Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen - 06-01 Herausgeber
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Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen eine empirische Analyse des Beitrags von Mannschaft, Trainer und Sportmanager 06-01 Prof. Dr. Torsten Wulf Prof. Dr. Harald Hungenberg Herausgeber: Prof. Dr. Harald Hungenberg Prof. Dr.-Ing. Günther Seliger
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen eine empirische Analyse des Beitrags von Mannschaft, Trainer und Sportmanager 06-01 Prof. Dr. Torsten Wulf Prof. Dr. Harald Hungenberg Autoren Prof. Dr. Torsten Wulf Professor of Strategy and International Management, ENPC School of International Manage- ment, Paris. Prof. Dr. Harald Hungenberg Inhaber des Lehrstuhls für Unternehmensführung an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg und Gastprofessor an der ENPC in Paris. Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Unternehmungsplanung
Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung ...............................................................................2 1. Einleitung ..........................................................................................3 2. Die Upper-Echelons-Perspektive als theoretische Basis für die Erklärung des Erfolgs von Fußball-Bundesligisten...........................5 3. Hypothesen.........................................................................................7 3.1. Hypothesen zu Merkmalen der Mannschaft......................................8 3.2. Hypothesen zu Merkmalen des Trainers .........................................10 3.3. Hypothesen zu Merkmalen des Sportmanagers...............................12 4. Forschungsdesign .............................................................................13 4.1 Stichprobenauswahl und Datenerhebung .......................................13 4.2 Operationalisierung der Variablen ................................................14 5. Ergebnisse ........................................................................................16 5.1 Korrelationsanalysen.......................................................................16 5.2 Regressionsanalysen.........................................................................18 6. Diskussion and Interpretation ........................................................19 7. Implikationen für Forschung und Praxis .......................................22 Literatur ..........................................................................................24 Zusammenfassung Der vorliegende Beitrag untersucht auf Basis der Upper-Echelons-Perspektive den Einfluss von Mannschaft, Trainer und Sportmanager auf den Erfolg von Fußball-Bundesligisten. Die Analyse von 21 Vereinen über fünf Spielzeiten verdeutlicht, dass insbesondere die Bundesligaerfahrung von Mannschaft und Trainer einen Beitrag zum sportlichen Erfolg leisten.
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen 3 1. Einleitung Viele Sportarten sind in den letzten Jahren durch eine zunehmende Pro- fessionalisierung und Kommerzialisierung gekennzeichnet. In Europa und spe- ziell in Deutschland trifft diese Entwicklung vor allem auf den Fußball zu. So sind die Umsätze der Vereine der ersten Fußball-Bundesliga zwischen der Sai- son 1995/96 und der Saison 2000/01 um 44 Prozent auf 955 Mio. € gewach- sen.1 Gleichzeitig haben zahlreiche Vereine in dieser Zeit Führungsfunktionen, die früher ehrenamtlich ausgeführt wurden, mit professionellen und hauptamt- lichen Managern besetzt.2 Mehr als zwei Drittel der Vereine der Fußball- Bundesliga haben darüber hinaus ihre Fußballsparte in die Rechtsform einer AG, einer GmbH oder einer KGaA überführt. Im Rahmen dieser zunehmen- den Kommerzialisierung und Professionalisierung des Fußballsports ist der wirtschaftliche Erfolg des Vereins zu einer immer wichtigeren Zielgröße ge- worden. Im gleichen Zusammenhang ist deutlich geworden, dass wirtschaftlicher und sportlicher Erfolg von Sportvereinen immer enger miteinander verbunden sind.3 Damit stellt sich auch die Frage, welche Faktoren eigentlich den sportli- chen Erfolg eines Vereins beeinflussen, in einem neuen Licht. Sie lässt sich aus ganz unterschiedlichen Perspektiven analysieren - angesichts der Kommerziali- sierung und Professionalisierung des Sports im Allgemeinen und des Fußballs im Besonderen erscheint allerdings eine Betrachtung aus betriebswirtschaftli- cher Sicht besonders naheliegend. Erstaunlicherweise existieren bislang relativ wenige betriebswirtschaftliche Untersuchungen, die sich mit Erfolgsursachen im Sport auseinandergesetzt haben. Diese wenigen Studien betrachten zudem vor allem den Erfolgsbeitrag von Aspekten wie Sponsoring, Werbung und Merchandising.4 Kaum beachtet wurde dagegen bisher der Beitrag einzelner Personen oder Teams zum Erfolg von Sportvereinen, obwohl gerade im Sport Individuen bzw. Teams und deren Fähigkeiten eine herausragende Erfolgsbe- deutung zukommt. In Anlehnung an die von Hambrick und Mason begründete Upper-Echelons-Perspektive könnte man sogar sagen, dass Sportvereine – mehr noch als Unternehmen – ein Spiegelbild ihrer Protagonisten darstellen.5 Im Fußball spielen in diesem Zusammenhang vor allem die Mannschaft, der Trainer und der Sportmanager eine herausgehobene Rolle.6 Aus diesem Grund 1 Im Anschluss folgten allerdings starke Umsatzeinbrüche aufgrund zurückgehen- der TV-Einnahmen, die zahlreiche Vereine in wirtschaftliche Schwierigkeiten ge- stürzt haben Vgl. Kern/Haas/Dworak (2002), S. 397ff. 2 Vgl. Kreis (1998), S. 54. 3 Vgl. Gaede/Kleist/Schaecke (2002), S. 213; Stadtmann (2004), S. 165ff. 4 Vgl. z.B. Horch (1999), S. 7ff.; Erning (2000); Klein (2004), S. 11ff.; Swieter (2002). 5 Vgl. Hambrick/Mason (1984), S. 193ff. 6 Vgl. Schewe/Gaede/Küchlin (2002), S. 9 ff.; Gamson/Scotch (1964), S. 70; Gee- nen (1999), S. 50f.
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen 4 erscheint es sinnvoll, die für betriebswirtschaftliche Untersuchungen im Unter- nehmenssektor entwickelte Upper-Echelons-Perspektive auf Sportvereine zu übertragen und den Beitrag von Mannschaft, Trainer und Sportmanager zum Erfolg von Fußballvereinen zu untersuchen. In der Vergangenheit ist die Upper-Echelons-Perspektive bereits genutzt worden, um den Einfluss von Trainerwechseln auf den Erfolg von amerikani- schen Baseball- und deutschen Fußballvereinen zu analysieren. Die entspre- chenden Studien zeigen, dass ein solcher Wechsel und seine Begleitumstände – z.B. der Zeitpunkt und die Art des Wechsels – einen Einfluss auf den sportli- chen Erfolg haben können.7 Der relative Beitrag der Mannschaft, des Sportma- nagers und des Trainers – unabhängig von einem Wechsel – auf den Erfolg von Sportteams wurde dagegen noch nicht untersucht. Daher besteht das Ziel des vorliegenden Beitrags darin, die Upper- Echelons-Perspektive auf den Bereich des Sportmanagements zu übertragen und die Ergebnisse einer auf dieser Basis durchgeführten empirischen Untersu- chung zum Einfluss von Mannschaft, Trainer und Sportmanager auf den Erfolg von Fußball-Bundesligisten darzustellen. Konkret wurden bei 21 Vereinen über einen Zeitraum von fünf Spielzeiten zwischen der Saison 1999/2000 und der Saison 2003/04 ausgewählte Eigenschaften von Mannschaft, Trainer und Sportmanager sowie ihr Zusammenhang mit sportlichem Erfolg analysiert. Die Arbeit beginnt mit einem Überblick über die Upper-Echelons- Perspektive, die im Unternehmensbereich häufig zur Erklärung des Einflusses von Spitzenführungskräften auf den Unternehmenserfolg genutzt wird und die in der vorliegenden Untersuchung auf Fußball-Bundesligisten übertragen wird. Darauf aufbauend werden Hypothesen zum Zusammenhang zwischen Eigen- schaften von Mannschaft, Trainer und Sportmanager einerseits sowie sportli- chem Erfolg andererseits abgeleitet. Im Anschluss erfolgt eine Beschreibung des Untersuchungsdesigns, bevor die Ergebnisse der Studie dargestellt, inter- pretiert und diskutiert werden. Der Beitrag schließt mit Implikationen für For- schung und Praxis. 7 Vgl. Salomo/Teichmann (2002), S. 243ff.; Breuer/Singer (1996), S. 41ff.; Sin- ger/Wagner (1979), S. 170ff.; Allan/Panian/Lotz (1979), S. 167ff.; Eit- zen/Yetman (1972), S. 110ff.; Grusky (1963), S. 21ff.
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen 5 2. Die Upper-Echelons-Perspektive als theoretische Basis für die Er- klärung des Erfolgs von Fußball-Bundesligisten Die Frage nach Ursachen für den Erfolg von Unternehmen steht seit lan- gem im Zentrum der Managementforschung.8 Insbesondere die Forschung im strategischen Management hat im Laufe der letzten 40 Jahre zahlreiche Erklä- rungsansätze für den Unternehmenserfolg entwickelt. Diese Theoriebausteine lassen sich jedoch nach weitgehend übereinstimmender Meinung zu zwei zent- ralen theoretischen Ansätzen zusammenfassen – dem so genannten marktori- entierten Ansatz und dem so genannten ressourcenorientierten Ansatz.9 Der marktorientierte Ansatz geht davon aus, dass Unterschiede im Erfolg von Un- ternehmen sich im wesentlichen auf Unterschiede in der Attraktivität von Märkten und in der Positionierung auf diesen Märkten zurückführen lassen, während der ressourcenorientierte Ansatz unterstellt, dass Unterschiede in der Ressourcenausstattung von Unternehmen für Erfolgsdifferenzen verantwort- lich sind. Beide Ansätze werden heute im Wesentlichen als komplementär für die Erklärung von Unternehmenserfolg erachtet, d.h. sowohl Markt- als auch Ressourcenbedingungen gelten als Ursachen für den Erfolg von Unterneh- men.10 Allerdings wird der Erklärungsbeitrag der beiden Ansätze teilweise auch kritisch gesehen. So wird insbesondere angemerkt, dass der markt- und der ressourcenorientierte Ansatz den Erfolg von Unternehmen vor allem auf struk- turelle Merkmale zurückführen, während dem Handeln und Entscheiden von Menschen, insbesondere von Spitzenführungskräften, keine herausgehobene Bedeutung zugemessen wird. Top-Manager gelten vielmehr als eine von vielen Ressourcen des Unternehmens. Zahlreiche praktische Beispiele und empirische Untersuchungen deuten jedoch darauf hin, dass gerade Spitzenführungskräften eine zentrale Rolle für die Erklärung der strategischen Ausrichtung und des Erfolgs von Unternehmen zukommt.11 Diese Bedeutung ist insbesondere von frühen Vertretern der Managementlehre, wie z.B. Barnard, Selznick oder Chandler, hervorgehoben worden.12 Zwischen den 1960er und 1980er Jahren fand dann jedoch eine weitgehende „Entpersonalisierung“ der Managementleh- re statt.13 Eine Rückbesinnung auf die zentrale Rolle von Top Managern erfolg- te erst in den 1980er Jahren.14 Besondere Bedeutung kommt dabei einem Bei- 8 Vgl. Hungenberg (2004), S. 4ff. 9 Vgl. Porter (1980); Wernerfelt (1984), S. 171ff. 10 Vgl. Hungenberg/Wulf (2004), S. 168ff. 11 Vgl. Finkelstein/Hambrick (1996), S. 15ff. 12 Vgl. Barnard (1938); Selznick (1957); Chandler (1962). 13 Vgl. unter anderem Hickson et al. (1969), S. 378ff.; Hannan/Freemann (1977), S. 929ff.; Aldrich (1979). 14 Wichtige Vorläufer gab es auch hier natürlich schon früher. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang unter anderem Mintzberg (1973); Child (1972), S. 1ff.
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen 6 trag von Hambrick/Mason mit dem Titel „Upper Echelons: The Organization as a Reflection of its Top Managers“ zu.15 In diesem Beitrag entwickeln die beiden Autoren ein grundlegendes Forschungsprogramm für die Untersuchung des Einflusses des Top Managements auf die Entwicklung und den Erfolg von Unternehmen und begründen damit die so genannte Upper-Echelons- Perspektive. Seitdem ist in einer wachsenden Anzahl empirischer Arbeiten ge- zeigt worden, dass Top Manager einen vielfältigen Einfluss auf die Entwicklung und den Erfolg von Unternehmen besitzen.16 Wie Spitzenführungskräfte ihr Unternehmen beeinflussen, wird nach An- sicht der Vertreter der Upper-Echelons-Perspektive insbesondere von ihren spezifischen Persönlichkeitseigenschaften bestimmt, die unter anderem auf ihren Fähigkeiten und ihren Werten, aber auch auf ihrem Erfahrungshinter- grund beruhen.17 Dementsprechend geht die Upper-Echelons-Perspektive da- von aus, dass unterschiedliche Top Manager in scheinbar gleichen Situationen unterschiedliche Entscheidungen treffen und ihr Unternehmen in unterschied- liche Richtungen führen. Daraus resultiert dann auch ein unterschiedlicher Er- folg.18 In empirischen Untersuchungen sind Persönlichkeitseigenschaften von Spitzenführungskräften insbesondere an demographischen Merkmalen bzw. beobachtbaren Erfahrungen wie Alter, Unternehmens- und Branchenzugehö- rigkeit, Amtszeit, Ausbildungsniveau und -richtung sowie funktionalem Karrie- rehintergrund festgemacht worden. Zahlreiche Studien haben einen Einfluss dieser Merkmale auf die strategische Ausrichtung und den Erfolg von Unter- nehmen festgestellt.19 Empirische und theoretische Betrachtungen beziehen sich dabei nicht nur auf Persönlichkeitseigenschaften einzelner Spitzenfüh- rungskräfte, insbesondere CEOs, sondern schließen auch einen erweiterten Kreis von Führungskräften, das so genannte Top Management Team, ein. Im Zusammenhang mit Top Management Teams ist vor allem ein Einfluss der Heterogenität demographischer Merkmale, aber auch von Prozessen innerhalb des Teams, wie der Kommunikationshäufigkeit oder des Konfliktniveaus, auf Strategie und Erfolg von Unternehmen nachgewiesen worden.20 Die „Upper Echelons“-Perspektive räumt jedoch ein, dass der Einfluss, den Top Manager auf ihr Unternehmen ausüben, unterschiedlich weitreichend 15 Vgl. Hambrick/Mason (1984), S. 193ff. 16 Vgl. z.B. Michel, J.G./ Hambrick, D.C. (1992), S. 9ff.; Reed, R./ Reed, M. (1989), S. 251ff. 17 Vgl. Schrader (1995), S. 49ff.; Cyert, R.M./ March, J.G. (1992), S. 52ff. 18 Vgl. Finkelstein/Hambrick (1996), S. 22ff.; Hambrick, D.C. (1989), S. 5ff. 19 Vgl. u.a. Wally/Baum (1994), S. 932ff.; Hitt/Tyler (1991), S. 327ff. 20 Vgl. u.a. Tihanyi et al. (2000), S. 1157ff.; Thomas/Litschert/Ramaswamy (1991), S. 513ff.; Wiersema/Bantel (1992), S. 97ff.; Murray (1989), S. 125ff.
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen 7 sein kann. Hambrick/Finkelstein haben dafür das Konstrukt der „Managerial Discretion“ in die Diskussion eingeführt, das die Handlungsfreiheit von Spit- zenführungskräften beschreibt.21 Hambrick/Finkelstein gehen davon aus, dass diese Handlungsfreiheit und damit auch der Einfluss von Spitzenführungskräf- ten auf Entwicklung und Erfolg ihres Unternehmens von Branchencharakteris- tika wie dem Marktwachstum oder dem Grad der Produktdifferenzierung, aber auch von Unternehmensmerkmalen, wie Alter oder Größe, sowie von Persön- lichkeitseigenschaften der Top Manager abhängt. Hambrick/Abrahamson ha- ben auf Basis einer Expertenbefragung ermittelt, dass die Handlungsfreiheit von Top Managern in dynamischen bzw. kreativen Branchen wie der Informa- tionstechnologiebranche oder der Filmindustrie besonders hoch, in reifen Branchen wie der Ölindustrie dagegen eher niedrig ist.22 Gerade die Fußball-Bundesliga kann als eine solche dynamische Branche angesehen werden, in der Spitzenführungskräfte einen wichtigen Einfluss auf den Erfolg ausüben. Dabei wird meist an die Mannschaft, den Trainer und den Sportmanager gedacht, wenn Spitzenführungskräften eines Fußball- Bundesligavereins gesprochen wird.23 Der Sportmanager zählt zur oberen Füh- rungsebene eines Vereins und ist für alle strategischen Aufgaben verantwort- lich, die die Lizenzspielerabteilung eines Bundesligavereins betreffen. Dazu zählt z.B. die Abwicklung von Spielertransfers.24 Der Sportmanager besitzt damit eine Rolle, die der eines strategischen Geschäftsfeldleiters entspricht. Der Trainer eines Fußball-Bundesligavereins übernimmt die sportliche Leitung der Mannschaft und ist verantwortlich für das operative Tagesgeschäft.25 Die Rolle des Trainers kann daher als die eines operativen Geschäftsfeldleiters begriffen werden. Die Mannschaft schließlich, vor allem die so genannten Führungsspie- ler, besitzt eine Rolle, die mit der eines erweiterten Führungskreises – eines Top Management Teams – verglichen werden kann. Entsprechend dieser Analogien wird unterstellt, dass in Fußball-Bundesligavereinen drei Typen von Spitzenfüh- rungskräften existieren, deren Persönlichkeitseigenschaften den Erfolg ihres Vereins beeinflussen. 3. Hypothesen Wenn angenommen wird, dass Mannschaft, Trainer und Sportmanager ei- nen Einfluss auf den Erfolg von Fußball-Bundesligisten besitzen, so stellt sich die Frage, welche Persönlichkeitsmerkmale dieser drei Personengruppen prin- 21 Vgl. Hambrick/Finkelstein (1987), S. 369ff. 22 Vgl. Hambrick/Abrahamson (1995), S. 1427ff. 23 Vgl. Schewe/Gaede/Küchlin (2002), S. 9 ff. 24 Vgl. Geenen (1999), S. 50 f. 25 Vgl. Gamson/Scotch (1964), S. 70.
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen 8 zipiell mit sportlichem Erfolg in Zusammenhang stehen. Die Auswahl dieser Merkmale und ihre Beziehung zu sportlichem Erfolg werden im Folgenden herausgearbeitet. 3.1 Hypothesen zu Merkmalen der Mannschaft Bei der Anwendung der Upper-Echelons-Perspektive im Unternehmens- sektor werden häufig zeitbezogene Merkmale wie Branchenzugehörigkeit, Amtszeit oder Alter, aber auch Unterschiede in Ausbildung und Karrierehinter- grund gewählt, um die Eigenschaften eines Top Management Teams abzubil- den.26 Diese Merkmale lassen sich jedoch nicht einfach auf eine Fußballmann- schaft übertragen. Vielmehr ist eine Anpassung an die spezifischen Bedingun- gen des Bundesliga-Fußballs notwendig. Als Persönlichkeitsmerkmale der Mannschaft, die einen Einfluss auf sportlichen Erfolg in der ersten Fußball- Bundesliga haben, kommen insbesondere die Erfahrung und die Ausbildung der Spieler in Frage. Erfahrung bezieht sich dabei nicht nur auf ihre Zeit als professionelle Fußballspieler, speziell in der Fußball-Bundesliga, sondern auch auf sonstige gemeinsame Erfahrungshintergründe der Spieler, die zu einer posi- tiven Atmosphäre innerhalb des Teams beitragen. Beim Ausbildungshinter- grund steht dagegen die Vielfältigkeit der Fähigkeiten innerhalb des Teams im Vordergrund, die als wichtig für Erfolg angesehen wird. Zur Abbildung von Ausprägung und Ähnlichkeit der Erfahrungen von Fußballspielern sind in der vorliegenden Untersuchung ihre Altershomogenität und ihre Bundesligaerfah- rung gewählt worden. Unterschiede in der Ausbildung, d.h. die Varietät der Fähigkeiten im Team, sind dagegen an der kulturellen Heterogenität der Spieler einer Mannschaft festgemacht worden. Durchschnittliche Bundesligaerfahrung: Die durchschnittliche Bundesliga- erfahrung von Mannschaften der Fußball-Bundesliga entspricht im wesentli- chen der durchschnittlichen Branchenzugehörigkeit bzw. Branchenerfahrung von Top Management Teams in Unternehmen. Eine lange durchschnittliche Branchenzugehörigkeit führt dort – empirischen Untersuchungen zufolge – zwar einerseits zu einer abnehmenden Veränderungsbereitschaft, aber gleichzei- tig auch zu einer gewissen Sicherheit im Umgang mit wiederkehrenden Ereig- nissen und besserer Stressresistenz.27 Bezogen auf die Fußball-Bundesliga kann dementsprechend davon ausgegangen werden, dass erfahrenere Spieler mit dem Druck, der durch ein Bundesligaspiel für sie entsteht, besser umgehen können. Oft kennen sie ihre Gegner aus früheren Begegnungen und sind dadurch eher 26 Vgl. Tihanyi et al. (2000), S. 1157ff.; Thomas/Litschert/Ramaswamy (1991), S. 513ff. 27 Vgl. Dieckmann (1994), S. 23 ff.
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen 9 in der Lage, Situationen vorherzusehen und adäquat zu reagieren.28 Diese Ar- gumentation kommt in Hypothese 1 zum Ausdruck. Hypothese 1: Je höher die durchschnittliche Bundesligaerfahrung einer Mannschaft ist, umso erfolgreicher ist der Verein. Altershomogenität: Die Altershomogenität ist ein in empirischen Untersu- chungen zu Top Management Teams häufig verwendetes Persönlichkeits- merkmal. Dabei wird argumentiert, dass Individuen gleichen Alters sich häufig durch ähnliche Erfahrungshintergründe auszeichnen. Daraus resultieren unter anderem Ähnlichkeiten in Bezug auf Einstellungen und Überzeugungen.29 Em- pirisch konnte gezeigt werden, dass Top Management Teams mit einer homo- genen Altersstruktur, d.h. mit ähnlichen Einstellungen und Überzeugungen, in der Regel durch einen stärkeren Konsens gekennzeichnet sind und Entschei- dungen schneller treffen. Allerdings sind diese Entscheidungen in der Regel auch weniger innovativ.30 Für eine Fußball-Bundesligamannschaft, die in einer begrenzten Spielzeit möglichst effektiv zusammenarbeiten muss, sind ein gutes gegenseitiges Verständnis und ein schnelles Reagieren auf neue Situationen in der Regel wichtiger als innovative Lösungen. Dementsprechend ist davon aus- zugehen, dass eine höhere Altershomogenität sich positiv auf sportlichen Er- folg auswirkt. Diese Argumentation kommt in Hypothese 2 zum Ausdruck. Hypothese 2: Je homogener die Altersstruktur innerhalb einer Mannschaft ist, umso erfolgreicher ist der Verein. Kulturelle Heterogenität: Kulturelle Heterogenität in einer Bundesliga- mannschaft wird in der vorliegenden Untersuchung als Synonym für die Hete- rogenität im Ausbildungshintergrund von Spitzenführungskräften gewählt. Unterschiede in der Ausbildung zwischen den Mitgliedern eines Top Manage- ment Teams haben – empirischen Untersuchungen zufolge – eine positive Auswirkung auf den Unternehmenserfolg, weil sie einen besseren Umgang mit komplexen Problemen und vielschichtigere Lösungen ermöglichen.31 Für Fuß- ball-Bundesligamannschaften ist es besonders wichtig, auf einzelnen Positionen Spieler mit unterschiedlichen Fähigkeiten zu besitzen, die dann im Zusammen- spiel eine positive Wirkung auf den sportlichen Erfolg ausüben. Unterschiedli- che Fähigkeiten werden im Fußball insbesondere mit einem unterschiedlichen kulturellen Ursprung der Spieler in Verbindung gebracht, da die Fußballausbil- dung in einzelnen Ländern unterschiedliche Schwerpunkte setzt.32 Dement- 28 Vgl. Gaede/Kleist/Schecke (2002), S. 226. 29 Vgl. Carlsson/Karlsson (1970), S. 710. 30 Vgl. Wiersema/Bantel (1992), S. 97ff.; Bantel/Jackson (1989), S. 109 f. 31 Vgl. Smith et al. (1994), S. 412ff. 32 Vgl. Gaede/Kleist/ Schecke (2002), S. 236.
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen 10 sprechend wird in der vorliegenden Studie argumentiert, dass eine kulturelle Heterogenität sich positiv auf sportlichen Erfolg auswirkt. Diese Argumentati- on kommt in Hypothese 3 zum Ausdruck. Hypothese 3: Je größer die kulturellen Unterschiede innerhalb einer Mannschaft sind, umso erfolgreicher ist der Verein. 3.2 Hypothesen zu Merkmalen des Trainers Als Persönlichkeitseigenschaften von Bundesligatrainern, die den sportli- chen Erfolg von Vereinen beeinflussen, spielen ebenfalls Erfahrungen eine zentrale Rolle. Anders als bei Spitzenführungskräften in Unternehmen lässt sich die Erfahrung eines Trainers jedoch nur schwer an der Ausbildungsrichtung bzw. am funktionalen Karrierehintergrund festmachen, da diese Merkmale bei vielen Trainern relativ ähnlich ausgeprägt sind. Aus diesem Grund wurden in der vorliegenden Untersuchung zeitbezogene Merkmale gewählt, um Unter- schiede in den Persönlichkeitseigenschaften von Trainern abzubilden. Diese Merkmale spielen in empirischen Untersuchungen zu Spitzenführungskräften im Unternehmenssektor ebenfalls eine wichtige Rolle.33 Konkret wurden das Alter, die Bundesligaerfahrung, d.h. die Branchenzugehörigkeit, sowie die Amtszeit als zentrale Persönlichkeitseigenschaften des Trainers analysiert. Alter: Verschiedene empirische Untersuchungen aus dem Unternehmens- sektor zeigen, dass das Entscheidungsverhalten von Spitzenführungskräften durch ihr Lebensalter beeinflusst wird.34 So lässt sich empirisch belegen, dass Unternehmen, die von jüngeren Führungskräften geleitet werden, mehr Verän- derungen realisieren, da jüngere Führungskräfte tendenziell auf neue Situatio- nen offener und risikofreudiger reagieren als ältere.35 Darüber hinaus wird jün- geren Führungskräften bescheinigt, dass sie besser in der Lage sind, physische und mentale Anstrengungen auf sich zu nehmen.36 Ältere Führungskräfte zeichnen sich dagegen durch eine stärkere Bindung an den Status quo aus. Dar- über hinaus erlangen Sicherheitsaspekte einen höheren Stellenwert, und risiko- reiche Entscheidungen werden tendenziell vermieden.37 Nicht zuletzt tendieren ältere Manager dazu, eine größere Menge von Informationen zu sammeln und diese sorgfältiger auszuwerten, so dass Entscheidungsprozesse umfassender, aber auch langsamer verlaufen.38 Für Bundesligatrainer lässt sich aus den Er- 33 Vgl. Finkelstein/Hambrick (1996), S. 81ff. 34 Vgl. Hambrick/Mason (1984), S. 198ff; Thomas/Litschert/Ramaswamy (1991), S. 513ff.; Wiersema/ Bantel (1992), S. 97ff. 35 Vgl. Child (1974), S. 181 ff. 36 Vgl. Grimm/Smith (1991), S. 560 ff.; Child (1974), S. 181 ff. 37 Vgl. Carlsson/Karlsson (1970), S. 711 ff.; Hambrick/Geletkanycz/Fredrickson (1993), S. 401ff. 38 Vgl. Taylor (1975), S. 78.
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen 11 gebnissen empirischer Untersuchungen aus dem Unternehmenssektor ableiten, dass eher ein geringeres Alter wünschenswert ist, da Bundesligatrainer häufig schnelle, risikoreiche Entscheidungen treffen müssen und sich dabei auch phy- sischem Druck ausgesetzt sehen. Hypothese 4 bringt diese Argumentation zum Ausdruck. Hypothese 4: Ein geringeres Lebensalter des Trainers ist tendenziell mit höherem sportlichem Erfolg des Vereins verbunden. Bundesligaerfahrung: Hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen der Bundesligaerfahrung des Trainers und dem sportlichen Erfolg lassen sich ähnli- che Argumente vorbringen wie in Bezug auf die Wirkung der Bundesligaerfah- rung der Mannschaft. Erfahrenere Trainer können mit dem Druck, der durch ein Bundesligaspiel für sie entsteht, besser umgehen. Darüber hinaus kennen sie ihre Gegner aus früheren Begegnungen und sind dadurch eher in der Lage, Situationen vorherzusehen und adäquat zu reagieren.39 Diese Argumentation kommt in Hypothese 5 zum Ausdruck. Hypothese 5: Je größer die Bundesligaerfahrung des Trainers ist, umso er- folgreicher ist sein Verein. Amtszeit: Hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen der Amtszeit von Spitzenführungskräften und dem Unternehmenserfolg kommen betriebswirt- schaftliche Untersuchungen bisher nicht zu eindeutigen Ergebnissen. So fol- gern Norburn/Birley in einer empirischen Untersuchung, dass ein positiver Zusammenhang zwischen der Länge der Amtszeit und dem Unternehmenser- folg besteht, wenn das Unternehmen in einer stabilen Branche agiert.40 Andere Studien zeigen jedoch, dass mit längerer Amtszeit von Spitzenführungskräften eine zunehmende Bindung an den Status quo verbunden ist. Dadurch unter- bleiben häufig notwendige Veränderungen.41 Dementsprechend kommen neue- re Studien zu dem Schluss, dass weder eine zu kurze noch eine zu lange, son- dern eher eine mittlere Amtszeit von Spitzenführungskräften mit Unterneh- menserfolg verbunden ist.42 Diese Argumentation lässt sich direkt auf Bundes- ligatrainer übertragen. Auch bei ihnen scheint weder eine zu kurze noch eine zu lange Amtszeit wünschenswert zu sein. Hypothese 6 bringt diesen Zusammen- hang zum Ausdruck. Hypothese 6: Eine mittlere Amtszeit des Trainers ist mit höherem sportli- chem Erfolg des Vereins verbunden. 39 Vgl. Gaede/Kleist/Schecke (2002), S. 226. 40 Vgl. Norburn/Birley (1988), S. 233 ff. 41 Vgl. Miller (1991), S. 47. 42 Vgl. Oesterle (1999)
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen 12 3.3 Hypothesen zu Merkmalen des Sportmanagers Als Persönlichkeitseigenschaften von Sportmanagern, die einen Einfluss auf sportlichen Erfolg haben, sind ebenfalls aufgabenrelevante Erfahrungen von besonderer Bedeutung. Die Aufgabe des Sportmanagers besteht insbeson- dere in der gleichzeitigen Sicherung von sportlichem und ökonomischem Er- folg. Daher ist davon auszugehen, dass das Ausmaß betriebswirtschaftlicher Ausbildung, die ein Sportmanager genossen hat, von Bedeutung ist. Darüber hinaus wurde auch bei Sportmanagern ein zeitbezogenes Merkmal gewählt. Konkret wurde auf die Amtszeit zurückgegriffen, da sie im Unternehmenssek- tor das am häufigsten untersuchte zeitbezogene Merkmal darstellt.43 Betriebswirtschaftliche Ausbildung: Verschiedene empirische Untersu- chungen aus dem Unternehmenssektor verdeutlichen, dass die Ausbildung, die eine Führungskraft erfahren hat, ihr Denken und Handeln nachhaltig prägt. So lässt sich zeigen, dass Spitzenführungskräfte mit einem wirtschaftwissenschaft- lichen Abschluss, wie z.B. einem MBA, eher strategischen Wandel herbeifüh- ren, zu einem höheren Grad an Formalisierung und Kontrolle tendieren und erfolgsorientierter handeln als Spitzenführungskräfte ohne diese Ausbildung.44 In Anbetracht der stärkeren Professionalisierung und Kommerzialisierung der Fußball-Bundesliga erscheint gerade eine besondere Erfolgsorientierung für Sportmanager wichtig. Daher ist davon auszugehen, dass eine betriebswirt- schaftliche Ausbildung von Sportmanagern sich positiv auf den Erfolg des Vereins auswirkt. Hypothese 7 bringt diese Vermutung zum Ausdruck. Hypothese 7: Eine betriebswirtschaftliche Ausbildung des Sportmanagers ist mit höherem sportlichem Erfolg des Vereins verbunden. Amtszeit: Hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen der Amtszeit des Sportmanagers und dem sportlichen Erfolg lassen sich ähnliche Argumente vorbringen wie in bezug auf die Wirkung der Amtszeit des Trainers. Auch beim Sportmanager ist davon auszugehen, dass weder eine zu kurze noch eine zu lange, sondern eher eine mittlere Amtszeit wünschenswert ist. Hypothese 8 bringt diesen Zusammenhang zum Ausdruck. Hypothese 8: Eine mittlere Amtszeit des Sportmanagers ist mit höherem sportlichem Erfolg des Vereins verbunden. Abbildung 1 liefert einen zusammenfassenden Überblick über die unter- stellten Zusammenhänge zwischen Persönlichkeitseigenschaften von Mann- 43 Vgl. Finkelstein/Hambrick (1996), S. 81ff. 44 Vgl. Grimm/Smith (1991), S. 558f.; Finkelstein/Hambrick (1996), S. 103ff.
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen 13 schaft, Trainer und Sportmanager einerseits sowie sportlichem Erfolg anderer- seits. Mannschaft H1: Bun- H2: Alters- H3: Kultu- desliga- homoge- relle Hetero- erfahrung nität genität + + + Trainer Sportmanagement H4: Alter H5: Bun- H6: Amts- H7: Betr. H8: Amts- desliga- zeit Ausbil- zeit erfahrung dung - + +/- + +/- Sportlicher Erfolg Abbildung 1: Überblick über die Hypothesen 4. Forschungsdesign 4.1 Stichprobenauswahl und Datenerhebung Das Ziel der vorliegenden Untersuchung besteht darin, den Beitrag von Mannschaft, Trainer und Sportmanager zum Erfolg von Fußball-Bundesligisten zu ermitteln. Aus diesem Grund kommen grundsätzlich nur Vereine der ersten Fußball-Bundesliga als Untersuchungsobjekte in Frage. Als Untersuchungszeit- raum wurden die fünf Spielzeiten 1999/2000 bis 2003/04 gewählt, da für diese Saisons ein ausreichender Datenzugang gewährleistet werden konnte. Insge- samt spielten im angegebenen Zeitraum 25 unterschiedliche Vereine in der ersten Fußball-Bundesliga. Zur Vermeidung von Verzerrungen wurden jedoch vier Vereine ausgeschlossen, die weniger als zwei Spielzeiten Mitglied der ersten Bundesliga waren bzw. innerhalb des Untersuchungszeitraums ihre Lizenz ver- loren haben. Schließlich resultierte eine Stichprobe von 21 Vereinen mit insge- samt 85 vollständigen Datensätzen über die fünf Spielzeiten. Für alle beteiligten Vereine wurden die beschriebenen Merkmale der Mannschaft, des Trainers und des Sportmanagers sowie Daten zum sportlichen Erfolg ermittelt. Bei den Mannschaften wurden dabei diejenigen Spieler nicht berücksichtigt, die in einer Spielzeit nicht zum Einsatz gekommen sind. Daten für Cheftrainer und Sport- manager wurden jeweils zum Saisonende ermittelt. Nicht berücksichtigt wurden dabei so genannte Interimstrainer, die eine Mannschaft weniger als zwei Mona-
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen 14 te betreut haben.45 Als Datengrundlage dienten insbesondere Sonderhefte des Sportmagazins Kicker46 sowie die Fußballdatenbank „Fußballdaten.de“.47 Dar- über hinaus wurde die Munzinger Sportdatenbank genutzt.48 4.2 Operationalisierung der Variablen Bundesligaerfahrung der Mannschaft: Die durchschnittliche Bundesligaer- fahrung der Mannschaft wurde auf Basis der gewichteten Bundesligaerfahrung der einzelnen Spieler berechnet. Konkret wurden für jeden Spieler die Anzahl der Bundesligaeinsätze in der jeweiligen Saison sowie die Gesamtzahl seiner Einsätze in der ersten Fußball-Bundesliga vor der jeweiligen Saison ermittelt. Im Anschluss wurde die Summe der mit den Einsätzen in der jeweiligen Saison gewichteten Bundesligaeinsätze aller Spieler einer Mannschaft gebildet und durch die Gesamtzahl der Spiele der Mannschaft in der jeweiligen Saison divi- diert. Formal lässt sich diese Vorgehensweise folgendermaßen ausdrücken: n ⎛ BEinini ⎞ BEj = ∑ BEinvor ⋅ ⎜⎜⎝ Spiele i =1 i ⎟⎟ j ⎠ mit: BEj = Durchschnittliche Bundesligaerfahrung der Mannschaft j BEinvori = Bundesligaeinsätze des Spielers i vor der aktuellen Saison BEinini = Bundesligaeinsätze des Spielers i in der aktuellen Saison Spielej = Bundesligaspiele der Mannschaft j in der aktuellen Saison Altershomogenität der Mannschaft: Zur Messung der Altershomogenität einer Mannschaft wurde zunächst das Alter jedes Spielers in Jahren ermittelt. Anschließend wurden das arithmetische Mittel sowie die Standardabweichung errechnet. Insgesamt resultierten 85 Standardabweichungen, für die in einem nächsten Schritt wiederum der Mittelwert gebildet wurde. Dieser Mittelwert lässt sich als das durchschnittliche Abweichungsmaß über alle Mannschaften interpretieren.49 Um den Grad der Altershomogenität pro Team zu berechnen, wurde für jede Mannschaft ein Korridor von zwei durchschnittlichen Standard- abweichungen um den jeweiligen Altersmittelwert bestimmt. Der Anteil der Spieler einer Mannschaft innerhalb dieses Korridors wurde dann als Homoge- nitätsmaß genutzt. Je höher dieser Anteil ist, umso homogener ist die Alter- struktur der Mannschaft. 45 Vgl. Singer/Wagner (1979), S. 174. 46 Vgl. o.V. (1999); o.V. (2000); o.V. (2001); o.V. (2002); o.V. (2003). 47 Vgl. o.V. (2005a). 48 Vgl. o.V. (2005b). 49 Vgl. Gaede, Kleist, Schaecke (2002), S. 223.
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen 15 Kulturelle Heterogenität der Mannschaft: Die kulturelle Heterogenität ei- ner Mannschaft wurde über die Muttersprache der einzelnen Spieler bestimmt. Für jede Mannschaft wurde zu diesem Zweck die Muttersprache ermittelt, die am häufigsten in der Mannschaft vertreten ist. In allen 85 Beobachtungsfällen war dies die deutsche Sprache. Zur Ermittlung der kulturellen Heterogenität wurde der Anteil der Spieler mit der dominanten Muttersprache an der Ge- samtzahl der Spieler der Mannschaft berechnet. Je niedriger dieser Anteil ist, umso kulturell heterogener ist eine Mannschaft. Alter des Trainers: Das Alter des Cheftrainers einer Mannschaft wurde anhand seines Geburtsjahrgangs in vollen Jahren ermittelt. Bundesligaerfahrung des Trainers: Zur Festlegung der Bundesligaerfah- rung des Trainers wurde die Gesamtzahl der Monate bestimmt, in denen er als Cheftrainer bei einem Verein der ersten Fußball-Bundesliga beschäftigt war. Die jeweils aktuelle Saison wurde bei der Berechnung nicht berücksichtigt. Amtszeit des Trainers: Die Berechnung der Amtszeit des Trainers erfolgte monatsgenau vom Zeitpunkt des Eintritts bei dem jeweiligen Verein bis zum entsprechenden Saisonende – unabhängig von der Spielklasse der Mannschaft. Betriebswirtschaftliche Ausbildung des Sportmanagers: Zur Erfassung der betriebswirtschaftlichen Ausbildung des Sportmanagers wurde eine Dummy- Variable gebildet, die den Wert 1 annahm, wenn der Sportmanager eine kauf- männische Ausbildung oder ein wirtschaftswissenschaftliches Studium absol- viert hat. Amtszeit des Sportmanagers: Die Amtszeit eines Sportmanagers in einem Verein wurde in Monaten vom Amtsantritt bis zum jeweiligen Saisonende ge- messen. Sportlicher Erfolg des Vereins: Zur Ermittlung des sportlichen Erfolgs der Vereine wurden zwei Messgrößen verwendet. Zum einen wurde die Platzierung in der Abschlusstabelle der jeweiligen Spielzeit herangezogen. Entsprechend ihres Abschneidens wurde jeder Mannschaft dabei ein Rang zwischen 1 und 18 zugeordnet. Zum anderen erfolgte die Messung des sportlichen Erfolgs anhand der Punktzahl in der Abschlusstabelle. Diese Punktzahl ergibt sich als Summe der über alle Spiele der Saison erzielten Spielpunkte, wobei bei einem Sieg drei Punkte und bei einem Unentschieden 1 Punkt erreicht werden.
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen 16 5. Ergebnisse 5.1 Korrelationsanalysen Der Überblick über die Ergebnisse der vorliegenden Studie beginnt mit einer bivariaten Analyse der Zusammenhänge zwischen den einzelnen Merkma- len von Mannschaft, Trainer und Sportmanager einerseits sowie sportlichem Erfolg andererseits. Zu diesem Zweck wurden Rangkorrelationen zwischen den einzelnen Variablen berechnet. Abbildung 2 zeigt die entsprechende Korrelati- onsmatrix, die neben den Korrelationskoeffizienten auch Mittelwerte und Stan- dardabweichungen der einzelnen Merkmale enthält. Die Matrix verdeutlicht, dass ein sehr signifikanter Zusammenhang zwi- schen der Bundesligaerfahrung der Mannschaft und der Bundesligaerfahrung des Trainers einerseits sowie sportlichem Erfolg sowohl gemessen an der Plat- zierung als auch am Punktstand in der Abschlusstabelle andererseits besteht. Damit bestätigen die Daten der vorliegenden Untersuchung die Hypothesen 1 und 5, die davon ausgehen, dass eine höhere Bundesligaerfahrung von Mann- schaft bzw. Trainer sich positiv auf den sportlichen Erfolg auswirken. Ebenfalls signifikante Zusammenhänge sind zwischen der Altershomoge- nität der Mannschaft, der Amtszeit des Trainers sowie der Amtszeit des Sport- managers auf der einen Seite sowie sportlichem Erfolg auf der anderen Seite beobachtbar. Allerdings entsprechen Art und Richtung dieser Zusammenhänge nicht den Erwartungen. So zeigen die Ergebnisse der Untersuchung eine – allerdings nur geringe – negative Korrelation zwischen Altershomogenität und sportlichem Erfolg. Damit erfährt Hypothese 2, die davon ausging, dass eine höhere Altershomogenität mit höherem sportlichem Erfolg verbunden ist, keine Bestätigung. Vielmehr scheint das Gegenteil der Fall zu sein. Für die Zusammenhänge zwischen der Amtszeit des Trainers sowie des Sportmanagers und sportlichem Erfolg zeigt die Korrelationsmatrix ebenfalls sehr signifikante Korrelationen auf niedrigem Niveau. Die Richtung dieser Korrelationen widerspricht jedoch ebenfalls den in Hypothesen 6 und 8 geäu- ßerten Vermutungen. Dort wurde unterstellt, dass ein quadratischer Zusam- menhang zwischen Amtszeit und Erfolg besteht, d.h. dass eine mittlere Amts- zeit mit höherem Erfolg verbunden ist, während eine geringe bzw. eine hohe Amtszeit eher zu niedrigem Erfolg führt. Die Ergebnisse der Studie legen je- doch den Schluss nahe, dass eine längere Amtszeit zu höherem Erfolg beiträgt. Damit erfahren die Hypothesen 6 und 8 in der vorliegenden Form ebenfalls keine Bestätigung durch die Daten der Untersuchung.
Mittel- Stand.- 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 wert abw, Abbildung 2: Punkte in Abschluss- 48,2 12,2 Korr. 1 tabelle Sign. . Platzierung in Ab- Korr. -0,976** 1 schlusstabelle 8,9 5,0 Sign. 0,000 . Bundesligaerfahrung Korr. 0,674** -0,653** 1 Mannschaft 81,6 35,7 Sign. 0,000 0,000 . Altershomogenität Korr. -0,205* 0,185 -0,313** 1 Mannschaft 72,4 9,9 Sign. 0,034 0,050 0,002 . Korrelationsmatrix Kulturelle Heteroge- Korr. -0,066 0,067 0,097 0,121 1 nität Mannschaft 50,3 10,3 Sign. 0,279 0,277 0,195 0,142 . Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen Korr. -0,142 0,088 -0,093 0,082 -0,116 1 Alter Trainer 47,6 6,7 Sign. 0,104 0,288 0,205 0,234 0,153 . Bundesligaerfahrung Korr. 0,278** -0,291** 0,216* -0,068 0,115 0,489** 1 Trainer 44,1 48,4 Sign. 0,006 0,004 0,027 0,273 0,155 0,000 . Korr. 0,238* -0,240* 0,064 0,047 -0,068 0,252* 0,365** 1 Amtszeit Trainer 33,6 33,8 Sign. 0,017 0,016 0,288 0,339 0,276 0,012 0,000 . Betriebsw. Ausbildung Korr. 0,087 -0,074 -0,094 0,089 -0,004 0,181 0,032 0,153 1 Sportmanager 0,8 0,4 Sign. 0,222 0,257 0,204 0,215 0,487 0,054 0,389 0,087 . Amtszeit Sport- Korr. 0,258* -0,269** 0,351** -0,043 -0,146 0,003 -0,019 -0,003 -0,071 1 manager 85,8 79,3 Sign. 0,010 0,008 0,001 0,354 0,098 0,488 0,435 0,489 0,264 . * Korrelation ist auf dem Niveau p = 0,05 signifikant (zweiseitig) ** Korrelation ist auf dem Niveau p = 0,01 signifikant (zweiseitig) 17
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen 18 Hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen kultureller Heterogenität der Mannschaft, dem Alter des Trainers sowie der betriebswirtschaftlichen Ausbil- dung des Sportmanagers einerseits sowie dem sportlichen Erfolg andererseits ergeben sich überhaupt keine signifikanten Beziehungen. Dementsprechend müssen die Hypothesen 3, 4 und 7 ebenfalls verworfen werden. 5.2 Regressionsanalysen Nachdem im vorangegangenen Abschnitt die bivariaten Zusammenhänge zwischen den in die Studie eingeflossenen Variablen untersucht worden sind, wird im Folgenden ihr gemeinsamer Effekt auf den sportlichen Erfolg ermittelt. Zu diesem Zweck wurden verschiedene Regressionsanalysen durchgeführt, in die als abhängige Variable jeweils die Variable „Punkte in der Abschlusstabelle“ eingeflossen ist. Diese Messgröße für sportlichen Erfolg wurde gewählt, da sie im Gegensatz zur Platzierung in der Abschlusstabelle als weitgehend intervall- skaliert eingestuft werden kann. Insgesamt sind drei verschiedene lineare Reg- ressionsmodelle entwickelt worden. In das erste Modell sind die drei Merkmale der Mannschaft aufgenommen worden. Das zweite Modell umfasst zusätzlich die Variablen „Alter des Trainers“ sowie „Bundesligaerfahrung des Trainers“. Auch die Variable „Amtszeit des Trainers“ wurde trotz des unterstellten quad- ratischen Zusammenhangs mit sportlichem Erfolg in das Modell aufgenom- men, um das Ergebnis der Korrelationsanalyse zu überprüfen, das auf einen linearen Zusammenhang zwischen den beiden Variablen hindeutet. In das Mo- dell 3 sind schließlich zusätzlich die Merkmale „Betriebswirtschaftliche Ausbil- dung des Sportmanagers“ sowie „Amtszeit des Sportmanagers“ eingeflossen. Der Aufnahme der Variable „Amtszeit des Sportmanagers“ lagen dabei ähnli- che Überlegungen zugrunde, wie sie für die Variable „Amtszeit des Trainers“ dargestellt worden sind. Für alle drei Regressionsmodelle wurden darüber hin- aus Tests durchgeführt, die zu dem Ergebnis kamen, dass die für die Interpre- tierbarkeit der Modelle notwendigen Anforderungen der Homoskedaszität und der Normalverteilung der Residuen vorliegen und dass weder Multikollinearität noch Autokorrelation gegeben sind. Abbildung 3 gibt einen Überblick über die Regressionsmodelle. Abbildung 3 verdeutlicht, dass alle drei Regressionsmodelle hoch signifi- kant sind und zwischen 45,9 und 53,0 Prozent der Varianz der abhängigen Variable erklären. Der bedeutendste Anteil dieser Varianzerklärung geht auf die Merkmale der Mannschaft, insbesondere ihre durchschnittliche Bundesligaer- fahrung, zurück. Allein diese Variable erklärt, wie zusätzliche Analysen zeigen, 41,2 Prozent der Varianz des sportlichen Erfolgs. Darüber hinaus geht aus Abbildung 3 hervor, dass im Gesamtmodell vier der acht eingeschlossenen Variablen einen signifikanten Koeffizienten aufweisen. Damit tritt bei einer gemeinsamen Betrachtung aller Variablen sportlicher Erfolg ein, wenn die
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen 19 Mannschaft eine hohe Bundesligaerfahrung sowie eine hohe kulturelle Hetero- genität aufweist und wenn der Trainer jünger sowie gleichzeitig bundesligaer- fahren ist. Die Koeffizienten aller anderen Variablen erweisen sich dagegen im Gesamtmodell als nicht signifikant. Damit zeigt sich, dass vor allem zwei Per- sonengruppen – die Mannschaft und der Trainer – einen Effekt auf den sport- lichen Erfolg eines Fußball-Bundesligavereins besitzen. Allerdings widerspre- chen die Ergebnisse der Regressionsanalysen zumindest teilweise den Ergebnis- sen der Korrelationsanalyse. Ursachen für diese Inkonsistenzen aufzuzeigen, ist Aufgabe des folgenden Abschnitts. Abhängige Variable: Punkte in Abschlusstabelle Standardisierte Koeffizienten (Beta) Modell 1 Modell 2 Modell 3 Mannschaft Bundesligaerfahrung 0,710*** 0,633*** 0,612*** Altershomogenität 0,079 0,084 0,078 Kulturelle Homogenität -0,194* -0,229* -0,226* Trainer Bundesligaerfahrung 0,209t 0,245* Alter -0,273* -0,344** Amtszeit 0,051 0,051 Sportmanagement Ausbildung 0,151t Amtszeit 0,056 R2 0,459 0,505 0,530 R2 0,047 0,025 Signifikanzniveau 0,000 0,000 0,000 t Koeffizient besitzt auf dem Niveau p = 0,1 eine Tendenz zur Signifikanz * Koeffizient ist auf dem Niveau p = 0,05 signifikant ** Koeffizient ist auf dem Niveau p = 0,01 signifikant ***Koeffizient ist auf dem Niveau p=0,001 signifikant Abbildung 3: Regressionsmodelle 6. Diskussion und Interpretation Die vorliegende Studie hat die aus der betriebswirtschaftlichen Forschung stammende Upper-Echelons-Perspektive auf den Bereich des Sportmanage- ments übertragen, um den Einfluss von Merkmalen der Mannschaft, des Trai- ners und des Sportmanagers auf den sportlichen Erfolg von Fußball- Bundesligisten zu untersuchen. Dabei haben sich für zwei Merkmale, die Bun- desligaerfahrung der Mannschaft und die Bundesligaerfahrung des Trainers, konsistente, positive Zusammenhänge mit sportlichem Erfolg gezeigt, so dass die Hypothesen 1 und 5 als bestätigt angesehen werden können. Für alle ande- ren untersuchten Zusammenhänge ergab sich jedoch kein klares Bild.
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen 20 In Bezug auf den Zusammenhang zwischen den Amtszeiten von Trainern und Sportmanagern einerseits sowie sportlichem Erfolg andererseits hat die Korrelationsanalyse eine signifikante positive Beziehung gezeigt, d.h. eine län- gere Amtszeit ist mit höherem Erfolg verbunden. Dieses Ergebnis konnte je- doch im Rahmen der Regressionsanalysen nicht bestätigt werden. Daher kann die in den Hypothesen 6 und 8 geäußerte Vermutung, dass eine quadratische Beziehung zwischen Amtszeit und sportlichem Erfolg besteht, zwar nicht bes- tätigt, aber auch nicht vollkommen verworfen werden. Vielmehr ist es durchaus möglich, dass die tatsächlich beobachteten Amtszeiten von Trainern und Sportmanagern in der Stichprobe unterhalb der optimalen Amtszeiten für diese beiden Typen von „Spitzenführungskräften“ liegen, so dass sich in der Korrela- tionsanalyse ein linearer Zusammenhang ergab. Aus diesem Grund erscheint eine Erweiterung der Stichprobe um Vereine mit Trainern und Sportmanagern sinnvoll, die besonders lange im Amt sind bzw. waren. Darüber hinaus sind Tests auf einen quadratischen Zusammenhang notwendig. Die Korrelationsanalyse hat auch gezeigt, dass eine geringe Altershomoge- nität sich positiv auf den sportlichen Erfolg auswirkt. Dieser Befund ist jedoch im Rahmen der Regressionsanalysen nicht bestätigt worden. Dieses etwas wi- dersprüchliche Ergebnis lässt sich unter Umständen darauf zurückführen, dass – wie die Korrelationsanalyse ebenfalls zeigt – die Variablen „Altershomogeni- tät der Mannschaft“ und „Bundesligaerfahrung der Mannschaft“ signifikant miteinander korreliert sind. Insofern ist es möglich, dass die Variable „Bundes- ligaerfahrung der Mannschaft“ einen Teil der Erklärungskraft der Variable „Al- tershomogenität der Mannschaft“ übernommen hat. Außerdem hat die Korrelationsanalyse keine signifikanten Zusammenhän- ge zwischen den Variablen „Kulturelle Heterogenität der Mannschaft“ und „Alter des Trainers“ sowie sportlichem Erfolg ergeben. Im Rahmen der Reg- ressionsanalyse waren die Koeffizienten dieser Variablen jedoch signifikant. Konkret zeigte sich, dass eine höhere kulturelle Heterogenität der Mannschaft und ein geringeres Alter des Trainers zu höherem sportlichem Erfolg beitragen. Diese nicht ganz konsistenten Ergebnisse lassen sich unter Umständen auf Interaktionseffekte zwischen diesen Variablen und den Variablen Bundesligaer- fahrung der Mannschaft sowie des Trainers zurückführen. Derartige Interakti- onseffekte sollten daher in weiterführenden Analysen berücksichtigt werden. Für die Variablen „Betriebswirtschaftliche Ausbildung des Sportmanagers“ ergab sich dagegen weder in der Korrelationsanalyse noch im Rahmen der Reg- ressionsanalyse ein signifikantes Ergebnis. Insofern kann Hypothese 7 eindeutig verworfen werden. Schließlich ist eine kurze Anmerkung zur Kausalität des Zusammenhangs zwischen Merkmalen von Mannschaft, Trainer und Sportmanager einerseits sowie sportlichem Erfolg von Fußball-Bundesligisten andererseits notwendig.
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen 21 Insgesamt zeigen die Ergebnisse der vorliegenden Studie lediglich, dass Merk- male der drei Personengruppen, insbesondere der Mannschaft und des Trai- ners, sowie sportlicher Erfolg in einer Beziehung zueinander stehen. Aussagen über die Richtung dieser Beziehung können dagegen aus den Daten nicht direkt abgeleitet werden. So ist es prinzipiell auch denkbar, dass erfolgreiche Vereine es sich leisten können, vermehrt erfahrene Spieler und Trainer einzukaufen und einzusetzen. Andererseits zeigen Beispiele von Vereinen wie dem FC Chelsea London, dass nicht nur vergangener Erfolg sondern auch finanzielle Mittel eines Investors einen Verein in die Lage versetzen, erfahrene Spieler und Trai- ner zu erwerben. Diese erfahrenen Spieler und Trainer bilden dann die Basis für zukünftigen sportlichen Erfolg. Insofern kann davon ausgegangen werden, dass Merkmale von Mannschaft, Trainer und Sportmanager als primäre Ursa- che für sportlichen Erfolg eines Vereins gesehen werden können. Sportlicher Erfolg wiederum hilft natürlich auf längere Sicht dabei, erfolgsfördernde Merkmale von Mannschaft, Trainer und Manager hervorzubringen, da er z.B. die finanziellen Mittel verschafft, um erfahrene Spieler einzukaufen. Da es in der vorliegenden Untersuchung auch um die Übertragung eines Erklärungsansatzes aus dem betriebswirtschaftlichen Bereich auf das Sportma- nagement ging, muss zum Abschluss die Frage geklärt werden, inwieweit eine solche Übertragung möglich und sinnvoll ist und wo sich Unterschiede zwi- schen Unternehmen und Sportvereinen ergeben. Insgesamt legen die Ergebnisse der Untersuchung die Vermutung nahe, dass die Upper-Echelons-Perspektive auf den Sportbereich übertragen werden kann. So scheinen klare Analogien zwischen Spitzenführungskräften in Unter- nehmen und in professionell geführten Sportvereinen zu existieren. Weiterer Forschungsbedarf besteht jedoch hinsichtlich der relevanten Persönlichkeits- merkmale von Mannschaft, Trainer und Sportmanager sowie hinsichtlich der Operationalisierung dieser Merkmale. So kann es unter Umständen sinnvoll sein, kulturelle Heterogenität nicht nur über die dominante Muttersprache in- nerhalb einer Mannschaft zu messen. Nicht zuletzt liegt die Vermutung nahe, dass gerade in Sportvereinen neben Persönlichkeitsmerkmalen von einzelnen Personengruppen verstärkt auch die Interaktion innerhalb und zwischen diesen Gruppen, z.B. die Häufigkeit ihrer Kommunikation oder der Grad des Kon- flikts, analysiert werden sollte.50 Auch wenn die Übertragung der Upper-Echelons-Perspektive auf den Sportbereich durchaus möglich erscheint, zeigt die Analyse einige Unterschiede zwischen Unternehmen und Sportvereinen. Zum einen wird deutlich, dass der Erklärungsbeitrag der Merkmale von Mannschaft, Trainer und Sportmanager 50 Vgl. Thomas/Litschert/Ramaswamy (1991), S. 509ff.
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen 22 zum sportlichen Erfolg vergleichsweise hoch ist.51 Dieses Ergebnis bestätigt die Vermutung, dass gerade im Sport einzelnen Personen oder Teams eine hohe Erfolgsbedeutung zukommt. Darüber hinaus unterscheidet sich auch die relati- ve Bedeutung der einzelnen Personengruppen in Unternehmen und Sportver- einen. Während in Unternehmen meist den Eigenschaften des Vorstandsvorsit- zenden bzw. CEOs eine herausgehobene Rolle zukommt, ist – den Ergebnissen der vorliegenden Untersuchung zufolge – im sportlichen Bereich die Mann- schaft besonders wichtig. Weitere Forschung ist notwendig, um die Unterschie- de zwischen Unternehmen und Sportvereinen näher zu untersuchen und ihre Hintergründe aufzudecken. 7. Implikationen für Forschung und Praxis Insgesamt hat die vorliegende Untersuchung einige interessante Ergebnis- se zum Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsmerkmalen von Mannschaft, Trainer und Sportmanager in professionellen Fußballvereinen und sportlichem Erfolg gebracht und gleichzeitig verdeutlicht, dass eine Übertragung betriebs- wirtschaftlicher Erklärungsansätze auf andere Disziplinen durchaus möglich ist. Allerdings bleibt eine Reihe von Fragen offen. So müssen die Auswahl und die Operationalisierung der Persönlichkeitsmerkmale von Mannschaft, Trainer und Sportmanager kritisch hinterfragt werden. Darüber hinaus erscheint die Analyse von Interaktionsbeziehungen zwischen den Persönlichkeitsmerkmalen sinnvoll. Außerdem konnte die Frage nicht geklärt werden, ob optimale Amtszeiten für Trainer und Sportmanager existieren. Zur Beantwortung dieser Frage ist insbe- sondere die Untersuchung von Vereinen notwendig, in denen Trainer und Sportmanager bereits lange tätig sind. Nicht zuletzt erscheint eine genauere Analyse der Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Unternehmen und professionellen Sportvereinen hinsichtlich der Wirkungen von Persönlichkeits- eigenschaften von Spitzenführungskräften sinnvoll, um beiden die Möglichkeit zu geben, voneinander zu lernen. Neben offenen Forschungsfragen ergeben sich aus den Ergebnissen der vorliegenden Untersuchung auch einige Implikationen für Fußballvereine. So hat die Studie gezeigt, dass einzelne Personen bzw. Teams tatsächlich einen hohen Anteil am sportlichen Erfolg haben. Den wichtigsten Beitrag leistet da- bei die Mannschaft, während der Trainer eine unbedeutendere Rolle spielt. Insofern legen die Ergebnisse der Studie die Vermutung nahe, dass Trainer- wechsel bei sportlichem Misserfolg eine manchmal überschätzte Lösung dar- stellen. Zu ähnlichen Ergebnisse sind in der Vergangenheit auch andere Studien 51 Vgl. Smith et al. (1994), S. 427ff.
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