ERFOLGE DER POLITISCHEN ARBEIT DES BVMW - Für den Mittelstand. Für Deutschland
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
AKTIVITÄTEN UND Auch bei der Ausdehnung der Bezugsdauer des Kurzarbeiter- geldes konnte der Mittelstand seine Ideen erfolgreich mit ein- ERFOLGE WÄHREND bringen. Das Kurzarbeitergeld wurde per Beschluss vom 16. April 2020 auf bis zu 21 Monate für Arbeitnehmerinnen und Ar- DER CORONA-KRISE beitnehmer ausgedehnt, deren Anspruch auf Kurzarbeit schon vor dem 31.12.2020 entstanden war. Der BVMW ist der Auffassung, dass eine solche Ausdehnung Aktivitäten insbesondere mit Blick auf die bereits vor der Krise aktive In- dustrierezession nötig war. Die Ergebnisse unserer Arbeit haben zu wichtigen Erleichte- rungen für kleine und mittlere Unternehmen geführt. Seit März Das Kurzarbeitergeld hat sich als ein sehr effektives Instru- 2020 haben wir eine Vielzahl an Aktivitäten zur Bekämpfung ment für Arbeitgeber in Krisenzeiten erwiesen. Um auch die der Corona-Krise erfolgreich implementiert, wie beispielswei- Arbeitnehmer finanziell entlasten zu können, ist es dem Ar- se die Durchführung von über 250 WebImpulsen zu relevanten beitgeber außerdem gestattet, eine Bonuszahlung in Höhe von Themengebieten und Fragestellungen. bis zu 1.500 Euro ohne Abzüge von Sozialabgaben zu leisten. Dafür hat sich der BVMW erfolgreich gegenüber dem Finanz- So lange die Pandemie andauert und bundesweit uneinheitli- ministerium stark gemacht. Somit kommt bei den Arbeitneh- che Regelungen gelten, ist es wichtig einen schnellen Überblick mern die volle Höhe des Betrags an. über die länderspezifischen Sonderregelungen zu haben. Um diesen Überblick zu ermöglichen wurde unsere Corona-Lan- Umso wichtiger ist es, dass die Sozialversicherungsbeiträge dingpage aufgebaut. Außerdem werden zahlreiche WebImpul- insgesamt bei maximal 40 Prozent gedeckelt werden. se zu mittelstandsrelevanten Themen durchgeführt. Sollten trotzdem noch Fragen offen bleiben, stehen unsere Konjunkturprogramm Mitarbeiter jederzeit zur Verfügung, um auch auf allgemeine Fragen eine Antwort zu geben. In diesem Zusammenhang ha- der Bundesregierung ben wir auch eine Rechtshotline für Fragen zum Kurzarbeiter- geld eingerichtet. Entscheidende Forderungen des Mittelstandes wurden in das Programm der Bundesregierung aufgenommen. Dazu gehören Weil vor allem kleine und mittlere Unternehmen mit den Fol- unter anderem die Ausweitung des Verlustrücktrags, die be- gen der Corona-Maßnahmen und der Pandemie zu kämpfen fristete Wiedereinführung der degressiven AfA und die Mög- haben, hat es sich der BVMW zur Aufgabe gemacht, die For- lichkeit des Optionsrecht für Personenunternehmen, sich wie derungen des Mittelstandes zu sammeln und dann als Einheit Kapitalgesellschaften besteuern zu lassen. zu vertreten. Dafür haben wir zahlreiche Umfragen zur Bean- tragung und dem Umgang mit den Fördermitteln des Bundes Der Mittelstand begrüßt die Anstrengungen der Bundesre- zur allgemeinen Finanzierungssituation unserer Mitglieder gierung, die besondere Belastung der Unternehmen während durchgeführt. Zudem verfassen wir politische Forderungen, der Corona-Pandemie zu mindern. Dennoch bleibt viel zu tun: um die starke Position des Mittelstands in Deutschland auch während Corona aufrechtzuerhalten. 1. Neukonzeption der Überbrückungshilfen mit einer Konzen- tration auf besonders betroffene Unternehmen Hierfür forderte der BVMW nachdrücklich eine ausgereifte Exit- Strategie der Bundesregierung. In drei Brandbriefen im Nach- 2. Liquiditätshilfen für die Automobilindustrie nur bei Verpflich- richtenmagazin Focus verdeutlichte der BVMW die Dringlichkeit tung der Automobilindustrie, die bereits bestehenden Verträ- seiner Forderungen. Diese Positionen vertrat der BVMW auch ge mit den Zulieferern nicht nach zu verhandeln regelmäßig in Gesprächen mit Bundeswirtschaftsminister Alt- maier und zahlreichen anderen Spitzenpolitikern. 3. Entfristung der Mehrwertsteuersenkung 4. Bürokratieentlastungsgesetz noch vor Ende der Legislatur- Politische Erfolge periode Größte Sorge vieler mittelständischen Unternehmens während 5. Die vollständige Abschaffung des Solidaritätszuschlags Corona ist die mangelnde Liquidität. Neben den wirtschaft- lichen Hilfeleistungen des Bundes im Rahmen der Überbrü- 6. Einführung des Optionsmodells für Personenunternehmen ckungs- oder Soforthilfen, wurde insbesondere der Zugang zu / mittelstandsfreundliche Ausgestaltung der Thesaurierungs- KfW-Schnellkrediten verbessert. Auch hier konnte der BVMW rücklage dem deutschen Mittelstand Gehör verschaffen und im Allein- gang die Erweiterung der Haftungsübernahme des Staates von 7. Zeitliche Ausweitung der Anwendung des steuerlichen Ver- ursprünglich 90 Prozent auf 100 Prozent zu erreichen. lustrücktrags auf drei Jahre, besser fünf Jahre 2 Politische Erfolge © Der Mittelstand. BVMW 2021. Alle Rechte vorbehalten.
Bild: Unsplash/christian dubovan 8. Anhebung des Anrechnungsfaktors der Gewerbesteuer auf Unternehmen finanziell und personell stark und entzieht den die Einkommensteuer mittelständischen Unternehmen Liquidität. 9. Entfristung der degressiven AfA Der BVMW hat das Thema 2018 wieder auf die politische Agen- 10. Anhebung der Ist-Versteuerungsgrenze (Umsatzsteuer) da gesetzt. Als einziger Unternehmerverband trat der BVMW bei einer Anhörung des Bundestagsausschusses für Arbeit 11. Verzicht auf das Lohnsummenkriterium bei der Erbschaft- und Soziales für eine Abschaffung der Vorfälligkeit der Sozi- steuer alversicherungsbeiträge ein. Dafür wird sich der BVMW auch weiterhin mit aller Kraft einset- zen. Der Mittelstand braucht einen verlässlichen Partner – auch Mindestlohn und gerade in der Krise. Dieser starke Partner ist der BVMW. Das Mindestlohngesetz führt nicht nur zu noch mehr bürokrati- Aktuelle Informationen zu der Corona-Krise finden Sie un- schen Lasten, es konfrontiert Unternehmerinnen und Unterneh- ter: https://www.bvmw.de/themen/coronavirus/ mer zudem auch mit erheblichen rechtlichen Unsicherheiten. Gerade für junge Menschen wird der Einstieg in das Arbeitsle- ben erschwert. Auf Initiative des BVMW wurden Jugendliche unter 18 Jah- ren ohne abgeschlossene Ausbildung und Pflichtpraktikan- ten vom Mindestlohn ausgenommen. Diese Ausnahme war ARBEIT UND SOZIALES im Hinblick auf die Fachkräftesicherung dringend notwendig: Jugendliche hätten sonst einen Anreiz, statt einer Ausbildung einer unqualifizierten Beschäftigung nachzugehen. Zudem hät- te der Mindestlohn die Beschäftigung von Pflichtpraktikanten Sozialversicherungsbeiträge: deutlich erschwert. Praktika sind ein wichtiger Schritt zur Be- rufsorientierung und für einen reibungslosen Übergang von Vorfälligkeit der Ausbildung ins Berufsleben unverzichtbar. In einer ersten Novellierung der Mindestlohndokumentationspflichtenverord- Der Gesetzgeber hat 2005 angesichts knapper Rentenkassen nung konnte zusätzlich erreicht werden, dass die Dokumen- die Vorverlegung der Fälligkeit der Sozialversicherungsbeiträ- tationspflicht für Familienmitglieder im eigenen Betrieb und ge zum 1. Januar 2006 beschlossen. Damit wurde die Fällig- Arbeitnehmer ab einem Bruttolohn von nachweislich 2.000 keit der Sozialversicherungsbeiträge vom 15. des Folgemonats Euro in den letzten 12 Monaten entfällt. in den laufenden Monat verlagert. Der dadurch verursachte hohe Verwaltungsaufwand belastet die kleinen und mittleren © Der Mittelstand. BVMW 2021. Alle Rechte vorbehalten. Politische Erfolge 3
Bild: visoot von stock.adobe.com Modernisierung der dualen Ausbildung im Koalitionsvertrag Schwarzarbeit festgeschrieben worden. Kleine und mittlere Unternehmen leiden nach eigenem Empfin- den stärker unter den Folgen von Schwarzarbeit als Großunter- Fachkräfteeinwanderung nehmen. Insgesamt gehen der deutschen Wirtschaft jährlich etwa 300 Milliarden Euro Umsatz durch Schwarzarbeit verloren. Der Fachkräftemangel ist eine der größten Herausforderungen für den Mittelstand. Punktuelle Engpässe in vielen Regionen und Branchen drohen sich zu einem flächendeckenden Fach- Die Bundesregierung hat den Handlungsbedarf erkannt und kräftemangel zu entwickeln. Auch aus diesem Grund fordert ein Gesetz gegen illegale Beschäftigung und Sozialleistungs- der BVMW seit langem ein Gesetz, das die gezielte Einwande- missbrauch auf den Weg gebracht. Das Gesetz befasst sich rung von Fachkräften regelt. jedoch fast ausschließlich mit der Bekämpfung der Symptome von Schwarzarbeit. Bei einer Anhörung im Finanzausschuss des Deutschen Bundestags hat Mittelstandspräsident Ma- Auch auf Drängen des BVMW hin, haben sich die Regierungs- rio Ohoven sich dafür eingesetzt, die eigentliche Ursache für parteien auf die Einführung eines Fachkräfteeinwanderungs Schwarzarbeit – die hohe Bürokratiebelastung – in den Blick gesetzes geeinigt. Im Rahmen der Verbändebeteiligung haben zu nehmen. Er forderte eine rigorose Senkung der Bürokratie- wir uns für eine unbürokratische Anerkennung von ausländi- belastung für den Mittelstand. schen Abschlüssen eingesetzt. Deshalb begrüßen wir die im Gesetz geschaffene Möglichkeit für Einwanderer, ihre Quali- kation in Deutschland zu vervollständigen. Weiterhin machen Fachkräftemangel wir uns dafür stark, dass dies zukünftig auch für Sprachkennt- nisse möglich ist. Um die weiteren Forderungen in der Politik Mittelständische Unternehmen haben oft Schwierigkeiten, ih- zu platzieren, bleibt der BVMW im engen Austausch mit dem ren Fachkräftebedarf zu decken. Das Problem ist vielschichtig deutschen Bundestag. und kann nur mit Maßnahmen verschiedener Art bekämpft werden. Flexibler Renteneintritt Der BVMW schlug beim Fachkräftedialog der Bundesregie- Bislang war die flexible Weiterbeschäftigung von Fachkräften rung Lösungen, wie Arbeitgeberzusammenschlüsse, verkürzte über das gesetzliche Rentenalter hinaus nicht möglich. Dadurch einjährige Zusatzausbildung, betriebliche Weiterbildung, Bil- wurden dem Arbeitsmarkt erfahrene Fachkräfte entzogen. dungsgutscheine, wirtschaftsnahe Qualifikation von Lehrern, Ausbildungsbörsen sowie vermehrte Beschäftigung von Frau- en und Älteren vor. Außerdem ist die vom BVMW geforderte Der BVMW hat sich dafür eingesetzt, die Hürden für eine län- gere Erwerbstätigkeit abzubauen und individuelle Übergänge 4 Politische Erfolge © Der Mittelstand. BVMW 2021. Alle Rechte vorbehalten.
in die Rente zu ermöglichen. Die Große Koalition verständig- Der BVMW hat sich ausdrücklich gegen mehr Regulierungen te sich 2016 auf den Einstieg in die Flexi-Rente, die der BVMW und Einschränkungen der mittelständischen Wirtschaft aus- als einer der ersten politischen Akteure in die Diskussion ein- gesprochen. Als flexible Instrumente haben Werkverträge und gebracht hat. Das Flexi-Rentengesetz wirkt dem drohenden Zeitarbeit insbesondere in kleinen und mittleren Unternehmen Fachkräftemangel entgegen und verhindert eine zusätzliche eine große Bedeutung für eine hohe Produktivität, den Erhalt Belastung der sozialen Sicherungssysteme um 230 Milliarden der Wettbewerbsfähigkeit und damit sichere Arbeitsplätze. Ins- Euro bis zum Jahr 2030. Auch an die Rentenkommission der besondere der überflüssige Kriterienkatalog im ersten Refe- Bundesregierung stellt der BVMW weitere konkrete Forderun- rentenentwurf des Bundesarbeitsministeriums hätte, aufgrund gen im Sinne des Mittelstands. der Abgrenzung zwischen Werkverträgen und Arbeitnehmer- überlassung, zu einer großen Rechtsunsicherheit, sowie ei- ner Vielzahl arbeitsrechtlicher Verfahren geführt. Dies ist auf Weiterbildung Drängen des BVMW ausgeblieben. Die Zulassung zum Hochschulstudium für Berufspraktiker ohne Abitur wurde bisher erschwert. Mittelständische Arbeit- Mitarbeiterwohnungsbau geber konnten daher das Potenzial guter Fachkräfte nicht voll ausschöpfen. Gerade in Städten ist in den vergangenen Jahren bezahlbarer Wohnraum immer knapper und teurer geworden. Selbst gut bezahlte und qualifizierte Arbeitskräfte bleiben bei Bewerbun- Seit 2009 ist die Zulassung für Berufspraktiker mit einschlägi- gen um Wohnraum in den Ballungsgebieten häufig chancenlos. ger Berufserfahrung deutlich vereinfacht: Meister und Fachwir- te können direkt mit dem Studium beginnen. Die erleichterte Zulassung zum Hochschulstudium und die vom BVMW gefor- Die von der Politik eingeführten Maßnahmen wie die Mietpreis- derte Unterstützung der Berufsakademien führen langfristig bremse oder der Rückzug des Bundes aus der Wohnraumför- zu mehr Fachkräften. Seit 2011 setzt die Bundesregierung er- derung waren bislang nur wenig erfolgreich oder sogar kont- folgreich das am BVMW-Modell orientierte Deutschlandstipen- raproduktiv. Der BVMW nimmt dies zum Anlass, eine eigene dium um, an dem sich bereits drei Viertel aller Hochschulen Initiative zu starten, um bezahlbaren Wohnraum für Mitarbei- in Deutschland beteiligen. Dies fördert Qualifikationen und ter von mittelständischen Unternehmen in den Ballungsräu- entschärft langfristig den Fachkräftemangel im Mittelstand. men Deutschlands mit einem genossenschaftlichen Modell Zusätzlich brachte das Arbeitsministerium ein Qualifizierungs- bereitzustellen. So können insbesondere kleine und mittlere chancengesetz auf den Weg, das dem Fachkräftemangel im Unternehmen bei den dringend gesuchten Fachkräften punk- Mittelstand durch Weiterbildung entgegenwirken soll. ten. Die Initiative wird auch im Bündnis für bezahlbares Bau- en und Wohnen des Innenministeriums einbezogen. Altersvorsorge für Selbstständige Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: https://www.bvmw.de/themen/recht/job-plus-wohnung/ Die Existenzsicherung Selbstständiger war bisher bei einer In- solvenz gefährdet, da die Altersvorsorge in die Insolvenzmas- se fiel. Der BVMW setzte sich dafür ein, dass Einkünfte, die der Al- tersvorsorge Selbstständiger dienen, nicht mehr unter die Zwangsvollstreckung oder in die Insolvenzmasse fallen. Der Arbeitnehmerfreizügigkeit Gesetzgeber hat 2007 einen Pfändungsschutz für Altersvor- sorgeverträge eingerichtet. Der wachsende Fachkräftemangel im Mittelstand gefährdet die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands. Konkurrenz mit in- ternational agierenden Großunternehmen, mangelnde Ausbil- Werkverträge, Dienstverträge dungsqualität und der demographische Wandel sind nur einige Ursachen hierfür. und Zeitarbeit Das Bundesarbeitsministerium plante 2016 ein Gesetz zur stär- Seit 2014 ist der Arbeitsmarkt für alle 28 Mitgliedsstaaten keren Regulierung von Werkverträgen und Zeitarbeit („Gesetz der EU weitestgehend geöffnet. Mittelständische Unterneh- zur Änderung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes und an- men haben dann die Möglichkeit, schneller gut ausgebildete derer Gesetze“). Hierdurch drohte eine Überregulierung dieser Fachkräfte zu gewinnen. Parallel dazu wird das EURES-Job- Arbeitsmarktinstrumente, die insbesondere von Mittelständlern portal weiter ausgebaut. Der BVMW plädiert seit jeher für ei- dringend benötigt werden, um den Zugang zu Arbeitskräften nen offenen Fachkräftemarkt in Europa. dann zu sichern, wenn sie auch tatsächlich gebraucht werden. © Der Mittelstand. BVMW 2021. Alle Rechte vorbehalten. Politische Erfolge 5
Bild: peterschreibermedia von stock.adobe.com Statistische Bundesamt die Bürokratiekosten der gesamten Kurzarbeit deutschen Wirtschaft auf über 50 Milliarden Euro jährlich. Der BVMW setzt sich daher seit langem dafür ein, in allen Bereichen Die Kurzarbeit war und ist eines der wichtigsten Instrumente massiv bürokratische Hürden für Unternehmen abzubauen. für Krisenzeiten. Bereits während der Finanzkrise 2008/2009 konnte Deutschland durch die Kurzarbeit die Krise besser über- stehen als andere Staaten. Und auch in der Coronapandemie Die zentrale Forderung des BVMW nach dem Abbau von Bü- nutzen viele Unternehmen dieses Instrument. rokratie wurde mit den Bürokratieentlastungsgesetzen I und II von der Bundesregierung aufgegriffen. Diese entlasten be- sonders kleine und mittlere Unternehmen. Dazu wurde unter Per Beschluss vom 16. April 2020 wird die Bezugsdauer des anderem eine „One in, one out“-Regelung eingeführt, mit der Kurzarbeitergeldes auf bis zu 21 Monate ausgedehnt. Der sich die Bundesregierung politisch verpflichtet, Belastungen, BVMW machte sich für eine solche Ausdehnung stark, da an- die der Wirtschaft durch neue Regelungen entstehen, binnen gesichts der Industrierezession bereits einige Unternehmen eines Jahres an anderer Stelle gleichwertig abzubauen. Beim im Jahr 2019 Kurzarbeit angemeldet hatten. Dies gilt nun für geplanten Bürokratieentlastungsgesetz IV setzt sich der BVMW Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, deren Anspruch auf für die Einbeziehung Brüsseler Bürokratievorgaben, sowie ei- Kurzarbeit vor dem 31. Dezember 2019 entstanden ist, mit nen weiteren Abbau der Bürokratie ein. Gültigkeitsdauer bis zum 31. Dezember 2020. Weitere Information zum Thema Bürokratieentlastung Weitere Information zu den Themen Arbeit und Soziales finden Sie unter: www.bvmw.de/themen/buerokratieabbau finden Sie unter: www.bvmw.de/themen/fachkraefte Elektronischer Entgeltnachweis (ELENA) BÜROKRATIEABBAU Die Bewilligung von Sozialleistungen durch staatliche Behörden war an unterschiedliche Bescheinigungen der Arbeitgeber ge- Bürokratieentlastungsgesetze bunden. Um den Behörden einen einfacheren und schnelleren Zugriff zu ermöglichen, wurde 2010 der elektronische Entgelt- Die bürokratischen Anforderungen an Unternehmen sind ste- nachweis (ELENA) verpflichtend eingeführt. Alle Arbeitgeber tig gewachsen, allein die Informationspflichten aus Bundesge- mussten damit monatlich Entgeltnachweise an die „zentrale setzen verursachen Kosten in Milliardenhöhe. So schätzt das Speicherstelle“ melden. Der Aufwand für die Erhebung und die 6 Politische Erfolge © Der Mittelstand. BVMW 2021. Alle Rechte vorbehalten.
Speicherung von rund 40 Millionen Datensätzen pro Monat stand jedoch in keinem sinnvollen Verhältnis zu den möglichen Vor- Sofortabschreibung geringwertiger teilen eines zentralen Datenzugriffs durch die Sozialbehörden. Wirtschaftsgüter (GWG) ELENA wurde wieder eingestellt, wie es der BVMW bereits Das Investitionsklima in Deutschland ist stark ausbaufähig. Zu- 2010 als erster Verband gefordert hatte. Die Unternehmen wur- dem besteht erheblicher Nachholbedarf bei der Digitalisierung, den damit von den durch ELENA verursachten Bürokratie- insbesondere im Mittelstand. Die Grenze für die Sofortabschrei- kosten entlastet. bung geringwertiger Wirtschaftsgüter war rund 50 Jahre nicht der Preisentwicklung angepasst worden. Gelangensbestätigung Die Grenze zur Sofortabschreibung geringwertiger Wirtschafts- Die zur Bekämpfung des Umsatzsteuerbetrugs bei Lieferungen güter wurde zum Jahresbeginn 2018 von 410 auf 800 Euro innerhalb der EU eingeführte Gelangensbestätigung bedeutet fast verdoppelt, nachdem sich Mario Ohoven bei den dama- eine zusätzliche Belastung für Klein- und Mittelbetriebe. ligen Ministern Schäuble, Nahles und Gabriel nachdrücklich dafür eingesetzt hatte. Jetzt können auch kleinere Betriebe zum Beispiel in ihre IT-Ausstattung investieren und unmittel- Anstelle des ursprünglich vorgeschlagenen, bürokratisierten bar Steuern sparen. Wir setzen uns weiterhin für die Erhöhung Verfahrens ist eine pragmatischere Variante in Kraft getreten. des Schwellenwertes ein. Auf unseren Druck hin wird im Rah- Diese erlaubt beispielsweise die elektronische Übermittlung men des Bürokratieabbaugesetzes IV über die Anhebung des der Daten und die Verwendung mehrerer Einzeldokumente. Schwellenwertes auf die ursprünglich von uns geforderten Der BVMW hatte sich von Beginn an für eine unbürokratische 1.500 Euro diskutiert. Lösung ausgesprochen. KMU-Definition Bilanzierungspflichten Die Definition von kleinen und mittleren Unternehmen der EU- Die Erstellung des Jahresabschlusses war für Unternehmen auf- Kommission ist sehr viel strenger, als die in Deutschland gän- wändig und zeitintensiv. Die seit 2013 geltende E-Bilanz hätte gige Definition des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) in in ihrer ursprünglichen Form den Unternehmen zusätzliche Bü- Bonn. Dadurch werden viele KMU von öffentlicher Unterstüt- rokratie aufgebürdet. zung ausgenommen, beziehungsweise sind von Regulierungen, trotz ihrer vergleichsweise geringen Betriebsgröße, betroffen. Die vom BVMW angeregte Reduzierung von Bilanzierungspflich- ten wurde in das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz aufge- Die EU-Kommission überprüft endlich die Schwellenwerte nommen: nicht kapitalmarktorientierte Einzelunternehmer mit zur Definition von KMU. Die europäischen Werte sollen an die einem Umsatz von bis zu 500.000 Euro und Gewinnen von bis deutschen Empfehlungen des IfM Bonn angepasst werden. zu 50.000 Euro werden sogar gänzlich von Bilanzierungspflich- Der BVMW setzte sich lange für die europäische Ausweitung ten befreit. In Abstimmung mit dem Bundeswirtschaftsminis- der Definition ein und beteiligte sich mit einer Stellungnah- terium konnten bei der E-Bilanz wichtige Nachbesserungen me am Konsultationsprozess der Europäischen Kommission. erreicht werden, die den bürokratischen Aufwand verringern. Weitere Information zum Thema Bürokratieabbau finden Sie unter: https://www.bvmw.de/themen/mittelstand/zahlen-fakten/ Unternehmensgründung Die Gründung von Gesellschaften war langwierig, kostspielig und bürokratisch. Unternehmer können dank der Einführung der Unternehmer- gesellschaft – eine existenzgründerfreundliche Variante der DIGITALISIERUNG herkömmlichen GmbH – ab einem Stammkapital von einem Euro rascher und mit geringerem finanziellen Aufwand ein Un- ternehmen gründen. Außerdem hat das Wirtschaftsministeri- um längst überfällige bürokratische Entlastungen für Gründer, wie die vierteljährliche statt monatliche Umsatzsteuervoran- Digitale Infrastruktur meldung, umgesetzt. Damit bei der digitalen Transformation des deutschen Mittel- stands die nächsten entscheidenden Schritte in Angriff genommen © Der Mittelstand. BVMW 2021. Alle Rechte vorbehalten. Politische Erfolge 7
Bild: Andrey Popov von stock.adobe.com werden können, ist eine funktionierende digitale Infrastruktur für Wirtschaft und Energie wurden die staatlichen Investitio- mit Glasfaserleitungen bis in die Gebäude und flächendecken- nen in KI bis 2025 auf 5 Milliarden Euro angehoben. dem 5G Grundvoraussetzung. Abschreibung digitaler In der digitalen Agenda des Mittelstands forderte der BVMW bereits früh eine Entbürokratisierung für Fördermittel beim Wirtschaftsgüter Breitbandausbau und einen schnellen 5G-Ausbau, sodass 5G und Glasfaser bis Ende 2024 flächendeckend verfügbar sind. Mittelständische Unternehmen müssen für Investitionen in die Im Zuge des Konjunktur- und Krisenbewältigungsprogrammes eigene digitale Transformation begünstigt werden. Insbeson- stellte die Bundesregierung zusätzliche 5 Milliarden Euro für dere die interne digitale Infrastruktur sollte immer auf dem neu- den flächendeckenden 5G-Rollout zur Verfügung und priorisier- esten Stand der Technik sein, nicht nur aus Gründen der Effizi- te die Entbürokratisierung für Förderung beim Breitbandausbau enz, sondern auch aus Sicherheitsgründen mit dem Versprechen, dass 5G bis Ende 2024 flächendeckend verfügbar sein wird. Damit mittelständische Unternehmen in eine sichere und ef- fektive digitale Infrastruktur investieren, forderte der BVMW Künstliche Intelligenz (KI) im Reform- und Wachstumsprogramm erweiterte Abschrei- bungsmöglichkeiten für digitale Wirtschaftsgüter. Dieser Künstliche Intelligenz ist ohne Frage die Schlüsseltechnologie Forderung wurde im Konjunktur- und Krisenbewältigungspro- der vergangenen und kommende Jahre. Globale Wettbewerbs- gramm stattgegeben. fähigkeit wird zunehmend durch effektive Anwendung von künstlicher Intelligenz definiert. Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland leider hinterher. Gerade für mittelständische Digitale Verwaltung Unternehmen ist die Implementierung sehr schwierig und be- darf staatlicher Unterstützung. Digitale Verwaltung (oder auch eGovernment) sind die zentrale Hoffnung um bürokratischen Aufwand zu reduzieren. Mit dem Onlinezugangsgesetz (OZG) wurden dazu ambitionierte Zielvor- Ursprünglich waren 3 Milliarden Euro Staatsinvestitionen bis gaben für Bund, Länder und Kommunen geschaffen. Bis Ende 2025 vorgesehen. Im Vergleich zu Wettbewerbern wie zum 2022 müssen Verwaltungsdienstleistungen auch digital angebo- Beispiel China, wo 150 Milliarden bis 2030 investiert werden, ten werden. Gerade für Kommunen ist die Umstellung schwierig. viel zu wenig. Der BVMW forderte in der digitalen Agenda des Mittelstands eine Erhöhung der staatlichen Forderung. Nach zahlreichen Debatten und Diskussionen mit Bundestagsabge- Der BVMW begleitet das OZG kritisch und hat schon frühzeitig ordneten und hochrangigen Mitarbeitern des Bundesministerium Unterschiede bei der Umsetzung zwischen Bund, Länder und 8 Politische Erfolge © Der Mittelstand. BVMW 2021. Alle Rechte vorbehalten.
Bild: Cimermane von stock.adobe.com Kommunen identifiziert. Nachdem der BVMW in seinem Re- Weitere Information zum Thema Digitalisierung finden Sie form- und Wachstumsprogramm eine fristgerechte Einhaltung unter: www.bvmw.de/themen/digitalisierung der Umsetzung forderte, hat die Bundesregierung im Konjunk- tur- und Krisenbewältigungspaket 3 Milliarden Euro zusätzlich für die Umsetzung des OZG bereitgestellt. Störerhaftung Der unbegrenzte Zugang zum Internet und damit die Möglich- ENERGIE keit der digitalen Vernetzung und Kommunikation ist eine wich- tige Voraussetzung für die Teilhabe am digitalen Leben. Die bis- herige Regelung des Telemediengesetzes zu den Möglichkeiten, frei zugängliches WLAN anzubieten, war bislang vor allem durch Rechtsunsicherheit und der Angst vor Abmahnungen geprägt. Stromkosten Insbesondere, weil es keine eindeutige Rechtsprechung darü- ber gab, wer haftbar für die nicht gesetzeskonforme Handha- Der BVMW priorisiert grundsätzlich eine Novellierung des regu- bung über den freien WLAN-Zugang ist. Im Zweifel waren dies latorischen Rahmens im Sinne des EEG. Durch Fehlanreize bei die WLAN-Anbieter, auch wenn diese den Anschluss nicht sel- der Erneuerbaren-Energien-Gesetzgebung steigen die Strom- ber nutzten. Für kleine und mittlere Unternehmen bedeutete kosten für Endverbraucher seit Jahren an, obwohl die Erzeu- dies einen Wettbewerbsnachteil, da die finanziellen Ressour- gungskosten im gleichen Zeitraum gesunken sind. cen bei möglichen Abmahnungen oftmals nicht vorhanden sind. Die Energiekosten in Deutschland zählen zu den höchsten welt- Der BVMW hat sich beständig und mit Nachdruck für eine kla- weit und stellen einen klaren Wettbewerbsnachteil für heimi- re rechtliche Regelung bei der Störerhaftung eingesetzt. Im sche KMU dar. Vor dem Hintergrund der Corona-Krise forderte Sommer 2016 hatte sich zuerst der Bundesrat und dann auch der BVMW eine Senkung der EEG-Umlage und Stromsteuer, um der Bundestag auf eine rechtliche Anpassung einigen können. betroffene KMU nachhaltig zu entlasten. Die Bundesregierung Die allgemeine Störerhaftung wurde daraufhin abgeschafft. Die hat dieser Initiative im Konjunkturprogramm stattgegeben und Haftungsprivilegien, die bislang nur für Internetprovider gültig verzichtet auf eine Erhöhung der EEG-Umlage und der Strom- waren, wurden erweitert und finden nun ebenso Anwendung kosten im Jahr 2021. Dafür soll die EEG-Umlage zur Förderung bei kleineren gewerblichen Anbietern. von Ökostrom-Anlagen ab 2021 durch Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt abgesenkt werden. Sie soll nun 2021 bei 6,5 Cent pro Kilowattstunde liegen und 2022 bei 6 Cent. Bisher © Der Mittelstand. BVMW 2021. Alle Rechte vorbehalten. Politische Erfolge 9
liegt die Umlage bei 6,76 Cent. Dennoch bleibt es festzuhalten, Im parlamentarischen Verfahren wurden die Voraussetzun- dass die EEG-Umlage mittelfristig abgeschafft werden muss. gen zu Gunsten von Unternehmen des Mittelstandes erleich- tert: Unternehmen mit einem Stromverbrauch von weniger als fünf GWh müssen kein Managementsystem nach ISO 50001 Eigenverbrauch oder EMAS betreiben, um die Voraussetzungen der BesAR zu erfüllen. Es reichen auch Systeme, die für den Spitzenaus- Der Eigenverbrauch wird seit der Novellierung des EEG in 2014 gleich anerkannt sind. mit 40 Prozent der EEG-Umlage belastet. Dadurch werden An- reize für eine dezentrale und verbrauchsnahe Stromerzeugung verringert. Biomasse Im ersten Entwurf des EEG 2014 sollten Biogasanlagen massiv Die ursprünglich geplante Belastung des Eigenverbrauchs mit benachteiligt werden. Dies hätte einer Verstetigung der Energie- der EEG-Umlage fiel geringer aus als zwischenzeitlich vorge- einspeisung entgegengewirkt und die Entwicklung dieser spit- sehen – für Altanlagen gilt Bestandsschutz. Zudem lohnt sich zenlastfähigen Technologie beeinträchtigt. der Eigenverbrauch von privaten Haushalten künftig und sichert Anreize zur Dezentralisierung der Stromversorgung. Seit dem 1. Januar 2018 fällt auf ein Teil der Kraft-Wärme-Kopplungs- Für bestehende Anlagen wird die Flexibilitätsprämie beibehal- Anlagen (KWK) zur Eigenerzeugung die volle EEG-Umlage an. ten. Dies stärkt den Bestandsschutz und gibt den Biogasanla- Auf Druck des BVMW hatte die Bundesregierung einen Kom- gen die Möglichkeit, auch weiterhin bedarfsorientiert Strom zur promiss mit der EU ausgehandelt, nachdem die volle EEG-Um- Verfügung zu stellen und so Systemverantwortung zu überneh- lage auf diese Anlagen rückwirkend zum 1. Januar 2018 wieder men. Im EEG 2017 hatte der BVMW erreicht, dass die Rahmen- auf 40 Prozent gesenkt worden war. bedingungen für die Biomasse verbessert wurden. Der jährliche geplante Zubau wurde erhöht. Zudem wurden die Ausschrei- bungen für kleine Bestandsanlagen zugängig gemacht, um ih- Windkraft nen eine Zukunftsperspektive zu eröffnen. Der ursprünglich im EEG geplante Zubau von Windenergieanla- gen an Land war zu niedrig und hätte dieser dezentralen Erzeu- Energetische Gebäudesanierung gungstechnologie einen herben Rückschlag verpasst. Durch die energetische Sanierung von Wohnimmobilien lassen sich erhebliche Einsparpotenziale erschließen – immerhin wer- Als Ausbaupfad für die Windenergieanlagen an Land ist eine den rund 40 Prozent der Endenergie in Gebäuden verbraucht. jährliche Steigerung der installierten Leistung von 2.500 MW Um die energetische Sanierung anzustoßen, bedarf es eines (netto) vorgesehen. Im ersten Entwurf des EEG war jedoch le- steuerlichen Anreizes. diglich ein Zubau von 2.500 MW brutto avisiert. Vom Ausbau- pfad sollte also das Repowering bestehender Anlagen abge- zogen werden, um den Zubau faktisch geringer ausfallen zu Die Förderung der energetischen Sanierung und des energie- lassen. Die Änderung der Brutto- auf die Nettobetrachtung des effizienten Neubaus durch die Kreditanstalt für Wiederauf- Ausbauziels hat dieses Problem behoben. Im EEG 2017 hat bau (KfW) wurde auf gewerbliche Gebäude ausgedehnt. Auf der BVMW erreicht, dass ein Zubau von Windkraft in ganz Druck des BVMW hatte die Große Koalition 2018 vereinbart, Deutschland attraktiv bleibt – nicht nur im Norden. Das Refe- eine steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanie- renzertragsmodell regelt, dass Windkraftanlagen bei den Aus- rung einzuführen. Der BVMW setzt sich für eine schnelle Um- schreibungen auch dann eine Chance haben, wenn sie an setzung des Vorhabens ein. Standorten mit weniger Wind stehen. Das senkt die Kosten für den Netzausbau und lässt alle Regionen vom Zubau der Er- neuerbaren profitieren. In der Diskussion um das EEG 2017 Erleichterungen bei der war von anderer Seite gefordert, das Referenzertragsmodell zu streichen. Dies hatte der BVMW erfolgreich verhindert. Zum Pflicht zum Energieaudit Erreichen der Klimaziele muss der jährliche Ausbaupfad wei- ter angehoben und die regionale Steuerung verbessert werden. Das novellierte Energie-Dienstleistungsgesetz verpflichtet die betroffenen Unternehmen, ein Energieaudit im Unternehmen durchzuführen, also eine Vor-Ort-Energieberatung. Besondere Ausgleichsregelung Die besondere Ausgleichsregelung (BesAR) zum Schutz ener- Es wurden zahlreiche Vereinfachungen bei den Energieaudits gieintensiver Unternehmen bevorteilt Großunternehmen und be- eingeführt. So müssen Unternehmen mit mehreren gleichartigen deutet daher einen Wettbewerbsnachteil für den Mittelstand. Standorten Energieaudits nicht mehr für jeden Standort durch- führen („Multi-Site-Verfahren“). Für Unternehmen mit geringem Verbrauch wurden Vereinfachungen bei Wiederholungsaudits 10 Politische Erfolge © Der Mittelstand. BVMW 2021. Alle Rechte vorbehalten.
Bild: Michal Jarmoluk/Pixabay eingeführt. Zudem kann die Einführung des Energie- oder Um- europäische Mindestniveau zu senken. Die Stromsteuer liegt weltmanagementsystems zeitlich gestreckt werden. in Deutschland derzeit bei 2,05 Cent pro Kilowattstunde, das europarechtliche Minimum bei 0,1 Cent. Strommarktdesign Mieterstrom Der Strommarkt befindet sich in einem grundlegenden Wandel und musste deshalb modernisiert werden. Eine grundsätzliche Mit dem Gesetz zur Förderung von Mieterstrom wurde ein Mie- Entscheidung war, ob ein sogenannter Kapazitätsmarkt einge- terstromzuschlag eingeführt. Allerdings waren nur Gebäude för- führt werden sollte. Es ging dabei um stärkere Preissignale und derfähig, die überwiegend zu Wohnzwecken genutzt wurden. Wettbewerb. Gewerbliche Mieter wurden dadurch benachteiligt. Mit dem Strommarktdesign wurden die regulatorischen Rah- Eine Förderung von Mieterstromanlagen ist jetzt in Gebäuden menbedingungen angepasst. Das Strommarktgesetz sah keinen möglich, bei denen mindestens 40 Prozent der Fläche dem Kapazitätsmarkt vor. Zudem wurden wie vom BVMW gefordert Wohnen dient. Dadurch können deutlich mehr gewerbliche Mie- Preissignale und Wettbewerb gestärkt sowie Maßnahmen zur ter von dem Mieterstromzuschlag profitieren. Der BVMW for- Flexibilisierung des Strommarktes ergriffen. dert weiterhin eine Ausweitung des Mieterstroms auf alle gew erblichen Gebäude. Stromsteuer Kreislaufwirtschaft Die Stromsteuer sollte auf Anlagen für den Eigenverbrauch aus Erneuerbaren Energien von über 20 Megawattstunden (MWh) Das Wertstoffgesetz sollte die Verpackungsverordnung ablö- pro Jahr und bei bei konventionellen Anlagen mit einer Leistung sen und die stoffliche Wiederverwertung von Verpackungen und zwischen ein und 2 Megawatt ausgeweitet werden. Dies hätte sogenannten stoffgleichen Nichtverpackungen (Kunststoff- höhere Kosten bedeutet. Spielzeug, Kaffeekannen, Bratpfannen etc.) verbessern. Nach dem Scheitern des Gesetzentwurfs wurde nun zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft ein Verpackungsgesetz beschlossen. Die vorgesehene Ausweitung der Stromsteuer konnte im Zwei- ten Gesetz zur Änderung des Energiesteuer- und des Strom- steuergesetzes verhindert werden. Damit wurde die alte Regel Das neue Verpackungsgesetz erfüllt wichtige Forderungen beibehalten, wonach Eigenstromverbrauch aus Erneuerbaren des BVMW. Darunter: Energien komplett, sowie konventionelle Anlagen mit bis zu • Erhöhung der Recycling-Quoten 2 Megawatt Leistung von der Stromsteuer befreit sind. Der • Einführung einer „Zentralen Stelle“ zur Sicherung eines fai- BVMW setzt sich weiterhin dafür ein, die Stromsteuer auf das ren Wettbewerbs © Der Mittelstand. BVMW 2021. Alle Rechte vorbehalten. Politische Erfolge 11
• Keine Rekommunalisierung der Sammlung von Wertstoffen Weitere Information zu dem Thema Energie finden Sie unter: • Eine stärkere Berücksichtigung des tatsächlichen Recy- www.bvmw.de/themen/energie clings von Plastikverpackungen durch eine stärkere Nut- zung von Recyclaten • Der BVMW fordert, kleine und mittlere Unternehmen von über- flüssiger Bürokratie zu befreien. Netzentgeltmodernisierungsgesetz Der Ausbau der Erneuerbaren Energien führt, sofern dieser nicht ERFOLGE DER AUßEN- dezentral erfolgt, zu einer steigenden Netzbelastung und damit zu einem zusätzlichen Investitionsbedarf in die Netze. Dane- WIRTSCHAFT 2020 ben leidet die regionale Wettbewerbsfähigkeit in Regionen mit einem hohen Anteil an erneuerbaren Energien durch die hohen regionalen Netzentgelte für die Übertragungsnetze. MITTELSTANDSALLIANZ AFRIKA UND LE MITTELSTAND BVMW Die vermiedenen Netzentgelte wurden, wie vom BVMW gefor- dert, weitestgehend abgeschafft. Für bestehende steuerbare KWK-Anlagen gilt Bestandsschutz. Die Einführung eines bundes- Task Force Senegal einheitlichen Netzentgelts für Übertragungsnetze beteiligt alle Regionen gleichermaßen am Ausbau der Übertragungsnetze. Die Bundesregierung fördert durch „Compact with Africa“ pri- vate Investitionen und Beschäftigung auf dem afrikanischen Kontinent. Afrika benötigt einen lokalen Mittelstand und eine Solardeckel Partnerschaft auf Augenhöhe mit Europa. In der Praxis bedeu- tet das eine effiziente Kooperation zwischen Unternehmen aus Als einer der ersten Verbände hat sich der BVMW für eine Ab- Deutschland und Afrika. schaffung des Solardeckels eingesetzt. Die Schwelle von 52 Gigawatt wäre aller Voraussicht nach im Herbst 2020 erreicht worden. Kleinere Anlagen bis zu 750 Kilowatt – der Großteil Im Rahmen der Sonderinitiative „Invest for Jobs“ wurde im No- der neu installierten Solaranlagen – wären damit aus der EEG- vember 2019 zwischen der deutschen Gesellschaft für Interna- Förderung herausgefallen. Die fehlende Förderung hätte die tionale Zusammenarbeit GmbH (GIZ), der Germany Trade and Existenz der gesamten Solarindustrie in Deutschland bedroht. Invest GmbH (GTAI) und dem BVMW eine gemeinsame „Task Der Bundesrat hat sich im Juli 2020 nun endlich auf eine Rege- Force Senegal“ gegründet. Bei den Arbeitstreffen der „Task lung zur Aufhebung des Solardeckels geeinigt. Nach langem Force Senegal“, an denen Mitgliedsunternehmen des BVMW Ringen gelang nun endlich die dringend benötigte Aufhebung und der Mittelstandsallianz Afrika (MAA) teilnahmen, wurden des 52-Gigawatt-Deckels für die Solaranlagen. eine Reihe von Ergebnissen erarbeitet: Es wurden spezielle Clus- ter in verschiedenen Sektoren gebildet, konkrete Vorhaben für die Zusammenarbeit identifiziert und eine Geschäftsreise in Wasserstoff den Senegal durchgeführt. Einige Projekte von BVMW-Mitglie- dern sind im Rahmen von „Invest for Jobs“ der GIZ zusammen Nachdem die Bundesregierung im Juni ihre nationale Was- mit senegalesischen Firmen finanziert und umgesetzt worden. serstoffstrategie veröffentlichte, bringt sich auch der BVMW BVMW-Mitglieder haben Dank der Partnerschaft mit der GIZ intensiv zum Thema ein. Nicht nur in Artikeln und Presse- besonders günstige Zugangsbedingungen zum Entwicklungs- mitteilungen des BVMW findet das Thema statt, auch im ent- investitionsfonds der Bundesregierung erhalten. sprechenden Positionspapier und in Diskussionsrunden mit Politikern unterschiedlicher Fraktionen wird die Wasserstoff- technologie eine wichtige Rolle spielen. Der BVMW ist sich Afrikanisch-europäische des Potentials der Technologie bewusst und wird weiter für einen offenen Umgang mit neuen Technologien werben. So Matchmaking-Plattform muss der Energiemarkt auch nach der Energiewende siche- ren Strom zu Verfügung stellen, weshalb es höchste Zeit ist Afrika ist ein Kontinent mit vielen Herausforderungen, aber vor den Energiemix in Deutschland zu diversifizieren und zukunfts- allem auch mit großem wirtschaftlichem Potenzial. Die Bundes- tauglich auszugestalten. Die nationale Wasserstoffstrategie regierung richtet deshalb ihre Afrikapolitik künftig noch stärker ist ein guter Anfang, mehr jedoch nicht. Wir fordern mehr En- auf die Zusammenarbeit deutscher und afrikanischer Unterneh- gagement und konkrete Maßnahmen zur Umsetzung des tech- men aus. nologischen Wandels. 12 Politische Erfolge © Der Mittelstand. BVMW 2021 Alle Rechte vorbehalten.
Bild: sdecoret von shutterstock.com Die Mittelstandsallianz Afrika hat im Mai 2020 in enger Zu- in Deutschland und in den frankophonen Ländern engagieren. sammenarbeit mit dem europäischen Mittelstandsverband Mitglieder des LM BVMW dürfen an den Sitzungen teilnehmen European Entrepreneurs (CEA-PME), der Pan African Cham- und Ihre Anliegen thematisieren. ber of Commerce and Industry (PACCI) und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) die afrikanisch-eu- Weitere Information zum deutsch-frankophonen Experten- ropäische Matchmaking-Plattform gegründet. Mit Hilfe die- kreis finden Sie unter: www.le-mittelstand.bvmw.de ser neuen Matchmaking-Plattform erhielten afrikanische und europäische Unternehmern die Möglichkeit, sich für Ge- schäftsanbahnungen online zu treffen und sich gegenzeitig zu unterstützen. Ein weiteres Ziel ist das Angebot einer virtu- ellen Markterkundungsreise nach Afrika mit Partnern vor Ort für deutsche Unternehmen. Der deutsch-frankophone Arbeitsgruppe Wasserstoff Ad´OCC Expertenkreis und Le Mittelstand BVMW Die internationale frankophone Organisation OIF hat sich zum Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) ar- Ziel gesetzt, die frankophonen Länder kulturell, sozial und wirt- beitet mit Hochdruck am Aufbau von Wasserstoff-Partnerschaf- schaftlich zu fördern. Im Vorfeld des 50-jährigen Bestehens der ten mit dem Ausland. Die Partnerschaften sollen den Weg für Organisation in diesem Jahr hatten Bundeskanzlerin Merkel und eine ausreichende Versorgung mit grünem Wasserstoff eb- Präsident Macron am 22. Januar 2019 den Aachener Vertrag nen. Frankreich und Deutschland beabsichtigen, in enger Ko- unterzeichnet, mit dem Ziel, die deutsch-französische Freund- operation, Weltmarktführer für grünen Wasserstoff zu werden schaft zu vertiefen. und planen deswegen eine gemeinsame staatlich geförderte Produktionsanlage. Zur Unterstützung der nachhaltigen wirtschaftlichen Zusammen- arbeit hat Le Mittelstand BVMW (LM BVMW) am 10. November Seit 2018 hat Le Mittelstand BVMW (LM BVMW) als Partner 2020 den deutsch-frankophonen Expertenkreis gegründet. Der der Deutsch-Okzitanischen Festwochen enge Verbindungen deutsch-frankophone Expertenkreis ist ein Zusammenschluss zur okzitanischen Region in Frankreich gepflegt. In diesem von Experten aus den Ländern im Tätigkeitsbereich von LM Jahr wurde gemeinsam mit der Wirtschaftsförderungsagentur BVMW. Ihm gehören erfahrene und hochrangige Persönlich- Ad‘OCC eine Arbeitsgruppe zum Thema Wasserstoff gegrün- keiten des wirtschaftlichen, politischen und diplomatischen det. Im Rahmen des „Hydrogène vert occitanie“-Plans will die Lebens an, die sich in besonderer Weise für den Mittelstand Region ihre Investitionen im Wasserstoffsektor beschleunigen. © Der Mittelstand. BVMW 2021. Alle Rechte vorbehalten. Politische Erfolge 13
Bild: fizkes von stock.adobe.com Diese Gruppe bietet BVMW-Mitgliedern die Möglichkeit, an Pro- Weitere Informationen zu unseren Auslandsbüros finden Sie un- jekten von gemeinsamen europäischem Interesse teilzuneh- ter: https://www.bvmw.de/themen/aussenwirtschaft/ men und sich aktiv mit potenziellen französischen Partnern in diesem Bereich auszutauschen. Weitere Information zu diesem Thema finden Sie unter: www. le-mittelstand.bvmw.de Markterschließung Die Erschließung internationaler Märkte bietet gerade für den Mittelstand neue Geschäftspotentiale, birgt jedoch neben ei- nem finanziellen Wagnis weitere Risiken. Unter der Dachmarke BVMW Auslandsbüros Mittelstand Global bündelt das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) verschiedene Modulangebote zur Exportförderung von Exportmärkte sind für mittelständische Unternehmen gerade kleinen und mittleren Unternehmen bei der Erschließung von in stürmischen Zeiten wichtig. Es gilt neue Geschäftschancen Auslandsmärkten. in Wachstumsmärkten auszuloten und nicht zuletzt auf Grund der Auswirkungen von COVID-19 Lieferketten neu auszurichten. Seit 2019 ist der BVMW Partner und Durchführer des BMWi- Markterschließungsprogramms für KMU und wird diese Ko- Als einziger Verband in Deutschland verfügt der BVMW über operation in 2021 weiter fortführen. Mit dieser Initiative stärkt ein weltweites Netzwerk an Auslandsbüros. 2020 hat der Ver- der Bereich Außenwirtschaft seine Kompetenzen und das Ser- band das Netzwerk auf 60 Auslandsbüros in zentralen Export- viceangebot im Bereich Außenwirtschafts-förderung für vom märkten, vor allem in der Region Asien-Pazifik, Zentralasien Bund geförderte Modulmaßnahmen (Informationsveranstal- und Afrika ausgebaut. Die BVMW-Auslandsrepräsentanten tungen und WebImpulse, Geschäftsanbahnungsreisen in Aus- stehen den Mitgliedern bei Fragen rund um die Geschäftsent- landsmärkte etc.) für BVMW Mitglieder. wicklung zur Seite und bieten mit Ihren Kontakten eine Platt- form zur Vernetzung mit Akteuren in Politik und Wirtschaft in den jeweiligen Ländern. Exportkreditgarantien Im Zuge der Corona-Krise hat die Bundesregierung ein umfas- sendes Maßnahmenpaket zur Stabilisierung von Unternehmen 14 Politische Erfolge © Der Mittelstand. BVMW 2021. Alle Rechte vorbehalten.
Bild: VadimGuzhva von stock.adobe.com aufgesetzt. Hierzu zählen auch die Exportkreditgarantien des sind von großer Bedeutung für die deutsche Wirtschaft und die Bundes (Hermesdeckungen), die besonders für den Mittelstand deutschen Unternehmen. ein wichtiges Finanzierungsinstrument zur Absicherung des in- ternationalen Warenverkehrs darstellen. Seit Ende März hat die Bundesregierung die Möglichkeiten für Exportkreditgarantien Der BVMW unterstützt die Position der Bundesregierung und zeitlich als auch regional auf EU und ausgewählte OECD Län- hat als einziger deutscher Verband eine exklusive Veranstal- der ausgeweitet. Somit können insbesondere mögliche Engpäs- tungsreihe „Mittelstand trifft Diplomatie – Botschafterfrüh- se im privaten Exportkreditversicherungsmarkt aufgefangen stücke“, die einen direkten Dialog zwischen deutschen KMU werden. und diplomatischen Vertretungen mit den Botschaftern auf der Spitze ermöglichen, etabliert. Allein im letzten Jahr hat- ten deutsche Unternehmen die Möglichkeit, sich mit Ihren Fra- In Kooperation mit der Euler Hermes AG, die im Auftrag des gen direkt an die Vertreter der größten Volkswirtschaften der Bundes mit der Geschäftsführung der Hermesdeckungen be- Welt, wie Frankreich, Japan, Malaysia, Türkei, Südkorea, USA, traut ist, hat der Bereich Außenwirtschaft mehrere WebIm- Österreich, Südafrika, Togo und Spanien zu wenden. Durch pulse in 2020 durchgeführt, um hier im Exportgeschäft tätige diese Veranstaltungsreihe wurden die für KMU zunehmend BVMW Mitglieder über die aktuellen Regelungen sowie Mög- wichtigen guten Beziehungen zu den jeweiligen Partnerlän- lichkeiten zur Absicherung von Exportgeschäften durch Her- dern weiterentwickelt. mesdeckungen zu informieren. Zusätzlich können Mitglieder ein persönliches Beratungsgespräch mit den bundesweiten Marktexperten von „Euler-Hermes“ führen. Eine Kontakther- Wirtschaftssanktionen stellung erfolgt als neues Serviceangebot über das Team Au- ßenwirtschaft des BVMW. Weltweit bestehen unterschiedliche Wirtschaftssanktionen ge- gen einzelne Länder, welche auch die Handelsbeziehungen mit Deutschland beeinflussen. Mittelständische Firmen, die 99 Pro- BVMW Botschafterfrühstücke zent aller deutschen Unternehmen darstellen, können in Folge von Sanktionen bis in die Insolvenz getrieben werden. Der deutsche Mittelstand ist traditionell nicht nur auf den heimi- schen Markt orientiert. Die 800.000 international aktiven deut- schen KMU haben im Jahr 2018 Waren und Dienstleistungen im Der BVMW bezieht eindeutige Position dagegen. Der Verband Wert von 595 Milliarden Euro exportiert, was rund 45 Prozent fordert die Prüfung der Auswirkungen von Sanktionen auf kleine der gesamten deutschen Exporte entspricht. Die Bundesregie- und mittlere Unternehmen vor ihrer Verabschiedung. Da zahl- rung fordert seit Jahren den Austausch zwischen Wirtschaft reiche deutsche KMU in Russland aktiv sind und die deutsche und Außenpolitik. Die Änderungen in der internationalen Ord- Wirtschaft am stärksten von den Sanktionen gegen Russland nung, die Handelsstreitigkeiten unter den Ländern, sowie von den betroffen ist, hat der BVMW eine Reihe von Informationsver- Staatsregierungen eingeführte Zöllen und Handelshemmnisse anstaltungen zum Thema Russland-Sanktionen organisiert. © Der Mittelstand. BVMW 2021. Alle Rechte vorbehalten. Politische Erfolge 15
Bild: tawatchai1990 von stock.adobe.com In mehreren Konferenzen wurden die Mechanismen und Aus- wirkungen der gegenseitigen Wirtschaftssanktionen erklärt Informationsplattform zum und auf mögliche Geschäfte mit und in Russland hingewiesen. Coronavirus (COVID-19) Außenwirtschaftskommission Die Ausbreitung der Corona-Pandemie hatte negativen Konse- quenzen für das internationale Geschäft deutscher Unternehmen: Die globalisierte Welt bietet dem Mittelstand Chancen und Ri- Störungen in der Logistik, Unterbrechungen von Lieferketten siken für seine Geschäftsentwicklung. Um zukunftsfähig zu blei- sowie Einschränkungen der Einreise ausländischer Fachkräfte ben, ist vor allem eins entscheidend – Expertise. Zur Vertretung und Berufspendler aus den Nachbarstaaten. der außenwirtschaftlichen Interessen des Mittelstands gehört eine starke Stimme des Verbandes, gemeinsam mit den Stim- men seiner im Ausland tätigen Mitglieder. Um die mittelständischen Unternehmen in diesen besonders schwierigen Zeiten zu unterstützen, hat der BVMW eine In- formationsplattform zu den politischen, wirtschaftlichen, Das nötige Wissen dafür wird in der Kommission Außenwirtschaft gesellschaftlichen und gesundheitlichen Auswirkungen der durch mittelständische Unternehmerinnen und Unternehmer, COVID-19-Maßnahmen gestartet. Neben aktuellen Meldun- in enger Abstimmung mit der Fachabteilung Außenwirtschaft gen zu Reiseeinschränkungen in und außerhalb der EU, wurden des Verbandes konzentriert, und mit Experten aus Politik, Ver- hier staatliche Unterstützungsmaßnahme für KMU übersicht- waltung und Wissenschaft besprochen. Die in der Außenwirt- lich dargestellt. Die BVMW Corona-Experten bearbeiteten schaftskommission erarbeiteten strategischen Empfehlungen hunderte Anfragen pro Tag, halfen BVMW-Mitgliedern, neue bilden die Grundlage für die internationale Ausrichtung des Geschäftspartner in Nachbarländern zu finden und, als Folge, Verbandes. Durch die Einbeziehung mittelständischer Unter- den Warenverkehr wieder in Gang zu bringen. Durch gezielten nehmerinnen und Unternehmer in die Kommissionsarbeit po- politischen Druck hat der BVMW die Einreise von Fachkräf- sitioniert sich der BVMW als internationaler Akteur für den ten aus dem Ausland, sowie von Saisonarbeitskräften nach deutschen Mittelstand. Deutschland wieder ermöglicht. Weitere Information zur Tätigkeit der Außenwirtschafts- kommission finden Sie unter: https://www.bvmw.de/themen/ Weitere Information zu diesem Thema finden Sie unter: aussenwirtschaft/kommission/ https://www.bvmw.de/themen/coronavirus/ 16 Politische Erfolge © Der Mittelstand. BVMW 2021. Alle Rechte vorbehalten.
Bild: Wolfilser von stock.adobe.com FINANZEN gesenkt, gleichzeitig wurde die Retailgrenze von einer auf 1,5 Millionen Euro angehoben. Bis zu dieser Gesamtschuld-Grenze profitieren mittelständische Kreditnehmer somit von den ver- besserten Finanzierungsbedingungen. Bankenunion Die Finanzkrise hat gezeigt, dass bisherige Bankenaufsichts- Vorrang für die Realwirtschaft systeme als Frühwarnsysteme versagt haben. Es muss recht- zeitig erkannt werden, wenn wichtige Banken drohen, in eine Solange Spekulationsverluste sozialisiert werden, ist es für Ban- Krise zu geraten, die auch ganze Staaten überfordern könnte. ken lukrativer, an den Kapitalmärkten zu spekulieren, als die Realwirtschaft zu finanzieren. Die Europäische Zentralbank ist seit dem 4. November 2014 als oberstes Kontrollgremium für europäische Banken tätig. Der BVMW weist seit Beginn der Finanzkrise darauf hin, dass Der BVMW plädiert seit Beginn der Finanzkrise für umfassen- Spekulationen der Banken das System destabilisieren, wäh- de Transparenz und unabhängige Aufsichtsbehörden. Die Ban- rend Kredite an den Mittelstand stabilisierend wirken. Die Re- kenunion erhöht, wie vom BVMW gefordert, die systemische alwirtschaft muss im Vordergrund stehen. Unsere Position Stabilität im Euroraum. Durch die stärkere Kontrolle und Regu- findet mittlerweile breite Unterstützung in der Öffentlichkeit. lierung wird sichergestellt, dass sich der Bankensektor wieder auf seine eigentliche Aufgabe, das Bereitstellen von Krediten an die Wirtschaft, konzentriert. Kreditklemme Banken nutzen bei der Kreditvergabe ihre Machtposition gegen- Regulierung – Basel III über mittelständischen Unternehmen aus. Durch die neuen Eigenkapitalvorschriften für den Finanzsektor wurden Kredite an den Mittelstand knapper und teurer. Kleine Die Kreditinstitute haben den deutschen Mittelstand wieder- und mittlere Unternehmen (KMU) in Deutschland hatten zuneh- entdeckt. Die Verfügbarkeit von Fremdkapital hat sich stark mend Probleme bei der Kreditversorgung. Die mittelständischen verbessert, auch da der BVMW über Kooperationen die Ent- Unternehmen wurden für eine Krise bestraft, die sie nicht ver- wicklung alternativer Finanzierungsinstrumente, wie Mittel- ursacht haben. standsanleihen aktiv unterstützt hat. Die Überwindung der Kreditklemme war auch der Arbeit des Kreditmediators zu ver- danken, den die Bundesregierung nach einem Vorschlag des EU-Kommission, Rat und Europaparlament haben sich 2013 auf BVMW während der Bankenkrise eingeführt hatte. die vom BVMW vorgeschlagene Mittelstandsklausel verstän- digt. Die Risikogewichte für Kredite an Mittelständler wurden © Der Mittelstand. BVMW 2021. Alle Rechte vorbehalten. Politische Erfolge 17
Sie können auch lesen