Pfingsten 2020 "Ich mach mein Ding" - Meine Berufung leben - St. Martin Nottuln
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„Ich mach mein Ding“ – Meine Berufung leben. Pfingsten 2020 Nottuln · Appelhülsen · Darup · Schapdetten
Ja – du machst dein Ding Ja du machst dein Ding Egal was die ander’n sagen Du gehst deinen Weg Dieses Foto gehört zur Aktion Corona-Zeit-Vertreib, Appelhülsen, S. 30 Ob geradeaus, schräg Das is' doch egal Du machst dein Ding Egal was die ander’n labern Was die Schwachmaten einem so raten Das ist egal Ich mach mein Ding. Ich mach mein Ding. Ich mach mein Ding. Quelle: LyricFind Songwriters: Andre Buchmann / Frank Trautloff / Jens Sander / Marlon Schulz / Udo Lindenberg Mein Ding lyrics © Universal Music Publishing Group ▶ https://youtu.be/ZFwSjgC8Cr4 Gemeinschaftsgottesdienst: An dieser Stelle steht der Termin zum Gemeinschaftsgottesdienst − normalerweise. Bei Redaktionsschluß sind wir nicht sicher gewesen, ob dieser wie gewohnt stattfinden kann. Wir informieren Sie aktuell auf unserer Internetseite www.st-martin-nottuln.de Hinweis zum Titelbild : Erster Wortgottesdienst am Wochenende 9./10. Mai 2020 unter Beachtung der entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen. Foto: Achim Guhr 2
Grußwort „Ich mach mein Ding – Berufung leben" Das Wort Berufung gebrauchte man man bis vor eini- gen Jahren noch in erster Linie in religiösen Zusam- menhängen. Im Brockhaus lese ich unter dem Stich- wort Berufung: 1. Bewusstsein eines inneren Auftrags zu einer Tätig- keit oder Aufgabe. 2. Berufung zu einer Übernahme eines Amtes 3. Berufung einlegen als Rechtsmittel vor Gericht. Wenn ich dagegen in eine bekannte Suchmaschine des Internets das Stichwort Berufung eingebe, dann er- scheint als erstes und in vielen Zugängen das 3. Stich- wort von einst: die Berufung vor Gericht. Offensichtlich Im Herkunftswörterbuch heißt es: der Ursprung von ist das etwas, was Menschen heute vorrangig interes- Berufung ist ein gerufen werden zu einer bestimmten siert. Als zweites kommen dann Angebote wie: "finde Aufgabe, zu einem Amt. Martin Luther hat in seiner Zeit deine Berufung" oder "erkenne deine Talente. lebe dei- die religiöse Vorstellung, von Gott zu einem geistlichen nen Traumberuf." Dazu gibt es die nötigen Beratungen Dienst berufen zu sein, auch auf das normale Arbeitsle- und Kurse. ben übertragen. So ist es für uns heute selbstverständ- lich, damit zu rechnen, dass auch beispielsweise eine Wir leben in einer Zeit, in der Aufgaben und Notwen- Gärtnerin oder ein Bäcker den Beruf als Berufung lebt digkeiten des Lebens ganz selbstverständlich durch und in der Berufsausübung weit darüber hinausgeht, die Brille Selbstverwirklichung gelesen werden. Das einfach nur seine Pflicht zu erfüllen. Da kommt auch muss ja kein Problem sein. Aber kann ich Selbstver- etwas vom Geist des Lebens ins Leben hinein, von dem wirklichung so direkt angehen? Muss am Anfang einer wir an Pfingsten sprechen. Berufung nicht immer auch ein Stück Leben stehen, das mich anspricht? Und man entdeckt in so einem liebevoll ausgeüb- ten Beruf leicht das, was der heilige Paulus in seinem Ich denke an den kleinen Jungen, der seinen Vater auf Galaterbrief die Früchte des Geistes nennt: dem Hof bei der Arbeit sieht und der irgendwann das machen will, was Papa macht, oder an das Mädchen, Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit das von seiner Lehrerin begeistert ist und in dem der und vieles mehr. Wunsch wächst: ich möchte auch so eine Lehrerin wer- den. Um sein Ding machen zu können, muss vieles im Leben Das möchte ich machen, kann auch ein junger Mensch zusammenkommen. Am Anfang aber muss ich ange- sagen, der in einem Sozialeinsatz sieht, wie Menschen sprochen werden von etwas, das mir wichtig wird. geholfen wird. Oder jemand hört von irgendwelchen Schwierigkeiten und denkt, da könnte ich etwas tun. Eine hoffnungsvolle Pfingstzeit wünscht Ihnen im Namen des ganzen Seelsorgeteams Am Anfang von Berufung steht also ein Ruf. Leben spricht mich an und ruft mich, dass ich mich Pfarrer darin engagiere. Franz Anstett 3
Eucharistie feiern in Corona-Zeiten, aber wie? Entweder virologisch nicht, oder im Umgang mit der Würde und Ästhetik der Eucharistiefeier. Schließlich bekam ich einen Hinweis darauf, wie man in einer ganz anderen Notsituation vor vielen Jahr- zehnten die Messe gefeiert hat. Zur Zeit des Nationalsozialismus waren viele Pries- ter im „Block 26“ im Konzentrationslager Dachau in- haftiert. Schließlich wurde ihnen gestattet, vor dem allmorgendlichen Appell um 5.00 Uhr eine Messe zu feiern. Das musste zügig gehen, die Priester standen dicht gedrängt in der Baracke. Die Priester brachten zunächst von der Tagesration des Vortages selber ein Stück Brot mit, schließlich ab Sommer 1941 durfte der Dachauer Stadtpfarrer Pflanzelt Hostien bei den SS-Wachen abgeben. Der Priester Pawel Prabutzki for- Mit dem Lockdown aufgrund der Covid-19-Pandemie derte die übrigen Teilnehmer auf, zum Hochgebet die verzichteten die Kirchen in Deutschland seit Ende März Hände mit dem Brot, später der Hostie hochzuhalten, darauf, öffentliche Gottesdienste zu feiern. Das galt damit er sie vom Altar aus konsekrieren konnte. „Eure auch während der Feier der Karwoche und der Oster- Hände sind der Altar Christi“, sagte er, und auf das tage. „Corpus Christi“ (damals wurde in lateinischer Sprache gefeiert) antworteten alle „Amen“ und reichten sich die Mit dem 1. Mai 2020 wurden öffentliche Gottesdienste konsekrierte Hostie. Eine besondere Art, Communio, wieder möglich, allerdings unter den Sicherheitsaufla- Gemeinsamkeit zu feiern. gen wie z. B. Sicherheitsabstand, Desinfektion etc., um eine Weiterverbreitung der Virusinfektion zu vermei- Der Priester Josef Steinkelderer berichtet von seiner den. Zeit in der Baracke 26: „Um Zeit zu sparen, empfingen wir die Kommunion auf In unserer Gemeinde St. Martin stand für den in die- eine Weise, die den Eindruck einer Katakombenfeier ser Zeit gegründeten Krisenstab an, zu entscheiden: noch verstärkte: Jeder nahm beim Eintritt eine Hostie Ab wann beginnen wir mit welcher Form des Gottes- von einem Teller (eine Zeitlang mussten wir uns sogar dienstes? Der Krisenstab entschied sich für einen Drei- mit Lagerbrot behelfen) und hielt sie in der flachen Phasen-Plan: Hand. (…) Der Priester am Altar (…) verwandelte zu- gleich mit der seinigen auch alle anderen in Priester- Zunächst wurde mit dem 9. Mai begonnen, Wortgot- händen dargebotenen Hostien, und bei der Kommu- tesdienste an den Sonntagen und Vorabenden aus- nion reichten wir uns selbst den Herrn in Brotsgestalt.“ schließlich in der großen Martinus-Kirche zu feiern, in der zweiten Phase dann auch in den übrigen Ortsteilen. In diesen Wochen erleben wir wieder eine Notsituati- Aber es stellte sich die Frage: Wie können wir Eucharis- on, eine ganz andere. tie feiern, ohne die Ansteckungsgefahr zu vergrößern? Wie wäre es, wenn wir diese in Block 26 entwickelte Keine der Formen, wie sie in den Pfarreien um uns her- Form für unsere gegenwärtige Situation überneh- um gefeiert wurden, schien uns sinnvoll: men? Also: Wer die Kirche betritt und auch kommuni- 4
Der andere Frühling zieren möchte, bringt ein Tuch („Omas Taschentuch“, Die Sonne scheint. Tulpen recken ihre Köpfe in den Stoffserviette o.ä.) mit, andernfalls liegen solche Tü- stahlblauen Himmel, dunkelrote, rosane, beeren- cher am Eingang, aber auch auf einem Tisch bereit. farbene. Weißer Holler fächert seine Blüten auf, wie Teller aus funkelnden, kleinen Sternen. Es sind die Auf dieses Tuch legen die Kommunionhelfer eine ersten warmen Tage. Nach dem langen Winter. Den Hostie, die mit zur Bank genommen wird. Dort liegt vielen grauen, dunklen Stunden. Dem Regen, dem sie während der Messe. Im Hochgebet wird das Tuch Matsch, der Tristheit. mit der Hostie hochgehalten. Der Priester feiert mit Und doch ist es kalt. Fühlt es sich an, als folge auf den seiner Hostie und dem Messwein am Altar. Wenn er Winter der Winter. Starte ein verlorenes Jahr. Fehlt „Der Leib Christi“ sagt, antworten alle „Amen“ und dieses Lebensgefühl, das da im Frühling einmal war. kommunizieren gleichzeitig. Das Kribbeln, das wohlig durch den Körper rieselt. Das Lächeln, das sich auf die Wangen schleicht. Das In dieser Form praktizierten wir es vor Covid-19 ja Federn. Es fehlt, in der Sonne zu flanieren, im Café ein schon mit den Kommunionhelfern und Messdie- Eis zu schlecken, mit Freunden am See zu picknicken. nern, die um den Altar standen, oder auch bei Tisch- Frei zu sein. messen mit den Kommunionkindern oder kleinen Stattdessen ist da Distanz, Sorge, Angst, ein Fahren Gruppen in Werktagsmessen. mit angezogener Handbremse. Ein Filter, der all die strahlenden Farben, all die Lebensfreude, die Wir haben im Krisenstab entschieden, ab Pfingsten Zuversicht dämpft, raubt. Sie in ein blasses Aqua- mit „Phase 3“ zu beginnen, nachdem wir diese viro- rell verwandelt. Noch nie war ein Frühling so kalt. logisch risikofreie Form gefunden haben, Eucharistie Weil dieser Virus den Menschen nimmt, was sie zum zu feiern. Es wird eine Zeit des Einübens und der Ge- Mensch-Sein brauchen: Nähe, Gemeinschaft, Bezie- wöhnung brauchen, wird eine neue Erfahrung sein, hung. die durchaus einen spirituellen Zugewinn bedeuten Und doch bahnen sie sich ihren Weg. Finden sie ih- kann. Wie nahe kommt uns Gott?! ren Weg. Sind sie da. Vielleicht stärker denn je. In Und wenn der Altar in einer Kirche Christus symboli- Gesprächen, die tiefer sind. Am Telefon, über den siert, wir selber gleichsam sein Altar werden, welche Gartenzaun, auf der Straße. Weil Stille da ist, zum Würde wird uns als Getauften und Gefirmten damit Nachdenken, Reflektieren, Hinterfragen. In Freund- zugesprochen?! schaften, die enger werden, verbindlicher, inniger. Weil Zeit ist füreinander, weil Ruhe zuhören lässt. In Lassen Sie uns miteinander ins Gespräch kommen der Freiheit. Weil sie nicht mehr da ist. Weil sie einge- über das, was wir erfahren werden. schränkt ist. Weil auf einmal spürbar wird, was im- mer da war, aber nie von Bedeutung. Zu sich selbst. Weil da keine Ablenkung ist. Das Leben zwingt, sich Norbert Caßens mit sich selbst zu beschäftigen. Sich selbst über die Schulter zu schauen. All das bekommt auf einmal eine andere Bedeu- tung. Eine größere Wichtigkeit. Eine neue Qualität. Ist essentiell. Besonders. Wertvoll. Vielleicht ist dieser Frühling so warm, wie nie zuvor. Ronja Goj in: Pfarrbriefservice.de 5
Was macht Corona mit uns als Gemeinde uns bei der Entscheidung noch nicht sofort am 1. Mai wieder mit der Feier der Eucharistie zu beginnen, ori- entiert haben? Gerade an diesem Wochenende 9./10. Mai beginnen wir, nach nun mehr als zwei Monaten Unterbrechung, wieder mit ersten (Wort-) Gottesdiensten erstmal ohne Kommunionausteilung und unter Berücksichtigung strenger Abstands- und Hygieneregeln. Können diese Gottesdienste überhaupt die Kraft entwickeln, wie wir es bisher von der Feier der Eucharistie im Kreis der Ge- meinde gewohnt sind? Ich bin sehr gespannt auf die Erfahrungen, die wir an diesem Wochenende sam- meln werden, sicher wird dies auch Thema sein beim nächsten Treffen des Krisenstabes am kommenden Mittwoch. Und doch, bei aller Skepsis und Sorge, die Corona- Zuerst einmal die ernst gemeinte Frage: „Wie geht es Krise hat bisher ein wirklich sehr hohes Maß an Krea- Ihnen? Ich hoffe, Ihnen allen geht es gut und Sie tivität in unserer Gemeinde St. Martin zum Vorschein sind gesund!“ Es ist Sonntag, der 10. Mai 2020, heute gebracht. Ich möchte aus einer E-Mail von Michaela ist Muttertag und morgen sollten eigentlich Lockerun- Bans zitieren, die sie zum Osterfest an viele Mitglieder gen bei der Corona–Kontaktsperre in Kraft treten. Nicht aus der Gemeinde geschickt hat: so bei uns im Kreis Coesfeld! Und so fragt man sich, wie lang mag das alles noch dauern? Wird es auch eine „Ostern dezentral - Wir hoffen, dass diese so ande- zweite oder gar dritte Ansteckungswelle geben? Das ren Festtage für Sie gute Tage waren. Es ist spannend sind Fragen, auf die es heute noch keine Antworten zu hören, wie manche Gemeindemitglieder dieses Os- gibt. Vermutlich verfolgen auch Sie mehrfach täglich terfest gestaltet haben. Von Abendmahlfeiern zuhause die Newsticker, um Neuigkeiten zu erfahren. haben wir gehört, von Kreuzwegspaziergängen, bei Nicht nur am Muttertag denken wir an unsere Mütter denen „Unser Wort zum Sonntag“ gelesen wurde, von und Omas — na klar! Die Mütter und Väter von jüngeren einem Ostermorgen, der zum Sonnenaufgang am Lon- Kindern sind neben der Arbeit noch Hausaufgaben- ginusturm verbracht wurde, um dort den Osterimpuls Hilfe, Tränentrockner und Motivationscoach. Ein jeder per Handy zu hören, von Osterfeuern auf der Terrasse denkt auch mehr denn je an die Enkel, die älteren Kin- hörten wir… Es war für uns alle in jedem Fall ein unver- der, die Geschwister, die Eltern oder die Großeltern, die gessliches Osterfest und so sehr wir die gemeinsamen man in diesen Zeiten gerade nicht besuchen und um- Gottesdienste vermutlich alle vermisst haben, wurde armen darf. Was sind das nur für Zeiten? an so vielen Orten, in so vielen Familien und in so vie- len Herzen Gottesdienst gefeiert, Ostern gefeiert, das ist Was macht das nur mit uns und auch mit uns als wirklich bewegend. Hören wir nicht auf damit! Denn die Pfarrei St. Martin? Osterzeit hat ja gerade erst begonnen.“ Wir lassen uns doch schließlich von einem sehr einla- denden und wie ich finde sehr ansprechenden Wort Wir entdecken neue Gottesdienstformen, mit denen „St. Martin — eine gastfreiheitliche Herberge“ leiten. zum Teil ganz andere und viel mehr Menschen als Wie passen dann auch die Werte dazu, an denen wir bisher erreicht werden können. Wäre es nicht schön, 6
wenn es uns gelänge, diesen Ertrag nun erst einmal zu den im Münsterland werden z. B. auch Gottesdienste sichern, anstatt einfach in die Normalität und normale per Live-Stream im Internet angeboten, so dass viele Abläufe zurückzukehren? Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen nicht zum Gottesdienst kommen, daran teilnehmen können Christus ist auch durch den Dienst am Nächsten oder wollen. gegenwärtig. Jetzt möchte ich die Gelegenheit nutzen, um dem Auch in dieser Hinsicht hat sich in der Pfarrei gemein- Team von der Kinderkirche in Nottuln ein herzliches sam mit der Nachbarschaftshilfe Nottuln ebenfalls vie- Dankeschön zu sagen. Sehr leidenschaftlich und lie- les entwickelt, von Einkaufshilfen bis zur telefonischen bevoll habt Ihr jetzt schon über Wochen das Wort zum Seelsorge. Also, Weltuntergangsstimmung ist eigent- Sonntag mit dem Teil für die Kinder mitgestaltet, durch lich nicht angebracht, auch ohne die bisher gewohnte kindgerechte Texte und Ausmalbilder. Gottesdienstordnung, dies ist auch ein Stück kirchli- Und – da gibt es noch jemanden, bei dem ich mich cher Solidarität mit denen, die genau die gleichen oder von Herzen bedanken möchte. Achim Guhr aus Not- noch schlimmere Einschränkungen in der Pandemie tuln, der nun schon seit den Predigten in der Fasten- erleben. zeit nicht nur sein Kamera-Equipment zur Verfügung gestellt, sondern auch unendlich viel Zeit investiert Bereits mit der Predigtreihe zur Fastenzeit hatten wir hat, sei es im Rahmen der Aufzeichnungen oder der im damit begonnen Video-Impulse und Predigten aufzu- Nachgang notwendigen Nachbearbeitung. zeichnen und über unsere Homepage zum Download Lieber Achim, dafür ein herzliches Vergelt’s GOTT! oder als Stream zur Verfügung zu stellen. Sozusagen Zum Schluss wünsche ich uns allen Gesundheit und, „aus der Not geboren“ ist dann die Reihe „Unser Wort dass wir alle sehr bald wieder zu einer vielleicht dann zum Sonntag“, das wöchentlich immer auch durch anderen aber doch ähnlichen Lockerheit und Lebens- einen Video-Impuls begleitet wird. freude zurückkehren können. Wir müssen im Moment Lassen Sie es mich deutlich sagen, selbstverständlich das „Schiff auf Sicht fahren“ und so kann ich es heute können und sollen diese digitalen Angebote nicht die noch nicht genau sagen, aber ich hoffe, dass wir sehr Feier der Eucharistie mit der Gemeinde vollends er- bald unsere in der Osternacht noch nicht entzündeten setzen, aber sie können sie sinnvoll ergänzen. Wir be- vier Osterkerzen gemeinsam anzünden können. schäftigen uns gerade in diesen Tagen damit, wie wir In diesem Sinne wünsche ich Ihnen schöne Pfingsten! die Erfahrungen mit diesen Angeboten auch in Zukunft Martin Riegelmeyer sinnvoll einsetzen können. In vielen Nachbargemein- Pfarreiratsvorsitzender Hinweis zum Foto unten: erster Wortgottesdienst am 10. Mai 2020 Die Gottesdienstbesucher wurden durch Ordner unter Beachtung aller Vorsichtsmaßnahmen an die Plätze begleitet. 7
„Ich mach mein Ding“ – Berufung leben Ein whatsApp-Chat mit Fabian Guhr, Michaela Bans und Jeannette Breitkopf-Schönhauser möglich wird, was lange nicht denkbar war. Wir machen unsere Teamsitzungen zum Bespiel gerade über Vi- deochat (was dazu führt, dass ich mich auch aus Münster einklinken kann). Und gleichzeitig merke ich, dass ich ge- rade lernen muss, nicht langfristig zu planen, was ehrlich gesagt, nicht immer einfach ist. 09: 50 Uhr Michaela Bans In einigen Wochen steht die Priesterweihe an… ange- sichts der Unplanbarkeit, die wir gerade erleben, vermut- lich ein komisches Gefühl… : 09:52 Uhr Jeannette Breitkopf-Schönhauser So erlebe ich das auch. Es bietet viele Chancen, aber die Fabian Guhr kommt aus Nottuln und war dort jahre- fehlenden Planungsmöglichkeiten können auch belas- lang Messdiener, später auch Messdienerleiter. Nun hat tend sein. Gerade bei dem von Michaela gerade ange- Fabian sein Studium der Theologie abgeschlossen, ist sprochenen Thema: Priesterweihe… im letzten Jahr zum Diakon geweiht worden. Am Pfingst- 09:53 Uhr sonntag wird er im Münsteraner Dom zum Priester ge- Fabian Guhr weiht. Und das zu Coronazeiten… Wie es ihm damit Ja, total. Bis Ende April waren wir nicht wirklich sicher, geht, wie es ihm in seiner derzeitigen Einsatzgemeinde ob sie überhaupt stattfinden kann. Jetzt wissen wir zwar, dass sie stattfinden wird, aber natürlich in einem ganz in Rheine gefällt und warum Fabian überhaupt die- anderen Rahmen als ursprünglich gehofft. Gerade das sen so besonderen Weg geht – darüber haben wir am nachher vermutlich keine Gespräche möglich sein wer- 01. Mai miteinander per whatsApp-Chat zu dritt ge- den, finde ich wirklich schade. Und gleichzeitig habe ich schrieben. Fabian war zu der Zeit in Münster, da vor der vor allem Mitleid mit den Paaren, die dieses Jahr heiraten Weihe einige Fortbildungswochen im Priesterseminar wollen, die zum Teil die Trauungen jetzt absagen und in anstehen. Verabredet war zwischen uns dreien: Michae- der Luft hängen und nicht wissen, ob und wie die Feier la schreibt um 09:30 Uhr in die Gruppe und das Gespräch klappen kann. 09:56 Uhr beginnt… Michaela Bans Fabian Guhr Ja, derzeit gibt es wohl niemanden, der nicht selbst in Guten Morgen zusammen irgendeiner Weise betroffen ist, von all diesen neuen Re- 09:42 Uhr gelungen… Du erlebst mit Blick auf Deine Priesterweihe Jeannette Breitkopf-Schönhauser die Unsicherheit und vielleicht auch Traurigkeit darüber, Guten Morgen! dass dieses Fest nur „kontaktarm“ gefeiert werden kann, 09:43 Uhr selbst… Und als Seelsorger erlebst Du zugleich, dass es Michaela Bans vielen anderen auch so geht. Brautpaare, Erstkommu- Guten Morgen! Entschuldigt bitte, dass ich mich jetzt erst nionfamilien, Großeltern die ihre Enkel nicht in den Arm melde, ich war irgendwie im Feiertagsmodus Aber nehmen, aus Vorsicht… wie wichtig der Kontakt zu Men- jetzt: Hallo Fabian, wir haben uns diese Interviewform schen ist, wird uns allen gerade bewusster, denn je. überlegt. Das Kontaktverbot erfordert neue Wege 10:00 Uhr wie erlebst Du diese Zeit gerade? Fabian Guhr 09:47 Uhr Vielleicht ist das eine der großen Chancen aus der Krise, Fabian Guhr dass wir ein bisschen auf uns zurückgeworfen sind und Ja, das Kontaktverbot fordert unsere Kreativität manch- noch einmal überlegen, was für uns eigentlich wichtig ist. mal etwas heraus. Ich finde die Zeit gerade total span- 10:02 Uhr nend, weil sich einiges gerade verändert und einiges 8
Jeannette Breitkopf-Schönhauser nicht nur „geguckt“, das habe ich mitgefeiert.“ Bei allem Ungewissen und Unplanbaren liegen da viel- 10: 27 Uhr leicht wirklich die Chancen, für jeden Einzelnen, aber zum Michaela Bans Beispiel auch für die Kirchen und Glaubensgemeinschaf- Bei allem, was anders ist und bei der Priesterweihe fehlen ten… Es hat ja bisher schon viele Ideen und Umsetzun- wird: Worauf freust Du Dich? gen gegeben, den Glauben weiter zu leben, allerdings fällt 10: 28 Uhr es mir immer noch schwer, einen Gottesdienst zu strea- Fabian Guhr men und mich „richtig“ darauf einzulassen. Wie wird das Vor allem auf die Zeit danach. Ich werde (voraussichtlich) als Seelsorger erlebt? bis zum Ende der Sommerferien zurück in meine alte 10:12 Uhr Stelle nach Rheine wechseln und nach den Sommerferi- Fabian Guhr en dann in eine neue Stelle gehen. Auf beides freue ich Ganz ehrlich: Das geht mir ähnlich. Wenn ich in einer mich. Wieder ganz in Rheine zu sein und wieder das zu leeren Kirche stehe (mit Ausnahme des Kamerateams), tun, was möglich ist. Das sind zur Zeit leider vor allem wie etwa an Ostern im Dom, ist das echt nicht ganz ein- Beerdigungen. Und mit den Jugendgruppen nochmal zu fach. Ich merke dann, dass ich mir immer wieder in Erin- überlegen, wie wir Jugendarbeit im Sommer gestalten nerung rufen muss, dass es gerade viele Menschen gibt, können (vermutlich ohne Ferienlager). Mit den Menschen die gerade dabei sind, auch wenn ich sie eventuell nicht aus der Pfarrei so gut es geht, in Kontakt zu sein. Und sehen kann. Da merke ich dann, dass ich mich echt freue, auch auf die Gottesdienste im kleinen Kreis. wieder mit Menschen gemeinsam Gottesdienst feiern zu Und dann in die neue Stelle zu gehen, neuen Menschen können. „Streamen“ ist für mich tatsächlich auch noch zu begegnen, neue Aufgaben zu übernehmen. gewöhnungsbedürftig. Ich habe mir dafür eine kleine 10:34 Uhr Ecke gestaltet, wo dann eine Kerze, ein Kreuz und das Ta- Michaela Bans blet stehen und davor ein Taizébänkchen ist. Und trotz- Wow! Das klingt, als wärst Du dort wirklich gerne dem merke ich, dass es zwar eine Möglichkeit jetzt gera- 10: 35 Uhr de ist, weil es eben anders nur schwer geht, aber es keine Jeannette Breitkopf-Schönhauser Möglichkeit auf Dauer bleiben wird. In Rheine versuche Klingt spannend und voller Motivation trotz der unge- wir darum, den Menschen Hilfen an die Hand zu geben, wöhnlichen Situation und Zeit… wie man auch zuhause Gottesdienst feiern kann. Da ha- 10: 36 Uhr ben wir schon gute Erfahrungen gemacht. Für die Pries- Fabian Guhr terweihe wird das wirklich nicht ganz einfach. Wir warten Ja, so richtig bewusst geworden ist mir das erst, als zur Zeit noch auf die aktuellen Zahlen wie viele Menschen ich dann nach Münster zur Fortbildung gefahren bin, kommen dürfen. Zum Teil Menschen, die mich schon lan- wie gerne ich in Rheine bin und war. Dort haben wir den ge begleitet haben und wo mir das wirklich wichtig gewe- Luxus, zwar schon recht säkular zu sein, aber trotzdem sen wäre. ganz viele Menschen zu haben, die sehr kreativ und 10:21 Uhr selbstbewusst aus ihrem Glauben heraus die Pfarrei und Michaela Bans ihre Stadtteile mitgestalten. Es macht richtig Freude dies Und was das „Streamen“ angeht, bzw. das Beten per mitzuerleben. Handy und Laptop, mache ich gerade ganz unterschied- 10:38 Uhr liche Erfahrungen. Wir haben uns hier in Nottuln ent- Michaela Bans schlossen, keine Gottesdienste ohne direkte Gemeinde- Aber ich bleibe nochmal bei der Priesterweihe selbst beteiligung zu feiern. Wir zeichnen (mit Hilfe Deines Va- Ich war selbst schon ein paar Mal bei Priesterweihen, erst ters, Fabian ) jede Woche einen Predigtimpuls auf, den im letzten Jahr ist ein guter Freund von mir geweiht wor- es schriftlich und als Video gibt. Ich war das erste Mal am den… Ihn dort mit ausgestreckten Armen auf dem Boden Gründonnerstag an der Reihe und habe mich unfassbar liegen zu sehen… dieses Zeichen hat mich sehr bewegt. unwohl dabei gefühlt, in diese Kamera zu sprechen, statt Gibt es etwas in der Weiheliturgie, das Dir besonders zu Menschen, die ich direkt sehen kann. wichtig ist? Ich habe aber von einem Kollegen eine Videoandacht aus 10: 38 Uhr Haltern gesehen und gemerkt: „Wow, das habe ich jetzt 9
te und Angebote und der Flexibilität, die gelebt werden muss, aber sich durchaus auch recht schnell zeigte… 10: 36 Uhr Fabian Guhr Ja, das erlebe ich ähnlich. Ich habe mich am Anfang schwer damit getan, das zu erzählen, wenn ich zum Bei- spiel bei Partys gefragt worden bin, was ich so mache. Und auch bei denen, die im Priesterseminar neu starten, ist das häufig die größte Hürde, das den Freunden oder der Familie zu erzählen. Interessanterweise habe ich in ©adobe.stock.foto meiner Altersklasse häufig auch Interesse erlebt, wenn ich das erzählt habe. Da konnte es durchaus passieren, dass wir dann erstmal über Kirche und Gott und die Welt (im wahrsten Sinne des Wortes) diskutiert haben und nach einiger Zeit ein Thema auf den Tisch kam, das die Fabian Guhr oder der Andere mal besprechen musste. Häufig waren Es gibt tatsächlich zwei Momente. Den ersten hast du das Themen wie Beziehungskisten oder Entscheidungen gerade schon benannt. Das ist einer der emotionalsten für einen Beruf, oder Krankheiten und Sorgen. Momente bei der Weihe, wenn man dort liegt, die Men- Es hat also so was zweifaches, einerseits habe ich einiges schen um einen herum beten und man spürt, ich bin von an Ablehnung erlebt (übrigens durchaus auch aus dem dieser Gemeinschaft und von diesem Gott getragen und kirchlichen Bereich) und gleichzeitig ganz viel Interesse darf mich ganz in seine Hände legen. Der zweite ist der und Vertrauen. Moment der Handauflegung. In dem Moment wird noch 10:59 Uhr einmal deutlich, dass das Priestersein letztendlich ein Michaela Bans Geschenk ist und nichts, was ich mir irgendwie verdie- Unser Pfarrbrief steht ja diesmal unter der Überschrift nen könnte. Beides gab es ja letztes Jahr schon bei der „Ich mach mein Ding – Berufung leben“. Wir haben dazu Diakonweihe, und ich freue mich schon darauf, sie auch Menschen aus allen möglichen Richtungen gefragt: Ei- dieses Jahr erleben zu dürfen. Das sind emotional ganz nen Leiter in der Jugendarbeit, einen Vorsitzenden im dichte Momente. Sportverein, einen Arzt… Menschen, bei denen wir den 10:45 Uhr Eindruck hatten, dass sie zumindest einen Teil ihrer Be- Michaela Bans rufung auf diese Weise leben. Dass sie bei dem, was sie Das glaube ich gerne… Das ist im wahrsten Sinne des tun, merken: „Das ist mein Ding! Wenn ich das tue/erlebe, Wortes berührend… Du schreibst, dass es ein Geschenk ist es stimmig… Kannst Du damit für Dich was anfangen? ist… ein Dienst ist es auch. Und einer, den sich immer 11:03 Uhr weniger Männer vorstellen können (bei Frauen weiß man Fabian Guhr das ja nicht so genau ). Ihr seid zu zweit… also neben Ja. Ich bin ein bisschen von den Jesuiten geprägt worden Dir wird nur noch ein weiterer geweiht. Ich kann mir vor- in meiner Ausbildung. Ignatius (der Gründer der Jesui- stellen, dass das komisch ist, mit seiner Lebensentschei- ten) hat einmal eine scheinbar sehr einfache Möglichkeit dung zu einer immer kleiner werdenden Gruppe zu gehö- der Entscheidungsfindung aufgeschrieben. Im Prinzip ren. Zu sagen „ich will Priester werden“ kommt heute fast braucht es zwei Fragen: „Wo zieht es mich hin?“ und „Wo einem „Coming out“ gleich… kann ich meine Fähigkeiten für andere gewinnbringend Wie erlebst Du das? einsetzen?“ Ich finde die beiden Fragen gelten auch für 10: 51 Uhr die Berufung. Letztlich hat ja jeder Mensch eine Berufung, Jeannette Breitkopf-Schönhauser also eine Art, auf diese zwei Fragen eine Antwort zu ge- Wobei in letzter Zeit der Eindruck entstehen kann, dass ben. Das können tatsächlich ganz unterschiedliche Arten viele Menschen wieder aufgeschlossener gegenüber der sein. Ich finde manchmal merkt man das, wenn man hört, Kirche, dem Glauben und den Menschen „in“ der Kirche wie Personen zum Beispiel von ihren ehrenamtlichen Auf- werden. Vielleicht auch gerade wegen der neuen Forma- gaben erzählen und richtig ins Schwärmen kommen. Für 10
mich merke ich zunehmend, dass ich sehr gerne in der Jeannette Breitkopf-Schönhauser Seelsorge unterwegs bin, in den ganz unterschiedlichen Auch wenn es noch immer ungewohnt ist, aber ich glau- Kontexten und das scheinbar auch kann. Ich erlebe dann, be, dass durch die digitale Möglichkeit vielleicht noch dass ich genau das spüre: „ja, das was ich hier tue, ist ir- mehr Menschen daran teilhaben, die sonst den Gang in gendwie richtig. Das passt.“ die Kirche oder den Dom nicht gemacht hätten… aus 11:11 Uhr zeitlichen oder auch anderen Gründen… Michaela Bans 11:25 Uhr Hast Du ein konkretes Beispiel, wo Du derzeit in der Seel- Michaela Bans sorge spürst: Hier bin ich Fisch im Wasser? Bei mir ist das Gut möglich. z. B. bei Beerdigungen so oder bei geistlichen Begleitun- 11:25 Uhr gen und auch im Kindergarten? Fabian Guhr 11:13 Uhr Ja, das kann ich mir durchaus vorstellen. Fabian Guhr 11:26 Uhr Meistens erlebe ich das in den Gesprächen, also zum Michaela Bans Beispiel bei Trauergesprächen. Im letzten Jahr vor allem Fabian, bleibt uns, dir eine gute Zeit zu wünschen, auf auch bei einigen Projekten in der Firmvorbereitung. Also dem Weg zur Weihe an Pfingstsen. Wir bleiben verbunden letztlich da, wo wirklich konkrete Begegnung stattfindet. und sind es am Pfingstsonntag auf jeden Fall! Ich freue 11:16 Uhr mich darauf, nicht nur zu „gucken“, sondern mitzufeiern, Michaela Bans mitzubeten. Und dann freue ich mich, wie ganz Viele hier Wie schön – es ist wunderbar, wenn man bei dem, was in Nottuln, auf Deine Heimatprimiz. Auch wenn, noch man tut, was man lebt, immer wieder merkt: „Das ist nicht feststeht, wann: Das wird ein Fest! Kontaktverbot mein Ding!“… wird an dem Tag verboten! Nun nochmal zur Weihe. Eigentlich hättest Du eine Wo- Wann auch immer wir uns sehen: Bleib gesegnet! Bis che später hier in Nottuln Deine Heimatprimiz (Deinen bald! 11:28 Uhr ersten Gottesdienst als Priester) gefeiert. Wir hätten uns so gefreut! Das gilt es nachzuholen… Aber der Weihegot- Fabian Guhr tesdienst wird vermutlich live im Internet gezeigt, oder? Vielen Dank! Ich freue mich schon darauf, dann nach Not- 11:19 Uhr tuln zur Heimatprimiz zu kommen! Euch alles Gute und Fabian Guhr bleibt gesund! Viele Grüße aus Münster. Ja, ich hatte mich ehrlich gesagt, auf die Primiz sogar 11:30 Uhr mehr gefreut, als auf die Weihe. Das wäre einfach sehr Jeannette Breitkopf-Schönhauser schön gewesen, in der Heimat mit den Menschen, die Herzlichen Dank für die Zeit sowie die interessanten mich geprägt und begleitet haben, Gottesdienst zu fei- Aspekte und Ausführungen! Ebenfalls alles Gute und ern. Aber da bin ich zuversichtlich, dass wir das in der Zeit bleibt gesund! Bis bald! nach Corona irgendwie nachholen können. 11:31 Uhr Die Weihe wird auf der Seite vom Paulusdom gestreamt. Vermutlich auch auf der Facebookseite vom Bistum. Das Infos zur Priesterweihe und zur Primiz: heißt, man kann zumindest auf diese Weise dabei sein. Die Priesterweihe wird am 31.05.2020 (Pfingstsonntag) 11:23 Uhr ab 14:30 Uhr im Münsteraner Dom gefeiert. Michaela Bans Das werden bestimmt Viele! Also auf diese Weise dabei Angesichts der Abstandsregeln können leider nur Weni- sein. Wir holen alles raus, was das Netz in Nottuln hergibt! ge dort mitfeiern. Aber es findet eine Liveübertragung statt: www.paulusdom.de 11:24 Uhr Auf diese Weise können wir dabei sein. Fabian Guhr Die Heimatprimiz von Fabian Guhr wurde verschoben. Das würde mich auch wirklich freuen. Wann sie stattfinden kann, wissen wir derzeit noch nicht. 11:25 Uhr 11
Das Sakrament Priesterweihe verbreitete sich die Botschaft Jesu in immer weitere Gegenden, auch weit über das Judentum hinaus. Aus den „Anhängern des neuen Weges“, wie sich die Chris- ten zunächst nannten, wird eine Kirche. Wie soll sich diese werdende Kirche in der Zwischen- zeit, also bis zur Wiederkehr des Auferstandenen, orga- nisieren? Jede Zeit mit ihren jeweiligen Fragen und Notwendig- keiten gab und gibt neue Antworten darauf. Antworten, die nicht zur freien Verfügung stehen, sondern die sich in Jesu Worten und Taten gründen müssen. ER ist und Am Anfang steht ER. Am Anfang steht Jesus Christus. bleibt Ursprung, Maßstab und Richtung. Und sein Ruf. Die Gemeinde in Jerusalem bildet nach Jesu Tod all- Am Anfang steht eine An-Rührung, eine Be-Rührung, mählich – in Anlehnung an die Verfassung jüdischer eine Entscheidung, eine Bereitschaft, sich auf Gott und Gemeinden – das Ältestenamt aus: Die Presbyteroi, die auf Menschen einzulassen. Ältesten, üben ein Vorsteheramt aus, hinzu kommen Am Anfang des Markusevangeliums steht eine Bot- die Diakonoi, die den caritativen Auftrag besonders schaft, eine Verkündigung: „Das Reich Gottes ist nahe. wahrnehmen. In den von Paulus gegründeten Gemein- Kehrt um und glaubt an das Evangelium.“ (Mk.1,15) den dagegen steht zunächst die Autorität des Paulus Am Anfang des Markusevangeliums geht Jesus auf zwei über allen, der selber allerdings Wert darauf legt, dass Fischer zu, auf Simon Petrus und Andreas. Und er sagt alle Getauften ihre Fähigkeiten zur Auferbauung der zu ihnen: „Kommt her, folgt mir nach!“ Und die Beiden ganzen Gemeinde einbringen. Paulus ist als Dauer-Rei- „ließen ihre Netze liegen und folgten ihm“. sender aber oft abwesend, und es entsteht das Amt der Episkopoi, der Aufseher, die darauf zu achten haben, Und es wurden immer mehr, die sich von Jesus anrüh- dass bei den zunehmenden Abspaltungen und Son- ren, sich von seiner Botschaft berühren ließen, sich von dergruppierungen die Einheit der jungen Kirche, das ihm in den Dienst nehmen ließen, um seine Botschaft Gemeinsame nicht verlorengeht. weiterzuerzählen und zu leben. Seine Worte richteten Dem Wort Episkopoi entlehnt ist das deutsche Wort sich an alle Menschen in Israel, einige zogen dann so- „Bischof“, dem griechischen Wort Presbyteroi das gar mit ihm, zweiundsiebzig ließen sich von ihm in die deutsche Wort „Priester“, dem Wort Diakonoi das Wort Dörfer und Städte senden (Lk. 10,1). Und doch sind es Diakon. Wie die drei Ämter einander zugeordnet sind, „die Zwölf“, die er in seine unmittelbare Nähe holt, die entwickelt sich im Laufe der Geschichte. er in den Dienst nimmt für seine Sache, der Proklama- Auffällig: Um sich von anderen Kulturen abzusetzen, tion des Kommens Gottes in Güte und Vergebung und die im Priester den Kultdiener sehen, der vor den Göt- der Demonstration der geschehenden Ankunft Gottes tern Opfergaben darbringt, um sich der Zuneigung in Worten und Taten. eben dieser Götter gewiss zu werden, wählt die junge So findet sich eine gewisse „Stufung“ der Jüngerschaft. Kirche nicht das eigentliche Wort Hiereus (=Priester), Der Zwölferkreis hat − abgesehen von der Auffüllung sondern Presbyteroi (=Ältester). Erst im Laufe der Zeit durch die Wahl des Matthias anstelle von Judas – nach wird der kultische Bereich, die Leitung der Liturgie, den Jesus keine Fortsetzung mehr gefunden. Mittlerweile Presbyteroi zugeordnet. Gemeindeleitung und Leitung wuchs durch die mutige Fortsetzung der Predigt die der Liturgie wachsen zusammen. Schar der Jünger, und durch Verkünder wie Paulus Jesus Christus hat sich selbst als Opfer hingegeben, 12
er ist selbst die Gabe, die die unbedingte Zuneigung Gemeinde feiert. Bei diesem schnellen Gang durch Gottes zu seinen Menschen verdeutlicht. Im Neuen die Geschichte des Priesteramtes und die Theologie Testament wird das Priestertum des Gottesvolkes, das der Weihe ist vielleicht deutlich geworden, dass eben gemeinsame Priestertum aller Gläubigen in den Blick dieses Amt sich auf Jesus Christus bezieht, und doch genommen, insofern alle Getauften teilhaben an dem in jede Zeit neu hinein-verantwortet werden muss. In einzigen Priestertum Jesu Christi. Allmählich erwächst unserer Zeit und in unserem gesellschaftlichen Umfeld daraus eine Aufgabe, ein Amt, das durch Gebet, beson- wird darum gerungen, ob nicht auch Frauen, ob nicht ders die Bitte um den Heiligen Geist, und durch das auch Verheiratete zum Priesteramt zugelassen werden uralte, schon vor-jesuanische Zeichen der Handaufle- müssten; was zum Wesentlichen dieses Amtes und sei- gung übertragen wird. An Menschen, die sich dauerhaft ner Aufgaben gehört. Die wichtige Diskussion darüber und mit ihrer ganzen Existenz, ihrem ganzen Wesen in führt an dieser Stelle leider zu weit. den Dienst der Botschaft Jesu stellen wollen, und die dafür von der Gemeinde als fähig betrachtet werden. Schließen möchte ich mit einem Gedicht des Priesters Daraus geworden ist dann das Amt, das der Bischof und Dichters Andreas Knapp: (Episkopus) unter Gebet und Handauflegung dem Norbert Caßens Priesteramtskandidaten in einer feierlichen Messe überträgt. In der Liturgie der Priesterweihe kommt vieles davon zum Ausdruck. So bittet der Leiter eines Priesterse- minares, der Regens, den Bischof: „Die heilige Kirche priesterlich bittet dich, diese unsere Brüder zu Priestern zu wei- hen.“ Der Bischof fragt: „Weißt du, ob sie würdig sind?“ den mund Der Regens antwortet: „Das Volk und die Verantwort- geliehen lichen wurden befragt; ich bezeuge, dass sie für wür- Seinem wort dig gehalten werden.“ Und dann bekundet die ganze und mit versammelte Gemeinde: „Dank sei Gott, dem Herrn.“ deinen händen Als Symbole gibt es in der Feier der Weihe das Gebet bricht Er um den Segen in der Allerheiligenlitanei, während der das brot Kandidat auf dem Boden liegt, die Handauflegung mit Seine ausstrahlung dem Weihegebet, das Anlegen der priesterlichen Ge- geht durch dich hindurch wänder, die Salbung mit dem Chrisamöl in die Innen- doch nur im maße wie fläche der Hände des Kandidaten. Ein Diakon nimmt du dir selbst genommen bist das Brot auf der Hostienschale und den Wein im Kelch aus den Händen der Gemeinde entgegen, reicht bei- wohin aber des weiter an den Bischof, und während dieser beides mit deiner angst an den Neupriester überreicht, sagt er: „Empfange die vor solcher Gaben des Volkes für die Feier des Opfers. Bedenke, selbstenteignung was du tust, ahme nach, was du vollziehst, und stel- doch Seine freundschaft le dein Leben unter das Geheimnis des Kreuzes.“ Die lebt auch deine angst anschließende Umarmung durch den Bischof und der für dich Friedensgruß leiten dann über in die Eucharistie, die der Bischof und der Neugeweihte erstmalig mit der 13
Ich brenne für das Projekt: „Uns schickt der Himmel“ Projektideen zur Verfügung zu stellen, nicht umgesetzt werden, denn die Piaggio Ape ist nicht so einfach von A nach B zu fahren. Aber die Idee, mit einem Vehikel zu ungewöhnlichen Orten unterwegs zu sein, neue Wege in der ehrenamt- lichen Caritasarbeit auszuprobieren, brannte weiter in mir! Und so wurde das Projekt „Uns schickt der Himmel“ geboren. Die Suche nach einem Fahrzeug gestaltete sich sehr unkompliziert: Wir konnten einen Ford Transit vom Caritasverband Düsseldorf erwerben, der im Vorjahr für ein Projekt von youngcaritas in Deutschland unter- wegs war. Mit einer Werbeagentur wurde das Design entwickelt und dann erstrahlte unser Begegnungsmobil in vollem Auf einer Tagung in Frankfurt sollten nachmittags inno- Glanz! vative Ehrenamtsprojekte vorgestellt werden. Uns schickt der Himmel, so der Name oder vielleicht Obwohl ich anfänglich wenig Lust hatte, an dem Pro- stimmiger das Motto dieses Projektes. Es wird umge- grammpunkt teilzunehmen, war ich ganz schnell be- setzt in enger Kooperation von engagierten Freiwilligen geistert von einem Projekt aus Oberursel. und der Unterstützung durch Hauptamtliche. Die Lust „Straßenkreuzer“ – eine Piaggio Ape aus Italien umge- an der Begegnung mit Anderen soll die im Projekt en- baut zu einem Kaffeemobil. gagierten Menschen leiten: Im Projekt geht es vor allem Die Pastoralreferentin und ein Team von ca. 40 Ehren- darum, Einladungen an andere Menschen auszuspre- amtlichen der Pfarrei St. Ursula aus Oberursel machen chen. Diese Einladungen sind nicht themenorientiert, sich mit dem „Straßenkreuzer“ in den Monaten März es müssen keine Vorbedingungen erfüllt werden. Die bis Oktober auf den Weg zu den Menschen: Einladungen haben nicht die Absicht im Hintergrund, rausgehen aus der Kirche auf die Straße, wo sich neue oder weitere Unterstützer zu suchen oder Mitglie- Lebenswege kreuzen…, der zu gewinnen. Die Orte der Treffen sind nicht „klas- dorthin, wo das Leben und der Alltag stattfinden…, sisch“ das Pfarrheim oder eine Begegnungsstätte. Die ins Gespräch kommen und einen Ort der Begeg- Engagierten (Freiwillige und Hauptamtliche) kommen nung schaffen… oder gehen zu den Menschen: auf den (Kinder-)Spiel- Diese Idee hat mich sofort angesprochen, und ich fuhr platz, vor das Altenwohnheim, auf das Gelände der zurück nach Münster und war nur noch mit den Gedan- Kita oder den Cliquentreffpunkt. Dabei begegnen sie ken beschäftigt, wie können wir diese Projektidee auch Menschen in all ihrer individuellen und gesellschaftli- in unserer Diözese umsetzen. chen Vielfalt: Menschen aus aller Welt, jeden Alters und Nicht zuletzt wegen des anstehenden Katholikentages „Status“, mit verschiedenen Haltungen zu Religion, Po- in Münster konnte die Idee verwirklicht werden, ein litik, sexueller Identität und immer ganz unterschiedli- eigenes Caritas-Kaffeemobil auf den Weg zu bringen. chen individuellen Interessen und Lebenssituationen. Leider konnte unser Wunsch, das Caritas-Kaffeemobil Das Projekt ist besonders in der aktuellen Zeit sinnvoll vielen Caritasverbänden und Caritasgruppen für neue und notwendig, in der verstärkt (rechts-)populistische 14
Positionen und Tendenzen immer breiteren Raum einnehmen, die auch „in kirchlichen Gemeinden und Gruppen Ängste schüren und die Ablehnung des und der Fremden verstärken“ (Bischof Dr. F.-J. Bode – Dem Populismus widerstehen, Juni 2019). „Einladung zur Begegnung an ungewöhnlichen Orten? − Einfacher gesagt als getan!“ In der kirchlich pastora- len und sozialen Arbeit sind viele Aktivitäten zweckge- richtet. Menschen werden als Kunden angesehen oder beworben, sollen sich selbst befähigen, befähigt oder fortgebildet werden, zu Engagierten, Unterstützern, möglicherweise sogar zu Mitgliedern eines Vereins werden. Begegnung ist und bleibt ein zentraler Begriff im Ver- ständnis caritativer Arbeit. Begegnungen von Men- schen zu ermöglichen ist eine Herausforderung, bedarf wichtiger „Eigenschaften“, ist zuerst aber eine Haltung: Offenheit gegenüber Menschen, die um sich selbst, um greift viel zu kurz. An Orten der Begegnung findet der ihre Welt, um ihre Rechte, um ihre Würde, um ihre Zu- Alltag vieler Menschen statt. Er ist „der vornehmliche kunft ringen. Das sich einlassen auf unbekannte Orte Ort, an dem Menschen mit sich selbst konfrontiert oder unbequeme Themen; das Aushalten von Nähe, sind, Fragen nach seiner Existenz aufbrechen können Stille, vielleicht auch Trauer, Verzweiflung oder Wut der oder an dem ihm seine Grenzen bewusst werden. Kurz- Menschen, die in diese Begegnung hineingeraten. Eine um: weil der Alltag der vornehmliche Ort der Selbst-Er- Haltung, die von Zugewandtheit, respektvoller Neu- fahrung des Menschen ist, ist er der vornehmliche Ort gierde und Vorurteilssensibilität geprägt ist. Eine Hal- der Gotteserfahrung“ (Herbert Haslinger). tung der Menschenfreundlichkeit, die Dialog ermög- licht, Empathie weckt, Misstrauen überwindet und von Ich brenne für dieses Projekt: Und ich hoffe, dass wir einem Klima des Respekts und des Mitgefühls getragen viele Menschen begeistern können, sich dieser Idee ist (vgl. F.J Bode, a.a.O.). Nichts muss, vieles kann in anzuschließen. Neun Caritasverbände und vier Pfarrei- solchen Begegnungen geschehen. en aus unserem Bistum sind bislang dabei und lassen Diese Haltung zuzulassen und ein solches Angebot sich auf dieses Begegnungsprojekt ein! Gelungenes der zweckfreien Begegnung als (kleinen) Teil pastoral/ Leben passiert, wenn wir spüren, ich bin nicht allein, caritativen Handelns zu begreifen, ist bei „Profis“ wie jemand hat Zeit für mich, hört mir zu und möchte mir bei „Ehrenamtlichen“ eine Herausforderung. In den Gutes tun. Ich hoffe, der Funke springt über… biblischen Beschreibungen der Lebenswirklichkeit des Jesus von Nazareth nehmen diese eher flüchtigen Lena Dirksmeier und nicht beabsichtigten Begegnungen einen großen Raum ein. Sie geschehen, sie ergeben sich − auf der Straße, am Brunnen, bei Wanderungen am See oder bei den Einladungen zum gemeinsamen Essen. Ein möglicher Verweis auf einen doch nur „profanen“ Aspekt dieses Projektes im Rahmen von Begegnung ▶ YouTube: Strassenkreuzer St. Ursula Oberursel 15
Grüße von den Appelhülsener Steverlerchen 16
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Zur Solidarität berufen Schwester Werburga Schaffrath Das Centro trägt den stolzen Namen „Centro de Educacao Popular Irma Werburga“. Bild: Edivania de Oliveira, Ana de Oliveira und Charlotte Velmerig Im Evangelium zu Pfingsten heißt es: „Wie mich der Abs und vielen Schwierigkeiten, die aber immer wieder Vater gesandt hat, so sende ich euch“ (Joh 20,21). überwunden werden konnten, sein 50. Jubiläum gefei- Die Jünger waren und fühlten sich berufen, in die Welt ert. Die zahlreichen Gäste und das große Engagement hinaus zu gehen, zu predigen und ihren Glauben zu be- der Kinder, der Mitarbeiterinnen und der Ehemaligen zeugen. In heutiger Sprache werden sie etwa gesagt erweckte viel Aufmerksamkeit und führte zu Berichten haben: in der örtlichen Presse, im Fernsehen und natürlich „Ich mach mein Ding, ich folge meiner Berufung.“ auch bei den Missionsbenediktinerinnen selber. Genau das tat auch meine Tante Waltraud Schaffrath, Überraschend für alle wurde das Centro dann zum als sie sich Ende der 40iger Jahre entschloss Nonne zu 31.12.2019 vom Mutterhaus in Olinda geschlossen. Es werden. Nicht Mutter, nicht Ehefrau, sondern Missions- wurde allen Mitarbeiterinnen gekündigt und Schwes- benediktinerin. Darin sah sie ihre Berufung. So trat sie ter Werburga, die in diesem Jahr 90 Jahre wird, wurde 1951 als Sr. Werburga in den Orden der Missionsbene- nach Recife in ein Altenheim umgesiedelt. Damit stan- diktinerinnen ein, dem Orden dem sich später auch den die Mitarbeiterinnen, die Kinder und die Senioren die in Nottuln bekannte Schwester Raphaela Händler vor dem Aus. anschloss. 1957 ging auch sie “in die Welt hinaus“ nach Nach einiger Zeit und mit gutem Zureden u.a. aus dem Brasilien und gründete dort 1969 das „Centro Social Vorstand des Förderkreises haben sich Mitarbeiter zu- Sao Jose do Monte“ in Caruaru. Sie machte dort „ihr sammengesetzt und überlegt, ob und wie die Arbeit Ding“. Da Sr. Werburga meine Tante ist, gehört ihr Pro- weitergehen kann. Glücklicherweise ist der Januar in jekt für mich seit meinen Kindertagen zum Familienle- Brasilien ein Ferienmonat und so gab es Zeit, Pläne zu ben. Wir haben ihren Einsatz für Menschen am Rande schmieden. der Gesellschaft immer unterstützt. Binnen zwei Monaten gründeten die MitarbeiterInnen 1988 war ich zum ersten Mal selbst in Caruaru und lern- Edivania de Oliveira, Joel da Silva und Ana de Oliveira te damals u.a. schon Ana und Edivania de Oliveira ken- unter Mithilfe eines Rechtsanwalts und weiteren Unter- nen, die heute die beiden tragenden Säulen des neuen stützerinnen aus Caruaru einen Verein, der die Arbeit Centros sind. Schon damals gab es verschiedene Pro- für die Menschen der Favela auf dem Monte weiter- jekte: einen Kindergarten, Schulkinderbetreuung im führt und damit auch eine Sicherheit für das Leben der Casa Sao Placido, eine warme Mahlzeit für alle, eine Kinder und Jugendlichen aufrecht erhält. Seniorengruppe und das Sitio (landwirtschaftliches Tatsächlich haben es alle Beteiligten geschafft, das Projekt). Diese existieren auch heute noch. Centro am 1. Februar 2020 nach den Ferien unter Im September 2019 hat das Centro nach vielen Auf und einem neuen Namen wieder zu eröffnen. In Erinnerung 18
an die Gründerin trägt das Centro heute den stolzen Namen „Centro de Educacao Popular Irma Werburga“. Durch die Neugründung wird das Centro ganz in örtli- che brasilianische Hände gehen, was im Sinne von ‚Hil- fe zur Selbsthilfe‘ ein guter Schritt ist. Gleichzeitig wird die Arbeit der letzten Jahrzehnte in der Nachfolge von Schwester Werburga weitergehen. So machen die Nachfolgerinnen von Sr. Werburga mit sehr viel Elan und Engagement das Centro jetzt qua- si zu „ihrem Ding“. Das ist gut für die Menschen vom Monte und auch für Schwester Werburga, deren Arbeit Bild: Zirkusvorstellung so eine angemessene Würdigung erfährt. Dies alles war nur möglich durch die Unterstützung vieler Menschen leben. Damit führt das neue Centro eine Tradition wei- in Caruaru, Recife und auch hier in Deutschland. ter, in der nicht nur die Kinder gesehen werden, son- dern das gesamte Umfeld, nicht nur ihre Bedürftigkeit, Die Perspektiven für das neue Centro sehen sondern auch ihre Potentiale und Möglichkeiten. nun so aus: Die Stadt Caruaru finanziert 7 von insgesamt 18 Stel- Leider hat jetzt ausgerechnet zum Neustart die len. Das Dezernat für Bildung der Stadt Caruaru über- Coronakrise zugeschlagen. nimmt die Busfahrten zum Sitio (Außenstelle mit Bau- ernhof und Kinder-Zirkus). Viele Gönner aus der Stadt So ist das Centro de Educacao Popular Irma Werburga helfen bei der Beschaffung von Lebensmitteln und mit erst einmal außer Betrieb. Der Staat hat zusammen mit Sachspenden. den Stadtverwaltungen die soziale Isolation und die Eine Anbindung an Kolping, das ebenfalls von Sr. Wer- Schließung von Geschäften, Schulen, Bars und Restau- burga in Caruaru gegründet wurde, ist gegeben. Der rants verfügt ... Die Schulferien wurden vorweggenom- Sitz von Kolping Caruaru und Kolping Pernambuco be- men, nur die wesentlichen Dienste wie Märkte und findet sich in der Nachbarschaft des Centros. Apotheken bleiben geöffnet. Aus diesem Grund ist das Eine ganze Reihe ehemaliger Mitarbeiter und ehemali- CEPIW seit dem 17.03.2020 für die Kinder geschlossen. ger Teilnehmer arbeiten ehrenamtlich mit, so dass ein Die Mitarbeiter nutzen die Zeit für eine Grundreinigung großer Teil der Werkstätten für Handwerkliches und und die Planung der zukünftigen Arbeit. Kultur weiter stattfinden kann. Das sind z. B. das Gitar- Diese erzwungene Pause ist besonders für die Kinder renorchester, Tanz und Theater, die Bandas di Pifano, und Jugendlichen ein riesiges Problem, weil sie mit aber auch Nähen, Sticken, kleine Schreinerarbeiten … ihren großen Familien in sehr kleinen Häusern und Sicher gestellt wird auch, dass alle einmal am Tag eine schwierigsten hygienischen und menschlichen Ver- warme Mahlzeit bekommen. hältnissen leben müssen. Darum tut das Centro alles Die Missionsbenediktinerinnen haben mit dem neuen dafür, dass die Arbeit so bald wie möglich wieder auf- Verein eine kostenlose Mietvereinbarung für die Nut- genommen werden kann. zung der Häuser und des Zirkus getroffen. Die Satzung des neuen Vereins macht deutlich, dass Jetzt braucht das neue Centro Unterstützung in die pädagogische Arbeit einem sozialräumlichen Kon- mehrfacher Hinsicht: zept verpflichtet ist, welches die Bewohner der Favela Die Bolsonaro-Regierung versucht an vielen Stellen, dabei unterstützen will, eigenständig und in Würde zu die Arbeit für Arme zu boykottieren. Der Schutz eines 19
Bild: Mitglieder der Banda di Pifanos aus allen Altersgruppen Ordens (das hat in Brasilien eine enorme Bedeutung) mehr lesenswerte Informationen im Netz: fällt weg. Die durch den Wechsel verloren gegangene http://www.hoffnung-braucht-hilfe.de/ Ausstattung, wie Computer und Büromöbel müssen neu beschafft werden. Für die zur Zeit ehrenamtlich tätigen 11 Honorarkräfte muss wieder eine Bezahlung organisiert werden, damit diese Arbeit langfristig und kontinuierlich gesichert ist. Zusätzlich braucht es in der aktuellen Coronakrise auch im reichen Brasilien wieder Nahrungsmittelpake- te für die Menschen auf dem Monte Sao Jose, der Fave- la in deren Gebiet das Centro liegt. Mein Name ist Margarete Gerber-Velmerig. Ich bin die Vorsitzende des Förderkreises Centro Social Caruaru. Viele werden mich vom Martinimarkt kennen. Ich bin ein Foto von dieser Internetseite heute sehr stolz darauf, dass die Arbeit des Centro von vielen Menschen aus Nottuln, zum Beispiel aus der Pfar- rei, durch den Arbeitskreis João Pessoa, aus unserem Bild: Schulkinder im Casa Sao Placido Nachbarschafts- und Freundeskreis tatkräftig unter- stützt wird. Ganz ausführlich werden wir das Centro im nächsten Martiniboten vorstellen. Wir freuen uns über jede Spende: Sparkasse Soest Werl IBAN: DE67 4145 0075 0026 0606 57 BIC: WELADED1SOS Bei Überweisungen bitte die vollständige Adresse an- geben. Spendenbescheinigungen werden dann unauf- gefordert zum Jahreswechsel übersandt.) 20
„Ich mach mein Ding“ – Berufung leben Barbara Kämereit, zu fertigen, jeden Tag neue technische Herausforde- Goldschmiedemeisterin rungen zu bewältigen unnd nachhaltige Produkte zu aus Schapdetten gestalten, sind die Elemente meiner Arbeit, die mich Ich arbeite gerne in meinem für diesen abwechslungsreichen Beruf brennen lassen Beruf als Goldschmiedin. und nicht zuletzt die Möglichkeit meiner Neigung zur Egal ob durch Schmieden Kunst als schöpferischen Prozess nachzugehen. von Trauringen, also dem Bei Betrachtung der Schätze in unseren Kirchen, vom Symbol seit der Antike für Bleiglasfenster über geschnitzte oder gestickte Objek- Ewigkeit und Treue, durch Reparieren eines gerne ge- te, Steinmetzarbeiten bis zu den liturgischen Gefäßen tragenen Erbstückes oder durch Anfertigen eines indi- bin ich immer wieder von der Handwerkskunst der viduellen, zur Persönlichkeit passenden Schmucks; ich Erschaffer beeindruckt und darin bestätigt sich meine freue mich immer sehr, wenn ich durch meine Arbeit Einstellung, dass auch das Handwerk in dieser Weise andere Menschen glücklich machen kann, das sind die zum Lobe Gottes beiträgt und der Schaffensprozess schönsten Momente in meinem Beruf. Schöne Dinge eine Art Gebet ist. Benedikt Tendahl, Leiter im Panamateam Appelhülsen Einem Kind eine unbeschwerte Zeit zu schenken oder einfach nur ein kurzes Lächeln ins Gesicht zu zaubern, für mich immer wieder einer der schönsten Momente im Leben. Ich und viele andere Ehrenamtliche verbringen viel Zeit mit der Planung, Vorbereitung und Durchführung von sämtlichen Aktionen und wenn wir dann in die glückli- chen Augen der Kinder schauen wissen wir genau dass die Mühen sich gelohnt haben. Jedes strahlende Kindergesicht bestärkt mich in mei- ner Arbeit und treibt mich immer wieder aufs Neue an mich voll reinzuhängen um schöne Aktion für die Kin- der vorzubereiten. Zum Glück teilen die anderen Be- treuer diese Freude mit mir, deshalb werden selbst die Planung und Vorbereitung oft zu einem großen Spaß. Es entsteht eine tolle Gemeinschaft, mit der man gerne auch neben dem Ehrenamt Zeit verbringt. Ehrenamt ist anstrengend, Ehrenamt ist zeitraubend, Ehrenamt ist kompliziert, aber Ehrenamt ist wichtig, denn ohne Ehrenamt würden viele Angebote für Kinder nicht möglich sein. Deshalb brauchen wir Menschen, die ihr Ding machen und für Ihre Berufung leben. Man bekommt zwar kein Geld dafür, aber wer seine „Beru- fung“ auslebt, ist glücklich und Glück kann man nicht kaufen! 21
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