Eppenbergtunnel: Herzstück des vierspurigen Ausbaus Olten - Aarau
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PLANEN UND BAUEN Homepageveröffentlichung unbefristet genehmigt für ILF Beratende Ingenieure AG / Rechte für einzelne Downloads und Ausdrucke für Besucher der Seiten genehmigt von DVV Media Group, 2019. Eppenbergtunnel: Herzstück des vierspurigen Ausbaus Olten – Aarau Abb. 1: Durchstich des Eppenbergtunnels am 2. Februar 2018 SBB beseitigen Engpass auf einer der am stärksten befahrenen Bahnstrecken der Schweiz unter Aufrechterhaltung des werktäglichen Betriebs. GABRIELE PAGLIARI | MARKUS GERBER | gen, welche bisher gut gemeistert werden Gleiswechsel mit bis zu 150 km/h zu ermög- MICHAEL HERTWECK konnten. Mit der Fertigstellung des Ge- lichen (Abb. 2). samtprojektes wird ein erweitertes Bahn- Nachfolgend soll der Schwerpunkt auf den Ep- angebot für die Kunden möglich. penbergtunnel gelegt werden. In einer frühen Die Strecke Bern – Zürich ist eine der am Projektphase wurde von der Bauherrschaft stärksten befahrenen Bahnachsen der – basierend auf einer Risikoanalyse – eine Schweiz und verengt sich zwischen Olten Das Projekt Entscheidung für das Tunnelsystem herbeige- und Aarau von vier auf zwei Spuren. Diesen Der Vierspurausbau Olten – Aarau erfor- führt. Zur Diskussion stand neben dem Dop- Engpass wollen der Bund und die Schweize- dert verschiedene bauliche Anpassungen. pelspurtunnel, mit unterschiedlicher Anzahl rischen Bundesbahnen (SBB) bis Ende 2020 Das Herzstück des Vierspurausbaus ist der an Fluchtmöglichkeiten, ein System aus zwei beheben. Das Projekt umfasst im Wesentli- 3114 m lange doppelspurige Eppenberg- Einspurröhren mit Querschlägen gegenüber. chen Ausbauten in den Zufahrten und – als tunnel (Abb. 1). Das Anschlussbauwerk Sei- Die Berechnungen zeigten, dass der ca. 3 km Herzstück – den doppelspurigen Eppen- te Wöschnau ermöglicht gegenüber dem lange Doppelspurtunnel mit drei Fluchtmög- bergtunnel sowie Anschlussbauwerke zu Anschlussbauwerk Gretzenbach eine ni- lichkeiten sicher betrieben werden kann. Die dessen Anbindung. Im Projektperimeter veaufreie Entflechtung, welche die optimale Berechnungen stützten sich auf prognostizier- kommen zu den täglichen Belastungen auf Gleisnutzung ermöglicht. Mit dem Umbau te maximale Zugbelastungen für die Strecke der SBB-Strecke und auf der Kantonsstraße der Bahnhöfe Dulliken und Däniken werden und auf den Mischbetrieb von Personen- und zusätzliche Belastungen durch den Baustel- auch die Bahnsteiganlagen modernisiert. Güterverkehr (Abb. 3). lenverkehr hinzu. Infolge der Projektziele Auf der Seite Aarau werden Spurwechsel Das bergmännische Tunnelnormalprofil ist ergeben sich zahlreiche Herausforderun- mit Schnellfahrweichen eingebaut, um den für den Doppelspurbetrieb mit Fester Fahr- 28 EI | FEBRUAR 2019
PLANEN UND BAUEN Homepageveröffentlichung unbefristet genehmigt für ILF Beratende Ingenieure AG / Rechte für einzelne Downloads und Ausdrucke für Besucher der Seiten genehmigt von DVV Media Group, 2019. Abb. 2: Übersicht über den Projektperimeter von Olten – Aarau bahn und Stromschiene ausgelegt. Das Fair (Breite 2 m) als Ausbruchssicherung und einer Felsgesteinen handelt es sich um Effinger- beträgt 66 m2 und wurde durch die Normvor- Innenschale von 0,30 m. Der Tunnel ist auf der schichten (760 m) und Gesteine der Unteren gabe betreffend des Druckkomforts und einer ganzen Länge vollflächig abgedichtet (Abb. 4). Süsswassermolasse (1190 m). Die beiden geo- Fahrgeschwindigkeit von 180 km/h bestimmt. logischen Formationen werden durch die Fle- Die Ausbruchssicherung ist auf einen ma- Geologie / Hydrogeologie xur von Schönenwerd (100 m) unterbrochen. schinellen Vortrieb mittels eines Mixschildes Der bergmännische Tunnelabschnitt umfasst Es handelt sich hierbei um eine von Ost nach (Fels- und Hydromodus) ausgelegt und be- 2613 m und führt durch Lockergestein (670 m) West streichende Flexur- und Strukturzone, steht aus einer 0,30 m starken Tübbingschale und Fels (1950 m). Bei den zu durchörternden welche aus einer heterogenen stark verform- Abb. 3: Situation Eppenbergtunnel EI | FEBRUAR 2019 29
PLANEN UND BAUEN Homepageveröffentlichung unbefristet genehmigt für ILF Beratende Ingenieure AG / Rechte für einzelne Downloads und Ausdrucke für Besucher der Seiten genehmigt von DVV Media Group, 2019. Anfang April 2016. Der maschinelle Vortrieb Abb. 4: Normalprofil startete am 9. Januar 2017 und dauerte bis Doppelspurtunnel zum 2. Februar 2018. Darauf folgte der Innen- ausbau, welcher bis ins Frühjahr 2019 andau- ern wird (Abb. 6). Die Vergabe der Arbeiten für den Einbau der Bahntechnik ist erfolgt. Die Ausführungsplanung wurde gemeinsam mit dem Generalplaner und dem Unternehmer Bahntechnik freigegeben. Die Einbauarbeiten starten im März 2019. Herausforderungen des Projektes Projektmanagement Ein zielgerichtet aufgesetztes Projektmanage- ment und eine vorausschauende Herange- hensweise sind für einen termin- und kosten- gerechten Projektablauf zwingend. Wichtig ist dieser Aspekt beim konzeptionellen Aufsetzen der jeweiligen Projektphasen. Zur Vereinfachung der Bearbeitung der Schnitt- stellen und deren Regelungen bzgl. Verant- ten Gesteinszusammensetzung besteht (Kal- das Niveau des Schottergrundwasserspiegels wortlichkeiten wurden nebst einem General- ke, mergelige Kalke, Mergel, tonige Mergel). ab (Abb. 5). planer ein Unternehmer für den Rohbau und Die zu durchörternden Gesteine weisen ein ein Unternehmer für den Einbau der Bahntech- Quellpotenzial von 0,5 – 0,6 MPa auf. Die Lo- Stand der Arbeiten nik beauftragt. Mit dieser Wahl wird den Beauf- ckergesteinsstrecke besteht aus dicht gelager- Mit den Hauptarbeiten wurde im April 2015 tragten die Möglichkeit gegeben, die Arbeiten ten Niederterrassenschottern des Aaretales. begonnen; der offizielle Spatenstich fand am selbstständig zu koordinieren und auf ihre Der Bergwasserspiegel steigt von Osten mit 2. Mai 2015 statt. Bereits ab Herbst 2014 konn- Bedürfnisse unter Einhaltung der Projekt- und zunehmender Felsüberdeckung an und liegt ten wichtige Vorarbeiten wie Abhumusierung, Vertragsrandbedingungen zu optimieren. So in den Effingerschichten auf einer Kote von Rodungen, Werkleitungsumlegungen etc. kann z. B. der Unternehmer das Bauprogramm rund 420 m ü. NHN. Der maximale Bergwasser- erfolgen. Der kritische Weg für den Vortriebs- flexibler an seine Arbeitsabläufe anpassen. spiegel liegt in der Unteren Süßwassermolasse beginn verlief über die Erstellung des Vorein- In der Ausschreibungsphase für den Rohbau auf einer Höhe von rund 450 m ü. NHN. In Rich- schnitts zum bergmännischen Portal Ost. Der ist es wichtig, dass – durch Einschätzung tung Westen fällt der Bergwasserspiegel auf Anschlag des ersten Rohrschirms erfolgte bzgl. der am Markt vorhandenen Möglich- Abb. 5: Geologisches Längenprofil 30 EI | FEBRUAR 2019
PLANEN UND BAUEN Homepageveröffentlichung unbefristet genehmigt für ILF Beratende Ingenieure AG / Rechte für einzelne Downloads und Ausdrucke für Besucher der Seiten genehmigt von DVV Media Group, 2019. keiten und unter Schaffung entsprechender Anreize – ein technisch und wirtschaftlich hochstehendes Angebot erzielt werden kann. So wurde z. B. neben dem konventio- nellen Auffahren des Eppenbergtunnels die Möglichkeit geschaffen, einen maschinellen Vortrieb unter klaren Vorgaben anzubieten. Dank der festgelegten Vergabekriterien konnten aus den eingegangenen, qualitativ sehr hochstehenden Offerten der günstigste Anbieter und das entsprechende Bauverfah- ren transparent ausgewertet und in kurzer Zeit ausgewählt werden. In der Ausschreibungsphase für den Einbau der Bahntechnik war unter anderem wichtig, dass die Schnittstellen von der Stammlinie zur Neubaustrecke sowie zu den anderen Gewer- ken, welche nicht Bestandteil der Ausschrei- bung waren, klar abgebildet wurden. Ebenso war wichtig, dass die Ausführungsplanung des Generalplaners und die vom Bahntech- nikunternehmer gewählten Komponenten in einem zeitgleich ablaufenden Prozess zu einer Basis zusammengeführt wurden. Damit ist eine hohe Ausführungssicherheit gege- ben. Dies wurde dadurch sichergestellt, dass durch den Unternehmer Bahntechnik soge- nannte Realisierungspflichtenhefte direkt nach der Vergabe für jedes Gewerk erarbeitet werden mussten, welche dann vom Planer Abb. 6: Betonarbeiten Innengewölbe und der Bauherrin gemeinsam freigegeben worden sind. Bauphasenplanung der Stammlinie Um den SBB-Fahrplan auch während der Bauphasen einhalten zu können, sind die Gründungen einfach Bauphasen mit betrieblichen Einflüssen be- reits in einer frühen Planungsphase zu koor- – direkt vom Gleis dinieren. Im Vorprojekt wurden 30 Baupha- sen definiert; diese werden mit der weiteren Mikropfahl TITAN VPDU W Projektbearbeitung bei Bedarf durch Unter- phasen ergänzt. MESSEN LEONLINEBE -IKROPFH Grundsätzliches Im Vorprojekt wurden in intensiven Diskus- B 3.44 9 sionen mit I-FN (Infrastruktur, Fahrplan und Netzdesign) die Grundlagen für die Bautätig- keiten geschaffen und im Anforderungsprofil definiert. Für den Betrieb müssen von Mon- tag bis Freitag von 5.00 Uhr bis 22.00 Uhr die Gleise und Fahrwege gemäß dem Stand von 8(5+$ '$ 2011 zur Verfügung stehen, was zur Folge )7 ' ,% W hat, dass alle größeren Bauarbeiten an Wo- = X O= chenenden ausgeführt werden müssen. m KEINE:UGANGSBESCHRNKUNGEN Für alle größeren Umbauarbeiten an den m 3CHWELLÆUND7ECHSELLASTEN Betriebsgleisen ist die SBB eigene Unter- m DYNAMISCHE,ASTEN nehmung I-IH (Infrastruktur-Instandhaltung) m +OMBINATIONMIT"ETONFERTIGTEILEN zuständig. Angesicht des großen Verkehrs- m NURPUNKTUELLE"OHRUNGEN aufkommens (ca. 550 Züge pro Tag) und des engen Terminplans wurde bewusst auf den Einsatz von Fremdfirmen verzichtet, da hier- 7EITERE)NFOSWWWISCHEBECKDE bei eingeschliffene Bauabläufe ein wichtiger FRIEDR. ISCHEBECK GMBH Garant für die Ausführung sind. Bis zur Ge- ,OHER3TRÆ\$%Æ%NNEPETAL genwart hat sich diese Zusammenarbeit sehr bewährt und auch bei den heikelsten Bau- phasen zwischen Wöschnau und Dulliken EI | FEBRUAR 2019 31
PLANEN UND BAUEN Homepageveröffentlichung unbefristet genehmigt für ILF Beratende Ingenieure AG / Rechte für einzelne Downloads und Ausdrucke für Besucher der Seiten genehmigt von DVV Media Group, 2019. konnten die Gleise jeweils pünktlich wieder Blockverdichtung, TP5+ wie Dulliken, welches im Westen an das Do- in Betrieb genommen werden. Die Anforderungen vom Betrieb während der mino 67 von Olten (1980) und im Osten an Die Bauphasenplanung aus dem Vorprojekt Bauarbeiten konnten nur durch folgende An- das Simis C von Aarau (1994 ) grenzt (Ersatz konnte bis zum jetzigen Zeitpunkt grosso passungen erfüllt werden: der von Aarau abgesetzten Simis C in Schö- modo übernommen werden, wenn auch in neues Elektronisches Stellwerk in Däniken nenwerd und Wöschnau) der Detailbetrachtung einzelne Bauphasen (Thales) mit abgesetztem Rechner im neu zu zusätzliche und kürzere Blockabschnitte auf bis zu sieben Unterphasen aufgesplittet erstellenden Technikgebäude in Wöschnau zwischen Dulliken und Wöschnau, um eine werden mussten. anstelle des Domino 67 (1977) in Däniken so- Zugfolgezeit von 2 Minuten zwischen zwei IC-Zügen zu erreichen. Diese Arbeiten begannen 2014 und liefen als separates Projekt „Blockverdichtung TP5+“ dem Projekt Eppenberg voraus. Dieses hatte den großen Vorteil, dass für diese Vorarbei- ten die gesamten Bewilligungen einfacher und schneller zu erreichen waren. Bei dem Stellwerk in Däniken wurde die elektronische Blockkontrolle (eBlock) und die elektronische Fahrstraßenanpassung (eFAP) eingebaut. Da diese Komponenten weder in Denges noch in Bern Wylerfeld eingebaut worden waren, wur- de das TP5+ unerwartet zu einem Pilotprojekt. Die Inbetriebnahme verzögerte sich deshalb und musste verschoben werden. Jedoch konn- te das neue Stellwerk in Däniken am 2. / 3. Mai 2015 nach einem Kraftakt ohne allzu große Abb. 7a: Stand Sommer 2015 – neues Elektronisches Stellwerk Däniken – Wöschnau in Betrieb Probleme und mit minimalen Auswirkungen Quelle: Marcel Lauber, SBB auf den Bahnbetrieb erfolgreich in Betrieb ge- nommen werden. Arbeiten am östlichen Portal in Wöschnau Exemplarisch werden in den Abb. 7a bis 7c die verschiedenen Schritte der Topologien in Wöschnau vorgestellt. Ähnlich komplexe Ar- beiten liefen auch beim westlichen Portal in Gretzenbach, Däniken sowie im Bahnhof Olten ab. Fazit der Bauphasenplanung Bis 2020 werden im Rahmen des Projekts Ep- penberg über 50 neue Weichen eingebaut. Die Bausumme der Arbeiten an den Stamm- gleisen, welche durch I-IH ausgeführt werden, beträgt über 100 Mio. CHF. Nur in Koordinati- Abb. 7b: Stand Dezember 2017 on und durch Mitarbeit aller Beteiligten wird -- Gleis 32 als Wendegleis Wöschnau in Betrieb es gelingen, die integrale Vierspur von Olten -- Stammlinie nach Norden verschoben nach Aarau am 13. Dezember 2020 wie ge- -- ehemaliges Verladegleis Wöschnau Gleis 21 plant in Betrieb zu nehmen. Quelle: Marcel Lauber, SBB Plangenehmigungsverfahren Es zeigt sich bei großen Infrastrukturprojekten immer wieder, dass die Phase der öffentlichen Auflage und der Plangenehmigung ein ent- scheidender Faktor für die weitere zeitliche Abwicklung darstellt. Das Plangenehmigungs- verfahren für den gesamten Abschnitt zwi- schen Aarau und Olten war mit 18 Monaten sehr kurz. Während der öffentlichen Auflage ging das Projektteam aktiv auf die Bevölke- rung zu. Es fanden Orientierungsanlässe in den am stärksten betroffenen Gemeinden statt und parallel dazu wurde ein Informati- onszentrum im Projektperimeter betrieben. Zudem wurde das Vorgehen frühzeitig mit Abb. 7c: Endzustand geplant für den 13. Dezember 2020 der Genehmigungsbehörde vorbesprochen, -- Tunnel Eppenberg mit den schnellen Spurwechseln 111 / 112, 121 / 122 und Aarau 55 / 54 in Betrieb die kantonalen Behörden bei wichtigen Frage- -- Einspurtunnel Wöschnau, geplante Inbetriebnahme am 1. Dezember 2019 stellungen beizeiten mit einbezogen und De- 32 EI | FEBRUAR 2019
PLANEN UND BAUEN Homepageveröffentlichung unbefristet genehmigt für ILF Beratende Ingenieure AG / Rechte für einzelne Downloads und Ausdrucke für Besucher der Seiten genehmigt von DVV Media Group, 2019. poniebetreiber im Umkreis mit Angaben zum Aushubs- / Ausbruchsmaterial und Mengen informiert. Mit diesem Vorgehen konnten das Einspruchsrisiko reduziert und das Verständnis für das Projekt erreicht werden. Die Kommunikation wird auch nach der Bau- bewilligung während der Bauphase aktiv be- trieben. Behörden- und Anwohnerveranstal- tungen finden in regelmäßigen Abständen statt und förderten das Verständnis für die unvermeidbaren Beeinträchtigungen. Arbeitsvorbereitung Die Phase der konsequenten Umsetzung der Arbeitsvorbereitung (AV) ist im Rahmen von komplexen Projekten ein wichtiger Bestand- teil, in welchen der Bauherr steuernd eingrei- fen kann. In dieser Phase ist es wichtig, dass Bauherr, Planer und Unternehmer sich früh- zeitig über die bauliche Umsetzung austau- schen. Durch Schaffung von Anreizen können Bauabläufe, teilweise auch Bauverfahren noch während der Ausführung rechtzeitig optimiert werden, sodass für alle Seiten eine Win-Win- Abb. 8: Konventioneller Vortrieb im Schutze eines Rohrschirms Situation entsteht. Der Bauherr unterstützt dieses wichtige Zusammenspiel durch seine Bereitschaft, Optimierungsvorschläge prüfen lichkeit und Umweltschutz (Erschütterungen, der Bauherr entschieden, auch einen TBM- zu lassen. Vor jedem größeren Bauabschnitt günstige Wiederverwendung des Ausbruchs- Vortrieb auszuschreiben. Dabei wurde für die – resp. wenn wichtige Entscheidungen anste- materials) erwartet werden konnten, hat sich vorherrschenden Verhältnisse ein Mixschild, hen – erfolgt die konstruktive Phase in Form ei- ner gemeinsamen AV-Sitzung. Mit diesem Vor- gehen konnten schon wesentliche – nicht nur beim Rohbau, sondern auch bei der Bahntech- i nik – Projektoptimierungen erzielt werden. SBB InfoCenter Eppenberg Besuchen Sie unseren Projektausstellungsraum auf dem Installationsplatz, Ecke Sicherheit Bahnstraße / Schachenstraße, in Eppenberg-Wöschnau. Wir empfehlen, mit der Die Bauarbeiten entlang der Bahnlinie erfor- Buslinie 3 ab Gretzenbach, Schönenwerd und Aarau anzureisen, bis Haltestelle dern eine kontinuierliche Konzentration auf Wöschnau. Öffnungszeiten siehe www.sbb.ch/eppenberg die Sicherheit. Während lang andauernder Bauarbeiten ist die Routine die größte Gefahr. Kontakt & weitere Informationen Personenschäden konnten glücklicherweise SBB AG Infrastruktur, bisher vermieden werden. Eine Unterbrechung Multiprojekte Olten auf dieser – mit 550 Zügen täglich – sehr stark Projekt Eppenberg befahrenen Doppelspurstrecke wäre nicht nur Bahnhofstraße 12, 4600 Olten mit hohen Kostenfolgen, sondern auch mit er- heblichen Verspätungen für den Bahnkunden Telefon: +41 51 229 64 98 E-Mail: eppenberg@sbb.ch verbunden. Internet: www.sbb.ch/eppenberg Bauverfahren Vortriebskonzept bergmännischer Tunnelabschnitt Im Rahmen der Projektierung wurden ver- schiedene Vortriebskonzepte diskutiert und gegeneinander mittels einer Risikoanalyse abgewogen. Die Bewertung und Risikoab- schätzung ergab, dass sowohl ein konven- tioneller Vortrieb als auch ein maschineller Vortrieb mit einem Mixschild als technisch machbar eingestuft werden konnte, wobei mit einem konventionellen Vortrieb sich eine größere Flexibilität je nach Gefährdungsbild ergab. Das bisherige Projekt sah vor, den Eppenbergtunnel von beiden Seiten her im konventionellen Verfahren aufzufahren. Da von einem TBM-Vortrieb (TBM, Tunnelbohr- maschine) Vorteile hinsichtlich Wirtschaft- EI | FEBRUAR 2019 33
PLANEN UND BAUEN Homepageveröffentlichung unbefristet genehmigt für ILF Beratende Ingenieure AG / Rechte für einzelne Downloads und Ausdrucke für Besucher der Seiten genehmigt von DVV Media Group, 2019. der im Lockergestein als Hydroschild zu fah- währleisten, wird der Ringspalt vollständig Bereits in der Ausschreibung wurde durch ren ist, vorgegeben. Eine klare Ausschreibung vermörtelt. In der Felsstrecke wird der Tüb- Festlegung der Zuschlagskriterien und der von zwei Baumethoden hat den Vorteil, dass bingring in der Sohle (ca. 120o) mittels thixo- Ausarbeitung der entsprechenden Leistungs- der Bauherr schlussendlich ein qualitativ tropen Mörtels verfüllt. Der Restbereich wird positionen darauf geachtet, dass die anbie- gleichwertiges Produkt erhält. Das Ergebnis mit Perlkies verfüllt. Der Antransport der Tüb- tenden Unternehmer auf eine möglichst der Ausschreibung zeigte, dass diese Bauher- binge erfolgt per Bahn. große Wiederverwertbarkeit des anfallenden renentscheidung richtig war, um die mögli- Im Bereich des Westportals wurde die Ziel- Materials direkt auf der Baustelle Wert legen chen Marktchancen nutzen zu können. baugrube erstellt. Dort musste eine Dicht- mussten. Als Vorgabe galten die Einhaltung Der Tunnel wird aufgrund der Platzverhältnis- wand, bestehend aus vier überschnittenen der spezifischen Emissionen und der Einsatz se von Osten her in steigendem Vortrieb bis Bohrpfahlreihen, für die Einfahrt der TBM im von Bahntransporten. zum Scheitelpunkt aufgefahren. Die ersten Hydromodus gebohrt werden. Das Material des Lockergesteinsabschnitts ca. 150 m des Eppenbergtunnels weisen nur wird direkt vor Ort aufbereitet und für die geringe Überdeckungen von 5 bis 15 m auf. Umbaulokation Mixschild Betonproduktion oder Hinterfüllung verwen- Die Überdeckung wird aus Lockergestein und Die Herausforderung bestand darin, den det, das Material aus den Effingerschichten teilweise tieferreichenden Verwitterungszo- Standort für den Umbau der Tunnelbohrma- kann zur Hinterfüllung oder für Dammschüt- nen der Effingerschichten gebildet. Aus die- schine möglichst zu einem frühen Zeitpunkt tungen verwendet werden. Die Untere Süß- sem Grund wurde eine Startstrecke von rund unter den erforderlichen Randbedingungen wassermolasse (37 % des Ausbruchsmate 60 m Länge im Kalottenvortrieb mit nach- hinsichtlich Standfestigkeit, die an eine sol- rials) muss deponiert werden. laufendem Strossen- / Sohlausbruch erstellt. che Umbaulokation zu stellen sind, zu de- Im Zuge der Projektabwicklung hat sich die Der Ausbruch der Kalotte erfolgte im Schutze finieren. Hierdurch können Risiken bei der Möglichkeit ergeben, die Synergien zweier eines Rohrschirms (Abb. 8). Infolge der stark Bauzeit und den Kosten reduziert werden. Großprojekte im unmittelbaren Umfeld zu geklüfteten und kleinblockig sich darbieten- So wurden hierzu im Herbst 2016 Erkun- nutzen. So steht die nahegelegene, sanierte den Ortsbrust in den Effingerschichten wurde dungsbohrungen von der Oberfläche aus Sondermülldeponie Kölliken quasi zur glei- entschieden, auf der nachfolgenden mittels abgeteuft. Gemeinsam mit dem Unterneh- chen Zeit wie der Vortrieb des Eppenberg- TBM aufzufahrenden Strecke eine Verfesti- mer konnten dann unter Definition der vor- tunnels für eine Materialeinlagerung zur gungsinjektion mit einer teilweisen vorher- zusehenden Sicherungsmaßnahmen die ge- Verfügung. gehenden Vernagelung mit GFK-Nägeln von eignete Lokation und Sicherungsmaßnahme Dies sind Chancen, die sich erst im Laufe der Oberfläche auszuführen. Die TBM wurde bestimmt werden. des Projekts ergeben haben, indem alle im Voreinschnitt montiert und anschließend Betroffenen inkl. der Behörden, Kantone an die Ortsbrust geschoben. Lockergesteinsstrecke und Gemeinden am gleichen Strick gezo- Im Bereich der Felsstrecke wird die in der Die ca. 670 m lange Lockergesteinsstre- gen haben. Die geschickte Moderation des Schweiz gebräuchliche fünfteilige Tübbing cke wird im Hydromodus aufgefahren. Die Bauherrn war von großem Nutzen. Die Um- auskleidung mit unten liegendem Schluss- Überlagerung beträgt 15 bis 25 m, wobei setzung konnte Mitte 2017 dank des kon stein angewendet. Die Vortriebspressen sie zum Bereich der Zielbaugrube hin auf struktiven Zusammenspiels aller am Projekt stützen sich dabei über einen Druckring am kurzer Strecke auf wenige Meter abfällt. Der Beteiligten erfolgen. fertig installierten Tübbingring ab. Im Bereich Abschnitt ist mehrheitlich überbaut. Der des Lockergesteins wird ein sechsteiliger Ring Schottergrundwasserspiegel liegt im Sohl- Ausblick mit kleinem konischem Schlussstein verwen- bereich der TBM. Während der Unterfahrung Die Rohbauarbeiten im Tunnel werden im det. Die Tübbingringe bestehen aus jeweils der Gebäude erfolgt eine messtechnische Frühling 2019 mit einem leichten terminli- vier Normal-, zwei Kontersteinen und einem Überwachung der Oberfläche und der Ge- chen Vorsprung abgeschlossen und gleich kleinen Schlussstein. Die Abdichtung des bäude. darauf beginnt der sehr anspruchsvolle Ein- Tübbingausbaus erfolgt über umlaufende bau der Bahntechnik. Alle Beteiligten sind Tübbingdichtungsrahmen (Dichtprofil), die in Materialbewirtschaftung zuversichtlich, dass die künftigen Heraus- die Schalung eingelegt werden. Die Materialbewirtschaftung ist bei jedem forderungen gemeistert werden und die Ge- Um eine vollständige Bettung der Tübbing Tunnelbauprojekt eine große Herausforde- samtinbetriebnahme Ende 2020 erfolgreich ringe in der Lockergesteinsstrecke zu ge- rung. gelingt. Dipl.-Bauing. (FH) Gabriele Pagliari Dipl.-Bauing. (ETH), MBA Luzern Dr.sc.techn. (ETH), Dipl.-Bauing. (TU) Abschnittsleiter Markus Gerber Michael Hertweck SBB AG Infrastruktur, CH-Olten Oberbauleiter Bahntechnik Gesamtleiter IG Rapid gabriele.pagliari@sbb.ch SBB AG Infrastruktur, CH-Olten ILF Beratende Ingenieure AG, CH-Zürich markus.gerber2@sbb.ch michael.hertweck@ilf.com 34 EI | FEBRUAR 2019
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