Erhalten als Chance - Architektenkammer Berlin
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BERLIN [ DAB REGIONAL ] © Boris Trenkel Hinter den Kulissen der Podcast-Produktion (v.l.n.r.): Reinhart Bünger, Frauke Gerstenberg, Theresa Keilhacker, Friederike Meyer, Regula Lüscher, Uwe Rada Erhalten als Chance Beim Auftaktgespräch zum Tag der Architektur 2021 wurden Nachhaltigkeitsthemen in den Fokus gerückt. Es zeigt sich, dass Berlin vorbildliche Projekte vorzuweisen hat. Da passt es gut, dass der Auftakt im Haus der Statistik stattfand. Text: Uwe Rada D ie Krise als Chance begreifen. Die Sanieren muss vor Neubau gehen und wenn Ebenfalls saniert wurde die Villa Heike in Architektenkammer Berlin hat die Neubau, dann höchsten Ansprüchen an Nach- Alt-Hohenschönhausen, einer der ersten Coronakrise genutzt, um auch me- haltigkeitskriterien genügen: Dieses Motto Stahlskelettbauten Berlins aus dem Jahre dial neue Wege zu gehen. „Der Keilhackers bildete sich auch im Programm 1910. Nach 20 Jahren Leerstand akut vom erste Tag der Architektur, den man hören des Tages der Architektur 2021 ab, der am 26. Verfall bedroht, wurde das Haus in den letz- kann“, verkündete die Kammer schon im Vor- und 27. Juni stattfand. Führungen gab es zum ten Jahren für eine Baugruppe von Christof feld – und verwies auf den ersten Podcast zum Beispiel zur Kita in die Malteserstraße von Schubert Architekten denkmalgerecht saniert. Tag der Architektur. Darin kündigte Theresa AMA Brandschutz (Architektur von baukind). Seit 2019 wird die Villa Heike als Atelier- und Keilhacker, seit 20. Mai 2021 Präsidentin der Es handelt sich dabei um eine Klosteranlage Bürohaus genutzt. Berliner Architektenkammer, einen neuen der Jahrhundertwende, die in den 1960ern Dem Nachhaltigkeitsgedanken, den Keil- Schwerpunkt für ihre Arbeit an. „Ich habe mir geschlossen und zum Sozialzentrum umge- hacker einfordert, entspricht auch das Bau- vorgenommen, dass Nachhaltigkeit unser baut wurde. Der Architekt nutzte damals die en mit Holz. So entstand an der Landsber- selbstverständliches Leitbild im ausgewoge- Gelegenheit und setzte ein Schwimmbad in ger Allee mit dem „Walden 48“ eines der nen Dreiklang von ökologischen, ökonomi- das alte Gemäuer. Und aus genau dem haben größten Holzgebäude Berlins. Eine Bau- schen und sozialen Belangen wird und das Fachplaner in Zusammenarbeit mit dem Büro gruppe realisierte dort mit dem Büro ARGE Thema der ‚besonders erhaltenswerten Bau- baukind jetzt eine Kita gemacht, in der die al- Scharabi | Raupach 43 Wohnungen und substanz‘ (BEBS) für mich im Fokus steht. Der te Schwimmhalle nach wie vor erkennbar ist. Gemeinschaftsräume auf sechs Geschossen Bausektor ist für einen großen Anteil von Res- In Sachen Erhalt grauer Energie also mehr als und 7.000 Quadratmetern Bruttogeschoss sourcenverwendung und CO2-Ausstoß verant- vorbildlich: Man kann getrost sagen, dass ein fläche. wortlich. Deshalb muss der Klimaschutz für und dasselbe Bauwerk jetzt am Anfang seines Im Bereich Neubau stach auch die Rosa- uns viel mehr Priorität haben.“ dritten Lebenszyklus steht. Luxemburg-Stiftung bei den Führungen her- DAB 08·21 3
[ DAB REGIONAL ] AKTUELLESBERLIN vor. Sie steht nicht nur für ein positives Er- der Statistik. „Der Paradigmenwechsel“, so gebnis eines offenen Wettbewerbs, sondern Lüscher, „ist die Hinwendung zu einer sehr viel erreicht auch beim Bewertungssystem Nach- mehr gemeinwohlorientierten Stadtentwick- haltiges Bauen (BNB) den Silber-Standard. lung.“ Das sei begleitet worden von einem Zu guter Letzt wurde in der Immanuel- Top-Down-Ansatz zu einem eher partizipati- kirchstraße 26 im Prenzlauer Berg ein Grün- ven Prozess. „Kreativität zeigt sich nicht nur in derzeitgebäude durch ein neues Dachge- der Architektur, im Räume gestalten, sondern schoss in Holzbetonverbundkonstruktion auf- auch sehr stark im Design, im Programmieren gestockt. Auch das hatte Theresa Keilhacker und Managen von Beteiligungsprozessen.“ im Podcast zum Auftakt des Tages der Archi- Zu welchen Ergebnissen das führt, zeigte tektur angeregt: „Wenn wir nachverdichten, sich beim anschließenden Rundgang durch sollten wir vielleicht lieber in die Höhe gehen das Haus der Statistik, zu dem Frauke Gersten- und aufstocken als in die Freiräume reinzu berg, Professorin für Raumstrategien in Kiel, grätschen, die ein sehr hohes Gut sind.“ eingeladen hatte. So habe die „Material Mafia“, 130 Führungen an mehr als 60 Orten wa- eine der Pioniernutzungen im Haus, während ren diesmal im Programm. Parallel dazu fand der Pandemie großen Zuspruch bekommen. © Philipp Obkircher den ganzen Juni das Festival „Women in Ar- Dort werden im Erdgeschoss an der Otto- chitecture“ WIA statt. Und Senatsbaudirekto- Braun-Straße Reststoffe und Nebenprodukte rin Regula Lüscher verabschiedete sich nach aus Industrie und Handwerk, von Museen, Ga- 14 Jahren im Amt mit einer Werkschau in den lerien und Messen gesammelt. Interessierte Neubau Rosa-Luxemburg-Stiftung von Räumen der Senatsverwaltung für Stadtent- fragten nun an, ob sie dort auch Gegenstände Kim Nalleweg + Trujillo Architekten wicklung und Wohnen am Fehrbelliner Platz einlagern könnten. So ist eine Art „Storage“ 4. Dort werden 140 Projekte der Berliner Ar- ohne kommerziellen Hintergrund entstanden. Neubauten Platz für Verwaltungen und das chitektur der vergangenen 15 Jahre gezeigt. Überhaupt ist das Haus der Statistik eine Rathaus Mitte zu schaffen. Nachdem es Künst- Im Podcast zum Auftakt des Tages der Archi- Geschichte voller Energie. „Am Anfang war es lerinnen und Künstler besetzt haben, ist dar- tektur hatte Lüscher betont: „Diese 140 Pro- eine kleine Gruppe, die die künstlerische Akti- aus ein stadtentwicklungspolitisches Modell- jekte stehen stellvertretend dafür, dass sich in on durchgeführt hat“, erinnerte Frauke Gers- projekt geworden. Die Architektenkammer den vergangenen Jahren vieles in Berlin ver- tenberg. „Das war die Initialzündung. Danach Berlin gehörte zu den ersten Unterstützerin- ändert hat.“ bekamen wir aber schon von der Stadt den nen. Seitdem das Land Berlin das Gebäude mit An einigen Stellen habe es sogar einen Pa- Auftrag, das ganze Verfahren mit zu begleiten. seinen fast 100.000 Quadratmetern Geschoss- radigmenwechsel gegeben, betonte die Se- So konnten wir nach und nach ein Team auf- fläche gekauft hat, entwickeln dort die Genos- natsbaudirektorin. Denn der Film zur Werk- bauen. Jetzt sind wir von der Senatsverwal- senschaft Zusammenkunft, der Senat, der Be- schau beginne mit der Europacity, einem Pro- tung für Stadtentwicklung und Wohnen mit zirk, die Wohnungsbaugesellschaft Mitte und jekt, das, so Lüscher, „sehr investorengetrieben den ersten Planungsschritten beauftragt.“ Of- die Berliner Immobilien Management GmbH ist“. Am Ende des Films aber stehe das Haus fiziell war das Haus der Statistik beim Tag der gemeinsam die Sanierung des Bestands und Architektur 2021 nicht dabei. Als Best die Neubauten auf einer Fläche von 65.000 Practice-Beispiel für Prozessqualität aber hat Quadratmetern. Im Haus der Statistik der Zu- es jetzt schon seinen Platz im Berliner Archi- kunft befinden sich nicht nur das Finanzamt tekturgeschehen. und das Rathaus Mitte, sondern auch Wohnun- Für Kammerpräsidentin Theresa Keilhacker gen und viel Platz für soziale und künstlerische ist das Haus der Statistik auch deshalb ein Projekte. „besonderer Ort“. „Es ist ein Ort, mit dem Ber- „Der Tag der Architektur ist ja jedes Jahr et- lin werben kann. Die öffentliche Stadt schafft was Besonderes“, sagte Theresa Keilhacker zu Kooperation mit Andersmacherinnen in der Beginn des Podcasts. Sie sollte Recht haben. Stadt“, sagte sie. „Es wird anders und kreati- Ganz konfliktfrei aber wird der Paradigmen- ver entwickelt als unter dem normalen ökono- wechsel, für den auch Keilhacker steht, nicht mischen Verwertungsdruck.“ verlaufen. Denn nicht nur Nachverdichtungen Vor allem aber ist das Haus der Statistik ein in Innenhöfen etwa der sechs landeseigenen Beispiel für die veränderte Stadtentwicklungs- Wohnungsbaugesellschaften rufen regelmäßig politik der vergangenen Jahre. Ein gültiger Be- Widerstand hervor. Auch viele der geplanten © HEJM bauungsplan sah vor, das ehemalige Verwal- Aufstockungen scheitern am Protest der Be- Bauen im Denkmal: Kita Hisa Malteser von baukind tungsgebäude der DDR abzureißen, um mit wohnerinnen und Bewohner. p 4 DAB 08·21
BERLINAKTUELLES [ DAB REGIONAL ] Erlebnis Architektur: Tag der Architektur 2021 N achdem die Auftaktveranstaltung in die Erzähl-Welt der Arche Noah aus der To- den bereits geöffneten Höfe und der in Aus- noch ohne Öffentlichkeit stattfin- ra ein. Pünktlich zur Eröffnung zogen auch die sicht gestellten Öffnungen des EG und des den musste, war die Freude groß, von ausgewählten Künstlern und Künstlerin- 1. OG für die Öffentlichkeit im Juli hielt sich dass der Senat die Auflagen für nen kreierten, liebevoll gestalteten Tiere aus die Enttäuschung derjenigen, die es nicht auf Führungen und Veranstaltungen Ende Juni lo- wiederverwertete n Materialien ein, die die die Besucherlisten geschafft hatten, dann in ckern konnte. Projektplanende und Kammer- Kinder während der Führung allesamt begeis- Grenzen. mitglieder begrüßten Architekturinteressierte terten. am 26. und 27. Juni an vielen verschiedenen Das Humboldt-Forum hatte bereits einen Orten in Berlin, wo das Interesse an der ge- sehr hohen Andrang während der Anmelde- bauten Umwelt ungebremst war. zeit zu verzeichnen. Weit über 400 Interessier- Presse-Medienresonanz: „Nach einem erfolgreichen Tag der Archi- te standen auf der Warteliste. Dank der bei- Der Tag der Architektur wurde von der tektur kann ich sagen, dass es ein rundherum Berliner Tagespresse intensiv b eworben, gelungener Tag war. Wir verzeichneten über auch rbb Rundfunk sowie rbb Abend- die gesamte Öffnungszeit rund 100 Gäste in schau haben Beiträge und Besucher- unserem Büro und führten neben den ange- tipps gebracht. botenen Vorträgen viele interessante Gesprä- Über 31.000 Besucher informierten che.“ Das Büro roedig . schop architekten, das sich über das Architekturprogramm Führungen im Außenbereich der neu errich- auf unserer Website ak-berlin.de. teten Wohnanlage Johannisgärten in Adlers- hof durchführte, meldet sich zurück mit den Worten, „man hatte das Gefühl, dass die Men- schen es vor allem auch genossen haben, wie- der einmal real bei Veranstaltungen dabei sein zu können.“ Direkt gegenüber des Jüdischen Museums eröffnete zum Tag der Architektur die Kinder- welt ANOHA. Der Entwurf des US-amerikani- schen Büros Olson Kundig Architecture and Design ging aus einem international ausge- schriebenen Wettbewerb hervor. Das in die ehemalige Blumengroßmarkthalle integrierte Herzstück ist eine kreisförmige Arche-Struk- tur aus Holz. Die Architekturführungen luden ANOHA Kindermuseum, Kreuzberg Führung durch den Wohnungsbau th62, Pankow alle Fotos © Architektenkammer Berlin Offenes Büro ZRS Architekten Ingenieure, Kreuzberg Offenes Büro Burckhardt+Partner, Mitte DAB 08·21 5
[ DAB REGIONAL ] AKTUELLESBERLIN Auf großes Interesse stieß auch die Führung Michels öffnete neben Führungen durch Pro- tektur teilzunehmen. Neben einer Führung von zanderrotharchitekten durch den Woh- jekte an den jeweiligen Adressen auch die Tü- durch das Alfred-Wegener-Institut für Polar- nungsneubau th62 in Pankow. Entstanden auf ren ihres Friedrichshainer Bürostandorts. Ei- und Meeresforschung in Potsdam präsentier- einem ehemals gewerblichen Areal befinden gens für den Tag der Architektur wurde die te das Architekturbüro seine Verbundenheit sich die sechs freistehenden Stadthäuser in ei- neu angemietete und noch unsanierte Büro mit der Schweiz: Per Live-Stream konnte man ner parkähnlichen, autofreien Stadtlandschaft etage kurzerhand zur riesigen Ausstellungs- Andreas Ruby, den Direktor des Schweize mit vielfältig gestalteten Außenräumen. Zur fläche umfunktioniert, in Pandemiezeiten mit rischen Architekturmuseums S AM, auf einer Verbesserung des Mikroklimas wurden auf großem Abstandsbedarf perfekt. Vorträge Fahrrad-Fahrt entlang des Baseler Rheinufers den umlaufenden Terrassen und Dachflächen über das Entstehen von Projekten sowie ein begleiten. 2.460 Pflanztröge integriert, die die Holzfas- Podium zu den Arbeitsprozessen aller Leis- Wir danken allen Beteiligten für ihr En- sade als „vertikale Gärten“ ergänzen werden. tungsphasen lockten sowohl Fachpublikum als gagement und die vielen kreativen Ideen, die Neben zahlreichen ausgebuchten Architek- auch Architekturneulinge an. dazu beigetragen haben, Architektur erlebbar turführungen lockten auch die offenen Büros Das Büro Burckhardt+Partner lud dazu ein, zu machen. Bis zum nächsten Mal! p viele Kurzentschlossene. Das Architekturbüro vor Ort oder von zuhause am Tag der Archi- Vorstand der Architektenkammer Berlin würdigt Arbeit von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher D er 11. Vorstand der Architekten- Städtebau, Stadtentwicklung, Baukunst und als Kreislaufsystem zu begreifen, das sich als kammer Berlin bedankt sich bei Lebensqualität sind gesellschaftliche Werte, urbane Mine laufend aus sich selbst heraus er- der scheidenden Senatsbaudirek- für die mit Weitblick über Legislaturperioden neuert, ist eine solche unabhängige Stimme torin herzlich für 14 Jahre kons hinaus gekämpft werden muss – und das unverzichtbar. truktiven Miteinanders. Regula Lüscher hat in fachlich fundiert und mit höchstem ethischen Senatsbaudirektorin Lüscher hat diesen ihrer Amtszeit enorm viel geleistet – für die und sozialen Anspruch. In einer Zeit des Wan- nachhaltig angelegten Prozess mit ihrer mo- Stadt, ihre Baukultur und nicht zuletzt für An- dels, in der es gilt, den Stadtumbau unter dem derierenden Persönlichkeit intensiv begleitet. sehen und Wertschätzung von Berlins Archi- Vorzeichen des Klimawandels voranzutreiben, Die künftige Ausgestaltung ihres Amts sollte tektinnen und Architekten, Stadtplanerinnen das Primat des Substanzerhalts durchzuset- dieser Unabhängigkeit auch einen starken und Stadtplanern. zen und die Stadt, eingebettet in ihrer Region strukturellen Rahmen geben. p In ihrer eher leisen, aber nicht weniger nachdrücklichen Art und mit einem guten Au- ge für Qualität hat Regula Lüscher in Berlin ei- ner Planungskultur zum Durchbruch verholfen, in deren Mittelpunkt Prozessqualitäten stehen und die deshalb auch in Zukunft auf Diskurs, Debatte und Beteiligung setzen muss. Die Denkpause, die nun ansteht, bis die Position nach den Wahlen im September neu besetzt wird, sollte klug genutzt werden: we- niger für die Personaldebatte, mehr jedoch, um die Aufgaben der Senatsbaudirektion mit Blick auf die Zukunft der Berliner Stadtent- wicklung breit zu diskutieren. Geradezu selbstverständlich muss die Rolle der Senats- baudirektion gestärkt werden, um abseits von © Boris Trenkel der Tagespolitik Position zu zentralen Fragen einer integrativen Stadtentwicklung einneh- men zu können. Regula Lüscher am 15. Juni 2021 während der TdA-Podcast-Produktion im Haus der Statistik 6 DAB 08·21
BERLINAKTUELLES [ DAB REGIONAL ] Die zukünftige Bedeutung der Digitalisierung für die Landschaftsarchitektur Text: Dr. Elke Mertens P lanungen entstehen heute üblicher- bei einjährigen Sommerblumen über mehrere sind weiterhin noch fehlende Tools zu entwi- weise in den Büros und Verwaltun- Jahre bei Stauden und Sträuchern bis weit ckeln, um Topografie, Kurven, unter- und gen an Computern, damit geht es über hundert Jahre Lebenserwartung be- oberirdische Bauwerke und Installationen ab- nicht mehr nur um die gezeichne- stimmter Baumarten reicht. (Fast) unendlich zubilden und auch die Folgearbeiten im An- ten Striche, sondern um erzeugte digitale Da- kann Rasen leben – eine gute, fachgerechte schluss an die Fertigstellung verfolgen zu kön- ten. Diese können im eigenen Büro verbleiben Pflege vorausgesetzt. Diese notwendigen nen. Die Landschaftsarchitektur hat neben oder für gemeinsame Projekte mit Kooperati- Pflegemaßnahmen können schon vor der dem allgemeinen Nachholbedarf wie alle am onspartnern ausgetauscht werden. Für die Grundlagenermittlung grob, für die Ent- Bau Beteiligten besondere Bedarfe. Landschaftsarchitektur bedeutet die Digitali- wurfsphase konkret ermittelt und kalkuliert Neben der Projektentwicklung bietet sierung zum einen das Schritthalten mit ande- werden, die Einbindung in BIM ermöglicht die künstliche Intelligenz oder das Machine Lear- ren an Projekten Beteiligten und zum anderen dauerhafte Pflege im Sinne der Entwurfsab- ning für Flächenplanungen Möglichkeiten, um neue Möglichkeiten für komplexe Aufgaben sichten. Diese Phase nach der Fertigstellungs- große anfallende Datenmengen (Stichwort: beispielsweise im Bereich der gemeinsamen und Entwicklungspflege wird leider nur allzu Big Data) aus Boden-, Klima-, Luftverhältnis- Projektentwicklung, der Landschaftsplanung oft nicht ausreichend geplant und kontinuier- sen, der Flora und Fauna zum Beispiel in der einschließlich dem Natur- und Artenschutz lich umgesetzt, obwohl mangelhafte Pflege Eingriffsregelung zu bewerten, zu sortieren und dem Freiflächenmanagement. der Vegetation sich später nicht immer aus- und zukunftsfähige Lösungen für einen nach- Im Idealfall startet ein Bauprozess auf der gleichen lässt. haltigen Naturhaushalt zu generieren oder Grundlage offener urbaner relevanter Daten Heute werden kaum Freiflächenplanungen Entscheidungen zu unterstützen. Eine solche mit der digitalen Entwurfs- und Genehmi- mit BIM durchgeführt, und die Pflege der Verwendung der Verarbeitung naturbezoge- gungsplanung mit Abstimmung aller Beteilig- Pflanzen wird gerade in Zeiten des Klimawan- ner Daten sollte keine persönlichen Ängste ten über BIM. Dabei sollte die Landschaftsar- dels kaum bis nie beispielsweise auf die hö- schüren und unter Einhaltung des Datenschut- chitektur von Anfang an in alle Prozesse und heren Wasserbedarfe, die Anfälligkeit gegen- zes konfliktarm einsetzbar sein. Vorausset- Abstimmungen eingebunden werden, um die über höheren Temperaturen und neuer zung sind die Transparenz im Umgang mit Planung von der Freiraumgestaltung sowie Schädlinge und Krankheiten ausgerichtet. Be- den Daten und die Beteiligung Betroffener. dem Arten- und Biotopschutz vorzubereiten rechnungen der unterschiedlichen Bedarfe Die Auswirkungen der Digitalisierung können und zu begleiten. Erfahrungsgemäß sind die werden nicht verlangt oder geliefert, so dass vielfältig sein; es ist unsere Aufgabe, sie sinn- beteiligten Verwaltungsabteilungen noch Freiflächen oder auch „nur“ die Straßenbäu- voll zu entwickeln und einzusetzen und dabei nicht ausreichend digital ausgestattet, dass me nach der Pflanzung insgesamt zu wenig die notwendige Offenheit zu entwickeln. Nicht der Genehmigungsprozess zügig abgewickelt betreut werden. Die Folgen sind den Pflanzen nur für die Datenermittlung, auch für ihre werden kann. Jede Baumaßnahme sollte weit fast überall in den Städten anzusehen, unter Speicherung, Verwendung und Weitergabe vor der Grundlagenplanung durch geeignete anderem durch schnellere Vergreisung oder sind geeignete Verfahren und Sicherheiten Datenbereitstellung vorbereitet werden und früheren Laubfall. Sie leisten weniger Abküh- noch zu entwickeln. p nach der Fertigstellung von Gebäuden und lung durch geringere Verdunstungsmöglich- Freiräumen über die Fertigstellungs- und Ent- keiten während der Vegetationsperiode und wicklungspflege hinaus geplant und betreut erreichen oft nur eine Lebensdauer, die nicht werden. Der Life Cycle ist bei Freianlagen ei- einmal bis zur vollen Leistungsfähigkeit der nerseits abhängig von der Nutzung und der Bäume reicht. Lebensdauer der Materialien von Wegebelä- Was ist zu verbessern? Landschaftsarchi- gen und Spiel-/Sportgeräten sowie der tektinnen und Landschaftsarchitekten müssen Möblierung und anderen leblosen Werkstof- von Beginn an in den Planungsprozess einge- fen und Geräten. Andererseits ist ganz vorran- bunden werden, alle Beteiligten stimmen sich gig die Lebensdauer der einzelnen Pflanzen über den geeigneten BIM-Workflow ab und zu berücksichtigen, die von einigen Monaten praktizieren diesen. Für die grüne Branche DAB 08·21 7
[ DAB REGIONAL ] AKTUELLESBERLIN Besonders erhaltenswerte Bausubstanz (BEBS) als Chance für den Stadtumbau K limaschutz ist das große Thema loten, wie wir den Altbestand verträglich wie zen können – alles Kriterien, die sehr wichtig unserer Zeit, womit auch unser nachhaltig erneuern können. Den Begriff gibt für eine erfolgreiche Stadterneuerung sind. Umgang mit der vorhandenen es ja schon in § 105 des Gebäudeenergiege- Stadt zur Disposition steht. War- setzes (GEG) und § 24 der Energieeinsparver- Wer kann oder soll dabei definieren, was um dabei der Begriff „besonders erhaltens- ordnung (EnEV). Deshalb versuchen wir die- „besonders erhaltenswerte Bausubstanz“ werter Bausubstanz“ eine große Rolle spielt, sen Begriff nun auch in die Generalklausel ist? der uns den Stadtumbau sozial, baukulturell beim § 3 der neuen Bauordnung einzubrin- und nachhaltig erleichtern soll, diskutierten gen. Im Juni gab es dazu eine Anhörung im Wasmuth: Zunächst muss man deutlich ma- Theresa Keilhacker, die neue Präsidentin der Ausschuss für Stadtentwicklung und Wohnen chen, dass wir es erst einmal auch nicht genau Architektenkammer Berlin, sowie Georg Was- des Abgeordnetenhauses. Uns ging es unter wissen. Wir sind auf der Suche, wie man den muth, Mitglied des Arbeitskreises Denkmal- anderem um die Erstellung eines Kriterienka- Begriff füllen kann. So haben wir alle drei hier schutz und Denkmalpflege, mit dem Archi- talogs zur Bestimmung „besonders erhaltens- am Tisch wohl unterschiedliche Vorstellungen tekturkritiker Claus Käpplinger. werter Bausubstanz.“ Kriterien wie struktur- von „besonders erhaltenswerter Bausubstanz“ typisch, stadtbildprägend oder geschicht- (BEBS). Ich neige eher dazu, den Begriff zu Der Modernisierungsdruck auf den Altbe- lich-bedeutend haben wir benannt, aber auch erweitern und andere dazu, ihn eher zu be- stand hat sich hinsichtlich energetischer dass Gebäude hohe Identifikationspotentiale grenzen. Wenn dem so ist, dass es darüber Sanierung in den letzten Jahren deutlich für die Bewohnerinnen und Bewohner besit- unterschiedliche Positionen gibt, muss inten- erhöht. Vielen Architekten scheint jedoch der Begriff „besonders erhaltenswerte Bausubstanz“ noch nicht bekannt zu sein. Wie kann uns gerade dieser Begriff beim energetischen Stadtumbau helfen? Keilhacker: Wir sind aktuell in einem Novel- lierungsprozess zu einer neuen Berliner Bau- ordnung. Die rot-rot-grüne Regierung will noch vor der nächsten Wahl im September diese Novellierung durch das Parlament brin- gen. Gleichzeitig ist das Klimaschutzgesetz durch das Bundesverfassungsgericht in Kar- lsruhe gekippt worden und musste durch die Bundesregierung gerade nachgebessert wer- den. Dann gibt es noch das Pariser Klima- schutzabkommen, das wir unterzeichnet ha- ben und Europa veranlasst hat, das Tempo der „renovation wave“ deutlich mit Förder- mitteln zu erhöhen. Der Druck zu Veränderungen in unseren Baubeständen und Quartieren wird also noch © Torsten Bessel größer werden. Dies alles bietet für unseren Berufsstand große Chancen. Mit dem Begriff der „besonders erhaltenswerten Bausubs- tanz“ können wir unsere Spielräume neu aus- Straßenansicht einer Gründerzeitfassade mit bestehenden Kastenfenstern 8 DAB 08·21
BERLINAKTUELLES [ DAB REGIONAL ] siv ein offener Diskurs geführt werden. Archi- wieweit der Neubau tatsächlich ökologischer oder weniger gut ausgebildete Architekten tektenschaft und Bevölkerung müssen ge- und ökonomischer als der Bestand ist. Damit darüber entscheiden. Wir bräuchten schon in meinsam herausfinden, was erhaltenswert ist. wird endlich graue Energie und die Lebenszy- den Stadtplanungsämtern eine Instanz oder Was gut oder schlecht ist, ist ungeheuer klusanalyse mit einer Darlegungspflicht ver- Person, die noch das Ganze im Blick hat. schwierig zu beantworten, denn das, was wir knüpft. In dieser Umkehr der Sichtweise sehe heute vielleicht als schlecht ansehen, kann ich große Chancen. Keilhacker: Ich denke hier anders. Die schiere morgen als gut angesehen werden. Dabei Zahl von BEBS ist so groß, dass dies von kei- werden wir auch damit konfrontiert, dass wir Nicht wenige Architekten leben jedoch vor ner einzelnen Person zu bewältigen ist. Wir in der Vergangenheit Situationen geschaffen allem vom Neubau. Wenn nun der Umbau können aber in der Aus- und Fortbildung neue haben, die wir heute deutlich anders betrach- von Altbeständen in den Vordergrund rü- Qualifikationen anbieten und uns alle dazu be- ten. Doch wir müssen eher dazu kommen, cken sollte und der Abriss erschwert wird, fähigen, besser darüber zu entscheiden, was Qualitäten zu erkennen, die ein Gebäude mor- werden einige Architekten diese Verände- relevant ist. Ich denke da etwa aktuell an das gen schon ganz anders erscheinen lassen. rungen wohl kaum begrüßen. alte Jugendzentrum in Moabit, dessen bruta- Deshalb muss es sicherlich auch Leute geben, listische Anmutung vielleicht noch nicht für die sich damit intensiver auseinandergesetzt Keilhacker: Da sehe ich Ähnlichkeiten zu den viele Bürger zugänglich ist, aber Spezialisten haben, die Ahnung haben, diskutieren können Diskussionen um die Kohleindustrie, wo viele erkennen sofort, wo die Vorteile in der Ertüch- und schiedsrichterartig eingreifen können. Kohlekumpels ihre Jobs verlieren, aber in den tigung eines solchen Bestands liegen und kön- regenerativen Bereichen zugleich viele Jobs nen diese auch vermitteln. Soll der Begriff eher defensiv oder offensiv neu entstehen. Veränderungsprozesse sind oft interpretiert werden? Und wie können uns schmerzhaft, aber ich sehe mit der Verlage- Sie sprechen viel über größere Chancen dabei Diskussionen und mehr Partizipation rung von Tätigkeitsfeldern wirklich große und Spielräume für die Architekten. Wer- helfen, den Begriff zu definieren? Chancen für unseren Berufsstand. Viele unse- den Umnutzungen und Transformationen rer Kolleginnen und Kollegen arbeiten ja damit leichter? Keilhacker: Ich trete für mehr Partizipation schon heute sehr erfolgreich in neuen Tätig- ein, weil ich sie als große Chance für uns Ar- keitsfeldern. Keilhacker: Ja, sicher ergeben sich damit für chitekten sehe, dienender und wertschätzen- die Architekten größere Spielräume, wenn der aktiv zu werden. Für mich ist es einfach Wasmuth: In der Vergangenheit wurde die man mit dem Begriff „besonders erhaltens- eine Selbstverständlichkeit, wenn Stimmen Reparatur bzw. der Umgang mit dem Altbe- werter Bausubstanz“ arbeitet, der viel mehr laut werden, dass etwas nicht abgerissen wer- stand nur wenig gefördert. Der Senat hat eher Möglichkeiten für Transformationen lässt als den soll, dass wir dafür offen sind und Projek- gefördert, dass etwas Neues auf Kosten des der Denkmalschutz. Selbstverständlich müs- te überdenken. Das spielt uns doch in die Alten entsteht, was heute in unserer Gesell- sen heute viele Bestandsgebäude umgenutzt Hand, weil wir deutlich mehr Mitstreiter fin- schaft zu Recht nicht mehr verstanden wird. und transformiert werden und dafür gibt uns den, um stärker nachhaltige Aspekte wie Warum muss ich immer ein Haus neu bauen? der Begriff viel mehr Flexibilität. graue Energie und Ressourcenschonung in Warum muss ich das Alte abreißen? Das wird unsere Projekte zu integrieren. heute nicht mehr verstanden und führt dazu, Wasmuth: Momentan stellt die Denkmalpfle- Wir werden uns einfach in Zukunft mehr dass nun viel differenzierter über den Bestand ge die Substanzerhaltung so sehr in den Vor- auf die Bestandsentwicklung konzentrieren nachgedacht wird. Wann erneuere ich und dergrund, dass die Architektur oft in den Hin- müssen und weniger ganz neu zu bauen. Viel wann nicht? Ich freue mich wirklich darauf, tergrund tritt. So ist dem Denkmalschutz et- differenziertere Herangehensweisen werden dass nunmehr der Bestand Vorrang erhält. wa beim Fenster wichtig, dass es in seiner erforderlich sein. Abriss darf sich einfach nicht bauzeitlichen Substanz erhalten bleibt. Es ist mehr lohnen. Abriss kann man nicht allein un- Wer soll jedoch entscheiden, was „beson- ihm oft nicht wichtig, wie es dann aussieht ter ökonomischen Verwertungsaspekten be- ders erhaltenswerte Bausubstanz“ ist? Die und ob es wieder einwandfrei funktioniert. trachten, sondern es geht hier vor allem um Architekten, die Bevölkerung oder die Ver- Das ist meines Erachtens ein Fehler. Wenn wir Ressourcen, aber auch um Identität bzw. waltung? durch die BEBS die Möglichkeit erhalten, dies Identifikation. Deshalb bin ich froh, dass wir anders zu betrachten und pragmatischer zu in unserem Novellierungsvorschlag den Abriss Wasmuth: Es muss eine Instanz geben, die lösen, wäre das ein großer Erfolg für uns. Da- erschweren. In unserem Entwurf der Novellie- darüber urteilen kann. Ich bin schon dafür, mit kann die Architektur und Geschichte ei- rung steht, dass es nun dazu einer Genehmi- dass die Architekten große Spielräume haben, nes Ortes erlebbar erhalten werden. p gung bedarf und einer Darlegungspflicht, in aber es kann nicht sein, dass einzelne, mehr DAB 08·21 9
[ DAB REGIONAL ] AKTUELLES BERLIN Lernen aus Erfahrungen zur Büronachfolge, Folge 5 Text: Dr. Gloria Gaviria D as vom BMWi geförderte Projekt nieren könnten, gegeneinander abgewogen. der Architektenkammer Berlin Als das Thema für alle Beteiligten konkreter „Plattform Unternehmensnachfol- wurde, hat man auf beiden Seiten – der der ge in Architektur- und Stadtpla- Mitarbeitenden und der des Inhabers – mit nung“ präsentiert eine Reihe von Artikeln, die Hilfe von Gutachtern den potentiellen Kauf- auf Erfahrungsberichten von Übergebenden wert des Büros ermitteln lassen, welcher un- und Übernehmenden basieren. gleich hoch ausfiel, was zur ersten größeren zu überwindenden Hürde im Prozess führte. Genossenschaft als solidarische Form der Außerdem stand der bisherige Büroinhaber Unternehmensnachfolge dem vorgeschlagenen Übernahmemodell und In der fünften Geschichte unserer Reihe be- der Gründung einer Genossenschaft anfangs beide Parteien einen Verhandlungsführer bzw. richtet Ellen Daßer, Stadtplanerin und Ge- eher skeptisch gegenüber. „Irgendwann wur- eine Mediation ein, um die finanziellen und schäftsführende Vorständin eines Stadtpla- de beschlossen, eine Genossenschaft zu grün- aufgabenbezogenen Aspekte zu regeln. Zu- nungsbüros in Berlin Charlottenburg, über ih- den, was in unserem Beruf eher selten – da- dem holten sich Ellen Daßer und ihre Kollegin- re herausfordernden Erfahrungen mit der mals sogar utopisch war. Wir Mitarbeiter ha- nen und Kollegen Beratung durch den Genos- Gründung einer Genossenschaft als alternati- ben uns gesagt, das passt am besten zu uns, senschaftsverband, um den Prozess neutral zu ve Unternehmensform zur Unternehmens- diese Unternehmensform. Ebenso eine solida- begleiten „Wir haben allein zu dem Thema nachfolge. Das Anfang der 1970er Jahre ge- rische Unternehmensform. Dann begannen Genossenschaft Beratung bekommen, vom gründete und bis zuletzt als Einzelunterneh- zwei Arbeitsstränge: Einmal, was braucht es Genossenschaftsverband. Die haben uns ei- men mit städtebaulichem Schwerpunkt überhaupt, so eine Genossenschaft zu grün- gentlich, von dem Zeitpunkt an, wo die Ent- geführte Büro wurde 2012 von 16 engagier- den, also was sind die Grundlagen, die recht- scheidung getroffen war, dass es eine Genos- ten Mitarbeitern übernommen, die sich zu die- lichen Dinge und so weiter – und auf der an- senschaft werden soll, begleitet. Und jetzt ist sem Zweck zu einer Genossenschaft zusam- deren Seite, die weiteren Verhandlungen mit es auch so, als Genossenschaft muss man ei- mengeschlossen haben. Das Büro ist überwie- dem alten Eigentümer, der am Anfang noch nem Verband beitreten, wir haben da noch gend für öffentliche Auftraggeber aus der Probleme mit dem Gedanken hatte, das Un- immer den Bezug zu einander. Wir haben uns Stadtverwaltung in und um Berlin tätig. In den ternehmen an eine Genossenschaft zu über- dort viel Beratung geholt“, sagt Ellen Daßer. letzten Jahren hat sich die Zahl der Aufträge geben, weil es eben nicht vorstellbar war, wie Im Laufe der Mediation wurde aus den ur- deutlich erhöht, was zu einem Wachstum des das funktionieren kann und wer denn dann sprünglichen Erwartungen, die zwischen allen Büros geführt hat. Heute zählt das Büro 30 der Verhandlungspartner ist, also es war ein- Beteiligten stark divergiert hatten, eine Über- Mitarbeitende. Die meisten von ihnen sind, fach alles zu neu und für beide Seiten zu un- einstimmung über den Kaufpreis sowie die was gewünscht, aber nicht zwingend ist, ak- klar, worauf sie sich da einlassen“, erklärt Ellen Bereitschaft erreicht, sich auf die Unterneh- tive Mitglieder der Genossenschaft. Daßer. mensform einer Genossenschaft einzulassen. Ellen Daßer beschäftigte sich schon früh, Obwohl der bisherige Büroinhaber den Die 16 Genossenschaftsmitglieder hatten ein eigentlich schon 2009, als sie in das Büro kam, Wunsch hatte, das Büro an seine Mitarbeiten- festes Budget aus den von ihnen eingezahlten mit dem Gedanken eines Nachfolgeprozesses. de zu übergeben, gab es keine Einigung über Anteilen, die den Kaufpreis darstellten. Außer- Die Gewissheit, dass der bisherige Inhaber ir- die finanziellen Erwartungen zwischen den dem hatten sie mit dem ehemaligen Eigentü- gendwann das Büro altersbedingt aufgeben Parteien, was dazu führte, dass der bisherige mer vereinbart, dass er noch einige Jahre am würde, motivierte die Mitarbeitenden, nach Inhaber versuchte, das Büro an eine externe Gewinn beteiligt wird sowie er für einen ver- Möglichkeiten einer späteren Übernahme zu Partei zu verkaufen. Nach dem erfolglosen einbarten Zeitraum noch als Angestellter im suchen. Zu Beginn des Prozesses wurden ver- Versuch wurden die internen Verhandlungen Büro weiterarbeitet. Als Mitglied der Genos- schiedene Unternehmensformen und finanzi- wiederaufgenommen. Doch nachdem diese senschaft hat der bisherige Büroinhaber als elle Aspekte, die für alle Beteiligten funktio- dann ins Stocken geraten waren, schalteten Mitarbeiter inhaltlich an verschiedenen Pro- 10 DAB 08·21
BERLIN AKTUELLES [ DAB REGIONAL ] jekten mitgearbeitet sowie eine beratende Rolle nach außen, aber auch intern eingenom- Für alle, die die Genos Kollegen oder von Mitarbeitenden zu Vor- stand miteinander sprachen. men. Das war für alle ein Lernprozess, damit Die Auftraggebenden reagierten positiv umzugehen, und diente als Eingewöhnungs- senschaft als Nachfol auf dieses atypische Unternehmensmodell. phase, die mit der Zeit gut funktioniert hat. Sie erhielten einen Brief mit dem Titel „Wir Für alle, die die Genossenschaft als Nach- gemodell in Betracht sind jetzt eine Genossenschaft“, was zu einer folgemodell in Betracht ziehen, zeigt Ellen großen Unterstützung seitens der Auftragge- Daßer, die seit der geglückten Übernahme auf ziehen, zeigt Ellen benden führte. Es hat sich eher eine positive zehn erfolgreiche Jahre zurückschauen kann, Akzeptanz über die Kontinuität des Büros dass dies keine Utopie in der Nachfolge und Daßer, dass dies keine herauskristallisiert, als eine Skepsis gegenüber Unternehmensform eines Planungsbüros der Unternehmensform. „Wir wissen es von mehr ist. Ellen Daßer erklärt, wie die Genos- Utopie in der Nach ein paar Wenigen, die das Büro schon kann- senschaft funktioniert: „So eine Genossen- ten, aber nicht als Genossenschaft. Für die schaft hat eine gewählte Geschäftsführung, folge und Unterneh war es spannend und ein Stück weit ein Expe- das ist der Vorstand (der alle fünf Jahre ge- riment. Und eigentlich nach außen hin, gegen- wählt wird), der wird aus den Genossen- schaftsmitgliedern – bei uns sind es vier Vor- mensform eines Pla über unseren Auftraggebenden, ist da gar nicht so viel Unterschied, weil wir früher schon stände – darauf hatten wir uns vorher ver ständigt – gewählt, der dann eben die nungsbüros mehr ist. immer ein Büro waren, in dem die Mitarbei- tenden auch nach außen treten“, so Ellen Geschäftsführung übernimmt. Vom Ver hier vorgestellten Fall müssen neue Kollegin- Daßer. Inhaltlich hat sich das Büro nach der ständnis her, es gibt den Vorstand, quasi die nen und Kollegen mindestens ein Jahr mitar- Gründung der Genossenschaft nur geringfü- Chefs, die die Geschäftsführung alleine durch- beiten, bevor ihnen der Vorschlag gemacht gig neuen und aktuellen Themen zugewandt führen und die Genossenschaftsmitglieder wird, in die Genossenschaft eintreten zu kön- wie z.B. dem Klimaschutz. „Im Grundsatz ist sind im klassischen Sinne dann eher die Mit- nen. Dieser Eintritt ist dann auch gewünscht, es so geblieben wie es vorher schon war, wir arbeiter, die einmal im Jahr – da gibt es eine nicht aber zwingend notwendig und kein Aus- hatten eine gute Außenwirkung, die weiter Generalversammlung – alle zusammenkom- schlusskriterium für eine Mitarbeit. „Also ei- vorhanden ist. Wir sehen gar nicht so die Not- men und wichtige Themen besprechen bezie- gentlich ist unser Ziel ja, dass jeder Mitarbei- wendigkeit, uns komplett neu aufzustellen, hungsweise auch den Jahresabschluss mit der tende auch Genossenschaftsmitglied wird. Es sondern nutzen eigentlich das, was der Altei- Gewinnverteilung beschließen, den neuen ist nicht zwingend nötig, aber das ist eigent- gentümer aufgebaut hat und wollen es auch Vorstand und Aufsichtsrat wählen oder Inves- lich unser Ziel. Und natürlich haben wir auch weiter bestätigen, also zum Beispiel, dass wir titionen mit beschließen müssen. Es müssen so was wie die Strategie der Nachfolge, also eine gute Qualität liefern und einen guten Um- nicht immer alle Mitglieder mitreden und ent- die jungen Mitarbeiter aufzubauen, die Nach- gang miteinander pflegen. Diese Außenwir- scheiden. Bei vielen Themen ist klar definiert, folge irgendwie zu generieren d.h. sobald Vor- kung finden wir wichtig und wollen diese eher was die Geschäftsführung darf und was sie standsmitglieder in Rente gehen und so war nochmal verfeinern oder ein bisschen breiter nicht darf, ohne die Zustimmung der Mitglie- es jetzt auch schon mal, gibt es eine neue aufstellen, aber an sich, Organisation, Name, der“, und „Das Positive an der Genossenschaft Wahl und jemand Neues wird zum Vorstand Strategie, wurden nur im Detail angepasst“, ist, mit jeder Vorstandswahl lebt die Genos- gewählt“, so Ellen Daßer. erklärt Ellen Daßer. senschaft weiter. Also diesen Nachfolgepro- Für Ellen Daßer selber war der Wechsel Die abschließenden Empfehlungen von zess, den wir durchlaufen haben, müssen wir von einer Mitarbeitenden zum Mitglied des Ellen Daßer für eine Übernahme sind, sich als Genossenschaft nicht mehr durchlaufen“. vierköpfigen Vorstandes, dem sie nach der frühzeitig mit der Nachfolge auseinanderzu- Die Voraussetzung für die Teilnahme an letzten Wiederwahl jetzt bereits zehn Jahre setzen, eine Recherche über den Prozess der Genossenschaft sind die folgenden: „Man angehört, eine spannende Erfahrung. So ent- durchzuführen, mögliche Barrieren zu analy- kauft sich mit einem festgelegten Anteil ein. standen unweigerlich unterschiedliche Verant- sieren und während des Prozesses mit Media- Der ist für jede Genossenschaft flexibel. An- wortungsebenen zwischen den Mitarbeiten- toren oder Beratern zusammenzuarbeiten. ders als bei einer GbR ist auch das Grün- den und Vorständen, obwohl das Hierarchie- In den Interviews werden die persönlichen dungskapital in einer Genossenschaft nicht gefälle in der Genossenschaft – auch wenn Ansichten und Einschätzungen der Ge- festgelegt. Es sind zwei Anteile, die bei uns sich diese teils nur in der Art, wie man mitei- sprächspartner als Zitate veröffentlicht. Die mindestens einzuzahlen sind, es können aber nander kommuniziert widerspiegeln – so ge- Architektenkammer Berlin weist hiermit aus- auch mehr sein“, erklärt Ellen Daßer. ring, wie möglich gehalten wird. So mussten drücklich auf ihre neutrale Position zu den In- Jede Genossenschaft kann für sich selbst alle mit der Zeit lernen richtig einzuordnen, zu halten in den Interviews hin. p entscheiden, wie sie im Sinne von Regelungen welchen Themen und Situationen sie in der lo- oder gesetzlichen Bestimmungen vorgeht. Im ckeren Umgangsform von Kolleginnen und p ak-berlin.de/unternehmensnachfolge DAB 08·21 11
[ DAB REGIONAL ] AKTUELLES BERLIN Women in Architecture Paritätische Baukultur und Chancengleichheit gehen uns alle an! N ach einer erfolgreichen Finissage und Übergabe der manifestA an die Co-Schirmfrau und Staats sekretärin Wenke Christoph, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, blicken die Akteurinnen und Akteu- re des Women in Architecture Berlin Festi- vals auf einen facettenreichen Monat mit über 100 Veranstaltungen zurück. Deutlich wurde und ist: Die Abschlussveranstaltung des Festivals am 1. Juli im B-Part Am Gleis- dreieck ist nicht das Ende der Baustelle Gleichstellung. Vielmehr soll fortgeführt wer- den, was in über zwei Jahren größtenteils ehrenamtlichen Engagements mit dem Fes- tival erreicht wurde: die Arbeit von Frauen © Boris Trenkel in und rund um die Architektur in Berlin sichtbar zu machen. Über 34 institutionelle Akteurinnen und WIA-Akteurinnen und Gäste der Finissage am 1. Juli 2021 Akteure haben sich mit den drei definierten Schwerpunkten des Women in Architecture dern Aussagen und Erkenntnisse möglichst talog entwickelt, der auch ganz persönliche Festivals – Sichtbarkeit, Dialog, Diversität – vieler Akteurinnen und Akteure in Online- Erfahrungen, Perspektiven und Sichtweisen auseinandergesetzt. Vor und während des Umfragen und Präsenz-Workshops gesam- beleuchtete. Die gesammelten Antworten Festivals wurden zu den drei Handlungsfel- melt. Je Handlungsfeld wurde ein Fragenka wurden noch am Nachmittag vor der Finis sage gemeinsam mit den Akteurinnen und Akteuren kondensiert und verabschiedet. manifestA Herausgekommen ist dabei die manifestA – eine öffentliche Erklärung von Zielen und Ab- WIA BERLIN fordert die Einrichtung von festen Stellen für Gleichstellung in allen sichten, die von WIA Akteurinnen symbolisch Länderkammern und eine Berichterstattung im zweijährigen Baukulturbericht der an die Politik übergeben wurde. Bundesstiftung Baukultur. Diese Forderungen sind nur ein Bruchteil WIA BERLIN fordert eine selbstverständlich paritätische Besetzung auf allen Ebenen. der vielschichtigen Meinungen und Haltun- Das erfordert Gleichwertigkeit von CARE und Erwerbsarbeit! gen, die sich im Zuge des Festivals gebildet WIA BERLIN fordert, dass Institutionen der Baukultur als Vorbilder agieren, Chancen- und geschärft haben. Und auch wenn am En- gleichheit und Gleichstellung zügig umsetzen und dabei die Sensibilisierung für das de des Workshops ein Kondensat auf den Thema auch außerhalb der Bauwelt erhöhen. Weg gebracht wurde, hört der Prozess hier nicht auf. Die vielen wertvollen Untertöne und WIA BERLIN fordert die Abkehr vom „Starkult“ hin zu einer sozialen, partnerschaftlichen, Aspekte verdienen die gleiche Aufmerksam- kollaborativen, offenen und diversen Baukultur, die sich an alle richtet. keit und Sichtbarmachung wie berufspolitisch WIA BERLIN fordert den Fokus auf New Role Models und einen generationen- und bereits wirksame Schlagwörter. länderübergreifenden Dialog. Die manifestA ist daher insbesondere ein WIA BERLIN fordert die Architektenkammern auf, endlich einen Namen zu wählen, Impuls für die notwendige weiterführende der alle Disziplinen und Geschlechter abbildet. Auseinandersetzung mit dem Thema, so dass das Festival nachhaltig wirkt. 12 DAB 08·21
BERLIN AKTUELLES [ DAB REGIONAL ] Wenke Christoph betonte im Rahmen der Ver- die Materialqualität eines Gebäudes, sondern Denn das Festival hat gezeigt: Durch Förde- anstaltung die Bedeutung der Forderungen: auch eine Frage, wie Entwurfs- und Arbeits- rung, Forderung, Beteiligung und Dialog er- „Stadtentwicklung und auch Baukultur waren prozesse, das Büroklima oder die Kommuni- reicht man in vier Wochen weit mehr als jede lange Zeit ein männlich geprägtes Terrain. kationsformen gestaltet werden.“ theoretische Gesetzeslage, jede Quote und Umso wichtiger ist es, dass wir Frauen als Ge- In diesem Sinne gilt es vor allem auch bei jede gut gemeinte Teilnahmebedingung in ei- stalterinnen von Stadt empowern und ihre Ar- uns selbst anzufangen, um die Strukturen nem Jahr. Im Hinblick auf die gesamtgesell- beit sichtbar machen. Gleichzeitig geht es da- aufzubrechen, die einer paritätischen Baukul- schaftliche Verantwortung unseres Tuns rum, dass gebaute Architektur und die Gestal- tur im Wege stehen. Im Berufsstand und in müssten wir demnach schon längst mit gu- tung der Städte eine wesentliche Bedeutung der Vertretung nach außen braucht es echte tem Beispiel vorangehen. p für die Teilhabe aller am gesellschaftlichen Le- Bereitschaft, Gleichstellung umzusetzen. p wia-berlin.de ben haben. Der Anspruch einer Stadt für alle und umfassender Teilhabe ist damit eng ver- bunden sowohl mit der Umsetzung von Gleichstellung in der Planung als auch in der Gestaltung und Nutzung öffentlicher Räume.“ Auch Jette Hopp, Architektin und Ge- schäftsführerin von Snøhetta aus Norwegen, machte mit ihrer Kurzpräsentation Mut zum Wandel. Essentiell ist insbesondere der Um- bau des Berufsbildes aus Sicht der Gesamt- gesellschaft, um die Werke, Mitarbeit und Rolle von Frauen im Planungsberuf so selbst- verständlich werden zu lassen, wie es in Nordeuropa schon vollzogen scheint. Denn auch wenn die anwesenden Gäste noch über die Anekdote vom arabischen Bauherren lachten, der angesichts der vielen leitenden Frauen auf seiner Baustelle in Bahrain fragte: „What’s wrong with the Norwegian men?“ ist es bittere Realität, dass Frauen auf Baustellen in Berlin noch immer gefragt werden, ob sie Übergabe der manifestA an die Staatssekretärin für Wohnen Wenke Christoph (Mitte rechts) sich verlaufen hätten. WIA Berlin 2021 hat vieles angestoßen. Am meisten wohl bei den aktiv Beteiligten, aber auch bei den vielen Gästen, Teilnehmen- den vor Ort sowie online. Auf dem YouTu- be-Kanal ist ein durch die Pandemie fast schon erzwungener Dokumentationsschatz entstanden. Über 65 Stunden aufgezeichne- tes Material sind nun dauerhaft zugänglich und harren der Weiterverarbeitung. Es gilt nun das Fundament zu nutzen und darauf aufzubauen. Die Architektin Elke Du- da, die als eine der Ersten das Festival initi- ierte, sagte im Zuge eines Interviews zum Festival: „Insbesondere in der Bauwirtschaft herrscht extremer Druck bei den Arbeitsbe- Fotos © Boris Trenkel dingungen: Permanente Verfügbarkeit und eine alles bestimmende Dienstleistungsmen- talität prägt leider oft den Planungsprozess. Dabei ist Baukultur in meinem Verständnis nicht nur ein Prädikat für das Aussehen und Netzwerken bei der Finissage im B-Part Am Gleisdreieck DAB 08·21 13
[ DAB REGIONAL ] AKTUELLESBERLIN [FRAU] ARCHITEKT*IN Text: Reinhart Bünger P apst Franziskus betete kürzlich da- Ernst-Reuter-Platz die Ausstellung FRAU AR- wies darauf hin, dass die erstmals in Frankfurt für, dass jeder zum Architekten des CHITEKT*IN eröffnet, ein Beitrag der Architek- am Main gezeigte Ausstellung mit der Ge- Dialogs und der Freundschaft wer- tenkammer Berlin, des Instituts für Architek- schichte der Emilie Winkelmann begann. Sie de, dem Nächsten die Hand reiche tur sowie des Architekturmuseums der TU war die erste freiberufliche Architektin und Feindschaften und Konflikten keinen Berlin in Kooperation mit dem BHROX bau- Deutschlands. 1907 eröffnete sie in Berlin ihr Raum gebe. Recht hat er – und irritiert. Das haus reuse zum Festival Women in Architec- Büro. hätte auch eine Päpstin sagen können. Das ture WIA Berlin 2021. Heute sind knapp über fünfzig Prozent der hätte auch eine Architektin sagen können. Die Bauhaus-Box hatte es ob der Variatio- Architekturstudierenden Frauen, beobachtet Oder nicht? nen des Themas in sich: Da war die vom Deut- Kristin Wellner, Professorin für Planungs- und Festzustehen scheint immerhin, dass wohl schen Architekturmuseum (DAM) Frankfurt Bauökonomie/Immobilienwirtschaft der TU keine Institution so typisch männlich domi- am Main übernommene Video-Lounge der Berlin. Zwei Drittel ihrer Promovierenden sind niert ist wie die Katholische Kirche. Danach Ausstellung „Frau Architekt“, deren Titel für weibliche Absolventinnen. folgen – mit etwas Abstand – Architektur und das Berliner Vorhaben mit Gendersternchen In der Zusammenschau hat das Projekt Bauwesen. gebrandet wurde. Das Architekturmuseum versucht zu erkennen, wo Architektinnen Am 3. Juni 2021 wurde deshalb für vier (TU Berlin) zeigte Diplomarbeiten von Archi- männlich dominierte Rollenbilder in Architek- Wochen im BHROX bauhaus reuse auf dem tekturstudentinnen aus den 1950er- bis tur und Gesellschaft hinterfragt und teilweise 1970er-Jahren – „ein kleiner Schatz, der überwunden haben. „Doch wir haben gese- längst noch nicht gehoben ist“, so Museums- hen, dass viele Diskriminierungen und Stereo- leiter Hans-Dieter Nägelke. Das Fachgebiet type trotzdem immer noch stattfinden“, sag- Bau- und Stadtbaugeschichte der TU Berlin te Architekturhistoriker Prof. Hermann präsentierte „Berliner Architekt*innen: Oral Schlimme (TU Berlin) zur Ausstellung in der History“. Zu sehen war zudem eine intersek- BHROX bauhaus reuse. Das Thema ist also tionale „Survival Lounge“ und – gleich am Ein- höchst relevant. „Change is happening, aber gang der Ausstellung die „fem*MAP Berlin es ist noch so viel zu tun: Es gibt den Ruf 2049“, die Studierende des Fachgebiets Städ- nach mehr Inklusion, nach mehr Diversität“, tebau und Urbanisierung (TU Berlin) zeichne- so der Ausblick von Sarah Rivière. Beten al- ten. Eine Verortung weiblicher Architek- lein hilft eben nicht. p tur(-vorstellungen) in der Berliner Stadtland- schaft. p ak-berlin.de/frauarchitektin „Die „Baustelle Gleichstellung“ hat somit Berliner Architekt*innen: Oral History begonnen“, sagte Elke Duda, Koordinatorin des WIA-Festivals, in der Auftaktveranstal- tung. Zwar fanden mehr als 100 WiA-Veran- staltungen in vier Wochen statt, doch unter dem gemeinsamen Nenner dürfte es in den kommenden Jahren noch vieles zählen. „Ar- chitektur ist mitnichten Männersache“, sagte Andrea Männel aus dem Vorstand der Archi- tektenkammer Berlin. Der Umbau in Richtung alle Fotos © Michael Setzpfandt Gleichgewicht hat erst begonnen. „Aus Sicht der Architektinnen ist die Beteiligung der un- terschiedlichsten Gruppierungen an Planun- gen eine der wichtigsten Aufgaben“, sagte Andrea Jürges, Vizedirektorin des Deutschen Fem*MAP Berlin 2049 Architekturmuseums (DAM) zum Auftakt. Sie Ausstellungsdesign Team Dis+Ko 14 DAB 08·21
BERLIN TERMINE [ DAB REGIONAL ] da! Architektur in und aus Berlin 2022 Ein siebenköpfiges Gremium mit Vertreterinnen und Vertretern aus al- len vier Fachrichtungen und einer Person aus dem Bereich Kultur/Me- dien wird im September 2021 tagen und aus allen eingereichten Ar- beiten die Projekte für die Ausstellung im Frühjahr 2022 und das Jahr- buch auswählen. Gremiumsmitglieder „da! Architektur in und aus Berlin“ 2022: Theresa Keilhacker, Präsidentin der Architektenkammer Berlin (Architektur) Robert Marlow, Präsident der Architektenkammer Niedersachsen (Architektur) © Architektenkammer Berlin NN (Fachrichtung Stadtplanung) Prof. Dr. Norbert Palz, Präsident Universität der Künste, Profes- sor für Entwerfen, digitale Medien, Fakultät Gestaltung (Kultur/ Medien) Hubertus Schäfer, greenbox, Köln (Landschaftsarchitektur) Wir freuen uns über 140 Bewerbungen, die bis zum Einsendeschluss Ines Wrusch, freie Innenarchitektin, Hamburg (Innenarchitektur) am 15. Juni 2021 bei uns eingetroffen sind! Melanie Zirn, RHWZ Architekten, Hamburg (Architektur) Die Architektenkammer Berlin SAVE THE DATE: SOMMERFEST zu Gast im Klick Kino in Charlottenburg 19. August 2021, 20.00 Uhr Klick Kino, Windscheidstraße 19, 10627 Berlin Film: Haus Tugendhat Zu Gast: Ayhan Ayrilmaz, Vizepräsident der Architektenkammer Berlin Klick Kino zeigt den Film: „Haus Tugendhat“ anlässlich der Wiederer- © Henning-Hattendorf öffnung der Neuen Nationalgalerie von Mies van der Rohe im August 2021. Im Anschluss an den Film hat das Publikum Gelegenheit, sich dazu mit dem Vizepräsidenten und Architekten Ayhan Ayrilmaz aus- zutauschen. Zum traditionellen Sommerfest der Architektenkammer Berlin laden wir Tickets können auch online gebucht werden unter Sie in diesem Jahr herzlich in die Ladestraße des Deutschen Technik- p klickkino.de/tickets/ museums ein. SAVE THE DATE: 27. August 2021, Einlass ab 18.00 Uhr, Beginn 19.00 Uhr Eintritt kostenfrei, Anmeldung erforderlich Ort: Möckernstraße 26, 10963 Berlin © Architektenkammer Berlin Wir freuen uns auf Ihr Kommen! Bitte informieren Sie sich kurzfristig auf unserer Website über die dann geltenden Corona-Maßnahmen. p ak-berlin.de/sommerfest DAB 08·21 15
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