Gemeindeblatt der Evangelischen Osterkirchengemeinde Berlin, Ausgabe 34 Juni & Juli 2021 - Ich lebe und ihr sollt auch leben. (Johannes 14, 19) ...
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Gemeindeblatt der Evangelischen Osterkirchengemeinde Berlin, Ausgabe 34 Juni & Juli 2021 Ich lebe und ihr sollt auch leben. (Johannes 14, 19) www.ostergemeindeberlin.de
Inhalt Auslegung Monatsspruch Juli.............................................................................................................................. 3 TRINITATISZEIT ................................................................................................................................................... 5 Eine gute Nachricht ............................................................................................................................................ 6 110. Geburtstag Osterkirche ............................................................................................................................... 7 Unsere Osterkirche wird 110 - wie wir feiern ...................................................................................................... 9 Vorstellung Susanne Werner ............................................................................................................................ 10 Ostergemeinde: Wo man herzlich willkommen ist ............................................................................................ 11 Oh Happy Day :) Acht Jahre Gospel in der Osterkirche ...................................................................................... 11 Bericht aus dem Gemeindekirchenrat ............................................................................................................... 13 Geburtstage im Juni und Juli ............................................................................................................................. 14 Amtshandlungen im April und Mai 2021 ........................................................................................................... 14 „Ich will, dass Corona endlich vorbei ist!“ ......................................................................................................... 15 Kunst im Kindergarten ...................................................................................................................................... 16 Menschen, Gesichter, Gedanken – Susanne Pöltl .............................................................................................. 18 Danksagung ...................................................................................................................................................... 20 Unser „Engel auf Rädern“ - Ein Abschied – ........................................................................................................ 21 „Es wird nie langweilig“ Siemen Dallmann fördert geflüchtete Menschen im Kirchenasyl ................................ 22 Konfirmation des Jahrgangs 2019/2020 in den Regionen Gesundbrunnen und Wedding................................... 25 Osterkirchen und Osterkirchengemeinden – Trüben bei Zerbst und Frankfurt am Main .................................... 26 Förderverein ..................................................................................................................................................... 28 Kinderseite ....................................................................................................................................................... 29 Anzeigen........................................................................................................................................................... 30 Personen, Adressen und Impressum ................................................................................................................. 31 Gottesdienste in der Osterkirche im Juni und Juli 2021 ..................................................................................... 32 2
Auslegung Monatsspruch Juli Von Pfarrer Thilo Haak Gott ist nicht ferne von einem jeden unter unsere Welt ist multireligiös und multikultu- uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir. rell. Apg 17,27 Normalerweise schaut gerade das entschie- Liebe Gemeinde! dene Christentum voller Skepsis, manchmal auch mit Abscheu auf dieses multikulturelle Der Monatsspruch des Juli heute führt uns in Gemisch. Paulus erleben wir in seiner Rede das antike Athen. In die Hauptstadt der grie- vor den Athenern ganz anders: Folgte seine chischen Philosophie und Religion. Hier hält Mission sonst immer folgendem Schema: Erst Paulus eine Rede. Die Athener hatten nichts ging er in Synagoge, da kannte er sich aus, da- anderes im Sinn, als Neues zu erfahren. Sie nach dann erst zu den Fremden, denen er neu sind voll von Neugierde, weil sie eingeschlä- und die ihm neu waren. fert sind durch das Regime der römischen Be- satzungsherrschaft, die ihnen letztlich alles Hier in Athen kehrt Paulus die Reihenfolge vorschreibt. Die Neugierde der gilt vor allen um, er wendet er sich hier gleich dem Frem- neuen religiösen Erscheinungen und Richtun- den zu. Und dafür hat er sich vorbereitet, ist gen, jede neue Denkidee, Philosophie, Reli- neugierig wie ein Athener durch Athen gelau- gion, jeder neue Gott wird befragt. Nun steht fen, er hat seine Sinne und seine Augen ent- Paulus auf dem Areopag, an dem sich so etwas decken lassen, was den anderen wichtig ist. wie eine Speakers Corner über alle möglichen Und was er nicht alles gesehen haben muss: religiösen Dinge entwickelt hatte. Die Akropolis in ihrer ganzen Schönheit, Tem- pel, Altäre, Plätze, das antike Athen muss be- Paulus ist zu Besuch in Athen, mehr vorüber- eindruckend gewesen sein. Hier wurden die gehend, von einer Gemeindegründung erfah- vielfältigsten Götter verehrt. Jeder Kult ren wir nichts, aber von der Befragung des brachte auch vielfältige Formen religiöser Paulus durch die Gebildeten der großen, anti- Verehrung mit sich, jedem Gott einen Altar, ken Stadt. Was er zu sagen hat, hält Lukas in eine Skulptur, eine geweihte Stätte. der Apostelgeschichte fest (Apg. 17, 22 – 28) Das Götterbild der Griechen war stark von Athen ist so anders als all die anderen Orte, menschlicher Vorstellung geprägt, die Götter- denen Paulus bisher begegnet ist. Es ist reli- welt wird wie eine Menschenwelt gestaltet giös tolerant, statt, dass Paulus heraus gewor- gedacht. Bei den Göttern ist alles so wie bei fen wird, wird er ausdrücklich zu einer öffent- den Menschen: Liebe, Eifersucht, Arbeit und lichen Rede eingeladen. Nicht die Flucht - wie Aufgabenteilung. so oft, sondern unbehelligte Weiterreise und einige bekehrte Athener werden am Ende sei- Um keine Götter zu übersehen, um die Götter nes Besuches stehen. anderer Kulturen und Länder zu ehren, gab es eigene Heiligtümer, die den unbekannten Die Welt des antiken Athens ist nicht so unter- Göttern geweiht waren. Hier knüpft Paulus schieden von der des Berlins im Beginn des an: Ich will Euch verkündigen, was ihr unwis- dritten Jahrtausends: Heute wie damals gibt send verehrt. es eine Vielzahl religiöser Richtungen, Konfes- sionen und Denominationen, Kulte, Esoterik, Das ist anders als christliche Predigt sonst: Horoskope, Sekten, fernöstliche Meditation, Üblicherweise lehnen wir jeglichen anderen Juden, Christen, sie alle wohnen in unserer Kult ab, nie würden wir andere Religionen als Stadt und wohnten im alten Athen. In der Neu- unwissende Verehrung unseres Gottes be- zeit Berlins kommen noch Moslems, Atheisten, schreiben. In der Rede des Paulus klingt eine Kommunisten, Sozialisten, Kapitalisten dazu, christlich nur ganz seltene Form der religiösen 3
Toleranz hervor, Paulus holt die Menschen und so wundert es nicht, dass Paulus einige Athens in ihrer Religiosität ab und spricht sie Nachfolger unter den neugierigen und Fragen- ihnen nicht ab. Er widerspricht nicht ihrem re- den Athenern findet. ligiösen Empfinden oder mindert ihre Über- zeugungen herab, er lässt die Überzeugungen So kann Mission auch gehen: Nicht durch Her- der anderen stehen und setzt seine Überzeu- vorheben des Trennenden und Abwehr des gung daneben und nicht dagegen: Fremden, sondern durch neugieriges Schauen, seelsorgerliches Wahrnehmen, und verant- Dies ist die Überzeugung die Paulus neben die wortliches Umgehen mit der Botschaft des der Athener setzt: Dieser unbekannte Gott, Gottes, an den wir glauben. Diese Botschaft dem die Athener ein Extraheiligtum gewidmet ist kein Instrument, mit dem wir anderen Re- haben, er ist der Gott, der Himmel und Erde ligionen wehren sollen, sondern eine Einla- gemacht hat, der eine und der einzige Gott. dung an jederfrau und jedermann, egal wel- Dieser Gott ist so anders als alle anderen Göt- cher Überzeugung sie sind. ter: Er wohnt nicht in Tempeln, die von Hän- den gemacht sind, er lässt sich nicht von den Die Areopagrede des Paulus ist das Programm Menschen Opfer bringen, weil er es nicht nötig einer religiösen Toleranz gegenüber anderen hat seine Existenz von der Existenz der Men- Menschen: Sie wahrzunehmen und ernst zu schen abhängig zu machen. nehmen in der Überzeugung, die sie haben. Mit ihnen statt gegen sie zu reden. Dieser Gott, an den Paulus glaubt, und von dem er den Athenern zeugt, ist der Gott, der Wäre das Programm dieser Rede in der christ- Himmel und Erde gemacht hat, dieser Gott ist lichen Welt verstanden worden, gäbe es keine niemandem fern, in diesem Gott, leben, we- Kirchenspaltung, keine Konfessionskriege, ben und sind wir. keine religiös motivierten Auseinandersetzun- gen zwischen Orient und Okzident. Die Welt Ich versuche mir vorzustellen, wie die Athener könnte um einiges friedlicher sein, hätten wir auf die Rede des Paulus reagiert haben: Sicher uns bislang den Umgang mit den anderen waren sie beeindruckt von der Selbstsicher- deutlicher hier vom Areopag und Paulus abge- heit des einfachen Mannes aus Damaskus, guckt. seine Rede haben sie aufmerksam verfolgt. Seine Rede bot ihnen die Antwort auf die we- Ich wünsche mir eine Zukunft in der das ge- sentlichen existentiellen Fragen: Wo komme schieht. Gerade in unserer Stadt Berlin bieten ich her? Wo gehe ich hin? Gott ist der Schöp- sich so viele Möglichkeiten dazu. So viele Men- fer, seine Schöpfung umgibt mich, ich bin ein schen hier sind religiös interessiert, oft aber Teil von ihr, das lässt mich an ihn glauben. ohne kirchliche Bindung. Warum sollten wir Paulus lehrt die Griechen gewissermaßen eine sie nicht einladen, vom Schöpfergott zu hö- natürliche Theologie, aber er bleibt nicht da- ren, in dem auch ihr Leben gewoben ist. So bei stehen. viele Menschen in unserer Stadt sind über- zeugt glaubende anderer Religionen, warum Gott ist nicht nur der Erschaffer der Welt, er nutzen wir nicht die Chancen zu den vielfäl- ist zugleich der, der sich jedem einzeln und tigsten möglichen interreligiösen Dialogen. individuell zuwendet. Vor ihm und bei ihm Nicht um uns gegenseitig eines besseren zu und in ihm lebe ich mein Leben. Das heißt: belehren, sondern um voneinander das Beste Mein Leben kommt von ihm her, mein Leben zu lernen. lebt auf ihn hin. Die beiden wichtigsten Fra- gen menschlicher Existenz sind beantwortbar Ich bin sicher, dass der Gott, in dem wir alle nicht für eine Kollektivum, sondern für das In- leben, weben und sind, mit seinem Segen sol- dividuum. Die religiös empfindliche Seele che Gespräche seiner Menschen begleiten muss reagieren, ist angesprochen, ist seelsor- würde. gerlich aufgenommen in diesem Zuspruch, 4
TRINITATISZEIT Von Pfarrer Thilo Haak Beinahe ein halbes Jahr dauert die Trinitatis- Heiligen Geistes standen an Ostern und Pfings- zeit im evangelischen Kirchenjahr. Sie reicht ten im Mittelpunkt. vom Dreieinigkeitsfest am ersten Sonntag An Trinitatis und in der Zeit danach geht es nach Pfingsten bis zum Ewigkeitssonntag, dem dagegen ums Ganze: um den dreieinigen Gott, letzten Sonntag vor dem ersten Advent. Böse der als Vater, Sohn und Geist wirksam ist. Für Zungen sprechen von einer »Sauregurkenzeit« diese Vielfalt ist ein einzelner Sonntag zu we- – nicht nur wegen ihrer liturgischen Farbe: nig. Es braucht Zeit, sich im Alltag darauf ein- Grün. Manchmal nennen wir die Trinitatiszeit zulassen. Deswegen steht der größte Teil des auch „Festlose Hälfte des Kirchenjahres“. Kirchenjahrs unter dem Namen der Dreieinig- Scheinbar kennzeichnet nichts Besonderes keit – dem Kennzeichen des christlichen Glau- diese Kirchenjahreszeit: kein Warten auf die bens: dem einen Gott, der auf vielfältige Ankunft des Retters wie im Advent, kein In- Weise den Menschen begegnet. sich-Gehen und Verzichten wie in der Fasten- Und auch ist die Trinitatiszeit nicht wirklich zeit. Nicht die Auferstehung zu Ostern und eine festlose Zeit, wie es einer ihrer Namen nicht die Ausgießung des Heiligen Geistes zu will. Aber es sind andere Feste, die in dieser Pfingsten bestimmen diese Zeit des Kirchen- Zeit gefeiert werden. Feste, die keinen Anhalt jahres. an unserer Glaubensgeschichte haben, son- Nur gegen Ende wird sie von kleineren Festen dern Feste, die mit unserer Lebensgeschichte wie Erntedank, dem Reformationstag oder zu tun haben. So fallen natürlich die vielen dem Buß- und Bettag unterbrochen. Katholi- Sommerfeste vieler Gemeinden in diese Zeit. sche Christen haben gar keine besondere Be- Auch Ausflüge der Gemeinden haben Konjunk- zeichnung für diese Zeit, bei ihnen heißt sie tur. Abschlussfeste für die Kinder, die aus der schlicht »Zeit im Jahreskreis«. Warum aber Kita in die Schule wechseln, werden gefeiert belegt die evangelische Kirche diesen wenig und Schulanfängergottesdienste für die Kin- geprägten Zeitraum mit dem Begriff »Trinita- der, die diesen wichtigen Abschnitt des Le- tis« – »Dreieinigkeit«? bens beginnen. Am Sonntag Trinitatis, eine Woche nach Pfingsten, schließt sich der Kreis des christli- Auch wir werden in diesem Jahr ein großes chen Gottesbildes, das in den Wochen und Mo- Fest begehen. Das 110. Jubiläum der Einwei- naten davor in einzelnen Aspekten beleuchtet hung unserer Osterkirche ist am 18. Juni zu worden ist. Jesu Geburt, sein Leiden und begehen. Mehr dazu lesen Sie an anderer seine Auferstehung und die Erfahrung des Stelle im Gemeindebrief. Der Gebetskreis der Ostergemeinde trifft sich coronabedingt jeden Donnerstag, 18.30 Uhr am Telefon. Jeder, der das möchte, ist willkommen: Einwahl per Telefon: 096179989903 und vierstelliger Code 6748 5
110. Geburtstag Osterkirche Von Jürgen Engelhardt Liebe Ostergemeinde, Schräg gegenüber der Osterkirche, dort wo heute das Haus steht, in dem bis vor ein paar am 18. Juni werde ich 110 Jahre alt – nein: Jahren der Bäcker Nazar seinen Laden hatte, jung! stand vor dem Krieg auch schon ein Wohn- Dieser Optimismus, diese Zuversicht, diese haus. In dieses Haus zog Pfarrer von Bargen positive Sichtweise wurde mir quasi in die vorübergehend. Da ihm die Nutzung der Kir- Wiege gelegt. Wie häufig trafen mich Ereig- che verboten war, hielt er von seinem Balkon nisse, die eher zum Verzagen als zum Freuen aus Gottesdienste ab und predigte von dort. waren? Doch ich ließ mich nie entmutigen! Ich Es war schon eine sehr besondere Atmo- habe immer das Schöne, das Wunderbare ge- sphäre… sehen … auch, oder gerade, weil Du, liebe Liebe Gemeinde, ja es ist einfach toll, wie Ostergemeinde, immer mich mit so viel Liebe kreativ die Menschen in der Gemeinde immer begleitet hast. schon waren. Und wie wir alle zusammen ge- Zum Verzagen war eigentlich schon meine meinsam auch die schlimmsten Einschläge – Einweihungsfeier: Wie sah mein Altarraum nur im wahrsten Sinne des Wortes – überstanden aus? Weiß! Ohne die geplanten Wandbilder! haben. Wisst Ihr noch, wie ich durch einen Der ausgewählte Kunstmaler erfüllte seine Zu- Luftangriff am 23. November 1943 schwer ver- sagen einfach nicht, so dass ihm der Auftrag letzt wurde? Zu allem Überfluss wurden dann entzogen wurde. So schnell konnte kein Ersatz noch kurz vor dem Kriegsende bei der Abwehr gefunden werden. Erst zwei Jahre später, eines weiteren Luftangriffs meine beiden 1913, bekam mein Altarraum die Ausgestal- Türme zerstört. Ich war fast nur noch eine Ru- tung, die auch noch heute zu sehen ist. Aber ine: Türme, Dach, Fenster, Innenraum - alles das war noch nicht alles! Zu der Einweihungs- war schwer beschädigt. feier kam dann nicht einmal ein Vertreter des Doch liebe Gemeinde, gemeinsam mit dem Königshofes, wie es das damals üblich war. Pfarrer von Bargen habt Ihr die Ärmel aufge- Doch dies habe ich einfach alles übersehen krempelt und mich wieder hergerichtet: Bau- und mich an der wirklich schönen Einwei- material besorgt, mit Hand angelegt beim hungsfeier erfreut. Die eintausend Plätze in Dachdecken. Meine beiden kaputten Turm- der Kirche waren alle besetzt. Zu Beginn der spitzen habt Ihr abgetragen und auf den rest- Zeremonie übergab der Architekt Paulus dem lichen Teil ein kleines Dach gesetzt. So sehe Generalsuperintendenten Faber den Schlüssel ich heute noch aus. zur Kirche. Dieser reicht ihn an unseren dama- Spannend ist bis heute, wie die Fenster da- ligen Pfarrer Kottig weiter. Zum Einzug der mals instandgesetzt wurden. Pfarrer von Bar- Gäste spielt die Kapelle des 4. Garde-Füsilier- gen hat von den Alliierten dafür das notwen- regiments. Angeführt wurde der Zug von den dige Glas beschafft. Doch was war das für Kirchenältesten, die die Altardecke, Tauf- Glas? Die einen erzählen, dass es Aschenbe- kanne und Taufschüssel hineintrugen. Den cher gewesen seien. Der Enkel von Pfarrer be- Weiheakt nahm Herr Faber vor. Danach hielt richtet in diesen Tagen, dass seine mathema- Pfarrer Kottig die Festpredigt. Das Schlussge- tisch sehr begabte Tante die Verglasung an- bet und den Segen vollzog erneut der Gene- hand von Flaschenböden berechnet hätte. ralsuperintendent. Ach, es war richtig fest- Deshalb vermutet er, dass es eher Flaschen- lich, richtig schön. böden seien, mit denen die Fenster wieder Es folgten dann viele aufregende und schöne hergestellt wurden. Jahre. Doch der Nationalsozialismus ging lei- Was sind das nun in meinen Fenstern: Aschen- der auch an mir nicht spurlos vorbei. So wurde becher oder Flaschenböden oder ganz was an- zum Beispiel Pfarrer von Bargen als Mitglied deres? Ich weiß es selber nicht. Damals wurde der Bekennenden Kirche die Nutzung des so viel an mir herum repariert, so dass ich Kirchraums und der Gemeinderäume unter- nicht richtig aufgepasst habe. Heutzutage dis- sagt. Auf diese Weise bekam ich vorüberge- kutieren immer wieder Besucher darüber, aus hend so etwas wie ein Geschwisterkind: was meine Fenster nun bestünden. Manche 7
kriechen förmlich rein in die Fenster. Dabei ehrlich: Einem Schwerkranken wird doch auch sind sie dann zutiefst davon überzeugt, dass geholfen, wenn er kleinere Blessuren hat und es keine Aschenbecher sein könnten. Es wür- es wird ihm nicht gesagt, damit warten wir, den ja die Einbuchtungen für die Ablage der bis Deine große Krankheit geheilt ist. Den Ein- Zigaretten fehlen. Die nächsten sagen, so di- gangsbereich habt Ihr doch auch repariert. cke Flaschenböden gäbe es gar nicht. Deshalb Also, liebe Ostergemeinde: Bitte, bitte. meine Frage an Euch alle aus der Osterge- Zum Abschluss möchte ich Euch noch erzäh- meinde, wer kann dieses Rätsel lösen? len, dass ich ganz viel höre, was die Men- Auch heute ist mein Optimismus, meine Zu- schen, die mich besuchen, hier toll finden. versicht ungebrochen. Gewiss, mein Dach ist Manche haben auch Ideen, was man noch hier ziemlich kaputt, in meinen Mauern macht sich machen könnte. Das ist wunderschön zu hö- der Schwamm breit. Weiterhin muss meine ren, das lässt meinen Optimismus, meine Zu- Heizung ausgetauscht werden. Alles Dinge, versicht nie versiegen, sondern immer weiter die nicht von heute auf morgen zu erledigen wachsen. Darf ich deshalb noch einen Wunsch sind und die natürlich nicht aus der Portokasse äußern, einen weiteren ganz kleinen Geburts- zu bezahlen sind. Doch Ihr Lieben, uns ist ein tagswunsch? Jetzt denkt Ihr, dass ich maßlos großes Geburtstagsgeschenk bereitet worden. sei, oder? Aber ich bin auch 110 Jahre jung, Damit ich wieder gesund werde, bekommen bald bin ich wieder ein Teenager, ein Onehun- wir aus dem Denkmalschutzsonderprogramm dertteenager. Deshalb nehme ich jetzt mei- des Bundes eine Summe von 450.000 €. Das ist nen ganzen Mut und meinen Optimismus zu- richtig toll! Allen, die dies ermöglicht haben, sammen und formuliere noch einen Wunsch: ganz herzlichen Dank! Ihr seht, niemals aufge- Schreibt doch bitte einfach alle einmal auf, ben! Jetzt werden wir gemeinsam auch noch was Euch an mir gefällt und was ihr mir die übrigen fehlenden Mittel zusammenbe- wünscht. Schreibt dies dann bitte an die wei- kommen. Bestimmt! ßen Stellwände, dann sehen die nicht mehr so An dieser Stelle habe ich nun eine kleine traurig aus und alle können Eure guten Wün- Bitte, einen Geburtstagswunsch: Ich habe sche lesen und haben dann vielleicht noch nicht nur die Verletzungen am Dach und in der weitere Ideen… So kommen dann möglicher- Mauer, und nicht nur meine Heizung muss sa- weise 110 Komplimente und Wünsche zusam- niert werden, nein, ich habe auch kleine men. Wer weiß? Nein, keine Sorge, ich bin „Baustellen“. Schaut mich einmal an: Der nicht eitel… Kirchraum sieht mit dem Teppich sehr traurig Ich danke Euch allen, dass Ihr nun schon so- aus, die Stellwände sehen so leer aus, die lange für mich da wart und ich bin mir sicher, Fenster der Küche und des Büros könnten viel- auch immer noch da sein werdet. Liebe Oster- leicht ein paar Jalousien vertragen. Ich weiß, gemeinde, seid behütet, und ich grüße alle Ihr sagt jetzt, dies kommt alles dran, wenn die mit meinem Taufspruch: Jesus Christus großen Baustellen beseitigt sind. Jetzt lohnt spricht: Ich lebe und ihr sollt auch leben. es sich noch nicht, da durch die Baumaßnah- men alles wieder kaputt gemacht wird. Doch Zwei Fragen In ihrem Brief an die Ostergemeinde bittet die Osterkirche, zwei Fragen zu beantworten. Es wäre schön, wenn Sie der Osterkirche diesen Wunsch erfüllen. Geben Sie bitte die Fragen in der Kirche vor oder nach dem Gottesdienst beim Pfarrer ab oder schicken Sie die Antworten per Mail an foederverein@ostergemeindeberlin.de. Hier nun die beiden Fragen: 1.) Was gefällt Ihnen an der Osterkirche ganz besonders? 2.) Was sollte in der Osterkirche noch zusätzlich angeboten werden? Vielen Dank für Ihre Zeit und Mühe. 8
Unsere Osterkirche wird 110! Das wollen wir feiern mit einem Jubiläumswochenende am 18. bis 20. Juni Erzählabend am Freitag, 18. Juni, von 18:30 bis 20:00 Uhr „Erzähl mal – Geschichten aus und um die Osterkirche“ Wir treffen in der Osterkirche. Bringen Sie Ihre Geschichte mit, die sie mit der Osterkirche beson- ders verbindet. Erzählen Sie sie uns davon. Wir freuen uns auf Ihre Erinnerung zum Geburtstag. Auch einige Geburtstagsgäste wer- den gratulieren und in Kurzinter- views berichten, was sie mit der Osterkirche erlebt haben. Offene Kirche am Samstag, 19. Juni von 14:00 bis 18:00 Uhr Mit Kirchenführung, Aktionen für die Kinder, Bratwurst und Brause vor der Kirchentür Sie glauben nicht, was Sie alles noch nicht kennen in der Osterkirche ... Wir erkunden gemeinsam jeden Winkel. Festgottesdienst am Sonntag, 20. Juni um 10 Uhr Wir sind dankbar für 110 Jahre Glauben und Leben in und mit dieser Kirche. Mit festlicher Musik, einer Festpredigt von Pfarrer Thilo Haak und Geburtstagswünschen von Freunden der Osterkirche und Vertreter*innen unserer Gruppen und Kreise 9
Vorstellung Susanne Werner Von Susanne Werner lungsmerkmal von Kirche, nämlich das Wirken Gottes, erkennbar zu machen. Als junge Frau habe ich Sozialpädagogik stu- diert, weil ich den Wunsch hatte, mit Men- schen zu arbeiten. Gemeinde ist perfekt da- für. Menschen begleiten, sie zu unterstützen und sie zu qualifizieren. Genau das ist es, was diese Arbeit immer wieder spannend und so einzigartig macht. Jetzt bin ich in der Ostergemeinde, habe ich mir vorgenommen, mir erst einmal die Zeit zu nehmen, mein neues Wirkungsfeld kennen zu lernen. Ich bin schon ein wenig mit dem Fahr- rad durch den Sprengelkiez gefahren und habe mich gleich sehr wohl gefühlt. Auch die Oster- Ab 1. Juni hat die Ostergemeinde eine neue kirche als Wirkungsort der Gemeinde begeis- Mitarbeiterin, das bin ich. Susanne Werner, 52 tert mich. Ich bin jetzt zuständig für die Eh- Jahre alt, Berlinerin, ich habe eine erwach- renamtlichen Ihrer Gemeinde. Für diejenigen, sene Tochter und lebe mit meinem Mann in die schon lange aktiv sind und sich engagie- Schöneberg. Mehr als 25 Jahre war die Kir- ren, aber auch dafür, Menschen zu begeis- chengemeinde Mariendorf mein Wirkungsfeld. tern, in Oster aktiv zu werden und einen Raum Ich durfte hier Kinder, Jugendliche, Familien dafür zu schaffen. Das ist spannend und her- und Konfirmand*innen begleiten und habe in ausfordernd gleichermaßen. diesem Bereich fast alles gemacht, was man Ich bin eher ein fragender Mensch, offen für so machen kann: Kinder- und Jugendgruppen, Altes und Neues. Ich glaube an Gott und dass Musikveranstaltungen, religionspädagogische er uns in unseren Vorhaben unterstützt. Im- Projekte, Konfi-Kurse, Reisen, Familienaus- mer noch bestimmt Corona unser Leben, aber flüge, Teamerschulungen, Kinder-Bibel-Wo- gerade beginnt die Zeit, in der wir die Hoff- chen, Gottesdienste, Krippenspiele, um nur nung auf wieder normale Verhältnisse ganz die Schwerpunkte aufzuzählen. deutlich vor uns haben. Die Zahl der geimpf- Als Sozialpädagogin habe ich in Mariendorf an- ten Menschen steigt, die Zahl der Neuinfekti- gefangen, vor 17 Jahren dann eine berufsbe- onen sinkt langsam - gestern hat die Außen- gleitende Ausbildung zur Yogalehrerin ge- gastronomie wieder geöffnet. macht und seitdem auch Kinder, Jugendliche, Ich selbst merke, dass ich dadurch auch ganz Erwachsene und Senioren im Yoga unterrich- ungeduldig werde. Möchte den Menschen in tet. Vor fünf Jahren erschien es mir sinnvoll, meinem Umfeld wieder die Hand geben kön- mich noch einmal theologisch weiterzubilden, nen, sie umarmen, möchte in Gesprächen vor allem, um über den Glauben kommunika- meine Maske abnehmen. Aber das Gute an tionsfähiger zu werden. Deshalb habe ich eine dieser Zeit ist, dass alles etwas langsamer ge- berufsbegleitende Ausbildung zur Diakonin im worden ist und sich für mich dieses Tempo Johannisstift absolviert. Mit großer Leiden- zum Kennenlernen der Gemeinde und den schaft konnte ich in den letzten drei Jahren Menschen erst einmal passend anfühlt. junge Menschen in ihrem Glauben begleiten. Mit meinem neuen Arbeitsbereich beginnt für Ich möchte gerne in der heutigen Zeit, in der mich auch ein neuer Lebensabschnitt und ich immer mehr Menschen aus der Kirche austre- bin in großer Vorfreude. ten, obwohl zeitgleich das Bedürfnis nach Spi- Bleiben Sie gesund und behütet. ritualität immer größer wird, die Gemeinde dahingehend unterstützen, das Alleinstel- Herzlichst Ihre Susanne Werner 10
Ostergemeinde: Wo man herzlich willkommen ist Von Ruth Kohlhoff Als mein Mann im Jahr 1984 mit 57 Jahren Kirchenbücher zu führen. Das tat ich dann an starb, musste ich mit meinen drei Kindern die jedem Dienstag. Damals war Frau Spodeck-En- Dienstwohnung in Wilmersdorf verlassen. Wir gelhardt die Küsterin und unterstützte mich fanden ein neues Zuhause in Lichterfelde. bei allen Aufgaben. Sie erkrankte schwer. Wir Wegen der entfernten Arbeitsstelle meiner alle hofften, dass sie wieder gesund werde Tochter mussten wir im Jahr 2002 in den Be- und waren traurig, als sie am 23.4.2020, viel zirk Wedding ziehen. Die Leute in Lichterfelde zu jung, von uns ging. bedauerten uns sehr, und wir hatten das Ge- Seit 2017 finden keine Eintragungen mehr in fühl, in eine schlimme Gegend zu kommen. das Kirchenbuch statt. Es geht alles online. Als wir am ersten Sonntag zum Gottesdienst in Meine Tochter Christiane und ich besuchen an die Osterkirche gingen, waren wir sehr über- jedem Sonntag den Gottesdienst und empfan- rascht. Wir kannten hier keinen Menschen. Als gen dort Kraft für die Woche. Wir sind dank- wir uns hingesetzt hatten, setzte sich sofort bar, dass der Gemeindekirchenrat beschlos- eine nette junge Frau zu uns und hieß uns sen hat, dass die Gottesdienste wieder gehal- herzlich willkommen – und das war Birgit Förs- ten werden. Alle tragen ihre Gesichtsmaske ter. und halten den vorgeschriebenen Abstand ein. Ich besuchte den Seniorenkreis und wurde Singen dürfen wir nicht, aber der Organist er- 2005 vom Gemeindekirchenrat gebeten, die freut uns mit seinem Orgelspiel. Oh Happy Day :) Acht Jahre Gospel in der Osterkirche Von Rosy Rosenfeld Ende Januar 2012 überbrachte mir Hans-Peter Meyendorf die frohe Botschaft der Gemeinde, einen Gospelchor im Haus leiten zu dürfen! Jedesmal, wenn ich seitdem die Kirche auf- schloss und den Altarraum betrat, durch- strömte mich eine tiefe Ehrfurcht und zu- gleich das schöne Gefühl, zu Hause angekom- men zu sein. Der Gospelchor startete am 2.2.2012 mit sechs Sängerinnen und zwei Sängern. Men- schen aller Altersgruppen aus unterschied-li- chen Kulturen fühlten sich von dem neuen An- gebot angesprochen und ließen sich von den bewegten und bewegenden Gospelsongs in englischer Sprache mitreißen und berühren, Als ich zum ersten Mal die Osterkirche betrat, die ich von meinem 8-jährigen USA-Aufenthalt war es Liebe auf den ersten Blick! Ich war auf mitgebracht hatte. Sie kamen aus Wedding der Suche nach einem geeigneten Ort für Ton- und Tiergarten, Lichtenberg und Neukölln, aufnahmen. Wegen des Halls winkte mein Pankow und Reinickendorf. Toningenieur sofort ab. Mich dagegen begeis- Einmal im Monat sangen sie beim Gospel-Sing- terte die Weite und Schönheit dieses Raums, kreis oder am Donnerstagabend im Chor. Aus der Stimmen und Klänge gut hörbar sanft gen dem Singkreis wurden die Samstags-Work- Himmel trug. shops. Sie lockten Menschen an, die sonst eher nicht in die Kirche gingen. Viele kamen 11
danach immer wieder. Aus dem Gospelchor englischen Texte war die geistliche Intensität entsprang die Gospel-Vokalgruppe, in der ge- der Musik stets spürbar. Gemeinsam mit der übte Sängerinnen und Sänger anspruchsvolle Gemeinde sangen wir „Kum Ba Ya“ am Kar- A-Cappella-Musik einstudierten. freitag ebenso hingebungsvoll wie „Oh Happy Das erste Gospel-Mitsingkonzert im Mai 2012 Day“ am Ostersonntag. kommentierte Hans-Peter Meyendorf so: „Was In 2016 gestalteten wir zu Pfingsten mit Pfar- Mitsingen heißen könnte, war uns einigerma- rerin Stefanie Sippel und Pfarrer Siegfried ßen klar. Aber dass es so intensiv, unterhalt- Dehmel einen Gospel-Gottesdienst in der Os- sam und qualitativ gut werden könnte, hat uns terkirche, der mich und viele Teilnehmende überrascht. … Am Ende verließen zufriedene, sehr berührte. Weitere Höhepunkte waren für lächelnde und noch weiter swingende Men- mich die Gottesdienste mit Pfarrer Jörg schen die Veranstaltung.“ Berchner an Christi Himmelfahrt in 2017 und Zu den halbjährlichen Gospel-Konzerten, die mit Pfarrer Thilo Haak am Tag des Gedenkens bis zu 85 Besucher*innen in die Osterkirche an die Opfer des Nationalsozialismus im Ja- lockten, lud ich verschiedene in Berlin le- nuar 2018. bende Künstler ein, mit uns zu musizieren: Af- Nach mehr als 60 Gottesdiensten und Gemein- rikanische Trommler, Boogie Woogie oder deveranstaltungen, Taufen und Trauungen, Jazz-Pianisten, akustische oder rockige Gitar- Konzerten und Workshops von 2012 bis 2020 risten, Musiker*innen aus Ghana, den USA, der verabschiede ich mich und sage DANKE, liebe Ukraine und den Niederlanden. Osterkirchengemeinde, dass ich mit Eurer Un- Unter der Leitung von Pfarrerin Elke Unter- terstützung an diesem wunderbaren Ort 8 dörfel begleitete der Gospelchor musikalisch Jahre lang wirken durfte! Wir alle, die Gospel- die Oster- und Weihnachts-Gottesdienste. musik tief im Herzen berührt und im Glauben Trotz der für die Gemeinde ungewohnten gestärkt hat, bleiben für immer verbunden. 12
Bericht aus dem Gemeindekirchenrat Von Siemen Dallmann Am 10. März beschloss der GKR die Wiederauf- Sanierungskosten für unser Dach zusammen. nahme von Präsenzgottesdiensten in der Os- Das ist ein erster Schritt in die Zukunft. An terkirche. Für die Durchführung macht er sich dieser Stelle ist, glaube ich, auch ein großes das Rahmenhygienekonzept Gottesdienst im Dankeschön an Frau Dr. Eva Högl und Mattias Innenraum der Evangelischen Kirche Berlin- Speidel (Mitarbeiter der SPD-Bundestagsfrak- Brandenburg-schlesische Oberlausitz Stand tion) fällig, die uns bei unserem Antrag unter- 25. Januar 2021 zu eigen. stützt haben. Der Personalausschuss tagte am 9. März und Es kommt viel Arbeit auf uns als Gemeinde zu. entschied sich für eine Bewerberin für die Es ist ja nicht nur unser Dach, was dringend DSP-Stelle und schlug sie dem GKR vor. Am 14. gemacht werden muss. Wir müssen ja auch April beschloss der Gemeindekirchenrat, die das am 23. Oktober 2020 beschlossene Kir- zurzeit freie DSP-Stelle der Ostergemeinde chengesetz zur Förderung des Klimaschutzes zum nächstmöglichen Zeitpunkt mit 100 % in der Evangelischen Kirche Berlin-Branden- Dienstumfang mit Frau Susanne Werner zu be- burg-schlesische Oberlausitz (EKBO) bei kirch- setzen. lichen Gebäuden umsetzen. Der Dienstbeginn von Frau Susanne Werner wird der 1. Juni 2021 sein, herzlich Willkom- Die Treibhausgasemissionen der EKBO sollen men in der Osterkirchengemeinde. ab dem Jahr 2021 bis zum Jahr 2050 auf null Der 110. Geburtstag der Osterkirche steht vor gesenkt werden (CO2-Neutralität). Die Absen- der Tür, am 18. Juni wird die Osterkirche 110 kung soll in erster Linie durch Vermeidung von Jahre alt. Hierzu gab es am 14. Mai ein Tref- Emissionen geschehen. Ab den 1. Januar 2023 fen zu einem Gedankenaustausch per Zoom- gibt es hier eine CO2-Abgabe, die wir für jede Videokonferenz. Was ist überhaupt möglich Tonne CO2, die bei uns entsteht, bezahlen und machbar zu diesem Jubiläum? Wir müssen müssen. Wir müssen die Osterkirche zukunfts- uns ja immer noch an die gültigen Corona-Ver- fähig machen. Hierzu trifft sich der GKR am 2. ordnungen des Senates halten. Es wird wohl Juni 2021 zu einer Sondersitzung, um mal ei- eine Geburtstagsfeier über einen längeren nen Blick in die Zukunft zu wagen. Hierzu wird Zeitraum. Mal sehen, was wann möglich ist. Es es wohl dann auch bald eine gemeinsame Sit- sind auch noch Ideen erwünscht (zu weiteren zung vom Gemeindebeirat und dem Gemein- Details siehe auch den Artikel von Jürgen En- dekirchenrat geben. Danach sollte es mit ei- gelhardt in dieser Ausgabe). ner Gemeindeversammlung weitergehen. So, Pünktlich zum Geburtstag kam am 20. Mai die wie es momentan aussieht, könnte es ja mit Nachricht, dass die Osterkirche aus dem Denk- den Treffen bald wieder gehen. Wer noch Fra- malschutzsonderprogramm des Bundes eine gen hat, kann mich jederzeit ansprechen. Summe von 450.000 € bekommt. Das ist doch ein schönes Geburtstagsgeschenk. Somit ha- Passt auf euch auf und bleibt weiterhin ge- ben wir den allergrößten Teil der sund, bis bald dann. 13
Geburtstage im Juni und Juli … und eine herzliche Gratulation allen Gemeindegliedern, die in den Monaten Juni und Juli 2021 ihren 65. oder höheren Geburtstag haben: Im Juni 2021: Hartmut Förster, Hans Jürgen Wecker, Winfried Richter, Angelika Heinich, Hans Wolfgang Sperber, Ingrid Seiler, Hermann Schütze, Monika Schettler, Reinhard Koth, Elke Pistolozzi, Manfred Malino- wski, Jürgen Clemens, Horst Bismark, Burkhard Braun, Hans Dieter Frank, Petra Odo, Renate Zurdo Lopez Im Juli 2021: Wolfgang Henseleit, Kurt Schmidt, Rainer Pardeike, Heidy Winkelmann, Sigrid Pardeike, Gisela Kleiber, Inge Abel, Willi Kluge, Michael Foerster, Gerda Schiemenz, Gerda Kirchner, Rainer Fiebig, Roswitha Görgen, Michael Lendeke, Klaus Peter Hahn, Klaus Katins, Hartwin Renk, Joachim Schimma, Erika Meyer, Barbara Buschmann, Rolf Zupan, Gertrud Skiello, Ero Philipowski, Gabriele Barta, Jutta Kratz, Eveline Gerlach, Margit Abou Shaar, Dieter Hoffmann, Ralf Köhler, Karin Bremer Faure, Ingeborg Bergholz Amtshandlungen im April und Mai 2021 Am 8. Mai wurden aus den sieben Gemeinden An der Panke, Humboldthain, Versöhnung, Kornelius, Kapernaum, Nazareth und Oster (Regionen Wedding und Gesundbrunnen) kon- firmiert: Nathan Arrué, Lisbeth Engels, Ida Hillmer, Felix Hippenstiel, Angely Hummel, Leonard Jungk, Nayeli Krantz Quiroz, Olga Krebs, Lukas Kudell, Ella Lenton, Madlen Märzenacker, Frederic Müller, Greta Neumann, Till Prümm, Johannes Reiprich, Lea Weber Gott spricht: „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein.“ Mit kirchlichem Geleit der Ostergemeinde wurde beigesetzt: Ursula Reichert Alfred Bergfeld Unser keiner lebt sich selber und keiner stirbt sich selber. Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn. Denn dazu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden, dass er über Tote und Le- bende Herr sei. 14
„Ich will, dass Corona endlich vorbei ist!“ Von Cordula Radant Mit diesem vehementen Ausruf sprach ein Die Kinder genossen ebenso wie wir die 1:1 Si- Kind (5 Jahre) uns allen aus der Seele. tuation. Auf die Befindlichkeit der einzelnen Kinder konnte ganz intensiv eingegangen wer- Seit mehr als einem Jahr leben wir mit der den. Pandemie und haben in dieser Zeit oft unsere Kitakinder vermisst, das gemeinsame Agieren Im Homeoffice hatten die Kolleginnen die mit den Familien und die vielen Feste, die wir Möglichkeit, einzelne Bausteine für unseren sonst zusammen begehen. Das Sommerfest, Qualitätsordner zu erstellen. Der Kontakt zu der Einschulungsgottesdienst, das Laterne- den Kindern wurde über Briefe gehalten, in Basteln, das Martinsfest, das Adventskaffee denen Spielanregungen, Basteltips und auch und noch viel mehr. Geburtstagsgrüße verpackt waren. Für die jüngsten Kinder gab es Lieder und Finger- Mit der Pandemie im März 2020 begann auch spiele über Onlinekontakt. das Wettrennen um Informationen. Die Me- dien verbreiteten ihr Wissen immer schneller Ich versuchte in dieser Zeit, die Technik in un- als der Senat. Diese Trägerschreiben werden serem Haus zu erweitern. Wir schafften einige über unterschiedliche Verteiler an die Einrich- Wlan-Verteiler an. Ein Laptop wurde aufge- tungen gesendet, so dass es immer mal zu rüstet und der Neukauf eines Zweiten steht Verzögerungen kam. Den Informationsbedarf aus. der Familien und der MitarbeiterInnen kann ich immer nur dann beantworten, wenn ich Nun sind wir mittlerweile beim 39. Träger- von offizieller Seite informiert werde. Mit je- schreiben angekommen und die Medien sind dem Trägerschreiben gab und gibt es Ausnah- immer noch schneller als der Senat, mit den meregelungen, neue Vorgaben und Formu- für uns wichtigen Infos. lare. Die Flut an Papier nimmt kein Ende. Mit den Hygieneregeln: Maske tragen, Hände Es gab in dieser ganzen verrückten, oft chao- desinfizieren, Abstand halten und kurzer Auf- tischen und verunsichernden Zeit auch viele enthalt in der Kita (die Familien), um nur ei- wunderbare Momente. Die Kinder haben die niges zu benennen, sind mittlerweile alle Be- Pandemie in ihr Spiel mit einbezogen. Auf die teiligten vertraut. Frage, warum denn das Kind M. nicht mit in der Puppenecke spielen darf, wurde geant- Das gesamte pädagogische Team und die Wirt- wortet: „Wir haben Corona, da darf nicht so schaftskräfte der Kita sind froh, dass alle Kin- viel Besuch kommen“. der, wenn auch nach wie vor nur tage- oder stundenweise, im Haus sind. Wir verlieren un- Wir hatten zeitweise ganz kleine Betreuungs- seren Optimismus nicht, auch wenn wir uns gruppen, haben viel Zeit mit einzelnen Kin- dem Ausruf von K. (5 Jahre) von ganzem Her- dern verlebt, die wir sonst nie gehabt hätten. zen anschließen. 15
Kunst im Kindergarten Von Angela Bochum Die Nebenwirkungen der Pandemie zeigen Sie entwarf viele Skulpturen, Spielplätze und sich nicht nur bei uns Erwachsenen, sondern Gärten auf der ganzen Welt, in Paris wurde auch bei den Kindern. Wir sind nachdenklicher ein Brunnen gebaut. Die Figuren spiegeln die und uns fehlen die sozialen Kontakte. Einige Musikstücke von Igor Strawinsky nach. Kinder sind noch nicht wieder im All- tag der Kita zurück. Obwohl die meis- ten Kinder schnell wieder im Kita-All- tag zurückfanden, erscheinen doch manche nachdenklich und ruhiger zu sein. Einige nutzen die Bewegungsfrei- heit in den Räumen und dem Außenge- lände und freuen sich, ihre Freunde wiederzusehen. Doch fehlte uns et- was, und so kamen wir auf die Idee, uns mit den Kindern, der Piraten- gruppe, einmal mit der Künstlerin Niki de Saint Phalle zu beschäftigen. Ihre Bilder und Skulpturen sind farbenfroh und fröhlich. Das Betrachten ihrer Werke und die ersten eigenen Versu- che zauberten ein Strahlen in die Ge- sichter. Einige Kinder haben ihre fer- tigen Skulpturen schon mit nach Hause genommen. Aber erst einmal einige Infos zur Künstlerin: Niki de Saint Phalle wurde am 29.10.1930 in Paris geboren und starb am 21.05.2002 in San Diego. Zur Schule ging sie in New York. Sie orien- tierte sich an den vielen KünstlerIn- nen, die ihr begegneten und hat nie Kunst studiert. Besonders bekannt sind ihre Nanas, die bunten Figuren. 16
in einer 1:1-Beglei- tung, ihre Ideen um- setzen zu können. Der Umgang mit Säge, Seitenschnei- der, Draht und Kle- beband können die Kinder unter Anlei- tung lernen. Stoff umwickelt eine Röhre - nicht so ein- fach, aber die Kin- der nehmen die Her- ausforderung an und freuen sich über das Ergebnis. Im Trep- penhaus der Kita werden wir die ein- Uns begeisterten ihre Farbenvielfalt und die zelnen Schritte des Projekts dokumentieren, unterschiedlichen Skulpturen. Die Kinder ent- und im Kita-Hof stellen wir die Gemein- wickeln Gemeinschaftsskulpturen bzw. entwi- schaftsprojekte aus. Wir sind gespannt, wel- ckeln eigene Werke. Wir experimentieren mit che Ideen die Kinder noch entwickeln und unterschiedlichen Materialien, wie Salzteig, werden sie dabei begleiten. Hier schon mal als Gipsbinden, Modelliermasse, Draht, Holz, Fotos einige fertige Werke. Pappkarton und diverse Materialien, die sonst auf dem Müll landen. Flachreliefs im Kartonde- ckel entstehen, indem die Kinder unterschiedliche Sammelutensilien in Gips legen. Vier Kinder bauen aus Draht, Eimern, leeren Flaschen, Gipsbinden und Moosgummi ein Pferd, eine Skulptur für den Hof. Von Technik, wie funktio- niert ein Fahrstuhl - und daraus wird eine Skulptur, bis hin zu Regenbögen als Flachskulptur und in 3D Form, sogar die Sonne wurde gebaut. Mit Eifer und viel Geduld sind die Kinder dabei und finden immer wieder Zuschauer, die sich später auch ent- scheiden, eigene Skulptu- ren zu entwickeln. Die Kinder genießen es mal in Kleingruppen oder 17
Menschen, Gesichter, Gedanken – Susanne Pöltl Nach einer längeren Pause, als ich mich aus verschiedenen Gründen aus dem Gemeindele- ben zurückgezogen habe, bin ich seit über ei- nem Jahr wieder in der Osterkirche aktiv. Ak- tuell bringe ich mich in der Gestaltung des Ge- meindeblattes mit ein. Es bietet mir die Mög- lichkeit, mein journalistisches Wissen anwen- den zu können und vor allem zu schreiben. Das Gemeindeblatt "Osterkirche": Was sind Deine Ideen, wie sich das Gemeindeblatt ent- wickeln soll? Langfristig hoffe ich neue Leute für das Ge- meindeblatt zu gewinnen, die gerne Teil der Redaktion werden wollen. Mein größter Wunsch wäre, dass das Layout vom Gemeindeblatt etwas professioneller werden würde. Ansonsten sollte das Blatt sei- nen Charme behalten, weil es so, wie es ist, zur Osterkirche passt. Gerade jetzt in Zeiten von Corona, wo nichts ist, wie es einmal war, ist das Gemeindeblatt ein wichtiges Aushängeschild für die Osterkir- che und ein Weg, um die Menschen aus der Gemeinde zu erreichen. Studieren in Corona-Zeiten - Ein Bericht aus der Digitalen Welt. Studieren unter Corona ist definitiv anders, Was bedeutet die Ostergemeinde für mich? als ich es kenne. Wie manche vielleicht mit- bekommen haben, studiere ich seit letztem Als ich im Juli 2015 von Heiligensee in den Wintersemester BWL im Bachelor an der TH- Sprengelkiez zog, war die Ostergemeinde für Brandenburg. Ich bin diesen Schritt gegangen, mich die erste Anlaufstelle, um neue Leute weil ich mit meinen bisherigen Studienab- aus dem Kiez kennenzulernen. Kurz nach mei- schlüssen beruflich nicht weitergekommen nem Umzug machte ich mich auf den Weg zum bin. Ich muss sagen, das Studium anzufangen, Gottesdienst und wurde gleich mit offenen Ar- trotz Corona, war eine der besten Entschei- men von den Anwesenden empfangen. Es war dungen seit langem. Natürlich gibt es Vor- und Mandy, die mich sofort unter ihre Fittiche Nachteile. Was sehr angenehm ist: Ich muss nahm und überzeugte mich, bis zum Kirchen- nicht täglich nach Brandenburg fahren. kaffee zu bleiben. Ich fühlte mich willkom- Schade ist, dass das Soziale, was ein Studium men, gut aufgehoben und schloss die Men- ausmacht, komplett wegfällt. Es wird echt ko- schen der Ostergemeinde sehr schnell in mein misch werden, wenn wieder Präsenzvorlesun- Herz. Von da an war ich regelmäßiger Gast in gen sind, dann seine Mitstudierenden und Do- den Gottesdiensten und wenige Monate später zenten in live kennenzulernen. auch Teil des Kirchkaffeeteams. Mit Mandy Der Wedding - man muss ihn mögen... verbindet mich noch heute eine gute Freund- Mit dem Wedding verbindet mich zurzeit eine schaft, die ohne Oster nicht möglich gewesen Art Hass-Liebe. Als ich vor 6 Jahren von zu wäre. Hause ausgezogen war, freute ich mich rich- tig, vom Stadtrand in die Mitte von Berlin 18
ziehen zu können. Endlich meine eignen vier Möge die Straße – Irisches Segenlied Wände, endlich keine Eltern mehr, die Ner- Einer hat uns angesteckt – ein Lied, das ich vor ven, endlich keine 3 Stunden mehr, um nachts allem mit meiner Teamerzeit verbinde nach Hause zu kommen. Morning has broken Die anfängliche Euphorie von damals hat sich Da wohnt ein Sehnen tief in uns mittlerweile gelegt und ich merke, je älter ich Von guten Mächten wunderbar geborgen – in werde, desto mehr sehne ich mich nach ruhi- meiner Masterarbeit zum Thema Ev. Kirche im geren, grüneren Gefilden. Eventuell auch eine Dritten Reich habe ich mich sehr intensiv mit Zeit lang ganz raus aus Berlin, vielleicht ins Dietrich Bonhoeffer auseinandergesetzt. Ausland. Wenn ich Musik höre, dann am liebsten das Ein großer Vorteil vom Wedding, den ich sehr alte Zeug von den 50ern bis in die frühen zu schätzen weiß, ist die Vielfalt an Cafés, 2000er. Da kann gerne Rock und Pop dabei Restaurants und die gute Anbindung ans U- sein. Eine Lieblingsband habe ich nicht mehr. und S-Bahnnetz. Und wenn es mir zu viel wird, Das Wichtigste für mich, ich kann zur Musik fliehe ich zu meinen Eltern nach Heiligensee. mittanzen. Welche 3 Bücher, die Dich sehr beeindruckt Meine Depression und die Ostergemeinde haben, würdest Du empfehlen? Ich glaube, die wenigsten aus der Gemeinde Nachtzug nach Lissabon - Pascal Mercier: In wissen, dass mich schon mein Leben lang De- dem Buch geht es um den Altphilologen pressionen begleiten mit den Nebenerschei- Raimund (Mundus) Gregorius, der nach einer nungen, wie Unsicherheit oder mangelndes Begegnung mit einer jungen Frau aus Portugal Selbstwertgefühl. Neben langen, guten Pha- anfängt, sein bisheriges Leben zu überdenken sen gehören auch die schlechten Phasen, wo und den Schritt wagt, davon auszubrechen. zumindest ich in ein ziemlich tiefes Loch ab- Mit dem Nachtzug begibt er sich nach Lissabon rutsche, zu dieser Krankheit dazu. Meine De- auf die Suche nach dem Philosophen und Arzt pression war unter anderem einer der Gründe, Amadeu Inácio de Almeida Prado: Jeder stirbt warum ich mich damals aus dem Gemeindele- für sich allein – Hans Fallada ben zurückgezogen habe. Mir ging es nach und Der Roman spielt während des Zweiten Welt- nach immer schlechter, meine Gedanken wur- krieges und basiert auf dem authentischen den immer düsterer. Eine Zeit lang habe ich Fall des Ehepaars Otto und Elise Hampel, die sehr mit Gott gehadert, fand es unfair, warum hier im Wedding gelebt haben. Das Ehepaar ich diese Krankheit habe, die es mir oft sehr im Buch verliert ihren Sohn im Krieg. Weil sie schwer gemacht hat - vor allem in beruflichen mit dem Verlust nicht klarkommen, fangen sie Dingen. an, Postkarten gegen das NS-Regime zu Mittlerweile habe ich meinen Frieden mit mir schreiben und in Berlin zu verteilen. Ihre Art selber geschlossen. Sehr geholfen hat mir da- Widerstand zu leisten. Auf dem Platz neben bei meine Verhaltenstherapie, mich wieder dem Alten Rathaus Wedding ist dazu übrigens der Gemeinde zuzuwenden und mich im Ge- eine Stele aufgestellt, die an dieses mutige meindeleben einzubringen. Es gibt mir ein- Ehepaar erinnert. fach Halt und Struktur. Das Wichtigste dabei Er ist wieder da – Timur Vermes: Was wäre, war zu akzeptieren, dass Irr- und Umwege wenn Hitler sich gar nicht umgebracht und er zum Leben dazu gehören und Gott dir damit sich die ganze Zeit im Untergrund von Berlin zeigt, du befindest dich auf einem falschen versteckt gehalten hätte, um jetzt im 21. Weg, lege mal eine andere Richtung ein. Viel- Jahrhundert wieder aufzutauchen? Mit diesem leicht musste ich diese Krankheit bekommen, Gedankenexperiment spielt der Roman „Er ist um zu merken, dass mein Leben nicht so wei- wieder da“ auf eine humorvolle, sarkastische tergehen kann und mehr in mir steckt, als ich Art und Weise. manchmal glaube. Deine Lieblingslieder aus dem Gesangbuch - Welche drei Wünsche hast Du für die Oster- und welche Musik hörst Du sonst so? kirche bzw. die Gemeinde? Da ich mich nicht entscheiden kann, werde Mein erster Wunsch an Oster: Bleibe dir treu ich mehrere Lieblingslieder aus dem Gesang- und bleibe offen für neue Menschen, sei wei- buch nennen: terhin ein Anker für den Kiez und die 19
Menschen, die hier leben, besonders in schwe- Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ren Zeiten. ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du Mein zweiter Wunsch: Stehe Veränderungen bist mein! Jesaja 43,1 offen und positiv gegenüber. Sie müssen nicht Für mich bedeutet dieser Bibelvers Hoffnung immer was Schlimmes bedeuten. Oft sind Ver- und dass man keine Angst haben muss, egal änderungen gut und notwendig. Manchmal was kommen wird. Gott ist immer an deiner muss man aus alten Strukturen ausbrechen, Seite und er steht dir bei, auch wenn man das damit etwas noch Schöneres entstehen kann. vielleicht nicht immer gleich merkt. Mein dritter Wunsch: Dass die Gemeinde un- Zumindest mir spendet dieser Vers Trost. Zu- erwartet eine große Geldspende bekommt, dem erinnert er mich an meine verstorbene um unter anderen das Kirchendach in Ordnung Oma, es ist ihr Beerdigungsspruch. Gerade in zu bringen Die Osterkirche soll noch möglichst der Anfangszeit nach ihrem Tod fand ich es lange hier im Wedding existieren und Anlauf- sehr tröstlich zu wissen, dass sie jetzt bei Gott stelle sein auch für neue Bewohner des Spren- ist und ihren Frieden gefunden hat. gelkiezes. Deine Lieblingsstelle in der Bibel - und was Die Fragen formulierte Michael Gumbert. sie Dir bedeutet. Danksagung Herzlichen Dank an alle Autor*innen, die diesmal Beiträge zum Gemeindeblatt geleistet haben. Die externen Autor*innen der aktuellen Ausgabe: Ruth Kohlhoff, Jürgen Engelhardt, Rosi Rosenfeld, Angela Bochum, Cordula Radant, Susanne Werner, Siemen Dallmann, Barbara Simon. Dieses Gemeindeblatt erscheint alle zwei Monate. Es wird erstellt vom Redaktionsteam. Dieses besteht aus: Thilo Haak, Michael Gumbert, Sibylle Sterzik und Susanne Pöltl. Layout: Agnes Bauer Fotonachweis: Die Fotos im Gemeindeblatt stammen – wenn nicht anders angegeben – von den Autor*innen des jeweiligen Beitrags oder aus www.gemeindebrief.evangelisch.de. Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 5. Juli 2021 Liebe Grüße aus dem Gemeindeblattteam Schreiben sie mit an unserem Gemeindebrief Was hat sie begeistert? Welche Veranstaltung oder Erinnerung würden Sie gern mit anderen teilen? Was wünschen Sie der Osterkirche zum 110. Geburtstag in diesem Jahr? Welche Geschichte fällt Ihnen zur Osterkirche ein? Was möchten Sie in der Ostergemeinde anregen? Wir freuen uns über Ihren Beitrag, gern mit Fotos, möglichst kurzgefasst und per E-Mail an: gemeindebrief@ostergemeindeberlin.de oder per Post an: Evangelische Ostergemeinde, Samoastr. 14, 13353 Berlin 20
Unser „Engel auf Rädern“ - Ein Abschied – Von Rosy Rosenfeld Eines Tages, nach einem Gospelkonzert in der Im Dezember 2017 lernten wir diese Menschen Osterkirche, saß sie vor mir in ihrem Rollstuhl. kennen, als der Gospelchor zum ersten Mal zur Ganz aus dem Häuschen war sie und fragte Adventsfeier in Susannes WG sang. Die Freude mich, ob sie bei uns im Gospelchor mitmachen und Hingabe, mit der die meist Schwerstbehin- könnte. Spontan sagte ich „Ja!“ Wenn ich seit- derten und ihre Angehörigen die Weihnachtslie- her am Donnerstag kurz vor Sieben an der Os- der mitsangen, berührte uns tief – ebenso wie terkirche ankam, war Susanne meistens die die herzliche und familiäre Atmosphäre. Erste, die mich freudig begrüßte – auch bei Wind Susanne lud uns in ihr gemütliches Zimmer ein und Wetter, in Kälte oder Dunkelheit. Ich und zeigte uns stolz eine selbst gehäkelte Decke machte ihr die Tür auf und sie folgte mir in die und ihr gut gefülltes Bücherregal. Als wir im Kirche. Während ich aufbaute, erzählte sie mir September 2020 im Park am Pekingplatz das von ihren Erlebnissen der letzten Woche: Von letzte Mal zusammen sangen, war Susanne ge- den BewohnerInnen und BetreuerInnen in ihrem nauso „aus dem Häuschen“ wie am ersten Tag! Wohnheim, davon, was sie bei ihren Ausflügen Dann kam der zweite „Corona Lockdown“ und im Kiez oder mit ihrem Freund erlebt hatte. gemeinsames Singen war wieder tabu. Auch von Arztbesuchen und Therapiestunden er- Ende April 2021 erreichte uns die Nachricht, zählte sie, und manchmal hatte sie Schmerzen. dass Susanne ganz unerwartet verstorben ist. Ihr Aber sie beschwerte sich selten. plötzlicher Tod hat uns tief getroffen! Eine cou- Sprühend vor Begeisterung sang sie „Glory ragierte, mutige Frau, die uns gelehrt hat, sich Glory, Halleluja, since I laid my burden down“, selbst und das Leben mit all seinen Herausfor- während sie rechts neben mir in ihrem Rollstuhl derungen immer wieder neu anzunehmen, ei- unentwegt lächelnd hin und her wippte. Wenn gene Bedürfnisse klar zu kommunizieren und das Tempo etwas schneller wurde, gab es kein niemals aufzugeben. Mit ihrer unbändigen Le- Halten mehr! Susanne zog ihre selbst gebastelte benslust, die sie trotz ihrer Behinderung ver- Rassel aus dem Rucksack und schüttelte, was sprühte, hat sie etwas in unsere Herzen ge- das Zeug hielt. pflanzt, das bleibt. Als sie herausfand, dass ich Plüschtiere mag, schenkte sie mir ihren Teddy. Einmal brachte sie mir ein selbst gemaltes Bild mit einer ver- schmitzt lächelnden Katze mit, das seither an meiner Küchentür hängt. Ein anderes Mal setzte sie ein selbst gemachtes kugelrundes Smileygesicht aus Pappe auf's Klavier. Oft sagte sie mir, wieviel Freude ihr das Gospelsingen machte, und streckte mir ihre offenen Arme entgegen. Bald war Susanne ein fester Teil unserer Chor- gemeinschaft. Jemand holte ihre Wasserflasche aus dem Rucksack, unterhielt sich in der Pause mit ihr oder stützte sie beim Gang die Stufen hinunter in den Gemeinderaum. Als eines Abends der Rollstuhl-Akku leer war, brachten drei Frauen vom Chor sie im Auto nach Hause. Wenn wir kompliziertere Musikstücke sangen, wartete Susanne geduldig und feuerte den Chor an. Einmal war sie beim Konzert nicht da, weil sie zur „Schlagernacht“ in der O2-Arena war. Gott sei Dank gab es Menschen, die das und vie- les mehr für Susanne möglich machten und sie in jeder Lebenslage tatkräftig unterstützten und liebevoll begleiteten! 21
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