Flandern Special - Fruchthandel Magazin
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2019 Flandern Special
Produkte | Konzepte | Exporteure
Finanziert mit Fördermitteln
der Europäischen Union
Flanderns Agrar-Marketing-Büro www.flandria.be
VLAM.be Koning Albert II-laan 35 bus 50, 1030 Brüssel / Belgien
Tel. +32 2 552 80 60 • vlam.belg.agrar@t-online.de • www.belgianfruitsandvegetables.com
FH OBST UND GEMÜSE AUS FLANDERN
Markus Mainka_AdobeStock
VBT BELORTA
Vom „Champagner“ zum „Wasser“ 3 Management statt Politik 16
FLANDRIA FRESH TRADE BELGIUM
Marktbericht 5 Auswirkungen von „America first“-
Mentalität deutlich spürbar 17
GEMEX
Morgens ernten, abends anliefern 5 BFV
Die Zukunft wird rot 19
LAVA
Objektivität statt Emotion 6 VLAM/BVEO
„Gemüse sind die neuen Sneakers“ 20
FRANS MICHIELS BELGIUM
Neues Jahr, neue Herausforderungen 7 NICOLAI FRUIT
Fokus liegt auf echten Stars 21
COÖPERATIE HOOGSTRATEN
Das Zauberwort lautet Inspiration 8 Impressionen
Flandern auf der FRUIT LOGISTICA 22
REO VEILING
Wenn ein Licht aufgeht 10
BELORTA Beihefter des Fruchthandel Magazins zur
Der europäische LEH mag es „fleischig“ 14 FRUIT LOGISTICA, Ausgabe 3/2019
“MEHR ALS “QUALITÄT “650 TONNEN
60 SORTEN GESUND JEDEN TAG
GEMÜSE UND OBST” FRISCH 40 MILLIONEN
LECKER” VERPACKUNGEN
JEDES JAHR”
FH
Vom „Champagner“ zum „Wasser“
VBT ► Der neue Generalsekretär beim VBT Luc Vanoirbeek erklärte im
Gespräch mit dem Fruchthandel Magazin, wo er die Chancen und Möglich-
keiten für die belgische Obst- und Gemüsebranche sieht. Der Umsatz hätte
aufgrund der Dürre deutlich geringer ausfallen können, und die Erzeuger
wurden je nach Produkt und Ort unterschiedlich schwer getroffen.
Christine Weiser
Früher war
D
ie Stärken Belgiens liegen len, Jonagold hat einen Teil seines land-Embargos immer noch spürbar Jonagold ein
in seinem gut aufgestellten vormaligen Status eingebüßt. Nötig und auch der Markt in Nordafrika erfolgreicher
Forschungsbereich, so Va- sind neue Varietäten wie der Mor- hat die Nachfrage vor allem für Äp- Apfel. Mittler-
noirbeek, und einer der Eckpfeiler gana. Wir brauchen einen bunten fel aus Italien deutlich zurückgefah- weile wird es
müssen die Qualitätsverbesserung Korb mit Äpfeln und müssen auf ren. Der Druck auf die Preise ist also für ihn und Jo-
und Innovationen sein. Der Fokus die Bedürfnisse der Verbraucher hoch. Und über allem schwebt dann nagored immer
liegt dabei vor allem auf dem Ge- eingehen. Meckern hilft nicht, wir noch die dunkle Brexit-Wolke. „Im schwieriger auf
schmack, der in vielen Tests per- müssen Dinge angehen, nicht nur Moment kommen viele Dinge zu- dem Markt.
fektioniert werden soll. Im Flemish in Bezug auf Varietäten, sondern sammen. Ich bin besorgt, aber nicht
Centrum for Preservation of Horti- auch bei Verpackung, Produktion panisch.“
cultural Products (VCBT) wird nach und Promotion müssen wir uns wei-
objektiven Parametern gesucht, terentwickeln, um widerstandsfä- Aktuelle Entwicklungen
aber Geschmack hat immer eine hig zu bleiben. Und mit Birnen wie fest im Blick
persönliche Komponente. „Wir sind Conference und Migo können wir
stolz auf unsere Produkte und kön- derzeit im Wettbewerb bestehen.“ Da stellt sich die Frage nach Sinn
nen das zeigen. Unsere Erzeuger Insgesamt ist der Apfelkonsum aber und Unsinn protektionistischer
sind sehr gut ausgebildet, und dank auch zurückgegangen, von 11 kg Handlungsweisen. „Der Vorteil, den
der Unterstützung der Forschungs- pro Kopf auf 8 kg pro Kopf. Vor al- Europa hat, ist der freie Handel. Die
einrichtungen gibt es für die bel- lem mit Blick auf die wirtschaftspo- Branche weiß noch genau, wie die
gischen Produzenten sehr gute litischen Ereignisse ist es fraglich, so Situation vor den offenen Grenzen
Chancen. Grundsätzlich wollen wir Vanoirbeek, inwieweit sich die Situ- war. Den zu verspielen wäre un-
nicht der größte, sondern die beste ation verbessern lässt. Denn in Polen vernünftig und leichtsinnig.“ Neue
Lösung sein und das Beste für die boomt die Apfelbranche, zahlreiche Wege seien aber auch unerlässlich,
Verbraucher herausholen.“ Bäume wurden gepflanzt und ein und es ist VBTs Aufgabe, zusammen
Dafür ist der Zusammenhalt in der Ende ist nicht in Sicht. Gleichzeitig mit VLAM (Flanderns Agrar-Marke-
Cooperative entscheidend. Denn sie sind die Auswirkungen des Russ- ting-Büro), FIT (Flanders‘ Investment
sichert und stärkt die Position der
Erzeuger, erleichtert deren Arbeit,
sichert die finanzielle Versorgung
mit ab und macht es einfacher,
im Wettbewerb zu bestehen. „Ich
möchte die Rolle der Cooperativen
nicht ändern. Aber alleine auf den
Markt zu gehen halte ich für ge-
fährlich.“
Leicht besorgt zeigt sich der neue
Generalsekretär in Bezug auf das
Obstsegment, das zu 85 % expor-
tiert wird. Vor allem bei Äpfeln sieht
er Änderungs- und Nachholbedarf.
„1986 waren wir sehr erfolgreich
mit Jonagold. Das war der Cham-
pagner des Apfels. Mittlerweile
können die Verbraucher aus einem
großen Sortiment bei Äpfeln wäh- Mit der Conference und Migo kann Belgien derzeit im Wettbewerb bestehen.
03 I 2019 FRUCHTHANDEL | 3
FH OBST UND GEMÜSE AUS FLANDERN
and Trade) und der Belgian Food Die belgischen Verbraucher geben ger Möglichkeiten während der Pro-
Agency nach neuen Exportmög- 13 % ihres Gehalts für Lebensmittel duktion bleiben. Auch sind die Vo-
lichkeiten zu suchen. Neben Indi- aus. 1 % bis 2 % entfallen davon lumen geringer. Aber ihnen gehört
en, Brasilien und Vietnam, werden auf Gemüse. „Das ist einfach viel zu deshalb besondere Wertschätzung,
die Produkte auch nach Japan oder wenig. Die Verbraucher sagen im- denn sie müssen jeden Tag auf dem
Mexiko exportiert – teilweise mit mer wieder, dass sie bereit sind, auch Feld sein.“ Grundsätzlich, so Vanoir-
königlicher Unterstützung. 2019 mehr zu zahlen. Aber die Zahlen beek, dürfen Bio und konventionelle
kann die belgische Obst- und Ge- sprechen eine andere Sprache. Am Produktion nicht miteinander vergli-
müsebranche über ein umfassendes Ende wird dann doch das preisgüns- chen werden, sondern einzeln für
Promotion-Programm der VLAM tigere Produkt gekauft.“ Allerdings sich stehen. Beides hat seine Berech-
in Höhe von 4,3 Mio Euro verfü- sei auch ein Unterschied zwischen tigung. Werden die Bedingungen für
gen. Die EU übernimmt davon rund den Einkäufen unter der Woche und die Bio-Produktion leichter, können
2 Mio Euro. Zum ersten Mal in der am Wochenende erkennbar. Denn die Preise gesenkt und der Konsum
belgischen Geschichte, und auch im je mehr Zeit zum Einkaufen bleibt, weiter angekurbelt werden.
Vergleich zu anderen Märkten, wird umso bereitwilliger wird auch Geld Auch im Bereich Nachhaltigkeit
eine so hohe Summe investiert. ausgegeben. Ein Mindestpreis für soll es weiter voran gehen. Auf der
Mit Blick auf die diversen politi- ein Erzeugnis könnte vielleicht hel- FRUIT LOGISTICA wird der neue Res-
schen Unstimmigkeiten, die derzeit fen, so Vanoirbeek, allerdings wird ponsibly Fresh Report vorgestellt. Re-
das Weltgeschehen beherrschen, dieser von der effizientesten Pro- sponsibly Fresh wurde vor fünf Jahren
wirft VBT natürlich auch einen be- duktionsweise bestimmt. Wer da auf den Markt gebracht mit Fokus
sonderen Blick auf Saisonarbeiter nicht mithalten kann, verschwindet auf den kollektiven Ansatz und auf
und Migranten. Vanoirbeek kommt schnell vom Markt. Nachhaltig sei eine nachhaltige Entwicklung. Das
da seine Arbeit beim Boerenbund der „Billig-Trend“ jedenfalls nicht. bedeutet, dass Responsibly Fresh kei-
sicherlich zugute. Auch wenn die ne Momentaufnahme war, sondern
verbesserte wirtschaftliche Lage im Bio muss eigenständig das Ziel hatte, sich auf verschiedenen
Heimatland und der Mindestlohn wahrgenommen werden Ebenen zu verbessern. Nach fünf Jah-
in Deutschland dazu geführt habe, ren ist es an der Zeit, das Projekt zu
dass die Arbeitskräfte lieber dort Ein großes Thema sind Regionalität überdenken, um die Motivation der
oder zuhause tätig sind und sie und Bio. Luc Vanoirbeek glaubt aber, Teilnehmer zu erhalten. Die gesam-
durch den anstehenden Brexit und dass man besser Authentizität kom- te Supply Chain muss berücksichtigt
den Wertverlust des Pfund auch munizieren sollte, als auf der Pro- und Lösungen gefunden werden – im
dort nicht mehr hingehen, besteht duktion aus der Region zu bestehen. Bereich Energie, Verpackung, Wasser
laut Luc Vanoirbeek kein Grund zur Sehr großes Potenzial sieht er in der und Lebensmittelverschwendung. Die
Panik. „Wir sollten uns der Lage be- Bio-Produktion, auch mit Blick auf Erzeuger werden bei den Prozessen
wusst sein und die Entwicklungen die Tiefkühl-Branche. „Der Erzeuger nie alleine gelassen.
mitverfolgen. Aktuell haben wir steht hier natürlich vor besonderen Halle 6.2, Stand B-06 bei der
aber keine Probleme.“ Herausforderungen, weil ihm weni- VLAM
Nach Hause kommen
VBT Seit dem 1. Oktober 2018 ist Luc Vanoirbeek der neue Generalsekretär beim Verbond van Belgische Tuinbouwcoöperaties (VBT).
Zuvor war er 32 Jahre beim belgischen Boerenbond tätig. Dort hatte er als Chairman der jungen Erzeuger begonnen, später war er für
Saisonarbeiter und Migranten verantwortlich. Vanoirbeek kümmerte sich darum, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit die
Arbeiter bleiben und auch ihre Tätigkeit aufnehmen können und setzte sich
Luc Vanoirbeek für die soziale Sicherheit der Erzeuger ein. Eine weitere Station war seine Tä-
will die belgi- tigkeit als Berater für den Landwirtschaftssektor in den Bereichen Pflanzen,
schen Marktbe- Bäume, Obst und Gemüse sowie als Berater für europäische und internatio-
teiligten von den nale Beziehungen. Zum 1. November 2017 wurde er dann Sprecher des Boe-
guten Strukturen renbondes. „Während all dieser Tätigkeiten stand ich schon immer in engem
der Veilingen Kontakt zu VBT. In gewisser Weise fühlt es sich an wie nach Hause kommen.
überzeugen. Mein persönliches Ziel ist es jetzt, alle Marktbeteiligten in Belgien davon zu
überzeugen, dass die Veilingen und VBT über gute Strukturen verfügen, die
der Branche einen Mehrwert geben und gegeben haben. Zudem können wir
uns eine Branche ohne diese Struktur auch gar nicht wirklich vorstellen. Es
ist meine Aufgabe, ein Umfeld zu schaffen, in dem die Genossenschaften
wachsen können, und die europäischen Rechtsvorschriften zu befolgen und
antizipieren.“
4 | FRUCHTHANDEL 03 I 2019
FH
In den Kalenderwochen 6 bis 9
bleiben die Anfuhrmengen bei den
meisten Flandria-Produkten stabil
bzw. steigen deutlich an.
Gurken legen explosionsartig zu
Flandria | Marktbericht ► Im Folgenden die Marktvorschau für die wichtigsten Flandria-Produkte für die
Kalenderwochen 6 bis einschließlich 9.
I
n den Wochen 6 bis 9 ist von ei- Bei Unter-Glas-Blumenkohl werden in KW 6 und 7 bei 80.000 Stück/Wo-
ner wöchentlichen Anfuhr von rund 7.500 Stück/Woche angeliefert. che liegen. In KW 8 und 9 werden
450.000 kg bis 475.000 kg Die Anfuhr von Lauch liegt im sie auf 70.000 Stück/Woche sinken.
bei losen Tomaten auszugehen. Zeitraum Woche 6 bis 9 auf sta- Rosenkohl geht bei den Anfuhr-
In Woche 6 liegen die Volumen bilem Niveau mit einer Produk- mengen von 175.000 kg in KW
von Strauchtomaten bei 750.000 tion von 2,25 Mio kg/Woche. 6 auf 150.000 kg in KW 7 und
kg/Woche. Bis KW 9 wird die In den Kalenderwochen 6 und 7 125.000 kg in KW 8 und 9 zurück.
Anfuhrmenge voraussichtlich auf erwarten die Auktionen wöchent- Die Anlieferung bei den Aukti-
einem konstanten Niveau liegen. liche Anlieferung von 1,1 Mio kg onen wird für Knollensellerie
In der neuen Saison wird in Woche 6 bei Chicorée. In KW 8 und 9 lie- in den Wochen 6 bis 9 stabil bei
ein Volumen von 275.000 Stück/Wo- gen sie dann bei 900.000 kg. 175.000 Stück/Woche liegen.
che Gurken erwartet. In KW 7 stei- Die Erwartungen für Feldsa- Im Zeitraum KW 6 bis 9 werden die
gen die Mengen bereits auf 900.000 lat liegen für die Kalenderwo- Anlieferungen an Chinakohl stabil
Stück/Woche, in KW 8 auf 1,3 Mio chen 6 bis 9 bei 30.000 kg. 30.000 Stück/Woche betragen.
Stück/Woche und ab Woche 9 wer- Im Zeitraum Woche 6 bis 9 liegen Im Zeitraum Woche 6 bis 9 liegen
den 2,1 Mio Stück/Woche erzielt. die Anfuhren für Rotkohl voraus- die Anfuhren bei Staudensellerie
Die Saison für Auberginen star- sichtlich bei 70.000 Stück/Woche. bei 10.000 Stück/Bund/Woche.
tet voraussichtlich in der Woche In den Kalenderwochen 6 bis 9 Unter-Glas-Spargel wird in KW 9
6 mit 5.000 kg. In KW 7 werden liegen die Mengen für Weiß- mit 5.000 Stück/Bund/Woche in die
dann 25.000 kg erwartet, in KW kohl bei 200.000 Stück/Woche. Saison starten.
8 liegen die Anfuhren dann bei Bei Grünkohl werden die Anfuhren
50.000 kg und in KW bei 75.000 kg.
Paprika grün beginnt in KW
KW 7 mit 5.000 kg, in KW 8 wer-
den bereits 10.000 kg erreicht
und in KW 9 dann 17.500 kg.
Im Vergleich dazu starten Paprika rot
und gelb in KW 9 mit jeweils 1.000 kg.
In der Woche 6 wird die Produktion
bei 1,5 Mio Stück Kopfsalat liegen.
Zwischen KW 7 und KW 9 wird die
Stückzahl bei 1,4 Mio Stück liegen.
Die Anlieferungen an Blattsalaten
verlaufen von KW 6 bis KW 9 stabil.
Folgende Volumen werden erwartet:
Bei Lollo Bionda: 150.000 Stück/Wo-
che, Lollo Rossa: 30.000 Stück/Wo-
che, Grüner Eichblattsalat: 30.000
Stück/Woche, Roter Eichblattsa-
lat: 25.000 Stück/Woche, Multico-
lor-Salat: 200.000 Stück/Woche. Besuchen Sie uns auf der FRUIT LOGISTICA in Berlin, Halle 6.2, Stand B-03
03 I 2019 FRUCHTHANDEL | 5
FH OBST UND GEMÜSE AUS FLANDERN
Objektivität statt Emotion
LAVA ► Qualität und Geschmack sind ganz besonders bei Tomaten das
A und O. Wenn diese Aspekte nicht stimmen, geht das Vertrauen der
Konsumenten verloren und am Ende die Märkte. Raf De Blaiser und
Maarten De Moor sprachen mit dem Fruchthandel Magazin darüber, wie sich
das Niveau im heimischen Markt hochhalten lässt sowie über die Stärken des
belgischen Markts und automatisierte Geschmackstests.
Vor allem bei
D
Tomaten soll der ie einzelnen Produkt-Segmente werden konstant für 2019 wieder einige neue Sorten hinzu. Bei den losen
Geschmackstest auf bessere Sorten überprüft. Geschmack, Quali- Tomaten sind insgesamt acht Varietäten zugelassen, bei
mechanisch tät, Farbe und Textur, die sogenannten Knock-out- Prince sind es fünf, weitere werden noch getestet. Bei
erfolgen. Criteria, müssen erfüllt bzw. verbessert werden. Neue Sor- Baron sind zwei zugelassen und bei Romared eine, sechs
ten sollen unter diesen Aspekten möglichst ähnlich zu be- Sorten sind bei Strauchtomaten zugelassen. Bei Elite
stehenden sein, bei hohem Geschmackser- wird es drei Varietäten geben (Foundation,
lebnis. Um das zu testen, sind die Forscher Xandor, Beltoma), bei Princess (Merlice),
auf „Probanden“ angewiesen. Das Prob-
Die Beleuchte- Prunella (Prunus) und Ministar (Brioso) je-
lem dabei: Die menschliche Zunge kann te Produktion weils eine. Für Tomabel wird es folgende
dies nur für einen bestimmten Zeitraum am wird weiter Sorten geben: Die Zwischentypen Kana-
Tag leisten, bevor die Geschmacksnerven varo und Paulanca und die Fleischtomate
aufgrund von Überforderung aufgeben.
wachsen Rebelski ergänzen das Lose Segment,
Deshalb, so Raf De Blaiser, arbeitet LAVA bei den Strauchtomaten sind es Sevance,
gemeinsam mit Forschern der Katholischen Universität Foundation und HTL 15 04 248. Savantas ergänzt die
Leuven daran, eine Maschine bzw. Analyseverfahren zu Pflaumentomaten, Bellido und Philovita die Kirschtoma-
entwickeln, die diese Aufgabe übernehmen. Bisherige ten und bei Coeur de Boeuf kommt Arawak hinzu.
Verfahren sind in der Lage zwischen süß und sauer zu Auch das Paprika-Sortiment wird erweitert. Bei roten
unterscheiden. Ein Produkt auf seinen Geschmack zu tes- sind die fünf Varietäten Gina, Ids, Maduro, Maranello
ten, ist aktuell noch nicht möglich, denn viele individuelle und Mavera zugelassen, eine neue wird hinzukommen.
Faktoren spielen dort hinein. „Wir kennen alle das Phä- Bei gelben sind vier zugelassen, bei grünen drei sowie
nomen, dass im Urlaub alles besser schmeckt. Wir haben eine neue Sorte und bei den orangenen eine sowie ei-
mehr Zeit zu genießen, die Atmosphäre ist eine andere, ne neue. Bei Gurken lag der Fokus bei der Sortenfin-
die Mahlzeiten sind emotional aufgeladen“, so De Blai- dung darauf, dass die Erzeuger aus drei verschiedenen
ser. An diesem Punkt will man ansetzen und versuchen, Anbauphasen die für sie besten Sorten wählen können.
eine objektive Messung zu finden. Noch ist der Weg Neben den Hauptsorten Beyonce und Tracey wurde die
aber weit. Neben den Tastings werden wöchentlich Shelf Sorte E37H01752 bei Auberginen neu zugelassen. Bei
Life-Tests und über das Jahr verteilt Stichproben bei den den Specialties sind fünf Sorten zugelassen.
Veilingen durchgeführt. Die Forschung bezieht sich aber
nicht nur auf das Suchen und Finden neuer Sorten. Weil Die Jugend ist der Treiber
die Winterproduktion von Tomaten unter Beleuchtung
immer weiter wächst und andere Produkte hinzukom- Ein weiterer Trend wird der Rückgang der Erzeuger sein,
men, gilt es, die richtigen, nachhaltigen Leuchtmittel zu so Raf De Blaiser. Außerdem würden sich die Erzeuger
finden, die den Betrieb nicht in Unkosten stürzen. Mittler- breiter aufstellen und verschiedene Produkte erzeugen.
weile macht die Beleuchtete Produktion mit rund 125 ha An der Volumenzahl werde sich aber nichts ändern.
25 % bis 30 % der gesamten Tomatenproduktion aus. „Wir müssen auch die jungen Erzeuger stärker ins Boot
Von 2018 auf 2019 wird sie um weitere 10 ha steigen. holen. Zum einen müssen wir sie langfristig von den Vor-
In der Beleuchteten Produktion findet sich insgesamt teilen einer Cooperative und der Arbeit in der Branche
über alle Sorten hinweg ein Flächenwachstum. Auch bei überzeugen. Denn das Interesse schwindet, weil es kein
Baron, Prince, Elite, Princess und den verschiedenen Spe- Job mit einer 38-Stunden-Woche ist. Allerdings sind
cialties lose und Strauchtomaten legt die Fläche zu. sie auch die Treiber für u.a. neue Produkte und haben
manchmal eine kommerziellere Denkweise als die ältere
Neue Sorten fürs Gemüse Generation. Und sie wollen dem Produkt ein besseres
Image verpassen, das die Basis für erfolgreiches Handeln
Aktuell sind unter dem Flandria-Siegel 65 Produkte ver- ist“, so De Blaiser. c.w.
eint, die in dieser Saison rund 600 Mio kg erzielt haben.
Bei Tomaten, Paprika, Auberginen und Gurken kommen Halle 6.2, Stand B-06 bei der VLAM
6 | FRUCHTHANDEL 03 I 2019
FH
Neues Jahr, neue Herausforderungen
Frans Michiels Belgium ► Das neue Jahr bringt neue Themen. Ervé Jooken, Geschäftsführer
Frans Michiels Belgium, sprach mit dem Fruchthandel Magazin über Veränderungen im Unternehmen
und aktuelle Herausforderungen.
Einkauf mehr Möglichkeiten, die Zusammenarbeit mit
den Erzeugern und Kooperativen wird enger und besser
und wir können den Kunden weiterhin einen guten Preis
bieten. Es wird ein Rundum-Sorglos-Paket! Wir von FMB
haben dadurch einen engeren Kontakt zu den Produ-
zenten und Kollegen unserer Gruppe, bekommen noch
besser mit, was der gesamte Markt zu bieten hat, was
gerade passiert, welche Produkte gut laufen und wo
sich Möglichkeiten auftun. Letzendlich muss der Kunde
die Früchte davontragen!
Im ersten Halbjahr 2019 übernehmen wir dann die Fir-
ma J. Weiss mit dem Ziel, die Kosten und Abläufe zu op-
timieren. Unsere Branche wird immer kleiner, da müssen
wir schauen, was passiert. Auf der FRUIT LOGISTICA in
Berlin sind wir an einem Gemeinschaftsstand mit den
Unternehmen FMB, Calsa und J. Weiss vertreten.
Ervé Jooken, Die Preise für Obst und Gemüse sind im Vergleich
Geschäftsführer Die Zeichen stehen im Unternehmen derzeit auf zu anderen Ländern immer noch sehr gering, auch
Frans Michiels Wandel. Welche Chancen ergeben sich für Frans wenn viele Verbraucher durchaus bereit sind,
Belgium Michiels Belgium (FMB)? höhere Preise zu zahlen.
Ervé Jooken: Ja, das stimmt. Bereits im Oktober ver- Schöne und hochwertige Ware aus Belgien hat nun mal
gangenen Jahres wurde FMB Teil der Food Group Ama- ihren Preis. Wir können nicht erwarten, einen Mercedes
tus AG Belgium. Für unsere Kunden wird sich dadurch zum Preis eines VW fahren zu können. Der Markt wird
nichts ändern, wir arbeiten wie bisher, behalten unsere von Ware überschwemmt, da wird es immer schwieriger,
Mitarbeiter und bleiben eine unabhängige Tochterge- gute Preise zu erzielen. Auch der LEH will sich mit schö-
sellschaft. Unser Ziel ist es, die Kontinuität des Betriebs ner Ware profilieren, um besser dazustehen. Die Belgier
auch weiterhin bestmöglich zu gewährleisten und Sy- sind von einigen Produkten komplett abhängig: Tomaten,
nergien mit den anderen Import- und Exportunterneh- Kopfsalat, Porree, Erdbeeren und Chicorée. Aber nicht je-
men der Gruppe einzugehen. So ergeben sich für den des Produkt ist zu jeder Zeit im Überfluss vorhanden. Die
Frans Michiels Belgium
Werchtersesteenweg 55 B-3130 Betekom
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6.2, Stand B-05
B-06
03 I 2019 FRUCHTHANDEL | 7
FH OBST UND GEMÜSE AUS FLANDERN
Konkurrenz im eigenen Land ist gar nicht das Problem, Der Brexit rückt immer näher, Einigkeit und Klar-
vielmehr sind es unsere Nachbarn, allen voran Spanien heit sucht man derzeit vergeblich. Wie schätzen
und die Niederlande, die uns das Leben schwerer ma- Sie die Situation jetzt und zukünftig ein.
chen wollen und können. Denn im Sommer stehen die Plötzlich wird die Tür zu gemacht, und was dann? Wenn
Tomaten aus den Niederlanden parat und im Winter aus der harte Brexit kommt, sind Verkehrsstau, Warenstau und
Spanien. Probleme mit den nötigen Dokumenten vorprogrammiert.
Einige sagen scherzhaft: Dann ist Stau bis Brüssel, nichts
Regionalität ist immer noch ein Schlagwort, das geht mehr. Das glaube ich nicht, aber es wird sicherlich
beim Verbraucher zieht ... schwer. Bei Obst und Gemüse kommt es vor allem auf
Seit Jahren sind regional produzierte Produkte wichtig für die Frische an, Lagerung ist bei vielen Produkten schwer
den Konsumenten. Er hat mehr Vertrauen in heimische bis unmöglich. Die Eigenversorgung der Briten wird wohl
Erzeugnisse und glaubt, dass sie grundsätzlich besser sind nicht ausreichen, um die Lücken zu füllen und viele Regale
als Importware. Ich glaube, dass diese Eingrenzung bei werden leer bleiben. Andererseits ist der Mensch sehr an-
manchen Ländern durchaus weiter gefasst werden kann. passungsfähig. Die große Katastrophe ist bei der Euro-Ein-
Belgien und Deutschland liegen so eng beieinander, da führung ja auch ausgeblieben. Ich mache mir viel größere
können die Produkte aus dem jeweiligen Nachbarland Sorgen um die Klimaveränderungen. Wobei ich es bemer-
noch als regional laufen. Schaut man Richtung Italien kenswert finde, was Deutschland im Bereich Wind- und
wird es schon schwieriger, z.B. aufgrund der Essgewohn- Solarenergie leistet. c.w.
heiten und des Klimas.
Halle 6.2, B-06
Das Zauberwort lautet Inspiration
Coöperatie Hoogstraten ► Das Jahr 2018 war von Höhen und Tiefen geprägt. „Je nach
Erzeuger und Produkt war es ein sehr spezielles Jahr. Wir müssen die Augen und Ohren
in Bezug auf das Thema Klima unbedingt sehr offenhalten. Auch wenn teilweise weniger
produziert wurde und die Preise sehr durchwachsen waren, hat sich an der Qualität unserer
Erzeugnisse nichts geändert“, erklärte Luc Bruneel gegenüber dem Fruchthandel Magazin.
von Paprika war ein Auf und Ab, für ter-Verpackung verwendet haben,
Gurken lief es außerordentlich gut. haben wir gute Ergebnisse erzielt.
In den Sommermonaten haben Der LEH war diesmal auch mit viel
die Strauchtomaten sehr gelitten, Enthusiasmus dabei. Aber wir sehen
der Preis lag 20 % unter dem Jah- auch, dass wir als Genossenschaft
resdurchschnittspreis von 2017. und auch der LEH noch viel zu ler-
„Wenn wir davon sprechen, dass nen haben. Grundsätzlich glauben
wir möglichst nachhaltig produzie- wir aber an die Sorten, die wir ha-
ren wollen und die gesamte Lie- ben.“
ferkette so aufgebaut sein muss,
lässt sich das natürlich nicht damit Beerenstarkes Sortiment
vereinbaren, dass wir durch die
Wetterverhältnisse viele Tonnagen Der Bereich Weichobst wird bei
entsorgen mussten.“ Bei Specialties der Coöperatie Hoogstraten weiter
gingen die Volumen zwar im Sep- wachsen, vor allem bei Heidelbee-
tember zurück, sie sind aber wei- ren und Himbeeren. Dieses Thema
ter auf Wachstumskurs. Insgesamt wird auch bei der FRUIT LOGISTICA
D
Auf der FRUIT er warme und trockene Som- beträgt die Fläche für Tomaten im kommuniziert, vor allem das neue
LOGISTICA wird mer hat nicht nur zu verstärk- Gewächshaus 190 ha. Ab Herbst Verpackungsdesign, das zum Re-
der Fokus auf tem Wettbewerb aus den 2019 beginnt die Produktion von daktionsschluss noch ein Geheimnis
der Marke Délice Nachbarländern geführt, auch die Specialties auf weiteren 10 ha un- war. Bei Kiwibeeren konnten auf-
liegen, z.B. auf Hobbygärtner im eigenen Land hat- ter Beleuchtung. „Impulskäufe sind grund der extrem hohen Produktion
der Miss Perfect te eine gute Ernte. So verzeichnen vor allem im Snackbereich entschei- keine guten Preise erzielt werden.
Délice. Erdbeeren 7 % weniger Volumen dend. Mit der Halloween-Aktion, Die Coöperatie Hoogstraten hat-
als im vergangenen Jahr. Die Saison bei der wir eine besondere Mons- te im belgischen LEH eine Verkos-
8 | FRUCHTHANDEL 03 I 2019
FH
Morgens ernten, abends anliefern
GEMEX Viele Kunden des Exportunternehmens fragen
Produkte bereits in speziellen Verpackungen an. Wie
Die Tomatensorte Sweet Drops hat zwar die Form einer Träne, sorgt beim Ge- Mariette Hansen dem Fruchthandel Magazin erklärte,
nuss aber für ein erfreuliches Geschmackserlebnis. versuche man, sehr eng mit bestimmten Produzenten
zusammenzuarbeiten. Auch bei Beeren versucht Gemex
tungsaktion durchgeführt, die zu dukte ausgestellt, als vielmehr die so gut es geht tagesfrisch und nah mit den Produzenten
sehr guten Ergebnissen geführt hat. Erfahrung präsentiert, erklärte Luc zu arbeiten. „Wir arbeiten nach dem Motto: Morgens
Obwohl die Ernte insgesamt gut Bruneel. ernten, abends anliefern.“ Die Bedeutung des deut-
war, auch in Südeuropa, und un- Seit 2017 wird bereits an der Marke schen Marktes sieht das Familienunternehmen als nach
terschiedliche Qualitäten auf den Délice gearbeitet, die fünf Produkte wie vor wichtig für Flandern. Auch wenn auf dem deut-
Markt kamen, konnte Hoogstraten vereint und Vertrauen und Wieder- schen Markt die Verschiebung zum Einzelhandel stetig
hier einen Vorteil verbuchen. „Bei erkennung schaffen soll: Pure, Par- voranschreitet und der Anteil, der an die Großmärkte
einem erklärungsbedürftigen Pro- ty, Miss Perfect, Kumato und Gold. geliefert wird, immer kleiner wird, sei in einigen Sek-
dukt wie den Kiwibeeren muss man „Mit Délice wollen wir zurück zu toren, wie z.B. Beerenobst, noch Wachstum möglich.
noch einmal besonders darauf ach- den Wurzeln und zeigen, was hin- Auch im Bereich Nachhaltigkeit und Zertifizierungen ist
ten, was beim Kunden bzw. Kon- ter dem Produkt steht: der Erzeuger,
sumenten ankommt. Unsere Erzeu- das Gewächshaus, die Natur, die
ger verfügten zum Glück über eine Arbeit, die dahintersteckt. Zudem
so gute Ernte, dass wir die besten wollen wir für den Konsumenten
Früchte vermarkten konnten. Für ein besonderes Einkaufserlebnis kre-
2019 sind wir gut aufgestellt.“ ieren, mit der Gewissheit, das er das
ganze Jahr über die gleiche Qualität
Vertrauen und Wiederer- bekommt“, so Loes van der Velden.
kennung schaffen Dabei werden die verschiedenen
Bedürfnisse der Konsumenten an-
Bei einem Besuch bei Den Berk gesprochen: Gesundheit, schnelle
Délice, Mitglied der Coöperatie Snacks, Eindruck machen, Spaß am
Hoogstraten, erklärte Loes van der Essen. Mehr als 100 Sorten werden
Velden, Bereich Marketing, gegen- pro Jahr auf ihre Tauglichkeit im Ge-
über dem Fruchthandel Magazin, wächshaus getestet und die besten
dass die Premium Marke Délice Sorten werden im Gewächshaus, als
auf der FRUIT LOGISTICA im Vor- Special Délice angeboten und rufen
dergrund stehen werde. Insge- durchaus Überraschung beim Ver-
samt wird der Stand auf der FRUIT braucher hervor. c.w.
LOGISTICA den Fokus auf die As-
pekte Inspiration und neue Ideen Halle 6.2, Stand B-08
legen. Es werden weniger die Pro-
Schon der neue Standort wurde 2016 mit Blick auf Nach-
haltigkeit errichtet.
das Unternehmen auf dem neuesten Stand bzw. durch-
läuft regelmäßig Audits. So verfügt die Transportfirma
seit dem 1. Januar 2019 ausschließlich über LKW mit der
Euronorm VI und über ein IFS Logistik Zertifikat, bei dem
bald ein neues Audit ansteht.
Halle 6.2, Stand B-03
Fotos: Coöperatie Hoogstraten
Auch wenn sich Kiwibeeren insgesamt positiv entwickeln, haben die hohen
Volumen 2018 für niedrige Preise gesorgt.
03 I 2019 FRUCHTHANDEL | 9
FH OBST UND GEMÜSE AUS FLANDERN
Wenn ein Licht aufgeht
Coöperatieve REO ► Für das Jahr 2019 hat sich die REO Veiling im Bereich
Nachhaltigkeit vier große Themen auf die Fahne geschrieben: weiteren
Wachstum, responsibly fresh, die Reduktion von Lebensmittelabfällen durch
soziale Projekte und erneuerbare Energien. Außerdem, erklärte Dominiek
Keersebilck dem Fruchthandel Magazin, wird die Forschung und Entwicklung
in der Beleuchteten Produktion von Wintertomaten im Gewächshaus stark
vorangetrieben und weiteres Wachstum erwartet.
Die Tomaten-
M
produktion wird itte Dezember 2018 fiel der werden können. Über die Ergebnis- Arbeitsleben zurückgeführt werden.
schnell wachsen Startschuss für den Bau ei- se soll sich die Branche in dem als REO hat bis Juni 2018 bereits 20 t
und den umsatz- nes Gewächshauses, das zu „living lab“ konzipierten Gewächs- Gemüse an 126 Okay Läden (Super-
starken Lauch Forschungszwecken genutzt wer- haus, offen austauschen können. märkte der Colruyt Gruppe) verkau-
vermutlich vom den soll. 8.000 m² groß und bis Auch im sozialen Bereich, kombi- fen können. „Schon die ersten Mo-
Thron stoßen. zu 12 m hoch wird „Agrotopia“ niert mit dem Thema Lebensmittel- nate liefen so erfolgreich, dass wir
auf einem Lagerhaus der REO Vei- abfälle, macht sich die Veiling stark. mit der Lieferung nicht nachkamen.
ling entstehen und im Juni 2020 Gemeinsam mit den Unser Ziel ist es, aus
den Betrieb aufnehmen. Auf dem Partnern Colruyt, dem Projekt einen ei-
Dach werden für die Eigenstromer- McCain, der Tafel Projekt Envie genständigen Betrieb
zeugung Solarzellen installiert. Ein BFVB und dem Zeit- zu entwickeln“, so
unterstützt
großer Teil der Forschungsarbeit arbeitsunterneh- Keersebilck. Bisher
soll untersuchen, wie die räumli- men Randstad wur- Langzeitarbeits- werden Suppen in
chen Voraussetzungen einer Stadt de das Projekt Envie lose den Sorten Tomate-
optimal und möglichst platzsparend ins Leben gerufen. Basilikum, Möhre und
für die Produktion genutzt werden Langzeitarbeitslo- Sechs Gemüse ange-
können. Andere Bereiche befassen se kochen für sechs bis maximal boten. Kürbis, Zucchini, Chicorée
sich mit möglichen zukünftigen He- zwölf Monate Gemüsesuppen aus und Gazpacho befinden sich noch
rausforderungen in der Gewächs- Produkten, die nicht über die Ver- in der Testphase.
hausproduktion und neuen Pflan- steigerung verkauft werden konn- Die Veiling investiert in neue Wa-
zen, die im Gewächshaus produziert ten, bevor sie wieder ins geregelte schanlagen, um die Waschkapazität
Wenn Produktion auf Geschichte trifft
PRODUKTION/TOMATEN Wie eng die Erzeuger bei ihrer Produktion mit dem Land und der
Geschichte verwoben sind, auch wenn sie nicht im Freiland, sondern im Gewächshaus produ-
zieren, zeigt sich bei Tomatenerzeuger Wim Saelens, der eine gute Autostunde entfernt von
Dünkirchen produziert. Teile seiner neu gebauten Gewächshäuser liegen höher als die alten
Gebäudeteile. „Bevor ich bauen bzw. ausschachten lassen kann, muss ich auf der Fläche eine
archäologische Untersuchung durchführen lassen. Damit wird sichergestellt, dass sich keine Hin-
terlassenschaften aus dem Zweiten Weltkrieg in diesem Gebiet befinden. Ich kann das umgehen,
indem ich Teile schräg in die Höhe baue“, so Saelens. Seit 2004 produziert er die Strauchtomate
Sevance. Mittlerweile verfügt er über drei Gewächshäuser auf einer Fläche von insgesamt rund 6
ha und erzeugt pro Jahr rund 4 Mio kg. In einem der Häuser produziert er seit 2018 auch unter
Beleuchtung, aus Kostengründen noch nicht mit LED. „Durch die Beleuchtung kann ich die Pro-
duktivität um 10 % bis 15 % steigern.“ Vier bis fünf Stunden werden die Pflanzen beleuchtet,
haben sie ihre maximale Höhe erreicht, benötigen sie sechs bis sieben Stunden Dunkelheit. Die
neuen Gewächshäuser sind einen Meter höher als die alten, das ist besser für den Feuchtigkeits- Wim Saelens muss beim Tomatenan-
gehalt im Haus. Spezielle Rollos verhindern den Verlust von Wärme und Energie, in einem Bassin bau die Weltgeschichte berücksich-
wird das Regenwasser aufgefangen. Die Tomatenpflanzen wachsen auf Steinwolle-Substrat und tigen.
seit einem Jahr auch testweise auf Kokosfaser, eine nachhaltige Variante. Das Thema zieht sich
durch das gesamte Gewächshaus, denn die Rückstände und Wärme des Motors zur Stromerzeu-
gung fließen komplett in den Produktionsprozess mit ein.
10 | FRUCHTHANDEL 03 I 2019FH
für Europool-Systeme zu erhöhen. Die Bio-
Aktuell können 27 Mio Klappstei- Produktion, vor
gen gereinigt werden, das Ziel sind allem bei Pilzen,
35 Mio. Um auch die kleinsten Fehler kann für junge
auszumerzen und noch effizienter Erzeuger ein
arbeiten zu können, wurde in den Pluspunkt sein.
IT-Bereich investiert. Zahlreiche Apps
kommen zukünftig zum Einsatz. jungen Erzeugern das Risiko zu hoch zu halten. Denn die Finanzierungskos-
Auch wenn das Jahr 2018 alles scheint, werden sie in die Produkti- ten lassen viele junge Menschen davor
andere als einfach war – bis Ende on mit Wurzelballen investieren. zurückscheuen, es zu versuchen. Wer
März wurde im Vergleich zum Vor- Das LEH-Regal kann auch zukünftig im Freiland produzieren will, benötigt
jahreszeitraum ein Umsatzverlust nicht auf Kopfsalat verzichten.“ mindestens 20 ha, im Gewächshaus
von 35 % bis 40 % verzeichnet – Bei Erdbeeren konnte die Veiling die mindestens 6 ha bis 8 ha, was hohe
blickt die REO Veiling optimistisch höchste Tonnage seit zehn Jahren Kosten mit sich bringt. Um von der
in die Zukunft und schlägt neue einfahren. Um das Segment wei- Bank ein Darlehen zu bekommen,
Wege ein. Der Rekordumsatz von terzuentwickeln muss aber geklärt müssen eigene Rücklagen von 30 %
rund 185 Mio Euro (2017: 178 Mio werden, ob eine konstante Produk- bis 35 % der Gesamtsumme nachge-
Euro) konnte trotz widriger Wetter- tionsmenge das ganze Jahr über ge- wiesen werden. „Wer hat in jungen
bedingungen erreicht werden. Ab wünscht wird, oder ob es weiter zu
2018 sind Tomaten im Umsatz das Spitzen kommen soll. Dann werden Wer hat denn in jungen Jahren
wichtigste Produkt auf REO. „Wir neue Sorten benötigt. Insgesamt
schon Rücklagen? ”
wollen diesen Bereich deutlich vor- werden Beeren weiter wachsen, u.a.
antreiben und schauen, wo sich für Himbeeren und Johannisbeeren.
Dominiek Keersebilck
uns Raum bietet, in der Fläche, aber Neue Produkte werden in Fine Fleur
auch bei den Sorten.“ 2018 wur- aufgenommen, darunter Lollo Rossa,
den ungefähr 5 % weniger Lauch Lollo Bionda und kleiner Blumenkohl. Jahren solche Rücklagen? Wir wollen
als im Vorjahr angeliefert und auch dem Nachwuchs zeigen, dass auch
die Preise waren in den ersten Mo- Welche Rolle wird die Koo- Nischenprodukte und Flächen von 1
naten des Jahres zu niedrig. Den- perative in Zukunft haben? ha bis 2 ha vielversprechend sein kön-
noch wird es ein wichtiges Produkt nen. Etwa mit neuen Sorten oder Bio-
bleiben. Wachstum wird bei Toma- Diese Fragen stellen sich Dominiek Produktion. Am Ende liegt die Wahl
ten vor allem durch die Produktion Keersebilck und sein Team mit den Er- aber bei ihnen.“
von Rispen- und Fleischtomaten in zeugern – vor allem den jungen. Keer- Eine Lücke für frisches Gemüse wird
Frankreich erwartet. Hier will die sebilck rechnet damit, dass die Zahl im Außer-Haus-Verzehr gesehen, an
Veiling verstärkt den Vorteil Regio- der Produzenten in den kommenden Bahnhöfen oder in der Gastronomie.
nalität spielen. Seit September 2018 zehn Jahren zurückgehen wird, bei „Wir müssen vermehrt investieren,
sind rund 30 französische Erzeuger gleicher Produktionsmenge. Grund weil dieser Bereich in Belgien stark Die Beleuchtete
dazugekommen, u.a. für Lauch und dafür ist, dass es vermehrt zu Zu- zunimmt. Gemeinsam mit der Politik Produktion von
Kohl. sammenschlüssen kommen wird und und HoReCa müssen wir Lösungen Wintertomaten
Nach einem mit dem Vorjahr ver- viele die Branche verlassen. Um dem finden.“ c.w. wird um 10 ha
gleichbaren Frühling verlief der Nachwuchs langfristig Chancen und Halle 6.2, Stand B-06 ausgebaut.
Sommer deutlich besser für die Vei- Möglichkeiten aufzuzeigen, veranstal-
ling, weil die Hitze in ganz Europa zu tet REO Treffen, um über die Koope-
Verlusten geführt hat. Bei Produk- rative, Anbaumöglichkeiten und die
ten, die im Sommer wachsen, fehlt Branche allgemein zu sprechen. 2019
es jetzt an Volumen, etwa Wirsing, werden bis zu 800 Erzeuger erwartet.
Kohl oder Knollensellerie. Chicorée „Wir müssen alle Produzenten davon
zeigte sich stabil, bei guten Preisen. überzeugen, dass es Vorteile bringt,
Um das auch bei den Konsumenten gemeinsam auf den Markt zu gehen.
zu fördern, betreibt REO viel Promo- Auch wenn sie ihre Ware über uns
tion für junge Familien mit Kindern. verkaufen, können sie individuell blei-
Auch wenn Kopfsalat für die deut- ben. Der Konkurrenzgedanke ist hier
schen Kunden ein wichtiges Produkt stärker ausgeprägt, ebenso das Wis-
ist, vor allem mit Wurzelballen sind sen um die gesamte Supply Chain.“
sie sehr gefragt, gehen die verkauf- Dominiek Keersebilck hofft, die nach-
ten Volumen zurück, weil das Inter- folgende Generation davon überzeu-
esse bei den jungen Konsumenten gen zu können, dem O&G auch mit
schwindet. „Auch wenn unseren einer kleineren Anbaufläche die Treue
03 I 2019 FRUCHTHANDEL | 11- Nachhaltige Erzeugung
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Der europäische LEH
mag es „fleischig“
BelOrta ► „Wir müssen den Finger am Puls der Zeit haben“,
erklärte Jo Lambrecht im Gespräch mit dem Fruchthandel
Magazin. Das bedeutet zum einen, schneller neue Sorten zu
finden und ins Portfolio mit aufzunehmen. Aber auch, beim
Thema Verpackung genau auf die Kundenwünsche einzuge-
Fotos: BelOrta hen, vor allem bei der Erschließung neuer Märkte.
Für Äpfel und
D
Birnen wurden as Jahr verlief mit vielen Hö- 450 Mio Euro und damit über den eine Umstellung vor allem mit finan-
deutlich höhere hen und Tiefen in den ein- Vorjahresergebnissen.“ ziellen Risiken verbunden. Deshalb
Kartons entwi- zelnen Produktsegmenten. Aus diesen erschwerten Bedingun- versuchen wir, mit einigen Kunden
ckelt, die in der So verlief die Saison für Tomaten gen geht die Veiling nun gestärkt Umstellware auf den Markt zu brin-
Südlichen vor allem im Sommer schwierig, hervor und blickt optimistisch in die gen. Das ist nicht ganz leicht, kann
Hemisphäre während Gurken seit Jahren das Zukunft, die von weiteren Entwick- aber eine gute Alternative sein.“
bereits etabliert beste Ergebnis eingefahren haben lungen geprägt ist. 2019 soll der Das Thema Verpackung spielt vor
sind. und die Kundennachfrage gut ist. Bio-Anbau erweitert werden, u.a. allem mit Blick auf die neue Verpa-
Für Äpfel und Birnen war das ers- bei Tomaten, Gurken und Paprika. ckungsregulierung, die seit Anfang
te Halbjahr aufgrund der Frostaus- Auch bei Chicorée steigt die Nach- Januar 2019 gilt, eine besondere
wirkungen aus der vorangegange- frage. Und so haben bereits 2018 Rolle. Bereits jetzt sucht BelOrta bei
nen Saison schwierig, während die einige Erzeuger umgestellt. Für vielen Produkten alternative Verpa-
zweite Jahreshälfte mit einer großen 2020 sind bei Spargel und Kernobst ckungen für Plastik. Diese beste-
Ernte aufwartete. Weil viele Pro- Umstellungen geplant. hen nicht nur aus Karton, sondern
dukte in Europa durch das Wetter basieren auch auf Rohstoffen mit
gleichzeitig auf den Markt kamen, Klima bei Verpackung Recycling-Ursprung. Die Verpa-
z.B. Erdbeeren, Tomaten und Spar- berücksichtigen ckung für Erdbeeren z.B. besteht
gel, war die Situation angespannt. aus Rohstoffen, die aus recycelten
„Diese Perioden waren für 2018 „Bei Bio müssen wir ein gutes Ver- PET-Flaschen hergestellt wurden,
charakteristisch. Insgesamt liegt hältnis von Angebot und Nachfrage eingesammelt und recycelt wer-
der Gesamtumsatz von BelOrta bei schaffen. Denn für den Erzeuger ist den. „Wir müssen den Kreislauf
Kanzi soll es zukünftig richten
PRODUKTION/ÄPFEL/BIRNEN Dirk Janssens produziert seit 32 Jahren Äpfel und Birnen. Auf
21 ha erzeugt er u.a. Elstar und Jonagold, auf 25 ha vor allem Conference. Insgesamt liegt die
Produktionsmenge bei 2 Mio kg bis 2,5 Mio kg. Auch wenn die Volumen laut Janssens in diesem
Jahr gut waren, können die Preise nicht mithalten. Zudem sind die Kaliber vor allem bei Äpfeln
sehr groß. Vor dem Embargo war Russland Abnehmer dieser Größen, in den übrigen und vor
allem neuen Märkten sind aber vor allem kleine Kaliber von 65 mm bis 85 mm gefragt. Dirk
Janssens legt bei seiner Produktion den Fokus auf den heimischen Markt. Weil es hier immer
schwerer wird Jonagored und Jonagold zu verkaufen, sieht er die Zukunft bei den Clubsorten.
Mindestens 5 ha will er auf Kanzi umstellen. „Die Clubsorten sind strukturierter. Und wir brau-
chen neue und andere Sorten für den heimischen Markt. Vor allem einen Premiumapfel, der sich
in Farbe und Brix auszeichnet und sehr gut ist, denn der Konsument erwartet den perfekten
Apfel.“ Mit der Veiling und dem LEH müsse man an dieser Stelle zusammenarbeiten, zumal der
Verbraucher von der Zahl an Sorten überfordert ist und den Baum vor lauter Wald nicht mehr
sieht, so Janssens. Während der Ernte wird er von rund 40 Saisonarbeitern unterstützt. Beim Zu-
rückschneiden der Bäume helfen ihm zehn Arbeiter, bei der Sortierung acht. „Qualifiziertes Per-
sonal zu finden und auch zu halten ist schwieriger geworden. Die wirtschaftliche Lage hat sich Dirk Janssens legt bei der Produktion
in den Heimatländern verbessert, zudem dürfen sie in Belgien nur 65 Tage am Stück arbeiten.“ den Fokus auf den heimischen Markt.
14 | FRUCHTHANDEL 03 I 2019FH
„Beloplum“ soll uns, ein qualitativ hochwertiges
zunächst auf und schmackhaftes Produkt anzu-
dem belgischen bauen.“
Markt für neue BelOrta hat die Produktion von fünf
Impulse sorgen. Pflaumensorten begonnen, die vor
allem auf dem belgischen Markt
neue Impulse geben sollen. Die
„Beloplum“ sind im Geschmack
immer mehr schließen, wenn wir reits weiter ausgebaut. Die Fläche ähnlich und bilden eine Saison, in
nachhaltig sein wollen. Auch die für die Winterproduktion wird um der die Sorte aus heimischem Boden
Wahrnehmung der Konsumenten weitere 10 ha auf 84 ha steigen. In- angeboten werden kann. Geerntet
ist dabei sehr wichtig“, weiß Lam- zwischen wird fast das gesamte Sor- werden sie von Anfang September
brecht. Deshalb muss noch mehr timent angeboten, z.B. Fleischto- bis Oktober. Der Erzeuger kann sich
kommuniziert werden. Auch bei maten, Strauchtomaten und viele dadurch auf dem Markt leichter vom
der Erschließung neuer Märkte wer- Specialties. Bei Fleischtomaten be- Wettbewerb abheben, für den Kon-
den neue Verpackungen benötigt. steht weiterhin wachsendes Interes- sumenten bedeutet das ein qualitativ
Für Birnen und Äpfel werden z.B. se. Dieser Trend kann sich auch im gleichbleibend hohes Angebot.
BelOrta-Bushel-Kartons entwickelt, Winter fortsetzen.
die in der Südlichen Hemisphäre be- Bei Salat gehen Erzeuger verstärkt Teil der DNA werden
reits etabliert sind. Denn die klima- zur Produktion mit Wurzelballen
tischen Bedingungen unterscheiden über. Auch wenn die große Hitze und Dür-
sich dort häufig dramatisch von de- re bei vielen Produzenten Schwierig-
nen im Erzeugerland. Deshalb muss Neue Chancen mit der keiten verursacht hat, profitieren ei-
die Verpackung so konzipiert sein, Pflaume nige Produkte von den Bedingungen,
dass die Ware während des Trans- da ihr Zuckergehalt höher ist. Das ist
ports geschützt ist, aber auch im Im- Bei Obst stehen die Zeichen insge- zum Beispiel bei Pastinaken und Kohl
portland nichts an Qualität einbüßt. samt auf Wachstum. Das gilt sowohl der Fall, so Lambrecht. Grundsätzlich
In den neuen Märkten sind manch- für Klassiker als auch für kleinere müsse man auf alle Eventualitäten
mal auch kleinere Verpackungs- Nischenprodukte. Im Beerenseg- vorbereitet sein und versuchen, im
größen gefragt. Jedoch benutzt ment z.B. erleben Stachelbeeren ein Vorfeld Maßnahmen zu ergreifen.
BelOrta die Verpackungen aber kleines Revival. Neue Wege wird die Damit einher geht bis zu einem ge-
auch verstärkt als Kommunikations- Veiling bei Äpfeln gehen, wo sie den wissen Grad das Thema Lebensmit-
mittel, um die Qualität der Veiling Fokus verstärkt auf Clubäpfel, z.B. telverschwendung. Grundsätzlich
bis zum Konsumenten zu geben. Kanzi, legen will. „Europa verfügt muss der Konsument viel stärker und
derzeit über eine enorm große Ap- direkter aufgeklärt und sensibilisiert
Gurken gehen ins Licht felproduktion und die Preise gestal- werden. Mit Informationen im LEH
ten sich schwierig. Da müssen wir und Rezepten sollen die Planung und
Im November haben die Erzeuger uns so gut wie möglich absetzen. der Einkauf erleichtert und verbes-
von BelOrta mit der Produktion der Wir konzentrieren uns jedoch auch sert werden. „Dieses Thema muss
ersten Gurken unter Beleuchtung weiterhin auf neue Vermarktungs- in unsere DNA übergehen, nur dann
begonnen, sodass der Markt das möglichkeiten bei Jonagold. Dieser können wir erfolgreich dagegen an-
ganze Jahr bedient werden kann. Apfel hat viele Qualitäten und un- gehen.“ c.w.
Was hier noch in den „Kinderschu- sere Wachstumsbedingungen, wie
hen“ steckt, wird bei Tomaten be- Klima und Böden, ermöglichen es Halle 6.2, Stand A-04
Die Verpackung
für Erdbeeren
besteht aus
recycelten
PET-Flaschen, die
im belgischen
Blauen Sack
gesammelt und
recycelt werden
kann.
03 I 2019 FRUCHTHANDEL | 15FH OBST UND GEMÜSE AUS FLANDERN
Management statt Politik
BelOrta ► Seit wenigen Monaten ist Philippe Appeltans neu-
er Direktor bei BelOrta. Das Fruchthandel
Magazin fragte nach den ersten „100 Tagen“ sowie nach
seinen Zielen und Plänen für die Versteigerung.
Welche Ziele haben Sie sich persönlich, aber auch Philippe
für BelOrta gesetzt? Appeltans
Philippe Appeltans: Für mich gilt: Das Unternehmen wechselte vom
gründlich kennenlernen. Dies gilt sowohl für die ange- politischen
schlossenen Produzenten als auch für unsere Kunden ins operative
und Mitarbeiter. Und für BelOrta: Für mich ist es von Geschehen.
größter Bedeutung, dass wir unseren Service sowohl für
unsere Landwirte als auch für unsere Kunden weiterhin dernden Markt geben müssen. Wir sehen, dass sich die
hervorragend gestalten. Hier macht BelOrta den Unter- Landschaft verändert: Out-of-Home, Online-Käufe, meh-
schied. rere Essmomente pro Tag usw. Wir werden gemeinsam
In meiner vorherigen Tätigkeit war ich hauptsächlich in mit unseren Produzenten und unseren Kunden Antwor-
der Politik tätig. Jetzt kommt natürlich der operative As- ten geben müssen. Es ist noch zu früh, um dazu schon
pekt ins Spiel: das effektive Management einer koope- jetzt Aussagen zu machen. Die Ideen werden zunächst in
rativen Auktion mit mehr als 1.100 Landwirten und rund unserem Vorstand diskutiert und bewertet.
400 Mitarbeitern.
Welche neuen Märkte können erschlossen oder
Gibt es bestimmte Maßnahmen, die Sie ergreifen erweitert werden?
wollen, um BelOrta weiter nach vorne zu bringen? Bei den neuen Märkten konzentrieren wir uns weiterhin
Auch in Zusammenarbeit mit den Produzenten auf Indien und China für Äpfel und Birnen. Hoffentlich
und dem Handel? werden auch die Protokolle für einige Gemüse fertig ge-
Die Zukunft wird anders sein, auch für BelOrta, das weiß stellt. Kürzlich wurde auch der Birnenexport nach Brasi-
jeder. Ich hoffe, dass wir dem Kern unserer Mission, dass lien und Kanada gestartet. Wir erwarten auch viel von
sich BelOrta als transparenter und zuverlässiger Partner Vietnam, sowohl für Apfel und Birnen, aber auch für
auf die Vermarktung von frischem Obst und Gemüse von eine Reihe von Gemüse. Wir hoffen, dass sich 2019 die
und für seine Erzeuger konzentriert, treu bleiben können. Märkte in Mexiko und Kolumbien für Kernobst öffnen
Wir werden uns in unserem Handeln und dem Erreichen werden. c.w.
unserer Ziele ständig den Gegebenheiten anpassen müs-
sen. BelOrta wird auch eine Antwort auf den sich verän-
Licht ins Dunkel bringen
PRODUKTION/CHICORÉE Dunkel ist es, wenn man die Produktionsstätte von Patrick van In-
gelgom betritt. In sechs Forcerie-Kammern produziert er ganzjährig weißen Chicorée in fünf
Varietäten, der innerhalb von zwei bis drei Wochen zur Erntereife wächst. 1986 begann van
Ingelgom gemeinsam mit seinem Vater die Produktion im Boden, 1989 stellte er auf Hydrokultur
um. Mittlerweile stammen 90 % bis 95 % der 20 Mio kg bis 22 Mio kg Chicorée bei BelOr-
ta aus Hydrokultur, weil die Ernte besser planbar, die Arbeit einfacher und das Wetter nicht
entscheidend ist. „Trotzdem gibt es für den im Grund produzierten höherpreisigen Chicorée
immer noch einen Markt. Ich denke, beides hat seine Berechtigung und wird im Markt auch
gebraucht“, so van Ingelgom. Er produziert 300.000 kg im Jahr, zum ersten Mal auch Mini-Chi-
corée. Zehn Mitarbeiter unterstützen ihn beim Ernten und Verpacken der Kisten und Tüten, die
für die Hauptmärkte Deutschland, Frankreich und Italien bestimmt sind, aber auch weltweit
exportiert werden. Zwischen Oktober und November werden die Wurzeln geerntet, nach Größe
sortiert und auf die Paletten in den Kühlkammern gesetzt. Die kleineren Wurzeln, aus denen
kleiner Chicorée wächst, sind für den heimischen Markt bestimmt, mittlere und größere Kaliber
für den Export. Nach der Ernte wird jeder Chicorée von Hand geprüft und in Kisten verpackt, die Patrick van Ingelgom produziert seit
mit Paraffin-Papier ausgelegt sind, das vor Licht schützt und die Feuchtigkeit hält. 1989 Chicorée auf Hydrokultur.
16 | FRUCHTHANDEL 03 I 2019FH
Auswirkungen von „America
first“-Mentalität deutlich spürbar
Fresh Trade Belgium ► Das politische Geschehen wirft in Gesellschaft und
Branche aktuell viele Fragen und Unsicherheiten auf. Ebenso wichtig ist und
bleibt das Thema Nachhaltigkeit. Veerle van der Sypt, Geschäftsführerin
Fresh Trade Belgium, sprach mit dem Fruchthandel Magazin über diese Ent-
wicklungen und Chancen für Flandern.
Veerle van
Fresh Trade Belgium engagiert besten Praktiken schaffen auch In- es, an speziellen Themen zu arbei- der Sypt hofft
sich schon seit einigen Jahren put für das „Sustatool“, ein neues ten, und KMUs werden lernen, wie beim Brexit auf
beim Thema Nachhaltigkeit. Wie Instrument für KMU, um sie bei der man mit dem neuen „Sustatool“ eine möglichst
geht es hier mit dem Projekt Umsetzung von Nachhaltigkeits- arbeitet. Fresh Trade Belgium ar- umfassende
weiter? maßnahmen zu unterstützen. Die beitet an diesem Projekt zusam- Handelserleich-
Veerle van der Sypt: Nachhaltig- Betreiber analysieren ihre eigene men mit den Schwesterverbänden terung.
keit ist nicht nur ein Modewort. Situation und können sie mit Ak- Belgapom (Kartoffelhandel und
Das Konzept ist Teil der gesell- tionen und Ansätzen anderer Un- -verarbeitung) und Vegebe (Gemü-
schaftlichen Debatte geworden ternehmen im Obst-, Gemüse- und severarbeitung) und mit der profes-
und soll es auch bleiben. Immer Kartoffelsektor vergleichen. Das sionellen Unterstützung von Sliding
mehr Betreiber verspüren den Tool hat einen Bottom-up-Ansatz, Doors, dem Experten für Nachhal-
Drang, Stellung zu beziehen und der darauf abzielt, die Mitarbeiter tigkeit. Das Projekt wird von den
eine Antwort auf die Nachhaltig- zu inspirieren und zu ermutigen, flämischen Behörden unterstützt.
keitsanforderungen von Kunden sich für eine kontinuierliche Ver-
und Verbrauchern zu formulieren. besserung einzusetzen. Die Ziele Wie gut ist Flandern derzeit
Deshalb wird sich Fresh Trade Bel- für 2019 sind hoch gesteckt: so auf dem Exportmarkt aufge-
gium auch 2019 weiter auf dieses viele Akteure wie möglich errei- stellt? Welche Chancen bieten
Thema konzentrieren. Eine frühere chen und sie zur Arbeit an Nach- sich?
Erkenntnis war der Branchenpass haltigkeitszielen bewegen. Road- Der belgische Obst- und Gemü-
zur Nachhaltigkeit für den Handel shows werden das Bewusstsein sesektor ist sehr exportorientiert
und die Verarbeitung von Obst, derer, die mit Nachhaltigkeit begin- und seit dem russischen Embargo
Gemüse und Kartoffeln. Basierend nen wollen, schärfen, Workshops liegt der Schwerpunkt weiterhin
auf der GRI (Global Reporting In- in kleineren Gruppen ermöglichen
itiative) listete der Pass die wich-
tigsten Themen und Parameter
auf, um die aktuelle Situation in
einzelnen Unternehmen und deren
Fortschritte zu messen. Mit profes-
sioneller Unterstützung implemen-
tierten die Pilotunternehmen den
Pass und übersetzten die Ergeb-
nisse in einen eigenen Nachhaltig-
keitsbericht. Im Jahr 2018 wurde
der Sektorpass aktualisiert, der ihn
mit den Sustainable Development Auf dem indi-
Goals (SDG) verbindet, und weitere schen Markt
Unternehmen schlossen sich dem werden Äpfel
Projekt an. Anfang 2019 werden aus Belgien sehr
Ergebnisse und Erfahrungen als In- gut angenom-
put für Leitlinien und Best Practice men, da ist noch
Beispiele gesammelt, die andere viel Luft nach
Betreiber inspirieren können. Die oben.
03 I 2019 FRUCHTHANDEL | 17Sie können auch lesen
