Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen - 06-01 Herausgeber

Die Seite wird erstellt Stella Weise
 
WEITER LESEN
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen - 06-01 Herausgeber
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen
                         eine empirische Analyse des Beitrags
                      von Mannschaft, Trainer und Sportmanager

                                         06-01

                                 Prof. Dr. Torsten Wulf

                              Prof. Dr. Harald Hungenberg

Herausgeber:
Prof. Dr. Harald Hungenberg
Prof. Dr.-Ing. Günther Seliger
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen
                       eine empirische Analyse des Beitrags
                    von Mannschaft, Trainer und Sportmanager

                                          06-01

                                Prof. Dr. Torsten Wulf

                            Prof. Dr. Harald Hungenberg

  Autoren
Prof. Dr. Torsten Wulf
Professor of Strategy and International Management, ENPC School of International Manage-
ment, Paris.

Prof. Dr. Harald Hungenberg
Inhaber des Lehrstuhls für Unternehmensführung an der Friedrich-Alexander Universität
Erlangen-Nürnberg und Gastprofessor an der ENPC in Paris. Wissenschaftlicher Leiter
des Instituts für Unternehmungsplanung
Inhaltsverzeichnis

       Zusammenfassung ...............................................................................2
1.     Einleitung ..........................................................................................3
2.     Die Upper-Echelons-Perspektive als theoretische Basis für die
       Erklärung des Erfolgs von Fußball-Bundesligisten...........................5
3.     Hypothesen.........................................................................................7
3.1.   Hypothesen zu Merkmalen der Mannschaft......................................8
3.2.   Hypothesen zu Merkmalen des Trainers .........................................10
3.3.   Hypothesen zu Merkmalen des Sportmanagers...............................12
4.     Forschungsdesign .............................................................................13
4.1    Stichprobenauswahl und Datenerhebung .......................................13
4.2    Operationalisierung der Variablen ................................................14
5.     Ergebnisse ........................................................................................16
5.1    Korrelationsanalysen.......................................................................16
5.2    Regressionsanalysen.........................................................................18
6.     Diskussion and Interpretation ........................................................19
7.     Implikationen für Forschung und Praxis .......................................22
       Literatur ..........................................................................................24

Zusammenfassung
Der vorliegende Beitrag untersucht auf Basis der Upper-Echelons-Perspektive
den Einfluss von Mannschaft, Trainer und Sportmanager auf den Erfolg von
Fußball-Bundesligisten. Die Analyse von 21 Vereinen über fünf Spielzeiten
verdeutlicht, dass insbesondere die Bundesligaerfahrung von Mannschaft und
Trainer einen Beitrag zum sportlichen Erfolg leisten.
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen                                             3

1.    Einleitung

      Viele Sportarten sind in den letzten Jahren durch eine zunehmende Pro-
fessionalisierung und Kommerzialisierung gekennzeichnet. In Europa und spe-
ziell in Deutschland trifft diese Entwicklung vor allem auf den Fußball zu. So
sind die Umsätze der Vereine der ersten Fußball-Bundesliga zwischen der Sai-
son 1995/96 und der Saison 2000/01 um 44 Prozent auf 955 Mio. € gewach-
sen.1 Gleichzeitig haben zahlreiche Vereine in dieser Zeit Führungsfunktionen,
die früher ehrenamtlich ausgeführt wurden, mit professionellen und hauptamt-
lichen Managern besetzt.2 Mehr als zwei Drittel der Vereine der Fußball-
Bundesliga haben darüber hinaus ihre Fußballsparte in die Rechtsform einer
AG, einer GmbH oder einer KGaA überführt. Im Rahmen dieser zunehmen-
den Kommerzialisierung und Professionalisierung des Fußballsports ist der
wirtschaftliche Erfolg des Vereins zu einer immer wichtigeren Zielgröße ge-
worden.

     Im gleichen Zusammenhang ist deutlich geworden, dass wirtschaftlicher
und sportlicher Erfolg von Sportvereinen immer enger miteinander verbunden
sind.3 Damit stellt sich auch die Frage, welche Faktoren eigentlich den sportli-
chen Erfolg eines Vereins beeinflussen, in einem neuen Licht. Sie lässt sich aus
ganz unterschiedlichen Perspektiven analysieren - angesichts der Kommerziali-
sierung und Professionalisierung des Sports im Allgemeinen und des Fußballs
im Besonderen erscheint allerdings eine Betrachtung aus betriebswirtschaftli-
cher Sicht besonders naheliegend. Erstaunlicherweise existieren bislang relativ
wenige betriebswirtschaftliche Untersuchungen, die sich mit Erfolgsursachen
im Sport auseinandergesetzt haben. Diese wenigen Studien betrachten zudem
vor allem den Erfolgsbeitrag von Aspekten wie Sponsoring, Werbung und
Merchandising.4 Kaum beachtet wurde dagegen bisher der Beitrag einzelner
Personen oder Teams zum Erfolg von Sportvereinen, obwohl gerade im Sport
Individuen bzw. Teams und deren Fähigkeiten eine herausragende Erfolgsbe-
deutung zukommt. In Anlehnung an die von Hambrick und Mason begründete
Upper-Echelons-Perspektive könnte man sogar sagen, dass Sportvereine –
mehr noch als Unternehmen – ein Spiegelbild ihrer Protagonisten darstellen.5
Im Fußball spielen in diesem Zusammenhang vor allem die Mannschaft, der
Trainer und der Sportmanager eine herausgehobene Rolle.6 Aus diesem Grund

1
     Im Anschluss folgten allerdings starke Umsatzeinbrüche aufgrund zurückgehen-
     der TV-Einnahmen, die zahlreiche Vereine in wirtschaftliche Schwierigkeiten ge-
     stürzt haben Vgl. Kern/Haas/Dworak (2002), S. 397ff.
2
     Vgl. Kreis (1998), S. 54.
3
     Vgl. Gaede/Kleist/Schaecke (2002), S. 213; Stadtmann (2004), S. 165ff.
4
     Vgl. z.B. Horch (1999), S. 7ff.; Erning (2000); Klein (2004), S. 11ff.; Swieter
     (2002).
5
     Vgl. Hambrick/Mason (1984), S. 193ff.
6
     Vgl. Schewe/Gaede/Küchlin (2002), S. 9 ff.; Gamson/Scotch (1964), S. 70; Gee-
     nen (1999), S. 50f.
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen                                          4

erscheint es sinnvoll, die für betriebswirtschaftliche Untersuchungen im Unter-
nehmenssektor entwickelte Upper-Echelons-Perspektive auf Sportvereine zu
übertragen und den Beitrag von Mannschaft, Trainer und Sportmanager zum
Erfolg von Fußballvereinen zu untersuchen.

     In der Vergangenheit ist die Upper-Echelons-Perspektive bereits genutzt
worden, um den Einfluss von Trainerwechseln auf den Erfolg von amerikani-
schen Baseball- und deutschen Fußballvereinen zu analysieren. Die entspre-
chenden Studien zeigen, dass ein solcher Wechsel und seine Begleitumstände –
z.B. der Zeitpunkt und die Art des Wechsels – einen Einfluss auf den sportli-
chen Erfolg haben können.7 Der relative Beitrag der Mannschaft, des Sportma-
nagers und des Trainers – unabhängig von einem Wechsel – auf den Erfolg von
Sportteams wurde dagegen noch nicht untersucht.

     Daher besteht das Ziel des vorliegenden Beitrags darin, die Upper-
Echelons-Perspektive auf den Bereich des Sportmanagements zu übertragen
und die Ergebnisse einer auf dieser Basis durchgeführten empirischen Untersu-
chung zum Einfluss von Mannschaft, Trainer und Sportmanager auf den Erfolg
von Fußball-Bundesligisten darzustellen. Konkret wurden bei 21 Vereinen über
einen Zeitraum von fünf Spielzeiten zwischen der Saison 1999/2000 und der
Saison 2003/04 ausgewählte Eigenschaften von Mannschaft, Trainer und
Sportmanager sowie ihr Zusammenhang mit sportlichem Erfolg analysiert.

     Die Arbeit beginnt mit einem Überblick über die Upper-Echelons-
Perspektive, die im Unternehmensbereich häufig zur Erklärung des Einflusses
von Spitzenführungskräften auf den Unternehmenserfolg genutzt wird und die
in der vorliegenden Untersuchung auf Fußball-Bundesligisten übertragen wird.
Darauf aufbauend werden Hypothesen zum Zusammenhang zwischen Eigen-
schaften von Mannschaft, Trainer und Sportmanager einerseits sowie sportli-
chem Erfolg andererseits abgeleitet. Im Anschluss erfolgt eine Beschreibung
des Untersuchungsdesigns, bevor die Ergebnisse der Studie dargestellt, inter-
pretiert und diskutiert werden. Der Beitrag schließt mit Implikationen für For-
schung und Praxis.

7
    Vgl. Salomo/Teichmann (2002), S. 243ff.; Breuer/Singer (1996), S. 41ff.; Sin-
    ger/Wagner (1979), S. 170ff.; Allan/Panian/Lotz (1979), S. 167ff.; Eit-
    zen/Yetman (1972), S. 110ff.; Grusky (1963), S. 21ff.
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen                                             5

2.    Die Upper-Echelons-Perspektive als theoretische Basis für die Er-
      klärung des Erfolgs von Fußball-Bundesligisten

      Die Frage nach Ursachen für den Erfolg von Unternehmen steht seit lan-
gem im Zentrum der Managementforschung.8 Insbesondere die Forschung im
strategischen Management hat im Laufe der letzten 40 Jahre zahlreiche Erklä-
rungsansätze für den Unternehmenserfolg entwickelt. Diese Theoriebausteine
lassen sich jedoch nach weitgehend übereinstimmender Meinung zu zwei zent-
ralen theoretischen Ansätzen zusammenfassen – dem so genannten marktori-
entierten Ansatz und dem so genannten ressourcenorientierten Ansatz.9 Der
marktorientierte Ansatz geht davon aus, dass Unterschiede im Erfolg von Un-
ternehmen sich im wesentlichen auf Unterschiede in der Attraktivität von
Märkten und in der Positionierung auf diesen Märkten zurückführen lassen,
während der ressourcenorientierte Ansatz unterstellt, dass Unterschiede in der
Ressourcenausstattung von Unternehmen für Erfolgsdifferenzen verantwort-
lich sind. Beide Ansätze werden heute im Wesentlichen als komplementär für
die Erklärung von Unternehmenserfolg erachtet, d.h. sowohl Markt- als auch
Ressourcenbedingungen gelten als Ursachen für den Erfolg von Unterneh-
men.10

      Allerdings wird der Erklärungsbeitrag der beiden Ansätze teilweise auch
kritisch gesehen. So wird insbesondere angemerkt, dass der markt- und der
ressourcenorientierte Ansatz den Erfolg von Unternehmen vor allem auf struk-
turelle Merkmale zurückführen, während dem Handeln und Entscheiden von
Menschen, insbesondere von Spitzenführungskräften, keine herausgehobene
Bedeutung zugemessen wird. Top-Manager gelten vielmehr als eine von vielen
Ressourcen des Unternehmens. Zahlreiche praktische Beispiele und empirische
Untersuchungen deuten jedoch darauf hin, dass gerade Spitzenführungskräften
eine zentrale Rolle für die Erklärung der strategischen Ausrichtung und des
Erfolgs von Unternehmen zukommt.11 Diese Bedeutung ist insbesondere von
frühen Vertretern der Managementlehre, wie z.B. Barnard, Selznick oder
Chandler, hervorgehoben worden.12 Zwischen den 1960er und 1980er Jahren
fand dann jedoch eine weitgehende „Entpersonalisierung“ der Managementleh-
re statt.13 Eine Rückbesinnung auf die zentrale Rolle von Top Managern erfolg-
te erst in den 1980er Jahren.14 Besondere Bedeutung kommt dabei einem Bei-

8
     Vgl. Hungenberg (2004), S. 4ff.
9
     Vgl. Porter (1980); Wernerfelt (1984), S. 171ff.
10
     Vgl. Hungenberg/Wulf (2004), S. 168ff.
11
     Vgl. Finkelstein/Hambrick (1996), S. 15ff.
12
     Vgl. Barnard (1938); Selznick (1957); Chandler (1962).
13
     Vgl. unter anderem Hickson et al. (1969), S. 378ff.; Hannan/Freemann (1977), S.
     929ff.; Aldrich (1979).
14
     Wichtige Vorläufer gab es auch hier natürlich schon früher. Zu nennen sind in
     diesem Zusammenhang unter anderem Mintzberg (1973); Child (1972), S. 1ff.
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen                                                6

trag von Hambrick/Mason mit dem Titel „Upper Echelons: The Organization
as a Reflection of its Top Managers“ zu.15 In diesem Beitrag entwickeln die
beiden Autoren ein grundlegendes Forschungsprogramm für die Untersuchung
des Einflusses des Top Managements auf die Entwicklung und den Erfolg von
Unternehmen und begründen damit die so genannte Upper-Echelons-
Perspektive. Seitdem ist in einer wachsenden Anzahl empirischer Arbeiten ge-
zeigt worden, dass Top Manager einen vielfältigen Einfluss auf die Entwicklung
und den Erfolg von Unternehmen besitzen.16

      Wie Spitzenführungskräfte ihr Unternehmen beeinflussen, wird nach An-
sicht der Vertreter der Upper-Echelons-Perspektive insbesondere von ihren
spezifischen Persönlichkeitseigenschaften bestimmt, die unter anderem auf
ihren Fähigkeiten und ihren Werten, aber auch auf ihrem Erfahrungshinter-
grund beruhen.17 Dementsprechend geht die Upper-Echelons-Perspektive da-
von aus, dass unterschiedliche Top Manager in scheinbar gleichen Situationen
unterschiedliche Entscheidungen treffen und ihr Unternehmen in unterschied-
liche Richtungen führen. Daraus resultiert dann auch ein unterschiedlicher Er-
folg.18

     In empirischen Untersuchungen sind Persönlichkeitseigenschaften von
Spitzenführungskräften insbesondere an demographischen Merkmalen bzw.
beobachtbaren Erfahrungen wie Alter, Unternehmens- und Branchenzugehö-
rigkeit, Amtszeit, Ausbildungsniveau und -richtung sowie funktionalem Karrie-
rehintergrund festgemacht worden. Zahlreiche Studien haben einen Einfluss
dieser Merkmale auf die strategische Ausrichtung und den Erfolg von Unter-
nehmen festgestellt.19 Empirische und theoretische Betrachtungen beziehen
sich dabei nicht nur auf Persönlichkeitseigenschaften einzelner Spitzenfüh-
rungskräfte, insbesondere CEOs, sondern schließen auch einen erweiterten
Kreis von Führungskräften, das so genannte Top Management Team, ein. Im
Zusammenhang mit Top Management Teams ist vor allem ein Einfluss der
Heterogenität demographischer Merkmale, aber auch von Prozessen innerhalb
des Teams, wie der Kommunikationshäufigkeit oder des Konfliktniveaus, auf
Strategie und Erfolg von Unternehmen nachgewiesen worden.20

    Die „Upper Echelons“-Perspektive räumt jedoch ein, dass der Einfluss,
den Top Manager auf ihr Unternehmen ausüben, unterschiedlich weitreichend

15
     Vgl. Hambrick/Mason (1984), S. 193ff.
16
     Vgl. z.B. Michel, J.G./ Hambrick, D.C. (1992), S. 9ff.; Reed, R./ Reed, M. (1989),
     S. 251ff.
17
     Vgl. Schrader (1995), S. 49ff.; Cyert, R.M./ March, J.G. (1992), S. 52ff.
18
     Vgl. Finkelstein/Hambrick (1996), S. 22ff.; Hambrick, D.C. (1989), S. 5ff.
19
     Vgl. u.a. Wally/Baum (1994), S. 932ff.; Hitt/Tyler (1991), S. 327ff.
20
     Vgl. u.a. Tihanyi et al. (2000), S. 1157ff.; Thomas/Litschert/Ramaswamy (1991),
     S. 513ff.; Wiersema/Bantel (1992), S. 97ff.; Murray (1989), S. 125ff.
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen                                           7

sein kann. Hambrick/Finkelstein haben dafür das Konstrukt der „Managerial
Discretion“ in die Diskussion eingeführt, das die Handlungsfreiheit von Spit-
zenführungskräften beschreibt.21 Hambrick/Finkelstein gehen davon aus, dass
diese Handlungsfreiheit und damit auch der Einfluss von Spitzenführungskräf-
ten auf Entwicklung und Erfolg ihres Unternehmens von Branchencharakteris-
tika wie dem Marktwachstum oder dem Grad der Produktdifferenzierung, aber
auch von Unternehmensmerkmalen, wie Alter oder Größe, sowie von Persön-
lichkeitseigenschaften der Top Manager abhängt. Hambrick/Abrahamson ha-
ben auf Basis einer Expertenbefragung ermittelt, dass die Handlungsfreiheit
von Top Managern in dynamischen bzw. kreativen Branchen wie der Informa-
tionstechnologiebranche oder der Filmindustrie besonders hoch, in reifen
Branchen wie der Ölindustrie dagegen eher niedrig ist.22

      Gerade die Fußball-Bundesliga kann als eine solche dynamische Branche
angesehen werden, in der Spitzenführungskräfte einen wichtigen Einfluss auf
den Erfolg ausüben. Dabei wird meist an die Mannschaft, den Trainer und den
Sportmanager gedacht, wenn Spitzenführungskräften eines Fußball-
Bundesligavereins gesprochen wird.23 Der Sportmanager zählt zur oberen Füh-
rungsebene eines Vereins und ist für alle strategischen Aufgaben verantwort-
lich, die die Lizenzspielerabteilung eines Bundesligavereins betreffen. Dazu
zählt z.B. die Abwicklung von Spielertransfers.24 Der Sportmanager besitzt
damit eine Rolle, die der eines strategischen Geschäftsfeldleiters entspricht. Der
Trainer eines Fußball-Bundesligavereins übernimmt die sportliche Leitung der
Mannschaft und ist verantwortlich für das operative Tagesgeschäft.25 Die Rolle
des Trainers kann daher als die eines operativen Geschäftsfeldleiters begriffen
werden. Die Mannschaft schließlich, vor allem die so genannten Führungsspie-
ler, besitzt eine Rolle, die mit der eines erweiterten Führungskreises – eines Top
Management Teams – verglichen werden kann. Entsprechend dieser Analogien
wird unterstellt, dass in Fußball-Bundesligavereinen drei Typen von Spitzenfüh-
rungskräften existieren, deren Persönlichkeitseigenschaften den Erfolg ihres
Vereins beeinflussen.

3.    Hypothesen

     Wenn angenommen wird, dass Mannschaft, Trainer und Sportmanager ei-
nen Einfluss auf den Erfolg von Fußball-Bundesligisten besitzen, so stellt sich
die Frage, welche Persönlichkeitsmerkmale dieser drei Personengruppen prin-

21
     Vgl. Hambrick/Finkelstein (1987), S. 369ff.
22
     Vgl. Hambrick/Abrahamson (1995), S. 1427ff.
23
     Vgl. Schewe/Gaede/Küchlin (2002), S. 9 ff.
24
     Vgl. Geenen (1999), S. 50 f.
25
     Vgl. Gamson/Scotch (1964), S. 70.
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen                                            8

zipiell mit sportlichem Erfolg in Zusammenhang stehen. Die Auswahl dieser
Merkmale und ihre Beziehung zu sportlichem Erfolg werden im Folgenden
herausgearbeitet.

3.1    Hypothesen zu Merkmalen der Mannschaft

     Bei der Anwendung der Upper-Echelons-Perspektive im Unternehmens-
sektor werden häufig zeitbezogene Merkmale wie Branchenzugehörigkeit,
Amtszeit oder Alter, aber auch Unterschiede in Ausbildung und Karrierehinter-
grund gewählt, um die Eigenschaften eines Top Management Teams abzubil-
den.26 Diese Merkmale lassen sich jedoch nicht einfach auf eine Fußballmann-
schaft übertragen. Vielmehr ist eine Anpassung an die spezifischen Bedingun-
gen des Bundesliga-Fußballs notwendig. Als Persönlichkeitsmerkmale der
Mannschaft, die einen Einfluss auf sportlichen Erfolg in der ersten Fußball-
Bundesliga haben, kommen insbesondere die Erfahrung und die Ausbildung
der Spieler in Frage. Erfahrung bezieht sich dabei nicht nur auf ihre Zeit als
professionelle Fußballspieler, speziell in der Fußball-Bundesliga, sondern auch
auf sonstige gemeinsame Erfahrungshintergründe der Spieler, die zu einer posi-
tiven Atmosphäre innerhalb des Teams beitragen. Beim Ausbildungshinter-
grund steht dagegen die Vielfältigkeit der Fähigkeiten innerhalb des Teams im
Vordergrund, die als wichtig für Erfolg angesehen wird. Zur Abbildung von
Ausprägung und Ähnlichkeit der Erfahrungen von Fußballspielern sind in der
vorliegenden Untersuchung ihre Altershomogenität und ihre Bundesligaerfah-
rung gewählt worden. Unterschiede in der Ausbildung, d.h. die Varietät der
Fähigkeiten im Team, sind dagegen an der kulturellen Heterogenität der Spieler
einer Mannschaft festgemacht worden.

     Durchschnittliche Bundesligaerfahrung: Die durchschnittliche Bundesliga-
erfahrung von Mannschaften der Fußball-Bundesliga entspricht im wesentli-
chen der durchschnittlichen Branchenzugehörigkeit bzw. Branchenerfahrung
von Top Management Teams in Unternehmen. Eine lange durchschnittliche
Branchenzugehörigkeit führt dort – empirischen Untersuchungen zufolge –
zwar einerseits zu einer abnehmenden Veränderungsbereitschaft, aber gleichzei-
tig auch zu einer gewissen Sicherheit im Umgang mit wiederkehrenden Ereig-
nissen und besserer Stressresistenz.27 Bezogen auf die Fußball-Bundesliga kann
dementsprechend davon ausgegangen werden, dass erfahrenere Spieler mit dem
Druck, der durch ein Bundesligaspiel für sie entsteht, besser umgehen können.
Oft kennen sie ihre Gegner aus früheren Begegnungen und sind dadurch eher

26
      Vgl. Tihanyi et al. (2000), S. 1157ff.; Thomas/Litschert/Ramaswamy (1991), S.
      513ff.
27
      Vgl. Dieckmann (1994), S. 23 ff.
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen                                          9

in der Lage, Situationen vorherzusehen und adäquat zu reagieren.28 Diese Ar-
gumentation kommt in Hypothese 1 zum Ausdruck.

     Hypothese 1: Je höher die durchschnittliche Bundesligaerfahrung einer
     Mannschaft ist, umso erfolgreicher ist der Verein.

      Altershomogenität: Die Altershomogenität ist ein in empirischen Untersu-
chungen zu Top Management Teams häufig verwendetes Persönlichkeits-
merkmal. Dabei wird argumentiert, dass Individuen gleichen Alters sich häufig
durch ähnliche Erfahrungshintergründe auszeichnen. Daraus resultieren unter
anderem Ähnlichkeiten in Bezug auf Einstellungen und Überzeugungen.29 Em-
pirisch konnte gezeigt werden, dass Top Management Teams mit einer homo-
genen Altersstruktur, d.h. mit ähnlichen Einstellungen und Überzeugungen, in
der Regel durch einen stärkeren Konsens gekennzeichnet sind und Entschei-
dungen schneller treffen. Allerdings sind diese Entscheidungen in der Regel
auch weniger innovativ.30 Für eine Fußball-Bundesligamannschaft, die in einer
begrenzten Spielzeit möglichst effektiv zusammenarbeiten muss, sind ein gutes
gegenseitiges Verständnis und ein schnelles Reagieren auf neue Situationen in
der Regel wichtiger als innovative Lösungen. Dementsprechend ist davon aus-
zugehen, dass eine höhere Altershomogenität sich positiv auf sportlichen Er-
folg auswirkt. Diese Argumentation kommt in Hypothese 2 zum Ausdruck.

     Hypothese 2: Je homogener die Altersstruktur innerhalb einer Mannschaft
     ist, umso erfolgreicher ist der Verein.

      Kulturelle Heterogenität: Kulturelle Heterogenität in einer Bundesliga-
mannschaft wird in der vorliegenden Untersuchung als Synonym für die Hete-
rogenität im Ausbildungshintergrund von Spitzenführungskräften gewählt.
Unterschiede in der Ausbildung zwischen den Mitgliedern eines Top Manage-
ment Teams haben – empirischen Untersuchungen zufolge – eine positive
Auswirkung auf den Unternehmenserfolg, weil sie einen besseren Umgang mit
komplexen Problemen und vielschichtigere Lösungen ermöglichen.31 Für Fuß-
ball-Bundesligamannschaften ist es besonders wichtig, auf einzelnen Positionen
Spieler mit unterschiedlichen Fähigkeiten zu besitzen, die dann im Zusammen-
spiel eine positive Wirkung auf den sportlichen Erfolg ausüben. Unterschiedli-
che Fähigkeiten werden im Fußball insbesondere mit einem unterschiedlichen
kulturellen Ursprung der Spieler in Verbindung gebracht, da die Fußballausbil-
dung in einzelnen Ländern unterschiedliche Schwerpunkte setzt.32 Dement-

28
     Vgl. Gaede/Kleist/Schecke (2002), S. 226.
29
     Vgl. Carlsson/Karlsson (1970), S. 710.
30
     Vgl. Wiersema/Bantel (1992), S. 97ff.; Bantel/Jackson (1989), S. 109 f.
31
     Vgl. Smith et al. (1994), S. 412ff.
32
     Vgl. Gaede/Kleist/ Schecke (2002), S. 236.
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen                                         10

sprechend wird in der vorliegenden Studie argumentiert, dass eine kulturelle
Heterogenität sich positiv auf sportlichen Erfolg auswirkt. Diese Argumentati-
on kommt in Hypothese 3 zum Ausdruck.

      Hypothese 3: Je größer die kulturellen Unterschiede innerhalb einer
      Mannschaft sind, umso erfolgreicher ist der Verein.

3.2    Hypothesen zu Merkmalen des Trainers

     Als Persönlichkeitseigenschaften von Bundesligatrainern, die den sportli-
chen Erfolg von Vereinen beeinflussen, spielen ebenfalls Erfahrungen eine
zentrale Rolle. Anders als bei Spitzenführungskräften in Unternehmen lässt sich
die Erfahrung eines Trainers jedoch nur schwer an der Ausbildungsrichtung
bzw. am funktionalen Karrierehintergrund festmachen, da diese Merkmale bei
vielen Trainern relativ ähnlich ausgeprägt sind. Aus diesem Grund wurden in
der vorliegenden Untersuchung zeitbezogene Merkmale gewählt, um Unter-
schiede in den Persönlichkeitseigenschaften von Trainern abzubilden. Diese
Merkmale spielen in empirischen Untersuchungen zu Spitzenführungskräften
im Unternehmenssektor ebenfalls eine wichtige Rolle.33 Konkret wurden das
Alter, die Bundesligaerfahrung, d.h. die Branchenzugehörigkeit, sowie die
Amtszeit als zentrale Persönlichkeitseigenschaften des Trainers analysiert.

      Alter: Verschiedene empirische Untersuchungen aus dem Unternehmens-
sektor zeigen, dass das Entscheidungsverhalten von Spitzenführungskräften
durch ihr Lebensalter beeinflusst wird.34 So lässt sich empirisch belegen, dass
Unternehmen, die von jüngeren Führungskräften geleitet werden, mehr Verän-
derungen realisieren, da jüngere Führungskräfte tendenziell auf neue Situatio-
nen offener und risikofreudiger reagieren als ältere.35 Darüber hinaus wird jün-
geren Führungskräften bescheinigt, dass sie besser in der Lage sind, physische
und mentale Anstrengungen auf sich zu nehmen.36 Ältere Führungskräfte
zeichnen sich dagegen durch eine stärkere Bindung an den Status quo aus. Dar-
über hinaus erlangen Sicherheitsaspekte einen höheren Stellenwert, und risiko-
reiche Entscheidungen werden tendenziell vermieden.37 Nicht zuletzt tendieren
ältere Manager dazu, eine größere Menge von Informationen zu sammeln und
diese sorgfältiger auszuwerten, so dass Entscheidungsprozesse umfassender,
aber auch langsamer verlaufen.38 Für Bundesligatrainer lässt sich aus den Er-

33
      Vgl. Finkelstein/Hambrick (1996), S. 81ff.
34
      Vgl. Hambrick/Mason (1984), S. 198ff; Thomas/Litschert/Ramaswamy (1991), S.
      513ff.; Wiersema/ Bantel (1992), S. 97ff.
35
      Vgl. Child (1974), S. 181 ff.
36
      Vgl. Grimm/Smith (1991), S. 560 ff.; Child (1974), S. 181 ff.
37
      Vgl. Carlsson/Karlsson (1970), S. 711 ff.; Hambrick/Geletkanycz/Fredrickson
      (1993), S. 401ff.
38
      Vgl. Taylor (1975), S. 78.
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen                                       11

gebnissen empirischer Untersuchungen aus dem Unternehmenssektor ableiten,
dass eher ein geringeres Alter wünschenswert ist, da Bundesligatrainer häufig
schnelle, risikoreiche Entscheidungen treffen müssen und sich dabei auch phy-
sischem Druck ausgesetzt sehen. Hypothese 4 bringt diese Argumentation zum
Ausdruck.

     Hypothese 4: Ein geringeres Lebensalter des Trainers ist tendenziell mit
     höherem sportlichem Erfolg des Vereins verbunden.

     Bundesligaerfahrung: Hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen der
Bundesligaerfahrung des Trainers und dem sportlichen Erfolg lassen sich ähnli-
che Argumente vorbringen wie in Bezug auf die Wirkung der Bundesligaerfah-
rung der Mannschaft. Erfahrenere Trainer können mit dem Druck, der durch
ein Bundesligaspiel für sie entsteht, besser umgehen. Darüber hinaus kennen sie
ihre Gegner aus früheren Begegnungen und sind dadurch eher in der Lage,
Situationen vorherzusehen und adäquat zu reagieren.39 Diese Argumentation
kommt in Hypothese 5 zum Ausdruck.

     Hypothese 5: Je größer die Bundesligaerfahrung des Trainers ist, umso er-
     folgreicher ist sein Verein.

      Amtszeit: Hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen der Amtszeit von
Spitzenführungskräften und dem Unternehmenserfolg kommen betriebswirt-
schaftliche Untersuchungen bisher nicht zu eindeutigen Ergebnissen. So fol-
gern Norburn/Birley in einer empirischen Untersuchung, dass ein positiver
Zusammenhang zwischen der Länge der Amtszeit und dem Unternehmenser-
folg besteht, wenn das Unternehmen in einer stabilen Branche agiert.40 Andere
Studien zeigen jedoch, dass mit längerer Amtszeit von Spitzenführungskräften
eine zunehmende Bindung an den Status quo verbunden ist. Dadurch unter-
bleiben häufig notwendige Veränderungen.41 Dementsprechend kommen neue-
re Studien zu dem Schluss, dass weder eine zu kurze noch eine zu lange, son-
dern eher eine mittlere Amtszeit von Spitzenführungskräften mit Unterneh-
menserfolg verbunden ist.42 Diese Argumentation lässt sich direkt auf Bundes-
ligatrainer übertragen. Auch bei ihnen scheint weder eine zu kurze noch eine zu
lange Amtszeit wünschenswert zu sein. Hypothese 6 bringt diesen Zusammen-
hang zum Ausdruck.

     Hypothese 6: Eine mittlere Amtszeit des Trainers ist mit höherem sportli-
     chem Erfolg des Vereins verbunden.

39
     Vgl. Gaede/Kleist/Schecke (2002), S. 226.
40
     Vgl. Norburn/Birley (1988), S. 233 ff.
41
     Vgl. Miller (1991), S. 47.
42
     Vgl. Oesterle (1999)
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen                                             12

3.3    Hypothesen zu Merkmalen des Sportmanagers

     Als Persönlichkeitseigenschaften von Sportmanagern, die einen Einfluss
auf sportlichen Erfolg haben, sind ebenfalls aufgabenrelevante Erfahrungen
von besonderer Bedeutung. Die Aufgabe des Sportmanagers besteht insbeson-
dere in der gleichzeitigen Sicherung von sportlichem und ökonomischem Er-
folg. Daher ist davon auszugehen, dass das Ausmaß betriebswirtschaftlicher
Ausbildung, die ein Sportmanager genossen hat, von Bedeutung ist. Darüber
hinaus wurde auch bei Sportmanagern ein zeitbezogenes Merkmal gewählt.
Konkret wurde auf die Amtszeit zurückgegriffen, da sie im Unternehmenssek-
tor das am häufigsten untersuchte zeitbezogene Merkmal darstellt.43

      Betriebswirtschaftliche Ausbildung: Verschiedene empirische Untersu-
chungen aus dem Unternehmenssektor verdeutlichen, dass die Ausbildung, die
eine Führungskraft erfahren hat, ihr Denken und Handeln nachhaltig prägt. So
lässt sich zeigen, dass Spitzenführungskräfte mit einem wirtschaftwissenschaft-
lichen Abschluss, wie z.B. einem MBA, eher strategischen Wandel herbeifüh-
ren, zu einem höheren Grad an Formalisierung und Kontrolle tendieren und
erfolgsorientierter handeln als Spitzenführungskräfte ohne diese Ausbildung.44
In Anbetracht der stärkeren Professionalisierung und Kommerzialisierung der
Fußball-Bundesliga erscheint gerade eine besondere Erfolgsorientierung für
Sportmanager wichtig. Daher ist davon auszugehen, dass eine betriebswirt-
schaftliche Ausbildung von Sportmanagern sich positiv auf den Erfolg des
Vereins auswirkt. Hypothese 7 bringt diese Vermutung zum Ausdruck.

      Hypothese 7: Eine betriebswirtschaftliche Ausbildung des Sportmanagers
      ist mit höherem sportlichem Erfolg des Vereins verbunden.

     Amtszeit: Hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen der Amtszeit des
Sportmanagers und dem sportlichen Erfolg lassen sich ähnliche Argumente
vorbringen wie in bezug auf die Wirkung der Amtszeit des Trainers. Auch beim
Sportmanager ist davon auszugehen, dass weder eine zu kurze noch eine zu
lange, sondern eher eine mittlere Amtszeit wünschenswert ist. Hypothese 8
bringt diesen Zusammenhang zum Ausdruck.

      Hypothese 8: Eine mittlere Amtszeit des Sportmanagers ist mit höherem
      sportlichem Erfolg des Vereins verbunden.

      Abbildung 1 liefert einen zusammenfassenden Überblick über die unter-
stellten Zusammenhänge zwischen Persönlichkeitseigenschaften von Mann-

43
      Vgl. Finkelstein/Hambrick (1996), S. 81ff.
44
      Vgl. Grimm/Smith (1991), S. 558f.; Finkelstein/Hambrick (1996), S. 103ff.
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen                                                                 13

schaft, Trainer und Sportmanager einerseits sowie sportlichem Erfolg anderer-
seits.

                                                Mannschaft
                                    H1: Bun-    H2: Alters-   H3: Kultu-
                                    desliga-    homoge-       relle Hetero-
                                    erfahrung   nität         genität

                                          +            +             +

                   Trainer                                                    Sportmanagement
      H4: Alter   H5: Bun-    H6: Amts-                                       H7: Betr.   H8: Amts-
                  desliga-    zeit                                            Ausbil-     zeit
                  erfahrung                                                   dung

             -          +          +/-                                              +           +/-

                                                Sportlicher
                                                  Erfolg

Abbildung 1:         Überblick über die Hypothesen

4.      Forschungsdesign

4.1     Stichprobenauswahl und Datenerhebung

     Das Ziel der vorliegenden Untersuchung besteht darin, den Beitrag von
Mannschaft, Trainer und Sportmanager zum Erfolg von Fußball-Bundesligisten
zu ermitteln. Aus diesem Grund kommen grundsätzlich nur Vereine der ersten
Fußball-Bundesliga als Untersuchungsobjekte in Frage. Als Untersuchungszeit-
raum wurden die fünf Spielzeiten 1999/2000 bis 2003/04 gewählt, da für diese
Saisons ein ausreichender Datenzugang gewährleistet werden konnte. Insge-
samt spielten im angegebenen Zeitraum 25 unterschiedliche Vereine in der
ersten Fußball-Bundesliga. Zur Vermeidung von Verzerrungen wurden jedoch
vier Vereine ausgeschlossen, die weniger als zwei Spielzeiten Mitglied der ersten
Bundesliga waren bzw. innerhalb des Untersuchungszeitraums ihre Lizenz ver-
loren haben. Schließlich resultierte eine Stichprobe von 21 Vereinen mit insge-
samt 85 vollständigen Datensätzen über die fünf Spielzeiten. Für alle beteiligten
Vereine wurden die beschriebenen Merkmale der Mannschaft, des Trainers und
des Sportmanagers sowie Daten zum sportlichen Erfolg ermittelt. Bei den
Mannschaften wurden dabei diejenigen Spieler nicht berücksichtigt, die in einer
Spielzeit nicht zum Einsatz gekommen sind. Daten für Cheftrainer und Sport-
manager wurden jeweils zum Saisonende ermittelt. Nicht berücksichtigt wurden
dabei so genannte Interimstrainer, die eine Mannschaft weniger als zwei Mona-
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen                                            14

te betreut haben.45 Als Datengrundlage dienten insbesondere Sonderhefte des
Sportmagazins Kicker46 sowie die Fußballdatenbank „Fußballdaten.de“.47 Dar-
über hinaus wurde die Munzinger Sportdatenbank genutzt.48

4.2   Operationalisierung der Variablen

      Bundesligaerfahrung der Mannschaft: Die durchschnittliche Bundesligaer-
fahrung der Mannschaft wurde auf Basis der gewichteten Bundesligaerfahrung
der einzelnen Spieler berechnet. Konkret wurden für jeden Spieler die Anzahl
der Bundesligaeinsätze in der jeweiligen Saison sowie die Gesamtzahl seiner
Einsätze in der ersten Fußball-Bundesliga vor der jeweiligen Saison ermittelt.
Im Anschluss wurde die Summe der mit den Einsätzen in der jeweiligen Saison
gewichteten Bundesligaeinsätze aller Spieler einer Mannschaft gebildet und
durch die Gesamtzahl der Spiele der Mannschaft in der jeweiligen Saison divi-
diert. Formal lässt sich diese Vorgehensweise folgendermaßen ausdrücken:

                                     n
                                                     ⎛ BEinini ⎞
                            BEj =   ∑ BEinvor ⋅ ⎜⎜⎝ Spiele
                                    i =1
                                                 i             ⎟⎟
                                                             j ⎠

mit: BEj           =     Durchschnittliche Bundesligaerfahrung der Mannschaft j
     BEinvori      =     Bundesligaeinsätze des Spielers i vor der aktuellen Saison
     BEinini       =     Bundesligaeinsätze des Spielers i in der aktuellen Saison
     Spielej       =     Bundesligaspiele der Mannschaft j in der aktuellen Saison
      Altershomogenität der Mannschaft: Zur Messung der Altershomogenität
einer Mannschaft wurde zunächst das Alter jedes Spielers in Jahren ermittelt.
Anschließend wurden das arithmetische Mittel sowie die Standardabweichung
errechnet. Insgesamt resultierten 85 Standardabweichungen, für die in einem
nächsten Schritt wiederum der Mittelwert gebildet wurde. Dieser Mittelwert
lässt sich als das durchschnittliche Abweichungsmaß über alle Mannschaften
interpretieren.49 Um den Grad der Altershomogenität pro Team zu berechnen,
wurde für jede Mannschaft ein Korridor von zwei durchschnittlichen Standard-
abweichungen um den jeweiligen Altersmittelwert bestimmt. Der Anteil der
Spieler einer Mannschaft innerhalb dieses Korridors wurde dann als Homoge-
nitätsmaß genutzt. Je höher dieser Anteil ist, umso homogener ist die Alter-
struktur der Mannschaft.

45
   Vgl. Singer/Wagner (1979), S. 174.
46
   Vgl. o.V. (1999); o.V. (2000); o.V. (2001); o.V. (2002); o.V. (2003).
47
   Vgl. o.V. (2005a).
48
   Vgl. o.V. (2005b).
49
   Vgl. Gaede, Kleist, Schaecke (2002), S. 223.
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen                                        15

     Kulturelle Heterogenität der Mannschaft: Die kulturelle Heterogenität ei-
ner Mannschaft wurde über die Muttersprache der einzelnen Spieler bestimmt.
Für jede Mannschaft wurde zu diesem Zweck die Muttersprache ermittelt, die
am häufigsten in der Mannschaft vertreten ist. In allen 85 Beobachtungsfällen
war dies die deutsche Sprache. Zur Ermittlung der kulturellen Heterogenität
wurde der Anteil der Spieler mit der dominanten Muttersprache an der Ge-
samtzahl der Spieler der Mannschaft berechnet. Je niedriger dieser Anteil ist,
umso kulturell heterogener ist eine Mannschaft.

    Alter des Trainers: Das Alter des Cheftrainers einer Mannschaft wurde
anhand seines Geburtsjahrgangs in vollen Jahren ermittelt.

     Bundesligaerfahrung des Trainers: Zur Festlegung der Bundesligaerfah-
rung des Trainers wurde die Gesamtzahl der Monate bestimmt, in denen er als
Cheftrainer bei einem Verein der ersten Fußball-Bundesliga beschäftigt war.
Die jeweils aktuelle Saison wurde bei der Berechnung nicht berücksichtigt.

     Amtszeit des Trainers: Die Berechnung der Amtszeit des Trainers erfolgte
monatsgenau vom Zeitpunkt des Eintritts bei dem jeweiligen Verein bis zum
entsprechenden Saisonende – unabhängig von der Spielklasse der Mannschaft.

      Betriebswirtschaftliche Ausbildung des Sportmanagers: Zur Erfassung der
betriebswirtschaftlichen Ausbildung des Sportmanagers wurde eine Dummy-
Variable gebildet, die den Wert 1 annahm, wenn der Sportmanager eine kauf-
männische Ausbildung oder ein wirtschaftswissenschaftliches Studium absol-
viert hat.

    Amtszeit des Sportmanagers: Die Amtszeit eines Sportmanagers in einem
Verein wurde in Monaten vom Amtsantritt bis zum jeweiligen Saisonende ge-
messen.

     Sportlicher Erfolg des Vereins: Zur Ermittlung des sportlichen Erfolgs der
Vereine wurden zwei Messgrößen verwendet. Zum einen wurde die Platzierung
in der Abschlusstabelle der jeweiligen Spielzeit herangezogen. Entsprechend
ihres Abschneidens wurde jeder Mannschaft dabei ein Rang zwischen 1 und 18
zugeordnet. Zum anderen erfolgte die Messung des sportlichen Erfolgs anhand
der Punktzahl in der Abschlusstabelle. Diese Punktzahl ergibt sich als Summe
der über alle Spiele der Saison erzielten Spielpunkte, wobei bei einem Sieg drei
Punkte und bei einem Unentschieden 1 Punkt erreicht werden.
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen                                     16

5.    Ergebnisse

5.1   Korrelationsanalysen

     Der Überblick über die Ergebnisse der vorliegenden Studie beginnt mit
einer bivariaten Analyse der Zusammenhänge zwischen den einzelnen Merkma-
len von Mannschaft, Trainer und Sportmanager einerseits sowie sportlichem
Erfolg andererseits. Zu diesem Zweck wurden Rangkorrelationen zwischen den
einzelnen Variablen berechnet. Abbildung 2 zeigt die entsprechende Korrelati-
onsmatrix, die neben den Korrelationskoeffizienten auch Mittelwerte und Stan-
dardabweichungen der einzelnen Merkmale enthält.

     Die Matrix verdeutlicht, dass ein sehr signifikanter Zusammenhang zwi-
schen der Bundesligaerfahrung der Mannschaft und der Bundesligaerfahrung
des Trainers einerseits sowie sportlichem Erfolg sowohl gemessen an der Plat-
zierung als auch am Punktstand in der Abschlusstabelle andererseits besteht.
Damit bestätigen die Daten der vorliegenden Untersuchung die Hypothesen 1
und 5, die davon ausgehen, dass eine höhere Bundesligaerfahrung von Mann-
schaft bzw. Trainer sich positiv auf den sportlichen Erfolg auswirken.

      Ebenfalls signifikante Zusammenhänge sind zwischen der Altershomoge-
nität der Mannschaft, der Amtszeit des Trainers sowie der Amtszeit des Sport-
managers auf der einen Seite sowie sportlichem Erfolg auf der anderen Seite
beobachtbar. Allerdings entsprechen Art und Richtung dieser Zusammenhänge
nicht den Erwartungen. So zeigen die Ergebnisse der Untersuchung eine –
allerdings nur geringe – negative Korrelation zwischen Altershomogenität und
sportlichem Erfolg. Damit erfährt Hypothese 2, die davon ausging, dass eine
höhere Altershomogenität mit höherem sportlichem Erfolg verbunden ist,
keine Bestätigung. Vielmehr scheint das Gegenteil der Fall zu sein.

     Für die Zusammenhänge zwischen der Amtszeit des Trainers sowie des
Sportmanagers und sportlichem Erfolg zeigt die Korrelationsmatrix ebenfalls
sehr signifikante Korrelationen auf niedrigem Niveau. Die Richtung dieser
Korrelationen widerspricht jedoch ebenfalls den in Hypothesen 6 und 8 geäu-
ßerten Vermutungen. Dort wurde unterstellt, dass ein quadratischer Zusam-
menhang zwischen Amtszeit und Erfolg besteht, d.h. dass eine mittlere Amts-
zeit mit höherem Erfolg verbunden ist, während eine geringe bzw. eine hohe
Amtszeit eher zu niedrigem Erfolg führt. Die Ergebnisse der Studie legen je-
doch den Schluss nahe, dass eine längere Amtszeit zu höherem Erfolg beiträgt.
Damit erfahren die Hypothesen 6 und 8 in der vorliegenden Form ebenfalls
keine Bestätigung durch die Daten der Untersuchung.
Mittel-     Stand.-                   1         2       3       4        5          6        7         8       9        10
                                                        wert        abw,

Abbildung 2:
                      Punkte in Abschluss-              48,2         12,2      Korr.             1
                      tabelle                                                  Sign.              .
                      Platzierung in Ab-                                       Korr. -0,976**              1
                      schlusstabelle                      8,9          5,0     Sign.    0,000              .
                      Bundesligaerfahrung                                      Korr.       0,674** -0,653**        1
                      Mannschaft                        81,6          35,7     Sign.         0,000 0,000           .
                      Altershomogenität                                        Korr.       -0,205*    0,185 -0,313**       1
                      Mannschaft                        72,4           9,9     Sign.         0,034    0,050 0,002          .

Korrelationsmatrix
                      Kulturelle Heteroge-                                     Korr.        -0,066    0,067    0,097 0,121          1
                      nität Mannschaft                  50,3          10,3     Sign.         0,279    0,277    0,195 0,142           .
                                                                                                                                                                                         Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen

                                                                               Korr.        -0,142    0,088 -0,093 0,082 -0,116                1
                      Alter Trainer                     47,6            6,7    Sign.         0,104    0,288 0,205 0,234 0,153                  .
                      Bundesligaerfahrung                                      Korr.       0,278** -0,291** 0,216* -0,068      0,115 0,489**            1
                      Trainer                           44,1          48,4     Sign.         0,006 0,004 0,027 0,273           0,155 0,000              .
                                                                               Korr.       0,238* -0,240*      0,064 0,047 -0,068        0,252* 0,365**           1
                      Amtszeit Trainer                  33,6          33,8     Sign.        0,017 0,016        0,288 0,339 0,276          0,012 0,000             .

                      Betriebsw. Ausbildung                                    Korr.        0,087     -0,074 -0,094 0,089 -0,004         0,181     0,032    0,153         1
                      Sportmanager                       0,8           0,4     Sign.        0,222      0,257 0,204 0,215 0,487           0,054     0,389    0,087          .

                      Amtszeit Sport-                                          Korr.       0,258* -0,269** 0,351** -0,043 -0,146         0,003 -0,019       -0,003 -0,071           1
                      manager                          85,8          79,3      Sign.        0,010 0,008 0,001 0,354 0,098                0,488 0,435         0,489 0,264             .

                      * Korrelation ist auf dem Niveau p = 0,05 signifikant (zweiseitig)
                     ** Korrelation ist auf dem Niveau p = 0,01 signifikant (zweiseitig)
                                                                                                                                                                                         17
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen                                        18

     Hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen kultureller Heterogenität der
Mannschaft, dem Alter des Trainers sowie der betriebswirtschaftlichen Ausbil-
dung des Sportmanagers einerseits sowie dem sportlichen Erfolg andererseits
ergeben sich überhaupt keine signifikanten Beziehungen. Dementsprechend
müssen die Hypothesen 3, 4 und 7 ebenfalls verworfen werden.

5.2   Regressionsanalysen

      Nachdem im vorangegangenen Abschnitt die bivariaten Zusammenhänge
zwischen den in die Studie eingeflossenen Variablen untersucht worden sind,
wird im Folgenden ihr gemeinsamer Effekt auf den sportlichen Erfolg ermittelt.
Zu diesem Zweck wurden verschiedene Regressionsanalysen durchgeführt, in
die als abhängige Variable jeweils die Variable „Punkte in der Abschlusstabelle“
eingeflossen ist. Diese Messgröße für sportlichen Erfolg wurde gewählt, da sie
im Gegensatz zur Platzierung in der Abschlusstabelle als weitgehend intervall-
skaliert eingestuft werden kann. Insgesamt sind drei verschiedene lineare Reg-
ressionsmodelle entwickelt worden. In das erste Modell sind die drei Merkmale
der Mannschaft aufgenommen worden. Das zweite Modell umfasst zusätzlich
die Variablen „Alter des Trainers“ sowie „Bundesligaerfahrung des Trainers“.
Auch die Variable „Amtszeit des Trainers“ wurde trotz des unterstellten quad-
ratischen Zusammenhangs mit sportlichem Erfolg in das Modell aufgenom-
men, um das Ergebnis der Korrelationsanalyse zu überprüfen, das auf einen
linearen Zusammenhang zwischen den beiden Variablen hindeutet. In das Mo-
dell 3 sind schließlich zusätzlich die Merkmale „Betriebswirtschaftliche Ausbil-
dung des Sportmanagers“ sowie „Amtszeit des Sportmanagers“ eingeflossen.
Der Aufnahme der Variable „Amtszeit des Sportmanagers“ lagen dabei ähnli-
che Überlegungen zugrunde, wie sie für die Variable „Amtszeit des Trainers“
dargestellt worden sind. Für alle drei Regressionsmodelle wurden darüber hin-
aus Tests durchgeführt, die zu dem Ergebnis kamen, dass die für die Interpre-
tierbarkeit der Modelle notwendigen Anforderungen der Homoskedaszität und
der Normalverteilung der Residuen vorliegen und dass weder Multikollinearität
noch Autokorrelation gegeben sind. Abbildung 3 gibt einen Überblick über die
Regressionsmodelle.

     Abbildung 3 verdeutlicht, dass alle drei Regressionsmodelle hoch signifi-
kant sind und zwischen 45,9 und 53,0 Prozent der Varianz der abhängigen
Variable erklären. Der bedeutendste Anteil dieser Varianzerklärung geht auf die
Merkmale der Mannschaft, insbesondere ihre durchschnittliche Bundesligaer-
fahrung, zurück. Allein diese Variable erklärt, wie zusätzliche Analysen zeigen,
41,2 Prozent der Varianz des sportlichen Erfolgs. Darüber hinaus geht aus
Abbildung 3 hervor, dass im Gesamtmodell vier der acht eingeschlossenen
Variablen einen signifikanten Koeffizienten aufweisen. Damit tritt bei einer
gemeinsamen Betrachtung aller Variablen sportlicher Erfolg ein, wenn die
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen                                                                        19

Mannschaft eine hohe Bundesligaerfahrung sowie eine hohe kulturelle Hetero-
genität aufweist und wenn der Trainer jünger sowie gleichzeitig bundesligaer-
fahren ist. Die Koeffizienten aller anderen Variablen erweisen sich dagegen im
Gesamtmodell als nicht signifikant. Damit zeigt sich, dass vor allem zwei Per-
sonengruppen – die Mannschaft und der Trainer – einen Effekt auf den sport-
lichen Erfolg eines Fußball-Bundesligavereins besitzen. Allerdings widerspre-
chen die Ergebnisse der Regressionsanalysen zumindest teilweise den Ergebnis-
sen der Korrelationsanalyse. Ursachen für diese Inkonsistenzen aufzuzeigen, ist
Aufgabe des folgenden Abschnitts.

                                                                        Abhängige Variable:
                                                                     Punkte in Abschlusstabelle

         Standardisierte
         Koeffizienten (Beta)                            Modell 1                 Modell 2        Modell 3

         Mannschaft
         Bundesligaerfahrung                              0,710***                0,633***        0,612***
         Altershomogenität                                   0,079                   0,084           0,078
         Kulturelle Homogenität                            -0,194*                 -0,229*         -0,226*

         Trainer
         Bundesligaerfahrung                                                        0,209t          0,245*
         Alter                                                                     -0,273*        -0,344**
         Amtszeit                                                                    0,051           0,051

         Sportmanagement
         Ausbildung                                                                                 0,151t
         Amtszeit                                                                                   0,056

         R2                                                  0,459                  0,505           0,530

              R2                                                                    0,047           0,025

         Signifikanzniveau                                   0,000                  0,000           0,000
     t  Koeffizient besitzt auf dem Niveau p = 0,1 eine Tendenz zur Signifikanz
     * Koeffizient ist auf dem Niveau p = 0,05 signifikant
     ** Koeffizient ist auf dem Niveau p = 0,01 signifikant
     ***Koeffizient ist auf dem Niveau p=0,001 signifikant

Abbildung 3:              Regressionsmodelle

6.        Diskussion und Interpretation

     Die vorliegende Studie hat die aus der betriebswirtschaftlichen Forschung
stammende Upper-Echelons-Perspektive auf den Bereich des Sportmanage-
ments übertragen, um den Einfluss von Merkmalen der Mannschaft, des Trai-
ners und des Sportmanagers auf den sportlichen Erfolg von Fußball-
Bundesligisten zu untersuchen. Dabei haben sich für zwei Merkmale, die Bun-
desligaerfahrung der Mannschaft und die Bundesligaerfahrung des Trainers,
konsistente, positive Zusammenhänge mit sportlichem Erfolg gezeigt, so dass
die Hypothesen 1 und 5 als bestätigt angesehen werden können. Für alle ande-
ren untersuchten Zusammenhänge ergab sich jedoch kein klares Bild.
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen                                        20

      In Bezug auf den Zusammenhang zwischen den Amtszeiten von Trainern
und Sportmanagern einerseits sowie sportlichem Erfolg andererseits hat die
Korrelationsanalyse eine signifikante positive Beziehung gezeigt, d.h. eine län-
gere Amtszeit ist mit höherem Erfolg verbunden. Dieses Ergebnis konnte je-
doch im Rahmen der Regressionsanalysen nicht bestätigt werden. Daher kann
die in den Hypothesen 6 und 8 geäußerte Vermutung, dass eine quadratische
Beziehung zwischen Amtszeit und sportlichem Erfolg besteht, zwar nicht bes-
tätigt, aber auch nicht vollkommen verworfen werden. Vielmehr ist es durchaus
möglich, dass die tatsächlich beobachteten Amtszeiten von Trainern und
Sportmanagern in der Stichprobe unterhalb der optimalen Amtszeiten für diese
beiden Typen von „Spitzenführungskräften“ liegen, so dass sich in der Korrela-
tionsanalyse ein linearer Zusammenhang ergab. Aus diesem Grund erscheint
eine Erweiterung der Stichprobe um Vereine mit Trainern und Sportmanagern
sinnvoll, die besonders lange im Amt sind bzw. waren. Darüber hinaus sind
Tests auf einen quadratischen Zusammenhang notwendig.

      Die Korrelationsanalyse hat auch gezeigt, dass eine geringe Altershomoge-
nität sich positiv auf den sportlichen Erfolg auswirkt. Dieser Befund ist jedoch
im Rahmen der Regressionsanalysen nicht bestätigt worden. Dieses etwas wi-
dersprüchliche Ergebnis lässt sich unter Umständen darauf zurückführen, dass
– wie die Korrelationsanalyse ebenfalls zeigt – die Variablen „Altershomogeni-
tät der Mannschaft“ und „Bundesligaerfahrung der Mannschaft“ signifikant
miteinander korreliert sind. Insofern ist es möglich, dass die Variable „Bundes-
ligaerfahrung der Mannschaft“ einen Teil der Erklärungskraft der Variable „Al-
tershomogenität der Mannschaft“ übernommen hat.

     Außerdem hat die Korrelationsanalyse keine signifikanten Zusammenhän-
ge zwischen den Variablen „Kulturelle Heterogenität der Mannschaft“ und
„Alter des Trainers“ sowie sportlichem Erfolg ergeben. Im Rahmen der Reg-
ressionsanalyse waren die Koeffizienten dieser Variablen jedoch signifikant.
Konkret zeigte sich, dass eine höhere kulturelle Heterogenität der Mannschaft
und ein geringeres Alter des Trainers zu höherem sportlichem Erfolg beitragen.
Diese nicht ganz konsistenten Ergebnisse lassen sich unter Umständen auf
Interaktionseffekte zwischen diesen Variablen und den Variablen Bundesligaer-
fahrung der Mannschaft sowie des Trainers zurückführen. Derartige Interakti-
onseffekte sollten daher in weiterführenden Analysen berücksichtigt werden.
Für die Variablen „Betriebswirtschaftliche Ausbildung des Sportmanagers“
ergab sich dagegen weder in der Korrelationsanalyse noch im Rahmen der Reg-
ressionsanalyse ein signifikantes Ergebnis. Insofern kann Hypothese 7 eindeutig
verworfen werden.

     Schließlich ist eine kurze Anmerkung zur Kausalität des Zusammenhangs
zwischen Merkmalen von Mannschaft, Trainer und Sportmanager einerseits
sowie sportlichem Erfolg von Fußball-Bundesligisten andererseits notwendig.
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen                                        21

Insgesamt zeigen die Ergebnisse der vorliegenden Studie lediglich, dass Merk-
male der drei Personengruppen, insbesondere der Mannschaft und des Trai-
ners, sowie sportlicher Erfolg in einer Beziehung zueinander stehen. Aussagen
über die Richtung dieser Beziehung können dagegen aus den Daten nicht direkt
abgeleitet werden. So ist es prinzipiell auch denkbar, dass erfolgreiche Vereine
es sich leisten können, vermehrt erfahrene Spieler und Trainer einzukaufen und
einzusetzen. Andererseits zeigen Beispiele von Vereinen wie dem FC Chelsea
London, dass nicht nur vergangener Erfolg sondern auch finanzielle Mittel
eines Investors einen Verein in die Lage versetzen, erfahrene Spieler und Trai-
ner zu erwerben. Diese erfahrenen Spieler und Trainer bilden dann die Basis
für zukünftigen sportlichen Erfolg. Insofern kann davon ausgegangen werden,
dass Merkmale von Mannschaft, Trainer und Sportmanager als primäre Ursa-
che für sportlichen Erfolg eines Vereins gesehen werden können. Sportlicher
Erfolg wiederum hilft natürlich auf längere Sicht dabei, erfolgsfördernde
Merkmale von Mannschaft, Trainer und Manager hervorzubringen, da er z.B.
die finanziellen Mittel verschafft, um erfahrene Spieler einzukaufen.

     Da es in der vorliegenden Untersuchung auch um die Übertragung eines
Erklärungsansatzes aus dem betriebswirtschaftlichen Bereich auf das Sportma-
nagement ging, muss zum Abschluss die Frage geklärt werden, inwieweit eine
solche Übertragung möglich und sinnvoll ist und wo sich Unterschiede zwi-
schen Unternehmen und Sportvereinen ergeben.

      Insgesamt legen die Ergebnisse der Untersuchung die Vermutung nahe,
dass die Upper-Echelons-Perspektive auf den Sportbereich übertragen werden
kann. So scheinen klare Analogien zwischen Spitzenführungskräften in Unter-
nehmen und in professionell geführten Sportvereinen zu existieren. Weiterer
Forschungsbedarf besteht jedoch hinsichtlich der relevanten Persönlichkeits-
merkmale von Mannschaft, Trainer und Sportmanager sowie hinsichtlich der
Operationalisierung dieser Merkmale. So kann es unter Umständen sinnvoll
sein, kulturelle Heterogenität nicht nur über die dominante Muttersprache in-
nerhalb einer Mannschaft zu messen. Nicht zuletzt liegt die Vermutung nahe,
dass gerade in Sportvereinen neben Persönlichkeitsmerkmalen von einzelnen
Personengruppen verstärkt auch die Interaktion innerhalb und zwischen diesen
Gruppen, z.B. die Häufigkeit ihrer Kommunikation oder der Grad des Kon-
flikts, analysiert werden sollte.50

     Auch wenn die Übertragung der Upper-Echelons-Perspektive auf den
Sportbereich durchaus möglich erscheint, zeigt die Analyse einige Unterschiede
zwischen Unternehmen und Sportvereinen. Zum einen wird deutlich, dass der
Erklärungsbeitrag der Merkmale von Mannschaft, Trainer und Sportmanager

50
     Vgl. Thomas/Litschert/Ramaswamy (1991), S. 509ff.
Erfolg von Fußball-Bundesligavereinen                                        22

zum sportlichen Erfolg vergleichsweise hoch ist.51 Dieses Ergebnis bestätigt die
Vermutung, dass gerade im Sport einzelnen Personen oder Teams eine hohe
Erfolgsbedeutung zukommt. Darüber hinaus unterscheidet sich auch die relati-
ve Bedeutung der einzelnen Personengruppen in Unternehmen und Sportver-
einen. Während in Unternehmen meist den Eigenschaften des Vorstandsvorsit-
zenden bzw. CEOs eine herausgehobene Rolle zukommt, ist – den Ergebnissen
der vorliegenden Untersuchung zufolge – im sportlichen Bereich die Mann-
schaft besonders wichtig. Weitere Forschung ist notwendig, um die Unterschie-
de zwischen Unternehmen und Sportvereinen näher zu untersuchen und ihre
Hintergründe aufzudecken.

7.    Implikationen für Forschung und Praxis

     Insgesamt hat die vorliegende Untersuchung einige interessante Ergebnis-
se zum Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsmerkmalen von Mannschaft,
Trainer und Sportmanager in professionellen Fußballvereinen und sportlichem
Erfolg gebracht und gleichzeitig verdeutlicht, dass eine Übertragung betriebs-
wirtschaftlicher Erklärungsansätze auf andere Disziplinen durchaus möglich ist.
Allerdings bleibt eine Reihe von Fragen offen. So müssen die Auswahl und die
Operationalisierung der Persönlichkeitsmerkmale von Mannschaft, Trainer und
Sportmanager kritisch hinterfragt werden. Darüber hinaus erscheint die Analyse
von Interaktionsbeziehungen zwischen den Persönlichkeitsmerkmalen sinnvoll.
Außerdem konnte die Frage nicht geklärt werden, ob optimale Amtszeiten für
Trainer und Sportmanager existieren. Zur Beantwortung dieser Frage ist insbe-
sondere die Untersuchung von Vereinen notwendig, in denen Trainer und
Sportmanager bereits lange tätig sind. Nicht zuletzt erscheint eine genauere
Analyse der Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Unternehmen und
professionellen Sportvereinen hinsichtlich der Wirkungen von Persönlichkeits-
eigenschaften von Spitzenführungskräften sinnvoll, um beiden die Möglichkeit
zu geben, voneinander zu lernen.

      Neben offenen Forschungsfragen ergeben sich aus den Ergebnissen der
vorliegenden Untersuchung auch einige Implikationen für Fußballvereine. So
hat die Studie gezeigt, dass einzelne Personen bzw. Teams tatsächlich einen
hohen Anteil am sportlichen Erfolg haben. Den wichtigsten Beitrag leistet da-
bei die Mannschaft, während der Trainer eine unbedeutendere Rolle spielt.
Insofern legen die Ergebnisse der Studie die Vermutung nahe, dass Trainer-
wechsel bei sportlichem Misserfolg eine manchmal überschätzte Lösung dar-
stellen. Zu ähnlichen Ergebnisse sind in der Vergangenheit auch andere Studien

51
     Vgl. Smith et al. (1994), S. 427ff.
Sie können auch lesen