Fenster bauen ohne Zwischenschliff - Schreinerei Wieser
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24 Fenster-, Türen- und Treppenfertigung Fenster bauen ohne Zwischenschliff Die Schreinerei Wieser hat den Fensterbau in den letzten Jahren auf die Fertigung von Einzelteilen umgestellt. Als bislang letzter Baustein kam im September eine Q-Fin von Martin hinzu, mit der sich der Zwischenschliff nahezu eliminieren ließ. Michael Hobohm Fenster sind längst mehr als nur mul- in der Lage, das komplette Spektrum an Fens- t (oben) Ein Objekt der Schreinerei Wieser. Der Betrieb aus Frauenneuharting stellt pro tifunktionale Elemente am Bau. Auch tern im Holz- und Holz-Alu-Bereich zu be- Jahr etwa 4 000 Holzfenster sowie Innen- als Gestaltungselemente tragen sie mit ihrem dienen. Das beginnt bei Denkmalschutzfens- und Außentüren her (Bild: Wieser) Variantenreichtum zum individuellen Cha- tern und setzt sich über Passivhausfenster bis t (unten) Die Q-Fin ist eingangs rechts mit rakter eines Hauses bei. Die Schreinerei Wie- zum Holz-Alu-Bereich fort, wo wir in der einem Tellerschleifaggregat ausgerüstet. Da- ser aus dem bayerischen Frauenneuharting Lage sind, für den Neubaubereich Fenster rauf folgen unten und oben auf der rechten stellt pro Jahr rund 4 000 Holzfenster, Innen- von IV 68 bis IV 92 herzustellen. Dabei ma- und linken Seite Bürstenaggregate, woran sich oben und unten Querschliffaggregate und Außentüren her, was dem Großteil der chen wir von CAD-Planung über die Pro- anschließen (Bild: Martin) Produktion des 15-Mann-Betriebes ent- duktion, Oberfläche und Verglasung bis hin p Michael Mühldorfer und Hans Wieser (von spricht. Der Kunde kann dabei zwischen Iso- zur Montage alles selbst.“ links) sind hochzufrieden mit der Qualität lier-, Schallschutz- und einbruchhemmender der gefertigten Fensterkanteln (Bild: HOB) Verglasung ebenso wählen wie zwischen in- Umstellung auf Einzelfertigung Während dividueller Form und Farbe der Fenster und Wieser beim Bau der Haus- und Innentüren der Homag und die Flügel auf der Conturex Türen. „Um die vielfältigen Anforderungen für die Flächen- und Rundbögenbearbeitung gefertigt werden. Ausschließlich von der Con- bei der Fertigung bewältigen zu können, ar- eine Venture 13L von Homag einsetzt, werden turex kommen dagegen die Fensterteile. „Hier beiten wir seit 2012 mit einer Conturex 124 die zugehörigen Rechteckteile auf der Con- haben wir uns vor etwa zwei Jahren die Frage von Weinig“, berichtet Inhaber Hans Wieser. turex produziert. Analog geht man bei den gestellt, wie wir die Oberfläche dieser Teile „Mit diesem Bearbeitungszentrum sind wir Hebe-Schiebe-Türen vor, wo die Zargen auf verbessern können“, so Wieser. „Dabei muss- 12.2015
Fenster-, Türen- und Treppenfertigung 25 ten wir uns entscheiden, ob wir die Oberfläche sich unterschiedliche Kanalgrößen einstellen hat Martin die Q-Fin dann Anfang Septem- künftig am Einzelteil machen wollen.“ Bislang und die Aggregate ab- oder zuschalten bezie- ber. Von der Conturex kommend, laufen die hatte man die verleimten Rahmen klassisch hungsweise in ihren Schleifgeschwindigkei- Einzelteile seither erst durch die Q-Fin, wo die getaucht und dann an den Haken gehängt. ten variieren. Zugleich kann die Neigung des Fasern gekappt werden, und anschließend Nachdem sich Wieser aber für die Einzelfer- Telleraggregates und der Bürsten links und durch einen Fluttunnel von Finiture. Nach tigung und die sechsseitige Beschichtung ent- rechts mechanisch verändert werden. Die der Beschichtung werden die Einzelteile über schieden hatte, musste er sich auf die Suche Positionierung erfolgt in Abhängigkeit vom drei, vier Stunden getrocknet, um dann ver- nach einem neuen Fluttunnel machen. Von Rollenkanal über die Steuerung. Außerdem leimt zu werden. Im Anschluss an die Presse einem italienischen Hersteller wurde er dabei übernimmt die Steuerung das direkte Abspei- kommen die Rahmen in den Lackierraum, auf eine Maschine von Otto Martin Maschi- chern unterschiedlicher Kanteln und die Zu- wo sie am Haken zwischenbeschichtet und nenbau aufmerksam gemacht, die sich damals, ordnung angepasster Schleifgeschwindigkeiten endlackiert werden. „Diese Vorgehensweise 2013, noch in der Entwicklung befand. Über zu den einzelnen Hölzern. An Wieser geliefert ist eine Riesenverbesserung zu dem vorheri- eine deutliche Minimierung des Zwischenschliffs sollten sich die Teile durch den Fluttunnel schi- cken und nach dem Trocknen di- rekt verleimen lassen. „Ende 2014 habe ich die Maschine dann auf den Fenstertagen von Martin als Prototyp gesehen. Im Anschluss hat mich Martin von der Funkti- onsfähigkeit dieser Q-Fin so über- zeugt, dass ich sie als Erster im Voraus gekauft habe“, erinnert sich Wieser. Holzfasern querkappen Ge- kauft hat Wieser damit eine Ma- schine, die per Schleifprozess die Holzfasern an der Oberflä- che kappt. „Dabei wird der Zwi- schenschliff im besten Fall elimi- niert, die Qualität aber in jedem Fall spürbar erhöht“, so Michael Mühldorfer, Leiter Produktma- nagement bei Martin. Im Durch- lauf betrachtet, ist die Q-Fin da- für eingangs rechts mit einem Tellerschleifaggregat ausgerüs- tet. Darauf folgen unten und oben auf der rechten und linken Sei- te Bürstenaggregate, woran sich oben und unten Querschliffaggre- gate anschließen. Das Besondere an der Q-Fin-Technik ist ein Ka- nalrollensystem, das sich Martin schützen lassen hat. Die Werkstü- cke laufen damit in einem allseitig geschlossenen Kanal aus Rollen. „So kann selbst ein Z-Profil in der Maschine nicht kippen“, sagt Mühldorfer. „Indem die Rollen ineinander greifen, können Quer- schnittbereiche von 10 x 10 bis 250 x 250 mm gefahren werden.“ Mit Hilfe einer Steuerung lassen
26 Fenster-, Türen- und Treppenfertigung gen Tauchen: Es gibt keine Läufer mehr, und der Hydrohobler genau die Hobelqualität, die Mängel eingebaut. Mit unserem Verfahren das Fenster ist durch die sechsseitige Grun- für die Q-Fin erforderlich ist. Durch die Mar- ist das nicht der Fall, wir gewährleisten neben dierung mit Hirnholzschutz qualitativ bes- tin-Maschine wird dann eine gleichmäßige, dem sechsseitigen Schutz des Bauteils auch ser geworden“, betont Wieser. Zwar wäre es saubere Oberfläche erzeugt. „Damit tritt der eine hochwertige Grundierung.“ Wichtig ist möglich, die Zwischenbeschichtung auch am natürliche Charakter des Holzes wieder mehr zudem, dass in die neue Prozessführung zwi- losen Stück zu fahren, aber das ist nicht die in den Vordergrund, und der subjektive Ein- schen Conturex und Q-Fin heute eine Quali- Philosophie der Schreinerei. Die Stöße sollen druck ist eine ansprechende, schön lackierte tätskontrolle eingebaut ist. Bei Bedarf können überlackiert werden. Oberfläche mit einem wesentlich gleichmäßi- so Reparaturarbeiten ausgeführt werden, die geren Farbgebungsbild“, betont Mühldorfer. bei Fichte zwangsläufig anfallen. Stichwort: Erwartetes und Unerwartetes „Ich bin Re- Schiffchen für Harzgallen. Während solche alist“, sagt Wieser von sich selbst. „Von der Vorreiter beim Fertigungsprozess Neben Reparaturen früher an der Verleimstation aus- Q-Fin habe ich nicht erwartet, dass der Zwi- dem minimierten Zwischenschliff und der er- geführt wurden, was den Materialfluss unter- schenschliff zu 100 Prozent entfällt. Je nach höhten Qualität brachte die Q-Fin auch beim brochen hat, kann nun direkt nach der Con- Holzart und -qualität muss immer nachge- Handling deutliche Verbesserungen für die turex ausgebessert werden. Die Q-Fin schleift schliffen werden. Ich habe jedoch erwartet, Schreinerei. „Bislang mussten unsere Mit- dann das ausgebesserte Teil bündig. „Durch dass der Zwischenschliff an der Kantel deut- arbeiter Elemente wie Balkontüren teilwei- das Egalisieren der Fläche ist das Schiffchen lich minimiert wird. Diese Erwartung hat se zu zweit bewegen“, so Wieser. „Während später nahezu unsichtbar. Der Aufwand, der sich voll erfüllt.“ Übererfüllt wurden seine das Schleifen oft gar nicht so lange dauerte, für das Erreichen einer hohen Qualität be- Erwartungen gar beim Schleifen von Leisten, waren die Verteilzeiten und das Transportie- trieben werden muss, ist damit geringer“, so Mühldorfer. Leistungsspektrum erweitern In der Schreinerei Wieser arbeitet man seit etwa t Mit der Q-Fin von drei Monaten mit der Q-Fin. Dabei versucht Martin kann der man derzeit, die Anwendungsmöglichkeiten Zwischenschliff bei der Maschine auszureizen. Durch die Variati- der Fensterferti- on der Schnittgeschwindigkeiten und Abtrag- gung eliminiert und die Qualität spürbar mengen soll das Fahren besonderer Leisten erhöht werden ermöglicht werden. Ein weiteres Ziel ist die (Bild: Martin) Verwendung der Q-Fin als Lackschliffma- schine, sollte nach der Grundierung mal ein zusätzlicher Schleifvorgang erforderlich sein – ein wichtiges Thema gerade bei heiklen Leis- ten. „Am Ende werde ich flexibel aufgestellt das er als Möglichkeit gar nicht einkalkuliert ren ein Riesenthema. Inzwischen sind unsere sein“, sagt Wieser. „Funktioniert das Schlei- hatte. „Bei jedem Fenster gibt es Glasleisten, Mitarbeiter spürbar entlastet und die Hand- fen im ersten Durchlauf, geht das Teil weiter Sprossen oder Schlagleisten en masse“, weiß lingkosten und -zeiten wurden dramatisch in der Fertigung. Brauche ich einen weiteren Wieser. „Mit der Q-Fin, die auch Querschnit- gesenkt.“ Nicht unwesentlich rechnet sich Schliff, schicke ich es nur mit Bürsten durch te von 10 x 10 mm fahren kann, lassen sich dabei auch, dass ein Mitarbeiter, der früher eine Lackschliffmaschine.“ alle eckigen Leisten hervorragend schleifen. nur geschliffen hatte, heute in der Verleimung Der Fertigungsablauf Hobeln, Conturex, Dabei laufen sie in dem Rollensystem wie und Endlackierung eingesetzt werden kann. Kosmetik, Schleifen, Tauchen, Rahmen, Fer- an der Schnur gezogen durch. Sogar Wet- Außerdem wird ein weiterer Mitarbeiter künf- tigstellen hat sich für Wieser als idealer Pro- terschenkel können wir so bearbeiten. Das tig vermehrt in der Montage tätig sein. „Die zess herausgestellt. Mit diesem Prozess als spart viel Zeit.“ Kombination aus eingesparten Schleif- und Basis möchte Wieser das Leistungsspektrum Einen deutlichen Sprung nach vorn hat die Handlingkosten ist folglich sehr hoch. Wir ge- seines Betriebes erweitern und zunehmend Schreinerei zudem bei der Qualität gemacht. hen davon aus, dass sich die Fertigungskosten auch Kollegen bei der Fertigung von Fens- Bis heute arbeitet man in Frauenneuharting für ein Fenster mit der Q-Fin um 20 Prozent tern unterstützen. Im Augenblick bedient mit einem Hydrohobler, der eigentlich ab- reduzieren lassen. In Einzelfällen sogar um der Betrieb vor allem Privatkunden und das geschafft werden sollte. Grund waren Quali- 25 Prozent“, sagt Mühldorfer, der darin von Projektgeschäft, forciert werden sollen aber tätsmängel, die vor allem bei stumpfer wer- Wieser bestätigt wird. auch der Handel und Wiederverkauf. Ein denden Schneiden auftraten. Wo die Oberflä- „Mit dem Fertigungsprozess Conturex – wichtiges Argument, das für diesen Ansatz che erst glatt aussah, stellte sie sich nach dem Q-Fin – Fluttunnel sind wir heute Vorrei- spricht, ist die effiziente, wirtschaftliche Fer- Fluttunnel als rau heraus. Außerdem traten ter in der Region“, betont der Schreinereiin- tigung mit der Q-Fin, die eine Lieferung in bei dunklen Lasurtönen wiederholt unregel- haber. „Wenn man konventionell grundiert hervorragender Qualität garantiert. mäßige Beizbilder auf, die per Mehraufwand und dann schleift, werden die Grundierungen u www.martin.info kaschiert werden mussten. Heute garantiert teilweise wieder durchgeschliffen und damit u www.schreinerei-wieser.de 12.2015
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