Forschungskonzept des Deutschen Meeresmuseums
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Forschungskonzept des Deutschen Meeresmuseums 16. April 2019 Grundlagen Zukünftige Ausrichtung Forschung ist nach der Definition des internati- Die Forschungen konzentrieren sich auf die onalen Museumsbundes (ICOM) eine der deutschen Meere, insbesondere auf die Ostsee Hauptaufgaben eines Museums. und angrenzende Gewässer. Spezifische For- schungsthemen werden darüber hinaus in wei- Das Deutsche Meeresmuseum (DMM) ist durch teren ausgewählten Meeresgebieten bearbei- seine Satzung, sein Leitbild, seinen Qualitäts- tet. Entsprechend dem Leitbild des DMM bildet anspruch in seinen Ausstellungen und Samm- das Bewahren der marinen Umwelt und ihrer lungen, seine Mitgliedschaft im Konsortium Organismen einen Fokus bei allen Forschungs- Deutsche Meeresforschung und dem Deut- themen. schen Museumsbund zur Forschung verpflich- tet. Auch um die hohe Qualität in den Ausstel- lungen zu sichern und den Aufgaben in der aka- demischen Bildung und als fachlicher An- sprechpartner gerecht zu werden, wird am DMM Forschung betrieben. Ziele Gemäß seinem Leitbild soll das Deutsche Mee- resmuseum durch Ausstellungen, Sammlungen und Bildungsarbeit die Kenntnis über das Meer und seine Lebensgemeinschaften, insbeson- dere in der Ostsee, einem weiten Publikum ver- mitteln und durch eigene Forschung vermeh- ren. Ziele des Forschungskonzeptes sind die wei- tere Profilierung des DMM als Forschungsinsti- Für die Forschung am DMM werden folgende tution, die Stärkung seiner Einbindung in die wissenschaftliche Schwerpunkte festgelegt: deutsche und internationale Forschungsland- schaft sowie die Etablierung des DMM als An- sprech- und Kooperationspartner in seinen 1. Schwerpunkt: Marine Wirbeltiere Kompetenzfeldern. Dafür sollen vermehrt Dritt- Im Mittelpunkt der Forschung des DMM stehen mittel eingeworben werden. Zentraler Punkt bei Wale, Robben, Fische und Vögel der europäi- all diesen Zielen ist das Erreichen einer hohen schen Gewässer. Die Forschung umfasst vor Qualität der Forschung am DMM. allem Taxonomie, Systematik, Ökologie und Bi- ologie. Seit vielen Jahren hat das DMM Erfahrungen und Daten im Bereich des akustischen Monito- rings für Schweinswale gesammelt und gehört in diesem Forschungsbereich zu den zehn füh-
Forschungskonzept Deutsches Meeresmuseum _________________________________________________________________________________ renden Einrichtungen weltweit. Ein weiteres Al- leinstellungsmerkmal und ergiebige Daten- Rahmenbedingungen der quelle ist das Totfundmonitoring für marine Forschung am DMM Meeressäuger in Mecklenburg-Vorpommern. Die ichthyologische Forschung am DMM kon- 1. Wissenschaftliches Kollegium zentriert sich auf die Bereiche Taxonomie, Mor- phologie und Phylogenie, wobei die Felder er- Die Bereiche „Wale und Robben“, „Fische“, gänzend ineinandergreifen. Die ichthyologische „Ornithologie“, „Wirbellose Tiere“, „Krebse und Sammlung des DMM wächst stetig und stellt Botanik“, „Maritimes Kulturgut und den Ausgangspunkt für den Großteil der For- Meeresforschungstechnik“, sowie die Aquarien als lebende Sammlungen werden von schung an Fischen dar. Kuratoren betreut. Die Kuratoren und der Meeres- und Küstenvögel werden in ihrer Be- Direktor, der an Walen arbeitet, führen als standsentwicklung und die Ökologie untersucht, festangestellte Wissenschaftler die Forschung als auch in ihren physiologischen Anpassungen am Hause durch. Die Pflicht und das Recht zu Forschen sind in den Anstellungsverträgen erforscht (z. B. Hörvermögen unter Wasser). jedes Kurators des DMM festgeschrieben. Neben den Kuratoren arbeitet eine wechselnde Anzahl von drittmittelfinanzierten Forschern am 2. Schwerpunkt: DMM. Sammlungsbezogene Forschung Die Forschung am DMM ist auch durch die Fel- der seiner wertvollen wissenschaftlichen Sammlungen bestimmt. Besonders zu nennen sind hierbei: Meeressäugetiere, Fische, See- und Küstenvögel, Krebse, Weich- und Hohltiere sowie Geräte der Meeresforschung und Fische- rei. Die Sammlung des DMM wird taxonomisch und biogeografisch bearbeitet und soll für spe- zielle Forschungsfragen entsprechend erweitert werden. Durch Drittmittel finanzierte wissenschaftliche Stellen (ohne Hilfskräfte) am DMM in den letzten 10 Jahren. Entsprechend dem Forschungsschwerpunkt „marine Wirbeltiere“ werden vor allem die Berei- 2. Forschungsinfrastruktur che marine Säugetiere und Ichthyologie weiter Das DMM unterhält eine Bibliothek und ein ausgebaut. Für die marinen Säugetiere wird Archiv, sowie ein Schlauchboot und einen Material durch das Totfundmonitoring und über Aquarienforschungsraum. Neben optischem Kooperationen mit anderen Instituten der Gerät und Tauchgerätschaften, setzt das DMM Sammlung zugeführt. 53 Detektoren zur Aufnahme von Ultra- schalllauten von Schweinswalen (PODs) ein Der Ausbau der ichthyologischen Sammlung und besitzt eine Infrastruktur, um solche Geräte verfolgt mehrere Ziele: zu testen, zu eichen und weiterzuentwickeln. 1.) Aufbau einer Vergleichssammlung für phylo- genetische Fragestellungen; 3. Forschen im Dienste der Gemeinschaft 2.) Ausbau der Aufhellpräparate und osteologi- Ergebnisse und Daten der Forschung am DMM schen Sammlung für vergleichende morpholo- sollen der Wissenschaftsgemeinschaft dauer- gische Fragestellungen; haft zugänglich sein. Forschungsergebnisse werden in fachspezi- 3.) Anlegen einer Referenzsammlung für ma- fischen Publikationsorganen veröffentlicht. Alle rine Fische europäischer Meere (inklusive der Forschungsvorhaben am DMM werden ethisch Ostsee). korrekt durchgeführt und orientieren sich dabei an den entsprechenden Richtlinien zum Thema Diese Schwerpunkte sind richtungweisend, bil- vom internationalen Museumsbund und der den jedoch keine Ausschlusskriterien für an- Deutschen Forschungsgemeinschaft. dersgeartete Forschungsvorhaben im DMM. Seite 2 von 4
Forschungskonzept Deutsches Meeresmuseum _________________________________________________________________________________ Entwicklung der peer-reviewed Publikationen am DMM in Studentische Abschlüsse am DMM. den letzten 10 Jahren. 4. Sammlungen 4. Kooperationen Die musealen Sammlungen bilden eine Das DMM betrachtet Kooperationen, vor allem wesentliche Grundlage der Forschungsarbeiten mit anderen Museen, Universitäten und auf den Gebieten der Systematik, Biodiver- Forschungsinstituten sowie mit übergeordneten sitäts- und Evolutionsforschung. Die Erwei- Verbänden, Bibliotheken, Landes- und Bundes- terung der wissenschaftlichen Sammlungen ist ämtern für Naturschutz, Archiven, Akademien wichtig: oder Fachgesellschaften, als elementaren Bestandteil der Forschung. Hervorzuheben sind Die Museumswissenschaftler sammeln heute seine Mitgliedschaften im Konsortium Deutsche für die Wissenschaft von morgen. Die Arbeit an Meeresforschung (KDM) und dem Verbund der Sammlung wird daher vom DMM gefordert naturwissenschaftlicher Museen der Nord- und gefördert mit dem Ziel, die Sammlung zu Ostseeregion (NORe). erfassen, verfügbar zu machen, zu mehren und langfristig zu sichern. Für alle Bereiche der Sammlung des DMM besteht ein Samm- 5. Finanzierung und Unabhängigkeit lungskonzept, das kontinuierlich überarbeitet und weiterentwickelt wird. Das Deutsche Meeresmuseum (DMM) wird seine Forschung durch das Einwerben von Drittmitteln ausbauen. Neben fremdfinanzierter Forschung wird am DMM auch ein erheblicher Anteil unabhängiger Forschung aus Eigenmitteln des Museums im Rahmen der institutionellen Förderung ermöglicht. Die Grundfinanzierung eigener Basisforschung im Haushalt des DMM und das Vorhandensein von forschungsbezogener Infrastruktur machen das Einwerben von Drittmitteln überhaupt erst Anzahl der Sammlungseinheiten in der ichthyologischen möglich. Sammlung am DMM in den letzten 10 Jahren. 3. Ausbildung 6. Beirat Das DMM ermöglicht Studierenden Einblicke in Der Beirat des DMM ist Ansprechpartner in museale Arbeitsweisen zu gewinnen. Von Fragen des Forschungskonzeptes. Er hinter- besonderer Bedeutung sind hierbei ‚klassische‘ fragt, kritisiert und berät in Forschungsfragen. taxonomische Arbeitsmethoden, Artenkenntnis Darüber hinaus formuliert er Empfehlungen, die und Sammlungsmanagement. Felder, die in bei Bedarf dem Verwaltungsrat vorgelegt aktuellen universitären Ausbildungen nur noch werden. Der Beirat wird regelmäßig einen geringen oder keinen Platz einnehmen. In (mindestens jährlich) über Vorhaben, Ergeb- Kooperation mit Universitäten beteiligt sich das nisse und Veränderungen in der Forschung am DMM an der Nachwuchsausbildung durch die DMM informiert. Betreuung von Abschlussarbeiten. Das DMM fördert die Wahrnehmung von Lehraufträgen an Universitäten durch die eigenen Wissenschaftler und ähnliche kooperative Veranstaltungen, wie z. B. gemeinsame Sammelreisen oder Feldpraktika. Seite 3 von 4
Forschungskonzept Deutsches Meeresmuseum _________________________________________________________________________________ Umsetzung Datenerfassung, Datennutzbarkeit, Alltags- aufgaben) entsprechend aktueller Stan- des Forschungskonzeptes dards. Für den Aufbau und die Weiterentwicklung von Die Forschung am DMM muss stark nach Forschungsvorhaben unter den gegenwärtigen außen (national und international) präsen- Rahmenbedingungen werden im Folgenden tiert werden. Punkte aufgeführt, die am DMM der Verbesse- rung bedürfen: Für den Fall, dass in Zukunft die finanziellen und personellen Rahmenbedingungen des Das Deutsche Meeresmuseum und seine DMM erheblich verbessert werden können, Mitarbeiter bekennen sich zur Forschung schlägt der Beirat des DMM folgende als einer ihrer Kernaufgaben. Optimierungsmaßnahmen vor: Die Zusicherung eines gewissen Frei- raumes für Forschung ist für engagierte • die Bereiche der Meeressäuger- Wissenschaftler und damit für die forschung und der Ichthyologie jeweils Qualitätssicherung des DMM wichtig. um mindestens eine Stelle auszubauen. Das Deutsche Meeresmuseum definiert den thematischen Schwerpunkt „Marine • den wissenschaftlichen Mitarbeitern Wirbeltiere“ für seine Forschung. Dies mehr Zeit für Forschung zu geben. schließt Forschung an anderen Themen nicht aus, ermöglicht aber durch die • die Stelle eines Sammlungsmanagers Schwerpunktbildung eine klarere Profilie- einzurichten. rung des DMM in der deutschen Meeres- forschungsgemeinschaft. Der geografische Fokus liegt hierbei auf den europäischen Meeren, mit besonderer Betonung der Ost- see; auch dies ist als Schwerpunkt und nicht als Ausschlusskriterium zu sehen. Das Deutsche Meeresmuseum sollte admi- nistrative und finanzielle Rahmenbedingun- gen schaffen, um Forschungsmittel effekti- ver nutzen zu können. Vor allem die Durch- führung von Drittmittelprojekten ist mit er- heblichem Verwaltungsaufwand verbun- den. Um die Effektivität zu steigern und die Wissenschaftler bei der Verwaltung von Drittmitteln zu entlasten, muss die Projekt- mittelverwaltung am DMM erweitert wer- den. Es sind finanzielle Ressourcen für „Komplementärmittel“ zu generieren. Die Bibliothek des DMM sollte mit entspre- chenden finanziellen Mitteln und Personal ausgestattet werden, die eine zeit- und an- forderungsmäßige Unterstützung der wis- senschaftlichen Arbeit gewährleisten. Die Sammlungen des DMM sind Grundlage musealer Forschung. Sie werden in allen Punkten optimiert (z. B. Objektsicherung, Seite 4 von 4
Sie können auch lesen