Film in der Hochschullehre - Friedrich-Alexander ...

 
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Film in der Hochschullehre
Wie audiovisuelle Medien in Lehrveranstaltungen
eingesetzt werden können

Hochschuldidaktische Aufsätze                           6.2015

Schriften zur Hochschuldidaktik
Beiträge und Empfehlungen
des Fortbildungszentrums Hochschullehre
der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg
Film in der Hochschullehre - Friedrich-Alexander ...
Film in der Hochschullehre
              Wie audiovisuelle Medien in Lehrveranstaltungen
                                    eingesetzt werden können
                                                                               30.06.2015

                                                                                  Autoren
    Christoph Baumann (M.A.) ist als wissenschaftlicher Mitarbeiter am
  Lehrstuhl für Kulturgeographie tätig. In seiner Dissertation beschäftigt
er sich mit medialen Konstruktionen von Ländlichkeit. Daneben interes-
  siert er sich vor allem auch für Mediendidaktik. Besonders am Herzen
    liegt ihm das Medium Film, das er in universitären Seminaren, hoch-
      schuldidaktischen Workshops oder in Zusammenarbeit mit Schulen
 nutzbar macht. Im Rahmen dieser Veranstaltungen lernen die Teilneh-
 mer/innen, eigenständig Filme zu produzieren und sich, filmend, näher
                                mit bestimmten Themen zu beschäftigen.

                                    Kontakt: christoph.baumann@fau.de

  Dr. Dirk Jahn ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt „Profilehre
  Plus“ am Fortbildungszentrum Hochschullehre (FBZHL). Seine Arbeits-
 und Forschungsschwerpunkte sind fachspezifische Hochschuldidaktik,
die Förderung von kritischem Denken und der Einsatz von Filmen in der
    Lehre. Filme sind ihm ein wichtiger Begleiter in Lehrveranstaltungen
und nicht nur dort. Manche Streifen haben ihn nachhaltig geprägt: „Ich
 komme wieder.“ „Ich bin Organseziert.“ „Die Macht sei mit Dir!“ „Gott
                              ist nicht mit uns. Er hasst Idioten wie dich.“

                                               Kontakt: dirk.jahn@fau.de
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Inhalt
1     Einleitung ....................................................................................................................................... 3
2     Das „alte neue“ Medium Film und Didaktik..................................................................................... 3
3     Der Stellenwert von (audiovisuellen) Medien im didaktischen Kontext............................................. 6
4     Vor- und Nachteile des didaktischen Mediums Film ........................................................................ 7
5     Didaktische Einsatzformen von Film in der Hochschullehre ............................................................ 10
      5.1 Überblick .......................................................................................................................................... 10
      5.2 Fokus 1: Lernen durch Auseinandersetzung mit Filmen .................................................................. 11
      5.3 Fokus 2: Lernen durch Filmen .......................................................................................................... 13
6     Rahmenbedingungen .................................................................................................................... 17
      6.1 Film-Quellen ..................................................................................................................................... 17
      6.2 Technische Aspekte.......................................................................................................................... 17
      6.3 Rechtliche Fragen ............................................................................................................................. 17
7     Danksagung .................................................................................................................................. 18
8     Literaturverzeichnis ...................................................................................................................... 19

Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Beispiel für Verwendung von Videos in der Lehre ....................................................................... 5
Abbildung 2: Das Berliner Modell...................................................................................................................... 6
Abbildung 3: Erklärungen und Aufgaben aus der Finanzmathematik ............................................................. 10
Abbildung 4: Lege- und Zeichentechnik in Filmen........................................................................................... 15
Abbildung 5: Screenshot aus dem in der Lehre gemachten Film „Virtueller Besuch eines Stadtgartens“ ..... 16

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1     Einleitung                                                   Filmdidaktik wird oftmals auch im Zusammenhang
Audiovisuelle Medien/Filme1 gehören seit langem zu                 mit der Förderung von Medienkompetenz bespro-
den wesentlichen Unterhaltungs- und Informations-                  chen (vgl. z. B. Abraham, 2009), die man mit Dieter
mitteln. Mit der Etablierung von Technologien wie                  Baacke definieren kann als „grundlegend nichts an-
dem Internet oder Smartphones sind „Bewegtbilder“                  deres als die Fähigkeit, in die Welt aktiv aneignender
wesentlich leichter produzier-, distribuier- und rezi-             Weise auch alle Arten von Medien für das Kommuni-
pierbar geworden. Auch in der Hochschullehre spie-                 kations- und Handlungsrepertoire von Menschen
len Filme in verschiedenster Form eine wichtige                    einzusetzen“ (Baacke, 1996, S. 119). Der Einsatz von
Rolle. Nicht zuletzt durch die technischen Möglich-                audiovisuellen Medien in Lehr-Lernsituationen kann
keiten hat sich der Filmeinsatz prinzipiell vereinfacht            einen wichtigen Beitrag dazu leisten, neben fachli-
und flexibilisiert. Gerade deshalb ist eine didaktische            cher auch Medienkompetenz zu fördern, z. B. dann,
Reflexion der Integration von Film in die Lehre aller-             wenn das Medium Film selbst Gegenstand des Inte-
dings umso wichtiger geworden. Zu einer solchen Re-                resses wird. Dieser Aspekt wird aber im Weiteren e-
flexion anzuregen, ist das Ziel dieses Beitrags. Dabei             her am Rande beleuchtet, denn es geht primär um
konzentrieren wir uns auf folgende Aspekte:                        das Lernen und Lehren mit audiovisuellen Medien,
                                                                   wenngleich die Förderung von Medienkompetenz
Als Einstieg werfen wir einen kurzen Blick auf die                 mehr oder weniger immer ein Stück weit beim Ein-
(Technik-)Geschichte audiovisueller Medien und set-                satz des Mediums Film mitschwingt.
zen diese in Beziehung zu zeitgenössischen filmdi-
daktischen/-pädagogischen Konzepten, um so die                     2    Das „alte neue“ Medium Film
breite Palette der Thematik Film und Lehre anzudeu-                     und Didaktik
ten. Ausgehend von einem einfachen didaktischen
                                                                   Gegenwärtige Überlegungen der Didaktik sind stark
Modell skizzieren wir anschließend den allgemeinen
                                                                   auf medienbezogene Fragen ausgerichtet. Mit Kon-
Stellenwert, den (audiovisuelle) Medien in Lehr-
                                                                   zeptionen und Anwendungen zu Bereichen wie dem
Lern-Kontexten einnehmen, ehe wir uns mit den spe-
                                                                   Social Web und E-Learning (z.B. Spary, 2014) schließt
zifischen didaktischen Vor- und Nachteilen des Fil-
                                                                   gerade die Hochschuldidaktik an aktuelle gesell-
mes als didaktisches Medium auseinandersetzen.
                                                                   schaftliche und technologische Entwicklungen der
Wir konkretisieren die Überlegungen, in dem wir ver-
                                                                   (Neuen) Medien an und versucht diese für die Lehr-
schiedene Einsatzformen audiovisueller Medien un-
                                                                   Lern-Praxis nutzbar zu machen. Mit dem Bezug auf
terscheiden und mit Beispielen illustrieren. Dabei
                                                                   Film konzentrieren wir uns auf ein gleichsam „altes“
setzen wir zwei Schwerpunkte und betrachten insbe-
                                                                   wie auch „neues“ Medium:
sondere das Lernen durch die analytische Auseinan-
dersetzung mit Filmen sowie das Lernen durch den                   Wenngleich die Idee, Bilder „laufen zu lassen“, sehr
Prozess des Filmemachens. Abschließend geben wir                   alt ist und zu erstaunlichen Erfindungen geführt hat,
Tipps zur Beschaffung und Aufbereitung audiovisuel-                so liegen die Anfänge dessen, was wir heute als Film
ler Medien und informieren über rechtliche Rahmen-                 bezeichnen, keine 150 Jahre zurück. Als eigentliche
bedingungen.                                                       Geburtsstunde des Filmes gilt der 28.12.1896, an

1 Die Begriffe audiovisuelle Medien und Filme werden hier als      Außerdem verzichten wir in diesem Beitrag bewusst auf eine
Synonyme gebraucht. Damit bezieht sich der Begriff Film nicht      genauere Bestimmung des Medienbegriffs und orientierten uns
ausschließlich auf audiovisuelle Medien, die etwa durch die Be-    an einer breiten, alltagssprachlichen Verwendung.
lichtung dünner (Zelluloid-)Schichten (engl. film, Schicht) ent-
stehen.

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dem die Gebrüder Lumière in einem Pariser Café vor                 1960er Jahren kontinuierlich zu. Unterstützt wird
zahlendem Publikum ihren Kinematographen vor-                      dies durch die Einführung von VHS (Video Home Sys-
stellen und eine Aufnahme von Arbeitern, die gerade                tem-)Kassetten samt entsprechender Aufzeich-
eine Fabrik verlassen, präsentieren. War der Film in               nungs- und Abspielgeräte, die zu einer weiteren Fle-
seiner Frühphase vor allem ein Phänomen auf Jahr-                  xibilisierung der Rezeptionssituation führen. Holz-
märkten, in Schaubühnen oder Vaudeville-Program-                   schnittartig kann man zwei medienpädagogische/-
men, so entwickelt er sich im frühen 20. Jahrhundert               didaktische Ansätze unterscheiden, die sich in dieser
als Kunstform sowie als Wirtschaftsfaktor (vgl. u.a.               Zeit entwickeln und, in z.T. variierter Form, bis heute
Paech, 1997).                                                      ihre Anwendung finden: Beeinflusst durch den ge-
                                                                   sellschaftlichen Wandel der 1960er Jahre wird dem
Im pädagogisch-didaktischen Kontext steht man                      Aspekt der zunehmenden Medialisierung der Gesell-
dem „neuen“ Medium Film zu dieser Zeit eher kri-                   schaft Rechnung getragen und der pädagogische Fo-
tisch gegenüber. Die entsprechenden Überlegungen                   kus verstärkt auf die Analyse- und Kritikfähigkeit so-
zielen vor allem darauf ab, „insbesondere Kinder und               wie auf den handelnden Umgang mit Medien gelegt.
Jugendliche, aber auch Erwachsene, vor moralischen                 Kern dieser kritisch-emanzipatorischen Konzeption
und sittlichen Gefährdungen zu schützen, die angeb-                ist demnach, „Kinder und Jugendliche sowie Erwach-
lich von einer als ,Schund und Schmutz‘ deklarierten               sene zu befähigen, Medien und ihre ideologische
Massenliteratur und vor allem von den sich zunächst                Prägung bzw. ihre gesellschaftlichen Bedingungen
auf Jahrmärkten und Varietés präsentierten Wan-                    kritisch zu analysieren und durch selbst erstellte Me-
derkinos ausgingen“ (Hüther und Podehl, 2005, S. 5).               dien Öffentlichkeit für eigene Interessen herzustel-
Die Etablierung des Tonfilms und der somit vollzo-                 len“ (Tudoldziecki, 2008, S. 111). Mit der Einführung
gene Wandel zum audiovisuellen Medium in den                       von vergleichsweise kostengünstigen Kamerasyste-
1920er Jahren eröffnen völlig neue gestalterische                  men (in den 60ern Filmstreifen-basierte Super 8-
Möglichkeiten und helfen den Film weiter zu popula-                Technik; in den 80er Jahren videobasierte Camcor-
risieren. Mit der Durchsetzung der Fernsehtechnik in
                                                                   der) entwickelte sich dabei auch eine praktische
den 1950er und 60er Jahren erweitern sich die Re-                  Filmdidaktik, bei der das Filmemachen im Vorder-
zeptionsmöglichkeiten massiv und das Fernsehen                     grund steht (vgl. Mikos, 2008). Gerade in den vergan-
etabliert sich zum „neuen“ audiovisuellen Leitme-                  gen 20 Jahren wird in diesem Zusammenhang häufig
dium.                                                              die Förderung der Medienkompetenz 2 als ein we-
Auch hier dominieren seitens der Pädagogik/Didak-                  sentliches medienpädagogisches Ziel besprochen.
tik zunächst kritische Stimmen, die dem Fernsehen                  Parallel zu dieser Fokusverschiebung profiliert sich in
(und dabei i.d.R. audiovisuellen Medien generell)                  den 1960ern ein bildungstechnologischer Ansatz, der
eine zu oberflächliche Darbietung von Information                  sich den „funktionsgerechte[n] Einsatz von Medien,
vorwerfen. Dennoch nimmt der Einsatz von audiovi-                  mit dem eine zweckrationale Unterrichtsstrategie
suellen Medien im didaktischen Kontext seit den                    verwirklicht werden soll“ (Hüther und Podehl, 2005,

2 Der Begriff „Medienkompetenz“ kann nach Schorb (2008:            und sich dabei über Ziele, Möglichkeiten und Probleme des Me-
78ff.) bestimmt werden als der Zusammenhang folgender As-          dienhandelns bewusst zu sein) und schließlich Medienhandeln
pekte: Medienwissen (einschließlich des instrumentellen Funk-      (die von Medienwissen und -bewertung geprägte Fähigkeit, mit
tionswissens als Grundlage der Mediennutzung sowie des             Medien im Alltagshandeln umzugehen, sowohl bei eher rezepti-
strukturellen Wissens um die lokale und globale Einbettung von     ven Begegnungen mit Medien als auch beim intentionalen Me-
Medienorganisationen und -techniken), Medienbewertung (vor         diengebrauch).
allem als Fähigkeit, Medienangebote und die eigene Medien-
nutzung analytisch und ethisch fundiert bewerten zu können

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S. 11), zum Ziel gesetzt hat. Entsprechend werden                  bestimmter Medieninstitutionen oder durch spezi-
auch Filme zur „Rationalisierung von Lehr-und Lern-                elle, auf Didaktik fokussierte Einrichtungen), als auch
vorgängen“ (ebd.) genutzt. Ein frühes Beispiel aus                 die Vorführung (Abspielen eines kurzen Clips via Lap-
dem hochschuldidaktischen Kontext hierfür sind die                 top und Beamer; dabei kein aufwändiger Transport
in den 1960er und 70ern gegründete Open-Universi-                  von Trägermedien oder erschwerendes Vor- und Zu-
ties/Fernuniversitäten, die gerade audiovisuelle Me-               rückspulen bestimmter Videokassetten) sind sehr
dien als Bildungstechnologien einsetzen, um so Lehr-               leicht handhabbar geworden. Abbildung 1 zeigt bei-
Lern-Prozesse zu ermöglichen (vgl. Zawacki-Richter,                spielsweise einen Screenshot Vorlesungsaufzeich-
2011).                                                             nung (via lectureondemand.de) von Prof. Dr.
                                                                   Hungenberg in der Veranstaltung „Unternehmer und
Eine massive Änderung erfahren audiovisuelle Me-                   Unternehmen“ an der Universität Erlangen-Nürn-
dien in den letzten 20 Jahren, im sogenannten „Digi-               berg (FAU). Dabei bedient sich der Dozent seinerseits
talen Zeitalter“. Die technische Produktion und Re-                eines Videos zu Verdeutlichung der Lerninhalte und
zeption von Filmen hat sich noch weiter vereinfacht                gleichzeitig können die VeranstaltungsteilnehmerIn-
bzw. flexibilisiert. Mit den meisten neueren Mobil-                nen ihrerseits die Aufzeichnung als Wiederholungs-
funkgeräten ist es mittlerweile möglich in hoher Auf-
                                                                   möglichkeit von zu Hause aus nutzen.
lösung aufzunehmen und Filmclips über diverse In-
ternetportale überall abzurufen. Außerdem sorgt die                Auch das eigenständige Produzieren von Filmen, sei
Digitalisierung für eine zunehmende Multimediali-                  es durch Lehrende für die Lehre oder durch Lernende
sierung, also für Integration von Texten, Grafiken,                in der Lehre hergestellte Filme (praktische oder
Sounds, audiovisuellen Medien auf einer interakti-                 handlungsorientierte Filmdidaktik), ist ohne übermä-
ven Benutzeroberfläche, und Virtualisierung, durch                 ßigen technischen Aufwand möglich.
die unterschiedlichste Anwender an unterschied-
lichsten Orte gleichermaßen auf Information zugrei-                Audiovisuelle Medien finden in der Präsenzlehre,
fen und diese ggf. auch bearbeiten können (vgl. u.a.               aber auch im Kontext des selbstgesteuerten Lernens
                                                                   jenseits des Hörsaals ihre Anwendung. Neben der
Sesink, 2008).
                                                                   Aufzeichnung und digitalen Veröffentlichung von
                                                                   Lehrveranstaltungen sind Filmclips vermehrt auch
                                                                   Elemente von virtuellen Lernumgebungen/E-Learn-
                                                                   ing-Angeboten geworden, bei denen die Studieren-
                                                                   den mit tendenziell größerer Eigenverantwortung
                                                                   agieren. Derartige Anwendungsformen werden häu-
                                                                   fig mit konstruktivistischen Lerntheorien begründet,
                                                                   bei denen die individuelle, auseinandersetzende Er-
                                                                   fahrung mit (Lern-)Gegenständen eine zentrale Rolle
Abbildung 1: Beispiel für Verwendung von Videos in der Lehre
                                                                   einnimmt.
(lectureondemand.de, 2015, mit freundlicher Genehmigung)
                                                                   Dieser kurze Ausflug in die (Technik-)Geschichte au-
Diese technologischen (und sozialen) Entwicklungen                 diovisueller Medien in Kombination mit der Ge-
ändern den didaktisch-pädagogischen Umgang mit                     schichte filmpädagogischer/-didaktischer Konzepte
Film: Für Lehrende ist es viel einfacher geworden, au-             und Anwendungsbereiche hat gezeigt, dass wir es
diovisuelle Medien in ihre Lehrveranstaltungen zu in-              tatsächlich mit einem gleichsam alten und aktuellen
tegrieren. Sowohl die Beschaffung (etwa durch Vi-                  „didaktischen Medium“ zu tun haben. Die technolo-
deoplattformen wie YouTube, durch Mediatheken                      gischen Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit

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bieten unterschiedlichste, fruchtbare Verwendungs-                   wirken. Dazu gehören etwa der räumliche und zeitli-
möglichkeiten in der Hochschullehre. Welche Rolle                    che Rahmen, Lehrpläne und Modulbeschreibungen,
können audiovisuelle Medien nun in Lehrveranstal-                    Gruppenzusammensetzung, Vorwissen/-erfahrung,
tungen einnehmen? Wann und wie wähle ich Filme                       Lernhintergrund etc.
als didaktische Medien für die Lehre aus?
                                                                     Gemäß des Berliner Modells sind jedoch die vier Ent-
3    Der Stellenwert von (audiovisuel-                               scheidungsfelder die zentralen Parameter der didak-
                                                                     tischen Planung, da diese im Gegensatz zu den Be-
     len) Medien im didaktischen Kon-                                dingungsfeldern im Rahmen des Lehr-Lern-Arrange-
     text                                                            ments beeinflussbar sind. Die Gegebenheiten aus
Ob sich ein Medium didaktisch „eignet”, es also zum                  den Bedingungsfeldern müssen bei der Planung be-
gelingenden Lehren und Lernen beitragen kann,                        rücksichtigt werden.
hängt weniger vom Medium selbst ab, sondern viel-
mehr von den ganz konkreten Bedingungen der Lehr-                    1.) Intentionen: Eine wesentliche Rolle spielen die
Lernsituation und der Art und Weise des Medienein-                   Intentionen. Was ist das Ziel der Veranstal-
satzes. In Anlehnung an das sogenannte Berliner Mo-                  tung/Stunde/Aufgabe…? Was sollen die Studieren-
dell3 (Abb. 1) lassen sich didaktische Situationen fol-              den überhaupt lernen, was sollen sie wissen, verste-
gendermaßen strukturieren (Heimann, 1976; vgl.                       hen, können? Solche Lernziele können unterschied-
auch Meinhard et al. 2014, S. 52). Die Bedingungsfel-                lichster Art sein: deklarativ („know-that“), proze-
der umfassen voraussetzende Aspekte, die vom Leh-                    dural („know-how“), normativ („know-why“) oder
renden z.T. weniger beeinflussbar sind, und die so                   affektiv („feel…“).
quasi „von außen“ auf das Unterrichtsgeschehen

             Abbildung 2: Das Berliner Modell (vereinfacht; nach Peterßen 2001, S. 54)

3 Dieses von Paul Heimann entwickelte lerntheoretische Modell        haben uns nicht zuletzt für dieses entschieden, weil es ein Fo-
ist natürlich nur ein Modell der Didaktik neben anderen. Wir         kus auf die didaktische Planung legt und mit den vier „Entschei-
                                                                     dungsfeldern“ sehr leicht nachvollzogen werden kann.

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2.) Inhalte: Ausgehend von den Intentionen, sind die               In dieser gegenseitigen Interdependenz ist der Be-
konkreten Inhalte auszuwählen. Im Sinne einer di-                  reich Medien ein wichtiges „Stellrad“ (Meinhard et
daktischen Reduktion wird aus einer allgemeinen                    al., 2014, S. 53) für gelingende Lehr-Lern-Prozesse.
Thematik eine Auswahl getroffen. Was muss unbe-
dingt thematisiert werden? Was ist „nice-to-have“,                 Das Berliner Modell liefert einen guten Kompass für
                                                                   die Planung des generellen Medieneinsatzes. Wann
was kann wegfallen? Passen die konkreten Inhalte zu
meinen allgemeinen Lernzielen, und umgekehrt?                      und inwiefern können nun dezidiert audiovisuelle
                                                                   Medien sinnvolle didaktische Medien sein?
3.) Methoden: Der Begriff Methoden umfasst hier
sehr allgemein didaktische Handlungen bzw. Hand-                   4     Vor- und Nachteile des
lungsanleitungen wie etwa die Präsentation oder                          didaktischen Mediums Film
Gruppenarbeit. Wie kann ich die ausgewählten In-                   Werfen wir zunächst einen Blick auf Merkmale filmi-
halte vermitteln (z.B. präsentiere ich „Wissen“ oder               scher Medien.
lasse ich es arbeiten)? Wie strukturiere ich? Welche
Schritte wähle ich?                                                Als eigentlich „photographisches Medium“ sind
                                                                   Filme in der Regel hochgradig ikonisch. Ikonizität ist
4.) Medien: Und schließlich die Medien, verstanden                 ein Begriff aus der Semiotik, der Wissenschaft der
als materiell-zeichenhafte Informationsträger. Wel-                Zeichen. Man unterscheidet verschiedene Arten von
che Medien habe ich zur Verfügung? Mit welchen                     Zeichen nach ihrem Verhältnis zum Bezeichneten.
Medien kann ich meine Anliegen am geeignetsten er-                 Während ikonische Zeichen auf einem Ähnlichkeits-
reichen? Durch oder mit welchen Medien lassen sich                 verhältnis beruhen (z.B. eine Zeichnung, ein Foto o-
die Inhalte am besten darbieten oder erarbeiten?                   der eine Filmaufnahme eines Baumes), basieren
Passen sie zu den angedachten Methoden?                            symbolische Zeichen auf Konventionalität (z.B. das
Die Auflistung legt eine gewisse Abfolge der didakti-              Wort ). Darüber hinaus sind Filme mehrka-
schen Planung nahe. Ausgehend von den Intentio-                    nalig, d.h. es stehen verschiedene Zeichensysteme,
nen werden die folgenden Felder bis zu den Medien                  „Codes“ oder Gestaltungsebenen zur Verfügung, z.B.
„entschieden“. In dieser Ausrichtung sind didakti-                 Bilder, Töne, gesprochene und geschriebene Spra-
sche Medien zuallererst Medien, mit oder durch die                 che, Computeranimationen, etc. Die verschiedenen
didaktische Ziele verfolgt werden. So gesehen macht                Codes können auf simultaner sowie linearer Ebene
weniger die technische oder ästhetische Qualität ei-               kombinierend dargeboten werden. Die wichtigste Ei-
nes Films seine Eignung als didaktisches Medium                    genschaft des Films ist die Bewegung. Durch die
aus, sondern es kommt darauf an, inwiefern er dazu                 Kombination von Einzelbildern entsteht die Illusion
beiträgt, die Lernziele zu erreichen und das Lernen                eines kontinuierlichen Bewegungsablaufs. Neben
zu unterstützen.4                                                  den bewegten Bildern, „bewegen“ sich Filme auch
                                                                   durch die Kameraführung oder den Schnitt. Daraus
In Abbildung 2 wird darüber hinaus deutlich, dass die              ergibt sich auch dessen Flüchtigkeit. Die Informatio-
vier Entscheidungsfelder nicht als isoliert, sondern               nen sind weniger fixiert, sondern werden „fließend“
als sich gegenseitig beeinflussend gedacht werden.                 dargeboten.

4In konstruktivistischen Didaktik-Konzeptionen wäre weniger        sentlich, sondern die prinzipielle Fähigkeit von Medien, die Ler-
das Erreichen konkreter, vorab formulierter Intentionen we-        nenden zu Handlungen (seien diese kognitiv, sprachlich oder
                                                                   körperlich) anzuregen.

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Aus dieser Skizze lassen sich nun Vor- und Nachteile               Audiovisuelle Medien können nach den unterschied-
des Filmes als didaktisches Medium ableiten (ein kur-              lichsten Genres unterschieden werden. In der Lehre
zer Überblick dazu findet sich bei Kittelberger und                werden in der Regel faktuale Formate (vom Doku-
Freisleben, 1994 sowie bei Schnell, 2002).                         mentarfilm bis zur Diskussionsrunde) eingesetzt, die
                                                                   bestimmte, fachlich relevante Aspekte zeigen. Diese
Film ist ein Medium der Anschauung. Er kann z.B. Ge-
                                                                   können sich auf konkrete wissenschaftliche Verfah-
schehnisse, Abläufe oder Personen „in Aktion“ zei-                 ren (z.B. ein Experiment) bzw. soziokulturelle Phäno-
gen; und dies unmittelbarer als eher abstrakte Zei-                mene (z.B. ein bestimmtes soziales Problem und des-
chensysteme wie die Sprache. Historische Ereignisse,               sen Verhandlung) beziehen, Hintergrundberichte lie-
naturwissenschaftliche Experimente, betriebswirt-                  fern (z.B. Beitrag über eine Forschungsinstitution,
schaftliche Prozesse, medizinische Handlungen, sozi-               über die Entstehung/Anwendung einer wissen-
ale, politische oder juristische Konflikte, räumliche              schaftlichen Erkenntnis), etc. Aber auch fiktionale
Besonderheiten, etc. können konkret vorgeführt                     Angebote können in den unterschiedlichsten wissen-
werden. Die Ikonizität in Zusammenhang mit auditi-                 schaftlichen Bereichen genutzt werden. In der Physik
ver Ebene sowie Bewegungscharakter erlauben eine                   beispielsweise kann ein Filmausschnitt zu einer „Sci-
Annäherung an „reale“ oder „direkte“ Wahrneh-                      ence-Fiction“-Technologie Diskussionen zu potenti-
mungssituationen.                                                  ellen (oder sehr unrealistischen) Einsatzbereichen
So kann der Film anschaulich (Sekundär-)Erfahrun-                  bestimmter Techniken anregen; in den Geowissen-
gen vermitteln, die der unmittelbaren (Primär-)Er-                 schaften etwa bieten Trailer zu Filmen wie The day
fahrung nicht – oder nur durch größeren Aufwand –                  after tomorrow (Regie: Roland Emmerich) eine
zugänglich sind, z.B. Ereignisse an entfernten Orten               Grundlage für die Behandlung klimabezogener Fra-
oder in Bereichen, die die Studierenden (zumindest                 gen (und deren medialer Behandlung); und gerade in
in größeren Gruppen) nicht so leicht aufsuchen kön-                den Sozial- und Geisteswissenschaften können Spiel-
nen, seien es sensible naturwissenschaftliche Labo-                film(ausschnitt)e zu den verschiedensten Themen in
ratorien, Operationssäle oder Situationen in persön-               vielfältiger Weise eingesetzt werden (z.B. für das
lichen Atmosphären.                                                Thema Globalisierung Filme wie Babel (Regie:
                                                                   Alejandro González Iñárritu) oder Syriana (Regie:
Daneben kann der Film durch Techniken wie Zeitraf-                 Stephan Gaghan)); auch aktuelle Tatort-Ausstrahlun-
fer, Zeitlupe oder Splitscreen, durch die Kombination              gen, die häufig gesellschaftliche Aspekte thematisie-
verschiedenster Kameraperspektiven oder durch                      ren, können sich als Diskussionsgrundlagen eignen.
extrem detaillierte Aufnahmen andere Wahrneh-
mungsformen bereitstellen.                                         Ferner verfügen audiovisuelle Medien über ein ver-
                                                                   gleichsweise hohes Potential zur Emotionalisierung.
Eine weitere Stärke audiovisueller Medien sind de-                 Durch den indirekten Zugang zu Erlebnissen und Er-
ren differenzierte Darstellungsmodalitäten. Simultan               fahrungen, die im Alltag eher verborgen bleiben oder
werden auf unterschiedlichen Ebenen, die Hör- und                  schwer zugänglich sind, können Empfindungen und
Sehsinn ansprechen, verschiedene Aspekte dargebo-                  Motivationen hervorgerufen werden, die wiederum
ten. So können multiperspektivische Aufnahmen                      Voraussetzung für tiefergehende Lernprozesse sind.
wissenschaftlicher Experimente und entsprechende                   Durch den Einsatz von Filmausschnitten können z. B.
Geräusche kombiniert sein mit ergänzenden Kom-                     Momente des Sichverwunderns, des Zweifelns und
mentaren (entweder im „off-Text“ oder im „on-                      im Ansatz auch der Grenzerfahrung hergestellt wer-
screen“ vom Wissenschaftler), Schrifteinblendungen                 den (Jahn, 2013, S. 9) – wichtige Faktoren, um kriti-
und/oder grafischen Animationen.                                   sches Denken und nachhaltiges Lernen auf den Weg

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zu bringen. Filme haben das Potential, den Betrach-                in „verdaulichen“ Stücken anbietet. Sofern das nicht
ter unmittelbar zu „berühren” und dabei ein intensi-               der Fall ist, ist entweder ein anderes didaktisches
ves Gestimmtsein hervorzubringen. Filmerfahrung                    Medium geeigneter oder der Filmeinsatz muss ent-
kann eine ganze Bandbreite an Stimmungen und                       sprechend eingebettet sein.
Empfindungen anklingen lassen. Sie kann z. B. empö-
                                                                   So kann man sich z.B. die hohe Informationsdichte
ren, verwundern, verstören, vereinnahmen, Empa-
thie wecken, motivieren, solidarisieren oder entrüs-               samt möglicherweise irrelevanten Informationen zu
ten (Jahn, 2012, S. 6ff.). Bestenfalls spornt die Filmer-          Nutze machen, indem man den Film weniger als Prä-
fahrung dazu an, die Welt jenseits des Filmerlebnis-               sentations- sondern Erarbeitungsmittel nutzt und
ses mit einer anderen als der gewohnten Perspektive                mit den Studierenden wichtige Aspekte herausfiltert.
zu betrachten oder sie regt gar eine Umdeutung des                 Eine bessere „Verdauung“ erreicht man durch Stü-
bisherigen Wahrnehmens und Denkens an. Je mehr                     ckelung, bei der man verschiedene Teile separat vor-
das audiovisuell Erfahrene dabei für den Lernenden                 führt und/oder bespricht (siehe Kap. 5.1-5.2).
von Relevanz und Bedeutung ist, je stärker es ihn an-              Durch die „Flüchtigkeit“ des Filmes können die Stu-
spricht, er sich darin selbst wiederfindet oder er gar             dierenden – zumindest in Präsenzveranstaltungen –
auf sich selbst zurückgeworfen wird, umso intensiver               weniger stark ihre individuelle Rezeption organisie-
kann eine gedankliche Auseinandersetzung mit dem                   ren (die Passage eines Textes kann man noch mal
Gezeigten angeregt werden. Dies wird dann z. B.                    kurz nachlesen; er liegt „fest“ vor einem). Wenn-
deutlich, wenn sonst eher abstrakte und komplexe                   gleich es durch die technischen Möglichkeiten viel
Lerninhalte durch das Zeigen von Filmen oder Film-                 einfacher geworden ist, mit Klicken in kurzer Zeit be-
ausschnitten in bestimmten didaktischen Settings                   stimmte Stellen eines Filmes abzurufen, ist dies den-
für Lernende fast physisch erlebbar werden. Die öko-               noch ein klarer Unterschied zu schriftlichen Medien.
nomischen und sozialen Schattenseiten der Globali-                 Sollen in Lehrveranstaltungen die dargebotenen In-
sierung werden beispielsweise in Filmen wie Import-                formationen visuell präsent und fixiert bleiben (z.B.
Export (Regie: Ulrich Seidl), Darwins Albtraum (Re-                über die Stunde hinweg; für die Prüfung – „ist das
gie: Huber Sauper) oder We feed the world (Regie:                  prüfungsrelevant?“), so ist entweder ein anderer
Erwin Wagenhöfer) auf intensive, packende Weise                    Medieneinsatz zu wählen oder der Film mit Arbeits-
dargestellt und erfahrbar gemacht. Die Filme verwei-               blättern, Tafelanschriften o.Ä. zu ergänzen.
sen auf Abgründe, die direkt oder indirekt mit unse-
rem Leben und Alltag verknüpft sind. Film als Spiegel              Audiovisuelle Medien sind natürlich auch Unterhal-
der Gesellschaft, als Reflexion der Auswirkungen des               tungs- oder Entspannungsmittel und können als sol-
eigenen Handelns oder dessen Unterlassung.                         che in der Lehre eingesetzt werden (z.B. zeigen eines
                                                                   „lustigen“ Filmausschnittes zur Thematik). Allerdings
Bei der Frage, ob in einer konkreten didaktischen Si-              sollte der didaktische Filmeinsatz nicht als per se ent-
tuation Film ein sinnvolles didaktisches Medium sein               spannendes Mittel gedacht werden, bei dem sich die
kann, sind allerdings auch die folgenden, eher nach-               Studierenden passiv „berieseln“ lassen, gemäß:
teiligen Punkte zu berücksichtigen.                                „Was habt ihr heute in der Lehrveranstaltung ge-
Die Möglichkeit audiovisueller Medien innerhalb                    macht?“ – „Nichts. Wir haben einen Film angese-
kurzer Zeit, komplexe Informationen darzubieten,                   hen“. Eine passiv-berieselnde Rezeptionshaltung
kann zu einer sehr hohen Informationsdichte führen.                kann man dadurch umgehen, dass man die Rolle der
Geht es um die konkrete Veranschaulichung eines                    Filmvorführung für die Unterrichtseinheit heraus-
ganz bestimmten Aspektes, so ist zu prüfen, ob sich                stellt oder vor der Darbietung klare Beobachtungs-
der Film auch explizit auf diesen konzentriert und ihn             /Arbeitsaufgaben formuliert (siehe Kap. 5.2).

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Diese Ausführungen zeigen, dass Film in vielfältiger               5.2).
Weise ein sinnvolles didaktisches Medium sein kann,
das dabei hilft, didaktische Anliegen zu erreichen.

Das heißt nun nicht, dass, wenn immer möglich,
Filme in der Lehre eingesetzt werden sollten. Gerade
der Einsatz von unterschiedlichen Methoden und
Medien macht eine Unterrichtseinheit bzw. eine
ganze Lehrveranstaltung buchstäblich abwechs-
lungsreich.

                                                                   Abbildung 3: Erklärungen und Aufgaben aus der Finanzmathe-
5    Didaktische Einsatzformen von Film                            matik (Attenberger, 2013)
     in der Hochschullehre
                                                                    Ebenso zu diesem Bereich zählt das eigenständige
5.1 Überblick                                                      Produzieren von Filmen, durch das sich die Lernen-
                                                                   den intensiv mit einer Thematik auseinandersetzen
Differenziert man den Medieneinsatz nach dessen
                                                                   (vgl. 5.3).
genereller Funktion, so lassen sich allgemeine Integ-
rationsmöglichkeiten unterscheiden (vgl. u.a. De                   Beide Formen lassen sich in der Praxis häufig schwer
Witt und Czerwionka, 2007, S. 85).                                 voneinander trennen, sodass diese Einteilung eher
                                                                   als Orientierung, denn als exklusive Taxonomie zu
Als Lehrmittel dienen Filme der Unterstützung des
                                                                   verstehen ist.
Kommunikationsprozesses zwischen Lehrenden und
Lernenden, in dem sie etwa veranschaulichend, akti-                Außerdem können Medien selbst als Gegenstand
vierend oder rekapitulierend wirken. So kann etwa                  thematisiert werden, wenn die Lernziele medienbe-
ein Filmclip zu einer aktuellen Thematik Diskussio-                zogener Art sind, wie etwa die Weiterentwicklung
nen anregen, Aufnahmen bestimmter Prozesse diese                   von Filmkompetenz.
lebhaft veranschaulichen oder – beispielsweise
durch Zeitlupe und/oder Multiperspektivität – auf ei-              Medien können aber auch als Analysemittel dienen,
ner anderen Wahrnehmungsebene darbieten bzw.                       um die Performanz von Studierenden in verschiede-
wiederholen.                                                       nen Bereichen detailliert untersuchen zu können.
                                                                   Beispielsweise       werden       in       sogenannten
Als Arbeitsmittel sind sie Grundlage für die Erarbei-              „Microteachings“ Lehramtsstudierende in Unter-
tung von Inhalten oder Fähigkeiten durch die Studie-               richtssituationen gefilmt, um dann gezielt ihre ei-
renden. Gerade hierbei wird der Filmeinsatz in Kom-                gene Lehr-Praxis zu verbessern, indem sie Feedback
bination mit konkreten Aufgaben oder Fragen durch-                 von Peers oder von Lehrenden zu der Aufzeichnung
geführt, die anschließend besprochen werden (vgl.                  erhalten (vgl. Wyss, 2014, S. 69 ff.). Ein weiteres Bei-
                                                                   spiel dazu findet sich in der Ausbildung im Musikstu-
                                                                   dium. Lernende reflektieren anhand von Kategorien
                                                                   punktgenau eine eigene Videoaufzeichnung, in der
                                                                   sie ihr Können am Instrument demonstrieren (vgl.
                                                                   Kampfer, 2014).

                                                                   Ferner kann der Filmeinsatz nach dem Ort der Rezep-
                                                                   tion unterschieden werden. Neben der Integration in

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Präsenzveranstaltungen sind Filme vermehrt Ele-                    wenden und Üben der behandelten Inhalte ermög-
mente des selbstgesteuerten Lernens im Selbststu-                  licht oder auch Raum dafür geschaffen werden, dass
dium geworden. Im Folgenden werden für beide Va-                   sich die Studierenden über das Gesehene austau-
rianten einige Einsatzmöglichkeiten aufgezeigt.                    schen können. Je nach Kontext bieten sich hier viel-
                                                                   fältige Möglichkeiten an.
5.2 Fokus 1: Lernen durch
    Auseinandersetzung mit Filmen                                  Der Einsatz von audiovisuellen Medien im Selbststu-
                                                                   dium ist didaktisch und technisch vor allem dann an-
Je nachdem welche kognitiven und affektiven Lern-
                                                                   spruchsvoll, wenn das Lernen nicht durch einen Leh-
ziele verfolgt werden, können Filme oder Filmse-
                                                                   renden unterstützend begleitet und gesteuert wird.
quenzen unter Nutzung eines geeigneten didakti-
                                                                   Das bloße Anbieten von „Vorlesungsmitschnitten“
schen Settings, unter anderem eingesetzt werden für
                                                                   ohne weitere didaktische Aufbereitung ist nicht un-
die
                                                                   bedingt Voraussetzung für hohen Lernerfolg, vor al-
 Förderung von Interesse für ein Thema                            lem dann nicht, wenn individuelle Fragen nicht ge-
 Schaffung von Verständnis für komplexe Sachver-                  stellt und beantwortet werden, kein Üben und kein
  halte                                                            Austausch stattfindet oder die Lernenden kein Feed-
 Unterhaltung und Auflockerung (eher „graue“                      back zu ihrem Denken erhalten. Einige der genann-
  Themen bekommen in Filmen „Farbe“)                               ten Einschränkungen lassen sich durch E-Learning-
 multiperspektivische Betrachtung und Darstellung                 Werkzeuge wie Online-Foren, Videoannotationen,
  von komplexen Sachverhalten                                      Videotesting oder Analyse von Nutzeraktivitäten
 Anregung von kritischem Denken bzw. von Selbs-                   ausgleichen (siehe dazu Zeitschrift für Hochschulent-
  treflexion                                                       wicklung Jg. 9 / Nr.3, 20145). Dafür müssen dann aber
 Darstellung einer komplexen, konkreten Problem-                  die entsprechenden Werkzeuge, Arbeitsaufträge
  stellung, die von den Studierenden dann bearbei-                 und Supportsysteme bereitgestellt werden. Wird ein
  tet wird (situiertes Lernen)                                     Video im Selbststudium beispielsweise zur Stofferar-
 Förderung der Analyse- und Argumentationsfähig-                  beitung eingesetzt, so sollte der oder die Studie-
  keit usw.                                                        rende zumindest die Möglichkeit erhalten, Fragen zu
                                                                   stellen oder sich zu den Inhalten austauschen zu kön-
Audiovisuelle Medien können sowohl im Selbst- als                  nen. Das kann beispielsweise in der anschließenden
auch im Präsenzstudium eingesetzt werden. Der Ein-                 Präsenzveranstaltung (siehe dazu das Konzept der
satz sollte dabei aber Mittel zum Zweck sein, also ein             „umgedrehten Vorlesung”, inverted classroom: Fi-
konkretes und überprüfbares didaktisches Anliegen                  scher und Spannagel, 2012) oder aber auch über ein
verfolgen. Um Filme didaktisch stimmig einzubetten                 Forum der Lernplattform wie Ilias oder Moodle rea-
sind dazu klare Arbeitsaufträge für die Rezeption oft-             lisiert werden. Außerdem ist es sinnvoll, einen kon-
mals sinnvoll. Beispielsweise können Arbeitsblätter                kreten Arbeitsauftrag (innerhalb oder extern zum Vi-
mit Verständnisfragen oder Beobachtungsbögen ein-                  deo) anzubieten, zu dessen Lösung der oder die Stu-
gesetzt werden, um die Aufmerksamkeit gezielt zu                   dierende dann ein gezieltes Feedback zur Güte der
lenken – je nachdem, welche Lernziele verfolgt wer-                Bearbeitung erhält - sei es automatisch vom System,
den. Des Weiteren sollten Möglichkeiten zum An-                    vom Lehrenden oder von Peers. Auch hierfür können

5 Abrufbar
         unter
http://www.zfhe.at/index.php/zfhe/issue/view/41

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mit der Lernplattform gute Lösungen gefunden wer-                  Selbststudium mit weniger zusätzlichem Aufwand
den, wie z. B. durch den Einsatz von computerge-                   realisierbar. Beispielsweise sind Filmausschnitte in
stützten Mehrfachwahlaufgaben, die nach der Re-                    Kombination mit geeigneten Arbeitsaufträgen ein
zeption gelöst werden oder durch Blogs, die unter ei-              gutes Bindeglied für verschiedene Phasen der Lehr-
ner bestimmten Aufgabenstellung bearbeitet wer-                    veranstaltung. Dadurch, dass Filme auf so verschie-
den. Moderne Video-Editoren bieten darüber hinaus                  dene Arten von den Lernenden gesehen und inter-
die Möglichkeit, bestimmte Interaktionsformen di-                  pretiert werden können, eignen sie sich vortrefflich
rekt in die Videos zu integrieren (siehe Ebner und                 für den Einstieg in Diskussionen, in denen die Lernen-
Wachtler, 2014). Man spricht in diesem Zusammen-                   den die verschiedenen Sichtweisen und Argumente
hang von „interaktiven” Lehrvideos. Der Lernende                   bezüglich eines Sachverhaltes in Erfahrung bringen
verliert dabei seine passive Rolle als Videorezipient              und ihre eigene Perspektive dabei erweitern können.
und wird zum aktiven Nutzer, der etwa Annotatio-                   Auch bei der Erarbeitung von komplexen Sachverhal-
nen vornehmen kann, Tests lösen muss oder auf den                  ten und deren Reflexion können Filme sehr hilfreich
Verlauf des Videos Einfluss nimmt (siehe dazu Siegel               sein, indem sie einen Inhalt erschließen, der dann im
und Lehner, 2009).                                                 weiteren Verlauf der Lehrveranstaltung behandelt
                                                                   wird.
In Präsenzveranstaltungen hingegen ist der didakti-
sche Einsatz von Filmen im Vergleich zum reinen

Die folgende Tabelle gibt einen kleinen Überblick zu verschiedenen Möglichkeiten des Filmeinsatzes in der
Lehre.

 Methodik des                 Beschreibung der Methode                                         Didaktische Ziele
 Filmeinsatz

 Sequenzauftakt               Zeigen eines Filmes bzw. Filmausschnittes unter einer be-        Motivation, Emotionali-
                              stimmten Aufgabenstellung als Auftakt zu einer Lehrein-          sierung,
                              heit

 Sequenzanalyse               Zeigen eines Filmes bzw. Filmausschnittes unter einer be-        Wissensförderung,
                              stimmten Aufgabenstellung zur Erschließung, Veran-               Schulung der Analysefä-
                              schaulichung oder Anwendung eines fachlichen Inhaltes            higkeit
                              (z. B. unter Verwendung eines Beobachtungsbogens oder
                              anhand von Leitfragen)

 Handlungsverlaufs-           Zeigen eines Filmausschnittes bis zu bestimmten Schlüs-          Perspektivenüber-
 übung                        selstellen; Lernende sollen dann mögliche Ausgangssze-           nahme, kreativ-kon-
                              narien dazu entwerfen, etwa durch Präsentation und Dis-          struktives und analyti-
                              kussion                                                          sches Denken fördern

 Thematische Sequen-          Sichtung von Sequenzen, die zu einem wichtigen Prob-             Aufwerfen von Denkan-
 zen-                         lembereich verschiedene und auch widersprüchliche Per-           stößen, Erzeugung von
 Kontrastierung               spektiven veranschaulichen. Studierende sollen dabei die         Widersprüchlichkeit,
                              Sichtweisen klären, begründen usw.                               Weckung von Empathie

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Fokussierte Inhaltsan-        Angeleitete Rezeption etwa mit Hilfe eines Beobach-                   Inhaltserarbeitung, Per-
 alyse                         tungsbogens, der sowohl inhaltliche als auch filmsprachli-            spektivenerweiterung,
                               che Aspekte beinhalten kann (evtl. in Gruppen mit unter-              Erfahrung der Mehrdeu-
                               schiedlichen Beobachtungsaufgaben); anschließende Dis-                tigkeit von Film;
                               kussion                                                               Schulung analytischer
                                                                                                     Fertigkeiten

 Videoanker zur Prob-          Studierende werden "Video-Anker“ gezeigt, die zunächst                Motivation für Problem-
 lembeschreibung               Interesse zu einer Problemstellung wecken und dann die                stellung, Ausgangsbasis
                               Möglichkeit bieten, eigenständig und explorativ diese                 für die Förderung prob-
                               Probleme zu analysieren, zu definieren und zu lösen. Die              lemorientierten Lernens
                               dargebotenen Problemsituationen werden anschaulich
                               anhand einer konkreten Situation geschildert. Wichtige
                               Informationen zur Problemsituation werden dabei ge-
                               schildert.6

 Handlungsverlaufsent-         Studierende sehen eine konkrete Handlungssituation, wie               Förderung der Empa-
 wicklung: Fortführung         z. B. eine politische oder wissenschaftliche Diskussions-             thiefähigkeit, Verdeutli-
 und Weiterentwick-            runde in einer Talksendung, und führen diese dann in ei-              chung von Handlungs-
 lung von gezeigten            nem Rollenspiel oder einer Simulation unter einer kon-                schritten und Begrün-
 Handlungen und Er-            kreten Aufgabenstellung weiter fort (z. B. Pro-Contra-De-             dungszusammen-hän-
 eignissen                     batte in der Rolle von Vertretern politischer Parteien                gen
                               usw.)

Tabelle 1: Auswahl an didaktischen Einsatzmöglichkeiten von Filmsequenzen, angelehnt an Jahn, 2012, S. 12f.

Die aufgeführten Möglichkeiten stellen ein ausge-                   Eine Metaanalyse von Höffler und Leutner (2007) zu
wähltes didaktisches Repertoire dar, das in Abhän-                  26 Einzelstudien belegt beispielsweise, dass kurze
gigkeit von verfolgten Lernzielen und vom Kontext                   Lehrfilme sich gut eignen, prozessbezogenes Fakten-
der Lernenden erweitert und modifiziert werden                      wissen, körperlichen Fähigkeiten und auch Prob-
kann und muss. Deutlich wird, dass Filme auch krea-                 lemlösefähigkeiten zu vermitteln und dabei insge-
tiv in oder als Anlass für Rollenspiele und Diskussio-              samt besser abschneiden als statische Bilder, anhand
nen genutzt werden können. Sie halten weitaus                       derer die Inhalte verdeutlicht wurden. Videos „ech-
mehr Potential bereit, als „nur“ die Aufmerksamkeit                 ter“ Situationen waren des Weiteren auch Compu-
zu wecken oder einen fachlichen Inhalt in den Hori-                 teranimationen im Hinblick auf den Lernerfolg über-
zont der Studierenden zu transportieren. Die Erfah-                 legen in den untersuchten Studien.
rungen in eigenen Kursen haben gezeigt, dass diese
Verschmelzung von filmischer Realität mit Rollen-                    5.3 Fokus 2: Lernen durch Filmen
spielen oder Diskussionen zu einer lebhafteren, tie-                Haben sich die vorherigen Ausführungen vor allem
fergehenden Argumentation und Auseinanderset-                       auf das Thema Film als Objekt in der Hochschullehre
zung mit dem jeweiligen Thema führen kann (vgl.                     bezogen, geht es nun um die Praxis des Filmens. Die
Cursio und Jahn, 2014). Diese Erkenntnis ist an-                    konzeptionellen didaktischen Grundlagen dafür lie-
schlussfähig an die Ergebnisse empirischer Studien:                 fern etwa handlungs- und produktionsorientierte

6 ZurAnchored Instruction siehe Scharnhorst, 2001. Abrufbar unter http://www.pedocs.de/voll-
texte/2011/3776/pdf/SZBW_2001_H3_S471_Scharnhorst_D_A.pdf

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(u.a. Haas et al., 1994) bzw. reflexiv-praktische (u.a.              Verständnis dazu entwickelt haben. Aufgrund der
Hüther und Podehl 2005, S. 12ff.) Ansätze.7 Zentral                  medialen Charakteristika des Filmes, etwas konkret
dabei ist die Fokussierung auf die handelnde Ausei-                  zu zeigen, ist die inhaltliche Aufarbeitung dabei prin-
nandersetzung mit einer Thematik durch die Produk-                   zipiell stärker auf Anschaulichkeit bezogen als in an-
tion von Medienangeboten (bei der handlungsorien-                    deren Formen (siehe Kap. 4).
tierten Didaktik können auch Theaterstücke oder
ähnliches das „Produkt“ sein). Wenn auch Ergebnisse                  Dies führt auch dazu, dass die Studierenden potenti-
wie Filme das vordergründige Ziel entsprechender                     ell mit Gegenständen, Situationen, Prozessen, etc.
Lehr-Lern-Situation bilden, so steht dabei dennoch                   unmittelbarer in Kontakt kommen. Denn, so banal
der Prozess der Medienerstellung, also die Erarbei-                  dies klingen mag, um etwas zu filmen, muss man es
tung eines Themas durch/mit Medien, im Vorder-                       vor die Kamera bekommen, es aufsuchen. Für einen
                                                                     eigenen Film über ein naturwissenschaftliches Expe-
grund (siehe Kap. 5.1: Film(en) als Arbeitsmittel).
                                                                     riment reicht es in der Regel nicht, wenn man sich
Gerade in der allgemeinen Medienpädagogik wird                       durch Literaturstudium in dieses einliest, sondern
ein entsprechendes Vorgehen damit begründet, dass                    man muss es selbst durchführen oder einer Durch-
in einer medialisierten Gesellschaft ein kenntnisrei-                führung beiwohnen. Für einen Film über einen (loka-
cher Umgang mit Medien, der Medienhandeln und -                      len) politischen Konflikt könnte man natürlich durch
reflexion gleichermaßen einschließt (Stichwort: Me-                  Schrifteinblendung oder Off-Text Zitate eines betei-
dienkompetenz), zu einer wesentlichen Fähigkeit ge-                  ligten Akteurs integrieren. Anschaulicher wäre es
worden ist, die es von Bildungsinstitutionen zu för-                 aber, diesen, sofern es möglich ist, selbst zu intervie-
dern gilt. Aber auch jenseits dieser medienpädagogi-                 wen und so wiederum in direkten Kontakt zu treten.
schen Begründung bietet die aktive Filmarbeit vor-
zügliche didaktische Möglichkeiten (vgl. dazu, mit                   Das Filmemachen ist eine Erarbeitungsmöglichkeit,
Fokus auf die Geographie, Baumann, 2011 und                          die stärker als konventionelle Methoden (Referate,
                                                                     Hausarbeiten, Exzerpte), die die kognitiv-analyti-
2013):
                                                                     schen Dimensionen um kreative Aspekte erweitert.
Das Filmen fördert eine selbstständige intensive in-                 Dies eröffnet den Studierenden einen ganz anderen
haltliche Auseinandersetzung mit einer Thematik.                     Gestaltungsspielraum, der sich sehr motivierend
Um einen Film zu produzieren, müssen sich die Stu-                   auswirken kann. Ebenso motivierend kann die Aus-
dierenden in Gegenstände, Prozesse oder Situatio-                    sicht sein, dass mit dem Film am Ende ein Produkt
nen einarbeiten, zentrale Aspekte ausfindig machen,                  steht, dass sich deutlich von Klassikern wie Hausar-
diese innerhalb ihrer „Filmemacher-Gruppe“ disku-                    beiten oder Postern unterscheidet und auch jenseits
tieren sowie sinnvoll strukturieren. Die Filmarbeit ist              der Lehrveranstaltung veröffentlicht werden kann,
dabei in zweifacher Weise auf Verständnis orientiert.                etwa auf YouTube und Co. Die Studierenden nehmen
Für die Studierenden geht es darum, mit dem Film                     tendenziell, so zumindest unsere Erfahrungen, die
ein Medienangebot zu erstellen, das eine bestimmte                   von ihnen produzierten Filme viel stärker als „ihre ei-
Thematik behandelt und diese verständlich (v.a. für                  genen“ Produkte wahr und stecken so große Sorgfalt
die Kommilitonen) kommuniziert. Dafür ist es uner-                   in ihre Arbeitsweise.
lässlich, dass die Filmemacher selbst ein generelles

7 Handlungs- und produktionsorientierte Konzeptionen haben           onen). Reflexiv-praktische Ansätze wurden vor allem in der all-
ihren Ursprung in literaturdidaktischen Überlegungen, die in         gemeinen Medienpädagogik entwickelt und fordern eine Fo-
erster Linie für einen kreativen Umgang mit Literatur plädieren      kusverschiebung von der Frage „Was machen Medien mit Men-
(z.B. durch musikalische, spielerische oder visuelle Interpretati-   schen“ zur Frage „Was machen Menschen mit Medien“?

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Hier gilt es allerdings zwei Einschränkungen zu ma-                Ein anderes Beispiel mit relativ wenig Aufwand liegt
chen. Das Filmemachen ist kein Selbstzweck. In den                 darin, O-Töne zu filmen. Die Studierenden bekom-
allermeisten Fällen kann und sollte es nicht darum                 men den Auftrag zu einem Experten oder Betroffe-
gehen, den Fokus auf die Gestaltung eines technisch,               nen eines bestimmten Themas zu gehen, und ihn
ästhetisch oder dramaturgisch perfekten Filmes zu                  nach dessen Einschätzung zu fragen. Wie im vorheri-
legen. Der Weg, also die konkrete, inhaltliche Ausei-              gen Beispiel werden die Mini-Filme dann in der Lehr-
nandersetzung ist das Ziel! (siehe Kap. 3)                         veranstaltung vorgeführt und bilden die Grundlage
                                                                   für eine anschließende Diskussion. Auch hier sind
Die praktische Filmarbeit kann in der Hochschullehre               zahlreiche Einsatzformen denkbar. Von der Einschät-
in unterschiedlichen Formen, mit unterschiedlichem                 zung des Potentials einer bestimmten Technologie
Aufwand angegangen werden. Durch einige Bei-                       durch einen Praktiker, über Meinungen zu aktuellen
spiele soll dieses Spektrum angedeutet werden.                     gesellschaftlichen Konflikten und Entwicklungen
Vergleichsweise wenig Aufwand hätten die folgen-                   durch beteiligte Akteure, bis hin zu individuellen Er-
den Umsetzungen: Die Studierenden bekommen                         fahrungen in/von bestimmten Situationen.
gruppenweise spezifische Filmthemen zugewiesen,
bei denen es darum geht, bestimmte Methoden oder
Prozesse aufzubereiten. Der Auftrag besteht darin,
einen kurzen (!) Lehrfilm mit Hilfe eines Smartpho-
nes zu drehen. Als Grundlage bekommen sie ca. zwei
entsprechende Texte zum jeweiligen Thema und die
Aufgabe, mit einem Experten über das Thema zu
sprechen (dieser Experte kann etwa der Dozent
selbst sein, der dafür eine Sprechstunde anbietet o-
der außeruniversitäre Praktiker, die die Studieren-
                                                                   Abbildung 4: Lege- und Zeichentechnik in Filmen (iMooX st,
den ggf. selbst recherchieren). Der Experte kann                   2014)
mögliche inhaltliche Unklarheiten klären, einen tie-
feren Einblick in die Thematik geben und/oder als                  Eine etwas andere Form der aktiven Filmarbeit ist die
Ansprechpartner für konkrete Drehmöglichkeiten                     Erstellung von didaktischen Filmen mit der Lege- und
fungieren. Die filmische Umsetzung ist den Studie-                 Zeichentechnik. Der gesprochene Text wird in dieser
renden überlassen. In den jeweiligen Sitzungen wer-                Videoform z.B. durch Papierausschnitte oder Ob-
den die Filme vorgeführt und inhaltlich besprochen.                jekte, die in das Bild hinein- oder herausgenommen
Daneben können die Studierenden reflexiv einen                     werden oder durch händische Zeichnungen unter-
Einblick in ihren Erarbeitungsprozess geben und ihre               mauert. Beides geschieht „live“ im Film und „oft auf
dabei gemachten Erfahrungen und Erkenntnisse the-                  sehr einfache, symbolische Weise“ (Schön und Ebner,
matisieren. Ein solches Vorgehen ist in vielen Diszip-             2014, S. 85). Mit simplen Mitteln lassen sich dabei
linen denkbar. Von medizinischen Praktiken wie
etwa der Blutabnahme über physikalische Experi-
mente bis hin zur Durchführung von qualitativen In-
terviews im Rahmen der empirischen Sozialfor-
schung können verschiedenste Themen, gerade mit
know-how-Bezug, so aufbereitet werden.

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gute Effekte erzielen, um die Aufmerksamkeit zu we-                Filme, die schließlich auf einer in Bamberg stattge-
cken. 8 Der Erstellungsaufwand hält sich meist in                  fundenen internationalen Tagung vorgeführt und
Grenzen.                                                           sehr gut aufgenommen wurden.9

Waren die vorangegangen Anwendungsbeispiele e-
her auf die ergänzende Einbeziehung des Filmens in
die Hochschullehre bezogen, so können Lehrveran-
staltungen auch auf die Produktion von Filmen als
(vordergründiges) Ziel ausgerichtet sein. Ein Beispiel
einer solchen Konzeption ist das Seminar „Audiovi-
suelle Geographien des Ländlichen“, das am Geogra-
phischen Institut der FAU Erlangen-Nürnberg durch-
geführt wurde.
                                                                   Abbildung 5: Screenshot aus dem in der Lehre gemachten Film
Die Lehrveranstaltung war in mehrere Blöcke einge-                 „Virtueller Besuch eines Stadtgartens“ (Christoph Baumann,
teilt. Zur Einführung wurden verschiedene Texte aus                mit freundlicher Genehmigung)
dem Bereich der Ländlichkeitsforschung gelesen und
                                                                   Das Beispiel zeigt, inwiefern ein explizit auf Filmpro-
diskutiert, um den Studierenden eine grundlegende
                                                                   duktion ausgelegtes Seminar Filmen nicht als Selbst-
Kenntnis über und eine generelle Perspektive auf das
                                                                   zweck, sondern als didaktische Methode begreift,
übergeordnete Thema zu ermöglichen. Durch Refe-
                                                                   durch die fachliche Inhalte buchstäblich fokussiert
rate zu bestimmten Facetten des Themenkomplexes
                                                                   werden können.
(Regionalprodukte, ländlicher Tourismus, Counterur-
banisierung, Ländlichkeit in der Stadt?) arbeiteten                Bei den bisherigen Anwendungsanregungen ging es
sich die Studierenden anschließend tiefer in ausge-                primär um das dokumentarische Filmen. Inwiefern
wählte Aspekte ein.                                                man aber auch fiktionalisierte Formate in der aktiven
                                                                   Filmarbeit herstellen kann, sieht man am Beispiel
Nach dieser eher theoretischen Beschäftigung wur-
                                                                   www.telejura.de. In kurzen Filmclips inszenieren die
den lokale Beispiele zu den einzelnen Sub-Themen
                                                                   Produzenten überzeichnet-lustige Rechtsstreitfälle,
ausfindig gemacht (Bierwirtschaft/-tourismus in
                                                                   greifen die Argumente der verschiedenen Parteien
Franken, Tourismus in einem Dorf der fränkischen
                                                                   auf und beurteilen diese auf der Grundlage aktueller
Schweiz, alternative Kommunen im ländlichen Raum                   Rechtsprechung – ein innovativer und „didaktisch
Frankens, urbane Landwirtschaft in Nürnberg). Die
                                                                   sinnvoller“ Ansatz, den man gemeinsam mit den Stu-
Grundlage für die filmische Aufbereitung dieser Bei-
                                                                   dierenden in unterschiedlichsten Spielarten auch auf
spiele lag in einer empirischen Auseinandersetzung.
                                                                   andere Disziplinen übertragen kann.
Durch gängige Methoden der Sozialforschung unter-
suchten die Studierenden ihre konkreten Fälle. Die
dabei gewonnenen Erkenntnisse und Kontakte wa-
ren, gemeinsam mit einer Einführung in Filmtechnik-
und -dramaturgie, die Basis für die Produktion der

8Ein Beispiel findet sich unter                                    9Rurality – New Perspectives and Themes 15-16.11.2013, Bam-
https://www.youtube.com/watch?v=aLc07BNjJXc                        berg, organisiert durch die Universitäten Bamberg, Erlangen-
                                                                   Nürnberg und Mainz

Hochschuldidaktik – Beiträge und Empfehlungen des FBZHL der FAU | Aufsätze 6.2015                                   Seite 16
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