Freie Formen für Gärten jeden Stils - Weber und Hermann ...

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Freie Formen für Gärten jeden Stils - Weber und Hermann ...
GARTENBAUSTOFFE

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     Freie Formen
     für Gärten jeden Stils
     Mit Schmiedeeisen – oder besser: Schmiedemetall – geht eigentlich alles. Leider ist das handwerkliche
     Formen von Metall aus der Mode geraten. Vollkommen zu Unrecht, wie die Werkstücke von Uwe Weber
     und Roland Hermann zeigen. Ein Plädoyer für das Gestalten starker Zäune für starke Gärten.
     TEXT Tjards Wendebourg · BILDER Weber & Hermann

36   GÄRTEN Magazin · 01 2019
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D
          as Erste, das man von vielen Gär­    Gabionen haben an vielen Stellen die Funk­      1 „Gräser in Weiß“ nennen Weber
          ten sieht, ist der Zaun. Zumindest   tion von Abgrenzungen übernommen und            und Hermann diesen Zaun aus Edelstahl.
                                                                                               Die Schmiedemeister verbinden
          war das einmal so. Er grenzt oder    viele Vorgärten sind Verkehrsflächen oder
                                                                                               Schmiedekunst und Metallgestaltung.
          grenzte den Garten vom öffentli­     Steinschüttungen gewichen – die keiner Ab­
chen Raum ab und hat schon immer viel          grenzung bedürfen. Der Zaun als elegantes       2 Klinken und Knäufe sind immer
über die Bewohner des Hauses und ihren         Gestaltungs- und Gliederungselement fehlt.      durchgestaltet, hier bildet der Torgriff
Willen zu gestalten verraten. Deswegen ha­     Und das ist schade. Denn der Zaun ist Kultur.   eine Schlaufe.
ben unsere Altvorderen oft sehr viel Geld in   Schließlich ist der Garten erst durch den
                                                                                               3 Die Gartenpforte ist kaum als solche
Zäune investiert. Der Zaun war ein Status­     Zaun entstanden; auch sprachlich. Das Wort      zu erkennen – so stark haben die
symbol. Und die Schmiede früherer Epo­         hat seine Wurzeln im Althoch- oder Mittel­      Schmiede die Form aufgelöst.
chen hatten allerhand zu tun – denn sie wa­    hochdeutschen. „Garten“ bedeutet so viel
ren im städtischen Raum die wichtigsten        wie ein umzäuntes Stück Kulturland.             4 Den plastischen Halmen haben die
                                                                                               Gestalter aus einem Blech gelaserte
Zaunmacher ihrer Zeit.                            Für uns ist das ein guter Grund, das
                                                                                               Gräser zur Seite gestellt.
  Es hat sich einiges verändert seit der Ära   geschmiedete oder anderweitig mit Händen
des Schmiedeeisens. Stabgitterzäune und        gestaltete Metall als Zaunbaustoff aus

                                                                                                                GÄRTEN Magazin · 01 2019   37
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GARTENBAUSTOFFE

                                               5       6                                                        7

     5 Bei dieser Lösung stehen die
     Zaunstangen paarweise, ihre Köpfe sind
     zu unterschiedlichen Seiten gebogen.

     6 Dieser Zaun schwingt in Höhe und
     Verlauf; die flach geschmiedeten Köpfe
     sorgen für zusätzliche Dynamik.

     7 Auch bei dieser Lösung sind die
     Flacheisen mit ausgespreiztem Blatt
     unterflur miteinander verbunden.

     8 Die „Gräser in Schwarz“ liegen in
     Wellen an der Grundstücksgrenze –
     mehr Dynamik geht kaum.

                                                       8

                                                   seinem Nischendasei zu holen und es wieder       gucker für sich, der der Anlage eine unver­
                                                   in den Mittelpunkt zu stellen. Kein anderes      wechselbare Note gibt. Ein paar Beispiele ha­
                                                   Material bietet diese Möglichkeiten, mit For­    ben wir uns für GÄRTEN ausgeguckt.
                                                   men zu spielen und diese gleichzeitig für die       Das Faszinierende dabei ist, dass die
                                                   Ewigkeit zu erhalten. Handwerklich geform­       Schmiedemeister die gesamte Bandbreite
                                                   tes Metall lässt sich in praktisch jede Form     der Möglichkeiten nutzen; immer in genauer
        WEBER UND HERMANN                          bringen und bietet damit Lösungen für jedes      Abstimmung mit Grundstück, Garten und
                                                   Projekt; es kann ganz leicht und zurückhal­      Architektur. Und selbst die formalen Beispie­
        1992 haben Weber und Hermann               tend wirken, aber auch massiv und sichernd       le, die moderne Architektur begleiten, zeigen,
        eine alte Schmiede in Seukendorf           in den Vordergrund treten.                       dass Reduktion nicht langweilig sein muss.
        bei Fürth wiederbelebt. Als es dort           Schöne Beispiele dafür liefern die beiden        Besonders faszinierend sind die Zäune,
        zu eng wurde, bekamen sie von              fränkischen Schmiedemeister „Weber und           die aus Reihen einzeln fundamentierter Ele­
        der Gemeinde Langenzenn die                Hermann“. Das Schmieden von Zäunen hat           mente bestehen, verschiedene Höhen ha­
        Chance, im Gewerbegebiet zu bau-           bei ihnen eine lange Tradition und so können     ben und deshalb zwar das Grundstück be­
        en. Seit 2013 bieten die beiden Me-        sie auf eine beachtliche Referenzliste sehens­   grenzen, aber trotzdem leicht, locker und
        tallgestalter von dort aus alles an,       werter Werkstücke verweisen. Die Zäune der       transparent wirken. Alle Zäune sind echte
        was man aus Metall machen kann;            beiden fassen naturnahe Gärten ebenso ein        Kunstwerke, gestalterische Lösungen, die
        nicht zuletzt Zäune.                       wie modernste Architektur oder historische       auch den Gartendesigner dazu anfeuern
                                                   Substanz. Und jedes dieser Stücke ist ein Hin­   sollten, das Beste zu geben.

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9            10                                                     11

SELBST EDELSTAHL LÄSST SICH FORMEN                chen Höhen, unterschiedlichen Abständen,              9 Vier Reihen aus geflochtenen
                                                  von Schlangenlinien, die den Verlauf kenn­            Stäben lassen dieses feine Tor wie
                                                                                                        Weidengeflecht wirken.
Dass die beiden Schmiede dabei auch expe­         zeichnen, oder von Köpfen, die sich in unter­
rimentieren, zeigen ihre „Gräser in Weiß“         schiedliche Richtungen wenden. Manchmal               10 Zeitlose Eleganz zeigt dieses Zauntor,
(Bilder 1 bis 4).                                 scheinen sie sich zugleich rauf und runter            das nur von drei Querverbindungen
   Eigentlich ist Edelstahl hygienisch, glatt     und in Schlangenlinien zu bewegen. Die Eisen          gehalten wird.
und steril. Gartentüren und Zäune aus Edel­       sind einzeln fundamentiert oder unterirdisch
stahl finden sich meist als Industrieware –       verbunden, kommen komplett ohne (sicht­               11 Roland Hermann bearbeitet mit
                                                                                                        seinem Kompagnon noch heißes Metall
mit statischen Rundstäben, in exakt regel­        bare) Querträger oder Gurte aus. Deswegen             mit der Hand.
mäßigen Abständen eingeschweißt zwischen          wirken sie leicht und dynamisch, bilden mit
zwei waagerecht verlaufenden Flachprofilg­        den Pflanzen eine Gesamtkomposition.                  12 Uwe Weber ist Stahlformenbauer,
urten und mit lieblicher Stabendung wie ei­          Nicht immer – und das zeigen die Bilder –          Schmiedemeister und Metallgestalter.
nem Kügelchen als krönendem Abschluss.            reicht die Qualität der Gartengestalter oder
                                                                                                        13 Roland Hermann hat
Für Schmiedemeister ist das eher eine Kari­      -besitzer an die Kunstfertigkeit der Schmiede          Maschinenschlosser gelernt, bevor
katur ihrer Kunst.                                heran. Werden die lockeren Grenzreihen                er Kunstschmied geworden ist.
   Doch was tun, wenn sich der Kunde nun          aber mit Gräsern und Stauden geschickt um­
mal Edelstahl wünscht? Immerhin ließ er in        pflanzt, können sie die doppelte Wirkung
dem betreffenden Fall den Metallgestaltern        entfalten; sowohl in der Struktur als auch der
ausreichend Gestaltungsspielraum. Und den         Farbe. Und wenn unbehandelte Stäbe in
haben sie genutzt. Weber und Hermann              Rostrot mit der Rinde von Cornus alba ‘Sibiri­
schufen eine außergewöhnliche Gartentür           ca’ um die Wette strahlen, werden sonst
mit zwei Zaunfeldern, die durch Grasmotive        graue Wintertage zu einem Farbenspektakel.
aufgelockert werden. Die aus starkem Blech
geschnittenen Gräser wirken durch ihre indi­     DIE „GRÄSER IN SCHWARZ“
viduelle Formgebung und Plastizität orga­
nisch. Die Oberfläche ist mit Glasperlen ge­     Manchmal braucht es auch zwei Lösungen
strahlt, matt und weit entfernt vom industri­    bei einem Projekt. Etwa im fränkischen Ca­
ellen Einheitsbild. Eingespannt ist das Tor in   dolzburg, wo sich die Einfriedung des Grund­
zwei Granitstelen; Naturstein als Zaunsäulen     stückes nahezu 60 m entlang zweier Straßen
und Metall passen oft gut zueinander.
   Wie viel Liebe die Schmiede in ihre Werk­         12                                                 13
stücke stecken, sieht man vielleicht am bes­
ten an den Klinken und Knäufen, die fein
durchgestaltet sind; bei den „Gräsern in
Weiß“ zum Beispiel als lässige Schlaufe.

SPIEL MIT STANGEN UND FLACHEISEN

Jeder Zaun spricht eine eigene Sprache. Ganz
typisch zu sehen ist das bei den eingangs be­
reits erwähnten Zäunen, die eigentlich gar
keine sind. Vielmehr sind es ausgeschmiede­
te Stäbe oder Flacheisen, die sich in rhythmi­
schen Bewegungen an der Grundstücksgren­
ze entlang zu bewegen scheinen (Bilder 5 bis
7). Der Rhythmus kommt von unterschiedli­

                                                                                                                        GÄRTEN Magazin · 01 2019    39
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14      15                                               16

     14 Ein schön gearbeiteter Knauf in Form
     einer Rose ziert den Zaun aus genieteten
     Bändern (siehe Bild 17).

     15 Wie Gräser sind diese Profile
     ausgeschmiedet.

     16 Passend zu einer Villa haben
     Weber und Hermann ein Tor aus
     pulverbeschichteten Profilen entwickelt.

     17 Auch hier bilden Natursteinstelen
     den Rahmen für Tor, Klingel und
     Gegensprechanlage.

                                                        17

                                                     erstreckt. Die Ausgangssituationen waren         DAS FEINE GITTERWERK KULTIVIERT
                                                     unterschiedlich: Während an der einen
                                                     Grundstücksgrenze nur ein Streifenfunda­         Die organischen Formen können nahtlos in
                                                     ment vorhanden war, war an der anderen           architektonische übergehen. So kultivieren
                                                     Straße ein etwa 30 cm hoher Sockel die Basis     Weber und Hermann auch das feine Gitter­
                                                     für den Zaun. Im ersten Abschnitt bedienten      werk; und zwar genauso verspielt, wie es in
                                                     sich die Schmiede des zuvor beschriebenen        den Bildern 9 und 10 zu sehen ist. Ganz
                                                     Prinzips und installierten wie Gräser wirken­    leicht wirkt zum Beispiel das Tor aus unter­
                                                     de, unterschiedlich hohe und teils leicht ge­    schiedlich langen Rundstäben, die noch le­
                                                     bogene Staketen aus rohem Rundstahl. Über        bendiger dadurch wirken, dass sie am obe­
                                                     dem Sockel geht die Struktur ins Horizontale     ren Ende leicht gebogen sind. Das Flecht­
                                                     über, die „Gräser in Schwarz“ scheinen zu lie­   werk, das sie zusammenhält, wirkt unge­
     KONTAKT                                         gen und Wellen zu bilden (Bild 8). Die Über­     heuer leicht; wie ein Weidenzaun für die
     Weber und Hermann                               höhung des Ecks bildet den Startpunkt der        Ewigkeit. Aber auch ganz rechtwinkelige
                                                     Bewegung in Wellen, die sich über etwa 20 m      Profile können entsprechend leicht wirken,
     Mühlsteig 1A
     D-90579 Langenzenn                              fortsetzen. Die Oberfläche des Zauns ist         wenn sie ausreichend dünn und nur drei-
     Tel +49 91 01/503 90 07,                        unbehand­elt und integriert sich durch die na­   oder vierfach (Bilder 10, 17) querverstrebt
     kontakt@weberundhermann.de                      türliche Patina hervorragend in die vorhan­      sind. Auch Flachprofile, die nur ihre schma­
     www.weberundhermann.de                          dene Bepflanzung.                                le Seite zeigen, halten sich elegant zurück.

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GARTENBAUSTOFFE

                                       18            19                                              20

„Wir haben einen Anspruch an Qualität und         schmieden herausgebogener Profilschen­                  18 Auch bei diesem Zaun ist der Stahl zu
 den wollen wir auch so durchziehen“, sagt        kel oder Stangenköpfe und das Übereinan­                freien floralen Motiven ausgeschmiedet.
 Uwe Weber und meint damit sowohl die             derfalten und Vernieten von Profilbestand­
                                                                                                          19 Hier sind Zaunköpfe zu stufenweise
 handwerkliche Qualität als auch die Gestal­      teilen große Vielfalt erzeugt. Jede­­r Zaun             angeordneten Ösen eingedreht.
 tungsqualität.                                   wird so zu einem individuellen Bekenntnis.
                                                 „Wir wollen gestalten. Das ist unser Weg                 20 Manchmal verändert schon das
KÖNIGSDISZIPLIN KOPFGESTALTUNG                    und den müssen wir konsequent gehen“,                   Einkerben der Profile die Ausstrahlung
                                                  meint Roland Hermann und liefert damit                  des Zauns.
Es ist die Vielfalt der Materialien und der       die Überzeugung für das nach, was der Be­
Querschnitte, die das Besondere der Zäune         trachter angesichts der Mannigfaltigkeit
ausmachen, bei denen das Schmiedehand­            der Lösungen ohnehin bereits erkannt hat.
werk in die Metallgestaltung übergeht.               Die feinen Schmiedearbeiten unserer
Aber ganz besonders ist es die Gestaltung         Vorväter würden zu den meisten moder­
der Kopfenden. Vom freien Spiel der orga­         nen Gebäuden nicht mehr passen und wir­
nischen Form (Bilder 15, 17, 18) bis zur fei­     ken nur in historisch gewachsenem Umfeld.
nen Ornamentik, die festen Regeln folgt           Aber die Schmiedekunst und die Metallge­
(Bilder 16, 19, 20), ist alles möglich. Manch­    staltung sind derart vielfältig, dass sich für
mal reicht eine einzelne Kerbe, die den Kopf      jedes Projekt eine Lösung aus geschmiede­
zur Seite knicken lässt, um eine besondere        tem oder händisch geformtem Metall fin­
Ausstrahlung zu erzeugen. Manchmal teilt          den lässt.
sich einfach ein Profil und zeigt in die je­         Dass sich die Gartengestaltung in den
weils andere Richtung. Oft wird nur durch         letzten Jahren auf rostige Fertigwerkstücke
das Aufschneiden von Profilen, das Aus­           reduzie­rt hat, ist also ein echter Jammer. l l

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Freie Formen für Gärten jeden Stils - Weber und Hermann ... Freie Formen für Gärten jeden Stils - Weber und Hermann ... Freie Formen für Gärten jeden Stils - Weber und Hermann ... Freie Formen für Gärten jeden Stils - Weber und Hermann ...
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