Gemeindeblatt der Evangelischen Osterkirchengemeinde Berlin, Ausgabe 34 Juni & Juli 2021 - Ich lebe und ihr sollt auch leben. (Johannes 14, 19) ...

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Gemeindeblatt der Evangelischen Osterkirchengemeinde Berlin, Ausgabe 34 Juni & Juli 2021 - Ich lebe und ihr sollt auch leben. (Johannes 14, 19) ...
Gemeindeblatt der Evangelischen Osterkirchengemeinde Berlin, Ausgabe 34 Juni & Juli 2021

Ich lebe und ihr sollt auch leben. (Johannes 14, 19)                  www.ostergemeindeberlin.de
Gemeindeblatt der Evangelischen Osterkirchengemeinde Berlin, Ausgabe 34 Juni & Juli 2021 - Ich lebe und ihr sollt auch leben. (Johannes 14, 19) ...
Inhalt

Auslegung Monatsspruch Juli.............................................................................................................................. 3
TRINITATISZEIT ................................................................................................................................................... 5
Eine gute Nachricht ............................................................................................................................................ 6
110. Geburtstag Osterkirche ............................................................................................................................... 7
Unsere Osterkirche wird 110 - wie wir feiern ...................................................................................................... 9
Vorstellung Susanne Werner ............................................................................................................................ 10
Ostergemeinde: Wo man herzlich willkommen ist ............................................................................................ 11
Oh Happy Day :) Acht Jahre Gospel in der Osterkirche ...................................................................................... 11
Bericht aus dem Gemeindekirchenrat ............................................................................................................... 13
Geburtstage im Juni und Juli ............................................................................................................................. 14
Amtshandlungen im April und Mai 2021 ........................................................................................................... 14
„Ich will, dass Corona endlich vorbei ist!“ ......................................................................................................... 15
Kunst im Kindergarten ...................................................................................................................................... 16
Menschen, Gesichter, Gedanken – Susanne Pöltl .............................................................................................. 18
Danksagung ...................................................................................................................................................... 20
Unser „Engel auf Rädern“ - Ein Abschied – ........................................................................................................ 21
„Es wird nie langweilig“ Siemen Dallmann fördert geflüchtete Menschen im Kirchenasyl ................................ 22
Konfirmation des Jahrgangs 2019/2020 in den Regionen Gesundbrunnen und Wedding................................... 25
Osterkirchen und Osterkirchengemeinden – Trüben bei Zerbst und Frankfurt am Main .................................... 26
Förderverein ..................................................................................................................................................... 28
Kinderseite ....................................................................................................................................................... 29
Anzeigen........................................................................................................................................................... 30
Personen, Adressen und Impressum ................................................................................................................. 31
Gottesdienste in der Osterkirche im Juni und Juli 2021 ..................................................................................... 32

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Auslegung Monatsspruch Juli
                                     Von Pfarrer Thilo Haak

Gott ist nicht ferne von einem jeden unter        unsere Welt ist multireligiös und multikultu-
uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir.       rell.
Apg 17,27
                                                  Normalerweise schaut gerade das entschie-
Liebe Gemeinde!                                   dene Christentum voller Skepsis, manchmal
                                                  auch mit Abscheu auf dieses multikulturelle
Der Monatsspruch des Juli heute führt uns in      Gemisch. Paulus erleben wir in seiner Rede
das antike Athen. In die Hauptstadt der grie-     vor den Athenern ganz anders: Folgte seine
chischen Philosophie und Religion. Hier hält      Mission sonst immer folgendem Schema: Erst
Paulus eine Rede. Die Athener hatten nichts       ging er in Synagoge, da kannte er sich aus, da-
anderes im Sinn, als Neues zu erfahren. Sie       nach dann erst zu den Fremden, denen er neu
sind voll von Neugierde, weil sie eingeschlä-     und die ihm neu waren.
fert sind durch das Regime der römischen Be-
satzungsherrschaft, die ihnen letztlich alles     Hier in Athen kehrt Paulus die Reihenfolge
vorschreibt. Die Neugierde der gilt vor allen     um, er wendet er sich hier gleich dem Frem-
neuen religiösen Erscheinungen und Richtun-       den zu. Und dafür hat er sich vorbereitet, ist
gen, jede neue Denkidee, Philosophie, Reli-       neugierig wie ein Athener durch Athen gelau-
gion, jeder neue Gott wird befragt. Nun steht     fen, er hat seine Sinne und seine Augen ent-
Paulus auf dem Areopag, an dem sich so etwas      decken lassen, was den anderen wichtig ist.
wie eine Speakers Corner über alle möglichen      Und was er nicht alles gesehen haben muss:
religiösen Dinge entwickelt hatte.                Die Akropolis in ihrer ganzen Schönheit, Tem-
                                                  pel, Altäre, Plätze, das antike Athen muss be-
Paulus ist zu Besuch in Athen, mehr vorüber-      eindruckend gewesen sein. Hier wurden die
gehend, von einer Gemeindegründung erfah-         vielfältigsten Götter verehrt. Jeder Kult
ren wir nichts, aber von der Befragung des        brachte auch vielfältige Formen religiöser
Paulus durch die Gebildeten der großen, anti-     Verehrung mit sich, jedem Gott einen Altar,
ken Stadt. Was er zu sagen hat, hält Lukas in     eine Skulptur, eine geweihte Stätte.
der Apostelgeschichte fest (Apg. 17, 22 – 28)
                                                  Das Götterbild der Griechen war stark von
Athen ist so anders als all die anderen Orte,     menschlicher Vorstellung geprägt, die Götter-
denen Paulus bisher begegnet ist. Es ist reli-    welt wird wie eine Menschenwelt gestaltet
giös tolerant, statt, dass Paulus heraus gewor-   gedacht. Bei den Göttern ist alles so wie bei
fen wird, wird er ausdrücklich zu einer öffent-   den Menschen: Liebe, Eifersucht, Arbeit und
lichen Rede eingeladen. Nicht die Flucht - wie    Aufgabenteilung.
so oft, sondern unbehelligte Weiterreise und
einige bekehrte Athener werden am Ende sei-       Um keine Götter zu übersehen, um die Götter
nes Besuches stehen.                              anderer Kulturen und Länder zu ehren, gab es
                                                  eigene Heiligtümer, die den unbekannten
Die Welt des antiken Athens ist nicht so unter-   Göttern geweiht waren. Hier knüpft Paulus
schieden von der des Berlins im Beginn des        an: Ich will Euch verkündigen, was ihr unwis-
dritten Jahrtausends: Heute wie damals gibt       send verehrt.
es eine Vielzahl religiöser Richtungen, Konfes-
sionen und Denominationen, Kulte, Esoterik,       Das ist anders als christliche Predigt sonst:
Horoskope, Sekten, fernöstliche Meditation,       Üblicherweise lehnen wir jeglichen anderen
Juden, Christen, sie alle wohnen in unserer       Kult ab, nie würden wir andere Religionen als
Stadt und wohnten im alten Athen. In der Neu-     unwissende Verehrung unseres Gottes be-
zeit Berlins kommen noch Moslems, Atheisten,      schreiben. In der Rede des Paulus klingt eine
Kommunisten, Sozialisten, Kapitalisten dazu,      christlich nur ganz seltene Form der religiösen

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Toleranz hervor, Paulus holt die Menschen         und so wundert es nicht, dass Paulus einige
Athens in ihrer Religiosität ab und spricht sie   Nachfolger unter den neugierigen und Fragen-
ihnen nicht ab. Er widerspricht nicht ihrem re-   den Athenern findet.
ligiösen Empfinden oder mindert ihre Über-
zeugungen herab, er lässt die Überzeugungen       So kann Mission auch gehen: Nicht durch Her-
der anderen stehen und setzt seine Überzeu-       vorheben des Trennenden und Abwehr des
gung daneben und nicht dagegen:                   Fremden, sondern durch neugieriges Schauen,
                                                  seelsorgerliches Wahrnehmen, und verant-
Dies ist die Überzeugung die Paulus neben die     wortliches Umgehen mit der Botschaft des
der Athener setzt: Dieser unbekannte Gott,        Gottes, an den wir glauben. Diese Botschaft
dem die Athener ein Extraheiligtum gewidmet       ist kein Instrument, mit dem wir anderen Re-
haben, er ist der Gott, der Himmel und Erde       ligionen wehren sollen, sondern eine Einla-
gemacht hat, der eine und der einzige Gott.       dung an jederfrau und jedermann, egal wel-
Dieser Gott ist so anders als alle anderen Göt-   cher Überzeugung sie sind.
ter: Er wohnt nicht in Tempeln, die von Hän-
den gemacht sind, er lässt sich nicht von den     Die Areopagrede des Paulus ist das Programm
Menschen Opfer bringen, weil er es nicht nötig    einer religiösen Toleranz gegenüber anderen
hat seine Existenz von der Existenz der Men-      Menschen: Sie wahrzunehmen und ernst zu
schen abhängig zu machen.                         nehmen in der Überzeugung, die sie haben.
                                                  Mit ihnen statt gegen sie zu reden.
Dieser Gott, an den Paulus glaubt, und von
dem er den Athenern zeugt, ist der Gott, der      Wäre das Programm dieser Rede in der christ-
Himmel und Erde gemacht hat, dieser Gott ist      lichen Welt verstanden worden, gäbe es keine
niemandem fern, in diesem Gott, leben, we-        Kirchenspaltung, keine Konfessionskriege,
ben und sind wir.                                 keine religiös motivierten Auseinandersetzun-
                                                  gen zwischen Orient und Okzident. Die Welt
Ich versuche mir vorzustellen, wie die Athener    könnte um einiges friedlicher sein, hätten wir
auf die Rede des Paulus reagiert haben: Sicher    uns bislang den Umgang mit den anderen
waren sie beeindruckt von der Selbstsicher-       deutlicher hier vom Areopag und Paulus abge-
heit des einfachen Mannes aus Damaskus,           guckt.
seine Rede haben sie aufmerksam verfolgt.
Seine Rede bot ihnen die Antwort auf die we-      Ich wünsche mir eine Zukunft in der das ge-
sentlichen existentiellen Fragen: Wo komme        schieht. Gerade in unserer Stadt Berlin bieten
ich her? Wo gehe ich hin? Gott ist der Schöp-     sich so viele Möglichkeiten dazu. So viele Men-
fer, seine Schöpfung umgibt mich, ich bin ein     schen hier sind religiös interessiert, oft aber
Teil von ihr, das lässt mich an ihn glauben.      ohne kirchliche Bindung. Warum sollten wir
Paulus lehrt die Griechen gewissermaßen eine      sie nicht einladen, vom Schöpfergott zu hö-
natürliche Theologie, aber er bleibt nicht da-    ren, in dem auch ihr Leben gewoben ist. So
bei stehen.                                       viele Menschen in unserer Stadt sind über-
                                                  zeugt glaubende anderer Religionen, warum
Gott ist nicht nur der Erschaffer der Welt, er    nutzen wir nicht die Chancen zu den vielfäl-
ist zugleich der, der sich jedem einzeln und      tigsten möglichen interreligiösen Dialogen.
individuell zuwendet. Vor ihm und bei ihm         Nicht um uns gegenseitig eines besseren zu
und in ihm lebe ich mein Leben. Das heißt:        belehren, sondern um voneinander das Beste
Mein Leben kommt von ihm her, mein Leben          zu lernen.
lebt auf ihn hin. Die beiden wichtigsten Fra-
gen menschlicher Existenz sind beantwortbar       Ich bin sicher, dass der Gott, in dem wir alle
nicht für eine Kollektivum, sondern für das In-   leben, weben und sind, mit seinem Segen sol-
dividuum. Die religiös empfindliche Seele         che Gespräche seiner Menschen begleiten
muss reagieren, ist angesprochen, ist seelsor-    würde.
gerlich aufgenommen in diesem Zuspruch,

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TRINITATISZEIT
                                     Von Pfarrer Thilo Haak

Beinahe ein halbes Jahr dauert die Trinitatis-     Heiligen Geistes standen an Ostern und Pfings-
zeit im evangelischen Kirchenjahr. Sie reicht      ten im Mittelpunkt.
vom Dreieinigkeitsfest am ersten Sonntag           An Trinitatis und in der Zeit danach geht es
nach Pfingsten bis zum Ewigkeitssonntag, dem       dagegen ums Ganze: um den dreieinigen Gott,
letzten Sonntag vor dem ersten Advent. Böse        der als Vater, Sohn und Geist wirksam ist. Für
Zungen sprechen von einer »Sauregurkenzeit«        diese Vielfalt ist ein einzelner Sonntag zu we-
– nicht nur wegen ihrer liturgischen Farbe:        nig. Es braucht Zeit, sich im Alltag darauf ein-
Grün. Manchmal nennen wir die Trinitatiszeit       zulassen. Deswegen steht der größte Teil des
auch „Festlose Hälfte des Kirchenjahres“.          Kirchenjahrs unter dem Namen der Dreieinig-
Scheinbar kennzeichnet nichts Besonderes           keit – dem Kennzeichen des christlichen Glau-
diese Kirchenjahreszeit: kein Warten auf die       bens: dem einen Gott, der auf vielfältige
Ankunft des Retters wie im Advent, kein In-        Weise den Menschen begegnet.
sich-Gehen und Verzichten wie in der Fasten-       Und auch ist die Trinitatiszeit nicht wirklich
zeit. Nicht die Auferstehung zu Ostern und         eine festlose Zeit, wie es einer ihrer Namen
nicht die Ausgießung des Heiligen Geistes zu       will. Aber es sind andere Feste, die in dieser
Pfingsten bestimmen diese Zeit des Kirchen-        Zeit gefeiert werden. Feste, die keinen Anhalt
jahres.                                            an unserer Glaubensgeschichte haben, son-
Nur gegen Ende wird sie von kleineren Festen       dern Feste, die mit unserer Lebensgeschichte
wie Erntedank, dem Reformationstag oder            zu tun haben. So fallen natürlich die vielen
dem Buß- und Bettag unterbrochen. Katholi-         Sommerfeste vieler Gemeinden in diese Zeit.
sche Christen haben gar keine besondere Be-        Auch Ausflüge der Gemeinden haben Konjunk-
zeichnung für diese Zeit, bei ihnen heißt sie      tur. Abschlussfeste für die Kinder, die aus der
schlicht »Zeit im Jahreskreis«. Warum aber         Kita in die Schule wechseln, werden gefeiert
belegt die evangelische Kirche diesen wenig        und Schulanfängergottesdienste für die Kin-
geprägten Zeitraum mit dem Begriff »Trinita-       der, die diesen wichtigen Abschnitt des Le-
tis« – »Dreieinigkeit«?                            bens beginnen.
Am Sonntag Trinitatis, eine Woche nach
Pfingsten, schließt sich der Kreis des christli-   Auch wir werden in diesem Jahr ein großes
chen Gottesbildes, das in den Wochen und Mo-       Fest begehen. Das 110. Jubiläum der Einwei-
naten davor in einzelnen Aspekten beleuchtet       hung unserer Osterkirche ist am 18. Juni zu
worden ist. Jesu Geburt, sein Leiden und           begehen. Mehr dazu lesen Sie an anderer
seine Auferstehung und die Erfahrung des           Stelle im Gemeindebrief.

                                       Der Gebetskreis der Ostergemeinde
                                                  trifft sich coronabedingt
                                 jeden Donnerstag, 18.30 Uhr am Telefon.
                                   Jeder, der das möchte, ist willkommen:
                                                      Einwahl per Telefon:
                                096179989903 und vierstelliger Code 6748

                                                                                                 5
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110. Geburtstag Osterkirche
                                     Von Jürgen Engelhardt

Liebe Ostergemeinde,                              Schräg gegenüber der Osterkirche, dort wo
                                                  heute das Haus steht, in dem bis vor ein paar
am 18. Juni werde ich 110 Jahre alt – nein:       Jahren der Bäcker Nazar seinen Laden hatte,
jung!                                             stand vor dem Krieg auch schon ein Wohn-
Dieser Optimismus, diese Zuversicht, diese        haus. In dieses Haus zog Pfarrer von Bargen
positive Sichtweise wurde mir quasi in die        vorübergehend. Da ihm die Nutzung der Kir-
Wiege gelegt. Wie häufig trafen mich Ereig-       che verboten war, hielt er von seinem Balkon
nisse, die eher zum Verzagen als zum Freuen       aus Gottesdienste ab und predigte von dort.
waren? Doch ich ließ mich nie entmutigen! Ich     Es war schon eine sehr besondere Atmo-
habe immer das Schöne, das Wunderbare ge-         sphäre…
sehen … auch, oder gerade, weil Du, liebe         Liebe Gemeinde, ja es ist einfach toll, wie
Ostergemeinde, immer mich mit so viel Liebe       kreativ die Menschen in der Gemeinde immer
begleitet hast.                                   schon waren. Und wie wir alle zusammen ge-
Zum Verzagen war eigentlich schon meine           meinsam auch die schlimmsten Einschläge –
Einweihungsfeier: Wie sah mein Altarraum nur      im wahrsten Sinne des Wortes – überstanden
aus? Weiß! Ohne die geplanten Wandbilder!         haben. Wisst Ihr noch, wie ich durch einen
Der ausgewählte Kunstmaler erfüllte seine Zu-     Luftangriff am 23. November 1943 schwer ver-
sagen einfach nicht, so dass ihm der Auftrag      letzt wurde? Zu allem Überfluss wurden dann
entzogen wurde. So schnell konnte kein Ersatz     noch kurz vor dem Kriegsende bei der Abwehr
gefunden werden. Erst zwei Jahre später,          eines weiteren Luftangriffs meine beiden
1913, bekam mein Altarraum die Ausgestal-         Türme zerstört. Ich war fast nur noch eine Ru-
tung, die auch noch heute zu sehen ist. Aber      ine: Türme, Dach, Fenster, Innenraum - alles
das war noch nicht alles! Zu der Einweihungs-     war schwer beschädigt.
feier kam dann nicht einmal ein Vertreter des     Doch liebe Gemeinde, gemeinsam mit dem
Königshofes, wie es das damals üblich war.        Pfarrer von Bargen habt Ihr die Ärmel aufge-
Doch dies habe ich einfach alles übersehen        krempelt und mich wieder hergerichtet: Bau-
und mich an der wirklich schönen Einwei-          material besorgt, mit Hand angelegt beim
hungsfeier erfreut. Die eintausend Plätze in      Dachdecken. Meine beiden kaputten Turm-
der Kirche waren alle besetzt. Zu Beginn der      spitzen habt Ihr abgetragen und auf den rest-
Zeremonie übergab der Architekt Paulus dem        lichen Teil ein kleines Dach gesetzt. So sehe
Generalsuperintendenten Faber den Schlüssel       ich heute noch aus.
zur Kirche. Dieser reicht ihn an unseren dama-    Spannend ist bis heute, wie die Fenster da-
ligen Pfarrer Kottig weiter. Zum Einzug der       mals instandgesetzt wurden. Pfarrer von Bar-
Gäste spielt die Kapelle des 4. Garde-Füsilier-   gen hat von den Alliierten dafür das notwen-
regiments. Angeführt wurde der Zug von den        dige Glas beschafft. Doch was war das für
Kirchenältesten, die die Altardecke, Tauf-        Glas? Die einen erzählen, dass es Aschenbe-
kanne und Taufschüssel hineintrugen. Den          cher gewesen seien. Der Enkel von Pfarrer be-
Weiheakt nahm Herr Faber vor. Danach hielt        richtet in diesen Tagen, dass seine mathema-
Pfarrer Kottig die Festpredigt. Das Schlussge-    tisch sehr begabte Tante die Verglasung an-
bet und den Segen vollzog erneut der Gene-        hand von Flaschenböden berechnet hätte.
ralsuperintendent. Ach, es war richtig fest-      Deshalb vermutet er, dass es eher Flaschen-
lich, richtig schön.                              böden seien, mit denen die Fenster wieder
Es folgten dann viele aufregende und schöne       hergestellt wurden.
Jahre. Doch der Nationalsozialismus ging lei-     Was sind das nun in meinen Fenstern: Aschen-
der auch an mir nicht spurlos vorbei. So wurde    becher oder Flaschenböden oder ganz was an-
zum Beispiel Pfarrer von Bargen als Mitglied      deres? Ich weiß es selber nicht. Damals wurde
der Bekennenden Kirche die Nutzung des            so viel an mir herum repariert, so dass ich
Kirchraums und der Gemeinderäume unter-           nicht richtig aufgepasst habe. Heutzutage dis-
sagt. Auf diese Weise bekam ich vorüberge-        kutieren immer wieder Besucher darüber, aus
hend so etwas wie ein Geschwisterkind:            was meine Fenster nun bestünden. Manche
                                                                                              7
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kriechen förmlich rein in die Fenster. Dabei      ehrlich: Einem Schwerkranken wird doch auch
sind sie dann zutiefst davon überzeugt, dass      geholfen, wenn er kleinere Blessuren hat und
es keine Aschenbecher sein könnten. Es wür-       es wird ihm nicht gesagt, damit warten wir,
den ja die Einbuchtungen für die Ablage der       bis Deine große Krankheit geheilt ist. Den Ein-
Zigaretten fehlen. Die nächsten sagen, so di-     gangsbereich habt Ihr doch auch repariert.
cke Flaschenböden gäbe es gar nicht. Deshalb      Also, liebe Ostergemeinde: Bitte, bitte.
meine Frage an Euch alle aus der Osterge-         Zum Abschluss möchte ich Euch noch erzäh-
meinde, wer kann dieses Rätsel lösen?             len, dass ich ganz viel höre, was die Men-
Auch heute ist mein Optimismus, meine Zu-         schen, die mich besuchen, hier toll finden.
versicht ungebrochen. Gewiss, mein Dach ist       Manche haben auch Ideen, was man noch hier
ziemlich kaputt, in meinen Mauern macht sich      machen könnte. Das ist wunderschön zu hö-
der Schwamm breit. Weiterhin muss meine           ren, das lässt meinen Optimismus, meine Zu-
Heizung ausgetauscht werden. Alles Dinge,         versicht nie versiegen, sondern immer weiter
die nicht von heute auf morgen zu erledigen       wachsen. Darf ich deshalb noch einen Wunsch
sind und die natürlich nicht aus der Portokasse   äußern, einen weiteren ganz kleinen Geburts-
zu bezahlen sind. Doch Ihr Lieben, uns ist ein    tagswunsch? Jetzt denkt Ihr, dass ich maßlos
großes Geburtstagsgeschenk bereitet worden.       sei, oder? Aber ich bin auch 110 Jahre jung,
Damit ich wieder gesund werde, bekommen           bald bin ich wieder ein Teenager, ein Onehun-
wir aus dem Denkmalschutzsonderprogramm           dertteenager. Deshalb nehme ich jetzt mei-
des Bundes eine Summe von 450.000 €. Das ist      nen ganzen Mut und meinen Optimismus zu-
richtig toll! Allen, die dies ermöglicht haben,   sammen und formuliere noch einen Wunsch:
ganz herzlichen Dank! Ihr seht, niemals aufge-    Schreibt doch bitte einfach alle einmal auf,
ben! Jetzt werden wir gemeinsam auch noch         was Euch an mir gefällt und was ihr mir
die übrigen fehlenden Mittel zusammenbe-          wünscht. Schreibt dies dann bitte an die wei-
kommen. Bestimmt!                                 ßen Stellwände, dann sehen die nicht mehr so
An dieser Stelle habe ich nun eine kleine         traurig aus und alle können Eure guten Wün-
Bitte, einen Geburtstagswunsch: Ich habe          sche lesen und haben dann vielleicht noch
nicht nur die Verletzungen am Dach und in der     weitere Ideen… So kommen dann möglicher-
Mauer, und nicht nur meine Heizung muss sa-       weise 110 Komplimente und Wünsche zusam-
niert werden, nein, ich habe auch kleine          men. Wer weiß? Nein, keine Sorge, ich bin
„Baustellen“. Schaut mich einmal an: Der          nicht eitel…
Kirchraum sieht mit dem Teppich sehr traurig      Ich danke Euch allen, dass Ihr nun schon so-
aus, die Stellwände sehen so leer aus, die        lange für mich da wart und ich bin mir sicher,
Fenster der Küche und des Büros könnten viel-     auch immer noch da sein werdet. Liebe Oster-
leicht ein paar Jalousien vertragen. Ich weiß,    gemeinde, seid behütet, und ich grüße alle
Ihr sagt jetzt, dies kommt alles dran, wenn die   mit meinem Taufspruch: Jesus Christus
großen Baustellen beseitigt sind. Jetzt lohnt     spricht: Ich lebe und ihr sollt auch leben.
es sich noch nicht, da durch die Baumaßnah-
men alles wieder kaputt gemacht wird. Doch

                                      Zwei Fragen
In ihrem Brief an die Ostergemeinde bittet die Osterkirche, zwei Fragen zu beantworten. Es
wäre schön, wenn Sie der Osterkirche diesen Wunsch erfüllen.

Geben Sie bitte die Fragen in der Kirche vor oder nach dem Gottesdienst beim Pfarrer ab oder
schicken Sie die Antworten per Mail an foederverein@ostergemeindeberlin.de.
Hier nun die beiden Fragen:

1.) Was gefällt Ihnen an der Osterkirche ganz besonders?
2.) Was sollte in der Osterkirche noch zusätzlich angeboten werden?

Vielen Dank für Ihre Zeit und Mühe.
8
Gemeindeblatt der Evangelischen Osterkirchengemeinde Berlin, Ausgabe 34 Juni & Juli 2021 - Ich lebe und ihr sollt auch leben. (Johannes 14, 19) ...
Unsere Osterkirche wird 110!
 Das wollen wir feiern mit einem Jubiläumswochenende am 18. bis 20. Juni

Erzählabend am Freitag,
18. Juni, von 18:30 bis 20:00 Uhr
„Erzähl mal – Geschichten aus und
um die Osterkirche“
Wir treffen in der Osterkirche.
Bringen Sie Ihre Geschichte mit,
die sie mit der Osterkirche beson-
ders verbindet. Erzählen Sie sie
uns davon. Wir freuen uns auf Ihre
Erinnerung zum Geburtstag.
Auch einige Geburtstagsgäste wer-
den gratulieren und in Kurzinter-
views berichten, was sie mit der
Osterkirche erlebt haben.

Offene Kirche am Samstag,
19. Juni von 14:00 bis 18:00 Uhr
Mit Kirchenführung, Aktionen für
die Kinder, Bratwurst und Brause
vor der Kirchentür

Sie glauben nicht, was Sie alles
noch nicht kennen in der
Osterkirche ...
Wir erkunden gemeinsam jeden
Winkel.

Festgottesdienst am Sonntag,
20. Juni um 10 Uhr
Wir sind dankbar für 110 Jahre
Glauben und Leben in und mit
dieser Kirche.
Mit festlicher Musik, einer
Festpredigt von Pfarrer Thilo Haak
und Geburtstagswünschen von
Freunden der Osterkirche und
Vertreter*innen unserer Gruppen
und Kreise

                                                                           9
Gemeindeblatt der Evangelischen Osterkirchengemeinde Berlin, Ausgabe 34 Juni & Juli 2021 - Ich lebe und ihr sollt auch leben. (Johannes 14, 19) ...
Vorstellung Susanne Werner
                                     Von Susanne Werner

                                                 lungsmerkmal von Kirche, nämlich das Wirken
                                                 Gottes, erkennbar zu machen.
                                                 Als junge Frau habe ich Sozialpädagogik stu-
                                                 diert, weil ich den Wunsch hatte, mit Men-
                                                 schen zu arbeiten. Gemeinde ist perfekt da-
                                                 für. Menschen begleiten, sie zu unterstützen
                                                 und sie zu qualifizieren. Genau das ist es, was
                                                 diese Arbeit immer wieder spannend und so
                                                 einzigartig macht.
                                                 Jetzt bin ich in der Ostergemeinde, habe ich
                                                 mir vorgenommen, mir erst einmal die Zeit zu
                                                 nehmen, mein neues Wirkungsfeld kennen zu
                                                 lernen. Ich bin schon ein wenig mit dem Fahr-
                                                 rad durch den Sprengelkiez gefahren und habe
                                                 mich gleich sehr wohl gefühlt. Auch die Oster-
Ab 1. Juni hat die Ostergemeinde eine neue       kirche als Wirkungsort der Gemeinde begeis-
Mitarbeiterin, das bin ich. Susanne Werner, 52   tert mich. Ich bin jetzt zuständig für die Eh-
Jahre alt, Berlinerin, ich habe eine erwach-     renamtlichen Ihrer Gemeinde. Für diejenigen,
sene Tochter und lebe mit meinem Mann in         die schon lange aktiv sind und sich engagie-
Schöneberg. Mehr als 25 Jahre war die Kir-       ren, aber auch dafür, Menschen zu begeis-
chengemeinde Mariendorf mein Wirkungsfeld.       tern, in Oster aktiv zu werden und einen Raum
Ich durfte hier Kinder, Jugendliche, Familien    dafür zu schaffen. Das ist spannend und her-
und Konfirmand*innen begleiten und habe in       ausfordernd gleichermaßen.
diesem Bereich fast alles gemacht, was man       Ich bin eher ein fragender Mensch, offen für
so machen kann: Kinder- und Jugendgruppen,       Altes und Neues. Ich glaube an Gott und dass
Musikveranstaltungen, religionspädagogische      er uns in unseren Vorhaben unterstützt. Im-
Projekte, Konfi-Kurse, Reisen, Familienaus-      mer noch bestimmt Corona unser Leben, aber
flüge, Teamerschulungen, Kinder-Bibel-Wo-        gerade beginnt die Zeit, in der wir die Hoff-
chen, Gottesdienste, Krippenspiele, um nur       nung auf wieder normale Verhältnisse ganz
die Schwerpunkte aufzuzählen.                    deutlich vor uns haben. Die Zahl der geimpf-
Als Sozialpädagogin habe ich in Mariendorf an-   ten Menschen steigt, die Zahl der Neuinfekti-
gefangen, vor 17 Jahren dann eine berufsbe-      onen sinkt langsam - gestern hat die Außen-
gleitende Ausbildung zur Yogalehrerin ge-        gastronomie wieder geöffnet.
macht und seitdem auch Kinder, Jugendliche,      Ich selbst merke, dass ich dadurch auch ganz
Erwachsene und Senioren im Yoga unterrich-       ungeduldig werde. Möchte den Menschen in
tet. Vor fünf Jahren erschien es mir sinnvoll,   meinem Umfeld wieder die Hand geben kön-
mich noch einmal theologisch weiterzubilden,     nen, sie umarmen, möchte in Gesprächen
vor allem, um über den Glauben kommunika-        meine Maske abnehmen. Aber das Gute an
tionsfähiger zu werden. Deshalb habe ich eine    dieser Zeit ist, dass alles etwas langsamer ge-
berufsbegleitende Ausbildung zur Diakonin im     worden ist und sich für mich dieses Tempo
Johannisstift absolviert. Mit großer Leiden-     zum Kennenlernen der Gemeinde und den
schaft konnte ich in den letzten drei Jahren     Menschen erst einmal passend anfühlt.
junge Menschen in ihrem Glauben begleiten.       Mit meinem neuen Arbeitsbereich beginnt für
Ich möchte gerne in der heutigen Zeit, in der    mich auch ein neuer Lebensabschnitt und ich
immer mehr Menschen aus der Kirche austre-       bin in großer Vorfreude.
ten, obwohl zeitgleich das Bedürfnis nach Spi-   Bleiben Sie gesund und behütet.
ritualität immer größer wird, die Gemeinde
dahingehend unterstützen, das Alleinstel-        Herzlichst Ihre Susanne Werner

10
Ostergemeinde: Wo man herzlich willkommen ist
                                      Von Ruth Kohlhoff

Als mein Mann im Jahr 1984 mit 57 Jahren         Kirchenbücher zu führen. Das tat ich dann an
starb, musste ich mit meinen drei Kindern die    jedem Dienstag. Damals war Frau Spodeck-En-
Dienstwohnung in Wilmersdorf verlassen. Wir      gelhardt die Küsterin und unterstützte mich
fanden ein neues Zuhause in Lichterfelde.        bei allen Aufgaben. Sie erkrankte schwer. Wir
Wegen der entfernten Arbeitsstelle meiner        alle hofften, dass sie wieder gesund werde
Tochter mussten wir im Jahr 2002 in den Be-      und waren traurig, als sie am 23.4.2020, viel
zirk Wedding ziehen. Die Leute in Lichterfelde   zu jung, von uns ging.
bedauerten uns sehr, und wir hatten das Ge-      Seit 2017 finden keine Eintragungen mehr in
fühl, in eine schlimme Gegend zu kommen.         das Kirchenbuch statt. Es geht alles online.
Als wir am ersten Sonntag zum Gottesdienst in    Meine Tochter Christiane und ich besuchen an
die Osterkirche gingen, waren wir sehr über-     jedem Sonntag den Gottesdienst und empfan-
rascht. Wir kannten hier keinen Menschen. Als    gen dort Kraft für die Woche. Wir sind dank-
wir uns hingesetzt hatten, setzte sich sofort    bar, dass der Gemeindekirchenrat beschlos-
eine nette junge Frau zu uns und hieß uns        sen hat, dass die Gottesdienste wieder gehal-
herzlich willkommen – und das war Birgit Förs-   ten werden. Alle tragen ihre Gesichtsmaske
ter.                                             und halten den vorgeschriebenen Abstand ein.
Ich besuchte den Seniorenkreis und wurde         Singen dürfen wir nicht, aber der Organist er-
2005 vom Gemeindekirchenrat gebeten, die         freut uns mit seinem Orgelspiel.

  Oh Happy Day :) Acht Jahre Gospel in der Osterkirche
                                     Von Rosy Rosenfeld

                                                 Ende Januar 2012 überbrachte mir Hans-Peter
                                                 Meyendorf die frohe Botschaft der Gemeinde,
                                                 einen Gospelchor im Haus leiten zu dürfen!
                                                 Jedesmal, wenn ich seitdem die Kirche auf-
                                                 schloss und den Altarraum betrat, durch-
                                                 strömte mich eine tiefe Ehrfurcht und zu-
                                                 gleich das schöne Gefühl, zu Hause angekom-
                                                 men zu sein.
                                                 Der Gospelchor startete am 2.2.2012 mit
                                                 sechs Sängerinnen und zwei Sängern. Men-
                                                 schen aller Altersgruppen aus unterschied-li-
                                                 chen Kulturen fühlten sich von dem neuen An-
                                                 gebot angesprochen und ließen sich von den
                                                 bewegten und bewegenden Gospelsongs in
                                                 englischer Sprache mitreißen und berühren,
Als ich zum ersten Mal die Osterkirche betrat,   die ich von meinem 8-jährigen USA-Aufenthalt
war es Liebe auf den ersten Blick! Ich war auf   mitgebracht hatte. Sie kamen aus Wedding
der Suche nach einem geeigneten Ort für Ton-     und Tiergarten, Lichtenberg und Neukölln,
aufnahmen. Wegen des Halls winkte mein           Pankow und Reinickendorf.
Toningenieur sofort ab. Mich dagegen begeis-     Einmal im Monat sangen sie beim Gospel-Sing-
terte die Weite und Schönheit dieses Raums,      kreis oder am Donnerstagabend im Chor. Aus
der Stimmen und Klänge gut hörbar sanft gen      dem Singkreis wurden die Samstags-Work-
Himmel trug.                                     shops. Sie lockten Menschen an, die sonst
                                                 eher nicht in die Kirche gingen. Viele kamen
                                                                                            11
danach immer wieder. Aus dem Gospelchor          englischen Texte war die geistliche Intensität
entsprang die Gospel-Vokalgruppe, in der ge-     der Musik stets spürbar. Gemeinsam mit der
übte Sängerinnen und Sänger anspruchsvolle       Gemeinde sangen wir „Kum Ba Ya“ am Kar-
A-Cappella-Musik einstudierten.                  freitag ebenso hingebungsvoll wie „Oh Happy
Das erste Gospel-Mitsingkonzert im Mai 2012      Day“ am Ostersonntag.
kommentierte Hans-Peter Meyendorf so: „Was       In 2016 gestalteten wir zu Pfingsten mit Pfar-
Mitsingen heißen könnte, war uns einigerma-      rerin Stefanie Sippel und Pfarrer Siegfried
ßen klar. Aber dass es so intensiv, unterhalt-   Dehmel einen Gospel-Gottesdienst in der Os-
sam und qualitativ gut werden könnte, hat uns    terkirche, der mich und viele Teilnehmende
überrascht. … Am Ende verließen zufriedene,      sehr berührte. Weitere Höhepunkte waren für
lächelnde und noch weiter swingende Men-         mich die Gottesdienste mit Pfarrer Jörg
schen die Veranstaltung.“                        Berchner an Christi Himmelfahrt in 2017 und
Zu den halbjährlichen Gospel-Konzerten, die      mit Pfarrer Thilo Haak am Tag des Gedenkens
bis zu 85 Besucher*innen in die Osterkirche      an die Opfer des Nationalsozialismus im Ja-
lockten, lud ich verschiedene in Berlin le-      nuar 2018.
bende Künstler ein, mit uns zu musizieren: Af-   Nach mehr als 60 Gottesdiensten und Gemein-
rikanische Trommler, Boogie Woogie oder          deveranstaltungen, Taufen und Trauungen,
Jazz-Pianisten, akustische oder rockige Gitar-   Konzerten und Workshops von 2012 bis 2020
risten, Musiker*innen aus Ghana, den USA, der    verabschiede ich mich und sage DANKE, liebe
Ukraine und den Niederlanden.                    Osterkirchengemeinde, dass ich mit Eurer Un-
Unter der Leitung von Pfarrerin Elke Unter-      terstützung an diesem wunderbaren Ort 8
dörfel begleitete der Gospelchor musikalisch     Jahre lang wirken durfte! Wir alle, die Gospel-
die Oster- und Weihnachts-Gottesdienste.         musik tief im Herzen berührt und im Glauben
Trotz der für die Gemeinde ungewohnten           gestärkt hat, bleiben für immer verbunden.

12
Bericht aus dem Gemeindekirchenrat
                                    Von Siemen Dallmann

Am 10. März beschloss der GKR die Wiederauf-    Sanierungskosten für unser Dach zusammen.
nahme von Präsenzgottesdiensten in der Os-      Das ist ein erster Schritt in die Zukunft. An
terkirche. Für die Durchführung macht er sich   dieser Stelle ist, glaube ich, auch ein großes
das Rahmenhygienekonzept Gottesdienst im        Dankeschön an Frau Dr. Eva Högl und Mattias
Innenraum der Evangelischen Kirche Berlin-      Speidel (Mitarbeiter der SPD-Bundestagsfrak-
Brandenburg-schlesische Oberlausitz Stand       tion) fällig, die uns bei unserem Antrag unter-
25. Januar 2021 zu eigen.                       stützt haben.
Der Personalausschuss tagte am 9. März und      Es kommt viel Arbeit auf uns als Gemeinde zu.
entschied sich für eine Bewerberin für die      Es ist ja nicht nur unser Dach, was dringend
DSP-Stelle und schlug sie dem GKR vor. Am 14.   gemacht werden muss. Wir müssen ja auch
April beschloss der Gemeindekirchenrat, die     das am 23. Oktober 2020 beschlossene Kir-
zurzeit freie DSP-Stelle der Ostergemeinde      chengesetz zur Förderung des Klimaschutzes
zum nächstmöglichen Zeitpunkt mit 100 %         in der Evangelischen Kirche Berlin-Branden-
Dienstumfang mit Frau Susanne Werner zu be-     burg-schlesische Oberlausitz (EKBO) bei kirch-
setzen.                                         lichen Gebäuden umsetzen.
Der Dienstbeginn von Frau Susanne Werner
wird der 1. Juni 2021 sein, herzlich Willkom-   Die Treibhausgasemissionen der EKBO sollen
men in der Osterkirchengemeinde.                ab dem Jahr 2021 bis zum Jahr 2050 auf null
Der 110. Geburtstag der Osterkirche steht vor   gesenkt werden (CO2-Neutralität). Die Absen-
der Tür, am 18. Juni wird die Osterkirche 110   kung soll in erster Linie durch Vermeidung von
Jahre alt. Hierzu gab es am 14. Mai ein Tref-   Emissionen geschehen. Ab den 1. Januar 2023
fen zu einem Gedankenaustausch per Zoom-        gibt es hier eine CO2-Abgabe, die wir für jede
Videokonferenz. Was ist überhaupt möglich       Tonne CO2, die bei uns entsteht, bezahlen
und machbar zu diesem Jubiläum? Wir müssen      müssen. Wir müssen die Osterkirche zukunfts-
uns ja immer noch an die gültigen Corona-Ver-   fähig machen. Hierzu trifft sich der GKR am 2.
ordnungen des Senates halten. Es wird wohl      Juni 2021 zu einer Sondersitzung, um mal ei-
eine Geburtstagsfeier über einen längeren       nen Blick in die Zukunft zu wagen. Hierzu wird
Zeitraum. Mal sehen, was wann möglich ist. Es   es wohl dann auch bald eine gemeinsame Sit-
sind auch noch Ideen erwünscht (zu weiteren     zung vom Gemeindebeirat und dem Gemein-
Details siehe auch den Artikel von Jürgen En-   dekirchenrat geben. Danach sollte es mit ei-
gelhardt in dieser Ausgabe).                    ner Gemeindeversammlung weitergehen. So,
Pünktlich zum Geburtstag kam am 20. Mai die     wie es momentan aussieht, könnte es ja mit
Nachricht, dass die Osterkirche aus dem Denk-   den Treffen bald wieder gehen. Wer noch Fra-
malschutzsonderprogramm des Bundes eine         gen hat, kann mich jederzeit ansprechen.
Summe von 450.000 € bekommt. Das ist doch
ein schönes Geburtstagsgeschenk. Somit ha-      Passt auf euch auf und bleibt weiterhin ge-
ben wir den allergrößten Teil der               sund, bis bald dann.

                                                                                            13
Geburtstage im Juni und Juli

… und eine herzliche Gratulation allen Gemeindegliedern, die in den Monaten Juni und Juli 2021
ihren 65. oder höheren Geburtstag haben:
                                           Im Juni 2021:
                                           Hartmut Förster, Hans Jürgen Wecker, Winfried
                                           Richter, Angelika Heinich, Hans Wolfgang Sperber,
                                           Ingrid Seiler, Hermann Schütze, Monika Schettler,
                                           Reinhard Koth, Elke Pistolozzi, Manfred Malino-
                                           wski, Jürgen Clemens, Horst Bismark, Burkhard
                                           Braun, Hans Dieter Frank, Petra Odo, Renate Zurdo
                                           Lopez

                                           Im Juli 2021:
                                           Wolfgang Henseleit, Kurt Schmidt, Rainer Pardeike,
                                           Heidy Winkelmann, Sigrid Pardeike, Gisela Kleiber,
                                           Inge Abel, Willi Kluge, Michael Foerster, Gerda
                                           Schiemenz, Gerda Kirchner, Rainer Fiebig,
                                           Roswitha Görgen, Michael Lendeke, Klaus Peter
                                           Hahn, Klaus Katins, Hartwin Renk, Joachim
                                           Schimma, Erika Meyer, Barbara Buschmann, Rolf
                                           Zupan, Gertrud Skiello, Ero Philipowski, Gabriele
                                           Barta, Jutta Kratz, Eveline Gerlach, Margit Abou
                                           Shaar, Dieter Hoffmann, Ralf Köhler, Karin Bremer
                                           Faure, Ingeborg Bergholz

               Amtshandlungen im April und Mai 2021

Am 8. Mai wurden aus den sieben Gemeinden An der Panke, Humboldthain, Versöhnung,
Kornelius, Kapernaum, Nazareth und Oster (Regionen Wedding und Gesundbrunnen) kon-
firmiert:

Nathan Arrué, Lisbeth Engels, Ida Hillmer, Felix Hippenstiel, Angely Hummel, Leonard Jungk,
Nayeli Krantz Quiroz, Olga Krebs, Lukas Kudell, Ella Lenton, Madlen Märzenacker, Frederic
Müller, Greta Neumann, Till Prümm, Johannes Reiprich, Lea Weber

Gott spricht: „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein.“

Mit kirchlichem Geleit der Ostergemeinde wurde beigesetzt:
Ursula Reichert
Alfred Bergfeld

Unser keiner lebt sich selber und keiner stirbt sich selber. Leben wir, so leben wir dem
Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir
des Herrn.
Denn dazu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden, dass er über Tote und Le-
bende Herr sei.
14
„Ich will, dass Corona endlich vorbei ist!“
                                      Von Cordula Radant

Mit diesem vehementen Ausruf sprach ein           Die Kinder genossen ebenso wie wir die 1:1 Si-
Kind (5 Jahre) uns allen aus der Seele.           tuation. Auf die Befindlichkeit der einzelnen
                                                  Kinder konnte ganz intensiv eingegangen wer-
Seit mehr als einem Jahr leben wir mit der        den.
Pandemie und haben in dieser Zeit oft unsere
Kitakinder vermisst, das gemeinsame Agieren       Im Homeoffice hatten die Kolleginnen die
mit den Familien und die vielen Feste, die wir    Möglichkeit, einzelne Bausteine für unseren
sonst zusammen begehen. Das Sommerfest,           Qualitätsordner zu erstellen. Der Kontakt zu
der Einschulungsgottesdienst, das Laterne-        den Kindern wurde über Briefe gehalten, in
Basteln, das Martinsfest, das Adventskaffee       denen Spielanregungen, Basteltips und auch
und noch viel mehr.                               Geburtstagsgrüße verpackt waren. Für die
                                                  jüngsten Kinder gab es Lieder und Finger-
Mit der Pandemie im März 2020 begann auch         spiele über Onlinekontakt.
das Wettrennen um Informationen. Die Me-
dien verbreiteten ihr Wissen immer schneller      Ich versuchte in dieser Zeit, die Technik in un-
als der Senat. Diese Trägerschreiben werden       serem Haus zu erweitern. Wir schafften einige
über unterschiedliche Verteiler an die Einrich-   Wlan-Verteiler an. Ein Laptop wurde aufge-
tungen gesendet, so dass es immer mal zu          rüstet und der Neukauf eines Zweiten steht
Verzögerungen kam. Den Informationsbedarf         aus.
der Familien und der MitarbeiterInnen kann
ich immer nur dann beantworten, wenn ich          Nun sind wir mittlerweile beim 39. Träger-
von offizieller Seite informiert werde. Mit je-   schreiben angekommen und die Medien sind
dem Trägerschreiben gab und gibt es Ausnah-       immer noch schneller als der Senat, mit den
meregelungen, neue Vorgaben und Formu-            für uns wichtigen Infos.
lare. Die Flut an Papier nimmt kein Ende.
                                                  Mit den Hygieneregeln: Maske tragen, Hände
Es gab in dieser ganzen verrückten, oft chao-     desinfizieren, Abstand halten und kurzer Auf-
tischen und verunsichernden Zeit auch viele       enthalt in der Kita (die Familien), um nur ei-
wunderbare Momente. Die Kinder haben die          niges zu benennen, sind mittlerweile alle Be-
Pandemie in ihr Spiel mit einbezogen. Auf die     teiligten vertraut.
Frage, warum denn das Kind M. nicht mit in
der Puppenecke spielen darf, wurde geant-         Das gesamte pädagogische Team und die Wirt-
wortet: „Wir haben Corona, da darf nicht so       schaftskräfte der Kita sind froh, dass alle Kin-
viel Besuch kommen“.                              der, wenn auch nach wie vor nur tage- oder
                                                  stundenweise, im Haus sind. Wir verlieren un-
Wir hatten zeitweise ganz kleine Betreuungs-      seren Optimismus nicht, auch wenn wir uns
gruppen, haben viel Zeit mit einzelnen Kin-       dem Ausruf von K. (5 Jahre) von ganzem Her-
dern verlebt, die wir sonst nie gehabt hätten.    zen anschließen.

                                                                                               15
Kunst im Kindergarten
                                      Von Angela Bochum

Die Nebenwirkungen der Pandemie zeigen          Sie entwarf viele Skulpturen, Spielplätze und
sich nicht nur bei uns Erwachsenen, sondern     Gärten auf der ganzen Welt, in Paris wurde
auch bei den Kindern. Wir sind nachdenklicher   ein Brunnen gebaut. Die Figuren spiegeln die
und uns fehlen die sozialen Kontakte. Einige    Musikstücke von Igor Strawinsky nach.
Kinder sind noch nicht wieder im All-
tag der Kita zurück. Obwohl die meis-
ten Kinder schnell wieder im Kita-All-
tag zurückfanden, erscheinen doch
manche nachdenklich und ruhiger zu
sein. Einige nutzen die Bewegungsfrei-
heit in den Räumen und dem Außenge-
lände und freuen sich, ihre Freunde
wiederzusehen. Doch fehlte uns et-
was, und so kamen wir auf die Idee,
uns mit den Kindern, der Piraten-
gruppe, einmal mit der Künstlerin Niki
de Saint Phalle zu beschäftigen. Ihre
Bilder und Skulpturen sind farbenfroh
und fröhlich. Das Betrachten ihrer
Werke und die ersten eigenen Versu-
che zauberten ein Strahlen in die Ge-
sichter. Einige Kinder haben ihre fer-
tigen Skulpturen schon mit nach Hause
genommen.

Aber erst einmal einige Infos zur
Künstlerin:
Niki de Saint Phalle wurde am
29.10.1930 in Paris geboren und starb
am 21.05.2002 in San Diego. Zur
Schule ging sie in New York. Sie orien-
tierte sich an den vielen KünstlerIn-
nen, die ihr begegneten und hat nie
Kunst studiert. Besonders bekannt
sind ihre Nanas, die bunten Figuren.
16
in einer 1:1-Beglei-
                                                                         tung, ihre Ideen um-
                                                                         setzen zu können.
                                                                         Der Umgang mit
                                                                         Säge, Seitenschnei-
                                                                         der, Draht und Kle-
                                                                         beband können die
                                                                         Kinder unter Anlei-
                                                                         tung lernen. Stoff
                                                                         umwickelt       eine
                                                                         Röhre - nicht so ein-
                                                                         fach, aber die Kin-
                                                                         der nehmen die Her-
                                                                         ausforderung an und
                                                                         freuen sich über das
                                                                         Ergebnis. Im Trep-
                                                                         penhaus der Kita
                                                                         werden wir die ein-
Uns begeisterten ihre Farbenvielfalt und die    zelnen Schritte des Projekts dokumentieren,
unterschiedlichen Skulpturen. Die Kinder ent-   und im Kita-Hof stellen wir die Gemein-
wickeln Gemeinschaftsskulpturen bzw. entwi-     schaftsprojekte aus. Wir sind gespannt, wel-
ckeln eigene Werke. Wir experimentieren mit     che Ideen die Kinder noch entwickeln und
unterschiedlichen Materialien, wie Salzteig,    werden sie dabei begleiten. Hier schon mal als
Gipsbinden, Modelliermasse, Draht, Holz,        Fotos einige fertige Werke.
Pappkarton und diverse
Materialien, die sonst auf
dem Müll landen.
Flachreliefs im Kartonde-
ckel entstehen, indem die
Kinder unterschiedliche
Sammelutensilien in Gips
legen. Vier Kinder bauen
aus Draht, Eimern, leeren
Flaschen, Gipsbinden und
Moosgummi ein Pferd,
eine Skulptur für den Hof.
Von Technik, wie funktio-
niert ein Fahrstuhl - und
daraus wird eine Skulptur,
bis hin zu Regenbögen als
Flachskulptur und in 3D
Form, sogar die Sonne
wurde gebaut. Mit Eifer
und viel Geduld sind die
Kinder dabei und finden
immer wieder Zuschauer,
die sich später auch ent-
scheiden, eigene Skulptu-
ren zu entwickeln.

Die Kinder genießen es
mal in Kleingruppen oder

                                                                                           17
Menschen, Gesichter, Gedanken – Susanne Pöltl
                                                Nach einer längeren Pause, als ich mich aus
                                                verschiedenen Gründen aus dem Gemeindele-
                                                ben zurückgezogen habe, bin ich seit über ei-
                                                nem Jahr wieder in der Osterkirche aktiv. Ak-
                                                tuell bringe ich mich in der Gestaltung des Ge-
                                                meindeblattes mit ein. Es bietet mir die Mög-
                                                lichkeit, mein journalistisches Wissen anwen-
                                                den zu können und vor allem zu schreiben.

                                                Das Gemeindeblatt "Osterkirche": Was sind
                                                Deine Ideen, wie sich das Gemeindeblatt ent-
                                                wickeln soll?
                                                Langfristig hoffe ich neue Leute für das Ge-
                                                meindeblatt zu gewinnen, die gerne Teil der
                                                Redaktion werden wollen.
                                                Mein größter Wunsch wäre, dass das Layout
                                                vom Gemeindeblatt etwas professioneller
                                                werden würde. Ansonsten sollte das Blatt sei-
                                                nen Charme behalten, weil es so, wie es ist,
                                                zur Osterkirche passt.
                                                Gerade jetzt in Zeiten von Corona, wo nichts
                                                ist, wie es einmal war, ist das Gemeindeblatt
                                                ein wichtiges Aushängeschild für die Osterkir-
                                                che und ein Weg, um die Menschen aus der
                                                Gemeinde zu erreichen.

                                                Studieren in Corona-Zeiten - Ein Bericht aus
                                                der Digitalen Welt.
                                                Studieren unter Corona ist definitiv anders,
Was bedeutet die Ostergemeinde für mich?        als ich es kenne. Wie manche vielleicht mit-
                                                bekommen haben, studiere ich seit letztem
Als ich im Juli 2015 von Heiligensee in den     Wintersemester BWL im Bachelor an der TH-
Sprengelkiez zog, war die Ostergemeinde für     Brandenburg. Ich bin diesen Schritt gegangen,
mich die erste Anlaufstelle, um neue Leute      weil ich mit meinen bisherigen Studienab-
aus dem Kiez kennenzulernen. Kurz nach mei-     schlüssen beruflich nicht weitergekommen
nem Umzug machte ich mich auf den Weg zum       bin. Ich muss sagen, das Studium anzufangen,
Gottesdienst und wurde gleich mit offenen Ar-   trotz Corona, war eine der besten Entschei-
men von den Anwesenden empfangen. Es war        dungen seit langem. Natürlich gibt es Vor- und
Mandy, die mich sofort unter ihre Fittiche      Nachteile. Was sehr angenehm ist: Ich muss
nahm und überzeugte mich, bis zum Kirchen-      nicht täglich nach Brandenburg fahren.
kaffee zu bleiben. Ich fühlte mich willkom-     Schade ist, dass das Soziale, was ein Studium
men, gut aufgehoben und schloss die Men-        ausmacht, komplett wegfällt. Es wird echt ko-
schen der Ostergemeinde sehr schnell in mein    misch werden, wenn wieder Präsenzvorlesun-
Herz. Von da an war ich regelmäßiger Gast in    gen sind, dann seine Mitstudierenden und Do-
den Gottesdiensten und wenige Monate später     zenten in live kennenzulernen.
auch Teil des Kirchkaffeeteams. Mit Mandy       Der Wedding - man muss ihn mögen...
verbindet mich noch heute eine gute Freund-     Mit dem Wedding verbindet mich zurzeit eine
schaft, die ohne Oster nicht möglich gewesen    Art Hass-Liebe. Als ich vor 6 Jahren von zu
wäre.                                           Hause ausgezogen war, freute ich mich rich-
                                                tig, vom Stadtrand in die Mitte von Berlin

18
ziehen zu können. Endlich meine eignen vier       Möge die Straße – Irisches Segenlied
Wände, endlich keine Eltern mehr, die Ner-        Einer hat uns angesteckt – ein Lied, das ich vor
ven, endlich keine 3 Stunden mehr, um nachts      allem mit meiner Teamerzeit verbinde
nach Hause zu kommen.                             Morning has broken
Die anfängliche Euphorie von damals hat sich      Da wohnt ein Sehnen tief in uns
mittlerweile gelegt und ich merke, je älter ich   Von guten Mächten wunderbar geborgen – in
werde, desto mehr sehne ich mich nach ruhi-       meiner Masterarbeit zum Thema Ev. Kirche im
geren, grüneren Gefilden. Eventuell auch eine     Dritten Reich habe ich mich sehr intensiv mit
Zeit lang ganz raus aus Berlin, vielleicht ins    Dietrich Bonhoeffer auseinandergesetzt.
Ausland.                                          Wenn ich Musik höre, dann am liebsten das
Ein großer Vorteil vom Wedding, den ich sehr      alte Zeug von den 50ern bis in die frühen
zu schätzen weiß, ist die Vielfalt an Cafés,      2000er. Da kann gerne Rock und Pop dabei
Restaurants und die gute Anbindung ans U-         sein. Eine Lieblingsband habe ich nicht mehr.
und S-Bahnnetz. Und wenn es mir zu viel wird,     Das Wichtigste für mich, ich kann zur Musik
fliehe ich zu meinen Eltern nach Heiligensee.     mittanzen.

Welche 3 Bücher, die Dich sehr beeindruckt        Meine Depression und die Ostergemeinde
haben, würdest Du empfehlen?                      Ich glaube, die wenigsten aus der Gemeinde
Nachtzug nach Lissabon - Pascal Mercier: In       wissen, dass mich schon mein Leben lang De-
dem Buch geht es um den Altphilologen             pressionen begleiten mit den Nebenerschei-
Raimund (Mundus) Gregorius, der nach einer        nungen, wie Unsicherheit oder mangelndes
Begegnung mit einer jungen Frau aus Portugal      Selbstwertgefühl. Neben langen, guten Pha-
anfängt, sein bisheriges Leben zu überdenken      sen gehören auch die schlechten Phasen, wo
und den Schritt wagt, davon auszubrechen.         zumindest ich in ein ziemlich tiefes Loch ab-
Mit dem Nachtzug begibt er sich nach Lissabon     rutsche, zu dieser Krankheit dazu. Meine De-
auf die Suche nach dem Philosophen und Arzt       pression war unter anderem einer der Gründe,
Amadeu Inácio de Almeida Prado: Jeder stirbt      warum ich mich damals aus dem Gemeindele-
für sich allein – Hans Fallada                    ben zurückgezogen habe. Mir ging es nach und
Der Roman spielt während des Zweiten Welt-        nach immer schlechter, meine Gedanken wur-
krieges und basiert auf dem authentischen         den immer düsterer. Eine Zeit lang habe ich
Fall des Ehepaars Otto und Elise Hampel, die      sehr mit Gott gehadert, fand es unfair, warum
hier im Wedding gelebt haben. Das Ehepaar         ich diese Krankheit habe, die es mir oft sehr
im Buch verliert ihren Sohn im Krieg. Weil sie    schwer gemacht hat - vor allem in beruflichen
mit dem Verlust nicht klarkommen, fangen sie      Dingen.
an, Postkarten gegen das NS-Regime zu             Mittlerweile habe ich meinen Frieden mit mir
schreiben und in Berlin zu verteilen. Ihre Art    selber geschlossen. Sehr geholfen hat mir da-
Widerstand zu leisten. Auf dem Platz neben        bei meine Verhaltenstherapie, mich wieder
dem Alten Rathaus Wedding ist dazu übrigens       der Gemeinde zuzuwenden und mich im Ge-
eine Stele aufgestellt, die an dieses mutige      meindeleben einzubringen. Es gibt mir ein-
Ehepaar erinnert.                                 fach Halt und Struktur. Das Wichtigste dabei
Er ist wieder da – Timur Vermes: Was wäre,        war zu akzeptieren, dass Irr- und Umwege
wenn Hitler sich gar nicht umgebracht und er      zum Leben dazu gehören und Gott dir damit
sich die ganze Zeit im Untergrund von Berlin      zeigt, du befindest dich auf einem falschen
versteckt gehalten hätte, um jetzt im 21.         Weg, lege mal eine andere Richtung ein. Viel-
Jahrhundert wieder aufzutauchen? Mit diesem       leicht musste ich diese Krankheit bekommen,
Gedankenexperiment spielt der Roman „Er ist       um zu merken, dass mein Leben nicht so wei-
wieder da“ auf eine humorvolle, sarkastische      tergehen kann und mehr in mir steckt, als ich
Art und Weise.                                    manchmal glaube.

Deine Lieblingslieder aus dem Gesangbuch -        Welche drei Wünsche hast Du für die Oster-
und welche Musik hörst Du sonst so?               kirche bzw. die Gemeinde?
 Da ich mich nicht entscheiden kann, werde        Mein erster Wunsch an Oster: Bleibe dir treu
ich mehrere Lieblingslieder aus dem Gesang-       und bleibe offen für neue Menschen, sei wei-
buch nennen:                                      terhin ein Anker für den Kiez und die
                                                                                               19
Menschen, die hier leben, besonders in schwe-    Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst;
ren Zeiten.                                      ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du
Mein zweiter Wunsch: Stehe Veränderungen         bist mein! Jesaja 43,1
offen und positiv gegenüber. Sie müssen nicht    Für mich bedeutet dieser Bibelvers Hoffnung
immer was Schlimmes bedeuten. Oft sind Ver-      und dass man keine Angst haben muss, egal
änderungen gut und notwendig. Manchmal           was kommen wird. Gott ist immer an deiner
muss man aus alten Strukturen ausbrechen,        Seite und er steht dir bei, auch wenn man das
damit etwas noch Schöneres entstehen kann.       vielleicht nicht immer gleich merkt.
Mein dritter Wunsch: Dass die Gemeinde un-       Zumindest mir spendet dieser Vers Trost. Zu-
erwartet eine große Geldspende bekommt,          dem erinnert er mich an meine verstorbene
um unter anderen das Kirchendach in Ordnung      Oma, es ist ihr Beerdigungsspruch. Gerade in
zu bringen Die Osterkirche soll noch möglichst   der Anfangszeit nach ihrem Tod fand ich es
lange hier im Wedding existieren und Anlauf-     sehr tröstlich zu wissen, dass sie jetzt bei Gott
stelle sein auch für neue Bewohner des Spren-    ist und ihren Frieden gefunden hat.
gelkiezes.
Deine Lieblingsstelle in der Bibel - und was     Die Fragen formulierte Michael Gumbert.
sie Dir bedeutet.

                                     Danksagung
Herzlichen Dank an alle Autor*innen, die diesmal Beiträge zum Gemeindeblatt geleistet
haben. Die externen Autor*innen der aktuellen Ausgabe: Ruth Kohlhoff, Jürgen Engelhardt,
Rosi Rosenfeld, Angela Bochum, Cordula Radant, Susanne Werner, Siemen Dallmann,
Barbara Simon.
Dieses Gemeindeblatt erscheint alle zwei Monate. Es wird erstellt vom
Redaktionsteam. Dieses besteht aus: Thilo Haak, Michael Gumbert, Sibylle Sterzik und
Susanne Pöltl. Layout: Agnes Bauer
Fotonachweis: Die Fotos im Gemeindeblatt stammen – wenn nicht anders angegeben – von den
Autor*innen des jeweiligen Beitrags oder aus www.gemeindebrief.evangelisch.de.
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 5. Juli 2021
Liebe Grüße aus dem Gemeindeblattteam

         Schreiben sie mit an unserem Gemeindebrief
                                 Was hat sie begeistert?
         Welche Veranstaltung oder Erinnerung würden Sie gern mit anderen teilen?
          Was wünschen Sie der Osterkirche zum 110. Geburtstag in diesem Jahr?
                    Welche Geschichte fällt Ihnen zur Osterkirche ein?
                     Was möchten Sie in der Ostergemeinde anregen?

 Wir freuen uns über Ihren Beitrag, gern mit Fotos, möglichst kurzgefasst und per E-Mail an:
                 gemeindebrief@ostergemeindeberlin.de oder per Post an:
                  Evangelische Ostergemeinde, Samoastr. 14, 13353 Berlin

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Unser „Engel auf Rädern“ - Ein Abschied –
                                       Von Rosy Rosenfeld

Eines Tages, nach einem Gospelkonzert in der       Im Dezember 2017 lernten wir diese Menschen
Osterkirche, saß sie vor mir in ihrem Rollstuhl.   kennen, als der Gospelchor zum ersten Mal zur
Ganz aus dem Häuschen war sie und fragte           Adventsfeier in Susannes WG sang. Die Freude
mich, ob sie bei uns im Gospelchor mitmachen       und Hingabe, mit der die meist Schwerstbehin-
könnte. Spontan sagte ich „Ja!“ Wenn ich seit-     derten und ihre Angehörigen die Weihnachtslie-
her am Donnerstag kurz vor Sieben an der Os-       der mitsangen, berührte uns tief – ebenso wie
terkirche ankam, war Susanne meistens die          die herzliche und familiäre Atmosphäre.
Erste, die mich freudig begrüßte – auch bei Wind   Susanne lud uns in ihr gemütliches Zimmer ein
und Wetter, in Kälte oder Dunkelheit. Ich          und zeigte uns stolz eine selbst gehäkelte Decke
machte ihr die Tür auf und sie folgte mir in die   und ihr gut gefülltes Bücherregal. Als wir im
Kirche. Während ich aufbaute, erzählte sie mir     September 2020 im Park am Pekingplatz das
von ihren Erlebnissen der letzten Woche: Von       letzte Mal zusammen sangen, war Susanne ge-
den BewohnerInnen und BetreuerInnen in ihrem       nauso „aus dem Häuschen“ wie am ersten Tag!
Wohnheim, davon, was sie bei ihren Ausflügen       Dann kam der zweite „Corona Lockdown“ und
im Kiez oder mit ihrem Freund erlebt hatte.        gemeinsames Singen war wieder tabu.
Auch von Arztbesuchen und Therapiestunden er-      Ende April 2021 erreichte uns die Nachricht,
zählte sie, und manchmal hatte sie Schmerzen.      dass Susanne ganz unerwartet verstorben ist. Ihr
Aber sie beschwerte sich selten.                   plötzlicher Tod hat uns tief getroffen! Eine cou-
Sprühend vor Begeisterung sang sie „Glory          ragierte, mutige Frau, die uns gelehrt hat, sich
Glory, Halleluja, since I laid my burden down“,    selbst und das Leben mit all seinen Herausfor-
während sie rechts neben mir in ihrem Rollstuhl    derungen immer wieder neu anzunehmen, ei-
unentwegt lächelnd hin und her wippte. Wenn        gene Bedürfnisse klar zu kommunizieren und
das Tempo etwas schneller wurde, gab es kein       niemals aufzugeben. Mit ihrer unbändigen Le-
Halten mehr! Susanne zog ihre selbst gebastelte    benslust, die sie trotz ihrer Behinderung ver-
Rassel aus dem Rucksack und schüttelte, was        sprühte, hat sie etwas in unsere Herzen ge-
das Zeug hielt.                                    pflanzt, das bleibt.
Als sie herausfand, dass ich Plüschtiere mag,
schenkte sie mir ihren Teddy. Einmal brachte
sie mir ein selbst gemaltes Bild mit einer ver-
schmitzt lächelnden Katze mit, das seither an
meiner Küchentür hängt. Ein anderes Mal setzte
sie ein selbst        gemachtes kugelrundes
Smileygesicht aus Pappe auf's Klavier. Oft sagte
sie mir, wieviel Freude ihr das Gospelsingen
machte, und streckte mir ihre offenen Arme
entgegen.
Bald war Susanne ein fester Teil unserer Chor-
gemeinschaft. Jemand holte ihre Wasserflasche
aus dem Rucksack, unterhielt sich in der Pause
mit ihr oder stützte sie beim Gang die Stufen
hinunter in den Gemeinderaum. Als eines
Abends der Rollstuhl-Akku leer war, brachten
drei Frauen vom Chor sie im Auto nach Hause.
Wenn wir kompliziertere Musikstücke sangen,
wartete Susanne geduldig und feuerte den Chor
an. Einmal war sie beim Konzert nicht da, weil
sie zur „Schlagernacht“ in der O2-Arena war.
Gott sei Dank gab es Menschen, die das und vie-
les mehr für Susanne möglich machten und sie
in jeder Lebenslage tatkräftig unterstützten
und liebevoll begleiteten!

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