ERFOLGREICHE JAHRE Aufbau und Ausbau der Spezialmalzfabrik 1888-1913 - Weyermann
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23 ERFOLGREICHE JAHRE Aufbau und Ausbau der Spezialmalzfabrik 1888-1913 Der Vorgeschichte und den ersten Die Innovation von SINAMAR®, dem werden registriert, die nationale und Erfolgen bei der Herstellung von entbitterten Farbmalzbier, fällt in internationale Vernetzung des Un- Malzprodukten schloss sich in den diese Zeit, ebenso die Gründung ternehmens wird greifbar. Die Pro- Jahren 1888 bis 1913 der Auf- und des Filialbetriebs Johann Baptist duktion steigert sich kontinuierlich Ausbau der Spezialmalzfabrik an Weyermann Farbmalzbier-Brauerei auf über 75.000 Doppelzentner (dz), der Memmelsdorfer Straße an. Die in Potsdam, der sich zu Europas und Johann Baptists Söhne Rudolf gesamte Zeit bis vor den Ersten größter Röstmalzbierbrauerei entwi- und Carl treten in die Geschäftslei- Weltkrieg war für Weyermann Malz ckelt. Patente und Warenzeichen tung des Unternehmens ein. eine ausgesprochene Konjunktur- phase mit beachtlichen Erfolgen. Große Projekte werden in dieser Epoche realisiert: die Errichtung der neuen Produktionsgebäude an der Memmelsdorfer Straße, besonders der Pneumatischen Mälzerei, und die Produktionsverlagerung an den heutigen Standort. Ab 1896 erringt das Unternehmen etliche Preise und höchste Aus- zeichnungen auf nationalen und in- ternationalen Ausstellungen, was die exzellente Qualität der Weyer- mann’schen Produkte schon vor über 100 Jahren dokumentiert.
24 25 Die Produktionsfläche wird zu klein Memmelsdorfer Straße 68 Mit großem Erfolg produzierte Jo- ternehmen am Oberen Kaulberg bis Das Grundstück der heutigen Pro- nationalen Absatzmarkt bestens hann Baptist die ersten Jahre seit zur Mitte der achtziger Jahre des 19. duktionsstätte an der Memmelsdor- rüstete. 1888 beauftragte Johann der Unternehmensgründung 1879 Jahrhunderts ständig ausbauen und fer Straße war durch die Möglich- Baptist seinen Schwager, den Archi- auf dem Gelände seiner Schwieger- erweitern musste. 1887 wurde eine keit einer direkten Anbindung an die tekten Gustav Haeberle, mit der Pla- eltern in der Laurenzistraße 28. eigene Farbmalzbrennerei errichtet. Eisenbahnlinie schon damals stra- nung der ersten Gebäude an der Die Nachfrage nach den Weyer- Da die dortigen Verhältnisse auf- tegisch von größter Bedeutung. Memmelsdorfer Straße. Die Verla- mann’schen Malzprodukten entwi- grund der rasanten Entwicklung zu- Ausschlaggebend dürfte auch der gerung an den neuen Standort be- ckelte sich jedoch in solch hervor- nehmend enger wurden und eine ständig größer werdende Bedarf an deutete einen großen Schritt hin zur ragender Weise, dass das junge Un- weitere Expansion am damaligen Gerste gewesen sein, der am neu- Professionalisierung des Betriebes. Standort nicht möglich war bzw. en Standort in idealer Weise über 1888 nicht sinnvoll erschien, erwarb Jo- die Eisenbahn bedient werden kon- 1904 hann Baptist im Frühjahr 1888 an nte. Verglichen mit den beengten lo- der Memmelsdorfer Straße jenseits gistischen Möglichkeiten am Obe- der Bahnlinie Grund und Boden, um ren Kaulberg, war die unmittelbare das Unternehmen schrittweise an Anlieferung von Gerste und der Ver- den jetzigen Standort zu verlegen. sand der Produkte mittels eines di- 1890 Das Gelände lag damals fernab jeg- rekten Gleisanschlusses ein be- 1903 licher Bebauung an der Peripherie schaffungs- und vertriebstechni- Bambergs. 1880 standen hier ledig- scher Glücksfall, der das Unterneh- lich 7 bewohnte Häuser. men für den nationalen und inter- 1892 Die Bilder zeigen in sehr anschaulicher Weise die Nach weiteren Um- und Ausbauten realisierte 1902 Entwicklung des Weyermann’schen Firmenkom- man 1897 die Farbmalzbrennerei und 1904 das plexes an der Memmelsdorfer Straße. 1888 wur- große Gebäude der Pneumatischen Mälzerei. de das erste Lager- und Kontorgebäude errich- Die heutige Gestalt des kontinuierlich wachsen- tet. Es folgte der Bau der Alten Brennerei und den Unternehmens ist schon seit der Jahrhun- des Alten Maschinen- und Kesselhauses dertwende deutlich zu erkennen 1893 1901 Querschnitt durch die neuen Mälzereigebäude 1903 / 04 Die Belegschaft der Mälzerei Mich. Weyermann im Jahr 1888 1897 1900
26 27 Gustav Haeberle (1853 - 1930) Gustav Haeberle Bauabschnitt I: 1888 -1896 Die Altenburg in Bamberg mit dem von Haeberle ge- bauten Pallasgebäude Der über Bamberg hinaus bekann- Das Grundstück, auf dem Johann Planung unter Haeberles Federfüh- te Architekt Gustav Haeberle war Baptist das erste Fabrikgebäude rung sah lediglich ein Getreidelager fast 50 Jahre lang der Familie Wey- errichten ließ, war wesentlich klei- und die Anlage eines Industrieglei- ermann eng verbunden. Als ihr Haus- ner als das heutige. Es umfasste ses vor. 1888 wurde entlang des architekt plante und gestaltete er lediglich einen schmalen, trapezför- Bahngleises mit dem Bau eines La- viele Projekte. Geboren am 14. April migen Streifen entlang der Bahnli- gerhauses für Gerste, eines Kontor- 1853 als Sohn eines Färbermeisters nie. Man betrat es von der Mem- und Wohngebäudes und der Alten in Memmingen, besuchte er dort die melsdorfer Straße aus, da die par- Brennerei begonnen, die jedoch bis Mittelschule, die er 1869 abschloss, allel zur Bahnstrecke verlaufende 1893 mehrmals erweitert wurde. um dann in Stuttgart an der König- Brennerstraße zu dieser Zeit noch Gleichzeitig wurde auch ein erstes lichen Baugewerksschule drei Se- gar nicht existierte. Die allererste Industriegleis verlegt, das entlang mester lang Architektur zu studie- der westlichen Grundstücksgrenze ren. In den Wintersemestern 1873/ verlief. 1888-90 baute man an die 74 und 1874/75 sowie im Sommer- Stelle des späteren Saalbaus einen semester 1875 war Haeberle an der Stall mit angeschlossenem Kut- Polytechnischen Schule in Mün- fabrik Raulino). Er war darüber hin- scherhaus, und 1891 wurde das chen eingeschrieben, der Vorgänge- aus regional und auch überregional Alte Maschinen- und Kesselhaus rin der heutigen Technischen Uni- für weitere Firmen der Brau- und begonnen. In diesem Stadium blieb versität, und hospitierte dort im Be- Malzbranche tätig. So baute er bei- die neue Fabrikanlage bis 1897. Ge- reich Ingenieurwesen. spielsweise das Brauereigebäude röstet wurde zunächst weiterhin in Nach einer Tätigkeit als Bauassis- der heutigen Mahrsbräu in der Wun- der Laurenzistraße, und das Keimen tent in Memmingen war Haeberle ab derburg in Bamberg und konzipier- wurde nach wie vor in den gepach- 1877 als „Civilingenieur“ in Bam- te verschiedene Mälzereien in Kulm- teten Tennen am Oberen Stephans- berg gemeldet. 1879 plante er die bach. Haeberles bekanntestes Werk berg durchgeführt. Dort produzier- beiden Mainbrücken bei Hallstadt ist die Errichtung des Pallasgebäu- te mittlerweile die Malzfabrik Josef und Breitengüßbach und 1883 sein des auf der Altenburg in Bamberg Mäx, mit der Johann Baptist sehr erstes Wohnhaus, die „Villa Traut- (vollendet 1901/02), das er selbst- eng kooperierte. heim“ der Familie Sippel in der Lau- bewusst als „Neubau“ der Alten- Die Produktion von Farbmalz an der renzistraße 28. Architekt Haeberle burg bezeichnete. Den Auftrag dazu Memmelsdorfer Straße fand in den heiratete Maria Kunigunda Weyer- hatte er über einen Architekturwett- ersten beiden noch bescheidenen mann, geb. 1850, die drei Jahre äl- bewerb erhalten. Gebäuden, der Alten Brennerei und tere Schwester des Firmengründers Sein bedeutendstes Projekt ist je- dem Alten Kessel- und Maschinen- Lageplan des Firmengelän- Johann Baptist. Gustav Haeberle doch der Gebäudekomplex der des an der Schnittstelle von haus, statt. In den alten Adressbü- starb am 5. Januar 1930. Zwischen Mälzerei Mich. Weyermann. Die Pla- Memmelsdorfer Straße und chern der Stadt Bamberg firmiert Bahnlinie 1883 und 1920 hatte er fast 40 Bau- nung und Realisierung der Malzfa- der Unternehmensstandort Mem- werke und Umbauten in Bamberg brik an der Memmelsdorfer Straße melsdorfer Straße 68 zunächst als geschaffen, darunter Wohn- und und die Betreuung der Aus- und „Getreidehandlung und Kontor“. Es Geschäftshäuser, Villen, Sakralbau- Umbauarbeiten auf der Altenburg war jedoch Johann Baptists Ziel, ten und zahlreiche Fabrikbauten für blieben seine Hauptwerke und wa- mittelfristig auch die Mälzerei selbst kleine und mittelständische Betrie- ren gleichzeitig seine größten künst- von der Laurenzistraße an den neu- be (z.B. Schuhfabrik Manz, Tabak- lerischen Herausforderungen. en Standort zu verlegen.
28 29 Johann Baptist bekommt Konkurrenz Gold in Nürnberg, Bordeaux und Brüssel Konnte Johann Baptist die ersten Carl Isidor Dessauer bereits 1885 / Malzprodukte von hoher Qualität reich stattgefunden, und 1897 wur- sowie für hervorragende Leistungs- Jahre praktisch ohne Mitbewerber, 86 eine Malzfabrik Dessauer gegrün- fanden zunehmend Aufmerksamkeit de die „Exposition Internationale“ fähigkeit und bedeutende Ausfuhr. also völlig konkurrenzlos, produzie- det. Sie wurde später zur Bamber- und internationale Anerkennung auf im belgischen Brüssel veranstaltet. So zeigt sich, dass das Unterneh- ren, so war die Situation 1887 eine ger Mälzerei AG, die heute noch Leistungsschauen und Industrie- Die Mälzerei Weyermann wurde auf men bereits vor der Jahrhundert- andere geworden: Ludwig Rübsam, neben Weyermann Malz als zweite Werbung auf einem Kalender für das Jahr 1898 messen. Dem Unternehmen Mich. beiden Ausstellungen jeweils mit ei- wende internationale Kontakte be- der schon 1883 als Betreiber der Handelsmälzerei in Bamberg produ- Weyermann wurde anlässlich der ner Goldmedaille ausgezeichnet, saß. Gerade den französischen Brauerei zum Bären in Bamberg ver- ziert. Hinzu kam die bereits erwähn- Nürnberger Gewerbeausstellung und zwar „Pour des produits excel- Sprachraum hatte die Firma als Ab- zeichnet ist, hatte sich auf die Pro- te, ebenso 1885 gegründete Erste 1896 durch Prinzregent Luitpold die lents et de l’exportation la plus én- satzgebiet bereits intensiv erschlos- duktion und den Verkauf von Malz Bamberger Exportbierbrauerei Fran- Bayerische Staatsmedaille für her- tendue“. Sie erhielt die Preismedail- sen und war dort stark verankert. und Malzkaffee verlegt. Unter sei- kenbräu, die Braumalze anbot. vorragende Leistungen und exzel- len als höchste Auszeichnung für Übrigens war Bamberg um die Jahr- nem Namen ist im „Adress-Buch Sicher veranlasste die neue Wett- lente Qualität ihrer Produkte verlie- ihre gesamte Produktpalette vor- hundertwende Sitz eines „Konsulats der Stadt Bamberg von 1887“ eine bewerbssituation Johann Baptist zu hen. Ein Jahr zuvor, 1895, hatte die züglicher Brau-, Farb- und Caramel- der Vereinigten Staaten von Ameri- „Malzfabrik“ in der Ludwigstraße einer Erweiterung bzw. Spezialisie- „Exposition de Bordeaux“ in Frank- malze und vorzüglichen Malzkaffee ka“ für den oberfränkischen Export. 16-18 eingetragen. Daneben hatte rung seines Angebots. Gambrinus: Schutzpatron der Bierbrauer und geschütztes Warenzeichen von Weyermann Bayerische Landes-Industrie-Gewerbe- und Kunst-Ausstellung 1896 Ausstellungen, Fachmessen und werbeverein Bamberg herausgege- Ausstellers auflagen. Das dekorati- Leistungsschauen hatten sich mit bene „Erinnerungsblatt“: „In nächs- ve Beiwerk nahm durchgehends Be- der Industrialisierung etabliert. ter Nähe […] präsenti[e]rte sich auch zug auf die ausgestellten Fabrikate Dabei wurden auch Produkte rund das Ausstellungs-Arrangement von und deren Verwendung. Gerste und um das Brauwesen national und in- Michael Weyermann. Die Firma führ- Hopfen schmückten ornamental die ternational präsentiert. Unter der te ihre bekannten Sorten Farb- und Flächen, während reizende Amoret- Schirmherrschaft Prinzregent Luit- Caramelmalz und die neuerdings ten über den Säulen, die Jahreszei- Annonce in der belgischen Brauerzeitschrift „Le Petit Journal du Brasseur“ vom 10. März 1905 polds von Bayern fand 1896 die „II. hinzugekommenen Fabrikate von ten darstellend, zugleich Wasser, Bayerische Landes-Industrie-Ge- Malzkaffee vor. Ein Stufenbau trug Gerste, Hopfen und Eis, die vier Ele- werbe- und Kunst-Ausstellung“ in den eigentlichen Ausstellungkiosk, mente der Bierbrauerei versinnbild- Bauabschnitt II: 1897-1913 Nürnberg statt. Schon 1882 war in der sich als schmucker Barockpa- lichten. Die Kuppel des Kiosk war der ehemaligen freien Reichsstadt villon, von einem Kuppeldach be- von einem Gambrinus, der Fabrik- Im Zeitraum zwischen 1897 und an eine Erweiterung der Produkti- die wichtigste Veränderung: 1904 die erste Bayerische Landesaus- krönt, darstellte. Die vier Ecksäulen marke, bekrönt. 1913 fanden unter Haeberles Regie onsanlagen gedacht worden war. In wurde die Pneumatische Mälzerei stellung für Industrie, Gewerbe und waren aus einzelnen Röhren gebil- Um endlich dem Beschauer einen die großen Baumaßnahmen statt, den Jahren von 1898 bis 1903 fan- gebaut, was bedeutet, dass auf Kunst abgehalten worden. Die Stadt det, welche in abwechselnder Fol- Einblick in die Fabrikationsweise zu welche das Erscheinungsbild der den die Vorplanungen für die wei- dem Fabrikgelände nun auch der Bamberg war mit etlichen Betrieben ge mit den verschiedenen Malzpro- bieten, waren auf vier in den Stu- Fabrikanlage noch heute prägen: tere bauliche Entwicklung des Un- Produktionsschritt des Keimens vor- vertreten, darunter auch die Mälze- ben gefüllt waren, während jede der fenbau eingeschobenen Postamen- Die Neue Brennerei (Farbmalzbren- ternehmens statt: Mälzereigebäude, genommen werden und die zuge- rei Mich. Weyermann. vier Seitenflächen eine reich ge- ten in 20facher Verkleinerung Röst- nerei) wurde 1897 begonnen. Aus Neues Kessel- und Maschinenhaus, pachteten Tennen aufgegeben wer- Einen hervorragenden Einblick in schmückte Nische enthielt, in der trommeln aufgestellt, wie sie zur der zentralen Lage des Alten Ma- Labor, Stall und Villa. Auch hinsicht- den konnten. Dies erfolgte mit der die Ausstellung und das Bamberger auf einem Brunnenschalen-ähnli- Herstellung des Farbmalzes Ver- schinenhauses von 1891 lässt sich lich der technischen Entwicklung damals modernsten Technik, dem Wirtschaftsleben gibt das vom Ge- chen Ausbau offen die Produkte des wendung finden.“ ablesen, dass schon in diesem Jahr ereignete sich in diesem Abschnitt Galland’schen Trommelsystem.
30 31 Nik. Jos. Galland (1816 - 1886) Die Pneumatische Mälzerei Die erste Ausführung einer Pneuma- tischen Mälzerei stammt von Gal- Galland und Saladin land aus dem Jahr 1874. Hier lag die Gerste auf einem durchlöcher- Nik. Jos. Galland (1816 -1886) war ten Boden aus Eisenblech (pneuma- ein genialer und rastloser Erfinder. tische Tenne). Grünmalz sollte ohne Als er 1869/70 eine Brauerei unter Bewegen und Mischen des Keim- dem Namen Société de la Brasse- gutes produziert werden. Dies hat- rie Viennoise im französischen Ma- te sich als undurchführbar erwiesen. xéville bei Nancy gründete, hatte er Man zerlegte deshalb die pneuma- zwar Erfahrungen in der Zuckerin- tische Tenne in eine Anzahl Zellen, dustrie und Spiritusbrennerei ge- lüftete das Keimgut und mischte es sammelt, jedoch nur allgemeine Jules Saladin (1826 - 1906) durch häufiges Überschaufeln aus Kenntnisse im Brauwesen. einer Zelle in eine andere. Zusammen mit seinem Mitarbeiter Die Weiterentwicklung bestand in Jules Saladin versuchte er, zunächst der Trommelmälzerei. Hier wird die die Kastenmälzerei zu verbessern, Gerste zunächst in oberhalb der und patentierte seine Ergebnisse. Keimtrommeln stehenden Weich- Jules Saladin (1826 - 1906) selbst stöcken geweicht. Das Keimgut fällt widmete sich über dreißig Jahre von dort dann in die Trommeln, die lang der Vervollkommnung der auf zwei Rollböden liegend durch pneumatischen Kastenmälzerei. Schneckengetriebe in langsame Um- Galland wandte in seiner Brauerei Entwurf einer Pneumatischen Mälzerei für Mich. Weyermann vom 15. April 1899 drehung versetzt werden. in Maxéville neben anderen techni- schen Erfindungen das pneumati- sche Mälzverfahren an. Dann spe- zialisierte er sich auf die Trommel- mälzerei. Zusammen mit dem Direk- Innovationen bei Weyermann tor Henning der Freund’schen Ma- schinenfabrik in Charlottenburg / Pneumatische Mälzerei bei Geradezu vorbildlich war Johann dem Stephansberg organisiert wer- einen enormen Fortschritt dar. Es Mich. Weyermann, Ansicht Berlin entwickelte er seine am 10. des Trommelraums Baptists Aufgeschlossenheit für den. Ein Modell der Pneumatischen war zu diesem Zeitpunkt das mo- Mai 1884 zum Reichspatent 32 620 Fortschritt und technische Innova- Mälzerei bei Weyermann war im dernste System, das zu haben war. angemeldete Erfindung kommerzi- tionen im Bereich der Produktion, Deutschen Museum in München zu Nicht zuletzt dank der modernen ell fort. Die erste Aufstellung solcher als er sich für die Anlage einer Pneu- sehen, bis gegen Ende des Zwei- Produktionstechnik des Galland- „Galland-Trommeln“ erfolgte bei der Zeichnung des von Gal- matischen Mälzerei entschied. ten Weltkriegs Brandbomben auf ’schen Systems entwickelte das land konstruierten pneu- Schultheiß-Brauerei in Berlin-Pan- matischen Keimapparats Nun konnte bei Weyermann der Pro- das Dach des Museums fielen und Unternehmen in der Zeit von der kow. Die „Galland-Trommeln“, ver- duktionsschritt des Keimens in mo- die gesamte Brauabteilung zerstör- Jahrhundertwende bis zum Ersten sehen mit den Verbesserungen der dernsten „Galland-Trommeln“ auf ten. Das Galland’sche Mälzverfah- Weltkrieg seine weltweiten Handels- Freund’schen Maschinenfabrik, ha- dem Gelände selbst durchgeführt ren stellte hinsichtlich des Zeit- und beziehungen und seine internatio- ben Gallands Namen in Europa und musste nicht mehr umständ- Arbeitsaufwands im Vergleich mit nale Vernetzung, die in einem eige- überall bekannt gemacht. lich in zugepachteten Tennen auf der herkömmlichen Malzherstellung nen Abschnitt beleuchtet werden.
32 33 Die modernste Mälzerei Weitere Projekte: Die großen Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen Im II. Bauabschnitt ereignete sich Haeberle blieb allerdings für die ar- 1898 -1913 mit dem Bau der Pneumatischen chitektonische Gestaltung verant- Mälzerei vor genau 100 Jahren hin- wortlich. Seine künstlerische Leis- Von den ab 1898 projektierten Ge- lich 1912 – um ein 4. Vollgeschoss sichtlich der technischen Entwick- tung liegt im Rohentwurf, in den die bäuden wurde 1900 das Neue Kes- erweitert. Zusammen mit der Dop- lung die größte und bedeutendste Freund’sche Planung integriert wur- sel- und Maschinenhaus samt neu- pelanlage der Pneumatischen Mäl- Veränderung bei Weyermann Malz. de, zumindest jedoch in der Fassa- em Schornstein gebaut. Es folgte zerei erreichte das Unternehmen in Schon im August 1898 hatte die dengestaltung der riesigen Anlage. 1902 das Labor und das „Comptoir- dieser Phase eine beeindruckende bereits erwähnte Charlottenburger gebäude“ mit Wohnung. bauliche Dimension. 1910 schließ- Maschinenbaufirma J. C. Freund & Wegen der Unterführung der Mem- lich wurde das Gebäude der Ge- Co. für Johann Baptist den Grund- melsdorfer Straße unter die Bahnli- treideannahme (Putzerei mit Gers- riss eines Mälzereigebäudes mit nie musste das alte Kontorgebäu- tenübernahme) im Stil einer mittel- Galland’schen Mälztrommeln ent- de abgerissen werden. 1902 wurde alterlichen Trutzburg errichtet sowie worfen. Einen Monat später legte übrigens auch die Brennerstraße eine Zwei-Hordendarre gebaut. Haeberle einen weiteren Vorentwurf gebaut. Erst die neue Straße ermög- Die Grundstückserweiterung von für eine herkömmliche Tennenmäl- lichte die Erschließung des Grund- 1910 ermöglichte auch den Bau der Versandgebäude zerei vor, dem gewiss eine längere stücks von Osten und ist bis heute Villa. Diese und den Pförtnerpavil- und intensive Planungsphase vor- die Zufahrt zum Unternehmensge- lon errichtete man im Jahre 1913. ausgegangen sein dürfte. lände. Johann Baptist kaufte zudem Auch wenn sie wie eine typische Doch Haeberle wurde von der inno- sämtliche an die Brennerstraße an- bürgerliche Villa eines feinen Vororts vativen Technik des Berliner Unter- grenzenden Grundstücke. der Jahrhundertwende aussieht: Die nehmens überholt: Sein Plan kam Das Farbmalzlager wurde als drei- Weyermann-Villa wurde von Anfang nicht zur Ausführung, wohl aber der Grundsteinlegung der Villa mit Wohn- und Verwaltungsgebäude am 25. August 1913 geschossiges Gebäude 1903 reali- an sowohl als Wohn- als auch als Freund’sche Plan, der von Juli 1899 siert und schließlich – wahrschein- Kontorgebäude genutzt. bis Dezember 1903 durch vier wei- tere Grundrisspläne präzisiert wurde. Innenansicht des Alten Maschinenhauses von 1891 Das Neue Maschinenhaus, errichtet im Jahr 1900
34 35 Sozialgesetzgebung Betriebliche Sozialpolitik bei Weyermann Im ausgehenden 19. Jahrhundert tel der Beiträge zu zahlen, die Ar- Früher als der Staat setzten jedoch reiche für Arbeiter und in solche für wurde in Deutschland eine Sozial- beitnehmer 2 Drittel. 1884 wurde einzelne zivile Unternehmer sozial- Angestellte. Johann Baptist über- gesetzgebung in einem bisher un- auch die Unfallversicherung, deren politische Maßnahmen in ihren Be- nahm mit hohem Kostenaufwand bekannten Ausmaß staatlich veran- Beiträge die Arbeitgeber zu 100% trieben um. Dies geschah zum ei- soziale Verantwortung für seine Be- kert und umgesetzt. Davon waren zu zahlen hatten, eingeführt. Es folg- nen aus Notwendigkeit, d.h. weil es legschaft. Die „Arbeits-Ordnung“ sowohl Geschäftsleitung als auch te 1889 die Alters- und Invaliditäts- einen konkreten Bedarf gab, zum von 1892 regelte die Arbeitszeiten Belegschaft der Mälzerei Weyer- versicherung, welche die Unterneh- anderen aus Gründen der Produk- und das Verhalten des Arbeiters im mann betroffen. Bereits 1878 wur- men zu 2 Drittel finanzierten. Im Rah- tivitätssteigerung und um Arbeiter Betrieb und seiner Arbeit gegen- den im Rahmen des Reichsgewer- men der Unfallversicherung wurden nicht zur Konkurrenz abwandern zu über. Als Betrieb mit Dampfmaschi- begesetzes staatliche Fabrikinspek- Industriegruppen regional zu Be- lassen. Betriebliche Sozialpolitik ne unterlag die Mälzerei Weyermann toren zur sozialen Überwachung der rufsgenossenschaften zusammen- spielte bei Weyermann Malz schon regelmäßigen staatlichen Inspekti- Industriebetriebe eingeführt. Diesen gefasst. Seit 1890 wurde auch die von Anfang an eine große Rolle, was onen, aus denen man die Einhaltung Kontrolleuren oblag insbesondere Arbeiterschutzgesetzgebung noch sich gegen Ende des 19. Jahrhun- der Unfallschutzvorschriften und die der Schutz jugendlicher Arbeiter in weiter ausgebaut. derts nicht zuletzt in den Neu- und Zahl der Arbeiter ablesen kann. den einzelnen Betrieben, so auch in Die im Deutschen Reich sehr libe- Umbauten auf dem neuen Betriebs- Beanstandungen gab es im Zeit- Bamberg. Im Rahmen der Bismarck- ral gehandhabte Gewerbefreiheit gelände zeigte: raum 1894 bis 1914 praktisch kei- ’schen Sozialgesetzgebung wurde wurde 1897 im Rahmen des Hand- So wurde mit dem Bau des Neuen ne, die Vorschriften wurden im Sin- 1883 die Krankenversicherung per werkerschutzgesetzes durch Aus- Kessel- und Maschinenhauses im ne der Arbeiter stets einwandfrei Gesetz beschlossen und am 1. De- bildungsforderungen wieder deut- Jahr 1900 das Alte Maschinenhaus umgesetzt. 1894 beschäftigte Jo- zember 1884 verpflichtend einge- lich eingeschränkt und ermöglichte zum Badehaus umgebaut und ein hann Baptist 19 Personen in seiner führt. Sämtliche im Stadtkreis Bam- die Bildung von Zwangsinnungen. Obergeschoss mit Arbeiterschlaf- Firma, 1898 waren es 28, im Jahr berg beschäftigte Arbeiterinnen und 1899 kam es zur Bildung von Hand- saal und Küche aufgesetzt. Hin- 1900 sogar 43. Diese Zahl wurde Arbeiter traten an diesem Tag in die werkskammern als besondere Ver- sichtlich der hygienischen Einrich- erst 1904 überschritten und betrug Gemeindekrankenversicherung ein. tretungen des Kleingewerbes, die tungen bot die Firma ihren Arbeitern dann 50 Personen. Der Höchst- Am 1. Juli 1885 nahm die Gemeine 1900 auf der Ebene der Regierungs- und Angestellten den höchsten stand der Beschäftigung vor dem Ortskrankenkassa Bamberg ihre Tä- bezirke neben die schon existieren- Standard: Den Arbeitern standen Ersten Weltkrieg war 1906 mit 58 tigkeit auf und löste die Gemeinde- den Handelskammern traten. Im Brause- und Wannenbäder und Arbeitern erreicht. In den folgenden krankenversicherung ab. Die Unter- Jahr 1911 schließlich wurde die An- sogar ein Dampfbadestuhl zur Ver- Jahren pendelte sich dieser Wert nehmen hatten grundsätzlich 1 Drit- gestelltenversicherung eingeführt. fügung, aufgeteilt allerdings in Be- zwischen 35 und 40 Personen ein. Beispiele unternehmerischer Sozialpolitik bei Weyermann: Arbeiterkantine, Küche, moderne sanitäre Einrichtungen (1901) Skizze des Badehauses und Waschgelegenheiten für die Belegschaft (1900)
36 37 Erstes Patent zur Herstellung von Farbebier 1902. Das Verfahren wurde in der Folgezeit mehrfach er- folgreich verfeinert und optimiert Die Farbmalzbierproduktion Bilanz 1900 /1901 Ein besonderes Ereignis in der Er- wendung größerer Farbmalzmen- Am 8. April 1902 präzisierte Johann folgs- und Innovationsgeschichte gen, wie sie die Bereitung tief dunk- Baptist seinen Patentanspruch. Die ersten überlieferten Daten über von Weyermann Malz ist die Pro- ler Biere erforderte, die Biere einen Zwischen 1877 und 1918 wurden in den wirtschaftlichen Erfolg des Un- duktion von Farbmalzbier, die zu mehr oder weniger stark röstaroma- Bamberg insgesamt lediglich 10 ternehmens enthält die Bilanz von Beginn des 20. Jahrhunderts auf- tischen Geschmack annahmen. So Patente mit einer Laufzeit von 10 1900/1901. Im ersten Jahr des ge- genommen wurde. Die Idee be- waren schon seit einiger Zeit Ver- Jahren angemeldet. Dass Johann rade angebrochenen 20. Jahrhun- stand in der Diversifikation und suche durchgeführt und patentiert Baptists Verfahren zur Herstellung derts hatte die Mälzerei Mich. Wey- Weiterverarbeitung des in worden, um geschmacklose Farb- von Farbebier eines davon ist, zeigt ermann eine Bilanzsumme in einer den neuen Produktionsanla- malzauszüge und -extrakte zu ge- die Innovationskraft des Unterneh- Höhe von 1.096.532,20 Goldmark gen an der Brennerstraße winnen. Allerdings waren deren Er- mensgründers und seine Bedeu- auszuweisen. Diese Bilanz ermög- hergestellten Röst- bzw. gebnisse entweder nicht zufrieden- tung für die Industrialisierungsge- licht einen Einblick in den Wert und Farbmalzes. Zwar war stellend oder zu teuer. Johann Bap- schichte der Stadt Bamberg und der die Vermögensverhältnisse des Bam- es der modernen Mälz- tist ließ sich per Kaiserlichem Pa- Region Oberfranken. berger Unternehmens. technik bereits gelun- tent am 16. Januar 1902 sein „Ver- Das Weyermann’sche Farbebier Bedeutendste Position der Aktiva- gen, aus Darrmalz fahren zur Herstellung geschmack- wurde zunächst bei den Bamberger Seite (Kapitalverwendung) war – wie Farbmalze herzu- loser Farbmalz-Abkochungen und - Brauereien Keesmann und Maisel nicht anders zu erwarten – das sog. stellen, die fast frei Maischen oder concentrirter Extrak- im Lohnbrauverfahren eingebraut, „Immobilienconto Memmelsdorfer von bitterem Ge- te aus Farbmalz zwecks Bereitung dann vor allem jedoch in der Obe- Straße“, dessen Buchwert sich, zu- Die 1835 schmack wa- dunkler Biere und Färbebiere“ in ren Königstraße, wo eine Firma Jo- sammen mit dem neuen Farbmalz- eröffnete ren, doch war Berlin für das ganze Deutsche Reich hann Baptist Weyermann Farbebier- fabrikgebäude, dem Neuen Kessel- Bayerische es in der Pra- patentieren. In seiner Patentschrift brauerei betrieben wurde. 1907 und Maschinenhaus, dem Maschi- Hypotheken- xis so, dass heißt es ausführlich: zählte die kleine Firma trotz Verla- nenkonto und einigen anderen Po- und Wechsel- gerade bei „Das nachstehend beschriebene, gerung der eigentlichen Produktion sitionen, auf insgesamt 505.339,56 bank München, der An- von mir erfundene Verfahren ist das nach Potsdam noch immer zu den Goldmark belief, woraus sich die deren Gründung denkbar einfachste und billigste und 35 Brauereien der Stadt und be- Baukosten für die bereits 1901 rea- 1834 durch König gestattet ausserdem die im Farb- schäftigte 3 Arbeiter. Die Beleg- lisierten Projekte rekonstruieren las- Ludwig I. angeregt malze enthaltenden Stoffe unter Zu- schaft von Johann Baptist zählte sen. Die „Mälzerei Kaulberg“, d.h. worden war, spielte bei rücklassung der geschmackbilden- insgesamt 57 Personen. der Betrieb in der Laurenzistraße, der Fremdfinanzierung den zu gewinnen, sodass man nach wurde zu diesem Zeitpunkt lediglich eine wichtige Rolle, eben- meinem Verfahren thatsächlich ganz Stellenangebot vom November 1901 mit 22.075,48 Mark veranschlagt, so die Bamberger Filiale geschmacklose Auskochungen und die „Mälzerei Stefansberg“ noch mit der Pfälzer Bank, die beide Extrakte von ausserordentlicher Fär- 31.432,23 Goldmark. Die beiden ur- bedeutende Positionen auf bekraft enthält. […] Die geschmack- sprünglichen Produktionsstätten der Passiva-Seite (Kapitalher- lose Auskochung kann entweder der machten also vom Bilanzwert nur kunft) einnehmen. Hinzu kom- im Maischbottich befindlichen Darr- noch etwas mehr als ein Zehntel des men einige private Geldgeber. malzmaische oder der Würze im neuen Fabrikstandorts aus. Das ver- Die Eigenkapitalquote der Malz- Hopfenkessel zugeführt oder nach deutlicht den enormen Kapitalauf- fabrik Mich. Weyermann hingegen dem Filtriren durch ein Bierfilter zu Versuchs- und Produktionsstätten für das Wey- wand, den das Unternehmen für die betrug 685.147,16 Goldmark und ermann’sche Farbebier waren zunächst in Bam- einem Extrakt, das direkt zur Fär- Investitionen in der Memmelsdorfer somit stolze 62,48% der gesamten berg, bevor Johann Baptist den Sitz der Firma bung von Bier benützbar ist, einge- 1903 offiziell nach Potsdam verlegte Straße zu erbringen hatte. Bilanzsumme 1900/1901. dickt werden.“
Die Belegschaft der 38 Potsdamer Filiale Patente 39 Der Brauereihof von Johann Baptist Weyermann‘s Farbmalzbier-Brauerei Potsdam Johann Baptist erkannte die Bedeu- tung des Herstellungsverfahrens für sein entbittertes Farbebier. Hatte er sich die Erfindung für das Deutsche Reich am 16. Januar 1902 paten- tieren lassen, so folgten schon un- mittelbar darauf, am 9. März 1902, die Patentanmeldungen für Russ- land, Österreich, Dänemark, Un- garn, Belgien, Frankreich, England, Schweden, Norwegen und Italien. Am 13. Mai 1902 wurde das Verfah- ren für „geschmacklose Farbmalz- abkochungen“ auch für die Verei- nigten Staaten von Amerika paten- Internationale Patentur- tiert. Mit diesen 12 Patenten hatte kunden für Österreich, Norwegen, Schweden, sich Johann Baptist das Monopol Italien, Dänemark auf die Produktion seines Röstmalz- bieres in Europa gesichert und auch die USA als potenziellen Absatz- markt abgedeckt. GAMBRINUS®, SANITAS® und CARAPILS® Durchgeführt wurde die Beantra- gung der Patente über das „Patent- In den Zusammenhang mit der Be- Gerstenkaffee und Malzkaffee be- Bureau H.& W. PATAKY“ in Berlin. antragung von Patenten fällt auch stimmt. Weyermann Malz firmierte der Schutz von Waren- und Bildzei- in der Urkunde ausdrücklich als chen. Am 12. Mai 1894 hatte Kai- „Malzkaffee-Fabrik“. Der „Schlotfeger“: Schutzmarke von 1910 Die Häuser „Am Kanal 4, 4a und 5“: Große Ausfahrt des Fuhrparks ser Wilhelm II. das „Gesetz zum Eine ganze Reihe Weyermann’scher Geschützte deutsche Wa- renzeichen und Schutz- Schutz der Warenbezeichnungen“ Warenzeichen steht in der Brauwelt Potsdam und SINAMAR ® marken 1900 - 1907 erlassen. Schon am 31. März 1900 damals wie heute für höchste Qua- hatte Johann Baptist das Bildzei- lität. So zum Beispiel das bereits er- Da die Herstellung von Farbebier in liche Trennung zwischen der gleich- terte schwarze Röstmalzbier SINA- chen GAMBRINUS ® für das Deut- wähnte SINAMAR ®, das Johann Bayern verboten war, lagerte Jo- zeitig in Bamberg errichteten Pneu- MAR ® hergestellt, wobei SINAMAR ® sche Reich schützen lassen, und zwar Baptist am 1. Mai 1907 als Waren- hann Baptist diesen neuen, lukrati- matischen Mälzerei und der Farbe- für „sine amaro“, also „ohne Bitter- in fünf Variationen (Nr. 44 065-44 069). zeichen anmeldete und das am 6. ven Produktionsbereich kurzerhand bierbrauerei vollzogen. keit“, steht. Der im Filialunterneh- Dass das Unternehmen 1904 wei- Januar 1908 in Berlin unter der ins preußische „Ausland“ aus und Johann Baptist pachtete in Pots- men in Potsdam für die Farbebier- terhin Malzkaffee produzierte, be- Nummer 104 122 registriert wurde. gründete 1903 in Potsdam die Far- dam unter der Adresse „Am Kanal herstellung benötigte Grundstoff, weist die vom Kaiserlichen Patent- Am 23. November 1908 wurde dar- bebierbrauerei Johann Baptist Wey- 4“ von der alteingesessenen Brau- das Röstmalz, wurde weiterhin in amt am 9. September vollzogene über hinaus unter der Nummer 121 921 ermann. Auch steuerliche, zollpoli- erfamilie Lamm eine Brauerei samt Bamberg hergestellt. Markenzei- Bewilligung eines Warenzeichens das erste von vielen Weyermann- tische und absatztechnische Grün- Produktionsanlagen. Mittels zwei- chen für dieses hervorragende Pro- SANITAS® (lateinisch für „Wohlbe- ’schen Caramelmalzen, CARAPILS ®, de mögen bei seiner Entscheidung stufigen Vakuumeindampfverfah- dukt wurde schon sehr bald der finden“, „Gesundheit“), das unter als Warenzeichen eingetragen. CA- für Potsdam eine Rolle gespielt ha- rens wurde hier bis Ende des Zwei- „Schlotfeger“, der auch heute noch der Warenzeichennummer 71 944 RAPILS ® folgten in den zwanziger ben. Mit dem Umzug nach Potsdam ten Weltkriegs, also über 40 Jahre für die Qualität des Röstmalzbiers registriert wurde. SANITAS® war für Jahren etliche weitere Qualitätsmar- wurde eine mehr als deutliche räum- lang, das surrogatfreie und entbit- aus dem Hause Weyermann steht. Kaffee-Produkte wie Fruchtkaffee, ken von Weyermann Malz.
40 41 25 Jahre Weyermann Malz: Ein Grund zum Feiern! Weyermann in Nürnberg 1906 Zum 25-jährigen Jubiläum von Wey- Mälzerei, einen Sprung auf 46.284 des jungen Unternehmens, die aber Von Mai bis Oktober 1906 fand, Dessauer, der Ersten Bamberger Ex- ze, Pilsner-, Wiener- und Münchner ermann Malz im Jahr 1904 hatte dz vollzog. Der Gesamtausstoß hat- dennoch bescheiden wirkt, wenn wieder in Nürnberg, die „3. Bayeri- port-Bierbrauerei „Frankenbräu“ Trommelmalze, Gerstenmuster, ca- sich aus den Anfängen der kleinen te sich innerhalb von nur etwas man bedenkt, dass Weyermann sche Jubiläums-Landes-Industrie-, und Georg Bauernschmitt, dem ramelisiertes Malz und dto. Farb- Rösterei in der Laurenzistraße 1879 mehr als 10 Jahren mehr als verdrei- Malz gegenwärtig über 65.000 t Gewerbe- und Kunstausstellung“ Pächter der alten bürgerspitälischen malz in verschiedenen Qualitätsab- ein beachtliches Unternehmen mit facht. Eine hervorragende Leistung Malz, also 650.000 dz, umsetzt. statt. Anlässlich des Jubiläums der Brauerei Michaelsberg vertreten. stufungen. Den Wandbau zu beiden den Produktionsstandorten in der Eingliederung der Stadt in das Kö- Aus Kulmbach kamen weitere vier Seiten schließt ein junger Gambri- Brennerstraße in Bamberg und in nigreich Bayern 1806 hatte Nürn- Mälzereien. Die Mälzerei Weyer- nus ab, Schutzmarke der Firma.“ Die Potsdam entwickelt. berg den Zuschlag für die 5 Millio- mann präsentierte ihr gesamtes Pro- Ausstellung wurde von ca. 2,5 Mio. Johann Baptist belieferte nicht nur nen Mark teure Ausstellung erhal- duktspektrum. Im Ausstellungska- Menschen besucht und das Unter- den lokalen und regionalen Markt, ten. Zu den Ausstellenden zählten talog heißt es: „In einer umfangrei- nehmen wiederum mit der Golde- sondern setzte seine Produkte be- nicht nur verschiedene Firmen und chen Ausstellung bietet die Cara- nen Staatsmedaille, der höchsten reits im ganzen Deutschen Reich ab Gewerbebetriebe, sondern auch mel- und Farbmalzfabrik Michael Auszeichnung, für die Qualität ihrer und exportierte weit darüber hinaus staatliche Behörden und die Stadt Weyermann in Bamberg ein voll- Produkte und ihre Leistungsfähig- in viele europäische Länder. Nürnberg selbst sowie Vertreter der kommenes Bild ihrer Leistungsfä- keit prämiert. Neben den vielen Malz- Die Preise für Produkte aus dem bildenden Künste. higkeit. In schön gruppierten Glä- sorten für das Braugewerbe blieb Hause Weyermann können einem Bamberg war mit beiden Malzfabri- sern und Säcken zeigt sie Pilsner-, auch Malzkaffee weiterhin im Sorti- Kalender für das Jahr 1897 entnom- ken, Mich. Weyermann und Carl I. Wiener- und Münchner Tennenmal- ment von Mich. Weyermann. men werden. Auf der Rückseite un- ter der Überschrift „Derzeitige Preis- Noti[e]rungen“ lässt sich ablesen, dass 1 Ztr. „1a Caramel Malz“ 15 Goldmark kostete, 1 Ztr. „1a cara- 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 /9 /9 /9 /9 /9 /9 /9 /0 /0 /0 /0 /0 /0 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 18 18 18 18 18 18 18 18 19 19 19 19 19 melisiertes Farbmalz“ wie 1 Ztr. „1a Mengenangaben in Doppelzentner pro Jahr gewöhnliches Farbmalz“ jeweils 1 Goldmark mehr, und zwar 16 Gold- Die Kurve zeigt die Gesamtproduktion von Weyermann Malzen im Zeitraum 1892-1904 mark, „netto ab Bamberg“. Die äl- testen vorhandenen Produktions- statistiken reichen bis in das Jahr 1892 zurück: Wurden 1892 / 93 10.787 Doppel- zentner (dz) produziert, waren es in der folgenden Saison schon 15.004 dz. Der Ausstoß stieg in jedem Jahr kontinuierlich um 3.000 - 5.000 dz und erreichte um die Jahrhundert- wende einen vorläufigen Höchst- stand von 41.082 dz, ein Wert, an den man 1902/03 anknüpfen konn- te und der schließlich im Jubiläums- jahr, gleichzeitig dem ersten Pro- Modell der Weyermann’schen Pneumatischen Mälzerei in der Brauerabteilung im Deut- duktionsjahr der Pneumatischen schen Museum in München, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde Ansicht des Ausstellungsstandes von Mich. Weyermann in Nürnberg 1906
Seite 95 aus dem Hauptbuch von 1907 - 1910. Deut- 42 lich sind die internationalen Vernetzungen des Un- 43 ternehmens zu erkennen Handelsbeziehungen und Vertriebsnetze Urlaub und Lohnerhöhung 1908 Das Hauptbuch von Juli 1907 bis brauerei Hackerbräu, das Bürgerli- reich waren – trotz Erbfeindschaft Juni 1910 ist eines der ältesten er- che Brauhaus, Georg Pschorr und mit dem Deutschen Reich – viele Am 27. Juli 1908 hatte Johann Bap- haltenen Dokumente der Buchhal- nicht zuletzt die Staatsbrauerei Wei- Brauereien Kunden von Mich. Wey- tist angekündigt, all seinen Arbeitern tung der Mälzerei Mich. Weyer- henstephan zu den Abnehmern. ermann. Kontakte, die sich übri- eine Reihe von Vergünstigungen mann. Es ist 480 Seiten stark und Weyermann Malze gingen im ersten gens auch noch nach dem verlore- zukommen zu lassen. erlaubt einen tiefen Einblick in die Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts in nen Ersten Weltkrieg erhalten haben So wurde am 1. Oktober 1908 im Handelsbeziehungen und Vertriebs- das gesamte Deutsche Reich mit und sogar intensiviert wurden. Fran- Rahmen einer Belegschaftsver- netze des Unternehmens. vielen namhaften Brauereien, so zösische Kunden saßen etwa in sammlung bekannt gegeben, dass Deutlich zeigt sich, dass die Unter- auch nach Elsass-Lothringen, nach Lyon und Bar-le-Duc. Für die geo- alle Arbeiter ab 1909 nach einer nehmensstrategie zu dieser Zeit in Ostpreußen bis Breslau und ins Bal- graphische Ausdehnung repräsen- Tätigkeit von 3 Jahren 3 Tage und den Grundzügen bereits so ausge- tikum nach Danzig und Königsberg tativ sind die Brasserie de l’Atlan- nach einer Beschäftigungsdauer prägt war und das Unternehmen so bis nach Lettland (Riga). tique in Bordeaux und Brasserie de von 5 Jahren 5 Tage Urlaub im Jahr agierte, wie es das auch heute Die damalige Kaiserbrauerei Beck & la Méditerranée in Marseille zu nen- unter Fortzahlung des vollen Loh- immer noch tut: Stark auf lokalen, Co. in Bremen, heute als Beck’s nen. Seit jeher waren Schweizer nes erhalten werden. Auch bei un- regionalen, nationalen und interna- bekannt und mit jährlich 5,5 Mio. hl Brauereien wichtige Handelspart- verschuldeten Vorkommnissen in tionalen Märkten. Ausstoß Marktführer in Deutsch- ner. So lassen sich u.a. alte Kontak- der Familie sowie bei Einberufungen Die Buchungen lesen sich weitge- land, war Weyermann-Kunde, ge- te nach Basel, Zürich und St. Gal- sollte es eine Lohnfortzahlung ge- hend wie ein Who’s who? der euro- nauso wie Brauhäuser beispiels- len belegen. ben. Als großzügige Geste der Ge- päischen Braulandschaft. Zu den weise in Hamburg, Kiel, Dortmund, Handelsbeziehungen unterhielt schäftsleitung erhielten darüber hi- Kunden zählten – wie heute – etli- Düsseldorf, Kassel, Frankfurt am das Haus Weyermann auch mit naus „sämmtliche Arbeiter aller Ka- che Brauereien in der Stadt Bam- Main, Berlin, Chemnitz und Dresden. Santander und Cadiz in Spani- tegorieen“ rückwirkend zum letzten berg und der Umgebung. Man würde jedoch die gute Traditi- en. Ein echtes Ausgreifen in Zahltag eine Lohnerhöhung von 1 In der Region Nordoberfranken lie- on im Hause Weyermann verken- die Neue Welt belegen Lie- Pfennig pro Stunde und 60 Pfennig ferte man über Staffelstein, Kloster- nen, würde man ein rein nationales ferungen in die USA zu Pe- bei Wochenlöhnen. langheim, Lichtenfels und Kronach Absatzgebiet erwarten. Ein bedeu- ter Schoenhofen Brewing Doch auch damals hatte alles sei- bis in die entlegensten Winkel des tender Schwerpunkt im europäi- Company in Chicago nen Preis: „Herr Weyermann erwar- Frankenwaldes nach Ludwigsstadt schen Auslandsgeschäft war der und S. Liebmann’s Son tet dagegen, treue Pflichterfüllung und Lauenstein. Hof und Kulmbach skandinavische Raum mit zahllosen in New York City. So- und Ausführung jeder zugewiese- waren weitere regionale Schwer- Kunden in Dänemark, Schweden weit sich Daten und nen Arbeit nach bestem Wissen und punkte, wobei unter anderen auch und Norwegen. Die Benelux-Länder Informationen aus Können und erwartet, dass jeder die bedeutende Erste Kulmbacher waren ein wichtiger Absatzmarkt mit dem Hauptbuch einzelne Arbeiter dazu beiträgt, dass Actien-Exportbierbrauerei EKU und Luxemburg selbst, Antwerpen, Lö- von 1907 ent- ein gutes Produkt abgesetzt wer- die Kulmbacher Reichelbräu zu den wen (Grandes Brasseries Artois), nehmen las- den, damit sich das Geschäft von Kunden gehörten. Brüssel und Maastricht in Belgien sen, waren et- Jahr zu Jahr weiter entwickelt“, hieß Der Kundenstamm beinhaltete vie- und Amsterdam, Rotterdam, Den liche der ge- es in der Ansprache vor der versam- le große und kleine Braustätten in Haag und Leiden in den Niederlan- genwärtigen melten Belegschaft. Franken (Würzburg, Nürnberg, Fürth, den. Anfang des 20. Jahrhunderts Stammkunden schon Erlangen) und Bayern. In der Lan- zählte die Heineken Bierbrauerei damals, d.h. vor fast 100 Jahren, deshauptstadt München gehörten Rotterdam zur Kundschaft. Eine Abnehmer der Weyermann’schen Urlaubsplanung des Bamberger Gabriel Sedlmayr (Spatenbrauerei/ Verbindung, an die man erfolgreich Spezialmalze. Viele Kunden blicken Personals im Jahre 1910 Franziskaner-Leistbräu), die Actien- anknüpfen konnte. Auch in Frank- auf eine lange Tradition zurück.
44 45 Johann Baptists Kinder Carl Weyermann Johann Baptists Kinder: Johann Baptist, der Unternehmens- Eva mit ihren Brüdern Rudolf Weyermanns Bruder Carl schließlich in München bei der Sedl- Rudolf (links) und gründer, war jedoch nicht nur Ge- Friedrich Bernhard wurde am 25. mayr Franziskaner-Leistbräu. Carl (Mitte) schäftsmann, innovativer Unterneh- September 1888 in Bamberg gebo- Es schloss sich 1910/11 ein einjäh- mer und Leiter einer mittlerweile ren. Seine Kindheit war durch eine riges Studium an der Brauerschule bereits sehr bedeutenden Malzfab- schwere Erkrankung geprägt. Des- der 1883 gegründeten Versuchs- rik, sondern auch Ehemann und halb erhielt er bis 1909 Hausunter- und Lehranstalt für Brauerei (VLB) / Familienvater. Mit seiner geliebten richt durch Professoren der Real- Institut für Gärungsgewerbe in Ber- Frau, der Apothekerstocher Sabine schule und durch Handelslehrer. lin an. Während seiner Studienzeit IV. Versuchssud in Weihenstephan am 8. November 1905. Rudolf Weyermann ist auf diesem Bild der 5. von rechts Sippel, hatte er vier Kinder: Er absolvierte dann einige Praktika war er Bundesbruder im Corps Cim- Ihre gemeinsame Tochter Eva Mar- bei verschiedenen Brauereien, so in bria, dem er treu verbunden blieb. garete wurde 1878 geboren, ihr ers- Nürnberg bei der Bierbrauereige- Carl trat im September 1911 in das ter Sohn Friedrich Michael starb sellschaft, vorm. Gebr. Lederer, in Unternehmen seines Vaters Johann 1884 im Alter von nur 5 Jahren. Ru- Leipzig bei der Brauerei Riebeck & Baptist ein und konnte besonders dolf Weyermann, Johann Baptists Co., in Berlin-Pankow in der Mälze- die Berliner bzw. Potsdamer Kun- drittes Kind, wurde 1880 geboren. rei der Schultheiß-Brauerei und denbeziehungen pflegen. Er und sein acht Jahre jüngerer Bru- Carl Weyermann der Carl lernten die Welt der Mälze- (1888 -1951) in Couleur rei sehr bald kennen. Rudolf und Carl stellten nach Baptist die zwei- Studentenverbindungen von Rudolf in Weihenstephan ... te Generation im Familienunterneh- men Mich. Weyermann. Eva heiratete 1898 den Direktor des Bamberger Krankenhauses, Hofrat Dr. Max Jungengel. Sie blieb stille Teilhaberin und nahm nicht aktiv an der Unternehmenspolitik teil. Rudolf Weyermann Rudolf Michael Maria Weyermann, litärzeit diente er als Freiwilliger für dung ab. Während seines Studiums am 7. September 1880 in Bamberg ein Jahr beim 1. Chevauxleger-Re- war Rudolf Mitglied der Landsmann- geboren, besuchte zunächst die giment in Nürnberg, um dann in ver- schaft Bavaria, einer schlagenden Volksschule und dann die Realschu- schiedenen kleinen und großen Studentenverbindung. Unmittelbar le in Bamberg. Anschließend absol- Brauereien praktische Kenntnisse nach seinem Studium trat Rudolf, vierte er eine kaufmännische Lehre im Brauereigewerbe zu erwerben. 25 Jahre alt, in den elterlichen Be- beim renommierten Bankhaus A. E. Ein Studium an der damaligen Aka- trieb ein. Er blieb Weihenstephan Wassermann in Bamberg und ging demie für Landwirtschaft und Brau- durch den 1898 gegründeten „Ver- nach deren Beendigung einige Jah- erei in Weihenstephan, der Vorgän- band ehemaliger Weihenstephaner re in die französische Schweiz und gerin der heutigen Weihenstephaner der Brauer-Abteilung e.V.“ Zeit sei- nach England. Während seiner Mi- Einrichtungen, schloss seine Ausbil- nes Lebens verbunden. ... und von Carl in Berlin
46 47 Prinz Ludwig von Bayern Geschäftsentwicklung bis 1913 Aufgrund seiner hervorragenden Die „Bamberger Neuesten Nach- Die Netzwerke von Rudolf und Carl 59.575 dz fort und überschritt mit lich an, was einem Anteil von 27,6% Leistungen für die bayerische Wirt- richten“ schrieben über dieses au- über ihre Studentenverbindungen Schwankungen schließlich 1911/12 an der gesamten deutschen Bierer- schaft wurde Johann Baptist am 1. ßergewöhnliche Ereignis: „Kurz vor und Alumni-Treffen spielten eine die magische Grenze von 75.000 dz. zeugung entsprach. Januar 1912 der Titel „Bayerischer 11 Uhr fuhr Prinz Ludwig in den fest- wichtige Rolle in der Geschäftsfüh- Die letzte Produktionsziffer vor Aus- Das Exportvolumen der bayeri- Kommerzienrat“ verliehen. In Bam- lich geschmückten Fabrikhof des rung der zweiten Unternehmergene- bruch des Ersten Weltkrieges belief schen Bierbrauer war in diesem berg war zu dieser Zeit einzig noch Weyermann’schen Etablissements. ration. Eine Tradition, die auch in sich auf 75.544,50 dz, sodass man Jahr so hoch, dass jedes zehnte der jüdische Bankier Max von Was- Der Prinz wurde von dem Besitzer den folgenden Generationen eine sagen kann, dass das Unternehmen weltweit getrunkene Glas Bier da- sermann, dem dieser ehrwürdige Kommerzienrat Weyermann und ganz selbstverständliche Fortset- am Ende der Konjunkturphase, na- mals aus Bayern stammte. Titel bereits 1909 verliehen worden dessen Söhne am Vestibül des zum zung fand. Mit Rudolfs Eintritt in die tional und international bestens ver- Unter den bayerischen Staatssteu- war, Träger dieser außerordentli- Empfang des hohen Gastes hübsch Firma 1905 ging die Entwicklung netzt, in vollster Blüte stand. ern hatten 1913 die Einkommen- chen Auszeichnung. dekorierten Geländes begrüßt und Prinz Ludwig von Bayern (1845 -1921), des Unternehmens weiter steil 1913 feierte man auch das 25-jäh- steuer mit 35,9% und die Biersteu- der spätere König Ludwig III. (1913 -1918) 1912 war auch das Jahr, in dem der in die Vorhalle geleitet, woselbst bergauf. Hatte man 1904/05 46.284 rige Jubiläum am Betriebsstandort er mit 35,8% das höchste Aufkom- neue Bamberger Hafen als Bayeri- sich die zu dem Festakte und der dz Malz produziert, so waren es Memmelsdorfer Straße. Bis 1913 men. Die Staatseinnahmen aus der scher Staatshafen (Prinz-Ludwig- damit in Verbindung gebrachten die großzügige Betriebseinrichtung 1905 / 06 bereits 54.569 dz. Der stieg übrigens die Biererzeugung in Biersteuer betrugen für das letzte Hafen) fertig gestellt und durch Prinz Tafel geladenen Herren inzwischen dieses Industrie-Unternehmens, das Aufwärtstrend setzte sich 1907 mit Bayern auf über 19 Millionen hl jähr- Vorkriegsjahr 52,1 Millionen Mark. Ludwig von Bayern, dem späteren eingefunden hatten. [… Dann wur- aus kleinen Anfängen [...] sich so König Ludwig III. von Bayern, feier- de] ein Rundgang durch die Fabrik- mächtig entwickelte. lich eröffnet wurde. Der Hafen er- räume angetreten. […] Prinz Ludwig Anschließend an den Rundgang möglichte eine fortschrittliche An- brachte den in allen Teilen zeitge- fand eine Festtafel für Prinz Ludwig Die Bamberger Belegschaft feierte 1913 25-jähriges Betriebsjubiläum am neuen bindung an die nationalen und in- mäßen und großzügigen Einrichtun- und die speziell geladenen Gäste, Standort in der Memmelsdorfer Straße. ternationalen Binnenschifffahrtswe- gen der Weyermann’schen Fabrik 50 an der Zahl, statt. […] Kurz vor 2 In Berlin fand in diesem Jahr der 12. Deut- sche Braumeister-Tag unter Mitwirkung ge. Die Kosten für den Bau des Ha- ein starkes Interesse und Verständ- Uhr erfolgte, nachdem Photograph der Potsdamer Weyermann-Filiale statt fens beliefen sich damals auf die gi- nis entgegen. Kohler noch eine Gruppenaufnah- gantische Summe von 4.840.000 Er verweilte besonders lange in den me von den Festgästen mit Prinz Mark. Anlässlich der Einweihung maschinellen Betriebsräumen und Ludwig gemacht hatte, unter den weilte der Monarch vom 15. bis 17. gab wiederholt seiner Verwunde- begeisterten Hurra- und Hochrufen Juni 1912 in Bamberg und war am rung Ausdruck über die großen Er- des Weyermann’schen Fabrikperso- Samstag, dem 16. Juni 1912 Gast folge und Forschritte in der heuti- nals die Abfahrt zur mechanischen im Hause Weyermann. gen Maschinen-Industrie und über Spinnerei und Weberei in Gaustadt.“ Ludwig trug sich im Rahmen seines Festlicher Empfang von Prinz Ludwig am 16. Juni 1912. Besuchs als „Prinz von Bayern“ in Auf dem Bild Architekt Gustav Haeberle, Prinz Ludwig das Goldene Buch der Mälzerei und Kommerzienrat Johann Baptist Weyermann Mich. Weyermann ein. Eintrag ins Goldene Buch des Unternehmens
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