Fürchte dich nicht! - auf dem Marathon durch die Pandemie - Hilfen und Ideen für den Besuchsdienst und die Seniorenarbeit in Zeiten von Corona ...
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Fürchte dich nicht! – auf dem Marathon durch die Pandemie Hilfen und Ideen für den Besuchsdienst und die Seniorenarbeit in Zeiten von Corona ¢ Angedachtes ¢ Informatives ¢ Arbeitshilfen
Inhalt 1 Vorwort Angedachtes 2 Fürchte dich nicht! Andacht zu Lk2,10 Helene Eißen-Daub 3 Maskenspiel Helene Eißen-Daub, Hans-Peter Daub 5 Zwischen(T)räume neu entdecken Inken Richter-Rethwisch 7 Am Rande der Nacht Tina Willms 8 Ein Strohalm – Predigt für Gehörlose Christiane Neukirch 10 Josef – ein Mann in der Krise Andreas Chrzanowski 12 Mitten im Sturm Tina Willms 13 Gebet Hans-Peter Daub Informatives 14 Trotz alledem! Warum Gemeinschaft und Kontakte so wichtig für uns sind Angela Biegler 22 Die Weihnachtsbotschaft in Gebärdensprache Christiane Neukirch Arbeitshilfen 24 Martin Luther in Zeiten der Pest Angela Biegler 25 Bleiben Sie gesund – auch in Corona-Zeiten! Angela Biegler 26 Weihnachten. Wie still wird die Heilige Nacht? Heribert Prantl 28 Wortgeschenke zu Weihnachten und zum Jahreswechsel Angela Biegler 29 Guten Neujahrsmorgen (Rainer Maria Rilke) Helene Eißen-Daub Fürchte dich nicht! – auf dem langen Marathon durch die Pandemie Hilfen und Ideen für den Besuchsdienst und die Seniorenarbeit in Zeiten von Corona Angedachtes – Informatives – Arbeitshilfen Herausgeber: Haus kirchlicher Dienste der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers Verantwortlich: Andreas Chrzanowski und Christiane Neukirch, Zentrum für Seelsorge; Angela Biegler, Evangelische Erwachsenenbildung; Pastorin Helene Eißen-Daub und Inken Richter-Rethwisch, Besuchsdienst Hausanschrift: Archivstraße 3, 30169 Hannover Postanschrift: Postfach 2 65, 30002 Hannover Fon: 0511 1241-411 Fax: 0511 1241-955 E-Mail: Besuchsdienst@kirchliche-dienste.de Internet: www.kirchliche-dienste.de/besuchsdienst Fotos: spetenfia* (Titel), kopfundbauch* (S. 2), Axel Bueckert* (S. 3), Roman* (S. 5), Sakuraco* (S. 7), zatletic* (S. 8), thebigland45* (S. 10), Zacarias da Mata* (S. 12), Melinda Nagy* (S. 13), Fotoschlick* (S. 15, 19), Christiane Neukirch (S. 22, 23), Cristina Conti* (S. 24), Alena Siamionava* (S. 25), Andreas Prott* (S. 27), Monster Ztudio* (S. 28), pattilabelle* (S. 29) *= Adobe Stock Satz und Layout: HkD (13078) Druck: MHD Druck und Service GmbH, Hermannsburg, gedruckt auf Recyclingpapier aus 100 % Altpapier Auflage: 2000 Ausgabe: 2020
Vorwort Liebe Leser*innen, nach wie vor ist die Situation sehr an- gespannt. Die Infektionszahlen sind sehr hoch, für November wurde ein Teil-Lockdown verhängt. Ein Ende der Pandemie ist nicht in Sicht. Wir alle sind Corona müde und fühlen uns kraftlos, weil uns die täglichen Begegnungen und Berührungen fehlen. Um den lan- gen Weg der Pandemie weiter gehen zu können, müssen wir uns gegenseitig ermutigen und beim Durchhalten unter- stützen. Kontakthalten, ohne uns oder andere zu gefährden. Wie kann dieses Kontakthalten gehen? Wie können wir unsere tägliche „Portion Resonanz“ bekommen, wie können wir Trostworte finden und zusprechen? Um diese Themen geht es in diesem Heft. Es ist entstanden im Oktober/ November und enthält wieder sehr per- sönliche Gedanken. Auch in dieser Sammlung der Texte fin- den Sie wieder Angedachtes, Informa- tives und Arbeitshilfen zur Lektüre und inneren Aneignung und für die Arbeit in Ihren Gruppen. Wir hoffen, dass wir Ihnen mit den Tex- ten nicht nur die Arbeit vor Ort erleich- tern, sondern auch Zuversicht wecken und das Vertrauen, dass der weihnacht- liche Gesang der Engel „Fürchte dich nicht!“ auch uns ermutigen kann, inner- lich immer wieder aufzustehen. Das wünscht Ihr Redaktionsteam aus dem Besuchsdienst Helene Eißen- Daub und Inken Richter-Rethwisch, von der EEB Angela Biegler, von der Blinden- und Sehbehinderten- seelsorge Andreas Chrzanowski und von der Gebärdensprachlichen Seelsorge Christiane Neukirch Fürchte dich nicht! Angedachtes – Informatives – Arbeitshilfen ¢ www.kirchliche-dienste.de/besuchsdienst 1
Angedachtes Alarmhaltung bei den Nachrichten, dass sich immer mehr infizieren, das Erschre- cken, der Lockdown könne noch länger verhängt werden. Und dann wieder die latente, fast lähmende Angst, das nicht weichen wollende unangenehme Gefühl von Enge, Anspannung und Wachsamkeit, mit der Frage, die noch keine Antwort bekommt: Wann wird es wieder, wie es war? Wir müssen noch aushalten. Die großen Dinge sind noch nicht vollbracht. Noch gibt es keinen Impfstoff, darum geht es in erster Linie um Vorsicht und Rücksicht. Und doch wird uns ja auch dieses Jahr die weihnachtliche Botschaft zugesagt: „Ich verkündige euch große Freude!“ Vielleicht machen wir es wie die Hirten und finden die Freude im Kleinen, in den kleinen Dingen, die möglich sind. Die uns Fürchte dich nicht! tätig werden lassen, dass wir innerlich aufbrechen und nicht aufgeben. Dass wir Andacht zu Lk2,10 nicht verzagen und uns selber zu Opfern machen, sondern dass wir uns bewegen, als Aktive das Leben gestalten mit den Möglichkeiten, die dennoch da sind. „Fürchtet euch nicht! Siehe ich verkün- dige euch große Freude, die allem Volk Die Hirten gehen zum Kind, ganz an den widerfahren wird, denn euch ist heute Anfang der Möglichkeiten und staunen. der Heiland geboren, welcher ist Chri- Und sie stehen hier nicht allein, auch stus, der Herr, in der Stadt Davids.“ Das andere kommen und staunen über das sind die Worte des Engels an die Hirten, Kleine, weltweit. Das Wunder des Lebens die angesichts der weihnachtlichen Ge- liegt im Kleinen. In kleinen Gesten, in schehnisse zu tiefst erschrecken. Aber sie freundlichen Worten, in „Wortgeschen- trauen den Himmelsboten, verkriechen ken“ finden wir immer auch die „große sich nicht, sondern machen sich auf den Freude“ von der die Engel singen. Also Weg um die „Geschichte zu sehen, die lassen wir uns auffordern: „Fürchtet da geschehen ist“. Machen sich auf zu euch nicht!“ dem Kleinen. Helene Eißen-Daub, Pastorin, Fürchte dich nicht! Dreiundsiebzigmal Referentin für Besuchsdienst kommt dieser Imperativ in der Luther- im Haus kirchlicher Dienste bibel vor. Oft gesagt, wenn Menschen vor großen Herausforderungen stehen. Meistens verbunden mit einem Segens- wunsch und der Aufforderung aufzubre- chen, sich zu bewegen, zu vertrauen und an das Leben zu glauben. In der Zeit der Pandemie fällt das nicht so leicht, dieser Aufforderung nach zu kommen. Groß ist die Unsicherheit. Wir Menschen werden uns selber fremd. Furcht und Angst wechseln sich ab. Die 2 Fürchte dich nicht! Angedachtes – Informatives – Arbeitshilfen ¢ www.kirchliche-dienste.de/besuchsdienst
Angedachtes Maskenspiel Drei Gedankengänge: Andacht für eine analoge 1. Unser Alltag, Menschen mit be- oder Videokonferenz decktem Gesicht. Nur frei der Blick in die Augen. Die Augenfarbe. Das Spiel der Falten rund um die Augen, ein helles Strahlen, ein dunkler Blick: Ein inzwischen vertrautes Bild. Wir tra- Was zeigen wir einander? Was kön- gen Masken. Und doch ist es immer noch nen wir sehen? Eine Lehrerin lernt gewöhnungsbedürftig, wie wir in Coro- ihre neue Klasse kennen in einem na-Zeiten bei einander sind. Wenn wir Bundesland mit Maskenpflicht: uns analog treffen der große Abstand auch die 10-jährigen Kinder einer zwischen uns. Die Sorge um Ansteckung. fünften Klasse. Vertrauen lernen Nicht nur, dass wir mit Masken, die über die Augen. Geht das? Viel- Mund-Nasen-Bedeckung beim Atmen leicht können wir das lernen im eingeschränkt sind. Wir sehen einander Vertrauen auf das, was Jesus sagt: auch nur bedingt, nehmen uns nur be- Die Augen sind das Licht des Kör- dingt wahr. Dabei brauchen wir nichts pers. Sind sie klar, wird der ganze mehr als menschliche Nähe. „Wir sind, Leib hell und frei von Finsternis. wie dies Angela Merkel zu Beginn der Krise mit dem Hinweis auf eine ‚schein- 2. In manchen Banken gibt es keine bar paradoxe Sache‘ ausdrückte, aufge- Pflicht für Mund- und Nasenschutz. fordert, Solidarität zu zeigen, indem wir Weil die Augen zu wenig vom Men- Abstand halten.“1 Im Alltag bestimmt die schen zeigen. Finstere Gestalten Maske unsere Kommunikation und die verbergen das Gesicht. Unbeschol- Wahrnehmung der anderen Personen tene aber zeigen ihr Gesicht: frank ganz stark. und frei. Was bedeutet das dann, dass wir im Alltag so verhüllt sind. Eingeständnis dessen, was wir uns nicht frei und offen zeigen. Einge- 1 Barbara Schellhammer, Beziehungskrise, Ein ständnis der Beschämungen und Sozialwesen geht auf Distanz: Wie Masken, Abstand, Videokonferenzen und E-Learning Dunkelheiten mit denen wir hier die Gesellschaft verändern, Publik Forum, Nr. sind, in die wir verstrickt sind, – 16, August 2020 jede, jeder ein bisschen anders. Fürchte dich nicht! Angedachtes – Informatives – Arbeitshilfen ¢ www.kirchliche-dienste.de/besuchsdienst 3
Angedachtes 3. Man sieht nur mit dem Herzen gut. Denn das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar schreibt Exupery im „Kleinen Prinzen“. Das wäre gut, das zu können, mit dem Herzen gut sehen. Durchsehen durch all das Äu- ßere. Sich nicht ablenken lassen von dem, was an der Oberfläche stört, auf dieser Ebene in Kontakt sein, mit dem Herzen, – füreinander, und für Gott. Denn Gott schaut nicht auf das, was vor Augen liegt, sondern sieht das Herz an. Gebet: Barmherziger Gott, wir danken Dir, dass wir jetzt hier sind. Für diesen Ort, für un- ser Zusammensein, für das Versprechen deiner Gegenwart. Was immer uns belastet und Sorgen macht: Hier darf es sein. Vor dir darf ich es aussprechen … Was immer mich mit Freude erfüllt, hier kann ich Danke sagen. Danke für mein Leben, Danke für die Menschen, die zu mir gehören. Und was immer uns für die Zukunft stärken kann, was uns miteinander ver- bindet hier und mit allen Menschen, mit denen wir durch dieses Leben gehen, was immer wir erhoffen und ersehnen: Hier können wir darum bitten. Und Du Gott wirst uns nicht ohne Antwort lassen … Zu dir richten wir uns aus mit unseren Worten und Gedanken. Amen. Helene Eißen-Daub, Pastorin, Referentin für Besuchsdienst im Haus kirchlicher Dienste Hans-Peter-Daub, Pastor, Vorstand Dachstiftung Diakonie, Kästorf 4 Fürchte dich nicht! Angedachtes – Informatives – Arbeitshilfen ¢ www.kirchliche-dienste.de/besuchsdienst
Angedachtes Zwischen(T)räume neu entdecken – „Gott geht durch den Garten“ In der Schöpfungserzählung im 1. Mose und Austausch genutzt. Und der Be- 2,4 -25 begegnet uns Gott so ganz darf daran war ein großer. Zu spüren, menschennah. Wie er aus Lehm den dass wir einander anvertraut sind, uns Menschen kreiert und sich unbändig gegenseitig kümmern und uns spüren an erschaffenen Tieren und Menschen lassen, dass wir nicht allein sind. Viele freut. Sie einander anvertraut, dass sie Menschen erzählten davon, dass sie in sich gegenseitig umeinander kümmern dieser Zeit mehr und mehr ihr nahes und spüren, dass sie nicht allein sind. Umfeld und ihre Nachbarn sehr zu Und als Gott dann alles geschaffen hat, schätzen lernten. Der Zwischenraum ist ruht er von seinem Werk. Er hört mit wieder neu entdeckt worden. Es ist eine dem Schaffen auf und geht durch den positive Nebenwirkung von Corona, Garten und freut sich seiner Werke. solche Zwischenräume zu entdecken, zu nutzen und fruchtbar zu machen für ein Schon beim ersten Lockdown haben neues Miteinander in anderer und ver- wir die Zwischenräume unseres Lebens antwortungsvoller Gestalt. Als geschaf- neu ausgelotet. Auch wir mussten in fene Wesen stehen wir in Beziehung vielerlei Hinsicht mit gewohntem Tage- zueinander, zu den Tieren und zu Gott. werk aufhören. Menschen haben sich Dieses Beziehungsgefüge gilt es neu zu im Garten oder über Balkone hinweg gestalten mit Liebe, mit Sorgfalt und ausgetauscht. Vor allem freuten sich mit Verantwortung. Vielleicht sollten all die, die einen Garten haben. Begeg- wir die Erfahrung dieser Zwischenräu- nungen auf der Straße, auf Parkbänken me mit hineinnehmen in eine neue und an der Tür wurden zu Gespräch Zeit nach Corona und nicht wieder zu Fürchte dich nicht! Angedachtes – Informatives – Arbeitshilfen ¢ www.kirchliche-dienste.de/besuchsdienst 5
Angedachtes schnell zum Alten übergehen. Vielleicht ermutigenden Dennoch und Trotzdem. müssen wir zwischendurch einmal mit Richtet Euch ein in die neue Zeit und dem Schaffen aufhören und uns an den werdet in Eurer Liebe am Leben nicht Dingen freuen, die entstanden sind, um weniger. Bleibt vorsichtig, wachsam nicht atemlos von einem zum anderen und kritisch. Dann soll etwas erfahrbar zu rennen. Sodass das Jahr 2021 nicht werden von der Zusage: Wenn ihr mich zum Jahr auf der Überholspur wird, von ganzem Herzen suchen werdet, so Versäumtes nachzuholen und gleichzei- will ich mich von euch finden lassen. tig den anstehenden Aufgaben gerecht (Jeremia 29,13). zu werden. Der künstliche Sabbat darf nicht dazu führen, dass wir am Montag Gehen Sie bei einer Tasse Tee einmal in übermotiviert durchstarten. sich und überlegen: Es sind nicht nur neue Zwischenräume in Was stimmt mich in diesen diesem Jahr 2020 gefragt, sondern auch besonderen Zeiten dankbar und neue Zwischenzeiten. „In der Zwischen- zuversichtlich? zeit“ machen wir andere Dinge, weil sie unter den gegebenen Bedingungen Welche neuen Aufgaben bestimmen nicht gehen. Die Jünger haben nach Jesu derzeit mein Leben? Himmelfahrt für die neue Zwischenzeit den Heiligen Geist an ihre Seite bekom- Was könnte die Erfahrung von Corona men, um nicht in unstillbare Sehnsucht an unseren Lebensweisen positiv oder Verzweiflung über Jesu Tod zu verändern? fallen. Sondern mit Kreativität und Kraft von der Sehnsucht und vom Anbruch Inken Richter-Rethwisch, Pastorin, des Reiches Gottes zu erzählen. Die Is- Referentin für das „Projekt Alternde raeliten haben im Exil ihre Traditionen Gesellschaft“ und Besuchsdienst am fremden Ort weiterfortgesetzt. im Haus kirchlicher Dienste, Hannover Sie haben sich dadurch verändert. Sie haben ihre Sehnsucht nach dem Tem- pel gemeinsam wachgehalten und be- sungen. Sie haben sich Kraft gegeben, in dem sie ihre Sehnsucht geteilt ha- ben. Damit haben sie der Zwischenzeit einen Sinn abgerungen. Wartezeiten, Zwischenzeiten, Zeiten des Exils – es könnte biblischer nicht sein. Und die große Herausforderung besteht darin, dieser nun gegebenen Zwischenzeit auch einen Sinn abzuringen. Im Exil verweilt der Mensch in einem fremdartigen und unvertrauten Zustand und muss auf seine gewohnte individu- elle Entfaltung verzichten. Für manche wird das Exil wie ein ungeduldiges Warten erlebt, wie ein passiv erduldetes Schicksal. Für manche wiederum ist es eine Zeit von aktivem Reflektieren und Gestalten: wie soll es jetzt und wie soll es danach weitergehen. Die nach Baby- lon Exilierten haben im 29. Kapitel des Propheten Jeremia einen konkreten Auftrag erhalten, die Zeit zu füllen und zu gestalten: Häuser bauen, Wohnen, Gärten pflanzen – alles Bilder eines 6 Fürchte dich nicht! Angedachtes – Informatives – Arbeitshilfen ¢ www.kirchliche-dienste.de/besuchsdienst
Angedachtes Am Rande der Nacht Über den Feldern von Bethlehem klingt Licht, schwingt sich ein klarer Ton in die Welt, erobert sich Resonanzräume im Widerständigen, im Leeren – Räume auch im harten Holz unserer Herzen, in denen einer am Rande der Nacht von Freude singt. Aus: Tina Willms, Erdennah – Himmelweit, Neukirchen-Vluyn, 2019 © Fürchte dich nicht! Angedachtes – Informatives – Arbeitshilfen ¢ www.kirchliche-dienste.de/besuchsdienst 7
Angedachtes Ein Strohalm – Liebe Gemeinde! Predigt für Gehörlose Die Hirten sind im Stall, sie stehen an der Krippe. Sie staunen und schwei- gen. Sie beten das Kind an. Und dann gehen sie wieder – froh und dankbar. Predigten für Gehörlose sind kür- So erzählt die Bibel. Viele Bilder gibt zer als Predigten für Hörende, es davon, viele Künstler haben sich denn mit den Augen zu „hören“ vorgestellt, wie das war, wie sie ge- ist sehr viel anstrengender als mit schaut haben und wer noch dabei war. den Ohren. Mimik, Gebärde und Viele Krippenspiele erzählen von den Mundbild müssen synchron erfasst Hirten und wie sie zum Stall kommen und gedeutet werden. Viel Kon- und beten. zentration ist dafür erforderlich. Die bricht sofort ab, wenn die Ich träume die Geschichte weiter: Die Gedanken beim Zuschauen andere Hirten gehen wieder zurück zu ihren Wege gehen. Tieren. Ein Hirte hat etwas mitgenom- men von der Krippe, aus dem Stall. Der Inhalt der Predigt muss des- Ganz fest hält er es in seiner Hand. Die halb bildlich konkret und nah an anderen merken zuerst gar nichts. Auf der Erfahrung der Menschen sein. einmal sieht es aber doch einer und So stand ein Strohhalm im Mittel- sagt: „Was hast du denn da in deiner punkt dieser Weihnachtspredigt Hand?“ Der Hirte antwortet: „Einen und hat der Gemeinde hoffentlich Strohhalm! Einen Strohhalm aus der die Weihnachtsbotschaft auch zu- Krippe, wo das Kind drin liegt!“ „Einen hause immer wieder ins Gedächtnis Strohhalm!“ lachen die anderen. Sie gerufen. denken: das ist doch nur Müll. Überall gibt es Stroh, das ist nicht wertvoll. 8 Fürchte dich nicht! Angedachtes – Informatives – Arbeitshilfen ¢ www.kirchliche-dienste.de/besuchsdienst
Angedachtes Sie sagen zu dem Hirten: „Wirf den machst mich ganz verrückt mit diesem Strohhalm doch weg!“ Aber der Hirte Strohhalm immer!“ sagt: „Nein, den behalte ich! Ich gucke den an und halte ihn in der Hand. Dabei Da steht der Hirte ganz ruhig auf, hebt denke ich an diese Nacht, an das Kind den Strohhalm auf, streicht ihn wieder und was die Engel von diesem Kind glatt und sagt zu den andern: „Schaut: gesagt haben! Es ist unser Retter und Es ist ganz leicht, einen Strohhalm um- kommt von Gott.“ zuknicken. Ich weiß. Aber der Strohhalm ist geblieben, was er war: ein Strohhalm. Da bohren die anderen nicht weiter. Sie Mit dem Kind in der Krippe, mit Jesus reden über anderes und gehen zurück ist es genauso. Der wird auch die Wut zu ihren Tieren. der Menschen aushalten, ertragen und doch bleiben, was er ist: Gottes Retter Am nächsten Tag fragt noch mal einer: für die Welt – so wie der Strohhalm ein „Na, hast Du den Strohhalm noch? Strohhalm geblieben ist. Ich weiß jetzt Mensch, wirf den doch endlich weg! Was ganz tief in meinem Herzen drin, wie willst du denn damit?!“ „Nein“ antwor- Gott uns rettet und warum er als Kind tet der Hirte, „das Kind von Gott hat auf die Welt gekommen ist: Seine Liebe darauf gelegen!“ Da lachen die andern zu uns in Jesus und unsere Liebe zu ihm wieder. Sie sagen: „Ja eben! Wichtig ist wird die Welt retten!“ doch das Kind, nicht das Stroh!“ Da wi- derspricht ihnen der Hirte: „Das stimmt Soweit der Hirte in meinem Traum. Ihr, nicht! Ihr denkt, so ein Strohhalm ist liebe Gemeinde, habt auch einen Stroh- wertlos. Für Gott nicht! Das Stroh ist halm auf euren Plätzen gefunden. Er soll doch wertvoll! Das Kind ist so arm – auf euch an den Hirten aus meinem Traum was soll es denn liegen? Gott braucht erinnern, an seinen Strohhalm. Strohhalme! Gott braucht auch Men- schen, die denken: sie sind nicht wichtig „Da liegt es, das Kindlein, auf Heu und und nicht wertvoll, Menschen, die nicht auf Stroh, Maria und Josef betrachten es viel können, die nicht viel haben wie wir. froh“ – so singen wir heute, am Heiligen Die braucht er auch.“ Abend. Gott schenkt uns Jesus. Nehmt die Worte des Hirten mit: Gottes Liebe Ich sehe in meinem Traum: Der Stroh- zu uns in Jesus und unsere Liebe zu ihm halm aus der Krippe ist heilig für den wird die Welt retten! Gott zeigt uns mit Hirten. Immer wieder nimmt er ihn in Jesus: Er braucht uns. Wir müssen keine die Hand, denkt an die Worte von den großen, reichen Leute mit viel Einfluss Engeln: „Fürchtet euch nicht! Ich bringe sein. Wir müssen auch nicht immer alles euch eine große Freude! Für euch ist richtigmachen. Klein und wehrlos wie heute der Retter geboren, das ist Chri- Kinder dürfen wir bei ihm sein. Und ihn stus, der Herr.“ Der Hirte freut sich und lieben wie Kinder ihre Väter und Mütter staunt: Gott selbst wird ein Mensch und und wie Väter und Mütter ihre Kinder. ist so arm wie er! Er fühlt: dieses Kind Fröhliche Weihnachten! Amen. kann er liebhaben! Und mit diesem Kind kann er Gott liebhaben!! Endlich. Früher Christiane Neukirch, Pastorin, Beauftragte war Gott so groß und unfassbar für ihn. der evangelisch-lutherischen Landeskirche Aber jetzt nicht mehr. In einem kleinen Hannovers für die Gebärdensprachliche und hilflosen Kind ist Gott in die Welt Seelsorge gekommen!! Unglaublich. Die andern sehen das, können sich aber nicht so mitfreuen mit dem Hirten und ärgern sich immer mehr darüber. Bis eines Tages einer dem Hirten den Stroh- halm aus der Hand reißt und ihn um- knickt – wieder und wieder – und dann auf den Boden schmeißt und schreit: „Du Fürchte dich nicht! Angedachtes – Informatives – Arbeitshilfen ¢ www.kirchliche-dienste.de/besuchsdienst 9
Angedachtes Josef – ein Mann in der Krise Was wäre die Weihnachtsgeschichte ohne Maria? Ihrem Mann, Josef fällt al- lerdings eine eher bescheidene Rolle zu. Nicht ein einziges Wort darf der jüdische Bauhandwerker in der Geschichte um Jesu Geburt sprechen. Und doch! Ohne ihn könnten wir das Weihnachtsfest nicht feiern. Und noch mehr: An ihm kann man lernen, wie man in Krisen- zeiten seinen Mann und natürlich auch seine Frau stehen kann. Dass zu erkennen ist nicht ganz leicht. Während Maria im Laufe der Geschichte immer mehr Verehrung zufiel, verband man mit Josefs Namen sogar Spott und Hohn. Abschätzig spricht man von einer Josefsehe, wenn eine Ehe nicht vollzogen wird, weil der Mann zu schwach oder zu alt dazu ist. Und Darstellungen zeigen ihn als alten Greis, der sich auf einen Stab stützen muss. Der Blick auf den Josef in der Bibel ist aber ein anderer. Für Jesus ist sein Stiefvater genauso wichtig wie seine Mutter Maria. Wer das verstehen will, sollte sich einmal in die Lage von Josef versetzen. Wie Matthäus berichtet, sind Maria und er verlobt, als sich herausstellt, dass seine Verlobte ein Kind erwartet. Zu vermuten ist, dass die Eltern beider Seiten die Ehe arrangiert hatten. Maria war, wie damals üblich, wahrscheinlich 14 Jahre oder vielleicht sogar noch jünger, als klar war, dass sie ein Kind erwartete. Josef nimmt zunächst an, seine Braut sei fremdgegangen. Doch weil er „gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte“, so Matthäus, beschließt er, „sich in aller Stille von ihr zu trennen“. Diese kleine Bemerkung weist darauf hin, wie besonders Josef mit dieser per- sönlichen Krise umgeht. Er beschuldigt keinen anderen und stellt wilde Vermu- tungen an. Er wird nicht aggressiv gegen seine Verlobte Maria und beim Gedan- ken zu fliehen, geht es nicht darum sie im 10 Fürchte dich nicht! Angedachtes – Informatives – Arbeitshilfen ¢ www.kirchliche-dienste.de/besuchsdienst
Angedachtes Stich zu lassen. Im Gegenteil, er schützt Dein Vater und ich haben dich voll Angst sie. Und das muss erklärt werden. gesucht!“ Wenn Josef als „gerecht“ bei Matthäus Es lässt sich wohl fragen, ob die Erfah- bezeichnet wird, so bedeutet das: Er rung von Liebe und Güte, die Jesus mit befolgt das Gesetz des Mose. Das aber Josef gemacht hat, nicht auch in seine schreibt vor: „Wenn ein unberührtes Predigt über Gott eingegangen ist. Seine Mädchen mit einem Mann verlobt ist Zuhörer lehrt er, dass sie Gott als „Abba“, und ein anderer Mann sich mit ihr hin- auf Deutsch „Papa“, ansprechen sollen, legt, dann sollt ihr beide steinigen, und so wie er es – wie alle jüdischen Kinder sie sollen sterben. Du sollst das Böse aus – als Sohn gegenüber Josef getan haben deiner Mitte wegschaffen.“ wird. In der Bergpredigt finden wir das Gleichnis vom liebenden Vater. Jesus Josef aber schreckt vor solch erbar- sagt dort: „… ist einer unter euch, der mungsloser Gerechtigkeit zurück. Des- seinem Sohn einen Stein gibt, wenn er halb will er sich heimlich aus dem Staub um Brot bittet?“ machen. Man wird dann in ihm den Vater des Kindes vermuten. Man kann sich Josef also gar nicht anders Die Verführte und Verlassene trifft aber denn als liebenden Vater vorstellen. Und nach jüdischem Recht keine Schuld. Denn es liegt vielleicht nahe, dass dieser Josef Sex zwischen Verlobten ist zwar verpönt, auch Jesus geprägt hat. gilt aber als Vollzug der Ehe und setzt die Frau in ihre ehelichen Rechte ein. So Was können wir also von Josef lernen? wird Josef, der Schuldlose, alle Schuld Es scheinen lauter altmodische Tu- auf sich nehmen. Ein großes Vorbild für genden zu sein: Verlässlichkeit, Treue, seinen Sohn Jesus. Barmherzigkeit, Bereitschaft zu helfen, Verantwortung übernehmen und das Doch er entscheidet sich, Maria nicht zu Wichtigste, nach dem Maßstab der Lie- verlassen. Ist es sein Gewissen oder doch be handeln. Ja, es sind aus der Mode die Liebe zu seiner in Not geratenen gekommene Tugenden und doch wissen Braut? Wir wissen es nicht genau, aber wir, in Krisenzeiten sind wir auf diese deutlich ist: Josef reagiert in der Krise mit Tugenden angewiesen, auf Männer und Treue, Verlässlichkeit und Bereitschaft, Frauen wie Josef. Verantwortung zu tragen. So heißt es im Evangelium: „Während er noch darüber In der Weihnachtsgeschichte hat Josef nachdachte, erschien ihm ein Engel des eine stumme Rolle. Engel, Hirten und Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Könige, ja selbst die Tiere im Stall schei- Davids, fürchte dich nicht, Maria als dei- nen präsenter. In mittelalterlichen Dar- ne Frau zu dir zu nehmen, denn das Kind, stellungen der Geburt Jesu sitzt Josef das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist.“ oft abseits, fast unbeteiligt. Es gibt nur wenige Bilder, die ihn mit dem Kind Josef nimmt schließlich Maria als Ehefrau zeigen, das ihn Vater nannte. Mit dieser und zieht ihren Erstgeborenen wie sein Vernachlässigung wird einem Mann eigenes Kind auf. Auf ihn kann man sich Unrecht getan. Diesen Josef gilt es zu wirklich verlassen. Und noch mehr: Sei- Weihnachten wieder zu entdecken. ne Liebe und Zuneigung zu den beiden lässt die schwierigen Startbedingungen Andreas Chrzanowski, Pastor, vergessen machen und hilft ihnen, eine Blinden- und Taubblindenseelsorge der Familie zu werden. Landeskirche Hannovers Die Liebe des Vaters zu seinem Adoptiv- sohn kann man aus Bemerkungen der Bibel erschließen. Als der Zwölfjährige nach dem Passahfest im Jerusalemer Tempel zurückbleibt, sagt Maria zu ihm: „Kind, wie konntest du uns das antun? Fürchte dich nicht! Angedachtes – Informatives – Arbeitshilfen ¢ www.kirchliche-dienste.de/besuchsdienst 11
Angedachtes Mitten im Sturm Mitten im Sturm trau ich den Worten nicht mehr, schüttelt in Wellen die Angst mich durch und ich gehe in Zweifeln fast unter. Mitten im Sturm halt ich mich fest am Hoffnungslicht, such in der Ferne ein Ufer und sehne mich nach einer Stimme, die spricht: Ich bin bei dir, mitten im Sturm. Aus: Tina Willms, Erdennah – Himmelweit, Neukirchen-Vluyn, 2019 © 12 Fürchte dich nicht! Angedachtes – Informatives – Arbeitshilfen ¢ www.kirchliche-dienste.de/besuchsdienst
Angedachtes Gebet ein Klang, der Wärme und Vertrauen schenkt. Was geschieht ist größer als wir Men- Guter Gott, Vater und Mutter, unser schen, auch gewaltiger als die, die sich Ursprung, – was können wir schlechter für die Größten halten. Gerade darum, ertragen als Anordnung und Gängelei: hilf den Großen, dass sie die richtige Spur Mach dies! Mach das! Nein, lass das! und die hilfreichen Maßnahmen finden, Das habe ich Dir doch gesagt. Weiß Du und hilf uns allen, zueinander zu stehen, eigentlich, was Du tust. Wenn Du jetzt auch wenn wir nicht zusammenstehen nicht hörst! können, füreinander da zu sein auch wenn wir nicht beieinander sein dürfen. Und Christus, Menschenbruder an un- Lass uns und alle Menschen, deine Ge- serer Seite, was können wir schwerer schöpfe gut durch diese Zeit kommen. aushalten als nicht zu wissen, wie es Gott das bitten wir. Amen. gehen soll. Was ersehnen wir uns dann mehr als Klarheit und Ansage, als ein Hans-Peter-Daub, Pastor, Vorstand Gegenüber, das keine Angst hat und die Dachstiftung Diakonie, Kästorf Angst nimmt, – bloß nicht sein wie die Schafe ohne Hirte. Gott, Du lebendiger, wacher Geist, sprich Du mit uns, sei die Stimme, die unser Ver- stand begreift und unser Herz erreicht. Ihr Klang macht und stark und klar, nimmt die Angst und weckt die Kraft zur Liebe. Jetzt noch mehr als sonst: mach dich für uns vernehmbar in diesem auf- geregten Stimmengewirr aus Vernunft und Gefühl, Sorge und Gelassenheit, Panik und Ignoranz, Machtworten und Abtauchen. Ein Grundton, der trägt, Fürchte dich nicht! Angedachtes – Informatives – Arbeitshilfen ¢ www.kirchliche-dienste.de/besuchsdienst 13
Informatives Trotz alledem! bzw. sich berühren, spontan reagieren: „Geht ja gar nicht. Die halten ja gar Warum Gemeinschaft und keinen Abstand!“ Oder: „Ja, das waren Kontakte gerade jetzt so noch schöne Zeiten, als wir uns so nah sein und berühren durften!“ wichtig für uns sind Erschreckend, dass nach einer doch re- lativ kurzen Zeitspanne so gravierende Veränderungen im eigenen Verhalten Informatives und Impulse für feststellbar sind. Erste Studien (vgl. Gespräche im Besuchsdienst Überblick der Bundeskammer der Psy- und in der Seniorenarbeit chotherapeuten) zeigen, dass diese belastende Situation und vor allem die Seit März 2020 leben wir mit der Pan- ungewisse Zukunft bei vielen Menschen demie. Nach dem anfänglichen Schock zu einem Anstieg von Angststörungen, und dem Lockdown im Frühjahr haben Depressionen oder auch Suchterkran- wir einen Sommer mit niedrigen Infek- kungen geführt hat. Natürlich sind wir tionszahlen erlebt. Viele von uns haben, nicht alle von solchen einschneidenden auch mit ihren Seniorengruppen oder/ psychischen Folgen betroffen, aber und den zu Besuchenden, diese Zeit für eine starke Verunsicherung bis hin zu das gemeinsame Beisammensein drau- Gefühlen von Angst bzw. Furcht an- ßen genutzt. Und: es hat gutgetan! Die gesichts der Pandemie erleben viele Sommertage haben uns und unserem von uns. Dazu kommen die sozialen Leben eine gewisse Leichtigkeit – fast Auswirkungen des Social Distancing. wie vor der Pandemie – geschenkt. Nun Statt uns in dieser besonderen Situa- aber ist der Herbst da, es wird kühler, tion trösten und nah sein zu können, die Infektionszahlen steigen rasant und müssen wir Abstand halten, dürfen wir alle merken eine gewisse Corona- uns nicht zum Trost berühren und erle- Müdigkeit. ben, dass Kontakt und Gemeinschaft – so wie wir es bisher kannten – nicht Und: Der bevorstehende Winter löst möglich sind. Ängste und Sorgen in uns aus: Wie mag das alles werden? Was kann uns helfen, Nähe zueinander, Gemeinschaft erle- die bevorstehende Zeit zu bewältigen? ben würde uns jetzt guttun, aber die Wie können wir trotz alledem den Kon- Pandemie zwingt uns aus Fürsorge um takt zu unseren zu Besuchenden und den Anderen Abstand zu halten. Social unseren Seniorengruppen halten? Distancing prägt unser Leben und be- einflusst auch die Art und Weise unseres Was die Pandemie mit uns macht … Zusammenlebens. Leben mit Abstand Dieses Leben mit „angezogener Hand- Keine Frage, das letzte halbe Jahr hat bremse“ oder wie „unter einer Käseglo- uns verändert. Die meisten von uns cke“ ist anstrengend. Oder, wie erleben haben die A-H-A (Abstand – Hygiene – Sie diese Situation? Welche Bilder fallen Alltagsmaske) Regeln, nun noch um das Ihnen ein? Tauschen Sie sich doch einmal „L“ für das Lüften ergänzt, verinnerlicht. mit einem vertrauten Menschen aus zur Fast unbewusst weichen wir unseren der Frage: „Das Leben in der Pandemie Mitmenschen aus und halten den ge- ist für mich jetzt wie …“ wünschten Abstand. Umarmungen und zu viel Nähe werden vermieden, Leben außer Kontrolle stattdessen begrüßen wir uns mit den Ellbogen oder mit einem freundlichen Der Jenaer Soziologe Hartmut Rosa Winken. Haben Sie auch schon an sich beschreibt „Corona als Monster der die Beobachtung gemacht, dass sie auf Unverfügbarkeit“ Filme aus Zeiten vor der Pandemie, in (Podcast, WDR 3 Kultur am Mittag, 30. denen sich die Menschen nahekommen Juni 2020), denn die Pandemie hat dazu 14 Fürchte dich nicht! Angedachtes – Informatives – Arbeitshilfen ¢ www.kirchliche-dienste.de/besuchsdienst
Informatives geführt, dass Vieles nicht mehr geht ren, macht Angst. Bei einigen schlägt bzw. sich sogar noch nicht einmal mehr diese Angst sogar in Aggressionen um, planen lässt. So können z. B. größere die sich entweder nach Innen (gegen Geburtstags- oder Hochzeitsfeiern nicht sich selbst, z. B. in Form von Depressi- bzw. nur im kleinen Kreis stattfinden, onen) oder nach Außen (gegen andere, Urlaubsreisen und spontane Kultur- / z. B. als Wut gegenüber der Politik) Freizeitvergnügungen sind stark ein- wenden. schränkt bis gar nicht durchführbar. Es ist wichtig und hilfreich, sich über Und: der Verlauf und die Dynamik die eigenen Gefühle mit Anderen aus- der Pandemie können sich jederzeit zutauschen. Welche Gefühle erleben Sie schnell verändern und neue regionale derzeit? Was macht Ihnen Angst? Was Regelungen und verstärkte Infektions- macht Sie traurig? Was macht Sie ggf. schutzmaßnahmen erforderlich ma- wütend? Wer oder/und was tröstet Sie chen. Unser aller Leben ist mit dieser und gibt Ihnen Kraft? Pandemie in weiten Teilen unverfügbar, d. h., nicht planbar, geworden. Mit dem Keine Frage, unser gesamtes Leben ist Erleben dieser Unverfügbarkeit wird durch diese Pandemie außer Kontrolle uns der damit einhergehende Kon- geraten. Das unsichtbare Corona-Virus trollverlust über unser Leben deutlich. hat uns alle im Griff, es verunsichert und Bis zur Pandemie erlebten viele von zwingt uns „auf Sicht zu fahren“ und die uns dieses Ausmaß an persönlichem Unverfügbarkeit unseres Lebens anzu- Kontrollverlust nur in der Konfrontati- nehmen. Das alles kostet viel Kraft. Viele on mit Krankheit und Tod. Ansonsten von uns fühlen sich deshalb im Moment waren wir häufig im ständigen „To-do- müde und antriebsarm. Rhythmus“ und wähnten uns dadurch mehrheitlich in der Rolle der/des Ge- Leben mit leeren Akku staltenden unseres Lebens. Die lange Dauer der Pandemie, die un- Dann kam die Pandemie und seitdem gewisse Zukunft und die Aussichten auf erfahren wir schmerzhaft die Grenzen einen Winter der Entsagungen erschöp- des bisher vermeintlich Planbaren. Die- fen uns alle, nicht nur einzelne. Nach se Grenzen zu spüren und dadurch den Hartmut Rosa bewirkt die Pandemie persönlichen Kontrollverlust zu erfah- einen Verlust an sozialer Energie und Fürchte dich nicht! Angedachtes – Informatives – Arbeitshilfen ¢ www.kirchliche-dienste.de/besuchsdienst 15
Informatives eine Art „gemeinschaftliches Burnout“, Die Pandemie und das Leben im Sozial denn „Mehltau überziehe unser aller Distancing reduzieren unsere Möglich- Wahrnehmungen“ und schwäche unsere keiten zum gegenseitigen Energieaus- Gesellschaft. tausch und schränken damit unsere Chan- cen zum Kraftauftankens erheblich ein. Hartmut Rosa räumt ein, dass es zur- zeit noch kein Konzept zur „sozialen Es ist jetzt besonders wichtig, achtsam Energie“ in der Soziologie gibt. Aber mit sich umzugehen und sich der per- nach seiner Auffassung entsteht soziale sönlichen Energiequellen, aber auch Energie durch Begegnung und Kontakt Energiefresser, bewusst zu sein. Nur, und kann dadurch eine Eigenschaft wenn wir selbst gut für einen eige- einer Gruppe oder eines Interaktions- nen ausgeglichenen Energiehaushalt prozesses (d. h., wechselseitiges Aufei- sorgen, können wir in unserer ehren- nander einwirken von Personen oder/ amtlichen und/oder hauptberuflichen und Systemen) sein. Ein Beispiel dazu, Tätigkeit im Besuchsdienst oder in der etwas weniger theoretisch ausgedrückt: Seniorenarbeit anderen Kraft schenken Begegnungen mit anderen lösen immer und so die soziale Energie zwischen uns Gefühle (und damit auch Energien) in und anderen steigern. Diese Steigerung uns aus. Mal merken wir, dass uns eine ist jetzt dringend nötig, um gemeinsam Begegnung erschöpft bzw. nicht guttut den bevorstehenden Winter unter den (und bei uns Energien abzieht). Ein an- Bedingungen der Pandemie zu bewäl- deres Mal erleben wir einen Kontakt mit tigen. einem Einzelnen oder einer Gruppe als besonders wohltuend und stärkend (und Denn: Von unser aller Handeln hängt es für uns Energie spendend). Natürlich maßgeblich ab, wie sich diese historisch geht es unserem Gegenüber genauso! völlig neue und offene Situation weiter- Auch bei ihm bzw. ihr entsteht durch entwickelt. Gelingt uns ein solidarisches, den Kontakt zu uns Energie. Wenn Sie d. h., in wechselseitiger Sorge und Ver- an Gespräche im Besuchsdienst und/oder antwortung getragenes, Vorgehen und in der Seniorengruppe denken, fallen Ih- halten wir dadurch die Pandemie unter nen bestimmt einige Situationen ein, in Kontrolle? denen diese unterschiedlichen Energien im und durch das Miteinander für alle im Oder schaffen wir dies nicht und tra- Raum spürbar waren. gen – wie schon seit einiger Zeit in den Übung: Energiekuchen Bekannte, Glauben und Spiritualität, Zeit für sich…) Ihnen guttun und Sich der Persönlichen Energiequellen Ihnen Energie bzw. Kraft in dieser bewusst werden schwierigen Zeit geben. Wie erleben Sie im Moment Ihre Anschließend verteilen Sie für diese Energie bzw. Ihre Möglichkeiten des Lebensbereiche entsprechend des Auftankens von Energien? Vielleicht Energieanteils große Tortenstücke und haben Sie Lust für sich und/oder beschriften diese. mit anderen einen persönlichen „Energiekuchen“ anzufertigen? Dazu Nun schauen Sie auf Ihren „fertigen“ nehmen Sie sich ein größeres Stück Energiekuchen: Sind Sie mir der Papier und einen Stift und zeichnen Verteilung zufrieden? Erscheint Ihnen zunächst einen Kreis. die Verteilung ausgewogen? Oder fehlt Ihnen etwas bzw. sehen Sie Danach überlegen Sie sich bitte, Veränderungsbedarf? Falls ja, was welche Lebensbereiche (z.B.: Arbeit könnten Sie ggf. wie ändern? Wer oder und Beruf, Familie und Partnerschaft, was könnte Sie bei dieser Veränderung Freizeit und Hobbys, Freunde und unterstützen? 16 Fürchte dich nicht! Angedachtes – Informatives – Arbeitshilfen ¢ www.kirchliche-dienste.de/besuchsdienst
Informatives Medien zu beobachten – weiter durch Wichtig ist, dass wir miteinander im wechselseitige Schuldzuweisungen (z. Kontakt bleiben. „Trotz Pandemie im B. die Alten als Risikogruppe und Spaß- Kontakt zu bleiben!“ empfiehlt auch Bremse versus die Jungen als egoistische die Bundeskammer der Psychothera- Partygänger und Gefährder) zur Spal- peuten in ihrer Veröffentlichung (S. tung und damit auch Schwächung der 23, 2020), denn Nähe und Kontakt sozialen Energie in unserer Gesellschaft seien die wichtigsten Ressourcen zum bei? Dies wäre verhängnisvoll, denn in Ertragen von großen Belastungen. dieser Pandemie sind wir alle Verlierer/- innen, egal welchen Alters. Wie aber im Kontakt bleiben, ohne sich in Gefahr zu bringen? Sicher, die Wir brauchen jetzt wieder mehr Solidari- meisten von uns telefonieren, mailen, tät und müssen für den bevorstehenden skypen, zoomen … aber die Sehnsucht Kraftakt unsere gemeinsame soziale nach Berührung bzw. die Trauer da- Energie erhöhen. Nach Hartmut Rosa rüber, andere nicht mehr in der ge- kann soziale Energie nur mit Einsatz, d. wohnten Form nahe sein zu können, h., durch die Erhöhung der sozialen Kon- macht vielen zu schaffen. Berühren takte – natürlich ohne sich und andere zu und berührt werden ist nun einmal ein gefährden –, gesteigert werden. menschliches Grundbedürfnis. Mit die- sem Grundbedürfnis beschäftigt sich Gefragt sind daher kreative Ideen, die seit September eine Ausstellung im Kontakt und Miteinander zu den zu Paula-Modersohn-Museum in Bremen. Besuchenden oder den Seniorenkreisen Unter dem Titel „Berührend – Annähe- unter den Bedingungen der Pandemie rung an ein wesentliches Bedürfnis“ ermöglichen. werden Bilder, Skulpturen und Vide- ofilme gezeigt, die deutlich machen, Stemmen wir uns zusammen gegen das wie viele unterschiedliche Formen von gemeinschaftliche Burnout! Berühren und Berührt werden es gibt. Was uns jetzt im Herbst Berührung kann auch ohne körperliche bzw. Winter helfen kann… Nähe über unsere anderen Sinne, wie Trotzig leben z. B. die Augen oder die Ohren, erfol- gen. Auch Abstand halten muss nicht Wenn wir uns zusammen gegen das unbedingt dazu führen, dass uns Men- Virus stemmen und uns weigern, ein schen oder Dinge nicht berühren kön- leichter Wirt für das Virus zu werden, nen. Sie erinnern sich doch sicherlich können wir die Ausbreitung eindäm- an die Schilder in den meisten Museen: men. Zwar können wir das Virus dadurch „Bitte nicht berühren!“? Durch diese nicht besiegen, aber wir können es – vor Schilder werden wir zu den Kunst- allem mit der Einhaltung der A-H-A-L objekten auf Abstand gehalten und Regel – begrenzen. D. h., wir sind nicht entdecken dabei, dass gerade dieser völlig machtlos der Pandemie ausgelie- Abstand zum Kunstobjekt uns oft erst fert! Sich dieses bewusst zu machen, eine besondere Form der Berührung stärkt uns und lässt uns statt Ohnmacht ermöglicht. Selbstwirksamkeit erfahren. Das ist wich- tig für unser seelisches Gleichgewicht In der derzeitigen Phase der Pandemie und verhilft uns zu mehr Kraft für das kann es uns helfen, die vielfältigen weitere Durchhalten. Darüber hinaus anderen Möglichkeiten von Berühren beinhaltet das sich gegen etwas Stem- und Berührt werden, von Kontakt und men auch das Gefühl von Trotz. Trotz Miteinander, mehr wahrzunehmen ist ein starkes Gefühl und: Trotz ist ein und gemeinsam zu nutzen. Verhalten des Widerstands und dient der Selbsterhaltung. Leisten wir uns also Lassen Sie uns dafür aus dem oft noch ruhig gemeinsam viel Trotz im Sinne von: in vielen von uns steckenden inneren Wir wollen dem Corona-Virus trotzen Widerstand („Es soll so sein wie frü- und es dadurch eindämmen! her!“) heraustreten! Fürchte dich nicht! Angedachtes – Informatives – Arbeitshilfen ¢ www.kirchliche-dienste.de/besuchsdienst 17
Informatives Trotz alledem ausloten Telefonkonferenzen die Möglichkeiten zum gemeinsamen Gespräch. In Kontakt bleiben mit anderen in die- sen herausfordernden Zeiten, heißt vor Die Tristheit des Alltags in der Pande- allem die geltenden Maßnahmen des mie können z. B. auch gemeinsame Infektionsschutzes zu berücksichtigen Spaziergänge – selbstverständlich mit und einzuhalten. Für die Besuchsdienst- Abstand – unterbrechen. So gibt es an arbeit und die Treffen der Senioren- verschiedenen Orten sogenannte 3.000 kreise gibt es in jeder Kirchengemeinde Schritte Spaziergänge, durchgeführt Beschlüsse des Kirchenvorstands und als Stadtteilspaziergänge (Stichwort: Hygienepläne. Diese Beschlüsse ori- den Stadtteil neu entdecken bzw. sich entieren sich an der aktuell gültigen gegenseitig etwas aus dem Stadtteil Niedersächsischen Verordnung über vorstellen) oder Spaziergänge mit leich- Maßnahmen gegen die Ausbreitung ter Gymnastik (Stichwort: In Bewegung des Corona-Virus SARS-CoV-2 und den bleiben bzw. Fit halten). Handlungsempfehlungen der Landes- kirche Hannovers. Außerdem haben viele von uns erst in den vergangenen Monaten die Mög- Je nach ör tlichen Gegebenheiten lichkeiten des Austausches über Video (Raumgröße, Lüftungsmöglichkeiten kennen gelernt. Sind die technischen Vo- etc.) werden in einigen Kirchenge- raussetzungen (Internetverbindung und meinden seit kurzem wieder Treffen PC/Laptop) vorhanden, ist oft nur ein von Seniorenkreisen vor Ort – unter wenig Hilfestellung nötig, damit auch Einhaltung der Vorgaben – angebo- Ältere diese Technik nutzen können. ten. Erste Erfahrungen zeigen, dass es Nutzen Sie und Ihre zu Besuchenden geht. Natürlich sind diese Treffen nicht bzw. Ihre Seniorengruppen doch die ak- mit den früheren Treffen vergleichbar. tuellen Fortbildungsangebote in diesem In der Regel sind die Gruppen kleiner Bereich! Zum Beispiel bieten die Ev. Er- und die Zeit des Beisammenseins deut- wachsenenbildung (EEB) Geschäftsstelle lich kürzer. (Vgl. dazu z. B. „Klein und Hannover Einführungen in die Software fein“: Tipps für die Seniorenkreistreffen ZOOM an und der Besuchsdienst im der Fachstelle 2. Lebenshälfte der Ev. Haus kirchlicher Dienste bietet ab 2021 Kirche Kurhessen-Waldeck.) Dennoch Schulungen in diese Technik vor Ort an sind diese Treffen wichtig, besonders („Besuchsdienst kann auch Tablett“, auf für isoliert lebende ältere Menschen. Anfrage; Kontakt: besuchsdienst@kirch- Sie brauchen – mehr denn je – geöff- liche-dienste.de; Fon: 0511 1241-544). nete Kirchenräume um sich über die Die Liste der Möglichkeiten Miteinander Belastungen in dieser Zeit austauschen. im Kontakt zu bleiben, ließe sich hier fortsetzen. Sie finden weitere Beispiele Ob solche Präsenztreffen für Sie bzw. unter den Literaturtipps. in Ihrer Kirchengemeinde sinnvoll und richtig sind, kann nur vor Ort entschie- Die Vielfalt der oft erst in der Pande- den werden. Falls es nicht möglich ist, mie entdeckten Begegnungsformen probieren Sie doch andere Formen der zeigt, dass in der Besuchsdienst- und Begegnung und des Kontakts aus! Seniorenarbeit – trotz Pandemie und bevorstehenden Winter – Gemeinschaft Vielfach wurden z. B. in der Pande- und Kontakte möglich sind. Sich dieses mie die „alten“ Werbeträger; wie bewusst zu machen, kann uns ehrenamt- das Telefon, die Postsendungen oder lich und hauptberuflich tätigen Kraft der Schaukasten, wiederentdeckt. So geben, immer wieder sorgsam während wurden Telefonbesuchsdienste bzw. dieser Pandemie auszuloten, was „Trotz Telefonpatenschaften ins Lebens geru- alledem vor Ort geht“. fen und erfreuen sich seitdem großer Beliebtheit. Außerdem werden von Bleiben wir am Ball! Steigern wir ge- vielen Menschen tägliche Telefonan- meinsam die soziale Energie und stärken dachten gern genutzt, ebenso bieten uns so gegenseitig beim Durchhalten! 18 Fürchte dich nicht! Angedachtes – Informatives – Arbeitshilfen ¢ www.kirchliche-dienste.de/besuchsdienst
Informatives Dieses Gefühl und das Wissen um die Übung für zwischendurch: eigene Verwundbarkeit machen hilflos und demütig. Wird uns doch klar, wie „Wenn die Pandemie nicht wäre, sehr wir aufeinander angewiesen sind, hätte ich nicht…“ jetzt im Kampf gegen das Virus. Allein bzw. jeder für sich, können wir diesen Überlegen Sie einen Moment allein Kampf nicht gewinnen. Wir können es oder mit anderen, ob Sie in der nur gemeinsam schaffen. Diese Einsicht Pandemie auch etwas neues Schönes kann uns entlasten und zuversichtlich wie z.B. ein neues Hobby, einen stimmen. Denn: Die Mehrheit in der Be- positiven Briefkontakt oder eine völkerung hält sich an die allgemeinen nette neue Bekanntschaft usw. für Vorgaben des Infektionsschutzes. Dieses sich entdeckt haben. gilt auch für junge Menschen von 16-26 Jahren. Nach der Jugendstudie 2020 der Tauschen Sie sich weiter zu der Frage TUI Stiftung (vgl. Ergebnisse vom 22. aus: Was tut mir gut an diesem Oktober 2020) halten sich junge Deut- Neuentdeckten? sche mehrheitlich an die Maßnahmen zur Corona-Bekämpfung. Zuversichtlich bleiben Damit haben wir eine wichtige Basis für den Winter und das gemeinsame Ein Ende der Pandemie ist jetzt nicht Durchhalten. Überhaupt: „Solidarität abzusehen. Im Gegenteil: die Infektions- ist die einzige Medizin“, so der Kasseler zahlen steigen, die Angst in der Bevölke- Soziologe Heinz Bude (Arte, Video 14. rung wächst und die Maßnahmen zum Mai 2020). Infektionsschutz wurden verschärft. Für den November wurde ein Teil-Lockdown Zuversicht wird auch gestärkt, wenn verhängt. Es ist schwierig, in diesen wir nicht in der eigenen Furcht vor Zeiten zuversichtlich zu bleiben. Wir dem Corona Virus gefangen bleiben, wissen zwar alle, dass jede Krise einmal sondern besonnen mit unseren Äng- ein Ende hat und das nichts so bleibt wie sten umgehen. Als Christen wissen wir, es ist, aber dies tröstet nur wenig. Viele dass es eine Zukunft geben wird, eine von uns haben sich noch nie so verwund- Zukunft die weit über unser Leben bar gefühlt wie in dieser Pandemie. hinausgeht. Als Gemeinschaft können Fürchte dich nicht! Angedachtes – Informatives – Arbeitshilfen ¢ www.kirchliche-dienste.de/besuchsdienst 19
Informatives wir uns gerade jetzt in diesem Glauben schungslage. 17.08.2020, pdf. Gelesen am stärken und so gegenseitig Hoffnung 30.10.2020 schenken. https://www.bptk.de/wp-content/up- loads/2020/08/2020-08-17_BPtK-Hinter- Und: ein wichtiger Meilenstein für grund_Corona-Pandemie-und-psychische- unsere Hoffnung und Zuversicht in Erkrankungen.pdf diesem Winter liegt vor uns. Es ist das Weihnachtsfest, das Fest der Hoffnung. • Rosa, Hartmut: Unverfügbarkeit. (2018). Wir werden es in diesem Jahr anders 7. Auflage, Wien-Salzburg, 2020 feiern. Die Gottesdienste werden klei- Links zu Interviews/Videos mit Hartmut ner, kürzer und kälter ausfallen, aber Rosa: Leiden wir an einem gemeinschaft- die Freude in uns und zwischen uns lichen Burn-out? wird dadurch nicht kleiner sein. Eher im Interview in der ZEIT, 13.6.2020. Gelesen Gegenteil! Wir werden dieses Fest ver- am 30.10.2020 mutlich viel bewusster erleben als die https://www.zeit.de/kultur/2020-06/hart- Jahre davor und die gemeinsame Zeit mut-rosa-soziale-energie-coronavirus- nutzen, um uns gegenseitig Zuversicht burn-out/komplettansicht und Hoffnung zu schenken. Verlieren wir durch Corona soziale Ener- Viele Anregungen für die Advents- und gie? Interview in österreichischen Zeit- Weihnachtszeit enthält z. B. das Heft schrift DIE FURCHE, 19.08.2020. Gelesen „Anders Weihnachten. Inspirationen am 30.10.2020 für Kirche und Diakonie“ (Hrsg.: Midi, https://www.furche.at/gesellschaft/ Ev. Werk für Diakonie und Entwicklung hartmut-rosa-wir-verlieren-durch-corona- e.V.). Die Vorschläge umfassen Ideen soziale-energie-3519128 für Adventskalender, Weihnachtspost, Segen to go, Weihnachtswege, Stra- Corona: Was bleibt? Hartmut Rosa. ßen-Andachten, digitale und analoge Video/Interview 7.9.2020. Gelesen am Gottesdienste u. v. m. ... 30.10.2020 https://www.youtube.com/ Sicherlich finden Sie darin auch eine watch?v=klOGZFqTIAQ Idee für Ihre Tätigkeit. Bleiben wir zuversichtlich. Halten wir Kontakt • Schmidt, Frank (Hrsg.) für die Museen zueinander und freuen wir uns auf Böttcherstrasse, Bremen: BERÜHRUNG. Weihnachten. Trotz alledem! ANNÄHERUNG AN EIN WESENTLICHES BEDÜRFNIS. Begleitheft zur Ausstellung Literatur/LINKS zu Interviews und Videos vom 19.9.2020 bis 24.1.2021. Bremen 2020. Ausstellungstrailer: • Bude, Heinz: Solidarität. Die Zukunft ei- https://www.youtube.com/ ner großen Idee. München, 2019 watch?v=abYpjdShgMs&feature=emb_ Links zu Interviews/Videos mit Heinz title Bude: Solidarität ist die einzige Medizin. Gelesen am 30.10.2020 Arte, 14.5.2020, gelesen am 30.10.2020 https://www.arte.tv/de/videos/097802- TUI Stiftung Jugendstudie 2020 Junge 000-A/heinz-bude-soziologe-solidaritaet- Deutsche: Solidarisch gegen Corona und für ist-die-einzige-medizin/ Europa Zeitenwende?! Wie Corona die Gesell- Berlin, 22.10.2020. Die Studienergebnisse schaft verändert finden Sie unter Friedrich-Ebert-Stiftung, 8.9.2020, gelesen https://www.tui-stiftung.de/media/ju- am 30.10.2020 gendstudie-2020-der-tui-stiftung-junge- https://www.youtube.com/ deutsche-solidarisch-gegen-corona-und- watch?v=pyNmZTR7Hc0 fuer-mehr-europa/ Gelesen am 30.10.2020 • Bundes Psychotherapeuten Kammer: Corona-Pandemie und psychische Er- krankungen. BPtK-Hintergrund zur For- 20 Fürchte dich nicht! Angedachtes – Informatives – Arbeitshilfen ¢ www.kirchliche-dienste.de/besuchsdienst
Informatives Ideen für die Praxis https://www.mi-di.de/materialien/anders- weihnachten • Blog der Fachstelle 2. Lebenshälfte der Ev. Kirche Kurhessen-Waldeck: Treffen geht! • Niedersächsischer Turner-Bund: Klein und fein. Gelesen am 30.10.2020 Projekt „3000 Schritte“: http://blog.fachstelle-zweite-lebensha- https://www.ntbwelt.de/der-ntb/zielgrup- elfte.de/2020/10/02/seniorengruppen- pen/aeltere/3000-schritte.html treffen-geht-klein-und-fein/ Gelesen am 30.10.2020 • Fachstelle Ältere der Ev.-Luth. Kirche in Rechtliches für die Praxis Norddeutschland: Handreichung für die kirchliche Arbeit mit älteren und alten • Vorschriften der Landessregierung Menschen im weiteren Verlauf der Coro- (gelesen am 1.11.2020): na-Pandemie mit dem Schwerpunkt Se- Die aktuellen Nieder. Verordnungen zur niorenkreise und ähnliche Angebote. Pdf Bekämpfung der Pandemie finden Sie un- zum Runterladen, gelesen am 30.10.2020 ter: https://www.aeltere-nordkirche.de/ https://www.niedersachsen.de/Coronavi- gegen-die-einsamkeit-fuereinander-in- rus/vorschriften/vorschriften-der-landes- zeiten-von-corona/ regierung-185856.html • Haus kirchlicher Dienste (Hrsg): Krisen- • Handlungsempfehlungen der Landeskir- Haft? Hilfen und Ideen für den Besuchs- che Hannovers (gelesen am 1.11.2020): dienst und die Seniorenarbeit in Zeiten Aktuelle Handlungsempfehlungen und von Corona. Juli 2020. Veröffentlichung Hinweise für Kirchengemeinden, Kirchen- zum Bestellen bzw. Runterladen, gelesen kreise und kirchliche Einrichtungen wäh- am 30.10.2020 rend der Corona-Pandemie sind abrufbar https://www.kirchliche-dienste.de/ar- unter: beitsfelder/besuchsdienst https://www.landeskirche-hannovers.de/ evlka-de/presse-und-medien/nachrich- Pdf mit Ergebnissen der begleitenden Vi- ten/2020/02/2020-02-28_2 deogespräche zum Krisen-Haft-Heft: https://www.kirchliche-dienste.de/dam- • Handlungsempfehlungen für die Hausbe- files/default/haus_kirchlicher_dienste/ suche und Besuchsdienstarbeit unter den arbeitsfelder/besuchsdienst/aktuelles/ Bedingungen der Corona-Pandemie vom Ergebnisse_Krisen_Haft_Videogespr- 10. 9.2020 (gelesen am 1.11.2020): auml-che.pdf-bfc8f019b027234c9e- https://www.landeskirche-hannovers.de/ 0215f59a002653.pdf damfiles/default/evlka/frontnews/2020/ Maerz/14/Rechtliches/Handlungsemp- • Haus kirchlicher Dienste, fehlung_Besuchsdienst_2020_09_10.pdf- Arbeit mit Älteren: NACHMACHBAR 4e6b2316caf828484edc668cd9793f5d.pdf Wie kann innovative Senior*innenarbeit gelingen? Abonnieren Sie gute Ideen aus Hinweis: Die letztendlichen Entschei- der Praxis für die Praxis. Einfach eine Mail dungen über die Besuchsdienst- und senden an: alternde-gesellschaft@kirch- Seniorenarbeit werden vor Ort in den liche-dienste.de oder ein Anruf unter Tel. Kirchengemeinden vom Kirchenvorstand 0511 1241 593. Gerne schicken wir Ihnen getroffen. Außerdem gilt das dort vor- die aktuellen Ideenblätter zu. liegende Hygienekonzept. Oder laden Sie sich die Ideenblätter herunter: https://www.kirchliche-dienste.de/ar- Angela Biegler, Pädagogische Mitarbeiterin, beitsfelder/seniorinnen-und-senioren/ Evangelische Erwachsenenbildung (EEB), fuereinander-in-zeiten-von-corona Geschäftsstelle Hannover Midi. Ev. Werk für Diakonie und Entwick- lung e.V.: Anders Weihnachten. Inspira- tionen für Kirche und Diakonie. Pdf zum Runterladen, gelesen am 30.10.2020 Fürchte dich nicht! Angedachtes – Informatives – Arbeitshilfen ¢ www.kirchliche-dienste.de/besuchsdienst 21
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