Elsässische Strategie zur grenzüberschreitenden Kooperation im trinationalen Oberrheingebiet - STRATEGIE
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STRATEGIE Arbeitsdokument CD68 - V1 - Januar 2019 Elsässische Strategie zur grenzüberschreitenden Kooperation im trinationalen Oberrheingebiet
PRÄAMBEL Das im Oberrheingebiet befindliche Elsass entwickelt seit vielen Jahren eine aktive grenzüberschreitende Zusammenarbeit, die in der Gestal- tung gemeinsamer Projekte und zahlreicher Beziehungen zum Ausdruck gelangt. Die sozioökonomischen Entwicklungen veranlassen das Elsass, sich noch intensiver für die Entwicklung eines echten mehrsprachigen Gebiets, das heißt eines deutsch-französischen Sprachraums einzusetzen. Das Ziel besteht darin, dass jeder junge Elsässer, der in zehn Jahren von der Schule abgeht, 300 Wörter beherrscht, die für eine fließende Kommuni- kation in deutscher Sprache erforderlich sind. Mit der „Strategie Oberrhein / Rhin supérieur“ wird das ehrgeizige Ziel verfolgt, konkrete Projekte umzusetzen, um die Lebensqualität der Ein- wohner zu verbessern, wobei der Akzent auf die soziale Inklusion und die Beschäftigung sowie auf die Förderung der territorialen Attraktivität und der nachhaltigen Raumordnung gesetzt wird. In diesem Dokument werden auf der Grundlage einer Diagnose und der Erarbeitung bestehender Herausforderungen die vorrangigen Themen erörtert, mit denen sich das Elsass im Hinblick auf die grenzüberschrei- tende Zusammenarbeit befassen möchte. Dabei sollen, wenngleich nicht erschöpfend, perspektivische Aktionen benannt werden, die insbeson- dere dazu dienen sollen, die oberrheinische Identität zu stärken, berufli- che Eingliederung und Beschäftigung zu fördern, Mobilität zu erleichtern, die Energiewende durch Innovation zu begleiten und die Menschen ein- ander näher zu bringen. Jede Aktion soll dabei mit einem „Label“ ver- sehen werden. Diese Strategie könnte den Sockel des elsässischen Schemas der grenz- überschreitenden Zusammenarbeit bilden, das die Europäische Gebiets- körperschaft Elsass mit allen betroffenen Körperschaften und Akteuren erarbeiten will. Die ersten Maßnahmen sollen 2019 mit dem Departe- ment Bas-Rhin auf technischer und politischer Ebene ergriffen werden. Damit können die Strategien und Aktionspläne der beiden Departements konvergieren, um das Elsass zu einem Labor der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in Europa werden zu lassen.
INHALT I. Ziele der Strategie.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 II. Diagnose und territoriale Herausforderungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Oberrheingebiet. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Demografie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Wirtschaftsindikatoren, Arbeitsmarkt und Grenzgänger. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Grenzgängerstrom Departement Haut-Rhin – Deutschland. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Grenzgängerstrom Departement Haut-Rhin – Schweiz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Dynamik bei den Grenzgängern.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Verkehr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Tourismus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Erziehung, Bildung und Zweisprachigkeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 III. Derzeitige Werkzeuge der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 IV. Eine Strategie – fünf Ziele. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Ziel 1 SPRACHEN LERNEN UND BEHERRSCHEN – WERKZEUGE EINER GESTÄRKTEN OBERRHEINISCHEN IDENTITÄT. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 A. Förderung der Zweisprachigkeit von frühester Kindheit an. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 B. Erlernen der Regionalsprache im schulischen Bildungsgang. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 C. Umgestaltung des Departementrats zu einer Körperschaft mit Vorbildwirkung im Hinblick auf die Zweisprachigkeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 D. Mobilisierung der Gebiete.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 |4|
Ziel 2 MÖGLICHKEITEN NUTZEN, UM DIE ATTRAKTIVITÄT DES GEBIETS ZU STÄRKEN UND DIE BERUFLICHE EINGLIEDERUNG ZU FÖRDERN.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 A. Gründung eines deutsch-französischen Wirtschaftsgebiets. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 B. Förderung der beruflichen Eingliederung elsässischer Bürger in Deutschland und der Schweiz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 C. Unterstützung der Entwicklung der Anziehungskraft und des Tourismus im Elsass.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Ziel 3 EHRGEIZIGE PROJEKTE FÜR EINE VERSTÄRKTE MOBILITÄT. . . . . . . . . . 41 A. Entwicklung grenzüberschreitender Eisenbahninfrastrukturen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 B. Schaffung grenzüberschreitender Straßenverbindungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 C. Beitrag zur Entwicklung des Hafens.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 D. Infrastrukturen für Radfahrer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 Ziel 4 DIE ENERGIEWENDE INNOVATIV BEGLEITEN. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 A. Innovation und Energiewende im Zusammenhang mit der „Zeit nach Fessenheim“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 B. Die Energiewende – eine territoriale Herausforderung für die Bürger. . . . . . . . . . . . . . . . . 56 Ziel 5 ANNÄHERN, UM SICH BESSER KENNENZULERNEN – HIN ZU EINER ENGAGIERTEN UND PROAKTIVEN ZIVILGESELLSCHAFT. . . . . . . . . . . . . . . 59 A. Förderung von Treffen und Austausch zwischen jungen Menschen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 B. Schaffung und Entwicklung kultureller und spielerischer Werkzeuge zum besseren Kennenlernen der Nachbarn. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 C. Hin zu einem wirklichen grenzüberschreitenden oberrheinischem bürgerschaftlichen Engagement. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 |5|
I. Ziele der Strategie Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und die Mit der entwickelten Strategie soll Folgendes erreicht Zweisprachigkeit gehören zu den Schwerpunkten werden: der departementalen Politik, und die räumliche Entwicklung der Departements schreibt sich natür- Stärkung der Rolle des Elsass als Lebensraum, licherweise ins Oberrheingebiet ein. Es geht darum, Kultur- und Arbeitsmarktregion sowie im grenzüberschreitende Aktionen angesichts der Hinblick auf Ausbildung und Dienstleistungen im bestehenden Herausforderungen in den Bereichen Oberrheingebiet, Wirtschaft, Raumordnung und Stadtplanung, Verkehr Förderung der Attraktivität und der nachhalti- und Beschäftigung sowie Solidarität und Ausbildung gen Raumplanung des grenzüberschreitenden einen entscheidenden Impuls zu verleihen. Gebiets, Das Departement möchte Leuchtturminitiativen Gestaltung der grenzüberschreitenden Zusam- unterstützen, insbesondere im Zusammenhang mit menarbeit über die Zweisprachigkeit zu einem der bevorstehenden Schließung des Kernkraftwerks echten Entwicklungstool. Fessenheim und mit Projekten, die der Stärkung der Attraktivität des Dreiländerecks dienen. II. Diagnose und territoriale Herausforderungen OBERRHEINGEBIET Das trinationale Oberrheingebiet (Frankreich, zählt mehr als 6,1 Millionen Einwohner. 2016 betrug Deutschland, Schweiz) umfasst vier Teilgebiete: das BIP im Oberrheingebiet etwa 273 Milliarden Elsass, Südpfalz, Baden und Nordwestschweiz. Das Euro. Oberrheingebiet hat eine Fläche von 21.527 km² und |6|
DEMOGRAFIE Innerhalb dieses grenzüberschreitenden Gebiets Im Gegensatz zu seinen Nachbarn hat das Elsass repräsentiert das Elsass fast ein Drittel der dank eines dynamischen natürlichen Saldos ein Bevölkerung (1,87 Millionen Einwohner). Allein demografisches Wachstum zu verzeichnen. Im der Anteil des Departements Haut-Rhin an der Oberrheingebiet leben 37 % der jungen Menschen Bevölkerung des Oberrheingebiets beträgt etwas zwischen 6 und 25 Jahren im Elsass. mehr als 12 %. Umgekehrt lebt mehr als die Hälfte der älteren Mit 2,5 Millionen Einwohnern ist Baden die bevöl- Menschen über 65 Jahre im Oberrheingebiet in kerungsreichste Region im Oberrheingebiet. In den Deutschland (Baden und Südpfalz). fünf Kantonen der Nordwestschweiz leben etwa 1,5 Millionen Einwohner. |8|
WIRTSCHAFTSINDIKATOREN, ARBEITSMARKT UND GRENZGÄNGER Im Jahr 2016 gestaltete sich das BIP je Einwohner in Grenzgängerstrom den einzelnen Teilgebieten des Oberrheingebiets bei Departement Haut-Rhin – Deutschland vergleichbaren Daten wie folgt: (letzte verfügbare Daten: 2016) Elsass: 30.223 € Die Zahl der Grenzgänger aus dem Departement Nordwestschweiz: 73.002 € Haut-Rhin, die in Baden und genauer gesagt Baden: 40.058 € auf dem Territorium des Regierungspräsidiums Südpfalz: 44.580 € Freiburg arbeiten, ist geringfügig. Sie blieb jedoch zwischen 2011 und 2015 mit etwas mehr als Im I. Quartal 2018 betrug die Arbeitslosenquote im 5.200 Grenzgängern stabil. Departement Haut-Rhin 8,4 % und im Departement Bas-Rhin 7,7 %. Zum Vergleich: In demselben Letztgenannte arbeiten meistens im Landkreis Zeitraum belief sich die Arbeitslosenquote in Baden- Breisgau Hochschwarzwald, im Landkreis Lörrach Württemberg auf 3,4 % und in der Nordwestschweiz und in Freiburg im Breisgau. auf 4,6 %. Die Grenzgänger aus dem Departement Haut- 2015 waren 13,2 % der Erwerbsbevölkerung im Rhin stellen weniger als ein Viertel der elsässischen Oberrheingebiet Grenzgänger. Die Entwicklung der Grenzgänger dar, die sich täglich nach Baden- Grenzgängerbeschäftigung zeigt jedoch für das Württemberg begeben (22.300 Grenzgänger Departement Haut-Rhin und das Elsass im Ganzen insgesamt). Die Zahl der elsässischen Grenzgänger, eine unterschiedliche Dynamik: die nach Deutschland pendeln, ist übrigens zwi- schen 2006 und 2016 stark gesunken (- 9 %). Entwicklung der Arbeitslosenquote im Bereich der Oberrheinkonferenz vom I. Quartal 2008 bis zum I. Quartal 2018 |9|
Grenzgängerstrom der deutschen Sprache ist im Gegensatz dazu für Departement Haut-Rhin – Schweiz (letzte Grenzgänger, die sich nach Deutschland begeben, verfügbare Daten: III. Quartal 2018) unabdingbar. In allen vier benachbarten deutschsprachigen Über ein Jahrzehnt betrachtet könnten für Elsässer Kantonen waren die französischen Grenzgänger – und Elsässerinnen in Baden-Württemberg und in meist aus dem Departement Haut-Rhin – bis 2008 der Nordwestschweiz zehntausende unbesetzte in der Überzahl, bis sie dann von den deutschen Stellen zugänglich sein. Allerdings sehen sich Grenzgängern eingeholt wurden, die nunmehr am diese Gebiete mit einem wachsenden Druck auf zahlreichsten sind. den Immobilienmarkt konfrontiert, wodurch die Entwicklung wirtschaftlicher Aktivitäten gebremst Die Zahl der französischen Grenzgänger in der werden könnte. Nordwestschweiz schwankte in den letzten zehn Jahren beträchtlich, wobei der Tiefpunkt mit 28.754 Grenzgängern im IV. Quartal 2008 und ein Höhepunkt mit 34.291 Grenzgängern im III. Quartal 2018 erreicht wurde (über 11,5 % der Erwerbsbevölkerung des Departements Haut-Rhin), nachdem seit 2013 ein kontinuierlicher Anstieg zu VERKEHR verzeichnen war. Grenzgänger Die meisten Grenzgänger aus dem Departement Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel Haut-Rhin fahren in die Baseler Kantone Basel- schwankt je nach Arbeitsort der Grenzgänger, Stadt und Basel-Land, gefolgt von den Kantonen ihren Wohnstrategien (Anbindung zu Solothurn und Aargau. Hauptverkehrsachsen, Nähe von Bahnhöfen, Grundstückskosten usw.) und dem Sektor, in dem sie ihrer Tätigkeit nachgehen, merklich. Dynamik bei den Grenzgängern Im Großraum Basel, wo die Eisenbahnanbindung Unter der Erwerbsbevölkerung stellen die durch grenzüberschreitende Buslinien und eine Grenzgänger einen beträchtlichen Anteil in Berufen mittlerer Stellung und in Arbeiterberufen. Dieser Straßenbahnlinie vervollständigt wird, nutzen Anteil ist allerdings in den letzten Jahren im Sinken Grenzgänger öffentliche Verkehrsmittel am häu- begriffen – zugunsten sozialberuflicher Kategorien figsten (11 % der Grenzgänger, die in die Schweiz im Betreuungsbereich. pendeln). Diese Mobilität lässt sich auch mit den Tätigkeitsbereichen erklären, in denen die Es ist festzustellen, dass etwa ein Drittel der Grenzgänger tätig sind. In Basel konzentrieren sich Grenzgänger, die in der Schweiz oder in Deutschland städtische Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor, arbeiten, über 50 Jahre alt sind. Andersherum die eher mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar betrachtet stellen die unter 30-Jährigen, im selben sind. geografischen Bereich betrachtet, lediglich etwa ein Zehntel der Grenzgänger dar. Zudem ist bei Im Gegensatz dazu verteilt sich die Einstellung von den jüngsten Grenzgängern ein ausgewogenes Arbeitskräften in Deutschland entlang der Grenze. Verhältnis zwischen Männern und Frauen zu Um zur Arbeit nach Deutschland zu pendeln, nutz- beobachten. ten im Jahr 2015 weniger als 3 % der Grenzgänger öffentliche Verkehrsmittel. Davon ausgenom- Im Einklang mit dem allgemeinen Anstieg der men sind einige Destinationen, darunter Freiburg Bildungsabschlüsse ist auch das Ausbildungsniveau im Breisgau. Nur wenige Grenzgänger pendeln der Grenzgänger gestiegen, insbesondere bei den mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die deutschen Jüngeren. Hauptbeschäftigungszentren. Ursachen dafür sind fehlende Alternativlösungen zum PKW, aber auch Was die Grenzgänger aus dem Departement Haut- das Profil der von diesen Grenzgängern ausgeüb- Rhin anbelangt, so ist das Ungleichgewicht der ten Tätigkeiten, deren Unternehmen sich an der Anziehungskraft zwischen der Nordwestschweiz und Peripherie der Zentren befinden und mit öffentlichen Südbaden – beide dynamisch und in einer Situation Verkehrsmitteln schlechter erreichbar sind. der Vollbeschäftigung befindlich – nicht allein aus dem wirtschaftlichen Blickwinkel heraus zu erklä- ren. In der Schweiz stellt die deutsche Sprache in der Berufswelt nicht die einzige Alternative dar. In den Unternehmen, und zwar auch in den deutsch- sprachigen Kantonen, wird häufig Englisch, ja sogar Französisch gesprochen. Die Beherrschung |10|
TOURISMUS unseren Schülern häufig vernachlässigt – erweisen sich in einer grenznahen Region wie dem Elsass als Der Tourismus ist im Oberrheingebiet ein beträcht- ein wahrer Trumpf. licher Wirtschaftsfaktor. Allein im Hotelgewerbe stehen ca. 142.000 Betten zur Verfügung. Sprache ist Bestandteil der Kultur und sowohl für den französischen Markt als auch für die Märkte in Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste Deutschland und der Schweiz ein wertvoller Faktor beträgt 1,90 Tage. Im Jahr 2017 wurden in der der beruflichen Mobilität. Um den Trend und die Hotellerie 21,9 Millionen Übernachtungen registriert, Rückläufigkeit des Praktizierens der Regionalsprache darunter: umzukehren, kann und muss das Elsass eine mehr- sprachige Exzellenzregion werden. Der wachsende 12 Millionen in den Regionen des Schwarzwalds Bedarf an einer besseren Sprachbeherrschung steht und der Südpfalz, im Mittelpunkt der Redynamisierung des regionalen 7,1 Millionen im Elsass sowie, Lebens in allen seinen Formen. 2,8 Millionen in den Kantonen Basel-Stadt, Basel- Land, Aargau, Solothurn und Jura. Zwar wurde im Elsass seit Mitte der 1990er Jahre eine bestimmte Sprachpolitik verfolgt, es stellte sich Der Anteil ausländischer Gäste gestaltet sich dabei aber heraus, dass die erwarteten Ziele bei Weitem in den drei betrachteten Regionen unterschiedlich: nicht erreicht wurden. Der Zugang zum Erlernen der Regionalsprache ist noch nicht in der gesamten Vorrangstellung des Binnenmarkts in Region möglich und ein zu großer Teil der Schüler Deutschland: 7 von 10 Touristen sind Deutsche, verlässt noch während der Schulzeit den zweispra- starke Anziehungskraft der Schweiz für ausländi- chigen Bildungsgang. Darüber hinaus ist die Zahl sche Gäste (56 % der Übernachtungen), junger Menschen, die die Schule beenden, ohne der Fähigkeit des Elsass, eine bedeutende Kundschaft Regionalsprache, geschweige denn einer anderen aus dem Ausland anzuziehen (41 % der Sprache der Welt hinreichend mächtig zu sein, noch Übernachtungen). zu hoch. Der Tourismus ist im Elsass mit einem Umsatz elsäs- Diese Sprachpolitik wurde mehr oder weniger regel- sischer Touristikunternehmen von 2,3 Milliarden mäßig vorangebracht. In der Gegenwart wird sie Euro und 39.000 Beschäftigten vertreten. stark ausgebremst. Grund dafür ist der beträchtliche Mangel an Lehrern, insbesondere in Grundschulen, die ausgebildet und in der Lage sind, den jungen Elsässern die Regionalsprache zu vermitteln. ERZIEHUNG, BILDUNG UND Nach einer fast 25-jährigen Partnerschaft zwi- ZWEISPRACHIGKEIT schen den elsässischen Gebietskörperschaften und dem Staat zur Entwicklung dieser Sprachpolitik Jahr für Jahr verliert das Elsass weitere Bewohner, gestaltet sich die Situation des paritätischen zwei- die den elsässischen Dialekt praktizieren. 1950 spra- sprachigen Unterrichts (50 % Französisch / 50 % chen ihn fast 90 % der elsässischen Bevölkerung. Regionalsprache) in den schulischen Einrichtungen Nach neuesten Studien sollen in der Gegenwart zu Schuljahresbeginn im September 2018 wie folgt: weniger als 40 % der Einwohner im Elsass die 360 von insgesamt 1.423 Grundschulen (école Regionalsprache noch benutzen. Unter den primaire) in öffentlicher oder privater Hand bieten jüngsten Bewohnern würden im Übrigen gerade einen paritätischen zweisprachigen Bildungsgang einmal etwas mehr als 5 % mit dem Dialekt vertraut an. gemacht. Daher kann das vollständige Aussterben 30.450 von 179.500 Schülern besuchen in der dieses Erbes im laufenden Jahrhundert prognosti- Primarstufe den paritätischen zweisprachigen ziert werden. Unterricht. 78 öffentliche Sekundarschulen (collège) + 9 pri- Diese Rückläufigkeit steht sicher im Zusammenhang vate Sekundarschulen von den insgesamt 170 mit dem Anstieg der Arbeitslosigkeit im elsässischen Sekundarschuleinrichtungen bieten Elsass. Wenngleich das Gebiet zunächst auf- einen zweisprachigen Bildungsgang an. grund seiner Nähe zu unseren deutschen und schweizerischen Nachbarn und den dor- 6.500 von 89.500 Sekundarschülern belegen tigen Beschäftigungsmöglichkeiten von der einen zweisprachigen Bildungsgang. Arbeitslosigkeit relativ ausgenommen war, ist es 17 Gymnasien (lycée) der 72 polyvalenten, allge- heute mit denselben Problemen konfrontiert, die meinbildenden und technischen Einrichtungen sich auch in den übrigen Teilen Frankreichs manifes- bieten den Abschluss ABIBAC an. tieren. Die Beschäftigungsfähigkeit unserer jungen 1.460 Gymnasialschüler der 43.000 beschul- Bürger ist ein wichtiges Thema, und sprachliche ten Jugendlichen bereiten sich auf einen Kompetenzen – während der Schullaufbahn von Doppelabschluss vor. |11|
8 Berufsschulen der 22 elsässischen Einrichtungen bieten den Abschluss AZUBI-BACPRO an. 235 von 18.200 Gymnasialschülern bereiten sich auf diesen Abschluss vor, mit dem sie mit zer- tifizierten Sprachkenntnissen in die Berufswelt starten können. Quellen: Karten: GeoRhena (www.georhena.eu) Rhin supérieur, Faits et Chiffres 2018, Offices statistiques du Rhin Supérieur, novembre 2018, Tableau de bord des territoires – Note de conjoncture du Conseil départemental du Haut-Rhin, Conseil dépar- temental du Haut-Rhin – ADIRA - ADAUHR, décembre 2018, Note Rapide n°06, SESGARE Grand Est, août 2018, Conventions cadre 2015-2030 et opérationnelle 2018-2022 portant sur la politique régionale plurilingue dans le système éducatif en Alsace. |12|
III. Derzeitige Werkzeuge der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit Das Departement Haut-Rhin ist Partner zahlreicher Derzeit finden Diskussionen um die Gründung eines Kooperationsstrukturen im trinationalen Gebiet. neuen Eurodistrikts Freiburg / Centre et Sud Alsace Konsultations-, Koordinations- und Trägerinstanzen statt, der mit einer eigenen Rechtspersönlichkeit für gemeinsame Projekte – sie alle entsprechen auf ausgestattet werden soll. Das Departement könnte ihrer Ebene den spezifischen Bedürfnissen dieses dort Mitglied werden. Diesem Instrument könnten grenzüberschreitenden Gebiets und seiner Bürger. Aufgaben im Rahmen der grenzüberschreitenden nachbarschaftlichen Zusammenarbeit übertragen Die Oberrheinkonferenz besteht aus drei werden (Mikroprojekte, Netzwerk „Brückenstädte“ Delegationen: der deutschen, der schweizeri- usw.). schen und der französischen. Sie umfasst Vertreter des französischen Staats, der schweizerischen Das Departement ist Mitglied der Partnerschaft, Kantone, des Landes Baden-Württemberg sowie die das Programm INTERREG V Oberrhein leitet. der hauptsächlichen Gebietskörperschaften und Die Region Grand Est ist die Verwaltungsbehörde interkommunalen Strukturen der drei betreffenden des Programms INTERREG V „Oberrhein“. Das Territorien. Dies ist eine Instanz der trinationa- Departement Haut-Rhin beteiligt sich mit sei- len Konzertierung, in der die dem Oberrheingebiet ner Governance-Struktur daran, die technische innewohnenden Probleme aufgegriffen und Unterstützung des Programms zu finanzieren und gemeinsame Lösungen vorgeschlagen werden kön- nimmt am Projekt „Zivilgesellschaft“ teil. Dieses nen, wobei es um sehr unterschiedliche Themen wie Projekt dient dazu, dass sich die Bürger des Raumordnung, Gesundheit, Kultur, Sport, Umwelt, Oberrheingebiets zusammenfinden können, Verkehr und Jugend geht. und soll sie dazu anregen, gemeinsame Projekte – beispielsweise in Form von „Mikroprojekten“ – Der Oberrheinrat ist eine Versammlung, in der durchzuführen. die lokalen und regionalen Abgeordneten der ein- zelnen Teilgebiete des Oberrheingebiets (Städte, Die Betreuung des Instruments „Mikroprojekte“ wird Departements, Region, Parlamente der Länder und vom Landkreis Breisgau Hochschwarzwald und Kantone usw.) zusammenkommen. Hier arbeiten vom Departement Haut-Rhin abgesichert. vier Kommissionen: Landwirtschaft - Umwelt - Klima - Energie, Als Partner der diversen europäischen Programme nimmt das Departement an den Überlegungen Kultur - Jugend - Ausbildung - Sport, zum neuen Fondsplanungszeitraum (2021 – 2027) Verkehr - Raumordnung - Katastrophenhilfe, teil. Insbesondere gehört das Departement zu dem Wirtschaft - Arbeitsmarkt - Gesundheit. Kreis von Partnern, die einen Beitrag zur Erarbeitung der künftigen Strategie „TMO 2030“ (Trinationale Das Departement unterstützt die Aktionen Metropolregion Oberrhein 2030) leisten können. der INFOBESTs Palmrain und Vogelgrun- Diese dient dazu, die Prioritäten des künftigen Breisach. INFOBESTs sind Informations- und Programms INTERREG VI „Oberrhein“ herauszu- Beratungsinstanzen zu grenzüberschreitenden arbeiten. Fragen und stehen allen unentgeltlich zur Verfügung. Sie werden von verschiedenen französischen, deut- Zur Finanzierung kleiner lokaler grenzüberschreiten- schen und schweizerischen Gebietskörperschaften der Projekte hat das Departement einen Fonds zur finanziert. Unterstützung grenzüberschreitender Initiativen (FSIT) eingerichtet. Das Departement kofinanziert den Trinationalen Eurodistrikt Basel (TEB). Es handelt sich dabei Das Departement ist in die RegioTriRhena einge- um eine Vereinigung, der Gebietskörperschaften bunden – eine trinationale Plattform zur politi- des Ballungsraums Basel angehören und die in schen Zusammenarbeit im südlichen Bereich des den Bereichen Raumordnung (Träger der Projekte Oberrheingebiets, wozu die Ballungsräume Colmar, „IBA“ und „3Land“) und Verkehr oder auch im Freiburg im Breisgau, Mulhouse, Lörrach und Basel Hinblick auf die Zivilgesellschaft (Betreuung eines zählen. Fonds der Begegnung und Beteiligung am Projekt „Zivilgesellschaft“) aktiv ist. |13|
Darüber hinaus ist das Departement seit 2006 Geomatik im Oberrheingebiet GeoRhena, dessen Mitglied der Vereinigung Mission Opérationnelle Ziel darin besteht, dem Bedarf an der Erfassung Transfrontalière (MOT), die mit operativen grenz- von Daten und an der Erstellung thematischer überschreitenden Aufgaben befasst ist. Die grenzübergreifender Kartenwerke für jede Struktur, Vereinigung MOT bringt ihre Erfahrungen in grenz- die ihren Bedarf anmeldet, zu entsprechen. So überschreitende Projekte ein und beaufsichtigt wurden bereits mehr als 110 Karten, zahlreiche diese, beispielsweise im Rahmen der Auswirkungen grenzüberschreitende Datenbanken und der Schließung des Kernkraftwerks Fessenheim. Publikationen online gestellt. Da das Projekt INTERREG im Jahr 2018 zum Abschluss gebracht Seit 2005 ist das Departement Haut-Rhin im wurde, wird das Portal nunmehr mit den Beiträgen Auftrag der Oberrheinkonferenz Träger des der französischen, deutschen und schweizerischen Kompetenzzentrums für grenzüberschreitende Partner betrieben. IV. Eine Strategie – fünf Ziele Die vom Departement erarbeitete Strategie stützt sich auf fünf Ziele: Ziel 1: Sprachen lernen und beherrschen – Werkzeuge einer gestärkten oberrheinischen Identität ➢ Ziel 2: Möglichkeiten nutzen, um die Attraktivität des Gebiets zu stärken und die berufliche Eingliederung zu fördern Ziel 3: Ehrgeizige Projekte für eine verstärkte Mobilität Ziel 4: Die Energiewende innovativ begleiten Ziel 5: Annäherung, um sich besser kennenzulernen – hin zu einer engagierten und proaktiven Zivilgesellschaft |14|
ZIEL 1 Sprachen lernen und beherrschen – Werkzeuge einer gestärkten oberrheinischen Identität |15|
HERAUSFORDERUNGEN Viele Bewohner des elsässischen Raums haben ihren elsässischen Dialekt vernachlässigt. Zunehmend ist festzustellen, dass man im familiären Umfeld nicht mehr in der Lage ist, dieses linguistische Erbe weiterzugeben. Im Lauf der Jahre haben viele Elsässer und Elsässerinnen zudem im französisch-deutsch-schweizerischen Oberrheingebiet jegliches Bewusstsein für ihre historische, geografische und kulturelle Zugehörigkeit verloren. Direkte Folgen des Niedergangs des Dialekts sind der Rückgang der Zahl der Grenzgänger mit einer Beschäftigung in Deutschland und der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Elsass seit Beginn der 2000er Jahre. Der Reiz, die Regionalsprache zu praktizieren, ist weiter rückläufig und es muss alles Mögliche unternommen werden, um diesen Trend umzukehren. Die territorialen und lokalen Körperschaften sowie der Staat (über das Bildungsministerium) wurden unabdingbare Bindeglieder bei der Wiederaneignung der regionalen Sprache und Kultur. Die Weitervermittlung des Dialekts an die Kinder von frühester Kindheit an stellt eine echte Brücke zum Erlernen der deutschen Sprache und umgekehrt dar. Deshalb ist der Zugang zu einem umfassenden Angebot, das zunächst auf eine Zweisprachigkeit und danach auf eine operative Mehrsprachigkeit abzielt, mit dem die dialektalen Kompetenzen aufgewertet und gestärkt werden sollen und womit eine grenzüberschreitende Beschäftigungsfähigkeit angestrebt wird, ein wichtiges Ziel der elsässischen Departements. Oberrheinische Identität kann nicht per Dekret verordnet werden, sie wird vielmehr durch einen komplexen Werdegang, der mit frühester Kindheit beginnt, erworben. Aus den Fehlern der Vergangenheit muss gelernt werden, und eine kollektive Arbeitsweise ist erforderlich. Die elsässischen Bürger müssen sich die oberrheinischen Werte wieder aneignen können und diese festigen, denn ohne sie können die Herausforderungen, die auf das Gebiet warten, nicht gemeistert werden. |16|
A. Förderung der Zweisprachigkeit von frühester Kindheit an LAUFENDE AKTIONEN haben dadurch eher ein „Verlangen“ nach anderen Sprachen. Weiterführung der Ausgabe des Seit 2015 enthalten die Gesundheitspässe, die vom zweisprachigen Gesundheitspasses / Departement bei der Geburt eines Kindes an die Carnet de Santé Eltern ausgegeben werden, einen personalisier- ten Abschnitt in Übereinstimmung mit den Zielen 1. Feststellungen zur Förderung des Elsässischen: „Sprechen Sie mit Die elsässischen Dialekte werden von Jahr zu Jahr Ihrem Baby Elsässisch!“ Der Gesundheitspass des weniger praktiziert. Im familiären Umfeld, das für die Departements Haut-Rhin beinhaltet einen Abschnitt Weitergabe dieses regionalen Erbes ideal ist, wird man „Sprechen Sie mit Ihrem Baby Elsässisch!“, dem eine dieser Rolle nicht mehr gerecht. Durch die Tatsache, CD beiliegt, die vom Amt für Sprache und Kulturen den elsässischen Dialekt nicht mehr zu sprechen und im Elsass und im Moselgebiet (OLCA) erstellt wurde. ihn um sich herum auch nicht mehr zu hören, werden Eltern nicht gerade ermutigt, ihre Kinder in der Schule Es ist also wichtig, die Ausgabe dieser Gesund- zum Erlernen der Regionalsprache anzumelden, heitspässe fortzuführen. wodurch den jungen Generationen ein wahrhafter Mehrwert verloren geht. 2. Herausforderungen Die Geburt eines Kindes ist ein wichtiger Moment im Leben einer Familie. Diese Zeit, in der Eltern emp- ENTWICKLUNGSPERSPEKTIVEN fänglicher sind, was die Bildung und die Zukunft ihres Kindes anbelangt, muss genutzt werden. Die Schaffung einer speziellen Zulassung Bedeutung des Erlernens einer Sprache und die im Bereich der regionalsprachlichen Zugehörigkeit zum Oberrheingebiet müssen von Kompetenz und Durchführung von den ersten Tagen an bewusst gemacht werden. Schulungen in deutscher Sprache für das Aufgabe der Dienste zum Schutz von Mutter und Personal in Betreuungseinrichtungen Kind (PMI) ist der Gesundheitsschutz von Müttern und Kleinkindern. Sie tragen zur ordnungsgemäßen 1. Feststellungen Entwicklung des Kindes im Alter von 0 bis 6 Jahren Von klein auf reagieren Kinder auf den Klang und bei. die Melodie einer Sprache. Der Erwerb einer Sprache fällt ihnen viel leichter als Studenten in höherem Der Gesundheitspass, den jede Mutter bei der Ge- Alter. Mehrsprachigkeit bietet zahlreiche Vorteile. burt erhält, ist eine wichtige Informationsquelle, die Der Wortschatz der Kinder verbessert sich in ihrer der Orientierung der Eltern dient. Dieser Behand- eigenen Sprache und sie werden sich nach und nach lungsausweis, ein Instrument zur Beobachtung der bewusst, dass sie nicht nur eine Sprache sprechen. Gesundheit der Kinder, ist bei jeder Konsultation Mehrsprachigkeit fördert die Entwicklung offener eines Arztes vorzulegen. Er ist besonders geeignet, und kritischer Denkweisen sowie von Wissbegierde. um darin Ratschläge und Empfehlungen zur An- Sie ist ein wahrer Vorteil für die Zukunft. wendung der Regionalsprachen zu geben. Das Departement spielt aufgrund seiner 3. Ziele und Umsetzung Zuständigkeiten über die Dienste zum Schutz von Die Weitergabe der Muttersprache an das Kind Mutter und Kind (PMI) eine wesentliche Rolle bei – ganz gleich, ob es sich um eine Variante elsäs- der Betreuung von Kleinkindern: Anleitung zur sischer Dialekte oder um eine andere Sprache der Beantragung der Zulassung als Kinderbetreuerin, Welt handelt – bietet ihm den Vorteil, zweispra- Durchführung von Schulungsmaßnahmen, chig zu sein, seine Talente zu wecken und sich nach Überwachung und Kontrolle der Kinderbetreuerinnen außen hin zu öffnen. Die Kinder nehmen so Laute sowie der Betreuungseinrichtungen und -dienste und Intonationen der Muttersprache wahr und für Kinder unter sechs Jahren. |17|
FÖRDERUNG DER ZWEISPRACHIGKEIT VON FRÜHESTER KINDHEIT AN 2. Herausforderungen Der Fonds FILAL schlägt zudem vor, eine Zulassung Es geht hierbei auch darum, Kinder von 0 bis 6 einzuführen, um Eltern einen besseren Einblick Jahren in den Betreuungseinrichtungen, die der in die Strukturen zu verschaffen, die in der Lage Zulassung durch die PMI-Dienste unterliegen, im sind, ihren Kindern umfassende Kenntnisse in der Hinblick auf die deutsche Sprache zu sensibilisieren Regionalsprache zu vermitteln. Mit diesem „Label“ und sie damit vertraut zu machen. Dazu müssen sollen die Strukturen aufgewertet werden, um die Beteiligten im Umgang mit den elsässischen so nach Betreuungseinrichtungen mit und ohne Dialekten und mit der deutschen Sprache geschult Sprachkompetenz unterscheiden zu können. Idee ist werden. es, dazu den Storch als Emblem zur Visualisierung der in einer Einrichtung vorhandenen Kompetenzen zu nutzen. Vorstellbar sind hier drei Niveaus: 3. Ziele und Umsetzung Niveau 1 = 1 Storch = teilweiser Kontakt mit der Es kann auch in Betracht gezogen werden, dass Regionalsprache, die Angestellten in Betreuungseinrichtungen für Kinder von 0 bis 6 Jahren (Krippen (EAJE), Kitas, Niveau 2 = 2 Störche = umfangreichere Befassung Kindergärten usw.) dazu angehalten werden, sowohl mit der Regionalsprache als auch mit der Deutsch zu sprechen. französischen Sprache, Niveau 3 = 3 Störche = vollumfängliche Vermitt- Dazu müsste man sich zunächst auf die Erfahrungen lung der Regionalsprache durch Immersion stützen, die in den vier bilingualen Einrichtungen (ausschließliche Verwendung des elsässischen im Departement Haut-Rhin bereits gesammelt Dialekts und der deutschen Sprache). wurden. Diese sind auszuwerten, der Bedarf ist zu schätzen und die Bedingungen für die erfolgreiche Umsetzung eines solchen Projekts sind zu schaf- Unterstützung von Initiativen für die fen. Danach muss eine Studie zu den Einrichtungen und professionell Tätigen durchgeführt werden, die Sprachvermittlung durch Immersion im potentiell am Einsatz der deutschen Sprache inter- Kleinkindbereich essiert sind. Ihr Bedarf und ihre eventuellen Zwänge sind festzustellen. 1. Feststellungen Zwar verfügen die Gebietskörperschaften über Ausgehend von dieser Diagnose können die Kompetenzen in der Kleinkindbetreuung, allerdings Schulungen, die derzeit vom Deutsch-Französischen gestatten die derzeit geltenden Regelungen nicht, Jugendwerk (DFJW) angeboten werden, eine eine Betreuung zur ausschließlichen Vermittlung Lösung sein. Die damit verbundenen Kosten der Regionalsprache mittels Immersion anzubie- müssen geschätzt werden. Gegebenenfalls ist ten. In der Gegenwart existieren im Elsass lediglich ein Pflichtenheft für eine gezielte Ausbildung im einige private Einrichtungen, die in der Lage sind, „Kleinkindbereich“ zu erstellen, um professionell Kinder unter drei Jahren (Vorschulalter) in einem Tätigen eine Schulung in der deutschen Sprache Immersionskontext zu betreuen. anzubieten. Des Weiteren könnte parallel dazu die Mobilität des Personals in deutschen und fran- 2. Herausforderungen zösischen kollektiven Betreuungseinrichtungen Die Rettung der elsässischen Dialekte geht mit dem erleichtert werden. frühestmöglichen Erlernen der Sprache einher. Die Einrichtungen zur Betreuung von Kleinkindern bie- Übrigens haben mehrere Partner des Departements ten dafür ein geeignetes Umfeld. Das Kleinkindalter bereits damit begonnen, Projekte für den eignet sich am besten, um das Praktizieren elsäs- Kleinkindbereich auszuarbeiten. So bieten beispiels- sischer Dialekte wieder zu initiieren und so das weise der Internationale Fonds für die Elsässische regionale Erbe zu bewahren. Sprache (FILAL) und die erst seit Kurzem bestehende Vereinigung „Elsass Usbeldung“, die Kurse in den elsässischen Dialekten durchführt, spezifische Tools 3. Ziele und Umsetzung und Schulungen an. Die Gebietskörperschaften spielen im Bereich der Kleinkindbetreuung eine wichtige Rolle. Ganz Schulungsveranstaltungen können ab Schulbeginn gleich, ob es sich dabei um Gemeinden oder im September 2019 angeboten werden. In Gemeindeverbände handelt, ihre Aufgabe besteht Abhängigkeit vom Grad der Beherrschung des in der Schaffung von Strukturen, und sie sind für elsässischen Dialekts und der Sprachpraxis kann deren ordnungsgemäße Funktion verantwortlich. der freiwillige Teilnehmer ganz nach seinem Bedarf Sie können an der Rettung der Regionalsprache teil- geschult werden. Den Teilnehmern kann, um ihre nehmen und privaten Einrichtungen dabei behilflich linguistischen Fähigkeiten zu bescheinigen, ein sein, sich zusätzlich zu öffentlichen Einrichtungen in Zertifikat über die erworbenen Sprachkompetenzen den Gebieten niederzulassen. ausgestellt werden. |18|
FÖRDERUNG DER ZWEISPRACHIGKEIT VON FRÜHESTER KINDHEIT AN Hier müssen experimentelle Wege beschritten wer- dass die elsässischen Dialekte ein wahrer Reichtum den, damit auch Gebietskörperschaften, die dies für das Erlernen der deutschen Sprache und ande- wünschen, öffentliche Betreuungseinrichtungen mit rer Sprachen der Welt sind. Vermittlung der Regionalsprache durch Immersion anbieten können. Diese Kompetenzen und Ressourcen im Hinblick auf das Praktizieren der Regionalsprache sollten nicht verloren gehen, solange noch Menschen leben, die Generationsübergreifende Maßnahmen diese Sprache von ihren Eltern „geerbt“ haben. im Rahmen von Begegnungen zu 3. Ziele und Umsetzung konkreten Themen Zwischen diesen Senioren und jungen Menschen könnten, ob nun im schulischen oder schulnahen 1. Feststellungen Rahmen, Treffen organisiert werden, so dass die Ältere Personen haben häufig Sprachkenntnisse, Älteren den Jüngeren den Spaß am Praktizieren der die sie nicht (oder nicht mehr) nutzen. Sie könnten Regionalsprache vermitteln können. zum Überleben der elsässischen Dialekte beitragen, indem sie diese frei und ungehemmt praktizieren. Die Betreuungseinrichtungen für ältere Bürger kön- nen hier ein geeigneter Rahmen zur Umsetzung 2. Herausforderungen dieser Zielstellung sein. Man könnte den Austausch Der Austausch zwischen Senioren und jünge- auf der Basis von Themen gestalten, die im Vorfeld ren elsässischen Bürgern stellt eine wirkliche erarbeitet werden – entweder im schulischen oder Gelegenheit dar, sich darüber bewusst zu werden, im schulnahen Rahmen. B. Erlernen der Regionalsprache im schulischen Bildungsgang LAUFENDE AKTIONEN ausführlich Bilanz gezogen worden war – unterzeich- neten die Präsidenten der beiden Departements und der Region zusammen mit dem Staat eine Vier-Parteien-Abkommen zur Rahmenvereinbarung zur Regionalpolitik der Regionalpolitik der Mehrsprachigkeit Mehrsprachigkeit im elsässischen Bildungssystem über einen Zeitraum von 15 Jahren (01.09.2015 – 1. Feststellungen 31.08.2030). Allerdings ist festzustellen, dass sich die Ziele, die mit dieser Politik erreicht werden sollen, Anfang der 1990er Jahre leiteten die Präsidenten der wesentlich komplexer als erwartet gestalten und drei Gebietskörperschaften (Region, Departement Bas-Rhin und Departement Haut-Rhin), der Leiter dies bei Folgevereinbarungen nicht berücksichtigt des Unterrichtsverwaltungsbezirks und der Präfekt wurde. der Region Elsass gemeinsame Maßnahmen ein, um einer neuen Sprachpolitik im Elsass Ausdruck So gibt es im Elsass noch kein flächendeckendes zu verleihen. So wurde am 16. Dezember 1994 ein Angebot für in nächster Nähe angesiedelten bilingua- erstes Vier-Parteien-Abkommen mit dem Ziel len Unterricht, und zahlreiche Familien haben noch unterzeichnet, gemeinsam auf dem gesamten keinen Zugang zur Vermittlung der Regionalsprache elsässischen Territorium einen paritätischen zwei- in angemessener Entfernung von ihrem jeweiligen sprachigen Unterricht (50 % Französisch und 50 % Wohnort. Realität ist zudem, dass eine beträchtliche Regionalsprache) zu entwickeln. Zahl an Schülern den paritätischen zweisprachigen Unterricht, an dem sie seit der Vorschulzeit teilnah- Am 1. Juni 2015 – d. h. nachdem diese Partnerschaft men, aufgegeben haben. Dies beweist, dass das über einen Zeitraum von 20 Jahren fortge- Instrumentarium weder hinreichend zuverlässig führt und über die vergangenen Zeiträume gestaltet noch gefestigt wurde. |19|
ERLERNEN DER REGIONALSPRACHE IM SCHULISCHEN BILDUNGSGANG Das von allen Partnern gemeinsam herausgear- 3. Ziele und Umsetzung beitete Haupthindernis für die Entwicklung dieses Die Rahmenvereinbarung bis 2030 enthält eine Unterrichts ist der zunehmende Mangel an Lehrern Vielzahl ehrgeiziger Aufgaben: in schulischen Einrichtungen, die ausgebildet und Gewinnung einer Schülerzahl von 50 % in der Lage sind, die Regionalsprache zu vermit- unter den Kindern, die zur Vorschule (école teln. Einhergehend mit der Tatsache, dass der maternelle) gehen, für eine Klasse, in der in der Lehrerberuf nicht wirklich attraktiv ist, sowie mit Regionalsprache zu gleichen Zeitanteilen wie in dem Fakt, dass an französischen Universitäten, Französisch unterrichtet wird, wozu auch die Universität Straßburg gehört, die Lehre der deutschen Sprache kontinuierlich weniger Ausweitung des schulnahen oder außerschulischen angeboten wird, sinkt die Zahl der Bewerber um die Angebots in der Regionalsprache auf alle jährlich angebotenen offenen Stellen in den letzten zweisprachigen Standorte und Zentren im Elsass, Jahren unaufhörlich. Begleitung der größtmöglichen Zahl an zweisprachig unterrichteten Schülern bis zur Um die Komplementarität der Kompetenzen Sekundarstufe in die Regionalsektion, so dass zwischen Staat und Gebietskörperschaften und ins- mindestens 25 % der Schüler diesen Bildungsgang besondere deren Finanzierung zu unterstützen, ist in der 6. Jahrgangsstufe (sixième) fortsetzen, die Gestaltung einer neuen Governance erforder- verstärkte Erschließung der Berufswelt, lich, um über die derzeitige Vereinbarung hinaus zu Ausweitung von Praktika oder Ausbildungen gelangen. im Oberrheingebiet und in deutschsprachigen Ländern. 2. Herausforderungen Mit der Politik der Mehrsprachigkeit soll erreicht Die operative Vereinbarung für den Zeitraum werden, dass sich jeder Einwohner auf elsäs- 2018 - 2022 muss dem wachsenden Bedarf an sischem Territorium seiner historischen, Humanressourcen gerecht werden können und geografischen und kulturellen Zugehörigkeit zum soll gestatten, der qualitativen und quantitativen französisch-deutsch-schweizerischen Oberrhein- Entwicklung der Unterrichtung der Regionalsprache gebiet bewusst wird und dass jeder Zugang zu neue Impulse zu verleihen. einem schulischen Angebot hat, das zunächst auf eine Zweisprachigkeit und danach auf eine Hauptziele sind: operative Mehrsprachigkeit abzielt, mit dem die dia- größtmögliche Erhöhung der Lehrerzahl an zwei- lektalen Kompetenzen aufgewertet und gestärkt sprachigen Schulen, werden sollen und womit eine grenzüberschrei- Stabilisierung der bereits bestehenden paritä- tende Beschäftigungsfähigkeit angestrebt wird. tischen zweisprachigen Bildungsgänge, um die Der in der operativen Vereinbarung für den Zeitraum Abgänge während der Schullaufbahn zu begren- 2018 - 2022 enthaltene Aktionsplan muss dem der- zen, zeit bestehenden unmittelbaren und dem künftigen Steigerung der Mobilität und der Berufsausbildung Bedarf an Lehrern für zweisprachige Schulen, ins- junger Menschen, besondere in der Primarstufe, gerecht werden und erneutes Praktizieren des elsässischen Dialekts zum Wiederaufschwung beim Praktizieren der von der Vorschule an. Regionalsprache in ihrer Dialektform beitragen. Dazu muss im Elsass ein Exzellenzpol geschaf- Besondere Aufmerksamkeit ist der Beschäftigungs- fen werden, der sich der Zweisprachigkeit und fähigkeit junger Menschen zu widmen. So soll der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im ihnen ermöglicht werden, sich noch mehr der Bildungsbereich widmet. Mit den damit verbun- Erschließung der Kultur und der Wirtschaftswelt im denen Mitteln und der Unterstützung des Staates Oberrheingebiet zu öffnen. Im Oberrheingebiet steht soll ein Zentrum errichtet werden, in dem päda- bereits jetzt eine ganze Reihe von Arbeitsplätzen gogische Ressourcen, Schulungsinstrumente und zur Verfügung, weitere werden in den kommenden Kommunikationstools zusammengeführt werden, zehn Jahren hinzukommen. Es ist also von vor- die den Herausforderungen dieser Politik angepasst rangiger Bedeutung, die jungen Elsässerinnen und sind. Elsässer darauf vorzubereiten, mit bestmöglichen Kompetenzen in ihr Berufsleben zu starten. Angesichts der Gefahr, dass alle Anstrengungen und Die wirtschaftliche Attraktivität des Elsass geht auch Investitionen, die im Laufe der Jahre unternommen mit der Verfügbarkeit künftiger Mitarbeiter einher, wurden, zunichte gemacht werden, ist es notwen- die gut ausgebildet und kompetent sind, insbeson- dig, diese Politik durch eine stärkere Beteiligung der dere in der Regionalsprache und in Weltsprachen. elsässischen Gemeinschaften zu revitalisieren. Der linguistische Mehrwert im Vergleich zu anderen Gebieten kann für lokale, regionale und internatio- nale Unternehmen ein bedeutender Trumpf bei der |20| Auswahl einer Niederlassung sein.
ERLERNEN DER REGIONALSPRACHE IM SCHULISCHEN BILDUNGSGANG Förderung und Unterstützung von insbesondere auf der Grundschulebene, merk- Theater-Workshops an Sekundarschulen lich zurück. Dieser Rückgang ist in erster Linie der Komplexität der Verwaltungsverfahren geschuldet, die bei jedem Ortswechsel notwendig sind. Er ist 1. Feststellungen aber auch eine direkte Folge der programmgemä- Das Erlernen einer Sprache erfolgt auch durch die ßen Einstellung des Französischunterrichts an den mündliche Praxis. Es wurde festgestellt, dass vielen Grundschulen im Land Baden-Württemberg. Schülern, die in Sekundarschulen einen zweispra- chigen Bildungsgang belegen, keine hinreichende Immer weniger deutsche Lehrkräfte sind bereit, die- Möglichkeit zum mündlichen Austausch gegeben sen Aktivitäten Zeit zu widmen, da sie selbst der wurde. So bleiben die Kompetenzen häufig sehr Reform des deutschen Schulprogramms unterliegen. theoretisch und zu viele Schüler haben nicht genü- gend Erfahrung, um Selbstvertrauen zu gewinnen In der Sekundarstufe gibt es nach wie vor mehr und die Regionalsprache nach Abschluss der Austausch. Dies ist insbesondere dem Programm für Sekundarschulzeit eigenständig anzuwenden. kulturelle Aktivitäten zu verdanken, das im Rahmen der Zielstellungen des Vier-Parteien-Abkommens 2. Herausforderungen (Schülermobilität und Kulturaustausch) vom Die mündliche Praxis ist von Bedeutung, egal ob es Bildungsministerium vorgeschlagen wurde. sich um ein Langzeitstudium, ein duales Studium, eine Berufsausbildung handelt oder ob es einfach 2. Herausforderungen darum geht, einen Ort in einem deutschsprachigen Die Schülermobilität und das Kennenlernen des Land des Oberrheingebiets zu besuchen. Anderen sind sehr wichtige Themen, die wäh- rend der Schullaufbahn behandelt werden, vor Der Zugang zur Kultur und zu den Lebens- allem für diejenigen, die einer zweisprachigen gewohnheiten der Nachbarn erfolgt auch über die Ausbildung nachgehen. Ohne sich miteinander zu Theaterpraxis. Durch diese Tätigkeit können die jun- treffen, sich lebhaft austauschen zu können und das gen Sekundarschüler eine Sprache anwenden, die Nachbarland kennenzulernen, würde ein wichtiger oft nur theoretisch vermittelt wird. Aspekt der kulturellen Öffnung und des Entdeckens fehlen. 3. Ziele und Umsetzung Förderung einer Theateraufführung oder Musik- 3. Ziele und Umsetzung veranstaltung in der Regionalsprache (Deutsch In dem operativen Vier-Parteien-Abkommen für oder elsässischer Dialekt) an Sekundarschulen, den Zeitraum 2018 - 2022 ist für diesen Bereich eine die im Departement einen zweisprachigen Zweig tatkräftige Unterstützung vorgesehen. Geplant sind anbieten. spezifische Aktionen, um die Lehrkräfte – besonders Die Ziele dieser Aktivitäten in der Regionalsprache an den Sekundarschulen – auf deutsch-französi- sind vielfältig: sche Projekte vorzubereiten. Förderung der Fähigkeit, sich in deutscher Sprache Die Mobilität im Oberrheingebiet ist Bestandteil des und im Dialekt ausdrücken zu können, Projekts zur Vermittlung der regionalen Sprache und Erwerb eines umfangreichen Wortschatzes, Kultur. Damit wird ein zweifaches Ziel verfolgt, näm- leichtere Verwendung vollständiger Sätze, lich die Verbindung von linguistischer Dimension Aufwertung der Schülerarbeit, (Stärkung der operativen Sprachkompetenz) und interkultureller Dimension (vertiefte Kenntnis des Gestaltung generationsübergreifender Beziehun- Oberrheingebiets). Sie dient der Vorbereitung auf gen über die linguistische Dimension, Mehrsprachigkeit und internationale Mobilität. Alle Einbindung der Lehrkräfte in das Projekt, im Bereich der Mobilität vorgeschlagenen Aktionen Beitrag zur Bewahrung und Reaktivierung eines gehören zu einem progressiven Bildungsgang, Kulturerbes, das regional und europäisch zugleich mit dem die linguistischen und interkulturellen ist, Kompetenzen von Schülern und Studenten gestärkt Vermittlung von Vielfalt und Toleranz, Entwicklung werden sollen. von Kreativität. Jede schulische Einrichtung ist aufgerufen, eine dauerhafte und strukturierte Partnerschaft mit einer oder mehreren schulischen Einrichtungen Aktionen mit schulischen Einrichtungen im Oberrheingebiet oder im deutschsprachigen beidseits der Grenze Raum zu gestalten. Besonders gefördert werden grenzüberschreitende Partnerschaften im grenz- 1. Feststellungen nahen Raum. Es werden jährliche Kontaktseminare In den letzten Jahren ging der Austausch zwischen organisiert, die sich an französische, deutsche französischen und deutschen Klassen und Schülern, und schweizerische pädagogische Teams im |21|
ERLERNEN DER REGIONALSPRACHE IM SCHULISCHEN BILDUNGSGANG Oberrheingebiet und darüber hinaus richten, um Gebiet ein bedeutender Trumpf ist. Sie sollen zudem die Gestaltung neuer Partnerschaften zwischen begreifen, dass wir uns tatsächlich in einem realen den Einrichtungen zu begünstigen und die vor- und konkreten europäischen Umfeld befinden. geschlagenen grenzübergreifenden Aktionen und Instrumentarien bekannt zu machen. 3. Ziele und Umsetzung Schüler, die während ihrer Schullaufbahn einen zweisprachigen Bildungsgang belegen, sollen so die Projekt „EUROSTAGE 2020“ von Möglichkeit erhalten, mit Situationen konfrontiert zu ELTERN Alsace und Unterstützung werden, die der konkreten mündlichen Nutzung der bei der Organisation von „Feedback“- Regionalsprache bedürfen. Durch einen mehrtägi- gen Aufenthalt in einem deutschen Unternehmen Veranstaltungen sollen sie verstehen, dass ihr Wissen einen wirkli- chen Mehrwert darstellt. 1. Feststellungen Während ihrer Sekundarschulzeit sind die Schüler Die Entwicklung von Mobilität und Eigenständigkeit der 3. Jahrgangsstufe (troisième) verpflichtet, eine gehört zu den Hauptzielen dieses Projekts. Es Woche lang eine „Beobachtung im beruflichen wird daher im Rahmen des Programms INTERREG Milieu“ zu absolvieren. Die meisten Schüler begeben V durch einen europäischen Finanzfonds unter- sich dazu entweder in das berufliche Umfeld ihrer stützt. Das Bildungsministerium trägt über das Eltern oder nutzen die persönlichen Beziehungen Vier-Parteien-Abkommen zur Entfaltung dieses ihrer Familien. Diese Zeit soll den jungen Menschen Projekts bei und bewirbt es bei den betroffenen eigentlich helfen, am Ende dieser Jahrgangsstufe Sekundarschuleinrichtungen. Schließlich sollte es eine Orientierung zu finden, aber nur wenige nutzen für alle Schüler zweisprachiger Sekundarschulen diese Zeit wirklich. Darüber hinaus probieren sie sich auf elsässischem Territorium zugänglich sein. lediglich in französischen Einrichtungen aus, wobei die in der Regionalsprache erworbenen sprachli- chen Kompetenzen aber nicht zum Einsatz gebracht Unterstützung punktueller werden können. Veranstaltungen Die Vereinigung der Eltern von Schülern 1. Feststellungen ELTERN Alsace, die sich für die Entwicklung der Zweisprachigkeit und für die Berufsausbildung Die Vereinigungen, die sich für die Förderung und junger Menschen einsetzt, hat ein grenzüber- das Praktizieren der Regionalsprache einsetzen, schreitendes Projekt auf den Weg gebracht. Es und die lokalen Körperschaften, die in ihren Gebieten ermöglicht jungen Menschen mit einer zweispra- zweisprachige Bildungsgänge anbieten, organisie- chigen Ausbildung, diese „Erkundungswoche“ in ren kleine und größere Veranstaltungen. Sie dienen einem deutschen Unternehmen zu absolvieren und dazu, die Verwendung der Regionalsprache aufzu- umfassende Erfahrungen durch ein vollständiges werten und das Erlernen der Sprache im schulischen Eintauchen ins Nachbarland zu sammeln. oder außerschulischen Rahmen zu fördern. Diese Veranstaltungen werden von der breiten Allerdings sind nur wenige Jugendliche bereit, von Öffentlichkeit oft gar nicht wahrgenommen. Darüber ihren Erfahrungen zu berichten, die sie in dieser hinaus bestehen vor allem von der finanziellen Seite Zeit gesammelt haben, wodurch andere Schüler her Organisationsschwierigkeiten. nicht ermutigt werden, sich für diese Art des Austauschs anzumelden. Es werden „Feedback“- 2. Herausforderungen Veranstaltungen organisiert, damit die übrigen Der Wiederaufschwung beim Praktizieren der Schüler – meist ohne zweisprachigen Hintergrund Regionalsprache, insbesondere der elsässi- – auf die zahlreichen Möglichkeiten, die im schen Dialekte, ist eine kollektive Aufgabe. Oberrheingebiet geboten werden, aufmerksam Das Bildungsministerium darf nicht der ein- gemacht werden können. zige Akteur sein, der sich diesem ehrgeizigen Vorhaben der Entwicklung und des Praktizierens 2. Herausforderungen der Regionalsprache widmet. Durch lokale Bei einer Eingliederung in ein deutsches Berufsmilieu Veranstaltungen kann ein unmittelbarer Kontakt zur durch eine vollständige Immersion kann eine Regionalsprache hergestellt werden, und die elsäs- Menge gelernt werden. Die jungen Sekundarschüler sischen Bürger können dahingehend sensibilisiert können die deutsche Sprache in einem Umfeld werden, wie wichtig der Erhalt dieser Sprache ist. außerhalb der Schule und mit Erwachsenen prak- tizieren, die nicht zum Schulkader gehören. Diese 3. Ziele und Umsetzung Zeit sollte genutzt werden, damit sich diese jungen Die Unterstützung für Veranstaltungen trägt Menschen der Tatsache bewusst werden, dass die zur Aufwertung der Regionalsprache in vielfäl- |22| Regionalsprache in einem grenzüberschreitenden tigen Bereichen bei. Die Gebietskörperschaften
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