Magazin für Rhein und Siebengebirge

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Magazin für Rhein und Siebengebirge
01.2022 | Januar | 26. Jahrgang
                                                          Magazin für Rhein und Siebengebirge
                                                                                                    01
                                                                                                www.rheinkiesel.de

 Zum Jahreswechsel
                                                                                                                 | Bild: Dieter Mechlinski

       einen
guten   Rutsch
    ins neue Jahr!

Natur                                                Königswinter                        Unkel
Possierliche Pelztiere                               Rückblick auf die                   Historischer
in der Rheinaue                                      „gute alte Zeit“                    Aufruhr am Bahnhof
 Magazin für Rhein und Siebengebirge
                                       Januar 2022
                                                                                                                             1
Magazin für Rhein und Siebengebirge
2   Januar 2022
                  Magazin für Rhein und Siebengebirge
Magazin für Rhein und Siebengebirge
Editorial

Liebe Leserin                                                                                                                             Alles

und lieber Leser,                                                                                                                          für
                                                                                                                                                        Gute

was für ein wunderschöner An-                                          eigenmächtig an fremdem Hab
                                                                                                                                      2022
blick, wenn es im Siebengebirge                                        und Gut bedienten. Das aller-
schneit! Im vergangenen Jahr                                           dings war auch seinerzeit schon
gab es ja reichlich Möglichkeiten,                                     Kein Kavaliersdelikt (Seite 6-8)       tagen regt sich in vielen Men-       Mieter fristlos gekündigt werden
auf Löwenburg & Co. rodeln zu                                          und kam die Unkeler teuer zu           schen das Bedürfnis, sich an der     dürfen. Seinen Beitrag So nicht!
gehen. In dieser Zeit entstand                                         stehen. In früheren Zeiten gab es      frischen Luft „die Beine zu ver-     lesen Sie auf Seite 18.
auch unser ansprechendes, stim-                                        eben auch nichts geschenkt.            treten“. Wie wäre es mit einem       Was mag das neue Jahr wohl brin-
mungsvolles Titelbild. Leider sind                                     Ja, früher gab es noch mehr kalte      Spaziergang mit der ganzen Fa-       gen? Welche Veranstaltungen,
solche Winter-Wonnen für heu-                                          Winter mit Eis und Schnee. Die         milie in der Rheinaue? Mit etwas     Feste und Konzerte können statt-
tige Kinder selten geworden. Der                                       Folgen des Klimawandels sind           Glück können Sie dort Einen          finden, welche müssen ausfal-
Klimawandel hinterlässt also                                           auch in unserer Region spür- und       kapitalen Neubürger kennen-          len? Schaffen wir es endlich, mit
auch seine Spuren in der Kind-                                         sichtbar. Ist sie wirklich für immer   lernen, der sich in unserer Region   einem solidarischen Schulter-
heit. Aber wenn Schnee und Eis                                         vorbei, Die gute alte Zeit? Aber       im wahren Wortsinn breit macht:      schluss zwischen Alt und Jung,
doch einmal ein Gastspiel geben,                                       wie gut waren die Zeiten früher        Nutria. Das Leben dieses südame-     Arm und Reich, Nord und Süd,
haben heutige Kinder sicherlich                                        wirklich? Unser Autor Karl Schu-       rikanischen Einwanderers bringt      das uns seit zwei Jahren be-
genauso viel Spaß wie einst wir.                                       macher lässt die Probleme unserer      Ihnen Diplom-Biologe Ulrich San-     drohende Coronavirus in seine
Was trotzdem damals anders war,                                        Region vor 100 Jahren Revue pas-       der auf Seite 12-14 näher.           Schranken zu weisen? Das hof-
erklärt Ihnen Margitta Blinde in                                       sieren. Wenn Sie die Wahl hätten       Wer hat unsere Rätsel aus der        fen wir alle.
ihrem Zeitsprung auf Seite 4/5:                                        zwischen täglicher Plackerei mit       Dezemberausgabe richtig gelöst       In jedem Fall wünschen Ihnen
Immer, wenn es schneit…                                                einer garantierten Staublunge,         und darf sich auf ein Flugerleb-     Verlag und Redaktion vor allem
Über problematische Zeiten in                                          Arbeitslosigkeit ohne soziale Ab-      nis der besonderen Art freuen?       frohe Feiertage, einen „guten
der Vergangenheit hat auch Ru-                                         sicherung oder dem Kriegsdienst        Schlagen Sie gleich in unserem       Rutsch“ und ein möglichst ge-
dolf Vollmer für Sie recherchiert.                                     an der Front mit ungewissem Aus-       Kaleidoskop auf Seite 15 nach!       sundes, virenfreies neues Jahr
Sicher kennen Sie den Begriff                                          gang – wie würden Sie sich ent-        Und last but not least gewährt       – mit dem rheinkiesel an Ihrer
„Fringsen“ aus der Nachkriegs-                                         scheiden? Mehr dazu lesen Sie auf      Ihnen Rechtsanwalt Christof An-      Seite!
zeit. Doch in Unkel gab es schon                                       Seite 9 bis 11.                        kele wieder Einblicke in interes-
ein Vierteljahrhundert zuvor ei-                                       Nach den oft kulinarisch beson-        sante Rechtsfragen – dieses Mal
nen Aufruhr, bei dem Bürger sich                                       ders genussreichen Weihnachts-         in die Frage, wann zum Beispiel

                                                                                                                 Angehörige und Freunde kümmern sich mit großem Enga-
                                                                                                                 gement darum, dass Senioren mit Pflege- und Betreuungs-
                                                                                                                 bedarf zuhause leben können. Damit dies dauerhaft
                                                                                                                 gelingen kann, bietet die „Tagespflege im Siebengebirge“
                                                                                                                 Unterstützung und ermöglicht den Angehörigen eine Aus-
                                                                                                                 zeit. Senioren erleben abwechslungsreiche Tage in unseren
                                                                                                                 modern und gemütlich ausgestatteten Räumlichkeiten in der
                                                                                                                 Bergstraße 114, Bad Honnef.
                                                                                                                 Wir bieten:
                                                                                                                 �     Ein abwechslungsreiches Programm mit Einzel-
                                                                                                                       und/oder Gruppenangeboten
                                                                                                                 �     verschiedene Mahlzeiten am Tag
                                       Ihre Ansprechpartnerin:                                                   �     Auf Wunsch einen Hol- und Bringservice
                                Susanne Schommers � 02224 9697080                                                �     Pflegerische und medizinisch verordnete
                                     � info@tp-siebengebirge.de                                                        Behandlungspflege
                                                     Ein Angebot der                                             �     Vergabe von Medikamenten, Blutdruck- und
                                                                                                                       Blutzuckermessung sowie Insulingabe

         Magazin für Rhein und Siebengebirge
                                               Januar 2022
                                                                                                                                                                                  3
Magazin für Rhein und Siebengebirge
Zeitsprung

Immer wenn es schneit…
Schon die Ägypter haben eine Art Schlitten eingesetzt, um Bauholz zu transportieren.
Allerdings ging es dabei über Sand und Stein statt wie bei uns über Schnee und Eis. In
den Bergen Skandinaviens, im Erzgebirge oder in den Alpen nutzte man schon in der
Frühzeit Schlitten als Transportmittel. Und aus purem Vergnügen setzt sich auch der
Mensch auf ein solches Gefährt.

A
        m Anfang waren es eher
        breite, flache Schilder, auf
         denen man Mühe hatte,
sich festzuhalten, wenn es berg-
ab ging. Schlitten aus Holzlatten
mit Eisen-Kufen wurden erst spä-
ter entwickelt. Das waren so
genannte Ziehschlitten mit ei-
ner Schnur vorne, womit der
Schlitten bergauf gezogen wer-
den konnte. Gesteuert wurden
sie durch Verziehen der Vorder-
schnur und indem man die Beine
seitwärts in den Schnee streckte.
Im 19. Jahrhundert wurde das
Schlittenfahren schließlich zum
Sport, zum Rodelsport. Die tradi-
                                       Damals wie heute: Bei Schnee gibt es kein Halten mehr | Bild: adobestock | jörn buchheim
tionelle Form der Schlitten wur-
de schmaler, windschnittiger, die
Kufen schräg gestellt, gewölbt         schaftsport. In meiner Kindheit    Kohle und Kartoffeln abgestellt    Sommer nicht gelitten und war
und durch Gummibelag leichter          machte sich beim ersten Schnee,    hatte. Der Schlitten war aus       an keiner Stelle brüchig gewor-
gängig. So konnte man die Schlit-      meist Mitte Dezember regelmä-      stabilem, braunem Holz mit ei-     den. Der Schlitten wurde vor-
ten in den ausgebauten schnel-         ßig ein Elternteil auf die Suche   sernen Kufen und hatte schon       sichtig mit einem feuchten Tuch
len Kunstbahnen besser lenken.         nach dem Familienschlitten im      dem Großvater gehört. Die Mo-      abgewaschen und schon war er
Seit 1964 ist das Rennrodeln           Haus. Oft war er auf dem Spei-     delle änderten sich nicht viel     startklar! Sobald die Tempera-
und Bobfahren sogar eine olym-         cher in seinem Sommerquar-         über die Jahre und waren immer     turen unter null Grad gesunken
pische Disziplin. Beim Bob sind        tier. Manchmal suchte man ihn      noch tauglich. Die Kufen wurden    waren, die Schneeflocken lie-
zwei Schlitten hintereinander          da vergebens, weil ihn irgendje-   inspiziert, mit Seife abgerieben   gen blieben und einen soliden
in einem Rahmen konstruiert.           mand, der sich dann nicht mehr     und wieder gängig gemacht.         weißen Bodenbelag gezaubert
So entstand ein beliebter Mann-        erinnern konnte, im Keller bei     Auch das Holz hatte über den       hatten, dann gab es für uns Kin-

4                                                                                                                 Januar 2022
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Magazin für Rhein und Siebengebirge
Zeitsprung

der kein Halten mehr, und wir                               ner Held! Der eine oder andere
wollten nur noch nach draußen,                              kam bei der Abfahrt über eine
Rodeln gehen!                                               hochstehende Baumwurzel ins
                                                            Schleudern, überschlug sich und
Ein eiskaltes Vergnügen                                     fand sich ohne Schlitten im tie-
                                                            fen Neuschnee unter den Bäu-
                                                            men wieder. Da blieb man erst
Hinterm Haus ging es in den ver-                            mal verdutzt liegen und orien-
schneiten Wald den Hügel hin-                               tierte sich: „Wo war die Piste?
auf, von dem die Abfahrten star-                            Wie weit war man von der Fahr-
ten sollten. Dort fanden sich am                            rinne abgekommen? Wo waren
frühen Nachmittag die Kinder                                die Spielkameraden?“
aus der Nachbarschaft ein, alle                             Dann hieß es Aufstehen, den
warm eingepackt in Wollsachen,                              Schlitten suchen und ihn auf
Trainingshosen und halbhohe                                 seine weitere Tauglichkeit hin
Schnürschuhe. Dazu trug man                                 inspizieren. Aber außer dem                                Sagen Sie JA
von den Müttern selbst ge-                                  Schreck war gottseidank meist
strickte Fäustlinge, Schals und                             nichts weiter passiert. Der hohe     Stilvolle standesamtliche oder freie Trauung im Glashaus
Mützen. Die schicken, bunten                                Schnee hatte wie ein weicher        oder in der Villa „Immenhof“ mit anschließendem Empfang.
Kinder-Schneeanzüge aus pfle-                               Teppich den Körper abgefangen.
                                                                                                                 (keine Abendveranstaltung).
geleichtem Polyester oder Micro-                            Jetzt musste man nur noch den                          Wir informieren Sie gerne.
fleece-Jacken mit Kapuze gab es                             Anschluss suchen an die Gruppe,
in den 50-ern noch nicht. Un-                               die sich oben am Hang tummel-
                                                                                                LA REMISE . Rheinallee 6 (gegenüber der Fähre) . 53639 Königswinter
sere Winter-Ausstattung war                                 te und weiter ging´s mit neuer
weder wind- noch wasserdicht.                               Energie und roten Backen und                  Tel. 0 22 23 – 700 920 . Mobil 0157 – 80 59 74 25
Nicht selten trug man einen al-                             meist auch mit laufender Nase.                     info@laremise.de . www.laremise.de
ten, dicken Pullover vom Vater                              Abfahrten und erneuter Auf-
oben drüber, bei dem die Ärmel                              stieg wechselten sich in immer
dreimal umgekrempelt waren                                  schnellerer Reihenfolge ab.
und der eindeutig zu lang war,
aber zum Spielen und Toben im                               Abendlicher Abschied
Schnee genau richtig. Dass sich
die Wolle schon bald mit Feuch-
tigkeit vollsog, wenn man einige                            Wenn es dann gegen Abend
Male im Schnee gelandet war,                                dunkel wurde und der Schnee
nahm man in Kauf. Das ging al-                              im Mondlicht silbern glitzerte,
len so und gehörte dazu, wichtig                            verwandelte sich die Winter-
war der Spaß am Rodeln, und                                 landschaft um uns herum in
den hatten wir!                                             eine weiße Märchenwelt – ex-
                                                            tra für uns Kinder. Wir konnten
Mit Schwung bergab!                                         nicht genug davon bekommen
                                                            und die Eltern hatten am späten
                                                            Abend ihre liebe Not, uns mit
Zu zweit klammerten wir uns                                 Überredungskunst nach Hau-
hintereinander fest am Schlit-                              se zu bugsieren. Dort wurde
ten. Dann gab es von einem der                              kurz das Nötigste an Schnee
älteren Jungen einen kräftigen                              und Eis von der Kleidung ab-
Schubs und ab ging die Fahrt,                               geklopft oder schnell trockene
den Hügel hinunter, über den                                Sachen übergezogen und dann
Waldweg rüber bis ans Ufer des                              ging es ans Abendbrot mit
kleinen Baches. Wer nicht auf-                              einem Becher heißem Kakao
passte, nicht gut bremsen oder                              und ein paar deftig belegten
steuern konnte, landete mit                                 Broten. Und natürlich wurde
Schwung im zugefrorenen Bach.                               dabei der Familie erschöpft und
Da gab es schon mal blaue Fle-                              müde zum Umfallen von den
cken an Armen und Beinen und                                kleinen und großen Abenteu-
am Po. Aber natürlich zeigte                                ern in der weißen Winterwelt
man keinen Schmerz, schließ-                                berichtet, bevor es dann schnell
lich war man ein tapferer klei-                             ins Bett ging. xy Margitta Blinde

        Magazin für Rhein und Siebengebirge
                                              Januar 2022
                                                                                                                                                                  5
Magazin für Rhein und Siebengebirge
Unkel

Kein Kavaliersdelikt
„Fringsen” nannte man nach Ende des 2. Weltkrieges den Diebstahl lebensnotwendiger
Lebensmittel und Heizmaterialien. Namensgeber war der Kölner Kardinal Josef Frings. In
Unkel hatte sich schon ein Vierteljahrhundert zuvor Ähnliches zugetragen.

A
        m 25. Juni 1919 wurden
        auf dem Unkeler Bahn
         hof zwei Waggons mit
Lebensmitteln abgestellt. Diese
waren auf dem Weg zu den staat-
lichen Krankenanstalten in Ham-
burg; so stand es jedenfalls in den
Begleitpapieren. Da sich die Wei-
terfahrt verzögert hatte, weil der
Besteller ohne Begründung von
dem Vertrag zurückgetreten war,
kam es zu einem Zwischenstopp
in Unkel. Schnell verbreitete sich
das Gerücht, es seien illegale
Schieberwaren in den Waggons.
Die unter Hunger leidende Be-
völkerung strömte zum Bahn-
hof, wo einige Rädelsführer mit
Gewalt die Wagen öffneten, die
Lebensmittel herausholten und
an die Menge verteilten. Selbst
vier Eisenbahnbeamte und die
herbeigerufene Polizei konnten
die Leute nicht daran hindern,
die Plünderung fortzusetzen. In
seiner Verzweiflung telefonierte
der Bahnhofsvorsteher mit sei-
ner vorgesetzten Dienstelle und
forderte zur Unterstützung das
                                      Jahrzehnte später erneut das gleiche Bild - auch wenn es um „Kohlenklau“ ging | Bild: Bundesarchiv Bild
Militär an. Aber erst am 30. Juni
1919 trafen 15 Reichswehrsolda-
ten nebst Oberleutnant in Unkel       nen Lebensmittel bereits sicher-   59 Zentner Reis                     im Gesamtwert von rund
ein. Zuvor hatte ein Beauftragter     stellen lassen.                    20 Kisten Keks (3663 Rollen)        43.316,70 Mark
der Ortsgemeinde die verbliebe-       Eine genaue Zählung ergab:         20 Zentner Kakao                    Am 1. Juli meldete sich ein Jean

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Magazin für Rhein und Siebengebirge
Unkel

Heppener in Begleitung eines                                 des „Aufruhrgesetzes" von 1850
Rechtsanwaltes bei der Unkeler                               in die Pflicht zu nehmen. Die je-                              Keine Zeit einzukaufen?
Behörde. Er gab sich als Eigentü-                            doch lehnte ab.                                                  Einkauf zu schwer?
mer des Inhalts der beiden Wag-                                                                                                  Dann liefern wir Ihnen
gons aus und verlangte Entschä-                              Illegale Schiebrei?                                               Ihren Einkauf nach Hause!
digung. Im Verlauf der Verhand-                                                                                                     Ihr Frischmarkt
lung bot Heppener der Gemeinde
                                                                                                  Bahnhofstraße 4 · Königswinter · 0 22 23 / 9 07 09 56
die restlichen sichergestellten                              Der Kaufmann meldete Lebens-
Lebensmittel zum Kauf an. Man                                mittel, darunter Kakao, Reis,
war damit einverstanden und                                  Kekse und Schmalz als gestoh-
kaufte die Lebensmittel zum                                  len. Das ergab eine Summe von
oben genannten Preis. Für die                                rund 19.000 Mark. Am 10. De-
gestohlenen Waren würde aber                                 zember 1919 forderte er von der
die Gemeinde nicht haften, so                                Gemeinde Unkel diese Summe.
die mündliche Vereinbarung. In                               Die aber verweigert die Zahlung.
dieser Angelegenheit müsse sich                              Daraufhin schrieb der Anwalt
der Kaufmann an den Eisen-                                   des Kaufmanns:
bahnfiskus wenden.                                           „Eine große Menschenmenge
                                                             hat sich unter Gewaltanwen-
Ab ins Gefängnis                                             dung der Waggons bemächtigt.
                                                             Auch hat der Oberwachmeister
                                                             Verhaftungen vornehmen lassen.
Nach der Bezahlung der Lebens-                               Das beweist, dass es sich bei dem
mittel war damit für Unkel die                               Hergang um einen Tumult bezie-
Sache erledigt, so glaubten die                              hungsweise Aufruhr gehandelt
Gemeinderäte es jedenfalls.                                  hat. Also muss die Gemeinde
Doch darauf las man in der                                   bezahlen. Falls ich binnen einer
Presse Folgendes:                                            Woche nichts Näheres von Ihnen
                                                             höre, bin ich genötigt, Klage ein-
Unkel, 7. Juli 1919                                          zureichen."
„Die zur Verfolgung der am hie-                              Der damalige Bürgermeister von
sigen Güterbahnhof stattgefun-                               Unkel namens Decku wies in
denen Plünderung von Lebens-                                 einem Schreiben diese For-
mittelsendungen nach hier ent-                               derung zurück. Er deutete an,
sandten Reichswehrtruppen ha-                                dass bei einem gerichtlichen
ben im Verein mit der Gendar-                                Verfahren möglicherweise die
merie verschiedene Verhaftun-                                strafrechtlichen Beziehungen
gen vorgenommen. Unter ande-                                 des Transports zum Vorschein
ren wurde der Vorsitzende der                                kämen.
hiesigen Sozialdemokratischen                                Decku spielte offenbar auf das
Partei, Installateur K., verhaftet.                          illegale Verschieben von Lebens-
Auch in Erpel und Rheinbreit-                                mitteln an. Aber der Rechts-
bach wurden Verhaftungen vor-                                anwalt Heppeners beharrte auf
genommen." In der Sitzung des                                dem Recht seines Klienten und
Schwurgerichts in Neuwied vom                                berief sich auf den ,,Unruhepa-
13. Juli 1920 wurden die drei Rä-                            ragraphen''.
delsführer wegen Diebstahls zu                               Der Unkeler Gemeinderat lehnte
drei beziehungsweise vier Mona-                              dies ab und berief sich darauf,
ten Gefängnis verurteilt.                                    dass am 1. Juli 1919 bereits eine
Für Unkel war die Angelegenheit                              Vereinbarung getroffen worden
damit aber noch nicht erledigt.                              sei, wonach alles erledigt wäre.
Der Kaufmann Heppener hatte                                  Heppener gab aber nicht auf.
sich an den Eisenbahnfiskus ge-                              Monate später erfolgte am 10.
wandt und dort für die gestohle-                             November 1919 die gerichtliche
nen Lebensmittel Geld verlangt.                              Klage, wonach Unkel dem Kauf-
Mit einem Schreiben vom 3. Ok-                               mann 19.152 Mark nebst vier
tober 1919 lehnte aber die Eisen-                            Prozent Zinsen zahlen sollte.
bahnbehörde die Zahlung ab mit                               Bürgermeister Decku lehnte er-
dem Hinweis, Unkel im Sinne                                  neut ab. Die Unkeler verlegten

         Magazin für Rhein und Siebengebirge
                                               Januar 2022
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Unkel

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                                                                      von 43.316 Mark die Angelegen-       drängen. Schließlich sei er von
                                                                      heit erledigt sei. Vermutlich lie-   den Leuten hochgehoben wor-
                                                                      ge der gegenteiligen Auffassung      den, so dass er den Überwurf der
                                                                      des Unkeler Gemeinderates ein        Wagentüre habe loslassen müs-
                                                                      Missverständnis zugrunde."           sen. Worauf die Menge in den
                                                                                                           Waggon gestürmt sei und die
                                                                      War es ein Tumult?                   Lebensmittel aus dem Waggon
                                                                                                           hinausgeworfen habe. Auch die
                                                                                                           drei anderen Zeugen haben die
                                                                      In der zweiten Verhandlung vom       Gewalttätigkeit der Menge gese-
                                                                      10. März 1922 – also fast drei       hen und eidlich bezeugt. Daher
                                                                      Jahre später – vor dem Neu-          ist der Aufruhrparagraph von
                                                                      wieder Landgericht ging es um        1850 anzuwenden, welcher die
                                                                      die Frage, ob es sich bei dem        Gemeinde für den Schaden haft-
                                                                      Diebstahl der Lebensmittel um        bar macht. Über die Höhe der
                                                                      einen Tumult gehandelt habe          Entschädigung soll erst später
                                                                      oder nicht. Hier war der Unke-       entschieden werden."
                                                                      ler Gemeinderat optimistisch.        Gegen diesen Gerichtsentscheid
                                                                      Schließlich waren die drei Rä-       des Landgerichts Neuwied legte
                                                                      delsführer wegen Diebstahls ver-     die Gemeinde Unkel am 4. Mai
                                                                      urteilt worden, nicht aber wegen     1922 Berufung beim Oberlan-
                                                                      Landfriedensbruch und Aufruhr.       desgericht in Frankfurt ein. Un-
                                                                      Doch es kam anders: Nach dem         kel stützte sich in der Begrün-
                                                                      für Unkel vernichtenden Urteil       dung vor allem auf die Illegalität
                                                                      habe es sich bei dem Ereignis        der damaligen Warenladung,
                                                                      um einen Tumult gehandelt. Zur       aber vergeblich! Am 6. Juli 1922
                                                                      Begründung hieß es: „Dies geht       wurde die Berufung zurückge-
Josef Kardinal Frings (1878-1978) | Bild: Wikipedia
                                                                      aus den eidlichen und glaubwür-      wiesen mit der Begründung:
                                                                      digen Aussagen der vier Unkeler      „Die unlauteren Machenschaf-
sich darauf, den Kläger als         am 12. Juli 1920 vor dem Land-    Bahnbeamten hervor. Der Zeu-         ten mit den Lebensmitteln seien
Schieber zu bezeichnen, der eine    gericht Neuwied. Es wurde fol-    ge Müller hat bekundet, wie die      vermutlich beabsichtigt gewe-
unrechtmäßige Tätigkeit ausge-      gendes Teil-Urteil gefällt: „Es   zusammengerottete Menge sich         sen, aber nicht bewiesen. Bei der
übt habe.                           wurde vom Kläger am 1. Juli       immer drohender an die frag-         fehlenden Einfuhrbewilligung
                                    1919 kein Verzicht vereinbart,    lichen Waggons herandrängte          sei eine behördliche Beschlag-
Es geht vor Gericht                 dass mit dem Ankauf der sicher-   und wie die Menge versucht           nahme aber keine Plünderung
                                                                                                           der Waren berechtigt gewesen."

Heppener besaß nämlich gar                                                                                 Glück im Unglück
keine Handelserlaubnis für die
fragliche Zeit. Der Gemeinde-
rat beauftragte Rechtsanwalt                                                                               Da der Unkeler Rechtsanwalt
Tillmann aus Neuwied da-                                                                                   von der Einlegung einer Revisi-
mit, Unkel vor Gericht zu                                                                                  on gegen das Urteil abriet, be-
vertreten. Dieser bereitete                                                                                   schloss der Gemeinderat am
einen Schriftsatz vor, den er                                                                                     14. August 1922 von ei-
am 22. Dezember 1919 dem                                                                                           ner weiteren Verfolgung
gegnerischen Anwalt vorlegte.                                                                                    in dieser Sache abzuse-
Dieser wies jedoch alle Grün-                                                                                 hen. Man musste den Vor-
de zurück. Er bestritt vor allem,                                                                          schlag des Gegenanwalts anneh-
dass es zu einem Verzicht des                                                                              men und war gezwungen, 18.000
Klägers auf die gestohlenen                                                                                Mark in bar an Heppener auszu-
Lebensmittel gekommen sei.                                                                                 zahlen und die Gerichtskosten
Auch habe der Einsatz von Reichs-                                                                          zu begleichen.
wehrsoldaten gezeigt, dass es                                                                              Durch die Inflation war das Geld
sich um einen Tumult gehandelt                                                                             in der Zwischenzeit bedeutend
habe.                                                                                                      weniger wert. Ein Glück für die
Da es zu keiner Einigung kam,                                                                              Gemeindekasse!
trafen sich die beiden Parteien                                                                                           xy Rudolf Vollmer
                                     | Bild: privat
8                                                                                                               Januar 2022
                                                                                                                                     Magazin für Rhein und Siebengebirge
Magazin für Rhein und Siebengebirge
Denkanstöße

Die „gute alte Zeit“?
Egal, ob man bei der Behörde Ärger hat oder auf den Handwerker wartet – insbesondere
ältere Menschen befleißigen sich gern der Floskel: „Früher war alles besser“. Wirklich?
Ein kritischer Blick auf das Siebengebirge des 19. Jahrhunderts.

W
           ar diese Zeit tatsäch-
           lich so gut? Sicherlich
           nicht. Zunächst will
ich daran erinnern, dass es „frü-
her“ ungleich schlimmere sozi-
ale Verhältnisse gab. Bei der fol-
genden Beurteilung der Situation
will ich mich auf die Zustände im
19. Jahrhunderts beschränken.
Wird von den Orten im Sieben-
gebirge gesprochen, denkt man-
cher im ersten Impuls an die
landschaftliche Schönheit der
Siebengebirgslandschaft. Viel-
leicht gibt es auch gute Erinne-
rungen an den hiesigen Weinbau.
Doch bei aller Wertschätzung
für den traditionell angebauten
Rebensaft und die Anmut der
Gegend sollte nicht übersehen
werden, dass die wirtschaftliche
Lage der hiesigen Bevölkerung
gegen Ende des 19. Jahrhunderts
alles andere als rosig war.
Um das Landschaftsbild des Sie-
bengebirges zu erhalten und
wegen des Naturschutzes wur-
de gegen Ende des Jahrhun-
                                                             Steinhauer vor der Bauhütte der Fa. H. Spindler Söhne, Königswinter (1889).
derts der weitere Steinabbau
                                                             Im Vordergrund liegend 14 bis 15 Jahre alte Arbeiter | Bild: Heimatverein Königswinter
in den Steinbrüchen verboten.
Außerdem kaufte der neu ge-
gründete Verschönerungsverein                                Hinsicht Selbstversorger. Mit der   den befürchteten, dass die Ar-      Fortschrittlich denkende Ge-
(VVS) entsprechende Parzellen                                Schließung der Steinbrüche än-      beitslosigkeit Ausmaße anneh-       meinderäte unterstützten die
auf und legte den Betrieb still.                             derte sich das Bild. Es fehlten     men könnte, die den sozialen        angedachten Pläne zum Bau von
Damit waren schwere soziale                                  jegliche Geldmittel. Die Behör-     Frieden gefährden würde.            Fabriken. Wie auch heute üblich,
Verwerfungen verbunden. Die
Steinbrucharbeiter und ihre Fa-
milien gerieten in gravierende
Existenznot und es gab Unter-
schriften sowie eine Petition an
den Kaiser, um das Abbauverbot
aufzuheben.

Droht die Verelendung?

Die meisten Steinbrucharbeiter
hatten keinen Beruf erlernt. Ei-
nige waren im Nebenberuf durch
die Bewirtschaftung von Fel-
dern und Weinbergen in gewisser

         Magazin für Rhein und Siebengebirge
                                               Januar 2022
                                                                                                                                                                   9
Magazin für Rhein und Siebengebirge
Denkanstöße
       Loheland
     Bewegung und
   Bewegungstherapie
                                                                                                                             Ältere Einwohner aus Oberdoll-
                                                                                                                             endorf erzählten, dass morgens
                                                                                                                             die Arbeiter aus dem bergischen
                                                                                                                             Hinterland in Fahrradkolonnen
                                                                                                                             zur Fabrik fuhren und abends
                                                                                                                             die Fahrräder über die Heister-
                                                                                                                             bacher Straße wieder bergwärts
                                                                                                                             schoben.
                                                                                                                             Die Älteren keuchten dabei unü-
                                                                                                                             berhörbar und rangen auch nach
  Lohelandgymnastik-Kurse:
                                                                                                                             Luft. Das waren die Anzeichen
  live in:                                                                                                                   für eine bereits fortgeschritte-
  Oberkassel             Beuel                                                                                               ne Staublunge. Doch keiner be-
  Poppelsdorf            Hangelar                                                                                            schwerte sich darüber, weil man
                                                                                                                             den Arbeitsplatz nicht verlieren
  und online
                                                                                                                             wollte.
  Kostenlose Probe-Stunde                                                                                                    Bei der Arbeit von Jugendlichen
                                                                                                                             hatte der preußische General-
  Bewegung in Achtsamkeit lassen                   Der Dollendorfer Autor Karl Schumacher | Bild: rheinkiesel Archiv         leutnant von Horn beklagt, dass
  Beweglichkeit und Entspannung                                                                                              die jungen Rekruten körperliche,
  für Körper, Geist und Seele ent-
                                                   gab es damals bereits Einwände      tigung begann. Die Situation am       geistige und sittliche Verwahrlo-
  stehen.
                                                   gegen diese Pläne. Vor allem die    Arbeitsmarkt entspannte sich.         sung zeigten.
                                                   Touristikbranche fürchtete das      Bald gab es im Siebengebirgs-
  Anmeldung:                                       Ausbleiben der Touristenströme.     raum praktisch keine Arbeits-         Und die Kinder?
  Uta Jahns: Tel 0 22 23 - 43 59
                                                   Glücklicherweise boomte zu die-     losen mehr. Der Ablauf der Fer-
  www.lohelandgymnastik.de
                                                   ser Zeit im Ruhrgebiet die Koh-     tigungsschritte bestand im We-
                                                   le- und Stahlindustrie. Bei der     sentlichen aus einfachen, zwangs-     Die Tauglichkeit bei der Re-
                                                   Verhüttung von Eisenerz wurden      läufigen Handarbeiten, die keine      krutierung war entsprechend
                                                   dringend hochfeuerfeste Steine      qualifizierte Fachausbildung be-      niedrig. Jetzt musste der Staat
                                                   gebraucht, die der Tempera-         nötigte. Das waren somit ideale       eingreifen. Die Wehrtauglichkeit
                                                   tur von flüssigem Stahl, also bis   Arbeitsbedingungen für die ehe-       war wichtig. Es wurde darauf ge-
                                                   1.800 Grad Celsius standhalten      maligen Steinbrucharbeiter.           achtet, dass das inzwischen er-
                                                   konnten. Als Grundmaterial wird     Es wird berichtet, dass Arbeiter      lassene Kinderschutzgesetz und
                                                   dabei Ton und Quarzit benötigt.     aus Aegidienberg, Ittenbach und       die Gewerbeordnung beachtet
                                                   Die Pläne zur Ansiedlung der        Heisterbacherrott jeden Morgen        wurden.
                                                   Steinfabriken in Dollendorf wur-    zu Fuß nach Dollendorf kamen          Als eine bedeutsame staatliche
                                                   den maßgeblich beeinflusst durch    und nach einem Zehnstunden-           Maßnahme auf dem sozialen
      Leckereien für                               die ergiebigen Tonvorkommen in      tag dieselbe Tour zurückgingen.       Sektor galt das Regulativ vom
                                                   den oberhalb von Römlinghoven       Das muss ein gespenstisches           6. April 1839, dass Kinder erst
   Raclette oder Fondue                            liegenden Tongruben.                Bild gewesen sein, wenn in der        vom neunten Lebensjahr an und
Dipps, Chutneys,Saucen und Senfe in                Reiche Quarzit- und Tongruben       dunklen Jahreszeit die Arbeiter-      höchstens bis zu zehn Stunden
großer Auswahl: z.B.
                                                   in der näheren Umgebung er-         gruppen mit ihren Stalllaternen       in Fabriken beschäftigt werden
Mango Cili Sauce            Glas        6,50 €     gänzten das Rohstoffangebot.        durch die Siebengebirgswälder         durften. Ein Königswinterer Fa-
Röstzwiebel Balsamico Sauce Glas        6,90 €
                                                   Die Pläne zur Errichtung von Fa-    gingen. Die Fabrikarbeiter aus        brikbesitzer hatte für seinen Be-
Birnen Chutney                 Glas     6,50 €
                                                   briken für die Herstellung von      Heisterbacherrott hatten es ver-      trieb unter anderem angeordnet,
Pflaumen Chutney               Glas     6,50 €
                                                   feuerfesten Steinprodukten wur-     gleichsweise besser, weil sie mit     dass keine Kinder unter 14 Jahre
Aioli Dipp                     Glas     6,90 €     den bald verwirklicht. Die Feuer-   Fahrrädern die Chaussee benut-        bei ihm arbeiten durften. Erst
Patatas Bravas Dipp            Glas     6,90 €
                                                   festindustrie in der Region war     zen konnten.                          1938 wurde durch Gesetz die
Knoblauchsenf                  Glas     4,95 €     Wirklichkeit geworden. In Folge                                           Kinderarbeit in Gewerbebetrie-
Kräutersenf                    Glas     4,95 €
                                                   entstanden weitere Fabriken mit     Gefährdete Gesundheit                 ben förmlich verboten.
      Weiß- & Rotweine, Sekt, Prosecci             anderen Produkten. Die Steinin-
     und Champagner in großer Vielfalt.            dustrie hatte aber den Anfang                                             Krieg statt Krankenbett?
 Genießerpfade wünscht Ihnen eine schöne           gemacht.                            Fast alle Mitarbeiter, die im Be-
 Silvesterfeier und ein gesundes Jahr 2022!                                            reich der Kollergänge tätig wa-
                                                   Neuer Job-Motor                     ren, erkrankten schon nach eini-      Die Mobilmachung von 1914
     Hauptstraße 29 b • 53604 Bad Honnef                                               gen Jahren an der sogenannten         brachte ganz Königswinter in
            Tel. 0 22 24 - 1 87 98 30                                                  Staublunge, der Silikose. Wer jung    Aufregung. Eine Tageszeitung
           www.geniesserpfade.com                  Die neuen Fabriken wurden Zug       in diesem Job startete, erlebte nur   schrieb: „Man lauschte dem feier-
Mo - Fr 10.00 - 18.30 Uhr • Sa 10.00 - 14.00 Uhr
                                                   um Zug gebaut und die Steinfer-     selten das 50. Lebensjahr.            lichen ernsten Geläut der Sturm-

10                                                                                                                               Januar 2022
                                                                                                                                                      Magazin für Rhein und Siebengebirge
Denkanstöße

glocke und aus Hunderten von
Männerkehlen drang „Deutsch-
land über alles“, und „Heil dir im                             Buch-Tipp:
Siegerkranz“ und „Es braust ein
Ruf wie Donnerhall.“ Innerhalb
von drei Tagen meldeten sich 70
Kriegsfreiwillige, darunter eine
Anzahl von Mitarbeitern der
Steinfabriken. Die ausrückenden
jungen Soldaten aus Oberdoll-
endorf wurden vom Pfarrer Pe-
ter Herkenrath mit den Worten
verabschiedet: „Geht kämpfen,
wir beten“. Ältere Fabrikarbeiter                                                                    Wir wünschen allen
vertraten bisweilen die Meinung,
dass ihre jungen Kollegen den
                                                                                                 Leserinnen und Lesern einen
Militärdienst aus Angst vor der                                Guido Mingels
                                                                                                 guten Start in das neue Jahr!
Staublunge vorzogen und deshalb                                Früher war alles schlechter
lieber als Freiwillige in den Krieg                            Warum es uns trotz Kriegen,           Bleiben Sie gesund.
zogen. Doch der Krieg ging ver-                                Krankheiten und Katastro-
                                                               phen immer besser geht.
loren, es folgten in rascher Folge
Inflation, Weltwirtschaftskrise,
                                                               Endlich einmal gute Nach-             Ihr rheinkiesel-Team
                                                               richten: Warum es der Welt
Arbeitslosigkeit und der gleich-
                                                               immer besser geht.
falls verlorene 2. Weltkrieg.
Auch wenn viele Menschen                                       Hand aufs Herz, was würden
heute über schlechte Arbeitsbe-                                Sie denken: Sterben heute
dingungen oder fehlende „Work-                                 mehr Menschen bei Flug-
Life-Balance“ klagen, hat die                                  zeugabstürzen als früher oder
heutige Arbeitswelt mit moder-                                 weniger? Gibt es heute mehr
nen Fertigungsanlagen und zahl-                                Kriege und Kriegstote als
                                                               vor 30 Jahren oder weniger?
reichen Vorschriften zugunsten
                                                               Arbeiten wir wirklich immer
der Beschäftigten doch beacht-
                                                               mehr? Müssen heute mehr
lichen Fortschritt gebracht. So-                               Kinder unter Kinderarbeit und
ziale Leistungen sind ungleich                                 Gewalt leiden, oder sind es
humaner als vor 100 Jahren. Tat-                               weniger geworden? Steigt die
sächlich sind es die vom Staat er-                             Kriminalität in Deutschland
lassenen Arbeitsschutzgesetze,                                 oder sinkt sie? Tagtäglich
Arbeitsstättenverordnung, Ar-                                  werden wir mit schlechten
beitszeitregelungen, Tariflöhne                                Nachrichten konfrontiert –
                                                               und übersehen dabei, dass
und andere Regularien, die unse-
                                                               sich vieles (und vor allem viel
re heutige moderne Arbeitswelt
                                                               Wichtiges) zum Besseren ver-
vergleichsweise angenehm ge-                                   ändert. Vieles in unserer Welt
stalten. Natürlich hat die heu-                                bewegt sich in die richtige
tige Zeit auch ihre Probleme                                   Richtung.
– ganz aktuell die Pandemie,
aber auch den Klimawandel, so-                                 128 Seiten, Hardcover,
ziale Ungleichheiten zwischen                                  Format 18,5 x 15,0 cm,
Nord und Süd sowie Migration.                                  DVA (2017),
                                                               ISBN 978-3-421-04768-7
Diese Belastungen berühren
                                                               € 14,99
jeden einzelnen von uns, doch
meistern können wir diese He-
rausforderungen nur in der Ge-
meinschaft.
Wenn jedoch jemand die feh-                                  spiel der Bevölkerung im Ahrtal
lende Solidarität und Hilfsbereit-                           nach der Flutkatastrophe entge-
schaft in der Gesellschaft be-                               gengebracht wurde.
klagt, dann sollte man ihn auf                               Es ist ein gutes Zeichen. Und es
die überwältigende Hilfsbereit-                              macht Hoffnung auf eine gute,
schaft hinweisen, die zum Bei-                               neue Zeit. xy Karl Schumacher

         Magazin für Rhein und Siebengebirge
                                               Januar 2022
                                                                                                                                 11
Natur

Ein kapitaler Neubürger
Immer häufiger begegnen wir am Rhein und flussnahen Grünanlagen einem Vierbeiner, an den sich
viele noch gewöhnen müssen: An Land sehen die Tiere aus wie überdimensionierte, bucklige Meer-
schweinchen. Zugleich schwimmen und tauchen sie geschickt wie Biber. Was sind das für Tiere?

E
       s handelt sich um die Nu-
       tria, deren Name Sumpfbi-
       ber etwas eingängiger ist.
Wer möchte, kann sie gemeinsam
mit Kindern oder Enkelkindern
zum Beispiel in der Rheinaue be-
obachten – ein respektvoller Ab-
stand ist allerdings empfohlen.
Aus sicherer Entfernung kann
man gut bestaunen, wie die Nu-
trias schwimmen, tauchen, sich
putzen und welche Kennzeichen
sie von Bibern oder Bisamratten
unterscheiden. So ist der Schwanz
rund und nicht wie bei Bibern ab-
geflacht. Außerdem bestechen
Nutria durch große orangefar-
bene Schneidezähne, die lan-
gen weißen Tasthaare und die
Schwimmhäute zwischen vier der
                                          Die Nutria sind weder Biber noch Ratte – sind stammen aus der Familie der Marder | Bilder: Ulrich G. Sander
fünf Hinterzehen.
Weniger geläufig sind die Be-
zeichnungen Schweifbiber oder             Pelzhandel. Ursprünglich stand       seiner Verwandtschaftsverhält-       und in Europa vorfinden. Im
Coypu, weniger schmeichelhaft             der Begriff jedoch für den Fisch-    nisse gehört es zur Familie der      19. Jahrhundert entwickelte sich
Schweifratte oder Biberratte. Die         otter, welcher nun überhaupt kein    Stachelratten, die in Mittel- und    ein weitläufiges Zuchtgewerbe,
meisten führen jedoch in die Irre:        Nage- sondern ein Raubtier aus       Südamerika beheimatet ist. Der       um die Nachfrage nach dem be-
Zwar gehören die genannten Tie-           der Familie der Marderartigen ist.   wissenschaftliche Name lautet        gehrten Pelz bedienen zu können.
re alle zur Ordnung der Nager,                                                 Myocastor coypus und heißt über-     Dabei sieht das Coypu alles ande-
doch das Coypu – wie es in seiner         Geflohene Pelztiere                  setzt so viel wie „Mäusebiber na-    re als verführerisch-flauschig aus.
Heimat in Südamerika genannt                                                   mens coypus“.                        Doch der Eindruck täuscht: Ober-
wird – ist weder ein Biber noch                                                Das Stichwort „Pelzhandel“ deu-      seits dominieren die borstigen
eine Ratte. Der inzwischen gängi-         Halten wir also fest: Die Nutria     tete bereits an, wieso wir diese     Grannenhaare das Fell, während
ge Name Nutria stammt aus dem             ist ein Nagetier, das gerne in und   Tierart eines anderen Konti-         sich darunter die überaus dichte
Spanischen und etablierte sich im         an Gewässern lebt. Bezüglich         nents inzwischen auch bei uns        und weiche Unterwolle befindet.

                                              ..
     Viel Gluck         ..
                                                                               Wir wünschen allen Kunden
                      fur
                                 2022                                          einen guten Start in das neue Jahr

                   Wir sind Partner von                                                                         Inhaber: Thomas Steinmann
                                                                                                            Linzer Str. 117 | 53604 Bad Honnef
                                                                                                           Telefon: 0 22 24 - 33 48 | Fax: 96 16 57
                                                                                                              thomas-steinmann@t-online.de

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                                                                                                                                                      Magazin für Rhein und Siebengebirge
Natur

Für die Herstellung der edlen Pel-                           Art bei uns so wohl wie nie zuvor
ze wurden die Grannen entfernt.                              fühlt – dem Klimawandel bezie-
Nutria-Felle gehörten zu den                                 hungsweise den milden Win-
hochwertigsten und teuersten, so                             tern sei Dank. Oft profitieren die
dass die natürlichen Vorkommen                               schwergewichtigen Nager außer-
der Art durch die Jagd fast erlo-                            dem davon, dass sie von Men-
schen waren. Deshalb wurden                                  schen in nächster Nähe (noch)

Nutria ernähren sich von Wasserpflanzen, Wurzeln und Rinde

Tiere aus Argentinien in Gefan-                              toleriert und teils (wenngleich
genschaft gezüchtet. So verwun-                              ordnungswidrig) gefüttert wer-
dert es nicht, dass aus den rund                             den.
1.000 deutschen Pelztierfarmen,
die bis zum Ende des Zweiten                                 Gründlicher Appetit
Weltkriegs im Schnitt 100.000
Felle jährlich produzierten, stets
Tiere entweichen und sich in der                             Allerdings bleibt die wachsen-
freien Natur ansiedelten. Aller-                             de Zahl der Nutria nicht ohne
dings überlebten die meisten nur                             Folgen für Mensch und Natur.
so lange, bis der nächste harte                              Zum einen benötigen die Nager
Winter nahte.                                                reichlich pflanzliche Nahrung.
                                                             Kein Wunder, denn sie werden
Zu milde Winter?                                             mehr als doppelt so groß wie eine
                                                             Bisamratte. Männchen werden
                                                             größer als Weibchen und errei-
Darauf nimmt die Fachliteratur                               chen im ausgewachsenen Zu-
Ende des letzten Jahrhunderts                                stand stattliche 60 Zentimeter
noch Bezug, indem sie feststellt,                            Körperlänge und eine Masse von
dass sich wildlebende Nutria-Po-                             bis zu zehn Kilogramm. Übrigens
pulationen lediglich im mariti-                              wird im Vergleich dazu der (viel
men, wintermilden England hal-                               seltener bei uns vorkommende)
ten können, während sie im üb-                               Biber nochmals doppelt so groß.
rigen Europa die kalte Jahreszeit                            Erwachsene Tiere brauchen ein
regelmäßig nicht überstehen.                                 Viertel ihres Körpergewichts täg-
Doch die Zeiten haben sich ge-                               lich in Form von Wasserpflanzen,
wandelt. In England wurde die                                Wurzeln und Rinde von Weich-
Nutria mit hohem Aufwand wie-                                hölzern wie Weiden oder Pappeln.
der ausgerottet, während sich die                            So kommen sie locker auf ein bis

         Magazin für Rhein und Siebengebirge
                                               Januar 2022
                                                                                                  13
Natur

zwei Kilogramm Nahrung pro                                                 men. Außerdem sind sie bereits       auch Keime übertragen, die beim
Tag. Dort, wo Nutrias in größerer                                          im zarten Alter von einem halben     Menschen Infektionskrankheiten
Zahl leben, nimmt die Vegetation                                           Jahr zur Fortpflanzung fähig. In     wie Toxoplasmose oder Lepto-
an den Ufern schnell ab. Neben-                                            den Niederlanden, die stark von      spirose hervorrufen können. Auch
wirkung: Bless- und Teichrallen                                            Flüssen und Küsten, mithin von       deshalb warnen Behörden vor ho-
sehen sich ihrer Deckung beraubt,                                          wassertechnischen Bauwerken          hen Nutria-Dichten und engem
Nahrung und Nistplätze werden                                              geprägt sind, wird die Art kon-      Kontakt. In unserer Region besie-
für sie knapp.                                                             sequent bekämpft. Ganze Land-        deln die großen Nager inzwischen
Doch ebenso erstreckt sich der                                             striche sind schon von ihr be-       nicht nur das Rheintal, sondern
„Flurschaden“ auf menschliche                                              freit. Probleme bereiten noch die    auch die Nebenflüsse wie Ahr,
Territorien und Werte: Uferbefes-                                          Grenzregionen, wo beispielsweise     Erft, Sieg und Swist. Im Bonner
tigungen, Wegränder, Böschun-                                              aus Deutschland Tiere nachwan-       Rheinauenpark haben sie sich in-
gen, Dämme und Deiche sind                                                 dern. Auch Kommunen und Land-        zwischen so stark vermehrt, dass
durch Unterhöhlungen nicht mehr                                            kreise in Deutschland sind dazu      sie zwar zu einer Attraktion wie
sicher, weil die Tiere am Gewässer-                                        übergegangen, Nutrias wegen der      in einem Freilandzoo geworden
rand große Baue anlegen, in denen                                          Schäden zu bejagen. Manche Tie-      sind. Auf der anderen Seite neh-
sie sich zur Ruhe oder Aufzucht der                                        re landen dabei sogar als Wild-      men die Probleme überhand: Die
Jungen zurückziehen. Die Schäden                                           fleisch in Metzgereien. Was in       regelmäßig von Besuchern an-
konnten in der Vergangenheit be-                                           Südamerika – wie nebenbei be-        geschleppten Futtermengen sind
reits beträchtliche Ausmaße er-                                            merkt auch Meerschweinchen –         enorm, die Uferschäden kaum zu
reichen. Italien beispielsweise be-                                        mit Pfeffer und Öl gewürzt seit      übersehen. Zu allem Überfluss
ziffert sie mit zwei Millionen Euro                                        jeher auf dem Speisenplan steht,     leidet die Wasserqualität. Deswe-
pro Jahr. Abgesehen davon fallen                                           ist in Europa aber noch nicht so     gen sah sich die Bonner Stadtver-
Nutrias auch schon einmal ger-                                             richtig salonfähig geworden. Da-     waltung genötigt, Anfang 2019
ne in Rüben- und Maisfelder ein,                                           bei ist das Fleisch fettarm und      ein Fütterungsverbot für Nutrias
wenn sie in der Nähe liegen.                                               soll geschmacklich an Kaninchen      und Wasservögel zu verhängen,
                                                                           oder Spanferkel heranreichen.        das bei Verstoß auch mit einem
Fruchtbare Familien                                                        Zwar liegt die Idee, aus der Not     Bußgeld belegt ist.
                                      Füttern bei Strafe verboten
                                                                           der Bejagung eine Tugend zu ma-
                                      | Bild: Ulrich Sander
                                                                           chen, nicht fern, wenig förderlich   Füttern verboten!
In Deutschland haben sich die                                              sind allerdings der geringe Be-
wildlebenden Nutria-Bestände          das hohe Ausbreitungspotenzial:      kanntheitsgrad und die Attribute
zwischen 2006 und 2016 ver-           Das Bibelzitat „Seid fruchtbar und   Nager, Sumpf und Ratte...            Weil die Tiere im Rheinauen-
doppelt. Währenddessen hat die        mehrt euch!“ lautet im zweiten       Apropos Ratte: Ähnlich wie           park inzwischen so zahlreich und
Europäische Union die einge-          Satzteil „Und füllt die Erde und     Ratten sind auch Nutrias sehr        halbzahm sind – sie kommen auf
schleppte Art als „invasiv“ und die   macht sie euch untertan!“ Auch       reinliche Tiere. Sie putzen sich     die Besucher bettelnd zugetrot-
Situation als regulierungsbedürf-     dieser zweiten Aufforderung          mehrmals ausgiebig am Tag, ord-      tet und ranken sich an Fahrrä-
tig eingestuft. Das bedeutet, dass    könnten Nutrias mit bis zu drei      nen und kämmen ihr Fell und          dern, Bänken und Beinen hoch –
diese Tierart keineswegs geför-       Würfen pro Jahr leicht nachkom-      fetten es ein, damit die Haut vor    können wir sie hier aus nächster
dert, sondern eingedämmt wer-         men. Zumal sie je vier bis sechs,    direktem Wasserkontakt beim          Nähe beobachten. Selbstverständ-
den soll, um weitere Schäden zu       in Ausnahmefällen auch einem         Schwimmen geschützt ist. Doch        lich ohne sie zu füttern! Die Tiere
verhindern. Sorgen bereitet dabei     Dutzend Junge pro Wurf bekom-        ebenso wie Ratten können sie         sind nicht aggressiv, aber sie wer-
                                                                                                                den besser nicht angefasst. Abge-
                                                                                                                sehen von den Ansteckungsge-
                                                                                                                fahren warnt die Stadtverwaltung
                                                                                                                davor, dass es schon zu Bissverlet-
                                                                                                                zungen gekommen sei. Dies kann
                                                                                                                bei Missverständnissen oder bei
                                                                                                                Weibchen mit Jungen geschehen.
                                                                                                                Grundsätzlich sind die Tiere fried-
                                                                                                                liebend, doch zugleich sehr wehr-
                                                                                                                haft, was ihre Zähne eindrucksvoll
                                                                                                                demonstrieren. Doch bleibt man
                                                                                                                auf Abstand, sind sie drollig an-
                                                                                                                zusehen. Außerdem strahlen sie
                                                                                                                eine gewisse Gleichmütigkeit aus,
                                                                                                                von der man sich eine Portion mit
                                                                                                                nach Hause nehmen sollte.
                                                                                                                                  xy Ulrich Sander

14                                                                                                                   Januar 2022
                                                                                                                                           Magazin für Rhein und Siebengebirge
Kaleidoskop

Wer hat gewonnen?
Selten haben Rätsel im rheinkiesel so viele Einsendungen von Lösungen ausgelöst wie die
in unserer diesjährigen Dezember-Ausgabe. Lag es an der Jahreszeit (Advent?) oder eher
an den ungewöhnlichen, attraktiven Gewinnen, die den Einsendern winkten?

                                                             Drei Mal kommen die Überra-        Rolf Beitzel, Königswinter        2. Es wurden auch Reben an
                                                             schungssendungen des „Cho-         Nordin Peters, Erpel              dem Südhang der verlängerten
                                                             colate Discovery Club“ der Con-    Birgit Eckstein, Bad Honnef       Schulstraße – etwas weiter als
                                                             fiserie Coppeneur in Bad Hon-                                        der Wasserhochbehälter ange-
                                                             nef ins Haus.                      Sie werden in den nächsten Ta-    baut.
                                                                                                gen schriftlich benachrichtigt.   „Im Eierborner Schlund" ist
                                                             Über den Wolken                    Einen herzlichen Glückwunsch      zwar schon in der Gemarkung
                                                                                                sagen wir allen Gewinnern und     Scheuren, aber vermutlich er-
                                                             So überschrieben wir unseren       einen Dank an die vielen Ein-     folgte die Bearbeitung des Wein-
                                                             Rätseltext, der offenbar gleich-   sender, die mitgemacht haben.     bergs von Rheinbreitbach aus.
                                                             falls das Interesse vieler Leser                                     3. Es gab noch einen weiteren
                                                             fand. Das Lösungswort hieß                                           Winzer in Rheinbreitbach, der
                                                             „Flight Instructors“ und war für   Leserbrief zur                    lange seinem Beruf treu blieb, in
                                                                                                                                  der Grabenstraße 21. Dort hatte
                                                                                                Ausgabe 9.21
                                                                                                                                  Daniel Vollmer seine Kelterei
                                                                                                Zu dem Artikel von H. Dank-ward   und betrieb auch eine Pension.
                                                                                                Heinrich in der Ausgabe Septem-   Sein letzter mir bekannter Wein-
Vor einem Vierteljahrhun-                                                                       ber 2021 möchte ich fol-gende     berg war südlich des Haanhofer
dert erschien Ende November                                                                     Informationen hinzufügen:         Weg oberhalb der Kreuzung mit
1996 die erste Ausgabe des                                   aufmerksame Betrachter nun         1. Ludwig Lindener hatte seinen   der Straße Am Grendel „Auf der
rheinkiesel
                                                             wirklich nicht schwer zu finden.   am höchsten gelegenen Wein-       Steinroßel". Der Weinberg be-
                                                             Wir verlosten 3 x 1 Cock-          berg oberhalb der Rheinblick-     stand noch bis Ende der fünf-
Sei’s darum. Bemerkenswert war                               pit-Event von 45 Minuten im        straße auf dem Grundstück des     ziger oder sogar bis Anfang der
auch, dass sich die meisten Le-                              Wert von je € 99. Hier sind die    Hauses Rheinblickstraße 107.      sechziger Jahre des vorigen Jahr-
serinnen und Leser dafür ent-                                Namen der glücklichen Gewin-       Ein paar Reben – wahrschein-      hunderts.
schieden, gleich bei beiden Rät-                             ner dieses ungewöhnlichen Ge-      lich Riesling – haben bis heute                  Alexander Düren,
seln mitzumachen. Na klar, das                               winns:                             überlebt.                                           Rheinbreitbach
verdoppelte ja auch die Ge-
winnchancen.
Schwieriger schien die Frage zu
sein, wann die erste Ausgabe
des rheinkiesel auf dem Markt
erschien. Das war im Dezember
1996 der Fall; die Angabe der
richtigen Jahreszahl reichte aus
– leider nur die richtige! Einfach
rückwärts zu rechnen war dies-
mal nicht des Rätsels Lösung.
Hier sind die Namen der
Gewinner:

Marianne Heusler, Bonn
Rahel Puccini, Königswinter
Sigrid Schellenberger, Bad Honnef

Sie dürfen sich auf eine süße
Überraschung freuen – und
das ganze drei Monate lang.

         Magazin für Rhein und Siebengebirge
                                               Januar 2022
                                                                                                                                                                15
Unser
                         Heinrich Blumenthal
                         Wenn nur der
                         Rhein nicht wär‘
                         Heitere Wandergeschichten
                         von Rhein und Mosel
                         144 Seiten, Festeinband,
                         mit vielen Farbfotos aus
                         unserer Region,
                         ISBN 3-00-008735-4
                                                                                           14,80
           12,50                                                                               EUR
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                                                                   Born-Siebicke | Brach | Rohfleisch
                                                                   Aus Feuer und Wasser
                                                                   Geologischer Wanderführer
                                                                   für Unkel und Bruchhausen,
                                                                   128 Seiten, Festeinband, Verlag
                                                                   Edition Wolkenburg,
                                                                   ISBN 3-9346-76—12-X

                                                                               Irene Grosch
                                                                               Zeit der Kirschen
                                                                               Erzählungen
                                           8,50                                160 Seiten
                                            EUR                                Festeinband
Günter Hank | Sybille von der Hagen
                                                                               ISBN 3-00-012406-3
Geschichte(n) auf dem Gottesacker
Der Alte Friedhof am Palastweiher in Königswinter
44 Seiten, Format DIN A4, durchgehend vierfarbig,
mit 52 vierfarbigen, meist ganzseitigen Abbildungen                   14,90
                                                                         EUR

                           Vom Zauber des Siebengebirges
                                Mehr Streifzüge durch die Region
        Aus der Edition rheinkiesel: 144 Seiten, Format 21 x 21
     cm, Hardcover, Fadenheftung, mit über 100 vierfarbigen,                                   19,95
     teils ganzseitigen Abbildungen, ISBN 978-3-00-057406-1                                        EUR

16                                                                                   Januar 2022
                                                                                                         Magazin für Rhein und Siebengebirge
Verlagsprogramm

                                                        Sagenhaftes Siebengebirge
                                                        Streifzüge durch die Region
                                                        Aus der Edition rheinkiesel:
                                                        144 Seiten, Format 21 x 21 cm,
                                                        Hardcover, Fadenheftung,
                                                        mit über 100 vierfarbigen,
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                                                        ISBN 978-3-00-043078-7

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Das Siebengebirgsquiz
RheinGeraten
Für 2 bis 4 Spieler im Alter von 8 bis 88 Jahren.
Spielbar in mehreren Varianten – von leicht
bis schwer. 120 Karten + Spielanleitung in stabiler Box.

Hier erhältlich:
Aegidienberg                                                              Königswinter-Dollendorf
Aegidienberger Bücherstube | Aegidiusplatz 12                             Dollendorfer Bücherstube
                                                                          Heisterbacher Straße 60
Bad Honnef
Buchhandlung Werber | Hauptstraße 40                                      Königswinter-Heisterbacherrott
                                                                          Seeger & Seeger | Dollendorfer Straße 394
Bonn
Papier + Buch | Bonner Talweg 46                                          Königswinter-Oberpleis
Buchhandlung Jost GmbH | Hausdorffstraße 160                              Seidel & Millinger | Dollendorfer Straße 28

Bonn-Bad Godesberg                                                        Linz
Bücher-Bosch | Alte Bahnhofstr. 1-3                                       Buch- und Papierhaus Cafitz | Marktplatz 4
                                                                                                                              | Bild: fotolia|contrastwerkstatt

Bonn-Beuel                                                                Sankt Augustin
Bücher-Bartz | Gottfried-Claren-Str. 3                                    Bücherstube St. Augustin, Alte Heerstraße 60
Struck | Friedrich-Str. 48-51
                                                                          Unkel
Bonn-Oberkassel                                                           Vorteil-Center | Anton-Limbach-Straße 1
Max & Moritz | Adrianstraße 163                                           Florian-Schädlich | Frankfurter Str. 25

Quartett-Verlag | Erwin Bidder | Im Sand 56 | 53619 Rheinbreitbach
Telefon 0 22 24 - 7 64 82 | E-Mail info@rheinkiesel.de
    Magazin für Rhein und Siebengebirge
                                          Januar 2022
                                                                                                                         17
Ihr Recht

     So nicht!
     Egal, ob Job oder Miete: Bei langfristigen Vertragsverhältnis-
     sen gibt es eine „gelbe Karte“. Eine Abmahnung warnt den
     Vertragspartner davor, dass die Wiederholung eines bestimm-
     ten Verhaltens zur Kündigung führen kann.

     E
            s ist unerheblich, ob ein
            Vertrag eine befristete

                                                                                                                          | Bild: pixelio.de | Timo Klostermeier
            Laufzeit hat oder von un-
     bestimmter Dauer ist: Außer-
     ordentlich kann jeder Vertrag
     gekündigt werden und zwar aus
     wichtigem Grund. Wenn der
     wichtige Grund eine Pflichtver-
     letzung aus dem Vertrag ist,
     kann grundsätzlich erst gekün-
     digt werden, wenn entweder
     eine „zur Abhilfe bestimmte
     Frist" erfolglos abgelaufen ist
     oder eine erfolglose Abmahnung       geschrieben, die Abmahnung ver-      eine Abmahnung nicht mehr er-
     ausgesprochen wurde. So will es      liert auch nicht durch Zeitablauf    forderlich ist. Der wohl häufigste
     Paragraph 314 des Bürgerlichen       ihre Wirkung.                        Grund für eine fristlose Kündi-
     Gesetzbuchs.                                                              gung im Mietrecht ist der Zah-
                                          Schnell handeln                      lungsverzug mit zwei oder mehr
     Wirksam abmahnen                                                          Monatsmieten. Dabei ist eine vor-
                                                                               ausgehende Abmahnung schon
                                          Dagegen muss bei einer frist-        deshalb nicht nötig, weil für die
     Damit sie auch tatsächlich wie       losen Kündigung, die auf eine        Zahlung eine Frist vorgeschrie-
     eine letzte Verwarnung wirkt,        Abmahnung folgt, grundsätz-          ben ist: Bis zum dritten Werktag
     muss eine Abmahnung mehre-           lich schnell gehandelt werden.       eines Monates im Voraus. Doch
     re inhaltliche Voraussetzungen       Im Allgemeinen sollte inner-         Obacht: Selbst wenn der Mieter
     erfüllen: Der Arbeitgeber muss       halb von zwei bis drei Wochen        wiederholt mit der Miete im Ver-
     das beanstandete Verhalten ein-      gekündigt werden, nachdem der        zug war und einmal abgemahnt
     deutig und konkret beschreiben.      Kündigungsgrund dem Erklären-        wurde, kann der Vermieter ihm
     Er muss darauf hinweisen, dass       den bekannt geworden ist. Sonst      nicht fristlos kündigen, sondern
     dieses gegen vertragliche Pflich-    lässt sich nicht mehr glaubhaft      nur bei erneuter Verspätung or-
     ten verstößt. Außerdem ist eine      argumentieren, dass die Fortset-     dentlich kündigen.
     Aufforderung nötig, das Verhal-      zung des Vertragsverhältnisses
     ten zukünftig zu ändern sowie        für den Kündigenden unzumu-          Keine Löschung
     die Drohung, dass weiteres Fehl-     tbar ist. Übrigens: Eine fristlose
     verhalten zu vertraglichen Kon-      Kündigung, die wegen einer feh-
     sequenzen bis hin zur fristlosen     lenden vorausgegangenen Ab-          Während im Arbeitsverhältnis
     oder auch ordentlichen Kündi-        mahnung unwirksam ist, lässt         die Entfernung einer unwirk-
     gung führen kann.                    sich gelegentlich in eine Ab-        samen Abmahnung aus der Per-
     Dabei muss das Wort „Abmah-          mahnung umdeuten. Dagegen            sonalakte gerichtlich geltend ge-
     nung“ nicht zwingend verwendet       kann ein einmal abgemahntes          macht werden kann, ist Ver-
     werden. Das Gesetz schreibt keine    Verhalten nicht nachträglich         gleichbares im Mietrecht nicht
     bestimmte Form vor. Die Abmah-       und stattdessen als Kündigungs-      möglich. Ohnehin muss bei ei-
     nung kann also auch mündlich         grund dienen.                        ner Kündigung der Erklärende
     ausgesprochen werden. Kommt          Nicht für jedes Verhalten genügt     im vollen Umfang beweisen, dass
     es zu einem Streit darüber, ist es   eine einzige Abmahnung, um           auch die der Kündigung voran-
     allerdings schwierig, eine münd-     im Wiederholungsfall eine an-        gegangenen Abmahnungen be-
     liche Abmahnung nachzuweisen.        schließende Kündigung zu recht-      rechtigt waren.
     Eine Frist, innerhalb der auf ein    fertigen. Auf der anderen Seite      xy Rechtsanwalt Christof Ankele
     bestimmtes (Fehl-)verhalten rea-     gibt es Vertragsverletzungen,           www.sunda-rechtsanwaelte-
     giert werden muss, ist nicht vor-    die so schwerwiegend sind, dass                       bad-honnef.de

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Magazin für Rhein und Siebengebirge
                                      Januar 2022
                                                    19
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                                                                 ren Sie sich vo
                                                  Bitte informie
Was | Wann | Wo                                                      ranstaltu en
                                                                               ng
                                                     Besuch aller Ve
                                                                     ell geltenden
                                                       über die aktu               und
                                                                    stimmungen
                                                    Coronaschutzbe e diese!
                                                           beachten Si                   StattReisen Bonn erleben e. V.    18.00 Uhr Chicago
                                                                                         Tel. 02 28 - 65 45 53.            Ein Musical-Vaudeville
                                                                                         Treffpunkt: Rheingasse/Ecke       Opernhaus in Bonn

 Auf einen                                                                               Brassertufer in Bonn

                                                                       VIRTUELL                                                MONTAG | 3.1.
 Blick                                              Virtuell                             18.00 Uhr
                                                                                         Giuseppe Verdi: Don Carlo         Nichts los? Hier könnte Ihr Ver-
                                                    Mit diesem
                                                                                         Opernhaus in Bonn                 anstaltungshinweis stehen, wenn
                                                    Zeichen sind
 Ausstellungen                                                                                                             Sie ihn bis zum 10. d. Vormonats
                                                    alle Veran-
 und Kunst ........................ 21, 23, 25                                               SONNTAG | 2.1.                an info@rheinkiesel.de schicken
                                                    staltungen
                                                    gekennzeichnet, die „Online“
                                                                                         11.30 Uhr Öffentliche Führung        DIENSTAG | 4.1.
 Wir empfehlen:                                     stattfinden. Wie Sie daran           durch die Sonderausstellung
                                                    teilnehmen oder sich die             „Douglas Swan – Ein moder-        Nichts los? Hier könnte Ihr Ver-
 Köln                                               Veranstaltungen anschauen            ner Klassiker“                    anstaltungshinweis stehen, wenn
 Das Meisterwerk ..................... 22           können erfahren Sie detailliert      Eintritt: € 5/zzgl. Eintritt.     Sie ihn bis zum 10. d. Vormonats
                                                    beim Veranstalter. Für alle          Anmeldung erforderlich:           an info@rheinkiesel.de schicken
 Rheinbreitbach
 Festliches                                         Präsenzveranstaltungen bitten        Tel. 02 28 - 65 55 31.
 Weihnachtskonzert ................ 24              wir, die dann jeweils geltenden      Museum August Macke Haus
                                                                                                                             MITTWOCH | 5.1.
                                                    Bestimmungen hinsichtlich der        in Bonn
 Bonn                                               Corona-Situation zu beachten                                           18.00 bis 19.00 Uhr
 Wanderer zwischen
 den Welten ................................ 26     und sich vor dem Veranstal-          15.00 Uhr Kommet ihr Hirten,      Vom Höllen und Fuhren.
                                                    tungsbesuch anzumelden!              ihr Männer und Frau´n …           Untertägige Tuffstein-
 Bonn                                               Bleiben Sie gesund!                  Öffentliche Führung, bei der es   gewinnung an den
 Spielplan Junges Theater ......... 27                                                   um die Weihnachtskrippe im All-   Ofenkaulen
                                                                                         gemeinen sowie die Besonder-      Fast 400 Jahre wurde am Ofen-
 Julia‘s Glosse                                                                          heiten der schlesischen Krippe    kaulberg untertage Tuffstein für
 Sonne auf dem Teller ............. 29
                                                      SAMSTAG | 1.1.                     im Speziellen geht.               den Bau von Backöfen gewon-
 Vorschau                                                                                Beitrag: € 3/erm. 1,50.           nen. Die traditionellen Abbau-
 Veranstaltungen des AZK ...... 30                16.00 bis 18.00 Uhr Mit dem            Haus Schlesien                    techniken hatten sich während
                                                  Nachtwächter durch Bonn                in Heisterbacherrott              dieser Zeit kaum verändert. Doch
                                                  Es waren gefährliche Zeiten und                                          wie funktionierte das im Detail?
                                                  keine leichte Aufgabe, die der         15.00 bis 17.00 Uhr               Beitrag: € 7/erm. 5,50.
 Dienste und Veranstaltungen
                                                  Nachtwächter in Bonn zu be-            Weihnachtsbräuche in Bonn         Siebengebirgsmuseum
                                                  wältigen hatte, denn neben dem         Der Rundgang informiert über      Königswinter
                                                  üblichen Gesindel bedrohten im         die Entstehung bekannter Weih-
 Veranstaltungen des AZK ......... 22
                                                  17. Jahrhundert Krieg, Feuer und       nachtsbräuche, aber auch über     DONNERSTAG | 6.1.
                                                  Pest die kurfürstliche Residenz-       manchen Brauch, der heute in
 Übersicht der
 Veranstaltungsorte ................... 31        stadt. Da brauchte es schon            Vergessenheit geraten ist.        11.00 Uhr
                                                  einen hartgesottenen Mann, der         Beitrag: € 12/erm. 10             Ihr Kinderlein kommet
 Impressum ................................ 31    eine Ahnung hatte von Tuten            StattReisen Bonn erleben e. V.    Öffentliche Führung für Kinder
                                                  und Blasen, und der die Stadt des      Tel. 02 28 - 65 45 53             und Familien. Wie viele Schäflein
                                                  Nachts sicher bewachen konnte.         Treffpunkt: Hauptportal           können die Teilnehmer entdecken
                                                  Eintritt: € 12/erm. 10                 des Münsters in Bonn              und welche Tiere tummeln sich
                                                                                                                           sonst noch in und an der Krippe?
                                                                                                                           Was bringen die Hirten, Bauers-
                                                           Seit mehr als 125 Jahren sind wir Ihre Buchhandlung im          leute und die Weisen aus dem
                                                            Herzen der Bad Honnefer Innenstadt. Überzeugen Sie             Morgenland dem Christkind?
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       Hauptstraße 40 • 53604 Bad Honnef •                                                                                 auf ihren Weihnachtstellern
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                                                                                                                           in Heisterbacherrott

                                                                                                                           19.30 Uhr
                                                                                                                           Gioachino Rossini
                                                                                                                           La Cenerentola
                                                                                                                           Opernhaus in Bonn

20                                                                                                                             Januar 2022
                                                                                                                                                    Magazin für Rhein und Siebengebirge
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