Mehrsprachigkeit eine Chance für Bibliotheken - Leseförderungsprojekte in Deutschland, Österreich und Schweiz

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Mehrsprachigkeit eine Chance für Bibliotheken - Leseförderungsprojekte in Deutschland, Österreich und Schweiz
Mehrsprachigkeit eine Chance für
Bibliotheken - Leseförderungsprojekte
     in Deutschland, Österreich und
                     Schweiz

                   Bachelorarbeit
Studiengang Bibliotheks- und Informationsmanagement

           Hochschule der Medien, Stuttgart

                  Marlies Bauhofer

Erstprüfer:               Prof. Dr. Martin Götz
Zweitprüferin:            Susanne Schneehorst

Bearbeitungszeitraum: 01. März 2007 bis 31. Mai 2007

                 Stuttgart, Juni 2007
Mehrsprachigkeit eine Chance für Bibliotheken - Leseförderungsprojekte in Deutschland, Österreich und Schweiz
0 Kurzfassung                                                                    2

Kurzfassung
Diese Bachelorarbeit untersucht, inwiefern Beispiele der interkulturellen Bib-
liotheksarbeit im Bereich mehrsprachige Leseförderung im deutschsprachi-
gen Raum Impulse für das öffentliche Bibliothekswesen in der Bundesrepu-
blik Deutschland geben.
Im ersten Teil geht es um die Definitionen, die relevant sind, um sich in der
Thematik zurecht zu finden. Die erste Definition erklärt die Komplexität von
Mehrsprachigkeit und deren Bedeutung für die Gesellschaft, wie auch für die
Europäische Union, UNESCO und anderen Regierungsorganisationen. Die
zweite Definition behandelt die Grundzüge der Leseförderung und welche
Formen von Leseförderung es gibt. Es wird eine Auswahl präsentiert.
Im zweiten Teil werden die Bildungspolitik und Kulturpolitik der drei deutsch-
sprachigen Länder Schweiz, Österreich, Deutschland anhand ihrer erklärt
und deren Bedeutung für die Mehrsprachigkeit in der Gesellschaft. Nach der
Einführung jedes Landes werden Konzepte und Projekte zur mehrsprachigen
Sprach- und Leseförderung erläutert und gezeigt, welche Rolle sie in der in-
terkulturellen Bibliotheksarbeit spielen.
Bei den Leseförderungsprojekten handelt es sich ausschließlich um die För-
derung der Muttersprache und der Zusammenarbeit mit nicht-
bibliothekarischen Organisationen. In den meisten Leseförderungsprojekten
wird auch mit Vorlesepaten gearbeitet.
Teilweise sind es auch nationale oder internationale Entwicklungen, die
Rahmen für Bibliotheken geben.
Im dritten Teil schließt die Arbeit mit einem Ausblick auf Chancen und Ent-
wicklungspotenzial für Bibliotheken und die Bibliotheksausbildung.

Schlagwörter: Mehrsprachigkeit, Leseförderung, Kinder, Spracherwerb,
Muttersprache, Deutsch als Fremdsprache/ Zweitsprache, Deutschland,
Schweiz, Österreich, mehrsprachige Leseförderung
Mehrsprachigkeit eine Chance für Bibliotheken - Leseförderungsprojekte in Deutschland, Österreich und Schweiz
0 Abstract                                                                         3

Abstract
This Bachelor exam paper examines to what extent examples of the intercul-
tural library activities in the domain of multilingual reading support can be of
use to the network of Public Libraries in the Federal Republic of Germany.
The first part gives some definitions relevant to the chosen subject. The first
one explains the complexity of multilingualism and their meaning for the soci-
ety as well member states of European Union, UNESCO and other govern-
ment organisations. The second definition will treat the basics and different
forms of reading promotion. A selection of these activities will be presented.
The second part illustrates education and cultural policies in three German-
speaking countries (Switzerland, Austria, and Germany) and their influence
on multilingualism in the three countries. After the introducing of each coun-
try, we present projects on promoting the ability to read and speak other lan-
guage. We show as well, which part they can play in intercultural library ac-
tivities. We also show the influence of national and international develop-
ments on the libraries.
In the last part, these papers give a perspective of chances and development
potential for libraries and the training of the library staff.

Keywords: Billinguismus, Multilingualism, children, migrant, native/mother
language, language acquisition, German for second language, reading pro-
motion, Germany, Switzerland, Austria, Public Libraries, intercultural library,
multilingual reading,
Mehrsprachigkeit eine Chance für Bibliotheken - Leseförderungsprojekte in Deutschland, Österreich und Schweiz
0 Inhaltsverzeichnis                                                                                                 4

Inhaltsverzeichnis

Kurzfassung ......................................................................................................2

Abstract .............................................................................................................3

Inhaltsverzeichnis.............................................................................................4

Abbildungsverzeichnis.....................................................................................6

Abkürzungsverzeichnis....................................................................................7

Vorwort ..............................................................................................................9

1        Einleitung .............................................................................................. 10

2        Grundlagen............................................................................................ 13
2.1 Begriffe ................................................................................................... 13
2.1.1 Definition von Mehrsprachigkeit.............................................................. 13
2.1.2 Bedeutung der Mehrsprachigkeit für die Gesellschaft ............................ 15
2.2 Leseförderungsprojekte .......................................................................... 18
2.2.1 Definition von Leseförderung .................................................................. 18
2.2.2 Beispiele für Arten von Leseförderung.................................................... 20

3        Allgemeines zur Situation in der Schweiz .......................................... 24
3.1      Handlungsfeld Sprachförderung in QUIMS............................................. 26
3.2      Interkulturelle Leseförderung in VBOGS – Bibliotheken ......................... 27
3.2.1    Definition VBOGS ................................................................................... 27
3.2.2    Beispiel JuKiBu....................................................................................... 28
3.2.3    Sprach- und Leseförderungsprojekt in der JuKiBu ................................. 29
3.3   Beispielweise Integrationsbibliothek ib der Stadtbibliothek
      Winterthur ............................................................................................... 30
3.3.1 Kibizgeschichten in den Winterthurer Bibliotheken ................................. 32
3.4      Fazit Schweiz.......................................................................................... 32

4        Allgemeines zur Situation in Österreich ............................................. 35
4.1 European Centre for Modern Languages ( ECML) Projekte ................... 37
4.1.1 Europäisches Jahr der Sprachen (2001) ................................................ 38
4.2 Die Fremdsprachenbibliothek der Hauptbücherei Wien.......................... 40
4.2.1 Fremdsprachige Medien der Büchereien Wien....................................... 41
4.2.2 Sprache lernen ....................................................................................... 41
4.3      Österreichische Bibliotheken und ihr Angebot ........................................ 42
0 Inhaltsverzeichnis                                                                                              5

4.4     Fazit Österreich ...................................................................................... 43

5       Allgemeines zur Situation in Deutschland ......................................... 45
5.1     Sprach- Leseförderungsprojekt JaLing ( Das Tor zu Sprachen) ............. 47
5.2     Stuttgarter: Ich bau’ dir eine Lesebrücke: mehrsprachige
        Kinderliteratur als Chance in der Lese- und Sprachförderung ................ 48
5.3     FörMig (Förderung von Kindern und Jugendlichen mit
        Migrationshintergrund) ............................................................................ 50
5.4     Rucksack-Projekt fördert Sprach- und Integrationskompetenz ............... 53
5.5     Fazit Deutschland ................................................................................... 55

6       Chance für Bibliotheken.......................................................................56
6.1     Interkulturelle Kompetenz ....................................................................... 56
6.2     Kooperation mit Kultur- und Bildungseinrichtungen ................................ 58
6.3     Bestandsaufbau und Bestandsvermittlung.............................................. 59

7       Zusammenfassung und Ausblick........................................................ 61

Anhang A: Fortbildungsprogramm von SIKJM ............................................ 64

Anhang B: Auswahl von Kamishibai- Tafelsets ........................................... 68

Anhang C: Verlagsverzeichnis ...................................................................... 70

Anhang D: Antwortschreiben ........................................................................ 73

Literaturverzeichnis........................................................................................ 75

8       Erklärung ............................................................................................... 84
0 Abbildungsverzeichnis                                                                                          6

Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Bücherraupe von SIKJM .............................................................. 22
Abbildung 2: Lesebazillus SIKJM...................................................................... 23
Abbildung 3: Logo von Ton ab, Buch auf von SIKJM........................................ 23
Abbildung 4: Verteilung Interkulturelle Bibliotheken von VBOGS...................... 28
Abbildung 5: Logo von JuKiBu .......................................................................... 29
Abbildung 6: Logo von der IB Winterthur .......................................................... 31
Abbildung 7: Logo von ESJ............................................................................... 39
Abbildung 8: Logo von Integrationsprojekten der ÖBs in der Stadt
      Salzburg ................................................................................................. 43
Abbildung 9: Logo von JaLing........................................................................... 48
Abbildung 10: Netzwerk von FörMig ................................................................. 51
Abbildung 11: Logo des Vorlesepreis ............................................................... 52
Abbildung 12: Logo vom Rucksack-Projekt ...................................................... 53
Abbildung 13: Interkulturelle Kompetenz Aufbau .............................................. 57
0 Abkürzungsverzeichnis                                                  7

Abkürzungsverzeichnis

a.a.O           am angegeben Ort

BMBWK           Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur

                Bundesministerium für Unterricht, Kunst
BMUKK           und Kultur

DaF             Deutsch als Fremdsprache

DaZ             Deutsch als Zweitsprache

DBV             Deutscher Bibliotheksverband
                European Centre For Modern Languages
ECML            (Europäisches Fremdsprachenzentrum)
                Schweizerischen Konferenz
EDK             der kantonalen Erziehungsdirektoren

Ekz             Einkaufszentrale für Bibliotheken

ESJ             Europäische Jahr der Sprachen

etc.            und so weiter

FaF             Fremdsprache als Fremdsprache

FaZ             Fremdsprache als Zweitsprache

ff.             (nach)folgende Seiten

FörMig
                Good Practice Center zur Förderung von
GPC             Benachteiligten in der Berufsbildung
0 Abkürzungsverzeichnis                                                  8

HdM             Hochschule der Medien

Hrsg.           Herausgeber

HSK             Heimatliche Sprachen und Kulturen

IB              Integrationsbibliothek Winterthur

JuKiBu          Interkulturelle Bibliothek für Kinder und Jugendliche

PISA            Programme for International Student Assessment

QUIMS           Qualität in multikulturellen Bibliotheken
                Regionale Arbeitsstellen zur Förderung von Kindern und
RAA             Jugendlichen aus Zuwandererfamilien

SIKJM           Schweizerische Institut für Kinder- und Jugendmedien

UN              United Nations
                United Nations Educational, Scientific and
UNESSCO         Cultural Organization

VBOGS           Verein Bücher ohne Grenzen Schweiz

Vgl.            Vergleiche
0 Vorwort                                                                       9

Vorwort
Diese Bachelorarbeit befasst sich mit der Bedeutung der Mehrsprachigkeit
als Chance in der Bibliothek. Das wird überprüft anhand des konkreten An-
gebots der Leseförderung in den drei Ländern Schweiz, Österreich und
Deutschland. Die Idee, dieses Thema im Rahmen einer solchen Arbeit zu
bearbeiten, entstand während meines Integrierten Praxissemesters, das ich
in der Schweiz (Interkulturelle Bibliothek für Kinder und Jugendliche - JuKi-
Bu) und in Deutschland (Stadtbibliothek Lörrach) absolvierte.
Innerhalb des Praxissemesters hatte ich sehr viel mit Sprachen zu tun und
bemerkte bald, dass Sprache auch eine Barriere sein kann oder ein emotio-
nales Gefühl hervorrufen kann. Meine Teilnahme an der Tagung „Bibliothek –
Integration – Kulturaustausch“ innerhalb der Integrationswoche Winterthur
2006 und an der Tagung „Interkulturelle Bibliotheksarbeit an der TU Berlin
2007“ haben mich noch mehr motiviert, über das Thema zu schreiben.
1 Einleitung                                                                       10

1         Einleitung
Die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland befindet sich in einem
Veränderungsprozess. Immer mehr Menschen wandern aus anderen Län-
dern und Kulturen nach Deutschland ein. In manchen Städten ist der Anteil
von ausländischen Bewohnern sehr groß. Seit einigen Jahren befindet sich
auch die Leseförderung von mehrsprachigen Kindern und Jugendlichen in
einem Wandel – man spricht von interkultureller Bibliotheksarbeit oder mut-
tersprachlicher Förderung von MigrantInnen1. Es werden neue Konzepte, die
der Nachhaltigkeit dienen, entwickelt.
Welche Leistungen können Bibliotheken in der Mehrsprachigkeit erbringen,
welche Rolle können die Bibliotheken bei der sprachlichen Förderung von
zwei - oder mehrsprachigen Kindern spielen, was können wir von anderen
Ländern lernen?
Die Mehrsprachigkeit kann eine Grenze oder ein Gewinn für die Bibliotheken
sein. Die hier vorgestellte Arbeit versucht sowohl einen Überblick als auch
einen Ausblick zu geben, in welchen Umfang die Leseförderung von Migran-
tInnen eine Chance für die Gesellschaft sein kann. Über Sprache kann man
die Integration fördern. Ich möchte vergleichen und aufzeigen, wo die Mög-
lichkeiten liegen. Aus der Mehrsprachigkeit ergibt sich eine neue Anforde-
rung an die Bibliotheken. Sie müssen, wie auch schon Bildungseinrichtungen
und Firmen, auf die gesellschaftlichen Veränderungen reagieren. Bei man-
chen Bibliotheken steht dies schon auf der Tagesordnung, wie die Vorträge
„Bookstart in Deutschland“ und „Ich bau dir eine Lesebrücke: muttersprachi-
ges Vorlesen“ auf dem Bibliothekartag2 gezeigt haben. Innerhalb dieser Ar-
beit werden die Projekte JaLing und ECML vorgestellt und analysiert.
Die vorgestellte Bachelorarbeit unterteilt sich im ersten Teil in die Definition
von Mehrsprachigkeit und ihrer Bedeutung für die Gesellschaft. Es werden
nur die Leseförderungsprojekte aufgezeigt, die für MigrantInnen eingesetzt
werden oder die Deutsch als Zweitsprache/Fremdsprache fördern. Auf die
Themen Medienpädagogik und „Wie animiere ich Kinder“ wird nicht einge-
gangen. Dabei handelt es sich um Leseförderungsprojekte, die zur Sprach-
und Leseförderung hinführen und um solche Projekte, die Ressourcen be-
reitstellen, beispielsweise Medienbestand und Raum anbieten für Projekte.

1
    In dieser Arbeit wird die neue Rechtschreibreform benutzt. .
1 Einleitung                                                                                   11

Es wird nicht auf das Sprach- und Leseförderungsprojekt Leselatte einge-
gangen.
Im zweiten Teil, dem Hauptteil werden die Konzepte und die Förderung der
Mehrsprachigkeit in den drei Ländern Schweiz, Österreich und Deutschland
analysiert. Es wird ein Schwerpunkt auf die Schweiz gelegt, weil diese in
dem Bereich der interkulturellen Bibliotheksarbeit schon sehr fortgeschritten
ist.
Zum Schluss werden kritisch bewertet und erforderliche Empfehlung für die
Bibliotheken ausgesprochen. Auf Grund der oben genannten Konzepte wer-
den Verbesserungsvorschläge für Bibliotheken gemacht werden.
Die Definitionen sind ein wichtiger Bestandteil dieser Arbeit, weil sie aufzei-
gen, wie komplex der Begriff Mehrsprachigkeit ist. Mehrsprachigkeit ist mit
den Begriffen wie z.B. Sprachenvielfalt, kulturelle Vielfalt, Zweisprachigkeit
etc. belegt. Gerade bei dieser Definition ist die meiste Literatur nicht von bib-
liothekarwissenschaftlicher Seite verfasst, sondern von Spezialisten aus den
Wissenschaftsgebieten Linguistik, Erziehung und Neurologie.
Mehrsprachigkeit ist ein politisches aktuelles Thema. Es wird ihm eine sehr
hohe Gewichtung beigelegt, weil in den unterschiedlichen Gremien darüber
gesprochen wird und Entscheidungen für die Zukunft getroffen werden. Die
Europäische Union definierte im „Jahr der Sprachen“ 2001 die Mehrspra-
chigkeit als oberstes Ziel.
Die Europäische Union wertete die Mehrsprachigkeit auf, indem sie im Jahr
2000 alle Mitgliedsländer verpflichtete:
„Es ist diese Vielfalt, die die Europäische Union zu dem macht, was sie ist:
kein „Schmelztiegel“, in dem Unterschiede verschmolzen werden, sondern
ein Miteinander vielfältiger Unterschiede. Ein Miteinander, das unsere zahl-
reichen Muttersprachen als Reichtum begreift und als Weg zu mehr Solidari-
tät und gegenseitigem Verständnis.3“
Die Hypothese ist, dass die Mehrsprachigkeit bei der Leseförderung noch
verbesserungsfähig ist. Ich stelle die These auf, dass innerhalb der interkul-
turellen Bibliotheksarbeit noch viel mehr getan werden kann, um eine Integ-

2
    Bibliothekartag Information und Ethik 2007, Dresden
3
    Europäische Union: Förderung Mehrsprachigkeit. Eine Rahmenstrategie für die Mehrspra-
     chigkeit. Mitteilung der Kommission an den Rat, das Europäische Parlament, den europä-
     ischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und der Regionen. KOM (2005) 596 vom
     22.01.2005, S. 2 http://ec.europa.eu/education/policies/lang/doc/com596_de.pdf (Zugriff
     am: 23.03.07)
1 Einleitung                                                                   12

ration zu stärken oder zu verbessern. Ich zeige außerdem die Notwendigkeit
der Leseförderung für Randgruppen auf. Die Arbeit soll aber auch eine kriti-
sche Stellungnahme liefern.
2 Grundlagen                                                                                      13

2          Grundlagen
Im ersten Abschnitt beschäftigt sich die Arbeit mit den Grundlagen zum
Thema Mehrsprachigkeit und deren Bedeutung für die UNESCO, Europäi-
sche Union. Im weiteren Abschnitt geht es um die Leseförderung und Arten
von Leseförderung mit und ohne MigrantInnen.

2.1       Begriffe

2.1.1 Definition von Mehrsprachigkeit
Was bedeutet Mehrsprachigkeit? Jeder Sprachwissenschaftler, Fremdspra-
chendidakt, Neurolinguistiker oder auch Soziologe würde den Begriff anders
definieren. Alle diese Forschungsgebiete befassen sich mit der Sprache an
sich, und jedem Gebiet ist ein anderer Aspekt der Mehrsprachigkeit wichtig.
Es gibt zahlreiche unterschiedliche Definitionen.
Corlin Baker4 betrachtet die Mehrsprachigkeit als einen Schirmbegriff. Unter
diesem Begriff versteckt sich die Fähigkeit der Spracherwerbung, wie z.B.
Lesen, Schreiben, Sprechen verstehen.
Die Definition von Mac Namara5 lautet wie folgend: Eine Person ist dann
mehrsprachig, wenn sie die Kompetenz der Sprache beherrscht, also spre-
chen, hören, lesen und auch noch schreiben.
In seiner Lehre aus dem Jahr 1933 definiert Leonard Bloomfield6 die Sprache
als „native like control of two or more languages“7. Er meint damit, dass eine
Person als zwei- oder mehrsprachig gilt, wenn sie von Geburt an zwei oder
mehrere Sprachen fließend beherrscht.

4
    Vgl. Verband binationaler Familien und Partnerschaften iaf e.V., Küpelikilinc, Nico-
     la:Treffpunkt Sprache – Spracherwerb unter http://www.sozialnetz.de/ca/qq/ssh/ (Zugriff
     am 18.03.07)
5
    Vgl. Namara, Mac: Definition Mehrsprachigkeit [PowerPoint Folie 7] zitiert nach: Riehl,
     Claudia Maria Dr.: Mehrsprachigkeit. Ringvorlesung WS 2006/07. Köln: Universität Köln
     unter http://www.uni-koeln.de/phil-fak/zsm/Einfuehrung.pdf (Zugriff am: 05.05.07)
6
    Sprachwissenschaftler, ein Meister der Linguistik, insbesondere der Englischen Sprache.
     Man zählt ihn zu den Chicago Meistern.
7
    Bloomfield, Leonard: Language, [PowerPoint Folie 7] zitiert nach: Riehl, Claudia Maria Dr.:
      Mehrsprachigkeit. Ringvorlesung WS 2006/07. Köln: Universität Köln unter
      http://www.uni-koeln.de/phil-fak/zsm/Einfuehrung.pdf (Zugriff am: 05.05.07)
2 Grundlagen                                                                                     14

Die meist verbreitete Definition ist die des Sprachwissenschafters Els Ok-
saar8:
„Mehrsprachigkeit definiere ich funktional. Sie setzt voraus, dass der Mehr-
sprachige in den meisten Situationen ohne weiteres von der einen Sprache
zur anderen umschalten kann, wenn es nötig ist. Das Verhältnis der Spra-
chen kann dabei durchaus verschieden sein – in der einen kann, je nach der
Struktur des kommunikativen Aktes, u. a. Situationen und Themen, ein wenig
eloquenter Kode, in der anderen ein mehr eloquenter verwendet werden.“
Also ist eine Person, die im Alltag situationsunabhängig und regelmäßig zwi-
schen zwei oder mehreren Sprachen wechseln kann, mehrsprachig. Diese
Person muss genug Distanz zu der jeweils anderen Sprache haben, wie bei-
spielsweise ein Kind, das im Unterricht Deutsch und zu Hause Türkisch
spricht. Mehrsprachige Personen wechseln teilweise zwischen den Spra-
chen, wenn ihnen ein Wort nicht einfällt oder sie Gefühle ausdrücken wollen.
Die Sprache dient auch der Abgrenzung gegenüber seinen Mitmenschen.
Jeder kann mehrsprachig sein. Manche sind es durch frühkindliche Erzie-
hung oder werden es durch einen Umzug oder die Flucht in ein anderes
Land. Bei Fremdeinwirkung spricht man von dem gesteuerten Erwerb einer
Sprache. Dies ist beispielsweise bei Dolmetschern der Fall. Sie erlernen sys-
tematisch unterschiedliche Sprachen und wenden diese gezielt an. Ein sys-
tematisches Lernen ist ein sukzessiver Erwerb einer Sprachkompetenz.
Mehrsprachigkeit ist eine Kompetenz unserer Gesellschaft. In den unter-
schiedlichen Situationen treffen wir zahlreiche Sprachen an, wie z.B. im Kin-
dergarten, im Supermarkt, im Restaurant, in der U-Bahn etc.
Innerhalb der Mehrsprachigkeit ist die Muttersprache eine Grundvorausset-
zung, die jede Person besitzt. Die Muttersprache ist für die emotionale und
kognitive Entwicklung von mehrsprachigen Personen wichtig. Innerhalb der
Mehrsprachigkeit wird öfters von der Muttersprache gesprochen, aber in der
Fachliteratur wird diese auch mit anderen Begriffen, beispielsweise Erstspra-
che, Familiensprache, Primärsprache belegt.

8
    Oksaar, Els: Definition Mehrsprachigkeit [PowerPoint Folie 8] zitiert nach: Riehl, Claudia
     Maria Dr.: Mehrsprachigkeit. Ringvorlesung WS 2006/07. Köln: Universität Köln unter
     http://www.uni-koeln.de/phil-fak/zsm/Einfuehrung.pdf (Zugriff am: 05.05.07)
2.1.2 Bedeutung der Mehrsprachigkeit für die Gesellschaft
Wenn man diesen Begriff deuten und klären möchte, ist dies nicht so einfach,
weil innerhalb des Begriffs viele Aspekte unserer Kultur, Gesellschaft, Politik
etc. widergespiegelt werden.
„Der offizielle Umgang mit, den sich Deutschland mit den Sprachen Zuge-
wanderter leistet, trägt Züge einer Kapitalvernichtung. Eine Sprachpolitik und
Sprachbildungspolitik, die nicht auf Kapitalvernichtung setzen würde, son-
dern auf die Vermehrung des sprachlichen Reichtums in Deutschland, könn-
te aus dem Vollen schöpfen“9, so sagt die Erziehungswissenschaftlerin Ingrid
Gogolin. Die Wissenschaftlerin setzt sich für die Mehrsprachigkeit ein. In an-
deren Artikeln10 hält sie die Förderung der Muttersprache für Sprachförde-
rung überhaupt relevant. Wenn Kinder mehrsprachig aufwachsen, soll man
die Muttersprache auch unterstützen und nicht nur die Sprache, z. B.
Deutsch.
Prof. Dr. Claudia Maria Riehl11 ist Professorin für Sprachwissenschaft des
Deutschen an der Universität Köln. In ihrer Ringvorlesung zur Mehrsprachig-
keit erklärt sie, welche Bedeutung die Mehrsprachigkeit für den Sprecher hat.
Diese Bedeutungen zählt sie auf:
       a.) Psychologischen Aspekt: Die Muttersprache ist eine Herkunftsspra-
           che, aber gleichzeitig ein Identitäts-Symbol für Mehrsprachige. Die
           Muttersprache fördert das Selbstbewusstsein der Sprecher.
       b.) Pragmatischen Aspekt: Mehrsprachige haben eine differenzierte
           Sichtweise auf die Welt und ihre Umwelt. Sie sehen dies aus unter-
           schiedlichen Perspektiven, also jeweils aus der Sicht der anderen
           Sprache.
       c.) Kognitiven Aspekt: Außerdem setzen sie sich intensiv mit der Denk-
           weise der anderen Sprache auseinander. So denkt ein Deutscher um

9
     Gogolin, Ingrid: Förderung von MigrantInnen in beruflichen Bildung durch sprachbezogene
      Angebote. Veranstaltung: BIBB || Good Practice Center | GPC | GPC- Workshop vom
      24./25. September 2001 in Bonn. S. 11. unter http://www.good-practice.de/1_Gogolin.pdf
      (Zugriff am:23.03.07)
10
     Vgl. Gogolin, Ingrid: Gutes Deutsch – nur zweisprachig. Zur Debatte um den mutter-
      sprachlichen Unterricht. In: Erziehung und Gesellschaft, 6 (2000), S. 30 ff
11
     Riehl, Claudia Maria: Mehrsprachigkeit – ein Reichtum für alle, Universität Köln. unter
      http://www.statement_zur_mehrsprachigkeit_claudia_maria_riehl.pdf (Zugriff am:
      18.03.07)
2 Grundlagen                                                                                     16

           viele Ecken, und aus der Sicht eines Engländers ist der Weg zum Ziel
           direkt.
In den Ländern Kanada, Schweiz, Finnland und Belgien wird die Mehrspra-
chigkeit politisch gefördert und somit aufgewertet. Dadurch hat sie ein hohes
Ansehen in der Gesellschaft. Ein Problem in Deutschland ist, dass man sich
von den Begriffen des „Nationalstaats“ und der „Nationalsprache“ distanzie-
ren muss. Wir können nicht mehr monolingual und monokulturell bleiben. Die
Bundesregierung muss ein bildungspolitisches Signal geben, dass die Mehr-
sprachigkeit ein wichtiger Pfeiler unserer Sprachvielfalt/Kulturvielfalt ist. Man
muss sich neue Konzepte für den schulischen und gesellschaftlichen Aspekt
der Mehrsprachigkeit überlegen und in den Alltag einbringen. In den letzten
Jahren hat sich ein langsames Umdenken insbesondere bei den Pädagogen
und Politiker ergeben. Es werden immer mehr Forschungseinrichtungen ein-
gerichtet und Initiativen ergriffen, wie z.B. das Zentrum Sprachenvielfalt und
Mehrsprachigkeit an der Universität Köln, FörMig etc. Mit EU-Fördergeldern
oder Forschungsgeldern werden verschiedene Projekte unterstützt, die mit
Sprache zu tun haben. Die Europäische Union hat extra einen Zuständig-
keitsbereich für die Mehrsprachigkeit eingerichtet und es soll ein Strategie-
Papier im Bereich Mehrsprachigkeit im nächsten Jahr herausgebracht wer-
den.
Am Essener12 IMAZ (Institut für Migrationsforschung, Interkulturelle Pädago-
gik und Zweisprachigkeit) wurde in einem „Kolloquium zum Erhalt und zur
Förderung von Mehrsprachigkeit“ diskutiert, welche Bedeutung die Mutter-
sprache, die Zweisprachigkeit innerhalb der Mehrsprachigkeit besitzt, und
welchen Bezug es zur Erziehung und zur Schule hat. Sie sprechen sich für
einen Erhalt der Muttersprache aus, und daraus folgt das zukünftige Ziel, das
man an Schulen MuttersprachlichenlehrerInnen für MigrantInnen braucht.
Der Begriff Mehrsprachigkeit wird fast immer mit dem Begriff Migration Ver-
bindung gebracht.
Mit der Anerkennung der Mehrsprachigkeit werden die Zugehörigkeit geför-
dert und die Motivation gestärkt, sich zu integrieren. Mit der Sprachenvielfalt
stärkt man das Bewusstsein der MigrantInnen.
Mehrsprachigkeit ist eine Bereicherung für die Gesellschaft und fördert den
interkulturellen Umgang mit anderen Personen. Mehrsprachige Personen,

12
     Vgl. Christoph Schroeder. Kolloquium „Zum Erhalt und zur Förderung. von Mehrsprachig-
      keit“, Universität Essen,. 8.12.00. EliSe:. Essener Linguistische Skripte unter
      http://www.elise.uni-essen.de/elise/elise_01_01/elise_01_01_01.pdf (Zugriff am:23.03.07)
2 Grundlagen                                                                                     17

wie z.B. MigrantInnen, bilinguale Kinder aus Mischehen etc. sind eine Ziel-
gruppe der Bibliothek.
Der ehemalige Staatsminister für Angelegenheiten der Kultur und Medien,
Julian Nida-Rümlein13, sprach sich für die Mehrsprachigkeit aus, indem man
die Kulturpolitik danach ausrichtet und Vorschläge macht, was im Bereich
Kultur und Bildung getan werden kann. Die Sensibilisierung für das Zusam-
menspiel von Sprachen ist für die zukünftige Generation und für den kulturel-
len Dialog sehr wichtig.
Die sprachliche Vielfalt ist eine großzügige Ressource unserer Gesellschaft.
Dies spiegelt beispielsweise die EU mit ihren 23 Amtsprachen und den zu-
sätzlichen Regional- und Minderheitssprachen wieder. Das partnerschaftliche
miteinander Umgehen ist ein Ausdruck von Toleranz gegenüber den vielen
Sprachen, sondern auch es bildet auch europäische Identität und Solidari-
tät14.
Am 18.März 2007 ist die UNESCO-Konvention15 zur kulturellen Vielfalt in
Kraft getreten. 148 Mitgliedsstaaten der UNESCO, davon 13 europäische
Mitgliedsstaaten, wollen die Übereinkunft über den Schutz und die Förderung
der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen ratifizieren. Die UNESCO-Konvention
lautet:
       „Kulturelle Rechte sind integraler Bestandteil der Menschenrechte, die u-
       niversell gültig, unteilbar und aufeinander bezogen sind. […] Deshalb soll-
       te jeder die Möglichkeit haben, sich selbst in der Sprache seiner Wahl
       auszudrücken und seine Arbeit zu erstellen und zu verbreiten, insbeson-
       dere in seiner Muttersprache; jeder hat Anspruch auf eine qualitative
       hochwertige Bildung und Ausbildung unter voller Achtung seiner kulturel-
       len Identität; […“.]
Die Konvention schafft Prinzipien, Regeln und einen Bezugsrahmen für Kul-
turpolitik zugunsten der kulturellen Vielfalt. Innerhalb der Konvention werden
die Bibliotheken und Bildungseinrichtungen nicht klar und deutlich erwähnt.

13
     Vgl. Nida-Rümelin, Julian: Wissenswelten - Ein Plädoyer für Mehrsprachigkeit. In: Univer-
      sität - Stuttgart - German Edition 57 (2002) 04, S. 355-357
14
     Vgl. Meißner, Franz-Joseph: EuroComprehension und Mehrsprachigkeitdidaktik, zwei
      einander ergänzende Konzepte und ihre Terminologie Mehrsprachigkeit und ihre Didak-
      tik, multimediale Perspektiven für Europa. S. 97
15
     Böll, Heinrich Stiftung: Migration- Integration – Diversity- Bildung unter
      http://www.migration-boell.de/web/integration/47_64.asp (Zugriff am: 04.05.07)
2 Grundlagen                                                                                      18

Sie werden dadurch jedoch gestärkt, sich stärker für die kulturelle Vielfalt
einzusetzen.
Die UNESCO-Konvention hat einen Stein ins Rollen gebracht und aufge-
zeigt, wie wichtig die Mehrsprachigkeit für die Gesellschaft ist. Deshalb hat
die EU jetzt einen Zuständigkeitsbereich für die Mehrsprachigkeit eingerich-
tet. Am 26. September 2007 werden die Ergebnisse und Maßnahmen der
Expertengruppe „Mehrsprachigkeit“ präsentiert.
Die Expertengruppe „Interkulturelle Bibliotheksarbeit der Sektion 1 des
Deutschen Bibliotheksverbands“ hat ein Strategie-Papier aufgesetzt. Laut
Frau Schneehorst, die an der Arbeitsgruppe UNESCO- Konvention Kulturelle
Vielfalt teilnahm, sagt das DBV- Ergebnisprotokoll aus, dass die Arbeits-
gruppe eine Broschüre erstellen wird mit Leitlinien und Anwendungsbeispie-
len zum Thema Kulturelle Vielfalt.

2.2          Leseförderungsprojekte

2.2.1 Definition von Leseförderung
Darunter werden im Allgemeinen alle Aktivitäten zusammengefasst, die so-
wohl die Fähigkeit des Lesens verbessern wollen, als auch die Bereitschaft
und darauf aufbauend die Freude, sich mit Büchern und ihren Inhalten zu
beschäftigen.
Man unterscheidet zwischen zwei Formen beim Lesen
1.) Literarisches Lesen von erzählenden Texten dient meistens der Unterhal-
tung, hier steht der emotionale Aspekt im Vordergrund, das Nachfühlen und
Miterleben.16
2.) Beim informativen oder informatorischen Lesen werden Texte kritisch hin-
terfragt und / oder auch Informationen herausgefiltert, die relevant sind. Die-
se Art braucht man beispielsweise bei Textaufgaben, Formularen etc.17
Es ist immer wichtiger „selbstständig zu lesen und zu lernen“, weil die Ge-
sellschaft konfrontiert ist mit dem lebenslangen Lernen, der lebenslangen
Weiterbildung. Selbstständiges Lesen muss geübt und gestärkt werden –
durch einen starken Bezug zum Lesen wird die Entwicklung der Sprache

16
     Vgl. Leibl, Monika: Kinder- und Jugendbibliotheken „nach PISA“- Konzept zur Leseförde-
      rung mit geringen Mitteln.- Stuttgart: HdM, Dipl.-Arbeit der Hochschule der Medien, 2003.
      S. 3 ff
17
     .ebd.
2 Grundlagen                                                                                    19

verbessert. Lesefähigkeit ist später abhängig von der Sprachentwick-
lung/Sprachkompetenz. „Kinder, denen viel vorgelesen wurde, haben eher
die Chance, später selbst gerne zu lesen, als solche, denen nicht vorgelesen
wurde.“18 Die Vorleser (Eltern, Geschwister, Großeltern) können ein Vorbild
sein. Vorlesen ist für später eine Voraussetzung für Leselust. Deshalb ist in-
nerhalb des literarischen Lesens die Leseförderung wichtig. Vorlesen ist eine
Art von Leseförderung, und drei Aspekte des Vorlesen sind:
      1. „Vorlesen fördert die Konzentrationsfähigkeit.“19 Kinder werden da-
         durch angeregt, Rückfragen zum Gelesenen zu stellen und sich dar-
         über zu unterhalten.
      2. „Vorlesen dient der Erweiterung des Wortschatzes.“20 Vorlesen fördert
         die Phantasie von Kindern, insbesondere wenn der Vorleser verschie-
         dene nonverbale Hilfsmittel wie Gestiken und Mimik oder Stimmvari-
         anten benutzt.
      3. „Vorlesen nicht mit dem Schulbeginn aufhören.“21 Schulkinder lassen
         sich noch gerne etwas vorlesen, auch wenn sie lesen können. Die
         meisten Schulkinder sagen, wenn sie allein lesen wollen. Vorlesen un-
         terstützt sie, oder man liest abwechslungsweise - mal das Kind, mal
         die Mutter/Vater.
Leseförderung muss nicht immer Vorlesen heißen, sondern kann auch „akti-
vierende Leseförderung“22 sein, wie beispielsweise: Schmökerstunde, Le-
senacht, Leseprojekt, kreatives Schreiben, Theaterstück, Rollenspiel,
Schreibwerkstatt, Hörspiel, Radioprogramm und noch vieles mehr. Manche

18
     Landesbildungsserver Baden-Württemberg (Hrsg.)/ Leseförderung/ Lesefreude/ Vorlesen
      unter http://lbsneu.schule-
      bw.de/unterricht/paedagogik/lesefoerderung/lesefreude/lesen/vorlesen/vorlesen.pdf
      (Zugriff am 08.05.07)
19
     Goethe-Institut Lesen macht stark – Leseförderung – Der Weg zum Buch unter
      http://www.goethe.de/ins/es/bar/prj/lem/erw/ids/deindex.htm (Zugriff am: 07.05.07)
20
     Goethe-Institut Lesen macht stark – Leseförderung – Der Weg zum Buch unter
      http://www.goethe.de/ins/es/bar/prj/lem/erw/ids/deindex.htm (Zugriff am: 07.05.07)
21
     Goethe-Institut Lesen macht stark – Leseförderung – Der Weg zum Buch unter
      http://www.goethe.de/ins/es/bar/prj/lem/erw/ids/deindex.htm (Zugriff am: 07.05.07)
22
     Landesbildungsserver Baden-Württemberg/Unterricht/ Pädagogik/ Ideenpool Leseförde-
      rung/ Kooperation Schule und Bibliothek/ Aktivierende Leseförderung unter
      http://lbsneu.schule-bw.de/unterricht/paedagogik/lesefoerderung/bibliothek/aktivierend/
      (Zugriff am: 07.05.07)
2 Grundlagen                                                                    20

„aktivierende Leseförderungen“ werden auf der Internetseite des Landesbil-
dungsserver Baden-Württemberg erklärt.
Sprach- und Leseförderung ist ein wichtiger Bestandteil zur Migration. Erst
wenn man die Sprache des Landes versteht, fühlt man sich wohl in seiner
eigenen Haut und kann sich verständigen. Der Begriff Leseförderung ist sehr
umfassend und vielfältig belegt. Dabei steht immer die nachhaltige Sprach-
und Leseförderung im Vordergrund. Innerhalb der Interkulturellen Biblio-
theksarbeit stehen hierfür verschiedene Möglichkeiten und Projekte zur Ver-
fügung: zum Beispiel Sprach- und Leseförderung, die sich mit Deutsch als
Zweitsprache oder Fremdsprache befasst, aber auch Vorlesungen (Leseför-
derungsprojekte), die sich mit der Muttersprache der ansässigen MigrantIn-
nen beschäftigt, ebenso solche Projekte, die mit anderen Kultur- und Bil-
dungseinrichtungen zusammen arbeiten oder auch Projekte, bei denen mit
Ehrenamtlichen oder auch von Lesepaten vorgelesen wird. Hinzu kommen
Projekte, die zur Sprach- und Leseförderung hinführen und den Bestand be-
reitstellen, die die Vorleser brauchen und benutzen. Hier geht es insbesonde-
re um Leseförderung, die mit Kooperationspartnern zu tun haben, beispiels-
weise Kultur- und Bildungseinrichtungen wie Schule, VHS oder Kindergärten.
Die Leseförderungsprojekte stützen sich auf muttersprachlichen Unterricht
oder auch Ergänzungsunterricht in der Muttersprache.
Die Sprach- und Leseförderungsprojekte sollen Kinder motivieren zu lesen,
Freude am Lesen und Lesen als ein positives Erlebnis vermitteln. Ein kogni-
tives Ziel ist, dass die Kinder die Bibliothek als schönen Ort in Erinnerung
behalten. Leseförderung muss sich an die Zielgruppe anpassen.

2.2.2 Beispiele für Arten von Leseförderung
Da es sehr viele Möglichkeiten der Leseförderung im Bibliotheksbereich gibt,
werden hier einige Angebote vorgestellt. Dies ist nur eine Auswahl der Lese-
förderungsprojekte. Man findet noch mehrere Projekte auf den bekannten
Homepages. In dieser Bachelorarbeit werden nur einige Leseförderungspro-
jekte präsentiert, es ist eine willkürliche Auswahl.
Lesenächte
Lesenächte sind beliebt bei Bibliotheken. Sie werden öfters unter ein be-
stimmtes Thema gestellt und dieses bildet einen Rahmen für alle Aktionen,
Spiele und die Literaturauswahl. In der Schweiz steht beispielsweise die Er-
zählnacht jedes Jahr unter einem Motto. Aber es gibt auch Lesenächte, die
kein Motto haben, weil man so den Kindern Freiraum lassen kann und sie
selbst sich etwas aussuchen können. Für die meisten Kinder ist es ein Erleb-
2 Grundlagen                                                                                    21

nis, die Bibliothek nachts zu besuchen. Es herrscht dort dann eine andere
Atmosphäre. Jede Bibliothek macht es von ihrem Personal abhängig, was sie
anbietet. Manche lesen vor, erzählen oder erarbeiten eine Geschichte mit
den Kindern. Eine Lesenacht endet am meisten am nächsten Tag mit dem
Frühstück in der Bibliothek23.
Family Literacy
„Family Literacy ist ein Pilotprojekt zur Förderung der Schrift und Sprache
von Eltern und Kindern mit Migrationshintergrund an acht Standorten in
Hamburg.“24 Family Literacy ist eine Art von Leseförderung, bei der Eltern
animiert werden, den Kindern zu Hause Bilderbücher und Geschichten zu
erzählen und vorzulesen. Das ist später hilfreich beim Schrifterwerb.25 Family
Literacy kommt aus dem englischsprachigen Raum und wird schon lange in
den Vereinigten Staaten von Amerika und Großbritannien praktiziert. Bei vie-
len Kindern wird zuhause nicht oder nur wenig gelesen, und die Eltern wis-
sen einfach nicht, wie sie ihre Kinder unterstützen können.„Ein schwieriger
Lesestart und mangelnde Lesekompetenz am Ende der Schulzeit sind häufi-
ge Folgen.“ 26
Leseclub
Ein Leseclub ist ein Treffpunkt in der Bibliothek, der von BibliothekarInnen
und SchülerInnen zusammen gestaltet wird und von Eltern oder Bibliotheka-
ren betreut wird. Hier werden die Angebote der Bibliothek präsentiert, also
Lese- und Medienangebote. Manche Bibliotheken bieten regelmäßige Lese-
veranstaltungen für SchülerInnen an. Leseclub soll den SchülerInnen Spaß
am Lesen und beim Umgang mit Medien umgehen vermitteln. Die Lesefähig-
keit der SchülerInnen soll verstärkt werden.27
Die Bücherraupe – Mit Bilderbüchern fängt das Lesen an28

23
     Vgl. Landesbildungsserver Baden-Württemberg unter http://lbsneu.schule-
      bw.de/unterricht/paedagogik/lesefoerderung/bibliothek/aktivierend/lesenaechte (Zugriff
      am: 14.05.07)
24
     http://www.li-hamburg.de/projekte/projekte.Fly/
25
     Vgl. Flyer von SIKJM (Schweizer Insitut für Kinder- und Jugendliche
26
     Vgl. Schweizerisches Institut für Kinder – und Jugendmedien (Hrsg.)/ Leseförderung/ Pro-
      jekte/ Family Literacy unter http://www.sikjm.ch/d/
27
     Vgl. Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): http://www.bertelsmann-
      stiftung.org/bst/en/media/3_innovaintiv_internationale_best-practice-
      recherche_elterneinbezug.pdf (Zugriff am: 15.05.07)
28
     Vgl. Schweizerisches Institut für Kinder – und Jugendmedien (Hrsg.)/ Leseförderung/ Pro-
      jekte/ Bücherraupe unter http://www.sikjm.ch/d/
2 Grundlagen                                                                                       22

Die Bücherraupe ist eine Stoffraupe, die mit dreißig Bilderbüchern und Sach-
büchern bestückt ist. Die Bücherraupe ist für die Primarschule/Grundschule
und Kindertagesstätten gedacht. Die LehrerInnen erhalten auch Anregungen
und Tipps, was sie mit den Büchern machen können. Die Bilderbücher und
Sachbücher können auch von den Kindern nach Hause genommen werden.
Die Bücherraupe ist ein Leseförderprojekt der SIKJM (Schweizer Institut für
Kinder- und Jugendmedien). Diese Themen gibt es: Farben, Freundschaft,
Groß-Klein, Multikulti, Sonne, Mond und Sterne, Wasser etc29. Auf der Ho-
mepage des SIKJM gibt es Literaturlisten zu diesem Themen und ein Liste
von Anregungen für Pädagogen.

                          Abbildung 1: Bücherraupe von SIKJM

Der Lesebazillus – die bewährte Rucksackbibliothek30
Der Lesebazillus ist für die 5. und 6. Klasse gedacht. Der Bazillus soll die
SchülerInnen anstecken zum Lesen, deshalb finden sich in den zwei Ruck-
säcken dreißig moderne Kinder- und Jugendbücher zu unterschiedlichen
Themen. Es ist gedacht, dass der Rucksack vier Wochen in der Schule
bleibt. Der Lesebazillus wird weitergetragen, indem die LehrerInnen festle-
gen, welche zwei Bücher dem Bazillus haben und wer eines der Bücher er-
wischt, darf den Rucksack einer anderen Schule überbringen. Jedem Ruck-
sackpaar liegt noch ein Logbuch und oder ein Album bei, hier kann man die
Route und Notizen aufschreiben. Im Jahr 1994 wurde dem Lesebazillus von
der deutschen Stiftung Lesen der Leseförderungspreis „Auslese“ verliehen.

29
     Vgl. Schweizerisches Institut für Kinder – und Jugendmedien (Hrsg), ebenda
30
     Vgl. SIKJM (Hrsg.)/ Leseförderung/ Projekt/ Lesebazillus unter http://www.sikjm.ch/d/ Info-
      blatt Lesebazillus (Zugriff am: 16.05.07)
2 Grundlagen                                                                                     23

                             Abbildung 2: Lesebazillus SIKJM

Ton ab, Buch auf – Medienkiste31
Ton ab, Buch auf ist für die Zielgruppe 4. Klasse gedacht. Die Medienkiste
animiert die SchülerInnen mit Hören zum Lesen. Die Medienkiste besteht aus
Kinder- und Jugendbüchern und der passenden CD zum Buch. Nach 15 Mi-
nuten bricht die Geschichte oder Erzählung an einer spannenden Stelle ab
und die SchülerInnen können im vorhandenen Buch weiterlesen. Das kann
man in der Gruppe machen oder jedes Kind bekommt ein Buch mit CD. Die-
se Art animiert Schüler zum freien Lesen. In der SIKJM Medienkiste sind bei-
spielsweise 26 Bücher mit CD und Abspielgeräte. Es sollte aktuelle Kinder-
und Jugendliteratur in der Kiste sein, wie beispielsweise Wilden Fußballkerle,
Kinder-Uni etc.

                 Abbildung 3: Logo von Ton ab, Buch auf von SIKJM

31
     Vgl. SIKJM (Hrsg.)/ Leseförderung/ Projekt/ Ton ab- Buch auf unter http://www.sikjm.ch/d/
      (Zugriff am: 16.05.07)
3 Allgemeines zur Situation in der Schweiz                                                      24

3          Allgemeines zur Situation in der Schweiz32
Die Schweiz ist in 26 Kantone aufgeteilt, in deutschsprachige, französisch-
sprachige und einen italienischsprachigen Kanton. Aber neben Deutsch,
Französisch und Italienisch wird auch noch Rätoromanisch gesprochen.
Deutsch ist die meist verbreitete Sprache, sie hat einen Anteil von 63, 7%33.
Also können fast alle Schweizer Deutsch (Schweizerdeutsch) und dazu einen
regionalen Dialekt oder eine der anderen Landessprachen. Aber die Bevölke-
rung der Schweiz wächst stetig und somit auch die Sprachenvielfalt, wie z.B.
Spanisch, Portugiesisch oder Türkisch. Auf der politischen Ebene herrscht
Einigkeit darüber, dass die Mehrsprachigkeit und Bildung eine wichtige ge-
sellschaftliche Ressource ist.
Die Gemeinden finanzieren größtenteils die Kindergärten und die Primar-
schulen und mit einem kleineren Anteil auch die Schulen der Sekundarstufe I
sowie die der Berufsbildung. Die Kantone decken mehr als die Hälfte der
Ausgaben der Sekundarstufe I, der Berufsbildung und der allgemein bilden-
den Schulen der Sekundarstufe II (z.B. Maturitätsschulen). Bund und Kanto-
ne teilen sich die Finanzierung der Hochschulen34. Die Schweiz möchte ei-
nen qualitativ hohen Standard im Bildungswesen erreichen, deshalb wurde
von der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren
(EDK) ein Rahmenplan zur Sprachförderung festgelegt.
Bildungspolitische Handlungsfelder und zugleich Ergebnisse vom Projekt
Jaling Suisse zur Sprachförderungsmassnahmen sind:
       ƒ    Unterricht der lokalen Standardsprache
       ƒ    Unterricht der ersten Fremdsprache
       ƒ    Heimatlicher Sprach- und Kultur-Unterricht (HSK)

32
     Vgl. Yilmaz Ali: Mehrsprachigkeit in der Schweiz - Gewinn oder Nachteil. Basel, Verlag:
      Januar 2004 [Schweizer Nachrichten für internationale Medien Soliday (Hrsg.) unter
      http://www.sncweb.ch/migration/themen/mehrsprachigkeit.pdf, S. 3-6
33
     s. Yilmaz, Ali, a. a. O., S. 6
34
     Vgl. Vernunft Schweiz / Informieren in die Zukunft investieren/ Themen/ Politik Aktuell/
      Bildungssystem unter http://www.vernunft-schweiz.ch/docs/Bildungsystem_CH_PISA.pdf
      (Zugriff am: 23.03.07)
3 Allgemeines zur Situation in der Schweiz                                                   25

       ƒ   Sprachförderung im Sachunterricht35.
Der Förderunterricht für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache oder Deutsch
für Fremdsprachige hat in der Schweiz schon eine lange Tradition.
Eveil au langage, Language Awareness, Begegnung mit Sprachen, kurz EL-
BE gab ein Gesamtsprachenkonzept für die Schweiz heraus und dabei er-
klärt sie als Ziel, dass man das „Bewusstsein über Mehrsprachigkeit im so-
zialen Umfeld36“ fördern soll ebenso wie die „Entwicklung der mehrsprachi-
gen Sozialisierung37“.
In der deutschsprachigen Schweiz gibt es Angebote, wie z.B. muttersprachli-
chen Ergänzungsunterricht (Kurse in heimatlicher Sprache und Kultur (HSK))
und bilinguale Angebote innerhalb des Kindergartens und der Schule. Zu
einem bilingualen Angebot wird der HSK-Unterricht, wenn man den Ergän-
zungsunterricht in den „normalen Unterricht“ integriert. Dies geschieht in der
Stadt Basel, wo zwei Lehrpersonen gleichzeitig den Unterricht vorbereiten
und unterrichten. Diese Art von Unterricht bildet zusammen „die Sprach- und
Kulturbrücke38“. Hier findet ein Zusammenspiel von zwei Kulturen und Spra-
chen statt, z.B. mit einer spanischen Lehrerin und einer deutschen Lehrerin.
Letztere unterrichtet und erklärt die Formeln in dem Fach Mathematik auf
Deutsch, und wenn dann die SchülerInnen allein rechnen sollen, können sie
beispielsweise die andere Lehrperson auf Spanisch fragen, und diese erklärt
es noch einmal. Manchmal erklärt erst die Deutschsprachige etwas und da-
nach die Fremdsprachige das selbe in ihrer Sprache. Vorrang hat die Spra-
che, die am häufigsten in der Klasse vorkommt und die restlichen Schüler
werden in einer multikulturellen Gruppe geschult und bekommen so ein Be-
wusstsein für andere Sprachen. Für die fremdsprachigen Kinder ist es eine
Sensibilisierung, und es stärkt das Bewusstsein der eigenen Sprache. Inner-
halb der Sprach- und Kulturbrücke können Mütter an einem Deutschkurs teil-

35
     Vgl. Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK). Lernen durch
      die unter http://www.edk.ch/PDF_Downloads/Dossiers/Stub22.pdf, S. 12 (Zugriff am:
      04.05.07)
36
     Vgl. Bildungsplanung – Zentralschweiz/ Angebote /Mittendrin 2 / 01: unter
      http://www.bildungsplanung-zentral.ch/upload/Mittendrin201.pdf S. 9 (Zugriff
      am:04.05.07)
37
     Vgl. ebenda, S. 9
38
     Vgl. eduBS Erziehungsdepartements Basel-Stadt: Schule /Interkulturelle Pädagogik/
      Sprach- und Kulturbrücke unter
      http://www.edubs.ch/die_schulen/schulen_bs/interkulturelle_paedagogik/die_sprach_und
      _kulturbruecke.pdf, S. 15 (Zugriff am: 23.03.07)
3 Allgemeines zur Situation in der Schweiz                                                      26

nehmen. Durch den Rahmenplan HSK wird die Mehrsprachigkeit in den Bas-
ler Schulen aktiv vom Bundesamt für Migration gefördert. „Rund 40 % der
über 17'000 Schülerinnen und Schüler in Basel-Stadt ist zwei- oder gar
mehrsprachig39.“ In der Stadt Zürich gibt es ein anderes Projekt zur Integrati-
on: QUIMS (Qualität in multikulturellen Schulen). Bei QUIMS gibt es unter-
schiedliche Handlungsfelder, und innerhalb der Sprachförderung wird ein
Anspruch an die Bibliothek weitergeben (siehe Kapitel 3.2).
Nach der PISA-Studie von 2000 und 2003 hat die soziale Herkunft und Kom-
petenz, über die die Schüler verfügen, einen sehr großern Einflussfaktor auf
ihre Schullaufbahn und spätere Berufsqualifikation. Nach dem negativen Er-
folg der PISA-Studie wird die Sprach- und Leseförderung der MigrantInnen
nun verstärkt gefördert und somit der aktive Gebrauch von vielen Sprachen
in der Schweiz nachhaltig gefördert.
Schulen, Kindergärten und andere Bildungs- und Kultureinrichtungen, wie
z.B. Bibliotheken, bieten Sprach- und Leseförderungsprojekte an oder bieten
den geeigneten Platz für fremdsprachige Literatur zur Förderung. Die 16 in-
terkulturellen Bibliotheken in der Schweiz und den Allgemeinen Bibliotheken
(Öffentlichen Bibliotheken) beginnen jetzt auch fremdsprachige Literatur be-
reitzustellen, und dort finden immer mehr Fremdsprachige ihre Literatur.
Auch diese Einrichtungen bieten Sprach- und Leseförderung an. Bibliotheken
sind ein geeigneter Partner für Kooperationen.

3.1       Handlungsfeld Sprachförderung in QUIMS
Nach dem neuen Volksschulgesetz40 § 25 und § 62 im Kanton Zürich werden
Schulen aufgefordert, bei einem Ausländeranteil über 40 % ein Angebot zur
Deutsch-Förderung zu Verfügung zu stellen. Innerhalb QUIMS gibt es Leit-
ziele und die sind verbunden in drei Handlungsfelder. Das erste Handlungs-
felder ist die Sprachförderung mit zwei Schwerpunkten: der Literalität aller
SchülerInnen und der spezifischen Sprachförderung von zweisprachigen
Kindern. Hier wird die enge Zusammenarbeit mit der Bibliothek gefördert und
auch die Kooperation gestärkt. Dabei wird auch betont, dass die Bibliotheken

39
     Vgl. eduBS Erziehungsdepartements Basel-Stadt: Schule /Interkulturelle Pädagogik unter
      http://www.edubs.ch/die_schulen/schulen_bs/interkulturelle_paedagogik (Zugriff am
      30.04. 07)
40
     Vgl. Bildungsdirektion Kanton Zürich/ Volksschulamt/ Pädagogische Themen/ Interkulturel-
      le Pädagogik/ QUIMS unter http://www.volksschulamt.ch und unter http://www.quims.ch
      (Zugriff am 30.04.07)
3 Allgemeines zur Situation in der Schweiz                                                         27

auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen aller Schichten und Spra-
chen ausgerichtet werden müssen. Bibliotheksangebote werden erweitert
durch Medienkisten und Bibliotheksveranstaltungen, wie z.B. Bibliotheksfüh-
rungen, Lesenachmittage, Schule zu Besuch in der Bibliothek etc.

3.2       Interkulturelle Leseförderung in VBOGS – Bibliotheken

3.2.1 Definition VBOGS
Der Verein Bücher ohne Grenzen-Schweiz41 (VBOGS) ist der Dachverband
der interkulturellen Bibliotheken in der Schweiz. In dem VBOGS gibt es 16
Mitgliedsbibliotheken, die sehr unterschiedlich sind (Darauf wird an zwei Bei-
spielen im Kapitel 3.3.2. und 3.3.3 eingegangen). Interkulturelle Bibliotheken
sind sehr unterschiedlich, in Hinsicht auf Bestand, Sprachauswahl, Größe,
Ressourcen und Finanzmittel. Den Vorsitz hat Hassan Fawaz42, er sagt,
      „Für viele MigrantInnen verkörpert das Buch als Träger von Sprache und
      Kultur ein Stück Heimat. Es stellt eine der wenigen Möglichkeiten dar, die
      Verbindung mit dem Herkunftsland aufrecht zu erhalten und die eigene
      Kultur an die in der Fremde aufwachsenden Kinder weiterzugeben“.
Aus dieser Motivation heraus gibt es die Interkulturellen Bibliotheken in der
Schweiz.
VBOGS wird in erster Linie vom Bundesamt für Kultur (BAK) unterstützt. Im
Mai 2004 erhielt der Dachverband eine Schenkung der Schweizerischen
Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG). 1994 bekam VBOGS von der UNES-
CO die Auszeichnung „Weltdekade für kulturelle Entwicklung“.
In allen Bibliotheken findet man Sachbücher, Kinder- und Jugendbücher und
audiovisuelle Medien in verschiedene Sprachen. Diese Bibliotheken bieten
auch Hilfe an oder sind Vermittler, wenn Fremdsprachige Auskünfte über die
Schweiz brauchen, wie z.B. über Bildungswesen, Gesundheitswesen,
Rechtswesen etc. Der „Verein Bücher ohne Grenzen Schweiz“ bietet auch
Fortbildungen/ Weiterbildungen für die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen an.

41
     Vgl. Startseite VBOGS (Verein Bücher ohne Grenzen Schweiz) / Finanzierung/ etc. unter
      http://www.interbiblio.ch (Zugriff am: 23.04.07)
42
     Fawaz, Hassan: Interkulturelle Tagung Abstract vom 02. November 2006 auf Startseite
      Stadtbibliothek Winterthur/ Integrationsbibliothek unter http://www.winbib.ch (Zugriff am:
      23.04.07)
3 Allgemeines zur Situation in der Schweiz                                                 28

Der VBOGS pflegt unterschiedliche Kontakte zu IBBY (International Board on
Books for Young People) und dem Schweizerischen Institut für Kinder- und
Jugendmedien (SIKJM). Zu besonderen Anlässen wird die Interkulturelle Bib-
liothek zur „fahrenden Bibliothek“, weil sie dann außerhalb der Bibliothek, wie
z.B. auf der BuchBasel, Literaturfesten, etc. Präsens zeigt.

Abbildung 4: Verteilung Interkulturelle Bibliotheken von VBOGS

3.2.2 Beispiel JuKiBu
Die JuKiBu43 (Interkulturelle Bibliothek44 für Kinder und Jugendliche) in Basel
wurde 1991 auf Initiative der Erklärung von Bern, des Kinderbuchfonds Bao-
bab und Terre des Hommes Schweiz gegründet. Sie zählt heute über 17.000
Medien in über 50 verschiedenen Sprachen, wie beispielsweise in Türkisch,
Tamilisch, Arabisch, Spanisch, Englisch und vielen anderen mehr. JuKiBu
bekommt auch finanzielle Unterstützung von der GGG (Gesellschaft für Gu-
tes und Gemeinnütziges), sowie der Christoph Merian Stiftung. Im Jahr 2006
bezog die Interkulturelle Bibliothek im Quartier St. Johann in ein neues Ge-
bäude. Durch den Umzug wurde die Bibliothek integriert in ein neues Ge-
bäude, in dem sich noch ein Kindergarten und eine Anlaufstelle für arbeitslo-

43
     Integrierte Praxissemester 2006/2007
44
     Startseite Interkulturelle Kinder und Jugendbibliothek (JuKiBu) unter www.jukibu.ch
      (Zugriff am: 30.04.07)
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