Eine lange Geschichte 10 2019 - forum - Pfarrblatt
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4. MAI BIS 17. MAI 10 2019 Eine lange Geschichte Essay Notre-Dame ist seit bald 900 Jahren im Bau Der Kunsthistoriker Peter Kurmann überblickt die Baugeschichte und zieht daraus Schlüsse für den anstehenden Wiederaufbau.
EDITORIAL Alles läuft schief. Eine Nach- richt hat mich nicht erreicht. Ein Termin ist doppelt ge- bucht, und die Kasse stimmt nicht. Das ist vielleicht ein Montagmorgen! Nach Stern- Ich habe mich – auch in diesem Heft – immer stunde sieht das nicht aus. wieder mal der Phantasie hingegeben, was wohl Da meldet sich meine wäre, wenn man die Kirchen einfach vom Markt Schwester zum Nachtessen nehmen würde. an. Sie kommt gebräunt aus den Ferien zurück und erzählt In meiner Phantasie hatte ich jeweils die Vorstellung, dass vom Urlaub, von Begegnun- uns erst dann bewusst würde, wie viel unserer Gesellschaft gen, von gelesenen Büchern… fehlen würde. Ich lasse mich in Gedanken entführen, rieche, schmecke, Nun ist in Paris um ein Haar das eingetroffen, was ich mir höre das Meer. Ich geniesse nicht einmal in meiner Phantasie vorgestellt habe: Notre-Dame mit ihr, und Vorfreude auf eige- stand kurz vor der vollständigen Zerstörung. Und die Pariser – ne Ferien kommt auf. Meine ob gläubig oder nicht – standen fassungslos davor, erschüt- Schwester hat es geschafft, tert, brachen in Tränen aus, weil ihre Kirche beinahe ein mich aus dem Alltag heraus- Raub der Flammen geworden wäre. zureissen, mich in eine ande- re Welt zu entführen. Der kleine, aber nicht unwesentliche Unterschied zwischen Und sie erzählt noch von der Phantasie und Realität besteht darin, dass ich mir in Gedanken Demo «Schwyz ist bunt», wo ausmale, wie die Reaktion ausfallen würde, wenn die katholi- Menschen «gemeinsam gegen sche Kirche als Organisation verschwinden würde. Die Pariser Rassismus» auf die Strasse jedoch hatten Angst um den Verlust eines Kirchengebäudes. gingen; da erwachen meine Lebensgeister. Ich weiss, dass Dennoch erlaube ich mir aus den Reaktionen auf den Brand mein Einsatz für Gerechtig- abzuleiten, dass sich viele Menschen in unserer globalisierten, keit gefragt ist und dass ich digitalisierten und buchstäblich unter Dauerstrom stehenden einen Beitrag leisten kann. Welt nach etwas sehnen, das Ewigkeit, Sicherheit und Bestän- digkeit verkörpert. Etwas, das einfach da ist. Doch noch eine Sternstunde! Kraft für neue Herausforde- Auch die Kirchen als Gemeinschaften hätten einen riesigen rungen! Resonanzraum. Aber was die katholische Kirche betrifft, so wird sie diesen sicher nicht zum Klingen bringen, wenn sie uns wie gerade jetzt wieder im Bistum Chur am Gängelband führt, im Ungewissen lässt und undurchsichtigem Machtspiel aussetzt. Mein Vertrauen in Notre-Dame – und ich für meinen Teil meine damit auch die Patronin dieser einzigartigen Kirche –, dieses Vertrauen ist nicht erschüttert. Aber mein Vertrauen in die Kirchenleitung leidet schwer. Rita Inderbitzin, Bahnhofseelsorgerin redaktion@forum-pfarrblatt.ch forum 10 2019 2
INHALT 4 Foto: Keystone / Christophe Petit Tesson SCHWERPUNKT Ein Bau mit Geschichte Die Kathedrale Notre-Dame de Paris hat den Wandel der Zeiten auch architektonisch miterlebt. Ihre Baugeschichte reicht von der Frühgotik des 12. Jahrhunderts bis zur Neugotik des 19. Jahrhunderts. GLAUBEN HEUTE 25 IM ZÜRIPIET DIHEI Ristretto Mit Synodalrat Willi Lüchinger 7–8 Leserbriefe « Mein Leben als kostbaren Fundort IM ZÜRIPIET DIHEI 26 Bischof Huonder bleibt vorerst im Amt Zur Bischofswahl im Bistum Chur Tief betroffen zu entdecken, an Der schwarze Ring Aus der Synode vom 11. April dem es sich lohnt, Von der Unternehmerstochter zur Schwester der Armen, von Europa AUS DEN PFARREIEN 9–24 hinzuschauen, das nach Brasilien – Schwester Paulina ist wirklich auf- Maria Elsener verbindet Welten. GLAUBEN HEUTE 25 regend. » Kirchenjahr Foto: Christoph Wider Heiliger Athanasius Stefan Staubli Pfarrer in St. Peter und Paul, Winterthur, in seiner Kolumne «Notizen am Abend». BOUTIQUE 28–29 Inegüxle «Text – Talk – Tea» Neues Angebot im ZIID AGENDA 31 SCHLUSSTAKT 32 10 x 10 Frauenbund Christine Sigg-Riegler (76) ONLINE + Was Paare zusammenhält Am 8. April ist der Psychiater Jürg Willi in Zürich gestorben. Sein Titel: Eine Kathedrale in Flammen: Notre-Dame Beitrag zur Paartherapie bleibt. de Paris, 15. April 2019. www.forum-pfarrblatt.ch Foto: Keystone / Diana Ayanna forum 10 2019 3
Foto: Keystone / Alexandre Marchi Ein Bau mit Geschichte Notre-Dame in Paris ist eine Kathedrale, die den Wandel der Zeiten auch architektonisch miterlebt hat. Ihre Baugeschichte reicht von der Frühgotik des 12. Jahrhunderts bis zur Neugotik des 19. Jahrhunderts. Keine der grossen gotischen Kathedralen er- Zum anderen wurde an fast allen Kathedralen scheint dem heutigen Betrachter in der Form, die Bausubstanz im Laufe der Zeit verändert. in der sie ursprünglich geplant wurde. Zum Erstens hat man das Bauwerk veränderten litur- einen ist keines dieser Bauwerke jemals in gischen Bedürfnissen und wechselnden ästhe- allen Teilen vollendet worden. Selbst Notre- tischen Vorstellungen angepasst. Zweitens hat Dame in Paris ist trotz ihrer höchst ausgewo- die Verwitterung der Steine und die Korrosion genen Gesamterscheinung davon betroffen: Es der Glasfenster immer wieder Reparaturen ver- fehlen den Türmen die Helme. anlasst. Hinzu kamen Zerstörungen und Schäden, die Wenn nach dem ‹Wiederaufbau› der Kathedrale durch Naturgewalten, technisches und mensch- liches Versagen, Kriege und politische Ereig- gerufen wird, so ist dies eine Übertreibung. nisse verursachten wurden. Es sei nicht nur an die beiden Weltkriege er- Man kann sich allerdings fragen, ob das Projekt innert, sondern auch an weiter zurückliegende der Westfassade Spitzhelme oder sonstige Be- Waffengänge, so etwa an die französischen Reli- krönungen für die Türme überhaupt vorgesehen gionskriege des 16. Jahrhunderts, denen ganze hat. Solche Aufbauten würden die Harmonie der Kathedralen (beispielsweise in Orléans) zum Fassade, die ein perfekter Ausgleich zwischen Opfer fielen, oder die Pfälzer Kriege von Louis Vertikalen und Horizontalen kennzeichnet, emp- XIV, die unter anderem zum Einsturz des Spey- findlich stören. Wahrscheinlich wurden aus rer Doms führten. dem ursprünglichen Bauprogramm die wohl Als ebenso katastrophal erwiesen sich die anfänglich vorgesehenen Helme während des Machthaber der Französischen Revolution, die Bauprozesses gestrichen. per Dekret von 1793 die Zerstörung der «christ- forum 10 2019 4
SCHWERPUNKT Als erste Massnahme nach dem Brand wird Notre-Dame gegen Witterungsein- 1163 flüsse geschützt. Grundsteinlegung durch Bischof Maurice de Sully. 1250 lichen» Bauskulptur an öffentlichen Gebäuden – also Kirchen – in die Wege leiteten, was man- Mit dem Abschluss des Nordturms cherorts wie in Cambrai, Arras und Valenciennes ist die Kirche praktisch fertig gebaut. zum Totalabriss ganzer Kathedralen führte. Das Querschiff wird teilweise neu gebaut, weil man sich am romanischen, Unter den Katastrophen, die über die grossen «altmodischen» Stil störte. Kirchen hereinbrachen, sind die Feuersbrünste ein wichtiger Faktor. Sie betrafen aber meistens «nur» die Dachstühle, weil die Gewölbe fast im- mer den herabstürzenden Balken widerstanden. 1357 So fügt sich der Dachbrand von Notre-Dame in eine Reihe ähnlicher Ereignisse beispielsweise in Frühester Nachweis einer Orgel. Reims (1481), Chartres (1836), Strassburg (1844) Orgelmusik gab es in Notre-Dame und Nantes (1972) ein. aber wohl schon um 1200. Wenn heute in Paris immer wieder nach dem «Wiederaufbau» der ganzen Kathedrale gerufen 1431 wird, so ist dies eine Übertreibung, denn das steinerne Bauwerk hat den Brand überstanden, auch wenn die oberste Zone des Mittelschiffs Der zehnjährige englische König Heinrich VI. durch die grosse Hitze lädiert wurde und somit Die Kirche wird wird in Notre-Dame einer Restaurierung bedarf. zum König von Frankreich während der Revolution gestürmt und zum Tempel gekrönt. Spuren der Zeit der Vernunft erklärt. Es wäre dies allerdings nicht die erste Erneue- 1793 rung dieses Teils des Bauwerks. Als man sich im frühen 13. Jahrhundert entschloss, alle Fenster 1804 des Hochschiffs zu vergrössern, um den Bau heller werden zu lassen, musste einiges von Napoleon krönt sich diesem Mauerwerk entfernt werden. Die Ge- selbst in Anwesenheit von wölbe aber blieben in der alten Form bestehen, Papst Pius VII. in und sie widerstanden dem Brand – ausser jenen Notre-Dame zum Kaiser. Teilen, auf die der Dachreiter herabstürzte. Beginn der Restauration Die Vergrösserung der Fenster war Teil eines unter Leitung des Umbaus der von 1163 bis ungefähr 1220 er- Architekten Eugène Viollet-le-Duc. richteten Kathedrale, der sich über ein Jahr- hundert (ca. 1240–1340) erstreckte. Er machte 1831 1844 aus einer frühgotischen Kathedrale eine solche der Hochgotik. Der Erfolg des Romans Frühgotik, das waren die kleinen Fenster, «Der Glöckner von Notre-Dame» von Victor Hugo hilft den fortschreitenden aber auch die Emporen, ein kleinteiliges Ele- Zerfall aufzuhalten. ment, das ein Erbe der Romanik ist und von der Hochgotik zugunsten einer grösseren Monu- Notre-Dame wird 1991 mentalität des Baukörpers aufgegeben wurde. ins Weltkulturerbe der Aber nicht nur die Vergrösserung der Fens- UNESCO aufgenommen. ter ist ein Zeichen der Hochgotik, sondern auch ihre Vergitterung mit Hilfe der so genannten 2019 Masswerke, die aus geometrisch geformten Zier- Elementen bestehen. Dank ihnen liessen sich Ein Grossbrand zerstört den Dachstuhl nun riesige Fenster zu leuchtenden Wänden fast komplett, der Dachreiter stürzt ein. Das Gewölbe des Hauptschiffes bricht an umgestalten. Man errichtete nun rund um die mindestens zwei Stellen durch. forum 10 2019 5
SCHWERPUNKT Kathedrale herum zwischen den Strebepfeilern kauernden Monster auf der Galerie der Fassade solche «Leuchtwände» und vergrösserte damit unter den Turmfreigeschossen sind nach seinen nicht nur den Lichteinfall, sondern schuf an der Entwürfen gefertigt worden. Peripherie der Grosskirche eine Reihe von Ka- Nach dieser oberflächlichen Bestandesauf- pellen für private Begräbnisse und Stiftungen nahme kann sich der vorurteilsfreie Zuschauer von Messen. nur fragen, wie es möglich ist, dass laute Stim- men eine «kreative» Wiederherstellung fordern, Der einzige Bauteil, bei dem Architekten freie will sagen eine solche in Formen unserer Zeit, was immer das sein mag. Hand hätten, ist der völlig zerstörte Dachreiter. Wir haben also im Inneren von Notre-Dame eine fast restlos erhaltene originale Substanz So stand schliesslich um die Mitte des 14. Jahr- aus dem 12. bis 14. Jahrhundert, die am Aussen- hunderts eine Kathedrale da, deren frühgoti- bau grösstenteils verloren ist, aber von einem scher Kernbau von einem hochgotischen Man- der grössten Architekten des 19. Jahrhunderts tel aus gläsernen Wänden restlos verhüllt wird. nach vorhandenen Bruchstücken reproduziert In diesem Zustand verharrt Notre-Dame bis und zum Teil durch Werke eigener Entwürfe er- heute. gänzt wurde. Will man das alles nach dem Brand zusätz- Geniale Restaurierung lich zerstören? Der einzige Bauteil, bei dem die Heisst das nun, dass die heute vorhandene Bau- Adepten der Repräsentanz unserer Zeit freie substanz restlos aus der Periode der Gotik Hand hätten, ist der völlig zerstörte Dachreiter. stammt? Hier könnte man sich eine moderne Lösung Zählen wir auf, was bis zum Vorabend der vorstellen. Brandkatastrophe von der Architektur als origi- Andererseits ist der Dachreiter Viollet-le- nal zu gelten hatte: Das waren sämtliche Mau- Ducs sehr gut dokumentiert, eine genaue Replik ern in ihrer ganzen Dicke, der architektonische wäre also möglich. Man muss kein grosser Pro- Dekor im Inneren (beispielsweise Kapitelle und phet sein, um voraussagen zu können, dass sich Gesimse), grossenteils der Dachstuhl und ein eine heftige Diskussion an der Frage nach der Teil der Verglasung der drei grossen Rosen (am Gestalt des Dachreiters entzünden wird. meisten davon ist in der nördlichen Querhaus- rose erhalten). Eine eigentliche Barockisierung erfuhr Notre- Peter Kurmann Dame nie, eine solche beschränkte sich auf eine geringfügige Marmorverkleidung im Chor und auf eine Vielzahl von Gemälden sowie Ausstat- Buchtipps tungsstücke wie Chorgestühl und Statuen. Das meiste davon blieb trotz des Brandes erhalten. Bildband Der grösste Verlust ist also in jeder Hinsicht Uta Hasekamp «Gotik 1200 – 1500» der Dachstuhl. Der Kunsthistoriker 500 Seiten. Koenemann 2019. Substanziell gesehen stammt hingegen fast Peter Kurmann (79) ISBN 978-3-7419-2139-1 war Professor für mit- der gesamte Aussenbau – die sogenannte Epi- telalterliche Kunst- dermis – aus dem 19. Jahrhundert. Sachbuch geschichte an den Uni- Dieser Aussenbau ist das Werk der von 1844 Otto Simson «Die gotische Kathedrale» versitäten von Regens- bis 1864 dauernden Restaurierungs- und Er- Beiträge zu ihrer Entstehung und Bedeutung burg, Berlin, Genf und Freiburg (Schweiz). gänzungsarbeit, die vom grossen Architekten 372 Seiten. WBG academics 2017 Seine Schwerpunkte der Neugotik, Denkmalpfleger und Architektur- ISBN 978-3-534-26955-6 in der Forschungs- theoretiker Viollet-le-Duc (1814–1879) geleistet tätigkeit sind Kunst- wurde. Notre-Dame und Architekturge- schichte des hohen und Am Aussenbau gehen der gesamte Baudekor Joseph Doré, André Vingt-Trois «Notre-Dame de Paris» späten Mittelalters 501 Seiten. Place des victoires 2012 und statuarische Schmuck auf Viollet-le-Duc in Frankreich und ISBN 978-2-8099-0798-8 Deutschland sowie Ge- zurück, mit Ausnahme desjenigen der Portale – nur auf französisch erhältlich schichte und Theorien von denen die Revolution nur die grossen der Denkmalpflege. Statuen, nicht aber die Reliefs zerstört hat. Zu Er war zweimal Gast- Peter Kurmann Le-Ducs Werk gehören auch die bleiernen Brigitte Kurmann-Schwarz, Peter Kurmann, professor in Paris: 2004 an der Ecole de Dachflächen und der Dachreiter über der Vie- Claude Sauvageot «Chartres: Die Kathedrale» Chartes und 2005 an rung (Durchkreuzung des Langhauses und Quer- 311 Seiten. Schnell & Steiner 2001 der Ecole des Hautes hauses). Er hat auch alle Strebebogen erneuert, ISBN 978-3-7954-1234-0 Etudes. aber nach altem Vorbild. Auch die berühmten nur antiquarisch erhältlich forum 10 2019 6
IM ZÜRIPIET DIHEI forum 6/2019 Ristretto mit Willi Lüchinger, Synodalrat, Katholische Kirche im «Der Missbrauch und seine Wurzeln» Kanton Zürich Foto: Christoph Wider Trotz allem glaube ich an die heilige, Dass nicht alle Glieder heilig sind, katholische Kirche. Ja, trotz allem. wissen wir, und trotz allem hat die Weil Jesus, ihr Gründer, heilig ist; weil Kirche bis heute überlebt, weil sie ihre Glieder im Himmel heilig sind; von Christus gegründet und vom Hei- weil die Sakramente, die Christus uns ligen Geist durch die Böen der Zeit hinterlassen hat, heilig und heiligend geleitet wird. Und sogar Unheilige sind, und weil aus der Kirche unzäh- sind durch innere Umkehr zu Heili- lige Früchte der Heiligkeit hervorge- gen geworden. gangen sind. Und nicht zuletzt, weil Ich glaube an die heilige, katholische Willi Lüchinger wir alle mit der Hilfe des Heiligen Kirche. Trotz allem. Geistes heilig werden können, wenn Synodalrat ist das neueste Ihrer wir in der Liebe leben. Pia Bühler, per Mail «katholischen Ämter». Religiöse Themen haben mich immer begleitet. Meine reformierte Mutter forum 8/2019 hat mich in die Bibel eingeführt, mit meinem katholischen Vater ging ich «Natürlich sind wir politisch» zur Messe. Mit unserem Engagement in der Kirche wollten meine Frau und Der Artikel (mit all seinen vorsichtigen chen. Der Wettstreit der Ideen und ich unseren Kindern mitgeben, dass es Formulierungen) gibt im Wesentlichen Vorstellungen kann keine Einbahn- einen tieferen Sinn im Leben gibt. Begründung und Anreiz für die Ein- strasse sein. Das sollte dem Autor des mischung der Kirchen und ihrer Artikels, seiner Leserschaft und allen Was läuft in Ihrem Ressort? Mitglieder in die Politik. Die Argu- kirchlichen Instanzen bewusst sein. In der Synode erhielt ich für die nächs- mente eignen sich weitgehend auch ten vier Jahre die Zustimmung zu den zugunsten der Einmischung der Poli- Stephan Aebischer, Zürich finanziellen Beiträgen für die «Paarbe- tik in die Angelegenheiten der Kir- ratung und Mediation im Kanton Zürich». Mit der Gefängnisseelsorge evaluieren wir Möglichkeiten zu mehr Begleitung forum 9/2019 nach einer Entlassung. Bei der Notfall- seelsorge antworteten wir auf die Ver- «Offener Brief an Papst Franziskus» nehmlassung des Kantons Zürich zum neuen Care-Konzept. Als Mensch haben wir drei Möglich- Adressen finden sich ganz leicht im keiten auf Schwierigkeiten zu rea- Internet! Wird die Notfallseelsorge in diesem gieren: Flucht, Kampf oder sich tot Barbara Graf, Winterthur Konzept berücksichtigt? stellen. Die neuesten Enthüllungen Ja, dafür setze ich mich ein. Jedoch in der katholischen Kirche lassen ein verändert sich die Gesellschaft laufend. Sich-totstellen und Aussitzen nicht Wo ist der Platz für kirchliche Seel- mehr zu. Wer nicht aus der Kirche sorgende? Wo sind sie erwünscht? flieht, weil er die Mitverantwortung Wie wird das Angebot sichtbar? Dazu nicht mehr mittragen kann, muss müssen wir gute Antworten finden. sich wohl oder übel dem Kampf stel- len. Einen grossen Dank an General- Ein Eindruck nach dem ersten Jahr? vikar und Synodalrat! Ihr Schreiben Sie haben etwas in unserem Mir ist aufgefallen, wie viele Freiwillige an den Papst ist ein deutlicher An- Heft gelesen, zu dem Sie Stellung bei den ökumenischen Seelsorge-Stel- fang! Schreiben wir als Mitglieder nehmen wollen? len engagiert sind. Ohne sie wäre alles dieser Kirche unsere persönliche gar nicht möglich. Die Gespräche mit Schreiben Sie uns! Betroffenheit sowohl an den Papst ihnen haben mich sehr bereichert. bl als auch an die Kardinäle, (Weih)Bi- Grundsätzlich werden nur Zuschriften schöfe und Äbte der Schweiz! Ganz veröffentlicht, die sich direkt auf den Willi Lüchinger, Jurist, ist seit Juli 2018 im Synodal- nach dem Motto, viele Tropfen höh- Inhalt des forums beziehen. rat und betreut das Ressort Ökumenische Seelsorge. Vorher war er in der Katholischen Synode und Mit- len den Stein. Die entsprechenden Die Redaktion glied der Rekurskommission. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. forum 10 2019 7
IM ZÜRIPIET DIHEI Neubesetzung im Bistum Chur verzögert sich Aus der Synode Bischof Huonder bleibt Tief betroffen vorerst im Amt Formal standen die Teilrevision der Anstellungsordnung (AO) sowie die Geschäftsordnung der Synode im Am Ostermontag wurde bekannt: Bischof Vitus Zentrum der Synodensitzung vom Huonder und die Bistumsleitung bleiben im Amt, bis 11. April. In der Anstellungsordnung die Nachfolge des Bischofs geregelt ist. wurde das Geschenkannahmeverbot neu formuliert und verschärft. Zu- In einem Communiqué der Bistumsleitung dem wird die Lohnfortzahlung bei wurde mitgeteilt, der Termin, an dem Krankheit und Unfall in Zukunft die Amtszeit von Bischof Vitus Huonder mindestens so hoch sein wie das als Bischof von Chur ende, sei noch Versicherungstaggeld. Bei der Ge- nicht bekannt. schäftsordnung der Synode ging es Am Ostersonntag feierte der Churer in erster Linie um notwendige An- Bischof Vitus Huonder seinen 77. Ge- passungen und Präzisierungen. Bei- burtstag.Vor zwei Jahren reichte er dem de Teilrevisionen waren unbestritten. Papst ordnungsgemäss seinen Rücktritt Inhaltlich wurde die Sitzung von ein. Das Bistum teilte daraufhin mit, einer Erklärung zu Missbräuchen Papst Franziskus habe Huonders Rück- in der katholischen Kirche geprägt, tritt angenommen, jedoch nicht mit so- die Felix Caduff, Vizepräsident der fortiger Wirkung. Seine Demission wer- Synode, im Namen der Geschäfts- Foto: Christoph Wider de erst am 21. April 2019, am Tag seines leitung verlas. «Als Katholikinnen 77. Geburtstags, rechtskräftig. und Katholiken und als Synodale Der Apostolische Nuntius in der der Römisch-katholischen Körper- Schweiz, Thomas E. Gullickson, treibt schaft des Kantons Zürich sind wir zwar seit Anfang des Jahres das vorge- des 75. Geburtstags von Bischof Huon- tief betroffen von den Ereignissen, sehene Informationsverfahren voran, der mittels einer Petition für einen die einen radikalen Wandel an Kopf um mögliche Kandidaten zu sichten. Apostolischen Administrator für das und Gliedern innerhalb der Kirche Ob er bereits seine Kandidatenvor- Bistum Chur engagiert. einfordern. Der Schrei der Opfer schläge nach Rom geschickt hat, ist Das Vorgehen bei der Wahl des Bi- lässt uns nicht länger schweigen, jedoch nicht bekannt. schofs von Chur ist in einem päpstli- weil Schweigen mitschuldig macht. «Die Nachricht, dass Bischof Huon- chen Dekret von 1948 festgelegt. Nach Ein System von Klerikalismus, das der im Amt bleibt, überrascht insofern der Annahme des Rücktritts des amtie- systematisch immer wieder neue nicht, als es bis Ostern nicht danach renden Bischofs von Chur durch den Opfer schafft, muss endlich und un- aussah, als ob im Vatikan bereits eine Papst erkundigt sich jeweils der Apos- widerrufbar überwunden werden.» Entscheidung gefällt worden sei», sagt tolische Nuntius in der Schweiz nach Gefordert seien nun tiefgreifen- Simon Spengler, Leiter Kommunikation geeigneten Kandidaten. Ihm ist freige- de Reformen. Die Kirche müsse sich der Katholischen Kirche im Kanton stellt, wie er dabei vorgeht. Das Ergeb- in «in Richtung einer echten und Zürich, auf Anfrage. «Es ist jedoch eine nis seiner Befragungen meldet er der gleichwertigen Partnerschaft zwi- Frage der Zeit, bis der Entscheid aus Kongregation für die Bischöfe in Rom. schen Mann und Frau entwickeln». Rom kommen wird. Es kann sich um Dort wird unter den Vorschlägen eine Zur Frage des Zölibats: «Freiwillig Tage, Wochen oder Monate handeln.» Auswahl getroffen. gelebte Ehelosigkeit würde als pro- «Mit dieser Variante musste man Der Nuntius muss anschliessend Re- phetisches Zeichen der Hingabe an auch rechnen», sagt auch der Kapuziner ferenzen zu den ausgewählten Kan- die Verkündigung des Evangeliums Willi Anderau im Namen der Allianz didaten einholen. Aufgrund dieser Er- als viel wertvoller wahrgenommen «Es reicht». Nun sei nach wie vor alles gebnisse erstellt der Vatikan eine Liste werden als der seit fast 1000 Jahren offen. «Man wird weiterhin im Unge- mit drei Kandidaten. Aus dieser Liste vorgeschriebene Pflichtzölibat der wissen gehalten, in welche Richtung die wählt dann das 24-köpfige Churer Dom- Kleriker. Was als Gesetz einmal ein- weiteren Schritte gehen werden, ob ein kapitel den neuen Bischof. Nimmt der geführt wurde, kann auch wieder Administrator eingesetzt wird oder ob Kandidat die Wahl an, ist nochmals eine abgeschafft werden.» Bis Ende der es auf eine Wahl hinauslaufen wird.» Bestätigung des Papstes notwendig. Erst Sitzung wurde die Erklärung von Die Allianz «Es reicht», die sich für dann wird der Name des neuen Bischofs über 70 der 90 anwesenden Synoda- Reformen innerhalb der katholischen bekannt gegeben. len unterzeichnet. Kirche einsetzt, hatte sich im Vorfeld kath.ch / bit pd / bit forum 10 2019 8
GLAUBEN HEUTE Spiritualität ganz alltäglich GLAUBEN HEUTE Kirchenjahr Heiliger Athanasius Er kämpfte für das, was er als Wahr- heit erkannt hatte – und setzte sich hartnäckig durch gegen eine Sicht- weise, die wir bis heute Irrlehre nen- nen. Am 2. Mai ist sein Gedenktag. Athanasius war einer von jenen, de- nen klar war: gewisse Lehren sind schlichtweg falsch. Sie sind nicht nur falsch, sie können sogar auch ge- fährlich sein. Dann nämlich, wenn Menschen sie glauben und danach leben. Selbst dann, wenn die Staats- gewalt auf deren Seite steht. Spiritualität ganz alltäglich Zu seiner Zeit im dritten und Notizen am Abend vierten Jahrhundert nach Christus «Notizen am Abend» Es war in einer Phase, als mir das Leben «Wer sucht, der findet.» So führt mich war das jene Lehre, die Arianismus heisst. Sie ist benannt nach Arius, davonlief und ich hinterherhumpelte. meine allabendliche Suche zu einem einem Theologen. Er vertrat die An- Es war in einer Phase, da mir das Le- bares biblisches Versprechen. „Wer Zumindest ben davonlief schien – und ichmir, als würde hinterher ich der/die hum- sucht, neuen,findet“. erfüllten Befinden. So führt meine Mein Alltag sicht, dass Jesus nicht gottgleich sei, mehr pelte. Zumindest schien es mir so, dass allabendliche Suche zu einem neuen, aber durch «gelebt werden», als selbst zu ist zwar noch der gleiche, sondern ein Geschöpf Gottes. Wäre leben. ich mehr Da begann gelebt wurdeich,als zumir am Abend leben. das erfüllten einfache, Befinden. Meingeduldige Hinschauen ent- Alltag ist noch Jesus Gott – könnten sich die Chris- täglich eine Zeit zu schenken, um in locke ich ihm sodas Da begann ich, mir täglich eine Zeit- der Gleiche, aber durch einfache,schöne Sam- manches ten dann noch als Monotheisten be- spanne am Abend zu schenken, um in geduldige Hinschauen entlocke ich ihm Ruhe auf den Tag zurückzuschauen: melstück. Mein Leben als kostbaren zeichnen, die an einen einzigen Gott Ruhe auf den Tag zurückzuschauen; auf so manches schöne Sammelstück. Mein auf Begegnungen und Gespräche, an- Fundort zu entdecken, an dem es sich Begegnungen und Gespräche, angefan- Leben als kostbaren Fundort zu entde- glauben?, so Arius. Die Staatsgewalt gefangene und vollbrachte genen und vollbrachten Arbeiten, Arbeiten, klei- cken, wo lohnt, es sichhinzuschauen lohnt, hinzuschauen und nach «mehr stand auf seiner Seite. Nicht so Atha- kleinere neren undund grössere grösseren Schritte. Schritten. Ich liess So liess und nachalsmehr allem» zu suchen als Allem – das zu suchen – ist wirklich nasius und mit ihm das Konzil, das ich Worte Worte und Bilder und Bilder vomvom vergangenen vergangenen das ist wirklich aufregend. aufregend. Und so endet der kurze täg- im Jahr 325 in Nizäa in der heutigen Tag hochkommen und sammelte das Tag hochkommen und sammelte dasUndliche so endet dieser kurze tägliche Rückblick regelmässig im Dank Türkei stattfand. eine oder andere auf. Das heisst, ich Rückblick regelmässig im Dank, wird eine oder andere auf. Ich schrieb sie und mein Leben wird zum Gesprächs- schrieb sie nieder in ein kleines Büch- das eigene Leben zum Gesprächsstoff Athanasius wurde zum hartnä- nieder lein, dasinich einüberschrieben kleines Büchlein,hatte mitdas mit ich Gott. stoff mithabe Damit Gott. Damit ich, habe ich, en pas- en passant, ckigen Kämpfer des «wahren» Glau- überschrieben „Auf-Gesammeltes hatte mit «Auf-Gesam- vom Tag“. sant, gleich noch gleich eine andere noch eine andere Gebetsform für Gebets- bens: Jesus ist gottgleich. Epipha- Schnell meltes vom füllten Tag». sich die ersten Seiten den Abend formgefunden. für denNicht Abend dassgefunden. ich Nicht nius, einer seiner Mitstreiter, erin- und schon bald freute ich mich täglich mich für dessen Erfinder halte! Schon dass ich mich für dessen Erfinder nert sich: «Athanasius überredete, auf diese stille, mir geschenkte Zeit. Ignatius von Loyola lehrte seine Ge- Schnell füllten sich die ersten Seiten halte. Schon Ignatius von Loyola lehrte er mahnte, er griff zur Gewalt. Wenn Und mit der Zeit wandelte sich das treuen das Gebet der liebenden Auf- und schon nur Empfinden, bald freute noch gelebtich zu mich werden. täglich seine wo merksamkeit, Getreuen das Erlebte dasvom«Gebet Tag der lieben- er angegriffen wurde, verteidigte er auf diese Ja, das stillen einfache mirMomente. Zeit nehmen, Nach das und den Aufmerksamkeit», Gott hingehalten, verdankt wird – wo mit Gott das Er- sich. Wenn er der Stärkere war, dann Wahrnehmen vom eigenen Befinden, dem befreienden nach wandelte sich auch das Empfin- lebte vom Tag hingehalten Nebeneffekt, dass in und ver- erlebte sein Gegner eine böse Stunde. liess und lässt mich wieder mehr zu mir mir das Vertrauen den, nur noch gelebt zu werden. Dass dankt wird – mit dem befreienden wachsen kann, dass Es ist die Schwäche der Unerschro- finden. Der Alltag, der immer wieder im sich Gott für mein Leben interessiert. ich mir einfach Zeit nehme, mein eige- Nebeneffekt, dass in mir das Vertrauen ckenen, ihre Kraft nicht zu messen Ruf vom „grauen Alltag“ steht, dieser Wie wunderbar! nes AlltagBefinden wahrnehme mit seiner Routine und viel –Klein- das liess wachsen kann, dass sich Gott für mein und so bisweilen das rechte Mass zu und kram,lässt diesermich wieder Alltag birgt mehr zu mir Leben Kostbarkeiten interessiert. Dr. Rudolf Vögele, Wie Leiter Ressort wunderbar! Pastoral verfehlen.» finden. Mirauf. – so ging mir ging „Werauf: sucht,Der Alltag, der der findet“, im Generalvikariat Zürich-Glarus Können Menschen unserer Tage sagtimJesus oft Ruf invom der«grauen Bergpredigt. Alltag»Dassteht, auch als Heilige in die Kirchenge- stimmt wirklich und ist nicht bloss eine dieser Alltag mit seiner Routine und schichte eingehen, weil sie sich wort- fromme Uebertreibung oder ein unhalt- viel Kleinkram, dieser Alltag birgt Kost- Stefan Staubli gewaltig gegen das einsetzen, was sie barkeiten. «Wer sucht, der findet», sagt Pfarrer Katholische Pfarrei St. Peter und Paul als «Irrlehren» forum 2 2018 erkennen? 25 Jesus in der Bergpredigt. Das stimmt Winterthur, Kantonsspital Winterthur wirklich und ist nicht bloss eine from- Veronika Jehle me Übertreibung oder ein unhaltbares biblisches Versprechen! forum 10 2019 25
IM ZÜRIPIET DIHEI Der schwarze Ring Von der Unternehmerstochter zur Schwester unter Armen, von der Missionarin zur Befreiungstheologin, von der Europäerin zur Brasilianerin – Schwester Paulina Maria Elsener verbindet Welten. Schwester Paulina Maria Elsener trägt ist in einer Kirche aufgewachsen, in der einen schwarzen Ring an ihrer linken noch andere Werte zählten. «Im Kate- Sr. Paulina Maria Elsener Hand. «Das ist ein Symbol», sagt sie, chismus haben wir Kinder gelernt: Wer 1933: Geburt in Ibach (SZ) «wir wollen eine arme Kirche mit dem nicht getauft ist, kommt nicht in den 1960: Profess im Kloster Ingenbohl (SZ) 1960 bis 1966: Primarlehrerin in Chur Volk sein.» Der Ring ist unauffällig. Er Himmel», erinnert sie sich an die Zeit 1968: Ausreise nach Brasilien ist aus den Nüssen der Tucum-Palme vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil. 1968 bis 1988: Pfarreiarbeit in Paripe, gemacht. Diese wächst im Amazonasge- «Damals dachte ich, gut, dann gehe ich Salvador biet und in den ärmsten Bundesstaaten in die Mission und schaue, dass man 1988 bis 1993: Pfarreiverantwortliche in Governador da Mangabeira und Feira Brasiliens. Dort kam in den 1960er Jahren Kinder taufen kann.» de Santana, Bahia die Befreiungstheologie auf: Bischöfe 1993 bis 1996: Arbeit in der Missions- wie Gustavo Gutiérrez setzten sich für Es war ein weiter Weg vom frommen Kind zentrale der Franziskaner in Bonn (DE) 1998: Rückkehr nach Brasilien die Erneuerung der Kirche ein. Annamarie, wie Schwester Paulina Maria 1998 bis 2008: Pfarreiarbeit in Santa Rita, «Wir studierten die Dokumente der ursprünglich hiess, bis zu jener Ordens- Rio de Janeiro Bischofsversammlungen», erinnert sich frau, die sich in Brasilien für die Er- 2008: Rückkehr in die Schweiz 2008 bis 2018: Mitglied der Generalrats- Schwester Paulina und lässt spüren, mächtigung der Bevölkerung engagierte. gemeinschaft dass derartige Schreiben Begeisterung 1933 war sie in die Familie Elsener hin- seit 2018: in der Betagten-Gemeinschaft auslösen können. Arme, unterdrückte, eingeboren worden, in jene Familie, die St. Anna Ingenbohl (SZ) versklavte Menschen schlossen sich bis heute für die Firma Victorinox steht. innerhalb der Kirche zu sogenannten Nach dem Konzil, im März 1968, kam Basisgemeinden zusammen. Engagierte sie in Salvador an, schockiert von Armut haben durften. Immer fragten sie uns Christen, auch europäische Missiona- und Unterdrückung. Noch zu jener Zeit Schwestern: Was wollen Sie, dass wir rinnen, solidarisierten sich – und trugen seien die Brasilianerinnen und Brasili- tun? Dabei wollten wir sie fördern. Es als Zeichen jenen einfachen, schwarzen aner tief geprägt gewesen vom Geist der hat lange gedauert», sagt sie. Ring. So auch Schwester Paulina Maria. Kolonialherren: «Pfeffer und Seelen», Fünf Schwestern aus Europa waren Vierzig Jahre hat sie mit der armen Be- das war es, was die Europäer bis anhin sie, an verschiedenen Orten, die damals völkerung Brasiliens gelebt. gewollt hatten, erinnert sich Schwester begannen, mit den Menschen zu arbei- Von ihrer Herkunft her ist diese Paulina. «Die Leute waren Sklaven und ten. Waren die Leute bis anhin einfach Solidarität nicht selbstverständlich. Sie überzeugt, dass sie keine eigenen Ideen getauft worden, ohne zu wissen, was das bedeute, bauten die Schwestern die Katechese auf, für Kinder, für Eltern und für Taufpaten. Doch Katechese reichte Paulina Maria nicht. «Ich habe gesagt: Wir müssen uns auch sozial betätigen, wir haben doch zwei Beine, eines für die Religion und eines für das Soziale.» Frauengruppen wurden gegründet, man lernte das Nähen und Sticken, das Kochen und die Hygiene, man verkauf- te gefertigte Produkte. Immer war auch eine Schwester dabei, um «den geist- lichen, christlichen Sinn hineinzuge- Foto: zvg ben», wie Paulina sagt. Es waren die Schwester Paulina Maria Elsener Schwestern, die die Basisgemeinden tauft nach der Sonntagsmesse ein Kind. leiteten, ein Priester kam am Sonntag, forum 10 2019 26
d e n s l e ute or &aBenteuer Drei Fragen an Sr. Paulina Maria Elsener Aufbruch: Wer waren Sie damals, als Sie aufgebrochen sind? «Ich wollte in die Mission, das wusste ich schon als Kind. Wir hatten viele Besuche von Missionaren und ich las alle Missionsblättchen. Als junge Schwester war ich schon am Hindi- Lernen, ich wollte nach Indien. Das Visum bekam ich nicht. Ein Jahr später, 1968, ging es dann nach Brasilien. Mein Vater sagte oft: Wir können nicht genug tun für die Mission. Er war der Leiter von Victorinox, die mein Gross- vater gegründet hatte. In den Ferien mussten wir Kinder helfen, beim Ein- packen der Taschenmesser. Als Ju- gendliche machte ich das dreijährige Handelsdiplom. Aber ich wollte in Foto: Christoph Wider die Mission.» Initiation: Wer ist aus Ihnen geworden durch die Zeit in der Mission? «Man ist ganz anders geworden, durch um die heilige Messe zu feiern. «Eine Arbeit in Brasilien. «Solange es mög- diese Mentalität der Menschen in neue Pastoral, in der es nicht mehr nur lich war, habe ich unsere Ordenszeit- Brasilien: die Gastfreundschaft und darum ging, Sakramente auszuteilen.» schrift übersetzt, damit die Leute hier das Vertrauen, das uns entgegen- wissen, was dort läuft.» gebracht wurde. Die Menschen waren Ungefährlich war das nicht. Es war die Ihre Begeisterung scheint ungebro- gewohnt, das zu tun, was die Euro- Zeit der Militärdiktatur in Brasilien. «Die chen. Schon kommt Schwester Paulina päer ihnen sagten. Wir haben uns da- guten Christen, die der Bevölkerung eine neue Erinnerung in den Sinn: vom von abgegrenzt und mit ihnen gear- helfen wollten, wurden nicht selten Säugling, der damals mit einem Hund beitet. So ist viel gewachsen. Wir waren gefangen genommen, gemartert, gefol- aus einer Schale essen musste, und von eine Kirche der Armen für und mit tert. Wir wussten, wir dürfen uns poli- seiner Mutter, die sie in ihr Sozialzent- den Armen.» tisch nicht einmischen», erzählt Paulina rum in Paripe eingeladen hat. Oder von Maria. Immer wieder klopft sie dabei der Kooperative, die sie gründete, da- Rückkehr: Wer sind Sie heute, mit mit dem Finger auf den Tisch, spricht mit mehrere Familien sich gegenseitig Ihren Erfahrungen im Gepäck? mit Nachdruck, ihre Augen leuchten. beim Bau neuer Häuser helfen konn- «Es war wunderschön, dort zu arbeiten. Warum sie ausgehalten hat? «Es war ten. Jahrelang ging es, ehe die Häuser Natürlich gab es schlimme Sachen. das Wissen, Gott ist für die Armen da. standen – sie stehen bis heute. Die Am Anfang war es auch schwierig, die Und Gott verlässt niemanden und Gott 85-Jährige lebt in Ingenbohl. Aber armen Leute zu sehen – wir erlebten ist barmherzig.» eigentlich lebt sie immer noch mitten das wie einen Schock. Vor zehn Jahren Die Ordensfrau ist in Fahrt gekom- in Brasilien. musste ich zurück in die Schweiz, men. Noch nach ihrer Rückkehr in die krankheitshalber. Seither war alleweil Schweiz, die 2008 krankheitshalber not- Veronika Jehle wieder etwas los.» wendig war, engagierte sie sich für ihre forum 10 2019 27
BOUTIQUE Podestplätze zu Bildern um und lässt sie in Jazz- Improvisationen wieder erklingen. Elf grossformatige Gemälde von René Gu- belmann zeigen eine grafisch-metri- sche Anordnung von Farbnoten, die bei der Vernissage improvisierend vertont werden. Die Ausstellung findet im Rahmen des Projektes «Kult & Kommunikation – Über die neuen Verhältnisse zu Bildern in Kirche und Kunst» statt. Dieses Sym- posium versammelt Theologen, Künst- Buch ➜ Drei Kinder versuchen ihre lerinnen und Ausstellungsmacher zu Welt zu retten, in der die Menschen Ausstellung ➜ Kirchenmusik hört man, aktuellen Fragen von Kunst und Kirche, stumm wurden. Der König des Landes, eine Kirche sieht man. Was passiert, Ästhetik und Religion. Die dazu entstan- in dem die Wörter wohnen, ist besorgt wenn man die beiden Welten verbindet? denen Kunstpositionen finden sich im wegen der vielen «Wörter der Lüge, Der Maler und Musiker René Gubel- Fraumünster, Grossmünster, in Predi- Wörtern, die schön klingen, aber das mann gibt unter dem Titel «Farbe und gern, St. Peter und der Wasserkirche. Falsche sagen …». In Form eines Mär- Licht – Reduktion» in der Prediger- bl/pd chens nimmt der Theologe und Philo- kirche mit Bildern und Klängen eine soph Clemens Sedmak die Debatte um Antwort. «Farbe und Licht – Reduktion» Fake News auf und hält ein poetisches Er geht dabei von der Architektur Vernissage: Do, 16.5., 17.00 Uhr, Plädoyer für den sorgsamen Umgang der Predigerkirche aus: die vom Domi- Predigerkirche, Zürich. mit Wörtern, für das Ringen um Wahr- nikanerorden errichtete Basilika spiegelt Musik: Sa, 18.5., 14.30 Uhr. heit und Zeiten der Stille. bl in ihrer Konstruktion die Struktur der Ausstellung: 17. 5. – 13. 6., Mo: 12.45 – verschiedenen mittelalterlichen Kir- 18.00 Uhr, Di – So: 10.00 – 12.00 Uhr «Das Land, in dem die Wörter wohnen» chentonarten wider. Diese wandelt Gu- und 12.45 – 18.00 Uhr Clemens Sedmak, Tyrolia, 2019, belmann in entsprechenden Farbtönen www.kultundkommunikation.ch 136 Seiten, ISBN 978-3-7022-3743-1 In Serie ➜ Fernsehserie Was ist ein Wunder? Eine Madonna weint Tränen, blutige Trä- nen, unaufhörlich, hektoliterweise. – Ein Wunder? – Zumindest ein Phänomen, das sich die Wissenschaft nicht erklä- ren kann. So brisant, dass es zur Ge- Foto: arte / zvg heimsache erklärt wird, in die zunächst nur der italienische Ministerpräsident eingeweiht wird. Von dieser herausragenden, weil Ränder ihrer Existenz auslöst. Dieses eine packende Erzählung über die Sehn- auch verstörenden italienischen Fern- Wunder heilt nicht – es stellt Lebens- sucht aller Menschen nach dem Wunder sehserie werden Gläubige genauso he- entwürfe radikal in Frage und erschüt- eines glücklichen, versöhnten Lebens. bit rausgefordert wie Skeptiker. Das titel- tert scheinbare Gewissheiten. gebende Wunder ist in erster Linie ein «Ein Wunder» verdichtet ein Pan- «Ein Wunder» Katalysator, der bei allen Protagonisten – optikum von Einzelschicksalen zu einer Italien 2018. Idee, Drehbuch, Regie: ob Polizist, Wissenschaftler, Politiker, bildstarken Parabel über den Zustand Niccolò Ammaniti. 8 Folgen à 50 Minuten. Eltern oder Priester – eine Reise an die Italiens. «Das Wunder» ist aber auch Erhältlich auf DVD und BluRay. forum 10 2019 28
Inegüxle ➜ Diskussionsrunde Text – Talk – Tea «Jenseits von richtig und falsch gibt es einen Ort. Hier können wir einander begegnen», sagte der Mystiker Rumi (Mewlana Jalal ad-Din ar-Rumi 1207– 1273). Mit «Text – Talk – Tea» möchten sich 6. Mai: Schuld die Teilnehmenden genau an diesem 3. Juni: Barmherzigkeit Ort begegnen. Menschen kommen zu- 1. Juli: Neid Foto: Christoph Wider sammen und schauen sich Texte aus 2. September: Geburt dem Judentum, Christentum und Islam 4. November: Hoffnung und an. Dabei geht es nicht darum, nach Aufbruch Übereinstimmung zu suchen, sondern 2. Dezember: noch offen vielmehr die Texte und ihre möglichen Interpretationen über Glaubensgrenzen Scham oder Liebe, aber auch grossen Jeden ersten Montag im Monat; hinweg zu erforschen und unter dem aktuellen Themen wie Nachhaltigkeit, 18.30 – 20.30; Zürcher Institut für Aspekt aktueller Themen zu betrach- Gender, oder Rassismus zu sagen? pd / ps Interreligiösen Dialog ZIID / ten. Was haben diese Texte heute zu Kulturpark, Pfingstweidstrasse 16, sagen? Geht es nur um Rituale und «Text – Talk – Tea» Zürich, 044 341 18 20; info@ziid.ch; DOs and DONTs? Oder haben diese Tex- Dialog, Reflexion, Entspannung Fr. 20.– (Fr. 10.– Ü30) je Abend te auch etwas zu menschlichen Belan- Leitung: Samuel Behloul, Annette www.ziid.ch gen wie Sehnsucht nach Anerkennung, Böckler, Hannan Salamat Filmtipp Auf Sendung Die Magie des Spielens Menschen haben einen natürlichen Spieltrieb. Je heikler das Spiel, desto besser entwickeln wir uns mental, motorisch und sozial. Do, 2. Mai, 20.15, 3sat Sternstunde Religion. Der Minakshi-Tempel Es ist eine der grössten religiösen Stätten Indiens und ein faszinieren- Foto: cineworx / zvg des Bauwerk: der Minakshi-Tempel im Gliedstaat Tamil Nadu. So, 5. Mai, 10.30, SRF 1 Olivier ist Ehemann und Vater von zwei fürsorglich zueinander Aufgaben der DOK. Syrien – Sieg ohne Frieden Kindern, vor allem aber gefordert als Mutter übernehmen. Bewegend sind Den Bürgerkrieg hat der syrische Gewerkschafter. Als er eines Abends auch die Sequenzen, in denen Oliviers Präsident Bashar al-Assad gewon- nachhause kommt, hat seine Frau Schwester Betty in die irritierte und nen. Wird in Syrien Ruhe einkehren? Laura die Familie verlassen. Der fran- blockierte Familie kommt. Ihr gelingt Mi, 8. Mai, 20.50, SRF 1 zösisch-belgische Regisseur Guillau- es, einem Stück Normalität zum Durch- me Senez zeigt eindrücklich, wie eine bruch zu verhelfen. «Nos batailles» Seelsorge hinter Gittern Familie gefordert wird, die sich neu wurde 2018 mit dem «Prix Célestine» Gefängnisseelsorgende nehmen erfinden muss. Trotz Schmerz und ausgezeichnet. sich Zeit für Täter in der Straf- Schuldgefühlen wird allmählich ge- Hermann Kocher medientipp anstalt. genseitiges Vertrauen aufgebaut. Be- So, 12. Mai, 8.30, SRF 2 Kultur, rührend ist, wie der Film auf die «Nos batailles» («Our Struggles») WH: Do, 15.00 Kinder Elliot und Rose fokussiert, die B / F 2018. Verleih: cineworx. forum 10 2019 29
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4. MAI BIS 17. MAI Spiritualität Konzert im Kloster Gottesdienste Werke von Sr. Maria-Amadea auf Tex- Im slawisch-byzantinischen Ritus ten von Silja Walter sowie «Jesu, meine Mo, 6. 5., 19.00: Dreikönigskirche Zürich Freude» von Bach. Sa, 18.5., Klosterkirche Gnadenthal Zentrum Open-Hearts in Bruder Klaus Reusspark, Niederwil: 19.15 Einführung, Fr, 10. 5., 19.30, mit Anbetung, Beichte. 20.00 Konzert. Eintritt frei, Kollekte. So, 19.5., 15.30, Klosterkirche Heiligkreuz, Wort-Gottes-Feier im Flughafen Cham So, 12. 5., 11.30, Andachtsraum, Check-in 2 www.concertovocale.ch Feierliches lateinisches Choralamt Sa, 18. 5., 18.00, St. Peter und Paul, ZH Wandern Hochschulgottesdienst Österliches Treffen mit Orthodoxen Je So, 20.00, Liebfrauenkirche, Zürich Schönheit des Bündner Oberlandes Die Orthodoxen Kirchen in Zürich la- Gemütliche Wanderwoche durch die den gemeinsam zu einem festlichen Naturschönheiten der Surselva. Täglich Seelsorge-Gespräche österlichen Gebet. 2–3 Std. wandern. Mit Sr. Ida Fassbind, So, 12.5., 17.30, Kirche St. Peter und Paul, ZH. Bahnhofkirche Kloster Ilanz. So, 7.7., 16.15 bis Sa, 13.7., 14. 00. Anmelden Mo – Fr, 7.00 –19.00, Sa/So, 10.00 –16.00 Lesegruppe zu Johannes Tauler bis 30.6. Oder: So, 25.8., 16.15 bis Sa, 31.8., Nach einer Einführung zum mittelal- Predigerkirche 14.00. Anmelden bis 15.8. Fr. 280.–. terlichen Mystiker gemeinsames Lesen Mo – Fr, 14.00 –18.00 www.hausderbegegnung.ch einiger Predigten. Sihlcity-Kirche Di, 7. / 14. / 28. 5., 4. / 11. 6., je 19.00 – 21.00, Mo – Sa, 10.00 –18.30 Werdstr. 53, Zürich. Fr. 70.– / 50.–. Kurs www.zentrum-spiritualitaet.ch Im Alter das Richtige tun Gebete Gottsuche Wichtige Fragen bezüglich Patienten- Abendfeier der Dominikaner Mit Abt Urban Federer von Einsiedeln schutz, Vorsorgeauftrag und Testament So, 5. 5., 17.00, Mission Catholique, durch das Kirchenjahr. rechtzeitig klären. Hottingerstr. 36, Zürich. Anmeldung: Do, 9.5., 18.30 – 20.00, St.-Anna-Kapelle, Di, 11.6., 13.30 – 17.00, Caritas, Becken- hofstr. 16, Zürich. Fr. 60.– inkl. Vorsorge- op.zuerich@bluewin.ch, 044 251 52 55 Werdstr. 63, Zürich. Ohne Anmeldung. mappe. Anmelden bis 5.6.: 044 366 68 74, www.paulusakademie.ch MontagsMusik in St. Peter und Paul begleitung@caritas-zuerich.ch Mo, 6. 5., 12.15–12.45. Mozart, Gedichte. www.caritas-zuerich.ch/diakoniekurse Kontemplation und Körperübungen Mittagsmeditation im Glattzentrum Körperwahrnehmung, Körpergebet, Mi, 15. 5., 12.30–12.50, Raum + Stille Tanz, Sitzen in Stille, achtsames Gehen. Sa, 11.5., 10.00 – 16.00, Werdstr. 53, Zürich. Christliche Spiritualität Fr. 70.– / 50.–. Anmeldung: 043 317 90 27 Do, 16. 5., 19.00, Stilles Da-Sein www.zentrum-spiritualitaet.ch www.zentrum-spiritualitaet.ch Leidenschaft für die Einheit Eucharistische Anbetung Liebfrauen Dank dem Reichsgraf und ökumeni- Mo – Fr, 9.00 – 17.20, Krypta schen Vordenker Nikolaus Ludwig von Haltestille Bahnhofstrasse Zinzendorf entwickelte sich ab 1722 die Do, 12.15 –12.35, Augustinerkirche Herrnhuter Brüdergemeine. Mi, 15.5., 19.00 , Werdstr. 53, Zürich. Fr. 15.– Taizé-Lieder im Grossmünster www.zentrum-spiritualitaet.ch Fr, 19.15, Krypta, Eingang Limmatseite Kunst Wiediker Krimi Vernetzt Ein interaktives Theaterstück in den Kunst und Religion Jugendkirche Gassen von Zürich-Wiedikon, bei dem Theologische und kunsthistorische Per- www.jenseitsimviadukt.ch die Zuschauer mithelfen, einen Mord- spektive im Dialog. Thema: «Seele». fall zu lösen … Behindertenseelsorge So, 12.5., 15.00 – 16.30, Eingangshalle www.behindertenseelsorge.ch Kunsthaus, Zürich. Fr. 16.– / 11.–, Première: Fr, 17. 5., 18.00, Dernière: Sa, ohne Anmeldung. 22. 6., 14.00. Treffpunkt: Tramhaltestelle Anderssprachige Gottesdienste Schmiede Wiedikon. www.zh.kath.ch/migrantenseelsorge www.kunsthaus.ch www.schraege-voegel.ch http://zh.kath.ch/service/bildungsangebote forum 10 2017 31 22 2019
U E NB U RA S CHE R F 100 ND FRAUEN AUS 10 JAHRZEHNTEN Z ÜR I C PFARRBLAT T DER KATHOLISCHEN KIRCHE JA HR E Foto: Christoph Wider IM KANTON ZÜRICH LI H Gültig für die Sonntage vom 5. und 12. Mai KATHO Herausgeberin Stiftung forum – Pfarrblatt der katholischen Kirche im Kanton Zürich Redaktionsadresse Hirschengraben 72, 8001 Zürich 044 266 12 72, redaktion@forum-pfarrblatt.ch, www.forum-pfarrblatt.ch Sekretariat: Mo/Di/Do 8.30 –11.30 Uhr, Di/Do 13.30–16.30 Uhr Stiftungsratspräsident: Pfr. Andreas Rellstab Geschäftsführung: Anita Koch Redaktionssekretariat: Rita Grob Chefredaktion: Thomas Binotto (bit) Redaktion: Pia Stadler (ps), Beatrix Ledergerber (bl), Veronika Jehle (vej) Fotografie: Christoph Wider, Grafik: Simone Juon Abo-Service und Adressmutationen Stadt Zürich: 043 322 18 18, info@i-kg.ch Christine Sigg-Riegler (76) Zürich-Land: Direkt beim Pfarramt Ihres Wohnortes (Adresse auf Pfarreiseiten ersichtlich) Stadt Winterthur: 052 224 03 80, mitgliederverwaltung@kath-winterthur.ch Offenheit ist Christine Sigg-Riegler wich- Frau, die gerne in Gesellschaft ist, als Bezahlte Abos: 044 266 12 72, redaktion@forum-pfarrblatt.ch tig. Wer vor ihrem Haus auf einer An- eine, die «modisches Flair» hat, wie sie Abopreise: Jahresabo Inland Fr. 38.–, Ausland Fr. 77.– höhe steht, dessen Blick öffnet sich auf von sich selbst sagt. Dass «katholisch Anzeigenverkauf creative media gmbh, Zürcherstrasse 135 die Stadt Kloten hinunter, und wer das sein» oft verbunden wurde mit «haus- 8910 Affoltern a. A., 043 322 60 30, Fax 043 322 60 31 Haus einmal betreten hat, sieht sich ei- backen, nicht up to date und nicht forum@c-media.ch, www.c-media.ch nem grossen Fenster gegenüber. Offen- weltgewandt sein» – das störte Sigg- Druck heit und Weite. Dementsprechend sagt Riegler und das wollte sie als Präsiden- AVD Goldach AG, 9403 Goldach, www.avd.ch Pfarreiseiten: Text&Gestaltung jeweiliges Pfarramt sie, gefragt nach ihrem Wunsch für den tin ändern. «Ich wollte zeigen: da sind Frauenbund: «Offen werden für alle moderne Frauen dabei, mit viel Wissen, 63. Jahrgang, erscheint 14-täglich, ISSN 1420-2212 Frauen. Es sollen auch Andersgläubige Interesse und Elan.» Dazu gehörte auch, sein, denn das erleichtert das Verständ- dass sie sich für die Verschönerung nis.» Persönlich ist ihr das Katholische der Vereinsräumlichkeiten einsetzte, wichtig. Während ihrer Zeit beim Frau- in denen die Frauen zu Veranstaltungen enbund habe die Religion allerdings zusammenkamen. «nicht unbedingt» eine Rolle gespielt. «Da war eine grosse Vielfalt an Frauen, 2018 wurde Christine Sigg-Riegler mit und mit denen hat man auskommen dem Klotener Prix Volontaire für ihr aus- gelernt. Das war das eigentlich Interes- serordentliches freiwilliges Engagement sante daran: zu versuchen, die anderen ausgezeichnet. Auch wenn sich der zu verstehen, warum ist das so und Preis nicht direkt auf ihre Arbeit beim nicht anders.» Frauenbund bezieht, zeigt er, was eine Frau leisten kann, die selbst auf beruf- 2007 trat Christine Sigg-Riegler in den Kan- liche Karriere verzichtet hat. «Ich hab tonalvorstand des Katholischen Frauen- mit 18 Jahren geheiratet, mit 24 hab ich bunds ein, von 2010 bis 2014 war sie vier Kinder gehabt. Mein Mann hat dessen Präsidentin. Sie und die Frauen seine Karriere verfolgt, die man ihm im Vorstand besuchten Jahr für Jahr angetragen hat. Er war erfolgreich und möglichst viele Generalversammlungen 30 Jahre lang Chefarzt in Zürich», sagt von Ortsvereinen, rund 50 waren das sie und weiss dabei, dass all das auch immerhin. Um sich kennen zu lernen, ihre Leistung ist. Manchmal überlegt die Kultur vor Ort zu verstehen, sich zu sie, was passieren würde, wenn alle vernetzen. «Man muss dahintersehen, Frauen ein halbes Jahr lang streiken woher kommen die Situationen, woher würden. Aber: «Leider Gottes sind Frau- kommen die Haltungen.» Ihre Aufgabe en selten solidarisch mit Frauen.» als Präsidentin verstand Sigg-Riegler auch als «Ansprechperson nach aus- sen». Und sie füllte diese Rolle aus: als Veronika Jehle Frau mit Charme, der einer Wienerin, wie ihr gerne zugeschrieben wird, als forum 10 2019 32
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