AIV-Schinkel-Wettbewerb 2018 - AIV Berlin
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Inhalt AIV-Schinkel-Wettbewerb 2018 Vorwort 3 Förderer und Medienpartnerschaften 4 AIV-Schinkel-Wettbewerb 5 Diesing-Preis 7 Einführung in das Wettbewerbsgebiet und die Aufgabenstellung 8 Aufgabenstellung „Spandau Ballet“ 11 Drei Kieze für Spandau (Schinkelpreis) 12 There‘s A New Kid On The Block (Diesing-Preis) 14 Forum Spandau (Diesing-Preis) 15 Fortsezung folgt (Anerkennungspreis) 16 Spandau im Quadrat (engere Wahl) 17 Stadt – Raum – Integration (engere Wahl) 18 Aufgabenstellung „Stadtoase – und dennoch voll integriert“ 19 Spandauer Dialog (Erwähnung) 20 Aufgabenstellung „Im Alltäglichen das Besondere finden“ 21 Leschij (Schinkelpreis) 22 Orchideenpark (Sonderpreis) 24 Grünzug (Anerkennung) 25 Projekt Atacama – Gemeinsam aufblühen (engere Wahl) 26 Freiraum verweben (engere Wahl) 26 Stadt – Raum – Integration (engere Wahl) Aufgabenstellung „Nahversorgung als Super-Mix“ 27 Nahversorgung als Super-Mix (Schinkelpreis) 28 Nahversorgung als Super-Mix (Diesing-Preis) 30 Supergrid (Sonderpreis) 31 Polymatrix (engere Wahl) 32 Grüne Welle (engere Wahl) 32 Preisträger im AIV-Schinkel-Wettbewerb 2018 33 Mitglieder des Schinkel-Ausschusses 34 Impressum 1
AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB AIV-Schinkel-Wettbewerb 2018 Vorwort Ideenwettbewerbe erlauben einen frischen Blick auf komplexe Problemlagen. Fern der stadtentwicklungspolitischen Planungsrealität greift der AIV-Schinkel-Wettbewerb immer wieder Themen aus der aktuellen Diskussion auf und ver- sucht, möglichst viele eigenständige Ansätze in einer Art „Werkstatt der Ideen“ in diese Diskussion einzubringen. Die steigende Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum prägt die aktuelle Debatte in Berlin. Zahlreiche Areale wer- den als Potentialflächen für Wohnungsbau identifiziert, darunter auch das Wettbewerbsgebiet in Spandau. Der AIV-Schinkel-Wettbewerb will in diese Diskussion eigene Impulse geben und suchte Konzepte für eine ange- messene Nachverdichtung der ehemaligen Kasernengelände, beziehungsweise die Entwicklung eines Leitbilds für ein neues, lebendiges Stadtquartier. Insbesondere die Abwägung zwischen der angemessenen Dichte für ein urbanes Um- feld einerseits und der notwendigen Großzügigkeit für ein zukunftsweisendes Wohnquartier war in diesem Zusam- menhang darzustellen. Dabei war die aktuelle Nutzung einiger Bauten als Unterkunft für Geflüchtete in das Konzept mit einzubeziehen. 75 Arbeiten beschäftigten sich mit der städtebaulichen Aufgabenstellung, u.a. in Kooperationen mit der Architektur, der Landschaftsarchitektur und der Verkehrsplanung. Die Heterogenität des Wettbewerbsgebiets wirft die Fragestellung auf, wie sich die vorhandenen Freiräume zu ei- nem großzügigen Stadtpark zusammenfassen lassen, ohne die bestehenden Kleingartenanlagen und Bestandsbauten einfach abzuräumen. In 16 Arbeiten untersuchten Teilnehmer*innen, wie Verbindungen und Übergänge zwischen den großen Grünzügen einerseits und den Wohnquartieren andererseits konzipiert werden können, um ein klares land- schaftsarchitektonisches Gesamtkonzept zu entwickeln. Der AIV-Schinkel-Wettbewerb begreift sich auch als Impulsgeber für Themen, will Fragestellungen formulieren und Diskussionen anstoßen: Wie kann der wertvolle Stadtraum attraktiv gemacht werden? Und wie soll mit den denkmal- geschützten Bestandsbauten umgegangen werden? Dieser Frage widmeten sich 36 Arbeiten aus der Architektur und dem Konstruktiven Ingenieurbau, teilweise in Kooperation mit der Denkmalpflege. Künstlerisch setzte sich mit dem historisch schwer belasteten Areal leider keine Arbeit auseinander. Bedauerlicherweise auch holte nach der Veröffentlichung des Wettbewerbsthemas und im Verlauf der Bearbei- tungszeit die politische Entwicklung den AIV-Schinkel-Wettbewerb ein. Die ehemaligen Kasernenanlagen nördlich der Schmidt-Knobelsdorf-Straße sollen nun Standort einer Antiterroreinheit der Bundespolizei werden. Dennoch möchte der Wettbewerb mit seinen Ergebnissen noch einmal die Diskussion anstoßen, indem er aufzeigt, was ein offenes, le- bendiges Quartier an diesem Standort für Spandau leisten könnte. Mit den Entwurfsaufgaben des AIV-Schinkel-Wettbewerbs 2018 beschäftigten sich insgesamt 321 Teilnehmer*innen aus Deutschland, Belgien, Dänemark, Italien, den Niederlanden, der Russischen Föderation und der Schweiz. Prämiert wurden zehn Arbeiten mit Schwerpunkten in den Fachsparten Architektur, Städtebau, Landschaftsarchitektur sowie konstruktiver Ingenieurbau. Insgesamt standen dazu Preisgelder in Höhe von 24.500 € zur Verfügung. Ohne die Zuwendungen unserer zahlreichen Förderer und Unterstützer wäre die Durchführung des Verfahrens nicht möglich, auch würde der AIV-Schinkel-Wettbewerb ohne die vielen Stunden, die der Schinkelausschuss in ehrenamtli- cher Tätigkeit in die Organisation des Wettbewerbs steckt, nicht stattfinden können. Und auch nicht ohne die Vorprü- fer*innen, die teilweise bis aus Stuttgart zur Vorbereitung der Preisgerichtssitzung anreisen. Wir danken allen Betei- ligten für ihre tatkräftige Unterstützung. 3
AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB 100c 90 m 0y 10k AIV-Schinkel-Wettbewerb Ideen- und Förderwettbewerb für junge Menschen aus den Fachsparten Städtebau, Landschaftsarchitektur, Architektur, Bauingenieurwesen, der Verkehrsplanung und der Freien Kunst Bericht März 2018 Logoanwendung für Format für: Display Banner Poster Förderer des AIV-Schinkel-Wettbewerbs Schilder Kfz … Zech Dombrowsky Design . 2007 Die Durchführung des Wettbewerbsverfahrens wäre nicht möglich gewesen ohne die Unterstützung und finanzielle Zuwendung zahlreicher Institutionen.Den AIV-Schinkel- Wettbewerb 2018 haben gefördert: Hans-Joachim-Pysall-Stiftung Karl-Friedrich-Schinkel-Stiftung des Architekten- und Ingenieur-Veriens zu Berlin e. V. Hans und KrulL STIFTUNG CharlotTe Neben den Fördergeldern des Bundesministeriums, der Der Sonderpreis der Baukammer Berlin wird für herausra- Senatsverwaltung, der Architektenkammer Berlin, des gende Ingenieurleistungen vergeben, der Sonderpreis der DAI, der Fa. Filigran Trägersysteme GmbH & Co. KG und Lenné-Akademie für Gartenbau und Gartenkultur e.V. für der Firma Computerworks GmbH, die in das Wettbewerbs- einen Entwurf der Fachsparte Landschaftsarchitektur mit verfahren gehen und auch als ungebundene Preisgelder einem vorbildlichen Beitrag für Pflanzenverwendung. Die alle Fachsparten berücksichtigen können, gibt es zahl- Hans und Charlotte Krull Stiftung stiftet einen Sonderpreis reiche Sonderpreise: Die Hans-Joachim-Pysall-Stiftung explizit für Arbeiten von Künstler*innen. zeichnet die beste bereits mit einem Schinkelpreis prä- mierte Arbeit durch ein Schinkel-Italienreise-Stipendi- In Medienpartnerschaften steht der AIV zu Berlin mit den um aus und knüpft damit an den historischen Zweck der nachfolgenden Portalen: Preisgelder an. Bis zu drei herausragende Arbeiten aus der Fachsparte Architektur werden mit dem Diesing-Preis von der Karl-Friedrich-Schinkel-Stiftung des AIV zu Berlin prämiert. Der Verband Beratender Ingenieure fördert mit seinem Sonderpreis für die beste Kooperationsarbeit von Ingenieur*innen und einer anderen Fachsparte die inter- Bereitstellung der online-Plattform disziplinäre Zusammenarbeit. Der Verband Restaurator im für den Wettbewerb: Handwerk e.V. zeichnet einen Beitrag aus, der sich gezielt mit dem Thema des Denkmalschutzes auseinandersetzt. 4
AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB Der AIV-Schinkel-Wettbewerb Immer weniger offene Wettbewerbsverfahren geben jun- gen Entwerfer*innen, Gestalter*innen und Planer*innen die Möglichkeit, sich in ihrem Berufsfeld zu beweisen und sich selbst und ihre Leistungen einzuordnen. Der Architek- ten- und Ingenieur-Verein zu Berlin e.V. schafft gemein- sam mit Fördermittelgebenden, Stifterinnen und Stiftern, Juror*innen und Hochschulen ein Netzwerk unterschied- licher Disziplinen, in dem Antworten auf planerische und gestalterische Fragen gegeben und gleichzeitig junge Pla- ner*innen, Architekt*innen, Ingenieur*innen und Künst- ler*innen in ihrer fachlichen Entwicklung gefördert wer- den. Das Verfahren richtet sich daher ausdrücklich an Ab- solvent*innen und Studierende in höheren Semestern. Die Aufgabenstellung und die Wahl des Kontextes sol- len über die Arbeit am eigenen Entwurf die Kreativität und Phantasie für die Lösung zukunftsorientierter Planungs- aufgaben herausgefordert und eine Auseinandersetzung mit komplexen Zusammenhängen und fachübergreifen- den Sichtweisen initiiert werden. Karl-Friedrich-Schinkel Auch steht der AIV-Schinkel-Wettbewerb als Ideen- und Förderwettbewerb nicht unter dem Druck der un- mittelbaren Umsetzung. Er kann jedoch dazu dienen, In- teresse für ein Gebiet zu wecken, Sensibilität im Umgang Die Konzeption und Durchführung des Wettbewerbs mit dem Bestand zu entwickeln, die Bedeutung für die wird durch den Schinkelausschuss des AIV zu Berlin über- Umgebung aufzuzeigen und somit zur Qualifizierung der nommen. Das Gremium setzt sich aus rund 45 Fachleu- Aufgabenstellung einer formellen Planung beitragen. In ten zusammen, die das Verfahren ehrenamtlich begleiten. diesem Sinne etabliert sich der Wettbewerb immer mehr als Betrachtungsfeld der informellen Planung und Bürger- Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin e.V. beteiligung, die vor allem darauf gerichtet ist, eine Bezie- Der Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin e.V. (AIV) hung der Bürgerschaft zum Planungsgebiet zu generieren wurde 1824 von jungen „Bauconducteuren“ um Eduard und sie für die Gestaltung der öffentlichen Räume zu ge- Knoblauch in Berlin gegründet und gilt als älteste Tech- winnen. Mit seinem freieren Blick auf Aufgaben in Ber- nikvereinigung Deutschlands. Der Verein hat wesentlich lin und Brandenburg gelingt es dem AIV-Schinkel-Wett- zur Entwicklung des Berufsstandes der Architekt*innen bewerb häufig auch, Anregungen in laufende Planungen und Ingenieur*innen sowie der Bau- und Kulturgeschichte einzubringen. Berlins, Preußens und Deutschlands beigetragen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden in bis zu Zu den Zielen des AIV zu Berlin gehört die Förderung acht Fachsparten angeregt, übergreifende trans- und in- von Baukultur in ihren unterschiedlichen Facetten. In Ver- terdisziplinäre Gruppen zu bilden. Die Aufgaben werden anstaltungen und Publikationen wird dazu das aktuelle zwar schwerpunktmäßig einzelnen Fachsparten zugeord- Baugeschehen kritisch und konstruktiv begleitet. Darü- net, jedoch von einer interdisziplinären Jury beurteilt. Für ber hinaus beschäftigt sich der Verein mit stadt- und bau- Kooperationen stehen Sonderpreise zur Verfügung. Mit historischen Themen. Für seine besonderen Verdienste in diesem Ansatz soll auch das universale Denken Schinkels diesem Bereich wurde der AIV zu Berlin 2007 mit der Fer- in Erinnerung gerufen werden. dinand-von-Quast-Medaille ausgezeichnet. 5
AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB Heute gehören dem AIV zu Berlin rund 300 Mitglie- Neu ist auch die Unterteilung des Wettbewerbs in unter- der an. Als Berufsgruppen sind Architekt*innen, Stadtpla- schiedliche Aufgaben. Der Bereich des Land- und Hochbaus ner*innen, Landschaftsarchitekt*innen, Bauingenieur*in- wird dazu um das Ingenieurwesen ergänzt, zu dem Was- nen, Wissenschaftler*innen, Betriebswirt*innen, Jurist*in- ser-, Eisenbahn- und Maschinenbau gehören. Das Preis- nen und Künstler*innen vertreten. geld von 1.700 Goldmark (ca. 12.000 EUR) ist an eine mehr- monatige Studienreise gebunden, die zu den Stätten des Zur Geschichte des AIV-Schinkel-Wettbewerbs klassischen Altertums führen soll. Die Preisträger müssen 1829 führen die Mitglieder des AIV zu Berlin „Monats- nach ihrer Rückkehr die Ergebnisse ihrer Reise in Vorträ- wettbewerbe“ ein, um gemeinsam aktuelle Fragen der Ar- gen oder Bauaufnahmen zusammenfassen. Ihre Arbeitser- chitektur und des Städtebaus zu erörtern. Diese „Übun- gebnisse dokumentieren den wissenschaftlichen Anspruch gen zum Entwerfen” gehören neben Vorträgen und Ex- des Vereins. kursionen zu den wichtigsten Aktivitäten des Vereins. Im selben Jahr wird Karl Friedrich Schinkel Vereinsmitglied. Für den AIV zu Berlin entwickelt sich der Schinkel-Wett- Schinkels beruflicher Werdegang und seine bemerkens- bewerb rasch zu einem bedeutenden Ereignis. Auf den werten Bauwerke sind bereits zu seinen Lebzeiten Anlass jährlichen Schinkelfesten im eigenen Vereinshaus in der zu einer besonderen Verehrung. Seit seinem frühen Tod Wilhelmstraße werden die Preisträger gekürt und ihre Ar- 1841 erinnert der Verein an seine Leistungen - ab 1844 mit beiten präsentiert. Die inzwischen sehr lange Liste der dem jährlichen Schinkel-Fest. 1851 schlägt der junge Ar- Preisträger*innen umfasst u.a. Ludwig Hoffmann, Alfred chitekturstudent und spätere Vereinsvorsitzende Friedrich Messel, Hans Poelzig und David Chipperfield. Adler vor, für den Baumeisternachwuchs jährlich eine Kon- kurrenz unter den Vereinsmitgliedern durchzuführen. Der ab 1852 ausgelobte Wettbewerb ist Karl Friedrich Schin- kel gewidmet. Ab 1855 wird der Schinkel-Wettbewerb staatlich unter- stützt. Zur Förderung des technisch-wissenschaftlichen Nachwuchses weist der preußische König Friedrich Wil- helm IV. die Stiftung von Siegerpreisen an. Mit den bei- den hoch dotierten Staatspreisen für die Fachsparten Ar- chitektur und Ingenieurbau erfährt der Wettbewerb eine besondere Aufwertung. Gleichzeitig wird damit der Teil- nehmerkreis auf Studierende und Absolventen des ersten Bauführer-Examens ausgeweitet. Um den Schinkelpreis konkurrieren nun Teilnehmer aus dem gesamten preußi- schen Staatsgebiet. Die prämierten Arbeiten können von der Bauakademie und ihrer Folgeinstitution, der Techni- schen Hochschule Charlottenburg, als Examens- oder Di- plomarbeiten anerkannt werden. 6
AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB Heinz Diesing (22.4.1922 - 17.2.2014) standsangestellter“ fand er eine erste Arbeitsstelle beim Magistrat - im Hauptamt für Hochbau, Bauamt 1 am Kai- serdamm. 1951 ersuchte er um Aufnahme in den von den Alliier- ten wieder zugelassenen AIVB, was seinerzeit nur gutbe- leumundeten, zuvor nicht in NS-Institutionen verstrickte Herren möglich war. Für ihn bürgten beispielsweise die Gebr. Luckhardt, auch O. Bartning unterstützte. Sein ver- gebliches Bemühen um eine selbständige Tätigkeit in Ber- lin führten ihn nach Hamburg, Braunschweig, und selbst Ministerialausschreibungen für Pakistan und Afghanis- tan ging er nach. Die beiden Schinkelwettbewerbe 1952/1953 leiteten die Wende ein. Im ersteren – es ging um Bestattungsanlagen und ein Krematorium - erhielt er einen Anerkennungspreis, im letzteren um ein „Mehrstöckiges Hotel“ - erwarb er die ersehnte Schinkelmedaille. Der Anfang war gemacht. Heinz Diesing, Portrait von Rainer Bonar 1985 Anschließend beteiligte sich Heinz Diesing erfolgreich an mehreren kleineren Realisierungswettbewerben, u.a. um Es gehört nicht zu den Alltäglichkeiten, dass der AIV aus Erweiterungen an das Rathaus Neukölln. Eine steile Kar- den Reihen seiner Mitglieder wohltätig bedacht wird, riere stellte sich dagegen nicht ein, er wickelte aber ein um seine vielfältigen Ehrenamtstätigkeiten für Stadt und ganzes Spektrum der üblichen Bauaufgaben ab. Bekannt Gesellschaft voranzutreiben. Umso höher empfinden wir wurden und heute noch zu bewundern sind seine Tier- Dankbarkeit, wenn uns Mitglieder über ihr Erdendasein häuser im Zoologischen Garten, wo er bis in die mittle- hinaus großzügig bedenken, sogar zu Nacherben erklä- ren 1960er Jahren in Gemeinschaft mit W. Wolff und dem ren. So war es schon vor geraumer Zeit unser langjähri- Büro P. Schwebes tätig blieb. In den Jahren der Konsoli- ges Vereins- und Vorstandsmitglied Johanna Blanck, die dierung baute H. Diesing sein Büro in Nikolassee bestän- uns testamentarisch großzügig unterstützte und das Wei- dig aus, war gut beschäftigt. terbestehen unserer Vereinigung in vielen Bereichen er- möglichte. Heinz Diesing knüpfte seine Schenkung an eine Bedin- An dieser Stelle wollen wir einer zweiten Persönlich- gung. Erträge aus seinem Nachlass müssen ausschließlich keit dankbar gedenken, die sich – völlig unerwartet – als in die Schinkelwettbewerbe einfließen. In Ergänzung zu wahrer Wohltäter für unseren Verein erwies – Architekt den Schinkelpreisen sollten Heinz-Diesing-Preise speziell BDA AIV Heinz Diesing. für herausragende Leistungen in der Fachsparte Architek- Heinz Diesing war Schinkelpreisträger, und als solcher tur vergeben werden können. Schon seit 2015 kommen wir empfand er offenbar rückblickend Dankbarkeit, dass ihm diesem Wunsch Heinz Diesings mit Dank und Ehrfurcht diese Auszeichnung in der Wiederaufbauzeit der frühen nach. Diese Stiftung bereichert unsere älteste, wichtigste 1950er Jahre den steinernen Weg in sein Berufsleben er- und nachhaltigste Vereinstätigkeit auf höchst willkomme- leichterte. Jahrgang 1922, hatte er als junger Mann die ne Weise. Wir sind sicher, dass das nicht nur die Heinz-Die- Jahre der NS-Diktatur durchlebt, im Kriegsausbruchsjahr sing-PreisträgerInnen empfinden werden. 1939 seine Ausbildung an den Vereinigten Bauschulen in Neukölln aufgenommen. Erst nach Kriegsende 1947 konn- te er sie als Ingenieur für Hochbau abschließen. Als „Not- Peter Lemburg 7
AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB Wettbewerbsgebiet auf Grundlage eines Luftbilds Grenzen des Wettbewerbsgebiet: Seeburger Straße / Weg im Westen, Wilhelmstraße im Osten, das ehema- lige Munitionsdepot der Train-Kaserne im Süden AIV-Schinkel-Wettbewerb 2018 Einführung in das Wettbewerbsgebiet und die Aufgabenstellung Zum Wettbewerbsgebiet gebracht. Leerstehende Traglufthallen, verfallende Sport- Das Bearbeitungsgebiet befindet sich im Süden des Span- stätten und verwildernde Freiräume prägen zusammen dauer Siedlungsgebiets. Es liegt zwischen der geschlos- mit leer stehenden, teilweise von kleinen Gewerbetrei- senen Mietshausbebauung der historischen Wilhelmstadt benden genutzten Bauten das Innere des Blocks. im Osten und einem westlich gelegenen, überwiegend Im heterogenen Teilbereich südlich der Schmidt-Kno- mit Einfamilienhäusern bebauten Bereich. Südwest- belsdorf-Straße wird ein großzügiger Grünraum von lich schließt die Großsiedlung Heerstraße Nord mit rund straßenbegleitender Bebauung eingefasst. Neben Klein- 8.000 Wohnungen aus den 1960er und 1970er-Jahren, im gartenanlagen und dem geschützten Biotop der Egel- Süden das Türkisch-Deutsche Sozialbildungsinstitut, Ge- pfuhlwiesen wird das Gebiet von einem großen Nah- werbeflächen und Kleingartenanlagen an, die sich süd- versorger mit großflächigen Parkplätzen und dem ehe- lich der Heerstraße fortsetzen. maligen Munitionslager der ehemaligen Train-Kaserne Nördlich der Schmidt-Knobelsdorf-Straße ist das Are- charakterisiert. al von Kasernengebäuden aus den ersten Jahrzehnten In der unmittelbaren Umgebung liegen östlich des Be- des 20. Jahrhunderts geprägt, zwischen denen versprengt arbeitungsgebietes der Südpark und nördlich der Bullen- bauliche Ergänzungen vorgenommen wurden. Heute sind grabengrünzug. Ziel weitergehender Planung des Bezirks mehr als 1.000 Geflüchtete in den ehemaligen Kasernen- ist die Herstellung eines Grünzugs zur Verbindung die- gebäuden entlang der Schmidt-Knobelsdorf-Straße unter- ser Grünräume. 8
AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB Spandau blickt auf eine jahrhundertelange Militärge- chen identifiziert, die sich für Wohnungsneubau eignen. schichte als Festungs- und Garnisonsstadt zurück. Schon Das Wettbewerbsgebiet in der Wilhelmstadt ist als Poten- im 16. Jahrhundert wird die Zitadelle angelegt, im Drei- tialfläche für Wohnungsbau im Berliner Bezirk Spandau ßigjährigen Krieg die Garnison ausgebaut, und seit dem ausgewiesen. 18. Jahrhundert siedelt sich großflächig Rüstungsindust- rie an. Nach der Reichsgründung 1871 entstehen zahlrei- Ziel des Wettbewerbs war die Entwicklung eines Leit- che Kasernenanlagen. Auf dem Wettbewerbsgebiet werden bilds für ein wegweisendes Stadtquartier, exemplarisch 1885/86 die Train-Kaserne, 1914/18 die Schmidt-Knobels- eingebunden in die Parameter von Ort und Kontext. Dabei © Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, Land Berlin dorf-Kaserne und 1935/36 die Von-Seeckt-Kaserne errichtet. waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren aufge- Die Fassaden der denkmalgeschützten roten Backstein- fordert, übergreifende trans- und interdisziplinäre Grup- bauten sind entsprechend ihrer Entstehungszeit mal sach- pen zu bilden, um über ihr Fachgebiet hinaus die komple- licher, mal aufwendiger dekoriert. Mit ihren Haupt- und xen Rahmenbedingungen des Orts in ihre Arbeiten ein- Nebengebäuden repräsentieren sie die preußische Mili- fließen zu lassen. tär- und Kasernenarchitektur eindrücklich. Dabei gliederte sich der Wettbewerb in folgende Auf- Nach dem Zweiten Weltkrieg und während der Ber- gabenschwerpunkte lin-Blockade übernimmt die britische Siegermacht 1948 die Kasernenanlagen. Die nun in „Smuts Barracks“, „Brooke „Spandau Ballet“ Barracks“ und „Wavell Barracks“ umbenannten Anlagen Gesucht wurden städtebauliche Ideen, um das Areal in erfahren zahlreiche Erweiterungen, Um- und Neubauten. ein lebendiges Stadtquartier umzuformen. Die städtebau- Erst nach der Wiedervereinigung räumen die Briten 1993 liche Konzeption sollte eine spezifische Identität für das die Anlagen. neue Stadtviertel entwickeln und gleichzeitig einen Bei- trag für die umliegenden Quartiere leisten. Bei der Kon- Direkt neben der Train-Kaserne liegt die ehemalige Preu- version des Kasernengeländes sollten besondere Orte und ßische Militärarrestanstalt. Die Nationalsozialisten kerker- charakteristische Strukturen neu interpretiert und ideen- ten hier Männer des Widerstands ein, unter ihnen Egon Er- reich umgenutzt werden. Es war zu untersuchen, in wie win Kisch und Carl von Ossietzky. Die Alliierten wandeln weit experimentelle Nutzungsstrukturen, Wohnbautypo- den Bau schließlich zum Kriegsverbrechergefängnis um. In logien und Mobilitätsansätze integriert werden können. ihm werden die in den Nürnberger Prozessen verurteilten Täter der NS-Diktatur inhaftiert. Nach dem Tod des letz- „Stadtoase – und dennoch bestens vernetzt“ ten Insassen Rudolf Hess wird es 1987 abgerissen und das Voraussetzung für die Ansiedlung von zusätzlichen Be- Grundstück neu bebaut, um zu verhindern, dass es zu ei- wohnern und damit die Entwicklung des neuen Stadt- ner „Wallfahrtstätte“ für Rechtsradikale wird. Nach der quartiers ist die Gewährleistung der Verkehrsinfrastruk- Nutzung des Geländes für ein Einkaufszentrum mit Kino- tur. Ziel eines integrierten Konzeptes für die Verkehrser- komplex steht hier heute das Supermarktgebäude eines schließung des neuen Quartiers war es, den Anteil des Discounters. motorisierten Individualverkehrs möglichst gering zu hal- ten. Schwerpunkte sollten dabei Vorschläge zur Erschlie- Diese Anlagen dokumentieren neben der Militärge- ßung des neuen Stadtquartiers durch den öffentlichen schichte des Deutschen Reiches auch das Erbe der Stadt Personennahverkehr und die Anbindung an das beste- aus den Jahren des Kalten Kriegs. Ihre Spuren bilden zwar hende Radwegenetz bilden. Die Auswirkungen auf das keine touristischen Anziehungspunkte wie die zahlreichen bestehende Wege- und Straßennetz waren darzustellen. Relikte aus der Teilungszeit in der Mitte Berlins, doch mar- kieren sie eine wichtige historische Schicht - sowohl der „Im Alltäglichen das Besondere finden“ Stadt, als auch Deutschlands. Schwerpunkt der Aufgabe war ist die Entwicklung eines Grünzugs, der sich von West nach Ost durch das Gebiet Zur Aufgabenstellung zieht und die Grünräume am Egelpfuhlgraben mit dem Aktuelle Prognosen für Berlin rechnen mit einem Anstieg Südpark verbindet. Zu formulieren war eine zeitgemä- der Bevölkerung um mehr als 250.000 Personen bis zum ße landschaftsarchitektonische Lösung, welche die Situ- Jahr 2030. Um der dadurch steigenden Nachfrage nach ation nachhaltig qualifiziert und eine eigenständige Hal- Wohnraum gerecht zu werden, wurden in ganz Berlin Flä- tung innerhalb der heterogenen Stadt-Landschaft erken- 9
AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB wie es vielfältige, oft auch verdeckte Spuren belegen. Ge- © Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, Land Berlin schichte und gebaute Gegenwart durchmischen sich. Als „dritte Dimension“ sollte die Zukunft mit künstlerischen Mitteln neue Akzente setzen und Vergangenes und Ge- genwärtiges verknüpfen. Ankerpunkte bildeten das teilabgerissene NS-Kriegsver- brechergefängnis, die ausgedehnten Kasernengelände und die bemerkenswerten Bunkeranlagen auf dem Südgelände. Die Auseinandersetzung mit diesem schwierigen Erbe war eine wesentliche Herausforderung für die Kunstbeiträge. Querschnittsthema Denkmalpflege Wettbewerbsgebiet auf Grundlage eines Prämiert werden konnten Arbeiten aller Fachsparten die Luftbilds den Zielvorstellungen des Bund-Länder-Programms Städ- tebaulicher Denkmalschutz folgend, sich in besonderer Weise mit den historischen Bebauungsstrukturen und Ge- bäuden im Bearbeitungsgebiet auseinandersetzen. Der nen lässt. Für die Wegebeziehungen, Verknüpfungspunkte Schwerpunkt der Auseinandersetzung sollte hier auf der und Nutzungsbereiche waren Ideen für den Freiraum zu Erfahrbarkeit und Vermittlung der ästhetischen, histori- entwerfen, die die wesentlichen räumlichen Qualitäten schen und gesellschaftlichen Werte der Objekte für ge- aufgreifen, akzentuieren und aufwerten sowie bestehen- genwärtige und zukünftige Generationen in Reflektion zu de und zu planende (Freizeit-)Nutzungen ordnen. vergangenen Wertmaßstäben und Qualitäten liegen. In der Fachsparte Kunst, konnte eine Auseinandersetzung „Nahversorgung als Super-Mix“ mit der Aufgabe auch nur temporär erlebbar sein. Es sollte ein Ort / ein Ensemble / eine Architektur hoher Das ehemalige Monitionsdepot der Train-Kaserne Qualität entwickelt werden, der ein zukunftsweisendes Konzept für die Nahversorgung aufzeigt. Hierbei soll- ten Themen wie die zukünftige Mobilität genauso adres- siert werden wie die Auswirkung von weltweit agieren- den Online-Versandhändlern, die Vermarktung von regi- onalen landwirtschaftlichen Erzeugnissen, die Nutzung der Kleingartenerträgen oder Urban Gardening als Beitrag zur täglichen Versorgung in der Stadt. Ortsspezifisch soll- te geklärt werden, welche Dienstleistungen, Bildungs-, Sozial- und Gesundheitsangebote, aber auch intelligen- te, innovative, jugendorientierte oder kreative Nutzun- gen für das ehemalige Munitionsdepot und den Parkplatz sinnvoll erscheinen. Der Konstruktive Ingenieurbau bearbeitete dabei die großflächige Überdachung eines offenen Markt- und Klein- handelsbereichs mit vielfältigen, zeitlich wechselnden Nutzungsmöglichkeiten. Möglich waren ein Neubau auf dem freien Parkplatz neben der Kaufhalle oder eine Über- dachung des ehemaligen Munitionsdepots. © Eva Krapf „Die Zukunft der Vergangenheit“ Das Wettbewerbsgebiet in der Wilhelmstadt wird vor- dringlich von einer militärischen Vergangenheit geprägt, 10
SPANDAU BALLET AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB AIV-Schinkel-Wettbewerb 2018 Aufgabenstellung „Spandau Ballet“ Die Aufgabe suchte städtebauliche Ideen, um das haupt- tion zu schaffen. In einem innovativen Verkehrskonzept sächlich für militärische Nutzungen geplante Areal in ein waren Fuß- und Radwegeverbindungen zu schaffen und lebendiges und gemischtes Stadtquartier mit differenzier- die Möglichkeit eines autofreien Wohnens zu prüfen. Für ten Freiraumqualitäten zu entwickeln. Es war ein Leitbild das ehemalige Munitionsdepot waren Nutzungs- und Ge- für das neue Stadtviertel zu konzipieren, das bei der Kon- staltungsideen gefordert. version des Kasernengeländes besondere Orte und cha- rakteristische Strukturen neu interpretiert und innovativ umnutzt. Uhrturm der Von-Senkt-Kaserne Dabei wurde auf eine enge Verzahnung von Wohnen, Arbeiten, wohnungsnahen Dienstleistungen und Frei- zeitangeboten Wert gelegt. Durch intelligente Ergänzung und Nachverdichtung mit Neubauten sollte eine typologi- sche Mischung erreicht werden, die eine soziale Vielfalt innerhalb des Quartiers ermöglicht. Soziale Infrastruktu- ren sollten auch als Treffpunkte und Kommunikationsor- te für die Nachbarschaft wirken und so die Identität des Stadtteils fördern. Dabei eignet sich das Gebiet, um inno- vative und experimentelle Verkehrskonzepte zu integrie- ren. Insgesamt soll das Quartier so als Labor für zukünf- tige Lebensmodelle dienen können. Folgende Ziele waren dabei anzustreben: •• die schrittweise Umnutzung und In-Wert-Setzung der gegenwärtigen Bauten, der Infrastruktur und der Freiflächen •• die maßvolle Ergänzung der bestehenden Anlagen durch Neubauten unterschiedlicher Nutzung •• die Überwindung von Disparitäten •• die funktionelle und gestalterische Vernetzung des Wettbewerbsgebietes mit den Nachbargebieten und dem Gesamtbezirk •• die Erzielung einer hohen ökologischen und nachhalti- gen Entwicklung des Gebiets In der vertiefenden Planung sollten für den Wohnungs- bau Vorschläge für robuste Wohnungsbaustrukturen für Geringverdienende entwickelt werden, die einen sozia- len Ausgleich innerhalb des Quartiers ermöglichen. Die Gewerbebauten waren im Interesse einer störungsar- men Weiternutzung durch Neubauten zu ergänzen, da- © Eva Krapf bei Möglichkeiten für die Ansiedlung von Unternehmen zu eröffnen, die in besonderer Weise Lehre und Lernen verbinden und so eine Art Bildungscampus für Integra- 11
AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB SPANDAU BALLET Drei Kieze für Spandau Schinkelpreis (3.000 €) Nutzungen vorgeschlagen. Durch die Johannes Greubel, neue Dichte ist eine Belebung und Anna Plückbaum, TU Berlin vielfältige Bespielung des sonst frei- (Städtebau) en Exerzierplatzes zu erwarten. Die vorhandenen Freiraumstrukturen Ausgehend von den heterogenen werden sehr einfach mit dem nahen Rändern der Spandauer Umgebung Bullengraben, dem Südpark und in schlagen die Verfasser*innen vor, Richtung Bahnhof vernetzt. kein homogenes Gesamtkonzept zu Das Preisgericht hebt insbesonde- entwickeln, sondern drei eigenstän- re die konzeptionelle Schärfe her- dige Schlüsselbereiche separat zu vor. Mit den drei wohl überlegten qualifizieren: und proportionierten Eingriffen wer- Der südliche Bereich am Munitions- den die vorhandenen Strukturen zu depot wird als „Gemeinschaftskong- neuen Spandauer Stadtbausteinen lomerat“ mit solitären Wohnbauten mit eigenem Charakter weiterentwi- ergänzt. ckelt. Dies wird durch die reduzierte Die Bauten der Schmidt-Knobels- Darstellung noch unterstrichen. Die dorf-Kaserne werden mit Neubauten Arbeit leistet einen wichtigen Beitrag zu geschlossenen und gut proportio- für die Diskussion um die Zukunft des nierten Wohnhöfen mit Laubengän- Gebietes. gen komplettiert. Rund um den Exerzierplatz werden die vorhandenen Kasernengebäude Tom Hobusch mit ergänzenden Reihenhausstruk- turen gedoppelt, um eine adäquate Dichte für den großen freien Platz zu erreichen. Rings um den Platz wird eine Konzentration von öffentlichen 12
SPANDAU BALLET AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB 13
AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB SPANDAU BALLET There‘s A New Kid On The Block Diesing-Preis (1.750 €) Sonderpreis gestiftet von Heinz Diesing über die Karl-Friedrich-Schinkel-Stiftung des AIV zu Berlin Bente Rau, Hannah Kast, Universität Stuttgart (Architektur) Die Verfasserinnen entwickeln ein überzeugendes städtebauliches Kon- „Das Testfeld“ terschiedliche Lebensmodelle und zept in Form einer prozesshaften Der ehemalige Exerzierplatz der Wa- knüpft mit sich ergänzenden Nach- Transformation der vorhandenen Be- vell Barracks bildet als neuer „Stad- barschaftsangeboten ein soziales bauungsstruktur. Die vorgeschlage- thof“ mit aktivierenden Nutzungen Netzwerk. nen sensiblen Ergänzungen von Ge- einen für die Öffentlichkeit zugäng- bäuden vor allem auf den ehemali- lichen und erlebbaren neuen Stadt- „Der Weg“ gen britischen Kasernenanlagen, der raum mit offenen Entwicklungspo- Die zentrale Wegeverbindung zwi- Train-Kaserne, den Brooke Barracks tentialen. schen dem markanten Flügelbau der und den Wavell Barracks, ermöglichen ehemaligen Train-Kaserne im Süden den Erhalt der gegenwärtigen atmo- „Der Park“ und dem ehemaligen Exerzierplatz sphärischen und räumlichen Struktur Die neue übergeordnete Grünverbin- der Wavell Barracks im Norden des der Areale. Durch punktuellen Abriss dung bezieht die bestehenden Frei- Wettbewerbsgebietes bricht die iso- und einzelne bauliche Maßnahmen räume in die Planung ein. Der Park lierte Lage der Kasernenareale auf werden wichtige räumliche Setzun- wird zu einer attraktiven grünen Mit- und schafft wichtige stadträumliche gen für ein neues Stadtquartier ge- te und dient gleichzeitig als Verbin- Verbindungen. schaffen. dungsglied zu den heterogenen Um- Die Grundstücke auf den ehemaligen gebungsstrukturen. Kasernenarealen sollen nach Ansicht Der Entwicklungsprozess umfasst der Verfasserinnen als kleinteilig par- vier Bausteine mit unterschiedlichen „Das Nachbarschaftsfeld“ zellierte Grundstücke in Konzeptver- Entwicklungsrhythmen und unter- Das an die Schmidt-Knobelsdorf-Stra- gabe an private Investoren, Bauge- schiedlichen Atmosphären, die auf ße südlich angrenzende, teilweise als nossenschaften und Baugruppen in den vorhandenen stadträumlichen Mischgebiet ausgewiesene „Nach- Erbpacht vergeben werden. Qualitäten aufbauen und in ihrer barschaftsfeld“ bietet Wohnraum Struktur weiterentwickelt werden. mit vielfältigen Typologien für un- Peter Ostendorff 14
SPANDAU BALLET AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB Forum Spandau Diesing-Preis (1.750 €) gestiftet von Heinz Diesing über die Karl-Friedrich-Schinkel-Stif- tung des AIV zu Berlin Alexandra Schnettler, Dagmar-Karen Schopp, Jana Slametschka, Karlsruher Institut für Technologie (Architektur) Die Verfasserinnen verfolgen das Ziel, die „isolierte Bestandssituati- on“ in ein „gemischtes und lebendi- ges Quartier“ als „Anziehungspunkt in Spandau“ zu transformieren. Die Konzeption leiten sie als Weiter- bau der Stadtstruktur des Bezirks Spandau ab. Die Eingriffe in den Be- stand sind zurückhaltend. dung zum Bahnhof Spandau. Grünzü- lung des Parkplatzes in ein Wohnareal Der alte Exerzierplatz wird zu einem ge verknüpfen und gliedern das Plan- genutzt und so die Wohnfunktion ge- landschaftlich geprägten Freiraum gebiet. stärkt. Das Gelände des ehemaligen entwickelt, auf den auch eine Fuß- Munitionsdepots soll für eine vielseiti- gängerachse parallel zur Wilhelmstra- Die Zeilenbauten der Kasernenanla- ge Mischnutzung erschlossen werden. ße führt. Angestrebt wird die Redu- ge werden durch wenige Ergänzun- Die Jury ist von der insgesamt gelun- zierung des motorisierten Individual- gen zu überschaubaren, relativ offe- genen Konzeption zum Weiterbau der verkehrs durch eine Ringstruktur, die nen Wohnhöfen weiterentwickelt. Die Stadtstruktur bei Wahrung und Nut- den Durchgangsverkehr vermeidet. Ergänzungen der Einzelhausbebauung zung der Potenziale des Bestandes Umsteigestationen ermöglichen den im Westen der Grünzüge sind zurück- überzeugt. Wechsel zwischen den Verkehrsarten. haltend. Das Potential des Areals des Ein Radschnellweg bildet die Verbin- Discounters wird durch die Umwand- Ludwig Krause 15
AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB SPANDAU BALLET Fortsetzung folgt Anerkennungspreis (2.000 €) Gero Engeser, Andreas Ebert, Luisa Ehmke, TU München (Städtebau/Landschaftsarchitektur) Die Arbeit entwickelt einen utopi- Diese Geschichte wird durch eine fle- „Neue Wege“, „Umbau“ und „Neu- schen Ansatz für eine nutzerbasierte xible Planungsstrategie fortgeschrie- bau“ die vier Entwicklungsphasen und prozesshafte Quartiersentwick- ben, die es Raumpionieren auch wei- des Quartiers dargestellt. Die Ver- lung. terhin ermöglicht, Gebäude und Frei- fasser präsentieren bewusst keinen Als Gegenentwurf zu zahllosen ge- räume vor Ort neu zu nutzen und in städtebaulichen Idealzustand, da das sichts- und geschichtslosen Neubau- Beschlag zu nehmen. Weitere über- Projekt nicht den Anspruch eines for- vierteln sehen die Verfasser die Mög- geordnete Ziele bestehen in der Auf- mal perfekten Quartiers entwickelt. lichkeit, durch Nutzung vorhandener wertung des öffentlichen Raums, der Im Vordergrund steht vielmehr die Ressourcen „die Geschichte des Ortes Ansiedlung von öffentlichen Nutzun- nachhaltige Entwicklung eines viel- vor dessen Bebauung zu schreiben“, gen sowie der Förderung von vielfäl- fältigen und lebendigen Quartiers vor eine Geschichte, die in erster Linie tigen Wohnformen. Ort, mit dem Ort und durch den Ort. von den Akteuren ausgeht, die sich seit dem Abzug des Militärs Teile des Gerahmt von Prolog und Epilog wer- Bernhard Heitele Kasernenareals angeeignet haben. den in den Kapiteln „Publikation“, 16
SPANDAU BALLET AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB Spandau im Quadrat Engere Wahl Tabea Enderle, Sandra Stahnke, TU Berlin (Städtebau) Den Verfasserinnen geht es um den Die Autorinnen schaffen mit ihrem Wohnungsbaus soll der ehemalige Neubau von Wohnungen, die in Ber- Entwurf, eine „grünräumliche Verbin- Exerzierplatz werden. Der Bebauungs- lin dringender denn je benötigt wer- dung“ zu den angrenzenden Quartie- vorschlag steht bewusst im Kontrast den. Dazu gehört die notwendige In- ren und Landschaftsräumen. So er- zu der rechtwinkligen Struktur der frastruktur wie Schulen, Kitas, etc., gibt sich - fast wie von selbst - ein Kasernenriegel und schafft in Ergän- um die neuen Wohnungen, welche „Grünes Kreuz“ von Nord nach Süd zung der bestehenden Gebäude inte- vor allem in den Bereichen um die und West nach Ost, in dem Grünanla- ressante Stadträume. Die ehemaligen und in der „Schmidt-Knobelsdorf-Ka- gen als auch Kleingärten Platz finden. Munitionsbunker erfahren verschie- serne“ entstehen sollen. Wichtig sind Für den Wohnungsbau werden Stand- dene Nutzungen, sowohl als Räume auch die Anbindungen an die vor- orte westlich der Wilhelmstraße und für Künstler, als auch für das Wohnen. handenen Natur- und Grünräume in auf dem Gelände der ehemaligen Ka- diesem Gebiet. serne ausgewiesen. Herzstück des Peter Brenn 17
AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB SPANDAU BALLET Stadt – Raum – Integration Engere Wahl Simeon Bohsung, Ursula Hauser, Zoltan Ruza, Valerie Schrodi, HfT Stuttgart (Städtebau) Die Entwurfsverfasser*innen neh- men die Blockbebauung der angren- zenden Wilhelmstadt auf und entwi- ckeln mit ihr eine zusammenhängen- de Siedlungsstruktur. Dabei ergänzen sie die Kasernen geschickt und ohne Verluste an der wertvollen Substanz. Die Höhen und Dichten der Quartiere sind gestaffelt und fallen vom Stadt- kern zur Peripherie. Überzeugend ist die Führung des Freiflächenbundes, der relativ eng begrenzt, dennoch mit den benach- barten Grünzügen effektvoll ver- knüpft ist. Parallel zur Wilhelmstra- ße verläuft innerhalb des Gebietes eine Fußgängerachse mit angeneh- men platzartigen Erweiterungen. Die Schmidt-Knobelsdorf-Straße wird als verkehrsberuhigt dargestellt. Der ehemalige Exerzierplatz ist zu- künftig Begegnungsraum im Quar- tier und Freiraum der angrenzenden Gemeinbedarfseinrichtungen. Inso- fern trägt er zur Konversion der mili- tärischen in eine zivile, friedliche Nut- zung bei. Der Wettbewerbsbeitrag hat zwar De- fizite bei der Zuordnung großflächi- ger Sportanlagen, die jedoch durch- aus ergänzt werden könnten, ohne die Qualität der robusten Gesamt- struktur zu gefährden. Ludwig Krause 18
SPANDAU BALLET AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB AIV-Schinkel-Wettbewerb 2018 Aufgabenstellung „Stadtoase – und dennoch voll integriert“ Neue Nutzungen, neue Nutzer*innen, neue Bewohner*in- beziehen. Daneben war eine regionale und überregiona- nen – Grundlage für den Erfolg des zu entwickelnden Ge- le Verkehrsanbindung sicherzustellen u.a. in der Einbezie- biets bildet die stadtverträgliche und umweltschonende hung des Bahnhofs Berlin-Spandau und seine Integration Mobilität sowohl innerhalb des Quartiers, als auch zu den in das nahräumliche Verkehrssystem. umliegenden Einrichtungen und nicht zuletzt die Anbin- dung an das Berliner Zentrum. In Summe wurde ein tragfähiges und schlüssiges Konzept erwartet, das in der Lage ist, die heutigen und zukünfti- Es waren Wege und Verkehrsinfrastrukturen zu definieren, gen Verkehrsströme zu bewältigen. die die kleinräumige Erschließung und Anbindung sicher- stellen und dabei den Anteil des klassischen motorisier- Die Aufgabe war für Kooperationen insbesondere mit dem ten Individualverkehrs möglichst gering zu halten, aber Städtebau angelegt. auch neuartige motorisierte (Gemeinschafts-)Verkehrs- mittel, die trotzdem individuelle Mobilität erlauben, ein- Impressionen aus dem Wettbewerbsgebiet: Vor der Schmidt-Knobelsdorf-Kaserne © Eva Krapf 19
AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB SPANDAU BALLET Spandauer Dialog Erwähnung Dorothée Gerling, UdK Berlin (Architektur), Janosch Ottenschläger, Karlsruher Institut für Technologie (Architektur) Größere Aufmerksamkeit in den Jury-Sitzungen erlangte die Arbeit „Spandauer Dialog“, da sie die ver- kehrlichen Fragestellungen deutlich umfangreicher als alle anderen Ar- beiten aufgriff. Auch der Ansatz, den Untersuchungsraum im Zusammen- spiel der städtebaulichen und ver- kehrlichen Aufgaben kooperativ zu bearbeiten, wurde von der Jury aus- drücklich begrüßt und gelobt. In der inhaltlichen Arbeit konnte die Arbeit jedoch leider weder innerhalb der Fachsparten noch in der Integration der bearbeiteten Fachsparten hin- reichend überzeugen, um in der Zu- scheidung der Anerkennungspreise zu reüssieren. (PL) Fabian Walf 20
IM ALLTÄGLICHEN DAS BESONDERE FINDEN AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB AIV-Schinkel-Wettbewerb 2018 Aufgabenstellung „Im Alltäglichen das Besondere finden“ Schwerpunkt der landschaftsarchitektonischen Aufgabe Dabei waren folgende Problemstellungen besonders zu war die Entwicklung eines Grünzugs, der sich von West beachten: nach Ost durch das Bearbeitungsgebiet zieht und die Grün- räume am Egelpfuhlgraben mit dem Südpark verbindet. Po- •• Eine wesentliche Aufgabe war sowohl die Entwick- tentielle Verknüpfungen nach Norden und nach Süden über lung eines Netzes öffentlicher Wege innerhalb des die Heerstraße waren mitzudenken und zu verorten. Grünzugs, als auch Aussagen darüber zu treffen, wie sich der Grünzug an seinen Rändern mit den Über- Als Rückgrat des neu zu entwickelnden Stadtquartiers gängen zu unterschiedlichen Nutzungen wie beste- nördlich der Schmidt-Knobelsdorf-Straße war der Grün- henden und neuen Wohngebieten, Kleingartenan- zug zu einer eigenständigen und prägnanten Freiraumse- lagen, Gewerbegebieten verhalten soll. Besonderes quenz zu entwickeln, die vorhandene Infrastrukturen ver- Augenmerk war auf die Eingänge und Übergänge zu knüpft und neue quartiersbezogene Kristallisationspunk- legen, insbesondere auf Querungsmöglichkeiten der te wie Quartiersplätze, Pocketparks etc. schafft. Er war Schmidt-Knobelsdorf-Straße. gleichermaßen als Transitraum und Attraktor, als zentra- •• Die Kleingartenanlagen waren weitestgehend zu er- ler Sammler der Erholungssuchenden und für Freizeitak- halten, der Umfang von Eingriffen für notwendige tivitäten zu denken. Durchquerungen zu prüfen. •• Der vorhandene Discounter stellt sich in dem zukünfti- Der Landschaftsraum ist heute geprägt von verwun- gen Grünzug als Barriere dar, ist jedoch als Nahversor- schenen, dicht mit Bäumen bestandenen Bereichen und ger für ganz Spandau wichtig. Es waren Möglichkei- von der Offenheit und Weite der naturnahen Egelpfuhl- ten aufzuzeigen, mit welchen Mitteln eine Umwegung wiesen. Ein besonderes Highlight bildet die als geschütztes bzw. Lageveränderungen vorgenommen werden Biotop gelistete Orchideenwiese. Daneben prägen zahlrei- könnten, die die Durchlässigkeit erhöhten. che „gut eingewachsene“ Kleingartenanlagen den Grün- raum. In diesem Spannungsfeld sollten Nutzungen entwi- Zu formulieren war eine zeitgemäße landschaftsarchitek- ckelt werden, die das Maß der Intensität / Extensivität der tonische Lösung, welche die Situation nachhaltig quali- Eingriffe klären, um einerseits die Erholungsnutzung zu fiziert und eine eigenständige Haltung innerhalb der he- ermöglichen und andererseits den Naturraum zu stärken. terogenen Stadt-Landschaft erkennen lässt. © Eva Krapf Geschütztes Biotop im Wettbewerbsgebet 21
AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB IM ALLTÄGLICHEN DAS BESONDERE FINDEN Leschij Schinkelpreis (3.000 €) Umfeld. Durch lockere Baumsetzun- Für das neu begrünte Munitionsde- Marco Stadlin, Dominik Rhyner, gen wird ein fließender Übergang zur pot wird eine Nachnutzung für Klein- Sarah Simon, freien, offenen Wiesenlandschaft im gewerbe und Künstler vorgeschlagen. HSR Rapperswil Zentrum geschaffen. Die Integration des Supermarkts ge- (Landschaftsarchitektur) lingt durch die Begrünung der Park- Auf den zweiten Blick offenbart sich plätze mit einer Rasterpflanzung aus Die Eigenschaften des slawischen Vielfalt in der scheinbaren Einheit: Bäumen und der Ausbildung des Da- Waldgeistes Leschij – leise, in der der Waldgürtel und die Wiesenland- ches als Aussichtsbalkon. Natur ruhend, flexibel und anpas- schaft bilden jeweils eine Abfolge aus Im Rahmen eines Ideenwettbewerbs sungsfähig, präsent ohne laut zu sein unterschiedlichen Vegetationstypen. schien es der Jury tolerierbar, die – sind die Leitmotive des Entwurfs. Diese Vielfalt entsteht prozesshaft Bebauung an der Schmidt-Knobels- durch auf den Bestand abgestimmte dorf-Straße nicht zu berücksichtigen Konzeptionell verfolgen die Verfas- Neupflanzungen und extensive Pfle- und dem Grün den Vorzug zu geben. ser*innen eine konsequente Ordnung gemaßnahmen, die die dynamischen und Aufwertung des Bestandes. Die Wachstumsprozesse steuern. Barbara Hutter, Christiane Schwarz, Entwicklung und Präzisierung der Prof. Cornelia Müller, Angeli Büttner vorhandenen landschaftlichen und Die Ost-West- und die Nord-Südan- naturräumlichen Potentiale sind bindungen werden durch das Erschlie- Kernthema der Arbeit. Der neu ge- ßungskonzept beiläufig und präzise schaffene Grünraum ist Verbindung gelöst, am Rundweg, konzentrieren und Zentrum der umliegenden Quar- sich unterschiedliche Nutzungsange- tiere. bote und Stationen wie der Balkon im Norden, der den Blick in die Wiesen- In der Gestaltung arbeiten die die landschaft inszeniert. Verfasser*innen mit großzügigen, einfachen Setzungen. Ein Waldgür- Die unmittelbaren heterogenen Rand- tel wirkt als raumbildender Filter bereiche werden durch einfache Maß- zwischen dem heterogenen urbanen nahmen geöffnet und aufgewertet. 22
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AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB IM ALLTÄGLICHEN DAS BESONDERE FINDEN Orchideenpark Sonderpreis gestiftet von der Lenné-Akademie für Gartenbau u. Gartenkultur e.V. (1.000 €) Dana Synnatschke, Arlett Gehrke (Landschaftsarchitektur) Der Wettbewerbsbeitrag stellt be- reits in seinem Titel die Natur in den Vordergrund: „Orchideenpark“. Die- se konsequente Haltung bestimmt den gesamten Entwurf und durch- zieht die Detailgedanken. Schutz, Positionierung und Verstär- kung der vorhandenen und geschütz- ten, bisher kaum wahrnehmbaren bindungen zwischen Stadtteilen ge- Anlagen wie z.B. trittfeste Wiesen Orchideenwiese zur „Stadtoase“ und schaffen, Flächen renaturiert und ru- und Spiellandschaften umgesetzt. ihre Positionierung als Zentrum der hender Verkehr in Tiefgaragen und Gesamtanlage und des Kreuzungs- auf Dächer umgelegt. Damit entste- Die erhöht über der Wiese gelegene punktes einer grünen, neu geschaf- hen große versickerungs- und ver- Brücke ist ein weiterer Anziehungs- fenen Ost-West / Nord-Süd-Wege- dunstungsfähige neue Grünflächen, punkt für Spaziergänger und Rad- verbindung betonen die Stellung des die Wasserkreislauf und Naturhaus- fahrer und begünstigt die Verbin- Natur- und Artenschutzes in der pla- halt stärken und gleichzeitig die Le- dung von Mensch und Natur durch nerischen Herangehensweise. bensqualität vor Ort verbessern. Der Ausblick auf die verschiedenen Wie- Nachhaltigkeitsgedanke wird durch senflächen. Städtische und Grünstrukturen wer- neugeschaffene Biotope, aber auch den neu geordnet, neue Grünver- durch nutzergerechte Flächen und Insbesondere überzeugt der konkrete Vorschlag der Pflanzenverwendung, speziell von Arten der Roten Liste. Ergänzend wird hier – ein Alleinstel- lungsmerkmal des Wettbewerbsbei- trags - die 15-jährige Vorausschau ei- ner Biotopentwicklung mit genauer Angabe von Arten dargestellt. Der Beitrag verbindet damit städte- bauliche Neuordnung und -struktu- rierung mit einem umfassenden Na- tur- und Artenschutz. Konsequent werden klimaschutzgerechte Maß- nahmen vorgeschlagen und zugleich Anwohner- und gesellschaftliche In- teressen umgesetzt. Barbara Hutter, Christiane Schwarz, Prof. Cornelia Müller, Angeli Büttner 24
IM ALLTÄGLICHEN DAS BESONDERE FINDEN AIV-SCHINKEL-WETTBEWERB Grünzug Anerkennungspreis (1.000 €) (Landschaftsarchitektur) Milan von Moeller, Anton Fischer, Thomas Reimann, Piroska Szabó, TU Berlin (Landschaftsarchitektur/ Städtebau) Der Konzeptansatz besticht durch das Alleinstellungsmerkmal einer kla- ren Setzung im Kontext zum morpho- logischen Landschaftsraum der Wil- helmstadt in Spandau. Durch das Herausarbeiten eines prä- genden Landschaftsbandes im Ost- West-Richtung vom Egelpfuhlgraben Richtung Südpark wird der „Lücken- schluss“ in Bezug auf die vorge- schlagene neue Verbindung sowie Wichtige städtebauliche Achsen wer- und als übergeordnetes Landschafts- die vorgenommene Integration des den hierbei sinnhaft gestärkt und bild neu inszenieren. Baumbestandes bis hin zu drei städ- lassen individuelle Entwicklungspo- tebaulichen Entwicklungsschritten tentiale zu. Das ehemalige Munitionslager und überzeugend und nachhaltig plane- Wiesenquartier südlich zum Land- risch und textlich aufgezeigt. Das Landschaftsband thematisiert schaftsband werden thematisch und sowohl die Enge als auch die große topographisch in das Gesamtkonzept Dieser neue konzeptionell vorge- Weite des Ortes unter Berücksichti- sinnhaft integriert und angebunden. schlagene Grünzug Wilhelmstadt gung der bestehenden Orchideen- Die Eintaktung des Wegebandes in die schafft ein grünes Rückgrat zu den wiese und der vorhandenen Vege- angrenzenden Quartiere erfolgt über angrenzenden Stadtquartieren und tationsstrukturen bis zur Egelpfuhl- Wegeaufweitungen, die jedoch in ih- qualifiziert deren Ränder durch ord- wiese, die durch neu gepflanzte rer Verortung, Dimensionierung und nende Eingriffe, insbesondere bei Pappelreihen die bestehende Allee Funktionalität noch nicht überzeugen. dem ehemaligen Munitionslager. in Ost-West-Richtung komplettieren Die ausgewiesene südlich angeord- nete Promenade folgt der Formen- sprache des Grünbandes. Angedock- te Brücken, Stege und Treppen in der Wiesenfläche steigern die Aufent- haltsqualität. Die Arbeit besticht durch einen kon- sequenten Entwurfsansatz mit Aus- blick und zeigt identitätsstiftende Optionen für das zukünftige Wil- helmsquartier als besonderer Ort auf. Barbara Hutter, Christiane Schwarz, Prof. Cornelia Müller, Angeli Büttner 25
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