Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff: Umsetzungsgrad und Stand der Technik in Österreich
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FACHHOCHSCHUL-BACHELORSTUDIENGANG Bio- und Umwelttechnik Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff: Umsetzungsgrad und Stand der Technik in Österreich ALS BACHELORARBEIT EINGEREICHT zur Erlangung des akademischen Grades Bachelor of Science in Engineering von Stephan Wüscht Februar 2010 Betreuung der Bachelorarbeit durch DI Harald Bala MSc
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff Eidesstattliche Erklärung Hiermit versichere ich an Eides statt, dass ich die vorliegende Bachelorarbeit ohne fremde Hilfe und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Quellen und Hilfsmittel angefertigt und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Diese Arbeit wurde in gleicher oder ähnlicher Form noch bei keiner anderen Prüferin/ keinem anderen Prüfer als Prüfungsleistung eingereicht. Wels, 12.2.2010 (Ort und Datum) (Unterschrift) -II-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff Zusammenfassung und Abstract Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff: Umsetzungsgrad und Stand der Technik in Österreich Stephan Wüscht Zusammenfassung: Erste Anzeichen des Klimawandels und sinkende Rohölreserven zwingen uns zum Umdenken im Bereich der Verkehrsindustrie. In dieser Arbeit wird der Stand der Technik, sowie der Umsetzungsgrad von biogenen Kraftstoffen in Österreich ermittelt. Dazu werden österreichische Produktionsanlagen auf die verwendeten Rohstoffe und die jährlichen Produktionskapazitäten untersucht. Ebenso wird die österreichische Tankstelleninfrastruktur von Ethanol, Biodiesel und Biogas ermittelt. Es stellt sich heraus, dass Österreich die bisherigen Kraftstoffziele der EU übertraf und sich seine Ziele für die kommenden Jahre höher als die EU steckt. Die Verwendung von Biokraftstoffen erfolgt in Österreich fast ausschließlich durch die Substitution von fossilen Brennstoffen. Lediglich ein geringer Anteil wird in Reinform über das kleine, aber bestehende und wachsende Tankstellennetz vertrieben. Das Ziel der kommenden Jahre ist die flächendeckende Nutzung von biogenen Treibstoffen, um eine Reduktion der Treibhausgase bis zur Markteinführung emissionsfreier Antriebskonzepte zu erreichen. Abstract: The first signs of climate change and decreasing reserves of crude oil will force us to rethink the current situation of the transport sector. This thesis reflects the austrian state of technology, as well the grade of conversion of renewable fuels. Austrian production lines are tested on the used raw materials and the annual production capacity. Also the infrastructure of renewable petrol stations is determined. It turns out that Austria has higher aims for the use of renewable fuels than the EU. Most of the austrian biogenic fuel that is put into circulation is implemented as substitute of fossil fuel. Only a small amount is diffused in pure form over the small, but existing and growing network of renewable petrol stations. We have to use renewable energy in the following years as much as possible to decrease the emission of greenhouse gases until the market launch of emission- free drive concepts. -III-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff Inhaltsverzeichnis 1.Einleitung 1 1.1.Problemstellung 1 1.2.Zielsetzung 1 1.3.Erneuerbare Kraftstoffe und neue Antriebskonzepte 2 1.3.1.Geschichte der erneuerbaren Kraftstoffe 2 1.3.2.Antriebskonzepte 3 1.4.Ausblick über die mögliche Entwicklung der biogenen Kraftstoffe 4 1.4.1.Unterscheidung Biokraftstoffe 1. und 2. Generation 5 1.4.2.Vorreiter der Biokraftstoffherstellung 6 1.5.Klimaschutzziele der EU 7 1.6.Ethanol als Kraftstoff 9 1.6.1.Entstehungsprozess 10 1.6.2.Kraftstoffspezifikation für Ethanol 16 1.7.Pflanzenöle und Biodiesel als Kraftstoff 17 1.7.1.Entstehungsprozess von Pflanzenöl 19 1.7.2.Weiterverarbeitung des Pflanzenöls zu Biodiesel 21 1.7.3.Kraftstoffspezifikation für Biodiesel 21 1.8.Biogas als Kraftstoff 23 1.8.1.Entstehungsprozess 24 1.8.2.Kraftstoffspezifikationen für Erd- und Biogas 26 1.8.3.Aufbereitung von Biogas 28 1.9.Biomass-to-Liquid (BtL) 31 1.9.1.Herstellung 31 2.Erneuerbare Treibstofferzeugung in Österreich 33 2.1.Nationale Ziele 33 2.2.Bioethanolproduktion in Österreich 35 2.2.1.Rohstoffe 35 2.2.2.Schlempeverwertung 36 2.2.3.Tankstelleninfrastruktur von Bioethanol 37 2.3.Biodieselproduktion in Österreich 38 2.3.1.Rohstoffe 40 2.3.2.Tankstelleninfrastruktur von Biodiesel 40 2.4.Biogasproduktion in Österreich 41 2.4.1.Anlagen in Österreich 41 2.4.2.Substrate 43 2.4.3.Verwertung der organischen Reste als Dünger 44 2.4.4.Tankstelleninfrastruktur von Biogas 45 2.5.Rohstoffpreisentwicklung 46 3.Zusammenfassung und Ausblick 47 4.Literaturverzeichnis VII -IV-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff Abkürzungsverzeichnis Abb. Abbildung AG Aktiengesellschaft bspw. beispielsweise BtL Biomass-to-Liquid bzw. beziehungsweise ca. circa etc. et cetera EU Europäische Union FAME Fatty Acid Methyl Ester Glymes Glycoldimethylether GWh Gigawattstunde kg Kilogramm m Meter Mio. Millionen MW Megawatt NAWARO nachwachsende Rohrstoffe t Tonne Tab. Tabelle u.v.m. und vieles mehr usw. und so weiter Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Entwicklung von Kraftstoffen nach DaimlerChrysler 4 Abb. 2: Verwendeter Biodiesel und Bioethanol in Milliarden Liter 6 Abb. 3: Schematische Darstellung der Bioethanolherstellung 10 Abb. 4: Maischesilos der Pischelsdorfer Bioethanolanlage 12 Abb. 5: Sechs Fermenter der Bioethanolanlage Pischelsdorf (in rot eingefasst) 14 Abb. 6: Rektifikationskolonne der Pischelsdorfer Bioethanolanlage 15 Abb. 7: Biodieselrennwagen 17 Abb. 8: Verlauf der Pflanzenöl- bzw. Biodieselherstellung 18 Abb. 9: Schematische Darstellung der Biodieselherstellung 19 Abb. 10: Vier Phasen der Biogasentstehung 24 Abb. 11: Schematische Darstellung der Biogasherstellung 24 Abb. 12: Druckwasserwäsche zur Biomethananreicherung 30 Abb. 13: Schematische Darstellung des Choren Carbo-V®Verfahrens zur Biodieselherstellung 31 Abb. 14: Zukunft der Treibstoffe 34 Abb. 15: Bioethanolanlage Pischelsdorf 35 Abb. 16: Österreichs Bioethanoltankstellen 37 Abb. 17: Biodieselproduktionsanlagen Österreichs 39 Abb. 18: Biodieselproduktionskapazitäten von 2004 - 2008 39 Abb. 19: Verteilung der Biogasanlagen in Österreich im Jahr 2008 41 Abb. 20: Biogasauto 45 -V-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff Tabellenverzeichnis Tab. 1: Erneuerbare Energie im Verkehrssektor 8 Tab. 2: Heizwert von Bioethanol, Benzin und Diesel 9 Tab. 3: Kraftstoffspezifikation für E85 16 Tab. 4: Heizwert von Rapsöl, Biodiesel und Diesel 18 Tab. 5: Kraftstoffspezifikation für Pflanzenöl 20 Tab. 6: Kraftstoffspezifikation für Biodiesel 22 Tab. 7: Zusammensetzung von Biogas 23 Tab. 8: Kraftstoffspezifikation für Erd- und Biogas 26 Tab. 9: Erneuerbare Energie im Verkehrssektor 33 Tab. 10: Ertrag und Ethanolausbeute unterschiedlicher Rohstoffe 36 Tab. 11: Übersicht ausgewählter Biodieselproduktionsanlagen Österreichs 40 Tab. 12: Substrate für die Biogasherstellung 43 Tab. 13: Bewertung der Wirkung und Eigenschaften als Dünger 44 -VI-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff 1. Einleitung 1.1. Problemstellung Es werden mehr Autos denn je gebaut, mehr Treibstoffe als je zuvor benötigt und mehr Treibhausgase emittiert als die Atmosphäre und damit unser Klima verkraften. Einerseits sind fossile Energieträger nur mehr begrenzt verfügbar, da sich die Reserven über kurz oder lang dem Ende zuneigen, andererseits verspürt die Bevölkerung die ersten Auswirkungen des Klimawandels, der erst durch die Verwendung von fossilen Treibstoffen hervorgerufen wurde. Das zunehmende Verkehrsaufkommen sowie die steigenden Rohölpreise fordern ein Umdenken im Bereich der Fahrzeugindustrie. Die EU veranlasste dazu Richtlinien, die die verpflichtende Verwendung von Kraftstoffen aus erneuerbaren Rohstoffen vorsieht. Diese sind zu einem prozentuellen Anteil am gesamten in den Verkehr gebrachten Kraftstoff zu nutzen. Das Ziel dieser Richtlinie ist die Minimierung der Treibhausgase und ein weiterer Schritt in Richtung Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Die Nutzung erneuerbarer Kraftstoffe stellt eine Form der Fortbewegung dar, die mit dem momentanen Stand der Technik verwirklicht werden kann. Diese Biotreibstoffe werden aus Biomasse gewonnen, ermöglichen Senkungen der Treibhausgasemissionen von bis zu 80 % und können in herkömmlichen Verbrennungsmotoren verwendet werden. Das Ziel ist eine klimaneutralere Fortbewegung durch die Nutzung von Biokraftstoffen.[1] 1.2. Zielsetzung Diese Arbeit befasst sich mit dem Umsetzungsgrad und dem Stand der Technik von Biotreibstoffen in Österreich. Sie soll einen Überblick über biogene Treibstoffe geben, woher sie kommen, wie sie produziert werden und wie die weitere Entwicklung aussehen kann. Ebenso soll diese Arbeit Aufschluss über die Situation in Österreich geben. Dazu wurde eine Bestandsaufnahme der Produktionsstätten von Biotreibstoffen durchgeführt. Diese Anlagen werden nach deren Größe und Kapazität, sowie nach deren verwendeten Substraten und Rohstoffen unterschieden. Ein weiterer Aspekt ist die Rohstoffpreisentwicklung, die unter anderem große Bedeutung für die weitere Entwicklung dieses wirtschaftlich sehr interessanten Bereichs hat. -1-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff 1.3. Erneuerbare Kraftstoffe und neue Antriebskonzepte Da die Verwendung von Mineralöl auf längere Sicht nicht mehr tragbar ist, wird nach neuen Antriebskonzepten gesucht. Die Lösung des Problems wäre der Umstieg auf die Brennstoffzelle, die eine emissionsfreie Fortbewegung ermöglicht. Aufgrund der Tatsache, dass es jedoch noch technische und wirtschaftliche Hürden zu meistern gibt, bedarf es anderer Konzepte, die kurzfristiger umsetzbar sind und auf der Weiterentwicklung der heute verwendeten Verbrennungsmotoren basieren. Die Verwendung von erneuerbaren Kraftstoffen wie Biodiesel, Pflanzenöl, Bioethanol und Methan aus Biogas entwickelte sich nicht zuletzt wegen ihren ähnlichen Eigenschaften zu fossilen Brennstoffen. 1.3.1. Geschichte der erneuerbaren Kraftstoffe „The fuel of the future is going to come from fruit like that sumach out by the road, or from apples, weeds, sawdust – almost anything.“(Henry Ford, 1908) Biokraftstoffe werden schon seit längerem genutzt. Bereits zu Zeiten der Entwicklung der heute üblichen Motortechnik wurden Kraftstoffe aus Biomasse gewonnen. Während Rudolf Diesel bei der Entstehung seines Motors mit Erdnussöl experimentierte, prognostizierte Henry Ford 1908, dass der Treibstoff der Zukunft aus Früchten wie Äpfeln oder Abfällen wie Sägespänen gewonnen wird. Bioethanol war um 1930 bereits ein häufig genutzter Treibstoff, der zum größten Teil aus Zuckerrohrabfällen gewonnen wurde. Der starke Preisdruck der Mineralölkonzerne führte jedoch zu einem Rückgang der produzierten Biokraftstoffe. Lediglich die Ölkrisen des 20. Jahrhunderts führten zu Aufschwüngen in deren Verwendung, diese dauerten jedoch immer nur kurz an. Die Herstellung von Biokraftstoffen in großen Mengen war auf Grund der leichter zugänglichen und günstigeren fossilen Treibstoffen auf längere Sicht nicht wirtschaftlich. Die momentane Besorgnis wegen des Klimawandels und steigende Rohölpreise geben der Biokraftstoffindustrie erneut die Möglichkeit einen Aufschwung zu erleben, der zu unserem Schutz und dem Wohle der Umwelt hoffentlich noch länger andauern wird. -2-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff Zur Herstellung von Biokraftstoffen werden unterschiedlichste Rohstoffe wie Ölpflanzen, Getreide, Wald- und Restholz sowie Zuckerrohr und Zuckerrüben verwendet. Ihr bedeutender Vorteil liegt in der CO2-Bilanz der Rohstoffe, da bei ihrer Verbrennung nur die Menge an Kohlendioxid freigesetzt wird, die im Wachstum von der Pflanze zuvor gebunden wurde. Obwohl die Herstellungsverfahren für Biokraftstoffe auch fossiles CO2 emittieren, werden die Treibhausgasemissionen im Vergleich mit fossilen Treibstoffen um ein bedeutendes Maß verringert.[1] 1.3.2. Antriebskonzepte Die Verwendung von 10 % Biokraftstoffen wird weder den Klimawandel stoppen, noch das Problem der zunehmenden Ölknappheit und der steigenden Rohölpreise beseitigen. Der Einsatz von Kraftstoffen aus Biomasse stellt mehr eine Übergangslösung dar, die uns helfen soll, unabhängiger von fossilen Brennstoffen zu werden, bevor serienreife emissionsfreie Antriebskonzepte verwirklicht und in ausreichender Menge verfügbar sind.[1] 1.3.2.1. Brennstoffzelle Die Brennstoffzelle findet zur Zeit kaum Verwendung in der Fahrzeugindustrie. Obwohl in diesem Bereich bereits seit mehreren Jahren Forschung betrieben wird, gibt es nach wie vor Probleme, die vor einer marktreifen Einführung zu beseitigen sind. Die Hoffnungen beruhen teils auch auf der Verwendung stationärer Systeme die bereits heute Anwendung finden. Möglicherweise geht aus diesem Betrieb die alles entscheidende Entwicklung hervor, die einen sinnvollen mobilen Einsatz ermöglicht. Einige namhafte Automobilhersteller planen deren Markteinführung bereits im Jahr 2015.[1] 1.3.2.2. Elektromotor und Elektrohybrid Elektromotoren kommen im Verkehrssektor momentan nur selten zum Einsatz. Einer der Hauptgründe ist die limitierte Speichermöglichkeit von Energie, die zu begrenzten Reichweiten der Fahrzeuge führt. Verursacht wird dies durch hohe Anschaffungskosten, das hohe Gewicht und die geringe Energiedichte der Akkumulatoren. Dieses Problem wird mit Hilfe der Hybridtechnik umgangen, die den Elektro- mit einem Verbrennungsmotor koppelt und im Stadtverkehr eine nahezu emissionsfreie Fortbewegung ermöglicht. Während der Elektromotor im Stadtgebiet völlig ausreicht, erfordert die Fahrt auf der Landstraße die Verwendung des Verbrennungsmotors.[1] -3-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff 1.4. Ausblick über die mögliche Entwicklung der biogenen Kraftstoffe Alternative Treibstoffe 26 Wie bereits erwähnt, sind biogene Kraftstoffe ein Beitrag, um den CO2-Ausstoß zu verringern und sichtsreichster Kraftstoff der entfernten Zukunft angesehen. Der Treibstoffpreis von unabhängiger von fossilen Wasserstoff Brennstoffen ist gegenwärtig zu werden. Das Ziel der zukünftigen Treibstoff- und nicht konkurrenzfähig. Antriebskonzepte ist jedoch die Entwicklung einer emissionsfreien Fortbewegungsmöglichkeit. Abbildung 7: Roadmap nach Daimler Chrysler Quelle: HAbb. ARTMANN, 2005. 1: Entwicklung von Kraftstoffen nach DaimlerChrysler [Quelle: Alternative Treibstoffe, Landertshammer, S. (2006)][23] 3.3 Umstiegsbeispiel Wien Energie GmbH Die Entwicklung steht niemals still, weshalb es in wenigen Jahren eine marktreife Folgendesder Weiterentwicklung Beispiel heutezeigt, dass es in Österreich verwendeten schon geben Biokraftstoffe jetzt möglich ist,Momentan sollte. den Fuhrparkund in naher auf alternative Treibstoffe umzustellen. Die Wien Energie GmbH mit Hauptsitz in Zukunft werden fast ausschließlich Biokraftstoffe erster Generation hergestellt. 1010 Wien, Schottenring 30, ging am 1. Oktober 2003 aus der Zusammenführung von Wienstrom, Wien Energie Gasnetz und Fernwärme Wien hervor. Das Unter- nehmen steht im 100%igen Besitz der Wiener Stadtwerke Holding AG und hält zu 100 % die Anteile der Wien Energie Gasnetz GmbH, Fernwärme Wien GmbH, Energiecomfort Energie- und Gebäudemanagement GmbH und Wienstrom GmbH (vgl. W IENER STADTWERKE, 2004, 52ff). „Seit fünf Jahren schon leisten Erdgas-Fahrzeuge der Wien Energie Gasnetz hervor- ragende Dienste und kommen im täglichen Kundendienst zum Einsatz. Jetzt wird die umweltfreundliche Flotte von 26 auf 100 Fahrzeuge aufgestockt. Aus gutem Grund, -4-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff 1.4.1. Unterscheidung Biokraftstoffe 1. und 2. Generation 1.4.1.1. Biokraftstoff 1. Generation Diese Art der Treibstoffe wird aus der Pflanzenfrucht, bzw. aus dem Pflanzenöl hergestellt. Die Verwendung dieser Kraftstoffe führte zu Diskussionen im Bezug auf die Verwertung von Nahrungsmitteln zu Treibstoffen. Um diesen Vorwürfen entgegenzuwirken, wird intensive Forschung zur Produktion von Biokraftstoffen der 2. Generation betrieben.[26] 1.4.1.2. Biokraftstoff 2. Generation Obwohl Biokraftstoffe der 2. Generation fast ausschließlich in Forschungsprojekten Verwendung finden, erscheint die Umsetzung in greifbarer Nähe. Die Forschung ist im Bereich der Bioethanol- und Biodieselherstellung bereits weit fortgeschritten. Die Herstellung von Biokraftstoff 2. Generation erfolgt aus der ganzen Pflanze (inklusive Stängel, Blätter, usw.), während bisher nur die Pflanzenfrucht und das Pflanzenöl Verwendung fanden. Durch die 2. Generation von Treibstoffen wird der flächenbezogene Kraftstoffertrag um mehr als das Doppelte erhöht, wodurch auch Debatten im Bezug auf „Nahrungsmittel im Tank“ entgegengewirkt wird.[29] Die Gewinnung von Bioethanol der 2. Generation erfolgt aus Lignocellulose (bspw. aus Resten der Holzherstellung oder aus Stroh). Um Lignocellulose zur Herstellung von Bioethanol zu verwenden müssen die Ausgangsstoffe in eine verwertbare Form gebracht werden. Dies wurde jedoch erst durch die Forschung und Weiterentwicklung der Treibstoffe erster Generation ermöglicht.[29] BtL (Biomass-to-Liquid) stellt die 2. Generation des Biodiesels dar und beruht auf dem Prinzip der Vereinfachung von hochkomplexen chemischen Strukturen von Biomasse in eine, für die Fortbewegung nutzbare, einfachere Struktur. Hierbei wird Biodiesel aus der ganzen Pflanze oder aus Abfallstoffen, anstatt aus Pflanzenöl, gewonnen. [29] -5-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff 1.4.2. Vorreiter der Biokraftstoffherstellung Abbildung 2 stellt die länderweise Produktion an Biokraftstoffen in Milliarden Liter dar. Während die USA und Brasilien den bedeutendsten Anteil an Biotreibstoffen produzieren, spielen Länder wie Deutschland oder China lediglich eine kleine Rolle. Abb. 2: Verwendeter Biodiesel und Bioethanol in Milliarden Liter [Quelle: REN21 (2010)][41] 1.4.2.1. Brasilien Der Vorreiter der Bioethanolherstellung ist Brasilien, das Ethanol bereits seit den frühen 1930er Jahren aus Zuckerrohr erzeugt und diesen dem fossilen Kraftstoff beimengt. Die beiden Ölkrisen der siebziger Jahre führten zu einem regelrechten Boom der Ethanolproduktion /-Industrie. Ethanol wird seither zum größten Teil in Form von E85 (85 % Ethanol und 15 % Benzin) genutzt. Brasilien betreibt bereits 70 % aller Fahrzeuge mit Bioethanol aus Zuckerrohr. [1] -6-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff 1.4.2.2. Schweden Ein weiterer Spitzenreiter der Bioethanolherstellung ist Schweden. Ein weit ausgedehntes Tankstellennetz, die Verwendung von E100 (100 % Ethanol) für Busse im Nahverkehr, sowie die standardmäßige Beimischung von 5 % Ethanol zu Benzin (E5) ist Teil der schwedischen Erfolgsstrategie. Momentan gibt es in Schweden bereits 17 Städte, die für den Betrieb des öffentlichen Verkehrs ausschließlich Ethanol verwenden. Rund 30 % der gesamten Kraftfahrzeuge Schwedens werden mit Bioethanol betrieben. Im Vergleich zu Brasilien gewinnt Schweden das Ethanol aus klimatischen Gründen zum größten Teil aus Holz und Weizen.[2] 1.4.2.3. USA Aufgrund der staatlichen Förderungen, die Biokraftstoffhersteller in den Vereinigten Staaten erhalten, steigt die Produktion von Biokraftstoffen. Dabei werden bereits jetzt Beimengungen von mehr als 10 % Ethanol zu Benzin erzielt. Dies entspricht z.B. dem angestrebten Treibstoffziel Österreichs, das die Beimengung von rund 10 % Biokraftstoffen an der gesamten Menge an Treibstoffen im Jahr 2010 vorsieht.[4] 1.5. Klimaschutzziele der EU Die aktuell gültigen europäischen Rahmenbedingungen der Umwelt- und Klimapolitik wurden primär von der EU bestimmt. Sie erstellte Richtlinien, die in den letzten Jahren immer wieder erweitert und erneuert wurden. Einer der Auslöser für die Erlassung der EU-Richtlinien ist die hohe Treibhausgasemission des Kraftverkehrs und die damit verbundene Verschärfung des anthropogenen Treibhauseffektes. Die Richtlinie 2009/28/EG „Richtlinie zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen und zur Änderung und anschließenden Aufhebung der Richtlinien 2001/77/EG und 2003/30/EG (Richtlinie zur Förderung der Verwendung von Biokraftstoffen oder anderen erneuerbaren Kraftstoffen im Verkehrssektor)“ beinhaltet unter anderem die aktuell gültigen Zielvorgaben für die Nutzung erneuerbarer Treibstoffe. Sie schreibt die prozentuelle Beimischung von Biokraftstoff zu fossilen Kraftstoffen vor. Die Mitgliedsstaaten müssen diese Zielvorgaben innerhalb des gesetzten Zeitrahmens verbindlich umsetzen. -7-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff Tab. 1. Erneuerbare Energie im Verkehrssektor. Gültig ab EU-Vorgabe Wasserstoff Erdgas Gesamt 01.10.2005 2,00 % 2,00 % 01.10.2007 3,50 % 3,50 % 01.10.2008 4,25 % 4,25 % 01.10.2009 5,00 % 5,00 % 2010 5,75 % 0,00 % 2,00 % 7,75 % 2020 10 % 5,00 % 10 % 25 % [Quelle:Biotreibstoffe in Niederösterreich, Agrar Plus GmbH, (2009)][6] Wie man erkennen kann, fordert die EU seit 2010 die Nutzung von Erdgas und ab 2020 die Verwendung von Wasserstoff als Kraftstoff. Für die kommenden Jahre werden hohe Ziele angestrebt. Im Jahr 2020 soll bereits rund ein Viertel der Kraftstoffe aus erneuerbaren Quellen bereitgestellt werden. Diese Vorgaben sollen unter anderem durch steuerliche Begünstigungen für die Verwendung von Biokraftstoffen durchgesetzt werden. Die EU stellt es den Mitgliedsländern frei, ob die Ziele durch Biokraftstoffnutzung in reiner Form oder durch Beimischung erreicht werden. Ein Beispiel dafür stellt die Situation in Österreich im Jahr 2008 dar, in der rund 4,7 Vol.-% Biodiesel zu gewöhnlichem Diesel beigemengt wurden. Lediglich rund ein Viertel der gesamten, in den Verkehr gebrachten, Biodieselmenge des Jahres 2008 wurde in reiner oder hoch konzentrierter Form verwertet.[5] -8-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff 1.6. Ethanol als Kraftstoff Ethanol ist eine organische Verbindung mit der Summenformel C2H5OH. Es handelt sich um einen klaren, farblosen, brennend schmeckenden, leicht entzündlichen und hygroskopischen Alkohol.[7] Es wird bereits seit Beginn der Entwicklung von Ottomotoren als Kraftstoff genützt, später wurde es schnell vom leichter zugänglichen und günstigeren Benzin verdrängt.[8] Die Herstellung von Bioethanol erfolgt in einem mehrstufigen Prozess. Zu Beginn werden die stärkehaltigen Rohstoffe im Maischapparat aufgeschlossen und in vergärbare Zucker umgewandelt. Durch die anschließende Fermentation dieser Zucker entsteht Ethanol, das durch die nachfolgenden Brennvorgänge gewonnen und gereinigt wird. Bei diesem Prozess fällt Schlempe als Nebenprodukt an, welche als Futtermittel Verwendung findet. Als Rohstoffe für die Bioethanolherstellung dienen Kartoffeln, Mais, Weizen Roggen, Zuckerrüben, Zuckerrohr, Zuckerhirse sowie Holz.[8] Tab. 2. Heizwert von Bioethanol, Benzin und Diesel. Bioethanol Benzin Diesel Heizwert [MJ/kg] 27 43,5 43 Heizwert [MJ/l] 21 32,6 36 Dichte [kg/l] 0,79 0,75 0,84 [Quelle: ReFuelNet (2009)][9] Im Vergleich zu Benzin besitzt Bioethanol eine höhere Oktanzahl. Es hat somit eine höhere Klopffestigkeit, wodurch die mechanischen und die thermischen Belastungen des Motors verringert werden. Der im Vergleich zu Benzin um 38 % geringere Energiegehalt von Ethanol führt zu einem aliquot erhöhten Kraftstoffverbrauch. 1 Liter Ethanol ersetzt rund 0,66 Liter Benzin, somit entspricht 1 Liter Benzin 1,5 Liter Ethanol. Speziell entwickelte Motoren erlauben die Verwendung von E85 (85 % Ethanol und 15 % Benzin) oder reinem Ethanol. Die Substitution von rund 5 % Benzin verursacht keine Schäden am Motor und ist daher bei jedem KFZ möglich. -9-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff 1.6.1. Entstehungsprozess Abbildung 3 stellt die wesentlichen Schritte der Ethanolgewinnung dar, die in den folgenden Absätzen detaillierter erläutert werden. Abb.3: Schematische Darstellung der Bioethanolherstellung [Quelle: Deutsche bp (2009)][10] 1.6.1.1. Rohstoffe Zur Bioethanolherstellung werden zucker-, stärke- oder cellulosehaltige Rohstoffe benötigt. Je höher dieser Gehalt ist, desto höher ist die Ausbeute an Bioethanol. Es gibt aber noch andere Kriterien für die Auswahl der Rohstoffe. So kann ein hoher Proteingehalt der Pflanzen zu einer unerwünschten Volumenvergrößerung bei der Fermentation führen, aber auch den Wert der anfallenden Schlempe erhöhen. Ein erhöhter Aschegehalt führt ebenso zur Wertsteigerung. Während hohe Rohfasergehalte der Rohstoffe zu technischen Problemen im Maischprozess führen, unterstützt ein höherer Fettgehalt eine schaumfreie Gärung.[8] Für die Fermentation liegen von den verwendeten Rohstoffen lediglich zuckerhaltige Stoffe in verwertbarer Form vor. Um Stärke und Cellulose der Rohstoffe für die Alkoholgewinnung zugänglich zu machen, muss deren Abbau erfolgen.[8] -10-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff • Zu Beginn des Stärkeabbaus erfolgt die Erhitzung des Substrates. Die Stärkekörner nehmen Wasser auf, wodurch es zur Kleisterbildung kommt. Um diese Form der Stärke in vergärbare Zucker umzuwandeln bedarf es zwei Gruppen von Enzymen. Anfänglich erfolgt die enzymatische Stärkeverflüssigung durch α-Amylase. Darauf folgt die enzymatische Stärkeverzuckerung durch Glycoamylase. Diese beiden Vorgänge können auch durch die Zugabe von Malz (gekeimte und anschließend getrocknete Gerste) erreicht werden. Eine weitere Möglichkeit stellt die Autoamylolyse dar, dabei handelt es sich um den Abbau der Stärke mancher Getreidearten durch Eigenamylase, ohne Zugabe von Enzymen.[8] • Für den Abbau von Cellulose werden bakterielle Cellulasen eingesetzt, die sich aus mehreren wirkenden Komponenten (Endo-β-1,4-Glucohydrolase, Exo-β-1,4-Glucan-Glucohydrolase, Exo-β-1,4-Glucan-Cellobiohydrolase, β-1,4-Glucosidase) zusammensetzen. Die Hydrolyse der Cellulose läuft im Vergleich mit der Stärke sehr langsam und unvollständig ab.[8] 1.6.1.2. Maischprozess Der Maischprozess umfasst die Zerkleinerung und den Aufschluss der Rohstoffe. Substratabhängig ist zuvor eine Vor- oder Aufbereitung der Rohstoffe notwendig. Die folgenden Punkte beschreiben die Reinigung, sowie die Zerkleinerung. • Die Reinigung der Rohstoffe dient der Entfernung von anhaftender Erde (z.B. von Zuckerrübe oder Kartoffel). • Die Zerkleinerung dient der Freisetzung von Zucker- und Stärkeanteilen aus dem Zellverband des Substrats und ist für die Herstellung von Bioethanol unumgänglich. Dieser Schritt erfolgt entweder durch die Verwendung von Mühlen oder Dispergiermaschinen.[8] Für die Verwertung von stärkehaltigen Rohstoffen bedarf es zusätzlich zur Reinigung eines Stärkeaufschlusses. Das Ziel ist die Umwandlung der Stärke in eine, für die Ethanolherstellung zugängliche Form. Dieses Aufschlussverfahren kann unter Druck oder drucklos erfolgen. -11-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff Abb. 4: Maischesilos der Pischelsdorfer Bioethanolanlage [Quelle: Chemiereport (2010)][44] Beim Druckverfahren werden Temperaturen um 100 °C und Drücke von 4 - 6 bar erreicht. Der Aufschluss der Stärke erfolgt durch die Anwendung von Wasserdampf, der zur Verkleisterung und zum Lösen der Stärke führt. Dieses Verfahren benötigt - je nach Rohstoff - 40 bis 60 Minuten, wobei das Substrat unter dem angelegten Druck im sogenannten Henze-Dämpfer verweilt. Durch den Druckabfall beim Ablassen des Dämpfers werden die Zellstrukturen des Dämpfgutes zerstört. Die Stärke wird mit Hilfe eines Enzyms (α-Amylase) verflüssigt, gekühlt und durch Zugabe eines weiteren Enzyms (Glycoamylase) verzuckert und anschließend in die Gärtanks gepumpt. Das drucklose Stärkeaufschlussverfahren wird, je nach Vorbehandlung des Substrats, in den Mahl- Maischprozess und das Dispergier-Maischverfahren unterteilt. • Für den Mahl-Maischprozess müssen die Rohstoffe gemahlen und anschließend in den Maischapparat überführt werden, wo die Verkleisterung und die darauf folgende Verflüssigung der Stärke mithilfe von Enzymen stattfinden. • Im Dispergier-Maischverfahren werden die teilweise vorzerkleinerten Rohstoffe feinstzerkleinert. Dabei kommt es zur Freisetzung der Stärke. Der wesentlichste Unterschied zum Mahl-Maischverfahren stellt die Wiederverwendung der von Feststoffen getrennten Schlempe dar. Dies führt zu Energieeinsparungen und zu optimierten Fermentations- abbaugraden. -12-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff • Kontinuierliche großtechnische Stärkeaufschlussverfahren werden in Anlagen umgesetzt, die Tageskapazitäten von bis zu 300.000 Liter realisieren. Diese Verfahren haben momentan jedoch eine relativ geringe Bedeutung.[8] Für die Ethanolherstellung aus cellulosehaltigen Rohstoffen muss ebenfalls ein Aufschluss erfolgen. Dies ist durch die große Vielfalt von cellulosehaltigen Rohstoffen bedingt, da diese unterschiedliche Resistenzen gegenüber dem säure- oder enzymkatalysierten Abbau aufweisen. Zum Abbau der Cellulose wird eine Kombination von Säureaufschluss und enzymatischem Aufschluss eingesetzt. Dazu wird die trockene Biomasse mit verdünnter Schwefelsäure versetzt und mit Wasserdampf auf 160 - 180 °C erhitzt um Hemicellulosen zu hydrolisieren. Nach der Kühlung erfolgt eine Fest- Flüssigtrennung, um das flüssige Hydrolysat zu gewinnen und anschließend zu neutralisieren. Auf diesen Weg entgiftetes Hydrolysat kann der anschließenden Ethanolfermentation zugeführt werden.[8] 1.6.1.3. Fermentation Die Fermentation bewirkt die alkoholische Gärung, die die Grundlage der Alkoholgewinnung darstellt. Es handelt sich dabei um eine biochemische Spaltung von Kohlenhydraten durch Zugabe von mikrobiellen Enzymen (Hefe) unter Ausschluss von Sauerstoff (anaerober Vorgang). Die verwendete Hefe wird in den meisten Fällen in Form von Hefemaischen speziell hergestellt. Dabei wird verzuckerte Maische mit Hefe für 12 - 24 Stunden fermentiert und anschließend der Hauptmaische beigemengt. Die eigentliche Fermentation erfolgt in Gärtanks im kontinuierlichen oder diskontinuierlichen Betrieb. Abbildung 5 stellt die sechs Gärtanks der Pischelsdorfer Bioethanolanlage dar.[8] -13-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff Abb. 5: Sechs Fermenter der Bioethanolanlage Pischelsdorf (in rot eingefasst) [Quelle: Pörner Gruppe (2010)][45] • Die diskontinuierliche Fermentation erfolgt durch die Zugabe der hergestellten Hefemaische zur süßen Maische. Dieses Gemisch wird aus dem Maischapparat in Gärtanks überführt, in denen die eigentliche Fermentation stattfindet. Die Fermentationsdauer hängt von den einzelnen Substraten, dem Anteil an wiederverwendeter Schlempe, sowie der Temperatur in den Fermentern ab und beträgt zwischen 30 und 80 Stunden. Die Verwendung recycelter Schlempe anstelle frischer Prozessflüssigkeiten kann die Verzögerungsphase zu Beginn der Fermentation bedeutend verkürzen. Die Infektionsgefahr der Hefen mit prozesshemmenden Organismen wird zugleich deutlich verringert.[8] • Die kontinuierliche Fermentation findet ausschließlich in großtechnischen Anlagen Verwendung, da dessen Betrieb im Vergleich zur diskontinuierlichen Betriebsweise deutlich aufwendiger und kostenintensiver ist.[8] 1.6.1.4. Destillation, Rektifikation, Absolution Destillation, Rektifikation und Absolution dienen der Gewinnung, der Aufkonzentrierung und der Reinigung des Alkohols aus dem möglichst gänzlich vergorenen Substrat. Diese drei Prozesse laufen hintereinander ab.[8] -14-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff Abb. 6: Rektifikationskolonne der Pischelsdorfer Bioethanolanlage [Quelle: Chemiereport (2010)][44] • Der Rohalkohol mit rund 82 - 87 % wird mithilfe der Destillation gewonnen. Dies erfolgt durch einen einfachen Destillationsvorgang der Maische, bei dem sowohl Alkohol als auch Wasser gewonnen wird. Auf destillativem Wege kann nur ein maximaler Alkoholgehalt von 95,57 % erreicht werden.[8] • Die Rektifikation ist eine Mehrfachdestillation, bei der die zu trennenden Substanzen unter unmittelbarer Berührung im Gegenstrom zueinander geführt werden. Dieses Verfahren läuft in mehreren Stufen, den sogenannten Kolonnenböden ab und ermöglicht die Gewinnung von reinerem Alkohol mit über 96 %. Je höher der gewünschte Alkoholgehalt, desto aufwendiger und kostenintensiver wird dessen Gewinnung.[8] • Die Absolution ist notwendig, wenn das gewonnene Bioethanol einen hohen Reinheitsgrad bzw. einen geringen Wasseranteil vorweisen soll. Diese Voraussetzungen sind vor allem bei der Verwendung als Kraftstoff wichtig. Ein zu hoher Wasseranteil würde den Wirkungsgrad des Gemisches senken und die Gefahr von Schäden an Automotoren vergrößern. Die Senkung des Wassergehalts aus dem azeotropen Gemisch (Stoffgemisch, das beim Sieden Reinstoffverhalten aufweist) wird durch die Zugabe eines Schleppmittels erreicht, dass eine Änderung der Siedetemperatur des Gemisches hervorruft. Dadurch kann zu Beginn Wasser und anschließend das Schleppmittel durch Destillation abgezogen werden, um am Ende reinen Alkohol (Wasseranteil von unter 0,3 %) zu gewinnen.[8] -15-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff 1.6.2. Kraftstoffspezifikation für Ethanol Bioethanol kann in Form von Reinkraftstoff und als Mischkraftstoff verwendet werden. Während zur Verwendung von reinem Ethanol spezielle Motoren notwendig sind, können bei Dieselmotoren bis zu 15 % und bei Ottomotoren bis zu 25 % Ethanol beigemengt werden. Übliche Verwendungsformen von Ethanol sind: • E100 (100 % Ethanol) • E85 (85 % Ethanol und 15 % Benzin) • E5 (5 % Ethanol und 95 % Benzin)[1] Tab. 3. Kraftstoffspezifikation für E85. Eigenschaft Grenzwert Eigenschaft Grenzwert Research Octanzahl Höhere Alkohole < 2 Vol.-% > 95 (RON) Methanol < 1 Vol.-% Motor - Octanzahl Ether < 5,2 Vol.-% > 85 (MON) Phosphor nicht nachweisbar Schwefelgehalt < 10 mg/kg Wassergehalt < 0,3 Vol.-% Anorganisches Oxidationsstabilität >6h < 1 mg/l Chlor Abdampfrückstand < 5 mg/ 100 ml pH 6,5 - 9 Aussehen klar, trübungsfrei Säure (als < 0,005 % (m/m) CH3COOH) [Quelle: RIS (2010)][48] -16-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff 1.7. Pflanzenöle und Biodiesel als Kraftstoff Die Produktion dieser beiden Kraftstoffe wird zusammengefasst, da zur Herstellung von Biodiesel aus Pflanzen eine Weiterverarbeitung des gewonnen Pflanzenöls erfolgt. Die Ölgewinnung aus Pflanzen stellt einen Teilprozess der Biodieselherstellung dar. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts startete Rudolf Diesel einen Versuch, indem er Erdnussöl erfolgreich für den Betrieb seines Dieselmotors nutzte. Abb. 7: Biodieselrennwagen [Quelle: PEGE (2010)][50] Biodiesel wird aus Pflanzenöl in Form von Pflanzenölmethylester bzw. Fettsäuremethylester gewonnen. Es handelt sich dabei um den in Österreich gebräuchlichsten Biokraftstoff. Eine Vielzahl an Automobilherstellern ermöglicht die Verwendung von reinem Biodiesel durch Sonder- ausstattungen oder Zubehör. Die Beimischung von Biodiesel zu Diesel ist bei Fahrzeugen ohne Herstellerfreigabe bis zu einem Anteil von 30 % ohne Modifikation der Motoren möglich. In Österreich wird seit 2005 in jeden Liter Diesel ein prozentueller Anteil an Biodiesel beigemischt. Der am häufigsten verwendete Rohstoff für die Biodieselherstellung ist Raps, dessen Pflanzenöl und der damit hergestellte Biodiesel die besten Vorraussetzungen im Bezug auf unsere Klimaverhältnisse haben.[47] -17-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff Tab. 4. Heizwert von Rapsöl, Biodiesel und Diesel. Pflanzenöl (Rapsöl) Biodiesel Diesel Heizwert [MJ/kg] 38 37 43 Heizwert [MJ/l] 35 33 36 Dichte [kg/l] 0,92 0,88 0,84 [Quelle: ReFuelNet (2009)][9] Die Verwendung von Biodiesel oder Pflanzenöl führt aufgrund des rund 14 % geringeren Energieinhalts als Diesel zu einem aliquot erhöhten Kraftstoffverbrauch. Abbildung 8 stellt den Verlauf der Pflanzenölgewinnung und der anschließenden Umesterung zu Biodiesel systematisch dar. Abb. 8: Verlauf der Pflanzenöl- bzw. Biodieselherstellung [Quelle: FNR (2009)][11] Die Erläuterung der abgebildeten Arbeitsschritte folgt auf den nächsten Seiten. -18-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff 1.7.1. Entstehungsprozess von Pflanzenöl Pflanzenöle bilden den Ausgangsstoff für die Biodieselproduktion, dienen aber zugleich auch in purer Form als Kraftstoff. Wie zuvor erwähnt, experimentierte bereits Rudolf Diesel mit Pflanzenölen. Als Rohstoffe für die Pflanzenölgewinnung dienen heimische Ölpflanzen wie Raps und Sonnenblumen, sowie Sojabohne und Ölpalme.[12] Abb. 9: Schematische Darstellung der Biodieselherstellung [Quelle: Deutsche bp (2009)][10] 1.7.1.1. Herstellung Bei der Herstellung von Pflanzenöl werden zwei Produktionsverfahren unterschieden. • Die dezentrale Kaltpressung erfolgt in den landwirtschaftlichen Betrieben oder Genossenschaften. Dabei wird die Ölsaat bei Temperaturen von maximal 40 °C unter mechanischem Druck ausgepresst. Der verbleibende Presskuchen weist einen Ölanteil von rund 10 % auf und dient als Futtermittel. • Die zentrale Warmpressung findet in industriellen Anlagen statt. Dabei werden die Öle anfänglich durch Auspressen und anschließend mithilfe von Lösemitteln bei einer Temperatur von rund 80 °C gewonnen. Die dabei anfallenden Reste besitzen nur noch sehr geringe Anteile an Öl und werden ebenso als Futtermittel weiterverwendet. Der negative Effekt der Verwendung von Lösemitteln spiegelt sich in der aufwendigen Raffination wider.[1] -19-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff 1.7.1.2. Kraftstoffspezifikation für Pflanzenöl Pflanzenöl unterscheidet sich von fossilem Diesel durch einen höheren Flammpunkt und eine deutlich höhere Viskosität, die speziell bei tieferen Temperaturen (im Falle eines Kaltstartes) zu Problemen führen kann. Die Verwendung von Pflanzenöl erfordert den Umbau der Motoren um den einwandfreien Betrieb zu gewährleisten. Es wurden monovalente Systeme entwickelt, bei denen ausschließlich Pflanzenöle Verwendung finden und weitere Konzepte, die mit zwei Treibstoffen funktionieren (bivalente Systeme). Bei diesen wird Diesel für die Startphase benötigt, Pflanzenöl wird ab Erreichen der Betriebstemperatur verwendet.[8] Tab. 5. Kraftstoffspezifikation für Pflanzenöl. Eigenschaft Grenzwert Eigenschaft Grenzwert Dichte 900 - 930 kg/m3 Gesamtverschmutzung < 25 mg/kg Flammpunkt > 220 °C Neutralisationszahl < 2 mg KOH/kg Heizwert > 35 MJ/kg Oxidationsstabilität > 5 h (bei 110 °C) Kinematische Phosphorgehalt < 15 mg/kg < 38 mm2/s Viskosität (40 °C) Wassergehalt < 0,075 % Koksrückstand < 0,4 % Aschegehalt < 0,01 % Iodzahl 100 - 120 g/100 g Schwefelgehalt < 10 mg/kg [Quelle: RIS (2010)][48] -20-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff 1.7.2. Weiterverarbeitung des Pflanzenöls zu Biodiesel In diesem Verfahrensschritt erfolgt die Umesterung der Pflanzenöle. Hierbei wird Glycerin (C3H8O3, dreiwertiger Alkohol) mit Methanol (CH4O, einwertiger Alkohol) im Verhältnis 1:3 gemischt. Dieser Arbeitsschritt erfolgt unabhängig von der Art des Pflanzenöls immer gleich, da Öle und Fette immer aus Triglyceriden bestehen, die sich aus einem Glycerinmolekül und drei Fettsäuremolekülen zusammensetzen.[1] 1.7.2.1. Umesterung Zur Umesterung wird Pflanzenöl mit rund 10 % Methanol vermischt, wodurch die Viskosität verringert wird. Zusätzlich wird ein Katalysator verwendet, der sich aus mehreren Chemikalien (z.B. Kalium- oder Natriumhydroxid) zusammensetzt. Die Zugabe des Katalysators bewirkt die Bildung einer Lauge, durch die Vermischung mit Wasser. Anschließend erfolgt die Aufspaltung der Triglyceride durch Elektrolyse, wodurch Glycerin und Fettsäure entstehen. Diese Fettsäuren reagieren hinterher mit dem zuvor hinzugegebenen Methanol zu Fettsäuremethylestern (FAME).[12] 1.7.2.2. Aufbereitung Im folgenden Schritt erfolgt die Aufbereitung des entstandenen Gemisches aus FAME, Glycerin und Katalysator. Zuerst findet die Trennung von Glycerin und FAME statt, danach wird der Katalysator durch Zugabe anorganischer Säuren in schwer lösliche Salze überführt und abgetrennt. Zuletzt erfolgt die Reinigung von FAME bzw. Biodiesel mithilfe mehrerer Waschvorgänge und anschließender Trocknung. Das bei diesen Schritten anfallende Glycerin findet in der Kosmetik- branche Verwendung. Bei der Aufbereitung werden ebenso anorganische Salze gewonnen.[8] 1.7.3. Kraftstoffspezifikation für Biodiesel Der Grund der Biodieselproduktion liegt in der Verbesserung der Eigenschaften der verwendeten Pflanzenöle. Die auffälligste Veränderung stellt die verringerte Viskosität dar, die die Verwendung von winterhartem Biodiesel auch im Winter (bis zu Temperaturen um - 20 °C) gewährt, während Pflanzenöle aufgrund ihrer hohen Viskosität bei tiefen Temperaturen zu Motorproblemen führen können. -21-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff Zur Vermeidung von mechanischen Motorbelastungen durch Verwendung von Biodiesel in reiner Form muss eine Umrüstung des Motors erfolgen. Einige Autohersteller bieten bereits Motorkonzepte an, die von Werk aus für die Verwendung von Biodiesel geeignet sind. Dabei kommen spezielle Sensoren zum Einsatz, die den Anteil an Biodiesel im Treibstoff bestimmen. Mit den Messwerten kann eine Anpassung der Motorsteuerung an den Treibstoff erfolgen, um keine Schäden zu verursachen. Biodiesel wird auch zu einem bestimmten Anteil zu Diesel beigemengt. Übliche Gemische erfordern meist keine Veränderung der Motoren und sind:[1] • B5 (5 % Biodiesel und 95 % Diesel) • B10 (10 % Biodiesel und 90 % Diesel) • B20 (20 % Biodiesel und 80 % Diesel) Tab. 6. Kraftstoffspezifikation für Biodiesel. Eigenschaft Grenzwert Eigenschaft Grenzwert Dichte 900 - 930 kg/m3 Gesamtverschmutzung < 25 mg/kg Flammpunkt > 220 °C Neutralisationszahl < 2 mg KOH/kg Heizwert > 35 MJ/kg Oxidationsstabilität > 5 h (bei 110 °C) Kinematische Phosphorgehalt < 15 mg/kg < 38 mm2/s Viskosität (40 °C) Wassergehalt < 0,075 % Koksrückstand < 0,4 % Aschegehalt < 0,01 % Iodzahl 100 - 120 g/100 g Schwefelgehalt < 10 mg/kg [Quelle: RIS (2010)][48] -22-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff 1.8. Biogas als Kraftstoff Biogas ist ein Gasgemisch aus Methan, Kohlenstoffdioxid, Wasser, Schwefelwasserstoff, Stickstoff, Sauerstoff und Ammoniak. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Biogas in Form von Klärgas für den Betrieb städtischer Kraftwagen genutzt.[14] Biogas entsteht durch den anaeroben Abbau von organischer Substanz durch Bakterien. Es handelt sich dabei um ein Stoffwechselprodukt, das in einem vierphasigen Abbauprozess gewonnen wird. Biogas kann nicht in Reinform als Treibstoff genutzt werden, da nur rund 50 - 75 % des Gases aus Methan bestehen. In gereinigter Form weist Biogas starke Ähnlichkeiten mit Erdgas auf, was die Verwendung als Kraftstoff in Erdgasfahrzeugen ermöglicht.[13] Tab. 7. Zusammensetzung von Biogas. Parameter Biogas relative Dichte >1 Methan (CH4) 50 - 70 % Kohlenstoffdioxid (CO2) 26 - 50 % Wasser (H2O) gesättigt Schwefelwasserstoff (H2S) 500 - 2000 ppm Stickstoff (N2)
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff 1.8.1. Entstehungsprozess Die Biogasentstehung erfolgt in einem Vier-Phasen-Prozess, der in Abbildung 10 dargestellt ist und in den nächsten Unterpunkten detaillierter erläutert wird. Dieser Prozess unterliegt gewissen Anforderungen. Werden diese nicht beachtet, kann es zu einer Hemmung oder im schlimmsten Fall zum Erliegen des Prozesses kommen. Prozessbeeinflussende Parameter sind Verweildauer des Substrats, Temperatur, pH-Wert oder Wassergehalt im Reaktor.[8] fakultativ Einfachzucker, Hydrolyse anaerobe Bakterien Amino-, Fettsäuren org. Versäuerung säurebildende Säuren, Kohlendioxid, Bakterien Wasserstoff Essigsäure, Essigsäurebildung Essigsäurebildende Kohlendioxid, Wasserstoff Bakterien Methan, Methanbildung Methanbakterien Kohlendioxid, Wasser Abb. 10: Vier Phasen der Biogasentstehung [Quelle: Biogas - Praxis, Eder, B., Schulz, H., (2007)][15] Abb. 11: Schematische Darstellung der Biogasherstellung [Quelle: Deutsche bp (2009)][10] -24-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff 1.8.1.1. Hydrolyse In der ersten Prozessphase erfolgt der Abbau von hochmolekularen organischen Substanzen zu niedermolekularen Verbindungen. Dabei werden Eiweiß, Kohlehydrate, Fette, sowie Zellulose durch aerobe Bakterien mithilfe von Enzymen zu Einfachzucker, Aminosäuren, Fettsäuren und Wasser umgewandelt.[5] 1.8.1.1. Versäuerung In der zweiten Phase erfolgt die weitere Umwandlung und der Abbau der einzelnen Moleküle durch säurebildende Bakterien. Diese fakultativ anaeroben Bakterien verbrauchen den noch verbleibenden Sauerstoff im Reaktor und schaffen damit die anaeroben Bedingungen für die Methanbakterien. Es erfolgt die Bildung von niedermolekularen Alkoholen wie Ethanol und Gasen wie Ammoniak, Schwefelwasserstoff, Wasserstoff oder Kohlendioxid.[15] 1.8.1.2. Essigsäurebildung In der dritten Prozessphase werden Essigsäure, Kohlendioxid sowie Wasserstoff aus den zuvor gebildeten organischen Säuren produziert. Dies erfolgt durch temperaturempfindliche wasserstoffreduzierende Essigsäurebakterien.[8] 1.8.1.3. Methanbildung In der letzten Phase des Prozesses wird • aus Essigsäure, Ameisensäure, Kohlenstoff und Wasserstoff • Methan, Kohlendioxid sowie Wasser gebildet. Diese Bildung findet im alkalischen Bereich mittels Methanbakterien statt.[15] -25-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff 1.8.2. Kraftstoffspezifikationen für Erd- und Biogas Tabelle 8 zeigt die Spezifikation für die Verwendung von Erd- und Biogas als Kraftstoff. Im Vergleich zu anderen biogenen Treibstoffen wird die geforderte Mindestqualität von Biogas mit deutlich weniger Parametern beschrieben. Während die Einspeisung von Erd- und Biogas einen Methangehalt von über 90 % erfordert, kann Erd- und Biogas mit 80 % Methan bereits als Kraftstoff eingesetzt werden. Tab. 8. Kraftstoffspezifikation für Erd- und Biogas. Parameter Kraftstoffspezifikation relative Dichte 0,55 - 0,77 Brennwert 30,2 - 47,2 MJ (95 % Methan) Wobbe-Index (T = 0 °C, p = 1013,25 mbar) 46, 1 - 56, 6 MJ/m3 Staub technisch frei [Quelle: RIS (2010)][48] Um die Beschädigung von Motoren und Motorteilen eines Kraftfahrzeuges zu vermeiden, muss Biogas vor der Verwendung als Kraftstoff aufbereitet werden. Dabei erfolgt die Abtrennung von festen und flüssigen Bestandteilen, die Trocknung, die Entfernung von H2S sowie die Methananreicherung, die mit der Kohlenstoffdioxidabtrennung einhergeht. Das Ziel ist der Erhalt eines Gases, das den Spezifikationen aus Tabelle 8 entspricht. [8] -26-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff 1.8.2.1. Entfernung von flüssigen und festen Bestandteilen In diesem Schritt werden Fest- oder Flüssigpartikel, die sich eventuell im Biogas befinden mechanisch abgetrennt. Die gängigen Verfahren hierfür sind: • Kiestopf: Hierbei handelt es sich um einen mit Kies gefüllten Reaktor für die Grobfiltration und Entwässerung. • Patronenfilter: Dieses Verfahren erfolgt mithilfe eines Feinfilters und findet speziell in gastechnischen Anlagen Verwendung. • Zyklonabscheider: Diese Technik wird einerseits zur Abtrennung von festen und flüssigen Gasbestandteilen als auch zur Vortrocknung angewandt. Es basiert auf dem Prinzip der Massenträgheit. 1.8.2.2. Gastrocknung Aufgrund der hohen Wassergehalte von Biogas erfolgt eine Trocknung. Die folgenden Verfahren stellen häufig angewandte Methoden dar: • Trocknung durch Kühlung: Bei dieser Technik erfolgt die Kühlung des Gases bis auf wenige °C. Das dabei anfallende Kondensat wird abgetrennt. Erfolgt vor der Kühlung eine Komprimierung des Gases, können geringere Feuchtigkeitsgehalte erzielt werden. • Trocknung durch Adsorption: Hierbei erfolgt die Abtrennung von Wasser durch die Verwendung unterschiedlicher Adsorptionsmittel, wie z.B. Silica-Gel, Kieselgel, Aluminiumoxid oder Magnesiumoxid. • Trocknung durch Absorption: In diesem Prozess wird das Gas mit Hilfe von Monoethylenglykol (MEG), Triethylenglykol (TEG) oder hygroskopischen Salzen getrocknet.[16] -27-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff 1.8.3. Aufbereitung von Biogas 1.8.3.1. Entschwefelung Die Entschwefelung von Biogas ist einer der wichtigsten Reinigungsschritte, da H2S in Verbindung mit O2 zur Bildung von Schwefelsäure führen kann. Die Methode der Entschwefelung hängt von der Konzentration an H2S im Biogas ab. Die Werte können dabei von wenigen ppm bis hin zu 1500 ppm schwanken.[18] Die Reinigung kann auf folgende Arten erfolgen: • Integrierte biologische Entschwefelung: Bei dieser Methode wird H 2 S mittels Luftsauerstoff im Nachfermenter durch Schwefelbakterien zu elementarem Schwefel abgebaut. • Externe biologische Oxidation: In diesem Prozess erfolgt die Reinigung mittels eines nachgeschalteten Wäschers im Gegenstrom oder mithilfe eines Biotropfkörpers, der kontinuierlich mit Nährlösung versorgt wird. Bei beiden Methoden erfolgt die Umwandlung von H2S in elementaren Schwefel. • Selexol-Verfahren: Hierbei handelt es sich um ein Druckwäscheverfahren (p = 3 bar), bei dem die Entfernung von H2S durch den Einsatz von Glymes (Glycol Dimethyl Ether) als Lösungsmittel erfolgt. • Entschwefelung mit Eisenoxid: Auf diese Weise wird H2S an Eisenhydroxidpellets in Eisensulfid überführt. Bei der Regeneration wird elementarer Schwefel gewonnen. • NaOH-Wäsche: Bei diesem Vorgang erfolgt die Reinigung mittels eines einstufigen NaOH-Gegenstrom- wäschers. • Aktivkohle: Diese Entfernung von H2S erfolgt durch katalytische Oxidation an imprägnierter Aktivkohle. Dieser Prozess wird jedoch meist nur zur Feinreinigung verwendet.[17] -28-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff 1.8.3.2. Methananreicherung Biogas weist rund 50 - 70 % Methan auf. Für die Verwendung als Kraftstoff muss jedoch eine Methananreicherung erfolgen. Die folgenden Punkte stellen die gängigen Aufbereitungsverfahren dar: • Druckwechseladsorption: Bei diesem Verfahren erfolgt eine Anreicherung von Methan aufgrund der unterschiedlichen Adsorption von CH4 und CO2 an einem Kohlenstoffmolekularsieb bei einem Druck von 8 - 10 bar. CO2 bindet sich schneller an den Feststoff und wird somit abgetrennt. • Druckwasserwäsche: Hierbei erfolgt die Anreicherung durch die Verwendung einer Absorptionskolonne. Dabei wird das Gas bei einem Druck von 6 - 8 bar im Gegenstrom mittels Wasser gewaschen. • Druckwäsche mit organischen Lösungsmitteln: Dieses Verfahren erfolgt wie die Druckwasserwäsche, unterscheidet sich jedoch durch das verwendete Waschmedium. Hierbei handelt es sich um Brauchwasser oder eine Polyethylenglykollösung. • Membrantechnologie: Die Abtrennung von CO2 erfolgt mithilfe einer Membran, deren Material ausschlaggebend für die Selektivität des Verfahrens ist. Übliche Formen der Anwendung sind 2-stufige Prozesse, die eine erhebliche Steigerung der Reinigungsleistung mit sich bringen. Abzuscheidende Stoffe wie H2S und CO2 diffundieren durch die Membran und werden an einem Spülgas oder einer Spülflüssigkeit adsorbiert und abtransportiert. Abhängig vom verwendeten Spülmedium wird zwischen Nass- und Trockenmembranverfahren unterschieden.[17] -29-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff Abbildung 12 stellt eine Methananreicherung mittels Druckwasserwäsche dar. Ebenso beinhaltet diese Anlage Teile, die für die Trocknung des Gases benötigt werden. In den folgenden Zeilen werden die wesentlichsten Bestandteile und die Funktionsweise der Anlage beschrieben. Bevor das komprimierte Gas in die Absorptionskolonne eintritt, in der CO2 mittels Wasser ausgetragen wird, erfolgt eine Trocknung des gesättigten Gases mithilfe der Absorptionstrockner. Die Flashkolonne dient der Rückgewinnung von Methan, das in der vorgeschalteten Absorptionskolonne „mitentfernt“ wurde. Die Regeneration des Waschmediums erfolgt in der Desorptionskolonne. Dabei wird das angelagerte CO2 mittels Strippung (Lufteintrag) entfernt. Abb. 12: Druckwasserwäsche zur Biomethananreicherung [Quelle: DE Verband Group (2010)][51] -30-
Ethanol-Biodiesel-Biogas als Kraftstoff 1.9. Biomass-to-Liquid (BtL) Die Entwicklung synthetischer Biokraftstoffe steckt noch in den Kinderschuhen. Diese Kraftstoffe - auch bekannt als Biomass-to-Liquid - sind noch nicht am Markt verfügbar und finden ausschließlich in Forschungs- und Pilotanlagen Verwendung. Die Gewinnung kann aus unterschiedlichsten Rohstoffen, wie Holzabfälle, Bioabfälle, Stroh, Reste aus der Landwirtschaft u.v.m. erfolgen. Die Verwendung von synthetischen Kraftstoffen erfordert keine technische Veränderung der bestehenden Antriebsaggregate.[1] 1.9.1. Herstellung Im Vergleich zu fossilen Brennstoffen, deren Struktur Jahrmillionen vereinfacht und abgebaut wurde, besitzt Biomasse hochkomplexe Verbindungen, die nicht für den Einsatz als Kraftstoff geeignet sind. Das Ziel von BtL ist die Vereinfachung molekularer Strukturen, um diese als Kraftstoff verwertbar zu machen. Diese Vereinfachung erfolgt durch die Zerstörung der Zellstrukturen durch Druck und Temperatur. Dabei wird ein Gas gewonnen, das durch Synthese und Aufbereitung zu verwertbarem Kraftstoff wird.[1] 1.9.1.1. Carbo-V-Technologie Die Entwicklung dieses Verfahrens erfolgte durch das Unternehmen Choren Industries®. Es handelt sich dabei um ein 3-stufiges Vergasungsverfahren, das hauptsächlich zur Gewinnung von Biodiesel aus Holz entwickelt wurde. Abbildung 13 stellt das Carbo-V®Verfahren schematisch dar. Abb. 13: Schematische Darstellung des Choren Carbo-V®Verfahrens zur Biodieselherstellung [Quelle: RAO Online (2010)][52] -31-
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