Ja, der Wörthersee ist ein jungfräulicher Boden, da fliegen die Melodien, dass man sich hüten muss, keine zu treten - KULT(O)UR

Die Seite wird erstellt Julia Benz
 
WEITER LESEN
Ja, der Wörthersee ist ein jungfräulicher Boden, da fliegen die Melodien, dass man sich hüten muss, keine zu treten - KULT(O)UR
WÖRTHERSEE
     … ja, der Wörthersee           KULT(O)UR
ist ein jungfräulicher Boden,
  da fliegen die Melodien,
 dass man sich hüten muss,
       keine zu treten …
               (Johannes Brahms)

                                   WOERTHERSEE.COM
Ja, der Wörthersee ist ein jungfräulicher Boden, da fliegen die Melodien, dass man sich hüten muss, keine zu treten - KULT(O)UR
Ruderverein
                                                                                                                                                                              Villa Vogelberg
    INHALTSVERZEICHNIS

                                                                                                                                                                                                                             Albatros
                                                                                                                   Ausgrabung Magdalensberg

                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Villa Mahler

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Historama Museum Rosental
    KULT(O)UR			                                                         3
    Einleitung			                                                        4

                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Komponierhäuschen
    Johannes Brahms                                                      5

                                                                                                                                                    Parkvilla Wörth, Villa Seehort,
                                                                                                                                                     Villa Seefried, Villa Miralago,

                                                                                                                                                                                                            Villa Eugenie

                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Gustav Mahler
    Gustav Mahler                                                       15
    Alban Berg			                                                      23

                                                                                                                                                                                                                                                                              Schloss Reifnitz
                                                                                                                   Karolinger Museum Moosburg
    Wörthersee Architektur                                              31
    Austellungen - Museen                                              38

                                                                                                                                                                                                                                                       Krumpendorf

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Pfahlbauten Keutschachersee
    Veranstaltungen                                                   42

                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Kirche Maria Wörth
                                                                                                                                                                             Brahmsmuseum
                                                                                                                                                 Werzer´s Badehaus
                                                                                Moosburg
    IMPRESSUM
    EIN DANKESCHÖN:
    Frau Lotte Fuchs für die zur Verfügungstellung des Bild-

                                                                                                                                                                                                                                                                               Pyramidenkogel
    und Textmaterials aus dem Buch >Auf Ihren Spuren in
    Kärnten< von >Anton Fuchs< Seite 5-30
    Arch. Heimo Kramer; Ausschnitte aus:>Wörthersee
                                                                                                                                                Villa Seewarte
                                                                                                                                                Villa Seeblick,
                                                                                                                   Ruine Leonstein

    Architektur Historisch & Modern (2009)< Seite 31-35

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Keutschach
    VERLEGER & HERAUSGEBER
    Tourismusverband Pörtschach
    Werzerpromenade 1, 9210 Pörtschach am WS
    Telefon: +43 4272 2354, www.poertschach.at

                                                                                                                                                                                                                                                                                 Waldhaus Alban Berg

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Ausgrabungen Kathreinkogel
    In Zusammenarbeit mit Wörthersee Tourismus GmbH
                                                                                                                                                        Bootshaus Schnür

    www.woerthersee.com, office@woerthersee.com
                                                                                                                                                                                       Forstsee Kraftwerk

    Idee & Konzept Roland Loibnegger
                                                                                                                    WÖRTHERSEE ARCHITEKTUR
                                                                                 Nähere Informationen im Kapitel

    GRAFIK DESIGN & COPYRIGHT
    ip|creativ Werbung und Kommunikation
    Monte-Carlo-Platz, 9210 Pörtschach am WS

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Keltenmuseeum Frög
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Schiefling
    ALLE RECHTE VORBEHALTEN. NACHDRUCK, EINSPEICHERUNG UND VERARBEITUNG IN
    ELEKTRONISCHEN SYSTEMEN AUCH AUSZUGSWEISE VERBOTEN. ALLE ANGABEN OHNE
    GEWÄHR. ÄNDERUNGEN, DRUCK- UND SATZFEHLER VORBEHALTEN. STAND APRIL 2014
                                                                                                                                                          Kirche Sternberg

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Schloss Rosegg
                                                                                                                                                                                                                                                                              Schloss Velden
                                                                                                                                                                                                                                      Hotel Kointsch

    *BILDRECHTE
    Wörthersee Tourismus GmbH 1/44, Kärntner Landesmuseum 6, Anton Fuchs
                                                                                                                                                                                                                       Villa Helene

    4/15/16/18/19/21/23/26/27/28/29/30, Brahms Verein Pörtschach 8/12/14,
    Brahms Institut Lübeck 5/7, Willhelm Loisel 6, Heimo Kramer 31-35, Werzer
                                                                                                                                                                                                                                                                     Velden

    Badehaus 32 Gerd Steintaler, Dietmar Kaden 37

    Karte Seite 3: Michael Menard, www.blue-2.at

2                   LUST AUF KULT(O)UR                                                                                                                                                                             LUST AUF KULT(O)UR                                                                                                                                          3
Ja, der Wörthersee ist ein jungfräulicher Boden, da fliegen die Melodien, dass man sich hüten muss, keine zu treten - KULT(O)UR
Johannes Brahms
    Im Verlauf von knapp sechs Jahrzehnten                                         *7. Mai 1833 in Hamburg
                                                                                    † 3. April 1897 in Wien
    haben sich drei bedeutende Komponisten
    zeitweise an den Ufern des Wörther Sees                                       Unser erster Beitrag
    niedergelassen und einen beachtlichen Teil                                    gilt dem norddeut-
    ihrer Werke hier geschaffen. Der nord­                                        schen     Komponisten
    deutsche Komponist Johannes Brahms in                                         Johannes Brahms, der
    Pörtschach, Gustav Mahler in den Sommer­                                      in den Sommern 1877,
    monaten in Maiernigg und zu guter letzt                                       1878 und 1879 in
    Alban Berg in seinem Waldhaus in Auen.                                        Pörtschach seine 2.
    Dabei entstanden eine Reihe unvergesslicher,                                  Symphonie und das
    reich differenzierter musikalischer Werke, so           Johannes Brahms, 1876 Violinkonzert op. 77
    dass man, mit Brahms, behaupten möchte:                                       kom­po­nierte; dazu die
    >Ja, der Wörther See ist ein jungfräulicher          8 Klavierstücke, op. 76, die >Regenlied<
    Boden, da fliegen die Melodien, dass man             -Sonate für Geige und Klavier, op. 78, die
    sich hüten muss, keine zu treten.<                   zwei Klavier-Rhapsodien, op. 79, die Chorlie-
                                          Anton Fuchs    der >Warum ist das Licht gegeben dem Müh-
                                                         seligen< aus op. 74 und >Oh schöne Nacht<
    KULT(O)UR möchte die LeserInnen einladen,            aus op. 92 und schließlich die Balladen und
    den Wegen dieser drei Komponisten rund um            Romanzen Nr. 1 und Nr. 3 aus op. 75. Auch
    den Wörthersee zu folgen, wie dies auch der          einige seiner Lieder wie: >AdeTodes­
    Schriftsteller Prof. Anton Fuchs tat, der eine       sehnenThereseNachtwandler< und
    Reihe von Komponistenessays im Auftrag der           >Versunken< hat er hier geschrieben.
    Kärntner Kulturzeitschrift „DIE BRÜCKE“ ver-
    fasste. Die Texte wurden Mitte der siebziger         Was führte Johannes Brahms aus dem Nor-
    Jahre erstmals veröffentlicht und erschienen         den an den Wörther See?
    schließlich in Buchform unter dem Titel „Auf
    ihren Spuren in Kärnten“ 1982.                       Er hatte zwar schon am 25. Februar und am
    Fuchs, 1920 in Wien geboren, wurde Anfang            13. November 1867 im Casino in Klagenfurt
    der siebziger Jahre zum Kärntner und teilte          zwei Konzerte gegeben. Aber erst am
    mit den Komponisten Brahms, Mahler und               7. Juni 1877, also ein Jahrzehnt später, sollte er
    Berg, auf deren Spurensuche er sich begeben          Pörtschach für sich entdecken. Und er fühlte
    hatte, die Liebe zu Landschaft und Menschen          sich hier auf Anhieb so wohl, dass er sich
    der Kultur-Region rund um den Wörthersee.            gleich für die drei Sommer 1877, 1878 und 1879
    Die im folgenden präsentierten Passagen zum          einrichtete und in diesem Triennium eine
    Kärntner-Bezug dieser Komponisten können             reiche     musikalische     Ernte    einbrachte.
    nur ein gekürzter „Text-Abdruck“ der umfang-         >Unsere Landschaft gleicht beiläufig der
    reichen Recherchen des Schriftstellers sein.         vom Starnberger See, nur haben wir größere
    Sich durch Kürzungen ergebende notwendi-             Berge im Hintergrund, die Karawanken.<
    ge Umstellungen des Originaltextes wurden            So berichtet er seiner Freundin Clara
    möglichst sparsam und vorsichtig vorgenom-           Schumann in einem Brief vom August 1877.
    men – um „Spuren“ zu erhalten und ein Wan-           Und sie erwidert: >Also in Pörtschach bist
    deln auf den Wegen dieser hervorragenden             du? Hätte man nur eine Idee, wo das ist?<
    Künstler zu ermöglichen.
                        Lotte Fuchs, Roland Loibnegger
4                   Einleitung                                           Johannes Brahms                      5
Ja, der Wörthersee ist ein jungfräulicher Boden, da fliegen die Melodien, dass man sich hüten muss, keine zu treten - KULT(O)UR
Sie hatte nicht so unrecht in ihrer Ahnungslo-                                           Er liebte es, auf dem
    sigkeit. Denn Pörtschach war damals noch                                                 Land zu leben und zu
    lange nicht jener bekannte Badeort, sondern                                              arbeiten. Viele seiner
    ein unbedeutendes Dörfchen. Es gab zwar                                                  besten Einfälle kamen
    bereits eine eigene Bahnstation, aber sie trug                                           ihm unterwegs, auf
    nicht den Namen >Pörtschach< sondern                                                     einsamen Spaziergän-
    >Maria WörthEingang zum Schönsten und Großartigs­
                                                                  ten< bezeichnet. >Für künftige Sommer
                                                                  empfehle ich Euch die hiesige Gegend! Ich
                                                                  meinesteils gehe auch im Sommer künftig
                                                                  nicht ohne besonderen Grund aus Österreich
                                                                  hinaus!< schrieb er dem Dirigenten und
     Pörtschach zur Zeit von Joh. Brahms, Gemälde von Gentilini
                                                                  Hofkapellmeister Otto Dessoff. Und als er
    Bewohnt wurde dieser malerische Ort von                       im April 1878 seine Heimreise von Italien,
    Bauern und Fischern, zu denen über die Som-                   ­entgegen seinem ursprünglichen Vorhaben,
    mermonate einige Sommerfrischler, vor allem                    in Pörtschach unterbrach, berichtete er darü-
    aus wohlhabenderen Wiener Familien kamen,                      ber: >Erzählen will ich, dass ich hier in Pört­
    die hier nach und nach ihre Villen und Landsit-                schach am See ausstieg, mit der Absicht, den
    ze bauten. Unter ihnen Dr. Karl Kupelwieser.                   nächsten Tag nach Wien zu fahren. Doch der
    Brahms verkehrte gerne und oft in seinem                       erste Tag war so schön, dass ich den zweiten
    gastlichen Haus. Zudem stammt von Kupel-                       durchaus bleiben musste, der zweite aber so
    wiesers Frau Berta, einer geborenen Wittgen-                   schön, dass ich fürs erste weiter bleibe.<
    stein, jene bekannte Büste des Komponisten
    aus carrarischem Marmor, welche noch heute                    Er bewohnte zunächst im Wirtschaftstrakt
    im Schlosshof Leonstain zu finden ist. Dieses                 des Schlosses Leonstain die Hausmeister­
    Denkmal zeigt uns den damals vierundvier-                     wohnung. Es waren nur zwei kleine Zimmer.
    zigjährigen Brahms noch mit glattem Gesicht.                  >Mein Flügelwürde die Treppe nicht heraufge­
    Seinen Vollbart ließ er sich nämlich erst im                  hen, auch wohl die Wand sprengen. Zum
    Sommer 1878 in Pörtschach wachsen, und                        Glück hat Dr. Kupelwieser aus Wien hier eine
    zwar wie Freunde behaupteten, vor allem, um                   Villa und einen Stutzflügel. Den haben wir so­
    darunter keinen Kragen tragen zu müssen.                      fort ins Zimmer gestellt, und mein Flügel
    Denn Brahms schätzte sein Behagen und seine                   kommt nun in die Villa.<
    Unabhängigkeit oft höher ein als den Ruhm.

6                   Johannes Brahms                                                Johannes Brahms                      7
Ja, der Wörthersee ist ein jungfräulicher Boden, da fliegen die Melodien, dass man sich hüten muss, keine zu treten - KULT(O)UR
In diesen beiden Zimmern komponierte                Leonstain bewohnte. Brahms kannte ihn und
    Brahms in seinem ersten Pörtschacher Sommer         seine höchst agile, in der Musik wie in der
    die hellste und heiterste seiner vier Symphonien:   Malerei bewanderte Frau Fanny von ­Pausinger
    Die >Zweite< in D-Dur, die man gerne als            schon von München her. Man überschüttete
    Brahms‘ >Pastorale< bezeichnet. Denn sie            Brahms mit Gastfreundschaft und fühlte sich
    wirkt so innig naturverbunden, dass sein            zudem bemüßigt, ihn jedem durchreisenden
    Freund, der berühmte Chirurg Theodor Billroth,      Gast des Hauses vorzustellen.
    nach dem ersten Anhören in die begeisterten
    Worte ausbrach: >Das ist ja lauter blauer           All dies wäre vermutlich noch angegangen.
    Himmel, Quellenrieseln, Sonnenschein und            Aber dass die junge, allzu betriebsame Frau
    kühler, grüner Schatten. Am Wörther See             Baronin all seine Lieblingsplätze in Aquarellen
    muss es doch schön sein.<                           festhielt und ihn immer wieder als Partner
                                                        zum Vierhändigspielen heranzog, begann ihn,
                                                        der nichts höher schätzte als seine Unabhän-
                                                        gigkeit, allmählich zu verdrießen. Und zwar so
                                                        sehr, dass er in seinem zweiten Pörtschacher
                                                        Sommer sein billiges Quartier aufgab und in
                                                        das schräg gegenüber liegende >Krainer­-
                                                        Häuschen< übersiedelte, das wir heute noch
                                                        als >Haus Rapatz< am Westausgang von
                                                        Pörtschach finden. Hier bewohnte er 1878
                                                        ­einen Teil und im folgenden Sommer alle
                                                         ­Räume des ersten Stockes. Er hatte dafür
                                                          ­freilich das Achtfache zu bezahlen als für
                                                           ­seine erste Wohnung. Aber er war jetzt frei.

                                                        Max Kalbeck schrieb in seiner 1909 erschiene-
               Brahms Salon in „Schloss Leonstain“
                                                        nen Brahms-Biografie: >mehr als die Kreuz­
    Die Landschaft lud zu ausgedehnten Spazier-         ottern in dem berüchtigten Schlangennest
    gängen, der See zum Baden ein. Auch ge-             der Ruine Leonstain fürchtete er die mit
    brach es ihm nie an Zerstreuung und Gesell-         ­Palette und Malstuhl im Gebüsch lauernde
    schaft. Denn zum einen unterhielt er sich           Baronin, und lieber als ein Rendezvous mit
    unterwegs gerne mit Bauern, Fischern und            dem auf Rehe pirschenden Freiherrn war ihm
    Fuhrleuten, zum anderen war er ja oft bei           eine Begegnung mit dem Geiste des Moos­
    jenen befreundeten Familien, die hier ihre          burger Karlmann oder ein Stelldichein mit
    Sommer­frische verbrachten, zu Gast. In die-        der singenden und tanzenden Wasserfee des
    sen Häusern – aber auch im Schloss selbst –         wild einsamen Worstniggsees (Forstsee),
    wurde viel musiziert. Für Brahms bald zuviel,       die er so schön in seinem h-Moll-Capriccio,
    wie er am eigenen Leib erfahren sollte.             op. 76 Nr. 2, abkonterfeite.<

    Häufig war er beim Freiherrn von Pausinger          Es versteht sich, dass er seine Beziehung zum
    eingeladen, der mit seiner Familie schon seit       Schloss nicht ganz abbrach. Getreu seinem
    Jahren in den Sommerferien das Schloss              Grundsatz: >Frei, aber einsam< oder richtiger:

8                Johannes Brahms                                        Johannes Brahms                    9
Ja, der Wörthersee ist ein jungfräulicher Boden, da fliegen die Melodien, dass man sich hüten muss, keine zu treten - KULT(O)UR
>Einsam, aber freiverliebter< Verfassung ­befunden
                                                           haben.
     Er war ein Frühaufsteher, der zumeist schon
     ein Stück im See geschwommen war, ehe er                                                Gegen jüngere Kom-
     zwischen vier und fünf Uhr morgens sein                                                 ponisten konnte sich
     selbst zubereitetes Frühstück einnahm.                                                  Brahms, mitunter recht
     Danach unternahm er gewöhnlich einen                                                    barsch und abweisend
     Spaziergang von etwa einer Stunde, mit Vor-                                             verhalten, stieß er aber
     liebe im Klosterwald. Um sieben Uhr aber saß                                            auf eine echte Bega-
     er bereits über seinerArbeit. Sie ging ihm in                                           bung, schlug seine Ein-
     jener Zeit besonders gut von der Hand, wobei                                            stellung ins Gegenteil
     er seine melodischen Erfindungen nicht nur                                              um. Denn dann wurde
     auf dem Klavier zu spielen, sondern auch ver-                                           er    zum      lebhaften
     gnügt vor sich hin zu pfeifen pflegte.                                                 ­Förderer. Man denke
                                                                                             nur an Antonin Dvořak,
     Mittags speiste er gerne im Gasthaus >Zum                                               dessen Talent er schon
     weißen RößlGrazer TagespostPro-     gesellschaft zu Pörtschach unter Mitwirkung
       grammmusikRegenlied< -Sonate für Geige und Klavier.         ihre Sache so ausgezeichnet, dass damit ihre
        Und wenn er einmal an Auguste Brandt               Karriere für die Zukunft entschieden war.
        schrieb: >Ich bin verliebt in die Musik, ich       Denn sie war durch lange Zeit die einzige
        ­liebe die Musik, ich denke nichts als sie, und    Solistin, die Brahms‘ schwierige Violinkonzert
         nur an anderes, wenn es die Musik mir             meisterhaft beherrschte. Als sie damit am
         ­schöner macht
Ja, der Wörthersee ist ein jungfräulicher Boden, da fliegen die Melodien, dass man sich hüten muss, keine zu treten - KULT(O)UR
meinte Brahms: >Ist die kleine Soldat nicht      Aber er hatte auch andere Freundinnen, wie
     ein ganzer Kerl? Nimmt sie es nicht mit zehn     etwa Elisabeth Herzogenburg, Agathe von
     Männern auf? Wer will es besser machen?<         Siebold, Florence May, die Schwestern
                                                      Wittgenstein, oder Hermine Spieß. Mit seiner
     Wer am Westausgang von Pörtschach vor            Wirtschafterin Colestine Truxa und ihren bei-
     dem bunt bemalten >Haus Rapatz< stehen           den Söhnen lebte er während seiner letzten
     bleibt, der sollte sich vergegenwärtigen, dass   zehn Jahre gemeinsam in einer Wohnung in
     dieses Werk hier, im ersten Stock, niederge-     Wien.
     schrieben und zuvor auf weiten >schöpferi-
     schen Spaziergängen< in den umliegenden          Brahms‘ Originalität bestand paradoxerweise
     Wäldern und an den Ufern des Sees konzi-         darin, dass er nie versuchte, um jeden Preis
     piert wurde.                                     originell zu sein. Er war ein eher ­konservativer
                                                      als revolutionerer Einzelgänger, der weder
     Dass Brahms Junggeselle blieb, hat tiefere       einer Gruppe oder Schule angehören, noch
     Gründe. So schrieb er einmal seinem Freund,      deren Haupt sein wollte.
     dem Schweizer Schriftsteller Joseph Viktor
     Widmann: >In der Zeit, in der ich am liebsten    Er war zäh und fleißig, ließ sich jedoch nur
     geheiratet hätte, wurden meine Sachen in         äußerst ungern drängen; liebte die Einsamkeit
     den Konzertsälen aus­gepfiffen oder wenigs­      wie die Geselligkeit; war fähig zur Freund-
     tens mit eisiger Kälte aufgenommen. Das          schaft,     bewahrte     aber    stets    einen
     konnte ich nun sehr gut ertragen, denn ich       gewissen Respektabstand; reiste gerne und
     wusste, genau, was sie wert waren und wie        wurde auch gerne sesshaft, wobei er es
     sich das Blatt schon noch wenden würde.          freilich nie länger als drei Sommer an einem
     ...Aber wenn ich in ­solchen Momenten vor die    Ort aushielt. Hatte er aber einen Flecken
     Frau hätte hintreten, ihre fragenden Augen       Erde einmal liebgewonnen, so bewahrte er
     ängstlich auf die meinen gerichtet sehen und     ihm sein Leben lang ein treues Gedenken. So
     ihr hätte sagen müssen, „es war wieder           schrieb er 1890 aus Ischl an Max Kalbeck, der
     nichts“ das hätte ich nicht ertragen.<           damals seinen Urlaub in Maria Wörth
                                                      verbrachte: >Gefreut aber hat mich und
                           Dabei hatte er durch-      meine Gedanken angenehm beschäftigt Ihre
                           wegs gute Beziehun-        Adresse. Schöne Sommertage kommen
                           gen zu Mädchen und         mir in den Sinn und unwillkürlich manches,
                           Frauen, namentlich zu      mit dem ich dort spazieren ging, so die
                           Clara Schumann, der        D-Dur-Symphonie,         Violinkonzert      und
                           er bis zu ihrem Tod am     Sonate G-Dur, Rhapsodien und derlei. Und
                           20. Mai 1896 in einer      >lebt< denn der alte Hausschild noch? >Näm­
                           Freundschaft verbun-       lich der alte, höchst lustige und frivole Pfaffe
                           den blieb, für die sein    dort? Sein Lachen hörte man über den See
                           Briefwechsel mit ihr       (buchstäblich) und seine sehr schlimmen
                           das schönste Zeugnis       Witze bis Wien.<
                           ablegt.
         Clara Schumann

12                Johannes Brahms                                     Johannes Brahms                     13
Ja, der Wörthersee ist ein jungfräulicher Boden, da fliegen die Melodien, dass man sich hüten muss, keine zu treten - KULT(O)UR
Gustav Mahler
     Der Tod Clara Schumanns (am 20. Mai 1896)                                 *7. Juli 1860 in Kalischt
                                                                                  †18. Mai 1911 in Wien
     hatte Brahms schwer getroffen. Als er von
     ihrem Begräbnis nach Ischl heimkam,                                     Hat Kärnten keinen
     erkrankte er, und war einige Monate danach                              Komponisten vom For-
     selbst vom Tod gezeichnet. Er versuchte noch,                           mat eines Mozart, ei-
     in Karlsbad Heilung zu finden, kehrte aber                              nes Haydn, Liszt oder
     bald nach Wien zurück.                                                  Bruckner     hervorge-
                                                                             bracht, so hat es doch
     Er starb am 3. April 1897, etwa einen Monat                             eine starke Anzie-
     vor jenem Tag, an dem an der Wiener                                     hungskraft auf aus-
     Hofoper die große Zeit Gustav Mahlers                                   übende und schöpferi-
     begann, der einmal von Brahms behauptet             Gustav Mahler, 1907 sche Musiker. Liegt
     hatte: >Er ist ein knorriger und stämmiger      dies an der Landschaft, am südlichen Klima
     Baum, aber reife, süße Früchte …<               oder an der offenbar produktiven Mischung
                                                     von keltischen, romanischen, germanischen
                                                     und slawischen Elementen?

                                                     Gustav Mahler bewohnte in den Sommermo-
                                                     naten von der Jahrhundertwende bis 1907
                                                     in Maiernigg die >Villa SiegelKompo-
                                                     nierhäuslDer TambourgesellFünf
                                                     Lieder nach RückertDes Knaben
                                                     Wunderhorn< und aus den >Kindertoten­
                Brahms Büste „Schloss Leonstain“     liedern
Ja, der Wörthersee ist ein jungfräulicher Boden, da fliegen die Melodien, dass man sich hüten muss, keine zu treten - KULT(O)UR
so wenig zueinander wie Feuer und Wasser.
                                                        Er war der Starrsinn, sie die Sanftmut selbstIch
                                                        habeseit meinem vierten
                                                        Lebensjahr immer Musik gemacht und kom­
                                                        poniert, bevor ich noch Tonleitern spielen
                                                        konnte.< Und als er eines Tages auf dem
                                                        Dachboden im Haus seiner Großeltern ein al-
                Gustav Mahlers „Komponierhäusl“         tes, verstaubtes Klavier entdeckte und darauf
     karg und zweckmäßig eingerichteten Raum,           selbstvergessen spielte, bis man ihn entdeckte,
     in dem es außer einem Flügel, dem ­Arbeitstisch    beschloss sein Vater, für ihn ein Klavier zu
     und Stuhl nur noch einen Spirituskocher gab,       kaufen und ihn unterrichten zu lassen.
     auf dem Gustav Mahler seinen Kaffee wärmte,
     und ein Bücherregal, das Gesamtausgaben            Bald schickte ihn sein ehrgeiziger Vater, der
     von Goethe und Kant sowie Noten von ­Johann        wohl auch instinktiv die hohe Begabung des
     Sebastian Bach enthielt.                           Sohnes erkannte, ans Gymnasium nach Prag,
                                                        wo er sich neben dem humanistischen Studi-
     >Diesmal ist es auch der Wald mit seinen           um musikalisch fortbilden sollte. Doch dieser
     Wundern und seinem Grauen, der mich be­            erste Vorstoß in die Stadt misslang. So kehrte
     stimmt und in meine Tonwelt hineinwebt. Ich        Gustav schon 1872 wieder nach Iglau ins
     sehe immer mehr: man komponiert nicht,             ­Elternhaus zurück.
     man wird komponiert!< So berichtet er am
     25. Juni 1900, also ein paar Tage nachdem er       1875 kam er an das bekannte Wiener Konser-
     sein neues Komponierhäusl bezogen hatte.           vatorium. Julius Epstein wurde sein Klavier-
                                                        lehrer. Anton Bruckner und Robert Fuchs
     Wie kam dieser große Komponist und                 ­unterrichteten ihn in der Harmonielehre, Franz
     besessene Dirigent, der so viele Orchester in       Krenn in der Komposition und im Kontra-
     Europa und Amerika in seinen energischen            punkt.
     und zugleich höchst sensitiven Händen zu
     ungeahnten Leistungen steigern konnte, nach        Es folgten zwei Jahre der Suche und intensi-
     Kärnten?                                           ver Studien an der Wiener Universität, bis im
                                                        Herbst 1881 für ihn, der im Grunde nur kompo-
     Wir wissen, dass er am 7. Juli 1860 in Kalischt,   nieren wollte, jene Karriere als Opernkapell-
     einem kleinen Dorf in Böhmen, als zweites          meister began, die einmalig in der Theaterge-
     von zwölf Kindern geboren wurde. Sein Vater,       schichte bleibt, da er jedem Haus für die Zeit,
     Bernhard Mahler, war ein ungewöhnlich              die er dort wirkte, einen nie zuvor erlebten
     ­ehrgeiziger, triebhafter, zu Gewalttätigkeiten    Glanz verlieh.
      neigender Charakter; die Mutter Marie hinge-
      gen zart gebaut, von weichem Gemüt und            Es begann mit Laibach (1881-1882), und es
      ­zudem von Geburt an herzkrank. >Sie passten      folgten Olmütz (1883), das Carltheater in Wien

16                  Gustav Mahler                                        Gustav Mahler                    17
Ja, der Wörthersee ist ein jungfräulicher Boden, da fliegen die Melodien, dass man sich hüten muss, keine zu treten - KULT(O)UR
(Sommer 1883), Kassel und Prag (1883-1885),        Da er während der Saison an der Oper
     Leipzig (1886-1888) und die Oper in Budapest       weder die Zeit, noch die nötige Ruhe fand,
     (1888 – 1891). Danach ging es ans hervorra-        Eigenes zu schaffen, blieben ihm dafür nur die
     gende Stadttheater in Hamburg (1891 – 1897).       Theaterferien in den Sommermonaten. Seit
     Die höchste Befriedigung brachte ihm freilich      dem Jahr 1893 pflegte er nicht mehr im jewei-
     erst seine Berufung an die Hofoper in Wien,        ligen Sommerquartier zu arbeiten, sondern in
     wo er am 11. Mai 1897 als >seine< Premiere         einer etwas abseits gelegenen Hütte, in die er
     ­einen >Lohengrin< dirigierte, der das             sich nach einem strengen Stundenplan
      ­anspruchsvolle Wiener Publikum begeisterte,      ­zurückzog, und in der ihn niemand stören
       und am 8. Oktober des gleichen Jahres vom         durfte.
       Kaiser Franz Joseph zum >artistischen
       ­Direktor< ernannt wurde.                        So kam es zu seinen bekannten >Komponier-
                                                        häuslnEr brachte mir                           seine      glücklichsten
                              die höchsten Begriffe                             Jahre. Hier komponierte
         Anna von Mildenburg
                             von künstlerischer Prä­                            er jene drei großen
     zision und musikalischer Genauigkeit bei,                                  ­Instrumentalwerke: Die
     und ich lernte von ihm, meine Anforderungen                                 von Daseinsfreude und
     an mich selbst aufs höchste anzuspannen.<                                   stampfender Lust am
                                                                „Villa Siegel“   sinnlichen Geschehen
     Es versteht sich, dass ihm solche Einstellung      erfüllte Fünfte; die ungemein düstere ­Sechste;
     nicht nur begeisterte Anhänger einbrachte.         und die sieghafte, an ihrem Ende von Jubel­
     Denn so kompromisslos er gegen sich selbst         fanfaren getragene Siebente.
     war, pflegte er auch andere nicht zu schonen,
     ließ nur das Allerbeste gelten und kämpfte         Hier schuf er zum Teil die große Achte, sein
     um der möglichst musikalischen, möglichts          >Summum opusgigantische< Uraufführung am 12.
     willen zäh, mit Leidenschaft und ohne Rück-        September 1910 in München, unter seiner ei-
     sicht um jedes Bild, jeden Takt, jede Note.        genen Leitung, ohne Zweifel zum Gipfel im
     Seine Proben waren von den Mitwirkenden            reichen Musikerleben Mahlers wurde; schuf
     geliebt und gefürchtet. Doch was dabei             unter anderem auch seine >Kindertoten­
     herauskam waren Aufführungen von nie               liederPreis< er
     zuvor erlebtem Glanz und differenziertem           schon bald danach für dieses Werk zu zahlen
     Reichtum.                                          hatte. Hier verlebte er unbeschwerte Tage mit

18                 Gustav Mahler                                         Gustav Mahler                     19
seiner Frau Alma, die er am 9. März 1902           begreiflich. Wer Alma Mahlers Buch >Gustav
     ­geheiratet hatte, und seinen beiden kleinen       Mahler – Erinnerungen und Briefe< liest, spürt
      Töchtern Maria Anna und Anna Justina. Hier        den ganzen Menschen und Künstler unmittel-
      schwamm er in seiner Mittagspause gerne           bar, spürt aber auch, dass diese Aufzeichnun-
      weit in den See hinaus, und von hier aus          gen nicht immer glaubwürdig sind. Denn die
      ­unternahm er Ausflüge in die nähere und          vielen zärtlich besorgten Briefe, die Gustav
       ­weitere Umgebung, zu Fuß, auf dem Rad, mit      Mahler seiner Frau von seinen Tourneen
        dem Boot oder mit der Kutsche, wobei er         schrieb, widerlegen nur zu oft ihre Behaup-
        auch immer wieder nach Klagenfurt kam und       tung, er sei äußerst egozentrisch gewesen.
        sich umsah und umhorchte.
                                                        An vielen Stellen wird in diesem Buch von
     So besuchte er einmal – aus ernsthaftem,           Maiernigg erzählt. So etwa von jenen vierzehn
     musikalischem Interesse – ein Volksfest auf        Tagen einer lähmenden Unproduktivität, die
     dem >Kreuzberglein recht arger Hexensabbath           angekommen waren. Zwei schwere Wochen,
     los war, da sich mit unzähligen Werkeln von        ehe endlich wieder die intensive Schaffens-
     Ringelspielen und Schaukeln, Schießbuden           freude über ihn kam. Wir lesen, wie die beiden
     und Kasperltheatern auch Militärmusik und          übermütig über Zäune kletterten und durch
     ein Männergesangsverein dort etabliert             Hecken krochen; von seiner Gewohnheit, bei
     hatten, die alle auf derselben Waldwiese           jedem Wetter, selbst bei heftigstem Regen,
     ohne Rücksicht aufeinander ein unglaubli­          einen weiten Spaziergang zu unternehmen,
     ches Musizieren vollführten… Hört ihr’s? Das       wobei er unterwegs manchmal stehen blieb,
     ist Polyphonie und da hab ich sie her! ... Denn    ein kleines Notenskizzenbuch hervorholte
     es ist gleichviel, ob es in solchem Lärme oder     und >schrieb und sann und schrieb,
     im tausendfältigen Vogelsang, im Heulen des        manchmal taktierte er in der Luft und schrieb
     Sturmes, im Plätschern der Wellen oder im          weiter. Dies dauerte oft eine Stunde und mehr.
     Knistern des Feuers ertönt. Gerade so, von         Alma schrieb: Ich setzte mich unterdessen in
     ganz verschiedenen Seiten her, müssen die          einiger Entfernung auf die Wiese auf einem
     Themen kommen und so völlig unterschie­            Baumstrunk und wagte nicht, ihn anzusehen.
     den sein in Rhythmik und Melodik.<                 Dann lächelte er manchmal herüber, wenn er
                                                        sich über einen Einfall freute … Dann gingen
     Aber Gustav Mahler war nicht nur ein Mann,
     der ein Werk nach dem anderen >gebarGeburtshelferWiener Schule<
     vereinten, ist nicht hoch genug einzuschätzen.

     Dass ein Künstler, der so gedrängt, so intensiv
     lebte und so vielen Menschen vieles zu geben
     hatte, seine Frau zeitweise vernachlässigte, ist           Gustav Mahler mit einem kleinen Mädchen

20                  Gustav Mahler                                          Gustav Mahler                  21
Alban Berg
     wir weiter oder kehrten um, denn oft drängte                               *9. Februar 1885 in Wien
     es ihn schnell nach Hause und in sein Arbeits­                           †24. Dezember 1935 in Wien
     zimmer zu kommen.<                                                     Alban Berg wird heute
                                                                            von den einen bereits
     Wir finden viel Ernstes und Heiteres in diesem                         zu den >Klassikernunverständlichen
     Anna in Maiernigg an einer >Scharlach-Dipht-                           Radikalen< gezählt. Ein
     herie< gestorben ist. (Tags darauf wurde das                           Mann, dessen Leben
     Kind im Friedhof Keutschach begraben, ­später                          geprägt war von sensi-
     nach Wien überführt). Im selben Jahr löste            Alban Berg, 1923 tiver Behutsamkeit auf
     Mahler seinen Vertrag mit der Wiener ­Hofoper,   der einen und von einem zähen, kompromiss-
     und am Ende dieses Jahres reiste er nach         losen Kampf um die Reinheit der Musik auf
     Amerika. Nach Maiernigg und in sein >Kom-        der anderen Seite.
     ponierhäuslAuf der Suche nach der verlorenen Zeit< - so    schöpferischen Menschen auszeichnet – hat
     ist einem zumute, wenn man in dieser urtüm-      sein Lehrer und Freund Arnold Schönberg
     lichen, Wildnis und Stille vor der verlassenen   zwei Jahre vor seinem Tod in Los Angeles
     Hütte steht, in der Werke entstanden sind, die   mit folgenden Worten beschrieben: >Als
     heute in aller Welt aufgeführt werden. Werke     ­Alban Berg im Jahre 1904 zu mir kam, war­­
     eines Mannes und genialen Künstlers, der am       er ein hochaufgeschossener und äußerst
     18. Mai 1911 in Wien gestorben ist und über      schüchterner Junge. Aber als ich seine
     den sein Schüler und Freund, der große Diri-     Kompositionen durchsah, die er mir vorlegte
     gent Bruno Walter in seinem Buch >Themen         – Lieder in einem zwischen Hugo Wolf und
     und Variationen< schrieb:                        Brahms schwankenden Stil –, erkannte ich
                                                      sofort, dass er eine echte Begabung hatte.<
     >Da war ein Mann, der kannte keinen trivialen
     Augenblick, der dachte keinen Gedanken und       Alban Berg, am 9. Februar 1885 in Wien gebo-
     sprach kein Wort, das Verrat an seiner Seele     ren, fühlte sich zeitlebens eng jener spezifisch
     bedeutet hätte, und ich möchte hinzufügen,       österreichischen Atmosphäre verbunden. Er
     dass ich in den siebzehn Jahren der Freund-      schätzte dieses Land, seine alte Tradition,
     schaft mit Mahler ihn nie anders als auf der     ­seine Einwohner, ihre Höflichkeit und ihre
     Höhe seines hohen Wesen gefunden habe.<           ­sensitiv-skeptische Grundstimmung.

                                                      So zieht durch sein Leben der ständige
                                                      Konflikt zwischen Stadt und Land. Als
                                                      schöpferischer Künstler brauchte er einerseits
                                                      die anregende geistige Atmosphäre der
                                                      Großstädte mit ihren zahllosen Möglichkeiten
                                                      zum Besuch von Ausstellungen, Museen,

22                 Gustav Mahler                                         Alban Berg                        23
Konzerten und Vorträgen. Er brauchte vor           Alban Berg war keines von jenen musikali-
     allem aber die gegenseitig befruchtenden           schen Wunderkindern. Vielmehr schwankte er
     Gespräche mit Kollegen und Freunden, wie           lange, ein >Tastender! Nichts findender
     etwa den Komponisten Arnold Schönberg,             ­Sucher!< - wie er von sich selbst behauptete,
     Anton von Webern, Alexander Zemlinsky, den          als er im Jahre 1903 bei der Matura versagte;
     Dirigenten Hermann Scherchen und Erich              und zwar paradoxerweise im deutschen
     Kleiber, dem Architekten Adolf Loos, den            ­Aufsatz. Denn gerade er, der ungemein viel
     Schriftstellern Karl Kraus, Franz Werfel und       las, sollte später zu einem glänzenden ­Stilisten
     Gerhart Hauptmann. Mit dem Dichter Peter             werden. Als er ein Jahr später die Matura
     Altenberg verband Alban Berg ein inniges             ­bestanden hatte, zog er sich für eine Weile
     Verhältnis zur Natur, eine tiefe seelische            nach Kärnten auf den >Berghof< zurück.
     ­Verwandtschaft, die ihn anregte, einige von
      dessen Texten zu Liedern zu vertonen.             Im Herbst des gleichen Jahres trat er, zu-
                                                        nächst unbesoldet, als Rechnungspraktikant
     Bedurfte es also auf der einen Seite eines         in den Dienst der Niederösterreichischen
     gleichsam dichteren Lebens einer Großstadt,        Stadthalterei, um sich, auf Wunsch seiner
     so flüchtete er doch andererseits immer            Mutter, auf eine gesicherte k. k. Beamten-
     ­wieder aufs Land. Hier konnte er sich in Stille   laufbahn vorzubereiten. Ein Beruf, zu dem er
      und ohne Ablenkung ganz seiner schöpferi-         gewiss nicht geboren war, zu dem ihn
      schen Tätigkeit, dem Komponieren widmen,          vielmehr die bedrängte wirtschaftliche Lage
      und in den Schaffenspausen mit seiner Frau        der Familie – nach des Vaters frühem Tod im
      oder alleine weite Spaziergänge unternehmen.      März 1900 – zwang. Im gleichen Jahr fand
                                                        auch jene für seine Entwicklung so entschei-
     >Aufs Land< aber bedeutete für Alban Berg          dende Wende statt, indem er – übrigens auf
     entweder auf das Gut seiner Schwiegereltern        Initiative seines Bruders Charley – Arnold
     in Trahütten am Fuß der Koralpe bei                Schönberg kennenlernte. Er wurde für ihn je-
     Deutsch-Landsberg in der Steiermark oder –         nes große ­Urbild des Meisters, Lehrers und
     noch lieber und häufiger – nach Kärnten            Freundes, dessen die meisten Künstler in ihrer
     zu fahren. Denn gerade diesem südlichsten          Jugend bedürfen, um ihren eigenen Weg zu
     ­Bundesland fühlte er sich seit jeher am innigs-   finden.
      ten verbunden.
                                                        Schönberg unterrichtete ihn zunächst kosten-
     Schon als Kind verbrachte er mit seinen            los. Bis eine Erbschaft Alban Berg von dieser
     Eltern und seinen drei Geschwistern die Feri-      Belastung befreite. In all der Zeit begann sich
     en im >Berghof
Unterdessen hatte Berg       Die Uraufführung fand am 14. Dezember 1925
                          Helene Nahowski, seine       an der Berliner Staatsoper unter deren
                          spätere Frau, kennenge-      Generalmusikdirektor Erich Kleiber statt, der
                          lernt. Bezeichnenderweise    sich zur Annahme dieser Oper entschlossen
                          fand ihre erste Begeg-       hatte, >und wenn es mich meine Stellung
                          nung auf der Galerie der     kostet!<
                          Oper in Wien statt, wo
                          beide sozusagen zum          Heute aber zählt dieses Werk zu den wenigen
                          Stammpublikum gehörten.      nach 1918 uraufgeführten Opern, die zum
         Helene Berg                                   ­sicheren Bestand des internationalen Opern-
                                                        spielplans in allen Kontinenten geworden
     Es versteht sich, dass der gutbürgerliche          sind.
     und wohlhabende Vater dieses Mädchens
     zunächst gegen eine Ehe >mit einer so             Als aber der >Wozzeck< zu einem so uner-
     fragwürdigen Existenz… nicht einmal eine          warteten großen Erfolg wurde – und zwar
     fixe Anstellung< mit aller Energie stemmte.
     Es versteht sich aber auch, dass Alban Berg,
     der so viele Kräfte in sich fühlte, den Hinweis
     seines künftigen Schwiegervaters, der Bräuti-
     gam von Helenes Schwester besitze eine
     ­Fabrik, mit den bitteren Worten zurückwies:
     >Ich habe meine mit den neuesten Errungen­
     schaften und der größten Leistungsfähigkeit
     versehene Fabrik in meinem Kopf.< Eine ähn-
     lich stolze Reaktion ist uns von Beethoven er-
                                                                       Waldhaus in Auen
     halten, der die Unterschrift seines anmaßen-
     den Bruders: >Nikolaus Johann, Gutsbesitzer<      auch in finanzieller Hinsicht -, sah sich Alban
     mit den Worten: >Ludwig van Beethoven,            Berg mit einem Mal in der Lage, seinen alten
     Hirnbesitzer< parierte.                           Traum zu erfüllen und ein eigenes Haus in
                                                       Kärnten zu erwerben.
     Die Ehe kam dennoch zustande; freilich
     unter der vom Schwiegervater gestellten           Es war das >WaldhausWozzeck< in drei Akten nach
     dem Drama >Woyzeck< von Georg Büchner.

26                     Alban Berg                                         Alban Berg                     27
Alban Bergs Tageslauf begann, auch wenn es                                  Unter solch bedrücken-
     am Abend zuvor spät geworden war, pünkt-                                    den Umständen schöp-
     lich um halb acht mit dem Frühstück im Bett,                                ferisch zu arbeiten, fiel
     einer für ihn >sakralen HandlungLuluWaldhaus< vom Februar bis zum            gleichsam erprobte. Hier ließ es sich gut ­leben
     August 1935 das >Dem Andenken eines                 und gut arbeiten; in dieser Landschaft, die
     ­Engels< gewidmete Violinkonzert, zu dem            ihm von Kind an vertraut war und die auf mu-
     der ihn zutiefst ergreifende Tod der achtzehn-      sikalische Gemüter offenbar eine befruchten-
     jährigen Manon Gropius innerer Antrieb war.         de Wirkung ausübt.

                                                         Wie schrieb doch schon Johannes Brahms ein
                                                         halbes Jahrhundert zuvor: >Erzählen will ich,
                                                         dass ich hier in Pörtschach am See ausstieg
                                                         mit der Absicht, den nächsten Tag nach Wien
                                                         zu fahren. Doch der erste Tag war so schön,
                                                         dass ich den zweiten durchaus bleiben muss­
                                                         te, der zweite aber so schön, dass ich fürs
                                                         erste weiter bleibe…<

            Helene Berg im Kabriolett vor dem Waldhaus   Bemerkenswert ist es auch zu erfahren, dass
      Alban Berg arbeitete an diesen beiden              Alban Berg in Kärnten portraitiert wurde; und
      letzten Werken mit einer geradezu ­besessenen      zwar von Emanuel Fohn und, zweimal, von
      Schaffenskraft, die sich in einem ­seltsamen       dem großen alten Maler, Lehrer und expressi-
      Widerspruch zur rapiden Abnahme seiner             onistischen Lyriker Arnold J. Clementschitsch.
      körperlichen Vitalität verhielt. Auch ­erfüllte
      ihn die politische Entwicklung in Deutschland      Für die junge Generation von Komponisten
      mit wachsender Sorge. Den ­unter einem ­Hitler     und Musikhistorikern aber hat Helene Berg
      war für eine Musik, wie er sie aus innerstem       1955 die >Alban-Berg-Stiftung< gegründet,
     Antrieb komponieren ­musste, kein Platz.            zu der 1969 in Brüssel noch ein >Alban-Berg-
     ­Zudem war Arnold Schönberg im Oktober              Seminar< hinzukam. Beide Institutionen
      1933 in die Vereinigten Staaten ausgewan-          ­sollen, lediglich aus Tantiemen finanziert, der
      dert. Er sollte weder Alban Berg noch Anton         Pflege seines Werkes und seines Nachlasses
      von Webern wiedersehen.                             dienen.

28                     Alban Berg                                           Alban Berg                       29
WÖRTHERSEE ARCHITEKTUR
     Schließen wir mit der letzten Begegnung, wie       Das spezielle Flair der Wörthersee-Architek-
     sie Herbert Strutz, der Kärntner Schriftsteller,   tur hat mittlerweile überregionale Bekannt-
     mit Alban Berg in seinem Buch >Kärnten auf         heit erlangt. Diese besondere Kulturland-
     vielen Wegen< beschrieben hat: >Damals traf        schaft bietet das einzigartige Erleben von
     ich Alban Berg, bei dem ich etliche Jahre zu­      Architektur in Verbindung mit Wasser und
     vor Komposition studiert hatte, zufällig in der    Natur. Dieser Beitrag sollte Ihnen einen
     Nähe des Waldhauses. Völlig überrascht             Gesamtüberblick der Bauten mit hoher
     standen wir einander plötzlich gegenüber, da       architektonischer Qualität bieten und das
     Berg nichts von meinem und ich nichts von          Entdecken ermöglichen.
     seinem Kärnten Aufenthalt wusste. Während
     er an der Straße in seinen >Ford< einstieg,        HISTORISCHE WÖRTHERSEE ARCHITEKTUR
     forderte er mich noch auf, ihn gelegentlich        Mit der Eröffnung der k.u.k Südbahn 1864
     im Waldhaus zu besuchen. Aber es kam nicht         kamen zahlreiche Wiener nach Kärnten und
     mehr dazu. Denn Bergs als Requiem gestal­          ließen sich Pracht-Villen am See errichten.
     tetes Violinkonzert, dem er neben der Erin­        Diese Wörthersee-Architektur strahlt einen
     nerung an eine Kärntner Volksweise (A Vö­          besonderen Reiz durch die harmonische
     gale am Zwetschgnbam) den Bachschen                Integration der Architektur in die Umgebung
     Choral auf den Text >Es ist genug! Herr, wenn      aus. Die Villen, zumeist zum Zweck der
     es dir gefällt, so spanne mich doch aus<           Sommerfrische errichtet, als so nicht ganzjährig
     ­eingeflochten hatte, wurde auch zu seinem         bewohnt, wurden mit Bezug zum See und zur
      ­eigenen Requiem. Er starb – zufolge jenes        Natur konzipiert (gestaltete Parkanlagen um
       vertrackten Insektenstiches – wenige Monate      die Villen, Boots- und Badehäuser am ­Wasser).
       nach Vollendung des Violinkonzertes in den       Loggien und Terrassen ermöglichen Blickachsen
       ersten Stunden des 24. Dezember 1935 in          zum See und gliedern in Kombination mit
       Wien, wo er am Hietzinger Friedhof beige­        ­Erkern, Giebeln die Fassaden - oft mit roman-
       setzt wurde. Sein Grab schmückt ein schlich­      tischer Verspieltheit. Als wichtigster lokaler
       tes schweres Kreuz vom Holz einer Lärche          Vertreter gilt Architekt Franz Baumgartner,
       aus dem an das Waldhaus angrenzenden              der auch das Künstlerhaus in Klagenfurt
       Wald. Es ist eine letzte Gabe der von ihm         ­gestaltet hat.
       überaus geliebten Landschaft Kärntens.<                                (Vorwort: Achitekt Heimo Kramer)

                  Totenmaske von Alban Berg                   Parkvilla Wörth - Pörtschach - Foto: H. Kramer

30                   Alban Berg                                  WÖRTHERSEE ARCHITEKTUR                          31
Villa Schnür, 1927              Kino Pörtschach, 1930           Villa Seeblick, 1888             Villa Almrausch, 1913
     & Bootshaus                                                     Villa Seewarte, 1893             Villa Edelweiss, 1910
     Pörtschach, Haupstr. 261        Pörtschach, Monte-Carlo-Platz   Pörtschach, Haupstr. 241 & 243   Pörtschach, Haupstr. 110 & 106
     Architekt Bmst. H. Kovatsch     Architekt Franz Baumgartner     Architekt Josef Victor Fuchs     Architekt Franz Baumgartner
     Bauherr: Hans Schnürr           Bauherr: Fam. Werzer            Bauherr: Franziska Lemisch       Bauherr: Fam. Werzer
                                     Umbau 2013 P.D. Merckle
     Schönes Ensemble im                                             Die Villen wurden für die        Wie die benachbarte Villa
     Villenstil Baumgartners.        Das Kino war in seiner          Mutter von Landeshaupt-          Almrausch, zeigt die Villa
     Das denkmalgeschützte           ursprünglichen Form             mann Lemisch erbaut.             Edelweiss starke regiona-
     Bootshaus ist über einen        zentraler und lebendiger        Die Fassadengestaltungen         le Anklänge des Heimat-
     Holzsteg mit dem See-           Ort der Begegnung und           zeigen das qualitätsvolle        stils wie etwa Schopf-
     grundstück verbunden.           Kultur. Es wurde im Laufe       Repertoire des romanti-          dach, Bruchsteinfassade,
                                     der Zeit in Verbindung          schen Historismus.               Fachwerk und Erker.
                                     mit dem Monte-Carlo-
                                     Platz immer mehr zum
                                     kommunikativen Zentrum
                                     Pörtschachs.

     Werzer´s Badehaus 1895          Werzer´s Badehaus 2013          Villa Wörth, 1891                Villa Miralago, 1893
                                                                     Architekt Victor Fuchs           Architekt Carl Langhammer
     Pörtschach, Werzer Strand 16    Architekt Mag. Manfred Schenk
     Architekt Josef Victor Fuchs    Bauherr: Seehotel Werzer        Villa Seehort, 1893              Bauherr: Anton Urban

     Bauherr: G. Semmelrock-Werzer            Wallerwirt GmbH        Architekt Carl Langhammer        Villa Seefried, 1894
                                                                     Bauherr: Anton Urban             Bauherr: Tarnoczy-Sprinzenberg

     Repräsentative Badean-          Das denkmalgeschützte           Direkt nebeneinander             aus der Jahrhundert-
     stalt der Jahrhundert-          Werzer´s Badehaus               liegen die Villa Wörth,          wende. Die Villa Wörth
     wende. Es ist die Letzte        wurde 2013 neu aufge-           Villa Seehort, Villa             ist ein dreigeschossiger,
     in Kärnten, die noch            baut. Soweit möglich,           Miralago und Villa               durch Loggien, Terrassen,
     erhalten ist. Die zweige-       wurden die alten Holzteile      Seefried. Diese Bauten           Giebel und Ecktürme
     schossige Holzkonstruk-         wieder in das neue              repräsentieren das am            gegliederter Bau im Stil
     tion steht auf Piloten im       Gebäude integriert.             besten erhaltene                 der deutschen Renais-
     See.                            Dadurch entstand sowohl         Villenensemble Kärntens          sance.
                                     im neuen à la carte -
                                     ­Restaurant als auch im
                                      Spa-Bereich eine perfekte
                                      Symbiose aus Tradition
                                      und Moderne.

32           WÖRTHERSEE ARCHITEKTUR                                              WÖRTHERSEE ARCHITEKTUR                                33
FOTO: H. KRAMER
     Villa K. [Eugenie], 1926        Villa Vogelberg, 1890            Schloss Velden, 1603                               Villa Helene, 1890

     Pörtschach, Roseneckstraße      Krumpendorf, Vogelberg 26        Velden, Schlosspark 1                              Velden, Seecorso 62
     Architekt Franz Baumgartner     Architekt Stbm. F. Madile        Architekt N. N.                                    Architekt N. N.
     Bauherr: Cäsar Karrer           Bauherr: Basso v. Gödel-Lannoy   Bauherr: Frhr. B. Khevenhüller                     Bauherr: Fam. Schick

     Die Seevilla ist streng         Die Villa liegt hoch am          Das aus Film und Fern-                             Villa in leicht erhöhter
     symmetrisch gegliedert          Felsen, der steil zum See        sehen bekannte „Schloss                            Lage über dem See. Die
     und unterscheidet sich          abfällt. Sie ist umgeben         am Wörthersee“, ist ein                            Fassade ist asymmetrisch
     von anderen Baumgart-           von einer bastionsartigen        Renaissancebau mit vier                            gegliedert und mit
     ner-Villen durch die            Terrassen-Anlage. Durch          Ecktürmen. Es gelang                               barocken Elementen
     Flachdächer. Das Unter-         Turm, Rücksprünge und            2007, die neue, zeitge-                            gestaltet. Kaiser Franz
     geschoss ist mit Bruch-         Vorbauten wird eine              mäße Architektur behut-                            Joseph ließ die Villa
     stein gestaltet und wird        bewusste Asymmetrie              sam in das Ensemble zu                             vermeintlich für seine
     seeseitig als Bootshaus         erzielt.                         integrieren.                                       Geliebte Katharina
     genutzt.                                                                                                            Schratt erbauen.

     RV Albatros, 1909               Villa Mahler, 1901               Hotel Kointsch, 1909                               Forstsee-Kraftwerk, 1925

     Klagenfurt, Friedlstrand 11     Maiernigg, 31                    Velden, Karawankenplatz 2                          Velden, Saag 15
     Architekt Franz Baumgartner     Architekt Friedrich Theuer       Architekt Franz Baumgartner                        Architekt Franz Baumgartner
     Bauherr: Ruderverein Albatros   Bauherr: Komponist G. Mahler     Ausführung Bmst. A. Bulfon                         Bauherr: KELAG

     Baumgartner schaffte            Sommerresidenz für               Eine prototypische                                 Kraftwerk als Villenar-
     es, diesem Boots- und           den Direktor der k.u.k.-         Arbeit gelang Franz                                chitektur - Baumgartner
     Vereinshaus den                 Staatsoper Gustav                Baumgartner in Velden                              schuf mit dieser Anlage
     Charakter seiner                Mahler. Das Bauwerk              mit dem Hotel Kointsch,                            einen Prototyp, der auf
     typischen Villenarchi-          (heute Villa Siegel) hat         das vermutlich als                                 die landschaftliche
     tektur zu geben. Damit          ein steiles Krüppel-             Schlüsselbau für                                   Situation Rücksicht
     gelang es, ein wenig            walmdach und eine                charakteristische                                  nimmt.
     englische Noblesse an           seeseitige Loggia in             „Wörthersee-Architektur“
     den Wörthersee zu               einer für den Villenbau          anzusehen ist.
     bringen.                        zur Jahrhundertwende
                                     typischen Formen-
                                     sprache.

34           WÖRTHERSEE ARCHITEKTUR                                               WÖRTHERSEE ARCHITEKTUR                                               35
KIRCHE MARIA WÖRTH                                  PYRAMIDENKOGELTURM
                                                                               Der in nur 8 Monaten Bau-
                                                                               zeit errichtete neue Pyra-
                                                                               midenkogelturm     ist  das
                                                                               neue touristische und archi-
                                                                               tektonische Highlight der
                                                                               Wörtherseeregion.

                                                                              Der neue Turm ist der welt-
     „Maria Wörth“, bereits im Jahr 830 urkundlich                            weit     höchste     Holzaus-
     erwähnt, mit seiner langen Wallfahrts-Tradition                          sichtsturm. Technisch reizt er
     und seiner wunderbaren Lage ist ein viel                                 dabei alle Möglichkeiten einer
     besuchtes Ausflugsziel. Der Hochaltar mit                                Verbindung zwischen Holz
     Madonna und das große Holzkruzifix in der          und Stahl aus: neueste Klebetechnologien ermögli-
     spätgotischen Pfarrkirche sind sehr beein-         chen eine optimale Kraftübertragung in den Knoten
     druckend. Auch die Fresken in der kleinen          und einen maximalen Holzschutz der frei bewitterten
     Winter- oder Rosenkranzkirche aus dem              Lärchenholzkonstruktion.
     15. Jahrhundert muss man gesehen haben.
                                                        Der skulpturale Turm bietet mit seiner offenen,
     INFORMATIONEN:                                     korbartigen Struktur dem Besucher die Möglichkeit,
     www.maria-woerth.info, T.: 04273/22 40-0           sich über helixförmige Stufenanlagen nach und nach
                                                        das 360-Grad-Panorama zu erwandern. Alternativ
                                                        dazu kann er sich auch per Schussfahrt im
              KIRCHE STERNBERG                          transparenten Lift hinaufkatapultieren lassen. Ein
                                                        Erlebnis der besonderen Art offeriert die Edelstahl-
                                                        rutsche: die Schussfahrt zurück zur Turmbasis geht
                                                        über eine Fallhöhe von 51 m und eine Länge von
                                                        120m – die längste und höchste Rutsche Europas.

                                                        Die Harmonie von Architektur und Natur wird oft
                                                        beschworen. Hier, beim Pyramidenkogelturm Neu als
                                                        neuem Kärntner Wahrzeichen, ist sie nun Realität.

     Die Pfarrkirche ist im Stil des 15 Jhdt. erbaut.
     Teile haben sich aus der romanischen Zeit
     (13 Jhdt.) erhalten.                               Architektur: Klaura Kaden + Partner, Klagenfurt
                                                        Tragwerk: Lackner+Raml, Villach
     INFORMATIONEN:                                     Generalplaner: Klaura / Kaden / Laure
     www.pfarre-koestenberg.at, T.: 04274/ 7015         www.pyramidenkogel.info, T.: 04273/2443

36         WÖRTHERSEE ARCHITEKTUR                          WÖRTHERSEE ARCHITEKTUR NEU                          37
KELTENWELT FRÖG BEI ROSEGG                  PFAHLBAUTEN KEUTSCHACHERSEE

     Die geheimnisvolle Zeit der Hallstattkultur   Die urgeschichtliche Siedlung auf einer
     wird in der Keltenwelt Frög lebendig: Vor     versunkenen Insel im Keutschacher See ge-
     rund 3000 Jahren wurden in Frög Tote          hört seit 2011 zum UNESCO-Weltkulturerbe.
     einer Oberschicht mit kostbaren Beigaben      Heuer jährt sich die Entdeckung der Pfahl-
     wie Schmuck und Waffen unter riesigen         bauten im Keutschacher See zum 150. Mal.
     Grabhügeln beigesetzt. Die Keltenwelt zeigt
     das Weltbild unserer Vorfahren.               Infos und Schautafeln beim Gemeindeamt
                                                   Keutschach und am Pyramidenkogel.
     INFORMATIONEN:
     www.keltenwelt.at, T.: 04274 / 52 55 45       INFORMATIONEN:
     Öffnungszeiten: Mitte April - Ende Oktober    www.keutschach.at, T.: 04273 / 24 500

                   KATHREINKOGEL                      ARCHÄOL. PARK MAGDALENSBERG

     Archäologische Ausgrabungen aus 3 Jahr-       Der archäologische Park zeigt mit seinen
     tausenden. Zu sehen sind drei konstruierte    Ruinen wesentliche Bereiche der einstigen
     Mauern, ein kleines Museum und die            Stadt: eine Marktbasilika, einen Tempel des
     gotische Kirche St. Katharina. Fußweg ab      Kaisers Augustus und der Stadtgöttin Roma,
     Kreuzwirt (nähe St. Egyden) ca. 30 min        das sogenannte Händlerforum und eine
                                                   Werkstätte zur Fertigung von Goldbarren.

     INFORMATIONEN:                                INFORMATIONEN:
     www.schiefling.gv.at, T.: 04274 / 2275-22     www.landesmuseum.ktn.gv.at, T.: 04224 / 2250
     Öffnungszeiten: Juni - Sept.; 10-16 Uhr       Öffnungszeiten: Mai - Oktober, Di-So, 9-17 Uhr

38          AUSGRABUNGEN & MUSEEN                           AUSGRABUNGEN & MUSEEN                   39
KAROLINGERMUSEUM MOOSBURG                                   SCHLOSS ROSEGG

     Im zweigeschossigen Museumsgebäude wer-              Frühklassizistisches Wohn- und Repräsen-
     den in acht Räumen in zahlreichen Vitrinen           tationsgebäude; Zielpunkt von vier herrli-
     mit Modellen und Schauwänden, Museums-               chen Lindenalleen. Figurenkabinett mit
     heften, Infoblättern u. a. folgende Themen         ­lebensgroßen Darstellungen historischer
     dargestellt: DIE KAROLINGER und ARNULF               Persönlichkeiten und heutiger Stars.
     VON KÄRNTEN                                         ­P eriodisch Kunstausstellungen. Tierpark
                                                          und Labyrinth sind angeschlossen.
     INFORMATIONEN:                                     INFORMATIONEN:
     www.moosburg.gv.at, T.: 04272/83624                www.rosegg.at, T.: 04274/3009
     Öffnungszeiten: Mitte Juni - Mitte September       Öffnungszeiten: Mai - Sept.; Mo. Ruhetag; 10-18h

               BURGRUINE LEONSTEIN                           HISTORAMA MUSEUM ROSENTAL

     Die Burgruine liegt nordwestlich von Pört-         Historische Zugfahrt von Weizelsdorf nach
     schach und ist über den Gloriettweg in ca. 30      Ferlach. Danach Fahrt mit Oldtimerbus in das
     Min. erreichbar. Überreste der Mauern aus dem      Historama Museum (zweitgrößtes Verkehrs-
     12 Jhdt., im Westhof die ehemaligen Kapelle        museum in Österreich); Dauer ca. 3h
     aus dem 15 Jhdt. und an der Westseite der
     spätromanische Turm sind noch gut erhalten.
                                                        INFORMATIONEN:
     INFORMATIONEN:                                     www.nostalgiebahn.at, T.: 0664/5301933
     www.leonstein.poertschach.net, T.: 0699/17203097   Öffnungszeiten: Juli - August; Sa. & So.
     Öffnungszeiten: Mai - August; Sa. 15-19 Uhr        		              Im September nur Sonntag

40         AUSGRABUNGEN & MUSEEN                                 AUSGRABUNGEN & MUSEEN                     41
VERANSTALTUNGEN IN KÄRNTEN                  GUSTAV MAHLER KOMPONIERHÄUSCHEN

     Carinthischer Sommer
     Kärntens bedeutenstes Musikfestival.
     Juli und August im Stift Ossiach und Villach.
     www.carinthischersommer.at, T.: 04243 / 2510

     Trigonale
     >festival der alten musik<
     Anfang September in St. Veit und Maria Saal.
     www.trigonale.com, T.: 04223 / 29079            In einer idyllischen Waldlichtung über dem
                                                     See steht noch heute das kleine, als ­Museum
     Wörthersee Classics                             geführte Komponierhäuschen. Hier entstanden
                                                     einige seiner berühmtesten Werke. Das
     zu Ehren der >Wörthersee-Komponisten<
                                                     ­Museum ist vom Parkplatz Maiernigg in nur
     Findet im Juni in Klagenfurt statt.             zehn Gehminuten erreichbar.
     www.woertherseeclassics.com T.: 0664/9181441
                                                     INFORMATIONEN:
     Int. Joh. Brahms Wettbewerb                     www.gustav-mahler.at, T.: 0463/537 563 2
                                                     Öffnungszeiten: Mai - Oktober; täglich 10-16h
     Int. Wettbewerb für Klavier, Kammermusik,
     Viola, Violine, Cello und Gesang.
                                                           BRAHMS-TREFF PÖRTSCHACH
     Ende August / Anfang September in
     Pörtschach und Velden.
     www.brahmscompetition.org,
     T.: 04272 / 2354, 0664/286 49 12

     Musikforum Viktring
     Themenbezogene Festivalreihe
     Im Juli in Klagenfurt und Viktring.
     www.musikforum.at, T.: 0463/282241              Neu errichteter Kultur-Treff im Kino Pört-
                                                     schach mit Exponaten und Informationen
     Kirchenkonzerte Maria Wörth                     zum Aufenthalt des bekannten Komponis-
     LUST AUF KULTUR in der Wallfahrtskirche         ten J. Brahms in Pörtschach (1877-1879).
                                                     Filmbeitrag über die >Wörthersee-Kompo-
     Mitte Juni bis Mitte September -                nisten< Brahms, Mahler und Berg.
     Dienstags 20:30 Uhr                             INFORMATIONEN:
                                                     www.poertschach.at, T.: 04272 /23 54
     www.maria-woerth.info, T.: 04273/22400
                                                     Öffnungszeiten: Mai - Oktober; Di. & Fr. 10 Uhr
                                                     und nach telefonischer Vereinbarung.

42               VERANSTALTUNGEN                                          MUSEEN                       43
Sie können auch lesen