Fernbusse am Hauptbahnhof - Frankfurt: Kommunikations- und Wegweisungskonzept mit Neuordnung der Haltepositionen
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Eine Publikation von Dipl.-Ing. (FH) Torsten Schmidt, M.Sc. Tanja Traut Dipl.-Geogr. Christian Wagner; Frankfurt am Main Fernbusse am Hauptbahnhof Frankfurt: Kommunikations- und Wegweisungskonzept mit Neuordnung der Haltepositionen Mit der Liberalisierung des Fernbus- marktes zum 1. Januar 2013 kam es zu chen. Dies mit dem Ziel, die Situation einem raschen Wachstum des nationa- am Frankfurter Hauptbahnhof zu ent- len Fernbusverkehrs. Ende 2013 war die spannen, Behinderungen des städti- Stadt Frankfurt am Main nach Berlin die schen Verkehrs durch die Fernbusse zu Stadt mit den zweitmeisten (nationalen) vermeiden sowie die Verkehrssicherheit Fernbusabfahrten (1). Der in jeder Hin- wiederherzustellen und langfristig zu sicht als provisorisch zu bezeichnende gewährleisten. und mit der Liberalisierung gewachsene Haltebereich der Fernbusse befindet Im Rahmen einer Fernbusfahrtenerhe- sich auf der Südseite des Frankfurter bung wurde zunächst der Fernbusver- Hauptbahnhofs. Dort teilt er sich die kehr am Frankfurter Hauptbahnhof er- Infrastruktur unter anderem mit den fasst. In einem weiteren Schritt erarbei- städtischen Nahverkehrslinien. Im ver- tete traffiQ ein Kommunikationskonzept gangenen Jahr kam es aufgrund der für den Fernbusfahrgast zur besseren ungleichmäßigen Haltestellenbelegung Orientierung und zum schnelleren Auf- durch den Fernbusverkehr und der aus- finden der Haltestelle. Zudem wurde gelasteten Infrastruktur immer wieder zu eine Befragung der Fernbusfahrgäste potenziellen Gefährdungen von Ver- zur Verkehrsmittelwahl und Verbesse- kehrsteilnehmern sowie zu Behinderun- rung der Standortqualität durchgeführt. gen des Nahverkehrs und der anderen Verkehrsteilnehmer. Zudem mangelte Fernbus-Infrastruktur – eine kommu- es an einer ausreichenden Fahrgastin- nale Aufgabe? formation und Wegweisung. Seitens der Fernbusbetreiber und ihrer Fahrgäste werden die Rufe nach Bereit- Vor diesem Hintergrund beauftragte die stellung einer attraktiven, leistungsfähi- Stadt Frankfurt am Main ihre Nahver- gen und möglichst zentral gelegenen kehrsgesellschaft traffiQ, Verbesse- Fernbus-Infrastruktur immer lauter. Erst rungspotentiale im Bestand zu untersu- -1- Torsten Schmidt, Tanja Traut, Christian Wagner: Fernbusse am Hauptbahnhof
wenige Großstädte wie Hamburg, Mün- an sechs unterschiedlichen Wochenta- chen und Mannheim haben diesen For- gen (Dienstag bis Sonntag) über zwei derungen Rechnung getragen und in Wochen alle Fern- und Reisebusse über den vergangenen Jahren zentrale Fern- 21 Stunden erfasst, von vier Uhr mor- busterminals bereitgestellt. gens bis ein Uhr nachts. Die einzelnen Fern- und Reisebusse wurden dabei Die meisten Kommunen sind wesentlich den zuvor definierten Haltepositionen zögerlicher. Dies liegt auch an den feh- zugeordnet. Erhoben wurden u. a. die lenden Finanzierungsinstrumenten. Bis- Ankunfts- und Abfahrtszeit, das Busun- lang sind seitens des Bundes, in dessen ternehmen, die Fahrtquelle und das Aufgabenbereich auch der Fernverkehr Fahrtziel sowie stichprobenartig die An- mit Bussen fällt, keine Mittel bereitge- zahl der Wartenden. stellt worden. Im Gegensatz zu Infra- struktureinrichtungen des Nahverkehrs Ergebnisse der Erhebung wird etwa der Bau von Fernbushalten naturgemäß nicht durch das Gemeinde- Insgesamt wurden innerhalb der sechs verkehrsfinanzierungsgesetz gefördert. Tage knapp 1750 Fernbusse erfasst. Auch Abgaben der Fernbusbetreiber Spitzentag war der Freitag mit 312 ge- (zum Beispiel Konzessionsabgaben, zählten Fernbussen. Am wenigsten „Stationsgebühren“, Mautgebühren) (241) Fernbusse verkehrten am Mitt- zugunsten der Kommunen als mögliche woch. 64 Prozent der Fernbusse hatten Baulastträger für die Infrastruktur sind ein nationales Fahrtziel und können da- bislang gesetzlich nicht vorgesehen. her als Neuzugänge auf dem Fernbus- markt betrachtet werden. Von den 29 Da die Fernbusbetreiber im Jahr zwei Prozent der Fernbusse mit einem inter- der Marktöffnung keine nennenswerte nationalen Fahrtziel gab es mit 67 Pro- Initiative entwickelt haben, die Infra- zent eine deutliche Dominanz der Ver- struktur als aus eigenen Mitteln bereit- kehre nach Süd-Osteuropa. Weitere 7 zustellen, hat sich die Stadt Frankfurt Prozent der erfassten Fernbusse waren am Main dazu entschieden, zunächst Flughafenzubringer. eine Basisausstattung zur Verfügung zu stellen. Die Bereitstellung weiterer Ein- In der Einzelbetrachtung der Erhebungs- richtungen, wie etwa Wartehallen oder tage (Abbildung 1) zeigten sich deutliche beleuchtete Fahrplanvitrinen, sind aber Spitzenwerte am Freitag in der Zeit von nun von den Verkehrsunternehmen zu 10 bis 13 Uhr mit einer absoluten Spit- finanzieren. zenbelegung von über 20 Fernbussen gegen 11 Uhr. Darüber hinaus wies auch der Samstag eine deutliche Spitze Fernbusfahrtenerhebung in der Zeit von 7.30 Uhr bis 8.30 Uhr Methodik auf. Abbildung 2 stellt die Spannweite der Die Erhebung der Fernbusfahrten am Fernbusbelegung insgesamt (Anzahl Frankfurter Hauptbahnhof fand im Okto- gleichzeitig haltender Fernbusse) dar. ber 2013 statt. Hier wurden an jeweils drei Tagen pro Woche sowie insgesamt -2- Torsten Schmidt, Tanja Traut, Christian Wagner: Fernbusse am Hauptbahnhof
Abbildung 2 – Belegung durch Fernbusse nach Wochentag. Insgesamt variierte die Auslastung der Ausweichen auf eine eventuell andere, einzelnen, vordefinierten Haltepositio- freie Position ist in solchen Situationen nen auf der Südseite des Frankfurter am Frankfurter Fernbusbahnhof auf- Hauptbahnhofs stark. Während an man- grund seiner Großräumigkeit und der chen Haltepositionen die durchschnittli- damit einhergehenden Unübersichtlich- che Tagesbelastung bei fünf Fernbus- keit des Bereiches sowie einer fehlen- sen lag, verkehrten an anderen Positio- den Disposition, sowohl von Fernbus als nen bis zu vierzig Fernbusse pro Tag. auch Fahrgast, nicht möglich. Auch kam es häufig zu einer Doppelbe- legung einzelner Haltepositionen. Ein Auffällig waren auch die zum Teil sehr Abbildung 1 – Spannweite der Belegung durch Fernbusse. -3- Torsten Schmidt, Tanja Traut, Christian Wagner: Fernbusse am Hauptbahnhof
langen Standzeiten der Busse von bis Markt aktiv war. Die Ergebnisse wurden zu 90 Minuten. Darüber hinaus wurden daher für die nachfolgenden Planungs- Fernbusse erhoben, die im Bereich des schritte fortgeschrieben. Frankfurter Fernbusbahnhofes über Nacht abgestellt wurden. Fernbusfahrgastbefragung Schlussfolgerung Methodik Eine Verlagerung der parkenden Fern- Aufbauend auf die Erhebung der Fern- busse in einen Bereich außerhalb des busfahrten wurden im Rahmen einer durchgehenden Betriebs könnte in Be- gesonderten Erhebung Fernbusfahrgäs- zug auf den Frankfurter Fernbusbahnhof te am Frankfurter Fernbusbahnhof be- zu einer Entspannung der Situation bei- fragt. Erhoben wurde zu Beginn der tragen. Durch das Freigeben von Kapa- Semesterferien, ebenfalls an sechs Ta- zitäten an der richtigen Stelle lassen gen über zwei Wochen im Februar 2014 sich Doppelbelegungen eventuell ver- jeweils von 7 bis 21 Uhr. Erfasst wurden meiden oder zumindest verringern. unter anderem die Verkehrsmittelwahl der An- und Weiterreise, die Anreisezeit Der deutsche Fernbusmarkt befindet selbst, die Bewertung verschiedener sich in einem rasanten Wachstum und Standortfaktoren im Allgemeinen und im ständigen Wandel. Daher sei ange- besonderen (also auf den Haltepunkt merkt, dass die geschilderten Ergebnis- Frankfurt am Main bezogen) sowie de- se der Fernbusfahrtenerhebung am mografische Merkmale. Frankfurter Hauptbahnhof lediglich als Momentaufnahme zu sehen sind. Eine Ergebnisse erneute Erhebung würde zu anderen Die Befragung ergab einen Stichpro- Ergebnissen und weiter gestiegenen benumfang von 617. Von den Befragten Belegungen führen, zumal der ADAC waren 47 Prozent männlich und 53 Pro- Postbus, der Ende 2013 einen Marktan- zent weiblich. Die Altersstruktur der be- teil von 7 Prozent am deutschen Fern- fragten Fernbusfahrgäste ist Abbildung busmarkt aufwies (2), zum Zeitpunkt der 3 zu entnehmen. Dabei zeigt sich, dass Erhebung noch nicht vollständig am Abbildung 3 – Altersstruktur der befragten Fernbusfahrgäste. über 5% 60 46-60 11% 31-45 17% 25-30 27% 18-24 38% Unter 2% 18 -4- Torsten Schmidt, Tanja Traut, Christian Wagner: Fernbusse am Hauptbahnhof
1% 5% 4% 1% Fernbus 15% 8% ÖPNV PKW-Mitfahrer PKW-Selbstfahrer Taxi zu Fuß 66% keine Angabe Abbildung 5 – Verkehrsmittelwahl bei der Anreise zum Fernbusbahnhof. vor allem junge Menschen zwischen 18 zum Frankfurter Fernbusbahnhof gaben und 30 Jahren den Fernbus als Reise- hingegen lediglich 8 Prozent an, als mittel nutzen. Insgesamt macht diese Pkw-Mitfahrer angereist zu sein. Weiter- Altersgruppe knapp zwei Drittel der Be- hin kamen 15 Prozent der befragten, fragten aus. Auch eine Umfrage des abreisenden Fernbusfahrgäste mit dem IGES Instituts (3) kam auf vergleichbare Fernbus; diese sind damit als Fernbus- Werte, sodass die vorliegende Stichpro- umsteiger anzusehen. Vergleicht man be im Hinblick auf die Altersstruktur die Verkehrsmittelwahl der beiden durchaus als repräsentativ anzusehen Hauptnutzergruppen der Studierenden ist. 44 Prozent der Befragten gaben an, und Berufstätigen, so zeigen sich vor Studierende zu sein, 41 Prozent waren allem in Bezug auf den ÖPNV und die Berufstätige, 8 Prozent Schüler/innen Pkw-Mitfahrer deutliche Unterschiede oder Auszubildende und weitere 4 Pro- (Abbildung 5). zent gaben an, in Rente zu sein. Abbildung 4 - Verkehrsmittelwahl der In Bezug auf die Verkehrsmittelwahl bei Anreise - Vergleich Berufstätige und Stu- der Anreise zum Frankfurter Fernbus- denten. bahnhof (4) ist der Öffentliche Perso- nennahverkehr (ÖPNV) mit 66 Prozent Berufstätig Student das eindeutig präferierte Verkehrsmittel. 73% Dies ist unter anderem auf die gute An- 64% bindung, bedingt durch die unmittelbare Nähe zum Frankfurter Hauptbahnhof, zurückzuführen. Auf die Frage, mit wel- chem Verkehrsmittel die Fernbusfahr- gäste vom Fernbusfahrtziel aus weiter- reisen würden, gaben nur noch 43 Pro- 10% zent an, den ÖPNV nutzen zu wollen, 4% während 28 Prozent als Pkw-Mitfahrer ÖPNV PKW-Mitfahrer weiterreisen wollten. Bei der Anreise -5- Torsten Schmidt, Tanja Traut, Christian Wagner: Fernbusse am Hauptbahnhof
Die Gruppe der Studierenden wählte den Befragten nur noch bei 39 Minuten. demnach häufiger den ÖPNV zur Anrei- In Bezug auf die Frage, welche Anreise- se an den Frankfurter Fernbusbahnhof, zeit zu einem Fernbusbahnhof der während die Gruppe der Berufstätigen Fahrgast maximal in Kauf nehmen wür- mehr als doppelt so häufig wie die Stu- de, ergab sich ein Durchschnittswert von denten als Pkw-Mitfahrer anreiste. 73 Minuten mit Berücksichtigung der Fernbusumsteiger und 61 Minuten ohne Von den 617 befragten abreisenden Berücksichtigung der Fernbusumsteiger. Fernbusfahrgästen gaben 31 Prozent Die durchschnittlichen Anreisezeiten von an, eine gültige Zeitkarte, beispielsweise 69 und 39 Minuten und auch die Trans- in Form eines Job- oder Semesterti- portmittelwahl des ÖPNV lassen darauf ckets, für die Region Frankfurt am Main schließen, dass ein Großteil der befrag- zu besitzen. Von den 409 Befragten, die ten Fernbusfahrgäste des Frankfurter mit dem ÖPNV zum Frankfurter Fern- Fernbusbahnhofs nicht unmittelbar aus busbahnhof anreisten, besaßen immer- Frankfurt, sondern von außerhalb hin 43 Prozent eine gültige Zeitkarte. kommt. Tatsächlich gaben nur 36% aller Befragten an, aus Frankfurt angereist zu sein. Die befragten Fernbusfahrgäste wurden im Rahmen der Befragung weiterhin gebeten, verschiedene Standortfaktoren nach der für sie allgemeinen Wichtigkeit bei der Nutzung des Fernbusses zu be- werten. In einem weiteren Schritt sollten sie den entsprechenden Standortfaktor am Fernbusbahnhof Frankfurt benoten. Das Ergebnis wurde in einer sogenann- ten Ampelmatrix (Abbildung 67) zusam- Abbildung 6 – Transportmittelwahl im ÖPNV. mengefasst, aus der sich die Bereiche, in denen aus Fahrgastsicht Handlungs- Abbildung 6 bildet die Transportmittel- bedarf besteht, ablesen lassen. Die Be- wahl der Fernbusfahrgäste ab, die mit wertung des Handlungsbedarfs erfolgt dem ÖPNV angereist sind. Mit 42 Pro- dabei nach den drei Ampel-Farben zent nutzten die meisten Fernbusfahr- Grün, Gelb und Rot. gäste dieser Gruppe die S-Bahn, wäh- rend immerhin 29 Prozent mit dem Re- gionalzug anreisten. Die Anreisezeit aller befragten Fernbusfahrgäste liegt im Durchschnitt bei 69 Minuten. Bereinigt man diesen Wert von den Fernbusum- steigern, deren angegebene Anreisezeit aufgrund der Fernbusfahrt überdurch- schnittlich hoch war, liegt die durch- schnittliche Anreisezeit der verbleiben- -6- Torsten Schmidt, Tanja Traut, Christian Wagner: Fernbusse am Hauptbahnhof
Abbildung 7 – Bewertung des Fernbusbahnhofs Frankfurt am Main nach der Ampelmatrix. Für den grünen Bereich, also Bereiche, Anbindung. Die Standortfaktoren Gast- deren Wichtigkeit für den Fernbusfahr- ronomie- und Shoppingangebot sowie gast entweder von Bedeutung ist und Parkmöglichkeiten für den Pkw am die dabei für gut bis sehr gut befunden Fernbusbahnhof hingegen sollten beo- wurden, oder Bereiche, die zwar bachtet werden. Aufgrund der guten schlecht bewertet wurden, deren Bedeu- ÖPNV-Anbindung durch die unmittelba- tung für den Fernbusfahrgast aber als re Nähe zum Hauptbahnhof besitzt der unerheblich eingestuft wurde, besteht Faktor der Pkw-Parkmöglichkeiten in demnach kein Handlungsbedarf. Frankfurt am Main bisher eine geringe Standortfaktoren, deren Bewertung in Bedeutung. Dies wird auch durch die den gelben Bereich fällt, sollten beo- Verkehrsmittelwahl der Anreise belegt. bachtet werden, um bei einer Ver- In jedem Fall ist die Fahrgastinformation schlechterung der Situation oder einer und Wegweisung am Frankfurter Fern- Zunahme der Bedeutung des Faktors busbahnhof zu verbessern. Aufgrund rechtzeitig, sofern möglich, Maßnahmen der hohen Bedeutung für den Fernbus- zu ergreifen. Bei Standortfaktoren, die fahrgast wurde hier festgelegt, entspre- als eher wichtig bis wichtig beurteilt chende Maßnahmen zu ergreifen. Auch wurden und deren Benotung ausrei- hat die Fahrgastbefragung Handlungs- chend bis ungenügend ist, sollten nach bedarf in Bezug auf die Ausstattung der Möglichkeit Maßnahmen zur Verbesse- Wartebereiche gezeigt, hier sollen Ver- rung ergriffen werden (roter Bereich). besserungen erfolgen. Handlungsbedarf aus Sicht der Fern- busnutzer Für den Fernbusbahnhof in Frankfurt am Main besteht demnach kein Handlungs- bedarf in Bezug auf die ÖPNV- -7- Torsten Schmidt, Tanja Traut, Christian Wagner: Fernbusse am Hauptbahnhof
Kommunikationskonzept ten aufbaut. Aufgrund des internationa- len Publikums der Stadt Frankfurt am Methodik Main wurde Wert auf ein selbsterklären- Im Rahmen der Fahrgastbefragung des Kommunikationskonzeptes gelegt wurden die Aspekte Kundeninformation (Abbildung 8). und Wegweisung lediglich als befriedi- gend wahrgenommen. Gleichzeitig wur- Orientierungskonzept de aus Kundensicht die Kundeninforma- tion als eher wichtig eingestuft Bislang waren die Abfahrtspositionen (Abbildung 7). der Fernbusse an mehreren Stellen auf der Südseite des Frankfurter Haupt- Daher hatte das Verkehrsdezernat der bahnhofs dezentral untergebracht. Es Stadt Frankfurt am Main traffiQ beauf- gab weder eine durchgehende Kenn- tragt, eine wirtschaftliche und flexible zeichnung der Abfahrtsbereiche noch Lösung zu erarbeiten, um die aktuelle eine nachvollziehbare Zuordnung der Situation aus Kundensicht in entschei- Bereiche zu Busunternehmen oder Des- denden Faktoren zu verbessern. Gleich- tinationen. zeitig sollte das Konzept schnell und im Bestand umsetzbar sein. Es wurde da- In einem ersten Schritt wurden daher die her ein Kommunikationskonzept entwi- einzelnen Abfahrtspositionen zu fünf ckelt und umgesetzt, das auf den drei Bereichen zusammengefasst. Um die Säulen Orientierungskonzept, Wegwei- Wiedererkennbarkeit dieser Bereiche als sungskonzept und Infrastrukturelemen- Abfahrtspositionen zu gewährleisten, Abbildung 8 – Kommunikationskonzept. -8- Torsten Schmidt, Tanja Traut, Christian Wagner: Fernbusse am Hauptbahnhof
wurde anschließend eine eindeutige miert die Fernbuskunden hier nun über Kennzeichnung gewählt. Die Wahl fiel die fünf verschieden Abfahrtsbereiche, dabei auf eine farbige Kennzeichnung die jeweils bedienenden Verkehrsunter- der fünf Bereiche. Darüber hinaus er- nehmen sowie den aktuellen Standort. hielten die Bereiche einen Buchstaben Über die weitere Wegeführung werden als eindeutige Kennung, um auch se- die Bereiche A und B direkt erreicht. heingeschränkten Nutzern die Orientie- Weitere Wegweiser wurden an unüber- rung zu ermöglichen und die Bereiche in sichtlichen Stellen errichtet und erleich- Publikationen eindeutig benennen zu tern zusätzlich das Auffinden der Ab- können. fahrtsbereiche. So wurde eine weitere Informationstafel für die Bereiche C bis Wegweisungskonzept D an einer zentralen Stelle gegenüber Als wesentliches Element des Kommunikationskon- zeptes war anschließend eine Wegweisung vom Hauptbahnhof zu den Ab- fahrtsbereichen der Fern- bussen zu erarbeiten. Aktuell gibt es innerhalb Deutschland keine einheitli- che Zeichengebung (Pikto- gramme) für Fernbusse. Auf die Gestaltung eines eige- Abbildung 9 – Hinweisschilder Südausgang Hbf. nen Logos für die Stadt Frankfurt am Main wurde dem Südausgang des Hauptbahnhofs dennoch bewusst verzichtet. Es wird errichtet (Abbildung 9). jedoch an dieser Stelle angeregt, ein bundesweit einheitliches Piktogramm Weiterhin befindet sich eine kleinere Fernbus zu etablieren, da an vielen Version des Übersichtsplans in jedem zentralen Bahnhöfen die lokalen Nah- Abfahrtsbereich, um auch den Kunden- verkehrsangebote von den Fernbussen kreis, der nicht über den Hauptbahnhof räumlich getrennt sind. Innerhalb des anreist, über die verschiedenen Ab- Frankfurter Hauptbahnhofs erfolgt die fahrtsbereiche zu informieren. Wegweisung zum städtischen Busver- kehr sowie zu den Fernbussen über das Piktogramm Bus der Deutschen Bahn Fernbus-Stele zum Hauptportal und weiter zum südlich Im Spannungsbogen zwischen motori- gelegen Busbahnhof. siertem Individualverkehr (MIV), Fern- buskunden sowie Nutzern des lokalen Eine im Rahmen des Wegweisungskon- ÖPNV muss der Haltestellenmast als zepts geplante Informationstafel infor- -9- Torsten Schmidt, Tanja Traut, Christian Wagner: Fernbusse am Hauptbahnhof
Zielelement des Wegweisungskonzepts 224 StVO), das stattdessen in das seit- folgenden Anforderungen genügen: lich angebrachte Paddel integriert wur- de. Zusätzlich wurden der Mast sowie >> Eindeutige, für den MIV erkennbare die Bereichskennzeichnung in der Farbe Haltestellenkennzeichnung nach des jeweiligen Bereichs lackiert, um die StVO, Fernwirkung zu optimieren. Ferner ist das Konzept auch auf den späteren >> eindeutige Bereichskennzeichnung Ausbau eines zentralen Busbahnhofs für den Fernbuskunden, sowie adaptierbar. Einer möglichen Verwechs- >> klare Abgrenzung zum lokalen lung mit einer bestehenden Haltestelle ÖPNV-Angebot. des lokalen Busverkehrs ist durch das eigene Design weitestgehend entgegen Auf der gewirkt. (Abbildung 10). Grundlage des zwi- Fazit schen dem Die Befragung der Fernbusfahrgäste RMV, traf- sowie die Erhebung der Abfahrten am fiQ, und der Hauptbahnhof in Frankfurt am Main ha- VGF als ben enormen Handlungsbedarf aufge- Infrastruk- zeigt. Durch die Entwicklung eines In- turdienst- formations- und Wegweisungskonzeptes leister defi- konnte der Betrieb der Fernbusse nierten Ge- – auch ohne den aufwändigen Bau ei- staltungs- nes zentralen Terminals – nutzerfreund- konzepts licher gestaltet werden. der Frank- furter Halte- Aufgrund der Übernahme der bisherigen stellenbe- Elemente des Frankfurter Haltestellen- schilderung designs konnte zudem eine sehr praxis- wurde eine orientierte und wirtschaftliche Lösung sogenannte gefunden werden. Der Orientierungs- Fernbus- plan kann zudem von den Fernbusun- Stele entwi- ternehmen zu Kundenkommunikation Abbildung 10 – Haltestellen-Stele und ckelt. Diese verwendet werden. So ist es beispiels- H-Schild. greift das weise möglich, den Übersichtsplan auf aktuelle der Webseite im Rahmen des Fahrkar- Frankfurter Design bestehend aus Mast, tenkaufs bereitzustellen. Haltestellenscheibe und „Paddel“ auf. Zur Sicherstellung der Fernwirkung er- folgt die Bereichskennzeichnung mit den Großbuchstaben A bis E in der Halte- stellenscheibe an der Spitze des Halte- stellenmastes. Sie ersetzt das üblicher- weise dort befestigte H-Schild (Zeichen - 10 - Torsten Schmidt, Tanja Traut, Christian Wagner: Fernbusse am Hauptbahnhof
Literatur Die Autoren (1) Porzner, Bastian: 1 Jahr Fernbus- Dipl.-Ing. (FH) markt. Hauptverbindungen und Torsten Drehkreuze. Berlin: FahrtenFuchs. Schmidt (31) Online verfügbar unter ist seit Mai http://blog.fahrtenfuchs.de/wp- 2012 bei traf- cotent/uploads/2014/02/1402112 fiQ, der loka- _1-Jahr-Fernbusmarkt.pdf, zuletzt len Nahver- aktualisiert am 12.02.2014, zuletzt kehrsgesell- geprüft am 16.04.2014. schaft Frank- furt am Main, (2) Gipp, Christoph: Der Fernbusmarkt im Bereich Deutschland Dezember 2013. Ber- Planung Nah- lin: IGES. Online verfügbar unter verkehrsangebot tätig. Er ist unter ande- http://www.erfurt.ihk.de/linkableblob/ rem Prozessverantwortlicher für die efihk24/servicemarken/branchen/do Fahrtplanung im Frankfurter Westen wnloads/2716182/.3./data/Fernbusli sowie Mitarbeiter in der Netz- und Leis- nienmarkt_Ein_Jahr_nach_ Markt tungsplanung. oeffnung-data.pdf;jsessionid= AC0594C19BFE95349B22510CC9 Nach einem Studium der Verkehrssys- 6F6ACC.repl2, zuletzt aktualisiert temtechnik an der Westsächsischen am 01.12.2013, zuletzt geprüft am Hochschule Zwickau (FH) arbeitete 28.04.2014. Schmidt zunächst fünf Jahre bei der OWL Verkehr GmbH in Bielefeld. Ferner (3) Angerer, Gisela und Becher, Pierre: engagiert er sich als Dozent an der Bahnkunden und Autofahrer lassen Hochschule RheinMain in Wiesbaden. Fernbusmarkt wachsen. Pressemit- teilung, 17.04.2014. Berlin: IGES / FahrtenFuchs. Online verfügbar un- ter https://www.fahrtenfuchs.de/ M.Sc. Tanja presse/presse_mitteilungen/ Traut (27) ab- 17042014_IGES_Institut_PI_Fahr solvierte von gastbefragung_Fernbus.pdf, zuletzt Oktober 2013 geprüft am 25.04.2014. bis Februar 2014 ein Prak- tikum im Be- reich Planung Nahverkehrs- angebot bei traffiQ. Dabei widmete sie sich insbeson- dere dem Fernbusverkehr am Frankfur- ter Hauptbahnhof. Traut studierte im - 11 - Torsten Schmidt, Tanja Traut, Christian Wagner: Fernbusse am Hauptbahnhof
Masterstudiengang Verkehrswesen Kontakt (Traffic and Transport) an der TU Darm- traffiQ Lokale Nahverkehrsgesellschaft stadt. Dieses beendete sie im Herbst Frankfurt am Main mbH 2014 mit der Masterarbeit zum Thema Stiftstraße 9 – 17 Kriterien und Empfehlungen für die D-60313 Frankfurt am Main Standortwahl von Fernbusterminals am Fachgebiet Verkehrsplanung und Ver- Telefon: 069 212 24 424 kehrstechnik von Prof. Dr.-Ing. Manfred Telefax: 069 212 24 430 Boltze. Seit November 2014 arbeitet Frau Traut für die ZIV - Zentrum für in- info@traffiQ.de tegrierte Verkehrssysteme GmbH in www.traffiQ.de Darmstadt. Dipl.-Geogr. Veröffentlichung Christian In: Der Nahverkehr. Öffentlicher Perso- Wagner (46) nenverkehr in Stadt und Region. Heft arbeitet seit 3/2015, S. 53 - 58. Düsseldorf: Alba deren Grün- Fachverlag GmbH, 2015. dung bei traf- fiQ, der lokalen Nahverkehrs- gesellschaft Frankfurt am Main, im Be- reich Ange- botsplanung. Hier verantwortet er die strategische Angebotsplanung Bus so- wie die planerische Betreuung des Aus- schreibungswettbewerbs. Wagner stu- dierte Wirtschafts- und Verkehrsgeogra- fie an den Universitäten Mainz und Trier. Bevor er zu traffiQ wechselte, war er bei der DB Regio AG und der Verkehrsge- sellschaft Frankfurt am Main (VGF) tätig. - 12 - Torsten Schmidt, Tanja Traut, Christian Wagner: Fernbusse am Hauptbahnhof
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