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W3 - Wissen.Wirtschaft. Wachstum Eine wirtschaftspolitische Reformagenda für Oberösterreich Strategie zur Stärkung des IKT-Standorts Oberösterreich 1
Kontaktdaten: ACADEMIA SUPERIOR – Gesellschaft für Zukunftsforschung Science Park 2 Altenberger Straße 69 4040 Linz T +43 732 77 88 99 E office@academia-superior.at Fachgruppe OÖ Unternehmensberatung und Informationstechnologie Wirtschaftskammer Oberösterreich Hessenplatz 3 4020 Linz T +43 5 90 909 – 4712 E ubit@wkooe.at Univ.-Prof. Dr. Erich Peter Klement Dekan der Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät Johannes Kepler Universität Linz Bankengebäude, 2. Stock 4040 Linz T +43 732 2468 4141 E ep.klement@jku.at Mag. Bernhard Elias Mag. Gerlinde Pöchhacker-Tröscher Pöchhacker Innovation Consulting GmbH Haus der Technik Stockhofstraße 32/1 4020 Linz T +43 732 89 00 38-0 E-Mail bernhard.elias@p-ic.at; gerlinde.poechhacker@p-ic.at 2
VORWORT „Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) sowie die damit einhergehende digitale Vernetzung bringen die Wirtschaft voran – so sind zB zahlreiche Produktivitätssteigerungen in der oberösterreichi- schen Wirtschaft erheblich auf den Einsatz von IKT zurückzuführen. Das Bewusstsein für die gesellschaftliche wie wirtschaftliche Bedeutung der IKT ist in der Bevölkerung allerdings noch zu gering ausgeprägt. Um die Wertigkeit von IKT in den Köpfen der Menschen zu heben und die Potenziale und Entwicklungsperspektiven für Oberösterreich als Top IKT-Standort zu beleuchten, legt ACADEMIA SUPERIOR daher nun gemein- sam mit der Fachgruppe UBIT der Wirtschaftskammer Oberösterreich eine Strate- gie zur umfassenden Stärkung des IKT-Standorts Oberösterreich vor. Mag. Michael Strugl MBA Obmann von ACADEMIA SUPERIOR „IKT hat sich zum Wohlstandsmotor entwickelt. Die Wettbewerbsfähig- keit unserer Unternehmen ist davon abhängig und alle Bürgerinnen und Bürger benötigen IKT für ihre Weiterbildung sowie die Erledigung ihrer Aufgaben. Die Qualität unseres Wirtschaftsstandorts hängt daher ent- scheidend vom IKT-Angebot ab. Durch die vielen erfolgreichen IKT-Unternehmen sowie die ausgezeich- neten Forschungs- und Ausbildungseinrichtungen steht Oberösterreich diesbezüglich gut da und hat Potenzial zu einem Top-IKT-Standort zu werden. Neben IKT-Fachkräften und Infrastruktur sind dafür viele weite- re Faktoren notwendig. Zur Erreichung dieses Zieles ist daher eine Stra- tegie erforderlich und ein Umsetzer mit übergreifenden Kompetenzen, um die vorhandenen Kräfte zu bündeln.“ DI Wilfried Seyruck / Gernot Fellinger MBA Fachgruppe UBIT, Wirtschaftskammer Oberösterreich 3
„Als Querschnitttechnologie durchdringen die Informations- und Kommu- nikationstechnologien nahezu alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche. Ent- scheidend wird dabei sein, die IKT-Kompetenz in der Bevölkerung zu heben. Aus wirtschaftlicher Sicht müssen wir uns insbesondere dem (Nicht-)Interesse junger Menschen an den MINT-Fächern widmen. Aus gesellschaftspolitischer Sicht muss es uns ein Anliegen sein, auch der älteren Bevölkerung, die mit IKT bisher wenig Kontakt hat(te), eine ver- stärkte Teilhabe am virtuellen Leben zu ermöglichen und damit auch de- ren soziale Inklusion im Alter zu unterstützen. Um Oberösterreich als attraktiven Top-IKT-Standort zu positionieren, müssen wir die – bereits vielfach bestehenden – Kontakte zwischen Wirtschaft und For- schung ausweiten und vertiefen.“ Univ.-Prof. Dr. Erich Peter Klement Johannes Kepler Universität Linz Bilder: JKU, ACADEMIA SUPERIOR, WKO Oberösterreich 4
Inhaltsverzeichnis Executive Summary................................................................................................. 6 1. Einleitung ........................................................................................................13 2. Ausgangssituation ............................................................................................15 2.1 Europäische und nationale Entwicklungen im Bereich der IKT-Politik ..................15 2.2 IKT-relevante Strategien und Programme in Oberösterreich ..............................16 2.3 IKT-Infrastruktur in Österreich ........................................................................17 2.4 Die IKT-Wirtschaft in Oberösterreich .............................................................19 2.5 Forschung und Entwicklung im Bereich IKT .....................................................20 2.6 IKT-relevante Bildungseinrichtungen in Oberösterreich .....................................21 2.7 IKT in Verwaltung und Gesellschaft ...............................................................22 2.8 SWOT-Analyse des IKT-Standortes Oberösterreich ..........................................23 3. Ziele, Strategiefelder und Handlungslinien ..........................................................24 3.1 Ziele und Strategiefelder für den IKT-Standort Oberösterreich ...........................24 3.2 Handlungslinien zur Umsetzung der IKT-Strategie Oberösterreich .....................29 3.2.1 Stärkung des IKT-Sektors in Oberösterreich ..............................................29 3.2.2 Verfügbarkeit von Humanressourcen im IKT-Bereich ..................................33 3.2.3 Forcierung der IKT-Anwendungen in der oö. Wirtschaft.............................36 3.2.4 Ausbau des IKT-Forschungsstandorts Oberösterreich .................................38 3.2.5 Ambitionierter Ausbau einer modernen Telekommunikationsinfrastruktur .....39 3.2.6 Nationale und internationale Positionierung des IKT-Standorts Oberösterreich ..............................................................................................41 3.2.7 Stärkere Nutzung von IKT in der Vermittlung und Bereitstellung von Wissen 42 Literatur- und Quellenverzeichnis ............................................................................43 Anhang...............................................................................................................47 5
Executive Summary Die Entwicklung und der Einsatz modernster Informations- und Kommunikationstechnolo- gien (IKT) prägen den Standort Oberösterreich maßgeblich. Sie bestimmen unseren All- tag in Gesellschaft und Wirtschaft in vielfacher Weise, der IKT-Sektor selbst hat sich zu einem bedeutenden Unternehmensbereich entwickelt und die Nutzung von IKT trägt we- sentlich zur Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Wirtschaft Oberösterreichs bei. Vor diesem Hintergrund haben ACADEMIA SUPERIOR und die Fachgruppe Unterneh- mensberatung und Informationstechnologie (UBIT) der Wirtschaftskammer Oberösterreich einen Themenpartnerschaft zu den Potenzialen und Entwicklungsperspektiven für Oberös- terreich als IKT-Standort begründet. Aufbauend auf einer Studie zum IKT-Standort Ober- österreich mitsamt einer diesbezüglichen SWOT-Analyse, mehreren Dialoggesprächen mit IKT-Unternehmen aus ganz Oberösterreich und einem IKT-Forum mit über 300 Besu- cherInnen im Mai 2012 werden die wesentlichen Erkenntnisse in Form einer Strategie zur Stärkung des IKT-Standorts Oberösterreich vorgelegt. Zur Ausgangssituation Wesentliche Rahmenbedingungen für den IKT-Standort Oberösterreich – seien es rechtli- che Regulierungen, öffentliche Unterstützungsleistungen oder der Auf- und Ausbau von relevanten Infrastrukturen – werden von den entsprechenden Initiativen und Maßnahmen der EU und des Bundes geprägt bzw. durch diese gesetzt. Auf europäischer Ebene ist hier insbesondere die „Digitale Agenda für Europa“ richtungsweisend, auf nationaler Ebene sind bedeutende strategischen Leitlinien der IKT-Politik im Regierungsprogramm 2008-13 der österreichischen Bundesregierung enthalten. Die wesentlichen strategischen Maßnahmen des Landes Oberösterreich mit Relevanz für das Themenfeld IKT finden sich im Strategischen Wirtschafts- und Forschungsprogramm „Innovatives Oberösterreich 2010plus“. 6
Hinsichtlich der IKT-Infrastruktur lässt sich festhalten, dass die Breitbandpenetration Öster- reichs im internationalen Vergleich gemäß dem Digital Agenda Scoreboard der EU knapp über dem OECD-Schnitt liegt, aber deutlich unter den diesbezüglichen Spitzenrei- tern wie Schweden, Korea oder der Schweiz. Innerhalb Österreichs ist die Breitbandpe- netration mit Glasfaser in Oberösterreich im Vergleich mit den anderen Bundesländern hoch, immerhin sind alle oberösterreichischen Gemeinden mit einem Anschlusspunkt (PoP) an das Glasfasernetz der BBI GmbH ausgestattet. Der flächendeckende Anschluss von Unternehmen und Haushalten („last mile“) ist derzeit noch nicht erfolgt. Der Großteil der oö. Haushalte ist (insbesondere im Zentralraum) an ein Kabelnetz angeschlossen. Betrachtet man die Unternehmen im IKT-Sektor, so zeigt sich folgendes Bild: Gemäß den Daten der Statistik Austria haben 12,7 % der österreichischen IKT-Betriebe ihren Sitz in Oberösterreich. Gemessen an der Gesamtheit aller oö. Betriebe sind damit knapp 5 % dem IKT-Sektor zuzurechnen. Weiters waren im Jahr 2009 in Oberösterreich etwa 11.600 Personen in diesem Wirtschaftsbereich tätig. Dies entspricht einem Anteil von 2,5 % der Beschäftigten in Oberösterreich und einem Anteil von knapp 11 % aller in Österreich im IKT-Sektor beschäftigten Personen. Im Bundesländervergleich liegt Oberös- terreich somit an zweiter Stelle hinter Wien. Die oö. Betriebe, die dem IKT-Bereich direkt zuzurechnen sind, erwirtschafteten im Jahr 2009 knapp € 2 Mrd. an Betriebserlösen, was 7,4 % der gesamtösterreichischen Betriebserlöse im IKT-Sektor entspricht. Der Groß- teil der Betriebserlöse in Oberösterreich, nämlich € 669 Mio. bzw. 34,1 %, wurde da- bei im Bereich der IT-Dienstleistungen erzielt. Ein Stärkefeld Oberösterreichs im IKT-Bereich ist die Forschung: Oberösterreich verfügt über eine Vielzahl an Einrichtungen, die F&E in diesem Bereich durchführen: Die Johan- nes Kepler Universität Linz (JKU), die FH Oberösterreich und eine Reihe von außeruniver- sitären Forschungseinrichtungen sind in diesem Feld tätig. Mit dem Softwarepark Ha- genberg befindet sich ein höchst dynamischer und international sichtbarer Technologie- park in Oberösterreich. Daneben gibt es im Bundesland eine Reihe von IKT-relevanten Bildungseinrichtungen im Bereich der Sekundär- als auch der Tertiärbildung. 7
Die Stärken, Schwächen, Chancen und Herausforderungen für den IKT-Standort Oberös- terreich sind in der folgenden Tabelle dargestellt: * … betrifft ganz Österreich 8
Ziele und Strategiefelder Die zukunftsorientierte Stärkung Oberösterreichs als IKT-Standort stellt die maß- gebliche Zielsetzung der vorliegenden Strategie dar. Insbesondere die Attraktivität und internationale Sichtbarkeit Oberösterreichs als Standort für IKT-Unternehmen und IKT- Forschung soll weiter erhöht werden. Auch die verstärkte und intensivere Nutzung der verschiedenen Innovations- und Anwendungspotenziale von IKT in der oö. Wirtschaft, etwa um die Unternehmen noch effizienter zu machen, ist ein erklärtes Ziel der vorliegenden strategischen Überlegungen. Die IKT verändern die Kommunikation wie auch die Nutzung von Wissen in unserer Ge- sellschaft grundlegend. Die bestmögliche Nutzung von IKT für die sich daraus er- gebenden gesellschaftlichen Chancen und Potenziale stellt weiters eine wesentli- che Zielsetzung der IKT-Strategie dar. Vor diesem Hintergrund kommt insbesondere der Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung für die Bedeutung und die Potenzia- le von IKT eine fundamentale Rolle zu. Zur Verfolgung dieser Ziele wurden die nachstehenden Strategiefelder und Hand- lungslinien formuliert, deren Umsetzung ein entsprechendes politisches (wie auch fi- nanzielles) Commitment zum IKT-Standort Oberösterreich erfordert: Stärkung des IKT-Sektors in Oberösterreich Wesentliches Merkmal eines attraktiven IKT-Standortes sind erfolgreiche und innova- tive IKT-Unternehmen. Oberösterreich verfügt gemessen an den Beschäftigten und den Betriebserlösen im Vergleich mit den anderen Bundesländern nach Wien über den stärksten IKT-Sektor in Österreich. Mit Blick auf die stetig zunehmende Durch- dringung von Wirtschaft und Gesellschaft mit neuartigen IT-Anwendungen stellt ein innovativer IKT-Sektor einen bedeutenden Wettbewerbsvorteil einer Region dar und sollte daher auch einen entsprechenden Niederschlag in wirtschaftspolitischen Über- legungen finden. Wesentliche Handlungslinien in dieser Hinsicht betreffen – neben der Schaffung eines generellen Bewusstseins für IKT - etwa die Unterstützung von 9
Neugründungen im IKT-Bereich wie auch von IKT-Unternehmen mit Wachstumspoten- zialen. Auch die Erschließung von Beteiligungs- und Risikokapital für Unternehmen aus dem IKT-Bereich stellt einen bedeutenden Ansatzpunkt dar. Deutliche Erhöhung der in Oberösterreich verfügbaren Humanressour- cen im IKT-Bereich Ein erfolgreicher IKT-Standort steht und fällt mit der Verfügbarkeit qualifizierter Mitar- beiterInnen. Dem IKT-Personal mit Sekundär- und Tertiärausbildung in Oberösterreich wird eine hohe Qualität attestiert, allerdings besteht – wie generell beim naturwissen- schaftlich-technischem Personal – ein erheblicher Fachkräftemangel. Um dem entge- genzuwirken, braucht es eine Reihe von konzertierten Maßnahmen, wie etwa die Schaffung eines Bewusstseins für IKT, die Stärkung der IKT-Kompetenz und –nutzung in der Bevölkerung, die dementsprechende Verankerung von IKT in Kindergärten und Schulen sowie die generelle Steigerung der Attraktivität von IKT-Ausbildungswegen. Auch die Anwerbung von ausländischen IKT-Fachkräften und internationalen Spitzen- kräften stellt ein wichtiges Handlungsfeld dar. Forcierung der IT-Anwendungen in der oö. Wirtschaft bzw. weitere Stärkung der oö. Wirtschaft durch die proaktive Nutzung von IKT Die oberösterreichische Wirtschaft ist von einer starken Industrie, einem breiten Mit- telstand und einer ausgeprägten Exportorientierung gekennzeichnet. Innovative IKT- Anwendungen tragen in verschiedenster Weise zur Effizienz- und damit Produktivi- tätssteigerung in den einzelnen Wirtschaftsbereichen bei. Eine weitere Forcierung der IKT-Anwendungen in der Wirtschaft entfaltet in zweierlei Hinsicht positive Wirkung auf den Standort: Einerseits wird auf diese Weise die Wettbewerbsfähigkeit der oö. Wirtschaft generell – gerade auch mit Blick auf die internationale Konkurrenz – ge- stärkt, andererseits auch der IKT-Sektor selbst (durch zusätzliche Aufträge aus der oö. Wirtschaft). Wesentliche Ansatzpunkte betreffen – neben einem Grundverständnis für die Bedeutung von IKT - das frühzeitige und konzentrierte Aufgreifen von innovativen IKT-Trends und –Anwendungen in der oö. Wirtschaft durch geeignete Maßnahmen, die Gewährleistung der IKT-Sicherheit in Oberösterreich sowie eine öffentliche Ver- waltung, die als Impulsgeber und Multiplikator für IKT-Anwendungen fungiert. 10
Ausbau des IKT-Forschungsstandorts Oberösterreich insbesondere mit internationaler Perspektive Wiewohl sich die IKT-Forschung in Oberösterreich durch eine hohe Qualität aus- zeichnet und mit dem Softwarepark Hagenberg ein weithin sichtbarer Leuchtturm für die Verzahnung von Wirtschaft, Forschung und Ausbildung in Oberösterreich ange- siedelt ist, muss die IKT-Forschung in Oberösterreich weiter ausgebaut werden, um die Attraktivität und überregionale Sichtbarkeit des IKT-Standorts zu steigern. Hierzu braucht es einen Ausbau der IKT-Forschung an der Johannes Kepler Universität Linz und der FH Oberösterreich, eine Weiterentwicklung und Vertiefung der kooperativen IKT-Forschung in Oberösterreich insbesondere durch die stärkere Nutzung von natio- nalen Forschungsprogrammen und eine Intensivierung der Mitwirkung von oö. Akteu- rInnen in strategischen nationalen F&E-Gremien und im europäischen Forschungs- raum. Ambitionierter Ausbau der Telekommunikationsinfrastruktur in Ober- österreich Die Breitbandversorgung in Oberösterreich ist im nationalen Vergleich verhältnismä- ßig gut ausgebaut. Mit Blick auf die europäischen Zielsetzungen in diesem Bereich – schnelle. bzw. ultraschnelle Breitbandversorgung der europäischen Haushalte – stellt der Ausbau der Telekommunikationsinfrastruktur, insbesondere mit Glasfaser, aller- dings eine wesentliche Herausforderung für die Zukunft dar. Für Oberösterreich als attraktiver IKT-Standort gilt dabei, dass ein Aufschluss an die diesbezüglich führen- den Regionen weltweit angestrebt werden muss. Wesentliche Ansatzpunkte in dieser Hinsicht sind die Forcierung des Ausbaus der „last mile“ mit einer modernen Tele- kommunikationsinfrastruktur, wobei die Berücksichtigung der Bedarfe an die IKT- Infrastruktur bei Bauprojekten in diesem Zusammenhang von wesentlicher Bedeutung ist. 11
Nationale und internationale Positionierung und Vernetzung des IKT- Standorts Oberösterreich Um national und insbesondere international als attraktiver IKT-Standort mit einer Rei- he von erfolgreichen und dynamischen IKT-Unternehmen wahrgenommen zu werden – und damit in weiterer Folge Studierende und Fachkräfte aus dem Ausland oder aus anderen Bundesländern nach Oberösterreich zu holen sowie IKT-Firmen anzusiedeln – bedarf es einer Reihe von Maßnahmen. So erscheinen die Erstellung eines interna- tionalen Positionierungskonzeptes für den IKT-Standort Oberösterreich, die proaktive Nutzung des ARS ELECTRONICA FESTIVALs zur Sichtbarmachung des IKT-Standorts, die Verstärkung der internationalen Vernetzung im Bereich der IKT-Forschung sowie generell die „Förderung eines urbanen Lifestyles“ in Oberösterreich zielführend. Stärkere Nutzung von IKT in der Vermittlung und Bereitstellung von Wissen Mit dem zunehmenden Einsatz von IKT verändert sich die Bereitstellung und Vermitt- lung von Inhalten und Wissen in unserer Gesellschaft grundsätzlich. Aus diesem Wandel ergeben sich eine Reihe von Chancen und Herausforderungen, mit denen Oberösterreich als IKT-Standort kontinuierlich konfrontiert ist, wie etwa die Erschlie- ßung der Potenziale in den Bereichen lebenslanges Lernen & eLearning, „Home wor- king“ und open data sowie die Nutzung von IKT für eine höhere Lebensqualität von älteren Menschen. Zukünftige Herausforderungen liegen zB in der Minimierung einer „digitalen Kluft“ in der Bevölkerung und insbesondere in der Vermittelung eines „rich- tigen Umgangs“ mit Inhalten im IKT-Zeitalter. 12
1. Einleitung ACADEMIA SUPERIOR hat sich zum Ziel gesetzt, gemeinsam mit Partnern, ExpertInnen und Betroffenen wichtige Themen zur zukunftsorientierten Gestaltung des Wirtschafts- standortes Oberösterreich zu bearbeiten und wesentliche Anregungen in einer Wirt- schaftspolitischen Reformagenda festzuhalten. In diesem Kontext spielen die Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) eine zentrale Rolle, sind sie doch aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Der IKT-Sektor ist in den letzten Jahren – sowohl weltweit als auch in Österreich bzw. Oberösterreich – zu einem eigenständigen und dynamischen Teil der Wirtschaft gewor- den. IKT wirken darüber hinaus als Querschnitttechnologien, die nahezu alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche durchdringen und grundlegende Elemente für deren Funktionalität bilden. Die Nutzung von IKT trägt weiters in wirtschaftlichen Prozessen zu Produktivitäts- steigerungen und damit wesentlich zur Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft bei. Vor diesem Hintergrund haben ACADEMIA SUPERIOR und die Fachgruppe Unterneh- mensberatung und Informationstechnologie (UBIT) der Wirtschaftskammer Oberösterreich einen Themenpartnerschaft zu den Potenzialen und Entwicklungsperspektiven für Oberös- terreich als IKT-Standort begründet. Zunächst wurde eine Studie zum IKT-Standort Oberösterreich erstellt, die eine umfangreiche SWOT-Analyse zu ebendiesem ent- hält (PÖCHHACKER Innovation Consulting, 2012). Darauf folgend fand eine Reihe von Dialoggesprächen mit IKT-Unternehmen aus ganz Oberösterreich statt, um deren Sichtweise und Anliegen zum IKT-Standort Oberösterreich zu erfahren und zu reflektieren. Am 22. Mai 2012 wurde weiters unter dem Motto „Informations- und Kommunikations- technologien – Wachstumsmotor für Wirtschaft und Gesellschaft“ ein IKT-Forum in Linz mit über 300 BesucherInnen veranstaltet, in dessen Rahmen einerseits die Erfolgsfaktoren für IKT-Standorte generell und andererseits die diesbezüglichen Potenziale in Oberöster- reich thematisiert und mit einer Reihe von ExpertInnen diskutiert wurden. 13
Mit dem vorliegenden Strategiedokument wird das grundsätzliche Ziel verfolgt, Ober- österreich als IKT-Standort weiterzuentwickeln und gezielt zu stärken. So soll insbesondere die Attraktivität und internationale Sichtbarkeit Oberösterreichs als Standort für IKT-Unternehmen und die IKT-Forschung gehoben werden und die verschie- denen Innovations- und Anwendungspotenziale von IKT in der oö. Wirt- schaft intensiv genutzt werden. Die wissenschaftliche Patronanz zum Thema IKT im Rahmen von ACADEMIA SU- PERIOR wurde von Univ.-Prof. Dr. Erich Peter Klement, Dekan der Technisch- Naturwissenschaftlichen Fakultät der Johannes Kepler Universität Linz und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats von ACADEMIA SUPERIOR, wahrgenommen. 14
2. Ausgangssituation Informations- und Kommunikationstechnologien sind von maßgeblicher und prägender Bedeutung für den Standort Oberösterreich. Sie bestimmen unseren Alltag in vielfacher Weise, der IKT-Sektor hat sich zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor entwickelt und die Nutzung von IKT trägt wesentlich zur Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Wirtschaft bei. Man kann vor diesem Hintergrund zweifellos behaupten, dass die IKT einen wesent- lichen Schlüssel für die erfolgreiche Gestaltung und Bewältigung der Zukunft unseres Bundeslandes darstellen. 2.1 Europäische und nationale Entwicklungen im Bereich der IKT-Politik Wesentliche Rahmenbedingungen für den IKT-Standort Oberösterreich – seien es rechtli- che Regulierungen, öffentliche Unterstützungsleistungen oder der Auf- und Ausbau von relevanten Infrastrukturen – werden von den entsprechenden Initiativen und Maßnahmen der EU und des Bundes geprägt bzw. durch diese gesetzt. Auf europäischer Ebene stellt die von der Europäischen Kommission im Jahr 2010 veröf- fentlichte „Digitale Agenda für Europa“, eine Leitinitiative im Rahmen der „Europa 2020“-Strategie, das zentrale strategische Dokument dar (Europäische Kommission, 2010). Diese zielt darauf ab, aus dem digitalen Binnenmarkt nachhaltigen wirtschaftli- chen und sozialen Nutzen für Europa zu ziehen. Konkrete Themen sind etwa eine umfas- sende Breitbandversorgung Europas bis 2013 und eine Versorgung mit schnellem bzw. ultraschnellen Breitband bis 2020, eine Erhöhung der Internetnutzung in allen Bevölke- rungsschichten einschließlich der Inanspruchnahme elektronischer Behördendienste. Wei- ters ist eine Steigerung der Investitionen in die IKT-spezifische Forschung und Entwicklung (F&E) auf € 11 Mrd. bis 2015 vorgesehen. Die IKT-Forschung nimmt bereits jetzt eine wichtige Rolle auf europäischer Ebene ein, so stehen im derzeitigen 7. EU- Forschungsrahmenprogramm € 9,05 Mrd. für IKT-Forschung zur Verfügung. Auch im 15
Nachfolgeprogramm „Horizon 2020“, das für den Zeitraum 2014 – 2020 vorbereitet wird, soll dieser Bereich eine starke Berücksichtigung finden (Europäische Kommission, 2011). Auf nationaler Ebene gibt es derzeit keine gesamtheitliche bzw. übergeordnete IKT- Strategie, weswegen sich die wesentlichen strategischen Leitlinien für die nationale IKT- Politik – neben den diesbezüglichen Inhalten der Digitalen Agenda der EU – insbesonde- re aus dem Regierungsprogramm 2008-2013 der österreichischen Bundesregierung er- geben. Dieses sieht vor, Österreich an der Spitze der IKT-Nationen (weltweit) zu positio- nieren. Um dieses Ziel zu erreichen, wird u.a. ein Schwerpunkt auf den Ausbau von Breitbandverbindungen und –anwendungen gelegt. Mit der Novelle zum Telekommuni- kationsgesetz (TKG) wurden die Rahmenbedingungen für einen raschen und kosteneffizi- enten Breitbandausbau geschaffen. Initiativen und Programme wie die „Initiative Breit- band Austria 2013“ und das „austrian electronic network" (AT:net) unterstützen den Ausbau der Breitbandinfrastruktur und die Nutzung von Breitbandtechnologien. Weitere wichtige Themen auf nationaler Ebene betreffen die digitalen Rechte der KonsumentInnen in der Informationsgesellschaft, die Bekämpfung der Internetkriminalität, die „e- Inclusion“ 1, die geplante Einführung der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) sowie der Vorratsdatenspeicherung 2. 2.2 IKT-relevante Strategien und Programme in Oberös- terreich Die wesentlichen strategischen Maßnahmen des Landes Oberösterreich mit Relevanz für das Themenfeld IKT sind im Strategischen Wirtschafts- und Forschungsprogramm „Inno- vatives Oberösterreich 2010plus“ enthalten (Amt der Oö. Landesregierung, 2009). Es 1 Digitale Inklusion aller Menschen bzw. Minderung der "digitalen Klüfte" hinsichtlich Alter, Zu- gang, Bildung, Einkommen, Geschlecht uÄ. 2 Speicherung personenbezogener Daten durch oder für öffentliche Stellen, ohne dass die Daten aktuell benötigt werden. 16
handelt sich dabei um die bedarfsgerechte Weiterentwicklung der bestehenden For- schungseinrichtungen und der IKT-Kern- und -Spezialkompetenzen in Oberösterreich, die Forcierung von Firmengründungen und von IT-gestützten Verbesserungen der Geschäfts- prozesse, die Bündelung der IKT-Maßnahmen durch die Einrichtung einer Koordinie- rungsinstanz, den weiteren Ausbau des Softwareparks Hagenberg, die Weiterentwick- lung der Breitbandinitiative sowie die frühzeitige und kompetente Förderung des Interes- ses für Technik. Zur Bündelung der Kräfte im IT-Bereich wird in Oberösterreich aktuell ein IT-Cluster ein- gerichtet. Die im Jahr 2004 gestartete Breitbandinitiative des Landes Oberösterreich hatte zum Ziel, das Bundesland bis Ende 2006 flächendeckend mit Breitbandanschlüssen zu ver- sorgen und wurde grundsätzlich erfolgreich umgesetzt (Oberösterreichischer Landesrechnungshof, 2011, S. 1). Im Zuge der „Breitbandinitiative Austria 2013“ starte- te das Land Oberösterreich im Dezember 2011 die „OÖ Breitbandinitiative 2“, für die insgesamt € 5 Mio. an Fördermitteln zur Verfügung stehen. 2.3 IKT-Infrastruktur in Österreich Die IKT-Infrastrukturen entwickeln sich zunehmend zu einer Art „Meta-Infrastruktur“, die alle anderen Infrastrukturbereiche (wie zB die Telematik im Verkehr oder die Smart Grids im Energiebereich) durchdringt (Ungar-Klein & Kornfeld, 2011, S. 165). Vor diesem Hintergrund wird sowohl auf europäischer als auch auf nationaler bzw. regionaler Ebe- ne angestrebt, die Bevölkerung mit schnellen breitbandigen Anschlüssen zu versorgen. In Österreich sollen etwa bis 2020 „ultraschnelle Breitbandzugänge“ für alle Österreiche- rInnen Realität werden. Betrachtet man die Penetrationsraten mit den verschiedenen Verbindungstechnologien – also den Anteil der jeweiligen Anschlüsse gemessen an der Anzahl der Haushalte bzw. 17
Unternehmen – so ergibt sich für Österreich im Erhebungszeitraum 3. Quartal 2011 fol- gendes Bild: Die Festnetzpenetration liegt bei den Haushalten bei 58 % und bei den Unternehmen bei 220 % (Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH, 2012, S. 7). Die Mobilfunkpenetrationsrate liegt bei 150 % (Rundfunk und Telekom Regulierungs- GmbH, 2012, S. 27). 60 % der Haushalte sind mit einem Breitbandanschluss über das Festnetz ausgestat- tet; bei den mobilen Datentarifen liegt die Breitbandpenetration bei 40 % (Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH, 2012, S. 38). Insgesamt gab es im 3. Quartal 2011 rund 5,3 Mio. „Breitbandanschlüsse“ (Fest- netzverbindungen mit einer Downloadrate von min. 144kbit/s, mobile Verbindungen mit einem Datenvolumen von min. 250 MB pro Monat). Moderne Telekommunikationsinfrastrukturen können zB glasfaserbasiert 3, kupferleitungs- basiert 4 oder funkbasiert (LTE) sein. Aufgrund der stark ausgebauten Festnetz- (xDSL) und Mobilfunktechnologien (3G) liegt die Basis-Breitband-Verfügbarkeit (allerdings mit gerin- gen Bandbreiten) – gemessen am Anteil der Bevölkerung, für den ein Zugang zu einem Breitbandanschluss technisch möglich ist – bei 99,9 % (Traimer, 2011, S. 15). Die Glas- fasertechnologie (FTTH/x), welche höhere Bandbreiten erlaubt und die insbesondere als nächste Generation von Breitband-Anschlussnetzen verstanden wird, kommt bei der Ver- sorgung der Endnutzer in Österreich derzeit praktisch nicht zum Einsatz (Reinstaller, 2010, S. 9). Innerhalb Österreichs ist die Versorgung mit Next Generation Access-Netzen (NGA) in Oberösterreich im Bundesländervergleich nach Wien am stärksten gegeben. So wurden im Zuge der OÖ Breitbandinitiative alle 444 oberösterreichischen Gemeinden mit einem Anschlusspunkt (PoP) an das Glasfasernetz der BBI GmbH ausgestattet. Der flächende- ckende Anschluss von Unternehmen und Haushalten („last mile“) ist derzeit noch nicht 3 FTTH, FTTC, FTTB, FTTx 4 ADSL2+, Kabel/DOCSIS 3.0, VDSL2 18
erfolgt. Der Großteil der oö. Haushalte ist (insbesondere im Zentralraum) an ein Kabel- netz angeschlossen. Die Breitbandpenetration Österreichs liegt im internationalen Vergleich gemäß dem Digi- tal Agenda Scoreboard der EU knapp über dem OECD-Schnitt, aber deutlich unter den diesbezüglichen Spitzenreitern wie Schweden, Korea oder der Schweiz. Mit 23,9 festen Breitbandanschlüssen pro 100 Personen liegt Österreich weiters unter dem Schnitt der EU-27 mit 26,6 festen Anschlüssen pro 100 Personen. 2.4 Die IKT-Wirtschaft in Oberösterreich Gemäß den Daten der Wirtschaftskammer Österreich lag die Anzahl der Berufszweig- mitglieder in der Sparte „IT-Dienstleistungen“ im Jahr 2011 in Österreich bei 30.494, in Oberösterreich bei 3.766 Mitgliedern (Wirtschaftskammer Österreich, 2011). Nach den Daten der Statistik Austria (Sonderauswertung der Leistungs- und Strukturstatis- tik) haben 12,7 % der österreichischen IKT-Betriebe ihren Sitz in Oberösterreich. Gemes- sen an der Gesamtheit aller oö. Betriebe sind knapp 5 % dem IKT-Sektor zuzurechnen. Dieser Anteil liegt in Wien mit 8,3 % und in Niederösterreich mit 6 % etwas höher. In Oberösterreich waren im Jahr 2009 11.611 Personen im IKT-Sektor tätig (vgl. Leis- tungs- und Strukturstatistik der Statistik Austria). Dies entspricht einem Anteil von 2,5 % der Beschäftigten in Oberösterreich und einem Anteil von knapp 11 % aller in Österreich im IKT-Sektor beschäftigten Personen. Im Bundesländervergleich sind damit nach Wien (56.410 Beschäftigte im Jahr 2009) die meisten Beschäftigten im IKT-Sektor in Oberös- terreich tätig. Die oö. Betriebe des IKT-Sektors erwirtschafteten im Jahr 2009 € 1,96 Mrd. an Betriebs- erlösen, das entspricht 7,4 % der gesamtösterreichischen Betriebserlöse im IKT-Sektor. 19
Der Großteil der Betriebserlöse, nämlich € 669 Mio. bzw. 34,1 %, wurde im Bereich der IT-Dienstleistungen erzielt. Der teilweise akute Mangel an qualifizierten IKT-Fachkräften stellt – wie im naturwissen- schaftlichen und technischen Bereich generell – ein großes Problem für die Unternehmen in Österreich dar. Den in Oberösterreich ausgebildeten IKT-Fachkräften wird eine hohe Qualität attestiert, allerdings ist das Angebot an vorhandenen Fachkräften angesichts der hohen Nachfrage viel zu gering. So verwundert es auch nicht, dass beispielsweise im österreichischen Software- und IT-Bereich bis 2013 ein Bedarf von etwa 3.270 Fachkräf- ten besteht (Haber, 2011, S. 3). 2.5 Forschung und Entwicklung im Bereich IKT In Oberösterreich gibt es eine Vielzahl von Forschungseinrichtungen und –instituten im Themenfeld der IKT. So beschäftigen sich etwa an der Johannes Kepler Universität Linz (JKU) über 20 Institute mit IKT-relevanten Themen. Die FH Oberösterreich setzt mit der Fakultät für Informatik, Kommunikation und Medien am Standort Hagenberg einen ent- sprechenden Schwerpunkt. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von universitären und au- ßeruniversitären Forschungseinrichtungen im IKT-Bereich, wie die Kompetenzzentren Aus- trian Center of Competence in Mechatronics (ACCM) und das Software Competence Center Hagenberg (SCCH), drei CD-Labors und das Johann Radon Institute for Computational and Applied Mathematics (RICAM). Mit dem Softwarepark Hagenberg verfügt Oberösterreich weiters über einen höchst dynamischen und erfolgreichen Techno- logiepark, der Wirtschaft, Forschung und Ausbildung eng verzahnt und einen internatio- nal sichtbaren „Leuchtturm“ für IKT in Oberösterreich darstellt. Die Qualität der österreichischen bzw. oberösterreichischen IKT-Forschung zeigt sich in mehrfacher Weise, etwa bei der Einwerbung von Forschungsmitteln durch österreichi- sche Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus dem IKT-Bereich des 7. EU- Forschungsrahmenprogramms oder im Ranking von „Microsoft Academic Research“, welches die JKU im Bereich „Software Engineering“ an dritter Stelle in Österreich und regelmäßig auf guten Plätzen im Europavergleich reiht. 20
Betrachtet man die Unternehmensforschung in Oberösterreich im Bereich IKT, so zeigt sich gemäß der aktuellen F&E-Erhebung der Statistik Austria (Sonderauswertung) folgen- des Bild: Im Jahr 2009 tätigten in Oberösterreich 89 Unternehmen im IKT-Sektor F&E- Ausgaben in der Höhe von € 48,7 Mio., das sind ca. 7,7 % der österreichweiten Unter- nehmensausgaben für F&E im IKT-Bereich. Der Großteil der F&E-Ausgaben der oö. Un- ternehmen des IKT-Sektors entfiel dabei auf den Wirtschaftszweig „Dienstleistungen der Informationstechnologie“ (ÖNACE 2008: J62), der € 35,5 Mio. oder fast ¾ dieser In- vestitionen verzeichnete. 2.6 IKT-relevante Bildungseinrichtungen in Oberösterreich Die Betrachtung des Sekundarbereichs zeigt, dass an neun der insgesamt 17 mittleren und höheren technischen Lehranstalten (HTLs) Oberösterreichs IKT-spezifische Ausbil- dungszweige (Informationstechnologie, elektronische Datenverarbeitung und Organisati- on, Elektronik, Elektrotechnik) neben weiteren Themen angeboten werden. Diese neun technischen Lehranstalten werden derzeit von 7.584 SchülerInnen besucht. Weiters wird in elf der insgesamt 18 oö. Handelsakademien die Fachrichtung „Informationsmanage- ment und Informationstechnologie“ angeboten. An der FH Oberösterreich, Fakultät für Informatik, Kommunikation und Medien (Campus Hagenberg) werden insgesamt 16 Bachelor- und Master-Studiengänge sowie in Zusam- menarbeit mit der JKU das PhD-Programm „Informatics“ angeboten. Am Campus Hagen- berg studieren im Studienjahr 2011/12 insgesamt 1.358 Personen (Stand 15.11.2011, inkl. Studienbefähigungslehrgang). Dem stehen in diesem Jahr 344 AbsolventInnen (Ba- chelor, Master) gegenüber. An der JKU werden neben dem genannten PhD-Programm und dem Lehramtsstudium im Bereich „Informatik und Informatikmanagement“ insgesamt 12 Bachelor- und Master- Studien mit direktem Bezug zum Themenfeld IKT angeboten. Im Wintersemester 2010/11 gab es an der JKU insgesamt 3.071 Studierende in den Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik (davon 2.088 Studierende im ordentlichen Studienfach In- formatik). Im Studienjahr 2009/10 absolvierten 323 Personen an der JKU ein Studium 21
der Naturwissenschaften, Mathematik oder Informatik (206 Personen absolvierten den Studiengang Informatik). Im Vergleich mit anderen österreichischen Universitäten kommen nach der TU Wien die meisten AbsolventInnen (Bachelor, Master) des ordentlichen Studiengangs Informatik von der JKU: So gab es im Studienjahr 2009/10 insgesamt 1.287 Informatik-AbsolventInnen in Österreich, von denen 617 bzw. 47,9 % von der TU Wien und 206 bzw. 16 % von der JKU stammen. 2.7 IKT in Verwaltung und Gesellschaft Österreich nimmt im Vergleich mit den EU-27 den Spitzenplatz in der Verfügbarkeit von E-Government-Anwendungen ein, allerdings gibt es noch reichlich Potenzial hinsichtlich einer intensiveren E-Government-Nutzung durch die Bevölkerung. Zum Thema IT-Sicherheit wurde in Österreich im Herbst 2011 ein Prozess zur Erarbei- tung einer Cyber-Security-Strategie für Österreich initiiert. Im Juni 2012 wurde in weiterer Folge die „Nationale IKT-Sicherheitsstrategie Österreich“ veröffentlicht (BKA, 2012). Der Aspekt der „e-Inclusion“ spricht die Teilhabe von Menschen am digitalen Leben an. Gemäß einer Information des BKA waren zB rund 1,57 Millionen ÖsterreicherInnen zwi- schen 16 und 74 Jahren (rund 25 %) noch nie im Internet, dies betrifft v.a. ältere Frauen. Durch geeignete Maßnahmen sollen mehr Menschen die IKT nutzen und anwenden kön- nen. Damit ist auch das Thema der „digitalen Kompetenz“ angesprochen. Wie bedeu- tend die Förderung der digitalen Kompetenz für Österreich ist, zeigt sich zB in der PISA- Studie (2011) zum Lesen elektronischer Medien: Österreichs SchülerInnen sind beim sinnerfassenden Lesen elektronischer Medien wie Internet, E-Mails, Blogs, etc. schlechter als beim Erfassen gedruckter Texte; von 16 teilnehmenden Ländern belegte Österreich Platz 15 (Der Standard, 2011). 22
2.8 SWOT-Analyse des IKT-Standortes Oberösterreich Auf Basis der vorangehenden Arbeiten und der dargestellten Informationen wurden die folgenden Stärken, Schwächen, Chancen und Herausforderungen für den IKT-Standort Oberösterreich in Form einer SWOT-Analyse formuliert: Tabelle 1: SWOT-Profil des IKT-Standortes Oberösterreich * … betrifft ganz Österreich 23
3. Ziele, Strategiefelder und Handlungs- linien Die Informations- und Kommunikationstechnologien stellen aufgrund der hohen Relevanz für die zukunftsorientierte Entwicklung eines Wirtschaftsraumes einen Schwerpunkt in der Wirtschaftspolitischen Reformagenda von ACADEMIA SUPERIOR dar. In Kooperation mit der Fachgruppe Unternehmensberatung und Informationstechnologie (UBIT) der Wirtschaftskammer Oberösterreich und unter Mitwirkung zahlreicher ExpertIn- nen der regionalen und nationalen Ebene sowie oö. UnternehmerInnen aus dem IKT- Bereich wurden die Potenziale und Chancen des IKT-Standortes Oberösterreich behan- delt und diskutiert. Dieses ExpertInnenwissen wurde in vorliegendem Strategiepapier zusammengefasst, um konkrete Möglichkeiten aufzuzeigen, wie Oberösterreich als IKT- Standort weiter im regionalen, nationalen und internationalen Kontext gestärkt werden kann. 3.1 Ziele und Strategiefelder für den IKT-Standort Ober- österreich Die weitere Stärkung Oberösterreichs als IKT-Standort stellt die maßgebliche Zielsetzung der vorliegenden IKT-Strategie dar. Insbesondere die Attraktivität und in- ternationale Sichtbarkeit Oberösterreichs als Standort für IKT-Unternehmen und IKT- Forschung soll weiter gestärkt werden. Auch die verstärkte und intensivere Nutzung der verschiedenen Innovations- und Anwendungspotenziale von IKT in der oö. Wirtschaft, um Effizienz- und Produktivitätspotenziale zu heben, ist ein erklärtes Ziel dieses Papiers. 24
Die IKT verändern die Kommunikation wie auch die Nutzung von Wissen in unserer Ge- sellschaft grundlegend Die bestmögliche Nutzung von IKT für die sich daraus er- gebenden gesellschaftlichen Chancen und Potenziale stellt einen wesentlichen Ansatzpunkt der IKT-Strategie dar. Vor diesem Hintergrund kommt insbesondere der Bewusstseinsbildung in der Bevöl- kerung für die Bedeutung und die Potenziale von IKT eine fundamentale Rolle zu. Entsprechend diesen Zielsetzungen wurden die folgenden strategischen Perspekti- ven der IKT-Strategie Oberösterreich formuliert: 1. Stärkung des IKT-Sektors in Oberösterreich Die oö. IKT-Wirtschaft ist durch eine Vielzahl an kleineren und mittleren Unternehmen gekennzeichnet, die sich in den jeweiligen Marktsegmenten erfolgreich im nationalen und internationalen Umfeld positionieren und behaupten. In Oberösterreich ist eine ver- hältnismäßig hohe Dichte an Unternehmen im Bereich der Softwareentwicklung mit ei- genständigen Applikationen gegeben; in namhaften oö. Großunternehmen sind zudem große und spezialisierte In-house-IT-Abteilungen eingerichtet. Aufgrund der starken Sachgüterproduktion in Oberösterreich ist die wirtschaftliche Be- deutung des IKT-Sektors, dessen hohe Wertschöpfungseffekte und positive Auswirkung auf die Produktivitätssteigerung der oö. Wirtschaft allerdings oftmals zu wenig sichtbar. Vor diesem Hintergrund und insbesondere mit Blick auf das hohe Potenzial des IKT- Sektors ist eine weitere Stärkung der IKT-Unternehmen in Oberösterreich unabdingbar. 25
2. Deutliche Erhöhung der in Oberösterreich verfügbaren Humanressour- cen im IKT-Bereich Die IKT-Wirtschaft wächst kontinuierlich, dementsprechend wird die Nachfrage nach IKT- Fachkräften (mit Sekundär- oder Tertiärabschluss) weiter zunehmen. Den in Oberöster- reich verfügbaren Humanressourcen mit sekundärer- und tertiärer IKT-Ausbildung wird eine ausgezeichnete Qualifikation attestiert, allerdings sind – entsprechend der Nachfra- ge der Wirtschaft – nicht ausreichend IKT-Fachkräfte vorhanden. Dieser Fachkräfteman- gel stellt einen wesentlichen „bottleneck“ für den IKT-Standort Österreich bzw. Oberöster- reich dar, weswegen eine deutliche Erhöhung der in Oberösterreich verfügbaren Hu- manressourcen im IKT-Bereich angestrebt werden muss. Generell lässt sich in diesem Zusammenhang auch konstatieren, dass das Bewusstsein für die Bedeutung von IKT sowie das Image von IKT-Ausbildungswegen und -Berufen in der Bevölkerung bisher – trotz einer Vielzahl an Technik-Initiativen in Oberösterreich und auf nationaler Ebene – in zu geringem Ausmaß ausgeprägt ist. 3. Forcierung der IT-Anwendungen in der oö. Wirtschaft bzw. weitere Stärkung der oö. Wirtschaft durch die proaktive Nutzung von IKT IT-Anwendungen durchdringen als Querschnitttechnologien nahezu alle Wirtschaftsbe- reiche. In der Verstärkung und Verbesserung der Kommunikation zwischen den Anbie- tern von IT-Anwendungen und deren Nutzern kann das Potenzial von IT-Anwendungen zur Effizienzsteigerung in den verschiedenen Wirtschaftsbereichen Oberösterreichs, ins- besondere natürlich in den verarbeitenden (Industrie-)Betrieben, weiter erhöht werden. Hinzu kommt, dass in Oberösterreich knapp die Hälfte der IKT-Unternehmen im Bereich der IT-Dienstleistungen tätig ist und die gesamte oberösterreichische Wirtschaft einen bedeutenden Nutzer von IKT und damit ein bedeutendes Kundenfeld der oö. IKT- Dienstleistungsunternehmen sowie weiterer IKT-Unternehmen darstellt. 26
4. Ausbau des IKT-Forschungsstandorts Oberösterreich insbesondere mit internationaler Perspektive Die IKT-relevante Forschung in Oberösterreich zeichnet sich sowohl im nationalen wie auch im internationalen Vergleich – dies zeigen verschiedene Rankings – durch eine hohe Qualität aus. Die sichtbarsten Schwerpunkte in der universitären Forschung liegen in den Bereichen Computational Science und Software Engineering. Weiters befinden sich etwa 19 % der F&E-betreibenden IKT-Unternehmen Österreichs (nach Hauptstandort der Unternehmen), die ca. 7,7 % der österreichweiten Unternehmensausgaben für F&E im IKT-Bereich tätigen, in Oberösterreich. Mit dem Softwarepark Hagenberg verfügt Oberösterreich über einen höchst dynamischen und erfolgreichen Technologiepark, der Wirtschaft, Forschung und Ausbildung eng verzahnt und international sichtbar und aner- kannt ist. Nichtsdestotrotz bedarf es mit Blick auf die weitere Verstärkung der Zusammenarbeit zwischen Forschung und Wirtschaft, v.a. KMU, und insbesondere zur langfristigen Posi- tionierung der IKT-Forschung in Oberösterreich als ein im internationalen Vergleich exzel- lenter Standort eines konsequenten Ausbaus der IKT-Forschung in Oberösterreich. 5. Ambitionierter Ausbau der Telekommunikationsinfrastruktur in Ober- österreich Die Breitbandversorgung ist in Oberösterreich im Österreichvergleich verhältnismäßig gut ausgebaut. Mit Blick auf die europäischen Zielsetzungen in diesem Bereich – schnelle bzw. ultraschnelle Breitbandversorgung der europäischen Haushalte – stellt der Ausbau der Telekommunikationsinfrastruktur, insbesondere mit Glasfaser, allerdings eine wesent- liche Herausforderung für die Zukunft dar. So ist der FTTh-Ausbau (die „last mile“) in Oberösterreich – gerade auch im Vergleich mit internationalen Top-Standorten – nur in geringem Maße gegeben. Hinzu kommt, dass der Breitbandmarkt in Österreich generell durch geringen Wettbewerb und (im internationalen Vergleich) hohe Preise gekenn- zeichnet ist. 27
Darüber hinaus wird der IKT-Infrastruktur von Seiten der Politik bisher eine im Vergleich zu den „klassischen“ Infrastrukturen (auf der Straße oder Schiene) eher geringe Bedeu- tung beigemessen. 6. Nationale und internationale Positionierung und Vernetzung des IKT- Standorts Oberösterreich Oberösterreich ist als „der“ Industriestandort Österreichs bekannt. Sieht man vom Soft- warepark Hagenberg ab, ist die hohe Kompetenz im IKT-Bereich – sowohl die Ausbil- dung und Forschung als auch das Innovationsumfeld betreffend – nur bedingt auf natio- naler und insbesondere internationaler Ebene nur in eingeschränktem Maße sichtbar. Vor diesem Hintergrund soll die oö. Kompetenz im IKT-Bereich verstärkt auf österreichi- scher und internationaler Ebene in der Profilbildung des Bundeslandes kommuniziert werden. So soll es auch gelingen, Studierende aus dem Ausland oder anderen Bundes- ländern nach Oberösterreich anzuziehen sowie Oberösterreich für die Ansiedlung von IKT-Firmen aus anderen Regionen attraktiv zu positionieren. 7. Stärkere Nutzung von IKT in der Vermittlung und Bereitstellung von Wissen Die fundamentale Bedeutung von IKT für unsere heutige Gesellschaft spiegelt sich in dem mittlerweile oftmals verwendeten Begriff der „Informationsgesellschaft“ wider. Die IKT beeinflussen nicht nur viele Bereiche des wirtschaftlichen sondern auch des privaten Le- bens. Der Einsatz von IKT wird vor diesem Hintergrund auch auf europäischer Ebene als eine der Hauptantriebskräfte für die Veränderung der Gesellschaft gesehen. Dies betrifft sowohl die Organisation der (Aus- und Weiter-)Bildung, die Nutzung und Anwendung von Wissen wie auch neue Kommunikationsformen und neue Formen der gesellschaftli- chen Teilhabe. Vor diesem Hintergrund sollen sich die damit bietenden Chancen für die BürgerInnen in Oberösterreich optimal erschlossen und genutzt werden. 28
3.2 Handlungslinien zur Umsetzung der IKT-Strategie Oberösterreich Zur Verfolgung der eben dargestellten Ziele wurden in den genannten Strategiefeldern eine Reihe von Handlungslinien formuliert, die als Impulse im Hinblick auf eine Erhö- hung der Attraktivität und Sichtbarkeit des IKT-Standortes Oberösterreich zu verstehen sind und nachfolgend dargestellt werden. Deren Umsetzung erfordert ein entsprechend deutliches politisches – wie auch finanzielles – Commitment zum IKT-Standort Oberöster- reich. 3.2.1 Stärkung des IKT-Sektors in Oberösterreich Wesentliches Merkmal eines attraktiven IKT-Standortes sind erfolgreiche und innovative IKT-Unternehmen. Oberösterreich verfügt gemessen an den Beschäftigten und den Be- triebserlösen im Vergleich mit den anderen Bundesländern nach Wien über den stärksten IKT-Sektor. Mit Blick auf die stetig zunehmende Durchdringung von Wirtschaft und Ge- sellschaft stellt ein innovativer IKT-Sektor seinen bedeutenden Wettbewerbsvorteil einer Region dar und sollte daher auch einen entsprechenden Niederschlag in wirtschaftspoli- tischen Überlegungen finden. Vor diesem Hintergrund werden im Folgenden eine Reihe von Handlungslinien, die zu einer weiteren Stärkung des oö. IKT-Sektors wesentlich bei- tragen, vorgebracht. Es wird darauf hingewiesen, dass die bereits in Umsetzung befind- liche Einrichtung des IT-Clusters Oberösterreich einen ersten Schritt in dieser Hinsicht darstellt. Ergänzend sei erwähnt, dass die Handlungslinien in den weiteren Strategiefel- dern direkt oder indirekt ebenfalls in einer Stärkung des oö. IKT-Sektors resultieren. Ins- besondere ist die Schaffung einer Awareness für die Bedeutung von IKT sowie ein Grundverständnisses für IKT in der Bevölkerung (siehe Strategiefeld 2) von besonderer Bedeutung. 29
Unterstützung von Neugründungen im IKT-Bereich In einem so schnelllebigen Bereich wie den IKT kommt neben der Innovationsfähigkeit von Unternehmen und deren Fähigkeit, rasch auf neue Entwicklungen reagieren zu können, insbesondere der Gründung von neuen Unternehmen eine besondere Bedeu- tung zu. Unternehmensneugründungen haben an sich bereits positive volkswirtschaft- liche Effekte, da sie in zusätzlicher Wertschöpfung und zusätzlichen Arbeitsplätzen resultieren. Im IKT-Bereich kommt hinzu, dass die „Eintrittsbarrieren“ einerseits ver- hältnismäßig gering sind (zB nahezu Null-Grenzkosten bei der Produktion von Soft- ware, geringe Distributionskosten, niedrige Investitionskosten) und sich durch die ra- sche Entwicklung im IKT-Bereich andererseits ständig neue Geschäftsmöglichkeiten ergeben. Für einzelne Handlungslinien zum Thema Gründungen wird auf das dies- bezügliche Positionspapier von ACADEMIA SUPERIOR („Wachstumsorientierte und innovative Unternehmensgründungen in Oberösterreich“) verwiesen. Potenziale von Beteiligungs- und Risikokapital erschließen Die Finanzierung von innovativen, aber riskanten Firmengründungen bzw. eines der- artigen Firmenausbaus durch Banken ist oftmals aufgrund fehlender Sicherheiten des Firmengründers bzw. –eigentümers sowohl in Österreich aber auch in anderen euro- päischen Ländern kaum möglich (und wird mit Basel III wohl noch erschwert). Im Zusammenhang mit innovativen und kapitalintensiven Gründungen und insbeson- dere dem Aufbau von Jungunternehmen wird daher oftmals Risiko- und Beteiligungs- kapital in seinen unterschiedlichen Formen (Early-stage-Finanzierung, Venture Capi- tal, Private Equity, Mezzanin-Kapital etc.) als mögliche Finanzierungsform angestrebt. Junge IKT-Unternehmen profitieren dabei nicht nur von den finanziellen Spielräumen, sondern auch vom Know-how und Marktzugang strategischer Partner. Im internatio- nalen Vergleich – insbesondere gegenüber dem angelsächsischen Raum – ist privates Beteiligungskapital in Österreich jedoch nur sehr gering verbreitet. Die Potenziale von Beteiligungs- und Risikokapital sollten daher bestmöglich erschlossen werden. Folgende Ansatzpunkte werden dabei als zielführend angesehen 5: 5 Siehe hierfür ebenfalls das diesbezügliche Positionspapier von ACADEMIA SUPERIOR „Wachs- tumsorientierte und innovative Unternehmensgründungen in Oberösterreich“. 30
− Identifikation der individuellen Potenziale für Beteiligungs- und Risikokapital im Zuge von Gründungsberatungen und der Nachgründungsbetreuung sowie Infor- mation und Bewusstseinsbildung im Rahmen bestehender Beratungen über die Chancen und Risken von Beteiligungs- und Risikokapital − Vorbereitung von JungunternehmerInnen auf die Einwerbung von Beteiligungs- und Risikokapital, zB durch „Pitch-Trainings“ zur prägnanten Vorstellung des Un- ternehmenskonzepts vor potenziellen Investoren und durch die Forcierung von entsprechenden Startup-Camps (wie zB Startup Europe) − Ausrichtung von Matchmaking-Events zwischen jungen IKT-Unternehmen mit Wachstumspotenzial und potenziellen Investoren aus dem In- und Ausland − Erschließung von internationalem Venture Capital durch „Vorstellungsreisen“ für IKT-Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial zu den „Hot Spots“ von interna- tionalen Venture Capital-Gebern (zB Silicon Valley, Israel, London,…); Forcierung der Teilnahme von oö. Unternehmen an der „Go Silicon Valley“-Initiative der WKO − Wenn absehbar ist, dass bedeutende Teile – zB F&E-Abteilungen – eines stark wachsenden Unternehmens in Oberösterreich bleiben werden, kann eine Unter- stützung bei der Gründung eines Firmensitzes im Ausland – um leichter ausländi- sches Venture Capital akquirieren zu können – unterstützt werden, zB durch dies- bezügliche Erstinformation, rechtliche Beratungen und die Vermittlung von Kon- takten zu Venture-Capital-Gebern und insbesondere auch zu Personen, die bereits erfolgreich Venture Capital aus dem Ausland eingeworben haben. − Forcierung der Nutzung von privaten Early-stage-Investitionen mit Business Angel- Modellen (sowie die Nutzung der Erfahrungen von Business Angels) durch ent- sprechendes Matchmaking wie auch der generellen Förderung einer „Kultur der Unternehmensinvestition“ (zB durch entsprechende Informationsveranstaltungen und –unterlagen für potenzielle Business Angels) − Unterstützung von jungen IKT-Unternehmen bei Verhandlungen mit Investoren (v.a. hinsichtlich der rechtlichen und finanziellen Aspekte) − Gespräche mit oberösterreichischen Banken über die Perspektiven eines privaten Venture Capital-Fonds in Oberösterreich zur Akquisition von privatem Beteili- gungskapital bei größerer Risikostreuung sowie generell ein Diskurs zur Sensibili- sierung der Banken für die wirtschaftliche Bedeutung und die potenziellen Zu- kunftschancen von innovativen IKT-Unternehmen, die Zusammenarbeit zwischen 31
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