Konjunkturentwicklung aus finanzpolitischer Sicht - Kräftige Binnenwirtschaft, eingetrübte Aussichten für die Industrie - Bundesfinanzministerium
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Aktuelle Wirtschafts- und Finanzlage Monatsbericht des BMF Juni 2019 Konjunkturentwicklung aus finanzpolitischer Sicht Kräftige Binnenwirtschaft, erwarten sind, ist mit einer fortgesetzt gebremsten eingetrübte Aussichten für die Dynamik in der Industrie zu rechnen, die – wegen Industrie der starken Exportabhängigkeit des Verarbeiten- den Gewerbes – mit der Abkühlung der Weltkon- Getragen von binnenwirtschaftlichen Kräften ist junktur im Zusammenhang stehen dürfte. So war die deutsche Wirtschaft im 1. Quartal 2019 wie- die Industrieproduktion im April kräftig rückläufig. der kräftiger gewachsen. Nach einer abgeschwäch- Die Auftragseingänge haben sich zwar leicht stabi- Aktuelle Wirtschafts- und Finanzlage ten Dynamik in der 2. Jahreshälfte 2018 verzeich- lisiert, bleiben aber weiter auf niedrigem Niveau. nete das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im 1. Quartal preis-, kalender- und saisonbereinigt einen An- Auch bei der Exportdynamik muss in den kommen- stieg von 0,4 % gegenüber dem Vorquartal. Deutli- den Monaten mit einer schwachen Entwicklung ge- che Zugewinne gegenüber dem Vorquartal zeigten rechnet werden. Die nominalen Warenexporte ver- sich sowohl bei den Investitionen in Ausrüstungen zeichneten im April einen kräftigen Rückgang im (+1,2 %) als auch bei den Bauinvestitionen (+1,9 %). Vergleich zum Vormonat. Hier dürften sich wei- Auch der private Konsum (+1,2 %) legte im Ver- ter die Nachfrageeinbußen im Zuge der gebremsten gleich zum Vorquartal kräftig zu, worin sich ins- weltwirtschaftlichen Konjunktur widerspiegeln. Zu- besondere die sehr gute Arbeitsmarktentwicklung dem könnte auch die Furcht vor einem ungeregel- widerspiegeln dürfte. Die Exporte sind im 1. Quar- ten Brexit zu Vorzieheffekten im 1. Quartal geführt tal mit einem Anstieg von 1,0 % etwas stärker ge- haben, wonach im April wieder eine Normalisierung wachsen als die Importe (+0,7 %). einsetzte. Zusätzlich bestehen außenwirtschaftliche Unsicherheiten und Risiken, was exportorientierte Auf der Entstehungsseite waren divergierende Ent- Unternehmen weiter belasten könnte. wicklungen zu verzeichnen: Positive Impulse ka- men insbesondere aus dem Baugewerbe, mit einem Der Aufschwung am Arbeitsmarkt bleibt intakt, hat Anstieg der Bruttowertschöpfung um 4,6 % im Ver- sich zuletzt aber etwas abgeschwächt. Die Erwerbs- gleich zum Vorjahresquartal. Auch aus dem Dienst- tätigkeit stieg im April weiter an, verzeichnete je- leistungssektor kamen wichtige Wachstums doch geringere Zuwächse als in den Vormonaten. impulse. Hier verzeichnete insbesondere der Sektor Dagegen ist der Anstieg der Arbeitslosenzahl im Informations- und Kommunikationsdienstleistun- Mai zum Teil auf einen Sondereffekt im Zuge von gen (+3,1 %) einen kräftigen Anstieg. Dagegen ist Prüfaktivitäten zum Arbeitsvermittlungsstatus von die Bruttowertschöpfung im Verarbeitenden Ge- Arbeitslosengeld-II-Berechtigten zurückzuführen. werbe im 1. Quartal im Vergleich zum Vorjahr Gleichwohl könnte auch die konjunkturelle Ab- deutlich gesunken (-2,4 %). kühlung einen Anteil haben. Die Arbeitslosenquote lag im Mai bei 4,9 % und damit 0,2 Prozentpunkte Aktuelle Wirtschaftsdaten deuten auf eine anhal- unter der Quote des Vorjahresmonats. Insgesamt tend zweigeteilte Entwicklung auch im 2. Quartal deuten Frühindikatoren auf einen fortgesetzten, hin. Während weiterhin positive Impulse aus dem aber verlangsamten Beschäftigungsaufbau in den Dienstleistungssektor und dem Baugewerbe zu kommenden Monaten hin. 43
Aktuelle Wirtschafts- und Finanzlage Monatsbericht des BMF Konjunkturentwicklung aus finanzpolitischer Sicht Juni 2019 Finanzpolitisch wichtige Wirtschaftsdaten 2018 Veränderung in % gegenüber Mrd. € Vorperiode saisonbereinigt Vorjahr bzw. gegenüber Gesamtwirtschaft/Einkommen Index Vorjahr in % 3. Q 18 4. Q 18 1. Q 19 3. Q 18 4. Q 18 1. Q 19 Bruttoinlandsprodukt Vorjahrespreisbasis¹ 115,4 +1,4 -0,2 +0,0 +0,4 +1,1 +0,9 +0,6 (verkettet) Jeweilige Preise 3.386 +3,3 +0,4 +0,3 +0,9 +3,0 +2,9 +2,7 Einkommen¹ Volkseinkommen 2.531 +3,1 -0,5 +0,7 +0,7 +2,6 +2,7 +2,1 Arbeitnehmerentgelte 1.746 +4,6 +1,6 +0,8 +1,2 +5,0 +4,4 +4,7 Unternehmens- und Ver- 786 -0,2 -5,0 +0,5 -0,5 -2,1 -2,2 -2,6 mögenseinkommen Verfügbare Einkommen der 1.930 +3,2 +0,6 +1,3 +0,5 +2,6 +3,4 +3,2 privaten Haushalte Bruttolöhne und -gehälter 1.433 +4,8 +1,7 +0,4 +1,3 +5,3 +4,6 +4,6 Sparen der privaten Haushalte 207 +9,0 +4,3 +3,0 -2,4 +10,9 +11,2 +8,0 2018 Veränderung in % gegenüber Vorperiode saisonbereinigt Vorjahr² Außenhandel/Umsätze/ Mrd. € Produktion/ bzw. gegenüber Zweimonats- Zweimonats- Auftragseingänge Index Vorjahr in % Mrz 19 Apr 19 durchschnitt Mrz 19 Apr 19 durchschnitt In jeweiligen Preisen Außenhandel (Mrd. €) Waren-Exporte 1.318 +3,0 +1,6 -3,7 -0,8 +2,0 -0,5 +0,8 Waren-Importe 1.090 +5,7 +0,7 -1,3 -0,8 +4,7 +2,1 +3,4 In konstanten Preisen Produktion im Produzierenden 105,8 +0,9 +0,5 -1,9 -0,3 -0,9 -1,8 -1,3 Gewerbe (Index 2015 = 100) Industrie³ 105,9 +1,1 +0,7 -2,5 -0,5 -2,0 -3,4 -2,7 Bauhauptgewerbe 109,0 +0,3 -0,1 +0,2 +1,9 +9,1 +7,6 +8,4 Umsätze im Produzierenden Gewerbe (Index 2015 = 100) Industrie³ 105,4 +1,5 +0,1 -0,6 -0,7 -0,5 -1,4 -1,0 Inland 102,2 -0,3 -0,9 +0,5 -1,4 -1,8 -0,8 -1,3 Ausland 108,4 +1,4 +1,0 -1,6 -0,1 +0,8 -2,0 -0,6 Auftragseingang (Index 2015 = 100) Industrie³ 107,9 +0,4 +0,8 +0,3 -1,1 -5,9 -5,3 -5,6 Inland 103,4 -1,9 -4,6 -0,8 -5,7 -7,4 -5,1 -6,3 Ausland 111,3 +2,1 +4,8 +1,1 +2,3 -4,8 -5,4 -5,1 Bauhauptgewerbe 122,6 +4,7 -1,9 . -7,2 +11,3 . +5,5 Umsätze im Handel (Index 2015 = 100) Einzelhandel 107,3 +1,7 +0,0 -2,0 -0,8 -2,0 +4,0 +0,9 (ohne Kfz, mit Tankstellen) Handel mit Kfz 112,1 +1,9 +0,0 . +1,1 +2,6 . +3,8 44
Aktuelle Wirtschafts- und Finanzlage Monatsbericht des BMF Konjunkturentwicklung aus finanzpolitischer Sicht Juni 2019 noch: Finanzpolitisch wichtige Wirtschaftsdaten 2018 Veränderung in Tausend gegenüber Vorperiode saisonbereinigt Vorjahr Personen gegenüber Arbeitsmarkt Mio. Vorjahr in % Mrz 19 Apr 19 Mai 19 Mrz 19 Apr 19 Mai 19 Arbeitslose 2,34 -7,6 -8 -12 +60 -157 -155 -80 (nationale Abgrenzung nach BA) Erwerbstätige, Inland 44,84 +1,3 +35 +32 . +491 +484 . Sozialversicherungspflichtig 32,99 +2,3 +26,7 . . +645,8 . . Beschäftigte 2018 Veränderung in % gegenüber Vorperiode Vorjahr Preisindizes gegenüber 2015 = 100 Index Vorjahr in % Mrz 19 Apr 19 Mai 19 Mrz 19 Apr 19 Mai 19 Importpreise 102,7 +2,6 +0,0 +0,3 . +1,7 +1,4 . Aktuelle Wirtschafts- und Finanzlage Erzeugerpreise gewerbliche Produkte 103,7 +2,6 -0,1 +0,5 . +2,4 +2,5 . Verbraucherpreise 103,8 +1,7 +0,4 +1,0 +0,2 +1,3 +2,0 +1,4 Saisonbereinigte Salden ifo Geschäftsklima Deutschland4 Okt 18 Nov 18 Dez 18 Jan 19 Feb 19 Mrz 19 Apr 19 Mai 19 Klima +24,8 +23,7 +21,2 +17,7 +16,0 +17,9 +17,0 +14,1 Geschäftslage +42,4 +41,9 +40,0 +38,5 +36,5 +37,0 +35,7 +29,3 Geschäftserwartungen +8,5 +6,8 +3,9 -1,2 -2,8 +0,4 -0,2 -0,2 1 Stand Jahre: Januar 2019; Quartale: Juni 2019. 2 Produktion arbeitstäglich, Umsatz, Auftragseingang Industrie kalenderbereinigt, Auftragseingang Bauhauptgewerbe saisonbereinigt. 3 Ohne Energie. 4 Im April 2018 löste das ifo Geschäftsklima Deutschland den bisherigen Index für die Gewerbliche Wirtschaft ab. Quellen: Statistisches Bundesamt, Bundesagentur für Arbeit, Deutsche Bundesbank, ifo Institut, eigene Berechnungen Das Steueraufkommen (ohne Gemeindesteuern) Exporte und Importe merklich erhöhte sich im Mai 2019 um 1,5 % gegenüber dem rückläufig Vorjahresmonat und spiegelt zum Teil die gespal- tene gesamtwirtschaftliche Entwicklung wider. Die nominalen Warenexporte sind im April im Ver- Die eher binnenwirtschaftlich bestimmten Auf- gleich zum Vormonat saisonbereinigt um 3,7 % ge- kommen von Lohnsteuer (+5,1 %) und Steuern vom sunken, nach einem Anstieg im März um 1,6 %. Umsatz (+5,0 %) entwickelten sich erneut sehr ro- Gegenüber dem Vorjahresmonat lagen die Wa- bust. Dagegen zeigt sich insbesondere die Körper- ren-Ausfuhren um 0,5 % niedriger. In Länder der schaftsteuer im Veranlagungsmonat Mai schwach. Europäischen Union (EU) wurden im Zeitraum Der Rückgang war vor allem auf eine deutliche Zu- von Januar bis April 2019 Waren im Wert von nahme der Erstattungen zurückzuführen. Die ver- 265,5 Mrd. € exportiert. Dies entspricht einem An- brauchsabhängigen Bundessteuern erhöhten sich stieg von 0,9 % gegenüber dem gleichen Zeitraum zwar um 4,8 % gegenüber dem Vorjahresmonat, im Vorjahr. Die Ausfuhren in Drittländer sind waren allerdings durch eine Aufkommensverschie- mit 3,0 % gegenüber dem Vormonat am stärksten bung in den Monat Mai überzeichnet. angestiegen. Die Ausfuhren in den Euroraum und den Nicht-Euroraum verzeichneten einen etwas ge- ringeren Anstieg (+1,1 % beziehungsweise +0,5 %). 45
Aktuelle Wirtschafts- und Finanzlage Monatsbericht des BMF Konjunkturentwicklung aus finanzpolitischer Sicht Juni 2019 Auch die nominalen Warenimporte lagen im Ap- Einen kräftigen Rückgang verzeichnete die In- ril saisonbereinigt unter dem Niveau des Vormo- dustrieproduktion. Sie lag im April saisonberei- nats (‑1,3 %). Gegenüber dem Vorjahresmonat nigt um 2,5 % unterhalb des Vormonatsniveaus. Im stiegen die Importe um 2,1 % an. Im Zeitraum zwi- Zweimonatsvergleich ist sie gegenüber der Vorperi- schen Januar und April wurden Waren im Wert von ode um 0,5 % rückläufig. Die Produktion von Inves- 214,9 Mrd. € aus EU-Ländern importiert, was einem titionsgütern nahm im April mit einem Rückgang Anstieg von 4,6 % gegenüber dem Vorjahreszeit- von 3,3 % im Vergleich zum Vormonat am stärks- raum entspricht. Die Einfuhren aus dem Euroraum ten ab, gefolgt von der Produktion von Vorleis- nahmen um 5,2 % zu. Aus dem Nicht-Euroraum tungsgütern, die um 2,1 % rückläufig war. Die Kon- und aus Drittländern stiegen die Importe um 3,5 % sumgüterproduktion verzeichnete einen Rückgang beziehungsweise 3,7 %. von 0,8 %. Die Bilanz des Warenhandels (Warenhandel nach Die Umsätze in der Industrie waren im April sai- Ursprungswerten, mit Ergänzungen zum Außen- sonbereinigt um 0,6 % im Vergleich zum Vormonat handel) blieb im Zeitraum Januar bis April mit rückläufig. Während Inlandsumsätze im Vergleich 79,6 Mrd. € unter dem entsprechendem Vorjah- zum Vormonat um 0,5 % anstiegen, waren die Aus- resniveau (‑1,9 Mrd. €). Der Leistungsbilanzüber- landsumsätze um 1,6 % rückläufig. Im Zweimo- schuss lag mit 89,8 Mrd. € um 2,9 Mrd. € unter dem natsvergleich sind die Umsätze gegenüber der Vor- Wert des Vorjahreszeitraums. periode um 0,7 % zurückgegangen. Die nominalen Warenexporte konnten die leichten Im April nahmen die Auftragseingänge im Ver- Zugewinne des Vormonats nicht bestätigen und arbeitenden Gewerbe moderat um saisonberei- sind zum Start ins 2. Quartal merklich rückläufig. nigt 0,3 % gegenüber dem Vormonat zu. Ohne In der schwachen Exportentwicklung dürften sich Großaufträge stieg das Ordervolumen jedoch im weiterhin die gebremste weltwirtschaftliche Kon- April um 2,1 % im Vergleich zum Vormonat an. junktur und die damit einhergehenden Nachfra- Aufträge aus dem Inland gingen im Vergleich zum geeinbußen widerspiegeln. Aber auch eine eintre- Vormonat um 0,8 % zurück. Auslandsaufträge ver- tende Normalisierung nach Vorzieheffekten im zeichneten gegenüber dem Vormonat dagegen ei- 1. Quartal aus Furcht vor einem ungeregelten Bre- nen Anstieg von 1,1 %. Während Aufträge aus dem xit könnte hier eine Rolle spielen. Zusätzlich blei- Euroraum um 5,8 % abnahmen, sind die Aufträge ben die außenwirtschaftlichen Unsicherheiten und aus dem restlichen Ausland um 5,7 % im Vergleich Risiken hoch. Frühindikatoren deuten auf eine wei- zum Vormonat gestiegen. Im Zweimonatsvergleich terhin verhaltene Exportentwicklung in den kom- liegen die Auftragseingänge um 1,1 % unter dem menden Monaten hin. So blieben die ifo Exporter- Niveau der Vorperiode. wartungen im Verarbeitenden Gewerbe auch im Mai auf anhaltender Talfahrt. Die Bauproduktion entwickelte sich im April wei- terhin positiv, auch wenn der Anstieg gegenüber dem Vormonat mit 0,2 % etwas geringer als im Kräftiger Rückgang der März ausfiel. Im Zweimonatsvergleich nahm sie Industrieproduktion um 1,9 % gegenüber der Vorperiode zu. Die Produktion im Produzierenden Gewerbe ist im Nach einer leichten Stabilisierung im Vormo- April 2019 gegenüber dem Vormonat um saison- nat wurde die Industrieproduktion im April deut- bereinigt 1,9 % gefallen (nach +0,5 % im März). Im lich verringert. Insbesondere die Produktion von Zweimonatsvergleich verzeichnet die Produktion Investitionsgütern lag merklich unter dem Ni- damit einen Rückgang von 0,3 % im Vergleich zur veau des Vormonats. Die Auftragseingänge ha- Vorperiode. ben sich mit einem leichten Anstieg im April etwas 46
Aktuelle Wirtschafts- und Finanzlage Monatsbericht des BMF Konjunkturentwicklung aus finanzpolitischer Sicht Juni 2019 stabilisiert, verbleiben aber auf niedrigem Niveau. Abgeschwächte Frühindikatoren deuten auf eine anhaltend ge- Arbeitsmarktentwicklung bremste Entwicklung der Industrieproduktion in den kommenden Monaten hin. So blieb der ifo Ge- Die Zahl der Erwerbstätigen (Inlandskonzept) lag schäftsklimaindex für das Verarbeitende Gewerbe nach Ursprungswerten im April 2019 bei 45,11 Mil- auch im Mai auf niedrigem Niveau. Insbesondere lionen Personen (+484.000 Personen bezie- die Einschätzung der aktuellen Lage seitens der hungsweise +1,1 % gegenüber dem Vorjahr). Sai- Unternehmerinnen und Unternehmer fiel dabei sonbereinigt nahm die Erwerbstätigenzahl um deutlich pessimistischer aus. 32.000 Personen gegenüber dem Vormonat zu (März: +35.000 Personen). Wie auch in den Vor- monaten beruht der Anstieg der Erwerbstätigkeit Verbraucherstimmung leicht überwiegend auf dem Zuwachs der sozialversiche- eingetrübt, aber weiterhin rungspflichtigen Beschäftigung, die (nach Hoch- Aktuelle Wirtschafts- und Finanzlage rechnung der Bundesagentur für Arbeit) im März stabil bei 33,31 Millionen Personen lag. Der Vorjahres- stand wurde damit um 646.000 Personen über- Das Konsumklima blieb laut Konsumklimaindex schritten. Saisonbereinigt verzeichnete die sozi- der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) mit alversicherungspflichtige Beschäftigung im März saisonbereinigt 10,2 Punkten im Mai 2019 weiter- einen Zuwachs von 27.000 Personen gegenüber hin stabil. Im Juni wird laut der GfK-Prognose der dem Vormonat. Die größten Zuwächse zeigten sich Konsumklimaindex leicht auf 10,1 Punkte sinken. im Vorjahresvergleich in der Metall- und Elekt- Damit behauptet das Konsumklima sein insge- roindustrie sowie bei Qualifizierten Unterneh- samt gutes Niveau trotz uneinheitlicher Verbrau- mensdienstleistungen. Abnahmen waren bei der cherstimmung. So verbesserten sich zwar die Ein- Arbeitnehmerüberlassung und den Finanz- und kommenserwartungen der Verbraucherinnen und Versicherungsdienstleistern zu verzeichnen. Verbraucher auf hohem Niveau nochmals leicht, jedoch trübte sich der Blick auf die zukünftige Kon- Im Mai 2019 waren nach Ursprungswerten junkturentwicklung weiter ein. Auch die Anschaf- 2,236 Millionen Personen als arbeitslos registriert. fungsneigung gab auf hohem Niveau leicht nach. Das waren rund 7.000 Personen mehr als im Vor- Laut der GfK spiegeln die getrübten Konjunktur- monat und 80.000 Personen weniger als vor ei- aussichten weiterhin die abgeschwächte globale nem Jahr. Die entsprechende Arbeitslosenquote lag Konjunkturdynamik sowie die anhaltenden au- bei 4,9 % und damit 0,2 Prozentpunkte unter der ßenwirtschaftlichen Unsicherheiten und Risiken Quote des Vorjahresmonats. Die saisonbereinigte wider. Arbeitslosenzahl erhöhte sich aufgrund eines Son- dereffekts im Vergleich zum Vormonat kräftig um Die Einzelhandelsumsätze (ohne Kfz) waren im Ap- 60.000 Personen. Die Zahl der Erwerbslosen nach ril 2019 um saisonbereinigt 2,0 % niedriger als im dem Konzept der International Labour Organiza- Vormonat, verzeichneten im Vorjahresvergleich tion (ILO) betrug im April 2019 1,38 Millionen Per- aber einen Anstieg von 4,0 %. Das ifo Geschäfts- sonen. Die Erwerbslosenquote lag nach Ursprungs- klima im Einzelhandel verbesserte sich im Mai 2019 zahlen bei 3,2 % (saisonbereinigt 3,2 %). leicht, während der ifo Geschäftsklimaindex ins- gesamt dagegen erneut gesunken ist. Hier fiel ins- Der kräftige Anstieg der saisonbereinigten Ar- besondere die Einschätzung der aktuellen Lage beitslosenzahl im Mai 2019 ist überwiegend der Unternehmerinnen und Unternehmer merk- darauf zurückzuführen, dass nach Prüfak- lich pessimistischer aus. Neben dem Einzelhandel tivitäten zum Arbeitsvermittlungsstatus von Ar- konnte sich einzig die Stimmung im Baugewerbe beitslosengeld-II-Berechtigten nun etwa 30.000 im Mai verbessern. bis 40.000 Personen mehr als arbeitslos gerechnet 47
Aktuelle Wirtschafts- und Finanzlage Monatsbericht des BMF Konjunkturentwicklung aus finanzpolitischer Sicht Juni 2019 BIP-Wachstum und ifo Geschäftsklima Deutschland Salden in % 50 10 40 8 30 6 20 4 2,2 2,2 2,2 1,7 10 1,4 2 0,5 0 0 -10 -2 -20 -4 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 BIP (Quartal), real, % zum Vorjahr Geschäftslage, saisonbereinigte Salden Geschäftserwartungen, saisonbereinigte Salden Geschäftsklima, saisonbereinigte Salden BIP (Jahresdurchschnitt), real, % zum Vorjahr Im April 2018 löste das ifo Geschäftsklima Deutschland den bisherigen Index für die Gewerbliche Wirtschaft ab. Quellen: Statistisches Bundesamt; ifo Institut, eigene Berechnungen werden. Daneben könnte sich auch die konjunktu- nimmt die Einstellungsneigung der Unternehmen relle Abkühlung im Anstieg der Arbeitslosigkeit wi- einzig im Baugewerbe weiter zu. Daneben bleibt derspiegeln. Der Stellenindex der Bundesagentur jedoch der Dienstleistungssektor auch weiterhin für Arbeit (BA-X), der die Arbeitskräftenachfrage am Stütze des Beschäftigungsaufbaus. ersten Arbeitsmarkt abbildet, hat im Mai 2019 leicht nachgegeben. Er ist im Vergleich zum Vormonat um 3 Punkte auf 248 Punkte gesunken. Im Vergleich Moderater Anstieg der zum Vorjahr lag er um 6 Punkte niedriger. Frühin- Verbraucherpreise dikatoren deuten insgesamt auf einen verlangsam- ten Beschäftigungsaufbau in den kommenden Mo- Die Preisniveauentwicklung ist in Deutschland nach naten hin. Laut dem ifo Beschäftigungsbarometer wie vor durch ein hohes Maß an Stabilität geprägt. 48
Aktuelle Wirtschafts- und Finanzlage Monatsbericht des BMF Konjunkturentwicklung aus finanzpolitischer Sicht Juni 2019 Nach Angaben des Statistischen Bundesamts ist der erhöhten sich im Vorjahresvergleich um 3,3 %. Ins- Verbraucherpreisindex im Mai 2019 im Vorjahres- besondere die Preise für Erdöl (+9,9 %) verteuerten vergleich um 1,4 % gestiegen (nach +2,0 % im Ap- sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich. Die Preise ril). Gegenüber dem Vormonat lag der Anstieg der für Steinkohle und Erdgas waren dagegen im Ver- Verbraucherpreise bei 0,2 %. Der Harmonisierte gleich zum Vorjahr um 8,0 % beziehungsweise 7,9 % Verbraucherpreisindex stieg im Mai um 1,3 % im rückläufig. Ohne Energie lag der Einfuhrpreisindex Vergleich zum Vorjahresmonat. Gegenüber dem um 1,1 % höher als im Vorjahr (+0,1 % gegenüber Vormonat lag der Anstieg bei 0,3 %. dem Vormonat). Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte stiegen Nach einem kräftigen Anstieg im Vormonat ist im April 2019 im Vergleich zum Vorjahresmonat die Verbraucherpreisinflation im Mai 2019 wieder um 2,5 % (+0,5 % gegenüber dem Vormonat). Der deutlich schwächer ausgefallen. Neben dem mo- Preisanstieg wurde maßgeblich durch die Preise derateren Anstieg der Energiepreise gegenüber Aktuelle Wirtschafts- und Finanzlage der Energiegüter bestimmt, die im Vergleich zum dem Vorjahr sind auch die Preise für Dienstleis- Vorjahresmonat um 6,6 % anstiegen (+1,0 % gegen- tungen merklich schwächer gestiegen als im Vor- über dem Vormonat). Ohne Berücksichtigung von monat. Dies zeigt sich auch in der Kerninflation Energie lagen die Erzeugerpreise um 1,3 % über (ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise), die im dem Niveau des Vorjahresmonats. Mai mit einem Anstieg von 1,3 % gegenüber Vor- jahr deutlich schwächer als im Vormonat ausfiel Importierte Güter verteuerten sich im April (April: +1,8 %). Auch in den kommenden Monaten um 1,4 % im Vergleich zum Vorjahresmonat (nach dürfte die Preisentwicklung weiter moderat ver- +1,7 % im März). Im Vormonatsvergleich stiegen laufen. Es bestehen jedoch geopolitische Risiken, sie leicht um 0,3 %. Die Einfuhrpreise für Energie welche die Preisentwicklung beeinflussen könnten. 49
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