ERNÄHRT Wege in eine Zukunft frei von Hunger und Mangelernährung in Afrika - Ein Malabo Montpellier Panel Report - Nourished: How Africa Can Build ...
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ERNÄHRT Wege in eine Zukunft frei von Hunger und Mangelernährung in Afrika Ein Malabo Montpellier Panel Report 2017
ERNÄHRT Wege in eine Zukunft frei von Hunger und Mangelernährung in Afrika Das Malabo Montpellier Panel wird von der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB), dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und dem britischen Ministerium für internationale Entwicklung gefördert. Dieser Bericht wurde vom Malabo Montpellier Panel verfasst. Besondere Anerkennung gilt hierbei den Panel-Mitgliedern Sheryl Hendriks, Tom Arnold, Gordon Conway, Patrick Caron, Nachilala Nkombo und Rhoda Peace Tumusiime, die den Report mit Ihren Expertenmeinungen und Ratschlägen unterstützten. Der Bericht wurde unter der Leitung des Panels, unter Federführung von Katrin Glatzel (IFPRI) und mit Unterstützung von Mahamadou Tankari (IFPRI) geschrieben.
Vorwort Dank der Fortschritte der letzten Jahrzehnte haben die af- verbundene Malabo Montpellier Forum bietet eine Plattform rikanischen Länder begonnen, die Trends in Bezug auf für einen evidenzbasierten Dialog und Austausch zwi- Armut, Hunger und Mangelernährung umzukehren. Die schen wichtigen Entscheidungsträgern über afrikanische Ambitionen, die in der Malabo-Erklärung, der Agenda 2063 Landwirtschaft, Ernährung und Ernährungssicherheit. der Afrikanischen Union und der globalen Entwicklungsziele Der aktuelle Bericht – Ernährt: Wege in eine Zukunft frei enthalten sind, zeigen das Ausmaß und die Komplexität von Hunger und Mangelernährung in Afrika – basiert auf der noch bevorstehenden Herausforderungen. Um die einem systematischen Länderstudienansatz, um festzu- Absichten zur Beseitigung der extremen Armut und des stellen, wo Fortschritte erzielt wurden. Es wird analysiert, Hungers bis zum Jahr 2030 sowie die vielen anderen Ziele, welche politischen Entscheidungen getroffen wurden, um die in der Malabo-Erklärung und den Bestrebungen für nach- Mangelernährung signifikant zu reduzieren und gesündere haltige Entwicklung verankert sind, zu erreichen, muss die und vielfältigere Ernährungsweisen zu fördern. Basierend Politik sowie die Programmgestaltung und -durchführung auf dieser Analyse werden Lehren für andere Länder gezo- weiter verbessert werden. Das Malabo Montpellier Panel, gen, um solche Erfolge nachzuahmen. Es wird eine Reihe von das 17 führende afrikanische und internationale Experten Richtlinien und Praktiken identifiziert, die, wenn ausgebaut, aus den Bereichen Landwirtschaft, Ökologie, Ernährung, erhebliche Auswirkungen auf die Ernährung, das Überleben Politik und Verwaltung sowie der globalen Entwicklung zu- von Kindern und die Entwicklung in Afrika haben könnten. sammenbringt, möchte den Einsatz relevanter, qualitativ Die Erfahrung der sieben Länder, die in diesem Bericht be- hochwertiger Wissenschaft zur Unterstützung des Dialogs handelt werden, zeigt, was getan werden kann und muss, und der politischen Entscheidungen der afrikanischen um den Ernährungsstatus eines Landes wesentlich zu ver- Regierungen und ihrer Partner verstärken. Das Gremium ar- bessern. Der Bericht enthält einen Fahrplan für afrikanische beitet mit afrikanischen Regierungen und zivilgesellschaftli- Regierungen, um konzertierte Maßnahmen zu ergreifen, um chen Organisationen zusammen, um den Zugang zu Daten die in der Malabo-Erklärung und in den Zielen für nachhal- und Analysen zu vereinfachen, die den Entwurf und die tige Entwicklung festgelegten Ernährungsziele zu erreichen. Umsetzung von Strategien ermöglichen, die Armut und Hunger reduzieren und Ernährung verbessern. Das damit Ousmane Badiane Joachim von Braun Vorsitzenden, Malabo Montpellier Panel
DAS MALABO MONTPELLIER PANEL Das Malabo Montpellier Panel besteht aus einer Gruppe führender afrikanischer und europäischer Experten aus den Bereichen Landwirtschaft, Ökologie, Ernährungssicherheit, Ernährung, und globale Entwicklung. Ihre Hauptaufgabe ist die Förderung eines evidenzbasierten Dialogs unter den politischen Entscheidungsträgern auf höchster Ebene. Die vom Panel verfassten Berichte sollen informierte politische Entscheidungen ermöglichen und diese unterstützen, um die ambitionierten Ziele in der Agenda 2063 der Afrikanischen Union, der Malabo-Erklärung und der globalen Entwicklungsagenda schneller zu erreichen. Das Panel arbeitet mit afrikanischen Regierungen und zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammen, um diese zu unterstützen und ihnen evidenzbasierte Forschungsergebnisse zu liefern um geeignete Maßnahmen zu entwickeln, welche die Landwirtschaft, Ernährungssicherheit und Ernährung fördern. Ousmane Badiane Joachim von Braun Senegal | Ko-Vorsitzender Deutschland | Ko-Vorsitzender Afrika-Leiter, International Food Direktor, Zentrum für Entwicklungsforschung Policy Research Institute (IFPRI) (ZEF), University of Bonn Debisi Araba Nigeria Sheryl Hendriks Südafrika Afrika-Leiter, Internationales Zentrum Direktorin, Institut für Ernährung und für tropische Landwirtschaft (CIAT) Wohlbefinden, Universität Pretoria, Südafrika Muhammadou M.O. Kah Gambia Tom Arnold Irland Vizepräsident für Lehr- und Studienangelegen- Ehemaliger Direktor, heiten / Provost und Professor für Institut für internationale und Technologie und Innovationen, europäische Fragen (IIEA) Amerikanische Universität Nigeria Noble Banadda Uganda Agnes M. Kalibata Ruanda Vorsitzender, Institut für Agrar- und Vorsitzende, Alliance for a Green Biosystemtechnik, Universität Makerere, Uganda Revolution in Africa (AGRA) Patrick Caron Frankreich Nachilala Nkombo Sambia Vorsitzender der hochrangigen Expertengruppe Direktorin des World Wide Fund (HLPE) zu Ernährungssicherheit und Ernährung For Nature (WWF) in Sambia Gordon Conway Vereinigtes Königreich Wanjiru Kamau-Rutenberg Kenia Professor für internationale Entwicklung, Direktorin, African Women in Agricultural Imperial College London Research and Development (AWARD) Gebisa Ejeta Äthiopien Ishmael Sunga Simbabwe Leiter des Lehrstuhls für Pflanzenzucht Vorstandsvorsitzender, Southern African und -genetik sowie internationale Confederation of Agricultural Unions (SACAU) Landwirtschaft, Universität Purdue Rhoda Peace Tumusiime Uganda Lisa Sennerby Forsse Schweden Ehemalige Kommissarin für Landwirtschaft Vorsitzende, Königlich Schwedische und Wirtschaft im ländlichen Raum, Akademie für Land- und Forstwirtschaft Kommission der Afrikanischen Union (AUC) 1
Einleitung In den letzten zwei Jahrzehnten wurden bemerkenswerte Glücklicherweise können wichtige Lehren aus erfolgrei- Fortschritte bei der Reduzierung des extremen Hungers in chen Interventionen gezogen werden, die von den afri- Afrika erzielt. Rund ein Fünftel der Menschen ist jedoch im- kanischen Ländern in ihrem Kampf gegen Hunger und mer noch chronisch unterernährt. Dies erhöht die Anfälligkeit Mangelernährung übernommen und erweitert werden kön- des Kontinents während Nahrungsmittelkrisen, und wir erle- nen. Das Hauptziel dieses Berichts besteht darin, funktio- ben immer wieder Hungersnöte in Zusammenhang mit hart- nierende Maßnahmen zu identifizieren und Optionen für näckigen Konflikten, extremer Armut in Teilen der Bevölkerung politische Interventionen und Programme zur Beseitigung und Dürren. Bevölkerungswachstum, demografischer Wandel von Hunger und Mangelernährung in all ihren Formen zu und Verstädterung setzen Nahrungsmittelsysteme unter empfehlen. Der Bericht beginnt mit einer Übersicht der afri- Druck, die Erträge zu steigern und mehr Nahrungsmittel zur kanischen und globalen politischen Agenden, in denen die Verfügung zu stellen sowie diversifiziertere und nährstoffrei- Herausforderungen und die Komplexität der Bekämpfung al- chere Lebensmittel zu produzieren, um allen Arten von ler Formen der Mangelernährung in Afrika dargelegt werden. Mangelernährung entgegenzuwirken. Klimawandel, Konflikte Es folgt ein Überblick über erfolgreiche Interventionen und und anhaltende Krisen könnten zu einem Anstieg von Hunger innovative Ansätze, die in einigen Ländern umgesetzt wur- und Mangelernährung bei Kindern führen. Dies würde die den, und geht auf die kritischen Faktoren ein – Klimawandel Errungenschaften der letzten zwei Jahrzehnte zunichtema- und Konflikte – die Fortschritte bei der Reduzierung von chen und Fortschritte bei der Erreichung der Ernährungsziele Mangelernährung gefährden. Anschließend wird in dem der Malabo-Erklärung, die Agenda 2063 der Kommission der Bericht auf die Erfahrungen in sieben afrikanischen Ländern Afrikanischen Union und die Ziele für nachhaltige Entwicklung eingegangen, die besonders erfolgreich zur Verringerung der Vereinten Nationen (SDGs) gefährden. der Mangelernährung beigetragen haben. Aus diesen Erfahrungen können wichtige Lehren für andere Länder gezo- gen werden. 2
Der afrikanische und internationale politische Kontext Die Agenda 20631 der Afrikanischen Union spiegelt die Entwicklungsagenda dank der SDG eine Toppriorität gemeinsame Position Afrikas zur sozioökonomischen eingeräumt* SDG2 beachsichtigt, “Hunger beenden, Transformation des Kontinents wider und ist damit ein Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung er- wichtiger Antrieb für Länder, um im Bereich Ernährung reichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern.” Maßnahmen zu ergreifen. Dies zeigt sich in der Afrikanischen Darüber hinaus betont die Strategie und Roadmap 2016- Regionalen Ernährungsstrategie 2015–2025, in der das Ziel 2020 der Bewegung Scaling Up Nutrition Movement (SUN) der Agenda 2063 verankert ist, “ein wohlhabendes Afrika die grundlegende Bedeutung von Ernährung als uni- auf der Grundlage von inklusivem Wachstum und nach- verselle Agenda für die Umsetzung der SDGs und der haltiger Entwicklung” (Aspiration #1) zu schaffen.2 Die UN-Dekade für Ernährungspolitik. Mit derzeit 39 afrikani- Malabo-Erklärung 2014 zum beschleunigten Wachstum schen Ländern hat die SUN-Bewegung das Potenzial, eine der Landwirtschaft und Transformation für gemeinsa- Beschleunigung der Verbesserungen bei der Ernährung men Wohlstand und verbesserte Existenzgrundlagen hat und bei der Reduzierung von Stunting (fehlernährungsbe- Ernährung auch zu einer der Kernanliegen des Programms dingten Wachstumsverzögerungen bzw. fehlernährungs- zur Entwicklung der afrikanischen Landwirtschaft (CAADP) bedingtem Kleinwuchs) zu erreichen, und zwar mit Hilfe gemacht. In der vor mehr als zehn Jahren in Maputo ver- von Lernnetzwerken, einem gemeinsamen Rahmen für die abschiedeten Erklärung der Afrikanischen Union zu Ergebnisse und Best-Practice-Gemeinschaften.5 Auch die Landwirtschaft und Ernährungssicherheit3 wurde bereits gro- G20-Staaten haben bei ihrem Gipfel in Hamburg und ih- ßer Wert auf die Gewährleistung von Ernährungssicherheit ren Konferenzen mit Schwerpunkt Afrika in Berlin6 wich- und Ernährung gelegt, und die Malabo-Erklärung be- tige Zusagen gemacht und damit die Entschlossenheit der kräftigt diese Verpflichtung.4 Infolgedessen wurden Weltgemeinschaft untermauert, die Bemühungen der afrikani- Ernährungsindikatoren in den für alle Länder geltende schen Länder im Kampf gegen Hunger und Mangelernährung CAADP Ergebnisrahmen aufgenommen. zu unterstützen. Die SDG- und G20-Agenden können nur erreicht und umgesetzt werden, wenn die afrikanischen Auch auf internationaler Ebene hat das Thema Ernährung Regierungen die ehrgeizigen Ziele der Malabo-Erklärung und eine höhere Priorität erlangt – sowohl in politischer als der Agenda 2063 erfolgreich umsetzen. auch finanzieller Hinsicht. Ernährung wurde auf der * Im Oktober 2015 forderte der UN-Ausschuss für Welternährungssicherheit (CFS) die Hochrangige Expertengruppe für Ernährungssicherheit und Ernährung (HLPE) auf, einen Bericht über Nahrung und Ernährungssysteme zu erstellen. Der Bericht wurde im Oktober 2017 veröffentlicht und leitete einen globalen politischen Abstimmungsprozess ein. Dieser Bericht des Malabo Montpellier Panels – mit Schwerpunkt Afrika – trägt zu diesem Prozess bei. 3
Die Herausforderungen Wie Familien und Farmer Lebensmittel und ihre Agrarpro- dukte konsumieren oder ob sie sie stattdessen auf Märkten verkaufen, wirkt sich direkt auf den Ernährungsstatus aus. Eine gute Ernährung trägt zur kognitiven Entwicklung bei und gibt Kindern bessere Chancen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Dies führt zu höheren Lebenseinkommen und fördert gesamt- wirtschaftliches und gesellschaftliches Wachstum.7 Schlechte Ernährung beeinträchtigt hingegen die Produktivität und das nationale Wachstum. Trotz aktueller Bemühungen und Fortschritte bleibt die Bekämpfung von Mangelernährung (Unterernährung, Mikronährstoffmangel sowie Übergewicht und Adipositas) in Afrika eine Herausforderung. Es muss mehr getan werden, um die Ziele der Malabo-Erklärung zu erreichen: Stunting (fehlernährungsbedingte Wachstumsverzögerung oder feh- lernährungsbedingter Kleinwuchs, das Kind bleibt zu klein für sein Alter, stunted), Wasting (Auszehrung, ein Zustand le- bensbedrohlicher, krankheitsbedingter Abmagerung, was- ted) und Untergewicht müssen reduziert, ein Minimum an Ernährungsvielfalt für Frauen gewährleistet und Investitionen in die Ernährung hohe wirtschaftliche Erträge: Mindeststandards für Säuglingsnahrung bis 2025 einge- Jeder investierte USD generiert 16 USD.12 Entscheidend führt werden.8 Wenn afrikanische Länder diese Ziele errei- sind dabei angemessene Investitionen in den ersten 1.000 chen sollen, müssen Regierungen und Interessengruppen das Tagen des Lebens eines Kindes (angefangen mit der Potenzial des Agrarsektors und der ländlichen Infrastruktur Schwangerschaft bis zum vollendeten zweiten Lebensjahr). einschließlich der Gesundheits- und Sanitärversorgung Dazu gehören frühes und ausschließliches Stillen und und über eine pure Steigerung der Agrarproduktion hi- Prävention von zu geringem Geburtsgewicht. Dies verlängert naus besser nutzen, um die Ernährungsqualität und das Leben des einzelnen Kindes und hilft über Generationen -vielfalt tatsächlich zu verbessern.9 Die afrikanische hinweg. Die Kosten für ernährungsspezifische Interventionen, Landwirtschaft muss durch Synergien zwischen Ernährung, die Unterernährung und Mikronährstoffmangel bei Müttern Gesundheit und Nahrungsproduktion gestärkt werden, und Kindern vermeiden, belaufen sich auf 370 USD pro ge- um zur Ernährungssicherheit, Armutsbeseitigung, zu in- rettetem Lebensjahr. In Verbindung mit ernährungssen- tegrativem Wirtschaftswachstum und widerstandsfähigen siblen Ansätzen – darunter Empowerment von Frauen, Gemeinschaften und Nahrungsmittelsystemen auf dem ge- Ernährungsvielfalt und Nahrungsmittelanreicherung, Bildung samten Kontinent beizutragen. sowie sozialer Schutz und Sicherheitsnetze – können sol- (Land-)wirtschaftliches Wachstum und Transformation müs- che Interventionen den Fortschritt in Ländern mit hohen sen sich an der Ernährung ausrichten. Sie müssen das Unterernährungs- und Sterblichkeitsraten bei Kindern und Nahrungsmittelsystem nachhaltlig entwickeln, Arbeitsplätze Müttern stark beschleunigen. Die Vorteile für die globale schaffen, Existenzgrundlagen verbessern und zu einer di- Gesundheit und die nationalen Volkswirtschaften wären noch versifizierteren und mikronährstoffreicheren Ernährung größer.13 führen.10 Ohne den politischen Willen, Ernährung samt Zugleich müssen Faktoren, die die Verbesserung der Landwirtschaft, Gesundheit und ländlicher Entwicklung in Ernährungsituation untergraben, reduziert werden: Dazu allen Regierungsbereichen zu priorisieren und ohne er- gehören WASH (Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene) höhte Investitionen in Infrastruktur, öffentliche Güter und Krankheiten und Infektionen, einschließlich wasser- und le- Dienstleistungen, wird Mangelernährung fortbestehen und zu bensmittelbedingte Erkrankungen, sowie Risiken durch anhaltender Armut und einer verringerten Lebensqualität für Agrarsysteme und -praktiken, etwa infektiöse Tierkrankheiten Millionen von Menschen in Afrika führen. (Vogelgrippe, Brucellose), Pestizidvergiftung und Aflatoxikose. Die Beseitigung der Mangelernährung in Afrika ist auch Über 91 Millionen Menschen erkranken jährlich durch le- eine wirtschaftspolitische Entscheidung: Sie kostet dor- bensmittelbedingte Risiken in Afrika. 150.000 Menschen ster- tige Volkswirtschaften durchschnittlich elf Prozent des ben.14 Dies muss dringend angegangen werden, um die Bruttoinlandsprodukts (BIP) jährlich.11 Gleichzeitig bringen Ernährungssituation zu verbessern. 4
DAS AKTIONSPROGRAMM Es wurde eine Reihe von Strategien und Praktiken identifiziert, die, wenn ausgeweitet, positive Auswirkungen auf die Ernährung, das Überleben von Kindern und die Entwicklung in Afrika haben könnten.15 Unsere Studien aus sieben Ländern in Afrika zeigen was getan werden kann und muss, um den Ernährungszustand eines Landes zu verbessern. Das Malabo Montpellier Panel for- dert daher die afrikanischen Regierungen auf, konzertierte Maßnahmen zu ergreifen, um die in der Malabo-Erklärung und der SDG-Agenda festgelegten Ernährungsziele zu erreichen, und zwar insbesondere folgende Maßnahmen: Der Ernährung oberste Priorität einräumen Nationale Forschung zu Landwirtschaft und Ernährung stärken Die Regierungen müssen der Ernährung oberste Priorität bei Regierungen müssen in nationale Forschungskapazitäten zu ihren politischen Maßnahmen und ihren Investitionen einräu- Landwirtschaft und Ernährung investieren. Es sollten einheit- men und ministerien- sowie abteilungsübergreifend arbeiten, liche Zuchtmethoden entwickelt und ausreichend mikronähr- 7 damit ein ganzheitlicher, integrativer Ansatz gewährleistet stoffreiche Varianten von Feldfrüchten für Anbaugemeinschaften 1 werden kann, der eine Bekämpfung aller Formen von Mangel- ernährung und Hunger als Teil weiter gefasster Entwicklungs- bereitgestellt werden, damit diese Früchte angebaut, konsu- miert und auf dem lokalen Markt verkauft werden können. Es bemühungen auf Landesebene vorsieht. Diese Maßnahmen muss in die Produktivität von nährstoffreichen Lebensmitteln müssen von der Einführung eines Systems der gegenseitigen und in Maßnahmen zur Nahrungsmittelanreicherung und Rechenschaftspflicht begleitet werden, das sektorübergrei- Biofortifikation investiert werden. fend und auf allen Entscheidungsebenen integriert wird. Ernährung in Bildung und Informationsarbeit In Partnerschaften arbeiten Information zu Ernährung muss Bestandteil von Sozialwissen- Politische Entscheidungsträger müssen partnerschaft- schaften und Lehrplänen von Schulen werden, um Konsum- 2 lich mit anderen Stakeholdern, insbesondere den na- muster langfristig zu ändern und die Zusammenhänge zwischen tionalen Forschungszentren, dem privaten Sektor und den Entwicklungspartnern, zusammenarbeiten, um die 8 Ernährung, Landwirtschaft und Gesundheit aufzuzeigen. Diese Bemühungen müssen durch die kontinuierliche Förderung von Ernährungssituation verbessern zu können. gesünderen Konsummustern sowie durch Sensibilierungs- und Aufklärungskampagnen, deren Zielpublikum Menschen aller Altersgruppen sind, gestützt werden. Ernährung als fester Bestandteil des Maßnahmenkatalogs Regierungen müssen Ernährung bei Entscheidungen in den 3 Bereichen Agrarpolitik, ländliche Entwicklungspläne, soziale Frauengruppen stärker einbinden Sicherheit und Bildung berücksichtigen. Damit gewährleisten Die nationalen und lokalen Regierungen sowie zivilgesell- sie, dass Ernährung eine Rolle bei neuen Strategien und der schaftlichen Organisationen müssen Frauengruppen unterstüt- Umsetzung konkreter Maßnahmen und Programme spielt. 9 zen und stärker einbinden. Dies erlaubt es Frauen, die Kontrolle über ernährungsrelevante Ressourcen zu übernehmen und Entscheidungen insbesondere in Hinblick auf die Bereiche Konflikte als Gefahr für die Mangelernährungsreduzierung Lebensmittel, Ernährung und Gesundheitswesen zu treffen. Bürgerkriege oder langwierige Krisen haben in ei- nigen Regionen Afrikas zu Hunger geführt. Sie stel- len eine ernsthafte Bedrohung für eine weitere Stärkung Bereitstellung von besseren Daten für effizientere Maßnahmen der Ernährungssysteme und erfolgreiche Bekämpfung Die Regierungen, der private Sektor und Forschungsinstitute 4 der Mangelernährung dar. Afrikanische Regierungen müssen zusammenarbeiten, um viele verschiedene Indikatoren 10 und nichtstaatliche Akteure müssen anerkennen, dass für Mangelernährung zu erfassen, zu verfolgen und zu verar- bürgerliche Unruhen neue Herausforderungen bei beiten. Mehr und bessere Daten werden dringend benötigt, der Reduzierung von Mangelernährung mit sich brin- um einen genaueren Einblick zu erhalten, was zu effizienteren gen. Hier sind Diplomatie, Sicherheitsmaßnahmen und Lösungen zur Bekämpfung von Mangelernährung und Hungers- Soforthilfen gefragt und Entwicklungspartner müssen ihre nöten sowie zur Überwachung der Fortschritte führen könnte. Soforthilfemaßnahmen ausweiten. Synergien zwischen Landwirtschaft, Wasser, Gesundheit Resilienz von Ernährungssystemen erhöhen und Hygiene nutzen Sich ändernde Wettermuster, extreme Wetterereignisse Die Regierungen und die anderen Stakeholder müs- 11 und besonders schwere, wiederkehrende Dürren ma- sen den Zugang zu Dienstleistungen für die gefährdetsten chen Fortschritte im Bereich der Ernährung schwierig. Bevölkerungsgruppen in städtischen und ländlichen Gebieten 5 Neben politischen und technologischen Maßnahmen, verbessern, darunter WASH, und über die einfache Steigerung um Produktionssysteme widerstandsfähiger zu machen, des Ertrags hinausgehen, um tatsächliche Verbesserungen bei müssen Länder ihre Kapazitäten ausbauen, damit sie die der Ernährungsqualität und -vielfalt zu erwirken. Ernährungssituation der gefährdetsten Bevölkerungsgruppen in Zeiten extremer Wetterereignisse aufrechterhalten und ga- rantieren können. Priorisierung von Adipositas im Rahmen der Ernährungspolitik eines Landes Es besteht dringender Handlungsbedarf, die Menschen auf Regelung und Kontrollen von Ernährungssystemen das wachsende Problem der Adipositas in Teilgruppen der af- verstärken rikanischen Bevölkerung aufmerksam zu machen und ge- Regierungen und Unternehmen müssen gesündere gen diese Entwicklung anzugehen. Schnelle Veränderungen Ernährungsweisen und Konsummuster durch geeignete 12 im Ernährungssystem der afrikanischen Länder mit mittle- 6 Regelungen und Kontrollen von Ernährungssystemen fördern. rem Einkommen gemeinsam mit einer Verschiebung von Letzteres soll die Produktion größerer Mengen sicherer und Ernährungsmustern und dem Ausmaß körperlicher Betätigung mikronährstoffreicher Lebensmittel stimulieren, während zeit- führen zu einer vermehrten Prävalenz von Übergewicht und gleich in die Vermarktung und den Vertrieb von bezahlbaren, Adipositas. Die afrikanische Ernährungswissenschaft und -poli- gesunden Lebensmitteln für die arme Bevölkerung investiert tik sollte in diesem Bereich auf globale Maßnahmen abgestimmt wird, um die Nachfrage und den Verbrauch anzuregen. und dementsprechend unterstützt werden.
Die Komplexität von Mangelernährung Eines der Millenniums-Entwicklungsziele (MDGs) von 2000 Während der Anteil an Kindern unter fünf Jahren in Afrika, die war es, den Anteil der Menschen, die unter extremem an Stunting leiden, zwischen 2000 und 2015 von 38 auf 32 Hunger litten, zwischen 1990 und 2015 zu halbieren. Dies Prozent zurückging, bleibt der Anteil in einigen Regionen mit wurde in den Entwicklungsländern fast erreicht – vor allem 40 Prozent weiterhin hoch. 20 Auch die Gesamtzahl steigt wei- durch die erhebliche Reduzierung von Hunger in China und ter. 2015 waren 58 Millionen Kinder unter fünf Jahren stun- Südostasien. In Afrika ging der Anteil der Menschen, die ted, rund 14 Millionen Kinder waren wasted. Weitere zehn von Hunger betroffen sind, zwischen 1990 und 2015 von 28 Millionen Kinder waren übergewichtig oder adipös. Prozent auf 20 Prozent zurück, auch wenn die Gesamtzahl der Darüber hinaus gibt es in Afrika mehrere Millionen Kinder und Hungernden wegen der schnell wachsenden Bevölkerung Erwachsene, die unter Vitamin- oder Mineralstoff-mangel lei- von 182 Millionen auf 233 Millionen angestiegen ist.16 den, was zu Anämie, Blindheit, kognitiven Beeinträchtigungen Insgesamt nahm die Mangelernährung langsamer ab und einer erhöhten Anfälligkeit für viele Krankheiten sowie als erwartet. Dies lag am Bevölkerungswachstums, an zu höheren Sterblichkeitsraten führen kann.21 Es gibt akute volatilen Rohstoffpreisen, höheren Nahrungsmittel- negative Auswirkungen von Mikro-nährstoffdefiziten auf die und Energiepreisen, steigender Arbeitslosigkeit und Gesundheit und das Überleben von Kindern, insbesondere Unterbeschäftigungsquoten sowie der Weltwirtschaftskrise. in den ersten 1.000 Lebenstagen, darunter schwere körper- Immer häufiger auftretende extreme Wetterereignisse und liche und kognitive Schädigungen. Selbst leichte bis mittel- Naturkatastrophen in Verbindung mit politischer Instabilität, schwere Mangelerscheinungen können Wohlergehen und großräumiger Migration und Bürgerkriegen kosteten viele Entwicklung des Menschen beeinträchtigen.22 Versteckter Menschenleben und verursachten hohen wirtschaftlichen Hunger kann auch die sozio- Schaden, was zu weiterer Nahrungsmittelunsicherheit und ökonomische Entwicklung einschränken, insbesondere in Mangelernährung führte.17 Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Mangelernährung bezeichnet einen Zustand, der durch fal- Die langfristigen negativen wirtschaftlichen Folgen für Afrika sche Ernährung oder Ernährungsweise verursacht wird. Es sind enorm. Glücklicherweise lassen sich Gesundheitsrisiken bedeutet “schlecht ernährt”, ist aber mehr als das Maß dafür, wie viel oder wie wenig Menschen essen. Mangelernährung steht für eine unzureichende Zufuhr von Proteinen, Kalorien Wichtige Begriffe bei Mangelernährung oder Mikronährstoffen und ist durch häufige Infektionen und Mangelernährung: Eine zu geringfügige, überhöhte oder Erkrankungen sowie verminderte kognitive Entwicklung ge- nicht ausgewogene Energie- und/oder Nährstoffzufuhr bei kennzeichnet.18 Derzeit lassen sich in Afrika 45 Prozent der Personen. Dazu zählen Unterernährung, Mikronährstoffman- Kindersterblichkeit auf Mangelernährung zurückzuführen, in- gel und Übergewicht/Adipositas, die ernährungsbedingte, klusive Unterernährung, Mikronährstoffmangel, Übergewicht nicht übertragbare Krankheiten (wie Herzerkrankungen, und Adipositas.19 Schlaganfall, Diabetes und Krebs) verursachen können. Mangelernährung ist nicht nur eine Folge von Armut, Unterernährung: Unzureichende Nahrungszufuhr, sodass Ernährungsunsicherheit und Krankheit, sondern auch einer der Körper nicht mit ausreichend Kalorien (Energie) versorgt der Gründe für den geringen Fortschritt in der wirtschaftli- wird, um die physiologischen Mindestbedürfnisse für einen chen Entwicklung. Es hat sich gezeigt, dass Mangelernährung aktiven und gesunden Lebensstil abzudecken. Hunger ist das Wirtschaftswachstum bremst und die Armut durch eine extreme Form dieses Zustands, der von einem „durch Produktivitätsverluste aufgrund schlechter körperlicher den Mangel an Nahrung verursachten Erschöpfungszustand Leistungsfähigkeit und kognitiver Fähigkeiten verstärkt. des Körpers“ gekennzeichnet ist. Mikronährstoffmängel Mikronährstoffmangel („Versteckter Hunger“): Die Zufuhr und Aufnahme von Vitaminen und Mineralstoffen, etwa Eisen, Wie Abbildung 1 zeigt, gibt es in den meisten afrikanischen Folsäure, Vitamin A, Zink und Jod, welche unter gesunden Ländern hohe Mikronährstoffmängel. Während sich in den Grenzwerten liegen und zu gering ausfallen, um einen guten Ländern Lateinamerikas und Asiens die Raten verbesserten, Gesundheitszustand und eine angemessene Entwicklung bei weist Afrika immer noch die höchsten Prävalenzen von “ver- Kindern sowie die normale körperliche und geistige Funktion stecktem Hunger” auf. So zeigte der Global Hidden Hunger bei Erwachsenen aufrechterhalten zu können. Index 2011 (HHI-PD) das 18 der 20 Länder mit den höchsten HHI-PD-Werten in Afrika südlich der Sahara liegen. Zugrunde Übergewicht/Adipositas: Ungewöhnlich hohe oder über- lag der Durchschnitt von drei Mangelerscheinungen schüssige Fettansammlung, die Auswirkungen auf die (Stunting, Anämie aufgrund von Eisenmangel, Vitamin-A- Gesundheit haben kann. Mangel) für Kinder im Vorschulalter. 6
Abbildung 1 Versteckter Hunger 1995–2011 1995 2000 2005 2011 Mild (40.0%) Quelle: C. J. Ruel-Bergeron, et al., “Global Update and Trends of Hidden Hunger, 1995–2011: The Hidden Hunger Index,” PlosOne 10, no. 12 (2015): e0143497. Haftungsausschluss: Die verwendeten Bezeichnungen und die Darstellung des Materials auf dieser Karte bedeuten nicht, dass die Mitglieder des Malabo Montpellier Panels hinsichtlich des rechtlichen Status irgendeines Landes, Territoriums, einer Stadt oder eines Gebiets oder seiner Behörden oder hinsichtlich der Abgrenzung seiner Grenzen eine Meinung äußern. durch Vitamin- A-, Eisen- und Jodmangel, sowie Mangeler- scheinungen bei Folat, Zink und Vitaminen D und B12, wirk Die wachsende Mittelschicht in Ost- und im sam durch nahrungspezifische Maßnahmen bekämpfen. Die südlichen Afrika26 erzielten Fortschritte in Bezug zum MDG-Ziel, den Anteil der 55 Prozent der Mittelschicht aus dieser Region lebt auf Hungernden zwischen 1990 und 2015 zu halbieren, zeigen, dem Land. dass der Kampf gegen Mangelernährung gewonnen werden 61 — 83 Prozent ihrer Lebensmittel stammen aus dem Handel. kann. Regierungen und Stakeholder müssen aus den bisheri- gen Erfolgen lernen und ihre Anstrengungen zur Erreichung 70 — 80 Prozent der Von der Mittelschicht getätig- der ehrgeizigen Ziele verdoppeln, die in der Malabo- ten Ausgaben für Nahrungsmittel entfallen auf verarbei- Erklärung, der Agenda 2063 und den SDGs festgelegt sind. tete Lebensmittel. Sie ist in städtischen und ländlichen Gebieten vergleichbar. Die vielen Aspekte von 44 — 55 Prozent der Ausgaben der Mittelschicht für Lebensmittel entfallen auf verderbliche Lebensmittel. Mangelernährung Durch die rasante Urbanisierung und das Bevölkerungs- wachstum wird Afrikas Nahrungsmittelsystem unter Druck gesetzt, um mehr, vielfältigere und nahrhaftere Nahrungs- der Bevölkerung wachsen.23 Die Verbraucherausgaben, vor allem unter Mittelschicht-Bürgern mit mehr als 3.900 mittel zu produzieren. Die Nahrungsmittelsysteme in ganz USD Einkommen pro Jahr – erreichten 2008 geschätzt 680 Afrika müssen es den Verbrauchern zudem ermöglichen, Milliarden USD.24 Mit der wachsenden Mittelschicht und zu- gesunde und bezahlbare Nahrungsmittel mit optimalen nehmenden Urbanisierung hat die Mangelernährung infolge Nährstoffen zu erhalten. Afrika hat jetzt die am schnellsten schlechter Ernährung stark zugenommen.25 wachsende Mittelschicht der Welt, sie hat sich in den letz- ten 30 Jahren verdreifacht. Folgt man dem gegenwärtigen Es ist nicht ungewöhnlich, dass Unterernährung und Trend, wird sie bis 2060 auf 1,1 Milliarden oder 42 Prozent Adipositas im selben Land (Abbildung 2), der gleichen 7
Gemeinschaft oder sogar im selben Haushalt gleichzeitig vor- Ernährungsgewohnheiten bei Kindern vermehrt zu Adipositas kommen.27 In solchen Situationen können Kinder stunted sein, und Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes. In Afrika stieg der ge- während die Erwachsenen (insbesondere Frauen) überge- schätzte Anteil von übergewichtigen Kindern (7-11 Jahre) wichtig sind, aber auch Kinder leben, die zugleich zu klein für von vier Prozent im Jahr 1990 auf sieben Prozent 2011. ihr Alter und übergewichtig sind. Übergewichtige Personen Erwartet wird ein Anstieg bis auf elf Prozent im Jahr 2025. können auch mehrere Mikronährstoffmängel aufweisen.28 Der Anteil von übergewichtigen Kindern unter fünf Jahren liegt zwischen vier Prozent in Westafrika und 15 Prozent im Mehrere Ursachen tragen dazu bei. Eine Erklärung ist ein südlichen Afrika.30 Hochgradig besorgniserregend ist die schneller Wandel des Nahrungsmittelsystems in einigen afri- kanischen Ländern mit mittlerem Einkommen. Veränderungen steigende Zahl an Kindern, die übergewichtig und gleich- in der Ernährungsweise und bei der körperlichen Aktivität zeitig stunted sind, weil die weiterhin schlecht ausgestat- führen zu einem sogenannten "Nutrition Transition", ei- teten Gesundheitssysteme die verschiedenen Formen von nem Ernahrungswandel, der häufiger zu Übergewicht Mangelernährung nicht bewältigen können.31 und Adipositas führt. Veränderte Essgewohnheiten, etwa Mangelernährung, die mit ungesunder Ernährung und un- der Konsum von nährstoffarmen, stark verarbeiteten gesundem Lebensstil einhergeht, ist heute der größte Lebensmitteln, kombiniert mit einer geringeren physischen Risikofaktor für die globale Belastung durch Krankheiten. Das Arbeitsbelastung durch zunehmend am Schreibtisch stattfin- Risiko, dass schlechte Ernährung zu Mortalität und Morbidität dende Arbeit, erhöhten die Adipositasrate viel schneller, als führt, ist jetzt größer als die kombinierten Risiken von unsi- sie die Unterernährung verringerten.29 cherem Sex, Alkohol, Drogen- und Tabakkonsum (Abbildung Kinder in städtischen, aber auch in ländlichen Gebieten in 3).32 Um die vielfältigen Formen von Mangelernährung er- Afrika essen zunehmend fett-, zucker- und salzreiche, energie- folgreich angehen zu können, müssen Regierungen und der dichte und verarbeitete Lebensmittel, die tendenziell kosten- private Sektor gemeinsam das Nahrungsmittelsystem so um- günstiger, aber auch von geringerer Nährstoffqualität sind. gestalten, dass eine gesündere Ernährung für alle gewährleis- Gemeinsam mit geringerer körperlicher Aktivität führen diese tet werden kann. Abbildung 2 Überblick der Ernährungssituation in Afrika Tunesien Marokko Algerien Libyen Ägypten Westliche Sahara Mauretanien Mali Tschad Sudan Kap Senegal Niger Verde Eritrea Gambia Burkina Faso Dschibuti Guinea-Bissau Nigeria Zentral- Somalia Republik Süd- Äthiopien Guinea afrikanische Ackerland (%) Côte Republik sudan d’Ivoire Benin Kamerun Sierra Leone 0–5 30–50 Ghana Liberia Togo Uganda Demokratische Kenia 5–15 Keine Daten Sao Tomé Gabun Republik Kongo 15–25 und Principe Äquatorialguinea Ruanda Seychellen Tansania Anzahl an unterernährten Republik Burundi Komoren Menschen (In Millionen) Kongo Angola Malawi Sambia 1 20 10 Mosambik Mauritius Simbabwe Gefahr einer Hungersnot Namibia Madagaskar Botsuana >20% an Nahrungsmittelimporten Swasiland >30% Verbreitung von Kleinwüchsigkeit (Stunting) Südafrika >15% Verbreitung an Erwachsenen mit Adipositas >10% Verbreitung an Erwachsenen mit Diabetes Lesotho Quelle: NEPAD, Overview of Nutrition in Africa as a Response to the Malabo/CAADP Commitments to End Hunger and Malnutrition by 2025, (2017), http://www.nepad.org/resource/nepad-overview-nutrition-africa-2017. Haftungsausschluss: Die verwendeten Bezeichnungen und die Darstellung des Materials auf dieser Karte bedeuten nicht, dass die Mitglieder des Malabo Montpellier Panels hinsichtlich des rechtlichen Status irgendeines Landes, Territoriums, einer Stadt oder eines Gebiets oder seiner Behörden oder hinsichtlich der Abgrenzung seiner Grenzen eine Meinung äußern. 8
Abbildung 3 Ernährungsbezogene Risikofaktoren für die globale Krankheitslast Ernährungsrisiken Hoher systolischer Blutdruck Unterernährung bei Kindern und Müttern Tabakrauch Luftverschmutzung Hoher Body-Mass-Index Alkohol- und Drogenkonsum Hoher Nüchtern-Plasmaglukosespiegel Krankheitsrisikofaktoren im Zusammenhang mit der Ernährung Bedenkliches Wasser, Sanitäranlagen und Händewaschen Krankheitsrisikofaktoren, Unsicherer Sex die nicht mit der Ernährung zusammenhängen Hohes Gesamtcholesterin 0 50,000 100,000 150,000 200,000 250,000 Welweit, für alle Alterklassen behinderungsbereinigte Lebensjahre, in Tausend (2013) Quelle: Global Panel on Agriculture and Food Systems for Nutrition, Food Systems and Diets: Facing the Challenges of the 21st Century (London, UK: 2016). 9
Erfolgreiche Interventionen, innovative Ansätze Es gibt keine universelle Lösung, um Mangelernährung auf suboptimale Stillpraktiken zurückzuführen. Der Anteil der in Afrika erfolgreich zu reduzieren. Interventionen und Neugeborenen, die innerhalb einer Stunde nach der Geburt Lösungen, einschließlich der hier und in den Fallstudien gestillt wurden, lag im Jahr 2015 bei 59 Prozent in Ost- und diskutierten, müssen stets an den lokalen Kontext ange- im südlichen Afrika und 40 Prozent in West- und Zentralafrika, passt werden. während nur 57 Prozent der bis fünf Monate alten Säuglinge in Ost- und im südlichen Afrika und 29 Prozent in West- und Zentralafrika ausschließlich gestillt wurden.33 Verschiedene Stillen Faktoren können das Vertrauen von Frauen in das ausschließli- Optimale Stillpraktiken sind entscheidend für die Entwicklung che Stillen beeinträchtigen, das oft als zeitaufwendig angese- eines Kindes. Stillen fördert gesundes Wachstum, verbes- hen wird. Gesellschaftlicher Druck, familiäre Verpflichtungen sert die kognitive Entwicklung und hat sowohl kurz- als auch sowie bezahlte und unbezahlte Arbeit stellen Frauen vor langfristige ernährungsphysiologische Vorteile für Kinder. große Herausforderungen. Regierungen und der private Eine gute Ernährung in den ersten 1.000 Lebenstagen ei- Sektor müssen Mütter über die Vorteile des Stillens und beste nes Kindes ist entscheidend für das Wachstum, das Stillpraktiken sowie über die Zubereitung nährstoffreicher Wohlergehen und Überleben des Kindes sowie für die zu- Beikost aufklären. künftige Produktivität. Sofortiges und ausschließliches Stillen ist die beste Nahrungsquelle für Neugeborene. Muttermilch ist unbedenklich und enthält Antikörper und Vitamin A, Biofortifikation die Säuglinge vor den üblichen Kinderkrankheiten wie Die Biofortifikation nutzt konventionelle Durchfall und Lungenentzündung schützen. Außerdem Pflanzenzüchtungsmethoden, um den Mikronährstoffgehalt hilft sie vor wichtigen Todesursachen wie Sepsis, aku- der Grundnahrungsmittel der Landbevölkerung anzu- ten Atemwegsinfektionen und Meningitis zu schützen; reichern. Die drei entscheidenden Mikronährstoffe, die und verbessert das Wachstum und die Entwicklung von in der Ernährung der Armen – Vitamin A, Zink und Eisen Kindern insgesamt. – am geringsten vorhanden sind, werden den wichtigen Grundnahrungsmitteln hinzugefügt. Somit kann sicherge- In Afrika werden die meisten Babys gestillt, aber subopti- stellt werden, dass diese neuen Nutzpflanzen ausreichende male Stillpraktiken gefährden sie weiterhin. Von den gesam- Mengen an Mikronährstoffen enthalten, die bei regelmäßi- ten Todesfällen von Kindern unter fünf Jahren sind 12 Prozent gem Verzehr für eine gesunde Ernährung sorgen. Alive & Thrive, Äthiopien Alive & Thrive (A&T) ist ein Programm des Internationalen A&T informierte und beriet Mütter und Betreuer vor al- Forschungs-instituts für Lebensmittelpolitik (International lem durch das Gesundheitsförderungsprogramm des Food Policy Research Institute, IFPRI). A&T hat posi- Bundesministeriums für Gesundheit in den vier be- tive Ergebnisse bei der Ernährung von Säuglingen und völkerungsreichsten Regionen Äthiopiens – Amhara, Kleinkindern (das sogenannte IYCF Programm) wäh- Oromia, SNNPR (Region der südlichen Nationen, rend der ersten 1.000 Tage in ländlichen Gebieten in Nationalitäten und Völker) und Tigray – mit seinem Bangladesch, Äthiopien und Vietnam erzielt.34 Zwischen großen Netzwerk von weiblichen Mitarbeitern in der 2010 und 2014 erreichte das Programm mehr als 16 Gesundheitsdiensstleistungsbranche und Teams von Millionen Kinder unter zwei Jahren und entwickelte groß Freiwilligen in dem Bereich. In Dorfsversammlungen angelegte Programmmodelle, die fast überall auf der Welt wurde über das Stillen diskutiert und gezeigt, wie man übernommen werden können. A&T arbeitete mit staat- nährstoffreiche Beikost zubereitet. A&T arbeitete auch lichen und nichtstaatlichen Partnern zusammen und mit mit verschiedenen Nichtregierungsorganisationen, religi- Hilfe bestehender Gesundheitssysteme, um ein umfas- ösen Organisationen und Frauenverbänden zusammen, sendes Paket von Interventionen – einschließlich Beratung um eine Radiokampagne zu starten. Der frühe Beginn des und Kommunikation, Mobilisierung von Gemeinschaften erstens Stillens stieg von 67 auf 82 Prozent, während die und Medienarbeit für politische Entscheidungsträger – Anzahl der ausschließlich stillenden Mütter signifikant von zu liefern. In Äthiopien, wo die Stillrate höher ist als in 72 auf 83 Prozent stieg. Bangladesch oder in Vietnam, sind die IYCF-Praktiken ins- gesamt nach wie vor schlecht. 10
und die tägliche Aufnahme von Vitaminen und Mineralstoffen Orange Süßkartoffel während des gesamten Lebens zu erhöhen. Ein Beispiel für biofortifizierte Pflanzen ist die orange Süßkartoffel (OSP). OSPs sind reich an Beta-Carotin, Hausgärten einem Provitamin A, das der Körper in Vitamin A um- Hausgärten sind ein integraler Bestandteil loka- wandelt. Zur Bewertung der Wirksamkeit von OSP ler Ernährungssysteme und der Agrarlandschaft von wurden von 2006 bis 2009 in Mosambik und Uganda Entwicklungsländern.41 Studien haben gezeigt, dass sich Studien durchgeführt. Innerhalb der Studie wurden eigene Gärten positiv auf Ernährungsunsicherheit und OSP-Triebe an die Haushalte verteilt. Danach wurde Mangelernährung auswirken. Darüber hinaus bieten sie zu- getestet, ob diese Triebe angebaut und ob sich die sätzliche Vorteile wie Einkommen und Lebensunterhalt für Vitamin-A-Aufnahmen und der Vitamin-A-Status in den ressourcenarme Familien sowie Ökosystemleistungen.42 Haushalten auch verbessert hatte. Die Studie zeigte, Der größte Wert des Hausgartens für den ländlichen dass 61 bis 68 Prozent der begünstigten Haushalte Haushalt liegt nicht im Nettoeinkommen, sondern im beider Länder OSP anwendeten. Weitere Hinweise Bereich der Produktion und des Beitrags zum allgemeinen aus Uganda zeigten, dass OSP bei Kindern und Frauen Lebensunterhalt und Wohlergehen des Haushalts. Laut der zu einer signifikant erhöhten Vitamin-A-Zufuhr führte Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten und den Vitamin-A-Status bei einigen Kindern mess- Nationen (FAO) hat ein gut entwickelter Hausgarten das bar verbesserte.38 In Mosambik führte die Lieferung Potenzial, eine Familie mit essentiellen Mikronährstoffen zu der Vitamin A-reichen OSP zu einer Verdoppelung versorgen: Wurzeln und Knollen sind reich an Energie und der Vitamin-A-Zufuhr, und dieVitamin-A-reiche OSP Hülsenfrüchte sind wichtige Quellen für Proteine und Fett, ermöglichte fast die gesamte Vitamin-A-Zufuhr für Eisen und Vitamine; Grünes Blattgemüse und gelb- oder Kinder.39 Der Verzehr von Vitamin-A-reichen OSP ver- orangefarbene Früchte liefern essenzielle Vitamine und ringerte auch Prävalenz und Dauer von Durchfall Mineralstoffe, insbesondere Folat und Vitamin A, E und C. bei Kindern und zeigte, dass ihre Gesundheit durch Darüber hinaus, in Kombination mit anderen Maßnahmen wie Biofortifikation verbessert werden könnte.40 der Förderung von besserer Ernährung und Sozialtransfers, sind Hausgärten nachweislich effektiv bei der Verringerung von Mangelernährung. Biofortifizierte Pflanzen werden so gezüchtet, dass sie nicht nur einen höheren Mikronährstoffgehalt, sondern auch hohe Erträge und Schädlingsresistenz haben, dem Klima besser Bessere Daten für effektivere angepasst sind und über einen besseren Geschmack und Interventionen Kochzeit verfügen. Damit sind sie genau so gut oder sogar besser als nicht biofortifizierte Sorten. Über 130 Sorten von Da afrikanische Regierungen weiterhin nicht über die not- verschiedenen biofortifizierten Pflanzen (einschließlich mit wendigen Daten verfügen, um Mangelernährung wirksam zu Vitamin A angereicherten Kochbananen, Maniok, Mais und Süßkartoffeln, eisenreichen Bohnen und Perlhirsen, zinkrei- Gemeinschaftsgärten in Burkina Faso cher Reis und Weizen sowie Eisen- und Zinkbohnen, Linsen In Burkina Faso legte das Programm Enhanced und Sorghum) wurden in über 30 Ländern freigegeben und Homestead Food Production zwischen 2013 und 2016 weitere Sorten werden in über 50 Ländern getestet. Die na- Gemeinschaftsgärten an und stellte den Müttern von tionalen Regierungen geben offiziell die leistungsstärksten Kleinkindern (3-12 Monate alt) Saatgut, Geräte und Sorten von mikronährstoffreichen Ernten für landwirtschaft- Wissen über bewährte landwirtschaftliche, Gesundheits-, liche Gemeinschaften frei, um lokal angepflanzt, gegessen Hygiene- und Ernährungspraktiken bereit. In nur zwei und verkauft zu werden. Wenn sie regelmäßig konsumiert Jahren trug das Programm zu einem um 8 Prozent gestei- werden, können diese mikronährstoffreichen Nahrungsmittel gerten Fleisch- und Geflügel- sowie einem um 16 Prozent zur Speicherung von Mikronährstoffen im Körper und da- gesteigerten Konsum von Obst bei Frauen bei. Zugleich mit zur allgemeinen Reduzierung des versteckten Hungers verbesserte sich ihre allgemeine Ernährungsvielfalt im beitragen.35 Vergleich zu jenen, die nicht am Programm teilnahmen. Die Prävalenz von Untergewicht unter den begünstig- Angesichts der positiven Belege für die Wirksamkeit von ten Frauen ging um beinahe 9 Prozent zurück43 und auch Biofortifikation könnten biofortifizierte Pflanzen eine regelmä- ihre Kinder profitierten davon: Die Prävalenz von Anämie ßige und sichere Quelle bestimmter Mikronährstoffe für die bei Säuglingen zwischen 3 und 6 Monaten nahm um 15 Menschen sein, die sonst nicht erreicht werden oder einfach Prozent ab und die Prävalenz von Wasting bei Kindern nicht an nährstoffreiche Nutzpflanzen herankommen.36 Auch zwischen 3 und 12 Monaten ging um 9 Prozent zurück, wenn biofortifizierte Grundnahrungsmittel nicht die beste während das Auftreten von Durchfallerkrankungen um bis Antwort auf klinische Mängel sind, können sie dazu beitra- zu 16 Prozent reduziert werden konnte.44 gen, dem Mangel an Mikronährstoffzufuhr entgegenzuwirken 11
bekämpfen, bleiben die Reaktionen auf Nahrungsmittelkrisen wirksamere Lösungen voranzutreiben. Mehr und bessere reaktiv und sind nicht proaktiv. Anzeichen für Mangel- Daten werden dringend benötigt, um Quantität und Qualität ernährung sind möglicherweise erst nach Ausbruch ei- der Ernährungsdaten zu verbessern. Nur wenige nationale ner Nahrungsmittelkrise zu erkennen, und ohne die Daten Regierungen sammeln die Daten, die erforderlich sind, um zur Bekämpfung von Krisen bleibt die Koordinierung der die Entscheidungsträger über die Essgewohnheiten zu infor- Maßnahmen weiterhin langsam und oft ineffektiv. Es gibt ver- mieren, und es gibt keine funktionierende globale Datenbank schiedene Faktoren, die die Ernährung beeinflussen, und es für Ernährungsfragen. Jüngste Bemühungen, Daten zu sam- kann schwierig sein festzustellen, wie sie gemeinsam zu den meln, etwa die Globale Ernährungsdatenbank (GDD)45 weit verbreiteten Problemen beitragen. Darüber hinaus ver- und das globale individuelle Nahrungsmittelkonsum Data wenden die meisten Regierungen und Hilfsorganisationen Tool 46, welches FAO und die Weltgesundheitsorganisation unterschiedliche Meß- und Beobachtungssysteme, um (WHO) entwickeln, sollten erweitert werden. Viele an- Mangelernährung zu messen. Dies macht es fast unmöglich, dere Indikatoren für das Ernährungssystem müssen eben- eine proaktive Nahrungsmittelpolitik zu entwickeln und, an- falls gesammelt werden, beispielsweise in Bezug auf statt auf Störungen zu reagieren, dem Hunger vorzubeugen die Qualität und Sicherheit von Lebensmitteln. So kann und Mangelernährung systematisch anzugehen. Politikern geholfen werden, die Zusammenhänge zwischen Ernährungssystemen und Lebensmittelsicherheit besser zu Gegenwärtig gibt es kein einheitliches System, das die verstehen und den Fortschritt zu überwachen. Darüber hi- vielen verschiedenen Indikatoren für Mangelernährung naus müssen Daten über die fortwährenden Kosten der sammelt, verfolgt und verarbeitet. Dies erschwert es Mangelernährung – wirtschaftlich und sozial – gesammelt und Entscheidungsträgern kritische Einblicke zu erhalten und Nutrition Early Warning System (NEWS) Das Internationale Zentrum für tropische Landwirtschaft es zur Krise kommt. Zunächst wird CIAT NEWS nut- (CIAT) macht sich maschinelle Lerntechniken zu Nutze, um zen, um die Ernährungssituation in Afrika südlich der nach ersten Anzeichen für mögliche Missernten, Dürren, Sahara zu unterstützen und zu fördern. Durch Erfassung steigende Lebensmittelpreise und andere Faktoren zu su- von Auslösern für Nahrungsmittelknappheiten wird chen, die zu Nahrungsmittelknappheit führen können. Im das System in der Lage sein, den Hilfsorganisationen, Laufe der Zeit wird dieses individuelle System, das unter den Entwicklungspartnern und den Regierungen die der Bezeichnung Frühwarnsystem für Ernährung (NEWS) Informationen zu beschaffen, die diese für einen infor- bekannt ist, smarter und präziser. So können die Daten mierten Entscheidungsfindungsprozess im Hinblick auf weiter verwendet werden, um die Wahrscheinlichkeit landwirtschaftliche Strategien und Programme benötigen. und die Gefahr von Mangelernaehrung vorherzusa- Es wird erwartet, dass die ständige Überwachung zahl- gen, und um somit rechtzeitig und angemessen re- reiche Empfehlungen für zukünftige ernährungsbezo- agieren zu können. NEWS wird es den Regierungen, gene Maßnahmen liefern wird. Die Empfehlungen können Entwicklungspartnern, Bauern, Gesundheitsdienstleistern, auf die Bedürfnisse der jeweiligen Länder durch natio- NGOs und Lebensmittelunternehmen ermöglichen, ihren nale „Übersichtsmenüs über die Ernährungssituation“ zu- Beitrag mit zugeschnittenen Maßnahmen zu leisten und geschnitten werden. Dies wird die Einblicke, die durch diese schneller umzusetzen. NEWS gewonnen werden können, weiter verfeinern. Die CIAT wird die Entwicklung von NEWS koordinieren, Übersichtsmenüs werden über eine sichere Webseite zu- das gemeinsam mit Partnern eingesetzt wird. Es soll gänglich sein, welche regelmäßig die ernährungs- und le- Entscheidungsträger rechtzeitig auf Gefahren für die bensmittelsicherheitsbezogenen Indikatoren überprüft Ernährungssituation aufmerksam machen, lange bevor und Aktualisierungen veröffentlicht.47 12
den Entscheidungsträgern zur Verfügung gestellt werden, um StartSmart (GAIN), Südafrika sicherzustellen, dass die Ernährung weiterhin oberste poli- tische Priorität auf der Regierungsagenda von afrikanischen StartSmart wurde im Oktober 2013 ins Leben ge- Regierungen hat. rufen und ist eine Initiative der Global Alliance for Improved Nutrition (GAIN) in Südafrika. GAIN will nati- onale Bemühungen unterstützen, das Bewusstsein für Innovative Mittel für mehr Mangelernährung zu schärfen und Müttern zu helfen, Reichweite und eine bessere ihre Babys von Anfang an richtig zu ernähren. Es ist eine digitale Kampagne, die auf drei Hauptplattformen Koordinierung aktiv ist: Eine mobile oder “mobi”, Webseite; die be- Ein innovativer neuer Ansatz für die Zusammenstellung und liebte südafrikanische Nachrichtenplattform Mxit; Analyse großer Datenmengen würde es möglich machen, und eine interaktive USSD-basierte Plattform. Das frühzeitige Maßnahmen zu ergreifen. Durch maschinelles von allen mobilen Telefonen aus zugängliche Lernen verfolgen Computerprogramme komplexe und sich USSD ist ein interaktiver textbasierter Dienst, der ständig ändernde Daten aus mehreren Quellen, um daraus den Zugang zu Informationen und Quizfragen zur “zu lernen” und Vorhersagen zu treffen. Es wird erwartet, dass Ernährung ermöglicht, um das Verständnis für ge- Afrika im Jahre 2025 535 Millionen Mobiltelefon-Kunden ha- sunde Ernährung zu vertiefen. StartSmart ist Teil eines ben wird48 – fast die Hälfte der Bevölkerung – und es wird er- breiteren Programms namens NutriMark, geleitet vom wartet, dass seine Abonnentenbasis schneller wächst als in Gesundheitsministerium. Es konzentriert sich auf die jeder anderen Region. Die Mobilfunkindustrie spielt daher ersten 1000-Tage als Zeitfenster der Möglichkeiten für eine immer wichtigere Rolle in der sozialen und wirtschaftli- die Ernährung von (Klein-)Kindern.49 chen Entwicklung in Afrika, mit der Möglichkeit, das Potenzial 13
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