Politik brief - CDU-Gesundheitspolitiker Rudolf Henke - Universitätsklinikum Aachen

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Politik brief - CDU-Gesundheitspolitiker Rudolf Henke - Universitätsklinikum Aachen
Politikbrief
Politik brief
für Entscheider in Politik, Medien und Wirtschaft

Ausgabe 2/2021

         CDU-Gesundheitspolitiker Rudolf Henke
Politik brief - CDU-Gesundheitspolitiker Rudolf Henke - Universitätsklinikum Aachen
Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrte Mandats- und Funktionstragende,

die Pandemie begleitet uns nun seit rund 20 Monaten. Trotz vieler Fortschritte und
fast 800 COVID-19-Patientinnen und -Patienten, die wir in der Uniklinik bis dato be-
handeln konnten, stehen wir am Beginn einer vierten Welle, bei der es entscheidend
darauf ankommen wird, wie viele Bürgerinnen und Bürger vollständig immunisiert
wurden. Die Flutkatastrophe hat zudem auch die StädteRegion und das Kranken-
haus in Eschweiler getroffen. Bislang ist es uns aber gemeinsam mit den umliegen-
den Häusern gut gelungen, die Versorgung der Patientinnen und Patienten stets
umfassend zu gewährleisten. Natürlich ist die Coronakrise auch für unser Haus mit
erheblichem Mehraufwand verbunden: Für das Jahr 2020 haben sich die zusätzli-
chen Kosten und Erlösausfälle auf 60 Millionen Euro summiert. Daher freuen wir uns
über die Initiative des Landes NRW: Die Landesregierung hat den Universitätskliniken
in Nordrhein-Westfalen im Kampf gegen die direkten und indirekten Folgen der
Coronakrise eine Milliarde Euro zusätzlich zur Verfügung gestellt. Von den Mitteln
fließen 142,7 Millionen Euro unter anderem in Baumaßnahmen an der Uniklinik
RWTH Aachen. Wir informieren Sie gern auf den folgenden Seiten im Detail.

Auch wenn das aktuelle Infektionsgeschehen noch in vollem Gange und die weite-
ren Entwicklungen nur in Teilen absehbar sind, möchten wir als Vorstand die Ge-
legenheit nutzen, uns bei Ihnen, sehr geehrte Mandats- und Funktionstragende in
Stadt, StädteRegion, Land und Bund, für die umfassende Zusammenarbeit und gute
Kooperation zu danken. Man darf sicherlich sagen, dass wir gemeinsam Verantwor-
tung wahrgenommen und dafür gesorgt haben, dass die Bürgerinnen und Bürger
stets bestmöglich versorgt waren – in der Corona- und der Flutkrise. Wir werden
auch den weiteren Weg gemeinsam und in gutem Miteinander bewerkstelligen.

Bleiben Sie gesund!

Für den Vorstand

Prof. Dr. med. Thomas H. Ittel
Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor der Uniklinik RWTH Aachen
Politik brief - CDU-Gesundheitspolitiker Rudolf Henke - Universitätsklinikum Aachen
Inhalt

   BAUMAßNAHMEN                                                                       6    BERUF & FAMILIE                                                                     18
   › Dipl.-Ing. Heike Bekaan, Bereichsvorstand Bau und Brandschutz der Uniklinik 		        „Famos für Familie“: Famose Familienfreundlichkeit geehrt
     RWTH Aachen, zum Thema „Operative Intensivpflege und Perinatalzentrum“
   › Hoher Besuch in der Uniklinik RWTH Aachen:
     Wissenschaftsministerin Pfeiffer-Poensgen informiert sich über Baumaßnahmen
     des NRW-Sonderprogramms
                                                                                           FORSCHUNG                                                                           20
                                                                                           › Tagebau Garzweiler: Uniklinik RWTH Aachen führt Studie zur seelischen
   VERSORGUNG                                                                         10     Belastung von Umsiedlern durch
   › Prof. Stephan Hackenberg ist neuer Klinikdirektor und Lehrstuhlinhaber für            › ERC Advanced Grant für die Erforschung von Infektionen bei Neugeborenen
     Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie                                  › Nierenerkrankungen: DFG fördert eine Klinische Forschungsgruppe an der
   › Tagesklinik der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik                Uniklinik RWTH Aachen mit rund fünf Millionen Euro
     der Uniklinik RWTH Aachen am Standort Würselen erweitert Versorgungs-
     angebot
   › Zusammenführung: Klinik für Orthopädie gehört zur Klinik für
     Unfall- und Wiederherstellungschirurgie                                               CORONA-SPEZIAL                                                                      28
                                                                                           › Neue Datenlage: Studie zu Sinus- und Hirnvenenthrombosen nach
                                                                                             COVID-19-Impfung in Deutschland veröffentlicht
   GASTBEITRAG                                                                        16   › Forschende identifizieren Biomarker zur Einschätzung schwerer COVID-19-Verläufe

   CDU-Gesundheitspolitiker Rudolf Henke im Interview

                                                                                           KONTAKT & IMPRESSUM                                                                 34
                                                                                           Sprechen Sie uns gerne an!
Politik brief - CDU-Gesundheitspolitiker Rudolf Henke - Universitätsklinikum Aachen
POLITIKBRIEF 02/2021   6   7    POLITIKBRIEF 02/2021                                                                         BAUMAßNAHMEN

                                                                   Im zweiten Quartal 2022 ist der Start
                                                                   der Bauarbeiten geplant
                                                                   Seit 2016 tut sich auf der Westseite der Uniklinik eine stattliche Baugrube auf. Hier beginnen in Bälde die Bauarbeiten für
                                                                   den Erweiterungsbau der Operativen Intensivpflege und des Perinatalzentrums. Heike Bekaan, Bereichsvorstand Bau und
                                                                   Brandschutz und Geschäftsführerin der ukafacilities GmbH, über ein in vielerlei Hinsicht außergewöhnliches Bauprojekt.

                                                                   Frau Bekaan, nach der Grundsteinlegung im Jahr 2016 ruhte die Baustelle eine ganze Zeit
                                                                   lang. Was ist der Hintergrund für die Verzögerungen?
                                                                   Bekaan: Eine solch lange Zeit bis zum Baubeginn ist definitiv nicht die Regel. Faktisch ist in all den Jahren
                                                                   aber intensiv geplant worden, um das Gebäude in jedem Fall realisieren zu können. Da unsere Uniklinik aber
                                                                   anders als viele Unikliniken in einem – zudem denkmalgeschützten Gebäudekomplex – beheimatet ist, galt
                                                                   es im Vorfeld eine Reihe an Fragen zu klären. Außerdem musste ein Weg gefunden werden, den Anbau
                                                                   bestmöglich und gleichwohl kostengünstig an die Geschossebenen der Uniklinik anzuschließen. Da es sich in
                                                                   Teilen um einen Tiefbau handelt, ist das nicht trivial, vor allem weil wir die Nutzungen der neuen Räume auf
                                                                   die bestehenden Etagen anpassen wollten. Die Umsetzung einer „door-to-door“-Lösung der Entbindungs-
                                                                   station auf Etage -3 und der Kinderintensivstation auf Etage -2 ermöglicht eine höhere qualitative Patienten-
                                                                   versorgung durch kürzere Behandlungswege und entspricht den G-BA-Richtlinien. Eine lange Planungsphase
                                                                   und eine anspruchsvolle Anbindung an das Gesamtkorpus des Gebäudes bedeuten natürlich umgekehrt auch
                                                                   kostentechnische Herausforderungen, die es zu bewerkstelligen galt.

                                                                   Wenn der Anbau technisch so schwierig zu realisieren ist, wäre es nicht eine Option ge-
                                                                   wesen, das Gebäude gar nicht bzw. nicht dort zu errichten?
                                                                   Bekaan: Nein. Die Entwicklung, Planung und der Bau von Klinikgebäuden ist immer eine Herausforderung.
                                                                   Das sollte grundsätzlich erst einmal anspornen, nicht entmutigen. In diesem Fall ist das faktisch aber nicht nur
                                                                   ein Gebäude, sondern ein Anbau für die Intensivmedizin und Pädiatrie. Er ist damit ein zentraler Baustein zur
                                                                   Optimierung der Krankenversorgungsstrukturen der Uniklinik RWTH Aachen und eine erfolgskritische Voraus-
                                                                   setzung, die Geburtshilfe sowie die intensivmedizinische Versorgungsqualität frühgeborener und erwachsener
                                                                   Patienten qualitativ und wirtschaftlich nachhaltig sicherzustellen. Das Gebäude schafft Synergien zwischen den
                                                                   intensivmedizinischen Bereichen, die für die Versorgung innerhalb der Region von zentraler Bedeutung sind.

                                                                   Wie eng war der Dialog mit den Ministerien und der Stadt im Rahmen der Planungen?
 Dipl.-Ingenieurin
 Karl Schultheis                                                   Bekaan: Auf allen Ebenen ist das Projekt intensiv diskutiert worden. Ein Blick in den Schriftverkehr zeigt, dass

 Heike Bekaan
                                                                   vor allem das Thema Denkmalpflege seit 2015 in Abstimmung mit dem Ministerium für Bauen, Wohnen,
                                                                   Stadtentwicklung und Verkehr, der Denkmalpflege und anderen Stellen breiten Raum eingenommen hat. Der
                                                                   aktuelle Planungsstand des Anbaus ist ein Ergebnis der Fassadenanalyse des Kerngebäudes – sowohl im Blick
 Bereichsvorstand Bau und Brandschutz
 der Uniklinik RWTH Aachen                                         auf die Fern- als auch auf die Nahwirkung. Eine positive Stellungnahme der Oberen Denkmalpflege wurde
                                                                   2015 erteilt. Das ist ein wichtiges Signal: Uns liegt selbst auch viel daran, dass das fertige Ensemble später wie
                                                                   aus einem Guss und nicht nach losem Stückwerk aussieht.

                                                                   Wie geht es konkret weiter?
Zum Erweiterungsbau der Operativen                                 Bekaan: Den Totalunternehmer für das Vorhaben haben wir mit Abschluss des Vergabeverfahrens Ende April

Intensivpflege und des Perinatalzentrums                           beauftragen können. Im ersten und zweiten Quartal 2022 sind der zweite Bauantrag und das zweite Lüftungs-
                                                                   gesuch sowie der Antrag auf Teilbaugenehmigung für den Rohbau geplant. Vorbehaltlich der Zustimmungen
                                                                   könnte mit dem Rohbau dann im zweiten Quartal begonnen werden. Wir rechnen bis Ende 2025 mit der
                                                                   Fertigstellung des Gebäudes.
Politik brief - CDU-Gesundheitspolitiker Rudolf Henke - Universitätsklinikum Aachen
BAUMAßNAHMEN                                                                        POLITIKBRIEF 02/2021        8   9     POLITIKBRIEF 02/2021                                                                                                        ZU BESUCH

Hoher Besuch in der Uniklinik RWTH Aachen:
Wissenschaftsministerin Pfeiffer-Poensgen
informiert sich über Baumaßnahmen des
NRW-Sonderprogramms
Die Landesregierung hat den Universitätskliniken in Nordrhein-Westfalen im Kampf gegen die direkten                 v. l.: Peter Asché, Kaufmännischer Direktor, Prof. Dr. med. Thomas H. Ittel, Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor, und Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Stefan Uhlig,
                                                                                                                    Dekan der Medizinischen Fakultät, begrüßten Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, vor der
und indirekten Folgen der Coronakrise eine Milliarde Euro zusätzlich zur Verfügung gestellt. Von den                Uniklinik RWTH Aachen.
Mitteln fließen 142,7 Millionen Euro unter anderem in Baumaßnahmen an der Uniklinik RWTH Aachen.
Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, infor-
mierte sich am 19. August 2021 im Rahmen eines Besuchstermins persönlich über die sieben Baumaßnah-                 Projektübersicht
men, die zeitnah umgesetzt werden sollen.                                                                           Von der Gesamtsumme des NRW-Sonderprogramms für die                               Zum Abschluss der Gesprächsrunde nutzte die Wissenschafts-
                                                                                                                    Universitätskliniken in Höhe von einer Milliarde Euro gehen                       ministerin noch die Gelegenheit, sich über zwei der großen be-
Die Coronakrise hat verdeutlicht, welch hohen Stellen-                                                              142,7 Millionen Euro an die Uniklinik RWTH Aachen. Davon                          vorstehenden Baumaßnahmen im Rahmen des Medizinischen
wert eine leistungsfähige Hochschulmedizin in Nord-                          Mehr als 140 Millionen Euro            fließen mehr als 120 Millionen Euro in Baumaßnahmen; die                          Modernisierungsprogramms des Landes Nordrhein-Westfalen
rhein-Westfalen hat und wie wichtig die Zukunftsfähig-                                                              restlichen Mittel in Höhe von rund 22 Millionen Euro stehen für                   (kurz: MedMoP) zu informieren: der Bau des Zentral-OPs
                                                                                erhält die Uniklinik RWTH
keit der sieben Uniklinik-Standorte Aachen, Bochum,                                                                 Investitionen in die IT-Infrastruktur und für Ersatzbeschaffungen                 und der Bau des Gebäudes für die Operative Intensivmedizin
                                                                                  Aachen im Rahmen des
Bonn, Düsseldorf, Essen, Köln und Münster für das Land                                                              von Geräten und Anlagen bereit. Heike Bekaan, Bereichsvor-                        und den Kreißsaal (kurz: OIP). Prof. Dr. med. Thomas H. Ittel,
                                                                                 NRW-Sonderprogramms.
NRW ist. Mit dem NRW-Sonderprogramm für Univer-                                                                     stand Bau und Brandschutz an der Uniklinik RWTH Aachen,                           Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor, betonte: „Alle
sitätskliniken sollen notwendige Investitionen in der                                                               stellte Ministerin Pfeiffer-Poensgen im Beisein des gesamten                      Baumaßnahmen greifen eng ineinander. Die Sanierungsmaß-
                                                                Davon fließen rund
Hochschulmedizin getätigt und die Unikliniken technisch                                                             Uniklinik-Vorstands sowie einiger Pressevertreter die einzelnen                   nahmen und der bevorstehende Bau des Zentral-OPs und des
                                                                120 Millionen Euro
und baulich fit für die Zukunft gemacht werden.                                                                     Projekte in einer Kurzpräsentation vor, und erklärte: „Ein Groß-                  OIP-Gebäudes führen dazu, dass sich die medizintechnischen
                                                                in Baumaßnahmen.
                                                                                                                    teil des Geldes wird für die Sanierung des Bestandsgebäudes                       Strukturen an unserem Standort mit einem deutlichen Sprung
„Die Universitätskliniken in Nordrhein-Westfalen sind                                                               genutzt. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass wir als einzige                    verbessern. Der gesamte Vorstand dankt dem Land NRW, auch
das Rückgrat der Patientenversorgung in der Corona-         Finanzlage der Uniklinik: „Ebenso wie viele andere      Uniklinik in Deutschland ein denkmalgeschütztes Kerngebäu-                        im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sehr herzlich
Pandemie und spielen bei der Erforschung des Virus eine     Unikliniken hatten wir im Jahr 2020 einen außeror-      de haben. Mithilfe der Mittel werden wir den Sanierungsstau                       für die finanziellen Mittel.“
tragende Rolle. Aus diesem Grund haben wir als Landes-      dentlichen Rückgang der Einnahmen zu verzeichnen.       schneller abtragen können.“
regierung den Universitätskliniken zusätzliche Mittel zur   Der Fehlbetrag beläuft sich für unser Haus auf rund                                                                                       Kathrin Zednik, Pflegedirektorin im Vorstand der Uniklinik RWTH
Verfügung gestellt, um sie nach Kräften bei diesen und      60 Millionen Euro.“ Die Ursachen, so Asché, seien       Das Geld fließt in folgende sieben Maßnahmen:                                     Aachen, ergänzte: „Auch für die Pflege sind das Sonderpro-
künftigen Herausforderungen zu unterstützen. Die Bau-       vielfältig: Die Absagen zahlreicher Operationen und                                                                                       gramm, der Zentral-OP und das OIP-Gebäude von besonderer
                                                                                                                        Radiopharmakalabor (13 Millionen Euro)
und Brandschutzmaßnahmen, die hier an der Uniklinik         die Reduzierung des ambulanten Versorgungsange-                                                                                           Bedeutung. Die Attraktivität des Pflegeberufs hat auch entschei-
                                                                                                                        Erneuerung der Sicherheitsbeleuchtung (3 Millionen Euro)
RWTH Aachen nun schnellstmöglich umgesetzt werden,          bots gehörten ebenso dazu wie Kostensteigerungen                                                                                          dend mit Strukturen zu tun. Komplexe Krankheitsbilder, schwere
                                                                                                                        Brandschutz-Ertüchtigung/Anpassungen Labore
zielen darauf ab, eine bestmögliche Behandlung und For-     im Bereich des medizinischen Sachbedarfs (z. B.                                                                                           Verläufe und seltene Erkrankungen gehören in Universitätskli-
                                                                                                                        Molekulare Medizin (5 Millionen Euro)
schung im Bereich der Spitzenmedizin zu ermöglichen“,       Schutzkleidung) und die teilweise Umgestaltung der                                                                                        niken zum Alltag und fordern von der Pflege hochspezialisierte
                                                                                                                        Psychiatrie (6 Millionen Euro)
sagte Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen.     bisherigen Krankenhausorganisation (z. B. temporäre                                                                                       Kompetenz. Unsere künftige Infrastruktur bietet den Kollegin-
                                                                                                                        Brandschutzsanierung (76 Millionen Euro)
                                                            Umwidmung von Räumlichkeiten zur Behandlung von                                                                                           nen und Kollegen die Möglichkeit, modernste technische und
Peter Asché, Kaufmännischer Direktor der Uniklinik          COVID-19-Patientinnen und -Patienten). Umso dank-           Modulbau Digitale Pathologie (10 Millionen Euro)                              digital-unterstützte Therapieverfahren anzuwenden. Wir bieten
RWTH Aachen, gab im Rahmen des Besuchs der Mi-              barer zeigte sich der Vorstand über die Finanzspritze       Brandschutz-Ertüchtigung/Sanierung Wäscherei                                  damit beste Bedingungen und Entwicklungsmöglichkeiten für
nisterin einen Einblick in die pandemiebedingte             des Landes Nordrhein-Westfalen.                             (7 Millionen Euro)                                                            die universitäre Pflege am Standort Aachen.“
Politik brief - CDU-Gesundheitspolitiker Rudolf Henke - Universitätsklinikum Aachen
VERSORGUNG                                                                           POLITIKBRIEF 02/2021 10        11 POLITIKBRIEF 02/2021       Auszeichnung                                                 BERUF & FAMILIE
                                                                                                                                                  In Würzburg hatte Prof. Hackenberg die Leitung der wissenschaftlichen Arbeitsgruppe Onkolo-
                                                                                                                                                  gie der HNO-Klinik inne. Diese wurde im Juni 2014 mit dem Preis der Arbeitsgemeinschaft On-
                                                                                                                                                  kologie der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie ausgezeich-

Neuer Klinikdirektor und Lehrstuhlinhaber für                                                                                                     net. Sein Forschungsspektrum ist vielfältig und umfasst vor allem Themen der Krebsentstehung
                                                                                                                                                  und -behandlung. Darüber hinaus beschäftigt er sich mit den Grundlagen der Immunreaktion
Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-                                                                                                       bei chronischen Erkrankungen der Nasenschleimhaut sowie der Riechwahrnehmung.

Chirurgie                                                                                                                                         Besonderes Engagement zeigt Prof. Hackenberg in der universitären Lehre. Als Lehrbe-
                                                                                                                                                  auftragter der HNO-Abteilung in Würzburg gestaltete er aktiv die Modernisierung und
                                                                                                                                                  Weiterentwicklung der Ausbildung von Medizinstudierenden. Bei der Neuausrichtung des
Zum 1. August 2021 ist Univ.-Prof. Dr. med. Stephan Hackenberg als neuer Direktor und Lehrstuhlinhaber der Klinik
                                                                                                                                                  Medizinstudiums ist er als Fachexperte tätig. 2020 wurde er mit dem Lehrpreis der Medizi-
für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie an die Uniklinik RWTH Aachen berufen worden. Die
                                                                                                                                                  nischen Fakultät der Universität Würzburg ausgezeichnet.
Klinik wird sich im Rahmen der Neuberufung in Beratung, Diagnostik und Therapie von Erkrankungen an Kopf und
Hals neu aufstellen.

                                                                                                                                                                           Hohe Expertise
                                                                                                                                                                           Prof. Hackenberg ist ein ausgewiesener Experte in der Therapie von
                                                                                                                                                                           Krebserkrankungen der Kopf-Hals-Region. In Würzburg konnte er
                                                                                                                                                                           das hierfür erforderliche chirurgische Know-how erwerben und wei-
                                                                                                                                                                           terentwickeln. „Neben den komplexen Operationen zur Entfernung
                                                                                                                                                                           von zum Beispiel Kehlkopf- oder Rachenkrebs sind häufig Rekons-
                                                                                                                                                                           truktionen zur Wiederherstellung der Form und Funktion notwen-
                                                                                                                                                                           dig. Neben der kosmetischen Wiederherstellung sind die Verbes-
                                                                                                                                                                           serung und Aufrechterhaltung der Stimm- und Schluckfunktion
                                                                                                                                                                           wesentliche Bestandteile moderner Therapiekonzepte bei Kopf- und
                                                                                                                                                                           Halstumoren. Nur so können wir die Lebensqualität der Patienten
                                                                                                                                                                           optimal erhalten oder verbessern“, erklärt Prof. Hackenberg. Weite-
                                                                                                                                                                           re Schwerpunkte des Mediziners sind laserchirurgische Therapiever-
                                                                                                                                                                           fahren, das umfangreiche Spektrum der Mittelohrchirurgie inklusive
                                                                                                                                                                           Cochleaimplantationen sowie plastische Operationen. Des Weiteren
                                                                                                                                                                           wird er das interdisziplinäre Aachener Team mit seiner Expertise in
                                                                                                                                                                           der chirurgischen Versorgung von Erkrankungen der Schädelbasis
                                                                                                                                                                           ergänzen. Besonders engagiert er sich zudem bei der Behandlung
                                                                                                                                                                           von kindlichen Hals-Nasen-Ohren-Erkrankungen. Er besitzt die
                                                                                                                                                                           Zusatzbezeichnungen „Plastische Operationen“ und „Allergologie“.

                                                                                                                              Ideale Bedingungen in Aachen
                                                                                                                              Prof. Hackenberg blickt seiner neuen Aufgabe an der Uniklinik RWTH Aachen freudig entgegen: „Das Fachgebiet
                                                                                                                              der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde hat sich in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt. Dieser Trend wird so wei-
             Werdegang
                                                                                                                              tergehen. Neben immer neuen Möglichkeiten zur medikamentösen Behandlung von schweren Erkrankungen im
             Der gebürtige Aachener absolvierte sein Studium der Medizin an der Ludwig-Maximilians-                           Kopf-Hals-Bereich ist auch die Beherrschung moderner chirurgischer Techniken besonders relevant, um unseren Pa-
             Universität in München. Die weiteren Stationen des 43-Jährigen umfassten eine Ausbildung                         tienten qualitativ hochwertige Behandlungsstrategien anbieten zu können. Der wichtigste Aspekt für eine optimale
             als Assistenzarzt an der HNO-Klinik des Universitätsklinikums Regensburg sowie, vor seinem                       Patientenversorgung ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Die Uniklinik und die RWTH Aachen stellen hierfür eine
             Wechsel an die Uniklinik RWTH Aachen, die Position als Leitender Oberarzt und Stellvertreten-                    ideale Plattform dar. Ich freue mich außerordentlich auf die Rückkehr in meine Heimatstadt Aachen und blicke positiv
             der Klinikdirektor der HNO-Klinik am Universitätsklinikum Würzburg.                                              auf eine vertrauensvolle und partnerschaftliche Zusammenarbeit“, betont Prof. Hackenberg.
Politik brief - CDU-Gesundheitspolitiker Rudolf Henke - Universitätsklinikum Aachen
VERSORGUNG                                                                   POLITIKBRIEF 02/2021 12           13 POLITIKBRIEF 02/2021                                                           VERSORGUNG

                                              Uniklinik RWTH Aachen:
                                              Ausbau der Tagesklinik
                                                                                                                            Erfahrung, Wissen, Kompetenz
                                              am Standort Würselen
                                                                                                                            Mit Eröffnung der Tagesklinik in Würselen 2016 erweiterte die
                                                                                                                            Uniklinik RWTH Aachen die medizinische Versorgung innerhalb
                                              Die Tagesklinik der Klinik für Psychiatrie, Psychothera-                      der Region. Das Team aus erfahrenen Ärzten, Psychologen,
                                              pie und Psychosomatik der Uniklinik RWTH Aachen am                            Sozialpädagogen, Ergo- und Physiotherapeuten sowie dem
                                              Standort Würselen bietet Wissen und Erfahrung sowie                           Pflegedienst bietet am Standort Würselen eine ganzheitliche und
                                              eine breite Palette verschiedenster Versorgungsange-                          wohnortnahe Behandlung. „Beruflich oder privat sind wir den
                                              bote für Patientinnen und Patienten mit psychischen                           verschiedensten Belastungen ausgesetzt, die sich nicht immer zu-
                                              und psychiatrischen Problemen. Seit Juni 2021 stehen                          friedenstellend emotional bewältigen lassen“, so die Oberärztin.
                                              dank eines umfangreichen Ausbaus 38 Plätze für Ein-                           Stress- und krankheitsfördernde Faktoren häufen sich, psychische
                                              zel- und Gruppentherapien zur Verfügung.                                      oder psychosomatische Erkrankungen können die Folge sein. An
                                                                                                                            diesem Punkt setzt die Tagesklinik in Würselen an. Eine thera-
                                              Die Tagesklinik der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und                peutische Betreuung tagsüber, verbunden mit dem Leben im
                                              Psychosomatik am Standort Würselen hat die Anzahl der                         gewohnten familiären und sozialen Umfeld am Abend und am
                                              Therapieplätze erweitert. Nach vormals 24 Plätzen für Einzel-                 Wochenende, soll die Behandlung unterstützen. „Wir helfen bei
                                              und Gruppentherapien stehen jetzt 38 Plätze für Patientinnen                  der Behandlung, indem wir versuchen, die stress- und krankheits-
                                              und Patienten mit psychischen Störungen zur Verfügung.                        abfedernden Faktoren zu aktivieren und zu verstärken“, erklärt
                                              „Durch die Pandemie hat der Versorgungsbedarf zugenom-                        Dr. Juzek. „Im Rahmen der Erweiterung der Tagesklinik freut es
                                              men. Der eigene Alltag muss umstrukturiert werden. Die Rol-                   uns sehr, erstmals ein speziell auf die Behandlung von Depressio-
                                              le, die dem Menschen zugewiesen wurde, hat sich dadurch                       nen zugeschnittenes Therapieverfahren, die Interpersonelle Psy-
                                              verändert. Alte Aufgaben fallen weg – neue, herausfordern-                    chotherapie (IPT), anbieten zu können.“ Das Behandlungskonzept
                                              de kommen hinzu. Ein anderes Rollenbild kann so in Konflikt                   in der Tagesklinik Würselen sieht hierfür ein zeitlich begrenztes,
                                              mit dem bisherigen stehen und zu Problemen mit der eige-                      manualisiertes Gruppensetting vor.
                                              nen Gesundheit führen“, sagt die Kommissarische Direktorin
                                              der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik
                                              Univ.-Prof. Dr. med. Irene Neuner. „Unsere Schwerpunkte
                                              liegen insbesondere bei Patienten mit psychischen Störungen
                                              im höheren Lebensalter, affektiven Erkrankungen, Persönlich-                  Vor dem Hintergrund zunehmender Erkrankungen und dem da-
                                              keits- und Schmerzstörungen“, ergänzt die Oberärztin der                      mit einhergehenden größeren Behandlungsangebot erschien ein
                                              Tagesklinik in Würselen, Dr. med. Agnes Juzek.                                Ausbau der Kapazitäten sinnvoll. Das differenzierte Versorgungs-
                                                                                                                            angebot, verknüpft mit dem interdisziplinären Team der Tageskli-
                                                                                                                            nik, hat zum Ziel, die seelische und körperliche Belastbarkeit und
                                                                                                                            Leistungsfähigkeit der Patientinnen und Patienten wiederherzu-
                                                                                                                            stellen und zu erhalten.
             In der Tagesklinik am Standort Würselen erfolgt die Übernahme der Pflichtversorgung von
             Patientinnen und Patienten für die Städte Würselen, Herzogenrath und der StädteRegion
             Aachen. Sie befindet sich im Gewerbegebiet Aachener Kreuz in der Schumanstraße 33,
             52146 Würselen in den Schuman-Arkaden.
Politik brief - CDU-Gesundheitspolitiker Rudolf Henke - Universitätsklinikum Aachen
VERSORGUNG                                                                      POLITIKBRIEF 02/2021 14                  15 POLITIKBRIEF 02/2021

Klinik für Orthopädie gehört seit August zur                                                                             „Im Zuge des Zusammenwachsens können wir mit unserem hochqualifizierten, engagierten und breitgefächerten Team
                                                                                                                         die verschiedensten Erkrankungen des Bewegungsapparates aus unterschiedlichen fachlichen Blickwinkeln beurteilen,
Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie                                                                       um für jeden Patienten ein individuelles Therapiekonzept zu entwickeln“, erklärt Prof. Hildebrand. Damit setzt die neu
                                                                                                                         gegründete Klinik für Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie im Sinne ihrer Patientinnen und Patienten
                                                                                                                         auf eine vernetzte Kooperation über einzelne Fachdisziplinen hinweg. Es entsteht eine Kompetenzklinik, die gleich an
Seit dem 1. August 2021 wird an der Uniklinik RWTH Aachen die Klinik für Orthopädie nicht weiter als                     zwei Standorten, sowohl an der Uniklinik RWTH Aachen als auch am Franziskus, eine umfassende und kompetente
separate Fachklinik fortgeführt, sondern ist mit der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirur-                    Betreuung gewährleistet. „Mit dem eingespielten, auf rund 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewachsenen Team
gie verschmolzen. Bereits im Juni übernahm Univ.-Prof. Dr. med. Frank Hildebrand, Direktor der Klinik                    haben wir erstklassige Fachleute an Bord, mit denen wir uns bestens für das weitere Wachstum unserer Klinik gerüstet
für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie und Ärztlicher Leiter des Zentralbereichs Physiotherapie,                    sehen“, blickt Prof. Hildebrand motiviert in die Zukunft.
übergangsweise die kommissarische Leitung der Klinik für Orthopädie. Mit Inkrafttreten des Zusam-
menschlusses ist die Klinik offiziell als „Klinik für Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie“               Überregionale Anlaufstelle
umbenannt worden, die Leitung hat Prof. Hildebrand inne.
                                                                                                                         Als zentrale Anlaufstelle für akute und chronische Erkrankungen
                                                                                                                         sowie für Verletzungen oder Verletzungsfolgen des Stütz- und
                                                                                                                         Bewegungsapparates möchte die Klinik für Orthopädie, Unfall-
                                                                                                                         und Wiederherstellungschirurgie auch ihre Rolle als überregionaler
                                                                                                                         Ansprechpartner für Patienten mit besonders komplexen Verletzun-                Die neue Klinik für Orthopädie,
                                                                                                                         gen weiter ausbauen. „Diesen Prozess möchte ich unter intensiver              Unfall- und Wiederherstellungs-
                                                                                                                         Einbeziehung der niedergelassenen Kollegen und der Krankenhäu-                      chirurgie umfasst rund
                                                                                                                         ser – sowohl regional als auch überregional – gemeinsam gehen,                     160 Mitarbeiterinnen und
                                                                                                                         um Partnerschaften zukünftig zu stärken und so gemeinsam eine                                Mitarbeiter..
                                                                                                                         optimale Versorgung und Betreuung aller Patienten auf höchstem
                                                                                                                         Niveau zu erreichen“, betont der Klinikdirektor.

                                                                                                                         Ambulant sowie stationär in besten Händen
                                                                                                                         Es werden sowohl bewährte als auch innovative Therapieverfahren angewandt – diese reichen von kleinen, ambu-
                                                                                                                         lant durchgeführten Eingriffen, bis hin zu komplexen Operationen. „Wir bieten unseren Patientinnen und Patienten
                                                                                                                         modernste Verfahren zur Versorgung knöcherner Verletzungen, zum Gelenkersatz, zur Korrektur knöcherner Fehlstel-
                                                                                                                         lungen sowie zum langfristigen Erhalt der Gelenke“, so Prof. Hildebrand. In diesem Zusammenhang finden minimal-
                                                                                                                         invasive (gewebeschonende), arthroskopische Operationen und der differenzierte endoprothetische Ersatz von Schulter-,
                                                                                                                         Hüft- und Kniegelenk Anwendung. „Verletzungen der Wirbelsäule und des Beckens werden bei uns sowohl konser-
                                                                                                                         vativ als auch operativ behandelt“, ergänzt der Orthopäde und Unfallchirurg. Korrektureingriffe sowie Operationen
                                                                                                                         bei Problemsituationen, beispielsweise bei Knochendefekten, Pseudarthrosen oder Infektionen, bilden einen weiteren
                                                                                                                         Schwerpunkt der Klinik. Gleiches gilt für den Wechsel von Gelenksprothesen, wie er zum Beispiel bei Lockerung der
                                                                                                                         Prothese nötig wird. „Unser oberstes Ziel ist es nach wie vor, durch eine präzise Diagnostik und schonende effiziente
                                                                                                                         Chirurgie unter Einsatz modernster apparativer Techniken unseren Patientinnen und Patienten eine sichere Behandlung,
                                                                                             © larshallstrom – Fotolia
                                                                                                                         schnelle Genesung und einen möglichst kurzen Krankenhausaufenthalt zu ermöglichen“, betont Prof. Hildebrand.

                                                                                                                         „Die Uniklinik RWTH Aachen bietet beste Voraussetzungen für die Neuausrichtung und Etablierung der Klinik für
Mit der Zusammenführung ist eine neue, breit aufgestellte Klinik entstanden, die sowohl eine Akutversorgung              Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie. Seit vielen Jahren besteht eine umfassende Expertise in der
im Verletzungsfall schnell und kompetent gewährleistet als auch ein großes Spektrum an orthopädischen und                Behandlung von Schwerstverletzten sowie von Erwachsenen und Kindern mit unfallchirurgischen und orthopädischen
wiederherstellenden (rekonstruktiven) Therapiemöglichkeiten anbieten kann. Das Sektionsmodell – bestehend                Krankheitsbildern. Das zeigen die zahlreichen Spezialambulanzen und Sektionen. Die Bündelung der Kompetenzen
aus Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Becken- und Acetabulumchirurgie, Wirbelsäulenchirurgie, Endopro-            ermöglicht zukünftig nicht nur eine effektivere Koordination der Behandlung komplexer Erkrankungen, sondern auch
thetik, Sporttraumatologie und minimal-invasive Gelenkchirurgie, Muskuloskelletale Tumorchirurgie, Kinderor-             eine engere Kooperation mit den innerhalb der Klinik tätigen Fachdisziplinen sowie den niedergelassenen Kollegen
thopädie und -traumatologie sowie Fuß- und Sprunggelenkchirurgie – bietet eine enge Verzahnung des großen                und Therapeuten“, sagt Prof. Dr. med. Thomas H. Ittel, Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor der Uniklinik
interdisziplinären Expertenteams.                                                                                        RWTH Aachen.
Politik brief - CDU-Gesundheitspolitiker Rudolf Henke - Universitätsklinikum Aachen
GASTBEITRAG                            POLITIKBRIEF 02/2021 16                 17 POLITIKBRIEF 02/2021                                                                                  GASTBEITRAG

                                                                                       Herr Henke, Gesundheitsversorgung ist ein teures Gut.                 änderung seit der Einführung des Systems in Deutschland bewer-
                                                                                       Vor der Pandemie gab es Stimmen, etwa das Bertelsmann-                tet. Neben der hausindividuellen Pflegepersonalvergütung haben
                                                                                       Gutachten, die eine deutliche Reduktion der Krankenhäuser             wir seit 2018 die volle Refinanzierung von Tarifsteigerungen. Ich
                                                                                       und Betten forderten. Wie bewerten Sie die Sachlage im                persönlich werbe schon länger dafür, auch die Kosten für ärztliche
                                                                                       Nachgang?                                                             Leistungen aus den Fallpauschalen herauszunehmen. Generell
                                                                                       Henke: Die Bertelsmann-Vorschläge vom Juli 2019 habe ich              rechne ich mit lebhaften Reformdebatten zur Krankenhausversor-
                                                                                       sehr kritisch bewertet und die radikale Standortbündelung nach        gung in der neuen Wahlperiode des Deutschen Bundestages. CDU
                                                                                       dänischem Vorbild abgelehnt. Die Corona-Pandemie bestätigt in         und CSU sprechen sich in ihrem Regierungsprogramm für eine
                                                                                       meinen Augen den Bedarf nach wohnortnaher, also flächende-            stärkere Bündelung klinischer Behandlungen und einen bundes-
                                                                                       ckender stationärer Grundversorgung. Die Debatten um inten-           weiten Ausbau des virtuellen Krankenhauses aus. Angesichts der
                                                                                       sivmedizinische Versorgungskapazitäten oder gar Notfallreserven       Aachener Erfahrungen in letzterer Hinsicht bin ich optimistisch,
                                                                                       haben uns vor Augen geführt, dass Krankenhausplanung in erster        dass die Arbeit von Unikliniken neu einzuordnen sein wird.
                                                                                       Linie der öffentlichen Daseinsvorsorge zu dienen hat. Ich bin froh,
                                                                                       dass wir sogar COVID-19-Intensivfälle aus dem EU-Ausland versor-      Sie kandidieren wieder für den Bundestag. Was steht auf
                                                                                       gen konnten, um etwa Frankreich, die Niederlande und Belgien in       Ihrer gesundheitspolitischen Agenda für die kommende
                                                                                       kritischen Phasen zu entlasten.                                       Legislaturperiode?
                                                                                       Zugleich hat das Virtuelle Krankenhaus NRW nach seinem pan-           Henke: Ganz oben steht die künftige Pandemieprävention. Da
                                                                                       demiebedingten Frühstart veranschaulicht, wie neue Formen der         geht es um Krisenmanagement, um Vorräte für Gesundheitsnot-
                                                                                       Kooperation zwischen verschiedenen Häusern und Hausarten aus-         fälle und um ein gutes Miteinander von Bund und Ländern. Das
                                                                                       sehen können. Die laufende Neuausrichtung der nordrhein-west-         Parlamentarische Begleitgremium COVID-19-Pandemie, dem ich
                                                                                       fälischen Krankenhausplanung geht ähnliche Wege. Die Landes-          aktuell im Deutschen Bundestag vorsitzen darf, hat bereits mit
                                                                                       regierung will durch bessere Leistungssteuerung eine Über- oder       Expertinnen und Experten vorausgeblickt. Anfang 2022 folgt das
                                                                                       Unterversorgung an einzelnen Standorten reduzieren. Ich begrüße       interdisziplinäre Gutachten zum Infektionsschutzgesetz. Ich möch-
                                                                                       diesen Prozess und begleite ihn auch seitens der nordrheinischen      te daran mitarbeiten, dass wir gestärkt aus der Corona-Pandemie
                                                                                       Ärzteschaft. Ein abschließendes Fazit zur stationären Versorgung      herauskommen.
                                                                                       nach der Corona-Pandemie erschiene mir aktuell verfrüht.              Auf meiner gesundheitspolitischen Agenda für die kommende
                                                                                                                                                             Legislaturperiode steht auf jeden Fall auch ein „Präventionsge-
                                                                                       Ein Anker in der Versorgung waren auch die Unikliniken.               setz 2.0“. Die Erstfassung von 2015 war mit ihrer systematischen
                   An dieser                                                           Gleichwohl schreiben viele von ihnen jetzt hohe Verluste              Primär- und Sekundärprävention in allen Lebensbereichen wichtig
         Stelle lassen wir regelmäßig                                                  und beanspruchen zusätzlich die Landeshaushalte. Braucht              und richtig, hat aber inzwischen Ideen zur Weiterentwicklung
    Mandats- und Funktionsträgerinnen                                                  es auch auf Bundesebene ein Umdenken in der Finanzierung              hervorgerufen. Das gilt zum Beispiel für die Ernährungs- und
und -träger verschiedener Fraktionen zu Wort                                           der Krankenhäuser – vor allem der Großkliniken?                       Krebsprävention sowie für die Einbindung kommunaler Akteure.
                    kommen.                                                            Henke: Es steht die feste Zusage des Bundes, coronabedingte           Am Herzen liegt mir daneben die konsequente Umsetzung des
                                                                                       Erlösrückgänge für die Jahre 2020 und 2021 gegenüber 2019             Bund-Länder-Paktes für den Öffentlichen Gesundheitsdienst vom
                                                                   © Andreas Steindl   nachträglich auszugleichen. Für vorsorglich freigehaltene Betten      vergangenen Herbst. Wir brauchen endlich attraktive Arbeitsbe-
                                                                                       gab es ab Juli 2020 zudem gestaffelte Ausgleichszahlungen, die        dingungen in den Gesundheitsämtern und müssen jetzt den von
                                                                                       die jahresdurchschnittliche Krankheitsschwere und Verweildauer        Corona ausgelösten Schwung beibehalten.

Rudolf Henke
                                                                                       von einzelnen Häusern berücksichtigten. Das kam natürlich den         Den Schwung beibehalten will ich auch in der globalen Ge-
                                                                                       Groß- und Unikliniken besser entgegen und lag auch im Sinne           sundheitspolitik. International hat sich Deutschland hier in den
                                                                                       der Landesregierungen. Mit dieser Denkrichtung müssen wir in          vergangenen Jahren einen Spitzenruf erarbeitet, wozu auch der
CDU-Gesundheitspolitiker                                                               Zukunft die besonders hohen Vorhaltekosten für hochspezialisierte     Unterausschuss im Deutschen Bundestag beigetragen hat. Jetzt
                                                                                       Versorgung mit außergewöhnlich breitem Leistungsspektrum in           brauchen wir hierzulande mehr Bewusstsein, dass die nachhalti-
                                                                                       den Blick nehmen. Gleiches gilt für die Grundversorgung insbe-        gen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen auch bei uns täglich
                                                                                       sondere im ländlichen Raum, für die wir abseits von Fallzahlen eine   mit Leben zu füllen sind. Das betrifft zum Beispiel unsere Maßnah-
                                                                                       sichere Vorhaltefinanzierung brauchen.                                men gegen Antibiotikaresistenzen oder unseren Umgang mit der
„Ganz oben auf der Agenda steht die                                                    Das Umdenken hinsichtlich der regulären Finanzierungssystematik
                                                                                       ist bereits im Gange. Die Ausgliederung der Pflegepersonalkosten
                                                                                                                                                             weltweiten Zunahme von Tropenkrankheiten. Dazu gehört auch
                                                                                                                                                             die Erkenntnis, dass Klimaschutz und Gesundheitsschutz zwei
künftige Pandemieprävention.“                                                          aus den Fallpauschalen zum Jahr 2020 wird als nachhaltigste Ver-      Seiten der gleichen Medaille sind.
Politik brief - CDU-Gesundheitspolitiker Rudolf Henke - Universitätsklinikum Aachen
POLITIKBRIEF 02/2021 18          19 POLITIKBRIEF 02/2021                                                                          BERUF & FAMILIE

                                                                                     „Famos für Familie“:
                                                                                     Famose Familienfreundlichkeit geehrt

                                                                                     Der Familienservice der RWTH Aachen University hat familienfreundliche Chefinnen und Chefs im Rah-
                                                                                     men der digitalen Preisverleihung „Famos für Familie“ am 21. Juni 2021 ausgezeichnet. Der Preis ist mit
                                                                                     500 Euro dotiert. Mit dem Preis ehrt die Hochschule Leitungen und Teams, die sich für eine familien-
                                                                                     freundliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf einsetzen. Aus den Reihen der Uniklinik RWTH Aachen
                                                                                     darf sich Univ.-Prof. Dr. med. Rolf Rossaint über die Auszeichnung freuen.

                                                                                     Als familiengerechte Hochschule ist der RWTH Aachen die Verbesserung der Work-Life-Balance ein wichtiges Anlie-
                                                                                     gen. Dazu gehört auch die Umsetzung einer entsprechenden Mitarbeiterführung durch die Chefin oder den Chef.
                                                                                     Alle Mitarbeitenden der RWTH Aachen University und der Uniklinik RWTH Aachen hatten in den letzten Monaten
                                                                                     die Möglichkeit, Vorschläge für die Auszeichnung „Famos für Familie“ abzugeben. Mit dem Preis werden Führungs-
                                                                                     kräfte und Teams gewürdigt, die ein hohes Maß an Familienfreundlichkeit zeigen und deutlich machen, dass sie die
                                                                                     Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern. Vonseiten der Uniklinik RWTH Aachen erhielt Univ.-Prof. Dr. med. Rolf
                                                                                     Rossaint, Direktor der Klinik für Anästhesiologie, den diesjährigen „Famos für Familie“-Preis für Familienfreundlich-
                                                                                     keit. Mit rund 150 Mitarbeitenden ist seine Klinik eine der größten Abteilungen der Uniklinik. „Ich freue mich sehr
                                                                                     darüber, dass unser Engagement, individuelle Lebensumstände und Bedürfnisse in Einklang zu bringen, Anerken-
                                                                                     nung findet. Der ‚Famos-Preis‘ ist allerdings niemals eine Einzel-, sondern immer eine Teamleistung. Jeder springt für
                                                                                     jeden ein. Dafür möchte ich meine Mannschaft loben und ihr danken“, betonte Prof. Rossaint in seiner Dankesrede.

                                                                                     Familiengerechte Personalführung
                                                                                     Die zwölf Preisträgerinnen und Preisträger setzen sich für eine familiengerechte Personalführung ein und fördern
                                                                                     eine damit einhergehende Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Wir arbeiten mit vielen Menschen in großen Teams
                                                                                     zusammen. Eine gute Kommunikation, verbunden mit einer familienfreundlichen Arbeitsregelung, führt zu einer aus-
                                                                                     gewogenen Work-Life-Balance. Die Förderung der Familien stärkt die Loyalität der Mitarbeitenden“, erklärte Manfred
                                                                                     Nettekoven, Kanzler der RWTH Aachen. „Die Preisträgerinnen und Preisträger sind Botschafter für eine familienge-
Preis für Familienfreundlichkeit                                                     rechte, wertschätzende Führung“, sagte apl. Prof. Dr. rer. nat. Doris Klee, Prorektorin für Personal und wissenschaftli-
                                                                                     chen Nachwuchs der RWTH Aachen.
Durch einen verantwortungsvollen Führungs-
stil können Führungskräfte maßgeblich dazu                                           Service für Beschäftigte
beitragen, dass Beruf und Familie oder Pflege
                                                                                     Des Weiteren bietet das Team des Gleichstellungsbüros der RWTH Aachen, welches die Preisverleihung gestaltet und
gut miteinander vereinbar sind. Den Einsatz
                                                                                     moderiert hat, allen Hochschulangehörigen Beratung und Unterstützung zum Thema Gleichstellung und Verein-
ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für
                                                                                     barkeit von Familie und Beruf oder Studium an. Auch das Familien-Service-Büro der Uniklinik RWTH Aachen​​​​​​​bietet
Familienfreundlichkeit würdigt die RWTH         Univ.-Prof. Dr. med. Rolf Rossaint
                                                                                     als Servicestelle für alle Beschäftigten der Uniklinik RWTH Aachen individuelle Beratung und Unterstützung in allen
Aachen mit dem Preis „Famos für Familie“.
                                                                                     familienrelevanten Fragen an.
FORSCHUNG                                                                        POLITIKBRIEF 02/2021 20           21 POLITIKBRIEF 02/2021   FORSCHUNG

                                  Tagebau Garzweiler:
                        Uniklinik RWTH Aachen führt
                  Studie zur seelischen Belastung von
                Umsiedlerinnen und Umsiedlern durch

      Welche Auswirkungen haben der Braunkohletagebau, der Heimatverlust und mögliche Umsied-
      lungen auf die psychische Gesundheit der lokalen Bevölkerung rund um den Tagebau Garzwei-
      ler II? Dieser Frage widmen sich Forscherinnen und Forscher des Instituts für Arbeits-, Sozial-
      und Umweltmedizin an der Uniklinik RWTH Aachen im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie.

      Studienleiterin Priv.-Doz. Dr. med. Andrea Kaifie-Pechmann erklärt das Studienziel: „Bislang gibt es keine
      aussagekräftigen Daten zu den psychischen Belastungen und der Lebensqualität der Bewohnerinnen und
      Bewohner. Doch genau diese wären wichtig, um den Betroffenen in Zukunft eine zielgerichtete Unter-
      stützung anbieten zu können.“

      Ablauf der Studie
      Mittels eines Fragebogens haben sowohl Menschen an der Studie teilgenommen, die kürzlich umgesie-
      delt sind, als auch jene, die noch umsiedeln werden. In der ersten Erhebungswelle wurden Bewohnerin-
      nen und Bewohner der Ortschaften Keyenberg, Kuckum, Berverath, Unter- und Oberwestrich befragt.
      Darüber hinaus involvierte das Forscherteam Regionen ohne Umsiedlerstatus (Wanlo, Holzweiler, Kaul-
      hausen/Venrath). Von Mitte bis Ende Juni wurden die Fragebögen persönlich an der Haustür oder über
      die Briefkästen verteilt. Anschließend konnten sie in einem vorfrankierten Umschlag an das Institut für
      Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin zurückgesendet werden. „Die Datenerhebung erfolgt komplett
      anonym“, versichert die Studienleiterin. Mit den ersten Ergebnissen ist Ende September 2021 zu rechnen.

      Im Fokus des wissenschaftlichen Interesses stehen die psychischen, sozialen und allgemeinen Folgen für
      die betroffene Bevölkerung. „Uns interessieren die Rückmeldungen aller Bewohnerinnen und Bewohner,
      jung wie alt. Nur so können wir uns ein umfassendes Bild machen“, betont Theresa Krüger, die als medi-
      zinische Promovendin mit der Durchführung der Studie vor Ort betraut ist.

      Über den Tagebau Garzweiler
                       Garzweiler
      Das Abbaugebiet des Tagebaus Garzweiler erstreckt sich zwischen den nordrhein-westfälischen Städten
      Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen, Bedburg und Grevenbroich. Der Braunkohle-Tagebau liegt wie
      auch der Tieftagebau Hambach im Norden des Rheinischen Braunkohlereviers, einem Bergbaurevier am
      Nordwestrand des Rheinischen Schiefergebirges. Betrieben wird der Tagebau von der RWE Power, einer
      Tochtergesellschaft des RWE-Konzerns.

                                                                                                                                              © Roland Abel – stock.adobe.com
FORSCHUNG                               POLITIKBRIEF 02/2021 22   23 POLITIKBRIEF 02/2021   FORSCHUNG

ERC Advanced Grant für die
Erforschung von Infektionen
bei Neugeborenen

Der Humanmediziner und Wissen-
schaftler Univ.-Prof. Dr. med. Mathi-
as Hornef, Direktor des Instituts für
Medizinische Mikrobiologie an der
Uniklinik RWTH Aachen, hat den mit
2,5 Millionen Euro dotierten Advan-
ced Grant des European Research
Council (ERC) für einen Förderzeit-
raum von fünf Jahren erhalten. Mit
dem Geld möchte er unter anderem
die Rolle von frühkindlichen Darmin-
fektionen erforschen und Mechanis-
men der Krankheitsempfindlichkeit
im späteren Leben durch Differen-
zierungs- und Funktionsänderungen
                                                                                            © Design Cells – stock.adobe.com
des Darmepithels identifizieren.
FORSCHUNG                                                                           POLITIKBRIEF 02/2021 24         25 POLITIKBRIEF 02/2021

Infektionen des Gastrointestinaltraktes sind nach wie vor eine der Hauptursachen für Mortalität und Morbidität
im Kindesalter weltweit. Unklar ist, warum vor allem in Entwicklungsländern manche Infektionen das Risiko der            ERC Grants
Kinder für langfristige Folgeschäden wie vermindertes Wachstum und eine eingeschränkte intellektuelle Entwick-
lung erhöhen. Der Darm eines Neugeborenen wird nach der Geburt von Bakterien besiedelt, die vor allem von                Mit seinen Advanced Grants zeichnet der Euro-
der Mutter sowie aus der Umwelt stammen und schließlich nach einigen Monaten ein stabiles Darmmikrobiom                  päische Forschungsrat (englisch ERC) exzellente
etablieren. Dies trägt wesentlich zur Ausbildung eines reifen Immunsystems in dieser Zeit bei. Gleichzeitig un-          Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus, die
terliegt das Darmgewebe während der Neugeborenenperiode entwicklungsbiologischen Änderungen, die die                     sich mit herausragenden Leistungen in der For-
Darmschleimhaut auf die besonderen Aufgaben während der bakteriellen Besiedlung aber auch während dem                    schungscommunity etabliert haben. Das Preisgeld
Wechsel der Ernährung von Muttermilch zu fester Nahrung vorbereiten. Infektionen des Darms mit pathogenen                dient dazu, innovative Projekte voranzutreiben.
Mikroorganismen und die Stimulation der Wirtsabwehr beeinflussen auf vielfältige Weise die Etablierung des               Die Förderlinie ERC „Advanced Grants“ richtet
Darmmikrobioms, aber auch die Darmgewebe- und Immunreifung.                                                              sich an etablierte Spitzenwissenschaftlerinnen und
                                                                                                                         -wissenschaftler mit einer herausragenden wissen-                   Die Förderperiode
Das Darmepithel setzt sich aus einer Vielzahl unterschiedlicher Zelltypen mit verschiedenen Funktionen zusammen,         schaftlichen Leistungsbilanz, die neue Forschungs-                    beträgt 5 Jahre..
die eine dynamische Barriere zwischen Wirtsgewebe und Darmlumen ausbilden. Die postnatale Entwicklung der                gebiete erschließen möchten.
Heterogenität und funktionellen Spezialisierung der Epithelzellen und der Einfluss von Darminfektionen auf diesen
Prozess sind bis heute noch wenig untersucht. Mit seinem Forschungsvorhaben möchte Prof. Hornef den Einfluss             Laut Bekanntgabe des Forschungsrats haben
von Darminfektionen bei Neugeborenen auf die Differenzierung und Funktion des Darmepithels näher untersuchen.            insgesamt 209 Wissenschaftlerinnen und Wissen-
Dabei sollen innovative, multiskalige technische Ansätze und analytische Methoden in Kombination mit neuartigen          schaftler in der Ausschreibungsrunde 2020 einen
präklinischen Modellen weiterentwickelt und genutzt werden, um die Bedeutung von frühkindlichen Infektionen              der begehrten ERC Grants erhalten. Insgesamt
                                                                                                                                                                                 Ingesamt haben
durch bakterielle, virale und parasitäre Erreger für die weitere Entwicklung des Kindes und seine Empfindlichkeit        verteilen sich die Grants auf 25 Nationalitäten – die
                                                                                                                                                                                 209 Wissenschaftlerinnen
gegenüber immunologischen, metabolischen und entzündlichen Erkrankungen zu analysieren und zu erklären.                  meisten werden an das Vereinigte Königreich (51),
                                                                                                                                                                                 und Wissenschaftler
                                                                                                                         Deutschland (40), Frankreich (22) und die Nieder-
                                                                                                                                                                                 aus 25 Nationalitäten
Die innovativen analytischen Methoden werden in enger Kooperation mit Kolleginnen und Kollegen an der RWTH               lande (17) vergeben.
                                                                                                                                                                                 in diesem Jahr einen der
Aachen University, aber auch national sowie international eingesetzt.
                                                                                                                                                                                 begehrten ERC Grants
                                                                                                                                                                                 erhalten.
FORSCHUNG                                                       POLITIKBRIEF 02/2021 26          27 POLITIKBRIEF 02/2021                                                                          FORSCHUNG

                                        Nierenerkrankungen:
                                        DFG fördert Klinische                                            Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

                                        Forschungsgruppe an                                              Mit geförderten Forschungsgruppen ermöglicht die DFG Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sich aktuellen
                                                                                                         und drängenden Fragen ihrer Fachgebiete zu widmen und innovative Arbeitsrichtungen zu etablieren. Die Förde-

                                        der Uniklinik RWTH                                               rung soll unter anderem dazu beitragen, die klinische Forschung durch die Schaffung und Stärkung forschungsori-
                                                                                                         entierter Strukturen in den Universitätskliniken zu verbessern, die leistungsorientierte Verteilung der Ressourcen zu

                                        Aachen mit rund fünf                                             unterstützen, Ausbildungsstrukturen zu etablieren oder zu stärken, den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern,
                                                                                                         die wissenschaftliche Profilbildung der jeweiligen Medizinischen Fakultäten voranzubringen sowie die Kooperation

                                        Millionen Euro                                                   zwischen Klinikerinnen und Klinikern und Grundlagenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern zu intensivieren.
                                                                                                         Den Beschluss zur Einrichtung der Klinischen Forschungsgruppe 5011 „Integration neuer Methoden zur Verbesserung
                                                                                                         von translationaler Nierenforschung“ fasste der Hauptausschuss der DFG auf Empfehlung des Senats. Abhängig vom
                                                                                                         wissenschaftlichen Erfolg kann der Fördergeber die Laufzeit einmalig um weitere vier Jahre verlängern.

                                                    Patientinnen und Patienten mit einer chro-    „Dafür ist das ursächliche Verstehen der Krankheitsabläufe und
                                                    nischen Nierenerkrankung (CKD) gehören        -verläufe unabdingbar. Die gewonnenen Erkenntnisse aus dem
                                                    zu einer der komplexesten Patientengrup-      Labor sollen in die klinische Forschung übertragen werden. Neue
                                                    pe in der Inneren Medizin. Schätzungen        Ansätze sollen die Diagnostik von Nierenerkrankungen grundle-
Neue Therapie- & Behandlungs-                       zufolge werden Nierenkrankheiten 2040         gend verändern und so zu einer verbesserten Patientenversorgung
strategien für Nierenerkrankungen                   voraussichtlich die fünfthäufigste Todesur-   führen“, erläutert Univ.-Prof. Dr. med. Peter Boor, Sprecher der
                                                    sache weltweit sein. Und dennoch bringt       KFO 5011 und Leiter des Lehr- und Forschungsgebiets Translatio-
Die Klinische Forschungsgruppe „Integration neuer   dieses Gebiet aktuell die wenigsten klini-    nale Nephropathologie am Institut für Pathologie an der Uniklinik
Methoden zur Verbesserung von translationaler       schen Studien für neue Therapien hervor.      RWTH Aachen. Um die notwendige Vernetzung zu erreichen, wer-
Nierenforschung“ (KFO 5011) an der Uniklinik        Grund dafür sind hauptsächlich fehlende       den unter der Federführung von Prof. Boor und von Univ.-Prof. Dr.
RWTH Aachen will neue Therapieoptionen und          diagnostische Ansätze, die die Aktivität      med. Marcus Möller, Klinischer Leiter der KFO 5011 und Oberarzt
Behandlungsstrategien für Nierenerkrankungen        der Erkrankungen direkt in der Niere          in der Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Rheumato-
entwickeln. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft     widerspiegeln. Die Klinische Forschungs-      logische und Immunologische Erkrankungen (Medizinische Klinik
(DFG) fördert dieses Vorhaben für vier Jahre mit    gruppe „Integration neuer Methoden zur        II) an der Uniklinik RWTH Aachen, verschiedene Einrichtungen der
rund fünf Millionen Euro.                           Verbesserung von translationaler Nieren-      Aachener Uniklinik kooperieren.
                                                    forschung“ (KFO 5011) versucht, diese
                                                    Lücke zu schließen. Sie hat es sich zum       „Die Förderung der DFG ist eine große Anerkennung und Aus-
                                                    Ziel gesetzt, neue Verfahren zu etablieren,   zeichnung für unsere erfolgreiche gemeinsame Vorarbeit in den
                                                    die die Pathophysiologie von Nierener-        vergangenen Jahren und das innovative Potenzial unseres For-
                                                    krankungen besser verständlich machen,        schungsprojekts. In ganz Deutschland gibt es nur zwei Klinische
                                                    und daraus neue diagnostische Ansätze         Forschungsgruppen mit nephrologischer Ausrichtung, die KFO
                                                    und neue Fragestellungen für klinische        5011 an der Uniklinik RWTH Aachen ist eine davon“, so Prof.
                                                    Studien entwickeln. Die Arbeit der Aache-     Möller. „Wir freuen uns, dass die DFG unseren Förderantrag positiv
                                                    ner Forschungsgruppe soll letztlich in die    bewertet hat und die Arbeit somit nun losgehen kann“, blickt Prof.
                                                    Entwicklung neuer Therapiemöglichkeiten       Boor zuversichtlich in die Zukunft. Die KFO 5011 ist eine von der-
                                                    für Betroffene münden.                        zeit insgesamt 16 Klinischen Forschungsgruppen deutschlandweit.

                                                                                                                                                                                                                     © decade3d – Fotolia
POLITIKBRIEF 02/2021 28              29 POLITIKBRIEF 02/2021                                                                        CORONA-SPEZIAL

                                                                                                                                                                                               6. April 2021 mit der Bitte angeschrieben worden, alle Fälle von
                                                                                                                                                                                               zerebralen Sinus- und Hirnvenenthrombosen sowie ischämi-
                                                                                                                                                             Gut Dreiviertel aller
                                                                                                                                                                                               schen und hämorrhagischen Schlaganfällen, die innerhalb eines
                                                                                                                                                        thrombotischer zereb-                  Monats nach einer SARS-CoV-2-Impfung aufgetreten waren,
                                                                                                                                                         ralen Ereignisse waren                mittels webbasiertem Fragebogen bis zum 14. April 2021 zu
                                                                                                                                                       bei Frauen aufgetreten.                 melden. Maßgebliche Unterstützung bei der Datenerhebung
                                                                                                                                                                                               kam ebenfalls aus Aachen: Univ.-Prof. Dr. med. Rainer Röhrig,
                                                                                                                                                                                               Direktor des Instituts für Medizinische Informatik an der Unikli-
                                                                                                                                                                                               nik RWTH Aachen, entwickelte die technische Umsetzung.

                                                                                                                                                                                               Insgesamt gingen im Rahmen der Abfrage 87 Meldungen ein,
                                                                                                                                   In 95,2 Prozent der Fälle
                                                                                                                                                                                               von denen 62 durch das Expertenteam bestätigt wurden. In
                                                                                                                                   waren die unerwünschten
                                                                                                                                                                                               95,2 Prozent der Fälle waren die unerwünschten Ereignisse
                                                                                                                                   Ereignisse nach erster                                      nach erster Gabe des Impfstoffs aufgetreten: bei 45 Fällen
                                                                                                                                   Gabe des Impfstoffs                                         handelte es sich um zerebrale Venenthrombosen, bei neun um
                                                                                                                                   aufgetreten.                                                ischämische Schlaganfälle, bei vier um Hirnblutungen und bei
                                                                                                                                                                                               weiteren vier um andere thrombotische Ereignisse. Das mittlere
                                                                                                                                                                                               Alter der Betroffenen lag bei 46,7 Jahren, 77,4 Prozent der
                                                                                                                                                                                               Betroffenen waren unter 60 Jahre alt.
                                                                                                                                                                   Von insgesamt
                                                                                                                                                         62 bestätigten Fällen                 53 der insgesamt 62 bestätigten Fälle (85,5 Prozent) waren
                                                                                                                                                           handelte es sich bei                nach Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff ChAdOx1
                                                                                                                                                       45 Fällen um zerebrale                  aufgetreten, neun Fälle (14,5 Prozent) nach Impfung mit dem
                                                                                                                                                             Venenthrombosen..                 BioNTech-Vakzin BNT162b2. Es wurden keine Ereignisse nach
                                                                                                                                                                                               Gabe des Impfstoffes mRNA-1273 von Moderna beobachtet.
                                                                                                                                                                                               Letzteres lässt sich durch die verhältnismäßig geringere Ver-
                                                                                          © Looker_Studio – stock.adobe.com                                                                    impfungsrate des Vakzins in Deutschland erklären: Bis zum 18.
                                                                                                                              Die DGN-Studie „Cerebral venous thrombosis associated            April 2021 hatten in Deutschland 16.428.425 Personen die
                                                                                                                              with vaccination against COVID-19“ zeigt, dass es nach Imp-      erste Gabe einer SARS-CoV-2-Impfung erhalten, 5.517.282
Neue Datenlage:                                                                                                               fung mit dem SARS-CoV-2-AstraZeneca-Impfstoff zu signifi-
                                                                                                                              kant mehr zerebralen Sinus- und Hirnvenenthrombosen (CVT)
                                                                                                                                                                                               Personen waren vollständig geimpft; es waren in Deutschland
                                                                                                                                                                                               16,2 Millionen Dosen des Vakzins von BioNTech, 4,6 Millionen

Studie zu Sinus- und Hirnvenenthrombosen                                                                                      kam als nach Impfung mit den mRNA-Impfstoffen. Die Rate
                                                                                                                              der aufgetretenen CVT-Ereignisse war nach einer Erstimp-
                                                                                                                                                                                               Dosen von AstraZeneca und 1,2 Millionen Dosen von Moderna
                                                                                                                                                                                               verimpft worden. 37 von 45 Fällen einer Hirnvenenthrombose

nach COVID-19-Impfung in Deutschland                                                                                          fung mit Vakzinierung mit ChAdOx1 um mehr als neunmal
                                                                                                                              höher als nach Impfung mit den mRNA-Impfstoffen. Die
                                                                                                                                                                                               waren nach Impfung mit ChAdOx1 gemeldet worden, acht
                                                                                                                                                                                               Fälle nach BNT62b2. Von den neun nach Impfung gemeldeten

veröffentlicht                                                                                                                Rate für Frauen war im Vergleich zu der von nicht weiblichen
                                                                                                                              Personen mehr als dreimal erhöht.
                                                                                                                                                                                               ischämischen Schlaganfällen waren acht nach Vakzinierung mit
                                                                                                                                                                                               AstraZeneca und ein Fall nach Gabe des BioNTech-Impfstoffs
                                                                                                                                                                                               aufgetreten. Die vier Fälle intrazerebraler Blutungen waren nach
Im Mai 2021 wurde eine in Deutschland durchgeführte         für zerebrale Sinus- und Hirnvenenthrombosen nach                                                                                  Impfung mit ChAdOx1 (AstraZeneca) beobachtet worden.
Studie unter der Projektleitung der Klinik für Neurologie   Impfung mit dem Vakzin ChAdOx1 (AstraZeneca) hatten,                Bundesweite Datenerfassung
an der Uniklinik RWTH Aachen als Preprint veröffentlicht,   sondern auch ältere Frauen. Fazit des überregionalen                                                                               Gut Dreiviertel aller thrombotischer zerebralen Ereignisse (75,8
die das Auftreten von zerebrovaskulären Ereignissen, ins-   Studienteams der Deutschen Gesellschaft für Neurologie            Alle neurologischen Kliniken in Deutschland waren von der        Prozent) waren bei Frauen aufgetreten. Von den 45 Men-
besondere Sinus- und Hirnvenenthrombosen im Gehirn,         (DGN): Das Risiko ist insgesamt extrem gering, aber Per-          DGN unter der Projektleitung von Univ.-Prof. Dr. med. Jörg       schen, die nach Impfung eine Hirnvenenthrombose hatten,
nach Impfung gegen SARS-CoV-2 beschreibt. Auffällig         sonen aller Altersklassen, im Besonderen Frauen müssen            B. Schulz, Direktor der Klinik für Neurologie an der Uniklinik   waren 35 (77,8 Prozent) weiblich. 36 (80 Prozent) waren unter
war, dass nicht nur jüngere Frauen ein höheres Risiko       umfassend über mögliche Risiken aufgeklärt werden.                RWTH Aachen und korrespondierender Autor der Studie, am          60 Jahre alt.
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