FAHRPLAN NACHHALTIGE MOBILITÄT - Impulse und Potenziale für den Ausbau nachhaltiger Mobilität in der Region Stuttgart
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W I R T S C H A F T S F Ö R D E R U NG R E G I O N S T U T T G A RT G M B H F R A U N H O F E R - I NS T I T U T F Ü R A RB E I T S W I RT S C HA F T U N D O R G A N I S A T I O N I A O P T V P L A N U N G T RA N S P O R T V E RK E H R A G FAHRPLAN NACHHALTIGE MOBILITÄT Impulse und Potenziale für den Ausbau nachhaltiger Mobilität in der Region Stuttgart
Inhalt Einführung ....................................................................................................................... 2 i. Nachhaltige Mobilität in der Region Stuttgart – eine Einordnung ......................... 2 ii. Definition: Nachhaltige Mobilität .......................................................................... 3 iii. Leitlinien für nachhaltige Mobilität in der Zukunft ................................................ 3 iv. Wandlungstreiber einer nachhaltigen Mobilität .................................................... 4 v. Die Bedeutung eines Leitbilds für nachhaltige Mobilität ....................................... 4 1 Mobilität in der Region Stuttgart – Status quo .............................................. 5 1.1 Verkehrsaufkommen und Modal-Split .................................................................. 5 1.2 Konsequenzen (ökologisch, wirtschaftlich, sozial) ................................................. 6 1.2.1 Allgemeine Implikationen ..................................................................................... 6 1.2.2 Ökologische Aspekte ........................................................................................... 6 1.2.3 Wirtschaftliche Aspekte ....................................................................................... 7 1.2.4 Soziale Aspekte .................................................................................................... 8 1.3 Zuständigkeiten und aktuell laufende Planungen ................................................. 9 2 Aktionsfelder für nachhaltige Mobilität in der Region Stuttgart ................. 11 2.1 MIV .............................................................................................................................. 11 2.2 ÖPNV ........................................................................................................................... 11 2.3 Rad- / Fußverkehr ......................................................................................................... 11 2.4 Güter-verkehr ............................................................................................................... 12 2.5 Liefer-verkehr ............................................................................................................... 12 3 Instrumente für nachhaltige Mobilität in der Region Stuttgart ................... 13 3.1 Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) ......................... 13 3.2 Intermodale Mobilitätsansätze ............................................................................. 13 3.3 Elektrifizierung des Antriebsstrangs ...................................................................... 14 3.4 Sozial integrative Ansätze .................................................................................... 14 3.5 Wirtschaftsförderung und -koordination .............................................................. 15 3.6 Verkehrsplanung .................................................................................................. 15 3.7 Stadt- und Regionalplanung ................................................................................. 16 4 Aktuelle Programme für nachhaltige Mobilität ............................................. 17 4.1 Übersicht über die heutigen Programme .............................................................. 17 4.1.1 Modellregion Elektromobilität Stuttgart ............................................................... 17 4.1.2 CARS - Clusterinitiative Automotive der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart 17 4.1.3 Nachhaltig Mobile Region Stuttgart (NaMoReg Stuttgart) .................................... 17 4.1.4 Landesinitiative Elektromobilität in Baden-Württemberg ...................................... 18 4.1.5 Nationale Programme .......................................................................................... 18 5 Fahrplan für nachhaltige Mobilität ................................................................. 20 5.1 Impulse für den regionalen Ausbau nachhaltiger Mobilität ................................... 20 5.2 Beispielmaßnahmen und zeitliche Einordnung ..................................................... 21 5.3 Regionaler Fahrplan für nachhaltige Mobilität ...................................................... 22 5.3.1 Schnittstellen mit „Nachhaltig Mobile Region Stuttgart‚ ..................................... 23 5.3.2 Schnittstellen mit dem Schaufensterprogramm der Bundesregierung ................... 24 5.3.3 Schnittstellen mit dem Spitzenclusterwettbewerb des BMBF ................................ 24 5.3.4 Schnittstellen mit den Leuchtturmprojekten der Bundesregierung ........................ 24 6 Anhang .............................................................................................................. 25ff 1
Einführung i. Nachhaltige Mobilität in der Region Stuttgart – eine Einordnung Ebenso wie Mobilität ein Grundbedürfnis unserer Gesellschaft ist, ist sie auch Ausdruck unserer individuellen Entscheidungsfreiheit und damit ein Kernelement unserer zivilisatorischen Errungenschaften. Mobilität ist mehr als nur Verkehr. Sie garantiert uns, dass wir jederzeit den Standort wechseln können, unabhängig von Zweck, Verkehrsmittel und Zeit. Die Region Stuttgart ist eine der wirtschaftlich stärksten Regionen Europas mit einer überdurchschnittlich hohen Lebensqualität für ihre Bewohner. Als solche hat sie internationalen Vorbildcharakter, muss aber auch die zukünftige Befriedigung der Bedürfnisse ihrer Einwohner garantieren. Hierbei befindet sie sich in einem internationalen Wettbewerb um attraktive Industriestandorte und Humankapital. Mobilität erfüllt dabei zwei Kernbedingungen für Wirtschaft und Gesellschaft: Mittels effizienter Infrastruktur bietet sie die Rahmenbedingungen für Logistik, Güterverkehr und erfolgreichen Wirtschaftsaustausch. Als Kernelement persönlicher und gesellschaftlicher Freiheit bietet Mobilität individuelle und kollektive Entscheidungsfreiheit in der Fortbewegung. Hierdurch steht Mobilität nicht nur im Zentrum regionaler Wirtschaftsplanung, sie hat mindestens eine genauso große Rolle, wenn es um die Lebensqualität für Menschen in der Region Stuttgart geht. Dabei ist Mobilität charakterisiert durch Anforderungen und Ansprüche unterschiedlichster Gesellschaftsakteure. Die folgende Grafik verdeutlicht dieses Verhältnis: Umwelt Individuum / Wirtschaft Gesellschaft Politik Abbildung 1: Die Dimensionen von Mobilität (Quelle: Fraunhofer IAO) 2
Das Mobilitätssystem hat sich über die letzten Jahrzehnte und Jahrhunderte gemäß den politischen und gesellschaftlichen Prioritäten entwickelt. Bei derart unterschiedlichen und zum Teil gegenläufigen Anforderungen war es unmöglich, alle Anforderungen gleichermaßen zu berücksichtigen und ein perfekt ausbalanciertes System zu entwickeln. Der Status quo der Mobilität in der Region Stuttgart ist deshalb gekennzeichnet durch einen Mangel an Nachhaltigkeit – vor allem im Sinne der Schonung von natürlichen Ressourcen und der Umweltfreundlichkeit. Um langfristig allen Ansprüchen gerecht werden zu können, muss die Mobilität in der Region Stuttgart in einen nachhaltigen Zustand überführt werden; einen Zustand, der alle Anforderungen gleich stark berücksichtigt und die Mobilitätsgrundlage zukünftiger Generationen wahrt. ii. Definition: Nachhaltige Mobilität Nachhaltige Mobilität in der Region Stuttgart ermöglicht soziale und wirtschaftliche Entwicklung, schützt dabei die Gesundheit von Menschen und Umwelt und steigert die Lebensqualität in der Region. Hierfür definieren wir nachhaltige Mobilität als ein System, das wichtige Funktionen auf der sozialen, der ökologischen und der wirtschaftlichen Ebene bereitstellt: Nachhaltige Mobilität steht für eine wirtschaftliche Entwicklung der Region Stuttgart. Sie schafft unternehmerische Perspektiven, ermöglicht soziale und wirtschaftliche Verbindungen und steigert die Lebensqualität in der Region. Nachhaltige Mobilität stellt sicher, dass alle Menschen in der Region Stuttgart erschwinglichen Zugang zu einem effizienten Mobilitätssystem haben. Sie können ihr bevorzugtes Transportmittel wählen und individuelle, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten werden gewährleistet. Nachhaltige Mobilität sorgt dafür, dass Mensch und Umwelt nicht belastet werden, indem sie Emissionen und Umweltverschmutzung auf die Tragfähigkeit der regionalen Ökosysteme begrenzt, erneuerbare Ressourcen verwendet, den Verbrauch nicht- erneuerbarer Ressourcen senkt sowie Lärmbelastung und Flächenverbrauch minimiert. iii. Leitlinien für nachhaltige Mobilität in der Zukunft Die Leistungsfähigkeit des regionalen Hauptstraßennetzes muss erhalten bleiben. Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz oder Verringerung von Verkehrsbelastung müssen am jeweiligen Bedarf entwickelt werden. Ein effizienter ÖPNV mit hoher Taktfrequenz, attraktiven Preismodellen und Tarifen stellt sicher, dass ein Maximum an Mobilität auch ohne Pkw gewährleistet wird. Besonders in urbanen Zentren sind Belastungen durch motorisierten Verkehr (Lärm, Emissionen) zu minimieren. Dabei steht die Lebensqualität der Bevölkerung im Fokus. Die Potenziale neuer Mobilitätsformen auf Basis regenerativer Energien werden erkannt und ausgeschöpft. Der steigenden Bedeutung der Informations- und Kommunikationstechnologie im Mobilitätssektor wird Rechnung getragen. Eine vernetzte Raumplanung, Stadtplanung und Verkehrsplanung bietet die Möglichkeit, vorhandene Initiativen mit neuen Ansätzen zu verknüpfen. 3
iv. Wandlungstreiber einer nachhaltigen Mobilität Die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung wird von Faktoren beeinflusst, die sich oftmals nicht – oder nur schwer – beeinflussen lassen, allerdings eine große Auswirkung haben. Der Mobilitätssektor unterliegt diesen Faktoren ebenso wie andere Wirtschaftszweige und Gesellschaftsbereiche. Neben einigen bremsenden Elementen wie z.B. vordefinierten Produktionsketten und bestehender Infrastruktur, lenken derzeit eine Vielzahl von Faktoren den Mobilitätssektor in Richtung einer nachhaltigen Mobilität. Über eine Analyse dieser Wandlungstreiber lassen sich Ansatzpunkte heraus kristallisieren, die eine effektive Intervention zu Gunsten von nachhaltiger Mobilität, und hiermit eine große Hebelwirkung entfalten. Die Wandlungstreiber lassen sich den Hauptbereichen Gesellschaft, Umwelt, Politik und Wirtschaft zuordnen: Abbildung 2: Wandlungstreiber für eine nachhaltige Mobilität (Quelle: Fraunhofer IAO) v. Die Bedeutung eines Leitbilds für nachhaltige Mobilität Eine nachhaltige Mobilität in der Region Stuttgart bedarf in erster Linie eines Leitbilds, einer handlungsleitenden Vision. Nur wenn man gemeinsam die zukünftige Mobilität definiert, die man sich für die Region Stuttgart wünscht, lässt sich strategisch planen und eine langfristige Politik verfolgen. Nur dann können Projekte vor dem Hintergrund einer klaren Entwicklungsrichtung entworfen und durchgeführt werden; und nur vor dem Hintergrund einer stimmigen Zukunftsvision können getroffene Maßnahmen und Projekte eindeutig beurteilt werden und Transparenz zu Programmen und Evaluationen gewährleistet werden. Die Entwicklung eines Leitbilds der nachhaltigen Mobilität für die Region Stuttgart, das in alle angrenzenden Sektoren (Energie, Stadtentwicklung, etc.) ausstrahlt, wird deshalb als zentrales Moment für den Erfolg nachhaltiger Mobilität in der Region Stuttgart gesehen. 4
1 Mobilität in der Region Stuttgart – Status quo 1.1 Verkehrsaufkommen und Modal-Split Die Region lebt nicht nur wesentlich vom Fahrzeugbau, ihre wirtschaftliche und soziale Funktionsfähigkeit ist auch von der Mobilität in der Region und in die Region abhängig. Gleichzeitig muss sie sich mit den Folgen der Ausübung der Mobilität, die sich in Verkehr und dessen beeinträchtigenden Wirkungen erlebbar und spürbar macht, auseinandersetzen. In der Region fallen jährlich im Personenverkehr der Einwohner der Region ca. 2,8 Mrd. Wege an. Dazu kommen ca. 80 Mio. Wege, die von Pendlern, die außerhalb der Region leben, in die Region zurück gelegt werden, sowie der schwer abzugrenzende Personenwirtschaftsverkehr (z.B. Dienstleistungswege und Wege im dienstlichen Interesse) und ein starkes Güterverkehrsaufkommen innerhalb der Region sowie in und aus der Region, deren Wirtschaft immer noch zu einem Drittel von der Produktion bestimmt ist. Dabei ist es insbesondere der Güterverkehr, der wegen diverser Entwicklungen wie die stärkere Arbeitsteilung zwischen Produktionsstandorten (Beispiel in der Region: Automobilbau und Zulieferbetriebe) und dem zunehmend globalisierten Handeln und Produzieren, noch weiter stark wachsen wird. Es sind keineswegs die klassischen, immer wieder zitierten Wege zur Arbeit und zur Ausbildung, die das Bild dominieren, wie aus der Verteilung der Wegezwecke ersichtlich ist: Wege nach Aktivitäten in der Region Stuttgart [in Mio.] 1200 1.040 1000 800 600 475 495 400 288 216 190 200 75 0 Arbeit dienstlich/ Ausbildung, Schule Einkauf Freizeit Bringen, Holen private Erledigung geschäftlich (Service) Abbildung 3: Gesamtwege nach Wegezwecken (Quelle: PTV AG) Bemerkenswert ist dabei, dass insgesamt die Wegezwecke Freizeit und Einkaufen mehr als die Hälfte aller Wege ausmachen. „Klassische‚ arbeits- und ausbildungsbedingte Pendlerwege und beruflich motivierte Wege machen nur ca. 30% der Wegezwecke aus. Von allen Wegen entfallen ca. 46% auf das Verkehrsmittel Pkw (als Fahrer), woraus eine Verkehrsleistung von ca. 15,3 Mrd. Pkw-km resultiert. Daraus ergibt sich eine durchschnittliche tägliche Verkehrsmenge der Einwohner der Region von ca. 42 Mio. Pkw-km. Ca. 29% der Wege werden nicht motorisiert zurückgelegt, 14,5 % der Wege werden im Öffentlichen Verkehr zurückgelegt. Auch diese Wege erfordern motorisierte Fahrten mit unterschiedlichen Fahrzeugen. Die Betriebsleistung in der Region Stuttgart umfasste 2009 Ca. 16,0 Mio. Zug-km der S- und Regionalbahnen Ca. 15, 8 Mio. Wagen-km im Stadt- und Straßenbahnverkehr Ca. 53,5 Mio. Bus-km Dabei ist eine gewisse Trendwende in der Verkehrsnachfrage zu erkennen. Beim Vergleich der Ergebnisse der Erhebungen des aktuellen Regionalverkehrsplans mit denen aus dem Jahr 1995 5
zeigt sich, dass der Anteil des Pkw als Hauptverkehrsmittel zurück gegangen ist, während die Verkehrsmittel des Umweltverbundes ihren Anteil erhöhten. Insbesondere ist es bemerkenswert, dass der Anteil des Fahrrades anstieg, was angesichts der demografischen Entwicklung und der im Allgemeinen in der Region eher fahrradunfreundlichen Topografie überraschend ist. 60 49,1 46,5 50 Wege in % 40 30 21,5 20,6 14,5 12,2 20 10,1 11 7,4 6,8 10 0,3 0,1 0 zu Fuß Fahrrad Pkw-Fahrer Pkw- ÖV Sonstiges Mitfahrer 1995 2009/10 Abbildung 4: Entwicklung des Modal Split im Personenverkehr (Quelle: PTV AG) 1.2 Konsequenzen (ökologisch, wirtschaftlich, sozial) 1.2.1 Allgemeine Implikationen Es ist trotzdem augenfällig, dass der Verkehr der Region Stuttgart nach wie vor in sehr hohem Maße auf der Benutzung des Pkw basiert. Allerdings zeigen die beobachtbaren Veränderungen und die Analyse der Nachfrage auf, dass es Spielräume für die Entwicklung einer nachhaltigeren Verkehrsmittelnutzung gibt. Zum einen kann man aus dem hohen Anteil von Freizeit- und Einkaufsverkehr auf eine relativ große Flexibilität und Variabilität schließen und zum anderen, das ergibt sich auch aus einem Rückgang der spezifischen Motorisierung (1999 waren es noch 559 Pkw pro 1000 Einwohner in der Region , 2009 nur noch 535), schwindet die Fokussierung auf den Pkw, wenn auch nur in bisher kleinen Dosen, nichtsdestotrotz aber messbar. 1.2.2 Ökologische Aspekte Der Verkehr belastet die natürliche und soziale Umwelt, nicht nur in der Region, massiv. Auch wenn sich in den letzten Jahrzehnten die technischen Randbedingungen hinsichtlich spezifischer Emissionen stark verbessert haben, so wurden sie in der Regel durch das Wachstum der Verkehrsleistung zu einem guten Teil kompensiert. Nach wie vor ist der motorisierte Verkehr einer der Hauptverursacher der Luftschadstoffbelastung in den urbanen Räumen, verursacht massive Beeinträchtigungen der Wohnqualität durch Lärm und andere Effekte, nehmen Verkehrsanlagen wertvolle Flächen in Anspruch und beeinträchtigen verbliebene Naturräume. Nicht zuletzt verbraucht Verkehr (knappe) fossile Energie und ist einer der großen Emittenten von CO2. Die Statistik für die Region Stuttgart weist eine CO2-Emission des Verkehrs im Jahre 2008 von ca. 4,6 Mio. Tonnen jährlich aus. Der Verkehr ist damit für ca. 30% der CO2-Emissionen der Region ursächlich und die Emissionen auf dem Niveau von 1990. Das Minderungsziel von 20% der Emissionen des Jahres 1990 ist damit noch in keiner Weise absehbar. Davon machen bei vorsichtiger Schätzung die Emissionen aus den Pkw-Fahrten der Einwohner der Region alleine ca. 3 Mio. Tonnen aus (wenn man die ermittelte Fahrleistung zugrunde legt). Genauere und aktuellere Zahlen liegen derzeit nicht vor. 6
Abbildung 5: CO2-Emissionen in der Region Stuttgart nach Emittenten Gruppen [1000t/a] Nimmt man zwei toxische Luftschadstoffe, zeigt sich eine noch deutlichere Rolle des Verkehrs als Emittent: Die NOx-Emissionen sind genauso wie die von nicht ‚methanhaltigen flüchtigen organischen Kohlenwasserstoffverbindungen‘ hauptsächlich vom Verkehr bestimmt. Bei den NOx-Emissionen von ca. 30.000 t (!) in 2007 in der Region Stuttgart gingen mit 20.500 t ca. 68% auf den Verkehr zurück und bei den erwähnten Kohlenwasserstoffen emittiert der Straßenverkehr auch über 65% der Gesamtemissionen. Dabei wurden 2007 durch den Straßenverkehr 5.100 Tonnen in der Region emittiert, davon allein ca. 1.600 Tonnen durch Verdunstungsemission (z.B. beim Tanken und Verteilen von Kraftstoffen). Die durch Abgasemissionen freigesetzten Kohlenwasserstoffe entstehen dabei überwiegend auf Innerortsstraßen (2370 Tonnen/a)!1 1.2.3 Wirtschaftliche Aspekte Die Region Stuttgart muss mit ihrer Vielzahl von regionalen Zentren, die untereinander stark verflochten sind, besondere Anforderungen an die Durchlässigkeit und Erreichbarkeit stellen. Zudem erfordert es die industrielle Produktion, insbesondere Güter an die unterschiedlichen Produktionsstandorte möglichst widerstandsarm transportieren und die Produkte aus der Region exportieren zu können. Dazu kommen der Personenwirtschaftsverkehr und der Lieferverkehr, die essentiell für die wirtschaftlichen Aktivitäten sind. Der Anteil des Wirtschaftsverkehrs wird auf ca. 20 bis 30% des Personenverkehrs geschätzt und umfasst Personenwirtschaftsverkehr (z.B. Handwerker und andere Dienstleistende), Lieferverkehr (inklusive der KEP (Kurier, Express- und Paketdienste)) sowie den eigentlichen Güterverkehr. Dabei ist beim Lieferverkehr zwischen den unterschiedlichen Lieferfunktionen zu unterscheiden: Die Lieferung von Waren und Lebensmitteln hat ganz andere Logistikanforderungen als die KEP und beide wiederum unterscheiden sich grundsätzlich von den Entsorgungsdiensten. Der „richtige‚ Güterverkehr (produktionsbezogene Warenströme) braucht nicht nur Zugang zu den Produktionsstandorten, sondern auch und insbesondere Zugang zu den intermodalen Schnittstellen (Flugzeug, Bahn und Binnenschiff). Die hohe Belastung der Straßennetze bewirkt dabei zunehmende Schwierigkeiten, die notwendige Funktionalität im Hinblick auf ausreichende Verlässlichkeit und Erreichbarkeit zur Verfügung zu stellen. 1 Quelle (alle Emissionen): Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 7
1.2.4 Soziale Aspekte Ein weiterer Aspekt des Verkehrs, und insbesondere des Güterverkehrs, ist sein hohes Belastungspotenzial, das sich insbesondere für die Wohnbevölkerung an den besonders belasteten Straßen ergibt. Daraus resultiert im Zusammenhang mit der Verfügbarkeit von qualitativ hochwertigen Wohnstandorten u.U. eine „ungerechte‚ Verteilung der Lasten. Das ist auch und besonders unter regionalen Anforderungen zu sehen. Die Ausweisung von Gewerbeflächen in einem Teil der Region kann zu wachsenden Belastungen in anderen führen und Maßnahmen in einzelnen Kommunen können solche „Schieflagen‚ weiter vergrößern. Der regional integrierte und kooperative Umgang mit dem Güterverkehr ist daher nicht nur unter dem Aspekt der Effizienz (und Minimierung der Verkehrsleistung des Güterverkehrs zu sehen, sondern auch unter sozialen Gesichtspunkten. Die Region Stuttgart sieht sich, wie andere Regionen auch, wenngleich in anderem Ausmaß, zwei großen Trends gegenüber Demographischer Wandel Absehbare Verknappung und Verteuerung fossiler Brennstoffe Wenn die Region auch prosperiert und daher nach wie vor leichte Zuwanderungsgewinne „erzielt‚, wird sich doch der demografische Wandel mittelfristig auswirken. Der Anteil der nicht erwerbstätigen älteren Bevölkerung wird zunehmen und das Mobilitätsmuster der Bevölkerung wird sich ändern im Hinblick auf die Wegezwecke, die Motorisierung und die räumliche Verteilung der Nachfrage Die Entwicklung ist auch aus der Statistik der letzten Jahre bereits erkennbar. Auch wenn die Zahl der Erwerbstätigen naturgemäß von der Zahl der Gelegenheiten (Arbeit) abhängt und sich dabei ein enger Zusammenhang mit der Wirtschaftsentwicklung und der Zuwanderung ergibt, zeigt sich doch eine klare Entwicklung zur Verringerung der Erwerbsquote (Anteil der Erwerbstätige), die auf die Demographie zurückzuführen sein dürfte. Abbildung 6: Entwicklung der Einwohner und Erwerbstätigen in der Region Stuttgart Die Sicherstellung der Möglichkeit zur Teilhabe durch die Sicherstellung der Mobilität ist damit auch unter der Prämisse zu betrachten, dass eine strukturelle Änderung entsprechende Änderungen im Verkehrsangebot erfordert. Das gilt umso mehr, als absehbar ist, dass die Verkehrsteilnahme mittels Pkw (zumindest mit Verbrennungsmotor), sich auch im Verhältnis zum verfügbaren Einkommen immer stärker verteuern wird. Um die Einkommensschwachen und die Älteren nicht von der Mobilität auszuschließen, sind entsprechende Angebote zumindest aufrecht zu erhalten. 8
Im Jahr 2009 wurden im VVS 609,3 Mio. € für den ÖPNV aufgewendet. Bei einem (vergleichsweise guten) Deckungsbeitrag von 57,3 % verblieben davon 260 Mio., die nicht durch Einnahmen gedeckt waren und die als notwendige öffentliche Finanzierung auch, oder sogar besonders, in Zukunft benötigt werden. 1.3 Zuständigkeiten und aktuell laufende Planungen In der Region gibt es mannigfaltige Projekte und laufende Planungsprozesse, die sich auch oder ausschließlich mit dem Verkehr und der Mobilität auseinandersetzen. Dabei kann man fünf unterschiedliche Prinzipien identifizieren: Explizite Verkehrsentwicklungspläne, die sich mit Verkehrsentwicklung, Infrastruktur- und Angebotsplanung im Sinne von Umsetzungsvorgaben mit regulativer Wirkung beschäftigen Stadtentwicklungskonzepte und Flächennutzungsplanungen, die sich auch mit Verkehr und Mobilität (und in der Regel deren Verzahnung mit der Stadtentwicklung) befassen. Agenden-Prozesse und lokale Diskussionen, die sich mit nachhaltiger Entwicklung auseinandersetzen und daher den Verkehr mit einschließen (müssen) Projekte, die sich mit spezifischen – innovativen - Ansätzen der Gestaltung und Lenkung von Verkehr und Mobilität auseinander setzen und von, z.T. europäischen, z.T. nationalen, Forschungsprogrammen gefördert werden Nicht oder nur teilweise institutionell verankerte Diskussionsgruppen und Arbeitskreise von „NGOs‚ (VCD, ADFC) und Interessensvertretungen von Handel und Industrie (Handelskammer, LVI) Neben diesen von Akteuren in der Region getragen Prozessen sind übergeordnete Planungen für bauliche (Ausbauplan) und betriebliche (Telematikplan) von Bund und Land maßgebend für den Verkehr in der Region. Die konkreten Verantwortungen und Zuständigkeiten sind dabei gestaffelt und unterschiedlich bindend. Auf der regionalen Ebene ist es in erster Linie die Region selbst als Körperschaft mit Planungsbefugnissen, die die regionalen Planungsprozesse steuert. Sie ist die Koordinationsebene und Träger für die Flächennutzungsplanung und der Aufgabenträger für den Schienenpersonennahverkehr. Basierend auf dem Regionalplan 2009 hat die Region die Fortschreibung des Regionalverkehrsplans (RVP) gestartet. Der RVP ist sicherlich die wichtigste regionale Planungsgrundlage. Daneben gibt es eine Reihe von städtischen Verkehrsentwicklungskonzepten wie das Verkehrsentwicklungskonzept der Stadt Stuttgart (VEK 2030), oder lokale Verkehrsentwicklungspläne (z.B. Winnenden 2020) oder Stadtentwicklungskonzepte wie z.B. das SEK Ludwigsburg. Gemeinsam ist diesen Planungen die institutionelle Bindungswirkung, indem sie in den politischen Gremien abgestimmte Planungsvorgaben machen und regionale oder kommunale Ziele definieren. Ein Beispiel für Forschungs- und Kooperationsprojekte ist unter anderem das Projekt ‚Democritos - Developing the Mobility Credits Integrated Platform Enabling Travellers To Improve Urban Transport Sustainability‛, das von der Europäischen Union gefördert wird und an dem die Stadt Stuttgart und der Verband Region Stuttgart als Projektpartner beteiligt sind. Die folgende Tabelle versucht, die Akteure zu systematisieren und ihren Verantwortungs- und Handlungsraum zu umschreiben: 9
Tabelle 1: Akteure und Handlungsfelder (Quelle: PTV) Planungs- Aufgabenträ Mitwirkung Finanzier Akteur Planungsebene rechte in der ger ÖPNV in der Region ung Region Region Bund Bundesverkehrs- Nein Teilweise Ja Nein wege Land BVWP, LVP Ja Teilweise Teilweise Nein Verband Region Ja Ja Teilweise Ja (SPNV) Kreise, kreisfreie Kreis, Kommune Ja Ja Teilweise Ja Kommunen Nicht kreisfreie Kommune Ja Teilweise Teilweise Nein Kommunen Verbände, NGOs, Keine Ja Nein Nein Nein Forschungseinricht ungen Europäische Union Keine Nein Nein Ja Nein 10
2 Aktionsfelder für nachhaltige Mobilität in der Region Stuttgart Sieht man vom Flugverkehr ab, lassen sich fünf primäre Mobilitätsformen in der Region Stuttgart unterscheiden: Motorisierter Individualverkehr (MIV) Güterverkehr ÖPNV Lieferverkehr Rad- und Fußverkehr Jede Mobilitätsform hat ihre charakteristischen Eigenschaften, die es für eine nachhaltige Mobilität zu berücksichtigen gilt. Die folgende Tabelle zeigt mögliche Ansätze und Handlungsrichtungen als Aktionsfelder auf, um die Nachhaltigkeitspotenziale der genannten Mobilitätsformen auszuschöpfen, dabei orientiert sie sich an den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit: Tabelle 2: Aktionsfelder einer nachhaltigen Mobilität (Quelle: PTV) Aktionsfelder Mobilitäts- Dimension Umwelt Dimension Wirtschaft Dimension Soziales formen Reduktion des Aufkommens Steigerung der Minimierung der an Pkw-Fahrten Effizienz des Betriebskosten Erhöhung des Anteils an Straßennetzes (durch Gerechter Zugang zur 2.1 MIV emissionsfreien Fahrzeugen (Verkehrsmanage- Straßenbenutzung Reduktion der ment vs. Reduktion der durchschnittlichen Emissionen Infrastrukturausbau) Lärmbelastung pro Fahrzeug Nutzungsgerechte Reduktion der Verkürzung der Wegelängen Nutzerfinanzierung Trennwirkungen Steigerung des Anteils am Erhöhung (Mindest-)Standards für Gesamtaufkommen Deckungsbeitrag den Zugang zur ÖPNV- Reduktion der Emissionen pro Entlastung der Nutzung Fahrzeug (Zug, Bus) Straßeninfrastruktur Sozial verträgliche Tarife 2.2 ÖPNV Erhöhung der Anzahl Stärkung des ÖPNV Sicherstellen der Passagiere pro Fahrzeug als Wirtschaftseinheit Verbindungsqualität zu Verknüpfung mit anderen Etc. den Zentren Verkehrsträgern (E-Mobility, Sicherheit der Nutzer Fahrrad, Pkw) Barrierefreiheit. Aktionsfelder Mobilitäts- formen Dimension Umwelt Dimension Wirtschaft Dimension Soziales Steigerung des Anteils im Schaffung von neuen Nutzbarmachung von Modalsplit. Dienstleistungen im Flächen, die derzeit von Berücksichtigung bei Stadt- Umfeld des Fahrrades motorisierter Mobilität und Regionalplanung (Wartung, Abstellen, „beansprucht werden‚ (Radwege, Ladeinfrastruktur) Laden, Leihangebote) Z.B. Gezielte Förderung Erhöhung der absoluten Zahl Attraktivierung von von Fahrradbesitz nach an Fahrrädern und Pedelecs. Aktivitätsstandorten Einkommen. 2.3 Rad- / Verknüpfung mit anderen (Einkaufen und „Belohnungssysteme‚ Fußverkehr Verkehrsträgern (E-Mobility, Freizeit) (z.B. Zuschuss bei ÖPNV, PKW) Stärkung Tourismus Abschaffung eines Pkw zugunsten eines Pedelecs) Public Awareness für nicht fahrradaffine Nutzergruppen 11
Integration von Steigerung der Reduktion der Belastung in Standortplanung und Effizienz des intensiv genutzten und Verkehrsplanung Straßennetzes durch dicht besiedelten Gebieten Reduktion der Management, Kooperative Planung von durchschnittlichen Emissionen insbesondere Lkw-Routen pro Fahrzeug kooperatives Erhaltung der Prüfung der Möglichkeiten zur Management wirtschaftlichen zeitlichen und räumlichen Schaffung und Leistungskraft als Entzerrung der GV-Nachfrage Aufrechterhaltung Voraussetzung einer und Entkopplung vom leistungsfähiger prosperierenden Region allgemeinen Verkehr Verbindungen für 2.4 Güter- Identifikation und Ausweisung den GV als spezieller Lkw-Routen Standortfaktor verkehr Nutzungsgerechte Kooperatives Verkehrs- und Flottenmanagement Nutzerfinanzierung (insbesondere im Bereich der Baustellenlogistik) Belohnung/Restriktion zur Erhöhung des Anteils emissionsarmer Fahrzeuge Verbesserung der Einbindung intermodaler Knoten und Stärkung von Hubs für einen weitergehenden Einsatz von Schiene und Binnenschiff. Reduktion der Lärm und Aufrechterhaltung Entlastung von Abgasemission des städtischen der Zugänglichkeit für Beeinträchtigungen durch Güterverkehrs Lieferverkehre Lieferverkehr Reduktion des Einbeziehung in die Zugänglichkeit für alle Fahrzeugaufkommens durch regionale und Nutzergruppen/Kun- 2.5 Liefer- Steuerung der Logistik und städtische Planung dengruppen Bündelung im KEP (Kurier- Steigerung der Wichtiger Faktor für verkehr Express und Paketservices) Effizienz des wirtschaftliche Prosperität Berücksichtigung bei Stadt- Lieferverkehrs. Etc. und Regionalplanung Ausnutzen von Reduktion der Synergieeffekten mit durchschnittlichen Emissionen Elektromobilität pro Fahrzeug Schaffung von neuen Verkürzung der Wegelängen Dienstleistungen 12
3 Instrumente für nachhaltige Mobilität in der Region Stuttgart In der Region Stuttgart steht eine große Bandbreite an Instrumenten zur Verfügung, um auf die einzelnen Mobilitätsformen einzuwirken und eine Steigerung der Nachhaltigkeit zu erzielen. Wichtig ist dabei, die Instrumente nicht als isolierte Werkzeuge zu betrachten, sondern insbesondere ihr Potential im Zusammenspiel zu heben. Die von uns identifizierten Hauptinstrumente sind:1 Informations- Elektrifizierung des Antriebsstrangs /Kommunikations- technologien Intermodale Mobilitätsansätze Verkehrsplanung Sozial integrative Ansätze Wirtschaftsförderung und -koordination Stadt- und Regionalplanung Im Folgenden wird auf jedes dieser Instrumente kurz eingegangen. Dabei sind die Instrumente nach ihrem Zeithorizont geordnet, beginnend mit eher kurzfristig orientierten Ansätzen. 3.1 Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) Die IKT ist ein Bereich, der das Gesicht der Mobilität in Zukunft stark beeinflussen wird. Der positive Aspekt dabei ist, dass sich verschiedenste Formen der Mobilität via IKT beeinflussen und vernetzen lassen für umfassende Intermodalität. Im Bereich IKT spielen Anwendungen von der punktgenauen Stromabrechnung für Elektromobilität über die Verwendung von intermodalen Mobilitätstickets über Smartphones bis hin zum komplexen Mobilitäts- und Verkehrsmanagement in Ballungszentren eine wichtige Rolle. In einer nicht allzu fernen Zukunft wird IKT dafür sorgen, dass Fahrzeuge miteinander kommunizieren, wodurch sich ein vollkommen neues Feld für die Mobilität der Zukunft ergibt. Hervorzuheben sind auch Ansätze, die auf existierende Geräte und Strukturen aufsetzen, wie z.B. ein regionales Verkehrsmanagement unter Miteinbeziehung mobiler Smartphone-Besitzer. Tabelle 3: Einsatz von IKT auf einen Blick Zeithorizont Kurzfristig Aktionsfeld MIV Wirtschaftsverkeh Umweltverbund Sozial: r Nachhaltigkeit Wirtschaftlich: Ökologisch: 3.2 Intermodale Mobilitätsansätze Es vollzieht sich langsam ein Wandel in der Einstellung der Bevölkerung zu Mobilität. Nicht mehr jeder möchte heute ein Auto besitzen, sondern es geht verstärkt um die Nutzung. Damit rückt Mobilität als Ganzes in den Fokus. Die Frage, wie Person X am schnellsten und einfachsten von Punkt A nach Punkt B gelangt, wird immer häufiger über verschiedene Verkehrsträger hinweg 1 Die Liste der Instrumente basiert auf Auswertung und Clusterung von über 70 Einzelmaßnahmen im Bereich der nachhaltigen Mobilität durch das Fraunhofer IAO. 13
entschieden. Der Bereich der Intermodalität wird dadurch zu einer Spielwiese für neuartige Mobilitätsansätze über alle Verkehrsträger hinweg. Maßnahmen in diesem Bereich reichen vom traditionellen Car-Sharing über Park+Ride Angebote bis hin zum Angebot von Null-Emissions-Mobilitätstickets, die eine flächendeckende individuelle Mobilität unter Verwendung von Bahn, Rad und Elektro-Auto garantieren. Chancen tun sich hier vor allem bei der Kooperation zwischen verschiedenen Akteuren sowie im Zusammenspiel mit den IKT auf. Tabelle 4: Intermodale Mobilitätsansätze auf einen Blick Zeithorizont Kurz- / mittelfristig Aktionsfeld MIV Wirtschaftsverkeh Umweltverbund Sozial: r Nachhaltigkeit Wirtschaftlich: Ökologisch: 3.3 Elektrifizierung des Antriebsstrangs Ein vielversprechender Ansatz, um die lokalen Emissionen des Verkehrs (Luft, Lärm) zu bekämpfen, steckt in der Elektromobilität. Dieser Bereich wird derzeit von der Bundesregierung massiv gefördert und birgt ein hohes Momentum, was die Vergabe von Fördergeldern und Projekten angeht. Im Sinne der Nachhaltigkeit macht Elektromobilität vor allem dann Sinn, wenn Mobilität mit ökologisch erzeugtem Strom ermöglicht wird. Hier stellen sich vor allem Fragen der Energieerzeugung sowie der Kooperation zwischen Automobilherstellern und Energielieferanten. Des Weiteren spielen Fragen der Infrastrukturentwicklung – im speziellen der Ladeinfrastruktur – eine herausgehobene Rolle. Querverbindungen zum nachhaltigen Bauen (Stichwort: „Plusenergiehaus + Elektromobilität‚) existieren. Neben den positiven Auswirkungen auf den verkehrsbedingten Emissionsausstoß birgt die Elektromobilität ein hohes Potential für die regionale Wirtschaft. Neben den hier angesiedelten OEM können verstärkt auch KMU als Zulieferer oder als Bereitsteller innovativer E-Mobility Services diesen Bereich für individuelle Geschäftsmodelle entdecken. Tabelle 5: Elektrifizierung des Antriebsstrangs auf einen Blick Zeithorizont Mittelfristig Aktionsfeld MIV Wirtschaftsverkeh Umweltverbund Sozial: r Nachhaltigkeit Wirtschaftlich: Ökologisch: 3.4 Sozial integrative Ansätze Die bereits aufgeführten Instrumente können durch ein Bündel an Maßnahmen ergänzt werden, das sich positiv auf die soziale Ausgewogenheit des Mobilitätssystems auswirkt. Hier finden sich eher politisch motivierte Programme wieder, die speziell auf die Bedürfnisse benachteiligter Gesellschaftsschichten eingehen. Viele der anderen Instrumente haben keinen direkten Bezug zur Förderung von sozial benachteiligten Bevölkerungsteilen – der Zwang zur Wirtschaftlichkeit kann verhindern, dass Instrumente für nachhaltige Mobilität eine sozial ausgleichende Wirkung entfalten. Aus diesem Grund ist die geringere Zahlungsfähigkeit benachteiligter Gesellschaftsschichten zu berücksichtigen und sind Maßnahmen auf Möglichkeiten der preislichen Abstufung zu überprüfen. 14
Ein wichtiger Hebel zur Integration unterschiedlicher Gesellschaftsschichten – und damit zur Sicherung des sozialen Zusammenhalts in der Region Stuttgart – liegt im politischen Wille, effiziente und umweltfreundliche Mobilität für jedermann zugänglich zu machen. Tabelle 6:Sozial integrative Ansätze auf einen Blick Zeithorizont Mittelfristig Aktionsfeld MIV Umweltverbund Sozial: Nachhaltigkeit Wirtschaftlich: Ökologisch: 3.5 Wirtschaftsförderung und -koordination Im Mobilitätssektor der Region Stuttgart kommen viele Akteure zusammen, die gemeinsam einen großen Einfluss auf die Mobilitätsstruktur haben. Zu nennen sind hier zum einen Unternehmen und Akteure, die einen direkten Einfluss auf das Mobilitätssystem haben (VVS, SSB, WRS, IHK, Verkehrsministerium und kommunale Initiativen), zum anderen aber auch Akteure, deren substantieller Einfluss auf das Mobilitätssystem erst durch die Anzahl ihrer einzelnen Einflussfaktoren sichtbar wird (Unternehmen mit Berufspendlern, Logistik- unternehmen, Energielieferanten, Messen, etc.). In den meisten Fällen agieren diese Akteure autonom und sprechen ihre Handlungen im Bereich der Mobilität nicht ab. Eine Koordination von Aktionen durch die Förderung von Dialog sowie das Setzen von Anreizen für ein bestimmtes Mobilitätsverhalten können deshalb eine große Hebelwirkung entfalten. Mit der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) existiert zudem ein Partner, der für eine Vernetzung der Akteure in Programmen sorgt und Koordinationsaufgaben übernehmen kann. Maßnahmen in diesem Bereich könnten z.B. sein: Die Förderung von Dienst-Fahrrädern und Dienst-Pedelecs, die Förderung der regionalen Vermarktung von Lebensmitteln, die Erhöhung des Anteils der Erneuerbaren Energien im Umweltverbund, ein Zusammenschluss von Akteuren für nachhaltigen Tourismus in der Region, etc. Tabelle 7: Wirtschaftsförderung und –Koordination auf einen Blick Zeithorizont Mittel- / langfristig Aktionsfeld MIV Wirtschaftsverkeh Umweltverbund Sozial: r Nachhaltigkeit Wirtschaftlich: Ökologisch: 3.6 Verkehrsplanung Das klassische Verkehrsmanagement wird derzeit durch Verkehrsleitzentralen in Städten und Land geleistet. Eine langfristige Verkehrsplanung findet sich im Regionalverkehrsplan wieder. Beide Komponenten der Verkehrsplanung sind von herausragender Bedeutung was die Reduktion von Emissionen, die Wirtschaftlichkeit der Mobilität, aber auch die Sozialverträglichkeit des Verkehrs angeht. Eine Optimierung beider Systeme im Sinne der Nachhaltigkeit ließe sich durch die Entwicklung eines strategischen Verkehrs- und Mobilitätsmanagements erzielen, das mittel- und langfristig orientiert ist und sowohl auf regionaler, wie auch auf betrieblicher und zielgruppenspezifischer Ebene ansetzt. Konkrete Maßnahmen in diesem Bereich reichen von IT-gestützten flexiblen Verkehrsleitstrategien, über Informations- und Steuerungssysteme für MIV und ÖPNV bis hin zu 15
stadtplanerischen Tätigkeiten (Stichwort: City Maut). Denkbar wären auch Kooperationen mit Unternehmen und öffentlichen Körperschaften für betriebliches Mobilitätsmanagement. Tabelle 8: Verkehrsplanung auf einen Blick Zeithorizont Mittel- / langfristig Aktionsfeld MIV Wirtschaftsverkeh Umweltverbund Sozial: r Nachhaltigkeit Wirtschaftlich: Ökologisch: 3.7 Stadt- und Regionalplanung Unsere Mobilitätsstrukturen werden zu einem großen Teil durch die Strukturen unserer Städte und Regionen bestimmt. Langfristig kann deshalb die Berücksichtigung von Mobilitätsfaktoren bei einer nachhaltigen Stadt- und Regionalplanung den größten Hebel überhaupt für eine nachhaltige Mobilität entwickeln. Wie bereits gesehen stellt der Verkehr für Freizeit und Einkauf den größten Anteil am Verkehrsaufkommen dar. Schafft man es, durch Kleinraumplanung und kluge Stadtentwicklung den kollektiven Bedarf an Einkaufs- und Freizeitverkehr zu senken, kann langfristig Verkehr reduziert und damit Mobilität nachhaltiger gestaltet werden. Herauszuheben ist hier, dass Stadt- und Regionalplanung sich nicht nur auf Siedlungsraum bezieht, sondern dass auch eine entsprechende Planung des Gewerberaums eine signifikante Wirkung hin zu einer nachhaltigen Mobilität haben kann. Tabelle 9: Stadt- und Regionalplanung auf einen Blick Zeithorizont Eher langfristig Aktionsfeld MIV Wirtschaftsverkeh Umweltverbund Sozial: r Nachhaltigkeit Wirtschaftlich: Ökologisch: 16
4 Aktuelle Programme für nachhaltige Mobilität 4.1 Übersicht über die heutigen Programme In der Region Stuttgart existieren viele Projekte, die direkt oder indirekt auf eine nachhaltige Mobilität hin arbeiten und dabei eine große Bandbreite an Instrumenten verwenden. Projekte reichen von der Elektrifizierung kommunaler Fuhrparks (Ludwigsburg) bis hin zu städtebaulichen Gesamtkonzepten (z.B. in Göppingen). Aus Platzgründen wird hier nur auf die wichtigsten Programme und Projekte eingegangen: 4.1.1 Modellregion Elektromobilität Stuttgart Die Region Stuttgart ist eine von 8 Modellregionen für Elektromobilität, die vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) mit insgesamt 130 Mio. Euro gefördert werden. Die unter dem Dach der Modellregion Elektromobilität Stuttgart zusammengefassten Projekte stellen einen der wichtigsten Pfeiler beim Aufbruch der Region Stuttgart in ein Zeitalter nachhaltiger Mobilität dar. Um das zentrale Thema – den Umstieg vom Verbrennungsmotor auf einen elektrifizierten Antriebsstrang – gruppieren sich verschiedene Projekte, die unterschiedliche Aspekte der Elektromobilität untersuchen. Hier finden sich prominente Ansätze wie die Elektronauten von EnBW oder die Erprobung von fünfzig E-Vitos von Daimler im städtischen Lieferverkehr. Es tauchen hier aber auch weiterreichende Ansätze auf, um die Elektromobilität in ihrer Einbettung in größere Strukturen zu erproben (z.B. Elektrifizierung kommunaler Fuhrparkflotten der Stadt Ludwigsburg). Auch das Flugfeld Böblingen / Sindelfingen lotet Potenziale der Elektromobilität im städtebaulichen Zusammenhang aus und „Call-a-Bike Stuttgart‚ erprobt die Verwendung von Pedelecs im öffentlichen Fahrrad-Verleihsystem. 4.1.2 CARS - Clusterinitiative Automotive der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart CARS trägt dazu bei, die Region Stuttgart als weltweit bedeutenden Standort des Fahrzeugbaus zu stärken sowie die Region als Standort von Anbietern neuer Technologien und Dienstleistungen rund um das Thema Mobilität voran zu treiben. Neben dem Netzwerk- management gehört die zielgruppenspezifische Bereitstellung von Informationen zu den Aufgaben der Clusterinitiative. Mehr als 300 Unternehmen und Institutionen haben sich in den letzten Jahren aktiv beteiligt. CARS kooperiert mit den führenden Clusterinitiativen der europäischen Automobilregionen im Rahmen des European Automotive Strategy Network (EASN). 4.1.3 Nachhaltig Mobile Region Stuttgart (NaMoReg Stuttgart) Das Land Baden-Württemberg hat am 4. Februar 2011 in der Region Stuttgart die Modellregion für eine Nachhaltige Mobilität initiiert. Als langfristiges Ziel wird gemeinsam mit den Beteiligten aus den Kommunen, der Region, der Wirtschaft, der Wissenschaft, der Verbände und den Bürgerinnen und Bürgern ein Leitbild entwickelt, das als Grundlage für Projekte wie zum Beispiel die Erprobung neuer Geschäftsmodelle, elektromobiler Stadtquartiere, einer „Eco-City‚ oder einer „Smart City‚ und als Modell für andere Regionen dienen kann. Darüber hinaus werden in einem „Marktplatz Umweltfreundliche Mobilitätssysteme‚ Projekte, die wichtige Fragen zukünftiger Mobilität thematisieren, zusammengefasst. 17
4.1.4 Landesinitiative Elektromobilität in Baden-Württemberg Die Landesregierung Baden-Württemberg hat Ende 2009 zusätzlich zu den bereits bestehenden zahlreichen Maßnahmen im Bereich der Elektromobilität eine Landesinitiative gestartet, um die Entwicklungen alternativer Antriebskonzepte wie die Erforschung und Einführung von Hybrid- und Elektrofahrzeugen in Baden-Württemberg weiter voranzutreiben. Ein zentraler Punkt der Landesinitiative war der Aufbau einer Landesagentur Elektromobilität, die heute als e-Mobil BW alle wichtigen Akteure und Förderaktivitäten verzahnt und insbesondere auch kleine und mittelständische Zulieferbetriebe noch stärker in den Innovationsprozess Elektromobilität einbindet. Die Landesagentur nimmt die Funktion eines „Daches‚ für Elektromobilität und Brennstoffzellen- und Wasserstofftechnik in Baden-Württemberg wahr. Sie dient insbesondere als landesweite Koordinierungsstelle zum Wissenstransfer, zum Aufzeigen von Innovationspotenzialen, zur Initiierung von Kooperationen über Branchen und Technologiegrenzen hinweg, zur noch besseren Positionierung Baden-Württembergs als Forschungs- und Wirtschaftsstandort auf dem Gebiet der Elektromobilität einschließlich des Standortmarketings, zur Öffentlichkeitsarbeit und zur Imagepflege. Aktuell ist eine interministerielle „Task Force Elektromobilität‚ der Landesregierung beauftragt, ein Konzept für eine Landesinitiative Elektromobilität II zu erarbeiten. 4.1.5 Nationale Programme Neben den genannten, existieren weitere Programme, die in Zukunft Einfluss auf ein System der nachhaltigen Mobilität haben werden. Hier sind vor allem zu nennen: Schaufensterprogramm der Bundesregierung: Drei bis fünf nationale Schaufenster mit einer Anzahl von Elektrofahrzeugen im fünfstelligen Bereich, sollen die Modellregionen Elektromobilität ablösen. Die Region Stuttgart hat sich als eine Schaufensterregion beworben und kann hiervon einen massiven Impuls beim Verfolgen ihrer Nachhaltigkeitsstrategie im Mobilitätsbereich erwarten. Eine Entscheidung über die Teilnehmer am Schaufensterprogramm wird allerdings nicht vor Mitte 2012 fallen. Spitzencluster-Wettbewerb des BMBF Ziel des Spitzencluster-Wettbewerbs ist es, die leistungsfähigsten Cluster auf dem Weg in die internationale Spitzengruppe zu unterstützen. Durch die Unterstützung der strategischen Weiterentwicklung exzellenter Cluster soll die Umsetzung regionaler Innovationspotentiale in dauerhafte Wertschöpfung befördert werden. Dadurch sollen Wachstum und Arbeitsplätze gesichert bzw. geschaffen und der Innovationsstandort Deutschland attraktiver gemacht werden. Für die dritte Runde des Spitzelcluster Wettbewerbs hat das BMBF den Wettbewerbsbeitrag der e-mobil BW (Elektromobilität Süd-West - "road to global market") unter die elf Finalisten gewählt. Eine Entscheidung über die Förderung fällt im Januar 2012. Leuchtturmprojekte der Bundesregierung Ab Ende 2011 möchte die Bundesregierung mit der Einrichtung von Leuchtturm- Vorhaben die Innovation im Bereich der für die Elektromobilität wichtigen Technologien fördern und Innovationsprozesse branchenübergreifend öffnen. Auch hiervon kann die Region Stuttgart profitieren und wichtige Zukunftsimpulse für die hier verankerte Industrie im Automobilbereich erhalten. 18
Abbildung 7: Übersicht über heutige Programme und Projekte Eine detaillierte grafische Übersicht der existierenden Programme und Projekte befindet sich im Anhang (6.2) 19
5 Fahrplan für nachhaltige Mobilität 5.1 Impulse für den regionalen Ausbau nachhaltiger Mobilität Für die Förderung und den Ausbau nachhaltiger Mobilität in der Region Stuttgart werden auf Basis der vorgestellten Aktionsfelder und Instrumente drei Projektschwerpunkte mit unterschiedlicher Ausrichtung vorgeschlagen: 1. Aktionsfeld I: MIV zielt darauf ab, den MIV zu kanalisieren, wo möglich zu reduzieren und gleichzeitig die Luft- und Lärmbelastung durch den MIV zu minimieren. 2. Aktionsfeld II - III: Umweltverbund (ÖPNV und Rad-/Fußverkehr) wirkt hierbei unterstützend, indem Verkehr auf den Umweltverbund verlagert wird. Ziel ist es, den Modalsplit positiv zu Gunsten von ÖPNV, Rad- und Fußverkehr zu beeinflussen und nahtlose Intermodalität zu fördern. 3. Aktionsfeld IV + V: Wirtschaftsverkehr (Güterverkehr und Lieferverkehr) widmet sich der speziellen Form des Wirtschaftsverkehrs, um bei dieser stark strukturierten, aber dennoch heterogenen Verkehrsform speziell geeignete Instrumente zur Steigerung der Nachhaltigkeit anzuwenden. Jedes Projektcluster zielt dabei darauf ab, die Nachhaltigkeit einer spezifischen Mobilitätsform zu steigern und besteht aus aufeinander abgestimmten Maßnahmen in verschiedenen Handlungs- feldern. Durch die Fokussierung auf drei Projektcluster wird nachhaltige Mobilität ganzheitlich in der Region gefördert: Projektbeispiele Projektbeispiele Projektbeispiele Aktionsfeld I Aktionsfeld II + III Aktionsfeld IV + V •E-Fahrzeuge in •Zero Emission Mobility •Elektrifizierung von Flotten/Fuhrparks Ticket Kommunalfahrzeugen, •E-Mobilitätsangebote durch Lieferfahrzeugen, etc. •Ausbau von Radwegen Stadtwerke •City Logistik mit E-Mobility •E-Mobility Infrastruktur •Kleinraumplanung: •Optimierte Quartierskonzepte (Ladesäulen) Diversifikation und für kleinräumliche Versorgung •"Null Emissions-Zone" in den Verdichtung urbaner von kommunalen Zentren Räume - Stadt der kurzen Stadtquartieren/Kommunen •City Maut Wege. •Mobilitätsmanagement: E- •Verkehrsleitzentrale: •Shared Spaces Mobiler Lieferverkehr könnte Verkehrsmanagement z.B. Busspuren nutzen •Erhöhung des Anteils •Umweltplaketten (Evtl. erneuerbarer Energien im •Elektroflotten als Dienstwagen Blaue Plakette für E-Autos) ÖPNV •Förderung regionaler Vermarktung (regionaler •... •Jobtickets von Seiten der Produkte), dadurch Arbeitgeber Vermeidung längerer • Mobilitätsticket als App Transportwege auf das Smartphone •... •... Abbildung 8: Projektcluster für Nachhaltige Mobilität (Quelle: Fraunhofer IAO) 20
Die Projektschwerpunkte stehen dabei nicht einzeln für sich, sondern sind in ein umfassendes Programm für Nachhaltige Mobilität eingebettet, das beteiligte Akteure vernetzt, ein Leitbild zur nachhaltigen Mobilität entwickelt und einen langfristigen Wandel im Mobilitätssektor mit flankierenden Maßnahmen wie Evaluationen, Workshops und breiter Beteiligung der Öffentlichkeit voran treibt. Deshalb ist es wichtig, den Ausbau nachhaltiger Mobilität mit folgenden strategischen Maßnahmen zu flankieren: Gemeinsames Leitbild der Region: Die Entwicklung eines Leitbildes, einer gemeinsamen Vision für eine nachhaltige Mobilität in der Region Stuttgart wird als imperativ für den Erfolg eines regionalen Förderprogramms gesehen (Siehe Kap.1.4). Diese Vision sollte gemeinsam von den wichtigsten Akteuren aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Forschung in der Region Stuttgart erarbeitet werden, um durch ein tragfähiges Leitbild Kohärenz auf allen Aktionsebenen herzustellen. Beteiligung und Partizipation: Ohne die Beteiligung der Bürger der Region Stuttgart sowie wichtiger Verbände und NGO’s bleiben Projekte für eine Modellregion für nachhaltige Mobilität auf der abstrakten Ebene. Eine erfolgreiche Übertragung nachhaltiger Mobilitäts-formen in den Alltag ist jedoch die Voraussetzung für einen funktionierenden langfristigen Wandel im Mobilitätssektor. Es ist deshalb anzustreben, dass mittels eines guten Informationsflusses sowie direkter Beteiligung von interessierten Bürgern, Verbänden und NGO’s bei Planung und Durchführung der Einzelmaßnahmen, das Thema „Nachhaltige Mobilität‚ in der Bevölkerung verankert wird. Vernetzung und Kooperation: Die projektübergreifende Vernetzung der Akteure ist ein wichtiges Instrument, um einerseits Transparenz und Sichtbarkeit innerhalb der Modellregion herzustellen, andererseits aber auch, um regionale Akteure – und damit die regionale Industrie – zu stärken. Projekte und Einzelmaßnahmen in einer Modellregion nachhaltige Mobilität sollten deshalb von gemeinsamen Treffen, Workshops und Konferenzen aller involvierten Akteure begleitet werden. Monitoring und Evaluation: Ein regionales Förderprogramm für eine Modellregion nachhaltige Mobilität kann nicht nur auf bewährte Projekte zurückgreifen, sondern wird auch Neues ausprobieren. Hierbei sind Erfolge und Konsequenzen oftmals ungewiss. Umso wichtiger ist es, Einzelmaßnahmen und Programme mittels einer gut koordinierten Forschung zu begleiten und regelmäßig zu evaluieren. Der interne Wissenstransfer von „Best Practices‚ ist dabei ebenso wichtig wie adaptive Lernstrategien, die Modifikation und Selektion von Projekten und Maßnahmen zulassen. 5.2 Beispielmaßnahmen und zeitliche Einordnung Maßnahmen in den drei Projektschwerpunkten lassen sich zeitlich aufeinander abstimmen. Folgende Auflistung ist beispielhaft und zeigt lediglich einige Möglichkeiten für Herangehensweisen auf einer Zeitschiene mit kurz-, mittel- und langfristigen Zielsetzungen: 21
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