Festakt mit Bundeskanzlerin Angela Merkel Weg der Demokratie - Neue Webseite 3.2019

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Festakt mit Bundeskanzlerin Angela Merkel Weg der Demokratie - Neue Webseite 3.2019
3.2019
                               2 € ISSN 1433-349X

        www.museumsmagazin.com

Festakt mit Bundeskanzlerin
Angela Merkel
25 Jahre Haus der Geschichte

Weg der Demokratie
Neue Webseite
Festakt mit Bundeskanzlerin Angela Merkel Weg der Demokratie - Neue Webseite 3.2019
intro
                                                     Die Queen, Mini Cooper, Fußball oder James Bond – viele
                                                     verschiedene Gedanken kommen uns in den Sinn, wenn wir
                                                     an Großbritannien denken. Doch das „United Kingdom“ spielt
                                                     für Deutschland noch eine weit größere Rolle, die sich im Laufe
                                                     der Zeit immer wieder verändert hat: War Großbritannien nach
                                                     dem Zweiten Weltkrieg zunächst Besatzungsmacht, wurde
                                                     es danach zu einem verlässlichen politischen und wirtschaft-
                                                     lichen Partner in Europa sowie zu einem Sehnsuchtsland der
                                                     Deutschen.
                                                           Unsere neue Wechselausstellung „Very British“ wirft ab
                                                     dem 10. Juli 2019 „einen deutschen Blick“ auf diese Entwick-
                                                     lung und das besondere Verhältnis zwischen Großbritannien
                                                     und Deutschland. Sie schaut auf politische, kulturelle und wirt-
                                                     schaftliche Aspekte nach 1945 – sowohl in West- als auch
                                                     in Ostdeutschland – und nimmt auch gegenwärtige Entwick-
                                                     lungen wie den Brexit in den Blick.
                                                           Eine andere Perspektive erlaubt die „Rückblende 2018“:
                                                     Die beeindruckenden Fotos und Karikaturen des politischen
                                                     Jahres 2018 präsentieren wir bis zum 11. August in Bonn und
                                                     ab dem 22. August im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig.
                                                     Eindrucksvolle Aufnahmen „Nach dem Mauerfall“ von Daniel
                                                     Biskup zeigen wir im Museum in der Kulturbrauerei in Berlin.
                                                     Freuen Sie sich im Herbst zudem auf ein abwechslungsreiches
                                                     Programm anlässlich der Anfänge der parlamentarischen De-
                                                     mokratie vor 70 Jahren in Bonn und rund um den 30. Jahrestag
                                                     der friedlichen Revolution und des Mauerfalls in Berlin! Wir
                                                     freuen uns auf Ihren Besuch in Bonn, Leipzig und Berlin!

                                                                                              Dr. Hans Walter Hütter
                                                                                             Präsident und Professor

                                                     Zum 25. Jubiläum des Hauses der Geschichte
                                                     am 14. Juni 2019 gratuliert Bundeskanzlerin
Ein besonderes Objekt in der neuen Ausstellung       Angela Merkel beim Festakt der Stiftung
„Very British“ ist das Tigerfell aus dem bekannten   dem Präsidenten des Hauses der Geschichte
Fernsehsketch „Dinner for One“ des NDR               Hans Walter Hütter (re.) und dem Kuratoriums-
aus dem Jahr 1963.                                   vorsitzenden Günter Winands (li.).
Festakt mit Bundeskanzlerin Angela Merkel Weg der Demokratie - Neue Webseite 3.2019
inhalt                                                                                                                                     inaussicht                                                         Öffnungszeiten
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                                                                                                                                                                                                                                        Öffentliche Begleitungen unter www.hdg.de

                                                                                                                                               inbonn                                                      inleipzig
                                                                                                                                                                                                                  Anmeldungen
                                                                                                                                                                                                                                        Besuchergruppen Telefon 030 /4677779-11
                                                                                                                                                                                                                                        Mo – Fr 9 – 16 Uhr
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     inberlin
                                                                                                                                                                                                                                        besucherdienst-berlin@hdg.de
                                                                                                                                                                                                                  Öffentlicher Nahverkehr
                                                                                                                                                                                                                                        Haltestelle S+U Friedrichstraße Bhf.
                                                                                                                                                                                                                                        Ausgang Reichstagufer

                                                                                                                                                                                                                  Eintritt frei

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Tränenpalast

                                                                                                                                                                                                                S. 4 oben: © Gerhard Gäbler, unten: ullstein bild – ADN-Bildarchiv
                                                                                                                                                                                                                                 S. 5: Stiftung Haus der Geschichte/Stephan Klonk

                                                                                                                                                                                                                                                                                     Entwurf: Claudia Grotefendt, Bielefeld
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    3/2018
                                                                                                                                                                                                                                 S. 2: Stiftung Haus der Geschichte/Stephan Klonk
                                                                                                                                                                                                                                 S. 3: Stiftung Haus der Geschichte/Stephan Klonk
                                                                                                                                                                                                                                                                     Bildnachweis
                                                                                                                                                                                                                                Titel: Stiftung Haus der Geschichte/Stephan Klonk
                                                                                                                                                                                                                                                   S. 1 oben: Photonet.de Lehnartz
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Ort der deutschen Teilung
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Reichstagufer 17

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Tränenpalast
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         10117 Berlin
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Telefon 030 / 4677779-11
                                                                                                                                                          Am 9. November 1989 öffnete sich                                                                                                                                               Telefax 030 / 4677779-17
                                                                                                                                                          auch am Bahnhof Friedrichstraße                                                                                                                                                www.hdg.de/traenenpalast
                                                                                                                                                          die Grenze. Der im Ergebnis zu-
                                                                                                                                                          nächst offene Wiedervereinigungs-
                                                                                                                                                          prozess verlief rasant. Am 2. Juli
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           facebook.com/
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                                                                                                                                                          1990 feierten die Berliner die erste
                                                                                                                                                          direkte Fahrt einer S-Bahn von Ost

                                                                                                                                               Rückblende 2018                                             Mein Verein                                                                                                                                               Tränenpalast
                                                                                                                                                          nach West über den Bahnhof Fried-

6                                                                         22
                                                                                                                                                          richstraße. Mit dem Ende der deut-
                                                                                                                                                          schen Teilung verlor der Tränenpa-
                                                                                                                                               Der deutsche Preis
                                                                                                                                                          last seine ursprüngliche Funktion.               Zeitgeschichtliches Forum Leipzig                                                                                                                         Ort der deutschen Teilung
                                                                                           Bundespräsident                                     für politische Fotografie und Karikatur                     28.2. – 25.8.2019                                                                                                                                         Tränenpalast, Berlin
    Very British                                                                           im Haus der Geschichte                              Haus der Geschichte, Bonn                                                                                                                                                                                             Di – Fr 9  – 19 Uhr, Sa / So / Feiertag 10  – 18 Uhr
                                                                                                                                               3.7. – 11.8.2019

    imfokus
     6   Very British
         Ein deutscher Blick                                                                                                                                                                                                                                             PURER
    12   Harry Potter
         Ein englisches Jugendbuch verzaubert die Welt
                                                                                                                                                                                                                                                                         LUXUS                                                                                                                    VERLÄNGERT
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  BIS 6.10.2019
    14   „A cup of tea, please!“
         Alexandra Pack über die doppelte Staatsbürgerschaft
                                                                                                                                               Very British                                                Purer Luxus                                                                                                                                               Nach dem Mauerfall
    17   The big German
         Per Mertesacker über den englischen Fußball

    inbonn
                                                                          38               „Forum live“ in Leipzig
                                                                                                                                               Ein deutscher Blick Ausstellung

                                                                                                                                               10.7.2019 – 8.3.2020

                                                                                                                                               Gesichter der Macht
                                                                                                                                                                    10. Juli 2019 – 8. März 2020
                                                                                                                                                                    Di – Fr 9 – 19 Uhr
                                                                                                                                               Haus der Geschichte, Bonn
                                                                                                                                                                    Sa/So/Feiertage 10 – 18 Uhr
                                                                                                                                                                    Eintritt frei
                                                                                                                                                                                                           11.9.2019  – April 2020
                                                                                                                                                                                                           Zeitgeschichtliches Forum Leipzig
                                                                                                                                                                                                           Eröffnung der Wechselausstellung
                                                                                                                                                                                                           10.9.2019, 19:00 Uhr
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Daniel Biskup. Fotografien 1990 –1995
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Museum in der Kulturbrauerei, Berlin
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     14.2. – 6.10.2019

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Ständige Ausreise
    18                                                                   34
                                                                                                                                                                                   Museumsmeile

                                                                                                                                                                                                           Und wo warst Du?
                                                                                                                                                                                   Willy-Brandt-Allee 14

         Klares Profil                                                        Suche nach Halt?!
                                                                                                                                                                                   53113 Bonn

                                                                                                                                               Über die Gestaltungspotenziale der                                                                                                                                                                                    Schwierige Wege aus der DDR
                                                                                                                                                                                   www.hdg.de

         Bundeskanzlerin Angela Merkel zum 25. Jubiläum                       „Rückblende 2018“ in Bonn                                        Bundespräsidenten                                           30 Jahre Mauerfall                                                                                                                                        Buchpremiere mit den Herausgebern
         im Haus der Geschichte                                                                                                                Buchvorstellung mit Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte             Buchpräsentation und Gespräch                                                                                                                             Jana Göbel und Matthias Meisner
                                                                         36   Verspielt                                                        Haus der Geschichte, Bonn                                   mit Freya Klier und weiteren Zeitzeugen                                                                                                                   Anmeldung unter: berlin@hdg.de
    22   Das Grundgesetz                                                      Museumsmeilenfest 2019                                           11.7.2019, 19:30 Uhr                                        sowie Musik von Stephan Krawczyk                                                                                                                          Tränenpalast, Berlin
         ist nicht selbstverständlich!                                                                                                                                                                     Zeitgeschichtliches Forum Leipzig                                                                                                                         26.8.2019, 19:00 Uhr
         Bundespräsident Steinmeier diskutiert mit Bonner Studierenden   inberlin                                                              Die Anfänge des                                             19.9.2019, 19:00 Uhr
         im Haus der Geschichte                                                                                                                Parlamentarismus                                                                                                                                                                                                      Nachwendekinder
                                                                         37   Am Bahnhof Friedrichstraße                                       in der Bundesrepublik Deutschland                           XXIII. Theodor-Litt-Symposium                                                                                                                             Die DDR, unsere Eltern
    24   In guter Verfassung                                                  Modernisierungen im Tränenpalast                                 nach 1945
                                                                                                                                                                                                           Bildung in Demokratie                                                                                                                                     und das große Schweigen
         Jubiläumsvortrag im ehemaligen Bundesrat                                                                                              Literarischer Abend mit Prof. Dr. Marie-Luise                                                                                                                                                                         Buchpremiere mit dem Autor
                                                                         inleipzig                                                             Recker und Dr. Benedikt Wintgens                            und Diktatur                                                                                                                                              Johannes Nichelmann
    25   Eine deutsche Geschichte                                                                                                              Plenarsaal Bundesrat, Bonn                                  Bilanz und Perspektiven 30 Jahre                                                                                                                          Museum in der Kulturbrauerei, Berlin
         Musikalische Hommage an das Grundgesetz                         38   „Es geht um den Diskurs“                                         4.9.2019, 19:30 Uhr                                         nach der Friedlichen Revolution                                                                                                                           1.10.2019, 19:00 Uhr
                                                                              Sächsischer Ministerpräsident eröffnet „Forum live“ in Leipzig                                                               In Kooperation mit der Deutschen Gesell-
    26   Auf dem Weg der Demokratie                                                                                                            Toleranz                                                    schaft und der Theodor-Litt-Gesellschaft                                                                                                                  Museumsfest
         Neue Webseite mit neuen Features                                imbesonderen                                                          Einfach schwer                                              www.deutsche-gesellschaft-ev.de                                                                                                                           zum Tag der Deutschen Einheit
                                                                                                                                               Buchvorstellung                                             Zeitgeschichtliches Forum Leipzig                                                                                                                         Mit Theater, Workshops
    29   Konzert im Bundesrat                                            42   Kunst lässt sich nicht unterdrücken                              mit Autor Joachim Gauck                                     26.9.2019, 10.00 –17.30 Uhr                                                                                                                               und Kinderbuchlesung
         Auftakt zur Jubiläumswoche                                           Privatgalerie Bahß                                               Haus der Geschichte, Bonn                                   27.9.2019, 10.00 –14.30 Uhr                                                                                                                               Tränenpalast, Berlin
                                                                                                                                               12.9.2019, 19:30 Uhr                                                                                                                                                                                                  3.10.2019, 10:00 –18:00 Uhr
    30   „Da steckt Geschichte drin“                                                                                                                                                                       Eintritt zu allen Veranstaltungen frei
         Großes Jubiläumsfest im Haus der Geschichte                     40 inkürze
                                                                                                                                                                    Veranstaltungen in Bonn:                                                                                                                                  Veranstaltungen in Leipzig:                            Veranstaltungen in Berlin:
    32   Die neue Lounge                                                 46 inzukunft / impressum                                                                   www.hdg.de/                                                                                                                                               www.hdg.de/                                            www.hdg.de /
         Informieren, hören, lesen und entspannen                                                                                                                   haus-der-geschichte/                                                                                                                                      zeitgeschichtliches-forum/                             museum-in-der-kulturbrauerei /
         im neuen Ambiente                                               47 imbilde                                                                                 veranstaltungen                                                                                                                                           veranstaltungen                                        veranstaltungen
Festakt mit Bundeskanzlerin Angela Merkel Weg der Demokratie - Neue Webseite 3.2019
imfokus

     Brexit forever? Mit Erschöpfung reagiert die
     europäische Öffentlichkeit auf das nicht enden
     wollende britische Brexit-Desaster. Ein Quantum
     Trost spendet da allenfalls noch die Geburt eines
     royalen Babys. Diese Eindimensionalität durch-
     bricht die neue Ausstellung „Very British“ im Haus
     der Geschichte in Bonn. Mit herausragenden
     Exponaten wie dem Tigerfell aus „Dinner for One“,
     einem Abendkleid der Queen oder dem Original-
     fußball aus dem WM-Finale 1966 veranschaulicht
     sie ab dem 10. Juli 2019 aus deutscher Perspek-
     tive nationale britische Besonderheiten und ihren
     Einfluss auf die deutsch-britischen Beziehungen.

Very British
     Ein deutscher Blick
                                               von Christian Peters

      Queen Elizabeth II (6. v. li.) besucht mit Prinz Philip (8. v. li.)
      am 23. Mai 1965 Schloss Salem, den Wohnsitz der Schwester
      Prinz Philips, Theodora Prinzessin von Griechenland und Dänemark.
Festakt mit Bundeskanzlerin Angela Merkel Weg der Demokratie - Neue Webseite 3.2019
In England unvergessen ist das Finale des
                                                                                                                                                                            „Football Association Challenge Cup“ 1956 im
                                                                                                                                                                            Londoner Wembley-Stadion: Manchester City
                                                                                                                                                                            mit dem deutschen Torhüter Bert Trautmann
                                                                                                                                                                            tritt gegen Birmingham City an und gewinnt
                                                                                                                                                                            3:1. In der 75. Spielminute erleidet Trautmann
                                                                                                                                                                            bei einem Abwehrversuch durch das Knie des
                                                                                                                                                                            Birmingham Stürmers eine schwere Verletzung
                                                                                                                                                                            im Nacken und spielt dennoch bis zum Ende
                                                                                                                                                                            weiter.

                                                                                                                                                                            Im Gedenken an die Luftangriffe auf
                                                                                                                                                                            Coventry und Dresden im Zweiten Weltkrieg
                                                                                                                                                                            ist der Chormantel des anglikanischen
                                                                                                                                                                            Bischofs von Coventry mit Motiven
                                                                                                                                                                            der Städte geschmückt.

    Über diesen Tigerkopf stolpert Butler James
    im Fernsehsketch „Dinner for One“
    in regelmäßigen Abständen.                    „Britannia, rule the waves!“                                  nigung – es unterstützte die Politik der Nichtanerkennung
                                                                                                                der DDR und bot mit der BBC-Sendung „Briefe ohne Un-
                                                  Die damalige Premierministerin Theresa May versprach          terschrift“ DDR-Hörern eine Plattform für freie Meinungs-
                                                  den Briten nach dem Brexit-Referendum „a truly Global         äußerung. Demgegenüber zeigte es bis zum Epochenjahr
                                                  Britain“, gleichsam ein Wiederaufleben der glorreichen        1989/90 wenig Interesse an einer grundlegenden Ände-
                                                  Tradition des Empire, die auch nach dessen Zerfall das bri-   rung des Status quo in Europa. Margaret Thatcher, die
                                                  tische Selbstverständnis prägt.                               „eiserne Lady“, stimmte der deutschen Einheit nur wider-
                                                        Tatsächlich ist das Verhältnis der Briten gegenüber     willig zu. Die Ausstellung präsentiert eine ihrer Handta-
                                                  einer vertieften europäischen Integration unter Einschluss    schen. Diese wurden zu Markenzeichen ihres resoluten
                                                  Großbritanniens seit jeher ambivalent. So eröffnet die Aus-   und kompromisslosen Auftretens.
                                                  stellung in Bonn zwar mit der aktuellen Brexit-Problematik,
                                                  erinnert aber zugleich daran, dass vor dem Referendum
                                                  2016 bereits 1975 eine Volksabstimmung in Großbritan-
                                                                                                                Never-ending war
                                                  nien über die Mitgliedschaft in der Europäischen Wirt-        Bis heute irritiert viele Deutsche, wie sehr die Erinne-
                                                  schaftsgemeinschaft (EWG) stattgefunden hatte. Damals         rung an den Zweiten Weltkrieg das britische Deutsch-
                                                  stimmten die Briten mehrheitlich für einen Verbleib in der    landbild noch immer prägt, auch wenn sich dabei, wie
                                                                 EWG. Auch für Winston Churchill, der für       der stets neu ausgerufene „Handtuchkrieg“ zwischen
                                                                        seine visionäre Europarede aus dem      deutschen und britischen Touristen veranschaulicht,
                                                                            Jahr 1946 später mit dem in der     Ernst und Spaß durchaus vermischen. Andererseits
                                                                             Ausstellung gezeigten Karlspreis   belegt die Geschichte des britisch-deutschen Geden-
                                                                             der Stadt Aachen geehrt wurde,     kens an die Luftangriffe auf Coventry und Dresden
                                                                             war Großbritannien kein Teil       auch den Wandel: Die Städte wurden von Symbolen
                                                                             Europas: „We are with Europe,      des Kriegsschreckens zu Orten der Versöhnung. Dies
                                                                            but not of it.“                     zeigen der mit Motiven aus Coventry und Dresden ge-
                                                                                                                schmückte Chormantel des anglikanischen Bischofs
                                                                            Machtbewusst                        von Coventry wie auch der Dresden-Preis für Edward
                                                                                                                Herzog von Kent als Zeichen des Dankes für die bri-
                                                                           Schon lange bevor das Vereinigte     tische Unterstützung beim Aufbau der Frauenkirche
                                                                        Königreich 1961 seinen ersten An-       in Dresden.
                                                                      trag für die Aufnahme in die Europäi-           Auch die sprichwörtliche deutsch-englische
                                                                    schen Gemeinschaften stellte, wandelte      Fußballkonkurrenz ist trotz aller Rivalität von Fair-
                                                              es sich für die Westdeutschen von einer Be-       ness und gegenseitigem Respekt bestimmt. Einzelne
                                                       satzungsmacht zur Schutzmacht, zum Verbündeten.          Spielerpersönlichkeiten wie der legendäre deutsche
                                                  Großbritannien bekannte sich zum Ziel der Wiederverei-        Torhüter von Manchester City, Bert Trautmann,
    Das britische Kultauto Mini
    wird seit 2001 in einer Neuauflage
    von BMW gefertigt.

8    museumsmagazin 3.2019                                                                                                                                                                museumsmagazin 3.2019              9
Festakt mit Bundeskanzlerin Angela Merkel Weg der Demokratie - Neue Webseite 3.2019
Prinzessin Diana wurde als                                                                                        Die Beatles beginnen ihre letzte Welttournee
     „Königin der Herzen“ bezeichnet                                                                                   am 24. Juni 1964 in München und zeigen sich
     und von der Presse auf Schritt                    trugen durch ihre Leistung und ihr Auftreten zum besseren       seit ihrem Auftritt im Hamburger „Star Club“
     und Tritt begleitet, Stern-Titelbild,             Verständnis zwischen Briten und Deutschen bei. Das Na-          1962 erstmals wieder in Deutschland.
     10. September 1992.                               tional Football Museum bereichert die Ausstellung mit dem
                                                       Ball aus dem legendären WM-Finale 1966.

                                                       Deutsche Royalisten                                             scher Traditionsmarken wie Mini oder Rolls-Royce durch
                                                                                                                       den deutschen BMW-Konzern nagen am britischen Selbst-
                                                       Ein verbindendes Element zwischen Deutschland und               bewusstsein. Dagegen beeinflusst die Entwicklung Londons
                                                       Großbritannien bildet auch das englische Königshaus mit         zum weltweit wichtigsten Finanzplatz (2017) nicht zuletzt
                                                       seinen deutschen Wurzeln. So erinnern in der Ausstellung        als Folge von Margaret Thatchers Deregulierungspolitik
                                                       eine Medaille und die Krone von George I. an die von 1714       auch in Deutschland die Diskussion um die erfolgverspre-
                                                       bis 1837 bestehende Personalunion mit Hannover. Das In-         chendste Ausrichtung der Wirtschaft.
                                                       teresse der deutschen Öffentlichkeit an den „Royals“ ist in
     Im Karneval ist der Brexit ein beliebtes Thema:
                                                       Deutschland seit Jahrzehnten hoch, wie nicht zuletzt die
                                                       Auflagenzahlen der Boulevardpresse belegen. Der erste
                                                                                                                       „Same procedure as every year“
     Jacques Tilly wählt für den Düsseldorfer
     Rosenmontagszug 2017 Theresa May                  Deutschlandbesuch der Queen im Jahr 1965 entwickelte            Britische Musik, Mode und Literatur finden seit den 1960er
     als Motiv für einen Mottowagen.                   sich zu einem wahren Triumphzug. Ein Abstecher nach Sa-         Jahren in Deutschland ein begeistertes Publikum. In den
                                                       lem am Bodensee diente dabei nicht nur dem Treffen mit          „Swinging Sixties“ erfasste das „Beatfieber“ deutsche Ju-
                                                       der deutschen Verwandtschaft, sondern bildete für Prinz         gendliche in West und Ost. An einer „Hörbar“ können die
                                                       Philip auch eine Rückkehr an jene Bildungsstätte, die er als    Ausstellungsbesucher britische Hits der letzten 50 Jahre
                                                       Internatsschüler bereits 1933/34 besucht hatte.                 selbst auflegen und ihren Lieblingstitel in die Besucher-
                                                                                                                       charts wählen. Die Ausstellung thematisiert das deutsche
                                                       „Keep calm and carry on“                                        Interesse an britischen Krimis und Agenten, an dem Zau-
                                                                                                                       berschüler Harry Potter sowie an Rosamunde-Pilcher-Ver-
                                                                  Gefährdet der „Brexit“ den engen wirtschaft-         filmungen im Fernsehen. Der sprichwörtliche „britische
                                                                   lichen Austausch zwischen Deutschland und           Humor“ mit seiner manchmal absurden Komik ist noch
                                                                    Großbritannien? Beide Länder haben sich in         immer „Kult“, wie die Erfolge von Mr. Bean, Monty Python
                                                                       der Vergangenheit sowohl als Konkurrent         oder des Silvestersketches „Dinner for One“ belegen.
                                                                         wie auch als Vorbild gesehen und wer-               „Keep calm and carry on“ – ein britisches Motto, das
                                                                           ben für ihre Produkte einerseits mit        zur Gelassenheit mahnt und auch in der heutigen Situation
                                                                            britischem Lifestyle – „Die feine engli-   für die Briten und ihre europäischen Partner hilfreich sein
                                                                            sche Art“ – und andererseits mit deut-     könnte. So verabschiedet die Ausstellung ihre Besucher mit
                                                                            scher Ingenieurskunst – „Vorsprung         dem legendären Monty-Python-Hit: „Always Look on the
                                                                           durch Technik“. Übernahmen briti-           Bright Side of Life“.
                                                                                                                                                                                     Rowan Atkinson spielt als Mr. Bean
                                                                                                                                                                                     zum 25. Geburtstag der Fernsehserie        Das Gesicht der Swinging Sixties:
                                                                                                                                                                                     eine Episode von 1994 nach, in der er      Das britische Fotomodell „Twiggy“
                                                                                                                                                                                     einen vollbeladenen Mini vom Dach          avanciert zur Stilikone
                                                                                                                                                                                     aus lenkt, London 2015                     einer ganzen Generation (o.).

10   museumsmagazin 3.2019                                                                                                                                                                                                   museumsmagazin 3.2019       11
Festakt mit Bundeskanzlerin Angela Merkel Weg der Demokratie - Neue Webseite 3.2019
imfokus                                                                                                                                                                                               imfokus

                                                                                                                                                                         Joanne K. Rowling ist mit ihrer
                                                                                                                                                                         Harry-Potter-Reihe die derzeit
                                                                                                                                                                         erfolgreichste britische Autorin.
                                                                                                                                                                         Am 3. Dezember 2001 belegen
                                                                                                                                                                         ihre Bücher die ersten vier Plätze
                                                                                                                                                                         der Spiegel-Bestsellerliste.

          Ein englisches Jugendbuch verzaubert die Welt

          Harry Potter
                                                                                      dem Boden. Die „Potter-Mania“, die ihren Ursprung in den Gedanken einer
                                                                                      fantasievollen, aber arbeitslosen Lehrerin in einem Café in Edinburgh hatte, ist
                                                                                      ein globales Phänomen.

                                                                                      Von Muggeln und Magiern
                                                                                      Was aber ist das Erfolgsgeheimnis dieser Geschichte? Was macht ihren Zauber
                                    von Anne-Sophie Rüther                            aus? Für mich liegt der Clou in der Umgebung oder dem Setting, das Joanne K.
                                                                                      Rowling erdacht hat: der Zauberwelt. Wie der Leser, so weiß auch Harry Potter
                                                                                      selbst zunächst nichts von dieser Welt. Erst durch einen Brief, die Bestätigung
                                                                                      seiner Aufnahme an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei, erfährt er
                                                                                      von dem Paralleluniversum, das direkt neben ihm, quasi in der Nachbarschaft,
                                                                                      existiert. Von nun an unterscheiden sich die Figuren in Zauberer und Muggel,
                                                                                      also Menschen, die keine magischen Fähigkeiten haben und denen die Zauber-
                                                                                      welt nicht bekannt ist. Vieles funktioniert in der Zauberwelt anders oder ein-
                                                                                      facher, als es in der Welt der Muggel der Fall ist. Daneben gilt es jedoch auch
                                                                                      immer, die normalen Herausforderungen des Alltags zu meistern: Hausauf-
                 „Eine Großmacht mögen wir nicht sein, aber dafür ein                 gaben, Ärger mit Lehrern und Freunden. Gerade den jungen Lesern, für die
                                                                                      Harry Potter ursprünglich erdacht wurde, bietet die Geschichte daher neben
                  großartiges Land. Wir sind das Land von Shakespeare,                all der Magie auch Möglichkeiten der Identifikation: Es ist eine Geschichte vom
                    Churchill, den Beatles, Sean Connery, Harry Potter”,              Erwachsenwerden. Es geht um Freundschaft, füreinander Einstehen, Liebe,
                     verkündet der britische Premierminister alias der                Toleranz, Mut, den Umgang mit Verlust und Tod.

                      britische Schauspieler Hugh Grant in Richard
                        Curtis Film „Love Actually“ aus dem Jahr 2003.
                                                                                      Am Gleis 9 ¾
                                                                                      Ich selbst bin seit meinem elften Lebensjahr im „Potter-Fieber“. Begierig habe
                            Ist es vermessen, Harry Potter, einen 11-jährigen         ich auf das Erscheinen jedes neuen Romans gewartet und den letzten Band
                             Jungen und die Hauptfigur einer Jugendbuchreihe,         schließlich sogar im Hörsaal der Universität unter der Bank gelesen. Einen Brief
                               in einem Atemzug mit Ikonen der englischen Ge-         aus Hogwarts habe ich leider nie erhalten, wohl aber die Gewinnmitteilung ei-
                                schichte zu nennen? Die Geschichte von dem            nes Preisausschreibens, wodurch meine Familie und ich noch vor Beginn der
                                 Zauberschüler, der als Kleinkind einen Mord-         Dreharbeiten zum zweiten Potter-Film fünf Tage lang die Filmstudios bei Lon-
                                   anschlag auf seine Eltern überlebt und schließ-    don und Edinburgh besuchen durften. Ein Blick nach England zeigt, dass ich
                                    lich zum Retter der Zauberwelt werden muss,       mit meiner Meinung nicht alleine bin: Auch heute, über 20 Jahre nach dem
                                    kann als der englische Exportschlager des         Erscheinen des ersten Romans, stehen täglich Menschen am Londoner Bahnhof
                                   21. Jahrhunderts betrachtet werden: Seit dem       King’s Cross und machen Fotos an der Backsteinmauer zwischen Gleis 9 und
                      Erscheinen des ersten Romans im Jahr 1997 bricht Harry          Gleis 10, durch die man durchtreten muss, um zu Gleis 9 ¾, dem Abfahrtsgleis
                  Potter alle Rekorde. 40 Wochen hielt sich der erste Band auf        des Hogwarts-Expresses, zu gelangen. Wer selbst einmal da war, kennt vielleicht
                 der Bestsellerliste der New York Times. Übersetzungen der sie-       diesen Augenblick, in dem man sich kurz der Idee hingibt, was passieren würde,
                  ben Bücher gibt es in über 80 Sprachen. Bis 2018 wurden rund        wenn man wirklich durch die Mauer gehen könnte.
                     500 Millionen Bücher verkauft. Autorin Joanne K. Rowling               „Schoko-Frösche“, die „Winkel-Gasse“ oder der „Nimbus 2000“ sind nur
                        zählt zu den reichsten Frauen der Welt. Zwischen 2001         einige Begriffe aus dem Harry-Potter-Universum, die ganz selbstverständlich
                           und 2011 wurden die Bücher verfilmt, besetzt mit ei-       Eingang gefunden haben in den Sprachgebrauch und das Denken des 21. Jahr-
                               nem Ensemble aus erfolgreichen englischen Schau-       hunderts. Der Literaturkritiker Denis Scheck attestiert J. K. Rowling und ihrem
                                  spielern. Weltweit gibt es Harry-Potter-Freizeit-   Harry Potter, sie würden beweisen, „dass das Medium Buch auch im 21. Jahr-
                                      parks, werden Harry-Potter-Theaterstücke        hundert noch die Macht besitzt, das Bewusstsein einer Gesellschaft zu prägen“.
                                         aufgeführt und sogar Quidditch-Turniere      In einer Zeit, in der Feuilletons gern den Abgesang auf das Buch anstimmen,
                                            ausgetragen – leider bislang nur auf      beweist Harry Potter, dass diese Sorge vielleicht unbegründet ist.
                                                                                                                                                                         Die Karikatur „Nr. 1: Harry Potter!“
                                                 Daniel Radcliffe als Harry Potter                                                                                       von Sebastian Krüger thematisiert
                                                   in dem Kinofilm „Harry Potter                                                                                         im Dezember 2001 die Wirtschafts-
                                                       und der Halbblutprinz“, 2009                                                                                      kraft der „Potter-Mania“.

                                                                                                                                                                                        museumsmagazin 3.2019   13
Festakt mit Bundeskanzlerin Angela Merkel Weg der Demokratie - Neue Webseite 3.2019
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                       Alexandra Pack über die doppelte Staatsbürgerschaft

     „A cup of tea,
            please!“                                                                        Interview: Ulrike Zander

     Seit 26 Jahren lebt Alexandra Pack in Deutschland. 1990 kam die Londonerin
     während ihres Englischstudiums für ein Semester erstmals nach Köln und ab
     1993 dauerhaft nach Deutschland, um als Englischlehrerin in der British Inter-
     national School St. George’s in Köln zu arbeiten und eine Familie zu gründen.
     Zur „Tea Time“ in Bonn sprach das museumsmagazin mit Alexandra Pack
     über ihren Entschluss, sich in der Bundesrepublik einbürgern zu lassen.
                                                                                                                                                                                                                Der britische Street-Art-Künstler Banksy
                                                                                                                                                                                                                hat in der Hafenstadt Dover eine riesige
     mm Sie haben am Bodelschwingh-        Pack Natürlich wegen des Brexits.      Großbritannien dem Brexit zustimm-        mm Sie hätten sich auch nach dem           Hintergründe nicht vergessen, zum        EU-Flagge an eine Hauswand gemalt –
     Gymnasium in Herchen einen „Eng-      Mein Mann ist Deutscher, unsere        te, habe ich gehandelt und letztes Jahr   Brexit immer noch in der Bundes-           Bespiel die beiden Weltkriege. Sie       und dazu einen Handwerker, der einen Stern
     lish Room“ geschaffen. Was kann man   Kinder haben bereits die doppelte      im September meine deutsche Staats-       republik einbürgern lassen können,         geben schon mal Kommentare von           entfernt. Das Wandbild ist weithin sichtbar
     sich darunter vorstellen?             Staatsbürgerschaft. Vor diesem Hin-    bürgerschaft beantragt.                   hätten dann jedoch Ihren englischen        sich, wenn man mit einem deutschen       im Hafen von Dover, der seit jeher als Tor
     Pack Er beruht auf einem neuen Kon-   tergrund habe ich panische Angst be-                                             Pass verloren.                             Auto in ihrem Land umherfährt: „The      nach Großbritannien gilt.
     zept: Schüler, die entweder unter-    kommen, dass jemand sagen könnte:      mm Wie sieht der Einbürgerungstest        Pack Ja, das stimmt. Hätte ich wäh-        Germans come in.“ Wir lachen nur
     oder überfordert vom Englischunter-   „Also Frau Pack, Sie sind hier über    aus?                                      len müssen, dann hätte ich natürlich       darüber, aber letztlich finde ich das
     richt sind oder gerne mehr Englisch   25 Jahre, aber Sie haben keine rich-   Pack Er besteht aus 330 Fragen. Man       den deutschen Pass genommen. Ich           lächerlich. Meiner Meinung nach hat      haben sie die Angelegenheit immer
     sprechen wollen, kommen freiwillig    tigen Papiere oder keinen Pass.“ Da-   muss aber nur 33 beantworten und 17       wollte einfach geregelte Verhältnisse      der Brexit vielen die Möglichkeit ge-    noch nicht durch das Parlament ge-
     zu mir in den „English Room“.         her konnte ich nachts nicht mehr gut   davon müssen stimmen. Es ist wie bei      schaffen. Im Februar 2019 habe ich         geben, die Ansicht zu vertreten: „Wir    bracht. Dabei haben sie ganz andere
                                           schlafen. Ich habe dieses Thema zwei   der Führerscheinprüfung: Man muss         dann eine Urkunde erhalten, die einer      wollen hier keine Ausländer.“ Der        Probleme, um die sie sich kümmern
     mm Inwieweit gibt es dort „typisch    Jahre lang weggeschoben. Doch als      es einfach üben.                          Geburtsurkunde gleichkommt, mit            Brexit ist eine Mischung aus Arroganz    müssten.
     Britisches“?                                                                                                           der man anschließend den Personal-         und Ignoranz. Die Menschen scheinen
     Pack Es wird nur Englisch gespro-                                            mm Können Sie mir eine Beispielfrage      ausweis beantragt. Bei der Übergabe        sich nicht darüber im Klaren gewesen     mm Was ändert sich für die Deutschen
     chen. Union Jacks befinden sich auf                                          nennen?                                   meinten die Beamten: „Willkommen           zu sein, wofür sie ihre Stimme abgege-   ganz konkret durch den Brexit?
     Kissen und Tischdecken, die Queen                                              Pack Wie sehen die Wappen vom           in Deutschland!“, und betonten das         ben haben. In diesem Sinne war auch      Pack Studienaufenthalte von deut-
     hängt dort ebenso an der Wand                                                    Rhein-Sieg-Kreis und von Nord-        neu erworbene Wahlrecht.                   unsere Inselmentalität nicht förder-     schen Studenten in England werden
     wie Harry und Meghan und                                                          rhein-Westfalen aus? Es gab                                                     lich. „Made in Great Britain“ ist kein   nicht mehr so einfach möglich sein.
     wir trinken immer Tee. Über                                                         auch sehr viele Geschichts-        mm Gibt es aufgrund des Brexits ei-        Gütesiegel. Allein das Gesundheits-      Vielleicht haben sie dann besondere
     aktuelle englische Zeitun-                                                             fragen und Rechtsfragen.        nen Anstieg an Einbürgerungen von          system ist in Deutschland viel besser    Visa für Europäer. Insgesamt wird
     gen können sich die Schüler                                                               Unabdingbar ist, dass        Briten?                                    als in Großbritannien. Der Brexit ist    man mit deutlichen Hindernissen am
     über die politische Lage                                                                    man Deutsch spre-          Pack Ja, wir waren 19 Engländer. Das       für die Menschen, die sich auf der In-   Flughafen rechnen müssen: Die Pass-
     informieren, zudem                                                                           chen     kann.   Die      ist enorm viel.                            sel einmauern wollen.                    kontrollen werden sich verstärken.
     haben wir auch                                                                                Deut schpr ü f u ng                                                                                          Zudem: Das Insulin für meine Mutter
     sehr viele Bücher.                                                                             wird     gesondert      mm Wie schätzen Sie die Auswirkun-         mm Bemerken Sie eine negative Stim-      kommt aus Belgien – das wird für sie
                                                                                                     durchgeführt und       gen des Brexits auf die deutsch-engli-     mung in Deutschland gegenüber den        sehr wahrscheinlich viel zu teuer. Im
     mm Warum haben                                                                                  ist    anspruchs-      schen Beziehungen ein?                     Engländern?                              Extremfall muss ich es hier kaufen
     Sie sich jetzt, nach                                                                            voll: Einen Tag        Pack Der Brexit ist Gift für jede Bezie-   Pack Nein. Zuerst waren alle sehr        und ihr rüberbringen.
     so vielen Jahren in                                                                             lang werden die        hung mit irgendeinem europäischen          traurig. Jetzt sind sie eher fassungs-
     Deutschland, einbür-                                                                           Deutschkenntnis-        Land, nicht nur für Deutschland. Die       los. Großbritannien hat sich insgesamt   mm Welche Bereiche, Charaktereigen-
     gern lassen?                                                                                  se abgeprüft.            Engländer haben die geschichtlichen        lächerlich gemacht: Nach drei Jahren     schaften oder Vorlieben ähneln oder

14   museumsmagazin 3.2019                                                                                                                                                                                                    museumsmagazin 3.2019           15
Festakt mit Bundeskanzlerin Angela Merkel Weg der Demokratie - Neue Webseite 3.2019
imfokus                                                                                                                                                                                                imfokus

                                                                                                                                           Per Mertesacker über den englischen Fußball

                                                                                                                                           The big
     unterscheiden sich zwischen Deut-              nimmt man sich
     schen und Briten?                              auch mit Alkohol.
     Pack Ich fühlte mich hier ziemlich             Es wird genauso viel
     schnell zu Hause. Wir sehen uns ziem-          getrunken, aber die
     lich ähnlich und wir leben ähnlich –           Auswirkungen sind an-

                                                                                                                                                 German
     wobei Deutschland ein christlicheres           dere. Mir fehlt hier ein
     Land als England ist. Am Anfang hat            wenig der berühmte
     mich der Karneval geschockt. So et-            britische Sarkasmus.
     was haben wir natürlich in England             Die Deutschen nehmen
     nicht. Auffällig ist, dass die Englän-         ironische Bemerkun-
     der viel mehr Pausen machen als die            gen oft viel zu ernst.                                                                        Interview: Ulrike Zander
     Deutschen – Teepausen. Keiner ar-
     beitet ohne eine Tasse Tee. Das habe           mm Vermissen Sie das
     ich in meinem „English Room“ sofort            Königshaus?
     eingeführt. Die Menschen sind hier             Pack Seit ich hier in
     auch einen Tick ernster und viel or-           Deutschland wohne –                                                                              Der deutsche Fußballspieler Per Mertesacker spielte
     ganisierter als die Engländer. Bei             viele Engländer sagen das
                                                                                                                                                      nicht nur 104 Spiele für die deutsche Nationalmannschaft,
     meinem ersten Fußballspiel in einem            Gleiche –, schätze ich die
     deutschen Stadion hat mich erstaunt,           englischen Traditionen. Die                                                                        sondern zuletzt (von 2011 bis 2018) auch beim FC Arsenal
     dass viele Bier tranken, aber nicht ge-        Königsfamilie ist ein Symbol für                                                                    in der Premier League. Anfang Oktober 2018 übernahm
     walttätig wurden. Ich möchte nicht             Großbritannien.                                                                                      Mertesacker die Leitung der Fußballschule „Arsenal
     behaupten, dass jeder Engländer ein
     Hooligan ist. Aber in Deutschland be-          mm Kann man Traditionen aus dem                                                                       Academy“. In der ihnen eigenen Art haben die Engländer
                                                    Abstand heraus eher schätzen?                                                                          sogar einen Spitznamen für ihn: „big f… German“.
                                                    Pack Ja. Wenn ich Elternsprechtag
                                                    habe, biete ich Tee und Scones an – die    Pack Weihnachten packen wir die                             mm Wie wurden Sie         Mertesacker Ich glaube, dass es sich
                                                    Eltern lieben das. Das ist eine schöne     Geschenke nicht am Heiligen Abend                           in England aufge-         dabei eher um einen Mythos aus der
                                                    Tradition. Aber ehrlich gesagt: Ich lie-   aus. Nein – man muss am ersten                             nommen, als Sie 2011       Vergangenheit handelt. Fußball im
                                                    be auch Weckmänner. Mir gefällt be-        Weihnachtsfeiertag      morgens      um        zum FC Arsenal wechselten?             Stadion ist in England sehr teuer ge-
                                                    sonders Sankt Martin. Leider ist das       halb sechs aufwachen und rich-                 Mertesacker Das Leben als Fuß-         worden und einheimische Fans kön-
                                                    Interesse der Engländer an Deutsch-        tig zittern vor Freude, weil unter             baller beschränkt sich sehr stark      nen es sich teilweise gar nicht mehr
                                                    land gering. Wir haben in der Schule       dem Baum und am Ende des Bet-                   auf den Verein, die Mitspieler und    leisten. Das hat die Stimmung sicher-
                                                    versucht, einen deutsch-englischen         tes in einem Säckchen die Geschen-              den jeweiligen Trainer. Hier wur-     lich auch verändert. Grundsätzlich
                                                    Austausch aufzubauen, doch ohne Er-        ke warten. Den Baum schmücken                   de ich sehr herzlich aufgenom-        muss sich der deutsche Fußball be-
                                                    folg. Ich habe unzählige Schulen an-       wir auch nicht erst an Heilig Abend,            men. Vor allem Trainer Arsène         züglich Stimmung im Stadion nicht
                                                    gerufen, die nicht interessiert waren.     sondern so um den 14. Dezember.                 Wenger hat mir von Anfang an          verstecken.
                                                    Viele Engländer meinen, in Deutsch-        Jeden Tag kommen neue Geschenke                sein Vertrauen entgegengebracht.
                                                    land sei sowieso nur alles grau und        darunter. Man hat dann genug Zeit,             Das war enorm wichtig.                 mm Können Sie eine Begebenheit er-
                                                    mit Industrie verbaut. Ein weiterer        daran zu rütteln und zu schütteln                                                     zählen, die Ihre Beziehung zu Groß-
                                                    Unterschied ist, dass viele Engländer      und sich zu fragen, von wem das                mm Wie unterscheidet sich der          britannien auf den Punkt bringt?
                                                    von Freitagnachmittag bis Sonntag          sein könnte. Was mich am Anfang in             deutsche vom englischen Fußball?       Mertesacker Zu meiner aktiven Zeit
                                                    wegfahren. Das ist in Deutschland          Deutschland sehr gestört hat, war die         Mertesacker Der größte Unter-           als Spieler habe ich die Anonymität
                                                    nicht so üblich. Wenn Deutsche in Ur-      Geschwindigkeit des Autoverkehrs              schied liegt sicherlich in Physis und   Londons immer wieder mal genos-
                                                    laub fahren, dann für zwei Wochen.         auf den Autobahnen. Der Rechtsver-           Tempo – ich habe erst einmal einige      sen. Natürlich wird man als Arsenal-
                                                    Zudem besteht in der Qualität des          kehr war nicht das Problem, aber das         Wochen gebraucht, um mich darauf         Spieler auf der Straße erkannt, aber
                                                    Essens ein großer Unterschied: In Eng-     Autobahnfahren, da habe ich damals          einzustellen.                             dennoch war es für mich möglich,
                                                    land denkt jeder zurecht an „baked         wirklich geweint. Es ist viel zu schnell.                                             auch mal mit der Londoner U-Bahn
                                                    beans and bacon“, weil sich jede Fa-                                                   mm Gibt es in England tatsächlich die     in die Stadt zu fahren. Das wäre in
                                                    milie in England davon ernährt. Hier       mm Was ist für Sie „very british“?          Fankultur, die uns in Deutschland im-     anderen Städten sicherlich nicht so
                                                    ist Salat und Frischkost viel wichtiger.   Pack Blumiger Stoff, Tee mit Milch,         mer als vorbildlich erscheint?            einfach möglich gewesen.
                                                    Es gibt viele schöne Brotsorten – und      Höflichkeit. Wenn Kinder zu mir in
                                                    es ist alles viel kostengünstiger.         den „English Room“ kommen und ge-
                                                                                               fragt werden, ob sie eine „cup of tea“
                                                    mm Was hat Ihnen bezüglich der eng-        haben möchten, antworten sie oft ein-
                                                    lischen Traditionen in Deutschland         fach mit „No“ – und ich entgegne: „In
                                                    gefehlt?                                   England heißt das: ‚No, thank you‘.“
     „Ich erkenne mein Heimatland nicht mehr“,
     so Alexandra Pack. Sie hat nun die doppelte
     Staatsbürgerschaft erhalten und spricht sich
     weiterhin gegen den Brexit aus.

16   museumsmagazin 3.2019                                                                                                                                                                       museumsmagazin 3.2019       17
Festakt mit Bundeskanzlerin Angela Merkel Weg der Demokratie - Neue Webseite 3.2019
Bundeskanzlerin Angela Merkel
                             zum 25. Jubiläum im Haus der Geschichte

                             Klares Profil                                      von Ulrike Zander

                             „Am Mittag des 14. Juni 1994 war vieles ganz ähnlich wie heute –
                             und zugleich vollkommen anders“, erklärte der Präsident der
                             Stiftung Haus der Geschichte, Prof. Dr. Hans Walter Hütter, in seiner
                             Begrüßungsrede zum Festakt „25 Jahre Haus der Geschichte“ am
                             14. Juni 2019. Auch damals stand ein Festakt bevor und zahlreiche
                             Gäste warteten gespannt auf die Ansprache des Bundeskanzlers.
                             Doch dem heutigen Tag könne er mit mehr Gelassenheit begegnen,
                             da die Mitarbeiter der Stiftung auf 25 erfolgreiche Jahre zurückbli-
                             cken könnten, so Hütter weiter. Nun hielt Bundeskanzlerin Angela
                             Merkel die Festansprache. Dass Helmut Kohl neben seiner Idee, ein
                             zeitgeschichtliches Museum zu gründen, auf das Stiftungskonzept
                             bestanden habe sowie auf eine Kostenübernahme vom Bund, seien
                             kluge Entscheidungen gewesen: „Denn dieses Haus soll allen offen-
                             stehen, dieses Haus will einladen“, so Merkel.

                             Wie vor 25 Jahren ist das Haus
                             der Geschichte Anziehungspunkt
                             zahlreicher Gäste, als die Bundes-
                             kanzlerin zum Jubiläum gratuliert.

18   museumsmagazin 3.2019                                                  museumsmagazin 3.2019    19
„Heute vor 25 Jahren – beinahe auf die Stunde genau – eröffnete Bundeskanzler         sammenrücken zu lassen, der könne besser verstehen, warum wir uns für dieses
                                                   Helmut Kohl dieses – damals wie heute – außergewöhnliche Museum der Zeitge-           Europa auch heute einsetzen müssten und es wichtig sei, zu Kompromissen be-
                                                   schichte. Dieses Haus war ihm eine Herzensangelegenheit“, führte die Bundes-          reit zu sein, multilateral statt unilateral zu denken, global statt national zu han-
                                                   kanzlerin vor rund 800 Jubiläumsgästen im Foyer des Hauses der Geschichte             deln, schloss die Bundeskanzlerin ihre Festrede mit einem Blick in die Zukunft.
                                                   aus. „In einem Haus wie diesem können wir förmlich spüren, dass Geschichte
                                                                                                                                                                                                          „Es sind aber natürlich nicht nur Sachen, aus denen
                                                   nichts Abstraktes ist, sondern etwas, das jeden von uns berührt“, so Merkel. Dass     Ohne Vorbild                                                     Geschichte spricht, sondern ganz besonders die Zeitzeugen,
                                                   vor allem die Entwicklungen in der DDR, der Mauerfall und der Wiederverei-
                                                   nigungsprozess in ihr emotionale Erinnerungen wach werden ließen, betonte             „Kulturelle Bauvorhaben und Großprojekte – wie das Haus          die Geschichte nahebringen und nachvollziehbar machen. Ihre
                                                   sie ohne Umschweife: „Viele können sich das heute gar nicht mehr vorstellen,          der Geschichte – hatte Bundeskanzler Helmut Kohl seiner-         persönlichen Berichte und Erzählungen berühren. Sie verbin-
                                                                                              was es 40 Jahre lang bedeutet hat, in      zeit seinem Bauminister, Oscar Schneider, anvertraut“, hat-      den uns unmittelbar mit historischen Begebenheiten. Es gibt
     „Es freut mich sehr, gemeinsam mit Ihnen das Jubiläum einer Institution zu feiern,                                                                                                                   kaum eindringlichere Mittel und Wege, sich der Vergangenheit
                                                                                              einem geteilten Land mit Mauern und        te Stiftungspräsident Hütter zuvor erläutert und neben der
     die es sich zum Ziel gesetzt hat, ein facettenreiches Geschichtsbild zu vermitteln –     Stacheldraht zu leben.“ Daher bleibe       Bundeskanzlerin auch den langjährigen Kuratoriumsvorsit-         zu nähern. Daher kann ich es nur begrüßen, dass die Stiftung
     und zwar gleichermaßen sehr ansprechend wie auch hohen wissenschaftlichen                es immanent wichtig, daran mit Aus-        zenden Dr. Oscar Schneider sowie den heutigen Kuratori-          ein großes Zeitzeugenportal eingerichtet hat – auf Initiative der
     Ansprüchen genügend. So wirkt das hier vermittelte Geschichtsbild in bestem              stellungen und Zeitzeugen zu erinnern,     umsvorsitzenden Dr. Günter Winands, den Vorsitzenden des         Bundeskulturbeauftragten Monika Grütters.“
     Sinne wie ein Mosaik. Welche Teile und wie viele Teile dieses Mosaiks sich den           so die Bundeskanzlerin. „Auch etwas,       Wissenschaftlichen Beirats, Prof. Dr. Joachim Scholtyseck,       Bundeskanzlerin Angela Merkel
     Besucherinnen und Besuchern auch immer erschließen mögen – fest steht,                   das so unscheinbar ist wie ein Zettel      und die Vorsitzende des Arbeitskreises gesellschaftlicher
     dass jeder und jede, der oder die sich auf die hier mögliche Zeitreise durch die         mit handschriftlichen Notizen, kann        Gruppen, Regine Möbius, begrüßt. Ein Vorbild, an dem sich der Aufbaustab in
     Vergangenheit begibt, in jedem Fall eine Ahnung von dem ganzen Bild bekommt;             Geschichte machen, wie wir seit der        der Anfangsphase hätte orientieren können, habe nicht existiert, so Hütter. „Wir
     also davon, was die nationale und kulturelle Identität unseres Landes ausmacht           denkwürdigen Pressekonferenz von           fingen bei null an, erprobten uns in kleinen Werkstattausstellungen und arbeite-
     und prägt. Das zu schaffen, ist eine große und überaus verdienstvolle Leistung.          Günter Schabowski am Abend des             ten auf die große Dauerausstellung hin.“ Diese verknüpfte historische Ereignisse
     So gratuliere und danke ich allen von Herzen, die die 25 Jahre dieses Hauses zu ganz     9. November vor 30 Jahren wissen“,         mit aktuellen Geschehnissen und führte die Vergangenheit bis unmittelbar an
     außergewöhnlichen 25 Erfolgsjahren gemacht haben. Herzlichen Glückwunsch.“               fügte sie entsprechend hinzu. Oft seien    die Gegenwart heran. „Bis heute ist der Zuspruch mit 20 Millionen Besuchen im
     Aus der Rede von Bundeskanzlerin Merkel zum 25. Jahrestag                                es gerade die kleinen Dinge des Alltags,   Haus der Geschichte anhaltend hoch“, freute sich Hütter. Das sei ein Beleg für die
     des Hauses der Geschichte am 14. Juni 2019                                               die die großen Zusammenhänge und           Aktualität von Inhalt und Präsentationsform, besucherorientierter und zielgrup-
                                                                                              Fragen der Zeitgeschichte anschaulich      pengerechter Vermittlung von Zeitgeschichte. „Die Faszination des Originalob-
                                                   werden ließen. Seit 25 Jahren fördere das Haus der Geschichte unser Geschichts-       jekts im Zusammenspiel mit modernen, digitalen Medien macht das Museum zu
                                                   bewusstsein. Es sei inzwischen selbst Teil der Geschichte geworden, nicht zuletzt     einem einzigartigen, attraktiven Ort“, so Hütter. Alle Mitarbeiter gäben der Stif-
                                                   durch die Standorte in Bonn, Leipzig und Berlin: „Das Zusammenwirken an den           tung seit 25 Jahren ein klares Profil. Dafür bedankte er sich ausdrücklich und lud
                                                   verschiedenen Stätten in Ost und West macht die Stiftung selbst zu einem Beispiel     am Abend des 14. Juni 2019 alle Mitarbeiter, Freunde und Förderer des Hauses
                                                   gelebter deutscher Einheit“, versicherte Merkel. Geschichte biete Orientierung:       zu einer Jubiläumsfeier ein, bei der viele Erinnerungen an den Aufbau des Muse-
                                                   Wer sich beispielsweise vor Augen halte, was Robert Schuman, Jean Monnet und          ums, die ersten Ausstellungen, Veränderungen im Laufe der Jahre sowie aktuelle
                                                   Konrad Adenauer bewogen habe, Europa politisch und wirtschaftlich näher zu-           Herausforderungen ausgetauscht wurden.

     Der langjährige Kuratoriumsvorsitzende     Bundeskanzlerin Angela Merkel (M.),                                                                                                                                              Bundeskanzlerin Angela Merkel
     und ehemalige Bundesbauminister            Kuratoriumsvorsitzender Günter Winands                                                                                                                                           trägt sich in das Gästebuch
     Oscar Schneider (li.) im Gespräch          (2. v. li.), die Vorsitzende des Arbeitskreises                                                                                                                                  des Hauses der Geschichte ein.
     mit dem Bonner General-Anzeiger            gesellschaftliche Gruppen, Regine Möbius
                                                (li.), und Stiftungspräsident Hans Walter
                                                Hütter (re.) im Gespräch

20   museumsmagazin 3.2019                                                                                                                                                                                                                     museumsmagazin 3.2019          21
inbonn

                                                                                                                                                                                                 Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (o. M.)
                                                                                                                                                                                                 freut sich über den Austausch mit Studierenden
     Bundespräsident Steinmeier diskutiert                                                                                     sollte eine Staatszielbestimmung vor dem „Enttäuschungs-          der Universität Bonn (u. re.).
                                                                                                                               prozess“ schützen, den die Weimarer Republik hervorgeru-
     mit Bonner Studierenden im Haus der Geschichte                                                                            fen habe, erklärte der Bundespräsident. Doch habe 1949 so
                                                                                                                               gut wie niemand über die Inhalte der Verfassung diskutiert:       ner beeindruckenden Vorstellung eine Szene aus dem Bun-

     Das Grundgesetz
                                                                                                                               „Es wurde in der Öffentlichkeit nicht wirklich darum gerun-       destag zum Thema „Männer und Frauen sind gleichberech-
                                                                                                                               gen, was Inhalt dieser Verfassung sein sollte, das hat man        tigt“ vorzutragen, die zunächst zum Lachen anregte, dann
                                                                                                                               den Experten auf Herrenchiemsee und dem Parlamentari-             jedoch zur Nachdenklichkeit, als der Präsident der Stiftung
                                                                                                                               schen Rat überlassen“, bedauerte Steinmeier. Umso mehr            Haus der Geschichte, Prof. Dr. Hans Walter Hütter, erklär-

     ist nicht selbstverständlich!
                                                                                                                               freute sich der Bundespräsident über die Diskussion mit           te, dass diese Szene auf einem Originaltext einer Bundes-
                                                                                                                               den Bonner Studierenden, die sich diesem anspruchsvollen          tagsdebatte von 1952 basiere. Daraufhin diskutierten die
                                                                                                                               Thema gewachsen zeigten.                                          Studierenden lebhaft über die Umsetzung des Artikels 3:
                                                                                                                                                                                                 „Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“ Die First Lady
                                                                                                                               Staatstragend                                                     der Bundesrepublik, Elke Büdenbender, fragte genau nach,
                                                                                                                                                                                                 ob es eine Gleichberechtigung in der jüngeren Generation
     von Ulrike Zander                                                                                                         „Ich nehme mit großer Liebe zur Kenntnis, was das Grund-          gebe, ob sich Männer auch für „Frauenberufe“ interessie-
                                                                                                                               gesetz für uns leistet“, so ein Bonner Mathematik- und            ren würden und ob sich die männlichen Studenten vorstel-
                                                                                                                               Theologiestudent, der zudem der Meinung war, dass der             len könnten, Elternzeit zu nehmen. Die Studierenden ga-
                                                                                                                               Inhalt des Grundgesetzes durchaus im Alltag ankomme.              ben einerseits Rückmeldung, dass die Gleichberechtigung
                                                                                                                               Man müsse für die Grundlagen der Verfassung einstehen             zwar theoretisch, aber nicht faktisch umgesetzt worden sei,
                                                                                                                               und diese in den aktuellen Diskussionen gegen den rechten         andererseits berichtete eine Medizinstudentin von vielen
     „Spürt man, dass Bonn ein besonderer Raum für die Schöpfung dieses Grundgesetzes ist?“,                                   Rand verteidigen. „Vielleicht wird uns jetzt zum ersten Mal       Programmen an der Universität, die Akademikerinnen mit
     fragte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die über 50 Studentinnen und Studenten                                     bewusst, 70 Jahre nach Grundlegung dieser Verfassung,             Kind unterstützten.
     der Universität Bonn, mit denen er zusammen am 15. Mai 2019 im Haus der Geschichte                                        dass nichts selbstverständlich ist an diesen Garantien, son-            Bundespräsident Steinmeier verwies in seinem Ab-
                                                                                                                               dern dass es richtig und wertvoll ist, sich des Inhalts zu ver-   schlussstatement noch einmal auf die Diskussion im Par-
     in Bonn über das Grundgesetz diskutierte. Das Sozialstaatsprinzip sowie die Gleichberechtigung                            sichern und dafür auch in der Öffentlichkeit einzutreten“,        lamentarischen Rat, der bis zu 85 Prozent dem Entwurf
     von Mann und Frau standen im Mittelpunkt des Gesprächs.                                                                   untermauerte der Bundespräsident die Aussage.                     von Herrenchiemsee gefolgt sei, aber gerade über den Satz
                                                                                                                                                                                                 „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ lange gestrit-
     Kurz bevor sich die Unterzeichnung des Grundgesetzes am      weitgehend unterschätzte Verfassung“, so Steinmeier. Wäh-    Im Originalgestühl                                                ten habe: „Hätte es nicht die vier weiblichen Mitglieder des
     23. Mai zum 70. Mal jährte, erinnerte der Bundespräsident    rend in der Weimarer Reichsverfassung eine Reihe von so-                                                                       Parlamentarischen Rates, allen voran Elisabeth Selbert, die
     noch einmal an dessen Entstehung sowie an seinen Vor-        zialen Grundrechten aufgeführt worden seien, habe man        Dass die Studierenden auf den originalen Stühlen des alten        den Parlamentarischen Rat gehörig unter Druck gesetzt
     läufer, die Weimarer Reichsverfassung, die vor 100 Jahren    für das Grundgesetz eine andere Lösung gewählt: das So-      Bonner Bundestages in der Dauerausstellung des Hauses             hat, gegeben, dann wäre das nicht Teil des Grundgesetzes
     entstand. „Eine, wie ich finde, in der deutschen Rezeption   zialstaatsprinzip. Als Ersatz für die sozialen Grundrechte   der Geschichte saßen, nutzte das „Theater Taktil“, um in ei-      geworden“, so Steinmeier.

22   museumsmagazin 3.2019                                                                                                                                                                                                            museumsmagazin 3.2019     23
inbonn

     Jubiläumsvortrag im ehemaligen Bundesrat

     In guter Verfassung
     von Ulrike Zander

     „Vor 70 Jahren versammelten sich in diesem Raum die Mitglieder des Parlamentarischen Rates,
     um das Grundgesetz zu unterzeichnen“, erklärte der Präsident der Stiftung Haus der Geschichte,
     Prof. Dr. Hans Walter Hütter, am 23. Mai 2019 im ehemaligen Bundesrat. „Niemand wusste, wie sich
                                                                                                                                                                                                                    Das Musikkorps der Bundeswehr (li.)
     diese vorläufige Verfassung entwickeln würde – dafür brauchte man Glück“, meinte Hütter.                                                                                                                       unter der Leitung von Oberstleutnant
                                                                                                                                                                                                                    Christoph Scheibling (o.) präsentiert
                                                Entsprechend sprach der Rechtswissenschaftler und Mitglied des Wissenschaft-                                                                                        am 24. Mai 2019 eine eigene Komposition
                                                lichen Beirats der Stiftung, Prof. Dr. Otto Depenheuer, über „Das Glück des Grund-                                                                                  zum Grundgesetz.
                                                gesetzes“: „Keine Verfassung ist jemals mehr gelobt, ausgiebiger gewürdigt und       Musikalische Hommage an das Grundgesetz
                                                gefeiert worden als das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland.“ Die-

                                                                                                                                     Eine deutsche Geschichte
                                                ses Grundgesetz scheine geradezu vom Glück getragen, begleitet und verfolgt zu
                                                sein, so Depenheuer. Sei nun – da das Grundgesetz das Fundament einer einzigen
                                                Erfolgsgeschichte bilde – eine Hagiografie angebracht, fragte der Rechtswissen-
                                                schaftler kritisch und bot direkt eine andere Perspektive an: Das größte Glück des
                                                Grundgesetzes sei nicht denkbar gewesen ohne das vorausgegangene größtmög-
     Rechtswissenschaftler Otto Depenheuer      liche Unglück der deutschen Geschichte. Zudem geriete das Grundgesetz immer
     bei seiner Rede zum Grundgesetz            mehr in einen politischen Überbietungswettbewerb und werde Teil der politischen      von Lisa Kemle
     im ehemaligen Plenarsaal des Bundesrates   Instrumentalisierung, führte Depenheuer aus.
                                                      Während die Mitglieder des Parlamentarischen Rates das Grundgesetz
                                                als rechtliche Ordnung für eine Übergangszeit eingesetzt hätten, habe es sich        Am 24. Mai 2019 verwandelte sich das Foyer                  stammte von Sammlungsdirektor Dr. Dietmar Preißler:
                                                „schlicht, bescheiden und unprätentiös“ im Prozess der Wiedervereinigung in der      des Hauses der Geschichte in einen Konzertsaal:             „Die Idee war, das Grundgesetz nicht nur als Rechtskör-
                                                ihm eigenen Form bestätigt. Heute erscheine es als „letzter Anker in unsicheren      Das 70. Jubiläum des Grundgesetzes feierte das              per, sondern auch als Kulturgut zu verstehen.“
                                                Zeiten“, doch solle sich die Bundesrepublik Deutschland wieder stärker auf öf-                                                                         Angelehnt an die Ausstellung beginnt die Komposi-
                                                fentliche Diskussionen konzentrieren, um das demokratische Ideal aufrecht zu         Musikkorps der Bundeswehr mit einer musika-                 tion mit einem melancholischen Prolog, dem Mythos der
                                                erhalten. „Wenn keiner die Wahrheit kenne, empfiehlt es sich, dem anderen zu-        lischen Zeitreise.                                          „Stunde Null“, um dann die über achtmonatigen Beratun-
                                                zuhören“, so der Jurist am Ende seines Vortrags. Der Mut zur freien und offenen                                                                  gen des Parlamentarischen Rates aufzugreifen, bevor ein
                                                Diskussion stärke die Demokratie, die kein Selbstläufer sei.                         „Besonders ist dies“, so der Präsident der Stiftung,        musikalisches Zitat an das Volkslied „Ich hab‘ mich erge-
                                                                                                                                     Prof. Dr. Hans Walter Hütter, da Kulturschaffende sich      ben“ von Hans Ferdinand Maßmann erinnert, das 1949
                                                                                                                                     bisher eher selten mit der Verfassung auseinandergesetzt    bei der Unterzeichnung des Grundgesetzes in Ermange-
                                                „Heute (…) beginnt ein neuer Abschnitt in der wechselvollen Geschichte               hätten, „insofern ist das, was wir heute Abend erleben,     lung einer Nationalhymne gesungen wurde. Die Bilder, die
                                                unseres Volkes: Heute wird nach der Unterzeichnung und Verkündung des                geradezu einmalig, nämlich eine eigene Komposition zu       dabei vor dem inneren Auge entstehen, wurden am Kon-
                                                Grundgesetzes die Bundesrepublik Deutschland in die Geschichte eintreten.“
                                                                                                                                     Ehren des Grundgesetzes“.                                   zertabend durch historische Fotos untermalt, die wichtige
                                                Konrad Adenauer sprach diese bedeutenden Worte am 23. Mai 1949.
                                                Ort des historischen Geschehens war die Pädagogische Akademie in Bonn.
                                                                                                                                           Zunächst stimmte das Musikkorps der Bundeswehr        historische Ereignisse in Erinnerung riefen.
                                                Im ehemaligen Bundesrat rückt die Ausstellung „Unser Grundgesetz“                    unter Leitung von Oberstleutnant Christoph Scheibling die         Mahnende Takte symbolisierten die deutsche Erin-
                                                den Ort der Beratung, Unterzeichnung und Verkündung des Grundgesetzes                anwesenden Gäste mit der Eröffnungsfanfare der Olympi-      nerungskultur, zwei Glockenschläge und jüdischer Trau-
                                                der Bundesrepublik in den Fokus.                                                     schen Sommerspiele 1984 in Los Angeles und der Akade-       ergesang erinnerten an den Holocaust. Die symphonische
                                                                                                                                     mischen Festouvertüre von Johannes Brahms auf die zen-      Dichtung gipfelt in dem, laut Rennert, „wohl schönsten
                                                                                                                                     trale musikalische Darbietung des Abends ein: „70 Jahre     deutschen Wunder“, der friedlichen Revolution und deut-
                                                                                                                                     Grundgesetz – Eine Deutsche Geschichte“, arrangiert vom     schen Wiedervereinigung.
                                                                                                                                     orchestereigenen Komponisten, Stabsfeldwebel Guido
                                                                                                                                     Rennert, zeichnet musikalisch nicht nur die Entstehung
                                                                                                                                     der deutschen Verfassung nach, son-
                                                                                                                                     dern beleuchtet schlaglichtartig die Ge-
                                                                                                                                     schichte der Bundesrepublik und aus-
                                                                                                                                     gewählte Mythen. Der Impuls für das Stück

24   museumsmagazin 3.2019                                                                                                                                                                                                        museumsmagazin 3.2019       25
inbonn

                                                                                                                                                                                     Trotz des Regens schreiten Bonn-Liebhaber auf
                                                                                                                                                                                     dem Weg der Demokratie (o. li.), nachdem die
                                                                                                   Seit 2004 existiert als Kooperationsprojekt der Stiftung und der Stadt Bonn die   neue Webseite (u.) von der Direktorin Digitale
                      Neue Webseite mit neuen Features                                             Erschließung des ehemaligen Regierungsviertels und Bonner Umlandes über den       Dienste Ruth Rosenberger (M.), Sammlungs-
                                                                                                   „Weg der Demokratie“. Dieser stellt mit 64 Stationen einerseits über Bild- und    direktor Dietmar Preißler (M.) und dem Bundes-

                     Auf dem Weg
                                                                                                   Texttafeln authentische Orte vor, die die bundesdeutsche Demokratiegeschichte     datenschutzbeauftragten Ulrich Kelber (li.) erst-
                                                                                                   seit 1949 prägten, und bietet andererseits – nun vollkommen neu konzipiert und    malig präsentiert wurde. Das Online-Team (re.)
                                                                                                   überarbeitet – ein umfangreiches Online-Angebot: „Mit dem Smartphone kön-         freut sich über den gelungenen Start.
                                                                                                   nen Sie sich von Ort zu Ort navigieren lassen oder bequem von zu Hause aus die

                     der Demokratie
                                                                                                   historischen Orte erleben. Sie können zwischen neun Routenvorschlägen aus-
                                                                                                   wählen, Ihre Lieblingsorte selbst zusammenstellen oder sich für einzelne the-
                                                                                                   matische Schwerpunkte entscheiden wie beispielsweise Parteien, Staatsgäste
                                                                                                   oder Wohnen“, stellte die Direktorin Digitale Dienste, Dr. Ruth Rosenberger,
                                                                                                   das neue Projekt vor. Bei einem Insta-
                                                                                                   walk durch das Regierungsviertel
                      von Ulrike Zander                                                            probierten die Social-Media-Exper-
                                                                                                   ten und Online-Redakteure sowie
                                                                                                   Bonner Stadtführer das neue An-
                                                                                                   gebot direkt aus – das funktionierte
                                                                                                   sogar im Regen.

                                                                                                   Social Media Walk
                                                                                                   „#wegderdemokratie mit Schirm
                                                                                                   im Regen, na und?!“, postete eine
                      „Nur Bonn hat einen ‚Weg der Demokratie‘“, eröffnete Sammlungs-
                                                                                                   Teilnehmerin mit einem Smiley im
                      direktor Dr. Dietmar Preißler die Präsentation der aktualisierten Webseite   Internet. Die Gäste trotzten unter ih-
                      www.wegderdemokratie.de am 21. Mai 2019 im Plenarsaal des alten              ren Schirmen dem schlechten Wet-
                                                                                                   ter, während sie den Erklärungen
                      Bundesrates. Darauf könne man stolz sein, denn Bonn sei durch die
                                                                                                   von Rosenberger und Preißler zum
                      Erarbeitung und Verabschiedung des Grundgesetzes eine „Wiege der             Bundeshaus, zum Langen Eugen
                      Demokratie“, fügte Preißler hinzu.                                           oder zum Tulpenfeld lauschten. „Der

26   museumsmagazin 3.2019                                                                                                                                                                          museumsmagazin 3.2019           27
inbonn                                                                                                                                                                                                                                    inbonn

                                                                                                                                Auftakt zum Jubiläumsfest

                                                                                                                                Konzert im Bundesrat                                                                                       von Ulrike Zander

                                                                                                                                Mit dem Konzert des renommierten „Vision String Quartet“ im Plenarsaal
                                                                                                                                des Bundesrates am 12. Juni 2019 begann die Jubiläumswoche rund um
                                                                                                                                den Festakt „25 Jahre Haus der Geschichte“.

                                                                                                                                „Die wunderbare Kooperation mit dem Beethoven Orchester        Schostakowitsch eine hervorragende Ergänzung: Das in-
                                                                                                                                Bonn in Form der Kammerkonzertreihe werden wir an              tensive Quartett in c-Moll bot vielseitige Interpretationen
                                                                                                                                diesem historischen Ort auch in der nächsten Spielzeit fort-   an. Selbstverständlich durfte in der Beethovenstadt auch
                                                                                                                                setzen“, kündigte der Präsident der Stiftung, Prof. Dr. Hans   ein Stück von Ludwig van Beethoven nicht fehlen: Auch das
                                                                                                                                Walter Hütter, in seiner Begrüßungsrede an. Das „Vision        „Streichquartett a-Moll op. 132“ wurde ohne Noten und mit-
                                                                                                                                String Quartet“ sei ganz bewusst für diesen Abend gemein-      reißend virtuos gespielt. Als Zugabe präsentierte das Quar-
                                                                                                                                sam mit dem Beethoven Orchester Bonn ausgewählt wor-           tett die Eigenkomposition „Samba“ – gezupft und geklopft.
                                                                                                                                den, weil dieses dritte Bundesratskonzert ein besonderes              Begeistert von der Ausdruckskraft des 2012 gegrün-
                                                                                                                                sei: „Es ist der Auftakt für unsere Jubiläumswoche ‚25 Jahre   deten „Vision String Quartets“, das derzeit alle internatio-
                                                                                                                                Haus der Geschichte‘ in Bonn“, so Hütter. Die jungen Musi-     nalen Preise gewinnt, waren die zahlreichen Gäste bestens
                                                                                                                                ker hätten schon viele Säle in Deutschland und in Europa       eingestimmt auf das vielfältige Programm der Stiftung zum
                                             Weg der Demokratie soll Bewusstsein für die Demokratie am authentischen Ort        gefüllt – nun auch den Plenarsaal des Bundesrates.             25. Jubiläum des Hauses der Geschichte.
                                             schaffen“, betonte der Sammlungsdirektor und beschrieb die besondere Ak-                 Die vier Musiker, die zusammen noch nicht einmal
                                             tualität des Bundesrates, in dem vor 70 Jahren das Grundgesetz verkündet           viermal 25 Jahre alt sind, begeisterten das Publikum von
                                             worden war. Dieses Jubiläum habe die Stiftung zum Anlass genommen, um              Beginn an: Franz Schuberts „Streichquartettsatz c-Moll D
                                             einen Relaunch des Internetauftritts dieses Projekts zu starten, führte Rosen-     703“ zog die Zuhörer in seinen Bann und fand mit Dmitrij
                                             berger weiter aus. Mit einer kartenbasierten Darstellung sind die historischen
                                             Orte sowohl auf einer interaktiven Karte im Überblick als auch mit einzelnen
                                             Ortsseiten aufgeführt. Ob zu Fuß, mit dem Fahrrad oder den öffentlichen Ver-
                                             kehrsmitteln können alle Orte gut erreicht werden – der Weg führt im Süden
                                             bis nach Unkel, wo das Willy-Brandt-Forum zu besichtigen ist. Die einzelnen
                                             Ortsseiten bieten neben einer großen Abbildung auch viel Wissenswertes zum
                                             Thema sowie weitere Fotos und Audio-Beiträge. „Es lohnt sich, diese Seite auch
                                             einmal bis nach ganz unten zu scrollen“, schmunzelte die Direktorin Digitale
                                             Dienste. „Dort finden Sie in der redaktionellen Rubrik ‚Wussten Sie schon …?‘
                                             Interessantes und eventuell bisher noch nicht so Bekanntes“, so Rosenberger.

                                             Lebendig und nachhaltig
                                             Auch der überzeugte Bonner und Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber
                                             nahm an der Präsentation der neuen Webseite teil und bekannte: „Ich bin ein
                                             großer Fan des Weges der Demokratie.“ Als Bundestagsabgeordneter und ehe-
                                             maliger Parlamentarischer Staatssekretär sei er nicht nur ein langjähriger Be-
                                             gleiter dieses Projektes, sondern fände es auch beispielhaft, dass in fast allen
                                             Gebäuden jetzt wieder neue wichtige Institutionen tätig seien. Das spreche für
                                             eine lebendige und nachhaltige Konstruktion. „Zudem bin ich sehr froh, dass
                                             wir das jetzt auch in dieser Form in die digitale Welt übernehmen“, um junge
                                             Menschen mit der Zeitgeschichte in Bonn bekannt zu machen und Älteren die
                                             Möglichkeit der Erinnerung und des Austausches schöner Anekdoten zu geben,
                                             erklärte Kelber.

     Bundesrat, Bundestag, Langer Eugen:
     Mit dem Smartphone kann man sich über
     die Webseite www.wegderdemokratie.de
     von Ort zu Ort navigieren lassen.

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