � Ein abwechslungsreiches Programm mit Einzel- und/oder Gruppenangeboten � verschiedene Mahlzeiten am Tag Ihre Ansprechpartnerin: � Auf Wunsch einen Hol- und Bringservice Susanne Schommers � 02224 9697080 � Pflegerische und medizinisch verordnete � info@tp-siebengebirge.de Behandlungspflege Ein Angebot der � Vergabe von Medikamenten, Blutdruck- und Blutzuckermessung sowie Insulingabe Magazin für Rhein und Siebengebirge Januar 2022 3
Zeitsprung Immer wenn es schneit… Schon die Ägypter haben eine Art Schlitten eingesetzt, um Bauholz zu transportieren. Allerdings ging es dabei über Sand und Stein statt wie bei uns über Schnee und Eis. In den Bergen Skandinaviens, im Erzgebirge oder in den Alpen nutzte man schon in der Frühzeit Schlitten als Transportmittel. Und aus purem Vergnügen setzt sich auch der Mensch auf ein solches Gefährt. A m Anfang waren es eher breite, flache Schilder, auf denen man Mühe hatte, sich festzuhalten, wenn es berg- ab ging. Schlitten aus Holzlatten mit Eisen-Kufen wurden erst spä- ter entwickelt. Das waren so genannte Ziehschlitten mit ei- ner Schnur vorne, womit der Schlitten bergauf gezogen wer- den konnte. Gesteuert wurden sie durch Verziehen der Vorder- schnur und indem man die Beine seitwärts in den Schnee streckte. Im 19. Jahrhundert wurde das Schlittenfahren schließlich zum Sport, zum Rodelsport. Die tradi- Damals wie heute: Bei Schnee gibt es kein Halten mehr | Bild: adobestock | jörn buchheim tionelle Form der Schlitten wur- de schmaler, windschnittiger, die Kufen schräg gestellt, gewölbt schaftsport. In meiner Kindheit Kohle und Kartoffeln abgestellt Sommer nicht gelitten und war und durch Gummibelag leichter machte sich beim ersten Schnee, hatte. Der Schlitten war aus an keiner Stelle brüchig gewor- gängig. So konnte man die Schlit- meist Mitte Dezember regelmä- stabilem, braunem Holz mit ei- den. Der Schlitten wurde vor- ten in den ausgebauten schnel- ßig ein Elternteil auf die Suche sernen Kufen und hatte schon sichtig mit einem feuchten Tuch len Kunstbahnen besser lenken. nach dem Familienschlitten im dem Großvater gehört. Die Mo- abgewaschen und schon war er Seit 1964 ist das Rennrodeln Haus. Oft war er auf dem Spei- delle änderten sich nicht viel startklar! Sobald die Tempera- und Bobfahren sogar eine olym- cher in seinem Sommerquar- über die Jahre und waren immer turen unter null Grad gesunken pische Disziplin. Beim Bob sind tier. Manchmal suchte man ihn noch tauglich. Die Kufen wurden waren, die Schneeflocken lie- zwei Schlitten hintereinander da vergebens, weil ihn irgendje- inspiziert, mit Seife abgerieben gen blieben und einen soliden in einem Rahmen konstruiert. mand, der sich dann nicht mehr und wieder gängig gemacht. weißen Bodenbelag gezaubert So entstand ein beliebter Mann- erinnern konnte, im Keller bei Auch das Holz hatte über den hatten, dann gab es für uns Kin- 4 Januar 2022 Magazin für Rhein und Siebengebirge
Zeitsprung der kein Halten mehr, und wir ner Held! Der eine oder andere wollten nur noch nach draußen, kam bei der Abfahrt über eine Rodeln gehen! hochstehende Baumwurzel ins Schleudern, überschlug sich und Ein eiskaltes Vergnügen fand sich ohne Schlitten im tie- fen Neuschnee unter den Bäu- men wieder. Da blieb man erst Hinterm Haus ging es in den ver- mal verdutzt liegen und orien- schneiten Wald den Hügel hin- tierte sich: „Wo war die Piste? auf, von dem die Abfahrten star- Wie weit war man von der Fahr- ten sollten. Dort fanden sich am rinne abgekommen? Wo waren frühen Nachmittag die Kinder die Spielkameraden?“ aus der Nachbarschaft ein, alle Dann hieß es Aufstehen, den warm eingepackt in Wollsachen, Schlitten suchen und ihn auf Trainingshosen und halbhohe seine weitere Tauglichkeit hin Schnürschuhe. Dazu trug man inspizieren. Aber außer dem Sagen Sie JA von den Müttern selbst ge- Schreck war gottseidank meist strickte Fäustlinge, Schals und nichts weiter passiert. Der hohe Stilvolle standesamtliche oder freie Trauung im Glashaus Mützen. Die schicken, bunten Schnee hatte wie ein weicher oder in der Villa „Immenhof“ mit anschließendem Empfang. Kinder-Schneeanzüge aus pfle- Teppich den Körper abgefangen. (keine Abendveranstaltung). geleichtem Polyester oder Micro- Jetzt musste man nur noch den Wir informieren Sie gerne. fleece-Jacken mit Kapuze gab es Anschluss suchen an die Gruppe, in den 50-ern noch nicht. Un- die sich oben am Hang tummel- LA REMISE . Rheinallee 6 (gegenüber der Fähre) . 53639 Königswinter sere Winter-Ausstattung war te und weiter ging´s mit neuer weder wind- noch wasserdicht. Energie und roten Backen und Tel. 0 22 23 – 700 920 . Mobil 0157 – 80 59 74 25 Nicht selten trug man einen al- meist auch mit laufender Nase. info@laremise.de . www.laremise.de ten, dicken Pullover vom Vater Abfahrten und erneuter Auf- oben drüber, bei dem die Ärmel stieg wechselten sich in immer dreimal umgekrempelt waren schnellerer Reihenfolge ab. und der eindeutig zu lang war, aber zum Spielen und Toben im Abendlicher Abschied Schnee genau richtig. Dass sich die Wolle schon bald mit Feuch- tigkeit vollsog, wenn man einige Wenn es dann gegen Abend Male im Schnee gelandet war, dunkel wurde und der Schnee nahm man in Kauf. Das ging al- im Mondlicht silbern glitzerte, len so und gehörte dazu, wichtig verwandelte sich die Winter- war der Spaß am Rodeln, und landschaft um uns herum in den hatten wir! eine weiße Märchenwelt – ex- tra für uns Kinder. Wir konnten Mit Schwung bergab! nicht genug davon bekommen und die Eltern hatten am späten Abend ihre liebe Not, uns mit Zu zweit klammerten wir uns Überredungskunst nach Hau- hintereinander fest am Schlit- se zu bugsieren. Dort wurde ten. Dann gab es von einem der kurz das Nötigste an Schnee älteren Jungen einen kräftigen und Eis von der Kleidung ab- Schubs und ab ging die Fahrt, geklopft oder schnell trockene den Hügel hinunter, über den Sachen übergezogen und dann Waldweg rüber bis ans Ufer des ging es ans Abendbrot mit kleinen Baches. Wer nicht auf- einem Becher heißem Kakao passte, nicht gut bremsen oder und ein paar deftig belegten steuern konnte, landete mit Broten. Und natürlich wurde Schwung im zugefrorenen Bach. dabei der Familie erschöpft und Da gab es schon mal blaue Fle- müde zum Umfallen von den cken an Armen und Beinen und kleinen und großen Abenteu- am Po. Aber natürlich zeigte ern in der weißen Winterwelt man keinen Schmerz, schließ- berichtet, bevor es dann schnell lich war man ein tapferer klei- ins Bett ging. xy Margitta Blinde Magazin für Rhein und Siebengebirge Januar 2022 5
Unkel Kein Kavaliersdelikt „Fringsen” nannte man nach Ende des 2. Weltkrieges den Diebstahl lebensnotwendiger Lebensmittel und Heizmaterialien. Namensgeber war der Kölner Kardinal Josef Frings. In Unkel hatte sich schon ein Vierteljahrhundert zuvor Ähnliches zugetragen. A m 25. Juni 1919 wurden auf dem Unkeler Bahn hof zwei Waggons mit Lebensmitteln abgestellt. Diese waren auf dem Weg zu den staat- lichen Krankenanstalten in Ham- burg; so stand es jedenfalls in den Begleitpapieren. Da sich die Wei- terfahrt verzögert hatte, weil der Besteller ohne Begründung von dem Vertrag zurückgetreten war, kam es zu einem Zwischenstopp in Unkel. Schnell verbreitete sich das Gerücht, es seien illegale Schieberwaren in den Waggons. Die unter Hunger leidende Be- völkerung strömte zum Bahn- hof, wo einige Rädelsführer mit Gewalt die Wagen öffneten, die Lebensmittel herausholten und an die Menge verteilten. Selbst vier Eisenbahnbeamte und die herbeigerufene Polizei konnten die Leute nicht daran hindern, die Plünderung fortzusetzen. In seiner Verzweiflung telefonierte der Bahnhofsvorsteher mit sei- ner vorgesetzten Dienstelle und forderte zur Unterstützung das Jahrzehnte später erneut das gleiche Bild - auch wenn es um „Kohlenklau“ ging | Bild: Bundesarchiv Bild Militär an. Aber erst am 30. Juni 1919 trafen 15 Reichswehrsolda- ten nebst Oberleutnant in Unkel nen Lebensmittel bereits sicher- 59 Zentner Reis im Gesamtwert von rund ein. Zuvor hatte ein Beauftragter stellen lassen. 20 Kisten Keks (3663 Rollen) 43.316,70 Mark der Ortsgemeinde die verbliebe- Eine genaue Zählung ergab: 20 Zentner Kakao Am 1. Juli meldete sich ein Jean 6 Januar 2022 Magazin für Rhein und Siebengebirge
Unkel Heppener in Begleitung eines des „Aufruhrgesetzes" von 1850 Rechtsanwaltes bei der Unkeler in die Pflicht zu nehmen. Die je- Keine Zeit einzukaufen? Behörde. Er gab sich als Eigentü- doch lehnte ab. Einkauf zu schwer? mer des Inhalts der beiden Wag- Dann liefern wir Ihnen gons aus und verlangte Entschä- Illegale Schiebrei? Ihren Einkauf nach Hause! digung. Im Verlauf der Verhand- Ihr Frischmarkt lung bot Heppener der Gemeinde Bahnhofstraße 4 · Königswinter · 0 22 23 / 9 07 09 56 die restlichen sichergestellten Der Kaufmann meldete Lebens- Lebensmittel zum Kauf an. Man mittel, darunter Kakao, Reis, war damit einverstanden und Kekse und Schmalz als gestoh- kaufte die Lebensmittel zum len. Das ergab eine Summe von oben genannten Preis. Für die rund 19.000 Mark. Am 10. De- gestohlenen Waren würde aber zember 1919 forderte er von der die Gemeinde nicht haften, so Gemeinde Unkel diese Summe. die mündliche Vereinbarung. In Die aber verweigert die Zahlung. dieser Angelegenheit müsse sich Daraufhin schrieb der Anwalt der Kaufmann an den Eisen- des Kaufmanns: bahnfiskus wenden. „Eine große Menschenmenge hat sich unter Gewaltanwen- Ab ins Gefängnis dung der Waggons bemächtigt. Auch hat der Oberwachmeister Verhaftungen vornehmen lassen. Nach der Bezahlung der Lebens- Das beweist, dass es sich bei dem mittel war damit für Unkel die Hergang um einen Tumult bezie- Sache erledigt, so glaubten die hungsweise Aufruhr gehandelt Gemeinderäte es jedenfalls. hat. Also muss die Gemeinde Doch darauf las man in der bezahlen. Falls ich binnen einer Presse Folgendes: Woche nichts Näheres von Ihnen höre, bin ich genötigt, Klage ein- Unkel, 7. Juli 1919 zureichen." „Die zur Verfolgung der am hie- Der damalige Bürgermeister von sigen Güterbahnhof stattgefun- Unkel namens Decku wies in denen Plünderung von Lebens- einem Schreiben diese For- mittelsendungen nach hier ent- derung zurück. Er deutete an, sandten Reichswehrtruppen ha- dass bei einem gerichtlichen ben im Verein mit der Gendar- Verfahren möglicherweise die merie verschiedene Verhaftun- strafrechtlichen Beziehungen gen vorgenommen. Unter ande- des Transports zum Vorschein ren wurde der Vorsitzende der kämen. hiesigen Sozialdemokratischen Decku spielte offenbar auf das Partei, Installateur K., verhaftet. illegale Verschieben von Lebens- Auch in Erpel und Rheinbreit- mitteln an. Aber der Rechts- bach wurden Verhaftungen vor- anwalt Heppeners beharrte auf genommen." In der Sitzung des dem Recht seines Klienten und Schwurgerichts in Neuwied vom berief sich auf den ,,Unruhepa- 13. Juli 1920 wurden die drei Rä- ragraphen''. delsführer wegen Diebstahls zu Der Unkeler Gemeinderat lehnte drei beziehungsweise vier Mona- dies ab und berief sich darauf, ten Gefängnis verurteilt. dass am 1. Juli 1919 bereits eine Für Unkel war die Angelegenheit Vereinbarung getroffen worden damit aber noch nicht erledigt. sei, wonach alles erledigt wäre. Der Kaufmann Heppener hatte Heppener gab aber nicht auf. sich an den Eisenbahnfiskus ge- Monate später erfolgte am 10. wandt und dort für die gestohle- November 1919 die gerichtliche nen Lebensmittel Geld verlangt. Klage, wonach Unkel dem Kauf- Mit einem Schreiben vom 3. Ok- mann 19.152 Mark nebst vier tober 1919 lehnte aber die Eisen- Prozent Zinsen zahlen sollte. bahnbehörde die Zahlung ab mit Bürgermeister Decku lehnte er- dem Hinweis, Unkel im Sinne neut ab. Die Unkeler verlegten Magazin für Rhein und Siebengebirge Januar 2022 7
Unkel gestellten Restmenge in Höhe hätte, ihn mit Gewalt wegzu- von 43.316 Mark die Angelegen- drängen. Schließlich sei er von heit erledigt sei. Vermutlich lie- den Leuten hochgehoben wor- ge der gegenteiligen Auffassung den, so dass er den Überwurf der des Unkeler Gemeinderates ein Wagentüre habe loslassen müs- Missverständnis zugrunde." sen. Worauf die Menge in den Waggon gestürmt sei und die War es ein Tumult? Lebensmittel aus dem Waggon hinausgeworfen habe. Auch die drei anderen Zeugen haben die In der zweiten Verhandlung vom Gewalttätigkeit der Menge gese- 10. März 1922 – also fast drei hen und eidlich bezeugt. Daher Jahre später – vor dem Neu- ist der Aufruhrparagraph von wieder Landgericht ging es um 1850 anzuwenden, welcher die die Frage, ob es sich bei dem Gemeinde für den Schaden haft- Diebstahl der Lebensmittel um bar macht. Über die Höhe der einen Tumult gehandelt habe Entschädigung soll erst später oder nicht. Hier war der Unke- entschieden werden." ler Gemeinderat optimistisch. Gegen diesen Gerichtsentscheid Schließlich waren die drei Rä- des Landgerichts Neuwied legte delsführer wegen Diebstahls ver- die Gemeinde Unkel am 4. Mai urteilt worden, nicht aber wegen 1922 Berufung beim Oberlan- Landfriedensbruch und Aufruhr. desgericht in Frankfurt ein. Un- Doch es kam anders: Nach dem kel stützte sich in der Begrün- für Unkel vernichtenden Urteil dung vor allem auf die Illegalität habe es sich bei dem Ereignis der damaligen Warenladung, um einen Tumult gehandelt. Zur aber vergeblich! Am 6. Juli 1922 Begründung hieß es: „Dies geht wurde die Berufung zurückge- Josef Kardinal Frings (1878-1978) | Bild: Wikipedia aus den eidlichen und glaubwür- wiesen mit der Begründung: digen Aussagen der vier Unkeler „Die unlauteren Machenschaf- sich darauf, den Kläger als am 12. Juli 1920 vor dem Land- Bahnbeamten hervor. Der Zeu- ten mit den Lebensmitteln seien Schieber zu bezeichnen, der eine gericht Neuwied. Es wurde fol- ge Müller hat bekundet, wie die vermutlich beabsichtigt gewe- unrechtmäßige Tätigkeit ausge- gendes Teil-Urteil gefällt: „Es zusammengerottete Menge sich sen, aber nicht bewiesen. Bei der übt habe. wurde vom Kläger am 1. Juli immer drohender an die frag- fehlenden Einfuhrbewilligung 1919 kein Verzicht vereinbart, lichen Waggons herandrängte sei eine behördliche Beschlag- Es geht vor Gericht dass mit dem Ankauf der sicher- und wie die Menge versucht nahme aber keine Plünderung der Waren berechtigt gewesen." Heppener besaß nämlich gar Glück im Unglück keine Handelserlaubnis für die fragliche Zeit. Der Gemeinde- rat beauftragte Rechtsanwalt Da der Unkeler Rechtsanwalt Tillmann aus Neuwied da- von der Einlegung einer Revisi- mit, Unkel vor Gericht zu on gegen das Urteil abriet, be- vertreten. Dieser bereitete schloss der Gemeinderat am einen Schriftsatz vor, den er 14. August 1922 von ei- am 22. Dezember 1919 dem ner weiteren Verfolgung gegnerischen Anwalt vorlegte. in dieser Sache abzuse- Dieser wies jedoch alle Grün- hen. Man musste den Vor- de zurück. Er bestritt vor allem, schlag des Gegenanwalts anneh- dass es zu einem Verzicht des men und war gezwungen, 18.000 Klägers auf die gestohlenen Mark in bar an Heppener auszu- Lebensmittel gekommen sei. zahlen und die Gerichtskosten Auch habe der Einsatz von Reichs- zu begleichen. wehrsoldaten gezeigt, dass es Durch die Inflation war das Geld sich um einen Tumult gehandelt in der Zwischenzeit bedeutend habe. weniger wert. Ein Glück für die Da es zu keiner Einigung kam, Gemeindekasse! trafen sich die beiden Parteien xy Rudolf Vollmer | Bild: privat 8 Januar 2022 Magazin für Rhein und Siebengebirge
Denkanstöße Die „gute alte Zeit“? Egal, ob man bei der Behörde Ärger hat oder auf den Handwerker wartet – insbesondere ältere Menschen befleißigen sich gern der Floskel: „Früher war alles besser“. Wirklich? Ein kritischer Blick auf das Siebengebirge des 19. Jahrhunderts. W ar diese Zeit tatsäch- lich so gut? Sicherlich nicht. Zunächst will ich daran erinnern, dass es „frü- her“ ungleich schlimmere sozi- ale Verhältnisse gab. Bei der fol- genden Beurteilung der Situation will ich mich auf die Zustände im 19. Jahrhunderts beschränken. Wird von den Orten im Sieben- gebirge gesprochen, denkt man- cher im ersten Impuls an die landschaftliche Schönheit der Siebengebirgslandschaft. Viel- leicht gibt es auch gute Erinne- rungen an den hiesigen Weinbau. Doch bei aller Wertschätzung für den traditionell angebauten Rebensaft und die Anmut der Gegend sollte nicht übersehen werden, dass die wirtschaftliche Lage der hiesigen Bevölkerung gegen Ende des 19. Jahrhunderts alles andere als rosig war. Um das Landschaftsbild des Sie- bengebirges zu erhalten und wegen des Naturschutzes wur- de gegen Ende des Jahrhun- Steinhauer vor der Bauhütte der Fa. H. Spindler Söhne, Königswinter (1889). derts der weitere Steinabbau Im Vordergrund liegend 14 bis 15 Jahre alte Arbeiter | Bild: Heimatverein Königswinter in den Steinbrüchen verboten. Außerdem kaufte der neu ge- gründete Verschönerungsverein Hinsicht Selbstversorger. Mit der den befürchteten, dass die Ar- Fortschrittlich denkende Ge- (VVS) entsprechende Parzellen Schließung der Steinbrüche än- beitslosigkeit Ausmaße anneh- meinderäte unterstützten die auf und legte den Betrieb still. derte sich das Bild. Es fehlten men könnte, die den sozialen angedachten Pläne zum Bau von Damit waren schwere soziale jegliche Geldmittel. Die Behör- Frieden gefährden würde. Fabriken. Wie auch heute üblich, Verwerfungen verbunden. Die Steinbrucharbeiter und ihre Fa- milien gerieten in gravierende Existenznot und es gab Unter- schriften sowie eine Petition an den Kaiser, um das Abbauverbot aufzuheben. Droht die Verelendung? Die meisten Steinbrucharbeiter hatten keinen Beruf erlernt. Ei- nige waren im Nebenberuf durch die Bewirtschaftung von Fel- dern und Weinbergen in gewisser Magazin für Rhein und Siebengebirge Januar 2022 9
Denkanstöße Loheland Bewegung und Bewegungstherapie Ältere Einwohner aus Oberdoll- endorf erzählten, dass morgens die Arbeiter aus dem bergischen Hinterland in Fahrradkolonnen zur Fabrik fuhren und abends die Fahrräder über die Heister- bacher Straße wieder bergwärts schoben. Die Älteren keuchten dabei unü- berhörbar und rangen auch nach Lohelandgymnastik-Kurse: Luft. Das waren die Anzeichen live in: für eine bereits fortgeschritte- Oberkassel Beuel ne Staublunge. Doch keiner be- Poppelsdorf Hangelar schwerte sich darüber, weil man den Arbeitsplatz nicht verlieren und online wollte. Kostenlose Probe-Stunde Bei der Arbeit von Jugendlichen hatte der preußische General- Bewegung in Achtsamkeit lassen Der Dollendorfer Autor Karl Schumacher | Bild: rheinkiesel Archiv leutnant von Horn beklagt, dass Beweglichkeit und Entspannung die jungen Rekruten körperliche, für Körper, Geist und Seele ent- gab es damals bereits Einwände tigung begann. Die Situation am geistige und sittliche Verwahrlo- stehen. gegen diese Pläne. Vor allem die Arbeitsmarkt entspannte sich. sung zeigten. Touristikbranche fürchtete das Bald gab es im Siebengebirgs- Anmeldung: Ausbleiben der Touristenströme. raum praktisch keine Arbeits- Und die Kinder? Uta Jahns: Tel 0 22 23 - 43 59 Glücklicherweise boomte zu die- losen mehr. Der Ablauf der Fer- www.lohelandgymnastik.de ser Zeit im Ruhrgebiet die Koh- tigungsschritte bestand im We- le- und Stahlindustrie. Bei der sentlichen aus einfachen, zwangs- Die Tauglichkeit bei der Re- Verhüttung von Eisenerz wurden läufigen Handarbeiten, die keine krutierung war entsprechend dringend hochfeuerfeste Steine qualifizierte Fachausbildung be- niedrig. Jetzt musste der Staat gebraucht, die der Tempera- nötigte. Das waren somit ideale eingreifen. Die Wehrtauglichkeit tur von flüssigem Stahl, also bis Arbeitsbedingungen für die ehe- war wichtig. Es wurde darauf ge- 1.800 Grad Celsius standhalten maligen Steinbrucharbeiter. achtet, dass das inzwischen er- konnten. Als Grundmaterial wird Es wird berichtet, dass Arbeiter lassene Kinderschutzgesetz und dabei Ton und Quarzit benötigt. aus Aegidienberg, Ittenbach und die Gewerbeordnung beachtet Die Pläne zur Ansiedlung der Heisterbacherrott jeden Morgen wurden. Steinfabriken in Dollendorf wur- zu Fuß nach Dollendorf kamen Als eine bedeutsame staatliche den maßgeblich beeinflusst durch und nach einem Zehnstunden- Maßnahme auf dem sozialen Leckereien für die ergiebigen Tonvorkommen in tag dieselbe Tour zurückgingen. Sektor galt das Regulativ vom den oberhalb von Römlinghoven Das muss ein gespenstisches 6. April 1839, dass Kinder erst Raclette oder Fondue liegenden Tongruben. Bild gewesen sein, wenn in der vom neunten Lebensjahr an und Dipps, Chutneys,Saucen und Senfe in Reiche Quarzit- und Tongruben dunklen Jahreszeit die Arbeiter- höchstens bis zu zehn Stunden großer Auswahl: z.B. in der näheren Umgebung er- gruppen mit ihren Stalllaternen in Fabriken beschäftigt werden Mango Cili Sauce Glas 6,50 € gänzten das Rohstoffangebot. durch die Siebengebirgswälder durften. Ein Königswinterer Fa- Röstzwiebel Balsamico Sauce Glas 6,90 € Die Pläne zur Errichtung von Fa- gingen. Die Fabrikarbeiter aus brikbesitzer hatte für seinen Be- Birnen Chutney Glas 6,50 € briken für die Herstellung von Heisterbacherrott hatten es ver- trieb unter anderem angeordnet, Pflaumen Chutney Glas 6,50 € feuerfesten Steinprodukten wur- gleichsweise besser, weil sie mit dass keine Kinder unter 14 Jahre Aioli Dipp Glas 6,90 € den bald verwirklicht. Die Feuer- Fahrrädern die Chaussee benut- bei ihm arbeiten durften. Erst Patatas Bravas Dipp Glas 6,90 € festindustrie in der Region war zen konnten. 1938 wurde durch Gesetz die Knoblauchsenf Glas 4,95 € Wirklichkeit geworden. In Folge Kinderarbeit in Gewerbebetrie- Kräutersenf Glas 4,95 € entstanden weitere Fabriken mit Gefährdete Gesundheit ben förmlich verboten. Weiß- & Rotweine, Sekt, Prosecci anderen Produkten. Die Steinin- und Champagner in großer Vielfalt. dustrie hatte aber den Anfang Krieg statt Krankenbett? Genießerpfade wünscht Ihnen eine schöne gemacht. Fast alle Mitarbeiter, die im Be- Silvesterfeier und ein gesundes Jahr 2022! reich der Kollergänge tätig wa- Neuer Job-Motor ren, erkrankten schon nach eini- Die Mobilmachung von 1914 Hauptstraße 29 b • 53604 Bad Honnef gen Jahren an der sogenannten brachte ganz Königswinter in Tel. 0 22 24 - 1 87 98 30 Staublunge, der Silikose. Wer jung Aufregung. Eine Tageszeitung www.geniesserpfade.com Die neuen Fabriken wurden Zug in diesem Job startete, erlebte nur schrieb: „Man lauschte dem feier- Mo - Fr 10.00 - 18.30 Uhr • Sa 10.00 - 14.00 Uhr um Zug gebaut und die Steinfer- selten das 50. Lebensjahr. lichen ernsten Geläut der Sturm- 10 Januar 2022 Magazin für Rhein und Siebengebirge
Denkanstöße glocke und aus Hunderten von Männerkehlen drang „Deutsch- land über alles“, und „Heil dir im Buch-Tipp: Siegerkranz“ und „Es braust ein Ruf wie Donnerhall.“ Innerhalb von drei Tagen meldeten sich 70 Kriegsfreiwillige, darunter eine Anzahl von Mitarbeitern der Steinfabriken. Die ausrückenden jungen Soldaten aus Oberdoll- endorf wurden vom Pfarrer Pe- ter Herkenrath mit den Worten verabschiedet: „Geht kämpfen, wir beten“. Ältere Fabrikarbeiter Wir wünschen allen vertraten bisweilen die Meinung, dass ihre jungen Kollegen den Leserinnen und Lesern einen Militärdienst aus Angst vor der Guido Mingels guten Start in das neue Jahr! Staublunge vorzogen und deshalb Früher war alles schlechter lieber als Freiwillige in den Krieg Warum es uns trotz Kriegen, Bleiben Sie gesund. zogen. Doch der Krieg ging ver- Krankheiten und Katastro- phen immer besser geht. loren, es folgten in rascher Folge Inflation, Weltwirtschaftskrise, Endlich einmal gute Nach- Ihr rheinkiesel-Team richten: Warum es der Welt Arbeitslosigkeit und der gleich- immer besser geht. falls verlorene 2. Weltkrieg. Auch wenn viele Menschen Hand aufs Herz, was würden heute über schlechte Arbeitsbe- Sie denken: Sterben heute dingungen oder fehlende „Work- mehr Menschen bei Flug- Life-Balance“ klagen, hat die zeugabstürzen als früher oder heutige Arbeitswelt mit moder- weniger? Gibt es heute mehr nen Fertigungsanlagen und zahl- Kriege und Kriegstote als vor 30 Jahren oder weniger? reichen Vorschriften zugunsten Arbeiten wir wirklich immer der Beschäftigten doch beacht- mehr? Müssen heute mehr lichen Fortschritt gebracht. So- Kinder unter Kinderarbeit und ziale Leistungen sind ungleich Gewalt leiden, oder sind es humaner als vor 100 Jahren. Tat- weniger geworden? Steigt die sächlich sind es die vom Staat er- Kriminalität in Deutschland lassenen Arbeitsschutzgesetze, oder sinkt sie? Tagtäglich Arbeitsstättenverordnung, Ar- werden wir mit schlechten beitszeitregelungen, Tariflöhne Nachrichten konfrontiert – und übersehen dabei, dass und andere Regularien, die unse- sich vieles (und vor allem viel re heutige moderne Arbeitswelt Wichtiges) zum Besseren ver- vergleichsweise angenehm ge- ändert. Vieles in unserer Welt stalten. Natürlich hat die heu- bewegt sich in die richtige tige Zeit auch ihre Probleme Richtung. – ganz aktuell die Pandemie, aber auch den Klimawandel, so- 128 Seiten, Hardcover, ziale Ungleichheiten zwischen Format 18,5 x 15,0 cm, Nord und Süd sowie Migration. DVA (2017), ISBN 978-3-421-04768-7 Diese Belastungen berühren € 14,99 jeden einzelnen von uns, doch meistern können wir diese He- rausforderungen nur in der Ge- meinschaft. Wenn jedoch jemand die feh- spiel der Bevölkerung im Ahrtal lende Solidarität und Hilfsbereit- nach der Flutkatastrophe entge- schaft in der Gesellschaft be- gengebracht wurde. klagt, dann sollte man ihn auf Es ist ein gutes Zeichen. Und es die überwältigende Hilfsbereit- macht Hoffnung auf eine gute, schaft hinweisen, die zum Bei- neue Zeit. xy Karl Schumacher Magazin für Rhein und Siebengebirge Januar 2022 11
Natur Ein kapitaler Neubürger Immer häufiger begegnen wir am Rhein und flussnahen Grünanlagen einem Vierbeiner, an den sich viele noch gewöhnen müssen: An Land sehen die Tiere aus wie überdimensionierte, bucklige Meer- schweinchen. Zugleich schwimmen und tauchen sie geschickt wie Biber. Was sind das für Tiere? E s handelt sich um die Nu- tria, deren Name Sumpfbi- ber etwas eingängiger ist. Wer möchte, kann sie gemeinsam mit Kindern oder Enkelkindern zum Beispiel in der Rheinaue be- obachten – ein respektvoller Ab- stand ist allerdings empfohlen. Aus sicherer Entfernung kann man gut bestaunen, wie die Nu- trias schwimmen, tauchen, sich putzen und welche Kennzeichen sie von Bibern oder Bisamratten unterscheiden. So ist der Schwanz rund und nicht wie bei Bibern ab- geflacht. Außerdem bestechen Nutria durch große orangefar- bene Schneidezähne, die lan- gen weißen Tasthaare und die Schwimmhäute zwischen vier der Die Nutria sind weder Biber noch Ratte – sind stammen aus der Familie der Marder | Bilder: Ulrich G. Sander fünf Hinterzehen. Weniger geläufig sind die Be- zeichnungen Schweifbiber oder Pelzhandel. Ursprünglich stand seiner Verwandtschaftsverhält- und in Europa vorfinden. Im Coypu, weniger schmeichelhaft der Begriff jedoch für den Fisch- nisse gehört es zur Familie der 19. Jahrhundert entwickelte sich Schweifratte oder Biberratte. Die otter, welcher nun überhaupt kein Stachelratten, die in Mittel- und ein weitläufiges Zuchtgewerbe, meisten führen jedoch in die Irre: Nage- sondern ein Raubtier aus Südamerika beheimatet ist. Der um die Nachfrage nach dem be- Zwar gehören die genannten Tie- der Familie der Marderartigen ist. wissenschaftliche Name lautet gehrten Pelz bedienen zu können. re alle zur Ordnung der Nager, Myocastor coypus und heißt über- Dabei sieht das Coypu alles ande- doch das Coypu – wie es in seiner Geflohene Pelztiere setzt so viel wie „Mäusebiber na- re als verführerisch-flauschig aus. Heimat in Südamerika genannt mens coypus“. Doch der Eindruck täuscht: Ober- wird – ist weder ein Biber noch Das Stichwort „Pelzhandel“ deu- seits dominieren die borstigen eine Ratte. Der inzwischen gängi- Halten wir also fest: Die Nutria tete bereits an, wieso wir diese Grannenhaare das Fell, während ge Name Nutria stammt aus dem ist ein Nagetier, das gerne in und Tierart eines anderen Konti- sich darunter die überaus dichte Spanischen und etablierte sich im an Gewässern lebt. Bezüglich nents inzwischen auch bei uns und weiche Unterwolle befindet. .. Viel Gluck .. Wir wünschen allen Kunden fur 2022 einen guten Start in das neue Jahr Wir sind Partner von Inhaber: Thomas Steinmann Linzer Str. 117 | 53604 Bad Honnef Telefon: 0 22 24 - 33 48 | Fax: 96 16 57 thomas-steinmann@t-online.de 12 Januar 2022 Magazin für Rhein und Siebengebirge
Natur Für die Herstellung der edlen Pel- Art bei uns so wohl wie nie zuvor ze wurden die Grannen entfernt. fühlt – dem Klimawandel bezie- Nutria-Felle gehörten zu den hungsweise den milden Win- hochwertigsten und teuersten, so tern sei Dank. Oft profitieren die dass die natürlichen Vorkommen schwergewichtigen Nager außer- der Art durch die Jagd fast erlo- dem davon, dass sie von Men- schen waren. Deshalb wurden schen in nächster Nähe (noch) Nutria ernähren sich von Wasserpflanzen, Wurzeln und Rinde Tiere aus Argentinien in Gefan- toleriert und teils (wenngleich genschaft gezüchtet. So verwun- ordnungswidrig) gefüttert wer- dert es nicht, dass aus den rund den. 1.000 deutschen Pelztierfarmen, die bis zum Ende des Zweiten Gründlicher Appetit Weltkriegs im Schnitt 100.000 Felle jährlich produzierten, stets Tiere entweichen und sich in der Allerdings bleibt die wachsen- freien Natur ansiedelten. Aller- de Zahl der Nutria nicht ohne dings überlebten die meisten nur Folgen für Mensch und Natur. so lange, bis der nächste harte Zum einen benötigen die Nager Winter nahte. reichlich pflanzliche Nahrung. Kein Wunder, denn sie werden Zu milde Winter? mehr als doppelt so groß wie eine Bisamratte. Männchen werden größer als Weibchen und errei- Darauf nimmt die Fachliteratur chen im ausgewachsenen Zu- Ende des letzten Jahrhunderts stand stattliche 60 Zentimeter noch Bezug, indem sie feststellt, Körperlänge und eine Masse von dass sich wildlebende Nutria-Po- bis zu zehn Kilogramm. Übrigens pulationen lediglich im mariti- wird im Vergleich dazu der (viel men, wintermilden England hal- seltener bei uns vorkommende) ten können, während sie im üb- Biber nochmals doppelt so groß. rigen Europa die kalte Jahreszeit Erwachsene Tiere brauchen ein regelmäßig nicht überstehen. Viertel ihres Körpergewichts täg- Doch die Zeiten haben sich ge- lich in Form von Wasserpflanzen, wandelt. In England wurde die Wurzeln und Rinde von Weich- Nutria mit hohem Aufwand wie- hölzern wie Weiden oder Pappeln. der ausgerottet, während sich die So kommen sie locker auf ein bis Magazin für Rhein und Siebengebirge Januar 2022 13
Natur zwei Kilogramm Nahrung pro men. Außerdem sind sie bereits auch Keime übertragen, die beim Tag. Dort, wo Nutrias in größerer im zarten Alter von einem halben Menschen Infektionskrankheiten Zahl leben, nimmt die Vegetation Jahr zur Fortpflanzung fähig. In wie Toxoplasmose oder Lepto- an den Ufern schnell ab. Neben- den Niederlanden, die stark von spirose hervorrufen können. Auch wirkung: Bless- und Teichrallen Flüssen und Küsten, mithin von deshalb warnen Behörden vor ho- sehen sich ihrer Deckung beraubt, wassertechnischen Bauwerken hen Nutria-Dichten und engem Nahrung und Nistplätze werden geprägt sind, wird die Art kon- Kontakt. In unserer Region besie- für sie knapp. sequent bekämpft. Ganze Land- deln die großen Nager inzwischen Doch ebenso erstreckt sich der striche sind schon von ihr be- nicht nur das Rheintal, sondern „Flurschaden“ auf menschliche freit. Probleme bereiten noch die auch die Nebenflüsse wie Ahr, Territorien und Werte: Uferbefes- Grenzregionen, wo beispielsweise Erft, Sieg und Swist. Im Bonner tigungen, Wegränder, Böschun- aus Deutschland Tiere nachwan- Rheinauenpark haben sie sich in- gen, Dämme und Deiche sind dern. Auch Kommunen und Land- zwischen so stark vermehrt, dass durch Unterhöhlungen nicht mehr kreise in Deutschland sind dazu sie zwar zu einer Attraktion wie sicher, weil die Tiere am Gewässer- übergegangen, Nutrias wegen der in einem Freilandzoo geworden rand große Baue anlegen, in denen Schäden zu bejagen. Manche Tie- sind. Auf der anderen Seite neh- sie sich zur Ruhe oder Aufzucht der re landen dabei sogar als Wild- men die Probleme überhand: Die Jungen zurückziehen. Die Schäden fleisch in Metzgereien. Was in regelmäßig von Besuchern an- konnten in der Vergangenheit be- Südamerika – wie nebenbei be- geschleppten Futtermengen sind reits beträchtliche Ausmaße er- merkt auch Meerschweinchen – enorm, die Uferschäden kaum zu reichen. Italien beispielsweise be- mit Pfeffer und Öl gewürzt seit übersehen. Zu allem Überfluss ziffert sie mit zwei Millionen Euro jeher auf dem Speisenplan steht, leidet die Wasserqualität. Deswe- pro Jahr. Abgesehen davon fallen ist in Europa aber noch nicht so gen sah sich die Bonner Stadtver- Nutrias auch schon einmal ger- richtig salonfähig geworden. Da- waltung genötigt, Anfang 2019 ne in Rüben- und Maisfelder ein, bei ist das Fleisch fettarm und ein Fütterungsverbot für Nutrias wenn sie in der Nähe liegen. soll geschmacklich an Kaninchen und Wasservögel zu verhängen, oder Spanferkel heranreichen. das bei Verstoß auch mit einem Fruchtbare Familien Zwar liegt die Idee, aus der Not Bußgeld belegt ist. Füttern bei Strafe verboten der Bejagung eine Tugend zu ma- | Bild: Ulrich Sander chen, nicht fern, wenig förderlich Füttern verboten! In Deutschland haben sich die sind allerdings der geringe Be- wildlebenden Nutria-Bestände das hohe Ausbreitungspotenzial: kanntheitsgrad und die Attribute zwischen 2006 und 2016 ver- Das Bibelzitat „Seid fruchtbar und Nager, Sumpf und Ratte... Weil die Tiere im Rheinauen- doppelt. Währenddessen hat die mehrt euch!“ lautet im zweiten Apropos Ratte: Ähnlich wie park inzwischen so zahlreich und Europäische Union die einge- Satzteil „Und füllt die Erde und Ratten sind auch Nutrias sehr halbzahm sind – sie kommen auf schleppte Art als „invasiv“ und die macht sie euch untertan!“ Auch reinliche Tiere. Sie putzen sich die Besucher bettelnd zugetrot- Situation als regulierungsbedürf- dieser zweiten Aufforderung mehrmals ausgiebig am Tag, ord- tet und ranken sich an Fahrrä- tig eingestuft. Das bedeutet, dass könnten Nutrias mit bis zu drei nen und kämmen ihr Fell und dern, Bänken und Beinen hoch – diese Tierart keineswegs geför- Würfen pro Jahr leicht nachkom- fetten es ein, damit die Haut vor können wir sie hier aus nächster dert, sondern eingedämmt wer- men. Zumal sie je vier bis sechs, direktem Wasserkontakt beim Nähe beobachten. Selbstverständ- den soll, um weitere Schäden zu in Ausnahmefällen auch einem Schwimmen geschützt ist. Doch lich ohne sie zu füttern! Die Tiere verhindern. Sorgen bereitet dabei Dutzend Junge pro Wurf bekom- ebenso wie Ratten können sie sind nicht aggressiv, aber sie wer- den besser nicht angefasst. Abge- sehen von den Ansteckungsge- fahren warnt die Stadtverwaltung davor, dass es schon zu Bissverlet- zungen gekommen sei. Dies kann bei Missverständnissen oder bei Weibchen mit Jungen geschehen. Grundsätzlich sind die Tiere fried- liebend, doch zugleich sehr wehr- haft, was ihre Zähne eindrucksvoll demonstrieren. Doch bleibt man auf Abstand, sind sie drollig an- zusehen. Außerdem strahlen sie eine gewisse Gleichmütigkeit aus, von der man sich eine Portion mit nach Hause nehmen sollte. xy Ulrich Sander 14 Januar 2022 Magazin für Rhein und Siebengebirge
Kaleidoskop Wer hat gewonnen? Selten haben Rätsel im rheinkiesel so viele Einsendungen von Lösungen ausgelöst wie die in unserer diesjährigen Dezember-Ausgabe. Lag es an der Jahreszeit (Advent?) oder eher an den ungewöhnlichen, attraktiven Gewinnen, die den Einsendern winkten? Drei Mal kommen die Überra- Rolf Beitzel, Königswinter 2. Es wurden auch Reben an schungssendungen des „Cho- Nordin Peters, Erpel dem Südhang der verlängerten colate Discovery Club“ der Con- Birgit Eckstein, Bad Honnef Schulstraße – etwas weiter als fiserie Coppeneur in Bad Hon- der Wasserhochbehälter ange- nef ins Haus. Sie werden in den nächsten Ta- baut. gen schriftlich benachrichtigt. „Im Eierborner Schlund" ist Über den Wolken Einen herzlichen Glückwunsch zwar schon in der Gemarkung sagen wir allen Gewinnern und Scheuren, aber vermutlich er- So überschrieben wir unseren einen Dank an die vielen Ein- folgte die Bearbeitung des Wein- Rätseltext, der offenbar gleich- sender, die mitgemacht haben. bergs von Rheinbreitbach aus. falls das Interesse vieler Leser 3. Es gab noch einen weiteren fand. Das Lösungswort hieß Winzer in Rheinbreitbach, der „Flight Instructors“ und war für Leserbrief zur lange seinem Beruf treu blieb, in der Grabenstraße 21. Dort hatte Ausgabe 9.21 Daniel Vollmer seine Kelterei Zu dem Artikel von H. Dank-ward und betrieb auch eine Pension. Heinrich in der Ausgabe Septem- Sein letzter mir bekannter Wein- Vor einem Vierteljahrhun- ber 2021 möchte ich fol-gende berg war südlich des Haanhofer dert erschien Ende November Informationen hinzufügen: Weg oberhalb der Kreuzung mit 1996 die erste Ausgabe des aufmerksame Betrachter nun 1. Ludwig Lindener hatte seinen der Straße Am Grendel „Auf der rheinkiesel wirklich nicht schwer zu finden. am höchsten gelegenen Wein- Steinroßel". Der Weinberg be- Wir verlosten 3 x 1 Cock- berg oberhalb der Rheinblick- stand noch bis Ende der fünf- Sei’s darum. Bemerkenswert war pit-Event von 45 Minuten im straße auf dem Grundstück des ziger oder sogar bis Anfang der auch, dass sich die meisten Le- Wert von je € 99. Hier sind die Hauses Rheinblickstraße 107. sechziger Jahre des vorigen Jahr- serinnen und Leser dafür ent- Namen der glücklichen Gewin- Ein paar Reben – wahrschein- hunderts. schieden, gleich bei beiden Rät- ner dieses ungewöhnlichen Ge- lich Riesling – haben bis heute Alexander Düren, seln mitzumachen. Na klar, das winns: überlebt. Rheinbreitbach verdoppelte ja auch die Ge- winnchancen. Schwieriger schien die Frage zu sein, wann die erste Ausgabe des rheinkiesel auf dem Markt erschien. Das war im Dezember 1996 der Fall; die Angabe der richtigen Jahreszahl reichte aus – leider nur die richtige! Einfach rückwärts zu rechnen war dies- mal nicht des Rätsels Lösung. Hier sind die Namen der Gewinner: Marianne Heusler, Bonn Rahel Puccini, Königswinter Sigrid Schellenberger, Bad Honnef Sie dürfen sich auf eine süße Überraschung freuen – und das ganze drei Monate lang. Magazin für Rhein und Siebengebirge Januar 2022 15
Unser Heinrich Blumenthal Wenn nur der Rhein nicht wär‘ Heitere Wandergeschichten von Rhein und Mosel 144 Seiten, Festeinband, mit vielen Farbfotos aus unserer Region, ISBN 3-00-008735-4 14,80 12,50 EUR EUR Born-Siebicke | Brach | Rohfleisch Aus Feuer und Wasser Geologischer Wanderführer für Unkel und Bruchhausen, 128 Seiten, Festeinband, Verlag Edition Wolkenburg, ISBN 3-9346-76—12-X Irene Grosch Zeit der Kirschen Erzählungen 8,50 160 Seiten EUR Festeinband Günter Hank | Sybille von der Hagen ISBN 3-00-012406-3 Geschichte(n) auf dem Gottesacker Der Alte Friedhof am Palastweiher in Königswinter 44 Seiten, Format DIN A4, durchgehend vierfarbig, mit 52 vierfarbigen, meist ganzseitigen Abbildungen 14,90 EUR Vom Zauber des Siebengebirges Mehr Streifzüge durch die Region Aus der Edition rheinkiesel: 144 Seiten, Format 21 x 21 cm, Hardcover, Fadenheftung, mit über 100 vierfarbigen, 19,95 teils ganzseitigen Abbildungen, ISBN 978-3-00-057406-1 EUR 16 Januar 2022 Magazin für Rhein und Siebengebirge
Verlagsprogramm Sagenhaftes Siebengebirge Streifzüge durch die Region Aus der Edition rheinkiesel: 144 Seiten, Format 21 x 21 cm, Hardcover, Fadenheftung, mit über 100 vierfarbigen, teils ganzseitigen Abbildungen ISBN 978-3-00-043078-7 19,95 15,95 EUR EUR Das Siebengebirgsquiz RheinGeraten Für 2 bis 4 Spieler im Alter von 8 bis 88 Jahren. Spielbar in mehreren Varianten – von leicht bis schwer. 120 Karten + Spielanleitung in stabiler Box. Hier erhältlich: Aegidienberg Königswinter-Dollendorf Aegidienberger Bücherstube | Aegidiusplatz 12 Dollendorfer Bücherstube Heisterbacher Straße 60 Bad Honnef Buchhandlung Werber | Hauptstraße 40 Königswinter-Heisterbacherrott Seeger & Seeger | Dollendorfer Straße 394 Bonn Papier + Buch | Bonner Talweg 46 Königswinter-Oberpleis Buchhandlung Jost GmbH | Hausdorffstraße 160 Seidel & Millinger | Dollendorfer Straße 28 Bonn-Bad Godesberg Linz Bücher-Bosch | Alte Bahnhofstr. 1-3 Buch- und Papierhaus Cafitz | Marktplatz 4 | Bild: fotolia|contrastwerkstatt Bonn-Beuel Sankt Augustin Bücher-Bartz | Gottfried-Claren-Str. 3 Bücherstube St. Augustin, Alte Heerstraße 60 Struck | Friedrich-Str. 48-51 Unkel Bonn-Oberkassel Vorteil-Center | Anton-Limbach-Straße 1 Max & Moritz | Adrianstraße 163 Florian-Schädlich | Frankfurter Str. 25 Quartett-Verlag | Erwin Bidder | Im Sand 56 | 53619 Rheinbreitbach Telefon 0 22 24 - 7 64 82 | E-Mail info@rheinkiesel.de Magazin für Rhein und Siebengebirge Januar 2022 17
Ihr Recht So nicht! Egal, ob Job oder Miete: Bei langfristigen Vertragsverhältnis- sen gibt es eine „gelbe Karte“. Eine Abmahnung warnt den Vertragspartner davor, dass die Wiederholung eines bestimm- ten Verhaltens zur Kündigung führen kann. E s ist unerheblich, ob ein Vertrag eine befristete | Bild: pixelio.de | Timo Klostermeier Laufzeit hat oder von un- bestimmter Dauer ist: Außer- ordentlich kann jeder Vertrag gekündigt werden und zwar aus wichtigem Grund. Wenn der wichtige Grund eine Pflichtver- letzung aus dem Vertrag ist, kann grundsätzlich erst gekün- digt werden, wenn entweder eine „zur Abhilfe bestimmte Frist" erfolglos abgelaufen ist oder eine erfolglose Abmahnung geschrieben, die Abmahnung ver- eine Abmahnung nicht mehr er- ausgesprochen wurde. So will es liert auch nicht durch Zeitablauf forderlich ist. Der wohl häufigste Paragraph 314 des Bürgerlichen ihre Wirkung. Grund für eine fristlose Kündi- Gesetzbuchs. gung im Mietrecht ist der Zah- Schnell handeln lungsverzug mit zwei oder mehr Wirksam abmahnen Monatsmieten. Dabei ist eine vor- ausgehende Abmahnung schon Dagegen muss bei einer frist- deshalb nicht nötig, weil für die Damit sie auch tatsächlich wie losen Kündigung, die auf eine Zahlung eine Frist vorgeschrie- eine letzte Verwarnung wirkt, Abmahnung folgt, grundsätz- ben ist: Bis zum dritten Werktag muss eine Abmahnung mehre- lich schnell gehandelt werden. eines Monates im Voraus. Doch re inhaltliche Voraussetzungen Im Allgemeinen sollte inner- Obacht: Selbst wenn der Mieter erfüllen: Der Arbeitgeber muss halb von zwei bis drei Wochen wiederholt mit der Miete im Ver- das beanstandete Verhalten ein- gekündigt werden, nachdem der zug war und einmal abgemahnt deutig und konkret beschreiben. Kündigungsgrund dem Erklären- wurde, kann der Vermieter ihm Er muss darauf hinweisen, dass den bekannt geworden ist. Sonst nicht fristlos kündigen, sondern dieses gegen vertragliche Pflich- lässt sich nicht mehr glaubhaft nur bei erneuter Verspätung or- ten verstößt. Außerdem ist eine argumentieren, dass die Fortset- dentlich kündigen. Aufforderung nötig, das Verhal- zung des Vertragsverhältnisses ten zukünftig zu ändern sowie für den Kündigenden unzumu- Keine Löschung die Drohung, dass weiteres Fehl- tbar ist. Übrigens: Eine fristlose verhalten zu vertraglichen Kon- Kündigung, die wegen einer feh- sequenzen bis hin zur fristlosen lenden vorausgegangenen Ab- Während im Arbeitsverhältnis oder auch ordentlichen Kündi- mahnung unwirksam ist, lässt die Entfernung einer unwirk- gung führen kann. sich gelegentlich in eine Ab- samen Abmahnung aus der Per- Dabei muss das Wort „Abmah- mahnung umdeuten. Dagegen sonalakte gerichtlich geltend ge- nung“ nicht zwingend verwendet kann ein einmal abgemahntes macht werden kann, ist Ver- werden. Das Gesetz schreibt keine Verhalten nicht nachträglich gleichbares im Mietrecht nicht bestimmte Form vor. Die Abmah- und stattdessen als Kündigungs- möglich. Ohnehin muss bei ei- nung kann also auch mündlich grund dienen. ner Kündigung der Erklärende ausgesprochen werden. Kommt Nicht für jedes Verhalten genügt im vollen Umfang beweisen, dass es zu einem Streit darüber, ist es eine einzige Abmahnung, um auch die der Kündigung voran- allerdings schwierig, eine münd- im Wiederholungsfall eine an- gegangenen Abmahnungen be- liche Abmahnung nachzuweisen. schließende Kündigung zu recht- rechtigt waren. Eine Frist, innerhalb der auf ein fertigen. Auf der anderen Seite xy Rechtsanwalt Christof Ankele bestimmtes (Fehl-)verhalten rea- gibt es Vertragsverletzungen, www.sunda-rechtsanwaelte- giert werden muss, ist nicht vor- die so schwerwiegend sind, dass bad-honnef.de 18 Januar 2022 Magazin für Rhein und Siebengebirge
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r dem ren Sie sich vo Bitte informie Was | Wann | Wo ranstaltu en ng Besuch aller Ve ell geltenden über die aktu und stimmungen Coronaschutzbe e diese! beachten Si StattReisen Bonn erleben e. V. 18.00 Uhr Chicago Tel. 02 28 - 65 45 53. Ein Musical-Vaudeville Treffpunkt: Rheingasse/Ecke Opernhaus in Bonn Auf einen Brassertufer in Bonn VIRTUELL MONTAG | 3.1. Blick Virtuell 18.00 Uhr Giuseppe Verdi: Don Carlo Nichts los? Hier könnte Ihr Ver- Mit diesem Opernhaus in Bonn anstaltungshinweis stehen, wenn Zeichen sind Ausstellungen Sie ihn bis zum 10. d. Vormonats alle Veran- und Kunst ........................ 21, 23, 25 SONNTAG | 2.1. an info@rheinkiesel.de schicken staltungen gekennzeichnet, die „Online“ 11.30 Uhr Öffentliche Führung DIENSTAG | 4.1. Wir empfehlen: stattfinden. Wie Sie daran durch die Sonderausstellung teilnehmen oder sich die „Douglas Swan – Ein moder- Nichts los? Hier könnte Ihr Ver- Köln Veranstaltungen anschauen ner Klassiker“ anstaltungshinweis stehen, wenn Das Meisterwerk ..................... 22 können erfahren Sie detailliert Eintritt: € 5/zzgl. Eintritt. Sie ihn bis zum 10. d. Vormonats beim Veranstalter. Für alle Anmeldung erforderlich: an info@rheinkiesel.de schicken Rheinbreitbach Festliches Präsenzveranstaltungen bitten Tel. 02 28 - 65 55 31. Weihnachtskonzert ................ 24 wir, die dann jeweils geltenden Museum August Macke Haus MITTWOCH | 5.1. Bestimmungen hinsichtlich der in Bonn Bonn Corona-Situation zu beachten 18.00 bis 19.00 Uhr Wanderer zwischen den Welten ................................ 26 und sich vor dem Veranstal- 15.00 Uhr Kommet ihr Hirten, Vom Höllen und Fuhren. tungsbesuch anzumelden! ihr Männer und Frau´n … Untertägige Tuffstein- Bonn Bleiben Sie gesund! Öffentliche Führung, bei der es gewinnung an den Spielplan Junges Theater ......... 27 um die Weihnachtskrippe im All- Ofenkaulen gemeinen sowie die Besonder- Fast 400 Jahre wurde am Ofen- Julia‘s Glosse heiten der schlesischen Krippe kaulberg untertage Tuffstein für Sonne auf dem Teller ............. 29 SAMSTAG | 1.1. im Speziellen geht. den Bau von Backöfen gewon- Vorschau Beitrag: € 3/erm. 1,50. nen. Die traditionellen Abbau- Veranstaltungen des AZK ...... 30 16.00 bis 18.00 Uhr Mit dem Haus Schlesien techniken hatten sich während Nachtwächter durch Bonn in Heisterbacherrott dieser Zeit kaum verändert. Doch Es waren gefährliche Zeiten und wie funktionierte das im Detail? keine leichte Aufgabe, die der 15.00 bis 17.00 Uhr Beitrag: € 7/erm. 5,50. Dienste und Veranstaltungen Nachtwächter in Bonn zu be- Weihnachtsbräuche in Bonn Siebengebirgsmuseum wältigen hatte, denn neben dem Der Rundgang informiert über Königswinter üblichen Gesindel bedrohten im die Entstehung bekannter Weih- Veranstaltungen des AZK ......... 22 17. Jahrhundert Krieg, Feuer und nachtsbräuche, aber auch über DONNERSTAG | 6.1. Pest die kurfürstliche Residenz- manchen Brauch, der heute in Übersicht der Veranstaltungsorte ................... 31 stadt. Da brauchte es schon Vergessenheit geraten ist. 11.00 Uhr einen hartgesottenen Mann, der Beitrag: € 12/erm. 10 Ihr Kinderlein kommet Impressum ................................ 31 eine Ahnung hatte von Tuten StattReisen Bonn erleben e. V. Öffentliche Führung für Kinder und Blasen, und der die Stadt des Tel. 02 28 - 65 45 53 und Familien. Wie viele Schäflein Nachts sicher bewachen konnte. Treffpunkt: Hauptportal können die Teilnehmer entdecken Eintritt: € 12/erm. 10 des Münsters in Bonn und welche Tiere tummeln sich sonst noch in und an der Krippe? Was bringen die Hirten, Bauers- Seit mehr als 125 Jahren sind wir Ihre Buchhandlung im leute und die Weisen aus dem Herzen der Bad Honnefer Innenstadt. Überzeugen Sie Morgenland dem Christkind? sich jetzt auch vom Angebot in unserem Online-Shop: Und welche Leckereien haben www.buchhandlung–werber.de früher die Kinder in Schlesien Hauptstraße 40 • 53604 Bad Honnef • auf ihren Weihnachtstellern Tel. 0 22 24 / 26 01 • Fax 0 22 24 / 47 00 Mehr als 1 Milliion Titel über Nacht lieferbar - zu uns in E-Mail: info@buchhandlung-werber.de die Buchhandlung oder direkt zu Ihnen nach Hause! gehabt? Beitrag: € 3/erm. 1,50. Haus Schlesien in Heisterbacherrott 19.30 Uhr Gioachino Rossini La Cenerentola Opernhaus in Bonn 20 Januar 2022 Magazin für Rhein und Siebengebirge
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