Impulse für Partnerschaftsarbeit mit Schulen im Südlichen Afrika - voneinander lernen miteinander umzugehen
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voneinander lernen miteinander umzugehen Impulse für Partnerschaftsarbeit mit Schulen im Südlichen Afrika WÖK Werkstatt Ökonomie
Vorbemerkung Mit dieser Handreichung möchten wir un- Schüler*innen einen Workshop zum Thema sere Erfahrungen und Erkenntnisse für die Lernen und Handeln für die Zukunft mit und Partnerschaftsarbeit mit Schulen im Südlichen in Schulpartnerschaften durch. Ergänzt Afrika an Lehrer*innen, Schulleitungen, wurden die Ergebnisse der Workshops aus Eltern und alle Interessierte weitergeben. den langjährigen Erfahrungen der KASA und Sie basiert unter anderem auf den Ergebnis- der KOSA in der Partnerschaftsarbeit mit sen eines Vernetzungstreffens für Schulen Ländern des Südlichen Afrika. mit Bezug zum Südlichen Afrika, das am Es gibt viele Kolleg*innen und Lehrer*- 2. Juli 2019 in der Gesamtschule Freudenberg innen in Deutschland und im Südlichen Afri- stattfand. Das Treffen war eingebettet in ein ka, die sich mit Schulpartnerschaftsarbeit Schulpartnerschaftsprojekt der Kirchlichen beschäftigen. Diese Handreichung stellt einen Arbeitsstelle Südliches Afrika (KASA) in Koo- selektiven Ausschnitt dieser Expertise dar peration mit der Koordination Südliches Afrika und versucht mit einer etwas anderen Her- (KOSA) e.V. und wurde von der Stiftung angehensweise neue Impulse zu setzen. Wir Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen hoffen, Ihnen eine kleine Inspiration für Ihre finanziert. Teilgenommen haben drei Schulen eigene Arbeit geben zu können – sei es für aus Deutschland sowie eine Delegation inklu- die Anbahnung einer möglichen Schulpart- sive des Schulleiters der Leonard Ntshuntshe nerschaft oder für die weitere Durchführung Secondary School aus KwaGuqa bei eMalah- Ihrer bereits bestehenden Schulpartnerschaft leni (Südafrika), der Partnerschule der Ge- im Südlichen Afrika. Wir wünschen viel Spaß samtschule Freudenberg. Die Bildungsrefe- beim Lesen und allen ein gutes Gelingen! rentin Angelica Garcia moderierte die Gruppe der Lehrer*innen; Sven Werneke führte mit Marie Holdik 3
Inhalt 1 Warum überhaupt eine Schulpartnerschaft mit dem Südlichen Afrika? ............... 5 2 Die Arbeit an der eigenen Schule ............................................................................. 7 2.1 Wie finde ich eine Partnerschule? ....................................................................................... 7 2.2 Wen muss ich einbeziehen, um eine Schulpartnerschaft aufzubauen? .......................... 8 2.3 Anknüpfungspunkte und Ideen für die Schulpartnerschaftsarbeit an der eigenen Schule .......................................................................................................... 9 3 Die Arbeit mit der Partnerschule ........................................................................... 11 3.1 Begegnung und Kommunikation in diversen Räumen .................................................. 11 3.2 Erwartungen in ungleichen Machtverhältnissen ............................................................ 12 3.3 Welche Aktivitäten können die Partnerschulen gemeinsam machen? ........................ 13 3.4 Begegnungsreisen ................................................................................................................ 13 4 Beratungsmöglichkeiten ................................................................................................... 15 Allgemeine Erstberatung, Kontaktaufnahme, Betreuung und Weiterentwicklung einer Schulpartnerschaft im Südlichen Afrika .............................. 15 Weitere Handreichungen, Erfahrungsberichte und Hinweise zum Thema Schulpartnerschaften ............................................................................................. 16 Globales Lernen mit Bezug zu Schulpartnerschaften ..................................................... 16 Weitere außerschulische Lernorte ..................................................................................... 17 Finanzierungsmöglichkeiten und Fördermittel .............................................................. 17 Die am Vernetzungstreffen beteiligten Referent*innen ................................................ 17 4
1 Schüler*innen der F.H. Mkhabela Combined School in KwaGuqa bei eMalahlani, Südafrika 1 Warum überhaupt eine Schulpartnerschaft mit dem Südlichen Afrika? Junge Menschen sind bereits früh mit Themen kon- Weiterhin sollen sie gemäß des Orientierungsrah- frontiert, die mit den Beziehungen zwischen dem mens für den Lernbereich Globale Entwicklung der Kul- Globalen Süden und dem Globalen Norden zusam- tusministerkonferenz (KMK) und des Bundesministeri- menhängen: Die Herkunft der Rohstoffe im Handy ums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwick- oder der Jeans, die zunehmende Diversität in der lung (BMZ) aus dem Jahr 2016 Kompetenzen erwerben, Gesellschaft, der Zugang zu internationalen Medien um „soziokulturelle und natürliche Vielfalt der [...] Welt und Nachrichten, international vernetzte Jugend- [zu] erkennen“, „Globalisierungs[...]prozesse mithilfe bewegungen gegen den Klimawandel. All dies stellt des Leitbildes der nachhaltigen Entwicklung [zu] ana- Schüler*innen und Lehrer*innen vor die Heraus- lysieren“ sowie „durch kritische Reflexion zu [...] Ent- forderung, wie die nötigen Kompetenzen entwickelt wicklungsfragen Stellung [zu] beziehen“ und im Sin- werden können, um sich in einer globalisierten und ne der Solidarität und Mitverantwortung im Globalen zunehmend komplexen Welt zurecht zu finden. Einen Wandel zum Handeln bewegt werden.2 Ansatz bietet das Globale Lernen. Das Südliche Afrika ist durch vielfältige historische Schulen kommt dabei als bedeutender Lernraum Beziehungen und aktuelle politische und sozioökono- Globalen Lernens ein immer größerer Stellenwert zu. mische Verbindungen mit Europa verknüpft. Der (deut- So sollen Schüler*innen gemäß des nachhaltigen Ent- sche) Kolonialismus spielt dabei genauso eine Rolle wie wicklungsziels 4 (Unterziel 4,7) der UNO die „notwen- aktuelles Handeln deutscher Unternehmen im Südli- digen Kenntnisse und Qualifikationen zur Förderung chen Afrika. Daher bieten sich Schulpartnerschaften [einer] nachhaltigen Entwicklung erwerben, unter an- mit dem Südlichen Afrika gut an, um die sonst sehr ab- derem durch Bildung für nachhaltige Entwicklung und strakte Kompetenzbildung für den Bereich Globale Ent- nachhaltige Lebensweisen, Menschenrechte, Geschlech- wicklung zu unterstützen. tergleichstellung, eine Kultur des Friedens und der Ge- waltlosigkeit, Weltbürgerschaft und die Wertschätzung kultureller Vielfalt“.1 5
1 Im Zentrum jeder Partnerschaftsarbeit stehen dabei die zwischenmenschlichen Begegnungen und das Lernen voneinander. Schulpartnerschaften schaffen Möglich- keiten für Schüler*innen (und Lehrer*innen!), das eige- ne Denken zu reflektieren, die eigene Positionierung in der globalisierten Welt zu entdecken und Empathie und Solidarität über Länder- und Kontinentgrenzen hinweg zu entwickeln. Des Weiteren helfen Schulpartnerschaf- ten dabei, einen Perspektivenwechsel im Blick auf den Globalen Süden zu vollziehen, diesen nicht als defizitär wahrzunehmen, Stereotype in Bezug auf das Südliche Afrika und auf Menschen (süd)afrikanischer Herkunft in Deutschland zu überwinden und sich darüber be- wusst zu sein, dass 500 Jahre Kolonialismus das Leben und die Sicht auf die Welt sowohl im Globalen Norden als auch im Globalen Süden bis heute prägt. Somit über- nimmt eine Schule mit einer Partnerschaft auch Verant- wortung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die offene Gesellschaft hier in Deutschland. Viele gute Gründe für eine Schulpartnerschaft mit einer Schule im Südlichen Afrika! Aber wie geht es wei- ter? Lucky Maisanye (Koordinator der Schulpartnerschaftsarbeit in Südafrika), Marie Holdik (Koordinatorin der Schulpartnerschaftsarbeit der KASA), Dudu Moela (Lehrerin der Leonard Ntshuntshe Secondary School) und Thami Nkosi (Schulleiter der Leonard Ntshuntshe Secondary School) in KwaGuqa bei eMalahleni, Südafrika 6
Angelica Garcia bei dem Vernetzungstreffen in Freudenberg mit einer Weltkarte in der Peters-Projektion 2 Die Arbeit an der eigenen Schule Nachdem die Idee einer Partnerschaft entstanden ist, on in Solidarität oder Masifunde Bildungsförderung e.V. stellen sich meist viele Fragen, wie es nun weiterge- weiterhelfen (Kontakte siehe Kapitel 4). Des Weiteren hen kann. Im Folgenden sollen Impulse zu einigen haben die meisten entwicklungspolitischen Landesnetz- der häufigsten Fragen gegeben werden. Kapitel 2.1 werke Fachkräfte für Süd-Nord-Partnerschaften (siehe geht zunächst darauf ein, wie überhaupt eine Partner- Kapitel 4). Die KASA hilft gerne, den entsprechenden schule gefunden werden kann. In Kapitel 2.2 werden Kontakt herzustellen. die Rollen verschiedener Akteur*innen – Lehrer*in- nen, Schüler*innen, Schulleitung, Eltern, externe Hat Ihre Kommune vielleicht bereits eine Städte- Beratungsstellen, Kommunen – in einer Schulpart- partnerschaft zu einer Stadt oder Region im Südlichen nerschaft besprochen. Kapitel 2.3 stellt Aktivitäten Afrika, an die Ihre Schule anknüpfen könnte? Neben der vor, die an der eigenen Schule durchgeführt werden Kontaktvermittlung hilft dies auch bei der Akquise von können. Geldern, da öffentliche Finanzierungsinstitutionen auf eine Kontinuität und breite Verankerung einer Partner- schaft Wert legen (siehe Kapitel 2.2 Kommune). 2.1 Wie finde ich eine Partnerschule? Oft beginnen Partnerschaften auch im kleinen per- Die Kontaktaufnahme mit einer potentiellen Partner- sönlichen Rahmen. Haben Sie möglicherweise Kontakte schule kann ein länger währender Prozess sein. Lassen zu Menschen im Südlichen Afrika, die Sie direkt anspre- Sie sich hiervon nicht abschrecken und seien Sie gedul- chen können? Falls Sie in einer international agierenden dig. Es ist noch keine Schulpartnerschaft vom Himmel Glaubensgemeinschaft organisiert sind, kann auch eine gefallen! Kontaktaufnahme über diese Institution hilfreich sein (z.B. über die Kirche, die Moschee usw.). Eine gute Anlaufstelle für Kontakte sind bestehende Organisationen, die Beziehungen in das Südliche Afrika Eltern von Schüler*innen der Schule können eben- haben. Hier können beispielsweise die KASA, der Koor- falls bei der Suche einbezogen werden. Möglicherwei- dinierungskreis Mosambik e.V., die Evangelische Missi- se haben sie private oder berufliche Beziehungen in das 7
2 Südliche Afrika, über die der Kontakt zu einer interes- sierten Schule aufgebaut werden kann. Braucht es für eine Schulpartnerschaft einen formellen Beschluss oder eine Vereinbarung mit der Partnerschule? 2.2 Wen muss ich einbeziehen, um eine Schulpartnerschaft aufzubauen? Es benötigt für den Anfang nicht unbedingt einen offizi- ellen Beschluss der Schule (z.B. der Schulkonferenz), um Um eine Schulpartnerschaft in einer Schule zu veran- eine Schulpartnerschaft aufzubauen. Allerdings kann dies kern, sollte an folgende Akteur*innen gedacht werden: bei der Verankerung der Schulpartnerschaft in der Schu- le sehr nützlich sein, was die weitere Arbeit innerhalb der Kollegium/Fachlehrer*innen: Damit der Aufbau einer eigenen Schule und mit der Partnerschule enorm erleich- Schulpartnerschaft gelingt, sind zunächst vor allem en- tert. Vereinbarungen mit der Partnerschule können dabei gagierte Lehrer*innen, die die Schulpartnerschaft auf- helfen, Transparenz und Klarheit über die Erwartungen bauen möchten, notwendig. Bei dem Vernetzungstref- und Ziele der Partnerschaft zu geben. Achtung: Bitte be- fen in Freudenberg wurde betont, dass diese als Team achten Sie dabei aber die Hinweise im Kapitel 3.2. (z.B. in Form eines Koordinierungsteams oder ei- ner AG) zusammenarbeiten sollten, um nicht allei- Falls eine Vereinbarung erwünscht ist, um entwe- ne zu stehen. Lehrer*innen können hier ruhig über die der gemeinsame Ziele festzuhalten oder schlichtweg weil „klassischen“ Fächer (z.B. Fremdsprachen, Politik, Ge- es von Geldgeber*innen gefordert wird und Unterstüt- schichte, Geographie) hinausdenken. Der Orientie- zung notwendig ist, können sich Schulen z.B. hier mel- rungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung den: Kafalo Sékongo, Fachpromotor für Globales Lernen hilft dabei, für fast alle Fächer curriculare Anknüp- und Internationale Bildungspartnerschaften, Tel.: 07121 fungspunkte für die Schulpartnerschaft zu finden. 9479982, mobil: 0157 35232368, kafalo.sekongo@epiz.de Dieses Koordinierungsteam baut zunächst einen per- sönlichen Kontakt zu der Partnerschule auf, bevor es um weitere Ideen und gemeinsame Aktivitäten geht. doch sind bei ihr die Größenverhältnisse der Länder TIPP: Persönlicher Kontakt und ein vertrauensvolles zueinander vezerrt. Bei der Peters-Projektion sind die Miteinander benötigt zu Beginn genügend Zeit. Neh- Längenkreise senkrecht dargestellt, was zwar die Ent- men Sie sich diese Zeit, bevor Sie mit der Umsetzung fernungen der Kontinente zueinander nicht mehr ex- von Aktivitäten beginnen. Empathie füreinander kann akt abbildet, jedoch die tatsächliche Größe der Länder die Basis für eine langjährige Schulpartnerschaft sein! darstellt. Außerdem liegt bei der Peters-Projektion, im Gegensatz zu der Mercator-Projektion, der Äquator in Schüler*innen: Schüler*innen sind die zentralen Ak- der Mitte der Weltkarte, wodurch Europa nicht mehr teur*innen einer Schulpartnerschaft. Sie sollten frühzei- im Zentrum liegt und die Größe der Südhalbkugel tig im Koordinierungsteam mitarbeiten und beispiels- deutlich wird. Zusätzlich kann die Weltkarte „auf den weise im Rahmen einer AG an der Kommunikation und Kopf “ gedreht aufgehängt werden – denn eine Kugel damit verbundenen Aktionen beteiligt sein. Ihre Impul- hat weder ein oben noch ein unten. So können globale se sollten deshalb so früh wie möglich einbezogen wer- Machtverhältnisse hinterfragt und diskutiert werden.3 den. Der Perspektivenwechsel sollte mit Schüler*innen von Anfang an thematisiert werden, beispielsweise in- Schulleitung: Immer wieder trifft mensch auf ein hoch dem sie entsprechende externe Seminare besuchen (sie- motiviertes Kollegium, das im Alleingang tolle Schul- he Kapitel 2.3). partnerschaften auf die Beine stellt. Es ist empfehlens- wert, frühzeitig auch die Schulleitung mit einzubeziehen, TIPP: Eine leicht umzusetzende Methode, um diesen da dies zum Beispiel die Teilnahme an Fortbildungen, Perspektivenwechsel in den Unterricht einzubeziehen, Seminaren und Vernetzungstreffen für Schüler*innen kam auf dem Seminar in Freudenberg zum Einsatz: die und Lehrer*innen erheblich erleichtert und bestenfalls Verwendung einer Weltkarte in der sogenannten Pe- als Arbeitszeit zählt. ters-Projektion. Da eine dreidimensionale Kugel nicht korrekt auf einer zweidimensionalen Karte dargestellt TIPP: Die im ersten Kapitel genannten Motivationen werden kann, muss bei einer Weltkarte eine Entschei- für eine Partnerschaft können Ihnen dabei als Argu- dung getroffen werden. Die meist verwendete Welt- mentationsgrundlage dienen. Auch ein Hinweis auf karte in der Mercator-Projektion konzentriert sich auf die positive Wirkung in der Öffentlichkeitsarbeit der die exakten Entfernungen der Kontinente zueinander, Schule kann die Schulleitung überzeugen. was insbesondere für die Seefahrt notwendig war. Je- 8
2 Eltern/Elternbeirat: Die Einbeziehung der Eltern ist zu Kommunen gibt es zuständige Personen für kommuna- Beginn nicht unbedingt notwendig, kann aber hilfreich le Entwicklungspolitik, entweder als Koordinator*innen sein. Möglich sind zum Beispiel Rundbriefe an die El- für kommunale Entwicklungspolitik4 oder als Mitarbei- tern oder die regelmäßige Information des Elternbeira- ter*innen eines Büros für die Lokale Agenda 21. tes über Aktivitäten der Schulpartnerschaft. Spätestens wenn es um außercurriculare Aktivitäten geht (Begeg- nungsreisen usw.) müssen die Eltern natürlich frühzei- 2.3 Anknüpfungspunkte und Ideen tig mit einbezogen werden, um deren Unterstützung zu für die Schulpartnerschaftsarbeit an der garantieren. eigenen Schule Externe Beratungsstellen: Es ist sehr hilfreich, mit ei- Curriculare Einbeziehung in den Fachunterricht: Im ner externen Einrichtung zusammenzuarbeiten. Ins- Idealfall wird eine Schulpartnerschaft im Schulalltag re- besondere für längerfristig angelegte Partnerschaften levant und nicht ausschließlich im Rahmen einzelner mit größeren Projektvorhaben sollten externe Beglei- Projekttage. Hierfür ist es sinnvoll, die Schulpartner- ter*innen dringend einbezogen werden, sei es bei der schaft fächerübergreifend in den Unterricht zu integrie- Kontaktanbahnung, der Kommunikation zwischen den ren. Einige Fächer bieten sich natürlich besonders gut Schulen oder bezüglich Finanzierungsfragen – es gibt an. Im Südlichen Afrika werden viele Sprachen gespro- eine Vielzahl von Expert*innen, die dabei unterstützen chen, einige wenige werden in Deutschland an Schulen können (siehe Kapitel 4). Beispielsweise besteht über als Fremdsprachenunterricht angeboten (z.B. Englisch, die KOSA, die die jetzige Schulpartnerschaftsarbeit der Französisch oder Portugiesisch). Landeskundliche The- KASA begonnen hat, ein Kontakt zu einem ehemaligen men können dadurch sehr gut integriert werden. Auch Süd-Nord-Freiwilligen von weltwärts in Südafrika. Dar- der Gemeinschaftskunde- und Geographieunterricht aus entstanden drei neue Schulpartnerschaften. bietet vielseitige Anknüpfungspunkte im Lehrplan. Kommune: Einige Kommunen haben Städtepartner- TIPP: Bei der Integration der Schulpartnerschaft in schaften mit Städten/Regionen im Südlichen Afrika. Da- den Unterricht sind der Fantasie keine Grenzen ge- rüber kann möglicherweise der Kontakt zu einer Schule setzt: Tolle Anregungen und Beispiele für alle Fächer in der Partnerstadt/-region aufgebaut werden. Auch bei in der Sekundarstufe, wie globale Themen in den je- der Beantragung von öffentlichen Geldern zur Finanzie- weiligen Unterricht einbezogen werden können, bietet rung von Aktivitäten für die Schulpartnerschaft werden der Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale bestehende Kontakte mit der Kommune meist wohlwol- Entwicklung (siehe Kapitel 1). Speziell mit dem Fokus lend bewertet oder sogar vorausgesetzt. In immer mehr Südafrika wurden von der KOSA Argumentationshil- fen für mögliche Schnittstellen zwischen dem fächer- spezifischen Lehrplan und der Möglichkeit, das The- ma Schulpartnerschaft mit Südafrika im Unterricht Menschen mit Bezügen zum Südlichen zu behandeln, entwickelt. Sie skizzieren die Vorgaben Afrika einbeziehen aus dem Kernlehrplan Nordrhein-Westfalen und das Potential Südafrika, was von Lehrer*innen auch an die Menschen, die einen biographischen Bezug zum Partner- Lehrpläne anderer Bundesländer angepasst werden land haben, können durch ihre Kontakte und Expertise kann. Ebenso bieten sie Verweise auf Material- und Schulpartnerschaften enorm helfen. Gibt es zum Beispiel Projektangebote sowie weiterführende Links zum Glo- in der Kommune migrantische Organisationen mit Bezug balen Lernen.5 Zur Verankerung des Globalen Lernens zum entsprechenden Partnerland? Eine Nachfrage bei der in der Schule gibt der Leitfaden Globales Lernen in der Kommune oder auch beim entwicklungspolitischen Lan- Schule. Gelingensbedingungen für eine erfolgreiche Im- desnetzwerk Ihres Bundeslandes kann hier weiterhelfen. plementierung gute Ideen und Praxistipps. Dieser ba- Auch Schüler*innen an der Schule mit entsprechendem siert auf einem dreijährigen Modellschulprojekt des familiären Bezug können einbezogen werden. Welthaus Bielefeld.6 Achtung: Schüler*innen werden im (Schul-)Alltag oft ge- nug ungewollt „migrantisiert“. Es ist daher sehr wichtig, Weiterbildungen/Seminare mit externen Referent*in- dies zunächst vorsichtig mit der entsprechenden Person nen: Damit eine Süd-Nord-Schulpartnerschaft Teil des (gegebenenfalls inkl. Erziehungsberechtigten) abzuklären, angestrebten Perspektivenwechsels werden kann, ist die ob dies erwünscht ist. Respektieren Sie bitte die Wünsche Auseinandersetzung der Schule in Deutschland mit glo- der Schüler*innen. balen Ungleichheiten, mit (Kolonial-)Geschichte sowie mit verschiedenen weiteren Sachthemen sehr empfeh- lenswert. Beispielsweise veranstaltet die KASA regelmä- 9
2 ßige Schulpartnerschaftsseminare, die anhand ausge- wählter Themen die komplexen Beziehungen zwischen dem Südlichen Afrika und Deutschland aufzeigen. Da- Partnerschaft ist nicht gleich Patenschaft bei unterstützen können auch vielfältige Angebote des Globalen Lernens (siehe Kapitel 4). Auch Projekttage Bei der Planung von Aktivitäten sollten sich die Beteiligten eignen sich dazu, externe Referent*innen zu globalen nochmals den Unterschied zwischen einer Schulpartner- Themen einzuladen. Diese Angebote sollten wenn mög- schaft und einer Schulpatenschaft verdeutlichen: Während lich in Anspruch genommen werden. Schüler*innen ha- Schulpartnerschaften auf gegenseitiges Lernen, Perspek- ben erfahrungsgemäß große Freude am Besuch außer- tivenwechsel und Globales Lernen abzielen, stellen klas- schulischer Lernorte oder dem persönlichen Austausch sische Patenschaften eine Form der Entwicklungszusam- mit externen Referent*innen. Diese Referent*innen sind menarbeit dar, bei der es primär darum geht, im Globalen explizit dafür geschult, einen Perspektivenwechsel bei Norden finanzielle Ressourcen für Projekte im Globalen Schüler*innen zu ermöglichen. Süden zu erwerben. Eine gute Partnerschaft sollte den An- spruch haben, eine solch einseitige Geber*innen-Menta- Öffentlichkeitsarbeit in der Schule: Machen Sie Ihre lität zu überwinden. Trotzdem kann natürlich die finan- (angehende) Schulpartnerschaft in der Schule präsent! zielle Übernahme einzelner für die Partnerschaftsarbeit Dies können Sie durch Fotos der Partnerschule (dies relevanter Projekte zielführend sein. Ein Beispiel, wie ge- vorher mit den Partner*innen absprechen!), allgemeine zielte Projektfinanzierung die Partnerschaftsarbeit voran- Informationen der Region der Partnerschule oder Infor- bringen kann, ist das derzeitig im Entstehen befindliche mationen zu den Verbindungen beider Regionen tun. In Projekt „Globales Klassenzimmer und Bildung für nach- einer Schulpartnerschafts-AG kann hierfür etwas gestal haltige Entwicklung“ der Gesamtschule Freudenberg und tet werden. In der Schüler*innenzeitung könnten Arti- der Leonard Ntshuntshe Secondary School aus KwaGuqa kel über die Schulpartnerschaft geschrieben werden, in Kooperation mit der Universität Siegen, das die Mög- wofür Schüler*innen aus der Partnerschule interviewt lichkeiten digitaler Technik nutzt, um Menschen zum ge- werden könnten. Ein Schulfest eignet sich gut, um über meinsamen Lernen und Kennenlernen ungeachtet tau- die Schulpartnerschaft und die Region der Partnerschule sender Kilometer Entfernung zusammenzubringen. durch Ausstellungen zu informieren.7 Eine b reitere Öf- fentlichkeit erreichen Sie vielleicht, indem Sie die Schul- partnerschaft auf der Internetseite Ihrer Schule vorstel- len. Auch Lokalzeitungen sind gewillt, über Aktivitäten sollten die Worte mit Bedacht gewählt und auch vor zu berichten, besonders wenn z.B. eine Begegnungsrei- dem Druck noch einmal kontrolliert werden, um eine se stattfindet. Achtung: Besonders in Zeitungsartikeln unreflektierte und stereotype Darstellung zu vermeiden. Schüler*innen und Lehrer*innen bei dem Vernetzungstreffen in Freudenberg 10
Dudu Moela (Lehrerin der Leonard Ntshuntshe Seconday School) und Nicole Kräme (Lehrerin der Gesamtschule Freu- denberg) 3 Die Arbeit mit der Partnerschule Nachdem die Partnerschaft an der eigenen Schule Ansprüche oder aus Mangel an Selbstreflexion über den etabliert ist und erste Seminare und Fortbildungen Kommunikationsstil dieser Aspekt bei vielen Beteiligten besucht wurden, geht es natürlich an die Planung oft vernachlässigt wird. von Aktivitäten und Austauschformen mit der Part- nerschule. Für die meisten Projekte stehen solche TIPP: Auf dem Seminar in Freudenberg kam als gemeinsamen Aktivitäten im Vordergrund. Es ist Methode zum Erlernen einer diversitätsorientierten empfehlenswert, vor diesem Schritt nochmals inne zu Kommunikation das „Aktive Zuhören“ zum Einsatz: halten und sich über einige Punkte in der Begegnung Die Teilnehmenden hörten sich in Paaren gegensei- und Kommunikation in diversen Räumen bewusst tig 5 Minuten zu, machten sich Notizen, um sich an- zu werden. Daher wird in Kapitel 3.1 erläutert, wie schließend gegenseitig im Plenum wertschätzend vor- Begegnung und Kommunikation in diversen Räu- zustellen. Dabei ging es insbesondere um die Erfah- men aussehen können. Kapitel 3.2 beschreibt, wie in rungen mit und Erwartungen in Schulpartnerschaften. Süd-Nord-Partnerschaften die ungleichen Machtver- Ziel dieser Methode war, sich während des Zuhörens hältnisse mitgedacht und reflektiert werden sollen. In zunächst ganz auf das Zuhören des Gesagten zu kon- Kapitel 3.3 werden Aktivitäten vorgeschlagen, die die zentrieren, ohne bereits darüber nachzudenken, wie es Partnerschulen gemeinsam durchführen können. Ka- bewertet oder wie darauf geantwortet werden könnte. pitel 3.4 behandelt das große Thema der Begegnungs- reisen. Gemeinsamkeiten kennenlernen: Beim ersten Kennen- lernen zwischen den Partner*innen (egal ob dies schrift- lich, digital oder persönlich ist) sollten die Gemeinsam- 3.1 Begegnung und Kommunikation in keiten im Vordergrund stehen. Gerade in Zeiten, in diversen Räumen denen sowohl in Europa als auch im Südlichen Afrika Grenzen und Abgrenzungen eine immer größere Rol- Eine gute Kommunikation mit den Partner*innen ist le spielen, sollte Partnerschaftsarbeit verstärkt auf das einer der wichtigsten Pfeiler funktionierender Schul- Verbindende und Gemeinsame abzielen. Wichtig sind partnerschaften. Die Praxis zeigt, dass aufgrund hoher dabei Erfahrungen, durch die Menschen ihre Verbun- 11
3 denheit erkennen und erleben können. Gemeinsamkei- • Ist mein Gegenüber zu höflich/zu schüchtern/ ten können dabei auf Wünsche, Motivationen, Projekt zu ängstlich, um mir mitzuteilen, dass etwas nicht ideen, Visionen oder auch Ängste und Befürchtungen passt? abzielen. Es gibt eine Vielzahl an Methoden aus dem Globalen Lernen und der Bildung für Nachhaltige Ent- wicklung, die gut geeignet sind, solche Erfahrungen zu 3.2 Erwartungen in ungleichen Macht- ermöglichen (siehe Kapitel 4). verhältnissen Diversität statt Differenz: Bei allen Gemeinsamkeiten Es ist besonders wichtig, sich bereits zu Beginn der sind alle Menschen natürlich unterschiedlich. Die Wert- Schulpartnerschaft über die Erwartungen bewusst zu schätzung von Diversität ist in der Partnerschaftsarbeit sein und diese frühzeitig zu kommunizieren. Bei diesen explizit gewünscht, da sie sowohl Ziel (Vielfalt wert- Austauschprozessen hilft es, sich immer wieder zu ver- schätzen) als auch Instrument (dafür nötiger Perspekti- deutlichen: 500 Jahre europäischer Kolonialismus haben venwechsel) ist. Das Interesse am gegenseitigen Kennen- auch in der Kommunikation und der zwischenmenschli- lernen braucht immer auch Raum für die Faszination chen Begegnung tiefe Spuren hinterlassen. Auf Seiten der am bisher nicht Bekannten. Jedoch besteht in der Süd- Süd-Partner*innen entsteht oft der Eindruck, es den Nord-Arbeit die Gefahr, Diversität nicht als grundsätz- europäischen Partner*innen möglichst recht machen liche Vielfalt wahrzunehmen (alle Menschen sind unter- zu müssen – umso stärker wenn diese forsch und do- schiedlich!), sondern stereotype Differenzkategorien zu minant auftreten. Erwartungen der Partner*innen aus verfestigen. Es geht vorschnell um vermeintliche kultu- dem Norden werden außerdem oft als sehr fordernd bei relle/religiöse/sonstige Unterschiede, die das Verhalten den (zukünftigen) Süd-Partner*innen wahrgenommen. von Menschen erklären. Die Erfahrung in der diversi- Nicht selten entsteht so durch gut gemeinte Ideen Druck tätsorientierten Arbeit zeigt, dass eine Fokussierung auf und Frustration darüber, die Aufgaben mit sehr gerin- solche Differenzkategorien Begegnung und gute Kom- gen Ressourcen umsetzen zu „müssen“. munikation eher verhindern als diese zu fördern. Nie- mand möchte (ausschließlich) auf ein Herkunftsland, TIPP: Geben Sie Ihrer Partnerschule das Vertrauen, eine vermeintliche „Kultur“ (oder auf ein Geschlecht ehrlich über Erwartungen und Befürchtungen kom- oder eine sexuelle Orientierung oder eine Religionszu- munizieren zu können. Eine Möglichkeit dafür ist, dass gehörigkeit) beschränkt werden. Dies gilt umso mehr, Sie Ihren Partner*innen aus dem Süden den Raum zu- wenn diese Differenzkategorien auf Stereotype zurück- gestehen, Erwartungen und Wünsche zunächst für greifen, die durch den Kolonialismus geprägt sind und sich eigenständig und in der von ihnen bevorzugten über Jahrzehnte Eingang in unseren Alltag gefunden ha- Art und Weise zu formulieren. Auch bei Seminaren, ben.8 Aus dem Input auf dem Seminar in Freudenberg bei denen die Partner*innen aus den beiden Schulen ergaben sich folgende Kontrollfragen, die helfen kön- zusammenarbeiten, bietet sich eine solche kurzzeitige nen, dieser „Differenzfalle“ zu entgehen: „Trennung“ an. Auf dem Seminar in Freudenberg wur- den damit positive Erfahrungen gemacht. • Kann es sein, dass ich vorschnell das Verhalten/ die Kommunikation meines Gegenübers auf die Des Weiteren sollten Partnerschulen darüber kom- Herkunft/„Kultur“ zurückführe? munizieren, wie sie Regeln oder auch Ziele setzen wollen. Über Ziele, die die Partnerschulen auch unterschiedlich • Kann es sein, dass vielmehr eine unterschiedliche sehen können, sollte fortlaufend kommuniziert werden. Informationsgrundlage der Grund für Missver- Auch hier sollte besprochen werden, wer an Entschei- ständnisse ist? dungsprozessen beteiligt sein soll und wie Räume für • Kann es sein, dass mein Gegenüber durch meine eigenständige Entscheidungsprozesse der Süd-Partner* Kommunikation einen Handlungsdruck verspürt? innen ermöglicht werden könnten. Doch sollten die Ziele am Anfang nicht zu hoch gesteckt werden! Ein • Spielen dabei unterschiedliche/nicht besprochene erstes Ziel ist es, sich persönlich kennenzulernen, was Erwartungen eine Rolle? die Grundlage für eine langfristige Schulpartnerschaft • Machen sich die Partner*innen Sorgen darüber, sein kann. wie sie die Aufgaben mit knappen Ressourcen bewältigen können? Dringend sollte mitbedacht werden, dass Schulpart- nerschaften, die von Europa aus initiiert und finanziert • Liegt es vielleicht einfach nur an (sprachlichen) werden, unausweichlich in ungleichen Machtverhältnis- Missverständnissen, die mit Herkunft und sen stattfinden: Die europäische Seite entscheidet oft im „Kultur“ nichts zu tun haben? Alleingang, welche Regeln und Ziele für die Schulpart- 12
3 nerschaft gelten sollen. Selbst wenn es hierfür Beteili- Dabei können sich die Schüler*innen direkt kennenler- gungsmöglichkeiten für die Süd-Partnerschule gibt, so nen und ihre Gemeinsamkeiten entdecken. Da das Süd- werden spätestens wenn es um den Einsatz von Geldern liche Afrika und Deutschland, je nach Sommer- oder geht, die Entscheidungen fast immer in Deutschland ge- Winterzeit, keine oder höchstens eine Stunde Zeitver- troffen. In diesem Sinne wirkt auch hier der Kolonialis- schiebung haben, ist diese Form der direkten Kommu- mus nach. Anstatt dieses Machtgefälle auszublenden ist nikation ideal für Partner*innen zwischen Deutschland es besser, sich diesem bewusst zu sein und gemeinsam und dem Südlichen Afrika. Solche Live-Kommunikati- mit den Partner*innen darüber zu reflektieren, wie da- onen sollten gut vorbereitet werden und im besten Falle mit umgegangen werden könnte. Hier können externe mit verantwortlichen Lehrer*innen beider Partnerschu- Beratungsstellen den Kontakt zu Expert*innen vermit- len durchgeführt werden. teln, falls Sie das wünschen (siehe Kapitel 4). Allerdings muss gesagt werden, dass zwischen dem Südlichen Afri- Gemeinsame Unterrichtsprojekte an den Partnerschu- ka und Deutschland ungleiche Beratungsvoraussetzun- len: Es können gemeinsame Unterrichtsprojekte oder gen vorhanden sind. Während es in Deutschland relativ Projekte in AGs begonnen werden, über die ein regel- viele Anlaufstellen für Partnerschaftsarbeit gibt, kann mäßiger Austausch zwischen den Schulen besteht: So der Bedarf hierfür im Südlichen Afrika nicht gedeckt könnten zum Beispiel gleiche Autor*innen gelesen wer- werden. den (einmal aus Deutschland, einmal aus dem Part- nerland). Auch bieten sich Bücher an, die sich mit der Geschichte des Partnerlandes befassen.9 Bei dem Ver- netzungstreffen in Freudenberg wurden des Weiteren Stühle rücken als Übung für Kommunikation Projekte zu Themenbereichen wie Energie, Recycling, Wiederverwertung (Reuse) und Umweltverschmutzung Eine Methode, die auf dem Seminar in Freudenberg in Be- angedacht, zu denen fächer- und schulübergreifend ge- zug auf das Thema Kommunikation zum Einsatz kam, ist arbeitet werden kann. Die anwesende Partnerschule Le- die Übung „Stühle rücken“. Dabei werden drei Gruppen onard Ntshuntshe Secondary School aus KwaGuqa be- gebildet, die nicht miteinander sprechen dürfen. Verteilt findet sich direkt an einem Kohleabbaugebiet, aus dem im Raum stehen Stühle. Jede Gruppe erhält eine Aufgabe, Kohle auch nach Deutschland exportiert wird. Die Um- von der die anderen Gruppen nichts wissen: Gruppe 1 soll weltverschmutzung durch den Abbau ist eine Lebens- die Stühle in eine Reihe stellen, Gruppe 2 soll die Stüh- realität, die die Schüler*innen dort sehr beschäftigt. le aufeinander stapeln und Gruppe 3 soll sie vors Fenster Gleichzeitig hat das Thema Klimawandel und Kohlever- stellen. Arbeiten die Gruppen gegeneinander und kämp- stromung in Deutschland große Bedeutung. Somit be- fen für ihre eigene Aufgabe um die Stühle? Oder einigen steht ein gemeinsames Thema, über das sich die Schü- sie sich auf eine gute (wortlose) Kommunikation unterei- ler*innen austauschen und ein gemeinsames Anliegen nander und finden so heraus, dass die verschiedenen Auf- entwickeln können. Die KASA kann Sie dabei unterstüt- gaben kombinierbar sind? zen zu überlegen, ob nicht auch eine solche direkte Ver- bindung zwischen Ihrer Schule/Deutschland und dem Gebiet Ihrer Partnerschule besteht, die gemeinsam im 3.3 Welche Aktivitäten können die Unterricht aufgegriffen werden kann. Partnerschulen gemeinsam machen? TIPP: Freuen Sie sich über die kleinen Dinge, über Schüler*innen lernen sich kennen: Zu Beginn der Part- kleine Gesten, über eine kurze Nachricht Ihrer Kon- nerschaftsarbeit ist es meist zu früh, um über eine Be- taktperson in der Partnerschule und lassen Sie sich gegnungsreise nachzudenken. Schüler*innen können über Rückschläge nicht aus der Bahn werfen. Auch sich daher anhand erstellter Videos über ihr Leben, die wenn es über längere Zeiten keine gemeinsamen Akti- Schule, die Familie, Hobbys oder den Musikgeschmack vitäten gibt, melden Sie sich doch kurz bei der Partner- austauschen. Diese Medien können wunderbar auch mit schule und senden Sie Grüße (z.B. mit einem gemein- Aktivitäten an der eigenen Schule kombiniert werden. samen Klassenfoto). TIPP: Denken Sie dabei bitte daran, Ihren Part- ner*innen nicht das Gefühl zu geben, etwas Gleiches 3.4 Begegnungsreisen liefern zu müssen, wenn die Ressourcen dafür mögli- cherweise nicht zur Verfügung stehen. Zweifelsohne sind Begegnungsreisen die „Krönung“ gut funktionierender Partnerschaftsarbeit, denn nichts Auch über Videokonferenz-Tools (wie z.B. Skype oder kann den persönlichen, direkten Kontakt zwischen ähnliche Anbieter) kann sehr gut kommuniziert werden. Menschen ersetzen. Jedoch muss in Zeiten von Fridays 13
3 for Future und der Frage nach Klimagerechtigkeit über die Tatsache, dass Begegnungsreisen aufgrund der In- terkontinentalflüge mit erheblichen Treibhausgasemis Einsatz von Messenger Services (wie z.B. sionen einhergehen, gesprochen werden. WhatsApp): Bis eine Begegnung tatsächlich stattfinden kann, Aus unserer Erfahrung ist der Kontakt nach Südafrika per muss viel Arbeit in die Partnerschaft geflossen sein. WhatsApp am einfachsten. So können schnell Grüße oder Auch die Reise selbst ist mit erheblichem Organisations- Fotos hin- und hergeschickt werden, was insbesondere in und Koordinierungsaufwand verbunden. Zunächst ist der Anfangsphase wichtig ist, um Hürden zu überwinden. zu klären, wer reist: nur Lehrer*innen oder gleich ge- Sollten Sie nicht Ihr eigenes Handy mit WhatsApp nut- meinsam mit einer Delegation von Schüler*innen? Wie zen wollen, lohnt es sich vielleicht für die Schule, ein eige- werden die Schüler*innen ausgewählt? Wer trägt die nes Handy mit einer SIM-Karte für die Schulpartnerschaft Last der Finanzierung? Und ganz besonders wichtig: anzulegen, über das die Kommunikation per WhatsApp Welche Seite macht den ersten Besuch und wann folgt gehen kann. Auch hier sollte mit den Partner*innen ge- der Gegenbesuch? Eine Schulpartnerschaft, in der nur gebenenfalls über Hürden gesprochen werden. Beispiels- die eine Seite reist, ist keine Partnerschaft. Dies wird weise könnten die Schulen in Deutschland ihren Süd-Part- allzu oft übersehen. Koloniale Ausbeutungsstrukturen ner*innen anbieten, die Telefonkosten zu übernehmen. werden nirgends so deutlich sichtbar wie in der Frage, wer sich welche Reisen leisten kann oder in der Lage ist, Mittel dafür einzuwerben. Auch bei der Frage, wie ein Besuchsprogramm aus- Planungsphase von externen Stellen beraten zu lassen. sehen kann, muss viel Fingerspitzengefühl gezeigt wer- Ein gemeinsamer Workshop zu Beginn eines Besuchs den. Die einladende Seite darf auf jeden Fall einen Vor- mit externer Moderation, wie etwa in Freudenberg, hilft schlag machen, doch ist es wichtig, die Wünsche der sehr beim Kennenlernen, der Formulierung eigener Be- Partner*innen zu berücksichtigen. Hier bedarf es hoher dürfnisse und letztlich zum Austausch über Programm Kompetenz der Kommunikation in diversen Räumen, und Ziele eines solchen Besuchs sowie der Partnerschaft um die Reaktionen der Partner*innen richtig einzu- allgemein. schätzen. Daher ist es sehr empfehlenswert, sich in der 1 https://www.bne-portal.de/de/einstieg/was-ist-bne 6 http://www.modellschulen-globales-lernen.de/leitfaden-gl-in- der-schule/ und http://www.modellschulen-globales-lernen.de/ 2 Der Orientierungsrahmen kann als PDF runtergeladen (https://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_be- imagefilm/ schluesse/2015/2015_06_00-Orientierungsrahmen-Globa- 7 Die KASA verleiht zu verschiedenen Themen des Südlichen le-Entwicklung.pdf) oder kostenfrei bestellt werden (https:// Afrika Ausstellungen (https://www.kasa.de/service/ausstellun- www.cornelsen.de/produkte/orientierungsrahmen-der-kul- gen/). tusministerkonferenz-orientierungsrahmen-globale-entwick- 8 Zum Umgang von Pädagog*innen mit Vielfalt ohne in ste- lung-buch-9783060656875). reotype Kategorisierungen zu verfallen, gibt es eine Vielzahl 3 Auf der Seite von Engagement Global kann diese Karte in- an externen Seminaren und Fortbildungen. Gerne kann hier klusive Handreichung mit Anregungen für die Bildungsarbeit die KASA kontaktiert werden, um entsprechende Kontakte zu kostenfrei bestellt werden: https://www.engagement-global.de/ vermitteln. Wir empfehlen als ersten Einstieg die Faltblätter mediathek-publikationen-detail.html?mid=217. des DEAB, einsehbar unter www.deab.de/themen-programme/ 4 Hier werden Kommunen aufgeführt, die Koordinator*innen interkulturelle-oeffnung-partizipation/diversitaetsbewusste-bil- für kommunale Entwicklungspolitik haben: https://skew.en- der-und-sprache/. gagement-global.de/landkarte-kepol.html 9 Die Beschaffung von Büchern ist mit Kosten verbunden. Viel- 5 Die Unterrichtsmaterialien für NRW sind hier zu finden: leicht findet sich an der Schule in Deutschland eine Möglich- https://www.kosa.org/zusammenarbeit-mit-schulen/angebo- keit, dies zu finanzieren. te-und-aktivitaeten/unterrichtsmaterial/ 14
Sven Werneke bei dem Workshop mit Schüler*innen in Freudenberg 4 Beratungsmöglichkeiten Allgemeine Erstberatung, Kontaktaufnahme, Betreuung und Weiterentwicklung einer Schulpartnerschaft im Südlichen Afrika • Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika (KASA): https://www.kasa.de/ • Koordination Südliches Afrika (KOSA) e.V.: https://www.kosa.org/home/ • Der Koordinierungskreis Mosambik e.V. (KKM) begleitet Schulpartnerschaften zwischen Schulen in Mosambik und Deutschland: http://kkmosambik.de/content/ • Der Verbindungsreferent Afrika der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS): https://ems-online.org/laender/afrika/suedafrika/ • Masifunde Bildungsförderung e.V. informiert über Erfahrungen im Bereich Schulpartnerschaften: https://www.masifunde.de/ • Eine Übersicht über die Eine Welt-Landesnetzwerke bundesweit, die bei allgemeinen Fragen zu Süd-Nord-Partnerschaften kontaktiert werden können, finden Sie hier: https://agl-einewelt.de/eine-welt-landesnetzwerke • Fachpromotor*innen aus dem Bereich Internationale Kooperationen/Partnerschaften des Eine Welt-Promotor*innenprogramms aus Ihrer Region: https://www.einewelt-promotorinnen.de/promotorinnen/ • Auf der Seite des Partnerschulnetzes der Kultusministerkonferenz können Schulen nach einer interna- tionalen Partnerschule suchen: https://www.partnerschulnetz.de/ 15
4 Weitere Handreichungen, Erfahrungsberichte und Hinweise zum Thema Schulpartnerschaften • Das Entwicklungspolitische Netzwerk Hessen e.V. gibt einen Überblick zu Literatur, Handreichungen, Finanzierungsmöglichkeiten usw.: https://www.epn-hessen.de/epol-in-hessen/schulpartnerschaften_serviceteil/ • Informationen zu Begegnungen von Schüler*innen in internationalen Schulpartnerschaften, Projekt- ideen und Tipps des Goethe-Instituts: https://www.goethe.de/resources/files/pdf160/kompedium_schlerbegegnungen_2018_08_15.pdf • Die Handreichung Partners’ Perspectives. Tipps und Erfahrungen aus dem Schulprogramm Windhoek – Berlin des Entwicklungspolitischen Bildungs- und Informationszentrum e.V. – EPIZ Berlin finden Sie hier: https://www.globaleslernen.de/sites/default/files/files/pages/handreichung_20zu_ 20schulpartnerschaften_dl.pdf • In der Publikation Das Märchen von der Augenhöhe beleuchtet glokal e.V. auf kritische Weise unter- schiedliche Aspekte u.a. in Süd-Nord-Schulpartnerschaften: https://www.glokal.org/publikationen/das-maerchen-von-der-augenhoehe/ Globales Lernen mit Bezug zu Schulpartnerschaften • Die Landeskoordinator*innen für Bildung für Nachhaltige Entwicklung finden Sie auf folgender Übersichtskarte: https://ges.engagement-global.de/uebersichtskarte.html • EPiZ – Entwicklungspädagogisches Informationszentrum Reutlingen inklusive der Stelle des Fach- promotors für Globales Lernen und Internationale Bildungspartnerschaften: https://www.epiz.de/projekte/eine-welt-promotorinnen-programm.html • Portal Globales Lernen mit Bildungsmaterialien, Methodensammlungen, Referent*innenvermittlung und Beratungsangeboten zur Schulentwicklung im Bereich BNE und Materialien zu Schulpartnerschaf- ten: https://www.globaleslernen.de/de/search/node/schulpartnerschaft • Portal Globales Lernen des World University Service mit Bildungsmaterialien, Methodensammlungen, Referent*innenvermittlung und Beratungsangeboten zur Schulentwicklung im Bereich BNE: https://www.wusgermany.de/de/globales-lernen • Die regionalen Bildungsstellen des Programms Bildung trifft Entwicklung: https://www.bildung-trifft-entwicklung.de/regionale-bildungsstellen.html • Der Leitfaden Globales Lernen in der Schule. Gelingensbedingungen für eine erfolgreiche Implementierung basiert auf einem dreijährigen Modellprojekt des Welthaus Bielefeld und gibt gute Ideen und Praxistipps zu Globalem Lernen in der Schule: http://www.modellschulen-globales-lernen.de/fileadmin/user_ upload/modell/test/Leitfaden_Globales-Lernen_web.pdf • Der Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung der Kultusministerkonferenz und des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gibt curriculare Anknüpfungspunkte für Schulpartnerschaften: https://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2015/2015_06_00-Orientierungsrah- men-Globale-Entwicklung.pdf oder https://www.cornelsen.de/produkte/orientierungsrahmen-der-kul- tusministerkonferenz-orientierungsrahmen-globale-entwicklung-buch-9783060656875 • Zu Schnittstellen zwischen dem Lehrplan und dem Thema Schulpartnerschaft erstellte Unterrichtsmate- rialien der KOSA e.V.: https://www.kosa.org/zusammenarbeit-mit-schulen/angebote-und-aktivitaeten/ unterrichtsmaterial/ 16
4 Weitere außerschulische Lernorte • Übersichtskarte außerschulischer Lernorte in Baden-Württemberg: https://www.epiz.de/files/inhalt/Projekte/Lernorte/Landkarte%20Lernorte_Web.pdf • Übersichtskarte außerschulischer Lernorte in Nordrhein-Westfalen: https://www.lwl.org/paedagogische-landkarte/LernortFinden Finanzierungsmöglichkeiten und Fördermittel • Das Entwicklungspolitische Schulaustauschprogramm ENSA von Engagement Global unterstützt und fördert Schulpartnerschaften und Begegnungsreisen: https://ensa.engagement-global.de/ • Aktionsgruppenprogramm (AGP) – Engagement Global für entwicklungspolitische Bildungsarbeit in Deutschland: https://www.engagement-global.de/agp-aktionsgruppenprogramm.html • Stiftung Entwicklungszusammenarbeit Baden-Württemberg – bwirkt! Ausland (nur für Baden-Würt- temberg): https://sez.de/themen/bwirkt/bwirkt-ausland • Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen (nur für NRW): https://www.sue-nrw.de/foerderung/ • Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst fördert kirchliche Projektpartnerschaften – falls die Schulpartnerschaft in kirchliche Kreise eingebunden ist, kann hier angefragt werden: https://www.brot-fuer-die-welt.de/projekte/inlandsfoerderung/partnerschaftsprojektefonds • außerdem lohnt es sich anzufragen bei lokalen und politischen Stiftungen, Unternehmen, Verbänden usw. Die am Vernetzungstreffen beteiligten Referent*innen • Angelica Garcia: Referentin für Globales Lernen & Bildung für Nachhaltige Entwicklung, Tel.: 0163 6990572, info@angelica-garcia.de • Sven Werneke: Moderator & Trainer, Tel.: 0176 96900160, sven.werneke@gmx.de 17
Die Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika (KASA) ver Die Koordination Südliches Afrika (KOSA) e.V. ist die steht sich als Informations- und Servicestelle zum Süd Nachfolgeorganisation der ehemaligen Anti-Apartheid- lichen Afrika und als Lobby- und Kampagnenbüro zu Bewegung in Deutschland. KOSA ist ein bundesweit ausgewählten Themen sozialer und wirtschaftlicher Ge- tätiger Verein, der thematisch hauptsächlich zu Südaf- rechtigkeit im Kontext von Globalisierung und Klima- rika arbeitet. Derzeitiger Arbeitsschwerpunkt ist die In- wandel. Die KASA wurde 1996 auf Initiative der Werk- itiierung und Unterstützung von Schulpartnerschaften statt Ökonomie e.V. als Kooperationsprojekt kirchlicher zwischen Deutschland und dem südlichen Afrika sowie Gruppen und Organisationen gegründet und ist seither die entwicklungspolitische Bildungsarbeit mit jungen bei der Werkstatt Ökonomie in Heidelberg angesiedelt. Menschen. Die KOSA wird sich als Verein voraussicht- Sie versteht sich als Schnittstelle zwischen Gruppen und lich in 2021 auflösen. Trotzdem soll eine zukünftige Be- Organisationen im Südlichen Afrika und Europa, die gleitung von Schulpartnerschaften ermöglicht werden. sich für soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit ein- Im Rahmen dieses Projektes wurde daher die Durchfüh- setzen. Die KASA öffnet Räume für die Diskussion von rung einiger Aktivitäten der KASA übertragen, die diese Alternativen und möchte Menschen Gehör verschaf- Arbeit zukünftig fortführen wird. fen, deren Stimme von den Mächtigen allzu oft über- hört wird („Voice & Space“). Die Impulse aus dem Süd- lichen Afrika nimmt die KASA in ihre Solidaritätsarbeit auf und bringt sie in die politische Debatte hierzulande ein. Die Schwerpunktländer der KASA sind Südafrika, Simbabwe, Namibia, Sambia und Swasiland. 18
Impressum Herausgeberinnen: KASA – Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika Im WeltHaus Heidelberg Willy-Brandt-Platz 5 69115 Heidelberg Telefon: (06221) 4 33 36-16 E-Mail: kasa@woek.de www.kasa.de KOSA – Koordination Südliches Afrika e.V. August-Bebel-Str. 62 33602 Bielefeld Telefon: (0521) 986 48 51-52 E-Mail: kosa@kosa.org www.kosa.org Autorin: Marie Holdik Redaktion: Simone Knapp & Dieter Simon Fotos: alle KASA Konzept & Layout: Bettina Bank, Heidelberg, www.bb-werk.de Druck: Sonnendruck GmbH, Wiesloch, www.sonnendruck.com Datum: November 2019
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