Ernährungswirtschaft der Zukunft - Impulsvortrag für den Nationalen Dialog "Wege zu nachhaltigen Ernährungssystemen" - ein deutscher Beitrag für ...
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Ernährungswirtschaft der Zukunft Impulsvortrag für den Nationalen Dialog "Wege zu nachhaltigen Ernährungssystemen" – ein deutscher Beitrag für den UN Food Systems Summit 2021 Stephanie Wunder Ecologic Institut 9.Juni 2021
Vor welchen Herausforderungen und Chancen steht die Ernährungswirtschaft in der Zukunft? Wie können Ziele aussehen? Wo liegen die größten Hebel für den Wandel? 2
Übersicht 1. Handlungsdruck: zeitlich und inhaltlich Die Zukunft der Ernährungswirtschaft ist… 2. …Pflanzenbasiert 3. …(Lebensmittel)Abfallreduziert 4. …(Bio)Diverser Foto: Jan von Holleben 5. …kooperativer 6. …sozialverträglich und … (klarer) reguliert? 3
Handlungsdruck durch Klimakrise… - 25% der Treibhausgas-Emissionen hängen mit Produktion und Konsum von Nahrungsmittel zusammen - Die kommenden fünf Jahre werden entscheidend sein zur Erreichung des 1,5 Grad Zieles: Jährliche Emissionen um 7,6 % reduzieren, sonst nicht erreichbar (Lancet Countdown 2020) THG Einsparungspotentiale im Ernährungssystem - Kerneinsparbereiche: Reduktion tierischer Produkte und Reduzierung der Lebensmittelverschwendung Quelle: Clark et al. 2020 4
… und weitere negative Folgen … und für massive Ernährungssystem mitursächlich für die Gesundheitsfolgen/ -kosten Überschreitung mehrerer planetarer Grenzen… - Global 700 Mio. Hungernde - 2 Milliarden Übergewichtige (Stickstoff, Phosphor, Biodiversität, Landnutzungsänderungen…) Quelle: GLOPAN 2016 - Auch in Deutschland jeder dritte Erwachsene übergewichtig: Reduktion von Fett, Zucker, Salz nötig - 17 Mrd. Euro/Jahr ernährungsbedingte Gesundheitskosten (Meier at al 2015) 5
Illustration: Azote for Stockholm Resilience Centre Politisch stärkere Regulierung zu erwarten - Sustainable Development Goals - EU Green Deal/ Farm to Fork Strategy - Staatssekretärsbeschluss 2020 zu Anforderungen Ernährungssystem - Volksbegehren - Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Verfassungswidrigkeit des Klimaschutzgesetz 6
…Die Ernährungswirtschaft der Zukunft ist: Pflanzenbasiert • Dynamisches Wachstum aktuell und zukünftig für Ersatzprodukte tierischer Proteine • Verschiedene (Fleisch-) Ersatzpodukte (mit unterschiedlicher Nachhaltigkeitsbilanz): Kearney 2019: Prognose der Entwicklung des globalen Marktes für pflanzenbasiert, Laborfleisch, Fleisch, Laborfleisch und Fleischersatzprodukte in Mrd US Dollar Insekten, precision fermentation… Foto: Donald Shoup, bearbeitet: • Statistisches Bundesamt 2021: Im Jahr 2020 39 % mehr Fleischersatzprodukte Stephanie Wunder Pflanzliche, frische, als im Vorjahr produziert Fleischersatzprodukte, wenig verarbeitete Kost Insekten, Laborfleisch • Frische, unverarbeitete pflanzliche Kost am vorteilhaftesten (auch wenn weniger medienwirksam…) 7
…Die Ernährungswirtschaft der Zukunft ist: (Lebensmittel)Abfallreduziert • Ressourceneffiziente Nutzung von Lebensmitteln Weiternutzung von Überschüssen, u.a. für neue Produkte Wenn nicht möglich: (Wieder)Ermöglichung der Nutzung von Lebensmittelüberschüssen als Tierfutter für Allesfresser (Schweine, Hühner, Insekten) bei Beibehaltung hoher Lebensmittelhygienestandards Nutzung als Energieträger (Biogas, Bioethanol…) am wenigsten ressourceneffizient • Erfassung von Lebensmittelabfällen und –verlusten auf Betriebsebene Grundvoraussetzung für gezieltes Handeln Quelle: Beetgold • Abnahme durch Handel verbessern (Ernteüberschüsse), neue Produkte: Beispiel Trester für Tortillas (Beetgold) • Herausforderung Verpackungsreduktion 8
…Die Ernährungswirtschaft der Zukunft ist: (Bio)Diverser und ökologischer Food Design/ neue Rezepturen als Beitrag für (Agro)Biodiversitätsschutz • 75% unserer Nahrungsmittel werden aus 12 Pflanzen- und 5 Tierarten gewonnen • Reis, Mais und Weizen tragen 60% der Kalorien bei; • 30% der Nutztierrassen weltweit sind vor dem Aussterben bedroht (FAO 1999) Wie wären stattdessen Champagnerroggen, Imperialgerste, Dickkopfweizen und Fahnenhafer? Seltene Tomatensorten? Schwäbisch Hällisches Schwein? Steigerung von Hülsenfrüchten und Nüssen in Produkten (siehe „Planetary Health Diet“) 9
…Die Ernährungswirtschaft der Zukunft ist: Kooperativer… • Innerhalb (regionalerer) Wertschöpfungsketten • Zwischen Produzentinnen und Konsumenten • Zwischen Stadt und Land • Neue Vermarktungswege Foto: Donald Shoup, bearbeitet: Beispiele: Ernährungsräte, Netzwerk Biostädte, Solidarische Landwirtschaft, Marktschwärmer, „Lebensmittelpunkte“ und Food Hubs, Regionalwert AG, Stephanie Wunder Kooperativen, Einkaufsgenossenschaften etc. 10
…Die Ernährungswirtschaft der Zukunft ist: Unser billiges Essen …sozialverträglich und … (klarer) reguliert? kommt uns teuer zu stehen! • Umwelt- und Gesundheitskosten müssen sich im Preis wiederspiegeln • Aufklärung allein reicht nicht: Ernährungsumgebungen müssen die gute Wahl die leichte machen, braucht staatliche Unterstützung: Werbeverbote (Bsp. Chile), nachhaltige Gemeinschaftsverpflegung, gesunde und nachhaltige Ernährung mit Instrumentenmix (Steuern, Bildung, Ordnungsrecht etc.) fördern Braucht kontinuierlichen Prozess & abgestimmte nationale Ernährungsstrategie 11
Danke für die Aufmerksamkeit 12
Noch Fragen? Stephanie Wunder Stephanie.wunder@ecologic.eu Ecologic Institute Pfalzburger Str. 43/44 Bild: Maykay Cartoons 10717 Berlin Germany Tel. +49 (30) 86880-0 ecologic.eu 13
Referenzen (1) • Bundesregierung (2020): Anforderungen einer nachhaltigen Entwicklung an das Ernährungssystem, Beschluss des Staatssekretärsausschusses für nachhaltige Entwicklung vom 13. Juli 2020, 2020. Online verfügbar unter https://www.bundesregierung.de/resource/blob/998006/1768520/9646edd875aed295e74a3be29621db2f/beschluss- sts-ausschuss-7-2020-nachh-ernaehrungssysteme-data.pdf?download=1, zuletzt aufgerufen am 11.08.2020. • Clark, Michael A., Nina G. G. Domingo, Kimberly Colgan, Sumil K. Thakrar, David Tilman, John Lynch, Inês L. Azevedo, and Jason D. Hill. 2020. ‘Global Food System Emissions Could Preclude Achieving the 1.5° and 2°C Climate Change Targets’. Science 370 (6517): 705–8. https://doi.org/10.1126/science.aba7357. • IPCC. 2019. ‘Climate Change and Land. An IPCC Special Report on Climate Change, Desertification, Land Degradation, Sustainable Land Management, Food Security, and Greenhouse Gas Fluxes in Terrestrial Ecosystems. Summary for Policy Makers, Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC).’ https://www.ipcc.ch/site/assets/uploads/2019/08/4.-SPM_Approved_Microsite_FINAL.pdf. 14
Referenzen (2) • Meier et al. 2015. Healthcare Costs Associated with an Adequate Intake of Sugars, Salt and Saturated Fat in Germany: A Health Econometrical Analysis. Plos one, Published: September 9, 2015, https://doi.org/10.1371/journal.pone.0135990 • UNEP 2020: Preventing the next pandemic - Zoonotic diseases and how to break the chain of transmission, https://www.unep.org/resources/report/preventing-future-zoonotic-disease-outbreaks-protecting-environment-animals- and • Kearney 2019 (Hrsg.): How Will Cultured Meat and Meat Alternatives Disrupt the Agricultural and Food Industry?, Autoren: Gerhardt, C., Suhlmann, G., Ziemßen, F., Donnan, D., Warschun, M. & Kühnle, H.-J.; https://www.kearney.com/consumer-retail/article/?/a/when-consumers-go-vegan-how-much-meat-will-be-left-on-the- table-for-agribusiness- • Statistisches Bundesamt (2021): Pressemitteilung Nr. N 033 vom 14. Mai 2021, https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/05/PD21_N033_42.html • FAO 1999: What is happening to agrobiodiversity? http://www.fao.org/3/y5609e/y5609e02.htm 15
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