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Fallbeispiele und Informationen für die pharmazeutische Praxis DAS WISSEN VON EXPERTEN FÜR SICHERE ARZNEIMITTELDATEN
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Inhaltsverzeichnis Fallbeispiele und Informationen 1 Fallbeispiele aus der Praxis.................................................................................................................... 4 1.1 Fallbeispiel 1: Ein Besuch beim Dermatologen........................................................................ 4 1.2 Fallbeispiel 2: Leinen los für die Kreuzfahrt................................................................................ 4 1.3 Fallbeispiel 3: Ein Schnäpschen vor dem Einschlafen............................................................. 5 1.4 Fallbeispiel 4: Ich verordne kostensparend.............................................................................. 6 1.5 Fallbeispiel 5: Die Flugbegleiterin und ihre Reiseapotheke.................................................... 7 1.6 Fallbeispiel 6: Mein Saft schmeckt aber komisch.................................................................... 8 1.7 Fallbeispiel 7: Zum Glück gibt es den Risikocheck................................................................... 9 1.8 Fallbeispiel 8: Diese Kapseln kann ich nicht schlucken......................................................... 10 1.9 Fallbeispiel 9: Prima Augentropfen aus Spanien.................................................................... 10 1.10 Fallbeispiel 10: Tipp der YouTuberin......................................................................................... 11 1.11 Fallbeispiel 11: Selbstmedikation mit Hindernissen................................................................. 12 1.12 Fallbeispiel 12: Das gelöschte Arzneimittel............................................................................. 13 1.13 Fallbeispiel 13: Personalwechsel mit Folgen........................................................................... 13 1.14 Fallbeispiel 14: „Blaue Hand“ sagt mir gar nichts.................................................................. 14 1.15 Fallbeispiel 15: Risikocheck klappt auch bei Laufkundschaft.............................................. 14 2 Mögliche Lösungswege...................................................................................................................... 15 2.1 Fallbeispiel 1: Ein Besuch beim Dermatologen...................................................................... 15 2.2 Fallbeispiel 2: Leinen los für die Kreuzfahrt.............................................................................. 20 2.3 Fallbeispiel 3: Ein Schnäpschen vor dem Einschlafen........................................................... 21 2.4 Fallbeispiel 4: Ich verordne kostensparend............................................................................ 24 2.5 Fallbeispiel 5: Die Flugbegleiterin und ihre Reiseapotheke.................................................. 25 2.6 Fallbeispiel 6: Mein Saft schmeckt aber komisch.................................................................. 29 2.7 Fallbeispiel 7: Zum Glück gibt es den Risikocheck................................................................. 29 2.8 Fallbeispiel 8: Diese Kapseln kann ich nicht schlucken......................................................... 36 2.9 Fallbeispiel 9: Prima Augentropfen aus Spanien.................................................................... 37 2.10 Fallbeispiel 10: Tipp der YouTuberin......................................................................................... 38 2.11 Fallbeispiel 11 Selbstmedikation mit Hindernissen.................................................................. 39 2.12 Fallbeispiel 12: Das gelöschte Arzneimittel............................................................................. 43 2.13 Fallbeispiel 13: Personalwechsel mit Folgen........................................................................... 44 2.14 Fallbeispiel 14: „Blaue Hand“ sagt mir gar nichts.................................................................. 44 2.15 Fallbeispiel 15: Risikocheck klappt auch bei Laufkundschaft.............................................. 45 Datenstand: 15. August 2019 © ABDATA Pharma-Daten-Service 3
1 Fallbeispiele aus der Praxis 1 Fallbeispiele aus der Praxis 1.1 Fallbeispiel 1: Ein Besuch beim Dermatologen Kemal Köpek (*27.02.1938) lebt seit über 50 Jahren in Deutschland. Er schätzt die Beratung in Ihrer Apotheke und ist von Ihrem Medikations-Check-Angebot begeistert. Als gläubigem Muslim ist es ihm wichtig, im Hinblick auf Wirk- und Hilfsstoffe in Arzneimitteln Sicherheit zu haben. Er möchte bei der Rezeptbelieferung oder nach Beratung keinesfalls Artikel mit Alkohol oder „irgendetwas vom Schwein“ erhalten, da diese „haram“ und somit für ihn verboten sind. Als Dauermedikation gegen seine Hypercholesterinämie erhält er: Atoris 40 mg Filmtabletten 100 Stück N3 *09633793* PZN 09633793 Zur Behandlung einer besonders hartnäckigen Fußpilzinfektion legt er heute die Verordnung eines Dermatologen vor: Sempera Hartkapseln 30 Stück N3 *03853714* PZN 03853714 Da ihm der Dermatologe Lygal Kopfsalbe für die schuppende Kopfhaut empfohlen hat, verlangt er zusätzlich: 50 g Lygal Kopfsalbe N *04758774* PZN 04758774 oo Was gilt es zu beachten? oo Welche Empfehlungen geben Sie Herrn Köpek? 1.2 Fallbeispiel 2: Leinen los für die Kreuzfahrt Eine Ihnen nicht bekannte Kundin berichtet, dass es in wenigen Tagen für sie und ihren Sohn Hannes auf große Fahrt geht. Ab Abu Dhabi will die Familie auf einer Kreuzfahrt den Orient erkunden. Da sie unsicher ist, wie seetauglich Hannes ist, möchte sie vorsorglich ein homöopathisches Mittel empfohlen bekommen. Die Kundin teilt Ihnen mit, dass Hannes vier Jahre alt ist und am 23.04.2015 geboren wurde. Nachdem Sie in der ABDA-Datenbank ein passendes Präparat ermittelt haben, fragt die Kundin, ob dieses Präparat auch für Erwachsene geeignet sei und wie sie es für sich bzw. Hannes dosieren muss. Der Sicherheit halber erwähnt die Kundin, dass sie mehrfach auf Weizenkeime allergisch reagiert hat. oo Wie finden Sie schnell und einfach passende Homöopathika? 4 © ABDATA Pharma-Daten-Service
1 Fallbeispiele aus der Praxis 1.3 Fallbeispiel 3: Ein Schnäpschen vor dem Einschlafen Ihr Stammkunde Walter Wurm (*08.03.1962) ist im ganzen Ort für die Herstellung von edlen Obst- bränden bekannt. Nachdem Sie ihn ausführlich über Ihr Risikocheck-Angebot informiert haben, hat Herr Wurm Ihnen letzte Woche den ausgefüllten Antrag mit integriertem Fragebogen für eine Kundenkarte übergeben. Aus dem Fragebogen geht hervor, dass Herr Wurm eine Knoblauch-Allergie hat und unter Heuschnupfen leidet. Diese Informationen sind inzwischen in Ihrer Kundendatenbank berücksichtigt. Gegen seine vorübergehenden Schlafstörungen verordnete ihm der Hausarzt: Bikalm Filmtabletten 20 Stück N2 *04257351* PZN 04257351 Herr Wurm möchte wissen, ob er trotz der Medikation weiterhin sein „Einschlaf-Schnäpschen“ vor dem Zubettgehen trinken kann. Zusätzlich verlangt er: 20 Vitamin B Duo Filmtabletten *07233658* PZN 07233658 und 100 Heuschnupfenmittel DHU Tabletten *08436903* PZN 08436903 oo Wie beraten Sie Herrn Wurm? © ABDATA Pharma-Daten-Service 5
1 Fallbeispiele aus der Praxis 1.4 Fallbeispiel 4: Ich verordne kostensparend Dr. Fuchs steht auf dem Standpunkt, dass es sein gutes Recht ist, die Teilung von Tabletten aus wirtschaftlichen Gründen zu verordnen. Er möchte im Interesse der Allgemeinheit die Arzneimittel- kosten senken, denn schließlich wisse jeder, dass sich die Hersteller kleinere Wirkstoffmengen dosisproportional teurer bezahlen ließen. Deshalb verordnet er konsequent Präparate in höherer Dosierung mit der Aufforderung, diese zu teilen. Susanne Sperling (*26.08.1969) ist bei der AOK Bayern (IK 10 8416009) versichert. Auf ihrem Rezept steht anstelle eines 100 mg-Präparates ein 200 mg-Präparat mit dem Hinweis, die Tabletten zu teilen: Lamotrigin Aurobindo 200 mg Tabletten 200 Stück N3 *07713358* PZN 07713358 Die Tabletten weisen eine Kerbe auf, aber zur Sicherheit prüfen Sie in der ABDA-Datenbank, ob das Präparat wirklich dosisgleich teilbar ist. oo Wo finden Sie die gewünschten Informationen? oo Gibt es ein rabattbegünstigtes Präparat, das dosisgleich teilbar ist und zur Rezeptbelieferung in Frage kommt? 6 © ABDATA Pharma-Daten-Service
1 Fallbeispiele aus der Praxis 1.5 Fallbeispiel 5: Die Flugbegleiterin und ihre Reiseapotheke Leonie Löwe (*27.06.1995), eine attraktive Flugbegleiterin, kommt seit über drei Jahren in Ihre Apotheke. Sie wissen, dass Frau Löwe Kontaktlinsen trägt, Lactose-intolerant ist, bei ihr eine Talkum- Allergie diagnostiziert wurde und sie unter der sogenannten „Stewardessenkrankheit“ (periorale Dermatitis) leidet. Diese Informationen sind in Ihrer Kundendatenbank mit dem Einverständnis der Kundin erfasst. Heute hat sie zahlreiche Wünsche zur Ergänzung ihrer Reiseapotheke. Um vor Ort besser einschlafen zu können, verlangt Frau Löwe: 30 Baldriparan Stark für die Nacht Überzogene Tabletten *00499175* PZN 00499175 Da sie gegen Durchfall gewappnet sein will, möchte sie zusätzlich: 10 Loperamid AL akut Hartkapseln *08910316* PZN 08910316 In dem Urlaubsgebiet herrscht Zeckenalarm, deshalb fragt Frau Löwe auch nach: 100 ml Zecken Perysan Spray *03136728* PZN 03136728 Zur Behandlung von entzündeten Insektenstichen fällt ihre Wahl auf: 20 g Soventol Hydrocortisonacetat 0,25% Creme *10714373* PZN 10714373 Auf Empfehlung einer Kollegin möchte Frau Löwe ihre zur Trockenheit neigenden Augen behandeln mit: 10 ml Sicca-Stulln Augentropfen *04765426* PZN 04765426 oo Was ist abzuklären und wie beraten Sie Frau Löwe? © ABDATA Pharma-Daten-Service 7
1 Fallbeispiele aus der Praxis 1.6 Fallbeispiel 6: Mein Saft schmeckt aber komisch Familie Bussard ist in Ihrer Apotheke bekannt. Der 6-jährige Ben leidet unter juveniler rheumatoider Arthritis. Heute kommt Bens Mutter in Ihre Apotheke, um den Saft, den sie gestern für Ben geholt hat, zu reklamieren: Naproxen Infectopharm 50 mg/ml Suspension zum Einnehmen 100 ml N3 *12482228* PZN 12482228 Ben hätte sofort nach der ersten Gabe behauptet, dass der Saft „komisch“ schmecke. Verunsichert fragt Frau Bussard, ob der Saft vielleicht verdorben sei oder sich irgendwas geändert hat. oo Wo finden Sie entsprechende Informationen, mit denen Sie Bens Mutter beruhigen können? 8 © ABDATA Pharma-Daten-Service
1 Fallbeispiele aus der Praxis 1.7 Fallbeispiel 7: Zum Glück gibt es den Risikocheck Ihre Stammkundin Daniela Dachs (*10.07.1959) kommt regelmäßig in Ihre Apotheke und ist mit ihren Daten in der Kundendatenbank registriert. Nach einer Gallenoperation vor 10 Jahren haben Sie das Patientenmerkmal „Cholezystektomie (Zustand nach)“ hinterlegt. Die Patientin hat Bluthochdruck und lässt die selbstgemessenen Werte zusätzlich regelmäßig in Ihrer Apotheke überprüfen. Außerdem ist sie Typ 1-Diabetikerin. Zu ihrer Dauermedikation zählen: Fiasp 100 Einheiten/ml Inj.-Lsg. i. e. Patrone Zylinderampullen 10x3 ml N2 *12595197* PZN 12595197 und Lantus 100 E/ml Injektionslösung i. e. Patrone Zylinderampullen 10x3 ml N2 *05387788* PZN 05387788 sowie Lisinopril-Q 10 mg Tabletten 100 Stück N3 *04182357* PZN 04182357 Gegen ihren Reizhusten verschrieb der Hausarzt heute: Paracodin N Tropfen Tropfen zum Einnehmen 15 g N1 *05357020* PZN 05357020 Zur Behandlung ihres Bluthochdrucks wurde Frau Dachs ein zusätzliches Präparat heute erstmalig verordnet: Rasilez 150 mg Filmtabletten 28 Stück N1 *04045672* PZN 04045672 oo Welche Maßnahmen kommen in Frage? © ABDATA Pharma-Daten-Service 9
1 Fallbeispiele aus der Praxis 1.8 Fallbeispiel 8: Diese Kapseln kann ich nicht schlucken Gabriele Gans ist eine 84-jährige Bewohnerin eines Altenheims, die seit vielen Jahren an Diabetes mellitus Typ 2 erkrankt ist. Da sie zunehmend unter neuropathischen Schmerzen leidet, hat ihre Neurologin folgendes Präparat verordnet: Duloxetin beta 60 mg magensaftresistente Hartkapseln 28 Stück N2 *11096546* PZN 11096546 Sie wissen, dass Frau Gans nur schwer schlucken kann. Schon öfters haben Sie für die Patientin recherchiert, ob Tabletten teilbar sind, damit sie sich leichter einnehmen lassen. Auch diese Kapseln sind definitiv zu groß, als dass Frau Gans sie schlucken könnte. oo Wie ermitteln Sie, ob die Kapsel geöffnet werden darf bzw. – falls nicht – ob es geeignete Alternativen gibt? 1.9 Fallbeispiel 9: Prima Augentropfen aus Spanien Eine Kundin betritt mit roten geschwollenen Augen die Apotheke. Sie habe letztes Jahr in ihrem Sommerurlaub in Andalusien zum ersten Mal eine Allergie entwickelt. Sie hatte gedacht, dass es mit der dortigen Vegetation zu tun hatte und sie zurück in Deutschland wieder Ruhe haben werde. Nun habe sie aber doch allergische Symptome. Sie legt ein Fläschchen auf den HV-Tisch mit der Aufschrift „Naaxia 4,9%“. Diese Augentropfen hätten ihr in Spanien sehr gut geholfen, so dass sie sie gerne noch einmal kaufen möchte. oo Gibt es vergleichbare Arzneimittel in Deutschland? oo Welche Alternativen können Sie anbieten? 10 © ABDATA Pharma-Daten-Service
1 Fallbeispiele aus der Praxis 1.10 Fallbeispiel 10: Tipp der YouTuberin Mary-Jane Möwe (*25.12.1989) kommt regelmäßig in Ihre Apotheke, um ihre Schilddrüsenmedikation zu holen: L Thyroxin 100 Henning Tabletten 100 Stück N3 *02532770* PZN 02532770 Frau Möwe achtet sehr auf ihr Äußeres. Auf Empfehlung einer You Tube-Influencerin möchte sie nun eine 4-wöchige Kur für gesunde Haut, glänzende Haare und feste Nägel machen. Deshalb verlangt sie: 28 Bio-H-Tin Vitamin H 2,5 mg für 4 Wochen Tabletten *09900426* PZN 09900426 Direkt bei diesem Präparat wird Ihnen in der Kasse das Rote Hand-Symbol angezeigt. oo Wie beraten Sie die Kundin? © ABDATA Pharma-Daten-Service 11
1 Fallbeispiele aus der Praxis 1.11 Fallbeispiel 11: Selbstmedikation mit Hindernissen Martin Maus (*22.04.1995) ist einer Ihrer Stammkunden. Bei ihm wurde im Kindesalter eine Aufmerk- samkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) diagnostiziert. Darüber hinaus haben Sie in der Kunden- datenbank für ihn eine Allergie gegen Gelbwurzelstock hinterlegt. Seine ADHS wird dauerhaft therapiert mit: Medikinet adult 20 mg Retard-Kapseln 52 Stück N2 *14036645* PZN 14036645 Heute kommt er schwer erkältet zu Ihnen in die Apotheke und klagt über Gliederschmerzen, eine stark verstopfte Nase und Husten. Sein Freund habe ihm gesagt, dass man mit BoxaGrippal sehr schnell wieder frei atmen könne. Deshalb würde er gerne eine Packung kaufen: 10 BoxaGrippal Erkältungstabletten 200 mg/30 mg Filmtabletten *12460445* PZN 12460445 Gegen seinen Husten verlangt er: Herbion Efeu 7 mg/ml Sirup 150 ml *12455467* PZN 12455467 Zudem klagt er darüber, dass er seit einigen Tagen abends vor dem Schlafengehen sauer aufstoßen muss. Seine Mutter nimmt bei solchen Beschwerden immer: 7 Omeprazol-ratiopharm SK 20 mg Kapseln magensaftresistent *06113337* PZN 06113337 Auch er würde diese gerne einmal ausprobieren. oo Was sagen Sie zu der geplanten Selbstmedikation? 12 © ABDATA Pharma-Daten-Service
1 Fallbeispiele aus der Praxis 1.12 Fallbeispiel 12: Das gelöschte Arzneimittel Hanna Hummel, eine 78-jährige Stammkundin, verlangt eine 20-er Packung Siran akut 200 mg Brausetabletten, die ihr vor längerer Zeit einmal sehr gut geholfen haben. Das gewünschte Präparat können Sie weder im ABDA-Artikelstamm noch in der ABDA-Datenbank finden. Da Sie sich dunkel an den Namen erinnern, vermuten Sie, dass der Artikel seit längerem „außer Vertrieb“ ist und zwischenzeitlich aus dem Datenbestand gelöscht wurde. oo Wo finden Sie Informationen zu gelöschten Arzneimitteln? oo Welche Alternativen können Sie Frau Hummel anbieten? 1.13 Fallbeispiel 13: Personalwechsel mit Folgen Besorgt wendet sich Ihre Stammkundin Sybille Strauß an Sie. Ihre 91-jährige Mutter wird von einer rumä- nischen Pflegekraft versorgt, die auch die Einnahme ihrer Medikamente überwacht. Nachdem es zu einem erneuten Personalwechsel gekommen ist, fielen in der Küche zwei Schraubgläser auf, die Arzneimittel enthielten. Frau Strauß hat die beiden ihr unbekannten Medikamente dabei, da sie nicht weiß, ob es sich um Arzneimittel der abgereisten Rumänin oder um Teile der Medikation ihrer Mutter handelt. Deshalb möchte Sie von Ihnen wissen, um welche Arzneimittel es sich dabei handelt. Bei dem einen Arzneimittel sind in dem transparenten Teil der Hartkapsel grüne und weiße Multi- partikel zu erkennen: Das zweite Arzneimittel ist eine gelbe, bikonvexe Tablette mit dem Aufdruck „E1“ auf einer Seite: oo Welche Kriterien können zur Identifizierung genutzt werden und wo in der ABDA-Datenbank werden Sie fündig? © ABDATA Pharma-Daten-Service 13
1 Fallbeispiele aus der Praxis 1.14 Fallbeispiel 14: „Blaue Hand“ sagt mir gar nichts Wilhelmine Wal (*03.01.1936) berichtet, dass sie ein neues Hüftgelenk erhalten hat. Zur Prophylaxe einer Thrombose wurde ihr ein neues Medikament verschrieben. Sie überreicht Ihnen eine Erst- verordnung über: Xarelto 10 mg Filmtabletten 30 Stück N2 *05995080* PZN 05995080 In der Kasse wird das Symbol einer „Blauen Hand“, das wie das Pendant zur Ihnen bekannten „Roten Hand“ aussieht, angezeigt. oo Was verbirgt sich hinter der „Blauen Hand“? oo Was müssen Sie beachten? 1.15 Fallbeispiel 15: Risikocheck klappt auch bei Laufkundschaft Sie bedienen einen Ihnen nicht bekannten Kunden. Der junge Mann, dessen Alter Sie auf 25 bis 30 Jahre schätzen, ist erkältet. Auf Empfehlung seines „Kumpels“ verlangt er: 24 Dobendan Direkt zuckerfrei Flurbiprofen 8,75 mg Lutschtabletten *10326895* PZN 10326895 Von der TV-Werbung beeindruckt fragt er zusätzlich nach: 25 g Wick Vaporub Erkältungssalbe *04902188* PZN 04902188 Während Sie die gewünschten Artikel in der Kasse einscannen, erzählt Ihnen der Kunde, dass die Erkältung für ihn „doppelt schlimm“ sei, da er unter Asthma leide. In Ihrer Kundendatenbank haben Sie als Beratungshilfe für Laufkunden einige Stellvertreter-Kunden mit gängigen Patientenmerkmalen angelegt. Aus diesem Kundenkreis wählen Sie „Herr/Frau Asthma bronchiale“ aus und führen in der Kasse einen automatischen Risikocheck durch. oo Welche Alternativen empfehlen Sie dem Kunden? 14 © ABDATA Pharma-Daten-Service
2 Mögliche Lösungswege 2 Mögliche Lösungswege 2.1 Fallbeispiel 1: Ein Besuch beim Dermatologen Patientenmerkmale Name: Kemal Köpek Geschlecht: männlich Geburtsdatum: 27.02.1938 Allergien: Erkrankungen/Lebensumstände: Als Beratungshilfe codiert: Patient (älter, ab 65 Jahre) Schweineeiweiß-Allergie Als Beratungshilfe codiert: Alkoholabhängigkeit (Anamnese) Hypercholesterinämie Atoris 40 mg Filmtabletten Hinweis Alter Anwendungsbeschränkung nach dem vollendeten 70. Lebensjahr Nur mit Vorsicht, nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung und unter eng- maschiger Überwachung anwenden bei Patienten mit einer Prädisposition für das Auftreten von Rhabdomyolysen, wie z.B. bei älteren Patienten über 70 Jahren. Vorgehen Da es sich um Herrn Köpeks Dauermedikation handelt, ist davon auszugehen, dass die Anwendungsbeschränkung bekannt ist. © ABDATA Pharma-Daten-Service 15
2 Mögliche Lösungswege Sempera Kapseln Hinweis Alter Anwendungsbeschränkung nach dem vollendeten 65. Lebensjahr Nur nach Nutzen-Risiko-Abwägung anwenden bei älteren Patienten über 65 Jahren; es liegen keine ausreichenden Daten vor. Vorgehen Sollte eine Abgabe von Sempera erwogen werden (s. u.), kann der Verordner in dem Gespräch auf die Anwendungsbeschränkung aufgrund des Alters des Patienten hingewiesen werden. Die Zulassungsbehörden definieren den älteren Patienten ab einem Alter von 65 Jahren. Bei älteren Menschen ab 65 Jahren fehlen häufig klinische Prüfungen für den Arzneistoff bei diesem Kollektiv. Die daraus resultie- rende, auf dem Geburtsdatum basierende Risikomeldung weist auf die besondere Verantwortung hin, die in diesem Fall Arzt und Apotheker für den älteren Patienten tragen. Damit die Risikomeldung nicht bei jedem Abverkauf erneut erscheint, wird empfohlen, bearbeitete Altersmeldungen im Anwendungsprogramm zu dokumentieren. Interaktionsanzeige ABDA-Datenbank: Atoris 40 mg Filmtabletten ↔ Sempera Kapseln Cholesterol-Synthese-Hemmer ↔ Azol-Antimykotika (Stoff: Atorvastatin ↔ Stoff: Itraconazol) Schwerwiegende Folgen wahrscheinlich – kontraindiziert Erhöhte Inzidenz von Nebenwirkungen – Gefahr von Myopathien und Nierenversagen Interaktionsanzeige : Atoris 40 mg Filmtabletten Sempera Kapseln Atorvastatin Itraconazol schwerwiegend Datenlage gut Individuelle Risikoerhöhung: Patient (geriatrisch, ab 75 Jahre) 16 © ABDATA Pharma-Daten-Service
2 Mögliche Lösungswege Vorgehen: Bei der gleichzeitigen Gabe von Atorvastatin und Itraconazol sind schwerwiegende Interaktionen zu erwarten. Der Dermatologe sollte kontaktiert und über die zu erwartenden Komplikationen aufgrund der Dauermedikation, die ihm vielleicht nicht bekannt war, informiert werden. Auch die geplante Dauer der Sempera-Therapie ist zu erfragen. Bei zwingender Einnahme von Sempera, kann mit dem Hausarzt evtl. besprochen werden, ob bei kurzzeitiger Einnahme von Sempera der Lipidsenker Atorvastatin abgesetzt werden kann oder ob während der Sempera-Einnahme eine Dosisreduktion in Erwägung gezogen werden kann oder ob bei längerer Anwendung von Sempera auf einen risikoärmeren Lipidsenker umgestellt werden kann. Im neuen AMTS-Modul findet der Interaktions-Check auf Stoffpaarebene statt. Im Meldungstext werden klinische Relevanz (Schweregrad), Bewertung der Quellen, Risikofaktoren, Neben- wirkungen mit Symptomen, Monitoring sowie Maßnahmen zum Umgang mit der Interaktion kurz und prägnant angezeigt. Zusätzlich wird zu jedem Interaktionspartner angegeben, ob es sich um eine Dauer- oder Akutbehandlung handelt, das Präparat nur im Bedarfsfall oder bei einem Anfall eingesetzt wird oder keine Aussage dazu gemacht werden kann. Diese Informationen sollen eine Hilfestellung geben, wenn ein Interaktionspartner ausgetauscht werden soll oder muss. Als neue Funktionalität können – wenn es sinnvoll ist – Alternativpräparate mit keinem oder geringerem Interaktionspotenzial automatisiert recherchiert werden. Eine weitere Neuerung ist der personalisierte Interaktions-Check. Dieser selektiert und bewertet Interaktionen individuell in Abhängigkeit von der Patientenerkrankung. Voraussetzung hierfür ist, dass strukturierte Patienten- daten in einer Kundendatenbank hinterlegt sind bzw. temporär erfasst werden. Bezogen auf diese Interaktionsmonografie bedeutet das, dass die Apotheke den Hinweis auf den für den Patienten zutreffenden Risikofaktor „Patient (geriatrisch, ab 75 Jahre)“ erhält, weil die Apotheke hier das entsprechende Patientenmerkmal für Herrn Köpek in der Kundendatenbank hinterlegt hat. Die Interaktion Atorvastatin Itraconazol wird auf Stoffpaarebene nicht als kontraindiziert (im Gegensatz zur alten Stoffgruppenebene), sondern nur als schwerwiegend beurteilt. Als Maßnahme wird die Dosisreduzierung von Atorvastatin empfohlen. Zudem sollte der Patient aufgeklärt werden, dass eine Urinverfärbung und Muskelbeschwerden auf eine Rhabdomyolyse hinweisen. Diese Symptome sind der neuen Interaktions-Warnmeldung zu entnehmen. Alternativ kann anstelle von Atorvastatin mit der neuen Alternativsuche ein Fertigarzneimittel mit Fluvastatin, Pitavastatin, Pravastatin oder Rosuvastatin ermittelt werden. © ABDATA Pharma-Daten-Service 17
2 Mögliche Lösungswege Interaktionsanzeige ABDA-Datenbank: Atoris 40 mg Filmtabletten Cholesterol-Synthese-Hemmer ↔ Grapefruit (Stoff: Atorvastatin ↔ Stoff: Grapefruit, Grapefruitsaft) Gleichzeitige Anwendung nicht empfohlen Stark erhöhte Plasmakonzentrationen der Cholesterol-Synthese-Hemmer möglich Interaktionsanzeige : Atoris 40 mg Filmtabletten Grapefruit Atorvastatin Grapefruit schwerwiegend Datenlage gut Vorgehen: Es ist davon auszugehen, dass der Hinweis in Bezug auf die Dauermedikation bereits erfolgt ist. Zur Sicherheit lässt sich dies in der Dokumentation gängiger Anwendungssysteme überprüfen. Herr Köpek ist zu informieren, dass er während der Therapie auf Grapefruits und Grapefruit- zubereitungen verzichten muss. Im neuen AMTS-Modul werden die Lebensmittel-Interaktionen im Hinblick auf die Maßnahmen ausführlicher beschrieben. 18 © ABDATA Pharma-Daten-Service
2 Mögliche Lösungswege Lygal Kopfsalbe N 3% Salbe Hinweis Allergie Allergie beachten bei Schweineeiweiß-Allergie Auslösender Stoff: Schweineschmalz Vorgehen Mit Herrn Köpek ist zu klären, ob er Arzneimittel mit Bestandteilen vom Schwein auch für die äußerliche Anwendung meiden will. Sollte dies der Fall sein und er ein Präparat wünschen, das ihm aus seiner Sicht erlaubt ist, lassen sich über die Alternativrecherche unter Einbezug der Patientenmerkmale geeignete Präparate ermitteln: oo Automatische Übernahme der Patientendaten in die ABDA-Datenbank Recherchemaske oo Gleicher Wirkstoff (inkl. Entspricht-Stoff) oo ABDATA-Darreichungsformstruktur: Anwendungsform = halbfest Applikationsort = Kopfhaut/Haare oder oo Automatische Übernahme der Patientendaten in die ABDA-Datenbank Recherchemaske oo ABDATA-Indikation 22O03: 22 Dermatotherapeutika; O Präparate zur Anwendung auf der Kopfhaut; 03 Mittel bei Psoriasis der Kopfhaut Bei der ABDATA-Indikation 22O03 handelt es sich um die Indikationsklassi- fikation für das Ausgangsarzneimittel der Alternativsuche (Lygal Kopfsalbe N). Dieser Indikationsschlüssel wird auch für Erkrankungen mit ähnlichem Charakter vergeben. © ABDATA Pharma-Daten-Service 19
2 Mögliche Lösungswege 2.2 Fallbeispiel 2: Leinen los für die Kreuzfahrt Ermittlung geeigneter Präparate für Hannes: ABDA-Datenbank Fertigarzneimittelmodul Suchkriterien oo Das Alter von Hannes über ein passendes Geburtsdatum bzw. – wenn bekannt – über das tatsächliche Geburtsdatum (23.04.2015) in die Recherche einbeziehen oo ABDATA-Indikations-Stichwort reise* (trunkierte Suche zulassen) oo Reisekrankheit auswählen Verweis auf ABDATA-Indikation 08X01 oo 08 Antiemetika/Antivertiginosa; X Homöopathika; 01 Antiemetika Homöopathika tragen bei der ABDATA-Indikationsklassifizierung in der Mittelgruppe immer ein X. Ergebnis: Mama Natura Travelin Reisetabletten DHU V erknüpfung zur Gebrauchsinformation (PDF-Dokument) nutzen (Plus X-Modul). Ermittlung geeigneter Präparate für Hannes‘ Mutter: Selbstverständlich lässt sich für Hannes‘ Mutter eine analoge Recherche unter Berücksichtigung ihrer Allergie durchführen. Alternativ kann man die Kundin aber auch mit ihrer Weizen-Allergie temporär anlegen und im Kassenprogramm einen automatischen Risikocheck durchführen. Mama Natura Travelin Reisetabletten DHU Tabletten Hinweis Allergie Allergie beachten bei Weizen-Allergie Auslösender Stoff: Weizenstärke Vorgehen Über die Alternativrecherche lassen sich unter Einbezug der Patientenmerk- male geeignete homöopathische Präparate für Hannes‘ Mutter ermitteln: oo Automatische Übernahme der Patientendaten in die ABDA-Datenbank Recherchemaske oo ABDATA-Indikation 08X01: 08 Antiemetika/Antivertiginosa; X Homöopathika; 01 Antiemetika 20 © ABDATA Pharma-Daten-Service
2 Mögliche Lösungswege 2.3 Fallbeispiel 3: Ein Schnäpschen vor dem Einschlafen Patientenmerkmale Name: Walter Wurm Geschlecht: männlich Geburtsdatum: 08.03.1962 Allergien: Erkrankungen/Lebensumstände: Allylsulfid-Allergie Mann im zeugungsfähigen Alter Ascorbinsäure-Allergie Rhinitis (allergisch, jahreszeitbedingt) Retinoid-Allergie Diathese (allergisch) Thiamin-Allergie Allergien sollten immer über den allergieaus- lösenden Stoff codiert werden, um die beim Kunden zu hinterlegenden Allergien richtig und vollständig angezeigt zu bekommen (in diesem Fall Stoff = „Knoblauch*“). Beim Vorliegen mehrerer Allergien sollte zusätz- lich immer das Merkmal „Diathese (allergisch)“ codiert werden. Da es eher unwahrscheinlich ist, dass der Patient gleichzeitig alle vier Allergien besitzt, wäre ihm zu empfehlen, dies weiter spezifizieren zu lassen. Bis näheres diagnostiziert ist, sollten vorsichtshalber die gelisteten Patientenmerkmale beim Kunden hinterlegt werden. © ABDATA Pharma-Daten-Service 21
2 Mögliche Lösungswege Interaktionsanzeige ABDA-Datenbank: Bikalm Filmtabletten Substrate (CYP3A4) ↔ Grapefruit (Stoff: Zolpidem ↔ Stoff: Grapefruit, Grapefruitsaft) Gleichzeitige Anwendung nicht empfohlen Verstärkte Wirkungen der betroffenen Arzneistoffe möglich Interaktionsanzeige : Bikalm Filmtabletten Grapefruit Zolpidem Grapefruit mittelschwer Datenlage hinreichend Vorgehen: Herr Wurm ist zu informieren, dass er während des gesamten Zeitraums der Bikalm-Einnahme auf Grapefruits und Grapefruitzubereitungen verzichten muss. Interaktionsanzeige ABDA-Datenbank: Bikalm Filmtabletten Zentraldämpfende Stoffe ↔ Alkohol und alkoholhaltige Getränke (Stoff: Zolpidem ↔ Stoffe: Alkohol und alkoholhaltige Getränke) Überwachung bzw. Anpassung nötig Verstärkte zentraldämpfende Wirkungen Interaktionsanzeige : Bikalm Filmtabletten Alkohol und alkoholhaltige Getränke Zolpidem Alkohol und alkoholhaltige Getränke mittelschwer Datenlage gut Vorgehen: Herr Wurm sollte informiert werden, dass schon geringe Alkoholmengen Benommenheit hervorrufen können. Keinesfalls sollte er tagsüber alkoholhaltige Getränke zu sich nehmen. Auch sein Einschlaf- schnäpschen ist nicht zu empfehlen, weil es das Risiko für psychomotorische Störungen (Hangover-Effekt einschließlich eingeschränkter Verkehrstüchtigkeit) am Tag nach der Einnahme erhöht. 22 © ABDATA Pharma-Daten-Service
2 Mögliche Lösungswege Vitamin B Duo 100mg/100mg Filmtabletten Hinweis Allergie Allergie beachten bei Thiamin-Allergie Auslösender Stoff: Thiamin hydrochlorid Vorgehen Da das Vitamin B-Präparat im Rahmen der Selbstmedikation gewünscht wird, empfiehlt es sich, Herrn Wurm nach den Gründen für die gewünschte Selbstmedikation zu fragen. Je nach Verlauf des Beratungsgesprächs kann ihm ein Besuch bei seinem Hausarzt angeraten oder über eine freie ABDA- Datenbank-Recherche unter Berücksichtigung der Patientenmerkmale und dem passenden ABDATA-Indikationsschlüssel eine geeignete Alternative gesucht werden. Sollte er nach der Diagnose der Knoblauch-Allergie das gewünschte Präparat schon einmal eingenommen und vertragen haben und Sie es für indiziert halten, kann es abgegeben werden. © ABDATA Pharma-Daten-Service 23
2 Mögliche Lösungswege 2.4 Fallbeispiel 4: Ich verordne kostensparend Schritt 1: Einstieg über ABDA-Artikelstamm oder ABDA-Datenbank Anzeige aus dem Lamotrigin Aurobindo 200 mg Tabletten Plus X-Modul Dosisgleiche Teilbarkeit: nicht dosisgleich teilbar Besondere Verabreichung fester oraler Arzneimittel/ Hinweise zur Zubereitung und Gabe: Darf nicht zerkaut werden. Darf nicht zerbrochen/zerkleinert werden. Teilbar zur erleichterten Einnahme. Schritt 2: Ermittlung dosisgleich teilbarer Lamotrigin 200 mg-Präparate (Kombinierte Recherche ABDA-Datenbank Fertigarzneimittelmodul und Plus X-Modul) Suchkriterien oo Wirkstoff = lamotrigi* (trunkierte Suche zulassen und alle relevanten Stoff- einträge berücksichtigen) oo Wirkstoffstärke = 200 mg oo Teilbarkeit = in 2 dosisgleiche Hälften teilbar In der Trefferliste findet man in Frage kommende Rabattarzneimittel, die ohne Rücksprache mit dem Verordner abgegeben werden können. 24 © ABDATA Pharma-Daten-Service
2 Mögliche Lösungswege 2.5 Fallbeispiel 5: Die Flugbegleiterin und ihre Reiseapotheke Patientenmerkmale Name: Leonie Löwe Geschlecht: weiblich Geburtsdatum: 27.06.1995 Allergien: Erkrankungen/Lebensumstände: Talkum-Allergie Frau im gebärfähigen Alter Kontaktlinsenträger Lactoseintoleranz Ekzem B eim Auftreten von „Dermatitis (perioral)“ ist das Patientenmerkmal „Ekzem“ zu codieren. Baldriparan Stark für die Nacht Überzogene Tabletten Hinweis Allergie Allergie beachten bei Talkum-Allergie Auslösender Stoff: Talkum Vorgehen Über eine CAVE-Alternativrecherche unter Einbezug der Patientenmerkmale können für Frau Löwe geeignete Baldrianhaltige-Monopräparate ermittelt werden: oo Automatische Übernahme der Patientendaten in die ABDA-Datenbank Recherchemaske oo ABDATA-Indikation 32Z01: 32 Hypnotika/Sedativa; Z Phytotherapeutika; 01 Baldrianhaltige Monopräparate Phytopharmaka tragen bei der ABDATA-Indikationsklassifizierung in der Mittelgruppe immer ein Z. © ABDATA Pharma-Daten-Service 25
2 Mögliche Lösungswege Loperamid AL akut Kapseln Hinweis Erkrankung Anwendungsbeschränkung bei Lactoseintoleranz Eine Anwendung sollte bei Patienten mit Lactase-Mangel nicht erfolgen. Hinweis Allergie Allergie beachten bei Talkum-Allergie Auslösender Stoff: Talkum Vorgehen Über eine Alternativrecherche können für Frau Löwe besser geeignete lactosefreie Präparate ohne allergieauslösende Hilfsstoffe ermittelt werden. oo Automatische Übernahme der Patientendaten in die ABDA-Datenbank Recherchemaske oo Gleicher Wirkstoff (inkl. Entspricht-Stoff) oo Gleiche Wirkstoffmenge oo ABDATA-Darreichungsformstruktur: Anwendungsform = fest; Applikationsweg = peroral 26 © ABDATA Pharma-Daten-Service
2 Mögliche Lösungswege Soventol Hydrocortisonacetat 0,25% Creme Hinweis Erkrankung 1 Keine Anwendung bei Dermatitis (perioral) ↔ Ekzem Nicht anwenden bei Patienten mit perioraler Dermatitis. Ekzem ↔ Dermatitis (perioral): Bei der perioralen Dermatitis handelt es sich um eine chronische Hauterkrankung des Gesichts mit um den Mund herum auftretenden entzündlich geröteten Knötchen, aber mit Aussparung einer schmalen Zone direkt um das Lippenrot; es ist abzuklären, ob beim Patienten diese Erkrankung vorliegt. Hinweis Erkrankung 2 Keine Anwendung bei Rosazea ↔ Ekzem Nicht anwenden bei Patienten mit Rosazea. Ekzem ↔ Rosazea: Rosazea ist eine chronisch verlaufende Hauterkrankung im Gesicht mit fleckförmigen Rötungen und Schuppungen, evtl. auch Knötchen und Eiterbläschen; es ist abzuklären, ob beim Patienten diese Erkrankung vorliegt. Vorgehen Hinweis 1 trifft auf Frau Löwe zu, da bei ihr eine periorale Dermatitis diagnosti- ziert wurde. Wenn sie das Präparat bereits gegen entzündete Insektenstiche an anderen Stellen außerhalb des Gesichts (z. B. Arme oder Beine) ein- gesetzt und vertragen hat, könnte es erneut an solchen Stellen zum Einsatz kommen. Juckreizstillende Externa sind alle mit entsprechenden Hinweisen abzugeben. Alternativ könnte sie auch auf einen Wärmestift wie z. B. Bite away ausweichen. © ABDATA Pharma-Daten-Service 27
2 Mögliche Lösungswege Sicca-Stulln Augentropfen CAVE-Hinweis Anwendungsbeschränkung bei Kontaktlinsenträger Erkrankung Benzalkonium kann Irritationen am Auge hervorrufen und zur Verfärbung weicher Kontaktlinsen führen; der Kontakt mit weichen Linsen ist zu vermeiden; Kontaktlinsen sind vor der Anwendung zu entfernen und frühestens 15 Minuten danach wieder einzusetzen. Vorgehen Wenn der Hinweis beachtet wird, können die Augentropfen angewendet werden. Über eine Alternativrecherche können jedoch auch besser geeig- nete Präparate ohne das Konservierungsmittel ermittelt werden. oo Automatische Übernahme der Patientendaten in die ABDA-Datenbank Recherchemaske oo Gleicher Wirkstoff (inkl. Entspricht-Stoff) oo ABDATA-Darreichungsformstruktur: Anwendungsform = flüssig; Applikationsort = Auge/Bindehautsack; Applikationsart = zum Eintropfen 28 © ABDATA Pharma-Daten-Service
2 Mögliche Lösungswege 2.6 Fallbeispiel 6: Mein Saft schmeckt aber komisch Variante 1: Aktuelle Info Recherche oo Suchwort: Naprox* (trunkierte Suche zulassen) Änderung, pharmazeutische vom 11.06.2019 Aus dem Meldungstext: „(…) Die Hilfsstoffe Orangen-Aroma und Ananas- Aroma entfallen.“ Variante 2: ABDA-Artikelstamm/Kassenprogramm Recherche oo Eingabe von PZN oder Artikelbezeichnung oo Verknüpfung zur Aktuellen Info nutzen Änderung, pharmazeutische vom 11.06.2019 Im ABDA-Artikelstamm sollte beim Artikel ein Symbol auf das Vorliegen einer Aktuellen Info-Meldung hinweisen. 2.7 Fallbeispiel 7: Zum Glück gibt es den Risikocheck Patientenmerkmale Name: Daniela Dachs Geschlecht: weiblich Geburtsdatum: 10.07.1959 Allergien: Erkrankungen/Lebensumstände: Keine bekannt Diabetes mellitus Typ 1 Cholezystektomie (Zustand nach) Hypertonie Paracodin N Tropfen Hinweis Erkrankung 1 Anwendungsbeschränkung bei Cholezystektomie (Zustand nach) Nur mit Vorsicht anwenden bei Patienten nach einer Gallenblasen- entfernung (Cholezystektomie); infolge der Kontraktion des Sphinkter Oddi können herzinfarktähnliche Symptome sowie eine Symptomverstärkung bei bestehender Pankreatitis auftreten. Hinweis Erkrankung 2 Anwendungsbeschränkung bei Diabetes mellitus Typ 1 Bei Diabetikern muss der Gehalt an Saccharose und der darin enthaltenen Glucose berücksichtigt werden; u.U. Anrechnung der Kohlenhydrate auf den Diätplan. © ABDATA Pharma-Daten-Service 29
2 Mögliche Lösungswege Vorgehen Im Beratungsgespräch ist zuerst abzuklären, ob der Reizhusten auf die Dauermedikation mit dem ACE-Hemmer zurückzuführen ist. Man sollte erfragen, ob Paracodin N Tropfen bereits einmal eingenommen und vertragen wurden. Bei der Abgabe muss Frau Dachs darüber informiert werden, dass herzinfarktähnliche Symptome auftreten könnten und sie in diesem Fall einen Arzt aufsuchen soll. Je nach Gesprächsverlauf können mit der Alternativsuche unter Einbezug der Patientenmerkmale besser geeignete Präparate ermittelt und dem Verordner vorgeschlagen werden. oo Automatische Übernahme der Patientendaten in die ABDA-Datenbank Recherchemaske oo ABDATA-Indikation 50E: 50 Atemwegskrankheiten und grippale Infekte; E Antitussiva/Expektorantien oder ATC-Code (deutsch) R05DA oo R Respirationstrakt; 05 Husten- und Erkältungsmittel; D Antitussiva, exkl. Kombinationen mit Expektoranzien; A Opium-Alkaloide und Derivate Ergebnis: Als verschreibungspflichtige Alternative für Frau Dachs kommen Capval Tropfen in Frage. Der ATC-Code (WHO) ist aufgrund der Klassifizierung (Analgetika) nicht zur Recherche nach möglichen Alternativen geeignet. 30 © ABDATA Pharma-Daten-Service
2 Mögliche Lösungswege Rasilez 150 mg Filmtabletten Hinweis Erkrankung Anwendungsbeschränkung bei Diabetes mellitus Typ 1 Nur mit Vorsicht anwenden bei Patienten mit Zuständen, die das Entstehen von Nierenfunktionsstörungen begünstigen, wie Diabetes mellitus. Vorgehen Da auf die Abgabe von Rasilez wahrscheinlich verzichtet wird (s. u.), hat der Hinweis keine Relevanz. Interaktionsanzeige ABDA-Datenbank: Rasilez 150 mg Filmtabletten ↔ Lisinopril-Q 10 mg Tabletten Aliskiren ↔ ACE-Hemmer/Angiotensin-Antagonisten (Stoff: Aliskiren ↔ Stoff: Lisinopril) Schwerwiegende Folgen wahrscheinlich – in bestimmten Fällen kontraindiziert Kardiovaskuläre und renale Ereignisse Interaktionsanzeige : Rasilez 150 mg Filmtabletten – Lisinopril-Q 10 mg Tabletten Aliskiren – Lisinopril kontraindiziert Datenlage hinreichend Individualselektoren: Diabetes mellitus Typ 1 © ABDATA Pharma-Daten-Service 31
2 Mögliche Lösungswege Vorgehen: Insbesondere bei Diabetikern ist diese Kombination kontraindiziert. Daher muss der Arzt im Hinblick auf die Hypertonie-Medikation kontaktiert werden. Im neuen AMTS-Modul findet der Interaktions-Check auf Stoffpaarebene statt. Im Meldungstext werden klinische Relevanz (Schweregrad), Bewertung der Quellen, Risikofaktoren, Nebenwir- kungen mit Symptomen, Monitoring sowie Maßnahmen zum Umgang mit der Interaktion kurz und prägnant angezeigt. Zusätzlich wird zu jedem Interaktionspartner angegeben, ob es sich um eine Dauer- oder Akutbehandlung handelt, das Präparat nur im Bedarfsfall oder bei einem Anfall eingesetzt wird oder keine Aussage dazu gemacht werden kann. Diese Informationen sollen eine Hilfestellung geben, wenn ein Interaktionspartner ausgetauscht werden soll oder muss. Als neue Funktionalität können – wenn es sinnvoll ist – Alternativpräparate mit keinem oder geringerem Interaktionspotenzial automatisiert recherchiert werden. Eine weitere Neuerung ist der personalisierte Interaktions-Check. Dieser selektiert und bewertet Interaktionen individuell in Abhängigkeit von der Patientenerkrankung. Voraussetzung hierfür ist, dass strukturierte Patienten- daten in einer Kundendatenbank hinterlegt sind bzw. temporär erfasst werden. Für die Kundin Frau Dachs mit der Patientenerkrankung Diabetes mellitus Typ I wird die Interaktion als kontraindiziert eingestuft. Eine Rücksprache mit dem Verordner ist erforderlich. Falls bei der Kundin keine Diabetes-Erkrankung vorgelegen hätte, wäre die Interaktion nur als mittelschwer einzustufen gewesen. Eine Abgabe wäre in diesem Fall möglich. Interaktionsanzeige ABDA-Datenbank: Fiasp 100 Einheiten/ml Patrone 3 ml Zylinderampullen ↔ Lisinopril-Q 10 mg Tabletten Antidiabetika ↔ ACE-Hemmer (Stoffe: Insulin aspart ↔ Stoff: Lisinopril) Vorsichtshalber überwachen Verstärkte blutzuckersenkende Wirkung – Hypoglykämien nicht auszuschließen Interaktionsanzeige : Fiasp 100 Einheiten/ml Patrone 3 ml Zylinderampullen – Lisinopril-Q 10 mg Tabletten Insulin aspart – Lisinopril gering Datenlage hinreichend 32 © ABDATA Pharma-Daten-Service
2 Mögliche Lösungswege Vorgehen: Es ist davon auszugehen, dass der Hinweis in Bezug auf die Dauermedikation bereits erfolgt ist. Zur Sicherheit lässt sich dies in der Dokumentation gängiger Anwendungssysteme überprüfen. Frau Dachs sollte ihren Blutzucker kontrollieren, um Hypoglykämien vorzubeugen und auf Symptome wie Erbrechen, Heißhunger, Herzbeschwerden mit beschleunigtem Puls (Herzrasen), Herzklopfen usw. achten. Im neuen AMTS-Modul können die Symptome für Hypoglykämie sowie das Monitoring der Warnmeldung entnommen werden. Interaktionsanzeige ABDA-Datenbank: Lantus 100 Einheiten/ml Injektionslösung in Patrone 3 ml Zylinderampullen ↔ Lisinopril-Q 10 mg Tabletten Antidiabetika ↔ ACE-Hemmer (Stoffe: Insulin glargin ↔ Stoff: Lisinopril) Vorsichtshalber überwachen Verstärkte blutzuckersenkende Wirkung – Hypoglykämien nicht auszuschließen Interaktionsanzeige : Lantus 100 Einheiten/ml Injektionslösung in Patrone 3 ml Zylinderampullen – Lisinopril-Q 10 mg Tabletten Insulin glargin – Lisinopril gering Datenlage hinreichend Vorgehen: Das Vorgehen ist analog voranstehender Interaktionsmeldung, da es beide Insuline betrifft. © ABDATA Pharma-Daten-Service 33
2 Mögliche Lösungswege Interaktionsanzeige ABDA-Datenbank: Lisinopril-Q 10 mg Tabletten ACE-Hemmer ↔ Kalium (natriumarmer Salzersatz) (Stoff: Lisinopril ↔ Kalium (natriumarmer Salzersatz)) Gleichzeitige Anwendung nicht empfohlen Erhöhte Hyperkaliämie-Gefahr Interaktionsanzeige : Lisinopril-Q 10 mg Tabletten Kalium (natriumarmer Salzersatz) Lisinopril Kalium (natriumarmer Salzersatz) mittelschwer Datenlage hinreichend Vorgehen: Frau Dachs ist zu informieren, dass sie während der Behandlung mit Lisinopril-Q 10 mg Tabletten die übermäßige Zufuhr von Kalium vermeiden sollte. So sollte sie keinen natriumreduzierten Salzersatz verwenden, der auch als „Blutdrucksalz“ vermarktet wird. Interaktionsanzeige ABDA-Datenbank: Rasilez 150 mg Filmtabletten Renin-Inhibitoren ↔ Kalium (natriumarmer Salzersatz) (Stoff: Aliskiren ↔ Kalium (natriumarmer Salzersatz)) Gleichzeitige Anwendung nicht empfohlen Erhöhte Hyperkaliämie-Gefahr Interaktionsanzeige : Rasilez 150 mg Filmtabletten Kalium (natriumarmer Salzersatz) Aliskiren Kalium (natriumarmer Salzersatz) mittelschwer Datenlage hinreichend Vorgehen: Da auf die Abgabe von Rasilez wahrscheinlich verzichtet wird (s. o.), hat der Hinweis keine Relevanz. 34 © ABDATA Pharma-Daten-Service
2 Mögliche Lösungswege Interaktionsanzeige ABDA-Datenbank: Rasilez 150 mg Filmtabletten Aliskiren ↔ Grapefruit, Fruchtsäfte (Stoff: Aliskiren ↔ Apfelsaft, Grapefruit, Grapefruitsaft, Orangensaft) Gleichzeitige Anwendung nicht empfohlen Verminderte Wirksamkeit von Aliskiren möglich Interaktionsanzeige : Rasilez 150 mg Filmtabletten Fruchtsäfte Aliskiren Grapefruit, Fruchtsäfte mittelschwer Datenlage hinreichend Vorgehen: Da auf die Abgabe von Rasilez wahrscheinlich verzichtet wird (s. o.), hat der Hinweis keine Relevanz. Interaktionsanzeige ABDA-Datenbank: Paracodin N Tropfen Zentraldämpfende Stoffe ↔ Alkohol und alkoholhaltige Getränke (Stoff: Dihydrocodein ↔ Stoffe: Alkohol und alkoholhaltige Getränke) Überwachung bzw. Anpassung nötig Verstärkte zentraldämpfende Wirkungen Interaktionsanzeige : Paracodin N Tropfen Alkohol und alkoholhaltige Getränke Dihydrocodein Alkohol und alkoholhaltige Getränke mittelschwer Datenlage gut Vorgehen: Da auf die Abgabe von Paracodin N wahrscheinlich verzichtet wird (s. o.), hat der Hinweis keine Relevanz. © ABDATA Pharma-Daten-Service 35
2 Mögliche Lösungswege 2.8 Fallbeispiel 8: Diese Kapseln kann ich nicht schlucken Schritt 1: Einstieg über ABDA-Artikelstamm oder ABDA-Datenbank Anzeige aus dem Duloxetin beta 60 mg Kapseln magensaftresistent Plus X-Modul Besondere Verabreichung fester oraler Arzneimittel/ Hinweise zur Zubereitung und Gabe: Bei diesem Arzneimittel sind in dieser Rubrik keine Daten hinterlegt. Da keine Informationen darüber vorliegen, ob die Kapseln geöffnet werden dürfen, sollte Frau Gans in Abstimmung mit dem Verordner ein anderes Präparat erhalten. Schritt 2: Ermittlung geeigneter Duloxetin-Präparate (Kombinierte Recherche ABDA-Datenbank Fertigarzneimittelmodul und Plus X-Modul) Suchkriterien oo Wirkstoff = duloxeti* (trunkierte Suche zulassen und alle relevanten Stoff- einträge berücksichtigen) oo Wirkstoffstärke = 60 mg oo Besondere Verabreichung = Kapsel kann geöffnet werden. 36 © ABDATA Pharma-Daten-Service
2 Mögliche Lösungswege 2.9 Fallbeispiel 9: Prima Augentropfen aus Spanien ABDA-Datenbank Fertigarzneimittelmodul Schritt 1: Prüfen der Zusammensetzung: oo Suche im Bereich „Internationale Fertigarzneimittel“ über Handelsnamen Naaxia Auswahl nach Länderkennzeichen treffen oo V ergleichssuche i. d. R. per Mausklick möglich (Suche nach maximaler Vergleichbarkeit = identischer Wirkstoff, identische Wirkstärke, identische Darreichungsform) Ergebnis: Keine identischen Fertigarzneimittel in Deutschland im Handel V erknüpfung zur Pharmazeutischen Stoffliste nutzen, um sich über den in Naaxia enthaltenen Wirkstoff Spagluminsäure zu informieren: ATC-Code S01GX03; Stoffgruppe: Mastzellen-Stabilisator (Molekularpharmakologie) Schritt 2: Alternativrecherche: oo ATC-Code (WHO) S01GX S Sinnesorgane; 01 Ophthalmika; G Dekongestiva und Antiallergika; X andere Antiallergika In der Stufe S01GX sind sowohl H1-Rezeptorantagonisten als auch Mast- zellen-Stabilisatoren zu finden. Da es sich bei der Spagluminsäure um einen Mastzellen-Stabilisator handelt, kann ein entsprechendes Präparat der gleichen Stoffgruppe aus der Trefferliste ausgewählt werden. Als weitere Möglichkeit kann über eine freie Recherche in der ABDA- Datenbank über die ABDATA-Indikationsklassifikation gezielt nach Mast- zellen-Stabilisatoren in Ophthalmika gesucht werden: oo ABDATA-Indikation 47B02: 47 Ophthalmika; B Antiallergika; 02 Mastzellstabilisatoren © ABDATA Pharma-Daten-Service 37
2 Mögliche Lösungswege 2.10 Fallbeispiel 10: Tipp der YouTuberin Patientenmerkmale Name: Mary-Jane Möwe Geschlecht: weiblich Geburtsdatum: 25.12.1989 Allergien: Erkrankungen/Lebensumstände: Keine bekannt Frau im gebärfähigen Alter Hyperthyreose Kassenprogramm/ABDA-Datenbank Plus X-Modul Hintergrund- Für das Präparat Bio-H-Tin Vitamin H 2,5 mg für 4 Wochen Tabletten ist ein information Rote-Hand-Brief vom 15.05.2019 hinterlegt: Die Einnahme von Arzneimitteln, Nahrungsergänzungsmitteln oder diätetische Lebensmitteln, die 150 µg oder mehr Biotin pro Dosiseinheit erhalten, kann mit klinischen Laborunter- suchungen interferieren. So ist es auch möglich, dass Schilddrüsenwerte falsch bestimmt werden. Im Rote-Hand-Brief werden Apotheker dazu aufgefordert, Patienten bei der Abgabe biotinhaltiger Produkte über dieses Risiko zu informieren „wobei die vielfältigen Anwendungsbereiche von Biotin als Arzneimittel und Nahrungs- ergänzungsmittel zu beachten sind“. Vorgehen Im Beratungsgespräch sollten Frau Möwe die Probleme aufgezeigt werden, die durch Einnahme von Bio-H-Tin bei der Kontrolle ihrer Schilddrüsenfunktion entstehen können. Die Gründe, die hinter ihrem Präparatewunsch stehen, sollten gegen die Vorteile einer zuverlässigen Bestimmung der Schilddrüsen- werte abgewogen werden. Wenn sie auf den Kauf des Präparats besteht, sollte sie auf jeden Fall ihren Arzt über ihre Biotin-Einnahme informieren. 38 © ABDATA Pharma-Daten-Service
2 Mögliche Lösungswege 2.11 Fallbeispiel 11 Selbstmedikation mit Hindernissen Patientenmerkmale Name: Martin Maus Geschlecht: männlich Geburtsdatum: 22.04.1995 Allergien: Erkrankungen/Lebensumstände: Zimtsäure-Allergie Mann im zeugungsfähigen Alter Monoterpen-Allergie Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) Allergien sollten immer über den allergie- auslösenden Stoff codiert werden, um die beim Kunden zu hinterlegenden Aller- gien richtig und vollständig angezeigt zu bekommen Interaktionsanzeige ABDA-Datenbank: Medikinet adult 20 mg Retard-Kapseln ↔ Omeprazol-ratiopharm SK 20 mg Kapseln magensaft- resistent Methylphenidat ↔ Stoffe, die den Magen-pH erhöhen (Stoff: Methylphenidat ↔ Stoff: Omeprazol) Schwerwiegende Folgen wahrscheinlich – kontraindiziert Vorzeitige Freisetzung von Methylphenidat – Überdosierungssymptome Interaktionsanzeige : Medikinet adult 20 mg Retard-Kapseln Omeprazol-ratiopharm SK 20 mg Kapseln magensaf- tresistent Methylphenidat Omeprazol kontraindiziert Datenlage schwach © ABDATA Pharma-Daten-Service 39
2 Mögliche Lösungswege Vorgehen: Im Beratungsgespräch sollte mit Herrn Maus besprochen werden, ob seine vor allem abends auftre- tenden Magenbeschwerden auch nichtmedikamentös in den Griff zu bekommen sind, zum Beispiel indem er schwere Mahlzeiten gegen Abend vermeidet. Sollte er auf eine Medikation bestehen, kann seinem Wunsch nach Omeprazol nicht entsprochen werden. Evtl. kann auf Antazida oder H2-Blocker ausgewichen werden, die um mehrere Stunden versetzt zum Methylphenidat-Präparat eingenommen werden. Deshalb sollte geklärt werden, ob er (wie in der Regel üblich) Medikinet adult nur morgens und mittags einnimmt. In diesem Fall kann – da seine Beschwerden zudem vor allem abends auftreten – die Gabe eines Antazidums oder eines H2-Blockers am Abend erwogen werden. Sein Arzt sollte über diese Selbstmedikation informiert werden. Falls sich seine Beschwerden nicht bessern, sollte er diese ärztlich abklären lassen. Im neuen AMTS-Modul findet der Interaktions-Check auf Stoffpaarebene statt. Im Meldungstext werden klinische Relevanz (Schweregrad), Bewertung der Quellen, Risikofaktoren, Nebenwir- kungen mit Symptomen, Monitoring sowie Maßnahmen zum Umgang mit der Interaktion kurz und prägnant angezeigt. Zusätzlich wird zu jedem Interaktionspartner angegeben, ob es sich um eine Dauer- oder Akutbehandlung handelt, das Präparat nur im Bedarfsfall oder bei einem Anfall eingesetzt wird oder keine Aussage dazu gemacht werden kann. Diese Informationen sollen eine Hilfestellung geben, wenn ein Interaktionspartner ausgetauscht werden soll oder muss. Als neue Funktionalität können – wenn es sinnvoll ist – Alternativpräparate mit keinem oder geringerem Interaktionspotenzial automatisiert recherchiert werden. Eine weitere Neuerung ist der personalisierte Interaktions-Check. Dieser selektiert und bewertet Interaktionen individuell in Abhängigkeit von der Patientenerkrankung. Voraussetzung hierfür ist, dass strukturierte Patienten- daten in einer Kundendatenbank hinterlegt sind bzw. temporär erfasst werden. Im neuen AMTS-Modul werden die Maßnahmen übersichtlich strukturiert dargestellt. Für die hier beschriebene Interaktion finden sich die Maßnahmen unter der Überschrift „Zeitversetzte Einnahme/ Anwendung“. 40 © ABDATA Pharma-Daten-Service
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