ORALE MEDIZIN UND IMMUNKOMPETENZ

 
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ORALE MEDIZIN UND IMMUNKOMPETENZ
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Schwerpunktausgabe           Dezember 2020
                             71. Jahrgang

                             ORALE MEDIZIN
                                 UND
                           IMMUNKOMPETENZ

     COVID-19:
  Übersicht – Ethik –
   Auswirkungen –
   Therapieansätze

 Hygienekette: Muster­
  schülerin ZA-Praxis

 Häusliche kontrollierte
    Mundhygiene

    Klinikprotokolle
   PZR – UPT – GBT

    Parodontitis und
     oraler Biofilm

    Altersbedingte
 Immunschwäche und
   orale Gesundheit
ORALE MEDIZIN UND IMMUNKOMPETENZ
ZAHNMEDIZIN ALLGEMEIN

Auf das klinische Protokoll kommt
es an – PZR, UPT und GBT
Klaus-Dieter Bastendorf, Nadine Strafela-Bastendorf                                             Online-Wissenstest
                                                                                                 zu diesem Beitrag
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  Indizes
  Recallstunde nach Axelsson und Lindhe, professionelle Zahnreinigung, PZR, unterstützende
  Parodontitistherapie, UPT, Guided biofilm therapy, GBT

  Zusammenfassung

  Um die Ziele der Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention zu erreichen, ist eine strukturierte Vor­
  gehensweise notwendig. Alle heute praktizierten Ablaufprotokolle gehen auf die tragenden Säulen
  einer erfolgreichen Prophylaxe (häusliche- und professionelle Mundhygiene) und auf die Recall­
  stunde nach Axelsson und Lindhe zurück, die vor 50 Jahren entwickelt wurde. Wissenschaftliche
  neue Erkenntnisse zu den Ursachen der oralen Erkrankungen und der technische Fortschritt machen
  eine Anpassung der Hilfsmittel und des Ablaufprotokolls notwendig. Die Hilfsmittel zum Biofilm­
  management werden im vorliegenden Beitrag ebenso miteinander verglichen wie die aktuell zur
  Verfügung stehenden vier Ablaufprotokolle Recallstunde, professionelle Zahnreinigung (PZR),
  unterstützende Parodontitistherapie (UPT) und „Guided biofilm therapy“ (GBT).

Einleitung                                             sundheit ein Leben lang ist möglich. Wenn es das
                                                       Ziel der Mundgesundheitsfürsorge ist, natürliche
Die oralen Erkrankungen Karies und Parodontitis ge-    Zähne ein Leben lang zu erhalten, dann ist der Ver-
hören zu den häufigsten Erkrankungen weltweit22,33.    lust eines Zahnes der äußerste Misserfolg.“ Die mo-
Beide Erkrankungen haben multifaktorielle Ursa-        dernen Prophylaxekonzepte, die alle auf die Arbei-
chen. Primär sind es aber biofilminduzierte Erkran-    ten von Axelsson und Lindhe zurückzuführen sind,
kungen der oralen Hart- und/oder Weichgewebe.          basieren auf den folgenden zwei Säulen: den Maß-
Heute ist die ökologische Plaquehypothese nach         nahmen der häuslichen und professionellen Mund-
Marsh25 weltweit als Ätiologie anerkannt: Der vitale   hygiene (Abb. 1). Auch alle klinischen Protokolle des
sub- und supragingivale dysbiotische Biofilm ist die   systematischen Ablaufes der Prophylaxesitzungen
Ursache der wichtigsten oralen Erkrankungen.           gehen auf die Arbeiten von Axelsson und Lindhe
   Da die Ursachen der Erkrankungen weitgehend         bzw. ihre Recallstunde zurück (Abb. 2). Es ist zu be-
bekannt sind, ist eine ursachenbezogene Prävention     denken, dass Axelsson und Lindhe in den frühen
möglich. Das oberste Ziel der oralen Medizin muss      70er-Jahren des letzten Jahrhunderts mit ihren Ar-
es sein, die natürlichen Zähne und den Zahnhalte-      beiten begannen. Neue Ablaufprotokolle für die Pro-
apparat lebenslang in einem gesunden, funktionell      phylaxesitzung müssen die wissenschaftlichen und
akzeptablen und schmerzfreien Zustand zu erhal-        technische Fortschritte der letzten 50 Jahre berück-
ten13. Oder wie es Axelsson und Lindhe1-5 in ihren     sichtigen. Neue Erkenntnisse der Ätiologie erfordern
bahnbrechenden Arbeiten ausdrückten: „Mundge-          neue Ziele und neue Hilfsmittel. Stand früher die

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Klaus-Dieter Bastendorf, Nadine Strafela-Bastendorf

Abb. 1 Die Säulen der Prophylaxe nach
Axelsson und Lindhe1,2

Abb. 2 Die Recallstunde nach Axelsson
und Lindhe3

Entfernung der harten Ablagerungen mit Hand­               Gesundheit, sondern auch für die Allgemeingesund-
instrumenten im Vordergrund, so wird heute das             heit wichtig ist. Die Bedeutung oraler Entzündungen
Biofilmmanagement, die Substanzschonung, der               für die Allgemeingesundheit wird immer deutlicher.
Patienten- und Behandlerkomfort in den Fokus ge-           Auch wenn im Detail noch vieles ungeklärt ist, so
nommen. Diese neuen Ziele und Hilfsmittel machen           besteht Einigkeit darüber, dass eine dauerhafte bak-
auch eine Anpassung des klinischen Ablaufproto-            terielle Belastung beim Vorliegen großflächig ent-
kolls notwendig.                                           zündeter und funktionell beeinträchtigter Gewebe
   In den letzten Jahrzehnten gab es immer mehr            eine systemische Beeinflussung der Allgemeinge-
Hinweise, dass die Prophylaxe nicht nur für die orale      sundheit zur Folge hat40.

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   Es sind zwei besondere Merkmale, die diese             und Airflow), die im Biofilmmanagement zum Ein-
Erkennt­nis als conditio sine qua non zu solch einer      satz kommen, lässt sich wie folgt zusammenfassen:
Begründung führen: Zum einen dokumentieren zahl-
reiche klinische Studien, dass z. B. die Parodontitis     Reinigungsleistung
mit Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
nosokomialen Lungeninfektionen, bestimmten Krebs­         Mit der klassischen Politur, dem „Rubber cup polis-
arten und rheumatoider Arthritis assoziiert sind.         hing“ (RCP), ist nur unvollständige Biofilmentfer-
Zum anderen zeigt sich, dass damit auch das orale         nung in Fissuren, in Grübchen, an Implantaten, im
System die erste Verteidigungslinie unserer Immun-        Zahnzwischenraum, bei Engständen, im Sulkus und
kompetenz ist, was gerade in dieser COVID-19-Pan-         vor allem bei festsitzenden kieferorthopädischen
demie besonders deutlich zum Ausdruck kommt.              Apparaturen möglich. Die RCP ist bei freiliegenden
Nicht die isolierte Sichtweise der Zahn-, sondern das     Zahnhälsen zu abrasiv. Eine subgingivale Biofilm-
interdisziplinäre Verständnis der Oralmedizin lehrt       entfernung ist nicht möglich. Haas et al.19 konnten
uns den Zusammenhang zwischen oraler und syste-           bei ihrer vergleichenden Untersuchung zur sub- und
mischer Gesundheit, indem das Wissen über ihre            supragingivalen Zahnreinigung mit Handinstrumen-
zellulären, bakteriellen, viralen und funktionellen       ten, Ultraschall, Airflow (AF), RCP und deren Kombi-
Wechselwirkungen mit dem gesamten menschlichen            nationen zeigen, dass die beste Tiefenreinigung an
Organismus gefördert wird.                                Schmelz, Dentin und Zement mit AF allein erzielt
                                                          wird. Frankenhauser17 verglich in ihrer Dissertation
Wissenschaftliche Erkenntnisse und                        RCP (Cleanic) mit AF-Erythritol-Pulver bei supragin-
technischer Fortschritt                                   givaler Biofilmentfernung. Die nach der Reinigung
                                                          mit RCP und Airflow erzielten Plaque-Indexwerte
In vorausgegangenen Jahrhunderten lag der Fokus           unterschieden sich signifikant (p = 0,00001). Ein bes-
der parodontalen Behandlung auf der Entfernung            seres Reinigungsergebnis wurde mit AF erzielt. Dies
der vermeintlichen Ursachen der parodontalen Er-          gilt sowohl für Front- als auch für Seitenzähne.
krankungen: supra- und supragingivaler Zahnstein,             Wennstöm et al.39 verglichen das klassische „Sca-
infiziertes Weichgewebe und „infiziertes“ Wurzelze-       ling and root planing“ (SRP) mit „Single full-mouth-
ment. Die Erkenntnisse über die Bedeutung des Bio-        Piezon-Ultraschall Débridement“ (single-Fm-PUS) in
filmes und die körpereigenen Reaktionen auf den           der Initialtherapie. Die klinischen Ergebnisse waren
Biofilmstoffwechsel haben den therapeutischen Fo-         weitgehend identisch. Die Behandlungszeit bei der
kus auf das Biofilmmanagement gerichtet. Mit dem          single-Fm-PUS war dreimal kürzer, der Anästhetika-
zunehmenden Wissen um die Ätiologie haben sich            verbrauch war 2,5-mal geringer und der Patienten-
zwangsläufig auch die Ziele der modernen Erst- und        komfort war viel besser.
Erhaltungstherapie geändert. Die Ziele sind                   Petersilka et al.31,32 zeigten, dass die Anwendung
■ regelmäßige Zerstörung bzw. Beseitigung des             von AF mit einem geringabrasiven Pulver (Glycin) zu
   Biofilmes, Etablierung einer dauerhaften Homö­         einer signifikant größeren Reduktion der subgingiva­
   ostase und Entzündungskontrolle,                       len Bakterienmenge als bei Handinstrumenten führt.
■ Erhaltung der Zahnhart- und Weichgewebe (Subs-              Müller et al.27 konnten die Vorteile der AF- und
   tanzschonung) sowie                                    Perio­flow-Technologie mit geringabrasivem Pulver
■ maximaler Patienten- und Behandlerkomfort.              (Erythritol) bei Residualtaschen ≥ 4 mm in der Erhal-
                                                          tungstherapie gegenüber der Ultraschalltechnologie
Die zur Verfügung stehenden Hilfsmittel sollten die       zeigen. Die klinischen Parameter und die Bakterien-
oben angeführten Ziele erfüllen. Die aktuelle Li­         zahlen waren mit Ausnahme des Aggregatibacter
teratur, die die unterschiedlichen Hilfsmittel (Scaler,   actinomycetemcomitans bei signifikant geringeren
Küretten, rotierende Instrumente mit Gummipolie-          Werten für AF gleich. Die Schmerzen waren bei AF
rern und Bürstchen und Polierpaste, Airscaler, mag-       deutlich geringer, sodass Patienten AF gegenüber
netostriktive und piezoelektrische Ultraschallgeräte      Ultraschall bevorzugten.

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Klaus-Dieter Bastendorf, Nadine Strafela-Bastendorf

   Hägi et al.20 verglichen in ihrer In-vitro-Untersu-     Glasionomerzement). Glycin- und Erythritol-Pulver
chung Handinstrumente versus PUS versus AF mit             zeigten im Vergleich zu anderen Pulvern (Natrium-
Erythritol-Pulver. Die größte Bakterienreduktion wur-      hydrogenkarbonate, Aluminiumtrioxid, Calcium-Na-
de mit AF erreicht, gefolgt von PUS. Küretten zeigten      trium-Phosphosilikat, Calciumkarbonat) keine Schä-
die geringste Bakterienreduktion. PUS und AF zeigten       digung (Defekttiefe und -volumen) auf Schmelz,
ein größeres Attachement von parodontal-ligamentä-         Komposit und Glasionomerzement.
ren Fibroblasten verglichen mit Handinstrumenten20.
                                                           Patientenkomfort
Substanzschonung
                                                           Wennstöm et al.39 und Müller et al.27 stellten in ihren
Flemmig et al. postulierten, dass ein Verlust von
                16
                                                           Arbeiten den großen Vorteil der AF-Technologie mit
mehr als 0,5 mm Zement/Dentin über den kurzen              geringabrasiven Pulvern gegenüber Handinstru-
Zeitraum von 10 Jahren in der Erhaltungstherapie           menten und Ultraschall in Bezug auf den Patienten-
bereits inakzeptabel ist. Das bedeutet, dass in der        komfort heraus.
Erhaltungs­phase maximal 0,05 mm (50 µm) pro Jahr             Wennström et al.38 verglich PUS mit AF mit ge-
bzw. bei 4 Sitzungen pro Jahr in jeder Sitzung höchs-      ringabrasiven Pulvern in der Erhaltungstherapie. Es
tens 12,5 µm abgetra­gen werden dürften.                   gab bei den klinischen und mikrobiellen Werten kei-
   Ritz et al.34 zeigten bereits 1991, dass diese Werte    ne Unterschiede, der Patientenkomfort war in der
mit Airscaler, Küretten und Diamanten nicht und mit        AF-Gruppe viel besser.
Ultraschall nur schwierig zu erreichen sind.                  Bühler et al.8 kamen in ihrem systematischen Re-
   Rupf et al.35 verglichen Küretten, magnetostrikti-      view zu folgendem Ergebnis: Schmerz und Missemp-
ven (MUS) und PUS bei der Entfernung von Zahn-             findungen bei der nichtchirurgischen parodontalen
stein. PUS schonte die Zahnhartsubstanz am besten,         Therapie sind bei der Anwendung von AF geringer
es reinigte aber etwas schlechter. Die klinischen Pa-      als bei Ultraschallgeräten und Handinstrumenten.
rameter waren in allen Gruppen gleich.
   Bozbay et al.7 zeigten in ihrer vergleichenden In-      Behandlerkomfort
vivo-Untersuchung (Küretten, PUS, PUS und AF,
AF), dass der verbliebene Zement im koronalen              Lalumandier et al.24 stellten als Schlussfolgerung ih-
Wurzelbereich 65 % für Küretten, 84 % für PUS, 80 %        rer Untersuchung fest, dass die Prävalenz für Hand-
für PUS und AF und 94 % für AF betrug.                     probleme und Karpaltunnelsyndrom (KTS) unter
   Hägi et al.20 verglichen in ihrer In-vitro-Untersu-     Dentalhygieniker/-innen im Vergleich zu allen ande-
chung Handinstrumente versus PUS versus AF mit             ren, die in der Zahnmedizin arbeiten, am höchsten ist.
Erythritol-Pulver auch hinsichtlich des Substanzver-          Graetz et al.18 teilten mit, dass bei einer Beugung/
lustes und der Oberflächenrauigkeit. Küretten zeig-        Streckung im Handgelenk über 46° das Risiko für
ten den höchsten Substanzverlust, gefolgt von PUS          eine arbeitsbedingte Überlastung des Handgelenkes
und AF mit Erythritol-Pulver. Bei der Oberflächen-         steigt. Die Drehung im Handgelenk ist bei der An-
rauheit zeigten Küretten signifikant größere Rau-          wendung von Ultraschall und Airscaler signifikant
heitswerte (Ra) als PUS und AF mit Erythritol-Pulver.      geringer als bei Handinstrumenten und somit scho-
   Petersilka et al.30 verglichen Küretten, PUS und        nender für die Handgelenke.
AF mit Erythritol-und Glycin-Pulver auf die Weich-
gewebeschonung. AF verursachte mit beiden Pul-             Recallstunde nach Axelsson und
vern nur geringste Verletzungen der Gingiva, gefolgt       Lindhe
von PUS. Küretten zeigten erhebliche Verletzungen
der Gingiva.                                               Die wesentlichen Elemente der Arbeiten von Axels-
   Barnes et al.6 verglichen verschiedene Pulver, die in   son und Lindhe1,2 waren: Die Prophylaxe braucht
der AF-Technologie zum Einsatz kommen, im Hinblick         eine durchgängige Philosophie bzw. Vision. Für die
auf die Substanzschonung (Schmelz, Kom­           posit,   initiale Parodontal-, Karies- und für die sich anschlie-

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ßende Erhaltungstherapie muss ein standardisier-           Professionelle Zahnreinigung (PZR)
tes, systematisches Verfahren vorliegen, für die
Durchführung der Erhaltungstherapie ist entspre-           Die PZR ist keine systematische Vorgehensweise in
chend geschultes Fachpersonal notwendig, die               der Prophylaxe. Sie ist ein Teil der systematischen
durchgeführte Erst- und Erhaltungstherapie muss            Recallstunde und umfasst die von Axelsson und
hinterfragt werden (Erfolgskontrolle) und der Patient      Lindhe betonte „aktive Intervention“ zur Plaque- bzw.
muss regelmäßig zur Prophylaxe (Recall) wieder-            Zahnsteinentfernung und Politur.
kommen.                                                        Eigentlich ist die PZR eine primärpräventive Ein-
   Die Idee der regelmäßigen Recallstunde gründet          zelmaßnahme gegen Karies, Gingivitis und Parodon-
sich auf der Beobachtung, dass die Patientenmitar-         titis und nicht wie Recallstunde, UPT und GBT eine
beit (Compliance/Adhärenz) kontinuierlich nach-            systemische Herangehensweise. Sie ist ein wesent-
lässt, sobald die aktive Behandlungsphase abge-            licher Teil aller Ablaufprotokolle. Die PZR spielt eine
schlossen ist bzw. der Zahnarzt seine direkten             entscheidende Rolle in einem präventions­orientierten
Einflussmöglichkeiten auf den Patienten verliert2,23,25.   Gesamtkonzept. Sie ist aber keine Maßnahme der
   Ohne gezielten, nachgehenden, regelmäßigen              Parodontitistherapie! Dies zeigt auch die Aussage
Recall kommt es mit zunehmender Behandlungs-               von Tonetti37 anlässlich eines Präventionsworkshops
dauer zur Verschlechterung der erzielten Behand-           der „European Federation of Perio­dontology (EFP):
lungserfolge. Nach einem Zeitraum von 4 oder mehr          „Eine Plaqueentfernung (PZR bzw. „Professional
Jahren erscheinen nur noch 20 bis 40 % der ur-             mechanical tooth cleaning“, PMTC) als alleinige The-
sprünglich teilnehmenden Patienten zur parodonto-          rapie für Parodontitis ist unangemessen.“
logischen Nachsorge9,11,23,28,29. In einer italienischen       Mit der Aufnahme der PZR in die Gebührenord-
Praxisstudie kamen 38 % der Pateinten nach einem           nung für Zahnärzte (GOZ) ist die Verwirrung um die-
Jahr zur Nachsorge. Nach 4 Jahren kamen nur noch           sen Begriff noch größer geworden. In der GOZ ist
20 % zur Nachsorge9. In einer weiteren Praxisstudie        die Leistung unter der Nummer 1040 folgenderma-
kam es in den ersten beiden Jahren zu einer Abbre-         ßen beschrieben: „Die Leistung umfasst das Entfer-
cherquote von 13,9 %, nach 6 Jahren nahmen noch            nen der supragingivalen/gingivalen Beläge auf
48,4 % an der Nachsorge teil; über den Gesamtzeit-         Zahn- und Wurzeloberflächen einschließlich Reini-
raum von 14 Jahren zeigten nur 27,4 % der Patienten        gung der Zahnzwischenräume, das Entfernen des
vollständige Kooperation11.                                Biofilmes, die Oberflächenpolitur und geeignete Flu-
   Alle heute existierenden Ablaufprotokolle für die       oridierungsmaßnahmen, je Zahn oder Implantat
Prophylaxe lassen sich auf die Recallstunde nach           oder Brückenglied.“
Axelsson und Lindhe zurückführen3 (Abb. 2). Die
Recall­stunde gibt ein strenges zeitliches Raster mit      Nutzen der PZR: Kommentar zur
                                                           Stellungnahme des Institutes für
einem standardisierten Ablauf vor. Heute muss die-
                                                           Qualität und Wirtschaftlichkeit im
ser Zeit- und Ablaufstandard durch ein individuelles,      Gesundheitswesen (IQWiG)
indikationsorientiertes Vorgehen ersetzt werden.
Die Hilfsmittel für die eigentliche PZR – Axelsson         Seit Axelsson und Lindhe in den 1980er Jahren ihre
und Lindhe sprachen von „aktiven Interventionen“           kontrollierten klinischen Studien veröffentlicht ha-
– wie Handinstrumente (Scaler und Küretten) und            ben, ist klar, dass ein Prophylaxeprogramm, das auf
rotierende Handstücke, Gummipolierer, Bürstchen            Mundhygieneinstruktion und PZR beruht, sowohl
und Polierpaste müssen den wissenschaftlichen              Karies als auch Parodontitis wirkungsvoll und fast
Erkennt­nissen, bei denen das Biofilmmanagement            vollständig verhindern kann1,2. Aufgrund der spekta-
im Vordergrund steht, und dem technischen Fort-            kulären Ergebnisse der Studie in der Gruppe mit
schritt hinsichtlich Reinigungsleistung, Substanz-         Prophylaxe stellte die zuständige Ethikkommission
schonung, Patienten- und Behandlerkomfort ange-            die Fortführung der Studie ein.
passt werden.                                                 Richtig ist, dass die Studien neben Mundhygiene-
                                                           instruktionen auch die Anwendung von Fluoriden

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Klaus-Dieter Bastendorf, Nadine Strafela-Bastendorf

vier- bis sechsmal pro Jahr beinhalteten. Die Erfolge      1. Remotivation und Reinstruktion der häuslichen
der Studien, die das Zusammenwirken von häusli-               Mundhygiene des Patienten, supra-und subgingi-
cher (Instruktion, Motivation) und professioneller            vale professionelle Belagsentfernung („Professio-
Prophylaxe (PZR) betonten, wären ohne die PZR                 nal mechanical plaque removal“, PMPR),
nicht ansatzweise möglich gewesen.                         2. Politur,
    Eine weitere Studie mit 13- bis 14-jährigen Schul-     3. Untersuchung und Diagnose,
kindern bestätigt die Bedeutung der PZR4. Das Pro-         4. subgingivale Instrumentierung,
gramm beruhte auf 14-täglichen Mundhygieneinst-            5. Fluoridierung und Terminvergabe.
ruktion und dem Einsatz von Chlorhexidin-Gel. Es
kam zu einem erheblichen Karieszuwachs, der sich           Als technische Hilfsmittel für die UPT stehen die be-
zwischen 1,2 und 5,9 neuen kariösen Läsionen pro           reits oben erwähnten Scaler, Küretten, rotierenden
Jahr bewegte. Bei zusätzlicher Anwendung der PZR           Instrumente mit Gummipolierern und Bürstchen so-
lagen die entsprechenden Karieszuwächse lediglich          wie Polierpaste, Airscaler, MUS- und PUS-Geräte
zwischen 0,3 und 0,5 neuen Läsionen pro Jahr.              und AF zur Verfügung.
    Zusammengefasst heißt das: Die PZR ist eine
wissenschaftlich anerkannte, hochwirksame Präven-          „Guided biofilm therapy“ (GBT)
tionseinzelleistung15. Sie ist wesentlicher Bestand-
teil aller gängigen systematischen Prophylaxeab-           Die neuen Technologien und die aktuelle Literatur,
laufprotokolle.                                            die oben als kleiner Teilauszug aus dem Forschungs-
                                                           stand dargestellt wurden, erfordern eine Änderung
Unterstützende Parodontitistherapie                        der klassischen Recallstunde nach Axelsson und
(UPT)                                                      Lindhe1-3 hin zur GBT10,36 (Abb. 3). Dies zeigt auch die
                                                           Arbeit von Haas et al.19.
Die UPT ist eine lebenslange Begleittherapie für Pa-            Die mit der GBT gesetzten neuen Ziele sind – au-
tienten, die bereits an Parodontitis erkrankt waren.       ßer einer effektiven Reinigungsleistung – maximale
Das Ergebnis einer Parodontitistherapie lässt sich         Substanzschonung sowie maximaler Patienten- und
nur dann dauerhaft stabilisieren, wenn sich der Pa­        Behandlerkomfort.
tient im Anschluss langfristig dem Programm einer               Bei der GBT handelt es sich um ein indikations-
UPT (Synonyme: unterstützende Parodontaltherapie           orientiertes, systematisches, modulares Präventi-
unterstützende PAR-Therapie, parodontale Er­               ons- und Therapieprotokoll. Sie wurde von der Fir-
haltungstherapie, PET) unterzieht. Die UPT ist die         ma E.M.S. Electro Medical Systems S.A. (EMS), dem
4. Stufe der heutigen parodontalen Behandlungs-            EMS-Fortbildungsinstitut Swiss Dental Akademy
strategie14,21:                                            (SDA) sowie von Hochschulen und Praktikern erar-
■ Stufe 1: Kontrolle des supragingivalen Biofilmes         beitet.
   und Risikominimierung,                                       Die GBT ist sowohl bei Neupatienten als auch bei
■ Stufe 2: Subgingivale Instrumentierung (grund-           Patienten in der Erhaltungstherapie einsetzbar. Zu-
   sätzlich für alle Parodontitispatienten),               gleich ist sie bei gesunden (Prävention) und kranken
■ Stufe 3: Chirurgische Therapie (nur für Parodontitis­    Patienten (Erst- und Erhaltungstherapie bei Karies,
   patienten mit residualen pathologischen Taschen,        Gingivitis, Parodontitis, periimplantärer Mukositis
   z. B. mit Vertikal- und Furkationsdefekten),            und Periimplantitis) universell anwendbar. Die acht
■ Stufe 4: UPT.                                            Schritte bzw. Module der GBT sind:
                                                           1. Infektionsschutz, Anamnese und Befunde erheben
Die UPT leitet sich von der Recallstunde nach Axels-          und dokumentieren,
son und Lindhe ab und folgt ebenfalls einem stren-         2. Biofilm durch Anfärben sichtbar machen, Plaque-
gen zeitlichen Raster mit standardisiertem Ablauf.            Index erheben und dokumentieren,
Das klinische Protokoll der UPT umfasst folgende           3. Information, Instruktion und Motivation zur häus-
Schritte:                                                     lichen Mundhygiene, zur Ernährungslenkung und

QUINTESSENZ ZAHNMEDIZIN | Jahrgang 71 • Ausgabe 12 • Dezember 2020                                                1385
ORALE MEDIZIN UND IMMUNKOMPETENZ
ZAHNMEDIZIN ALLGEMEIN

                 08 NEUER RECALL                                                              01 BEURTEILUNG UND
                      TERMIN
                 GESUNDER PATIENT = GLÜCKLICHER PATIENT
                                                                                               INFEKTIONSSCHUTZ
                                                                                                   MUNDGESUNDHEIT BEURTEILEN UND
                     Bestellen Sie Ihren Patienten                                                  HYGIENEMASSNAHMEN BEACHTEN
                      risikoabhängig zum Recall                                                   Lassen Sie ihren Patienten zuerst mit
                      Fragen Sie, wie ihm oder ihr                                               BacterX® Pro spülen Untersuchen Sie
                     die Behandlung gefallen hat                                                Zähne auf Karies, Gingivitis, Parodontitis
                                                                                                   Untersuchen Sie das periimplantäre
                                                                                                 Gewebe auf Mukositis, Periimplantitis

        07 QUALITÄTS-                                                                                         02 ANFÄRBEN
         KONTROLLE
         PATIENTEN ZUM STRAHLEN BRINGEN
                                                                                                                  ANFÄRBEN UND BIOFILM
                                                                                                                    SICHTBAR MACHEN
     Prüfen Sie anschließend, ob der Biofilm                                                                 Zeigen Sie Ihrem Patienten den
    vollständig entfernt wurde Stellen Sie                                                                    angefärbten Biofilm und die
   sicher, dass Zahnstein und Konkremente                                                                          Problemzonen mit
          vollständig entfernt wurden                                                                         dem EMS Biofilm Discloser
           Untersuchen Sie Zähne auf                                                                          Die Farbe steuert die Biofilm-
          kariöse Läsionen Schützen                                                                         Entfernung Sobald der Biofilm
           Sie die Zähne mit Fluorid                                                                         entfernt ist, ist der Zahnstein
                                                                                                                 leichter zu erkennen.

                                                                              R
         06 PIEZON PS         ®                                                                              03 MOTIVATION
                                                                                                                INSTRUIEREN UND MOTIVIEREN
      VERBLEIBENDEN ZAHNSTEIN ENTFERNEN                                                                        Betonen Sie die Wichtigkeit der
    Verwenden Sie supragingival und bis zu                                                                      Prävention Instruktion der
   10 mm subgingival das minimalinvasive                                                                    Mundhygiene EMS empfiehlt die
     EMS PS Instrument Reinigen Sie                                                                        tägliche geeignete Mundhygiene mit
   Taschen >10 mm mit einer Minikürette                                                                   Philips Sonicare und Interdentalbürsten
     Verwenden Sie für Implantate bis zu                                                                        oder Philips AirFloss Ultra
      3 mm subgingival und implantat-
        getragene Restaurationen das
             EMS PI Instrument
                                                                                                 04 AIRFLOW® MAX
                                                                                                        BIOFILM, VERFÄRBUNGEN UND
                                                                                                       JUNGEN ZAHNSTEIN ENTFERNEN
                                                                                                   Verwenden Sie AIRFLOW® MAX für
                    05 PERIOFLOW®
                 BIOFILM ENTFERNEN IN TASCHEN >4 BIS 9 MM
                                                                                                 natürliche Zähne, Restaurationen und
                                                                                                 Implantate Entfernen Sie supra- und
                     Verwenden Sie AIRFLOW® PLUS                                              subgingivalen Biofilm und jungen Zahnstein
                Pulver in tiefen Taschen bei natürlichen                                        mit PLUS Pulver 14 μm Entfernen Sie
               Zähnen, Furkationen und an Implantaten                                             Biofilm auch von Gingiva, Zunge und
                Verwenden Sie die neuen und schmaleren                                         Gaumen Entfernen Sie restliche Schmelz-
                tiefenmarkierten PERIOFLOW® Nozzles                                           Verfärbungen mit CLASSIC Comfort Pulver

Abb. 3 Das Protokoll der „Guided biofilm therapy“ (GBT)

Abb. 4 Airflow Max-Handstück mit laminarer Strömung                Abb. 5 Piezon LED PS (Fa. EMS, Nyon, Schweiz)

   zu unterstützenden chemischen Mundhygienepro-                     6. gezielte Entfernung von supra- und subgingi­valem
   dukten,                                                              Zahnstein mit PUS (Abb. 5),
4. gezielte Biofilmentfernung mit AF bzw. Perioflow-                 7. Qualitätskontrolle einschließlich einer abschließen­
   Handstück mit Plus Pulver supragingival und sub-                     den Diagnostik durch den Zahnarzt,
   gingival bis 4 mm (Abb. 4),                                       8. individuellen, risikoorientierten Recalltermin ver­
5. gezielte Biofilmentfernung mittels Perioflow-Hand­                   einbaren.
   stück mit Plus Pulver subgingival ab 4 bis 9 mm,

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ORALE MEDIZIN UND IMMUNKOMPETENZ
Klaus-Dieter Bastendorf, Nadine Strafela-Bastendorf

Die einzelnen Schritte der GBT sind sowohl mit Blick         gende Schädigung und regelwidriges Verhalten
auf die Technik als auch die Materialien gut unter-          früh zu erkennen, damit es nicht zu Komplikatio-
sucht und die Wirksamkeit ist für alle Teilschritte evi-     nen, Folgeerkrankungen, Verschlimmerung von
denzbasiert, einschließlich der Patientenzufrieden-          chronischen Erkrankungen oder zu einem Rezidiv
heit6-8,16-17,19,20-21,27-28,30-32,34-35,38-39.              kommt. Die Tertiärprävention richtet sich an Pa-
   Die wesentliche Änderung gegenüber den alten              tienten, die selbst etwas dazu beitragen möchten,
Protokollen ist zum einen, dass der supragingivale           wieder gesund zu werden oder den erzielten Ge-
Biofilm immer angefärbt wird. Zum anderen folgt              sundheitszustand zu erhalten wünschen12.
dann die „Feinreinigung“ zur Entfernung von supra-
und subgingivalem Biofilm und Verfärbungen mit             Da in der oralen Medizin die Ursachen der wichtigs-
AF bzw. AF Plus Pulver und/oder Perioflow bzw.             ten Erkrankungen wie Karies und Parodontitis weit-
Perio­flow Plus Pulver. Schließlich erfolgt erst dann      gehend bekannt sind, muss die Primärprävention in
das gezielte Entfernen verbliebener harter Ablage-         Fokus stehen. Das heißt, dass die kurative orale Me-
rungen mit Ultraschall (Piezon No Pain/PS).                dizin langfristig durch die präventive orale Medizin
                                                           ersetzt werden muss.
Zusammenfassung                                            Personalisierung (Individualisierung)
Moderne allgemeine und orale Medizin wird von              Personalisierte orale Medizin bedeutet in der Pro-
Prävention, Personalisierung und Partnerschaft             phylaxe, dass wir unseren Patienten die für sie beste
(„Medizin 3.0“) geprägt.                                   individualisierte, risikoorientierte, altersspezifische
                                                           Prophylaxe bieten.
Prävention
Mithilfe gezielten Präventionsmaßnahmen kann je-           Partnerschaft
der Mensch die Voraussetzungen schaffen, um mehr           Partnerschaft zwischen Patienten und dem Praxis-
Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Lebensqualität          team ist die Grundlage, um gemeinsame Gesund-
zu haben.                                                  heitsziele zu erreichen. Anders ausgedrückt: Prophy-
■ Bei der Primärprävention geht es um den Erhalt           laxe kann nur erfolgreich sein, wenn Patienten und
  der Gesundheit bzw. Vorbeugung von Krankhei-             das Praxisteam zusammenarbeiten.
  ten. Sie setzt ein, bevor eine Schädigung, Krank-            Von den vier vorgestellten Ablaufprotokollen ist
  heit oder regelwidriges Verhalten eintritt, und          nur die GBT für alle drei Arten der Prävention geeig-
  sucht nach den Ursachen und Risikofaktoren, die          net. Die PZR ist eine Einzelmaßnahme, die ein we-
  dazu führen könnten. Sie richtet sich an jeden ge-       sentlicher Bestandteil aller vorgestellten Protokolle
  sunden Menschen.                                         ist. Die Recallstunde von Axelsson und Lindhe lässt
■ Bei der Sekundärprävention geht es um die Früh-          sich wie die GBT universell einsetzen. Das zeitlich
  erkennung bzw. Verhinderung der Progredienz ei-          strenge Raster und der standardisierte Ablauf erlau-
  ner Erkrankung. Sie dient dazu eine Schädigung,          ben die notwendige individuelle Anpassung an die
  Krankheit oder regelwidriges Verhalten frühzeitig        Anforderungen der oralen Medizin nicht. Die UPT ist
  zu erkennen bzw. dafür zu sorgen, dass der Ver-          eine reine Folgetherapie nach durchgeführter par-
  lauf einer Krankheit sich nicht verschlimmert bzw.       odontaler Behandlung (Tertiärprävention).
  chronifiziert wird. Die Sekundärprävention richtet           Die GBT basiert auf den neuesten wissenschaftli-
  sich an Patienten, die selbst etwas dazu beitragen       chen Erkenntnissen und den technischen Fortschritten.
  möchten, wieder gesund zu werden.                        Das klinische Protokoll der GBT ist ein indikations-
■ Bei der Tertiärprävention geht es um die Verhinde-       orientiertes, systematisches, modulares Präventions-
  rung der Progredienz oder des Eintrittes von Kom-        und Therapieprotokoll. Die GBT fußt dabei auf einer
  plikationen bei einer bereits manifesten Erkran-         individuellen Diagnose und Risikobewertung, um
  kung. Sie dient dazu bei der manifesten Krankheit        gezielt, d. h. geführt optimale Ergebnisse mit einem
  eines chronisch erkrankten Patienten eine nachfol-       Höchstmaß an Effizienz, Substanzschonung und

QUINTESSENZ ZAHNMEDIZIN | Jahrgang 71 • Ausgabe 12 • Dezember 2020                                                1387
ORALE MEDIZIN UND IMMUNKOMPETENZ
ZAHNMEDIZIN ALLGEMEIN

Patien­ten- und Behandlerkomfort zu erreichen. Die                (DGZMK) Prof. Dr. Roland Frankenberger, der im
GBT ist universell in Prävention und Therapie aller               Editorial der Fachzeitschrift „Die Quintessenz“ vom
biofilminduzierten oralen Erkrankungen einsetzbar.                Juli 2020 auf die besondere Bedeutung der Präven-
Dabei ist sie ein ausgezeichnetes Protokoll, um die               tion hinwies: „Die Vision der Zukunft heißt orale Me-
Ziele einer modernen oralen „Medizin 3.0“ zu er­                  dizin und die Prävention ist unser Rettungsschirm.“
reichen.
   Damit folgt auch die GBT dem Statement des                     Hinweis: Im Sinne der Transparenz soll darüber in-
Chefredakteurs und Präsidenten der Deutschen Ge-                  formiert werden, dass ein Autor des Artikels als Re-
sellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde                   ferent für EMS tätig ist.

Literatur
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     Results after 6 years. J Clin               202-209.                                   Inhalte. Parodontologie 2020;31
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     procedures on caries and                    periodontal treatment using air            parodontalen Erkrankungen. PNC
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     disease in adults. Results after            Prävention. Definition der             19. Haas M, Koller M, Arefnia B.
     30 years of maintenance. J Clin             Präventionsmedizin. Internet:              Rauheit und Substanzverlust von
     Periodont 2004;31:749-757.                  https://www.dgnp.de/wir-                   Zahnoberflächen nach Biofilm­
6.   Barnes C, Covey D, Watanabe H               ueber-uns/definition-der-                  entfernung mit unterschiedlichen
     et al. An in vitro comparison of            praeventionsmedizin.html.                  Bearbeitungsverfahren. Die
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     esthetic restorative material.              Dannewitz B: Unterstützende                Bereiter R et al. A biofilm pocket
     J Clin Dent 2014;25:76-87.                  Parodontitistherapie (UPT).                model to evaluate different non-
7.   Bozbay E, Dominici F,                       Inhalt, Nutzen, Effekt.                    surgical periodontal treatment
     Gokbuget AY et al. Preservation             Parodontologie 2017;28(1):7-17.            modalities in terms of biofilm

1388                                                   QUINTESSENZ ZAHNMEDIZIN | Jahrgang 71 • Ausgabe 12 • Dezember 2020
Klaus-Dieter Bastendorf, Nadine Strafela-Bastendorf

      removal and reformation, surface            months. J Clin Periodontol 2014;          with various instruments.
      alterations and attachment of               41(9):883-889.                            J Ciln Peridontol 1991;18:
      periodontal ligaments fibroblasts.    28.   Novaes AB, Novaes AB Jr,                  643-647.
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      zm 2020;110(17):44-46.                29.   Novaes AB, Novaes AB Jr.                  planing. J Periodontol 2005;76:
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23.   König J, Plagmann HC,                 30.   Petersilka G, Heckel R, Koch R,           26-32.
      Langenfeld N, Kocher T.                     Ehmke B, Arweiler N. Evaluation     37.   Tonetti M, Eickholz P, Loos BG
      Retrospective comparison of                 of an ex vivo porcine model to            et al. Principles in prevention of
      clinical variables between                  investigate the effect of low             periodontal diseases. J Clin
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      28:227f.                                    2669-2673.                                Ramberg P. Subgingival
24.   Lalumandier J. Scott D, McPhee:       31.   Petersilka GJ, Steinmann D,               debridement of periodontal
      Prevalence and risk factors of              Häberlein I, Heinecke A,                  pockets by air polishing in
      hand problems and carpal tunnel             Flemmig TF(2003b). Subgingival            comparison with ultrasonic
      syndrome among dental                       plaque removal in buccal and              instrumentation during
      hygienists. J Dent Hyg Spring               lingual sites using a novel low           maintenance therapy. J Clin
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      examples of ecological                      polishing powder. J Periodontol           the treatment of chronic
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      polishing with erythritol during      34.   Ritz L, Hefti AF, Rateitschak KH.         erkrankungen. Welche
      periodontal maintenance.                    An in vitro investigation on the          Zusammenhänge gibt es?
      Randomized clinical trial of twelve         loss of root substance in scaling         Prophylaxe J 2018;6:6-15.

                                Klaus-Dieter Bastendorf                        Nadine Strafela-Bastendorf
                                Dr.                                            Dr.
                                E-Mail: info@bastendorf.de                     Praxis Dr. Strafela-Bastendorf
                                                                               Gairenstraße 6
                                                                               73054 Eislingen

QUINTESSENZ ZAHNMEDIZIN | Jahrgang 71 • Ausgabe 12 • Dezember 2020                                                       1389
DIE BESTE PZR
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                                                                                                      R

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                                                                                               KÖLN
                                                                                               2019

Warum werden unsere GBT Trainerinnen sowie alle GBT
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gerne wieder zum Recall.
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den Biofilm auf Zähnen und Zahnfleisch schonend weg. Dann entferne ich gezielt den sichtbaren
Zahnstein nur mit dem PIEZON® NO PAIN PS Instrument. Die weiteren Schritte wie Beurteilung,
Motivation, Qualitätskontrolle, Fluoridieren und Recall - Termin sind selbstverständlich.
GBT ist ein klinisches und wissenschaftlich geprüftes Protokoll auf hohem Qualitätsniveau.
► GBT bedeutet: Keine Gummikelche mehr, keine abrasiven “Polierpasten” mehr, weniger Schall,
weniger Ultraschall und kaum noch Handinstrumente. GBT ist eine wirklich minimal invasive Methode.
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Ihre Kolleginnen werden Sie zurückrufen und sich mit Ihnen über unsere GBT Methode unterhalten.

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S.O.S.
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                     PS Instrument nur 5-10 Cents kostet?
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