Evang.st - Evangelische Kirche Steiermark

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Evang.st - Evangelische Kirche Steiermark
evang.st
                       Das Magazin der Evangelischen Kirche A.B.
                                  in der Steiermark
                                 AUSGABE 1 | MÄRZ 2019
                                         evang.st

        IN DER ZEIT            PERSÖNLICHKEITEN                DIAKONIE
           ZIELLOS                    GLAUBE                   LEBENSZIELE
     ZIELGERICHTET              SETZT STÄRKEN FREI             AUF DER ZIELGERADEN
Felix Gottwald über die     Bildungsminister Heinz Faßmann     Stefanie Trojan gibt Auskunft.
 Bedeutung von Zielen.       im Gespräch mit Klaus Höfler.     Von Elisabeth Pilz.
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Evang.st - Evangelische Kirche Steiermark
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         4 In der Zeit                                             8 Rückschau                                                 15 Bildung
       		Wofür braucht man Ziele und wofür                      		Wir blicken auf die Amtseinführung von                   		 Meinen Feiertag kann mir keiner neh-
             nicht? Darüber denkt der erfolgreichste                   Pfarrer Bernhard Hackl in Rottenmann                          men! Das hält Irmtraud Eberle-Härtel in
             Sportler der österreichischen                             und den ökumenischen Gottesdienst                             ihrem Beitrag fest. In kurzen Absätzen
             Olympia-Geschichte Felix Gottwald                         zum Tag des Judentums zurück.                                 skizziert sie theologische, arbeitsrechtliche
             in dieser Ausgabe nach.                                                                                                 und wirtschaftliche Bemerkungen dazu.
                                                                   12 Aus der Zeit
         6 Panorama                                              		 W
                                                                     erner Hollomey. Ein Vielbegabter                        16 Menschen & Ereignisse
       		Urlaubsziele und ökologischer Fußab-                          feiert seinen 90. Geburtstag. Ein Portrait           		Im zweiten Teil unserer Reihe „Milieu-
             druck. Fliegen, per Kreuzfahrtschiff, mit                  von Ernst Burger.                                           geschichten“ widmen sich Helene und
             dem Auto oder doch mit dem Draht­­-                                                                                    Hermann Miklas den Themen „Kirche
             esel? Ein witziger Kommentar von                     13 Diakonie                                                       und Tourismus“ und „Taufe“.
             Peter Lintner.                                      		 W
                                                                     elche Lebensziele haben betagte
                                                                        Menschen? Was möchten sie noch errei-                  18 Spezial
         7 Persönlichkeiten                                             chen? Elisabeth G. Pilz geht dieser Frage            		Aufgrund der Änderungen der staatlichen
       		Bildungsminister Heinz Faßmann                                im Gespräch mit Stefanie Trojan nach.                       Gesetzgebung in Bezug auf Ehe und ein-
             beschreibt sein Verhältnis zum Glauben.                                                                                getragene Partnerschaft war die Evange-
             Die Bedeutung des Religiösen für eine                14 Frauenarbeit                                                   lische Kirche A.B. in Österreich heraus-
             Demokratie im Spannungsfeld von                     		 Johanna Liebeg beschreibt in ihrem Bei-                        gefordert, eine Entscheidung zu finden.
             Ethikunterricht und Kopftuchverbot.                        trag die Entwicklung der Frauenarbeit in                    Nach einem Diskussionsprozess, zu dem
             Ein Interview von Klaus Höfler.                            der Steiermark. Was zunächst als Bibel-                     alle Pfarrgemeinden eingeladen waren,
                                                                        kreis begann, entwickelte sich zu einem                     fand die 15. Synode A.B. am 9. März 2019
                                                                        eigenständigen Netzwerk evangelischer                       eine hart errungene Kompromisslösung.
                                                                        Frauen, die etwas zu sagen haben.

    Impressum

       evang.st erscheint viermal jährlich als     In Eigenverantwortung der Organisationen   REDAKTIONSADRESSE                            Ausgabe 1/2019
       Magazin der Evangelischen Kirche in der     erscheinen die Seiten von CJZ, EBS, EFA    8010 Graz, Kaiser-Josef-Platz 9,
       Steiermark. Originaltexte zu bearbeiteten   und EJ Stmk.                               Tel. 0316/321447, suptur-stmk@evang.at       Nächste Ausgabe: Juni 2019
       Beiträgen finden Sie auf: www.evang.st
                                                   REDAKTION                                  Konzept: Das Freitag Nachmittag Kollektiv,   Erscheinungstermin:
       MEDIENINHABER & HERAUSGEBER                 Mag. Helga Rachl, rachl-stmk@evang.at,     Graz, Rainer Juriatti                        Mo, 25. März 2019
       Evangelische Diözese A.B.                   0699/18877609; Mag. Wolfgang Rehner        Layout: Ing. Philipp Zotter, BA
       in der Steiermark                           (WR), Irmtraud Eberle-Härtl (EBS), Dr.     Druck: Dorrong OG, Graz                      TITEL
       Für den Inhalt verantwortlich:              Michael Axmann, Mag. Dominik Knes (EJ                                                   Das Titelbild zeigt eine Aufnahme der
       Superintendent Mag. Wolfgang Rehner         Stmk), Johanna Liebeg (efa)                                                             Fotografin Paula May.

    2q                                                                                                                                                                             evang.st
Evang.st - Evangelische Kirche Steiermark
Editorial

                                                     MICHAEL AXMANN
                                                    Superintendentialkurator

                                   KIRCHE IN BEWEGUNG
           Die Gremien der Evangelischen Kirche haben sich in                  Wie gehen wir mit Rückschlägen um? Geben wir auf –
           Folge der Wahlen im Vorjahr auf allen Ebenen neu                    oder nehmen wir einen weiteren Anlauf?
           konstituiert. Die neuen Gemeindevertreter und Pres-
           byter entwickeln neue Perspektiven und stecken sich                 Welche Ziele der Mensch im Leben haben soll, ist die
           neue Ziele. Es bewegt sich was in unserer Kirche!                   existentielle Frage schlechthin. Natürlich verändern sie
           Grund genug, sich in dieser Ausgabe von evang.st mit                sich im Laufe des Lebens. Ein sich in Unsterblichkeit
           verschiedenen Aspekten von Zielen zu befassen.                          glaubender Teenager hat andere Ziele als Men-
                                                                                        schen, die von Krankheit geplagt sind oder
           Es gibt keinen Bereich, in dem nicht Ziele                                      sich am Lebensabend befinden. Nicht ohne
           formuliert werden: in der Ausbildung, im              Am Beginn                  Grund nimmt die Frömmigkeit bei man-
           Beruf, im Sport oder der Politik. Persön-          jeder Handlung                chen Menschen mit dem Alter zu.
           liche Ziele – wie gesünder zu leben, ein
                                                               steht ein Ziel.
           bestimmtes Land zu bereisen, ein gutes                                           Laut einer Umfrage sind derzeit die pri-
           Essen zu genießen oder auch einen Beitrag                                      mären Lebensziele der Österreicherinnen
           zur Gesellschaft leisten zu wollen – bestimmen                             und Österreicher ein harmonisches Familien-
           die Existenz. Welche Ziele wir uns stecken, ist unter an-           leben, ein Leben ohne Zwang führen zu können und
           derem geprägt von unserer Herkunft, unserem Umfeld                  einen sichereren Arbeitsplatz zu haben.
           und unseren Erfahrungen sowie natürlich gesellschaft-
           lichen Einflussfaktoren. Was für den einen ein kleines              Es sind also nicht Konsumbedürfnisse, die an erster
           Ziel ist, erscheint für den anderen unerreichbar. Jeden-            Stelle stehen. Untersuchungen der jungen Generatio-
           falls steht am Beginn jeder Handlung ein Ziel.                      nen ergeben, dass deren Lebensziele nicht mehr beruf-
                                                                               licher Aufstieg und Wohlstand sind, sondern dass es
           Das Erreichen von Zielen verbinden viele mit Glück                  ihnen wichtig ist, ausreichend Freizeit zu haben sowie
           und Befriedigung. Auf der anderen Seite können zu                   Kontakte zu Freunden und Familie zu pflegen. Darf
           hoch gesetzte und daher nicht zu erreichende Ziele                  man darin vorsichtig ein Abgehen der Verfolgung rein
           frustrieren. Manche werden gar nicht in Angriff ge-                 materiellen Ziele erkennen, was uns erlauben würde,
           nommen aus Angst, zu versagen. Ohne Ziel gibt es                    optimistisch zu sein bei der Verfolgung des Ziels, sich
           kein Scheitern.                                                     einer idealistischeren Gesellschaft zu nähern?

evang.st                                                                                                                                  Q3
Evang.st - Evangelische Kirche Steiermark
In der Zeit

              Ziele Wofur brauchen wir Sie
                    Und Wofur nicht?
                                 In dieser Ausgabe geht der
                                 ehemalige Spitzensportler,
                                 Bestsellerautor, Trainer und
                                 Coach Felix Gottwald der Frage
                                 nach Zielen im Leben nach.

                                                                             Foto: Eder

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Evang.st - Evangelische Kirche Steiermark
In der Zeit

           Jedes Ziel hat einen Anfang. Und           gäbe es wohl auch viele überflüssi-      Basis – neben einem WARUM, das
           dieser Anfang steckt oft im Errei-         ge Informationen. Ich selbst war als     stark genug ist, auch die herausfor-
           chen eines vorangegangenen Zieles          Athlet Meister darin, mir von meinen     dernden, ungemütlichen und schwe-
           – oder anders formuliert: am Ende          Zielen den Weg versperren zu lassen.     ren Abschnitte gut zu meistern. Der
           eines Weges. Bezeichnend für diesen        Ich war gut im Über- und Unterbe-        Umweg über die Frage „Warum de-
           Leitartikel ist dessen Entstehungsge-      werten meiner Ziele, und ich habe es     finitiv nicht?“ hilft oft, um sich der
           schichte, die ich mit den Leserinnen       auch erlebt, dass meine Ziele einfach    Antwort auf das WARUM anzunä-
           und Lesern hier teilen möchte:             weg waren – unabhängig davon, ob         hern. Wann immer es mir gelingt, die
                                                      ich sie erreicht hatte oder nicht.       Qualität meines Weges als Ziel zu de-
           Nach dem feierlichen und herzlichen                                                 finieren, wird meine Präsenz zu mei-
           Begräbnis der geliebten Urli-Oma           Lassen Sie mich zwei Beispiele           nem treuesten Weggefährten, und
           unserer beiden Töchter sagte ich           anführen: Das erste bietet sich an,      ich entdecke meinen Alltag als steti-
           zum ehemaligen Pfarrer meiner Hei-         weil ich mich gerade am Flughafen        gen Übungsraum. Der Weg wird so
           matgemeinde Ramsau am Dachstein            in Wien befinde, wobei der Redak-        zu meinem Auftrag, die Welt in mir
           und jetzigen Superintendenten der          tionsschluss für diesen Artikel naht     und um mich herum gut zu meistern.
           evangelischen Kirche der Steiermark,       und ich auf die Start- und Landebahn     Beim Schreiben dieses Leitartikels
           Wolfgang Rehner, dass er mein Lieb-        schaue. Während ein Flugzeug nach        übte ich mich wieder genau darin:-
           lingspfarrer sei. Worauf er in seiner      dem anderen startet und Kurs auf ein     Den Weg achtsam Schritt für Schritt
           spontanen und humorvollen Art ant-         Ziel nimmt, landen andere Flugzeu-       gehen, dadurch die Zufälle am
           wortete: „Felix, das kostet dich was!“     ge, die Wien zum Ziel haben. Wer         Wegesrand wahrnehmen und jene
           Einige Monate vergingen, bis er auf        sich jemals mit einem Piloten unter-     aufgreifen, die mich erreichen. Gera-
           seine Ankündigung zurückkam und            halten hat, weiß, dass sich ein Flug-    de wenn es um zukünftige Ziele geht,
           mich bat, einen Artikel zum Thema          zeug am Weg zu seinem Ziel nie exakt     bewährt es sich immer, sich zualler-
           „Ziele“ zu schreiben. Mit diesem Te-       auf Kurs befindet, sondern diesen bis    erst darum zu kümmern, gegenwär-
           lefonat und den damit verbundenen          zur Landung ständig korrigiert. Die      tig im Hier und Jetzt zu sein.
           Informationen in Bezug auf die Text-       Idee, mir ein Ziel nach dem anderen
           länge und den Redaktionsschluss war        zu setzen, mir einen strikten Plan zu    Deshalb, lieber Wolfgang,        koste-
           für mich ein zusätzliches Ziel defi-       machen und diesen entsprechend ab-       te mich der Artikel nichts im her-
           niert. Gott sei Dank – ich vermute         zuarbeiten, hatte ich oft. Meist kam     kömmlichen Sinne. Vielmehr wurde
           mal, dass dies auch der Gedanke un-        es jedoch anders, und der Prozess        ich durch den Entstehungsweg be-
           seres Herrn Pfarrers war – begleitet       gestaltete sich allein deshalb schon     schenkt und freue mich, wenn diese
           mich das Thema der Zielsetzungen           weniger freudvoll als angenommen.        Zeilen sich auch für andere auf dem
           aus unterschiedlichsten Perspektiven                                                Weg zwischen Start und Landung,
           schon mein ganzes Leben lang: So-          Ein zweites Beispiel, weil die Berge     zwischen Gipfel und Tal, als kleines
           wohl in den knapp zwanzig Jahren,          in meiner Heimat Ramsau am Dach-         Geschenk entpuppen. Unserer Urli-­
           die ich als Athlet im Spitzensport         stein naheliegend sind: Angenom-         Oma sei Dank.
           verbringen durfte, als auch heute als      men, wir entscheiden uns für eine                            FELIX GOTTWALD
           Partner, Vater, Trainer, Vortragender,     Bergtour und setzen uns das Errei-        7-facher olympischer Medaillengewinner
                                                                                                         in der Nordischen Kombination
           Coach und Unternehmer sind Ziele           chen eines Gipfels zum Ziel, so bleibt
           meine ständigen Begleiter.                 es dennoch immer das vorrangige
                                                      Ziel, wieder gut im Tal anzukommen.
           Das Thema Ziele und       deren Errei-     Ich habe noch nie jemanden getrof-
           chung füllt ganze Bibliotheken, es gibt    fen, der am Gipfel verharren wollte.        Tipp
           Abertausende schlaue Sprüche, und          Allein das raue Klima, der begrenzte
           alleine Google spuckt zum Stichwort        Platz und die Höhenluft würden da-          Informationen zu Seminaren,
           „Ziele“ knapp 70 Millionen (!) Er-         gegen sprechen, den Gipfel als fina-        Vorträgen, Workshops und
           gebnisse aus. Gäbe es also diese eine      les Ziel zu definieren. Als Pilot das       Trainings unter:
           Lösung, dieses eine Rezept, mit dem        Fliegen und als Gipfelstürmer das           www.felixgottwald.at
           sich jedes Ziel erreichen lässt, ja dann   Steigen und Klettern zu lieben ist die

evang.st                                                                                                                                 Q5
Evang.st - Evangelische Kirche Steiermark
Panorama

                                      It´s Hard To Be
                                     A Saint In The City
                                          Neues Urlaubsziel: Am Boden bleiben! Von Peter Lintner,
                                   Umweltbeauftragter der Evangelischen Diözese A.B. in der Steiermark.

           Fliegen geht gar nicht, das wissen Sie vermutlich. Keine Art    zunehmend ratlos zurück. Eine Küstenfahrt entlang immer
           zu reisen bläst mehr Dreck in die Atmosphäre. Was irgend-       neuer Hotelburgen in Benidorm und anderswo kann auch
           wie schade ist, wenn man Interesse an anderen Kulturen hat,     nur zu der Erkenntnis führen, dass man so heute nicht mehr
           den Kontakt mit ihnen pflegen möchte, sonnenhungrig ist         Urlaub machen kann. Eine sehr umweltbewusste Bekannte
           oder eine Tante in Marokko hat.                                 fährt jeden Sommer Campen – mit dem Zug! Jedes Famili-
                                                                           enmitglied trägt einen Rucksack und ein Teil des Zelts. Das
           Kreuzfahrten    sind ökologisch ohnehin auszuschließen,         schweißt zweifellos zusammen und ist ökologisch vorbild-
           nicht nur wegen der großen Mengen von Abgasen, die so           lich. Von so einem Urlaub bleibe ich aber lieber gleich zu
           ein Ozeanriese pro Stunde rauspulvert, sondern auch wegen       Hause.
           der Abwässer, dem Müll und dem Umgang mit Ressourcen.
           Wer aber den Einfall ganzer Armeen tennisbesockter Kreuz-       Jawohl, zu Hause! Das ist ohnedies die beste und saubers-
           fahrer binnen weniger Minuten – etwa in Dubrovnik – mit-        te Idee. Für die eingesparten Klimagase kann man daheim
           erlebt hat, ist diesbezüglich wahrscheinlich sowieso geheilt.   im Garten gewissensbisslos in der Hängematte liegen, lokale
           Also nix wie rein in den Turbodiesel und ab an die Nordsee      Produkte schmausen und die ohnedies immer wärmer wer-
           – oder den Neusiedlersee, über dreispurige Autobahnen,          denden Sommer im Niedrigenergie-Eigenheim genießen.
                      begrenzt Erdölprodukte tankend, unbegrenzt           Ökologisches Biedermeier, könnte man als Brandstifter sa-
                          Kohlendioxid auspuffend, mit Glück sogar im      gen. Daher ist die einfachste, logischste Lösung: Weg mit
                           SUV, der mehr Fußgänger am Gewissen hat         dem Urlaub! Weg mit überflüssigen Karfreitagen! Weg mit
                           als einst Jack the Ripper Menschen?             den Sonntagen! Lasst das Urlauben sein, gemeinsam mit
                                                                           dem Innehalten wirkt es ohnedies nur lebensverlängernd,
                          Wandern! Radfahren, jawohl! Raus aus der         was für den Planeten (ebenso wie das Urlaubmachen) ten-
                           Stadt, rein ins Grüne und dann nießen, Natur    denziell lebensverkürzend wirkt.
                           genießen. Endlich einmal etwas für den Kör-
                           per tun, das Hirn durchlüften. Wenn bloß der
                          Hintern nicht so wehtun würde, nach jedem
                          erstrampelten Radlkilometer ein wenig mehr.
                          Und es beim Wandern nicht deutlich mehr              Wussten Sie …
                          bergauf als bergab gehen würde, jeden Tag            Kerosinverbrauch Flugzeug: ca 2500kg/Stunde
                          ein wenig mehr. Traurig aber wahr: Diese, aus        Emissionen: 8500kg CO2, 25kg NOx, 100g
                        Umweltsicht hervorragende Urlaubsvariante              Feinstaub
                        kommt für mich nicht in Frage!                         Anstieg der Emissionen seit 1990:
                        Das Nächtigen und Essen muss ebenfalls wohl-           +80%, jährlicher Anstieg +5%; Fünffacher Ausstoß
                       bedacht sein: Ein Hotel mit täglich frischem            klimarelevanter Gase/Passagier im Vergleich zur Bahn
                       Buffet, frischen Handtüchern und saftigen               (Quelle: Deutsches umweltbundesamt 2008. Über:
                           Gräsern mitten im Wüstengebiet lässt eben-          www.umweltbundesamt.de)
                             dieses rasend schnell wachsen und mich

   6q                                                                                                                                    evang.st
Evang.st - Evangelische Kirche Steiermark
Foto: BMBWF/Martin Lusser

                                                                                                                                                                 Persönlichkeiten

                                                    Der Glauben setzt Stärken frei
                                                  Heinz Faßmann ist Wissenschaftler. Als Universitätsprofessor war er unter anderem auch
                                                 Vizerektor der Universität Wien. Seit Jänner 2018 ist er Bundesminister für Bildung – und:
                                                                                             Er ist evangelisch.

                                                                                        Das Gespräch führte Klaus Höfler.

                                       Wie würden Sie Ihr Verhältnis zum Glauben beschrei-                  Welche Bedeutung hat das Religiöse für eine
                                       ben? Kritisch? Überzeugt? Ich bin kritisch und über-                 Demokratie gerade in Zeiten, in denen Ethikunterricht
                                       zeugt zugleich. Jeder Wissenschaftler ist kritisch, stellt           und Kopftuchverbot im politischen Diskurs stehen?
                                       alles in Frage und will für jede Aussage nachvollziehbare            Ich bin überzeugt davon, dass Religiosität primär eine
                                       Beweise. Die Religion offeriert eine andere Art der Ausei-           private Angelegenheit ist. Die Aufgabe des Staates ist
                                       nandersetzung mit den Grundfragen der eigenen Existenz               es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine freie Re-
                                       und der Beziehung zur Schöpfung. Dabei geht es nicht                 ligionsausübung gestattet. Der Staat sollte dabei reli-
                                       um rationale Beweisführung, sondern um Vertrauen und                 gionsneutral handeln, keine Bevorzugung vornehmen
                                       Glauben. Wissenschaft und Religion basieren also auf un-             und religiösen Konflikten vorbeugen. Und er sollte für
                                       terschiedlichen Zugängen.                                            ein gemeinsames rechtliches und ethisches Fundament
                                                                                                            über die einzelnen Religionen hinaus sorgen, was in ei-
                                       Was schätzen Sie am Protestantischen besonders?                      ner religiös pluralen Gesellschaft immer wichtiger wird.
                                       Worauf sind Sie stolz? Als Protestant bin ich natürlich
                                       auf das Leben und Schaffen Martin Luthers stolz, sein Ein-           … auch um das Auseinanderdriften der Gesellschaft zu
                                       treten für kirchliche Reformen und seine Standhaftigkeit.            verhindern? Unsere Gesellschaft wird vielfältiger und
                                       Es war alles andere als einfach, die eigene Meinung auch             die normgebende Kraft von Kirche, Staat oder einem do-
                                       gegen erhebliche Widerstände zu verteidigen. Und wenn                minanten Weltbild schwächer. Gleichzeitig braucht die
                                       man an protestantische Persönlichkeiten denkt, die für den           Gesellschaft gemeinsame getragene Werte und Normen,
                                       Glauben bedingungslos eintraten, dann fällt mir natürlich            damit eine zunehmende Fragmentierung verhindert
                                       auch Dietrich Bonhoeffer ein, der den Tod im Eintreten               wird. Der Ethikunterricht für die, die an keinem Religi-
                                       für seine evangelische Überzeugung bewusst akzeptierte.              onsunterricht teilnehmen, ist eine Maßnahme, um das
                                       Der Glaube setzt Stärken frei, die über das Durchschnitts-           Auseinanderdriften zu verhindern.
                                       maß weit hinausreichen. Ob das spezifisch protestantisch
                                       ist, weiß ich nicht, aber es beeindruckt mich.

                            evang.st                                                                                                                                   Q7
Evang.st - Evangelische Kirche Steiermark
Foto: Knoll
Panorama

             Karfreitag: Meinen Feiertag kann
                    mir keiner nehmen!
                    Noch nie wurde in der Öffentlichkeit das Thema „Karfreitag“ so lange und intensiv debattiert.
                Wenn der Anlass dafür auch ein trauriger ist, ist er doch eine Chance, sich als Protestant zu erkennen
                        zu geben und mit Mitmenschen ins Gespräch zu kommen. Von Irmtraud Eberle-Härtl.

           Karfreitag – der stillste Feiertag                           verlagerte sich vom Theologischen zum Wirtschaftli-
           Der Karfreitag gehört zu Ostern. Ohne Tod keine Auf-         chen. Die freie Religionsausübung ist in den Hintergrund
           erstehung. Ohne Sterben keine Erlösung für uns. Der          getreten. Die österreichische Bundesregierung prokla-
           Karfreitag ist der erste der drei Osterfeiertage. An ihm     mierte zuerst einen halben Feiertag, um nach Protesten
           gedenken die Christen des Sterbens Jesu am Kreuz, die        von Seiten der Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter
           grausamste Todesstrafe, die zur damaligen Zeit bekannt       den freien Feiertag ganz zu streichen.
           war. Das Kreuz wird DAS Symbol der Christen. Im Zen-
           trum steht die Betrachtung der Leidensgeschichte Jesu.       Und es geht weiter
                                                                        Jetzt sind wir Protestanten gefordert, uns öffentlich zu
           Gleiches Recht für alle                                      unserem Glauben zu bekennen. Einzelne Städte und Ge-
           Bis 2019 konnten wir Protestanten diesen seit 1952 im Ge-    meinden geben ihren Bürgern solidarisch den Karfrei-
           neralkollektivvertrag festgelegten arbeitsfreien Feiertag    tag frei. Einzelne Arbeitgeber – nicht nur evangelische
           mit der ganzen Familie selbstverständlich begehen. Der       – weiten den Karfreitag als Feiertag für alle Angestell-
           Tag begann mit einem Gottesdienst am Vormittag und           ten aus und geben ihnen frei. Petitionen werden unter-
           war der Start der Osterfeierlichkeiten. Seit heuer müssen    schrieben – nicht nur von Protestanten. Schweigemär-
           sich Protestanten dafür einen Urlaubstag nehmen. Die         sche werden organisiert, Leserbriefe geschrieben. „Wir
           Bevorzugung einer religiösen Minderheit widerspricht         sind im Glauben an den gekreuzigten und auferstande-
           dem Gleichheitsgrundsatz, urteilte der EuGH. Ist die Ab-     nen Herrn verbunden. Feiern wir den Karfreitag heuer
           schaffung des arbeitsfreien Feiertages für die Protestan-    besonders bewusst und zahlreich, um gemeinsam seine
           ten, Altkatholiken und Methodisten deshalb gerechtfer-       Bedeutung für uns Evangelische sichtbar zu machen“, so
           tigt – eine Benachteiligung einer religiösen Minderheit?     Bischof Bünker.

           Die Wirtschaft schreit am lautesten                          Meinen Feiertag, egal ob arbeitsfrei oder nicht,
           Arbeitsfrei für alle, forderte die Arbeitnehmervertretung.   kann mir keiner nehmen!
           Zu teuer, widerspricht die Wirtschaft. Die Diskussion

   8q                                                                                                                              evang.st
Evang.st - Evangelische Kirche Steiermark
Panorama

           Amtseinführung von Pfarrer Berhard Hackl in Rottenmann
           Die evangelische Pfarrgemeinde Rottenmann

                                                                                                                                                            Foto: Höller
           bildet seit etwa einem Jahr einen Pfarrverband
           mit Gaishorn/Trieben und hat nach fünf Jahren
           Administration wieder einen ortsansässigen
           Pfarrer. Am Sonntag, dem 10. Februar, wurde er
           in der Rottenmanner Auferstehungskirche von
           Superintendent Wolfgang Rehner in sein Amt
           eingeführt.

           Am Bild v.l.n.r.: Kuratorin Christa Lerch,
           Pfarrer Bernhard Hackl, Kurator Johann Kolenprat
           und Superintendent Wolfgang Rehner

           Ökumenischer Gottesdienst zum Tag des Judentums
           „Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht“ lautete das Thema des ökumeni-

                                                                                                                                                            Foto: Neuhold
           schen Gottesdienstes am Tag des Judentums, der dieses Jahr in der Gra-
           zer Heilandskirche stattfand. Die biblische Lesung (3. Mose 19) wurde
           diesmal von Studierenden der Kunstuniversität Graz von verschiedenen
           Orten des Kirchenraumes aus zu Gehör gebracht. Mit diesem biblischen
           Wort standen die Gebote im Zentrum des Gottesdienstes, die zu sozia-
           lem und solidarischem Verhalten auffordern. Stefanie Plangger, katho-
           lische Theologin konzentrierte sich in ihrer Predigt auf das in der Tora
           zentrale Gebot der Nächstenliebe. Sie interpretierte es in der ebenfalls
           möglichen Übersetzung „Du sollst deinen Nächsten lieben, denn er ist
           wie du“. Mit dieser Lesart werde eine Nähe zum anderen geschaffen, die
           allein durch das Menschsein begründet ist, gleichzeitig werde aber auch
           eine heilsame Distanz zum Nächsten gewahrt. Die musikalische Gestal-
           tung oblag Diözesankantor Thomas Wrenger.

                                                                                                               Stadtpfarrpropst Christian Leibnitz und
                                                                                                               Usha Sundaresan, Evang.-methodistischen Kirche

                                                                                                        Tipp
                                                                                                        38. Deutscher Evangelischer Kirchentag
                                                                       Foto: epd-bild/Friedrich Stark

                                                                                                        19. bis 23. Juni 2019
                                                                                                        in Dortmund

                                                                                                        Weitere Informationen:
                                                                                                        www.kirchentag.de

evang.st                                                                                                                                                                    Q9
Evang.st - Evangelische Kirche Steiermark
Highlig
Der junge Blick

       Coming up…                                                                                                                     ht
        Nähere Infos und Fotos findest du auf
                  www.believa.at.

                                                                                                                                                   Foto: Designed by Freepik
                  TAKEMAK
  Ausbildung für Jung-MitarbeiterInnen
              JUFA Bad Aussee
           12. - 14. April 2019                 MiAu! für unsre MitarbeiterInnen
                                                MiAu ist kein Katzengejammer, sondern die neuen MitarbeiterInnen Ausbildung der Evange-
SCHLADMINGER JUGENDTAG                          lischen Jugend Steiermark. Die Diözesanjugenleitung hat im letzten Jahr gemeinsam mit stei-
                                                rischen Pfarrgemeinden diese Schiene entwickelt. Die Ausbildung besteht zum einen aus einer
                    #nofilter
                                                jährlich stattfindenden Basis-Schulung, für alle, die in die Kinder- und Jugendarbeit einsteigen
           Congress Schladming
                                                und dort Verantwortung übernehmen möchten. Wie leite ich Gruppen richtig, mit welchen
              4. - 5. Mai 2019
                                                Spielen kann ich einer Gruppe einheizen oder sie zur Ruhe bringen? Das sind Fragen, die in
                                                der Basis-Schulung beantwortet werden.

     JUGENDGOTTESDIENST                         Alle zwei Jahre gibt es zusätzlich eine „Aufbau-Schulung“, in der es um vertiefende Inhalte
                                                geht: Wie gestalte ich eine Andacht, wie plane ich Freizeiten, wie geht Verkündigung heute, wie
          „MUR-MÜRZ“                            kann ich frische Dynamik in die Kinder- oder Jugendarbeit meiner Pfarrgemeinde bringen?
                                                Dort können sich die TeilnehmerInnen im Baukastenformat ihre Workshops selbst zusam-
          Pfarrgemeinde Leoben
                                                menstellen.
        10. Mai 2019, 18.00 Uhr

                                                Der Termin für die erste Basis-Ausbildung steht fest und wir laden alle Kinder- und Jugendmit-
                                                arbeiterInnen, die gerade dabei sind, Verantwortung zu übernehmen oder einfach neue Im-
            OPEN MIC &                          pulse bekommen möchten, ganz herzlich dazu ein. Das Mindestalter ist 15 bzw. „konfirmiert“.

            OPEN HEARTS
 EJ Aktion zur langen Nacht der Kirchen
        Hof der Kreuzkirche, Graz
        24. Mai 2019, 19.00 Uhr

      PFINGSTZELTFREIZEIT
              Burg Finstergrün
             7. - 10. Juni 2019

              Powered by:
     Evangelische Jugend Steiermark,
     www.believa.at, 0316 / 822316,
      für den Inhalt verantwortlich:
              Dominik Knes

    10 q                                                                                                                                evang.st
Der junge Blick

                                   Junge (Lebens)Ziele
                 All jenen, die schon ein paar Jahrzehnte auf unsrem Planeten unterwegs sind, ist klar: im Laufe
                     des Lebens wandeln sich Ziele und Wertvorstellungen oft. Sie passen sich den jeweiligen
                   Lebens­umständen an oder ändern sich durch neue Sichtweisen auf das Leben und all seine

                                                                                                                                                         Foto: EJ Stmk
                Facetten, wie Glaube, Liebe und Freundschaft. Wie Lebensziele junger Menschen aussehen, ist
                     natürlich so unterschiedlich und vielfältig, wie das Leben an sich. Hier ein kurzer Einblick:

                                                                    von Dominik Knes

                                                                                                          Clara, 17,
                                                                                       Schülerin, aus der Pfarrgemeinde
                                                                                                   Johanneskirche, Graz

                                Martin, 23,
                                Theologiestudent in Wien, aus der
                                Pfarrgemeinde Graz-Eggenberg

       Das sind drei Punkte, die mir in meinem Leben                         Das sind drei Punkte, die mir in meinem Leben
       aktuell extrem wichtig sind:                                          aktuell extrem wichtig sind:
       -   Meine Beziehung                                                   -   Meine Familie und besonders meine zwei großen Geschwister
       -   Der Kontakt mit Freundinnen und Freunden und mit                  -   Musik zu hören und vor allem aber auch selbst zu machen
           den Menschen aus meinem Umfeld                                    -   Wenn andere Leute meine Hilfe brauchen, für sie da zu
       -   Mein Beruf (bei der öst. Bibelgesellschaft) und mein                  sein. Ganz egal, was sie brauchen, werde ich immer mein
           Studium                                                               Bestes geben, ihnen zu helfen.
       Das sind drei Punkte, die ich gerne im Laufe                          Das sind drei Punkte, die ich gerne im Laufe
       meines Lebens erreichen/erlernen würde:                               meines Lebens erreichen/erlernen würde:
       -   Der Studienabschluss                                              -   Eine Familie gründen
       -   Möglichst viele Eindrücke durch Reisen und                        -   So viel wie möglich von der Welt zu sehen
           Begegnungen sammeln                                               -   Für meine Freunde und Familie IMMER ein “sicherer Hafen”
       -   Aktuelle Kontakte und Freundschaften aufrechterhalten                 sein. Sie sollen wissen, dass sie immer zu mir kommen können.
       So sieht mein Leben in der Pension aus:                               So sieht mein Leben in der Pension aus:
       -   Meine Pension sehe ich in einer schönen Wohnung,                  -   Ganz nach dem Motto von Udo Jürgens Lied “Mit 66
           womöglich in einem ländlichen Bereich. Ich möchte                     Jahren” leben. Mit meinen Freunden jammen und
           die Wohnung einfach hinter mir zusperren und ohne 		                  meiner Familie von meinem Leben erzählen. Eventuell als
           Probleme auf Reisen gehen können. Gesundheit ist                      Volunteer in einer Kunstgalerie oder einem Museum arbeiten.
           natürlich auch ein wichtiges Thema. Wenn ich nicht auf            Diese Rolle spielt mein Glaube an Gott
           Reisen bin, kann ich mir eine schöne Grillrunde oder 		           in meiner Zukunftsplanung:
           ähnliches mit Freunden und Familie gut vorstellen.                -   Nicht unmittelbar eine zentrale Rolle. Jedoch werde ich
       Diese Rolle spielt mein Glaube an Gott                                    weiterhin mit meinen Freunden in meiner Freizeit Lobpreis
       in meiner Zukunftsplanung:                                                machen, weil es mir unheimlich viel Freude bereitet, es meine
       -   Da ich vorhabe, in den Pfarrberuf zu gehen, spielt der 		             Einstellung zum Glauben vertritt und man durch Musik sehr
           Glaube eine sehr zentrale Rolle.                                      viele Leute berühren kann.

evang.st                                                                                                                                     Q 11
Foto: Werkgruppe Graz/Helmut Tezak

              Aus der Zeit

                                                                                                                                                                          er
                                                                                                                                                            Foto: Za us

                             Werner Hollomey: Ein Vielbegabter
                                   feiert seinen Neunziger
                                   Der gebürtige Schladminger erblickte am 3. Februar 1929 das Licht der Welt. Schifahren, Wandern
                                       und Extrembergsteigen waren naturgemäß die ersten großen Hobbies. Dazu kamen Fußball,
                                   Leichtathletik, Wüstenwandern und Reisen. Mit dabei waren immer Feder und Stift zum Festhalten
                                      von Eindrücken als Skizzen in Reisetagebüchern. Diese geben, im Eigenverlag herausgegeben,
                                                   Zeugnis von einem begnadeten Zeichner. Ein Portrait von Ernst Burger.

                             Werner Hollomey absolvierte nach Schulbesuchen in Bi-         Als ehrenamtlicher Bauberater der Evangelischen Kir-
                             schofshofen und Graz das Studium der Architektur, das         che Steiermark beriet er Pfarrgemeinden bei der Reno-
                             er 1952 in Graz abschloss. Seit 1955 ist er mit seiner Frau   vierung, Restaurierung, Umbauten, Anbauten bis hin zu
                             Gundl verheiratet. Sie haben die „Diamantene“ längst          Neubauten. Zu seinen Projekten zählen die General-Re-
                             schon hinter sich und drei erwachsene Kinder: Sabine,         novierung der Heilandskirche
                             Ralf und Simone. Werner Hollomey war 45 Jahre lang            Graz und die Umgestaltung
                             akademischer Lehrer. Dabei bekleidete er auch das Amt         des Martin Luther Hauses.
                             eines Dekans und Rektors. Als Architekt beteiligte er sich    In Deutschlandsberg machte
                             maßgeblich an mehr als 100 Projekten, darunter Wohn-          er aus dem unansehnlichen
                             bauten, Krankenhäuser, Schulen oder Sakralbauten.             Christuskirchlein ein würdi-
                                                                                           ges sakrales Bauwerk. Auch                                                Foto: Stieber

                             Stellvertretend   für viele dieser Projekte seien hier        das kleine evangelische Hei-
                             nur drei erwähnt, weil sie fixer Bestandteil des Gra-         lig-Geist-Kirchlein in Juden-
                             zer Stadtbilds geworden sind: Die 1. Chirurgische Uni-        dorf-Straßengel gestaltete er
                             versitätsklinik mit der evangelischen Lukaskapelle, die       neu. Zuletzt schuf Hollomey
                                                        Hauptfeuerwache und die Ter-       die Auferstehungskapelle am St. Peter-Friedhof in Graz
                                                        rassenhaussiedlung in St. Pe-      und betreute die Renovierung der Heilandskirche in
                                                        ter. Darüber hinaus war Wer-       Mürzzuschlag.
                                                        ner Hollomey auch Delegierter
                                                        österreichischer Architektur-      Wir gratulieren dem Jubilar zu seinem runden Geburts-
                                                        schulen in der EU-Kommis-          tag mit großer Wertschätzung und Dankbarkeit. Möge
                                                        sion, Gründungsmitglied des        ihn Gottes reicher Segen durch seine künftigen Jahre be-
Foto: Rachl

                                                        "Forum Stadtpark" und Präsi-       gleiten und ihm Gesundheit und viele schöne Stunden im
                                                        dent der Urania Steiermark.        Kreise seiner Familie bescheren.

                  12 q                                                                                                                                evang.st
Diakonie
Foto: Rachl

                  Lebensziele auf der Zielgeraden
                                                      Liebe Frau Trojan, wir kennen uns seit Jahren.
                              Wir reden viel über ihr Leben, über die Evangelische Kirche. Heute möchte ich Ihnen
                                die Frage stellen, was die Ziele ihres Lebens sind, jetzt, wo sie alt geworden sind?

                                                      Elisabeth G. Pilz im Gespräch mit Stefanie Trojan..

              Ich steuere mein Ziel an, ich denke an mein Ende. Ich               ich, wie jemand zu mir sagte: „Nein, nein, du bist noch
              habe keine Angst vor dem, was sein kann, auch nicht vor             viel zu jung. Es dauert noch sehr lange, bis du kommen
              dem, was „schiach“ sein kann. Mir ist absolut klar, dass ich        kannst.“ Da war ich so traurig, dass ich die Leiter wieder
              auf mein Ende zugehe. Vor dem körperlichen Geschehen,               hinuntersteigen musste, um weiter zu leben. Gesehen habe
              vor Schmerzen – da habe ich schon Spundus. In Gedanken              ich dabei nur die große Tür, die Stimme hörte ich nur.
              bin ich oft bei meinem Ziel, dass ich dabei bin, mein Leben
              zu Ende zu leben. Das Ganze entspricht meiner Vorstel-              Ich möchte mit meiner Liebe etwas für meine Kinder und
              lung, ich komme wohin – wo es einen Neubeginn, eine                 auch für andere Menschen tun. Ich habe eine starke Bindung
              Heimat gibt. Es ist das endgültige „Zuhause ankommen“               zu meinen Kindern – ich finde, sie sind mir gut gelungen.
              – „die endgültige Heimat“. Der Eintritt in den Tod ist für          Ich begleitete sie in ihrem Leben mit viel Gebet – meistens
              mich etwas Schönes. Ich falle nicht in ein Loch, wie eini-          am Abend – da habe ich sie und ihr Leben Gott anbefohlen.
              ge befürchten. Ich weiß nicht wohin ich gehen werde, ich            Ich bat darum, dass er sie behütet und beschützt und auf
              weiß nicht wie es sein wird. Ich weiß aber, dass es schön           ihrem Lebensweg begleitet. Nach der schweren Krankheit
              sein wird. Ich habe ein schönes Ziel.                               meines Sohnes empfand ich ein unglaubliches Glücksge-
                                                                                  fühl und Dankbarkeit, dass er wieder gesund wurde. Mein
              Als Kind stellte ich mir vor, ich stehe auf einer Leiter und        Sohn wurde mir zum zweiten Mal geschenkt. Ich habe in
              ich gehe in den Himmel hinein. Bilder, die durch Erzäh-             dieser Zeit Gott um seine Genesung angefleht. Mehr konn-
              lungen von den Eltern, Pfarrern und den Lehrern entstan-            te ich nicht tun. Imo meinte, er habe das auch gespürt, mein
              den. So mit Engeln, die die Leiter hinauf und hinunter              Bitten und mein Flehen, meine Begleitung in seiner schwe-
              steigen und auf Wolken sitzen. Als junges Kind hatte ich            ren Zeit. Das berührte mich zutiefst.
              Scharlach und war sehr schwer krank. Ich träumte, ich
              stand vor der Himmelstür und klopfte an, um hineinge-               Ich habe meine Zielgerade in Angriff genommen, ich
              lassen zu werden. Jemand fragte, was ich möchte und ich             steuere mein Ziel an. Ich muss mein Ziel allein erreichen.
              sagte, dass ich in den Himmel wolle. Ich sehne mich nach            Ich weiß nicht, wie das letzte Wegstück so allein sein wird.
              Wärme, Licht und nach dem Schönen bei Gott. Da hörte                Ich freue mich aber auf mein HEIMKOMMEN.

evang.st                                                                                                                                         Q 13
Frauenarbeit

                                Wenn aus dem Tun
                                 Ziele werden…
               Frauen zum Glauben ermutigen; Gemeinschaft                              dienste. Erst 1965 durfte eine Frau eine Gemeinde leiten,
               ermöglichen; Rückhalt geben im Alltag; befähigen,                       solange sie unverheiratet blieb.1980 war es endlich soweit:
               Verantwortung wahrzunehmen; biblische Texte                             Frauen wurden Männern gleichgestellt und konnten auch
               erschließen. So ist es auf der Website der                              leitende Gemeindepfarrerin werden. Und so kam im Ver-
               Evangelischen Frauenarbeit Steiermark zu lesen.                         lauf der Jahrzehnte die weibliche Sicht auf die Bibel - die
               Ein Beitrag von Johanna Liebeg.                                         natürlich sehr unterschiedlich sein kann, aber doch weib-
                                                                                       lich ist - immer mehr "offiziell" in die Gemeinden. Damit
                                                                                       veränderte sich für die Frauen einiges, die sich in der Frau-
                                                                        Foto: Liebeg

                                                                                       enarbeit engagierten.

                                                                                       Manche fanden jetzt erst eine theologische Heimat in ih-
                                                                                       rer Kirche, weil sie sich hineingenommen fühlten mit ihren
                                                                                       Werten, Gedanken, Meinungen...
                                                                                       Zum Erreichen der Ziele in der Frauenarbeit ist Vernetzung
                                                                                       von großer Bedeutung. Man lernt Frauen kennen, die ähn-
                                                                                       liche Fragen, Probleme und Sorgen haben. Und die auch
                                                                                       evangelisch sind! Das wird dann sichtbar, wenn sich die
                                                                                       Frauen am Tag der Weiterbildung oder am Frauentag tref-
                                                                                       fen (siehe Tipp).

                                                              Foto: Liebeg             Nach wie vor ist es so, dass Frauen die praktischen Arbei-
                                                                                       ten in den Gemeinden in ihre Hände nehmen. Und sie ma-
               Frauen übernahmen - immer schon - soziale Aufträge in                   chen es gerne! Und: Sie werden heutzutage häufiger vor den
               den Gemeinden. Diese Arbeit war eine unbezahlte, ehren-                 Vorhang gebeten.
               amtliche Tätigkeit (ausgenommen die angestellten Dia-
               konissen und Gemeindeschwestern). Um sich gegenseitig
               besser unterstützen zu können, entstanden Anfang des 20.
               Jahrhunderts Frauenvereine. Deren Arbeit ging über die
               soziale Tätigkeit hinaus: Sie trafen sich in Bibelkreisen und              Tipp
               zu "Rüstzeiten". Die beginnende Emanzipationsbewegung                                                              JOHANNA LIEBEG

               ermutigte und stärkte auch evangelische Frauen. Die Be-                    Tag der Begegnung und Weiterbildung der
               deutung sozialer Arbeit zieht sich bis in die Gegenwart und                Evangelischen Frauenarbeit Steiermark
               ist nach wie vor meist eine ehrenamtliche und unbezahlte                   „Auf den Spuren der Tabakarbeiterinnen
               Tätigkeit, für die viele Frauen auch die Zeit in eine Aus- und             von Fürstenfeld“
               Fortbildung investieren.
                                                                                          Samstag, 27. April 2019, 10.00 - ca. 16.30 Uhr
                                                                                          in Fürstenfeld
               In den Anfängen der Frauenarbeit war die Arbeit mit der
               Bibel sehr wichtig, aber eher noch geprägt von der theolo-                 Anmeldungen bei Rosi Neubauer: 0650 55 55 388
               gischen Sicht des Gemeindepfarrers. Ab 1928 durften dann                   oder per E-Mail: knittelfeld@evang.at
               auch Frauen Theologie studieren, allerdings nur für Hilfs-

    14 q                                                                                                                                               evang.st
Bildung

                              Welche Ziele hast du?
                                  Manchmal lässt sich diese Frage sehr einfach beantworten: Überleben!
                           Zum Thema des Heftes stellt Irmtraud Eberle-Härtl vom Evangelischen Bildungswerk
                                                  zwei Bücher vor, die sie sehr bewegten.

                                                                         In ihrem Debütroman be-
              Am Seil                                                    schreibt die Autorin ein-
              Erich Hackl                                                dringlich, aufwühlend und
              Diogenes Verlag 2018, 128 Seiten, € 20,60                  unsentimental über eine
                                                                         Frau, deren stilles Helden-
                                                                         tum unerkannt bleibt, de-
                                                                         ren beharrlicher Einsatz für
           Der Autor erzählt die Geschichte der Rettung von Lu-          das Richtige aber letztlich
           cia Heilmann und deren Mutter Regina Steinig in der           Früchte   trägt.   Genofeva
           NS-Zeit. Der Held der Geschichte ist Reinhard Duschka,        arbeitet in der Kanzlei des
           ein Wiener Kunstschmied und Bergfex. Vier Jahre lang          Oberkirchenrates in Wien.
           versteckt er in seiner Werkstatt die beiden Jüdinnen und      Es ist das Jahr 1944. Nie-
           rettet sie so vor dem sicheren Tod. Zu dritt sind sie an      mand ahnt, dass sie in ihrer
           ein unsichtbares Seil gebunden und überleben mit Glück        Wohnung über Monate hinweg Menschen versteckt.
           und dank gegenseitigem Vertrauen. Eine Geschichte, die        Niemand weiß auch um ihre politische Vergangenheit,
           so nahegeht.                                                  die sie selst auch in größte Gefahr bringen könnte. Sie
                                                                         muss ihren Schmerz und ihre Einsamkeit verbergen.
                                                                         Beide Söhne befinden sich seit Jahren in der UdSSR und
                                                                         der Kontakt zu Ihnen ist abgerissen. Eines Tages trifft
                                                                         Genofeva, die sich Tante Eva nennen lässt, auf Walter.
                                                                         Auch er muss schließlich in ihr Versteck fliehen. Dort
                                                                         kommen sich die zwei verlorenen Seelen nahe.

                                                                            Im Verborgenen
                                                                            Lubja Arnautovic

                                                                            Picus Verlag 2018, 192 Seiten, € 22,–

evang.st                                                                                                                           Q 15
Foto: Gardie
Menschen & Ereignisse

                  Aus unserer Reihe Milieugeschichten
           Taufe – vielleicht. Oder vielleicht auch nicht.
           Sandra und Dominik sind seit gut ei-         „Recht“ auf diese Taufe. Außerdem hat     tro oder verzopft sein
           nem Jahr zusammen. Kind war keines           Sandra ihren Konfi-Kurs noch in ganz      sollte, dann kann man die
           geplant, aber als sich Nicole angekün-       guter Erinnerung.                         Sache ja immer noch abblasen. Oder
           digt hat, haben sie‘s als challenge ge-                                                sich irgendjemand Anderen suchen.
           sehen. Und die Geburt war echt ein           Aber wenn schon etwas Religiöses,
           Hammer.                                      dann muss es bei der Taufe von Nicole     Für viele von uns so „fremd“ denken sä-
                                                        auch wirklich „bäng“ machen. In           kular-distanzierte Evangelische aus dem
           Dominik war es, der dann ein paar            Omas Garten gibt´s noch so einen          Hedonistenmilieu. „Ich persönlich brau-
           Wochen später als erstes die Idee aufge-     alten Pump-Brunnen, der das Was-          che die evangelische Kirche nicht“. So
           bracht hat, ob sie Nicole nicht vielleicht   ser aus der Tiefe der Erde heraufholt.    sagen 60% von ihnen und betrachten sie
           taufen lassen könnten. Wäre erstens          Falls der noch funktioniert, dann         als spaß- und lebensfeindlich. Sinn- und
           ein tolles event – und zweitens wär´s        wär´ das die ideale location für dieses   Lebensfragen sind aber für sie wichtig.
           irgendwie ein cooles Gefühl, wenn ihr        Fest. Viele Freundinnen und Freunde       Das Presbyterium hat sich das Ziel ge-
           kleiner Engel im Leben von Flügeln des       werden sie dazu einladen. Und am          steckt, Kinder grundsätzlich im Rahmen
           Segens getragen wäre. Interessant, denn      Schluss sollen alle ihre guten Wün-       des Sonntagsgottesdienstes zu taufen.
           Dominik hat sonst mit Kirche wirklich        sche für Nicole auf Zettel schreiben,     Das hat eine solide theologische Begrün-
           gar nichts am Hut. Sandra hat die Idee       an Luftballons binden und zum alten       dung und kommt in der Gemeinde auch
           gefallen. Ganz spontan und praktisch:        Herrn in den Himmel schicken.             sehr gut an. Die Ziele der Taufeltern
           Dann würde es ja sogar Sinn machen,                                                    sind aber andere. Soll die Pfarrerin ver-
           dass ihre Oma immer noch jedes Jahr          Ob die Pfarrerin das alles akzeptiert?    suchen, Sandra und Dominik zu über-
           Kirchenbeitrag für sie einbezahlt hat.       Auf dem Foto im Internet schaut sie       zeugen? Oder soll sie auf deren Wünsche
           Also haben sie ja eigentlich sogar ein       ja ganz o.k. aus. Aber wenn sie zu re-    eingehen?

   16 q                                                                                                                                       evang.st
Menschen & Ereignisse

           Kirche und Tourismus
           Vor einem Jahr haben Anita und Jür-         da ist im Frühstückszimmer immer       lein in der Gaststube sitzen lassen.
           gen von ihren Eltern die Frühstücks­        ein handgeschriebenes Plakat mit       Aber ok, soll halt zwischen „Jau-
           pension übernommen. Heuer haben             der Einladung zum Sonntagsgottes-      senpaket“ und „Laktosefreier Kost“
           sie den Betrieb zu einem richtigen          dienst gehängt. Opa war sogar Pres-    auch die Rubrik „Kirche“ weiterhin
           kleinen Hotel ausgebaut und dem             byter. Sozusagen als Verbeugung vor    zu finden sein.
           Ganzen ein professionelles Marke-           der Gründergeneration haben sich
           ting verpasst. So liegt jetzt etwa in       Anita und Jürgen schließlich dafür     Zwei Welten, die einander gegen-
           jedem Zimmer eine gut layoutierte           entschieden, dass Stichwort „Kirche“   überstehen:       „Wohlwollend-gleich-
           Gästemappe mit Informationen auf.           in die Gästemappe aufzunehmen.         gültige“ Evangelische aus dem ad-
           Der vordere Teil enthält Prospekte                                                 aptiv-pragmatischen Milieu haben
           von aktuellen Events, im hinteren           Neulich aber passierte etwas Unan-     andere Ziele als ihre Eltern und
           Teil ist ein ABC zu wichtigen Begrif-       genehmes. Jemand aus der Pfarrge-      Großeltern und sind am kontinuier-
           fen zu finden – von A wie „Apothe-          meinde hat offenbar diverse Pensio-    lichen Gemeindeleben kaum mehr
           ke“ über W wie „WLAN“ bis hin zu            nen und Hotels abgeklappert – mit      interessiert. Ist es überhaupt noch
           Z wie „Zentralschlüssel“.                   der Bitte, doch den „Gemeindebo-       möglich, zwischen den Zielen der
                                                       ten“ in allen Gästezimmern auf-        Pfarrgemeinde und den Zielen die-
           Unter K wie „Kirche“ sind dort auch         zulegen und im Speisesaal an gut       ser Personengruppe eine Brücke zu
           die Gottesdienstzeiten der evangeli-        sichtbarer Stelle immer die Plakate    schlagen?
           schen und der katholischen Kirche           zu Vorträgen, Kirchenkonzerten
           zu finden. Anita und Jürgen haben           und Bibelstunden aufzuhängen.
           lange überlegt, ob sie bei K statt „Kir-    – Bei allem Respekt, aber das geht
           che“ nicht die „Kinderkletterkurse“         zu weit! Es ist schon schwer genug,    Beide Beiträge wurden von Helene und
           anführen sollten. Denn ihr Hotel            alle Sportevents werbewirksam zu       Hermann Miklas verfasst. Sie basieren
           soll ja vor allem für jüngere Familien      platzieren. Und in dieser Liga hat     auf Geschichten aus den Pfarrgemein-
           mit Kindern attraktiv sein. Und die         Kirche nun wirklich keinen Platz       den der Gruppe der milieu­sensiblen
           interessieren sich kaum mehr für            mehr. Als das Gespräch etwas pe-       Gemeindeentwicklung.
           Kirche. Pro Buchstabe sollte immer          netrant zu werden begann, haben
           nur ein Begriff aufscheinen.                Anita und Jürgen die Dame von der      Bitte schicken Sie uns Ihre Gedanken
           Andererseits: Als Oma und Opa sei-          Kirche kurzerhand auf Kaffee und       dazu an folgende Mailadresse:
           nerzeit die Pension aufgebaut haben,        Kuchen eingeladen und sie dann al-     milieu-stmk@evang.st.

              Tipp
                                                      JOHANNA LIEBEG
              Ball der Evangelischen
              Freitag, 11. Oktober 2019,
              Einlass ab 19.30 Uhr
              Andritzer Begegnungszentrum
              Haberlandtweg 17, 8045 Graz
              Informationen unter ej-stmk@evang.at
              oder 0316/822 316, Martina Lind-Kuchar

evang.st                                                                                                                               Q 17
Foto: epd/uschmann
Spezial

           Öffentlicher Segnungsgottesdienst für alle
           Aufgrund der Änderungen der staatlichen Gesetzgebung in Bezug auf Ehe und eingetragene Partnerschaft
                   war die Evangelische Kirche A.B. in Österreich herausgefordert, eine Entscheidung zu finden.

           Die 15. Synode A.B. hat auf ihrer 2. Session am 9. März       4.          Die individuelle Gewissensentscheidung von
           2019 folgende theologisch verantwortete und für die gan-      Pfarrerinnen und Pfarrern, Lektorinnen und Lektoren
           ze Kirche verantwortbare Lösung mit der erforderlichen        für oder gegen Segnungen gleichgeschlechtlicher Paa-
           Zwei-Drittel-Mehrheit beschlossen:                            re wird respektiert. § 2 der Amtshandlungsordnung der
                                                                         Evangelischen Kirche A.B. ist sinngemäß anzuwenden.
           1.       Die Evangelische Kirche A.B. in Österreich hält
           an dem Verständnis der Ehe als der auf lebenslange Treue      5.          Gemeinden haben die Möglichkeit, durch Be-
           angelegten Lebensgemeinschaft von Mann und Frau fest          schluss der Gemeindevertretung diese Segnungen durch-
           wie sie in der Heiligen Schrift und dem Bekenntnis der Kir-   zuführen (opt-in). Sie haben ihren Beschluss dem zustän-
           che als von Gott in der Schöpfung gestiftet bezeugt wird.     digen Superintendenten schriftlich mitzuteilen.

           2a.      Die Evangelische Kirche A.B. in Österreich an-       6.          Eingetragene Partnerschaften und faktische Le-
           erkennt gleichzeitig, dass gleichgeschlechtliche Paare, die   bensgemeinschaften können wie bisher im seelsorgerli-
           einander die lebenslange Treue versprechen, in einer der      chen Rahmen gesegnet werden. Die Entscheidung darüber
           Ehe analogen Verbindung leben, auch wenn diese von der        liegt beim jeweiligen Pfarrer bzw. der jeweiligen Pfarrerin.
           Ehe zwischen Mann und Frau zu unterscheiden ist.
                                                                         7.          Beide Amtshandlungen werden im Trauungs-
           2b.      Auch für diese Partnerschaften sind wesentliche      buch registriert. Sie werden als jeweils eigene Amtshand-
           Elemente des christlichen Eheverständnisses konstitutiv:      lung ausgewiesen.
           Freiwilligkeit, ganzheitliche personale Zuwendung, lebens-
           lange Treue, wechselseitige Fürsorge und Verlässlichkeit in
           guten wie in schlechten Zeiten. Es ist deutlich, dass diese
           Partnerschaften sich am Vorbild der Ehe von Mann und               Tipp
           Frau und damit am christlichen Eheverständnis orientieren.                                             JOHANNA LIEBEG
                                                                              Gustav Adolf Fest 2019
           3.       Die Evangelische Kirche A.B. in Österreich sieht          Donnerstag, 20. Juni 2019,
           sich deshalb berechtigt, diese der Ehe analogen Verbin-            in Knittelfeld
           dungen gleichgeschlechtlicher Paare in einem Gottes-
                                                                              Informationen: Rosi Neubauer, knittelfeld@evang.at
           dienst öffentlich zu segnen.

    18 q                                                                                                                                evang.st
Nachgedanken

                                                     WOLFGANG REHNER
                                                       Superintendent

                                     Wohin geht die Reise?
           Mein Navi fragt nach dem Ziel. Ich gebe ein: Evangelisches       lieren und in unseren Gemeinden dann so zu verfolgen,
           Pfarramt. Das Ziel ist in Sekundenschnelle gefunden, ich         dass die Umsetzung als gemeinsamer Weg gestaltet und
           starte und komme an. Es funktioniert. Beim nächsten Mal          erlebt wird.
           mache ich es wieder so.
                                                                            Allerdings ahnen wir und wissen es: Das Ziel eines christli-
           Früher musste ich mich orientieren. Ich prägte mir Stra-         chen Lebens erschöpft sich nicht darin, gut von der Wiege
           ßenkarte oder Stadtplan ein. Dann fuhr ich aufmerksam            bis zur Bahre zu gelangen. Christsein geschieht unter ei-
           suchend. Beim zweiten Besuch kannte ich den Weg bereits.         nem weiteren Horizont. Ja, ich meine das Ziel der Ewigkeit
           Das ist die erfolgreiche Version. Ich erinnere mich aber         Gottes. Für dieses Ziel hat Christus Kreuz und Karfreitag
           auch, wie ich einmal eine Stunde im Kreis gefahren                      auf sich genommen. Natürlich denke ich an dieser
           bin und die Zufahrt zu meinem Quartier nicht                                    Stelle daran, dass die Osterbotschaft sagt: Nicht
           finden konnte. Ein Jahr später gelang es mir                                      der Grabhügel ist Endpunkt und Ziel. Wir
           übrigens auch nicht im ersten Anlauf…                                              haben eine Perspektive, die weiter reicht.

           Die Frage drängt sich auf: Reicht es, ein                                          Das Schöne ist: Das Licht der Aufersteh­ung
           klares Ziel zu haben, oder braucht man zu-                                         erreicht uns auf der Wegstrecke zwischen
           sätzlich noch Orientierung? Dass Sie dabei                                       Wiege und Bahre. Hier und jetzt können wir
           an Ziele und Orientierung im Leben denken,                                 bereits der Ewigkeit Gottes begegnen. Ewigkeit
           ist gewollt. Klar ist aber auch: Unsere Kirche ist als               in der Zeit gibt keine letztgültige Erklärung der Welt,
           Welterklärerin, die Orientierung vermittelt, immer weni-         sie bietet aber gute Orientierung.
           ger anerkannt, immer weniger gewünscht. Und ehrlich:
           Könnten wir dem Anspruch überhaupt gerecht werden,               Das Ziel ist Leben bei Gott, Leben aus der Versöhnung,
           das Leben umfassend zu deuten, zu begleiten und dabei            Leben mit Gott. Darauf müssen wir nicht warten, bis wir
           Ausrichtung zu vermitteln?                                       gestorben sind. Das fängt hier schon an. Es endet aber
                                                                            nicht mit unserem irdischen Ende, sondern es geht wei-
           Lieber beschäftigen wir uns damit, machbare Ziele fest-          ter, im Licht von Gottes Ostermorgen. Auf dieser Reise
           zulegen: Etwa eine Renovierung oder einen neuen Kon-             möchte unsere Kirche Sie gerne begleiten, mit Ihnen Ori-
           fi-Kurs. Es ist wichtig und gut, machbare Ziele zu formu-        entierung suchen, das Ziel nicht aus den Augen verlieren.

                                         EIN SATZ NOCH VON DER KIRCHENMAUS
                                                          DER KARFREITAG GEHÖRT ZU OSTERN
                                                           WIE DER WEIN ZUM ABENDMAHL.

evang.st                                                                                                                                       Q 19
Foto: Lupi Spuma
Im Fokus
Ankündigung

          Für Nachtschwärmer
          Eine erlebnisreiche Nacht verspricht die 13. Lange Nacht der Kirchen am 24. Mai 2019 zu werden, wenn von 18
          bis 24 Uhr wieder 100 Kirchen und Einrichtungen zu rund 500 Veranstaltungen einladen. Und die Wahl fällt wohl
          wieder schwer: Ob man in Graz etwa zur Sternwartenwanderung aufbrechen oder es sich lieber im „Kloster-Kino“ bei
          „Popcorn & Cola statt Wasser und Brot“ gemütlich machen soll…?

          Evangelisch bei Nacht
          Von der Burg Finstergrün bis Leibnitz sind evangelische Kirchen dabei: „Von frommen und weniger frommen
          Chaoten“ wird man in Kapfenberg, von „Peter Roseggers ‚steirischer Bibel‘“ in der Grazer Kreuzkirche hören!. Mit
          der Ausstellungseröffnung „ Gesichter-Grenzen-Geschwister“ wird in der Buchhandlung Moser ein Vorbote für die
          Christlichen Begegnungstage 2020 in Graz auftauchen. In der Stadtpfarrkirche werden beim evangelischen Late-Night-
          Programm „Magdis Nacht“ StrassenmusikerInnen einmal nicht in der Herrengasse, sondern in der Kirche gastieren. Und
          in der Heilandskirche wird der graz gospel chor mit Liebesliedern die Herzen höher schlagen lassen...

          Merken Sie sich den Termin jetzt schon vor, wir freuen uns auf Sie!
          GERTRAUD SCHALLER-PRESSLER
          Leiterin Lange Nacht der Kirchen Graz & Steiermark &
          Team (Teresa Schnider, Helga Rachl, Heimo Kaindl, Martin Gsellmann)

          Das Gesamtprogramm finden Sie ab Ende April in den teilnehmenden Pfarren, im Kircheneck,
          Herrengasse 23, Graz, Tel: 0316 / 81 15 28 und auf www.langenachtderkirchen.at/graz.

                                                                                                                     evang.st
                                                                                 Das Magazin der Evangelischen Kirche in der Steiermark
                                                                                         P.b.b. Postzulassungsnummer GZ 02Z032415 M
                                                                                                             Verlagspostamt: 8010 Graz
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