1&2 | 2017 Aktuelles für Tierfreunde - Mit Neuigkeiten aus dem Haus des Meeres - Blauer Kreis

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1&2 | 2017 Aktuelles für Tierfreunde - Mit Neuigkeiten aus dem Haus des Meeres - Blauer Kreis
1&2 | 2017 • Aktuelles für Tierfreunde

                                     KAMERAD TIER

  Mit Neuigkeiten aus dem Haus des Meeres
                                     Seite | 1
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25 Jahre
                                        tK olar P
                                     u mte nd ausges fl
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Pflegestation

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                        Das Tierheim im Haus des Meeres
                                     1060 Wien, Fritz-Grünbaum-Platz 1

                                                       Fotos: Jutta Kirchner
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stellte es sich als erforderlich heraus, noch
                                                      mehr Terrarien zu errichten: Also wurden in
                                                      der Mitte des Raumes weitere 16 Kleinterra-
                                                      rien für zukünftige Gäste gebaut. Somit stan-
                                                      den seit diesem Zeitpunkt insgesamt 31 fix
                                                      installierte Terrarien und zahlreiche mobile
                                                      Plexiglasbehälter zur Verfügung. Aktuell sind
                                                      es 62(!).
                                                      Die Palette an „Gästen” die in all den Jah-
                                                      ren hier in der Pflegestation für beschlag-
                                                      nahmte Reptilien gewohnt haben, ist wahr-
                                                      lich exotisch: Sie reicht von Skorpionen,
Prof. Dr. Kurt Kolar bei der Eröffnung am 27. April   Vogelspinnen und Krabben angefangen bis
1992                                                  hin zu Schlangen, Echsen und Schildkröten,
                                                      ja sogar Krokodile gab es schon.
                                                      Da waren einmal die insgesamt 450 ge-
                                                      schmuggelten Tiere aus Haiti: Nashomlegu-
                                                      ane (die allerdings damals vom Schönbrun-
                                                      ner Tiergarten in Pflege genommen wurden),
                                                      streng geschützte Haiti-Boas, und über 40
Seit 1992 betreibt der Blaue Kreis im sechs-          Vogelspinnen und viele, viele kleine Anolis-    genoss, doch leider nicht mehr zu retten war;
ten Stock des Haus des Meeres die Pflegesta-          Echsen. Letztere, sowie die Vogelspinnen,       und eine Boa die es trotz starker Unterküh-
tion für beschlagnahmte Reptilien. Genau              waren in Pappbechern verpackt, die oben         lung mit angehender Lungenentzündung ge-
genommen ist es ja länger her, dass der da-           einfach mit einer Heftmaschine zusammen-        schafft hat.
malige Präsident des Blauen Kreises, Herr             geklammert worden waren. Viele Tiere waren      Überraschenderweise waren auch noch zwei
Prof. Dr. Kurt Kolar die Idee geboren hatte,          beim Einpacken regelrecht mitgeheftet wor-      armselige Katzen vorhanden, die der Kinds-
so eine Station ins Leben zu rufen. Damals            den ein trauriger Anblick der sich allen Be-    vater aussetzen wollte.
war Prof. Dr. Kolar noch nicht Stv. Direktor          teiligten beim Öffnen der einzelnen Behälter    Frau Kolar hat mit viel Mühe erreicht, dass
im Schönbrunner Tiergarten, sondern hatte             bot.                                            sie von Mitarbeitern des Tierquartiers abge-
sein Büro in den Räumlichkeiten des Wiener                                                            holt wurden.
Volksbildungswerkes (für das er auch tätig Kurt Kolar ist 1999 plötzlich verstorben.                  So fürchterlich diese Fälle auch sind, so erklä-
war!) im Flakturm im Haus des Meeres. In Die Station wurde vom Vereinsvorstand                        ren sie sich durch Persönlichkeitsstörungen-
seinem Freund, dem damaligen Direktor des beim zehnjährigen Jubiläum „Prof. Dr. Kurt                  oder Krankheit, und sind daher irgendwo
Vivariums, Erich Brenner, fand er einen kon- Kolar Pflegestation“ benannt. Ende 2006                  noch nachvollziehbar.
genialen Partner für dieses Unternehmen.        wurde von der MA 60 – Veterinäramt der
Denn damals war das Haus des Meeres die Stadt Wien – die Genehmigung als Tierheim                     Für mich sind die täglichen Erlebnisse mit
Anlaufstelle für Beschlagnahmungen, doch gemäß den Bestimmungen des neuen Tier-                       den unauffälligen, nicht schlecht situier-
die Kapazität war schnell überschritten. So schutzgesetzes erteilt.                                   ten Personen, die sich ihrer nicht mehr er-
erkannte auch Dir. Erich Brenner sofort die • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •         wünschten „Haustiere“ bei uns entledigen
Notwendigkeit so einer Auffangstation und                                                             wollen, letztlich schockierender:
stellte dem Blauen Kreis kostenlos einen Wir begehen 25 Jahre Pflegestation, und                      So bringt eine junge Frau die Bartagame des
Raum im sechsten Stock des Flakturms zur daher möchte ich diesmal nur einen ganz                      Lebensgefährten (kein Platz, keine Zeit mehr)
Verfügung.                                      kurzen Überblick zur aktuellen Situation              in die Station.
Doch damit begannen erst die Probleme: Der bieten. Wie Sie sehen werden waren die alten               Das junge Männchen liegt im Sterben und
heute selbstverständliche Aufzug im Haus des Geschichten ebenso außergewöhnlich und                   rührt sich kaum mehr.
Meeres, den gab es damals noch nicht. Folg- traurig wie die heutigen. Betrüblicherweise               Unsere Tierärztin bestätigt den Verdacht:
lich musste das gesamte Material zu Fuß über sind wir gleich mit einem drastischen Fall ins           dieses Tier ist verhungert. Bei der Sektion
die Stiegen nach oben transportiert werden: Neue Jahr gegangen.                                       zeigten sich die Organschäden, sodass alle
Eisen, Glas, Eternitplatten, Fliesen, und, und,                                                       Bemühungen diese junge Tier noch zu retten
und,.. Eine wahrlich schweißtreibende und Wenn das Jugendamt involviert ist hilft man                 leider scheitern mussten.
anstrengende Angelegenheit. Viele der dama- trotz Platzmangel und macht Unmögliches
ligen Mitarbeiter des Blauen Kreises und des möglich:                                                 Ein Mann möchte seine 18 Jahre alte Mada-
Haus des Meeres werden sich heute noch da- Eine junge Familie, der Vater gewalttätig ge-              gaskarboa loswerden, da er umzieht.
ran erinnern. Aber schlussendlich konnte im genüber der Ehefrau und dem drei Jahre alten              Diese Schlangenart hat eine Lebenserwar-
Apri1 1992 die Auffangstation unter Beisein Kind - zwei Reptilien waren zu übernehmen.                tung von ca. 20 Jahren, daher will niemand
von Presse, Rundfunk und Fernsehen sowie Die weinende, sich genierende Großmutter                     diese Boa haben. Unsere Station war bis aufs
zahlreichen Ehrengästen seiner Bestimmung vor Ort in der Wohnung ohne Strom und                       letzte Mauseloch gefüllt, daher erfolgte eine
übergeben werden. Die damals 15 Großterra- Warmwasser.                                                freundliche Absage.
rien die alle reihum an der Wand positioniert Entsprechend daher der Zustand des Baby-                Worauf der Boabesitzer verkündete: „dann
wurden, waren binnen weniger Monate über- Steppenwarans, der zwar noch einmal die                     bleibt mir nur sie in einer Schachtel vor das
füllt. Und schon knapp nach der Eröffnung Augen öffnete und die Wärme und das Licht                   Haus des Meeres zu stellen.“

                                                                                                                                           Seite | 3
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B E R I C H T E ¦ D i ve rs e s

Der Schlange, und nicht dem Besitzer zuliebe,    wieder wohl mit entsprechenden Streichel-
haben wir sie genommen und ein Terrarium         einheiten und „Spazierrunden“ in der Stati-                                            Bernhard Grzimek
auf Rollen in den Gang gestellt.                 on. Sein Hauptaugenmerk gilt der Außen-
                                                 türe an der die Besucher vorbeikommen.                                                 30. Todestag
Zwei Tage später werden zwei Königspythons       Mein innigster Wunsch wäre wieder einmal,
in einem Postsack auf einer Wiese in Gablitz     dass verantwortungsvoller mit Lebewesen,                                               Zoologe, Naturschützer, Veterinär, Zoo-
gefunden, stark unterkühlt: nur einer über-      die man erwirbt umgegangen wird, damit                                                 direktor, Filmemacher, Autor, Umwelt-
lebte.                                           wir in den echten Notfällen helfen können.                                             politiker – und Präsident der Zoolo-
                                                 So sind uns oft die Hände gebunden weil                                                gischen Gesellschaft Frankfurt, Ehren-
Eine zwei Meter lange Boa wurde in einem         wir als kostenlose Entsorgungsmöglichkeit                                              mitglied beim Blauen Kreis.
Katzentransportkäfig übernommen. Sie hatte       für unverantwortliche Tierhalter unsere
eine Lungenentzündung und ein vereitertes        Kapazitäten komplett aufbrauchen.                                                      Anfang der 50er-Jahre, als sich Deutsch-
Maul, nun geht es ihr wieder gut.                                                                                                       land im Wiederaufbau befand, brach
Eine männliche griechische Landschildkröte       Mag. Judith Kastenmeier                                                                Bernhard Grzimek nach Afrika auf. 1951
mit so weichem Panzer, dass sich dieser beim                                                                                            ging die erste Reise an die Elfenbeinkü-
Atmen bewegte.                                                                                                                          ste – und Sohn Michael Grzimek, damals
Eine weibliche, die 5 Jahre in einem 60 cm                                                                                              gerade 16 Jahre alt, war mit von der Par-
Terrarium ihr Dasein gefristet hat, in ähn-                                                                                             tie. Er wollte die Lebensweise der Tiere in
lichem Zustand,                                                                                                                         freier Wildbahn studieren und filmen, um
und eine weitere männliche mit einem                                                                                                    so ihre Haltungsbedingungen im Zoo zu
Schnabel wie ein Papagei, sodass sie kaum                                                                                               verbessern.
fressen konnte, ausgesetzt in einer Schachtel                                                                                           Aus diesen Aktivitäten wurde innerhalb
am Laaerberg.                                                                                                                           weniger Jahre ein einzigartiges Engage-
                                                                                                                                        ment für die Tierwelt Afrikas. Bernhard
All das zeugt von keinerlei Achtung einem                                                                                               und Michael legten mit ihren Tierzäh-
Lebewesen gegenüber, es wird ungerührt und                                                                                              lungen aus dem Flugzeug die Grundlage
herzlos weggeschaut, vielleicht auch, weil                                                                                              für die moderne Naturschutzarbeit im
Reptilien leise sterben.                                                                                                                Serengeti Nationalpark und für das heu-
                                                                                                                                        tige weltweite Naturschutzprogramm der
Ein älterer Herr, schwer erkrankt, musste sei-                                                                                          Zoologischen Gesellschaft Frankfurt, de-
nen 10 Jahre alten Leguan krankheitshalber                                                                                              ren Präsident Bernhard Grzimek bis zu
abgeben, und war völlig verzweifelt weil kein                                                                                           seinem Tode 1987 war.
guter Platz aufzutreiben war.                                                                                                           Vater und Sohn Grzimek waren ein außer-
Dem Herrn und dem Leguan zuliebe haben                                                                                                  gewöhnliches Gespann mit einer sehr en-
wir versucht das Tier noch unterzubringen,                                                                                              gen Beziehung. Mit ihrem gemeinsamen
denn ein älteres Tier mit einer solchen Bin-                                                                                            Film „Serengeti darf nicht sterben“ lan-
dung und Prägung braucht viel Aufmerk-                                                                                                  deten die beiden einen Welterfolg. 1960
samkeit und Geduld um es zum Fressen zu                                                                                                 erhielt Bernhard Grzimek dafür in Hol-
bewegen.                                                                                                                                lywood den begehrten Academy Award.
Er ist ein sehr freundlicher Leguan, absolut                                                                                            Es war der erste deutsche Oscar und bis
menschenbezogen, und fühlt sich inzwischen                                                                                              heute der einizge für einen Tierfilm. Sohn
                                                                                                                                        Michael war diese Ehre nicht mehr ver-
                                                                                                                                        gönnt. Er kam noch vor Abschluss der
Einladung                                                                               t K olar P
                                                                                     urahmte und ausgeseflt                             Dreharbeiten 1959 beim Absturz seiner
                                                                                                                    egzte Re
                                                                              r. K

                                                                                      n
                                                                                                                                        zebragestreiften Dornier ums Leben.
                                                                                 g
                                                                              la

                                                                                                                        e spttilien n
                                                                            ch
                                                                P rofüfr .beD
                                                                            s

Donnerstag, 27. 4. 2017; 11 Uhr
                                                                                                                              a ti o

Haus des Meeres, 1060 Wien, Fritz-Grünbaum-Platz 1
                                                                        Das Tierheim im Haus des Meeres
                                                                                     1060 Wien, Fritz-Grünbaum-Platz 1

25 Jahre Prof. Dr. Kurt Kolar Pflegestation
Kurzer Filmrückblick
Referate von Franz Six, Stiftungsrat Haus d. Meeres und
Prof. Dr. Elisabeth Licek, Präsidentin Blauer Kreis
Moderation: Dr. Michael Mitic, Direktor Haus d. Meeres

„Tierisch unernst“ Robert Kolar liest Heiteres
U.a.w.g. T: 0664 12 17 427 od. bkreis@aon.at

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1&2 | 2017 Aktuelles für Tierfreunde - Mit Neuigkeiten aus dem Haus des Meeres - Blauer Kreis
B E R I C H T E ¦ Ne uig kei ten

Liebe Mitglieder,
liebe Freunde!
 Im Januar habe ich die irritierende Sendung über das prominente Tierschutzgut in Salzburg
 gesehen. Dem schwerkranken Gründer wünschen wir jedenfalls alles Gute.
 Was ich als ehrenamtliche Kassierin des Blauen Kreises zu diesem Bericht sagen kann, ist:
„Small is beautiful“, unzulänglich übersetzt mit „Klein, aber fein“.
 Wir haben vor etlichen Jahren zwei kleine und eine ansehnliche Erbschaft von ehemaligen Mit-
 gliedern gemacht und zehren noch heute davon. Unseren sinkenden Kontostand beobachten
 wir mit Besorgnis. Manch Eine(r) von Ihnen würde sich privat für so einen niedrigen Konto-
 stand schämen. Irgendwie geht es aber bislang doch immer weiter. Das Wichtigste sind Ihre
 Mitgliedsbeiträge und Spenden! Es gibt auch einige Sponsoren, die uns dankenswerter Weise
 unterstützen und somit helfen, den Blauen Kreis am Leben zu erhalten – das Haus des Meeres,
 Basis.Kultur.Wien hilft uns bei unserer Zeitung, die Firma Hesa, und sogar aus der Schweiz
 erhalten wir Hilfe.
 Wir fischen auch nicht nach Erbschaften. Alle Ihre Spenden und Mitgliedsbeiträge werden
 akribisch von mir verbucht, und –seien Sie dessen gewiss – ich schicke jedem von Ihnen dabei
 jeweils herzlich gute Gedanken!
 Einige unserer Ausgaben sind unumgänglich zB die Miete für das Büro und Lager für Nist-
 kästen und dergl. gegenüber dem Haus des Meeres. Die Energiekosten sind eher hoch, weil das
 feuchte Kellerlokal ordentlich beheizt werden muss. Evelyn und Judith müssen tagtäglich mit
 besorgten Tierbesitzern telefonieren, die Abholung gefährdeter Tiere vornehmen, und haben
 gelegentlich auch einige sinnlose Einsätze. So haben sie erst kurz vor Weihnachten am anderen
 Ende von Wien nach dem hysterischen Anruf einer Dame in einer eher chaotischen Woh-
 nung stundenlang nach einer riesigen (Vogel?)Spinne gesucht – vergeblich. Das gab eine fette
 Taxirechnung, weil Evelyn und Judith dorthin mit Öffis erst nach einer stundenlangen Fahrt
 hingekommen wären...
 Das Futter, das wir für die Tiere in der Pflegestation kaufen, frisches Gemüse und Futtertiere
 ist auch nicht gerade billig.
 Die Tiere, die man uns in der Pflegestation andient, sind gelegentlich schon moribund, sie
 müssen per Taxi (mit Leguanen und Boas kann man nicht mit Öffis fahren) zu unserer kom-
 petenten Tierärztin in die Tierklinik Aspern gebracht werden. Evelyn und Judith sind jedesmal
 sehr enttäuscht wenn ein armes Tier trotz aller Bemühungen stirbt. Aber viele werden ja auch
 wieder gesund (liebevoll gepflegt von Judith).
 Die winterliche Vogelfütterung - Futtersilos, Nistkästen, Fettblöcke, Streufutter hat ebenfalls
 ihren Anteil an unseren Ausgaben. An dieser Stelle wieder Dank an den Tiergarten Schönbrunn,
 wo die lieben Mitarbeiter auch 2016 zu Beginn der kalten Jahreszeit die Fettblöcke gegossen
 haben und an Fam. Salomaa.
 Uff, liebe Mitglieder und liebe Freunde, nun habe ich Ihnen aber Vieles erzählt, das Ihnen
 vermutlich schon wohlbekannt war. Danke für’s Zuhören, und herzlich danke für Ihre freund-
 lichen Reaktionen auf - und Spenden für - den Kalender 2017.

Herzliche Grüße,
Ihre Lotte Deutsch, Kassierin

   P.S.
   Was meine Katzen betrifft, kann ich Ihnen Aufschlussreiches berichten:
   Wussten Sie dass ...
... in der kleinsten Schachtel Platz für einen großen Kater ist?
​... man um die Schachtel sogar raufen muss?
 ... das abgestandene Wasser aus der Gießkanne viel besser schmeckt als das frische im
   Schüsserl daneben?
 ​... Trockensträuße voll Spielzeug hängen?
  ... man in einem Einkaufskorb so gut wie unsichtbar ist?

                                                                                                                     Seite | 5
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B E R I C H T E ¦ B i e ne ng e s un d h e it

Bienengesundheit – ein
tierärztliches Aufgabengebiet
Fischzucht und Bienenzucht waren in Öster-                                                        selbst, sodass von Imkerseite nicht mehr be-
reich lange kein Thema für die Veterinärmedi-                                                     hauptet werden kann „die Tierärzte kennen
zin. An der Veterinärmedizinischen Universi-                                                      sich bei den Bienen ja nicht aus“. Die ersten
tät (VMU) – vormals Tierärztliche Hochschu-                                                       FTA in spe werden wahrscheinlich im Juni
le – galten Fisch- und Bienenkunde als „Or-                                                       ihre Prüfung ablegen.
chideenfächer“: exotisch und nicht wirklich                                                       Folgende Fachbereiche gehören zum Berufs-
wichtig. Hinsichtlich arzneimittelrechtlicher                                                     bild eines Fachtierarztes für Bienen:
Belange gelten in der EU Fische (mit Ausnah-                                                      Allgemeine Bienenkunde; Allgemeine im-
me des Atlantischen Lachses) und Bienen als                                                       kerliche Belange; Bienengesundheit; Tierseu-
sog. Minor species, unwichtig aufgrund von                                                        chen;
Populationsdaten und hinsichtlich Verzehrs-                                                       Alternative Prophylaxe-, Therapiemaßnah-
daten. Nichtsdestotrotz gelten Fische und                                                         men ohne Einsatz von Tierarzneimitteln;
Bienen als lebensmittelliefernde Tiere und                                                        Tierarzneimittel;     Bienensterben; Lebens-
fallen unter anderem unter die Regelungen                                                         mittel Honig, Pollen, Propolis, Gelée Roy-
des Lebensmittelsicherheits- und Verbrau-                                                         ale, weitere Bienenprodukte; Betriebserhe-
cherschutzgesetzes und des Tierarzneimittel-                                                      bungen; Förderprogramme.
kontrollgesetzes samt Verordnungen. Jährlich
werden in Österreich in etwa 5.300 Tonnen                                                         Im Dezember 2015 wurde zudem das „Ös-
Honig geerntet. Damit steht Österreich an                                                         terreichische Bienengesundheitsprogramm
neunter Stelle der honigproduzierenden Län-                                                       2016“ kundgemacht. Mit diesem Programm
der in der Europäischen Union. Damit war                                                          wird der Punkt „Entwicklung eines wirk-
die lange geübte Praxis bei Gesundheitspro-                                                       samen und effizienten Bienengesundheitspro-
blemen Kollegen in der Fisch- bzw. Bienen-                                                        grammes zum Bienenschutz“ des Arbeitspro-
zucht um Rat zu fragen, nicht mehr möglich.                                                       grammes 2013 – 2018 der österreichischen
Der Tierarzt bzw. die Tierärztin rückten in                                                       Bundesregierung umgesetzt. Es enthält u.a.
den Fokus der Bestandsbehandlungen, aller-                                                        Schulungs- und Beratungspakete mit deren
dings waren fachlich kompetente Veterinäre                                                        Hilfe die Imkerinnen und Imker in die Lage
rar und die Fisch- und Bienenzüchter mach-                                                        versetzt werden, selbst zur Verbesserung der
ten kein Hehl daraus, dass sie alles besser                                                       Bienengesundheit entscheidend beizutragen.
wüssten. Bei den Fischen gelang es rasch, den                                                     Mit dem Aufbau und der Erhaltung gesun-
Fachtierarzt (FTA) für Fische zu schaffen und                                                     der Bienenvölker wird gleichzeitig die wich-
auszubilden und die Fischzüchter zu der Teil-                                                     tige Bestäubungsfunktion der Bienen sicher-
nahme am Tiergesundheitsdienst zu animie-        Theorie sondern auch Exkursionen zu den          gestellt und die Herstellung von qualitativ
ren. Bei den Bienen dauerte es deutlich länger   Imkerschulen Graz und Linz, zu der Bienen-       hochwertigen und sicheren Lebensmitteln
die Tierärztekammer für die Schaffung des        haltung der Landwirtschaftlichen Fachschule      aus der Imkerei gewährleistet. Das Österrei-
Fachtierarztes für Bienen zu gewinnen. Erst      Warth/NÖ sowie zu verschiedenen Erwerb-          chische Bienengesundheitsprogramm wird
die mediale Aufmerksamkeit, die das globale      simkern. Da der Bekämpfung der Varroa-           von den Tiergesundheitsdiensten der Länder
Bienensterben erregte, führte zu einem Um-       Milbe nach wie vor große Bedeutung zur           und der Biene Österreich, dem Dachverband
denken. Obwohl zuerst vor allem Pflanzen-        Verhinderung von Völkerverlusten zukommt,        der österreichischen Bienenzuchtverbände,
schutzmittel aus der Gruppe der Neonicoti-       wurde im März heurigen Jahres eigens ein         angeboten.
noide dafür verantwortlich gemacht wurden,       Zusatzmodul angeboten, das sich ausschließ-      Das Engagement der österreichischen
kommt auch anderen Verlustgeschehen, die         lich dieser Thematik widmete.                    Tierärztinnen und Tierärzte ist sehr erfreulich
z.B. durch Milben – Stichwort Varroa - oder      Neben der beschriebenen Ausbildung müs-          und vielversprechend für die Zukunft un-
Viren hervorgerufen werden, große Bedeu-         sen die angehenden FTAs 5 Fallberichte und       serer Honigbienen. Man könnte als Fisch fast
tung zu. Damit steigt auch die Nachfrage         eine wissenschaftliche Arbeit verfassen, die     neidisch werden, denn Tierärzte die essbare
nach tierärztlich ausgebildeten Fachleuten       im Rahmen der Prüfung zu präsentieren ist.       Fische züchten sind rarer als solche die im-
und Tiergesundheitsdiensten.                     Das Interesse für Bienen ist im Fachkreis au-    kern. Aber der Weg zu eigenen Fischteichen
Vor drei Jahren begann die Fachtierarztprü-      ßerordentlich hoch. An den Modulen nah-          ist steinig; bereits das passende Grundstück
fungskommission Bienen, der die Autorin          men 40 und mehr Interessenten teil, die zwar     zu finden und das Wasserrecht zu bekommen
ebenso wie der Fachtierarztprüfungskommis-       nicht alle den Titel „Fachtierarzt“ anstreben,   gelingt nicht jedem. Bienenvölker hingegen
sion Fische angehört, mit der Ausbildung der     sondern die sich auf dem Gebiet der Hal-         kann man ja schon auf einer Dachterrasse
zukünftigen Fachtierärzte/Fachtierärztinnen.     tung und Behandlung von Bienenvölkern die        aufstellen und man kann sie sogar ausleihen!
Diese geschah im Modulsystem zweimal jähr-       entsprechenden Kenntnisse aneignen wollen.
lich über drei Jahre und beinhaltete nicht nur   Viele der Teilnehmer imkern mittlerweile         Prof. Dr. Elisabeth Licek

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1&2 | 2017 Aktuelles für Tierfreunde - Mit Neuigkeiten aus dem Haus des Meeres - Blauer Kreis
B E R I C H T E ¦ D ivers es

Harnas Wildlife Foundation
Die Harnas Wildlife Foundation, in Namibia       kommen, sie zu füttern, zu pflegen und mit
im südlichen Afrika gelegen, auch bekannt        ihnen in Kontakt zu kommen? Das reicht
als das Waisenhaus für wilde Tiere, kümmert      vom Spielen mit kleinen Affenbabys bis hin
sich um kranke, verletzte und verwaiste Tiere.   zu Spaziergängen mit Geparden, die ausge-
Derzeit werden mehr als 400 Tiere auf Har-       wildert werden sollen und so an die Freiheit
nas gepflegt, betreut und nach Möglichkeit       gewöhnt werden. Volontäre wohnen zu viert
wieder ausgewildert. Auf Harnas leben Lö-        in einem Volontärshaus und machen alle
wen, Geparde, Leoparde, Wildhunde, Erd-          Tätigkeiten, die auf Harnas anfallen: Futter-
männchen, Mangusten, Strauße, Warzen-            vorbereitung, Fütterung der Tiere, Reinigen
schweine und viele andere Tiere.                 der Gehege, Anlegen von Wasserstellen und
                                                 vieles mehr. Wer gerne alleine oder zu zweit
Im Rahmen einer freiwilligen Mitarbeit ha-       wohnen möchte, ist im Exclusivprojekt genau
ben alle Tierfreunde ab 18 Jahren die Mög-       richtig. Natürlich kann man Harnas auch als
lichkeit, auf Harnas aktiv mitzuarbeiten und     Gast besuchen und die Tiere beobachten.
dabei die Tiere ganz nahe zu erleben. Die        Alle Infos zu Harnas findet man auf der
Mitarbeit kann 2 bis maximal 12 Wochen           Homepage: www.harnas.at
dauern. Wo sonst hat man die Möglichkeit,
ganz nahe an afrikanische Tiere heran zu         Regina Hermann

40 Jahre Tiergarten Walding                                                                        Die Kröte im Brunnenschacht

Seit 40 Jahren betreibt Geli Mair den idyllischen Tiergarten Walding in herrlicher Landschaft,     Zum Glück ist unser Spezial-Taxifahrer
nördlich von Linz.                                                                                 Kummer gewöhnt und außerdem groß
Etliche ihrer Pfleglinge waren ehemalige Zirkustiere, die bei Geli gut untergebracht waren.        und sehr schlank, also ideal für einen
Sowohl der Schönbrunner Tiergarten als auch der Blaue Kreis haben engen Kontakt mit Geli           engen Brunnenschacht. Eine tierliebe
Mair und können Ihnen einen Besuch dort nur empfehlen.                                             Familie hat Evelyn Kolar ersucht, eine
                                                                                                   Kröte aus dem Brunnen in ihrem Garten
                                                                                                   zu retten.
                                                                                                   Mit Hilfe von Herr Leimer, der über eine
                                                                                                   Leiter hinunter in den Schacht geklettert
                                                                                                   ist, konnte das Tier gerettet werden. Die
                                                                                                   Familie hat sich sehr lieb bedankt., und
                                                                                                   die Kröte kann nun ihre Wanderung zu
                                                                                                   ihrem Laichgewässer fortsetzen.

Foto: Jutta Kirchner                                                                             Foto: W. Leimer

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B E R I C H T E ¦ Ti e re un d H e i li ge

Tiere und Heilige
 Die meisten Heiligen sind auf Bildern und
 Statuen mit „Attributen“ dargestellt; dazu
 zählen, um nur einige Beispiele zu nennen,
 u. a. Brote (Elisabeth von Thüringen, Hed-
 wig von Schlesien), Bücher (so Äbte und Or-
 densstifter), Kirchenmodelle (Kirchenerbauer
 wie Karl der Große, Markgraf Leopold III.),
 goldene Kugeln (Nikolaus von Myra) sowie
 Tiere; diese „Attribute“ beziehen sich zum ei-
 nen auf das legendenhafte Heiligenleben oder
 sind zum anderen Symbole von deren Cha-
 rakterzügen und Handlungen. Für Wissen-
 schaften wie Kunstgeschichte, Theologie und
 Volkskunde erleichtern neben der Kenntnis
 von Heiligenviten, Legenden und weiteren
 Quellen diese Attribute die Identifikation der
 Abgebildeten.
 Auch das gläubige und lesensunkundige Volk
 kannte durch Predigen die Legenden, daher
 auch manche Attribute und wusste, an wel-
 che Heilige man sich in bestimmten Anliegen
 wegen deren Fürbitte im Himmel zu wenden
 hatte. Vor allem die Schutzheiligen des Nutz-
 viehs waren im bäuerlichen Umfeld von be-
 sonderer (auch wirtschaftlicher) Bedeutung;
 sie sind daher auch in ihren Darstellungen
 von Tieren begleitet: von Kühen, Ochsen
 und Stieren, Lämmern und Schafen. Der für
 die Bauern wichtigste dieser „Viehheiligen“
 war und ist im süddeutschen Raum der hei-
 lige Leonhard, der „Bayrische Herrgott“ mit
 Ochs und Pferd zu Füßen, für deren Schutz er
„zuständig“ ist. Dass er diese Funktion einer
 Fehldeutung eines weiteren Attributes, einer
 Kette, verdankt, sei hier auch verraten: diese
 Gefangenenfessel oder -kette bezieht sich auf
 die ihm zugeschriebene Gefangenenfürsorge
 und wurde von der Landbevölkerung dann
 als Tierkette interpretiert.
 Außer dem schon genannten Vieh sind noch
 folgende Tiere als Heiligenattribute belegt:
 Adler, Bär, Biene, Esel, Falke, Fisch, Frosch,
 Gans, Hahn, Hirsch und Hirschkuh, Hund,
 Krokodil, Löwe, Maus, Muschel, Pfau, Rabe
, Ratte, Schlange, Schwan, Schwein, Spinne,
 Taube, Wildgans und Wolf. Dazu kommen
 als „Fabeltiere“ noch Drache (das erwähnte
 Krokodil ist wohl auch als Drache zu inter-
 pretieren) und Einhorn. Auf manche dieser
 Tiere wird im Zusammenhang mit dem ein-
 schlägigen Heiligenkalender in den nächsten
 Folgen von „Kamerad Tier“ noch zurückzu-
 kommen sein.

Dr. Olaf Bockhorn

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B E R I C H T E ¦ Tie re de s Ja hres

Wildtier des Jahres 2017 -
Die Haselmaus
Haselmäuse haben viele Probleme: Ausge-
räumte Agrarlandschaften ohne artenreiche
Hecken und Gehölze, strukturarme Wald-
ränder und der Mangel an unterschiedlichen
Baumfrüchten sind maßgeblich für den
Rückgang der Population mitverantwortlich.

Haselmäuse haben eine reichhaltige Speise-
karte. Sie fressen im Frühjahr die Knospen
und Blüten, vertilgen im Sommer auch mal
Insekten. Im Herbst mögen sie am liebsten
Nüsse - wie der Name verrät, bevorzugen sie
Haselnüsse. Sie brauchen das Fett, um sich
genügend Speck für den Winterschlaf anzu-
fressen. Zum Überwintern bauen Haselmäu-
se dicht gewobene Nester in der Laubschicht
am Boden. Ende März erwachen die Lang-
schläfer aus ihrem halbjährigen Schlaf.

                                                                        Foto: Dieter Bark / nabu

Reptil des Jahres 2017 -
Die Blindschleiche
Wie alle einheimischen Amphibien und
Reptilien ist die Blindschleiche zwar beson-
ders geschützt, aber durch fortschreitenden
Siedlungs- und Straßenbau vom Verlust ihrer
Lebensräume bedroht. Oft zeugen nur die
auf Straßen überfahrenen Blindschleichen
von den versteckt am Boden lebenden Rep-
tilien, die in Siedlungsnähe auch regelmäßig
Opfer von Mäharbeiten oder streunenden
Hauskatzen werden. Dabei sind Blindschlei-
chen nützliche Gartenhelfer, die neben Re-
genwürmern, Insekten, Asseln und Spinnen
besonders gerne Nacktschnecken fressen.
Stellvertretend für viele andere Arten werben
Blindschleichen somit für naturnahe Gärten
mit wilden Ecken, in denen keine Tier- und
Pflanzengifte eingesetzt werden.

                                                                       Foto: Frank Derer / nabu

                                                                                     Seite | 9
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B L AU E R K R E I S ¦ De r Wa ld k auz

Vogel des Jahres 2017
Der Waldkauz – ein stimmgewaltiger Heimlichtuer

 Dank der landschaftlichen Vielfalt kommen        sprunghaft ansteigen, in den Folgejahren aber     Jahren; in Mangeljahren kann die Brut aber
 in Österreich bis zu 10 Eulenarten vor. Die      wieder - auf nahe Null – zusammenbrechen.         auch ausfallen. Das Weibchen brütet alleine,
 Größenspanne reicht vom imposanten Uhu           Dann müssen Waldkäuze ihren Energiebe-            wobei die Bebrütungsdauer bei den Eulen –
 (60 -70cm) bis zum kecken Sperlingskauz (16      darf allein mit Regenwürmern und Käfern           als eher „altmodischer“ Vogelgruppe – wenig-
-17cm); der gedrungene Waldkauz besetzt mit       decken; gelegentlich können selbst Frösche,       stens 4 Wochen dauert. Rechnet man dann
 etwa 40cm Körpergröße und 0,50 -0,60kg           Fische oder kleinere Vögel zur Beute werden.      weitere 4 Wochen Nestlingszeit hinzu, so
 Gewicht das Mittelfeld. Sein großer, bei Erre-   Da Eulen die unverdaulichen Beutereste wie-       braucht das Eulenpärchen ganze 2 Monate,
 gung kugelig aufgeplusterter Kopf war wohl       der auswürgen, lässt sich der jeweilige Speise-   bis der Nachwuchs den Nistplatz verlässt,
 Namen-gebend, denn „Kauz“ lässt sich von         plan an Hand der Gewölle („Speiballen“) gut       und noch einmal 3 -4 Wochen, bis die Jung-
„Katze“ ableiten. Mit flauschigem Gefieder        ermitteln.                                        käuze endlich selbstständig sind.
 und den großen, tiefschwarzen „Kirschenau-
 gen“ erfüllen Waldkäuze alle Merkmale des        Ein reiches Beuteangebot ist vor allem zur        Waldkäuze sind echte „Nesthocker“ und
 sogenannten „Eulen-Schemas“.                     Brutzeit wichtig, da das Eulenmännchen das        brauchen eine intensive Betreuung durch
                                                  brütende bzw. hudernde Weibchen samt den          ihre Mutter, zumindest die ersten 10 Tage
Diese anpassungsfähige Eulenart findet sich       Jungen allein versorgen muss. Als Anpassung       ihres Lebens: der kompakte Körper liegt
nicht nur in Wäldern (bevorzugt in klimatisch     an den nicht vorhersehbaren „Mäusezyklus“         kraftlos auf, bedeckt mit einem nur schüt-
günstigen Laub- und Mischwäldern), konnte         werden in sogenannten „Mäusejahren“ sehr          teren Dunenflaum (Eidunen), die Augen im
ihren Aktionsraum vielmehr bis in Baum-           viel mehr Eier gelegt bzw. Nestlinge aufgezo-     übergroß wirkenden Kopf noch geschlos-
bestandene Parks und Gärten am Stadtrand          gen, als in Mangeljahren.                         sen, die federlosen Flügel schlaff herunter-
ausdehnen. Dort sucht sie dichte Baumkro-                                                           hängend. Dank der eiweißreichen Nahrung
nen, schützende Efeuranken oder ausgef-           Waldkäuze achten streng auf ihre Reviergren-      machen Wachstum und Entwicklung aber
aulte Baumhöhlungen als Tagesversteck, sie        zen, wobei sie Nachbarn oder Rivalen vor          rasche Fortschritte: Schon nach wenigen
weiß aber auch Nischen in brüchigem Ge-           allem durch Rufen und Singen auf Distanz          Tagen sprießen erste Federkiele an Rücken
mäuer oder Kamine als Schlupfwinkel zu            halten. Wer kennt nicht den typischen Wald-       und Flanken; die Augen öffnen sich spaltför-
nutzen. Als dämmerungs- und nachtaktive           kauz-Gesang, wie er jeden Fernseh-Krimi           mig und allmählich können auch die – noch
Mäusejäger versuchen Waldkäuze nämlich,           akustisch untermalt: einerseits weich, hohl       klobigen - Beine den Körper abstützen. Ab
tagsüber möglichst „unsichtbar“ zu bleiben.       und weittragend, andererseits heulend und         dem 10. Lebenstag wärmt das Nestlingskleid
Dazu drücken sie sich bei Störung z. B. in        tremolierend mit charakteristischen Pausen.       bereits soweit, dass die Eulenmutter ihre Jun-
ein großes Astloch, die Augen werden spalt-       Da Silbenlänge und Stimmcharakter bei je-         gen zeitweise allein lassen kann. Bis zur 3. Le-
förmig zugekniffen; letztlich perfektioniert      dem Männchen individuell verschieden sind,        benswoche verdichtet sich das erste Gefieder
die Fleckenzeichnung des meist graubraun-         können fremde Eindringlinge eindeutig von         und lässt die Eulchen wie flauschige Knäuel
rindenfarbigen Gefieders diese Tarnung.           bekannten Nachbarn unterschieden werden.          aussehen. Jetzt versuchen sie auch schon,
                                                                                                    neugierig zum Höhleneingang zu klettern.
Die Hauptaktivität der Käuze fällt in Däm-        Mit grellen kjiewitt-Rufen, dumpfem Kol-          Typischerweise springen Waldkauz-Junge
merung und Dunkelheit. Den nächtlichen            lern und heulenden Gesängen finden die            mit etwa 4 Wochen vom Nistplatz, noch
Jagdflug ermöglichen außerordentlich spezi-       Paare bereits im Herbst zusammen, wobei           ohne jede Flugfähigkeit. Da hocken sie dann
alisierte Sinnesorgane: Die großen Augen ver-     Männchen wie Weibchen über ein vielfältiges       oft verdutzt – und scheinbar verlassen – auf
mögen selbst geringes Restlicht auszunutzen;      Lautrepertoire verfügen. Da Waldkäuze sehr        dem Waldboden. Nur allzu oft glauben gut-
bei völliger Finsternis gelingt noch eine Ori-    früh im Jahr mit der Brut beginnen, setzen        meinende Menschen, diese Findlinge „retten“
entierung mit Hilfe des extrem feinen Gehörs.     ihre Balzgesänge - nach kurzer Winterpause -      zu müssen. Das ist nicht nur nicht notwen-
Die großen, rund-geschnittenen Flügel erlau-      oft schon im Januar/Februar wieder ein. Jetzt     dig, sondern sogar abträglich. Denn erstens
ben selbst in dichtem Baumbestand wendige         gilt es, eine bestmöglich geeignete Bruthöhle     werden solche „Ästlinge“ von ihren Eltern
Drehungen, wobei ein feiner Fransensaum           zu finden, sei es ein hohler Baum, ein ein-       weiter versorgt, dabei oft auch in vehementen
an der Schwingenkante als „Schalldämpfer“         samer Hochsitz oder eine Nische im offenen        Angriffen gegen Störer aller Art verteidigt
dient - und ein nahezu lautloses Anpirschen       Kirchturm. Mancherorts stehen den Eulen           (auch gegen verdutzte Spaziergänger). Und
ermöglicht.                                       auch große Nistkästen zur Verfügung. Hier         zweitens können die Jungkäuze unter Ein-
                                                  formen die Eulen eine flache Mulde durch          satz von Krallen, Schnabel und Flügel an
Die bevorzugten Mäusearten finden sich            grabendes Scharren in der Bodenstreu.             rauen Baumborken oder Gebüsch in sichere
meist auf kleinen Waldlichtungen, an Waldr-                                                         Stammhöhen hinaufklettern.
ändern und am Bachufer. Allerdings schwankt       In zweitägigem Abstand legt das Weibchen
das Angebot an Mäusen von Jahr zu Jahr ganz       reinweiße, nahezu kugelrunde Eier. Die An-        Der jeweilige „Vogel des Jahres“ soll auf ein
erheblich. Z. B. kann die Mäusedichte infol-      zahl richtet sich nach dem aktuellen Beutean-     aktuelles Naturschutzproblem aufmerksam
ge einer reichen Samenmast der Waldbäume          gebot: 5 -7 in Mäusejahren, 3 -4 in normalen      machen. In diesem Sinne stehen Waldkäuze

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B L AU E R K R E I S ¦ De r Waldk auz

                                        stellvertretend für den Schutz alter Bäume,
                                        den Erhalt von geeigneten Bruthöhlen und
                                        für die Berücksichtigung des Artenschutzes
                                        bei Verkehrsplanung, Errichtung von Zäunen
                                        sowie der Konstruktion von Stromleitungen
                                        oder Windkrafträdern, denn alle diese Phä-
                                        nomene der Kulturlandschaft bergen ein ho-
                                        hes Unfallrisiko für große Vögel, speziell für
                                        Eulen, die solche Hindernisse bei Dunkelheit
                                        ja nicht erkennen können. – Des Weiteren
                                        will uns der Waldkauz - als Jahresvogel – von
                                        der abergläubischen Auffassung abbringen,
                                        Eulen seien „Todesboten“. Denn ein Kenner
                                        wird aus dem hallenden Heulgesang eines
                                        Waldkauz´ nichts Unheimliches heraushören,
                                        eher einen „Jubelschrei“, der uns das nahe
                                        Frühjahr ankündigt.

Foto: ÖBf                               Dr. Wolfgang Scherzinger

                                        150 Vogelinseln
                                        eingerichtet –
                                        80 weitere heuer in
                                        Planung
                                        Die Österreichischen Bundesforste (ÖBf )
                                        betreiben in Zusammenarbeit mit BirdLife
                                        Österreich ein landesweites Naturschutzpro-
                                        jekt, das den Waldvögeln in ÖBf-Wäldern
                                        wieder mehr Lebensraum bieten soll. „Wir
                                        wollen heimischen Eulen und anderen bereits
                                        gefährdeten Waldvögeln in unseren Wäldern
                                        auch in Zukunft eine Heimat bieten“, erläu-
                                        tert Rudolf Freidhager, Vorstand der Bundes-
                                        forste, die rund 15 % der Wälder im Land
                                        betreuen. „Dafür weisen wir österreichweit
                                        knapp 500 Vogelinseln zur Förderung der
                                        Artenvielfalt aus, in denen wir bewusst auf
                                        forstliche Bewirtschaftung verzichten.“

                                        Naturnahe Forstwirtschaft fördert Arten-
                                        vielfalt

                                        Darüber hinaus integrieren die Bundesforste
                                        gezielt Maßnahmen für den Vogelschutz in
                                        die tägliche Waldbewirtschaftung. So werden
                                        bei jeder Holzernte sogenannte Biotopbäume,
                                        das sind besonders alte, mächtige Exemplare,
                                        bewusst im Wald belassen – neben Buchen
                                        oder Tannen auch seltene Baumarten wie
                                        etwa die Eberesche. Auch ausreichend abge-
                                        storbenes Holz soll in den bewirtschafteten
                                        Wäldern verbleiben, um Raum für neues Le-
                                        ben zu bieten. Aber nicht nur für Waldvögel,
                                        sondern auch Flechten, Pilze sowie Insekten
                                        wie der seltene Alpenbockkäfer oder Hirsch-
                                        käfer finden so ihren Lebensraum in nachhal-
                                        tig bewirtschafteten Wäldern.

Foto: Wolfgang Scherzinger
                                                                          Seite | 11
B L AU E R K R E I S ¦ D i e G ot te s an be te r in

Insekt des Jahres 2017 -
Ihre Scheinheiligkeit,
die Gottesanbeterin

In Österreich, Deutschland und der Schweiz       und dann blitzschnelles Zuschlagen mit den und Larven Schutz und isoliert über den
gilt die Gottesanbeterin als bedrohte Art. Sie   langen, dornenbewehrten Fangarmen ma- Winter. Die erwachsenen Tiere sterben vor
breitet sich jedoch weiter nach Norden aus       chen die Mantis zu sehr erfolgreichen Jägern. Wintereinbruch. Im Frühjahr schlüpfen dann
und besiedelt dauerhaft immer mehr Gebiete,      Sie erbeutet nebst Insekten hie und da sogar die Jungtiere.
obwohl ihre ursprüngliche Heimat Afrika ist,     junge Frösche und Eidechsen. Ihr Verhalten
wo viele Mythen um das faszinierende Insekt      war für chinesische Kung-Fu-Kämpfer Vor- Warum wird die Gottesanbeterin zum
ranken. In Südwestafrika erzählt man fol-        bild, und sie entwickelten die Kampfsportart „Insekt des Jahres“ ausgewählt?
gendes: Um allen Lebewesen zu zeigen, dass       im „Stil der Gottesanbeterin“.                Das Expertengremium, dem namhafte Insek-
sie Gott ist, wollte die Gottesanbeterin den                                                   tenkundler und Vertreter wissenschaftlicher
Mond fangen, was sie jedoch nicht schaff-        Religiöse Seherin                             Gesellschaften und Einrichtungen angehören,
te. Eines Abends sah sie den Mond jedoch         Die „Religiöse Seherin“ – so könnte man möchte mit der Wahl der Gottesanbeterin auf
im Wasser spiegeln und stürzte sich auf ihn,     Mantis religiosa übersetzen – liebt sonnige, deren Ausbreitung in Folge der Klimaerwär-
war jedoch erfolglos und konnte nur knapp        warme Südhänge mit Halbtrockenrasen, mung aufmerksam machen.
dem Tod entrinnen und sich ans Ufer retten.      Gras- und Buschlandschaften. Durch ihre
Dort versuchte sie, mit einem Stein das zu       Färbung und ihr gemächliches Verhalten ist André Mégroz (Text und Fotos)
Glas gewordene Spiegelbild des Mondes zu         sie sehr gut getarnt. Das Weibchen wird bis
zerschlagen. Dabei verletzte ein Glassplitter    75 mm lang, das Männchen bis 60 mm.
ihr Auge. Seither fleht sie mit erhobenen Ar-
men demütig den Mond an und bittet ihn           Sexualkannibalismus
um Verzeihung und um Hilfe. Eine andere          Das Paarungsverhalten der Gottesanbeterin
Legende kennt man bei den Khoisan-Völkern        lässt viele Menschenmänner frösteln, denn
(Südafrika). Dort erscheint der Schöpfergott     gelegentlich liebt die Mantis ihren Partner so
Kaggen in der Gestalt der Gottesanbeterin        sehr, dass sie ihn während der Paarung auf-
und symbolisiert damit die ständige Erneu-       frisst. Doch dies ist nicht die Regel, oft über-
erung, das Sterben und Werden.                   stehen die Männchen den Akt unbeschadet.
                                                 Übrigens gibt es den Sexualkannibalismus bei
Vorbild für Kung-Fu-Kämpfer                      verschiedenen Insekten, aber auch bei Spin-
Entgegen ihrem Namen ist die Mantis reli-        nen usw. Im Spätsommer - rund eine Woche
giosa – so der lateinische Name der Gottes-      nach der Kopula - legt das Mantis-Weibchen
anbeterin – alles andere als eine betende Un-    eine Schaummasse mit bis zu 200 Eier an
schuld. Gut getarnt, sich langsam bewegend,      Holzstücke, Pflanzen oder Steine. Das Eipa-
stundenlanges Verharren, Fixieren der Beute      ket (Oothek) erhärtet und bietet den Eiern

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B L AU E R K R E I S ¦ De r S e e saibl i ng

Fisch des Jahres 2017 -
Der Seesaibling
In Österreich ist der Seesaibling, Salvelinus      schen 25 und 35 cm, aber es sind auch Exem-      Daneben werden auch Eismeersaiblinge und
umbla, eine zur Familie der Lachsartigen           plare mit ca. 75 cm und einem Gewicht von        Alpenlachs angeboten. Hierbei handelt es
(Salmonidae) gehörende Fischart, der Fisch         8 kg bekannt geworden. In den nahrungs-          sich nicht um unseren Salvelinus umbla son-
des Jahres 2017. Auf der Homepage des „Le-         armen Gebirgsseen existieren Zwergformen,        dern um Salvelinus alpinus. Der Rogen dieser
bensministeriums“ findet sich dazu folgender       Schwarzreuter genannt, die maximal 20 cm         Art stammt aus Zuchten in Kanada oder, im
Eintrag: „Der Seesaibling wurde bereits im         an Körperlänge erreichen.                        Falle von Alpenlachs aus Norwegen oder Is-
Jahr 2005 zum Fisch des Jahres bestimmt.           Seesaiblinge haben ein breites Nahrungsspek-     land von Fischen die noch meergängig sind.
Die neuerliche Nominierung liegt darin be-         trum das von Zooplankton über Wasserin-          In Deutschland wurde die Flunder (Platich-
gründet, dass sich die selbstreproduzierenden      sekten und deren Larven bis zu Jungfischen       thys flesus ) zum Fisch des Jahres 2017 ge-
heimischen Bestände im letzten Jahrzehnt           reichte. Der Wildfangsaibling genannte Typ       wählt, eine marine Plattfischart, deren Jung-
alles andere als positiv entwickelt haben und      ist ein großwüchsiger Räuber der sich bereits    fische auch im Brackwasser vorkommen und
der Seesaibling somit nach wie vor gefährdet       früh für Fische als Nährtiere entschieden hat.   in die Flüsse einschwimmen (die Kaulbarsch-
ist“.                                              Wie bei der Seeforelle sind die Ursachen         Flunder-Region ist die letzte Fischregion
Der heimische Seesaibling ist ein schlanker        der Gefährdung des Seesaiblings vielfältig:      eines Flusses). Die Schweiz hat sich für das
Fisch mit grau bis olivgrünen Flanken mit          der Verlust intakter Laichplätze, die Über-      Bachneunauge (Lampetra planeri) entschie-
hellen Punkten. Die männlichen Fische ha-          fischung der Bestände und das Abfischen          den. Dieses gehört zu den kieferlosen Fischen,
ben einen orange oder rot gefärbten Bauch,         von Individuen bevor sie erstmals Ablaichen      wissenschaftlich Agnatha und besitzt ein
dessen Farbe sich in der Laichzeit intensiviert.   konnten seien als Beispiel angeführt. Um die     knorpeliges Skelett. Unser Fisch des Jahres
Brust,- Bauch- und Afterflossen sind rot mit       Populationen in den Seen stabil zu halten,       dagegen gehört wie alle Knochenfische zu
weißem Rand.                                       werden daher heute vielerorts Laichfische mit    den kiefertragenden Fischen, Gnathostomata.
Der Seesaibling bewohnt die kühlen sau-            speziellen Netzen gefangen (Lechfischerei,
erstoffreichen Alpen- und Voralpenseen.            z.B. im Salzkammergut), Rogen (Fischeier)        Dr. Elisabeth Licek
Er ist ein Relikt aus der letzten Eiszeit und      und Milch (Samen) noch am Boot abgestreift
                                                                                                    Verwendete Literatur:
wanderte vor 10.000 Jahren aus dem Nor-            und die befruchteten Eier in Fischzuchten er-    Hauer, W. Fische, Krebse, Muscheln.
den ein. Er ist z.B. in Skandinavien, Island,      brütet. Die Fischchen werden dann in ihrem       Stocker Verlag 2007
Russland, Irland, und Schottland verbreitet.       Heimatgewässer wieder ausgesetzt.
Seine Stammform ist der Arktische Saibling         Saiblinge, sowohl Seesaiblinge als auch die
(Arctic char, Salvelinus alpinus), eine ana-       nicht heimischen Bachsaiblinge sind hervor-
drome Art, die im Nordatlantik und dem             ragende Speisefische und Bestandteil Öster-
Polarmeer (Norwegen, Island und Grönland)          reichs Aquakultur. In Fischzuchten beliebt ist
vorkommt und zum Laichen ins Süßwasser             ein robuster Hybride der beiden Arten, der       Foto: Seesaibling_c_OoeLandesfischereiverband
                                                                                                    Kurt Pinter
wandert. Daneben gibt es sog. landlocked           Elsässer Saibling.
Populationen (z.B. in Kanada), die im Süß-
wasser leben und keinen Zugang mehr zum
Meer haben.
In unseren Seen haben sich Populationen ent-
wickelt, die für ihr Gewässer typisch sind und
sich von anderen Beständen z.B. hinsichtlich
Aussehen, Wachstum und Ernährung unter-
scheiden. Der Saibling bevorzugt tiefe Ge-
wässer. Manche Populationen laichen auch
auf den Steinböden der Seen in Tiefen bis zu
80 m, die Grundlaicher, andere dagegen in
Ufernähe wie z.B. bei Bacheinmündungen,
die Uferlaicher, und manche ziehen auch in
die Bäche hinauf. Die Laichzeit kann bereits
im Spätsommer beginnen und sich bis in den
Jänner erstrecken. Die Milchner – männ-
lichen Fische – fallen zur Laichzeit durch ihre
intensive Färbung vor allem der Bauchregion
auf; ältere Fische zeigen einen Laichhaken,
eine hakenförmige Verlängerung des Unter-
kiefers.
Seesaiblinge erlangen Körpergrößen zwi-

                                                                                                                                          Seite | 13
B L AU E R K R E I S ¦ Wi ld t i e re

Wildtiere zwischen
Kaisermühlen und
Floridsdorf
 Ich bin halt neugierig und schau vielleicht ge-   schon lang genug, hab´s noch gelernt mit der Alten Donau ziehen meist die Graureiher
 nauer als andere.“, sagt die pensionierte Kai-    Blende, Zeit, Entfernung einstellen. Jetzt ihre Aufmerksamkeit an sich. Am Kaiser-
 sermühlner Lehrerin Charlotte Pichler, die        knips ich mit Automatik, ich will das Ding wasser hat sie neben den Schildkröten auch
 auf ihren Spaziergängen mit einer einfachen       nur verwenden.“                                 schon Teichhühner und knapp unter der
 Kamera verblüffende Tieraufnahmen zustan-         Das „Ding“ ist ein einfacher, aber besonders spiegelnden Wasseroberfläche einige Hechte
 de bringt – vor ihrer Haustür, mitten in Wien.    lichtstarker und mit einem langen Zoom ver- und einen Wels fotografieren können.
„Die Leute sehen nichts, die schauen nicht.        sehener Fotoapparat, der Eigenschaften von „Ich freu mich einfach, dass ich in der Stadt
 Das ist mir aufgefallen, wie ich einmal bei ei-   Spiegelreflexkameras und Kompaktkameras und zugleich in so vielfältiger Natur lebe.
 ner Straßenbahnhaltestelle als einzige einem      in sich vereint. 600 Millimeter Brennweite, Und dabei auch bemerke, wie sie sich verän-
 Reiher zugeschaut hab, der gerade über das        draufdrücken, fertig.                           dert. Früher waren Möwen und Krähen nur
 Donauzentrum geflogen ist.“                       Pichlers bevorzugtes Jagdrevier ist das Kaiser- im Winter da. Und in den 70er-Jahren, zu
 Charlotte Pichler ist in den Auwäldern von        wasser und die Gegend rund um die Reichs- Zeiten des Überschwemmungsgebietes, sind
 Fischamend aufgewachsen und wohnt seit            brücke.                                         Rehe bis zur Reichsbrücke gekommen. Di-
 mehr als vierzig Jahren in Kaisermühlen. Von      Im Kaiserwasser ist es ihr am 19. April 2014 rekt hinter unserem Gemeindebau sind am
 1970 bis zu ihrer Pensionierung 2006 war          gelungen, ein Europäisches Sumpfschildkrö- Damm Rebhendln herumgelaufen. Dafür
 sie Lehrerin für Bildnerische Erziehung am        ten-Männchen zu fotografieren – inmitten waren mir damals zum Beispiel Kormorane
 Gymnasium in der Donaustädter Bernoulli-          von illegal ausgesetzten amerikanischen Was- völlig unbekannt. Vieles ist mir auch beim
 straße.                                           serschildkröten. Es war das erste Mal, dass so Laufen aufgefallen, wie die ersten gefällten
 Ihre Philosophie: „Ich knipse alles und mit       nahe des Stadtzentrums eine einheimische “Biberbäume” an der Neuen Donau. Auf der
 der Technik beschäftige ich mich nicht.“ Da-      Schildkröte nachgewiesen werden konnte.         Promenade bei der Alten Donau ist einmal
 bei mangelt es ihr nicht an Wissen – in ihrer     Zwischen Reichsbrücke und Millennium To- sogar ein Eisvogel vor mir her geflogen. Ich
 Schule hat sie lange Zeit im Rahmen von           wer sind ihr bereits Biber, Kormorane, Wan- renn halt gern in der Natur herum, da ergibt
 Kursen auch Fotografie unterrichtet.              derratten, Turmfalken, eine Krähenkolonie, sich das mit der Zeit.“
„Ohne Fotoapparat komm ich mir amputiert           eine Moschusente und ein Schwarzspecht vor
 vor, das geht gar nicht! Ich mach es ja auch      die Linse gekommen, im Wasserpark und an Manfred Christ

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B L AU E R K R E I S ¦ Lo bau

Die Lobau trocknet aus
 Die Verlandung schreitet zügig voran. Das das Donauwasser in die Untere Lobau gelän-
„kleine“ Eberschüttwasser, das bis vor wenigen ge „noch im Lausgrund größtenteils aus dem
 Jahren noch gut zu befahren war, ist mit der Wasser entfernt“ werden würde. Das Laus-
 Zille nicht mehr zu erreichen. Im Lausgrund grundwasser besäße „ein hohes Potenzial zur
 ist das Wasser komplett versiegt. Die Brun- Nitratreduktion“.
 nader und das Gänshaufenwasser existieren Das 2014 gestoppte Vorhaben dürfte nun
 nur noch in Erinnerungen. Das Lichte Loch nicht einmal mehr Gesprächsthema sein. Von
 ist ein trockener Graben, das Schwarze Loch Seiten der Behörden heißt es lediglich, dass
 ein verschlammter Tümpel. Das Kühwörther weiterhin nach einer Möglichkeit für eine
 Wasser und das Mittelwasser weisen einen Einspeisung gesucht werde. Allerdings wären
 historischen Tiefstand aus. In Kombination durch den damit verbundenen Grundwasser-
 mit der dicken Eisschicht war das heuer für anstieg Trinkwasserbrunnen und Wohnkeller
 viele Fische fatal.                            gefährdet. Beides zusammen würde eine ra-
 Die Pläne der Stadt Wien zur Einspeisung sche Lösung nicht erlauben.
 vom Wasser aus der Neuen Donau in die Für Kenner der Au sind dies nicht nachvoll-
 Untere Lobau wurden 2014 trotz bereits ent- ziehbare Aussagen:
 standener Kosten von 6,15 Millionen Euro Die Zahl der Keller, die unter Feuchtigkeit
 überraschend verworfen. Man hatte an den leiden würden, ist nie bekannt geworden.
 Altarmen sogar schon Messstellen errichtet, Sind es 5000 oder bloß fünf?
 um das Ansteigen des Wasserspiegels genau Wenn die Einspeisung von Wasser aus der
 dokumentieren zu können. Ziel des von Neuen Donau die Brunnen gefährden wür-
 Bund, Land und EU finanzierten Projektes de, wieso wird dann hingenommen, dass die
 war „die Dynamisierung der Augewässer und Donau bei Hochwasser vom flussabwärts ge-
 die Verbesserung der Grundwassersituation legenen Schönau her nach oben in Richtung
 im Sinne des Naturschutzes.“                   Wien drängt und das Gebiet rund um das
 Die dafür erstellten Studien präsentieren Grundwasserwerk mit „schmutzigem“ Was-
 weitgehend identische Ergebnisse: Will man ser flutet? Und was ist mit der Fähigkeit der
 die Lobau zumindest im aktuellen Zustand Lobaugewässer zum Abbau von Nitrat?
 erhalten, so wird empfohlen, müsste un- Die Trinkwasserbrunnen bestehen seit den
 bedingt und erheblich Wasser eingeleitet 1960er-Jahren. Seitdem ist die Lobau massiv
 werden. Würde man das nicht tun, käme es verlandet, der Wasserspiegel deutlich gesun-
 zu einem Rückgang der Artenvielfalt.           ken. Wieso soll nun eine Wiederherstellung
 Eine wasserdurchflutete Aulandschaft würde der Situation der 70er-Jahre eine Trinkwas-
 obendrein die Qualität des darunter liegen- sergefährdung bedingen?
 den Grundwassers verbessern – indem sie in War es notwendig, 6,15 Millionen Euro zu
 den Gewässern darüber, nach Art eines guten investieren, um zur Ansicht zu gelangen,
 Aquarienfilters, ungesunde Nitrate abbauen dass Trinkwasser und Keller durch einen
 könnte. Österreichs erfahrenster Auen-Öko- Wasserspiegelanstieg beeinträchtigt werden
 loge Werner Lazowski weist seit langem da- könnten? Was ist der wahre Hintergrund der
 rauf hin, dass dies eine „ökologische Dienst- Geschichte?
 leistung“ der Natur sei, die es besser zu nut- Der ehrwürdige, 1973 gegründete Verein
 zen gelte. In den USA, so Lazowski, hätte der „Lobaumuseum – Verein für Umweltgeschich-
 Gedanke bereits Fuß gefasst.                   te“ hat sich, gewissermaßen aus Einblick und
 Was die Lobau betrifft, wurde diese Filter- Verzweiflung, des Themas angenommen. Die
 wirkung vor kurzem bestätigt: Bei der Ein- laufend aktualisierte Website:
 speisung von Wasser aus der Neuen Donau www.lobaumuseum.wien
 über die Alte Donau und das Mühlwasser bis Manfred Christ
 hinab in die Obere Lobau wurde festgestellt,
 dass die hohen Nitratkonzentrationen im Fotos: Kurt Kracher
 Donauwasser signifikant verringert werden,
 was – so die Studie – „auf eine effiziente Ni-
 trataufnahme im Altarmsystem hinweist.“
 Die geplante, aber wieder abgesagte Ein-
 speisung von Wasser in die Untere Lobau
 hätte zu einem identischen Ergebnis geführt.
 Denn Untersuchungen des Sediments haben
 gezeigt, dass die Nitratmenge, die damit über

                                                                                                                     Seite | 15
B L AU E R K R E I S ¦ Früh li ng s zeit

Frühlingszeit
• Nistmaterial an vor Regen geschützten Stellen anbieten – ausgekämmte Tierhaare oder geschnittene Wollreste (keine langen Fäden!!)
• Vogeltränken aufstellen.
• Buschwerk ungestört lassen. Bitte beim Gießen nicht mit dem Schlauch hineinspritzen – es könnten freibrütende Vögel ihre Nester
 dort haben.
• Ein Jungvogel, egal ob Singvogel, Eule oder Greifvogel, der bereits am ganzen Körper befiedert ist und hüpfen, stehen und klettern
 kann, ist nicht verwaist, steht in Kontakt mit den Altvögeln und darf keinesfalls zur Handaufzucht mitgenommen werden. Bei einer
 eventuellen Gefährdung durch den Straßenverkehr kann der Jungvogel in einen nahen Garten bzw. auf einen Baum oder Strauch gesetzt
 werden.

 „Machen wir‘s den Schwalben nach, ...
...bau‘n wir uns ein Nest ...“, heißt es in einem   Delikatesse verzehrt: Die bestehen allerdings
 Gassenhauer von anno dazumal und auch              nicht aus Lehm, sondern werden von den Sa-
 heute verbinden wir mit dem Wort „Nest“            langanen, schwalbenähnlichen Vögeln, die an
 Vorstellungen wie Geborgenheit, Liebe und          Höhlenwänden nisten, aus Speichel gewebt.
 Harmonie. Wobei es die Schwalben immer             Aus Gräsern und Blättern flechten die We-
 schwerer haben mit dem Nestbau: Weil Wege          bervögel ihre Nester — die gelbschwarzen
 und Höfe allerorten zuasphaltiert werden,          Vögel sind in den Städten Schwarzafrikas so
 gibt‘s immer weniger schlammige Pfützen,           verbreitet wie bei uns die Spatzen. Manche
 die Baumaterial bieten. Und selbst wenn‘s          Weber-Arten haben auch den „Gemeindebau“
 mit dem Bau klappt, duldet der menschliche         erfunden: da weben dutzende Paare Seite an
 Ordnungswahn die Schwalbenwohnungen                Seite, bis ein riesiges Gemeinschaftsnest mit
 an den Hauswänden häufig nicht - früher            vielen Brutkammern entsteht.
 sollten holzgeschnitzte Schwalbennester            Bei uns ist die Beutelmeise — wie der Name
 Glück in die Bauernstuben bringen, heute           sagt - der geschickteste Nestbauer, andere
 werden die echten oft nicht einmal mehr im         Meisenarten pfeifen auf Selberbauen und
 Stall geduldet.                                    begnügen sich damit, eine Nisthöhle auszu-
 In Ostasien werden Schwalbennester sogar als       polstern.

Foto: Leopold Kanzler
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B L AU E R K R E I S ¦ Osterei er

Ostereier
Das Ei als Sinnbild des Lebens hatte schon
seit jeher magische und kultische Bedeutung.
Bereits um 2000 v. Chr. finden sich Toneier
als Grabbeigaben in Ägypten und um 500 v.
Chr. Reste bemalter Hühnereier in Griechen-
land. Schon im Mittelalter verschenkte man
gefärbte Eier, Königen und Fürsten solche
mit Blattgoldauflage.

Im 17. Jahrhundert soll im Elsaß der Brauch
aufgekommen sein, den Kindern Eier zu
schenken.

Heute noch misst man in ländlichen Gebie-
ten den sogenannten „Antlaßeiern“ (Eier, die
am Gründonnerstag, seltener am Karfreitag
gelegt werden) besondere Schutz- und Ab-
wehrkräfte zu. Sie werden unter der Tür-
schwelle, im Acker, unter der Dachtraufe ver-
graben, übers Hausdach geworfen (magischer
Schutzkreis), auf den Dachboden gelegt.
Verzehr soll vor Krankheit oder Verletzungen
schützen. Wenn Antlaßeier gemeinsam geges-
sen werden, verlieren sich die Betreffenden
nie aus den Augen, sagt man. Eier läßt man
auch häufig am Ostersonntag weihen, sie
bringen Glück und Gesundheit.
Dr. Monika Habersohn
                                                Foto: Jutta Kirchner

Foto: Leopold Kanzler
                                                                                                 Seite | 17
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