Fernbusse am Hauptbahnhof - Frankfurt: Kommunikations- und Wegweisungskonzept mit Neuordnung der Haltepositionen

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Fernbusse am Hauptbahnhof - Frankfurt: Kommunikations- und Wegweisungskonzept mit Neuordnung der Haltepositionen
Eine Publikation von

Dipl.-Ing. (FH) Torsten Schmidt, M.Sc. Tanja Traut
Dipl.-Geogr. Christian Wagner; Frankfurt am Main

Fernbusse am Hauptbahnhof
Frankfurt: Kommunikations- und Wegweisungskonzept mit
Neuordnung der Haltepositionen

Mit der Liberalisierung des Fernbus-
marktes zum 1. Januar 2013 kam es zu               chen. Dies mit dem Ziel, die Situation
einem raschen Wachstum des nationa-                am Frankfurter Hauptbahnhof zu ent-
len Fernbusverkehrs. Ende 2013 war die             spannen, Behinderungen des städti-
Stadt Frankfurt am Main nach Berlin die            schen Verkehrs durch die Fernbusse zu
Stadt mit den zweitmeisten (nationalen)            vermeiden sowie die Verkehrssicherheit
Fernbusabfahrten (1). Der in jeder Hin-            wiederherzustellen und langfristig zu
sicht als provisorisch zu bezeichnende             gewährleisten.
und mit der Liberalisierung gewachsene
Haltebereich der Fernbusse befindet                Im Rahmen einer Fernbusfahrtenerhe-
sich auf der Südseite des Frankfurter              bung wurde zunächst der Fernbusver-
Hauptbahnhofs. Dort teilt er sich die              kehr am Frankfurter Hauptbahnhof er-
Infrastruktur unter anderem mit den                fasst. In einem weiteren Schritt erarbei-
städtischen Nahverkehrslinien. Im ver-             tete traffiQ ein Kommunikationskonzept
gangenen Jahr kam es aufgrund der                  für den Fernbusfahrgast zur besseren
ungleichmäßigen Haltestellenbelegung               Orientierung und zum schnelleren Auf-
durch den Fernbusverkehr und der aus-              finden der Haltestelle. Zudem wurde
gelasteten Infrastruktur immer wieder zu           eine Befragung der Fernbusfahrgäste
potenziellen Gefährdungen von Ver-                 zur Verkehrsmittelwahl und Verbesse-
kehrsteilnehmern sowie zu Behinderun-              rung der Standortqualität durchgeführt.
gen des Nahverkehrs und der anderen
Verkehrsteilnehmer. Zudem mangelte                 Fernbus-Infrastruktur – eine kommu-
es an einer ausreichenden Fahrgastin-              nale Aufgabe?
formation und Wegweisung.                          Seitens der Fernbusbetreiber und ihrer
                                                   Fahrgäste werden die Rufe nach Bereit-
Vor diesem Hintergrund beauftragte die             stellung einer attraktiven, leistungsfähi-
Stadt Frankfurt am Main ihre Nahver-               gen und möglichst zentral gelegenen
kehrsgesellschaft traffiQ, Verbesse-               Fernbus-Infrastruktur immer lauter. Erst
rungspotentiale im Bestand zu untersu-

                                             -1-

                       Torsten Schmidt, Tanja Traut, Christian Wagner:
                                Fernbusse am Hauptbahnhof
Fernbusse am Hauptbahnhof - Frankfurt: Kommunikations- und Wegweisungskonzept mit Neuordnung der Haltepositionen
wenige Großstädte wie Hamburg, Mün-                 an sechs unterschiedlichen Wochenta-
chen und Mannheim haben diesen For-                 gen (Dienstag bis Sonntag) über zwei
derungen Rechnung getragen und in                   Wochen alle Fern- und Reisebusse über
den vergangenen Jahren zentrale Fern-               21 Stunden erfasst, von vier Uhr mor-
busterminals bereitgestellt.                        gens bis ein Uhr nachts. Die einzelnen
                                                    Fern- und Reisebusse wurden dabei
Die meisten Kommunen sind wesentlich                den zuvor definierten Haltepositionen
zögerlicher. Dies liegt auch an den feh-            zugeordnet. Erhoben wurden u. a. die
lenden Finanzierungsinstrumenten. Bis-              Ankunfts- und Abfahrtszeit, das Busun-
lang sind seitens des Bundes, in dessen             ternehmen, die Fahrtquelle und das
Aufgabenbereich auch der Fernverkehr                Fahrtziel sowie stichprobenartig die An-
mit Bussen fällt, keine Mittel bereitge-            zahl der Wartenden.
stellt worden. Im Gegensatz zu Infra-
struktureinrichtungen des Nahverkehrs               Ergebnisse der Erhebung
wird etwa der Bau von Fernbushalten
naturgemäß nicht durch das Gemeinde-                Insgesamt wurden innerhalb der sechs
verkehrsfinanzierungsgesetz gefördert.              Tage knapp 1750 Fernbusse erfasst.
Auch Abgaben der Fernbusbetreiber                   Spitzentag war der Freitag mit 312 ge-
(zum Beispiel Konzessionsabgaben,                   zählten Fernbussen. Am wenigsten
„Stationsgebühren“, Mautgebühren)                   (241) Fernbusse verkehrten am Mitt-
zugunsten der Kommunen als mögliche                 woch. 64 Prozent der Fernbusse hatten
Baulastträger für die Infrastruktur sind            ein nationales Fahrtziel und können da-
bislang gesetzlich nicht vorgesehen.                her als Neuzugänge auf dem Fernbus-
                                                    markt betrachtet werden. Von den 29
Da die Fernbusbetreiber im Jahr zwei                Prozent der Fernbusse mit einem inter-
der Marktöffnung keine nennenswerte                 nationalen Fahrtziel gab es mit 67 Pro-
Initiative entwickelt haben, die Infra-             zent eine deutliche Dominanz der Ver-
struktur als aus eigenen Mitteln bereit-            kehre nach Süd-Osteuropa. Weitere 7
zustellen, hat sich die Stadt Frankfurt             Prozent der erfassten Fernbusse waren
am Main dazu entschieden, zunächst                  Flughafenzubringer.
eine Basisausstattung zur Verfügung zu
stellen. Die Bereitstellung weiterer Ein-           In der Einzelbetrachtung der Erhebungs-
richtungen, wie etwa Wartehallen oder               tage (Abbildung 1) zeigten sich deutliche
beleuchtete Fahrplanvitrinen, sind aber             Spitzenwerte am Freitag in der Zeit von
nun von den Verkehrsunternehmen zu                  10 bis 13 Uhr mit einer absoluten Spit-
finanzieren.                                        zenbelegung von über 20 Fernbussen
                                                    gegen 11 Uhr. Darüber hinaus wies
                                                    auch der Samstag eine deutliche Spitze
Fernbusfahrtenerhebung
                                                    in der Zeit von 7.30 Uhr bis 8.30 Uhr
Methodik                                            auf.
                                                    Abbildung 2 stellt die Spannweite der
Die Erhebung der Fernbusfahrten am
                                                    Fernbusbelegung insgesamt (Anzahl
Frankfurter Hauptbahnhof fand im Okto-
                                                    gleichzeitig haltender Fernbusse) dar.
ber 2013 statt. Hier wurden an jeweils
drei Tagen pro Woche sowie insgesamt

                                              -2-
                        Torsten Schmidt, Tanja Traut, Christian Wagner:
                                 Fernbusse am Hauptbahnhof
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Abbildung 2 – Belegung durch Fernbusse nach Wochentag.

Insgesamt variierte die Auslastung der             Ausweichen auf eine eventuell andere,
einzelnen, vordefinierten Haltepositio-            freie Position ist in solchen Situationen
nen auf der Südseite des Frankfurter               am Frankfurter Fernbusbahnhof auf-
Hauptbahnhofs stark. Während an man-               grund seiner Großräumigkeit und der
chen Haltepositionen die durchschnittli-           damit einhergehenden Unübersichtlich-
che Tagesbelastung bei fünf Fernbus-               keit des Bereiches sowie einer fehlen-
sen lag, verkehrten an anderen Positio-            den Disposition, sowohl von Fernbus als
nen bis zu vierzig Fernbusse pro Tag.              auch Fahrgast, nicht möglich.
Auch kam es häufig zu einer Doppelbe-
legung einzelner Haltepositionen. Ein              Auffällig waren auch die zum Teil sehr

 Abbildung 1 – Spannweite der Belegung durch Fernbusse.

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langen Standzeiten der Busse von bis                Markt aktiv war. Die Ergebnisse wurden
zu 90 Minuten. Darüber hinaus wurden                daher für die nachfolgenden Planungs-
Fernbusse erhoben, die im Bereich des               schritte fortgeschrieben.
Frankfurter Fernbusbahnhofes über
Nacht abgestellt wurden.                            Fernbusfahrgastbefragung

Schlussfolgerung                                    Methodik

Eine Verlagerung der parkenden Fern-                Aufbauend auf die Erhebung der Fern-
busse in einen Bereich außerhalb des                busfahrten wurden im Rahmen einer
durchgehenden Betriebs könnte in Be-                gesonderten Erhebung Fernbusfahrgäs-
zug auf den Frankfurter Fernbusbahnhof              te am Frankfurter Fernbusbahnhof be-
zu einer Entspannung der Situation bei-             fragt. Erhoben wurde zu Beginn der
tragen. Durch das Freigeben von Kapa-               Semesterferien, ebenfalls an sechs Ta-
zitäten an der richtigen Stelle lassen              gen über zwei Wochen im Februar 2014
sich Doppelbelegungen eventuell ver-                jeweils von 7 bis 21 Uhr. Erfasst wurden
meiden oder zumindest verringern.                   unter anderem die Verkehrsmittelwahl
                                                    der An- und Weiterreise, die Anreisezeit
Der deutsche Fernbusmarkt befindet                  selbst, die Bewertung verschiedener
sich in einem rasanten Wachstum und                 Standortfaktoren im Allgemeinen und
im ständigen Wandel. Daher sei ange-                besonderen (also auf den Haltepunkt
merkt, dass die geschilderten Ergebnis-             Frankfurt am Main bezogen) sowie de-
se der Fernbusfahrtenerhebung am                    mografische Merkmale.
Frankfurter Hauptbahnhof lediglich als
Momentaufnahme zu sehen sind. Eine                  Ergebnisse
erneute Erhebung würde zu anderen                   Die Befragung ergab einen Stichpro-
Ergebnissen und weiter gestiegenen                  benumfang von 617. Von den Befragten
Belegungen führen, zumal der ADAC                   waren 47 Prozent männlich und 53 Pro-
Postbus, der Ende 2013 einen Marktan-               zent weiblich. Die Altersstruktur der be-
teil von 7 Prozent am deutschen Fern-               fragten Fernbusfahrgäste ist Abbildung
busmarkt aufwies (2), zum Zeitpunkt der             3 zu entnehmen. Dabei zeigt sich, dass
Erhebung noch nicht vollständig am
 Abbildung 3 – Altersstruktur der befragten Fernbusfahrgäste.

  über
                5%
   60
 46-60                 11%

 31-45                           17%

 25-30                                           27%

 18-24                                                            38%
 Unter
           2%
  18

                                              -4-
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1%     5% 4%
          1%                                         Fernbus
                          15%
            8%                                       ÖPNV
                                                     PKW-Mitfahrer
                                                     PKW-Selbstfahrer
                                                     Taxi
                                                     zu Fuß
                         66%
                                                     keine Angabe

 Abbildung 5 – Verkehrsmittelwahl bei der Anreise zum Fernbusbahnhof.

vor allem junge Menschen zwischen 18                 zum Frankfurter Fernbusbahnhof gaben
und 30 Jahren den Fernbus als Reise-                 hingegen lediglich 8 Prozent an, als
mittel nutzen. Insgesamt macht diese                 Pkw-Mitfahrer angereist zu sein. Weiter-
Altersgruppe knapp zwei Drittel der Be-              hin kamen 15 Prozent der befragten,
fragten aus. Auch eine Umfrage des                   abreisenden Fernbusfahrgäste mit dem
IGES Instituts (3) kam auf vergleichbare             Fernbus; diese sind damit als Fernbus-
Werte, sodass die vorliegende Stichpro-              umsteiger anzusehen. Vergleicht man
be im Hinblick auf die Altersstruktur                die Verkehrsmittelwahl der beiden
durchaus als repräsentativ anzusehen                 Hauptnutzergruppen der Studierenden
ist. 44 Prozent der Befragten gaben an,              und Berufstätigen, so zeigen sich vor
Studierende zu sein, 41 Prozent waren                allem in Bezug auf den ÖPNV und die
Berufstätige, 8 Prozent Schüler/innen                Pkw-Mitfahrer deutliche Unterschiede
oder Auszubildende und weitere 4 Pro-                (Abbildung 5).
zent gaben an, in Rente zu sein.

                                                      Abbildung 4 - Verkehrsmittelwahl der
In Bezug auf die Verkehrsmittelwahl bei
                                                      Anreise - Vergleich Berufstätige und Stu-
der Anreise zum Frankfurter Fernbus-
                                                      denten.
bahnhof (4) ist der Öffentliche Perso-
nennahverkehr (ÖPNV) mit 66 Prozent                               Berufstätig    Student
das eindeutig präferierte Verkehrsmittel.
                                                                  73%
Dies ist unter anderem auf die gute An-
                                                            64%
bindung, bedingt durch die unmittelbare
Nähe zum Frankfurter Hauptbahnhof,
zurückzuführen. Auf die Frage, mit wel-
chem Verkehrsmittel die Fernbusfahr-
gäste vom Fernbusfahrtziel aus weiter-
reisen würden, gaben nur noch 43 Pro-                                            10%
zent an, den ÖPNV nutzen zu wollen,                                                        4%
während 28 Prozent als Pkw-Mitfahrer
                                                               ÖPNV             PKW-Mitfahrer
weiterreisen wollten. Bei der Anreise

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Fernbusse am Hauptbahnhof - Frankfurt: Kommunikations- und Wegweisungskonzept mit Neuordnung der Haltepositionen
Die Gruppe der Studierenden wählte                   den Befragten nur noch bei 39 Minuten.
               demnach häufiger den ÖPNV zur Anrei-                 In Bezug auf die Frage, welche Anreise-
               se an den Frankfurter Fernbusbahnhof,                zeit zu einem Fernbusbahnhof der
               während die Gruppe der Berufstätigen                 Fahrgast maximal in Kauf nehmen wür-
               mehr als doppelt so häufig wie die Stu-              de, ergab sich ein Durchschnittswert von
               denten als Pkw-Mitfahrer anreiste.                   73 Minuten mit Berücksichtigung der
                                                                    Fernbusumsteiger und 61 Minuten ohne
               Von den 617 befragten abreisenden                    Berücksichtigung der Fernbusumsteiger.
               Fernbusfahrgästen gaben 31 Prozent                   Die durchschnittlichen Anreisezeiten von
               an, eine gültige Zeitkarte, beispielsweise           69 und 39 Minuten und auch die Trans-
               in Form eines Job- oder Semesterti-                  portmittelwahl des ÖPNV lassen darauf
               ckets, für die Region Frankfurt am Main              schließen, dass ein Großteil der befrag-
               zu besitzen. Von den 409 Befragten, die              ten Fernbusfahrgäste des Frankfurter
               mit dem ÖPNV zum Frankfurter Fern-                   Fernbusbahnhofs nicht unmittelbar aus
               busbahnhof anreisten, besaßen immer-                 Frankfurt, sondern von außerhalb
               hin 43 Prozent eine gültige Zeitkarte.               kommt. Tatsächlich gaben nur 36% aller
                                                                    Befragten an, aus Frankfurt angereist zu
                                                                    sein.

                                                                    Die befragten Fernbusfahrgäste wurden
                                                                    im Rahmen der Befragung weiterhin
                                                                    gebeten, verschiedene Standortfaktoren
                                                                    nach der für sie allgemeinen Wichtigkeit
                                                                    bei der Nutzung des Fernbusses zu be-
                                                                    werten. In einem weiteren Schritt sollten
                                                                    sie den entsprechenden Standortfaktor
                                                                    am Fernbusbahnhof Frankfurt benoten.
                                                                    Das Ergebnis wurde in einer sogenann-
                                                                    ten Ampelmatrix (Abbildung 67) zusam-
Abbildung 6 – Transportmittelwahl im ÖPNV.
                                                                    mengefasst, aus der sich die Bereiche,
                                                                    in denen aus Fahrgastsicht Handlungs-
               Abbildung 6 bildet die Transportmittel-
                                                                    bedarf besteht, ablesen lassen. Die Be-
               wahl der Fernbusfahrgäste ab, die mit
                                                                    wertung des Handlungsbedarfs erfolgt
               dem ÖPNV angereist sind. Mit 42 Pro-
                                                                    dabei nach den drei Ampel-Farben
               zent nutzten die meisten Fernbusfahr-
                                                                    Grün, Gelb und Rot.
               gäste dieser Gruppe die S-Bahn, wäh-
               rend immerhin 29 Prozent mit dem Re-
               gionalzug anreisten. Die Anreisezeit
               aller befragten Fernbusfahrgäste liegt im
               Durchschnitt bei 69 Minuten. Bereinigt
               man diesen Wert von den Fernbusum-
               steigern, deren angegebene Anreisezeit
               aufgrund der Fernbusfahrt überdurch-
               schnittlich hoch war, liegt die durch-
               schnittliche Anreisezeit der verbleiben-

                                                              -6-
                                        Torsten Schmidt, Tanja Traut, Christian Wagner:
                                                 Fernbusse am Hauptbahnhof
Fernbusse am Hauptbahnhof - Frankfurt: Kommunikations- und Wegweisungskonzept mit Neuordnung der Haltepositionen
Abbildung 7 – Bewertung des Fernbusbahnhofs Frankfurt am Main nach der Ampelmatrix.

     Für den grünen Bereich, also Bereiche,               Anbindung. Die Standortfaktoren Gast-
     deren Wichtigkeit für den Fernbusfahr-               ronomie- und Shoppingangebot sowie
     gast entweder von Bedeutung ist und                  Parkmöglichkeiten für den Pkw am
     die dabei für gut bis sehr gut befunden              Fernbusbahnhof hingegen sollten beo-
     wurden, oder Bereiche, die zwar                      bachtet werden. Aufgrund der guten
     schlecht bewertet wurden, deren Bedeu-               ÖPNV-Anbindung durch die unmittelba-
     tung für den Fernbusfahrgast aber als                re Nähe zum Hauptbahnhof besitzt der
     unerheblich eingestuft wurde, besteht                Faktor der Pkw-Parkmöglichkeiten in
     demnach kein Handlungsbedarf.                        Frankfurt am Main bisher eine geringe
     Standortfaktoren, deren Bewertung in                 Bedeutung. Dies wird auch durch die
     den gelben Bereich fällt, sollten beo-               Verkehrsmittelwahl der Anreise belegt.
     bachtet werden, um bei einer Ver-                    In jedem Fall ist die Fahrgastinformation
     schlechterung der Situation oder einer               und Wegweisung am Frankfurter Fern-
     Zunahme der Bedeutung des Faktors                    busbahnhof zu verbessern. Aufgrund
     rechtzeitig, sofern möglich, Maßnahmen               der hohen Bedeutung für den Fernbus-
     zu ergreifen. Bei Standortfaktoren, die              fahrgast wurde hier festgelegt, entspre-
     als eher wichtig bis wichtig beurteilt               chende Maßnahmen zu ergreifen. Auch
     wurden und deren Benotung ausrei-                    hat die Fahrgastbefragung Handlungs-
     chend bis ungenügend ist, sollten nach               bedarf in Bezug auf die Ausstattung der
     Möglichkeit Maßnahmen zur Verbesse-                  Wartebereiche gezeigt, hier sollen Ver-
     rung ergriffen werden (roter Bereich).               besserungen erfolgen.

     Handlungsbedarf aus Sicht der Fern-
     busnutzer
     Für den Fernbusbahnhof in Frankfurt am
     Main besteht demnach kein Handlungs-
     bedarf in Bezug auf die ÖPNV-

                                                    -7-
                              Torsten Schmidt, Tanja Traut, Christian Wagner:
                                       Fernbusse am Hauptbahnhof
Fernbusse am Hauptbahnhof - Frankfurt: Kommunikations- und Wegweisungskonzept mit Neuordnung der Haltepositionen
Kommunikationskonzept                              ten aufbaut. Aufgrund des internationa-
                                                   len Publikums der Stadt Frankfurt am
Methodik
                                                   Main wurde Wert auf ein selbsterklären-
Im Rahmen der Fahrgastbefragung                    des Kommunikationskonzeptes gelegt
wurden die Aspekte Kundeninformation               (Abbildung 8).
und Wegweisung lediglich als befriedi-
gend wahrgenommen. Gleichzeitig wur-
                                                   Orientierungskonzept
de aus Kundensicht die Kundeninforma-
tion als eher wichtig eingestuft                   Bislang waren die Abfahrtspositionen
(Abbildung 7).                                     der Fernbusse an mehreren Stellen auf
                                                   der Südseite des Frankfurter Haupt-
Daher hatte das Verkehrsdezernat der               bahnhofs dezentral untergebracht. Es
Stadt Frankfurt am Main traffiQ beauf-             gab weder eine durchgehende Kenn-
tragt, eine wirtschaftliche und flexible           zeichnung der Abfahrtsbereiche noch
Lösung zu erarbeiten, um die aktuelle              eine nachvollziehbare Zuordnung der
Situation aus Kundensicht in entschei-             Bereiche zu Busunternehmen oder Des-
denden Faktoren zu verbessern. Gleich-             tinationen.
zeitig sollte das Konzept schnell und im
Bestand umsetzbar sein. Es wurde da-               In einem ersten Schritt wurden daher die
her ein Kommunikationskonzept entwi-               einzelnen Abfahrtspositionen zu fünf
ckelt und umgesetzt, das auf den drei              Bereichen zusammengefasst. Um die
Säulen Orientierungskonzept, Wegwei-               Wiedererkennbarkeit dieser Bereiche als
sungskonzept und Infrastrukturelemen-              Abfahrtspositionen zu gewährleisten,

 Abbildung 8 – Kommunikationskonzept.

                                             -8-
                       Torsten Schmidt, Tanja Traut, Christian Wagner:
                                Fernbusse am Hauptbahnhof
Fernbusse am Hauptbahnhof - Frankfurt: Kommunikations- und Wegweisungskonzept mit Neuordnung der Haltepositionen
wurde anschließend eine eindeutige                 miert die Fernbuskunden hier nun über
Kennzeichnung gewählt. Die Wahl fiel               die fünf verschieden Abfahrtsbereiche,
dabei auf eine farbige Kennzeichnung               die jeweils bedienenden Verkehrsunter-
der fünf Bereiche. Darüber hinaus er-              nehmen sowie den aktuellen Standort.
hielten die Bereiche einen Buchstaben              Über die weitere Wegeführung werden
als eindeutige Kennung, um auch se-                die Bereiche A und B direkt erreicht.
heingeschränkten Nutzern die Orientie-             Weitere Wegweiser wurden an unüber-
rung zu ermöglichen und die Bereiche in            sichtlichen Stellen errichtet und erleich-
Publikationen eindeutig benennen zu                tern zusätzlich das Auffinden der Ab-
können.                                            fahrtsbereiche. So wurde eine weitere
                                                   Informationstafel für die Bereiche C bis
Wegweisungskonzept                                 D an einer zentralen Stelle gegenüber

Als wesentliches Element
des Kommunikationskon-
zeptes war anschließend
eine Wegweisung vom
Hauptbahnhof zu den Ab-
fahrtsbereichen der Fern-
bussen zu erarbeiten.

Aktuell gibt es innerhalb
Deutschland keine einheitli-
che Zeichengebung (Pikto-
gramme) für Fernbusse. Auf

die Gestaltung eines eige-       Abbildung 9 – Hinweisschilder Südausgang Hbf.
nen Logos für die Stadt
Frankfurt am Main wurde
                                                dem Südausgang des Hauptbahnhofs
dennoch bewusst verzichtet. Es wird
                                                errichtet (Abbildung 9).
jedoch an dieser Stelle angeregt, ein
bundesweit einheitliches Piktogramm
                                                Weiterhin befindet sich eine kleinere
Fernbus zu etablieren, da an vielen
                                                Version des Übersichtsplans in jedem
zentralen Bahnhöfen die lokalen Nah-
                                                Abfahrtsbereich, um auch den Kunden-
verkehrsangebote von den Fernbussen
                                                kreis, der nicht über den Hauptbahnhof
räumlich getrennt sind. Innerhalb des
                                                anreist, über die verschiedenen Ab-
Frankfurter Hauptbahnhofs erfolgt die
                                                fahrtsbereiche zu informieren.
Wegweisung zum städtischen Busver-
kehr sowie zu den Fernbussen über das
Piktogramm Bus der Deutschen Bahn               Fernbus-Stele
zum Hauptportal und weiter zum südlich          Im Spannungsbogen zwischen motori-
gelegen Busbahnhof.                             siertem Individualverkehr (MIV), Fern-
                                                   buskunden sowie Nutzern des lokalen
Eine im Rahmen des Wegweisungskon-                 ÖPNV muss der Haltestellenmast als
zepts geplante Informationstafel infor-

                                             -9-
                       Torsten Schmidt, Tanja Traut, Christian Wagner:
                                Fernbusse am Hauptbahnhof
Fernbusse am Hauptbahnhof - Frankfurt: Kommunikations- und Wegweisungskonzept mit Neuordnung der Haltepositionen
Zielelement des Wegweisungskonzepts                  224 StVO), das stattdessen in das seit-
             folgenden Anforderungen genügen:                     lich angebrachte Paddel integriert wur-
                                                                  de. Zusätzlich wurden der Mast sowie
             >> Eindeutige, für den MIV erkennbare                die Bereichskennzeichnung in der Farbe
                 Haltestellenkennzeichnung nach                   des jeweiligen Bereichs lackiert, um die
                 StVO,                                            Fernwirkung zu optimieren. Ferner ist
                                                                  das Konzept auch auf den späteren
             >> eindeutige Bereichskennzeichnung
                                                                  Ausbau eines zentralen Busbahnhofs
                 für den Fernbuskunden, sowie
                                                                  adaptierbar. Einer möglichen Verwechs-
             >> klare Abgrenzung zum lokalen                      lung mit einer bestehenden Haltestelle
                 ÖPNV-Angebot.                                    des lokalen Busverkehrs ist durch das
                                                                  eigene Design weitestgehend entgegen
                                             Auf der              gewirkt. (Abbildung 10).
                                             Grundlage
                                             des zwi-             Fazit
                                             schen dem
                                                                  Die Befragung der Fernbusfahrgäste
                                             RMV, traf-
                                                                  sowie die Erhebung der Abfahrten am
                                             fiQ, und der
                                                                  Hauptbahnhof in Frankfurt am Main ha-
                                             VGF als
                                                                  ben enormen Handlungsbedarf aufge-
                                             Infrastruk-
                                                                  zeigt. Durch die Entwicklung eines In-
                                             turdienst-
                                                                  formations- und Wegweisungskonzeptes
                                             leister defi-
                                                                  konnte der Betrieb der Fernbusse
                                             nierten Ge-
                                                                  – auch ohne den aufwändigen Bau ei-
                                             staltungs-
                                                                  nes zentralen Terminals – nutzerfreund-
                                             konzepts
                                                                  licher gestaltet werden.
                                             der Frank-
                                             furter Halte-
                                                                  Aufgrund der Übernahme der bisherigen
                                             stellenbe-
                                                                  Elemente des Frankfurter Haltestellen-
                                             schilderung
                                                                  designs konnte zudem eine sehr praxis-
                                             wurde eine
                                                                  orientierte und wirtschaftliche Lösung
                                             sogenannte
                                                                  gefunden werden. Der Orientierungs-
                                             Fernbus-
                                                                  plan kann zudem von den Fernbusun-
                                             Stele entwi-
                                                                  ternehmen zu Kundenkommunikation
Abbildung 10 – Haltestellen-Stele und    ckelt. Diese             verwendet werden. So ist es beispiels-
H-Schild.                                greift das               weise möglich, den Übersichtsplan auf
                                         aktuelle                 der Webseite im Rahmen des Fahrkar-
             Frankfurter Design bestehend aus Mast,               tenkaufs bereitzustellen.
             Haltestellenscheibe und „Paddel“ auf.
             Zur Sicherstellung der Fernwirkung er-
             folgt die Bereichskennzeichnung mit den
             Großbuchstaben A bis E in der Halte-
             stellenscheibe an der Spitze des Halte-
             stellenmastes. Sie ersetzt das üblicher-
             weise dort befestigte H-Schild (Zeichen

                                                              - 10 -
                                        Torsten Schmidt, Tanja Traut, Christian Wagner:
                                                 Fernbusse am Hauptbahnhof
Literatur                                         Die Autoren
(1) Porzner, Bastian: 1 Jahr Fernbus-                                       Dipl.-Ing. (FH)
    markt. Hauptverbindungen und                                            Torsten
    Drehkreuze. Berlin: FahrtenFuchs.                                       Schmidt (31)
    Online verfügbar unter                                                  ist seit Mai
    http://blog.fahrtenfuchs.de/wp-                                         2012 bei traf-
    cotent/uploads/2014/02/1402112                                          fiQ, der loka-
    _1-Jahr-Fernbusmarkt.pdf, zuletzt                                       len Nahver-
    aktualisiert am 12.02.2014, zuletzt                                     kehrsgesell-
    geprüft am 16.04.2014.                                                  schaft Frank-
                                                                            furt am Main,
(2) Gipp, Christoph: Der Fernbusmarkt                                       im Bereich
    Deutschland Dezember 2013. Ber-                                         Planung Nah-
    lin: IGES. Online verfügbar unter             verkehrsangebot tätig. Er ist unter ande-
    http://www.erfurt.ihk.de/linkableblob/        rem Prozessverantwortlicher für die
    efihk24/servicemarken/branchen/do             Fahrtplanung im Frankfurter Westen
    wnloads/2716182/.3./data/Fernbusli            sowie Mitarbeiter in der Netz- und Leis-
    nienmarkt_Ein_Jahr_nach_ Markt                tungsplanung.
    oeffnung-data.pdf;jsessionid=
    AC0594C19BFE95349B22510CC9                    Nach einem Studium der Verkehrssys-
    6F6ACC.repl2, zuletzt aktualisiert            temtechnik an der Westsächsischen
    am 01.12.2013, zuletzt geprüft am             Hochschule Zwickau (FH) arbeitete
    28.04.2014.                                   Schmidt zunächst fünf Jahre bei der
                                                  OWL Verkehr GmbH in Bielefeld. Ferner
(3) Angerer, Gisela und Becher, Pierre:           engagiert er sich als Dozent an der
    Bahnkunden und Autofahrer lassen              Hochschule RheinMain in Wiesbaden.
    Fernbusmarkt wachsen. Pressemit-
    teilung, 17.04.2014. Berlin: IGES /
    FahrtenFuchs. Online verfügbar un-
    ter https://www.fahrtenfuchs.de/                                      M.Sc. Tanja
    presse/presse_mitteilungen/                                           Traut (27) ab-
    17042014_IGES_Institut_PI_Fahr                                        solvierte von
    gastbefragung_Fernbus.pdf, zuletzt                                    Oktober 2013
    geprüft am 25.04.2014.                                                bis Februar
                                                                          2014 ein Prak-
                                                                          tikum im Be-
                                                                          reich Planung
                                                                          Nahverkehrs-
                                                                          angebot bei
                                                                          traffiQ. Dabei
                                                                          widmete sie
                                                                          sich insbeson-
                                                  dere dem Fernbusverkehr am Frankfur-
                                                  ter Hauptbahnhof. Traut studierte im

                                              - 11 -
                        Torsten Schmidt, Tanja Traut, Christian Wagner:
                                 Fernbusse am Hauptbahnhof
Masterstudiengang Verkehrswesen                   Kontakt
(Traffic and Transport) an der TU Darm-
                                                  traffiQ Lokale Nahverkehrsgesellschaft
stadt. Dieses beendete sie im Herbst
                                                  Frankfurt am Main mbH
2014 mit der Masterarbeit zum Thema
                                                  Stiftstraße 9 – 17
Kriterien und Empfehlungen für die
                                                  D-60313 Frankfurt am Main
Standortwahl von Fernbusterminals am
Fachgebiet Verkehrsplanung und Ver-
                                                  Telefon: 069 212 24 424
kehrstechnik von Prof. Dr.-Ing. Manfred
                                                  Telefax: 069 212 24 430
Boltze. Seit November 2014 arbeitet
Frau Traut für die ZIV - Zentrum für in-
                                                  info@traffiQ.de
tegrierte Verkehrssysteme GmbH in
                                                  www.traffiQ.de
Darmstadt.

                          Dipl.-Geogr.            Veröffentlichung
                          Christian               In: Der Nahverkehr. Öffentlicher Perso-
                          Wagner (46)             nenverkehr in Stadt und Region. Heft
                          arbeitet seit           3/2015, S. 53 - 58. Düsseldorf: Alba
                          deren Grün-             Fachverlag GmbH, 2015.
                          dung bei traf-
                          fiQ, der lokalen
                          Nahverkehrs-
                          gesellschaft
                          Frankfurt am
                          Main, im Be-
                          reich Ange-
botsplanung. Hier verantwortet er die
strategische Angebotsplanung Bus so-
wie die planerische Betreuung des Aus-
schreibungswettbewerbs. Wagner stu-
dierte Wirtschafts- und Verkehrsgeogra-
fie an den Universitäten Mainz und Trier.
Bevor er zu traffiQ wechselte, war er bei
der DB Regio AG und der Verkehrsge-
sellschaft Frankfurt am Main (VGF) tätig.

                                              - 12 -
                        Torsten Schmidt, Tanja Traut, Christian Wagner:
                                 Fernbusse am Hauptbahnhof
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