Faszinierende Reptilien in Ob- und Nidwalden - Kanton Nidwalden

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Faszinierende Reptilien in Ob- und Nidwalden - Kanton Nidwalden
Faszinierende Reptilien
in Ob- und Nidwalden

Amt für Wald und Landschaft   Amt für Raumentwicklung
Abteilung Wald und Natur      Fachstelle Natur- und Landschaftsschutz
Faszinierende Reptilien in Ob- und Nidwalden - Kanton Nidwalden
4    Reptilien in Ob- und Nidwalden

 5   Arten und ihre Gefährdung

 6   Wo Reptilien leben und wie sie gefördert
     werden können

10   Heimische Reptilien
10     Westliche Blindschleiche Anguis fragilis
12     Zauneidechse Lacerta agilis
14     Waldeidechse Zootoca vivipara
16     Schlingnatter Coronella austriaca
18     Barrenringelnatter Natrix helvetica
20     Aspisviper Vipera aspis
22     Kreuzotter Vipera berus

24   Standortfremde Reptilien
24     Westliche Smaragdeidechse Lacerta bilineata
26     Mauereidechse Podarcis muralis
28     Würfelnatter Natrix tessellata
30     Schmuckschildkröten Trachemys sp.

30   Tiere aussetzen ist verboten

31   Ihre Beobachtungen interessieren uns!

32   Weiterführende Informationen

35   Symbole
Faszinierende Reptilien in Ob- und Nidwalden - Kanton Nidwalden
Eidechsen und Schlangen:
 faszinierend und bedroht
Ihre Lebensweise ist ausgesprochen heimlich.
Dennoch haben viele Menschen klare Bilder
von Eidechsen und Schlangen — den Reptilien!
Doch stimmen diese tatsächlich? Mit der vor-
liegenden Broschüre möchten wir Ihnen die
Tür zur faszinierenden Welt der Reptilien in Ob-
und Nidwalden öffnen.

Trotz gesetzlichem Schutz gelten heute mehr
als drei Viertel aller Reptilienarten der Schweiz
als gefährdet. Die Gefährdungsursachen sind
vielschichtig, jedoch vor allem auf die Zer-
schneidung und Zerstörung der Lebensräume
zurückzuführen. Wir alle können einen aktiven
Beitrag zum Schutz dieser Tiergruppe leisten.
Darüber erhalten Sie in der vorliegenden Bro-
schüre hilfreiche Informationen.

Wir wünschen Ihnen spannende Entdeckun-
gen und viel Freude in der einmaligen Ob- und
Nidwaldner Natur.
Andreas Bacher
Amt für Wald und Landschaft OW

Felix Omlin
Fachstelle für Natur- und Landschaftsschutz NW
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Reptilien in Ob- und Nidwalden

In der ganzen Schweiz sind 16 Reptilienarten bekannt. Mit sie-
ben einheimischen Arten beherbergt der Kanton Obwalden die
grösste Vielfalt der Zentralschweiz. Fünf dieser Reptilien wer-
den als gefährdet oder stark gefährdet eingestuft: ­Zauneidechse,
Barrenringelnatter, Schlingnatter, Kreuzotter und Aspisviper.

In Nidwalden sind drei der fünf heimischen Reptilienarten ge-
fährdet: Zauneidechse, Schlingnatter und Barrenringelnatter.

Zusätzlich kommen in Ob- und Nidwalden vier bzw. fünf stand-
ortfremde Arten vor, die ausgesetzt oder im Falle der Mauer-
eidechse über den Bahn- und Güterverkehr verschleppt wor-
den sind.
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5

                   Arten und ihre Gefährdung

                                                                     OW   NW

Echsen         Westliche Blindschleiche

               Zauneidechse

               Waldeidechse

               Mauereidechse                                          ×   ×
               Westliche Smaragdeidechse                              ×   ×

Schlangen      Barrenringelnatter

               Schlingnatter

               Würfelnatter                                           ×   ×
               Kreuzotter

               Aspisviper                                                 ×

Schildkröten   Schmuckschildkröten                                    ×   ×

               ×   standortfremde Art

                   nicht gefährdet        gefährdet     stark gefährdet
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6    Lebensraum

Wo Reptilien leben und wie sie
gefördert werden können

Reptilien leben in vielfältigen und strukturreichen Lebensräu-
men. In einem idealen Lebensraum finden sie Verstecke, gut
besonnte Stellen, wo sie sich aufwärmen können, sowie ge-
nügend Nahrung.

Geröllfelder, lichte Wälder, Windwurfflächen, Moore und Ufer
naturnaher Gewässer zählen zu den bevorzugten Lebensräu-
men. Weil diese artenreichen Standorte vielerorts verschwun-
den sind und die Nutzung der Kulturlandschaft heute viel
intensiver ist, sind Reptilien seltener als noch vor 50 Jahren.
Zusammenfassend unterscheiden wir in dieser Broschüre drei
Lebensraumtypen:

Feuchtgebiete und Gewässer           Alpine Lebensräume

Saumbiotope und Randstrukturen
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Lebensraum       7

Feuchtgebiete und Gewässer

Entlang von Fliessgewässern und Seen, in naturnahen und
strukturreichen Ufern finden Reptilien wertvolle Verstecke und
die nötige Nahrung. Röhrichte und Schilfgürtel, Streueflächen
sowie Flach- und Hochmoore sind für mehrere Arten unver-
zichtbare Lebensräume.

Typische Arten
Waldeidechse, Barrenringelnatter, Würfelnatter

Tipps zur Förderung
Ufer dürfen unordentlich sein und im Ufergehölz kann mit einem Asthaufen ein
gern genutzter Sonnenplatz angeboten werden. In aufgeschichteten Schilf- oder
Streuehaufen kann die Barrenringelnatter ihre Eier legen.
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8     Lebensraum

Saumbiotope und Randstrukturen

Sonnige Waldränder, Hecken mit artenreichem Krautsaum, ex-
tensive Böschungen mit dichtem Vegetationsfilz, Brombeerge-
strüpp mit Steinhaufen oder Trockenmauern — alle diese Über-
gangslebensräume sind wahre Reptilienparadiese. Auf kleinem
Raum finden sie Nahrung, Deckung, Plätze um sich aufzuwär-
men und frostsichere Verstecke für die Überwinterung.

Typische Arten
Westliche Blindschleiche, Zauneidechse, Waldeidechse,
Schlingnatter, Mauereidechse

Tipps zur Förderung
Mit der Anlage von Stein- oder Asthaufen, später Mahd und Belassen von unor-
dentlichen Ecken mit Brombeeren und Grasfilz werden wertvolle Lebensräume
geschaffen. Von strukturreichen Waldrändern und artenreichen Hecken mit Ast-
haufen und Steinstrukturen profitieren viele Reptilien.
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Lebensraum        9

Alpine Lebensräume

Geröllhalden, lichte Bergwälder und Ansammlungen von Stei-
nen in Alpweiden begleitet von Heidelbeersträuchern, Erlen
oder Alpenrosen werden von Reptilien bewohnt, die bestens
ans raue Bergklima angepasst sind.

Typische Arten
Waldeidechse, Schlingnatter, Aspisviper, Kreuzotter

Tipps zur Förderung
Werden Alpweiden extensiv bewirtschaftet und die natürliche Strukturvielfalt be-
lassen, fühlen sich die Reptilien in alpinen Lebensräumen wohl.
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10       Heimische Reptilien

Westliche Blindschleiche
Anguis fragilis

Westliche Blindschleichen sind bräunlich bis grau gefärbt.
Weibchen und Jungtiere haben schwarze Flanken und einen
dunklen Rückenstrich. Sie werden aufgrund der Färbung auch
«Kupferschlängli» genannt. Westliche Blindschleichen gehören
zu den Echsen. Die Beine sind zurückgebildet. Den Schwanz
(⅔ Gesamtkörperlänge) können sie bei Gefahr abwerfen. Meist
wächst ein schwarzer Stumpf nach.

Jahresaktivität        Jan   Feb   Mar   Apr   Mai   Jun   Jul   Aug   Sep   Okt   Nov   Dez

Aktivitätsperiode
Paarungzeit
Geburt der Jungtiere
Heimische Reptilien          11

                                                         40 cm     50 cm

Die Westliche Blindschleiche besiedelt vom Menschen gestal-
tete Rand- und Übergangszonen entlang von Strassen-, Bahn-,
Gewässerböschungen und Waldrändern mit teils dichter Vege-
tation. Als typische Kulturfolgerin ist sie auch in strukturreichen
Gärten anzutreffen, wo sie ein reiches Nahrungsangebot an
Nacktschnecken und Würmern findet. Westliche Blindschlei-
chen bringen alle zwei Jahre lebende Jungtiere (6.5 – 9.5 cm)
zur Welt.

Verbreitungskarte                            Höhenverbreitung
                                             3600
                                             3200
                                             2800
                                             2400
                                             2000
                                             1600
                                             1200
                                              800
                                              400
                                                0
                                                    0%   50%     100%
12         Heimische Reptilien

Zauneidechse
Lacerta agilis

Zauneidechsen sind hell- bis dunkelbraun gefärbt mit schwar-
zen Flecken, die im Zentrum oder am Rand einen weissen Tupf
aufweisen. Auf dem Rücken zeigen sich helle Längslinien.
Während der Paarungszeit leuchten die Männchen an Kopf­
seite, Flanke und den Beinen kräftig grün. Die Zauneidechse
wirkt eher plump, mit grossem Kopf und stumpfer Schnauze.

Jahresaktivität         Jan   Feb   Mar   Apr   Mai   Jun   Jul   Aug   Sep   Okt   Nov   Dez

Aktivitätsperiode
Paarungzeit
Eiablage
Schlupf der Jungtiere
Heimische Reptilien          13

                                                     22 cm     22 cm

Die Zauneidechse ist eine typische Bewohnerin offener bis
halboffener und reich strukturierter Landschaften mit gut be-
sonnten Lebensräumen in den Tieflagen (bis max. 1100 m ü. M).
Sie kann an Bahndämmen, in Trockenmauern mit Hecken, an
Ufern, an Weg-, Wald- und Heckenrändern mit Asthaufen und
sandigen Bodenstellen beobachtet werden. Dichte, verfilzte
Vegetation bietet wertvolle Verstecke und ein grosses Nah-
rungsangebot an Insekten. Die Zauneidechse legt ihre Eier in
sandigen Boden, der gut besonnt ist, oder unter Steinplatten.

Verbreitungskarte                        Höhenverbreitung
                                         3600
                                         3200
                                         2800
                                         2400
                                         2000
                                         1600
                                         1200
                                         800
                                         400
                                            0
                                                0%   50%     100%
14       Heimische Reptilien

Waldeidechse
Zootoca vivipara

Die Waldeidechse ist braunbeige gefärbt mit dunklen Spren-
keln. Entlang den dunkleren Flanken zeigen sich helle Fle-
ckenreihen. Männchen und Weibchen sind sehr ähnlich ge-
zeichnet. Jungtiere sind meist dunkel. Ganz schwarze Tiere
(Schwärzlinge) können vorkommen. Die einzelnen Rücken-
schuppen sind gut sichtbar, was ein wichtiger Unterschied zur
ähnlichen Mauereidechse ist.

Jahresaktivität        Jan   Feb   Mar   Apr   Mai   Jun   Jul   Aug   Sep   Okt   Nov   Dez

Aktivitätsperiode
Paarungzeit
Geburt der Jungtiere
Heimische Reptilien          15

                                                       15 cm     15 cm

Die Waldeidechse ist die häufigste Reptilienart in Ob- und Nid-
walden. Sie besiedelt vorwiegend Lebensräume zwischen 700
und rund 2000 m ü. M. Die Waldeidechse wird auch Berg- und
Mooreidechse genannt. Sie bewohnt eine grosse Vielfalt an
Lebensräumen von steindurchsetzten Alpweiden über leicht
bestockte Geröllhalden, Waldränder und Feuchtgebiete. In
unseren Breitengraden bringt die Waldeidechse ihre Jungtiere
im Spätsommer zur Welt. In südlicheren Gegenden legt sie
Eier. Das ist ausserordentlich; nur wenige Reptilienarten zeigen
innerartlich verschiedene Fortpflanzungsformen. Die Waldei­
dechse ernährt sich von Insekten und Spinnen.

Verbreitungskarte                          Höhenverbreitung
                                           3600
                                           3200
                                           2800
                                           2400
                                           2000
                                           1600
                                           1200
                                            800
                                            400
                                              0
                                                  0%   50%     100%
16       Heimische Reptilien

Schlingnatter
Coronella austriaca

Die sehr versteckt lebende und ungiftige Schlingnatter ist
vielfältig gefärbt: grau, braun, kupferfarbig. Die dunklen Rü-
cken- und Flankenflecken sind meist paarig angeordnet und
können ineinander verschmelzen. Auf dem Hinterkopf trägt
die Schlingnatter einen deutlichen dunklen Fleck. Von der
Nase über die Augen bis in den Nackenbereich zieht sich ein
dunkles Augenband. Die Rückenschuppen sind nicht gekielt
und ihre Haut fühlt sich sehr glatt an.

Jahresaktivität        Jan   Feb   Mar   Apr   Mai   Jun   Jul   Aug   Sep   Okt   Nov   Dez

Aktivitätsperiode
Paarungzeit
Geburt der Jungtiere
Heimische Reptilien         17

                                                      60–70 cm 60–70 cm

Die Schlingnatter kommt in beiden Kantonen relativ selten vor.
Aufgrund ihrer sehr heimlichen Lebensweise ist denkbar, dass
sie weitere Gebiete besiedelt als bekannt sind. Die Schling­
natter hat hohe Ansprüche an ihren Lebensraum. Sie bevorzugt
trockenwarme, steindurchsetzte Gebiete wie Böschungen,
Ruderalflächen, Felsfluren und Waldränder mit abwechslungs-
reicher Vegetation. Sie ernährt sich fast ausschliesslich von
Eidechsen und Blindschleichen, selten frisst sie Mäuse. Die
Weibchen bringen die Jungtiere (13 – 17 cm) im Spätsommer
­lebend zur Welt.

Verbreitungskarte                        Höhenverbreitung
                                         3600
                                         3200
                                         2800
                                         2400
                                         2000
                                          1600
                                          1200
                                          800
                                          400
                                            0
                                                 0%    50%   100%
18         Heimische Reptilien

Barrenringelnatter
Natrix helvetica

Die Barrenringelnatter ist eine variabel gräulich bis schwarz,
beige oder bräunlich gefärbte, ungiftige Schlange. Gelegent-
lich gibt es auch sehr dunkle oder völlig schwarze Tiere
(Schwärzlinge). Im Nackenbereich finden sich helle Flecken,
die hinten durch dunkle Flecken abgegrenzt sind. Die Rücken-
schuppen sind gekielt und an den Körperflanken zeigen sich
meist schwarze Fleckenreihen. Die Barrenringelnatter ist die
grösste Schlange in der Zentralschweiz.

Jahresaktivität         Jan   Feb   Mar   Apr   Mai   Jun   Jul   Aug   Sep   Okt   Nov   Dez

Aktivitätsperiode
Paarungzeit
Eiablage
Schlupf der Jungtiere
Heimische Reptilien        19

                                        130 –140 cm         70–95 cm

Die Barrenringelnatter ist die häufigste Schlangenart in Ob-
und Nidwalden mit einem Verbreitungsschwerpunkt in den
Tieflagen. Gelegentlich kann sie auch in höheren Lagen bis ca.
1850 m ü. M. beobachtet werden. Aufgrund ihrer Nahrungsvor-
liebe für Amphibien und kleine Fische ist die Barrenringelnat-
ter relativ stark an Feuchtgebiete und Gewässer mit struktur-
reichen Uferabschnitten und Böschungen gebunden. Die Eier
werden in verrottendem Material (z. B. Laub-, Komposthaufen)
abgelegt.

Verbreitungskarte                        Höhenverbreitung
                                         3600
                                          3200
                                         2800
                                         2400
                                         2000
                                          1600
                                          1200
                                          800
                                          400
                                             0
                                                 0%   50%   100%
20       Heimische Reptilien

Aspisviper
Vipera aspis

Die giftige Aspisviper lässt sich an der aufgeworfenen Schnau-
zenspitze und dem kantig wirkenden Kopf erkennen. Der Kopf
ist deutlich vom Körper abgesetzt. Die Grundfärbung der
Aspis­viper ist variabel von grau über braun bis rötlich. Auf dem
Rücken können ein dunkles Zickzackmuster, manchmal ein-
zelne Flecken oder Querbänder erkannt werden. Vollständig
schwarze Tiere (Schwärzlinge) sind häufig. Die Pupille ist senk-
recht-spaltförmig.

Jahresaktivität        Jan   Feb   Mar   Apr   Mai   Jun   Jul   Aug   Sep   Okt   Nov   Dez

Aktivitätsperiode
Paarungzeit
Geburt der Jungtiere
Heimische Reptilien         21

                                                              60–70 cm 60–70 cm

 Die Aspisviper kommt nur sehr lokal im Grenzgebiet zwischen
den Kantonen Obwalden und Bern vor. Vermutlich in den
1960er-Jahren wurde sie zudem im Gebiet Lopper ausgesetzt,
 wo sie nach wie vor vorkommt. Die Aspisviper bevorzugt stei-
 nige Lebensräume. In Felsfluren, Geröllhalden als auch Tro-
ckensteinmauern, Steinhaufen oder Blocksteinverbauungen
 fühlt sie sich wohl. Eine dichte Krautschicht bietet zudem
Schutz vor Feinden und ist optimales Jagdgebiet für die Aspis-
viper, die sich vorwiegend von Kleinsäugern wie Mäusen
­ernährt. Die Aspisviper bringt lebende Jungtiere (14 – 20 cm)
zur Welt.

Verbreitungskarte                                Höhenverbreitung
Immer wieder werden Aspisvipern gefangen         3600
oder getötet. Wir verzichten deshalb zum         3200
Schutz der Tiere auf die Darstellung der Ver-    2800
breitungskarte.
                                                 2400
                                                 2000
                                                  1600
                                                  1200
                                                  800
                                                  400
                                                    0
                                                         0%    50%   100%
22       Heimische Reptilien

Kreuzotter
Vipera berus

Charakteristisch für die giftige Kreuzotter ist das Zickzack-
band, das sich über den Rücken zieht. Die Grundfärbung ist
variabel. Weibchen sind häufig braun und Männchen eher
gräulich. An den Flanken trägt die Kreuzotter dunkle Flecken.
Vollständig schwarze Tiere (Schwärzlinge) sind lokal häufig,
aus den Obwaldner Populationen aber nicht bekannt. Die Pu-
pille ist senkrecht-spaltförmig.

Jahresaktivität        Jan   Feb   Mar   Apr   Mai   Jun   Jul   Aug   Sep   Okt   Nov   Dez

Aktivitätsperiode
Paarungzeit
Geburt der Jungtiere
Heimische Reptilien          23

                                                              50–60 cm 50–60 cm

Die Kreuzotter kommt in alpinen Lebensräumen des Kantons
Obwalden vor. Im Kanton Nidwalden konnte sie nicht nach-
gewiesen werden. Ihre bevorzugten Lebensräume sind Block-
halden, die mit Sträuchern durchsetzt sind. Die Kreuzotter ist
perfekt an das raue Bergklima angepasst: Sie kann ihre Kör-
peroberfläche vergrössern, indem sie die Rippen abspreizt
und damit die Wärme der Sonne besser nutzen kann. Die
Kreuzotter bringt alle zwei bis drei Jahre lebende Jungtiere
(15 – 20 cm) zur Welt.

Verbreitungskarte                                 Höhenverbreitung
Immer wieder werden Kreuzottern gefangen          3600
oder getötet. Wir verzichten deshalb zum          3200
Schutz der Tiere auf die Darstellung der Ver-     2800
breitungskarte.
                                                  2400
                                                  2000
                                                  1600
                                                  1200
                                                  800
                                                   400
                                                     0
                                                         0%    50%    100%
24         Standortfremde Reptilien

Westliche Smaragdeidechse
Lacerta bilineata

Die Westliche Smaragdeidechse ist grün bis gelbgrün mit
dunklen, verschieden grossen Flecken und Sprenkeln gezeich­
net. Während der Paarungszeit leuchtet die Kehle des Männ-
chens blau. Bei den Weibchen ist die Kehle gelb, grau oder
sanft bläulich. Jungtiere sind unifarben braun mit gelblicher
Kehle.

Jahresaktivität         Jan   Feb   Mar   Apr   Mai   Jun   Jul   Aug   Sep   Okt   Nov   Dez

Aktivitätsperiode
Paarungzeit
Eiablage
Schlupf der Jungtiere
Standortfremde Reptilien          25

                                                     33 cm     36 cm

Die Westliche Smaragdeidechse wurde im Gebiet Lopper in
den 1960er-Jahren ausgesetzt. In einem kleinen Bestand hat
sie dort überlebt. Heimisch ist diese Art in der südlichen
Schweiz. Dort bewohnt sie bevorzugt extensive Wiesen, Wei-
den und Rebberge, Felsfluren und Schutthalden sowie Auen-
wälder. Die Hauptnahrung sind Insekten, sie kann aber auch
mal kleinere Wirbeltiere, wie junge Mäuse oder Reptilien er-
beuten. Sie legt ihre Eier in lockeren Boden.

Verbreitungskarte                        Höhenverbreitung
                                         3600
                                         3200
                                         2800
                                         2400
                                         2000
                                         1600
                                         1200
                                          800
                                          400
                                            0
                                                0%   50%     100%
26         Standortfremde Reptilien

Mauereidechse
Podarcis muralis

Die Mauereidechse ist braun bis gräulich gefärbt. Die Männ-
chen sind über den Rücken netzartig und an den Flanken auf-
fällig dunkel gefleckt. Bei den Weibchen zeigt sich über den
Rücken eine unauffälligere Fleckung. An den Flanken tragen
die Weibchen dunkle Längslinien, die von hellen Linien einge-
fasst sind. Die Mauereidechse wirkt lang und grazil. Ihr Kopf
ist spitzer und länger als der der Waldeidechse.

Jahresaktivität         Jan   Feb   Mar   Apr   Mai   Jun   Jul   Aug   Sep   Okt   Nov   Dez

Aktivitätsperiode
Paarungzeit
Eiablage
Schlupf der Jungtiere
Standortfremde Reptilien          27

                                                       16 cm     20 cm

Vermutlich in den 1960er-Jahren wurde die Mauereidechse im
Gebiet Lopper ausgesetzt. Von dort aus hat sie sich entlang
von Verkehrswegen und Ufern ausgebreitet. Die flinke, kletter-
freudige Eidechse ist im Vormarsch und kann an manchen
Stellen in grosser Zahl beobachtet werden. Sie ist sehr anpas-
sungsfähig und lebt in unterschiedlichen Lebensräumen.
Wichtig ist für die wärmeliebende Art eine gute Besonnung.
Häufig prägen Steine oder Felsen den Lebensraum, wobei sie
auch gerne von Menschen geschaffene Lebensräume wie Gär-
ten, Bahnschotter und Trockenmauern besiedelt. Die Mauer-
eidechse legt ihre Eier unter Steinplatten und in Mauerritzen.

Verbreitungskarte                          Höhenverbreitung
                                           3600
                                           3200
                                           2800
                                           2400
                                           2000
                                           1600
                                           1200
                                            800
                                            400
                                              0
                                                  0%   50%     100%
28         Standortfremde Reptilien

Würfelnatter
Natrix tessellata

Die ungiftige Würfelnatter ist hell- bis dunkelgrau, selten oliv-
grün oder braun, gefärbt. Über den Rücken sind unregelmäs-
sig eckige Flecken (Würfel) verteilt, die zum Teil ineinander
verschmelzen. Der Kopf wirkt auffällig schmal und lang. Die
Augen sind gross und als Anpassung ans Leben im Wasser
nach oben verschoben.

Jahresaktivität         Jan   Feb   Mar   Apr   Mai   Jun   Jul   Aug   Sep   Okt   Nov   Dez

Aktivitätsperiode
Paarungzeit
Eiablage
Schlupf der Jungtiere
Standortfremde Reptilien           29

                                                      100 cm     75 cm

Die Würfelnatter wurde in den 1940er-Jahren am Alpnacher-
see ausgesetzt. Die Tiere stammten aus dem Maggiatal. Dank
der optimalen Lebensbedingungen überlebten die ausgesetz-
ten Tiere. Die Würfelnatter ist an sonnenexponierten Uferab-
schnitten anzutreffen. Die gute Schwimmerin ernährt sich fast
ausschliesslich von Fischen. Sie ist deshalb an Gewässer ge-
bunden und lebt in steinigen Uferbereichen oder auch künst-
lichen Blockböschungen. Die Eier legt sie unter Steinplatten,
in Felsspalten oder verrottendes Laub und Schilf. Sie ist aus-
gesprochen scheu und verschwindet bei Störungen sofort.

Verbreitungskarte                         Höhenverbreitung
                                          3600
                                          3200
                                          2800
                                          2400
                                          2000
                                          1600
                                          1200
                                           800
                                           400
                                             0
                                                 0%   50%      100%
30      Standortfremde Reptilien

Schmuckschildkröten
Trachemys sp.
                                Die Schmuckschildkröten las-
                                sen sich an den roten, gelben
                                oder orangen Flecken im Ge-
                                sicht und an der Kehle erken-
                                 nen. Es handelt sich um Haus-
                                tiere, die den Besitzern über-
                                drüssig und deshalb von
                                ­ihnen illegal freigelassen wur-
                                den. Man geht davon aus,
                                dass sie sich bei uns nicht
                                 fortpflanzen.

     Tiere aussetzen ist verboten

     Aussetzungen sind weder sinnvoll noch erwünscht. Ge-
     mäss Gesetz sind sie illegal. Ausgesetzte Tiere können
     heimische Arten verdrängen, deren Genpool schädigen
     und Krankheiten übertragen.
31

                         Ihre Beobachtungen
                           interessieren uns!

Reptilien leben meist im Verborgenen und sind aufgrund ihrer
Tarnung schwer zu entdecken. Gehören Sie zu den Glücklichen,
denen auf Streifzügen durch die Natur eine Eidechse über den
Weg gehuscht ist? Oder konnten Sie an einem sommerlichen
Tag eine Schlange beim Sonnenbaden beobachten? Melden
Sie uns Ihre Beobachtungen. Diese sind wertvolle Grundlagen,
damit wir die Verbreitungsgebiete sowie die Entwicklungen der
verschiedenen Arten kennen und dokumentieren können.

Melden Sie Fundort (Flurname, Koordinaten), ein Bild des Tieres
und das Datum der Beobachtung:

– Über die Webfauna Plattform (webfauna.cscf.ch)
   oder mit der WebfaunaApp
– OW: an die regionale karch-Verantwortliche Maria Jakober
   info@mariajakober.ch
– NW: an die Fachstelle Natur- und Landschaftsschutz
   natur.landschaft@nw.ch
– direkt an die Koordinationsstelle für Amphibien-
   und Reptilienschutz (info.fauna@unine.ch)

Vielen Dank!
32    

Weiterführende Informationen

In den letzten Jahren wurden in den beiden Kantonen die Rep-
tilienvorkommen umfassend kartiert. Die Erkenntnisse sind
wichtige Grundlagen der vorliegenden Broschüre.

Weiterführende Informationen zu Reptilien finden Sie hier:

- Arten der Schweiz:
  www.karch.ch
- Giftschlangen – was tun? Informationsbroschüre
  www.karch.ch
- Fördermassnahmen für Bewohner von Saumbiotopen:
  www.zauneidechse.ch
- Meyer, A. et al. 2009: Auf Schlangenspuren und
  Krötenpfaden. Amphibien und Reptilien der Schweiz.
  Haupt Verlag. Bern
- Naturforschende Gesellschaft Ob- und Nidwalden (NAGON)
  2001: Amphibien und Reptilien in Ob- und Nidwalden.
  Grafenort
- SVS – BirdLife Schweiz (Hrsg.) 2013:
  Reptilien der Schweiz. Feldführer. Zürich
33

                               Herzlichen Dank!

Diese Broschüre konnte nur dank der Unterstützung von Heidi
Budmiger (Amt für Wald und Landschaft Obwalden) und Ingrid
Schär (Fachstelle Natur- und Landschaftsschutz Nidwalden)
realisiert werden. Vielen Dank! Ein weiterer Dank gilt dem
Team der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilien-
schutz in der Schweiz (karch) für die Erstellung der Verbrei-
tungskarten und Höhenverbreitungen. Die Naturforschende
Gesellschaft Ob- und Nidwalden (NAGON) unterstützte die
Broschüre mit einem finanziellen Beitrag. Besten Dank.

Besonderer Dank gilt allen, die mit der Meldung von persönli-
chen Reptilienbeobachtungen einen wertvollen Beitrag zur Er-
weiterung des Kenntnisstandes über Reptilien leisten.

Maria Jakober, Jürgen Kühnis, Manuel Lingg, Andreas Meyer
34          Impressum       

1. Auflage 2019

Zitierempfehlung
Jakober, M., Kühnis, J., Lingg, M., Meyer, A.
2019: Faszinierende Reptilien in Ob- und Nidwalden.
Amt für Wald und Landschaft Obwalden und
Fachstelle Natur- und Landschaftsschutz Nidwalden

Alle Rechte vorbehalten.
© Amt für Wald und Landschaft Obwalden und
Fachstelle Natur- und Landschaftsschutz Nidwalden

Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung durch
das Amt für Wald und Landschaft Obwalden und die
Fachstelle Natur- und Landschaftsschutz Nidwalden
ist unzulässig.

Gestaltung und Layout
Amrhein Anderhalden, Sarnen

Fotos und Abbildungen
J. Kühnis (S. 1, 7, 8, 9, 10, 12, 14, 16, 18, 20, 22, 24, 26, 28, 30)
A. Meyer (S. 4, 5, 7, 8, 9)
karch (S. 11, 13, 15, 17, 19, 21, 23, 25, 27, 29)

Gedruckt in der Schweiz
Symbole       35

Lebensräume (siehe auch S. 6)   Nahrung

          Feuchtgebiete
          Gewässer                        Amphibien

          Saumbiotope                     Fische
          Randstrukturen
                                          Insekten

          Alpine Lebensräume              Nacktschnecken

Geschlecht                                Reptilien

                                          kleine Säugetiere
          weiblich
                                          Spinnen

          männlich                        Würmer

Aktuelle Gefährdung             Karte

                                  Ein Punkt symbolisiert die
          nicht gefährdet       	Anwesenheit einer Art in
                                          einem 1 × 1 km-Quadrat.
          gefährdet

          stark gefährdet
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