1&2 | 2017 Aktuelles für Tierfreunde - Mit Neuigkeiten aus dem Haus des Meeres - Blauer Kreis
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1&2 | 2017 • Aktuelles für Tierfreunde KAMERAD TIER Mit Neuigkeiten aus dem Haus des Meeres Seite | 1
25 Jahre tK olar P u mte nd ausges fl r u h et na egzte Re r. K g la e spttilien n ch P rofüfr .beD Pflegestation s a ti o Das Tierheim im Haus des Meeres 1060 Wien, Fritz-Grünbaum-Platz 1 Fotos: Jutta Kirchner Seite | 2
stellte es sich als erforderlich heraus, noch mehr Terrarien zu errichten: Also wurden in der Mitte des Raumes weitere 16 Kleinterra- rien für zukünftige Gäste gebaut. Somit stan- den seit diesem Zeitpunkt insgesamt 31 fix installierte Terrarien und zahlreiche mobile Plexiglasbehälter zur Verfügung. Aktuell sind es 62(!). Die Palette an „Gästen” die in all den Jah- ren hier in der Pflegestation für beschlag- nahmte Reptilien gewohnt haben, ist wahr- lich exotisch: Sie reicht von Skorpionen, Prof. Dr. Kurt Kolar bei der Eröffnung am 27. April Vogelspinnen und Krabben angefangen bis 1992 hin zu Schlangen, Echsen und Schildkröten, ja sogar Krokodile gab es schon. Da waren einmal die insgesamt 450 ge- schmuggelten Tiere aus Haiti: Nashomlegu- ane (die allerdings damals vom Schönbrun- ner Tiergarten in Pflege genommen wurden), streng geschützte Haiti-Boas, und über 40 Seit 1992 betreibt der Blaue Kreis im sechs- Vogelspinnen und viele, viele kleine Anolis- genoss, doch leider nicht mehr zu retten war; ten Stock des Haus des Meeres die Pflegesta- Echsen. Letztere, sowie die Vogelspinnen, und eine Boa die es trotz starker Unterküh- tion für beschlagnahmte Reptilien. Genau waren in Pappbechern verpackt, die oben lung mit angehender Lungenentzündung ge- genommen ist es ja länger her, dass der da- einfach mit einer Heftmaschine zusammen- schafft hat. malige Präsident des Blauen Kreises, Herr geklammert worden waren. Viele Tiere waren Überraschenderweise waren auch noch zwei Prof. Dr. Kurt Kolar die Idee geboren hatte, beim Einpacken regelrecht mitgeheftet wor- armselige Katzen vorhanden, die der Kinds- so eine Station ins Leben zu rufen. Damals den ein trauriger Anblick der sich allen Be- vater aussetzen wollte. war Prof. Dr. Kolar noch nicht Stv. Direktor teiligten beim Öffnen der einzelnen Behälter Frau Kolar hat mit viel Mühe erreicht, dass im Schönbrunner Tiergarten, sondern hatte bot. sie von Mitarbeitern des Tierquartiers abge- sein Büro in den Räumlichkeiten des Wiener holt wurden. Volksbildungswerkes (für das er auch tätig Kurt Kolar ist 1999 plötzlich verstorben. So fürchterlich diese Fälle auch sind, so erklä- war!) im Flakturm im Haus des Meeres. In Die Station wurde vom Vereinsvorstand ren sie sich durch Persönlichkeitsstörungen- seinem Freund, dem damaligen Direktor des beim zehnjährigen Jubiläum „Prof. Dr. Kurt oder Krankheit, und sind daher irgendwo Vivariums, Erich Brenner, fand er einen kon- Kolar Pflegestation“ benannt. Ende 2006 noch nachvollziehbar. genialen Partner für dieses Unternehmen. wurde von der MA 60 – Veterinäramt der Denn damals war das Haus des Meeres die Stadt Wien – die Genehmigung als Tierheim Für mich sind die täglichen Erlebnisse mit Anlaufstelle für Beschlagnahmungen, doch gemäß den Bestimmungen des neuen Tier- den unauffälligen, nicht schlecht situier- die Kapazität war schnell überschritten. So schutzgesetzes erteilt. ten Personen, die sich ihrer nicht mehr er- erkannte auch Dir. Erich Brenner sofort die • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • wünschten „Haustiere“ bei uns entledigen Notwendigkeit so einer Auffangstation und wollen, letztlich schockierender: stellte dem Blauen Kreis kostenlos einen Wir begehen 25 Jahre Pflegestation, und So bringt eine junge Frau die Bartagame des Raum im sechsten Stock des Flakturms zur daher möchte ich diesmal nur einen ganz Lebensgefährten (kein Platz, keine Zeit mehr) Verfügung. kurzen Überblick zur aktuellen Situation in die Station. Doch damit begannen erst die Probleme: Der bieten. Wie Sie sehen werden waren die alten Das junge Männchen liegt im Sterben und heute selbstverständliche Aufzug im Haus des Geschichten ebenso außergewöhnlich und rührt sich kaum mehr. Meeres, den gab es damals noch nicht. Folg- traurig wie die heutigen. Betrüblicherweise Unsere Tierärztin bestätigt den Verdacht: lich musste das gesamte Material zu Fuß über sind wir gleich mit einem drastischen Fall ins dieses Tier ist verhungert. Bei der Sektion die Stiegen nach oben transportiert werden: Neue Jahr gegangen. zeigten sich die Organschäden, sodass alle Eisen, Glas, Eternitplatten, Fliesen, und, und, Bemühungen diese junge Tier noch zu retten und,.. Eine wahrlich schweißtreibende und Wenn das Jugendamt involviert ist hilft man leider scheitern mussten. anstrengende Angelegenheit. Viele der dama- trotz Platzmangel und macht Unmögliches ligen Mitarbeiter des Blauen Kreises und des möglich: Ein Mann möchte seine 18 Jahre alte Mada- Haus des Meeres werden sich heute noch da- Eine junge Familie, der Vater gewalttätig ge- gaskarboa loswerden, da er umzieht. ran erinnern. Aber schlussendlich konnte im genüber der Ehefrau und dem drei Jahre alten Diese Schlangenart hat eine Lebenserwar- Apri1 1992 die Auffangstation unter Beisein Kind - zwei Reptilien waren zu übernehmen. tung von ca. 20 Jahren, daher will niemand von Presse, Rundfunk und Fernsehen sowie Die weinende, sich genierende Großmutter diese Boa haben. Unsere Station war bis aufs zahlreichen Ehrengästen seiner Bestimmung vor Ort in der Wohnung ohne Strom und letzte Mauseloch gefüllt, daher erfolgte eine übergeben werden. Die damals 15 Großterra- Warmwasser. freundliche Absage. rien die alle reihum an der Wand positioniert Entsprechend daher der Zustand des Baby- Worauf der Boabesitzer verkündete: „dann wurden, waren binnen weniger Monate über- Steppenwarans, der zwar noch einmal die bleibt mir nur sie in einer Schachtel vor das füllt. Und schon knapp nach der Eröffnung Augen öffnete und die Wärme und das Licht Haus des Meeres zu stellen.“ Seite | 3
B E R I C H T E ¦ D i ve rs e s Der Schlange, und nicht dem Besitzer zuliebe, wieder wohl mit entsprechenden Streichel- haben wir sie genommen und ein Terrarium einheiten und „Spazierrunden“ in der Stati- Bernhard Grzimek auf Rollen in den Gang gestellt. on. Sein Hauptaugenmerk gilt der Außen- türe an der die Besucher vorbeikommen. 30. Todestag Zwei Tage später werden zwei Königspythons Mein innigster Wunsch wäre wieder einmal, in einem Postsack auf einer Wiese in Gablitz dass verantwortungsvoller mit Lebewesen, Zoologe, Naturschützer, Veterinär, Zoo- gefunden, stark unterkühlt: nur einer über- die man erwirbt umgegangen wird, damit direktor, Filmemacher, Autor, Umwelt- lebte. wir in den echten Notfällen helfen können. politiker – und Präsident der Zoolo- So sind uns oft die Hände gebunden weil gischen Gesellschaft Frankfurt, Ehren- Eine zwei Meter lange Boa wurde in einem wir als kostenlose Entsorgungsmöglichkeit mitglied beim Blauen Kreis. Katzentransportkäfig übernommen. Sie hatte für unverantwortliche Tierhalter unsere eine Lungenentzündung und ein vereitertes Kapazitäten komplett aufbrauchen. Anfang der 50er-Jahre, als sich Deutsch- Maul, nun geht es ihr wieder gut. land im Wiederaufbau befand, brach Eine männliche griechische Landschildkröte Mag. Judith Kastenmeier Bernhard Grzimek nach Afrika auf. 1951 mit so weichem Panzer, dass sich dieser beim ging die erste Reise an die Elfenbeinkü- Atmen bewegte. ste – und Sohn Michael Grzimek, damals Eine weibliche, die 5 Jahre in einem 60 cm gerade 16 Jahre alt, war mit von der Par- Terrarium ihr Dasein gefristet hat, in ähn- tie. Er wollte die Lebensweise der Tiere in lichem Zustand, freier Wildbahn studieren und filmen, um und eine weitere männliche mit einem so ihre Haltungsbedingungen im Zoo zu Schnabel wie ein Papagei, sodass sie kaum verbessern. fressen konnte, ausgesetzt in einer Schachtel Aus diesen Aktivitäten wurde innerhalb am Laaerberg. weniger Jahre ein einzigartiges Engage- ment für die Tierwelt Afrikas. Bernhard All das zeugt von keinerlei Achtung einem und Michael legten mit ihren Tierzäh- Lebewesen gegenüber, es wird ungerührt und lungen aus dem Flugzeug die Grundlage herzlos weggeschaut, vielleicht auch, weil für die moderne Naturschutzarbeit im Reptilien leise sterben. Serengeti Nationalpark und für das heu- tige weltweite Naturschutzprogramm der Ein älterer Herr, schwer erkrankt, musste sei- Zoologischen Gesellschaft Frankfurt, de- nen 10 Jahre alten Leguan krankheitshalber ren Präsident Bernhard Grzimek bis zu abgeben, und war völlig verzweifelt weil kein seinem Tode 1987 war. guter Platz aufzutreiben war. Vater und Sohn Grzimek waren ein außer- Dem Herrn und dem Leguan zuliebe haben gewöhnliches Gespann mit einer sehr en- wir versucht das Tier noch unterzubringen, gen Beziehung. Mit ihrem gemeinsamen denn ein älteres Tier mit einer solchen Bin- Film „Serengeti darf nicht sterben“ lan- dung und Prägung braucht viel Aufmerk- deten die beiden einen Welterfolg. 1960 samkeit und Geduld um es zum Fressen zu erhielt Bernhard Grzimek dafür in Hol- bewegen. lywood den begehrten Academy Award. Er ist ein sehr freundlicher Leguan, absolut Es war der erste deutsche Oscar und bis menschenbezogen, und fühlt sich inzwischen heute der einizge für einen Tierfilm. Sohn Michael war diese Ehre nicht mehr ver- gönnt. Er kam noch vor Abschluss der Einladung t K olar P urahmte und ausgeseflt Dreharbeiten 1959 beim Absturz seiner egzte Re r. K n zebragestreiften Dornier ums Leben. g la e spttilien n ch P rofüfr .beD s Donnerstag, 27. 4. 2017; 11 Uhr a ti o Haus des Meeres, 1060 Wien, Fritz-Grünbaum-Platz 1 Das Tierheim im Haus des Meeres 1060 Wien, Fritz-Grünbaum-Platz 1 25 Jahre Prof. Dr. Kurt Kolar Pflegestation Kurzer Filmrückblick Referate von Franz Six, Stiftungsrat Haus d. Meeres und Prof. Dr. Elisabeth Licek, Präsidentin Blauer Kreis Moderation: Dr. Michael Mitic, Direktor Haus d. Meeres „Tierisch unernst“ Robert Kolar liest Heiteres U.a.w.g. T: 0664 12 17 427 od. bkreis@aon.at Seite | 4
B E R I C H T E ¦ Ne uig kei ten Liebe Mitglieder, liebe Freunde! Im Januar habe ich die irritierende Sendung über das prominente Tierschutzgut in Salzburg gesehen. Dem schwerkranken Gründer wünschen wir jedenfalls alles Gute. Was ich als ehrenamtliche Kassierin des Blauen Kreises zu diesem Bericht sagen kann, ist: „Small is beautiful“, unzulänglich übersetzt mit „Klein, aber fein“. Wir haben vor etlichen Jahren zwei kleine und eine ansehnliche Erbschaft von ehemaligen Mit- gliedern gemacht und zehren noch heute davon. Unseren sinkenden Kontostand beobachten wir mit Besorgnis. Manch Eine(r) von Ihnen würde sich privat für so einen niedrigen Konto- stand schämen. Irgendwie geht es aber bislang doch immer weiter. Das Wichtigste sind Ihre Mitgliedsbeiträge und Spenden! Es gibt auch einige Sponsoren, die uns dankenswerter Weise unterstützen und somit helfen, den Blauen Kreis am Leben zu erhalten – das Haus des Meeres, Basis.Kultur.Wien hilft uns bei unserer Zeitung, die Firma Hesa, und sogar aus der Schweiz erhalten wir Hilfe. Wir fischen auch nicht nach Erbschaften. Alle Ihre Spenden und Mitgliedsbeiträge werden akribisch von mir verbucht, und –seien Sie dessen gewiss – ich schicke jedem von Ihnen dabei jeweils herzlich gute Gedanken! Einige unserer Ausgaben sind unumgänglich zB die Miete für das Büro und Lager für Nist- kästen und dergl. gegenüber dem Haus des Meeres. Die Energiekosten sind eher hoch, weil das feuchte Kellerlokal ordentlich beheizt werden muss. Evelyn und Judith müssen tagtäglich mit besorgten Tierbesitzern telefonieren, die Abholung gefährdeter Tiere vornehmen, und haben gelegentlich auch einige sinnlose Einsätze. So haben sie erst kurz vor Weihnachten am anderen Ende von Wien nach dem hysterischen Anruf einer Dame in einer eher chaotischen Woh- nung stundenlang nach einer riesigen (Vogel?)Spinne gesucht – vergeblich. Das gab eine fette Taxirechnung, weil Evelyn und Judith dorthin mit Öffis erst nach einer stundenlangen Fahrt hingekommen wären... Das Futter, das wir für die Tiere in der Pflegestation kaufen, frisches Gemüse und Futtertiere ist auch nicht gerade billig. Die Tiere, die man uns in der Pflegestation andient, sind gelegentlich schon moribund, sie müssen per Taxi (mit Leguanen und Boas kann man nicht mit Öffis fahren) zu unserer kom- petenten Tierärztin in die Tierklinik Aspern gebracht werden. Evelyn und Judith sind jedesmal sehr enttäuscht wenn ein armes Tier trotz aller Bemühungen stirbt. Aber viele werden ja auch wieder gesund (liebevoll gepflegt von Judith). Die winterliche Vogelfütterung - Futtersilos, Nistkästen, Fettblöcke, Streufutter hat ebenfalls ihren Anteil an unseren Ausgaben. An dieser Stelle wieder Dank an den Tiergarten Schönbrunn, wo die lieben Mitarbeiter auch 2016 zu Beginn der kalten Jahreszeit die Fettblöcke gegossen haben und an Fam. Salomaa. Uff, liebe Mitglieder und liebe Freunde, nun habe ich Ihnen aber Vieles erzählt, das Ihnen vermutlich schon wohlbekannt war. Danke für’s Zuhören, und herzlich danke für Ihre freund- lichen Reaktionen auf - und Spenden für - den Kalender 2017. Herzliche Grüße, Ihre Lotte Deutsch, Kassierin P.S. Was meine Katzen betrifft, kann ich Ihnen Aufschlussreiches berichten: Wussten Sie dass ... ... in der kleinsten Schachtel Platz für einen großen Kater ist? ... man um die Schachtel sogar raufen muss? ... das abgestandene Wasser aus der Gießkanne viel besser schmeckt als das frische im Schüsserl daneben? ... Trockensträuße voll Spielzeug hängen? ... man in einem Einkaufskorb so gut wie unsichtbar ist? Seite | 5
B E R I C H T E ¦ B i e ne ng e s un d h e it Bienengesundheit – ein tierärztliches Aufgabengebiet Fischzucht und Bienenzucht waren in Öster- selbst, sodass von Imkerseite nicht mehr be- reich lange kein Thema für die Veterinärmedi- hauptet werden kann „die Tierärzte kennen zin. An der Veterinärmedizinischen Universi- sich bei den Bienen ja nicht aus“. Die ersten tät (VMU) – vormals Tierärztliche Hochschu- FTA in spe werden wahrscheinlich im Juni le – galten Fisch- und Bienenkunde als „Or- ihre Prüfung ablegen. chideenfächer“: exotisch und nicht wirklich Folgende Fachbereiche gehören zum Berufs- wichtig. Hinsichtlich arzneimittelrechtlicher bild eines Fachtierarztes für Bienen: Belange gelten in der EU Fische (mit Ausnah- Allgemeine Bienenkunde; Allgemeine im- me des Atlantischen Lachses) und Bienen als kerliche Belange; Bienengesundheit; Tierseu- sog. Minor species, unwichtig aufgrund von chen; Populationsdaten und hinsichtlich Verzehrs- Alternative Prophylaxe-, Therapiemaßnah- daten. Nichtsdestotrotz gelten Fische und men ohne Einsatz von Tierarzneimitteln; Bienen als lebensmittelliefernde Tiere und Tierarzneimittel; Bienensterben; Lebens- fallen unter anderem unter die Regelungen mittel Honig, Pollen, Propolis, Gelée Roy- des Lebensmittelsicherheits- und Verbrau- ale, weitere Bienenprodukte; Betriebserhe- cherschutzgesetzes und des Tierarzneimittel- bungen; Förderprogramme. kontrollgesetzes samt Verordnungen. Jährlich werden in Österreich in etwa 5.300 Tonnen Im Dezember 2015 wurde zudem das „Ös- Honig geerntet. Damit steht Österreich an terreichische Bienengesundheitsprogramm neunter Stelle der honigproduzierenden Län- 2016“ kundgemacht. Mit diesem Programm der in der Europäischen Union. Damit war wird der Punkt „Entwicklung eines wirk- die lange geübte Praxis bei Gesundheitspro- samen und effizienten Bienengesundheitspro- blemen Kollegen in der Fisch- bzw. Bienen- grammes zum Bienenschutz“ des Arbeitspro- zucht um Rat zu fragen, nicht mehr möglich. grammes 2013 – 2018 der österreichischen Der Tierarzt bzw. die Tierärztin rückten in Bundesregierung umgesetzt. Es enthält u.a. den Fokus der Bestandsbehandlungen, aller- Schulungs- und Beratungspakete mit deren dings waren fachlich kompetente Veterinäre Hilfe die Imkerinnen und Imker in die Lage rar und die Fisch- und Bienenzüchter mach- versetzt werden, selbst zur Verbesserung der ten kein Hehl daraus, dass sie alles besser Bienengesundheit entscheidend beizutragen. wüssten. Bei den Fischen gelang es rasch, den Mit dem Aufbau und der Erhaltung gesun- Fachtierarzt (FTA) für Fische zu schaffen und der Bienenvölker wird gleichzeitig die wich- auszubilden und die Fischzüchter zu der Teil- tige Bestäubungsfunktion der Bienen sicher- nahme am Tiergesundheitsdienst zu animie- Theorie sondern auch Exkursionen zu den gestellt und die Herstellung von qualitativ ren. Bei den Bienen dauerte es deutlich länger Imkerschulen Graz und Linz, zu der Bienen- hochwertigen und sicheren Lebensmitteln die Tierärztekammer für die Schaffung des haltung der Landwirtschaftlichen Fachschule aus der Imkerei gewährleistet. Das Österrei- Fachtierarztes für Bienen zu gewinnen. Erst Warth/NÖ sowie zu verschiedenen Erwerb- chische Bienengesundheitsprogramm wird die mediale Aufmerksamkeit, die das globale simkern. Da der Bekämpfung der Varroa- von den Tiergesundheitsdiensten der Länder Bienensterben erregte, führte zu einem Um- Milbe nach wie vor große Bedeutung zur und der Biene Österreich, dem Dachverband denken. Obwohl zuerst vor allem Pflanzen- Verhinderung von Völkerverlusten zukommt, der österreichischen Bienenzuchtverbände, schutzmittel aus der Gruppe der Neonicoti- wurde im März heurigen Jahres eigens ein angeboten. noide dafür verantwortlich gemacht wurden, Zusatzmodul angeboten, das sich ausschließ- Das Engagement der österreichischen kommt auch anderen Verlustgeschehen, die lich dieser Thematik widmete. Tierärztinnen und Tierärzte ist sehr erfreulich z.B. durch Milben – Stichwort Varroa - oder Neben der beschriebenen Ausbildung müs- und vielversprechend für die Zukunft un- Viren hervorgerufen werden, große Bedeu- sen die angehenden FTAs 5 Fallberichte und serer Honigbienen. Man könnte als Fisch fast tung zu. Damit steigt auch die Nachfrage eine wissenschaftliche Arbeit verfassen, die neidisch werden, denn Tierärzte die essbare nach tierärztlich ausgebildeten Fachleuten im Rahmen der Prüfung zu präsentieren ist. Fische züchten sind rarer als solche die im- und Tiergesundheitsdiensten. Das Interesse für Bienen ist im Fachkreis au- kern. Aber der Weg zu eigenen Fischteichen Vor drei Jahren begann die Fachtierarztprü- ßerordentlich hoch. An den Modulen nah- ist steinig; bereits das passende Grundstück fungskommission Bienen, der die Autorin men 40 und mehr Interessenten teil, die zwar zu finden und das Wasserrecht zu bekommen ebenso wie der Fachtierarztprüfungskommis- nicht alle den Titel „Fachtierarzt“ anstreben, gelingt nicht jedem. Bienenvölker hingegen sion Fische angehört, mit der Ausbildung der sondern die sich auf dem Gebiet der Hal- kann man ja schon auf einer Dachterrasse zukünftigen Fachtierärzte/Fachtierärztinnen. tung und Behandlung von Bienenvölkern die aufstellen und man kann sie sogar ausleihen! Diese geschah im Modulsystem zweimal jähr- entsprechenden Kenntnisse aneignen wollen. lich über drei Jahre und beinhaltete nicht nur Viele der Teilnehmer imkern mittlerweile Prof. Dr. Elisabeth Licek Seite | 6
B E R I C H T E ¦ D ivers es Harnas Wildlife Foundation Die Harnas Wildlife Foundation, in Namibia kommen, sie zu füttern, zu pflegen und mit im südlichen Afrika gelegen, auch bekannt ihnen in Kontakt zu kommen? Das reicht als das Waisenhaus für wilde Tiere, kümmert vom Spielen mit kleinen Affenbabys bis hin sich um kranke, verletzte und verwaiste Tiere. zu Spaziergängen mit Geparden, die ausge- Derzeit werden mehr als 400 Tiere auf Har- wildert werden sollen und so an die Freiheit nas gepflegt, betreut und nach Möglichkeit gewöhnt werden. Volontäre wohnen zu viert wieder ausgewildert. Auf Harnas leben Lö- in einem Volontärshaus und machen alle wen, Geparde, Leoparde, Wildhunde, Erd- Tätigkeiten, die auf Harnas anfallen: Futter- männchen, Mangusten, Strauße, Warzen- vorbereitung, Fütterung der Tiere, Reinigen schweine und viele andere Tiere. der Gehege, Anlegen von Wasserstellen und vieles mehr. Wer gerne alleine oder zu zweit Im Rahmen einer freiwilligen Mitarbeit ha- wohnen möchte, ist im Exclusivprojekt genau ben alle Tierfreunde ab 18 Jahren die Mög- richtig. Natürlich kann man Harnas auch als lichkeit, auf Harnas aktiv mitzuarbeiten und Gast besuchen und die Tiere beobachten. dabei die Tiere ganz nahe zu erleben. Die Alle Infos zu Harnas findet man auf der Mitarbeit kann 2 bis maximal 12 Wochen Homepage: www.harnas.at dauern. Wo sonst hat man die Möglichkeit, ganz nahe an afrikanische Tiere heran zu Regina Hermann 40 Jahre Tiergarten Walding Die Kröte im Brunnenschacht Seit 40 Jahren betreibt Geli Mair den idyllischen Tiergarten Walding in herrlicher Landschaft, Zum Glück ist unser Spezial-Taxifahrer nördlich von Linz. Kummer gewöhnt und außerdem groß Etliche ihrer Pfleglinge waren ehemalige Zirkustiere, die bei Geli gut untergebracht waren. und sehr schlank, also ideal für einen Sowohl der Schönbrunner Tiergarten als auch der Blaue Kreis haben engen Kontakt mit Geli engen Brunnenschacht. Eine tierliebe Mair und können Ihnen einen Besuch dort nur empfehlen. Familie hat Evelyn Kolar ersucht, eine Kröte aus dem Brunnen in ihrem Garten zu retten. Mit Hilfe von Herr Leimer, der über eine Leiter hinunter in den Schacht geklettert ist, konnte das Tier gerettet werden. Die Familie hat sich sehr lieb bedankt., und die Kröte kann nun ihre Wanderung zu ihrem Laichgewässer fortsetzen. Foto: Jutta Kirchner Foto: W. Leimer Seite | 7
B E R I C H T E ¦ Ti e re un d H e i li ge Tiere und Heilige Die meisten Heiligen sind auf Bildern und Statuen mit „Attributen“ dargestellt; dazu zählen, um nur einige Beispiele zu nennen, u. a. Brote (Elisabeth von Thüringen, Hed- wig von Schlesien), Bücher (so Äbte und Or- densstifter), Kirchenmodelle (Kirchenerbauer wie Karl der Große, Markgraf Leopold III.), goldene Kugeln (Nikolaus von Myra) sowie Tiere; diese „Attribute“ beziehen sich zum ei- nen auf das legendenhafte Heiligenleben oder sind zum anderen Symbole von deren Cha- rakterzügen und Handlungen. Für Wissen- schaften wie Kunstgeschichte, Theologie und Volkskunde erleichtern neben der Kenntnis von Heiligenviten, Legenden und weiteren Quellen diese Attribute die Identifikation der Abgebildeten. Auch das gläubige und lesensunkundige Volk kannte durch Predigen die Legenden, daher auch manche Attribute und wusste, an wel- che Heilige man sich in bestimmten Anliegen wegen deren Fürbitte im Himmel zu wenden hatte. Vor allem die Schutzheiligen des Nutz- viehs waren im bäuerlichen Umfeld von be- sonderer (auch wirtschaftlicher) Bedeutung; sie sind daher auch in ihren Darstellungen von Tieren begleitet: von Kühen, Ochsen und Stieren, Lämmern und Schafen. Der für die Bauern wichtigste dieser „Viehheiligen“ war und ist im süddeutschen Raum der hei- lige Leonhard, der „Bayrische Herrgott“ mit Ochs und Pferd zu Füßen, für deren Schutz er „zuständig“ ist. Dass er diese Funktion einer Fehldeutung eines weiteren Attributes, einer Kette, verdankt, sei hier auch verraten: diese Gefangenenfessel oder -kette bezieht sich auf die ihm zugeschriebene Gefangenenfürsorge und wurde von der Landbevölkerung dann als Tierkette interpretiert. Außer dem schon genannten Vieh sind noch folgende Tiere als Heiligenattribute belegt: Adler, Bär, Biene, Esel, Falke, Fisch, Frosch, Gans, Hahn, Hirsch und Hirschkuh, Hund, Krokodil, Löwe, Maus, Muschel, Pfau, Rabe , Ratte, Schlange, Schwan, Schwein, Spinne, Taube, Wildgans und Wolf. Dazu kommen als „Fabeltiere“ noch Drache (das erwähnte Krokodil ist wohl auch als Drache zu inter- pretieren) und Einhorn. Auf manche dieser Tiere wird im Zusammenhang mit dem ein- schlägigen Heiligenkalender in den nächsten Folgen von „Kamerad Tier“ noch zurückzu- kommen sein. Dr. Olaf Bockhorn Seite | 8
B E R I C H T E ¦ Tie re de s Ja hres Wildtier des Jahres 2017 - Die Haselmaus Haselmäuse haben viele Probleme: Ausge- räumte Agrarlandschaften ohne artenreiche Hecken und Gehölze, strukturarme Wald- ränder und der Mangel an unterschiedlichen Baumfrüchten sind maßgeblich für den Rückgang der Population mitverantwortlich. Haselmäuse haben eine reichhaltige Speise- karte. Sie fressen im Frühjahr die Knospen und Blüten, vertilgen im Sommer auch mal Insekten. Im Herbst mögen sie am liebsten Nüsse - wie der Name verrät, bevorzugen sie Haselnüsse. Sie brauchen das Fett, um sich genügend Speck für den Winterschlaf anzu- fressen. Zum Überwintern bauen Haselmäu- se dicht gewobene Nester in der Laubschicht am Boden. Ende März erwachen die Lang- schläfer aus ihrem halbjährigen Schlaf. Foto: Dieter Bark / nabu Reptil des Jahres 2017 - Die Blindschleiche Wie alle einheimischen Amphibien und Reptilien ist die Blindschleiche zwar beson- ders geschützt, aber durch fortschreitenden Siedlungs- und Straßenbau vom Verlust ihrer Lebensräume bedroht. Oft zeugen nur die auf Straßen überfahrenen Blindschleichen von den versteckt am Boden lebenden Rep- tilien, die in Siedlungsnähe auch regelmäßig Opfer von Mäharbeiten oder streunenden Hauskatzen werden. Dabei sind Blindschlei- chen nützliche Gartenhelfer, die neben Re- genwürmern, Insekten, Asseln und Spinnen besonders gerne Nacktschnecken fressen. Stellvertretend für viele andere Arten werben Blindschleichen somit für naturnahe Gärten mit wilden Ecken, in denen keine Tier- und Pflanzengifte eingesetzt werden. Foto: Frank Derer / nabu Seite | 9
B L AU E R K R E I S ¦ De r Wa ld k auz Vogel des Jahres 2017 Der Waldkauz – ein stimmgewaltiger Heimlichtuer Dank der landschaftlichen Vielfalt kommen sprunghaft ansteigen, in den Folgejahren aber Jahren; in Mangeljahren kann die Brut aber in Österreich bis zu 10 Eulenarten vor. Die wieder - auf nahe Null – zusammenbrechen. auch ausfallen. Das Weibchen brütet alleine, Größenspanne reicht vom imposanten Uhu Dann müssen Waldkäuze ihren Energiebe- wobei die Bebrütungsdauer bei den Eulen – (60 -70cm) bis zum kecken Sperlingskauz (16 darf allein mit Regenwürmern und Käfern als eher „altmodischer“ Vogelgruppe – wenig- -17cm); der gedrungene Waldkauz besetzt mit decken; gelegentlich können selbst Frösche, stens 4 Wochen dauert. Rechnet man dann etwa 40cm Körpergröße und 0,50 -0,60kg Fische oder kleinere Vögel zur Beute werden. weitere 4 Wochen Nestlingszeit hinzu, so Gewicht das Mittelfeld. Sein großer, bei Erre- Da Eulen die unverdaulichen Beutereste wie- braucht das Eulenpärchen ganze 2 Monate, gung kugelig aufgeplusterter Kopf war wohl der auswürgen, lässt sich der jeweilige Speise- bis der Nachwuchs den Nistplatz verlässt, Namen-gebend, denn „Kauz“ lässt sich von plan an Hand der Gewölle („Speiballen“) gut und noch einmal 3 -4 Wochen, bis die Jung- „Katze“ ableiten. Mit flauschigem Gefieder ermitteln. käuze endlich selbstständig sind. und den großen, tiefschwarzen „Kirschenau- gen“ erfüllen Waldkäuze alle Merkmale des Ein reiches Beuteangebot ist vor allem zur Waldkäuze sind echte „Nesthocker“ und sogenannten „Eulen-Schemas“. Brutzeit wichtig, da das Eulenmännchen das brauchen eine intensive Betreuung durch brütende bzw. hudernde Weibchen samt den ihre Mutter, zumindest die ersten 10 Tage Diese anpassungsfähige Eulenart findet sich Jungen allein versorgen muss. Als Anpassung ihres Lebens: der kompakte Körper liegt nicht nur in Wäldern (bevorzugt in klimatisch an den nicht vorhersehbaren „Mäusezyklus“ kraftlos auf, bedeckt mit einem nur schüt- günstigen Laub- und Mischwäldern), konnte werden in sogenannten „Mäusejahren“ sehr teren Dunenflaum (Eidunen), die Augen im ihren Aktionsraum vielmehr bis in Baum- viel mehr Eier gelegt bzw. Nestlinge aufgezo- übergroß wirkenden Kopf noch geschlos- bestandene Parks und Gärten am Stadtrand gen, als in Mangeljahren. sen, die federlosen Flügel schlaff herunter- ausdehnen. Dort sucht sie dichte Baumkro- hängend. Dank der eiweißreichen Nahrung nen, schützende Efeuranken oder ausgef- Waldkäuze achten streng auf ihre Reviergren- machen Wachstum und Entwicklung aber aulte Baumhöhlungen als Tagesversteck, sie zen, wobei sie Nachbarn oder Rivalen vor rasche Fortschritte: Schon nach wenigen weiß aber auch Nischen in brüchigem Ge- allem durch Rufen und Singen auf Distanz Tagen sprießen erste Federkiele an Rücken mäuer oder Kamine als Schlupfwinkel zu halten. Wer kennt nicht den typischen Wald- und Flanken; die Augen öffnen sich spaltför- nutzen. Als dämmerungs- und nachtaktive kauz-Gesang, wie er jeden Fernseh-Krimi mig und allmählich können auch die – noch Mäusejäger versuchen Waldkäuze nämlich, akustisch untermalt: einerseits weich, hohl klobigen - Beine den Körper abstützen. Ab tagsüber möglichst „unsichtbar“ zu bleiben. und weittragend, andererseits heulend und dem 10. Lebenstag wärmt das Nestlingskleid Dazu drücken sie sich bei Störung z. B. in tremolierend mit charakteristischen Pausen. bereits soweit, dass die Eulenmutter ihre Jun- ein großes Astloch, die Augen werden spalt- Da Silbenlänge und Stimmcharakter bei je- gen zeitweise allein lassen kann. Bis zur 3. Le- förmig zugekniffen; letztlich perfektioniert dem Männchen individuell verschieden sind, benswoche verdichtet sich das erste Gefieder die Fleckenzeichnung des meist graubraun- können fremde Eindringlinge eindeutig von und lässt die Eulchen wie flauschige Knäuel rindenfarbigen Gefieders diese Tarnung. bekannten Nachbarn unterschieden werden. aussehen. Jetzt versuchen sie auch schon, neugierig zum Höhleneingang zu klettern. Die Hauptaktivität der Käuze fällt in Däm- Mit grellen kjiewitt-Rufen, dumpfem Kol- Typischerweise springen Waldkauz-Junge merung und Dunkelheit. Den nächtlichen lern und heulenden Gesängen finden die mit etwa 4 Wochen vom Nistplatz, noch Jagdflug ermöglichen außerordentlich spezi- Paare bereits im Herbst zusammen, wobei ohne jede Flugfähigkeit. Da hocken sie dann alisierte Sinnesorgane: Die großen Augen ver- Männchen wie Weibchen über ein vielfältiges oft verdutzt – und scheinbar verlassen – auf mögen selbst geringes Restlicht auszunutzen; Lautrepertoire verfügen. Da Waldkäuze sehr dem Waldboden. Nur allzu oft glauben gut- bei völliger Finsternis gelingt noch eine Ori- früh im Jahr mit der Brut beginnen, setzen meinende Menschen, diese Findlinge „retten“ entierung mit Hilfe des extrem feinen Gehörs. ihre Balzgesänge - nach kurzer Winterpause - zu müssen. Das ist nicht nur nicht notwen- Die großen, rund-geschnittenen Flügel erlau- oft schon im Januar/Februar wieder ein. Jetzt dig, sondern sogar abträglich. Denn erstens ben selbst in dichtem Baumbestand wendige gilt es, eine bestmöglich geeignete Bruthöhle werden solche „Ästlinge“ von ihren Eltern Drehungen, wobei ein feiner Fransensaum zu finden, sei es ein hohler Baum, ein ein- weiter versorgt, dabei oft auch in vehementen an der Schwingenkante als „Schalldämpfer“ samer Hochsitz oder eine Nische im offenen Angriffen gegen Störer aller Art verteidigt dient - und ein nahezu lautloses Anpirschen Kirchturm. Mancherorts stehen den Eulen (auch gegen verdutzte Spaziergänger). Und ermöglicht. auch große Nistkästen zur Verfügung. Hier zweitens können die Jungkäuze unter Ein- formen die Eulen eine flache Mulde durch satz von Krallen, Schnabel und Flügel an Die bevorzugten Mäusearten finden sich grabendes Scharren in der Bodenstreu. rauen Baumborken oder Gebüsch in sichere meist auf kleinen Waldlichtungen, an Waldr- Stammhöhen hinaufklettern. ändern und am Bachufer. Allerdings schwankt In zweitägigem Abstand legt das Weibchen das Angebot an Mäusen von Jahr zu Jahr ganz reinweiße, nahezu kugelrunde Eier. Die An- Der jeweilige „Vogel des Jahres“ soll auf ein erheblich. Z. B. kann die Mäusedichte infol- zahl richtet sich nach dem aktuellen Beutean- aktuelles Naturschutzproblem aufmerksam ge einer reichen Samenmast der Waldbäume gebot: 5 -7 in Mäusejahren, 3 -4 in normalen machen. In diesem Sinne stehen Waldkäuze Seite | 10
B L AU E R K R E I S ¦ De r Waldk auz stellvertretend für den Schutz alter Bäume, den Erhalt von geeigneten Bruthöhlen und für die Berücksichtigung des Artenschutzes bei Verkehrsplanung, Errichtung von Zäunen sowie der Konstruktion von Stromleitungen oder Windkrafträdern, denn alle diese Phä- nomene der Kulturlandschaft bergen ein ho- hes Unfallrisiko für große Vögel, speziell für Eulen, die solche Hindernisse bei Dunkelheit ja nicht erkennen können. – Des Weiteren will uns der Waldkauz - als Jahresvogel – von der abergläubischen Auffassung abbringen, Eulen seien „Todesboten“. Denn ein Kenner wird aus dem hallenden Heulgesang eines Waldkauz´ nichts Unheimliches heraushören, eher einen „Jubelschrei“, der uns das nahe Frühjahr ankündigt. Foto: ÖBf Dr. Wolfgang Scherzinger 150 Vogelinseln eingerichtet – 80 weitere heuer in Planung Die Österreichischen Bundesforste (ÖBf ) betreiben in Zusammenarbeit mit BirdLife Österreich ein landesweites Naturschutzpro- jekt, das den Waldvögeln in ÖBf-Wäldern wieder mehr Lebensraum bieten soll. „Wir wollen heimischen Eulen und anderen bereits gefährdeten Waldvögeln in unseren Wäldern auch in Zukunft eine Heimat bieten“, erläu- tert Rudolf Freidhager, Vorstand der Bundes- forste, die rund 15 % der Wälder im Land betreuen. „Dafür weisen wir österreichweit knapp 500 Vogelinseln zur Förderung der Artenvielfalt aus, in denen wir bewusst auf forstliche Bewirtschaftung verzichten.“ Naturnahe Forstwirtschaft fördert Arten- vielfalt Darüber hinaus integrieren die Bundesforste gezielt Maßnahmen für den Vogelschutz in die tägliche Waldbewirtschaftung. So werden bei jeder Holzernte sogenannte Biotopbäume, das sind besonders alte, mächtige Exemplare, bewusst im Wald belassen – neben Buchen oder Tannen auch seltene Baumarten wie etwa die Eberesche. Auch ausreichend abge- storbenes Holz soll in den bewirtschafteten Wäldern verbleiben, um Raum für neues Le- ben zu bieten. Aber nicht nur für Waldvögel, sondern auch Flechten, Pilze sowie Insekten wie der seltene Alpenbockkäfer oder Hirsch- käfer finden so ihren Lebensraum in nachhal- tig bewirtschafteten Wäldern. Foto: Wolfgang Scherzinger Seite | 11
B L AU E R K R E I S ¦ D i e G ot te s an be te r in Insekt des Jahres 2017 - Ihre Scheinheiligkeit, die Gottesanbeterin In Österreich, Deutschland und der Schweiz und dann blitzschnelles Zuschlagen mit den und Larven Schutz und isoliert über den gilt die Gottesanbeterin als bedrohte Art. Sie langen, dornenbewehrten Fangarmen ma- Winter. Die erwachsenen Tiere sterben vor breitet sich jedoch weiter nach Norden aus chen die Mantis zu sehr erfolgreichen Jägern. Wintereinbruch. Im Frühjahr schlüpfen dann und besiedelt dauerhaft immer mehr Gebiete, Sie erbeutet nebst Insekten hie und da sogar die Jungtiere. obwohl ihre ursprüngliche Heimat Afrika ist, junge Frösche und Eidechsen. Ihr Verhalten wo viele Mythen um das faszinierende Insekt war für chinesische Kung-Fu-Kämpfer Vor- Warum wird die Gottesanbeterin zum ranken. In Südwestafrika erzählt man fol- bild, und sie entwickelten die Kampfsportart „Insekt des Jahres“ ausgewählt? gendes: Um allen Lebewesen zu zeigen, dass im „Stil der Gottesanbeterin“. Das Expertengremium, dem namhafte Insek- sie Gott ist, wollte die Gottesanbeterin den tenkundler und Vertreter wissenschaftlicher Mond fangen, was sie jedoch nicht schaff- Religiöse Seherin Gesellschaften und Einrichtungen angehören, te. Eines Abends sah sie den Mond jedoch Die „Religiöse Seherin“ – so könnte man möchte mit der Wahl der Gottesanbeterin auf im Wasser spiegeln und stürzte sich auf ihn, Mantis religiosa übersetzen – liebt sonnige, deren Ausbreitung in Folge der Klimaerwär- war jedoch erfolglos und konnte nur knapp warme Südhänge mit Halbtrockenrasen, mung aufmerksam machen. dem Tod entrinnen und sich ans Ufer retten. Gras- und Buschlandschaften. Durch ihre Dort versuchte sie, mit einem Stein das zu Färbung und ihr gemächliches Verhalten ist André Mégroz (Text und Fotos) Glas gewordene Spiegelbild des Mondes zu sie sehr gut getarnt. Das Weibchen wird bis zerschlagen. Dabei verletzte ein Glassplitter 75 mm lang, das Männchen bis 60 mm. ihr Auge. Seither fleht sie mit erhobenen Ar- men demütig den Mond an und bittet ihn Sexualkannibalismus um Verzeihung und um Hilfe. Eine andere Das Paarungsverhalten der Gottesanbeterin Legende kennt man bei den Khoisan-Völkern lässt viele Menschenmänner frösteln, denn (Südafrika). Dort erscheint der Schöpfergott gelegentlich liebt die Mantis ihren Partner so Kaggen in der Gestalt der Gottesanbeterin sehr, dass sie ihn während der Paarung auf- und symbolisiert damit die ständige Erneu- frisst. Doch dies ist nicht die Regel, oft über- erung, das Sterben und Werden. stehen die Männchen den Akt unbeschadet. Übrigens gibt es den Sexualkannibalismus bei Vorbild für Kung-Fu-Kämpfer verschiedenen Insekten, aber auch bei Spin- Entgegen ihrem Namen ist die Mantis reli- nen usw. Im Spätsommer - rund eine Woche giosa – so der lateinische Name der Gottes- nach der Kopula - legt das Mantis-Weibchen anbeterin – alles andere als eine betende Un- eine Schaummasse mit bis zu 200 Eier an schuld. Gut getarnt, sich langsam bewegend, Holzstücke, Pflanzen oder Steine. Das Eipa- stundenlanges Verharren, Fixieren der Beute ket (Oothek) erhärtet und bietet den Eiern Seite | 12
B L AU E R K R E I S ¦ De r S e e saibl i ng Fisch des Jahres 2017 - Der Seesaibling In Österreich ist der Seesaibling, Salvelinus schen 25 und 35 cm, aber es sind auch Exem- Daneben werden auch Eismeersaiblinge und umbla, eine zur Familie der Lachsartigen plare mit ca. 75 cm und einem Gewicht von Alpenlachs angeboten. Hierbei handelt es (Salmonidae) gehörende Fischart, der Fisch 8 kg bekannt geworden. In den nahrungs- sich nicht um unseren Salvelinus umbla son- des Jahres 2017. Auf der Homepage des „Le- armen Gebirgsseen existieren Zwergformen, dern um Salvelinus alpinus. Der Rogen dieser bensministeriums“ findet sich dazu folgender Schwarzreuter genannt, die maximal 20 cm Art stammt aus Zuchten in Kanada oder, im Eintrag: „Der Seesaibling wurde bereits im an Körperlänge erreichen. Falle von Alpenlachs aus Norwegen oder Is- Jahr 2005 zum Fisch des Jahres bestimmt. Seesaiblinge haben ein breites Nahrungsspek- land von Fischen die noch meergängig sind. Die neuerliche Nominierung liegt darin be- trum das von Zooplankton über Wasserin- In Deutschland wurde die Flunder (Platich- gründet, dass sich die selbstreproduzierenden sekten und deren Larven bis zu Jungfischen thys flesus ) zum Fisch des Jahres 2017 ge- heimischen Bestände im letzten Jahrzehnt reichte. Der Wildfangsaibling genannte Typ wählt, eine marine Plattfischart, deren Jung- alles andere als positiv entwickelt haben und ist ein großwüchsiger Räuber der sich bereits fische auch im Brackwasser vorkommen und der Seesaibling somit nach wie vor gefährdet früh für Fische als Nährtiere entschieden hat. in die Flüsse einschwimmen (die Kaulbarsch- ist“. Wie bei der Seeforelle sind die Ursachen Flunder-Region ist die letzte Fischregion Der heimische Seesaibling ist ein schlanker der Gefährdung des Seesaiblings vielfältig: eines Flusses). Die Schweiz hat sich für das Fisch mit grau bis olivgrünen Flanken mit der Verlust intakter Laichplätze, die Über- Bachneunauge (Lampetra planeri) entschie- hellen Punkten. Die männlichen Fische ha- fischung der Bestände und das Abfischen den. Dieses gehört zu den kieferlosen Fischen, ben einen orange oder rot gefärbten Bauch, von Individuen bevor sie erstmals Ablaichen wissenschaftlich Agnatha und besitzt ein dessen Farbe sich in der Laichzeit intensiviert. konnten seien als Beispiel angeführt. Um die knorpeliges Skelett. Unser Fisch des Jahres Brust,- Bauch- und Afterflossen sind rot mit Populationen in den Seen stabil zu halten, dagegen gehört wie alle Knochenfische zu weißem Rand. werden daher heute vielerorts Laichfische mit den kiefertragenden Fischen, Gnathostomata. Der Seesaibling bewohnt die kühlen sau- speziellen Netzen gefangen (Lechfischerei, erstoffreichen Alpen- und Voralpenseen. z.B. im Salzkammergut), Rogen (Fischeier) Dr. Elisabeth Licek Er ist ein Relikt aus der letzten Eiszeit und und Milch (Samen) noch am Boot abgestreift Verwendete Literatur: wanderte vor 10.000 Jahren aus dem Nor- und die befruchteten Eier in Fischzuchten er- Hauer, W. Fische, Krebse, Muscheln. den ein. Er ist z.B. in Skandinavien, Island, brütet. Die Fischchen werden dann in ihrem Stocker Verlag 2007 Russland, Irland, und Schottland verbreitet. Heimatgewässer wieder ausgesetzt. Seine Stammform ist der Arktische Saibling Saiblinge, sowohl Seesaiblinge als auch die (Arctic char, Salvelinus alpinus), eine ana- nicht heimischen Bachsaiblinge sind hervor- drome Art, die im Nordatlantik und dem ragende Speisefische und Bestandteil Öster- Polarmeer (Norwegen, Island und Grönland) reichs Aquakultur. In Fischzuchten beliebt ist vorkommt und zum Laichen ins Süßwasser ein robuster Hybride der beiden Arten, der Foto: Seesaibling_c_OoeLandesfischereiverband Kurt Pinter wandert. Daneben gibt es sog. landlocked Elsässer Saibling. Populationen (z.B. in Kanada), die im Süß- wasser leben und keinen Zugang mehr zum Meer haben. In unseren Seen haben sich Populationen ent- wickelt, die für ihr Gewässer typisch sind und sich von anderen Beständen z.B. hinsichtlich Aussehen, Wachstum und Ernährung unter- scheiden. Der Saibling bevorzugt tiefe Ge- wässer. Manche Populationen laichen auch auf den Steinböden der Seen in Tiefen bis zu 80 m, die Grundlaicher, andere dagegen in Ufernähe wie z.B. bei Bacheinmündungen, die Uferlaicher, und manche ziehen auch in die Bäche hinauf. Die Laichzeit kann bereits im Spätsommer beginnen und sich bis in den Jänner erstrecken. Die Milchner – männ- lichen Fische – fallen zur Laichzeit durch ihre intensive Färbung vor allem der Bauchregion auf; ältere Fische zeigen einen Laichhaken, eine hakenförmige Verlängerung des Unter- kiefers. Seesaiblinge erlangen Körpergrößen zwi- Seite | 13
B L AU E R K R E I S ¦ Wi ld t i e re Wildtiere zwischen Kaisermühlen und Floridsdorf Ich bin halt neugierig und schau vielleicht ge- schon lang genug, hab´s noch gelernt mit der Alten Donau ziehen meist die Graureiher nauer als andere.“, sagt die pensionierte Kai- Blende, Zeit, Entfernung einstellen. Jetzt ihre Aufmerksamkeit an sich. Am Kaiser- sermühlner Lehrerin Charlotte Pichler, die knips ich mit Automatik, ich will das Ding wasser hat sie neben den Schildkröten auch auf ihren Spaziergängen mit einer einfachen nur verwenden.“ schon Teichhühner und knapp unter der Kamera verblüffende Tieraufnahmen zustan- Das „Ding“ ist ein einfacher, aber besonders spiegelnden Wasseroberfläche einige Hechte de bringt – vor ihrer Haustür, mitten in Wien. lichtstarker und mit einem langen Zoom ver- und einen Wels fotografieren können. „Die Leute sehen nichts, die schauen nicht. sehener Fotoapparat, der Eigenschaften von „Ich freu mich einfach, dass ich in der Stadt Das ist mir aufgefallen, wie ich einmal bei ei- Spiegelreflexkameras und Kompaktkameras und zugleich in so vielfältiger Natur lebe. ner Straßenbahnhaltestelle als einzige einem in sich vereint. 600 Millimeter Brennweite, Und dabei auch bemerke, wie sie sich verän- Reiher zugeschaut hab, der gerade über das draufdrücken, fertig. dert. Früher waren Möwen und Krähen nur Donauzentrum geflogen ist.“ Pichlers bevorzugtes Jagdrevier ist das Kaiser- im Winter da. Und in den 70er-Jahren, zu Charlotte Pichler ist in den Auwäldern von wasser und die Gegend rund um die Reichs- Zeiten des Überschwemmungsgebietes, sind Fischamend aufgewachsen und wohnt seit brücke. Rehe bis zur Reichsbrücke gekommen. Di- mehr als vierzig Jahren in Kaisermühlen. Von Im Kaiserwasser ist es ihr am 19. April 2014 rekt hinter unserem Gemeindebau sind am 1970 bis zu ihrer Pensionierung 2006 war gelungen, ein Europäisches Sumpfschildkrö- Damm Rebhendln herumgelaufen. Dafür sie Lehrerin für Bildnerische Erziehung am ten-Männchen zu fotografieren – inmitten waren mir damals zum Beispiel Kormorane Gymnasium in der Donaustädter Bernoulli- von illegal ausgesetzten amerikanischen Was- völlig unbekannt. Vieles ist mir auch beim straße. serschildkröten. Es war das erste Mal, dass so Laufen aufgefallen, wie die ersten gefällten Ihre Philosophie: „Ich knipse alles und mit nahe des Stadtzentrums eine einheimische “Biberbäume” an der Neuen Donau. Auf der der Technik beschäftige ich mich nicht.“ Da- Schildkröte nachgewiesen werden konnte. Promenade bei der Alten Donau ist einmal bei mangelt es ihr nicht an Wissen – in ihrer Zwischen Reichsbrücke und Millennium To- sogar ein Eisvogel vor mir her geflogen. Ich Schule hat sie lange Zeit im Rahmen von wer sind ihr bereits Biber, Kormorane, Wan- renn halt gern in der Natur herum, da ergibt Kursen auch Fotografie unterrichtet. derratten, Turmfalken, eine Krähenkolonie, sich das mit der Zeit.“ „Ohne Fotoapparat komm ich mir amputiert eine Moschusente und ein Schwarzspecht vor vor, das geht gar nicht! Ich mach es ja auch die Linse gekommen, im Wasserpark und an Manfred Christ Seite | 14
B L AU E R K R E I S ¦ Lo bau Die Lobau trocknet aus Die Verlandung schreitet zügig voran. Das das Donauwasser in die Untere Lobau gelän- „kleine“ Eberschüttwasser, das bis vor wenigen ge „noch im Lausgrund größtenteils aus dem Jahren noch gut zu befahren war, ist mit der Wasser entfernt“ werden würde. Das Laus- Zille nicht mehr zu erreichen. Im Lausgrund grundwasser besäße „ein hohes Potenzial zur ist das Wasser komplett versiegt. Die Brun- Nitratreduktion“. nader und das Gänshaufenwasser existieren Das 2014 gestoppte Vorhaben dürfte nun nur noch in Erinnerungen. Das Lichte Loch nicht einmal mehr Gesprächsthema sein. Von ist ein trockener Graben, das Schwarze Loch Seiten der Behörden heißt es lediglich, dass ein verschlammter Tümpel. Das Kühwörther weiterhin nach einer Möglichkeit für eine Wasser und das Mittelwasser weisen einen Einspeisung gesucht werde. Allerdings wären historischen Tiefstand aus. In Kombination durch den damit verbundenen Grundwasser- mit der dicken Eisschicht war das heuer für anstieg Trinkwasserbrunnen und Wohnkeller viele Fische fatal. gefährdet. Beides zusammen würde eine ra- Die Pläne der Stadt Wien zur Einspeisung sche Lösung nicht erlauben. vom Wasser aus der Neuen Donau in die Für Kenner der Au sind dies nicht nachvoll- Untere Lobau wurden 2014 trotz bereits ent- ziehbare Aussagen: standener Kosten von 6,15 Millionen Euro Die Zahl der Keller, die unter Feuchtigkeit überraschend verworfen. Man hatte an den leiden würden, ist nie bekannt geworden. Altarmen sogar schon Messstellen errichtet, Sind es 5000 oder bloß fünf? um das Ansteigen des Wasserspiegels genau Wenn die Einspeisung von Wasser aus der dokumentieren zu können. Ziel des von Neuen Donau die Brunnen gefährden wür- Bund, Land und EU finanzierten Projektes de, wieso wird dann hingenommen, dass die war „die Dynamisierung der Augewässer und Donau bei Hochwasser vom flussabwärts ge- die Verbesserung der Grundwassersituation legenen Schönau her nach oben in Richtung im Sinne des Naturschutzes.“ Wien drängt und das Gebiet rund um das Die dafür erstellten Studien präsentieren Grundwasserwerk mit „schmutzigem“ Was- weitgehend identische Ergebnisse: Will man ser flutet? Und was ist mit der Fähigkeit der die Lobau zumindest im aktuellen Zustand Lobaugewässer zum Abbau von Nitrat? erhalten, so wird empfohlen, müsste un- Die Trinkwasserbrunnen bestehen seit den bedingt und erheblich Wasser eingeleitet 1960er-Jahren. Seitdem ist die Lobau massiv werden. Würde man das nicht tun, käme es verlandet, der Wasserspiegel deutlich gesun- zu einem Rückgang der Artenvielfalt. ken. Wieso soll nun eine Wiederherstellung Eine wasserdurchflutete Aulandschaft würde der Situation der 70er-Jahre eine Trinkwas- obendrein die Qualität des darunter liegen- sergefährdung bedingen? den Grundwassers verbessern – indem sie in War es notwendig, 6,15 Millionen Euro zu den Gewässern darüber, nach Art eines guten investieren, um zur Ansicht zu gelangen, Aquarienfilters, ungesunde Nitrate abbauen dass Trinkwasser und Keller durch einen könnte. Österreichs erfahrenster Auen-Öko- Wasserspiegelanstieg beeinträchtigt werden loge Werner Lazowski weist seit langem da- könnten? Was ist der wahre Hintergrund der rauf hin, dass dies eine „ökologische Dienst- Geschichte? leistung“ der Natur sei, die es besser zu nut- Der ehrwürdige, 1973 gegründete Verein zen gelte. In den USA, so Lazowski, hätte der „Lobaumuseum – Verein für Umweltgeschich- Gedanke bereits Fuß gefasst. te“ hat sich, gewissermaßen aus Einblick und Was die Lobau betrifft, wurde diese Filter- Verzweiflung, des Themas angenommen. Die wirkung vor kurzem bestätigt: Bei der Ein- laufend aktualisierte Website: speisung von Wasser aus der Neuen Donau www.lobaumuseum.wien über die Alte Donau und das Mühlwasser bis Manfred Christ hinab in die Obere Lobau wurde festgestellt, dass die hohen Nitratkonzentrationen im Fotos: Kurt Kracher Donauwasser signifikant verringert werden, was – so die Studie – „auf eine effiziente Ni- trataufnahme im Altarmsystem hinweist.“ Die geplante, aber wieder abgesagte Ein- speisung von Wasser in die Untere Lobau hätte zu einem identischen Ergebnis geführt. Denn Untersuchungen des Sediments haben gezeigt, dass die Nitratmenge, die damit über Seite | 15
B L AU E R K R E I S ¦ Früh li ng s zeit Frühlingszeit • Nistmaterial an vor Regen geschützten Stellen anbieten – ausgekämmte Tierhaare oder geschnittene Wollreste (keine langen Fäden!!) • Vogeltränken aufstellen. • Buschwerk ungestört lassen. Bitte beim Gießen nicht mit dem Schlauch hineinspritzen – es könnten freibrütende Vögel ihre Nester dort haben. • Ein Jungvogel, egal ob Singvogel, Eule oder Greifvogel, der bereits am ganzen Körper befiedert ist und hüpfen, stehen und klettern kann, ist nicht verwaist, steht in Kontakt mit den Altvögeln und darf keinesfalls zur Handaufzucht mitgenommen werden. Bei einer eventuellen Gefährdung durch den Straßenverkehr kann der Jungvogel in einen nahen Garten bzw. auf einen Baum oder Strauch gesetzt werden. „Machen wir‘s den Schwalben nach, ... ...bau‘n wir uns ein Nest ...“, heißt es in einem Delikatesse verzehrt: Die bestehen allerdings Gassenhauer von anno dazumal und auch nicht aus Lehm, sondern werden von den Sa- heute verbinden wir mit dem Wort „Nest“ langanen, schwalbenähnlichen Vögeln, die an Vorstellungen wie Geborgenheit, Liebe und Höhlenwänden nisten, aus Speichel gewebt. Harmonie. Wobei es die Schwalben immer Aus Gräsern und Blättern flechten die We- schwerer haben mit dem Nestbau: Weil Wege bervögel ihre Nester — die gelbschwarzen und Höfe allerorten zuasphaltiert werden, Vögel sind in den Städten Schwarzafrikas so gibt‘s immer weniger schlammige Pfützen, verbreitet wie bei uns die Spatzen. Manche die Baumaterial bieten. Und selbst wenn‘s Weber-Arten haben auch den „Gemeindebau“ mit dem Bau klappt, duldet der menschliche erfunden: da weben dutzende Paare Seite an Ordnungswahn die Schwalbenwohnungen Seite, bis ein riesiges Gemeinschaftsnest mit an den Hauswänden häufig nicht - früher vielen Brutkammern entsteht. sollten holzgeschnitzte Schwalbennester Bei uns ist die Beutelmeise — wie der Name Glück in die Bauernstuben bringen, heute sagt - der geschickteste Nestbauer, andere werden die echten oft nicht einmal mehr im Meisenarten pfeifen auf Selberbauen und Stall geduldet. begnügen sich damit, eine Nisthöhle auszu- In Ostasien werden Schwalbennester sogar als polstern. Foto: Leopold Kanzler Seite | 16
B L AU E R K R E I S ¦ Osterei er Ostereier Das Ei als Sinnbild des Lebens hatte schon seit jeher magische und kultische Bedeutung. Bereits um 2000 v. Chr. finden sich Toneier als Grabbeigaben in Ägypten und um 500 v. Chr. Reste bemalter Hühnereier in Griechen- land. Schon im Mittelalter verschenkte man gefärbte Eier, Königen und Fürsten solche mit Blattgoldauflage. Im 17. Jahrhundert soll im Elsaß der Brauch aufgekommen sein, den Kindern Eier zu schenken. Heute noch misst man in ländlichen Gebie- ten den sogenannten „Antlaßeiern“ (Eier, die am Gründonnerstag, seltener am Karfreitag gelegt werden) besondere Schutz- und Ab- wehrkräfte zu. Sie werden unter der Tür- schwelle, im Acker, unter der Dachtraufe ver- graben, übers Hausdach geworfen (magischer Schutzkreis), auf den Dachboden gelegt. Verzehr soll vor Krankheit oder Verletzungen schützen. Wenn Antlaßeier gemeinsam geges- sen werden, verlieren sich die Betreffenden nie aus den Augen, sagt man. Eier läßt man auch häufig am Ostersonntag weihen, sie bringen Glück und Gesundheit. Dr. Monika Habersohn Foto: Jutta Kirchner Foto: Leopold Kanzler Seite | 17
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